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1 2 3 4 5 6 7 - Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH

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Nr. 120 | ausgabe 1 | 2012<br />

MW:mehr wissen<br />

Das MagaziN für uNsere NachbarN<br />

energiewende<br />

Neue Leitungen müssen Strom<br />

von Nord nach Süd bringen<br />

info-zentrum<br />

So viele Besucher wie nie zuvor<br />

kamen 2011 ins Kraftwerk<br />

Wer A sAgt…<br />

Dr. Helmut Steiner und sein Team haben beim Rückbau<br />

von Block A wertvolle Erfahrungen gesammelt, die jetzt<br />

sehr gefragt sind.<br />

KraftwerKsgespräch<br />

Gäste diskutieren mit<br />

der Kraftwerksleitung<br />

Rätsel<br />

raten sie mit<br />

und gewinnen sie<br />

einen innovativen<br />

Kindle ereader!<br />

seite 20


INHaLt<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das <strong>Kernkraftwerk</strong><br />

gundremmingen<br />

punktet nicht nur mit<br />

seinen beiden leistungsstarken<br />

Blöcken,<br />

die zur sicheren, zuverlässigen<br />

und nahezu<br />

co 2-freien strom-<br />

versorgung Bayerns<br />

beitragen. unsere anlage ist auch ein arbeitsplatzgarant.<br />

damit meine ich neben<br />

unseren 850 eigenen angestellten und den<br />

mehr als 400 dauerhaft beschäftigten mitarbeiter<br />

von partnerfirmen auch die Jobs bei<br />

Lieferanten und auftragnehmern. durch<br />

den Betrieb des <strong>Kernkraftwerk</strong>s sind so mehr<br />

als 2.000 arbeitsplätze gesichert. wir werden<br />

hier noch zehn Jahre lang strom erzeugen.<br />

dafür benötigen wir einen entsprechenden<br />

personalbestand – sowohl quantitativ als<br />

04<br />

12<br />

16<br />

KontAKt: so erreichen sie uns<br />

INformatIoNSzeNtrum<br />

GuNdremmINGeN<br />

Telefon: 08224 78 -2231<br />

E-Mail: info@kkw-gundremmingen.de<br />

Dr.-August-Weckesser-Straße 1,<br />

89355 <strong>Gundremmingen</strong><br />

www.kkw-gundremmingen.de<br />

auch vor allem qualitativ. freie stellen versuchen<br />

wir derzeit unter anderem mit Kollegen<br />

aus dem abgeschalteten <strong>Kernkraftwerk</strong> Biblis<br />

zu besetzen. sieben haben sich schon zu<br />

einem wechsel nach gundremmingen entschlossen.<br />

wir hoffen, dass weitere folgen.<br />

Bei den auszubildenden gibt es einen<br />

neuen höchststand: 49 junge frauen und<br />

männer erlernen einen der sechs ausbildungsberufe.<br />

im herbst 2012 werden neun<br />

azubis ihre ausbildung im Kraftwerk beginnen.<br />

einerseits stellen wir uns somit langfristig<br />

auf den geringeren personalbedarf ab<br />

ende dieses Jahrzehnts ein, wenn Block B in<br />

der nachbetriebsphase sein wird. andererseits<br />

übernehmen wir als großer ausbildungsbetrieb<br />

weiter Verantwortung.<br />

gundremmingen bleibt also ein wichtiger<br />

wirtschaftmotor, was sich darüber hinaus<br />

auch am auftragsvolumen festmacht,<br />

in diesem heft<br />

Ansprechpartner:<br />

Rudolf Kögler, Wolfgang Peck,<br />

Simone Rusch<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Freitag: 9 bis 16 Uhr<br />

Samstag/Sonntag: 13 bis 18 Uhr<br />

An Feiertagen geschlossen<br />

das wir an partnerfirmen vergeben. dieses<br />

hat sich im Vergleich zu 2011 noch einmal<br />

um 12,5 millionen euro erhöht und liegt nun<br />

im dreijahresdurchschnitt bei 174,4 millionen<br />

euro per anno. mehr als 50 millionen<br />

euro davon fließen direkt an unternehmen<br />

in der region schwaben.<br />

was sich in unserem Kraftwerk tut, aber<br />

auch auf dem nationalen energiemarkt, sei<br />

es bei den erneuerbaren, den netzen oder<br />

der heimischen Braunkohle, darüber wollen<br />

wir sie in dieser mw informieren.<br />

ich wünsche ihnen eine spannende<br />

Lektüre.<br />

christoph Quick<br />

Kaufmännischer Leiter Kgg<br />

KRAFTWERKSGESPRäch SEiTE 3<br />

Kgg begrüßt 140 gäste aus der region<br />

RücKbAU SEiTE 4<br />

Vom <strong>Kernkraftwerk</strong> zur grünen wiese: der rückbau von Block a<br />

dient anderen rückbauprojekten als Vorbild<br />

blicK inS KRAFTWERK SEiTE 12<br />

Viele Besucher im info-zentrum | ausbildung | emissionswerte<br />

EnERGiEWEnDE SEiTE 14<br />

neue stromnetze sind notwendig, damit die energiewende gelingt<br />

bRAUnKOhlE SEiTE 16<br />

ein heimischer energieträger ebnet den weg ins zeitalter<br />

der erneuerbaren<br />

innOVATiOn SEiTE 19<br />

rwe innogy erzeugt strom aus erneuerbaren energien<br />

zU GUTER lETzT SEiTE 20<br />

rätselspaß<br />

iMpressuM<br />

Herausgeber: rwe power ag<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong> gundremmingen gmbh<br />

anschrift: huyssenallee 2, 45128 essen;<br />

dr.-august-weckesser-straße 1,<br />

89355 gundremmingen<br />

V.i.S.d.P.: stephanie schunck, rwe power ag<br />

redaktion und Gestaltung:<br />

rwe power ag / ergo unternehmenskommunikation<br />

gmbh & co. Kg, frankfurt am main,<br />

e-mail: mw-gundremmingen@rwe.com<br />

2 MW: Das Magazin MagaziN für unsere uNsere nachbarn NachbarN<br />

fotos: christina Bleier, Kgg, rwe power ag, thomas tietz; titel: Kgg, tobias schmidt


KraftwerKSGeSPräcH<br />

„Wir können froh sein, dass Wir<br />

die KernKrAft noch hAben“<br />

JAHResBilANZ: 27. Kraftwerksgespräch – rwe power-Vorstand dr. ulrich hartmann geht<br />

auf die Bedeutung der Kernenergie für die energiewende ein.<br />

strom ist strom. er ist weder gut noch<br />

schlecht. das stellte dr. ulrich hartmann<br />

aus essen beim Kraftwerksgespräch in<br />

gundremmingen vor 140 gästen aus politik,<br />

wirtschaft und medien heraus. das<br />

Vorstandsmitglied von rwe power ist seit<br />

Januar zuständig für den Bereich Kernenergie.<br />

diese scheine in der öffentlichen<br />

wahrnehmung manchmal schon abgeschrieben,<br />

so hartmann. dem sei jedoch<br />

nicht so: „wir können froh sein, dass wir die<br />

Kernkraft noch einige Jahre als verlässlichen<br />

partner haben werden, denn wir brauchen<br />

sie.“ daher forderte er: „wir müssen die<br />

polarisierung zwischen gutem grünen und<br />

schlechtem konventionellen strom über<br />

Bord werfen.“ das <strong>Kernkraftwerk</strong> gundremmingen<br />

wird noch einige Jahre Bayern<br />

mit strom versorgen und bei der anspruchsvollen<br />

aufgabe mitwirken, den umbau des<br />

energiesystems voranzubringen.<br />

dazu ist die gundremminger siedewasseranlage<br />

bestens geeignet, wie dr. helmut<br />

Bläsig, technischer Leiter des Kraftwerks,<br />

verdeutlichte: „unsere Blöcke sind so aus-<br />

gelegt, dass sie die Leistung kurzfristig<br />

verändern können, je nachdem, ob viel<br />

oder wenig wind- oder sonnenenergie ins<br />

netz fließt. so unterstützen wir die energiewende<br />

und sorgen gleichzeitig für eine<br />

verlässliche, wetterunabhängige stromversorgung.“<br />

um dieser aufgabe noch besser<br />

gewachsen zu sein, investiert das Kraftwerk<br />

auch dieses Jahr rund 50 millionen euro.<br />

gastreferent professor alfred Voß<br />

(universität stuttgart) stellte in seinem<br />

Vortrag Überlegungen auf, ob die energiewende<br />

tatsächlich der Königsweg zu<br />

einer klimaverträglichen und nachhaltigen<br />

Versorgung ist. sein fazit: noch sind diesbezüglich<br />

viele fragen nicht geklärt.<br />

im sommer jährt sich die gründung des<br />

standorts gundremmingen zum 50. mal.<br />

Bis ende 2011 wurde hier mit 545 milliarden<br />

Kilowattstunden eine strommenge<br />

produziert, die etwa dem Jahresbedarf<br />

ganz deutschlands entspricht. „auf diese<br />

gemeinschaftsleistung können alle<br />

ehemaligen und aktiven mitarbeiter stolz<br />

sein“, so dr. helmut Bläsig.<br />

beim Kraftwerksgespräch (v.l.): Dr. helmut bläsig<br />

(Technischer leiter KGG), Dr. Ulrich hartmann<br />

(Vorstandsmitglied RWE Power), Dr. hartmut<br />

Pamme (Spartenleiter Kernkraft bei RWE Power),<br />

christoph Quick (Kaufmännischer leiter KGG).<br />

getrübt wird das Jubiläum durch die ereignisse<br />

in fukushima und die reaktion der<br />

deutschen politik. obwohl die faktenlage<br />

zeige, dass ein unfall wie in Japan nicht auf<br />

hiesige anlagen übertragbar ist, wurde – so<br />

Bläsig – übereilt der ausstieg beschlossen.<br />

alfred sauter (mdL, csu) meinte dazu,<br />

dass er persönlich immer zur Kernenergie<br />

gestanden habe. die regierung konnte<br />

aber nach fukushima nicht anders entscheiden,<br />

da die mehrheit der Bevölkerung<br />

sich gegen die weitere nutzung der Kernkraft<br />

ausgesprochen habe.<br />

dr. ulrich hartmann dazu: „die politik<br />

sollte auch gegen den tagestrend zu ihren<br />

eigenen Überzeugungen stehen. wir als<br />

rwe haben uns auf das geltende gesetz<br />

mit Laufzeitverlängerung verlassen und<br />

im Vertrauen darauf allein in Biblis 100<br />

millionen euro in die modernisierungen investiert.<br />

das <strong>Kernkraftwerk</strong> durfte jedoch<br />

nach dem moratorium nicht wieder ans<br />

netz, obwohl der eu-stresstest das hohe<br />

sicherheitsniveau aller deutschen anlagen<br />

bestätigt hat.“<br />

nr. 120 | AusgAbe 1 | 2012 3


ücKBau<br />

„mein stolz ist<br />

der leere rAuM“<br />

in der Fachwelt ist<br />

Dr. helmut Steiner<br />

ein gefragter Mann,<br />

wenn es um den<br />

Rückbau von Kraftwerken<br />

oder die<br />

Dekontamination<br />

von Anlagenteilen<br />

geht.<br />

4<br />

MW: Das Magazin für unsere nachbarn


foto: christina Bleier<br />

RepoRtAge: seit mehr als<br />

20 Jahren leitet Dr. helmut<br />

steiner den rückbau von<br />

block a in gundremmingen,<br />

der einst das erste kommerzielle<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong> in<br />

Deutschland war. Dr. steiner<br />

und sein Team haben eine<br />

schwierige und verantwortungsvolle<br />

aufgabe.<br />

rücKBau<br />

dr. helmut steiner ist inge-<br />

nieur. ingenieure sind men-<br />

schen, die etwas erschaffen<br />

oder produzieren. so wie seine<br />

Kollegen, die in den Blöcken B<br />

und c des <strong>Kernkraftwerk</strong>s arbei-<br />

ten und mitverantwortlich sind,<br />

dass jeden tag reibungslos<br />

strom ins netz fließt. dr. stei-<br />

ner dagegen baut nichts auf.<br />

er baut ab. und das seit mehr<br />

als 20 Jahren. heute steht<br />

dr. steiner im Besucher-<br />

raum von Block a. durch eine<br />

scheibe kann man arbeiter<br />

beobachten, die zwischen<br />

werkzeugmaschinen, contai-<br />

nern mit stahlschrott, gelben<br />

fässern und bunten tonnen<br />

umherlaufen. in der ecke steht<br />

eine große presse. dr. steiner<br />

sagt: „mein stolz ist der leere<br />

raum, und der weg dorthin ist<br />

spannend.“ >>><br />

nr. 120 | AusgAbe 1 | 2012 5


ücKBau<br />

Block a des <strong>Kernkraftwerk</strong>s gundremmingen war das erste kommerzielle<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong> in deutschland. Von 1966 bis 1977<br />

erzeugte es strom mit einer Leistung von 250 megawatt. seit<br />

1983 wird die anlage zurückgebaut. ein Jahr später gingen damals<br />

die Blöcke B und c in Betrieb, die zusammen gut zehn<br />

mal so viel energie produzieren. es ist der einzige standort in<br />

deutschland, an dem rückbau und stromproduktion parallel<br />

vonstattengehen.<br />

„unsere Vorgabe ist immer, sicher<br />

und wirtschaftlich zu arbeiten“, erklärt<br />

dr. steiner. etwa 50 mitarbeiter<br />

gehören zum team des 58-Jährigen.<br />

nüchtern betrachtet haben sie nur eine<br />

aufgabe: abreißen. aber das ist bei einem<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong> eine komplexe und<br />

verantwortungsvolle arbeit. zudem<br />

waren die gundremminger pioniere. es<br />

gab keine pläne und keine erfahrungswerte,<br />

wie man ein kommerziell betriebenes<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong> entsorgt. doch für<br />

die Betreiber, die heutige Kgg, stand<br />

von anfang an fest: wir haben ein<br />

Kraftwerk auf der grünen wiese gebaut.<br />

wenn wir den platz dereinst verlassen,<br />

soll hier wieder grüne wiese wachsen.<br />

der rückbau war daher zugleich forschungsarbeit.<br />

und mit dr. steiner hat man in gundremmingen<br />

genau den richtigen geholt.<br />

als der maschinenbau-ingenieur<br />

das Jobangebot bekam, den rückbau<br />

von Block a zu leiten, hatte er an der<br />

universität hannover eine methode<br />

erforscht, wie man sensible teile eines<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong>s unter wasser zerlegen<br />

kann. unter seiner Leitung wurden im<br />

Laufe der Jahre in gundremmingen<br />

verschiedene Verfahren und methoden<br />

entwickelt, die weltweit anerkennung<br />

und anwendung finden. und natürlich<br />

ist auch dr. steiner selbst ein gefragter<br />

mann. er gehört unter anderem einer<br />

6<br />

bild oben: Die betonhülle von block A<br />

steht noch. Die Komponenten sind<br />

komplett ausgebaut: Das Fachteam<br />

um Rückbau-chef Dr. Steiner hat<br />

ganze Arbeit geleistet<br />

(bild unten aus dem Jahr 2000).<br />

task force an, die den weg bereitet für den rückbau anderer<br />

deutscher <strong>Kernkraftwerk</strong>e, die nach der politisch motivierten<br />

energiewende abgeschaltet wurden. einmal pro woche fährt<br />

er deswegen nach Biblis, wo sich die rückbau-experten treffen.<br />

aber am wohlsten fühlt er sich am Block a in gundremmingen,<br />

wo er jeden tag den fortschritt sehen kann: „abbau ist einer<br />

der kreativsten Vorgänge.“<br />

MW: Das Magazin für unsere nachbarn


ücKBau<br />

Weniger Als 3 prozent des rückbaumaterials<br />

Werden radioaktiver abfall sein<br />

eines der wichtigsten ziele<br />

beim rückbau von Block a ist<br />

es, die menge des radioaktiven<br />

abfalls zu minimieren und möglichst<br />

viel material wiederzuverwerten.<br />

Bisher fielen beim abbau<br />

10.000 tonnen an. der<br />

weitaus größte teil ist frei von<br />

radioaktivität. denn das kontaminierte<br />

material wurde in vielen<br />

fällen mit aufwen digen Verfahren<br />

so bearbeitet, dass<br />

keine aktivität mehr vorliegt.<br />

Bisher wurden mehr als 90 prozent<br />

des schrotts wiederverwertet.<br />

alles, was die anlage<br />

verlässt, wird auf radio aktive<br />

strahlung untersucht. erst<br />

wenn eine „freigabe nach<br />

strahlenschutzverordnung“<br />

durch die aufsichtsbehörde erteilt<br />

ist, darf das material wiederverwertet<br />

werden.<br />

die schwach radioaktiven<br />

abfälle machten in gundremmingen<br />

bisher 10 prozent der<br />

gesamtmenge aus, einschließlich<br />

des reaktordruckbehälters<br />

mit seinen einbauten und des<br />

Biologischen schildes. „würden<br />

wir das material in 200-Liter-fässer<br />

packen, würde dies<br />

circa 3.000 stück ergeben, die<br />

gerade mal ein normales einfamilienhaus<br />

füllen würden“, erklärt<br />

dr. helmut steiner, Leiter<br />

des rückbaus. wenn auch das<br />

reaktorgebäude komplett zurückgebaut<br />

ist, wird der radio-<br />

aktive anteil an der gesamten<br />

abfallmenge weniger als 3 prozent<br />

betragen. wie auch die anderen<br />

bayerischen <strong>Kernkraftwerk</strong>e<br />

liefert gundremmingen<br />

die abfälle ins zwischenlager<br />

nach mitterteich in der oberpfalz,<br />

bis die Bundesregierung<br />

das endlager schacht Konrad<br />

betriebsfertig ausgebaut hat.<br />

ursprünglich war dies für 2013<br />

geplant, mittlerweile spricht<br />

die regierung von einer fertigstellung<br />

nicht vor 2019. die<br />

Kosten der einlagerung tragen<br />

die <strong>Kernkraftwerk</strong>sbetreiber.<br />

die erfahrungen aus dem<br />

rückbau, die dr. steiner und<br />

sein team gewonnen haben,<br />

setzen sie in gundremmingen<br />

auch in zukunft ein. als „technologiezentrumgundremmingen“<br />

bieten sie für die Blöcke<br />

B und c unterstützung bei dekontaminations-<br />

und zerlegungsarbeiten,<br />

die während<br />

des laufenden Betriebs der<br />

Blöcke anfallen. so haben sie<br />

beispielsweise 8.000 tonnen<br />

material, das von umbauarbeiten<br />

oder revisionen der<br />

Blöcke B und c stammt, mit<br />

den speziellen Verfahren und<br />

geräten in Block a verarbeitet.<br />

auch als die turbinen in<br />

den beiden Blöcken modernisiert<br />

wurden, zerlegte das<br />

team die alten turbinen fachgerecht<br />

am standort.<br />

Gründlich: Jedes Teil der Anlage wird beim Rückbau auf<br />

Strahlung geprüft, gegebenenfalls gereinigt und darf erst<br />

nach der amtlichen Freigabe das Gelände verlassen.<br />

nr. 117 120 | AusgAbe 2 1 | 2011 2012<br />

7<br />

fotos: christina Bleier, Kgg, thomas tietz


eNerGIe & tecHNIK<br />

RiESEnzYlinDER: Mehr als 3 Meter Durchmesser<br />

misst der Dampftrockner, der im Reaktordruckbehälter<br />

eingebaut war. Er wird unter Wasser zerlegt.<br />

bADETAG: Phosphorsäure löst in großen<br />

Wannen die radioaktiv kontaminierten beläge<br />

von Metallteilen.<br />

8<br />

STücK FüR STücK: Eine Großbandsäge<br />

zerkleinert das Gehäuseteil einer niederdruck-Turbine.<br />

TREnnARbEiT: Das Oberteil des Reaktordruckbehälters wird abgetrennt, heraus gehoben und im Reaktorgebäude weiter zerkleinert (von links).<br />

GERäUMT: Diese extra installierte Filteranlage säuberte das<br />

Wasser, das für Rückbauarbeiten im lagerbecken benötigt<br />

wurde. Anschließend wurde sie wieder entfernt (rechtes bild).<br />

MW: Das Magazin für unsere nachbarn


AbTAUchEn: Um radioaktive Strahlung abzuschirmen,<br />

werden stark strahlende bauteile unter Wasser<br />

von einem ferngesteuerten Werkzeugträger zerlegt.<br />

EiSzEiT: Der Dampferzeuger wird zu einem großen<br />

Eisblock gefroren und mit einer Spezialsäge<br />

in einzelne Scheiben zersägt.<br />

fotos: asdasdasdasdasdasdas<br />

KOlOSS: Rund 7 Tonnen – mehr als fünf VW Golfs –<br />

wiegt das stählerne Gehäuse der hauptumwälzpumpe.<br />

Mithilfe einer Großbandsäge wird sie zerkleinert.<br />

fotos: Kgg, thomas tietz<br />

rücKBau<br />

GefraGte<br />

pionierArbeit<br />

als die mitarbeiter 1983 mit dem rückbau von Block a begannen, gab<br />

es keinerlei erfahrungswerte. Bis dato hatte man lediglich Versuchskraftwerke<br />

abgebaut, die wissenschaftlichen zwecken dienten, aber<br />

kein kommerziell betriebenes <strong>Kernkraftwerk</strong>. die gundremminger<br />

leisteten auf vielen feldern pionierarbeit und entwickelten den standort<br />

zu einem wissenszentrum. Viele methoden sind noch heute Basis<br />

für rückbauprojekte in aller welt. in gundremmingen gelang es zum<br />

Beispiel erstmals, steuerstäbe aus dem reaktor unter wasser zu zerlegen.<br />

ein Verfahren zur dekontamination wurde auch an einen Kraftwerksbetreiber<br />

in italien verkauft. fachbesucher kommen regelmäßig,<br />

um sich das Know-how erklären zu lassen. hier Beispiele für<br />

Verfahren, die in gundremmingen (weiter) entwickelt wurden.<br />

• um von stahlteilen die radioaktive Kontamination zu entfernen,<br />

hat man ein spezielles Verfahren entwickelt. man macht sich dabei<br />

die eigenschaft von säuren zunutze, die metalle chemisch angreifen<br />

und auflösen. die gundremminger verwenden dazu phosphorsäure,<br />

die nicht giftig ist. das aufgelöste metall wird durch<br />

eine chemische reaktion aus der säure entfernt. das Verfahren<br />

ist patentiert. indem die kontaminierte schicht sauber ab gelöst<br />

wird, reduziert sich die menge an radioaktivem abfall erheblich.<br />

die behandelten metallteile sind vollkommen sauber, sodass der<br />

nachweis der einhaltung der grenzwerte, die die strahlenschutzverordnung<br />

vorschreibt, ohne weiteres geführt werden kann.<br />

nach Bestätigung durch die aufsichtsbehörde wird das behandelte<br />

material an den schrotthandel abgegeben.<br />

• um die großen dampferzeuger abzubauen, mussten die vielen tausend<br />

rohre, die der dampferzeuger beinhaltet, fixiert werden. erst<br />

dann war es möglich, ihn zu zerlegen. die fachleute behalfen sich<br />

mit einem einfachen trick, dem „eissägen“. sie füllten dazu wasser<br />

in den dampferzeuger und schlossen ein Kühlaggregat an, welches<br />

ihn zu einem eisblock gefror. anschließend wurde der dampferzeuger<br />

noch im gefrorenen zustand zersägt. nach dem auftauen<br />

können die einzelnen teile leicht weiterbehandelt werden.<br />

• eine herausforderung stellte der reaktordruckbehälter mit seinen<br />

einbauten dar. in ihm findet während des laufenden Betriebs die<br />

Kernspaltung statt, die einbauten werden dadurch selbst radioaktiv.<br />

die zerlegung dieser Bauteile musste unter wasser durchgeführt<br />

werden, um die radioaktive strahlung gut abzuschirmen. die<br />

facharbeiter benutzten dazu ferngesteuerte werkzeuge. zentrales<br />

zerlegewerkzeug war hierbei ein plasmabrenner. dabei handelt<br />

es sich um ein gerät, das einen circa 10.000 grad heißen gasstrahl<br />

erzeugt, der bis zu 10 zentimeter dicken stahl trennen kann<br />

und auch noch in mehr als 20 metern wassertiefe funktioniert.<br />

nr. 120 | AusgAbe 1 | 2012 9


ücKBau<br />

schritt für schritt<br />

pHAseN des RückBAus: zwischen der stilllegung eines <strong>Kernkraftwerk</strong>s und<br />

dem Beginn des rückbaus vergehen in der regel mehrere Jahre. das erfordert<br />

aufwendige planungen, schließlich handelt es sich um eine anspruchsvolle<br />

technische unternehmung. außerdem sind langwierige genehmigungsverfahren<br />

notwendig. Je nach <strong>Kernkraftwerk</strong> wird der rückbau in<br />

verschiedene abschnitte eingeteilt. der rückbau von Block a in gundremmingen<br />

lässt sich in vier phasen gliedern.<br />

10<br />

pHAse 1<br />

in der ersten Phase wurden alle nicht benötigten<br />

Systeme und Komponenten des<br />

Maschinenhauses abgebaut. Große Komponenten<br />

wie Generator und Turbine standen<br />

am Anfang. „Es ging auch darum, Platz zu<br />

schaffen für die weiteren Arbeiten“, erklärt<br />

Dr. helmut Steiner, leiter des Rückbaus.<br />

pHAse 2<br />

Der zweite Schritt betraf das Reaktorgebäude, in dem sich zum beispiel<br />

Dampferzeuger, Wärmetauscher, Kühler und Rohrleitungen befanden.<br />

Alle nicht mehr benötigten Komponenten und Einrichtungen sind inzwischen<br />

abgebaut und verarbeitet.<br />

Wie schon in Phase 1 wurde der größte Teil des Materials mithilfe chemischer<br />

und mechanischer Verfahren dekontaminiert und der konventionellen<br />

Verwertung zugeführt.<br />

MW: MW: Das Das MagaziN Magazin MagaziN für für uNsere unsere NachbarN nachbarn NachbarN


illustration: Kgg<br />

pHAse 3<br />

in der dritten Phase wurden die aktivierten Komponenten<br />

zerlegt. Das sind jene Teile, die unmittelbar<br />

der Strahlung aus der nuklearen Kernspaltung ausgesetzt<br />

waren. Darunter fallen beispielsweise das<br />

Reaktordruckgefäß und der „biologische Schild“,<br />

eine 300 Tonnen schwere Schutzkonstruktion aus<br />

beton. Dank intensiver Entwicklungsarbeiten gelang<br />

es, Verfahren zu qualifizieren, mit denen die<br />

aktivierten Teile im Reaktor unter Wasser abgebaut<br />

werden konnten. Auch für die Demontage des<br />

Reaktordruckbehälters selbst und den beton des<br />

biologischen Schildes wurden spezielle Verfahren<br />

entwickelt und eingesetzt. Diese Arbeiten sind erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

pHAse 4<br />

1 Reaktordruckgefäß<br />

2 Primärdampfleitung<br />

rücKBau<br />

3 Primärdampf-Sicherheitsventile<br />

4 Turbine, hochdruckteil<br />

5 Dampfüberleitung<br />

6 Turbine, niederdruckteil<br />

7 Generator und Erregermaschine<br />

8 Kondensator<br />

9 Speisewasserleitung<br />

10 biologischer Schild mit Kühlung<br />

11 Steuerstabantriebe<br />

12 brennelement-lagerbecken<br />

13 Gestelle für brennelemente<br />

14 brennelement-Wechselmaschine<br />

15 Reaktorgebäude<br />

16 Stählernes Umschließungsgehäuse<br />

17 luftspalt<br />

18 Maschinenhaus<br />

19 Aufbereitungs- und lüftungsgebäude<br />

20 Werkstattgebäude<br />

21 betriebsgebäude<br />

22 Abluftkamin vom Aufbereitungs-<br />

und lüftungsgebäude<br />

23 Stutzen für Umwälzleitung<br />

Diese Phase beinhaltet den Abbau der Gebäude, insbesondere<br />

des Reaktorgebäudes. Die Arbeiten dafür sind noch nicht abgeschlossen.<br />

bisher wurden im Reaktorgebäude auf etwa 9.500<br />

Quadratmetern betonoberfläche Farbanstrich und Putz entfernt,<br />

die mit Radioaktivität behaftet waren. Weil teilweise eine bis<br />

zu einem zentimeter dicke Schicht abgetragen wurde, kamen<br />

Druckluft- oder Elektromeißel zum Einsatz. Die Arbeiten müssen<br />

per hand erledigt werden, um alle Flächen und Öffnungen<br />

der Gebäudestrukturen bearbeiten zu können. Da sich die inbetriebnahme<br />

des Endlagers Schacht Konrad zwar verzögert, aber<br />

absehbar ist, sind die Arbeiten im Reaktorgebäude unterbrochen,<br />

um die beim weiteren Abbau entstehenden Abfälle ohne<br />

Umweg direkt in das Endlager transportieren zu können.<br />

nr. Nr. 117 120 | AusgAbe ausgabe 2 1 | 2011 2012<br />

11


BLIcK INS KraftwerK<br />

Ausgelernte Arbeiten Weiter im kraftWerk<br />

zur stammbelegschaft des <strong>Kernkraftwerk</strong>s gundremmingen gehören ab jetzt steffen Kreis (fachkraft für Lagerlogistik), thomas Brunner, christian haschner,<br />

tim nagel, patrick semmler (elektroniker für Betriebstechnik), martin mayer, Johannes Lanzendörfer, michael Linder, michael przyklenk, Benjamin Lippert<br />

und christian grünwald (industriemechaniker). sie haben ihre ausbildung erfolgreich beendet und erhalten zunächst befristete arbeitsverträge. die<br />

Kraftwerksleitung äußerte die hoffnung, den jungen mitarbeitern auch langfristig eine perspektive bieten zu können. den gelungenen abschluss ihrer<br />

Berufsausbildung feierten sie gemeinsam mit ihren ausbildern, dem Betriebsrat, der personalbetreuung und der geschäftsführung des Kraftwerks. „eine<br />

solide ausbildung ist nach wie vor eine gute Basis für den erfolgreichen Berufseinstieg“, betonte der Kaufmännische geschäftsführer christoph Quick.<br />

Jetzt komme es darauf an, sich neugier und eigeninitiative zu bewahren und auf diesem fundament aufzubauen.<br />

Rede und Antwort standen neun Azubis und fünf Ausbildungs leiter<br />

des KGG den Schülerinnen und Schülern auf der Messe „Fit for Job“.<br />

grosses interesse an<br />

ausbildunG im kraftWerk<br />

die schüler der region interessieren sich nach wie vor für eine ausbildung<br />

bei Kgg. das zeigten sie auf der messe „fit for Job“ in<br />

höchstädt an der donau. dort stellten mehr als 250 schülerinnen<br />

und schüler am Kgg-stand den fünf ausbildern und neun azubis<br />

aus dem <strong>Kernkraftwerk</strong> gundremmingen zahlreiche fragen zu den<br />

ausbildungsberufen. Besonders im mittelpunkt des interesses<br />

standen die azubis aus dem Kraftwerk, die ihre erfahrungen mit<br />

den schülern teilten und ihnen aus erster hand versichern konnten,<br />

dass das Kraftwerk weiterhin ein attraktiver ausbildungsstandort<br />

ist. zehn Jahre lang erzeugt das <strong>Kernkraftwerk</strong> gundremmingen<br />

noch strom. daher übernimmt das Kraftwerk weiterhin Verantwortung<br />

für die region und bildet junge menschen in sechs Berufen<br />

aus. im kommenden september starten neun azubis, für das Jahr<br />

2013 bietet Kgg ebenfalls ausbildungsplätze an. schüler haben<br />

zudem die möglichkeit, bei einem schnupperpraktikum ihren gewünschten<br />

ausbildungsberuf kennenzulernen. das Kraftwerk stellt<br />

jeweils in den oster- und pfingstferien praktikumsplätze zur Verfügung,<br />

für die sich die schülerinnen und schüler bewerben können.<br />

12<br />

Mehr gäste im info-zentrum<br />

Kernenergie bewegt die menschen.<br />

im fall von gundremmingen<br />

sogar wortwörtlich: 11.900<br />

gäste kamen 2011 ins info-zentrum.<br />

das waren deutlich mehr<br />

als im Vorjahr mit 10.500 Besuchern.<br />

simone rusch, Leiterin<br />

der Öffentlichkeitsarbeit im<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong>, bilanziert: „das<br />

interesse an der Kernenergie<br />

ist nach wie vor ungebrochen.<br />

daher nutzen die Bürger gerne<br />

unser angebot, sich aus erster<br />

hand über fragen der energieerzeugung<br />

zu informieren.“<br />

Vor allem gruppen besuchten<br />

das info-zentrum,<br />

konnten an einem Vortrag<br />

teilnehmen und eine führung über die anlage erleben. den größten<br />

zuwachs verzeichnet das team des info-zentrums jedoch bei<br />

einzelbesuchern: fast 3.000 interessierte informierten sich spontan<br />

und ohne anmeldung in der dauerausstellung, die mit spannenden<br />

exponaten, modellen und infotafeln zeigt, wie energie erzeugt wird,<br />

wie ein <strong>Kernkraftwerk</strong> funktioniert und welche hohen sicherheitsstandards<br />

die Kraftwerke erfüllen.<br />

das info-zentrum des <strong>Kernkraftwerk</strong>s gundremmingen ist täglich<br />

geöffnet, werktags von 9 bis 16 uhr, samstags und sonntags von<br />

13 bis 18 uhr, an feiertagen geschlossen. anmeldung für Vorträge<br />

und führungen unter telefon 08224 78-2231.<br />

MW: Das Magazin für unsere nachbarn<br />

fotos: Kgg, christina Bleier, istockphoto; illustration: Kgg


Ganz nAtürlich<br />

Jeder mensch ist tagtäglich strahlung ausgesetzt – ob er will<br />

oder nicht. denn die natürliche strahlung ist überall vorhanden<br />

und kann nicht beeinflusst werden. sie stammt unter anderem<br />

aus radioaktiven stoffen, die sich im erdboden und im<br />

gestein befinden. ihre stärke hängt von der Bodenbeschaffenheit<br />

ab und ist von region zu region unterschiedlich. aus<br />

dem Boden gelangen diese stoffe in Luft, wasser, pflanzen<br />

und tiere – und damit auch in Lebensmittel.<br />

die strahlendosis wird in der einheit sievert (sv) gemessen.<br />

natürliche strahlung macht mit 2,1 millisievert mehr als die<br />

hälfte der durchschnittlichen strahlenbelastung in deutschland<br />

aus. dazu kommen 1,8 millisievert strahlung, die auf<br />

technische ursachen zurück gehen. einen äußerst geringen<br />

anteil daran hat mit weniger als 0,01 millisievert die dosis, die<br />

der Betrieb von <strong>Kernkraftwerk</strong>en verursacht. um die transparenz<br />

weiter zu erhöhen, veröffentlicht das Kraftwerk jetzt monatlich<br />

die angefallenen emissionen. dies ergänzt die daten<br />

des Landesamts für umwelt.<br />

www.kkw-gundremmingen.de/kkw_t8.php<br />

Rund um die Uhr erfassen Messgeräte die radiologische Situation<br />

in der Umgebung des Kraftwerks.<br />

Nr. 120 | ausgabe 1 | 2012<br />

Dichtes Messpunktnetzwerk<br />

beispiele für Dosiswerte aus unterschiedlichen bereichen des täglichen lebens<br />

Eine Portion<br />

Wildschwein:<br />

< 0,004 mSv<br />

Drei Stunden Flug in<br />

10 Kilometer höhe:<br />

ca. 0,01 mSv<br />

Rauchen<br />

20 zigaretten/Tag<br />

im Jahr: ca. 9 mSv<br />

Schwankung der<br />

natürlichen Strahlung<br />

im Jahr: 1 bis 10 mSv<br />

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt 2011: Radioaktivität und Strahlung Vorkommen und Überwachung<br />

BLIcK INS KraftwerK<br />

An über 100 Messpunkten und Probenahmestellen<br />

werden vom betreiber und der unabhängigen behörde<br />

insgesamt ca. 2.000 radiologische Messwerte pro Jahr<br />

ermittelt und vom bayerischen landesamt für Umwelt<br />

in Augsburg (lfU) geprüft.<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong><br />

im Jahr:<br />

< 0,01 mSv<br />

Röntgenaufnahme,<br />

z. b. lendenwirbelsäule:<br />

0,8 bis 1,8 mSv<br />

13


eNerGIeweNde<br />

neue leitungen<br />

braucht das land<br />

BilANZ: ein Jahr nach Beschluss der energiewende steht deutschland weiterhin vor großen<br />

herausforderungen. wichtigste erkenntnis: der erfolg steht und fällt mit dem netzausbau.<br />

schnell und langsam – in gewisser weise ist die energiewende<br />

in deutschland beides zugleich. einerseits schnell, da die entscheidung<br />

der Bundesregierung zum ausstieg aus der Kernenergie<br />

im frühjahr 2011 schnell und für viele überraschend<br />

kam. andererseits langsam, da deutschland knapp ein Jahr<br />

später weiterhin vor großen herausforderungen steht.<br />

seit sommer 2011 ist das energiepaket in Kraft: sieben gesetze<br />

und eine Verordnung sollten zumindest politisch die weichen<br />

für die energiewende stellen. die ziele der deutschen<br />

energiepolitik sind ehrgeizig: Bis zum Jahr 2020 sollen 35 prozent<br />

des stroms aus erneuerbaren energien kommen,<br />

bis 2050 sogar 80 prozent. und bereits im Jahr<br />

2022 sollen die letzten deutschen Kernkraft-<br />

werke vom netz gehen.<br />

worauf es in den nächsten Jahren ankommt,<br />

lässt sich an diesem Beispiel erahnen:<br />

am 8. februar 2012 herrschten in europa<br />

bereits seit gut einer woche eisige<br />

temperaturen. der energiebedarf stieg. in<br />

den tagen zuvor hatte stetiger wind dafür gesorgt,<br />

dass die sogenannten Bedarfsspitzen<br />

durch windenergie ausgeglichen werden konnten. an<br />

diesem mittwoch reichte die windenergie allerdings nicht<br />

mehr aus. um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten,<br />

ging deshalb die sogenannte Kaltreserve ans netz: Block 3<br />

des steinkohlekraftwerks mannheim, an dem auch rwe beteiligt<br />

ist, lieferte zehn stunden lang energie zu. Kraftwerke<br />

in Österreich stellten rund 500 megawatt bereit.<br />

durch den innereuropäischen energiemarkt kommt es an<br />

einzelnen grenzen zu stromimporten nach deutschland. an<br />

anderen grenzen fließt deutscher strom ins ausland, so<br />

etwa am 8. februar 1.110 megawatt nach frankreich. wie<br />

14<br />

40 x<br />

um den äquator wickeln könnte<br />

man schon heute die 1,7 Millionen<br />

leitungskilometer des<br />

deutschen Stromnetzes.<br />

kommt das? die antwort auf diese frage berührt drei große<br />

herausforderungen, vor denen unser stromnetz steht:<br />

erstens: die stromerzeugung aus erneuerbaren energien<br />

ist unregelmäßig. wind- oder solarenergie können nur dann<br />

erzeugt werden, wenn der wind weht oder die sonne scheint.<br />

zweitens: die netze müssen modernisiert und ausgebaut<br />

werden, damit sie die unregelmäßige einspeisung von<br />

strom aus erneuerbaren energien bewältigen können. momentan<br />

stoßen die netze dabei an die grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.<br />

Künftig wird immer mehr strom in kleinen,<br />

weit über das Land verteilten Kraftwerken erzeugt<br />

werden. Bis zum Jahr 2021 sollen allein in Bayern<br />

1.000 bis 1.500 neue windkraftanlagen<br />

errichtet werden. heute gibt es davon rund<br />

400. das bedeutet: im stromnetz wird zunehmend<br />

Verkehr in alle richtungen herrschen.<br />

Bislang funktionierte das netz<br />

weitgehend als „einbahnstraße“: energie<br />

floss von wenigen großen produktionszentren<br />

zu den abnehmern.<br />

und drittens: stromerzeugung und -verbrauch<br />

sind räumlich voneinander getrennt. Bislang war es so:<br />

das Kraftwerk stand dort, wo die energie gebraucht wurde<br />

– oder zumindest in der nähe. windenergie hingegen wird<br />

zum Beispiel vor allem im norden deutschlands gewonnen.<br />

den größten energiebedarf haben aber die regionen im süden<br />

und im westen. hier haben die energieintensivsten industrieunternehmen<br />

ihren sitz. Bislang fehlen die höchstspannungsleitungen,<br />

um die energie dorthin zu bringen, wo<br />

sie gebraucht wird. erschwerend kommt hinzu: die meisten<br />

<strong>Kernkraftwerk</strong>e, die im sommer 2011 vom netz genommen<br />

wurden, befinden sich im süden und westen des Landes.<br />

MW: Das Magazin für unsere nachbarn


fotos: rwe power ag, wikipedia; grafik: ergo Kommunikation nach daten der Bundesnetzagentur<br />

netzbetreiber<br />

Amprion<br />

netzbetreiber<br />

EnbW<br />

netzbetreiber<br />

TenneT<br />

netzbetreiber<br />

50 hertz<br />

netzausbau-Projekte<br />

in verschiedenen Phasen<br />

des bau- und verwaltungsrechtlichen<br />

Planungsprozesses<br />

im bau<br />

realisiert<br />

Verzögerung<br />

durch beschleunigten Ausstieg<br />

aus der Kernenergie vorrangig<br />

notwendige Projekte<br />

ohne frage: auch am 8. februar 2012 wurde in deutschland strom produziert<br />

– aber am falschen ort und zur falschen zeit. solarstrom etwa wird naturgemäß<br />

tagsüber und nicht am frühen abend in das netz eingespeist, wenn es<br />

dunkel wird und der energiebedarf steigt. der Überschuss, der über tag in<br />

einigen regionen entsteht, dort aber nicht genutzt werden konnte, wird<br />

deshalb nach frankreich exportiert. der grund: in deutschland sind zu<br />

wenige speichermöglichkeiten für den strom aus erneuerbaren energien vorhanden.<br />

passiert dann noch unvorhergesehenes, wird es schwierig: ende november<br />

2011 war Block c des Kraftwerks gundremmingen für knapp zwei wochen außerplanmäßig<br />

vom netz gegangen. Brennelemente mussten ausgetauscht<br />

werden. auch an zwei tagen im dezember musste deshalb strom aus Österreich<br />

zugekauft werden, um die stabilität des bayerischen stromnetzes zu sichern.<br />

das zeigt auch, wie wichtig die Kernenergie für die region ist.<br />

Akzeptanz in der bevölkerung steigern<br />

fest steht: der ausbau des Leitungsnetzes ist ein maßgeblicher Baustein der energiewende.<br />

Knapp 4.500 Kilometer neue stromleitungen müssen deutschlandweit<br />

in den nächsten acht Jahren gebaut werden. dazu gehört auch die anbindung der<br />

offshore-windparks in nord- und ostsee. schließlich sollen dort bis 2030 rund<br />

10.000 neue windräder installiert werden. Bis 2015 wird rwe 5 milliarden euro in<br />

die erneuerbaren energien investieren, vor allem in windparks.<br />

für die neue infrastruktur braucht es nicht nur geld, sondern auch geduld: Vor<br />

der errichtung eines windparks steht in der regel ein langwieriges genehmigungsverfahren,<br />

das mit etlichen auflagen – etwa zum umweltschutz – verbunden<br />

ist. die genehmigung einer neuen hochspannungsleitung kann bis zu 15 Jahre<br />

dauern. das liegt auch an den einsprüchen, die Bürger oder gemeinden gegen solche<br />

projekte einlegen. die meisten menschen wollen die energiewende, aber viele<br />

tun sich schwer, die mit ihr verbundenen Baumaßnahmen zu akzeptieren. doch<br />

die zeit drängt. die politik will deshalb mehr aufklärung betreiben und für akzeptanz<br />

werben. eine verbesserte abstimmung zwischen Bund und Ländern soll zudem<br />

die planung und genehmigung von neuen strom trassen beschleunigen.<br />

eNerGIeweNde<br />

pionier<br />

aus bayern<br />

Vor 130 Jahren floss Strom von Miesbach<br />

nach München – über die erste<br />

überlandleitung der Welt.<br />

Oskar von Miller hat nicht nur das Deutsche<br />

Museum in München gegründet, er<br />

ließ 1882 auch die erste Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung<br />

der Welt errichten. Mit dem Stromtransport<br />

von Miesbach in die Hauptstadt des<br />

Königreichs Bayern machte von Miller<br />

vor 130 Jahren Werbung für die „Electricitäts-Ausstellung“<br />

in München.<br />

In Miesbach erzeugte eine Dampfmaschine<br />

den Strom, der per Telegrafenleitung<br />

in den 57 Kilometer entfernten<br />

Münchner Glaspalast übertragen wurde.<br />

Ein Manko der ersten Überlandleitung<br />

war der schwache Wirkungsgrad: Drei<br />

Viertel des Stroms gingen auf dem Weg<br />

verloren. Und nach wenigen Tagen versagte<br />

die gesamte Anlage. Die Telegrafenleitungen<br />

waren nicht für derartige<br />

Belastungen ausgelegt.<br />

Oskar von Miller (1855 – 1934)<br />

Nr. 120 | ausgabe 1 | 2012 15


BrauNKoHLe<br />

zukunft, die iM erdreich<br />

schluMMert<br />

ReNAissANce: Kohle war gestern? mitnichten! der ausstieg aus der Kernenergie lenkt<br />

das augenmerk auf die deutsche Braunkohle, die hierzulande ebenfalls stark zur grundversorgung<br />

mit strom beiträgt. Braunkohlenkraftwerke können dank zukunftsweisender<br />

innovationen und umweltschonender technologien auch künftig eine wichtige rolle für<br />

die stromversorgung spielen.<br />

die energiewende, die die Bundesregierung<br />

im vergangenen frühjahr beschlossen<br />

hat, stellt die energieversorger vor<br />

neue, teilweise noch gar nicht absehbare<br />

herausforderungen. so wird sich nach<br />

dem eilig vollzogenen ausstieg aus der<br />

Kernenergie beispielsweise folgende frage<br />

stellen: was passiert eigentlich, wenn<br />

an einem wintertag auf der nordsee im<br />

falschen moment flaute herrscht, die<br />

sonne sich nicht zeigen mag und daher<br />

bei erhöhtem strombedarf eine Versorgungslücke<br />

droht?<br />

Bislang waren es die deutschen <strong>Kernkraftwerk</strong>e,<br />

die einen großteil der<br />

grundlast im deutschen stromnetz bestritten,<br />

dabei aber gleichzeitig ihre<br />

Leistung relativ kurzfristig an den aktuellen<br />

Bedarf anpassen konnten. diese<br />

aufgabe müssen nun andere Kraftwerke<br />

übernehmen – zumal die schwankungen<br />

bei der einspeisung umso mehr ins<br />

gewicht fallen, je weiter der anteil der<br />

erneuerbaren energiequellen an der gesamtversorgung<br />

steigt: Bis 2020 soll er<br />

schätzungen zufolge bei gut einem<br />

drittel liegen.<br />

Mit boA ins zeitalter der<br />

Erneuerbaren<br />

dann müssen immer noch zwei drittel<br />

des stroms aus konventionellen, also<br />

fossilen Quellen kommen – natürlich<br />

aus modernen, ebenfalls klimaschonend<br />

arbeitenden Kraftwerken. da<br />

kommt es gerade recht, dass bei rwe<br />

power seit geraumer zeit an der weiterentwicklung<br />

der Kraftwerkstechnologie<br />

gearbeitet wird. der vielversprechende<br />

ansatz lässt sich auf folgende formel<br />

bringen: Boa. diese abkürzung steht<br />

für die neueste generation von „Braunkohlenkraftwerken<br />

mit optimierter anlagentechnik“.<br />

2003 ging bei Köln die erste anlage<br />

der neuen generation ans netz, in diesen<br />

wochen folgen ganz in der nähe<br />

zwei weitere einheiten: Boa 2 & 3. sie<br />

verbrauchen im Vergleich zu älteren<br />

Kraftwerken, die stillgelegt werden,<br />

deutlich weniger Kohle, stoßen weniger<br />

co2 aus und sind flexibler. das zauberwort<br />

dieser milliardeninvestitionen<br />

heißt „effizienz“, auf gut deutsch „wirkungsgrad“.<br />

sie holen mehr nutzenergie<br />

aus der Braunkohle, schonen damit die<br />

nationalen reserven und dienen dem<br />

Klimaschutz.<br />

die entwicklung geht weiter. direkt<br />

im anschluss an Boa 1 betreibt rwe<br />

16 MW: Das Magazin MagaziN für uNsere unsere nachbarn NachbarN


fotos: rwe power ag; illustration: deBriV-Bundesverband Braunkohle<br />

so entstand Braunkohle<br />

Vor 55 Millionen Jahren – die Saurier waren bereits<br />

ausgestorben – begann das Tertiär: In diesem Erdzeitalter<br />

herrschten günstige Bedingungen für die<br />

Entstehung von Braunkohle.<br />

In Flussniederungen erstreckten sich ausgedehnte<br />

Sumpf- und Moorgebiete. Süßwasser war reichlich<br />

vorhanden, und es herrschte ein wärmeres und<br />

feuchteres Klima als heute. Diese Bedingungen<br />

förderten Wachstum und Vergehen der Pflanzen. Absterbende<br />

Pflanzengenerationen wurden von Wasser<br />

bedeckt und konnten so nicht vermodern. Stattdessen<br />

wandelten Mikroorganismen die vergehende Vegetation<br />

über Tausende von Jahren zu Torf um.<br />

Gleichzeitig senkten sich diese Landschaften im<br />

Laufe der Erdgeschichte ab. Urzeitliche Ströme und<br />

die immer wieder vordringende Nordsee trugen<br />

Sand- und Kiesmassen heran und überlagerten die<br />

Torfschichten damit. Unter ihrem Druck und von der<br />

Luft abgeschlossen wurde der Torf in Jahrmillionen<br />

zu Braunkohle.<br />

Am Tagebaurand kann man es ablesen: Über und<br />

zwischen den schwarzen Braunkohlenflözen, in<br />

denen man oft noch fossile Baumstämme oder Holzstücke<br />

findet, lagern dicke Schichten von Sand, Kies,<br />

Ton und Schluff. Wer an die Kohle herankommen<br />

möchte, muss also zunächst diese Schichten, die der<br />

Bergmann Abraum nennt, abtragen.<br />

das sogenannte innovationszentrum<br />

Kohle. dort wird bereits an den Kraftwerkstechnologien<br />

der nächsten generation<br />

gearbeitet – zum Beispiel an<br />

der „wirbelschichttrocknung mit interner<br />

abwärmenutzung“ (wta).<br />

was sich hinter dem sperrigen projektnamen<br />

verbirgt? in der prototypanlage<br />

wird die feuchte Braunkohle<br />

aus dem tagebau – sie enthält gut zur<br />

hälfte wasser – gemahlen und in einem<br />

dampfstrom schwebend vorgetrocknet.<br />

die wta steigert den wirkungsgrad<br />

eines Braunkohlenkraftwerks auf<br />

über 45 prozent – ein rekordwert, denn<br />

der durchschnittswert liegt weltweit<br />

bei etwa 32 prozent. wo durch verbesserte<br />

technologien der wirkungsgrad<br />

steigt, sinken die emissionen von co2<br />

und anderen Luftschadstoffen.<br />

Braunkohlenvorräte in deutschland<br />

in milliarden tonnen<br />

innovative Projekte reduzieren<br />

Kohlendioxid<br />

entwickelt wurde die wta von den ingenieuren<br />

im innovationszentrum Kohle in<br />

niederaußem. dort arbeiten sie inzwischen<br />

längst an einer ganzen reihe weiterer<br />

projekte, in die die rwe power ag<br />

insgesamt 70 millionen euro investiert.<br />

das ziel: den ausstoß von co2 zu verringern.<br />

dies soll zum Beispiel mit der co2wäsche<br />

geschehen. die waschanlage, im<br />

fachjargon auch co2-absorber genannt,<br />

trennt 90 prozent des Kohlendioxids von<br />

den übrigen rauchgasen. das sind in der<br />

momentan betriebenen Versuchsanlage<br />

bis zu 300 Kilogramm co2 pro stunde. das<br />

abgesonderte Kohlendioxid könnte etwa<br />

für die abwasseraufbereitung oder in der<br />

chemieindustrie genutzt werden; entsprechende<br />

Versuche laufen sehr erfolgreich.<br />

BrauNKoHLe<br />

bild oben: Das boA-Kraftwerk<br />

im rheinischen nieder außem<br />

produziert 1.000 Megawatt<br />

Strom am Tag.<br />

Grafik: Die braunkohlenvorkommen<br />

sichern für Jahrzehnte<br />

Strom aus heimischen<br />

Energiequellen.<br />

weitere forschungsprojekte beschäftigen<br />

sich mit der umwandlung des Kohlendioxids<br />

in Kunststoffe und industriegas.<br />

in der Braunkohle, die mitten in<br />

deutschland im erdreich zu finden ist,<br />

schlummert also jede menge zukunftspotenzial.<br />

Braunkohle sichert die<br />

unabhängigkeit von importen – und<br />

tausende von arbeitsplätzen. die förderkosten<br />

für die heimische Braunkohle<br />

sind auch im internationalen Vergleich<br />

konkurrenzfähig. anders als andere<br />

energiequellen kommt sie bereits jetzt<br />

ohne staatliche subventionen aus. alles<br />

in allem stehen somit die chancen nicht<br />

schlecht, dass es dieser millionen Jahre<br />

alte rohstoff aus dem erdzeitalter des<br />

tertiär sein wird, der uns in den kommenden<br />

Jahren und Jahrzehnten in ein<br />

neues energiezeitalter begleitet.<br />

nr. Nr. 117 120 | AusgAbe ausgabe 2 1 | 2011 2012 17<br />

17<br />

>>>


BrauNKoHLe<br />

Von der grube ins kraftWerk<br />

RHeiNiscHes RevieR: Bei Köln liegt das größte geschlossene Braunkohlenvorkommen europas.<br />

2 3<br />

1<br />

4 5<br />

6 7<br />

überblick (Bild 1): ein tagebau ist terrassenförmig<br />

angelegt. die einzelnen ebenen werden sohlen oder<br />

strossen genannt. Kohle wird nur auf der untersten<br />

sohle abgebaut, der rest ist sogenannter abraum.<br />

stück für stück bewegt sich die riesige grube vorwärts<br />

– etwa einen meter pro tag.<br />

über Förderbänder (Bild 2) gelangt die Braunkohle<br />

aus der grube. weitere Bänder transportieren sie<br />

zum Lager im Kohlebunker am rand der grube. Von<br />

hier aus werden Kraftwerke versorgt.<br />

Grabende Giganten (Bild 3): schaufelradbagger gelten<br />

als die größten arbeitsmaschinen der welt. einige<br />

sind 96 meter hoch, 225 meter lang, 13.500<br />

tonnen schwer und werden von vier personen bedient.<br />

in eine einzige Baggerschaufel passt das Volumen<br />

eines halben Kleinwagens. die Bagger schaufeln<br />

nicht nur Kohle, sondern auch große mengen an<br />

abraum, etwa Kies, sand oder ton. er wird von der<br />

gewinnungsseite per förderband auf die andere seite<br />

der grube gebracht und dort aufgehäuft – „verkippt“,<br />

sagt der fachmann.<br />

Die Verkippung (Bild 4) übernehmen sogenannte<br />

absetzer. sie verteilen das, was die Bagger auf der<br />

gegenüberliegenden seite ausgehoben haben, auf<br />

der bereits ausgekohlten seite der grube.<br />

im herzen des Tagebaus (Bild 5): am Bandsammelpunkt<br />

treffen sich die kilometerlangen förderbänder.<br />

Jedes ankommende Band kann dort mit jedem abgehenden<br />

Band verbunden und die Kohlen- und<br />

abraumströme können in die gewünschte richtung<br />

geleitet werden. die Bänder bewegen sich mit einer<br />

geschwindigkeit von bis zu 27 stundenkilometern.<br />

Ab auf die Schiene (Bild 6): die tagebaue, Kraftwerke<br />

und Verarbeitungsbetriebe sind durch eine eigene<br />

Bahnlinie miteinander verbunden. auf den 300<br />

Kilometern des schienennetzes sind jeden monat<br />

etwa fünf millionen tonnen Kohle unterwegs.<br />

braunkohlenkraftwerke (Bild 7): prägen die Landschaft,<br />

die sie umgibt. nicht zuletzt durch sie wurden<br />

die einst vor allem landwirtschaftlich geprägten<br />

regionen im rheinland zu bedeutenden industriestandorten.<br />

18<br />

MW: Das Magazin MagaziN für für uNsere unsere nachbarn NachbarN<br />

fotos: rwe power ag


NAcHHAltig: Bei rwe ist für die stromerzeugung durch wind, wasser und Biomasse das<br />

tochterunternehmen rwe innogy zuständig.<br />

rwe ist der innovativste energieversorger<br />

europas. das ist das ergebnis<br />

einer aktuellen studie der Berliner<br />

european school of management and<br />

technology (esmt). untersucht und<br />

bewertet wurden forschungsaktivitäten,<br />

produktivität und nachhaltigkeit<br />

der 15 größten europäischen energieversorger.<br />

im Bereich der nachhaltigkeit<br />

attestierte die studie rwe die positivste<br />

entwicklung. zudem sei der<br />

Konzern besonders erfolgreich darin,<br />

sich seine entwicklungen auch patentieren<br />

zu lassen.<br />

auch der ausbau der erneuerbaren<br />

energien bei rwe geht in großen schritten<br />

voran. seit 2008 bündelt die rwe<br />

innogy alle aktivitäten des Konzerns in<br />

diesem Bereich. Bereits heute betreibt<br />

das unternehmen rund 2.500 megawatt<br />

an erneuerbaren Kraftwerken in<br />

nase Vorn<br />

ganz europa. Bis 2014 sollen 4.500 mega-<br />

watt in Betrieb oder in Bau sein. im Jahr<br />

2020 sollen bei rwe mindestens 20 prozent<br />

der energieerzeugung aus erneuerbaren<br />

Quellen stammen.<br />

Windparks in der nordsee<br />

ein besonderer schwerpunkt von rwe<br />

innogy ist die erzeugung von windenergie<br />

auf hoher see: das unternehmen<br />

baut und betreibt offshore-windparks<br />

vor der Küste großbritanniens, Belgiens<br />

und deutschlands. das windkraftwerk<br />

„nordsee ost“ nördlich von helgoland<br />

ist das Leuchtturmprojekt des unternehmens<br />

in deutschland. allerdings<br />

stellen Bau und Betrieb von windparks<br />

auf dem meer hohe anforderungen an<br />

mensch und material.<br />

speziell zur errichtung dieser Kraftwerke<br />

betreibt rwe deshalb eigene ins-<br />

INNoVatIoN<br />

Projekte von RWE (im Uhrzeigersinn): biomasse-heizkraftwerk, Wasserkraftwerk, Offshore-Windpark, Pumpspeicherkraftwerk.<br />

tallationsschiffe. durch das ausfahren<br />

von langen stahlbeinen bis zum meeresgrund<br />

verwandeln sich diese schiffe<br />

auf hoher see in Bauplattformen, von<br />

denen aus fundamente und turbinen<br />

installiert werden. neben dem ausbau<br />

der Klassiker der erneuerbaren – wie<br />

wind- und wasserkraft sowie Biomasse,<br />

treibt rwe auch neue technologien voran.<br />

die nutzung der meeresenergie<br />

sowie solar- und geothermie stehen<br />

dabei genauso im fokus wie die erzeugung<br />

von Biogas.<br />

untersucht wird auch, ob und wie auf<br />

Kohlehalden pumpspeicherkraftwerke<br />

und windkraftanlagen installiert und<br />

kombiniert werden können. Über die innogy<br />

Venture capital gmbh fördert<br />

rwe innogy zudem innovative unternehmen<br />

in der gründungs- und wachstumsphase.<br />

nr. Nr. 117 120 | AusgAbe ausgabe 2 1 | 2011 2012<br />

19


zu Guter letzt<br />

Was betreibt RWE innogy auf hoher See?<br />

Was wird im rheinischen Revier abgebaut?<br />

Welche chemische Substanz löst kontaminierte beläge von Metallteilen?<br />

5.<br />

lösungswort:<br />

1. 2. 8.<br />

3. 6.<br />

Durch welche kilometerlange Einrichtung fließt der Strom vom Kraftwerk zu den Verbrauchern?<br />

7. 9.<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.<br />

1. Preis: 3 mal je ein Kindle ereader: mit dem tragbaren, drahtlosen Lesegerät laden sie Bücher,<br />

zeitschriften und zeitungen aus dem internet und haben ihre Lektüre jederzeit zur hand.<br />

2. Preis: 3 mal je eine familien-Jahreskarte für den tiergarten ulm: erleben sie ein Jahr lang die faszinierende<br />

aquariumswelt, schlendern durch das tropenhaus oder füttern die ziegen im streichelzoo.<br />

3. bis 20. Preis: Je eine uhr mit solarbetriebenem windrad, inklusive thermometer und weckfunktion mit rwe-Logo.<br />

schicken sie ihre Lösung per postkarte oder e-mail an rwe power ag, pcK-i, huyssenallee 2, 45128 essen;<br />

mw-gundremmingen@rwe.com. einsendeschluss ist der 31. mai 2012.<br />

teilnahmeberechtigt an diesem gewinnspiel sind alle personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, die keine mitarbeiter von ergo Kommunikation,<br />

20 nicht mit der organisation der gewinnspiele betraut oder mit solchen personen verwandt sind. zur abwicklung MW: der Das preise Magazin erhält ergo für die unsere Kontaktdaten nachbarn<br />

der gewinner. der ordentliche rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

4.

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