Gemeindebrief - Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Burg auf Fehmarn
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Kurz Angedacht<br />
Danken<br />
„Mit Gott sprechen? – Wie geht das?“ Darum ging es in der<br />
Woche vor Ostern in einer Gottesdienstreihe für Kinder zwischen<br />
zwei und fünf Jahren in der Kita Nikolinchen. In je vier<br />
Gottesdiensten für die Vor- und Nachmittagsgruppe habe ich<br />
mit den Kindern über das Beten nachgedacht, denn Beten ist<br />
ja genau das: Sprechen mit Gott. Für alles, was uns bewegt<br />
– alles Danken, Bitten oder Klagen – können wir Gott „in den<br />
Ohren“ liegen. Wir haben natürlich nicht<br />
nur „über“ das Beten gesprochen –<br />
wir haben auch gebetet und uns<br />
<strong>auf</strong> das Gebet eingestimmt<br />
mit einem Moment der <strong>St</strong>ille.<br />
Für mich berührend war,<br />
wie gut den Kindern das<br />
„still werden“ gelungen<br />
ist – und wie wohl es allen<br />
getan hat. Das war ein<br />
ganz intensiver Augenblick.<br />
Gibt es etwas, wofür ihr<br />
Gott danken möchtet? Das<br />
war die Frage am ersten Tag.<br />
Den Kindern fiel Einiges ein: fürs<br />
Gemüse, fürs Trinken, für die Liebe,<br />
die Sonne und fürs Fernsehen. Die Nachmittagsgruppe<br />
dankte für den Kindergarten, für Freunde, für<br />
die Kerze und für Spiderman. Ein kleiner Junge flüsterte mir zu:<br />
„Können wir auch für die Schule danken? Da komme ich nämlich<br />
nächstes Jahr hin.“ Natürlich haben wir auch für die Schule<br />
gedankt.<br />
Die Kinder sind <strong>auf</strong> eine „wilde“ Mischung von Ideen gekommen<br />
– einige der Antworten – wie der Dank für die Liebe und<br />
für Freunde – wirken sehr weise. Andere wie der Dank für die<br />
Sonne sehr klug. „Denn ohne Sonne können wir nicht leben –<br />
und auch nicht die Tiere und Pflanzen“, wusste ein Vierjähriger.<br />
Aber Danke sagen für Gemüse, eine Kerze und fürs Fernsehen?<br />
Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen, sind es doch<br />
scheinbar Selbstverständlichkeiten! Darum haben mich die<br />
Antworten der Kinder – in all ihrer Vielfalt – beeindruckt. Wenn<br />
ich mit diesem Blick <strong>auf</strong> mein Leben schaue, dann gibt es sehr<br />
viele Gründe, dankbar zu sein. Ich mache immer wieder die<br />
Erfahrung, wie gut es tut, den Blick genau dar<strong>auf</strong> zu lenken –<br />
und nicht <strong>auf</strong> das, was fehlt. Es ist befreiend, die Augen <strong>auf</strong>zumachen<br />
für das Gute, denn dadurch wird mir klar, wie wunderbar<br />
es ist, überhaupt am Leben zu sein. In großer Gelassenheit<br />
und Heiterkeit erzählte mir davon eine 90-Jährige: Wie dankbar<br />
sie dafür sei, morgens <strong>auf</strong>zuwachen – und wieder einen<br />
Tag geschenkt bekommen zu haben.<br />
Viele Gründe zum dankbar sein wünscht Ihnen,<br />
Pastorin Dr. Susanne Platzhoff<br />
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