haus scheu
haus scheu
haus scheu
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die doppelgesichtige Villa Steiner ist eines der<br />
aufsehenserregensten frühen Werke von Loos.<br />
Die Hietzinger Villa war nicht das erste Vorhaben,<br />
das Loos für die Familie Steiner realisierte. Den<br />
Kontakt zwischen Loos und den Steiners stellte Karl<br />
Kraus her, dessen Klassenkamerad am Gymnasium<br />
Hugo Steiner war. Zwischen Loos und der Familie<br />
Steiner entwickelte sich eine Freundschaft, die weit<br />
über das rein geschäftliche hinausging, ja sich zu<br />
einer beinahe familiären Beziehung, wie Patenschaft<br />
und Trauzeugenschaft, entwickelte. Hugo Steiner war<br />
Textilfabrikant und Spinnereibesitzer, später, nachdem<br />
seine Betriebe aufgrund des Ersten Weltkrieges<br />
zugrunde gegangen waren, wurde er Direktor der<br />
Firma Knize in Paris. Diese Niederlassung von<br />
Knize wurde auf Ratschlag von Loos errichtet<br />
und auch von diesem eingerichtet. Lilli Steiner war<br />
Grafikerin und Malerin. Die Familie Steiner wurde<br />
zu einem der wichtigsten Auftraggeber von Loos.<br />
Die Mutter von Hugo Steiner war Inhaberin des<br />
Schmuckfederngeschäfts Sigmund Steiner, für das<br />
Loos 1904 und 1906 zwei Geschäftslokale errichtete.<br />
Lilli und Hugo Steiner ließen sich 1900 von Loos<br />
ihre Wohnung in der Gumpendorferstraße einrichten<br />
und beauftragten ihn 1910 mit dem Bau der Villa in<br />
Hietzing. In dieser Villa versammelten sie einen großen<br />
Freundeskreis, zu dem bedeutende Köpfe des Wiener<br />
Kunst- und Kulturlebens zählten. 1<br />
Wie bereits oben erwähnt, liegt die Villa Steiner im<br />
Wiener Villenvorort Hietzing, in einer für dortige<br />
Verhältnisse typischen Nachbarschaft, bestehend aus<br />
Villen, errichtet in den unterschiedlichsten damals<br />
gebräuchlichen Stilrichtungen. Der Bebauungsplan sah<br />
für das schmale sich in die Tiefe ziehende West-Ost<br />
orientierte Grundstück ein freistehendes Gebäude vor.<br />
Der bebaute Teil umfasst eine Grundfläche von 13,5 x<br />
14,5m.<br />
Der Baukörper selbst weist sehr eigenwillige Formen<br />
auf. Zur Straße hin schließt der Bau einstöckig mit<br />
einer Halbtonne, mit ausgebauter Mansarde, zur<br />
Gartenfront erhebt sich ein dreigeschossiger Baukörper<br />
mit horizontalem Dachabschluss. Diese ungewöhnliche<br />
Gebäudeform lässt sich auf eine baubehördliche<br />
Verordnung zurückführen, nach der die Straßenfront<br />
niedrig, maximal eingeschossig auszuführen sei.<br />
Loos löst dieses Problem mit der bereits erwähnten<br />
Halbtonne die er bis zum Erdgeschoss herunterzieht<br />
und am Scheitel in ein flaches Holzzementdach<br />
übergehen lässt, dass sich über rund zwei Drittel des<br />
Baukörpers bis zur Gartenfront erstreckt. Dadurch<br />
war es Loos möglich, die Bauvorschrift einzuhalten<br />
und zugleich das Volumen des Gebäudes maximal<br />
auszunutzen. Sowohl Straßen- als auch Gartenfront<br />
weisen eine symmetrische Fenstergliederung auf,<br />
wobei die Fenster auf der Gartenseite unterschiedliche<br />
Formate besitzen. Hier sind auch die beiden äußeren<br />
Fensterachsen risalitartig vorgezogen und betonen so<br />
die streng symmetrische Ausrichtung des Baukörpers.<br />
An den Seitenfronten des Hauses ist die Fensterordnung<br />
unregelmäßig, auf der südöstlichen Hausseite gibt es<br />
eine Veranda mit darüber befindlicher Terrasse im<br />
ersten Stock.<br />
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen Ziegelbau<br />
mit durchgehenden Geschossdecken, doch mit<br />
unterschiedlichen Geschosshöhen. Im Parterre 2.85 m<br />
im ersten Stock 3 m und im zweiten Stock 2,10 m.<br />
Man betritt das Haus an der Westseite über eine<br />
vorgelagerte Treppe, die zu einer zweiflügeligen,<br />
verglasten Eingangstür führt. Durch diese gelangt<br />
man in eine Art Windfang. Dort teilen sich die Wege,<br />
links gelangt man in die Küche, rechts über einen<br />
weiteren kleinen Windfang in die Diele. Von hier<br />
führt eine im Ansatz viertelgewendelte Treppe in das<br />
obere Geschoss. Weiters wird der Erker der Diele als<br />
Bibliothek genutzt. Der Raum öffnet sich in einen<br />
äußerst schmalen Gang über den man unter anderem<br />
in den großen Wohnraum gelangt. Die Wohnhalle<br />
erstreckt sich über die gesamte Hausbreite von 13<br />
m. In diesem Raum sind Essbereich, Musikzimmer,<br />
Kamin und Sitznische vereint. Vom Wohnraum aus<br />
gelangt man auf die Terrasse mit seitlich symmetrisch<br />
angeordneten Stufen. In den risalitartig vorgebauten<br />
5<br />
Haus Steiner