29.05.2018 Aufrufe

BestOff 2016 Katalog

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22<br />

RICO HENTSCHEL<br />

Flaneur /// 2015, dreiteilige Skulpturengruppe<br />

Raum, hm, Gestöber aus Kristallen, ein Spektrum, Ups! (Rico Hentschel).<br />

Das Bild der Verdichtung in Form der maximal 17 Silben eines klassischen<br />

Haikus an Stelle einer Beschreibung vermittelt die Suche nach Zuspitzung,<br />

Präzision, aber auch Transzendenz in Rico Hentschels Arbeiten. Die Vorstellungskraft,<br />

aber auch die Fähigkeit viele Bezüge zu einer offenen, feindeutigen<br />

„Situation“ und Szenographie zusammenzufügen, sind bestimmende<br />

Elemente in seinem skulpturalen, transmedialen Ansatz.<br />

„Hm“ – ein Nachdenken über das Wesen des Raums, Möglichkeiten ihn zu<br />

modellieren und ästhetisch zu inszenieren, trifft auch die Setzung an der<br />

Eingangstreppe. Das Gestöber von Kristallen verweist in der klassischen<br />

Form des japanischen Gedichtes auf eine Jahreszeit und Stimmung, schafft<br />

aber auch ein poetisches Vorstellungsbild. Kristalle stehen für komplexe<br />

Konstruktionen, eine Ordnung, einen innewohnenden Bauplan – eine<br />

Architektur. Der Raum ist kein festes Gefüge, sondern entsteht erst im<br />

Wandel („Gestöber“). In Hannah Arendts Sinn entwickelt sich Raum<br />

zwischen Menschen im Handeln und Sprechen. Ein Spektrum verweist<br />

semantisch auf eine Erscheinung, einen Geist – vielleicht eine Analogie<br />

zum abgehängten raumgreifenden Gewebe. „Ups“ vermittelt eine überraschende<br />

Erkenntnis, eine unmittelbare Erfahrung. In seinen Arbeiten<br />

schafft er Situationen, die im Dazwischen, im Wechselspiel zwischen<br />

innerem und äußerem Raum und in der Bewegung und Nutzung einen<br />

Handlungsraum[1] definieren und so ihre transformatorische Kraft entfalten.<br />

(Genoveva Rückert)<br />

[1] Hannah Arendt, Vita Activa oder vom tätigen Leben, München und Zürich: Piper 2002<br />

(orig. engl: The Human Condition 1958, dt: 1967), bes. S. 213–234.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!