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Europalette - Ekupac

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<strong>Europalette</strong><br />

U mstrittener Pl atzh i rsch<br />

Der <strong>Europalette</strong>npool dominiert seit fast 50 Jahren den Ladungsträgermarkt: Doch das<br />

hölzerne Tauschmodell muss sich immer häufiger Kritik und Konkurrenz gefallen lassen.<br />

Von Constantin Gillies<br />

ie will dem übermächtigen EPAL-Paiettentauschpool<br />

I(onkurrenz machen,<br />

die ,.World"-Palette. Seit fast<br />

einem Jahr bietet die Falkenhahn AG, immerhin<br />

einer der drei größten Palettenhersteller<br />

hier zu Lande, nun ihren neuen Ladungsträger<br />

an Wobei ,,neu" nur relativ ist,<br />

denn das I(onkurrenzprodukt aus dem ostdeutschen<br />

Geisa gleicht der klassischen <strong>Europalette</strong><br />

sowohl in Maßen (800 mal 1200<br />

Millimeter) als auch in Optik bis ins Detail.<br />

Allerdings kostet sie rund 20 Prozent<br />

weruger.<br />

Den Preisunterschied erklärt Marcus Falkenhahn<br />

gegenüber LOGISTIK inside mit<br />

moderneren Produktionsanlagen. Bereits<br />

200 I(unden haben sich laut dem Thüringer<br />

Unternehmen für die günstige Alternative<br />

entschieden.<br />

Streit um Aussehen der World-Palette<br />

Doch Falkenhahns Projekt steht nach wle<br />

vor unter Beschuss. Die Gütegemeinschaft<br />

Paletten (GPAI), die hier zu Lande den so<br />

genannten weil3en EPAI-Pool verwaltet,<br />

überzieht den ungeliebten Wettbewerber<br />

mit I{agen. Für Arger sorgt vor allem die<br />

Optik der World-Palette: Statt dem sonst üblichen<br />

EUR- beziehungsweise<br />

EPAI-Zeichen<br />

ist auf den Falkenhahn-Ladungsträgern<br />

nämlich das - zumindest<br />

aus der Ferne -<br />

nicht unähnlich aussehende,,World"-Logo<br />

eingebrannt. Damit<br />

wolle Falkenhahn<br />

den I(unden bewusst<br />

täuschen, so der Vorwurf der GPAI. Ob dem<br />

wirklich so ist, versucht derzeit gerade das<br />

Landgericht Erfurt herauszufinden.<br />

Der Ausgang des Verfahrens<br />

ist offen - beide<br />

Parteien scheinen jeweils gute Argumente<br />

aul ihrer Seite zu haben. Die GPAL<br />

lässt indes keile Chance aus darauf hhzu-<br />

42 to1tsnr tnside 02/2009<br />

4<br />

€<br />

..t'i'<br />

weisen, dass die World-Palette nicht gegen<br />

ein Exemplar aus dem regulären Europool<br />

getauscht werden dürfe, da Falkenhahn keine<br />

Lizenzgebühren entrichte. Doch nicht<br />

nur Falkenhahn macht der EPAI das Lebens<br />

schwer. Verstärkter<br />

Wettbewerb kommt<br />

,,Nur wenige betreiben<br />

ein professionelles<br />

Palettenmanagement"<br />

Ekart Kuhn<br />

Ekuoac<br />

auch von den Mietanbietern,<br />

Einweg-<br />

Ladungsträgern und<br />

zunehmend auch<br />

von I(unststoffmodellen.<br />

Dennoch behauptet<br />

sich die schlichte weiße Holzpalette<br />

seit nunmehr 50 Jahren Das Erfolgsrezept<br />

ist das einfache Tauschprinzip: Wer Ware auf<br />

einer Marken-<strong>Europalette</strong> abliefert, hat das<br />

Recht, beim Empfänger im Gegenzug einen<br />

Ladungsträger mitzunehmen (oder ihn sich<br />

auf einem Palettenkonto eutschreiben zu<br />

lassen). Damit die Qualität im Pool gleich<br />

bleibt, sind die Teilnehmer verpflichtet, regelmäßig<br />

die Paletten zu überprüfen und<br />

schadhafte Exemplare zu reparieren oder<br />

auszutauschen. TYotz seiner langen Erfolgsgeschichte<br />

ist der weiße Pool jedoch nicht<br />

unumstritten. Im Gegenteil: Wer einen Logistiker<br />

auf das Thema Paletten anspricht, sei<br />

es aus Industrie, Handel oder aus Logistikdienstleistung,<br />

bekommt mit Sicherheit zwei<br />

I{agen zu hören. ,,Die Qualität ist schlecht"<br />

und ,,die I(osten sind zu hoch".<br />

Steigende Ansprüche der Nutzer<br />

Aber ist diese Iftitik auch gerechtfertigt?<br />

Die GPAL betont in Sachen Qualität, dass die<br />

Erneuerungsfrequenz im Pool und die Zahl<br />

der Kontrollen noch nie so hoch gewesen<br />

seien (siehe Interview Seite 44); unabhängige<br />

Dienstleister bestätigen diese Einschätzung.<br />

Dass es trotzdem Klagen gibt, hängt


I<br />

wahrscheinlich damit zusammen, dass die<br />

Ansprüche der Nutzer steigen: Immer mehr<br />

Betriebe setzen nämlich automatische lager-<br />

und Fördertechnik ein, die wesentlich<br />

empfindlicher auf kleine Beschädigungen<br />

reagiert.<br />

Was die Kosten betrifft, machen den Unternehmen<br />

zwei I(omponenten zu schaffen<br />

Denn zu den reinen Anschaffungskosten einer<br />

<strong>Europalette</strong> von derzeit rund 7,50 Euro<br />

kommen Aufwendungen hinzu, die durch<br />

die Nutzung entstehen - etwa dadurch, dass<br />

Paletten bei l(unden eingesammelt werden<br />

müssen. Das l(iilner Standardislerungsunternehmen<br />

GSI Germany hat unlängst ermittelt,<br />

dass ein Transportunternehmen mit<br />

einem Fuhrpark von l0 LKW bis zu 500<br />

Fahrten pro Jahr durchführen muss, nur Llm<br />

seinen Palettenbestand konstant zu halten.<br />

Außerdem werde eine Dreiviertelstelle allein<br />

für die Verwaltung der Palettenkonten<br />

benötigt, in denen ausstehende Ladungsträger<br />

erfasst werden. Eine aktuelle Studie des<br />

Dortmunder Fraunhofer-Instituts beziffert<br />

die I(osten der deutschen Spediteure fürs<br />

Tauschpalettenhandling durchschnittlich<br />

mfi 2,50 bis 1,02 Euro pro Palette je Umlaul<br />

(siehe Grafik unten). Die Verlader aus der<br />

Industrie kalkulieren mit drei bis vier Euro<br />

Prozesskosten pro Palette, so aktuelle Recherche-Ergebnisse<br />

von IOG1SI1l( inside.<br />

Ladungsträger stiefmütterlich behandelt<br />

Diese hohen I(osten sind zum Tell hausgemacht.<br />

Denn während viele Unternehmen<br />

ihre logistischcn Abläu[e in den vcrgan-<br />

genen Jahren bis ins letzte Detail optimiert<br />

haben, biieben die Ladungsträger olt außen<br />

vor. Das Ergebnis: ,,Nur wenige Unternehmen<br />

betreiben ein professionelles Palettenmanagement",<br />

stellt Ekart I(uhn, Unternehmensberater<br />

bei <strong>Ekupac</strong> in I(tiln, fest Der<br />

Experte kennt den Markt wie seine Westentasche:<br />

Er hat in den 1980er Jahren den<br />

Mietpool Chep hier zu Lande mit aufgebaut<br />

,,Seitdem hat sich nicht viel geändert", meint<br />

der Insider. Palettenkonten würden vielerorts<br />

immer noch auf Papier oder in einer Excel-Tabelle<br />

geführt, nur jedes vierte Unter-<br />

EPAL-Herausforderer Marcus Falkenhahn bietet <strong>Europalette</strong>n, die rund 20 Prozent günstiger sind<br />

9<br />

€<br />

nehmen setze dafür spezielle Software ein,<br />

lautet I(uhns Erfahrung.<br />

Immer mehr Unternehmen gehen dem<br />

Thema auch ganz aus dem Weg, indem sie<br />

ihr Paietten-Management<br />

in die Hände von<br />

Dienstleistern geben. ,,Unser Geschäft hat<br />

sich seit 2005 mehr als verdoppelt", freut<br />

sich Christian I(ühnhold von Paki, einem<br />

der führenden Anbieter auf diesem Markt.<br />

Sein Unternehmen verfügt europaweit über<br />

10.000 Stützpunkte, von denen aus Unternehmen<br />

mit qualitätskontrollierten Ladungsträgern<br />

versorgt werden. Paki lie- *<br />

Pa letten -Ta usch kosten<br />

Prozesskosten bei Spediteuren<br />

0.35 Euro Zusätzliche Transoortund<br />

Dienstleisterkosten 0,93 bis 1,45 Euro<br />

0,69 Euro<br />

Administration<br />

Ersatz und<br />

Reparatur*<br />

0,45 Euro<br />

Physisches<br />

Handl ing<br />

0,08 Euro<br />

Gesamtr 2,50 bis 3,02 Euro* Offene Forderungen<br />

Je nach Qualitätsanforderungen kosten den<br />

Spediteur Euro-Tauschpaletten bis zu 3,02 Euro<br />

'rFrol 0'olL,orbdq,!or dhoots.d Qr"ts.Frrlo'p. V /Go L O /\tt1\dö<br />

tOG|SI|K inside A2l2OOg 43


fert die Paletten frei Haus und holt sie später<br />

beim I(unden wieder ab. Eine Palette für<br />

acht Wochen zu nutzen, kostet rund einen<br />

bis drei Euro. I(ühnhold wirbt für die Vorteile<br />

des Systems: ,,Die I(unden brauchen die<br />

Ladungsträger nicht<br />

selbst zu kaufen und<br />

binden so weniger<br />

IGpital."<br />

Doch das I(ernproblem<br />

des weißen<br />

Pools liegt nicht so<br />

sehr in den I(osten,<br />

sondern wie sie verteilt<br />

werden. ..Die Verantwortlichkeiten sind<br />

oft nicht geklärt", sagt Thomas Ulitzsch, Geschäftsführer<br />

der GPAL.<br />

Tätsache ist, dass in den meisten Fällen der<br />

Marktteilnehmer mit der kleinsten Macht<br />

für Reparaturkosten und Sonderfahrten aufkommen<br />

muss - oft der Transportunternehmer.<br />

Vor diesem Hintergrund überrascht es<br />

nicht, dass I(ritik gegen den Palettentausch<br />

vor allem aus dem Lager der Dienstleister<br />

kommt. Erst im vergangenen Frühjahr hatte<br />

der Deutsche Speditions- und Logistikverband<br />

den weißen Pool für gescheitert<br />

erldärt.<br />

,,Die Kunden brauchen<br />

die Ladungsträger nicht<br />

selbst zu kaufen"<br />

Christian Kühnhold<br />

Paki<br />

Experten räumen<br />

solchen Vorstößen jedoch<br />

keine Chancen<br />

ein. ,,Ein Ausstieg ist<br />

unrealistisch", meint<br />

Unternehmensb era -<br />

ter Kuhn. Er hält die<br />

Zukunft des <strong>Europalette</strong>npools<br />

trotz der<br />

anhaltenden Iftitik für gesichert. Der Grund:<br />

Es gäbe für viele Betriebe einfach kaum wirtschaftliche<br />

Alternativen, glaubt Kuhn Mietpaletten<br />

wie Chep oder LPR (La Palette Rouge,<br />

Anmerkung der Redaktion) seien nur für<br />

solche Verlader geeignet, die eine klare Empfängerstruktur<br />

haben. Um die Tauschproblematik<br />

aus dem Weg zu räumen, empfiehlt<br />

die Standardisierungsorganisation GSI Ger-<br />

,,Die Qualität war nie besser"<br />

many in ihrer Studie vier lösungsansätze:<br />

. Paletten werden vor Oil tatsächlich immer<br />

getauscht und Palettenscheine abgeschafft.<br />

. Der Logistikdienstleister erhält eine garantierte<br />

Tauschgebühr, um Mehrkosten zu<br />

decken.<br />

. Der Palettentausch wird nur noch über<br />

Dienstleister abgewickelt.<br />

. Der Versender verkauft die Ware nur noch<br />

inklusive der Palette.<br />

Ob und welcher Lösungsweg eingeschlagen<br />

wird, iässt sich noch nicht absehen. Sicher<br />

ist aber, dass sich die Europool-Palette<br />

auf neue I(onkurrenz einstellen muss. ,,Der<br />

Handel könnte eigene Ladungsträger entwickeln;<br />

außerdem werden im B -to-B -Geschäft<br />

verstärkt I(unststoffpaletten eingesetzt", erwafiet<br />

Experte I(uhn. Pioniere gibt es schon:<br />

Der Lebensmittelhersteller Dr. Oetker etwa<br />

setzt bereits in der Zusammenarbeit mit Müllermilch<br />

auf I(unststoff und der Möbelhändler<br />

Ikea testet den Einsatz nicht-hölzerner<br />

Ladungsträger.<br />

lm Gespräch mit Thomas Ulitzsch, dem Geschäftsführer der Gütegemeinschaft Paletten (GPAL). Die GPAL<br />

vergibt über die European Pallet Association (EPAL) die Lizenzen zur Herstellung und Reparatur von <strong>Europalette</strong>n<br />

und überwacht die Qualität durch die externe Prüfgesellschaft SGS Germany.<br />

kann die Qualität schon aus lodensten Branchen. Gerade im regio- LOGISTIK inside: Wie ist es dann<br />

gischen Gründen nicht schlechternalen<br />

Stückgut ist der direkte Tausch möglich, dass diese so genannte<br />

werden.<br />

für viele die kostengünstigste Wodd-Palette billiger ist?<br />

Lösung.<br />

Ulitzsch: Nahezu alle <strong>Europalette</strong>n-<br />

IOG|SIIK inside: Wie erklären Sie sich<br />

hersteller verfügen über ähnlich mo-<br />

die Klagen über Qualitätsmängel? LOGISTIK inside: Die Firma Falkenderne Produktionsanlagen. Und<br />

s Ulitzsch: Das Kernproblem liegt darhahn, einer lhrer ehemaligen Lizenz- auch über die Lizenzgebühren für die<br />

e in, dass oft nicht klar ist, wer für eine nehmer, hat beschlossen, eine eige- <strong>Europalette</strong> lassen sich die Preisun-<br />

Thomas Ulitzsch, Geschäftsf ührer der<br />

Gütegemeinschaft Paletten (GPAL)<br />

Palette die Verantwortung trägt: ne, billigere Palette anzubieten. Was<br />

Handel, Verlader oder Spediteur. lm ist dagegen einzuwenden?<br />

terschiede nicht erklären, denn die<br />

Lizenzgebühren machen nur etwas<br />

Zweifel bleibt das Thema am Spedi- Ulitzsch: Uberhaupt nichts. Jeder- unter ein Prozent des <strong>Europalette</strong>n-<br />

LOGISTIK inside: Herr Ulitzsch. die teur hängen, der dann verständlimann<br />

kann eine Palette nach EN- preises aus. Bleiben als Grund für die<br />

Industrie klagt in letzter Zeit häucherweise versucht, seine BeständeNorm<br />

produzieren. Wogegen wir uns Preisunterschiede die Einkaufspreise<br />

figer über die mangelnde Qualität so lange wie möglich zu nutzen. wehren, ist, dass die Falkenhahn AG für Schnittholz und Klötze, aber hier<br />

von <strong>Europalette</strong>n. Woran liegt das?<br />

für ihre ,,World"-Palette wohl nicht haben alle Hersteller die gleichen<br />

Ulitzsch: Das Thema kommt immer LOGISTIK inside: Um keine minder- ganz zufällig Einbrände verwendet, oder ähnliche Bezugsquellen, zumal<br />

dann hoch, wenn am Jahresende die wertigen Ladungsträger zu bekom- die für eine große Verwechslungsge- Unterschiede bei den Einkaufsprei-<br />

Palettenschulden ausgeglichen wermen, lassen immer mehr Verladerfahr<br />

mit <strong>Europalette</strong>n sorgen. Selbst sen die Qualität des Holzes widerden.<br />

Fakt ist, dass die Qualität der ihren Palettenpool von einem Dienst- die für die EPAL typische Prüfklammer spiegeln.<br />

Eurooalette nie besser war. Pro Jahr leister veruralten. Heißt das, der Zug- wurde übernommen. Aus gutem<br />

kommen 100 Millionen neue Laum-Zug-Tausch ist ein Auslauf- Grund kennzeichnen alle anderen IOG|SI/K inside: Hen Ulitzsch, vielen<br />

dungsträger in den weißen Pool, der modell?<br />

Poolbetreiber ihre Paletten farbig Dank für das Gespräch.<br />

rund 400 Millionen Paletten stark ist. Ulitzsch: Nein, dafür gibt es zu viele oder zumindest so, dass man sie nicht<br />

Bei dieser Erneuerungsfrequenz Marktteilnehmer in den verschie- mit Eurooaletten venruechseln kann. lnterview: Constantin Gillies<br />

44 toatsrtr trside o212009

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