SHINRIN YOKU der Wald und seine Heilkräfte Er reinigt unsere Lungen, beruhigt unseren Geist und stärkt unsere Abwehrkräfte. Die Energie seines sich stets erneuernden Lebens scheint auf den Menschen überzugehen. Neue Erkenntnisse um den Heilungsraum Wald bestärken uns darin, öfter mal zum „Waldbaden“ zu gehen. 14
health Doktor Wald Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen, wenn ich mich unverstanden fühle oder alt, wenn mich die Musen nicht liebkosen, dann konsultiere ich den Wald. Er ist mein Augenarzt und mein Psychiater, mein Orthopäde und mein Internist. Wenn Annette Bernjus, eine von bisher noch wenigen Kursleiterinnen fürs „Waldbaden“, Menschen in den Wald führt, dann kommen die in der Regel nicht mit Wasser in Kontakt. Es ist stattdessen ein Bad in dem, was der Wald freisetzt: Licht, Ruhe, Farben, Geräusche, Gerüche und viel Sauerstoff. Die 57-Jährige aus dem hessischen Hofheim praktiziert das japanische Waldbaden, das „Shinrin yoku“ in Verbindung mit Tai-Chi-Übungen. „Ich lade meine Teilnehmer zum Schlendern ein, wir schnuppern an Moos, Pilzen oder Totholz oder ich knabbere an einem jungen Buchenblatt.“ Auch seien Achtsamkeitsübungen und Sinnesreisen zwischendurch ganz wichtig. „Ich will das Erleben vertiefen und das Bewusstsein öffnen für das, was uns im Wald umgibt.“ Es ist eine neue Art, dem Lebensraum Wald zu begegnen. Die meisten Menschen suchen die Nähe zum Wald für vielerlei Freizeitaktivitäten. Knapp ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist bewaldet – und das konstant seit über 60 Jahren. Jeden Tag bewandern junge und alte Naturfreunde jede Ecke Forst dieses Landes. Mountainbiker eilen über holprige Wege, Jogger, Walker, Gassigeher, Spaziergänger Er hilft mir sicher über jeden Kater, ob er aus Kummer oder Kognak ist. Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen, doch umso mehr von Luft und Sonnenschein; und kaum umfängt mich seine Stille, rauscht er mir zu: „Nun atmen Sie mal feste ein.“ Ist seine Praxis auch oft überlaufen, seine Rezepte machen rasch gesund; und Kreislaufschwache, die heut noch heftig schnaufen, sind morgen schon fast ohne klinischen Befund. Er hilft mir immer wieder auf die Beine, bringt meine Seele stets ins Gleichgewicht; verhindert Fettansatz und Gallensteine, Nur: „Hausbesuche, macht er nicht“! Helmut Dagenbach, 2002 durchlaufen in ihren ganz eigenen Geschwindigkeiten die Wälder. Und mittendrin gibt es nun diese neue Spezies: die Waldbader. Sie schlendern, halten inne, beobachten und stärken ganz nebenbei ihr Immunsystem. Dass die Waldluft gut für die Lungen ist, weiß jeder. Denn Bäume filtern und reinigen die Luft von Staub und gasförmigen Verbindungen und erzeugen gleichzeitig wertvollen Sauerstoff. Davon braucht ein Mensch zum Atmen im Jahr rund 300 Kilogramm. Die Gesamtwaldfläche Deutschlands von circa 11,1 Mio. Hektar erzeugt jährlich in etwa das Eineinhalbfache dessen, was alle Einwohner des Landes in einem Jahr zum Atmen brauchen. Dass die Waldluft die Stresshormone Cortisol und Adrenalin senkt, ist ebenfalls schon lange bekannt. Viele Waldtherapeuten nutzen diese Wirkung bei Burnout-Patienten. Doch seit einigen Jahren kommt der Waldluft eine weitere, ebenso wichtige Eigenschaft zu: Denn japanische Wissenschaftler erforschten in jahrelangen Studien die gesundheitsfördernde Wirkung genauer und fanden heraus, dass Waldluft die körpereigenen Abwehrmechanismen gegen Tumorzellen unterstützt. Genauer gesagt: Bioaktive Substanzen in der Waldluft erhöhen die Anzahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen sowie den Gehalt 15