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T + K (2006) 73 (2): 66<br />
Kulturgeschichtliches zu Malvengewächsen<br />
Rolf Giebelmann<br />
Institut für Rechtsmedizin im Klinik<strong>um</strong> der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald, Kuhstraße 30,<br />
D-17489 Greifswald<br />
„Wieder hab ich dich gesehen.<br />
Blasse Malve! Blühst du schon?<br />
Ja, mich traf ein schaurig Wehen,<br />
All mein Frühling welkt da<strong>von</strong>.<br />
Bist du noch des Herbstes Rose,<br />
Der gesunknen Sonne Kind,<br />
Bist die starre, düftelose,<br />
Deren Blüten keine sind!"<br />
„Die Malve"; Ludwig Uhland (1787-1862)<br />
Malvengewächse, Malvaceae, sind krautige <strong>und</strong> holzige Pflanzen mit in der Knospe gedrehten<br />
Blütenblättern. Die Staubblätter verwachsen zur Säule, Col<strong>um</strong>nus, weswegen die Malven<br />
„Col<strong>um</strong>niferae" hießen. Sie tragen handförmig gelappte Laubblätter, einsamige Spaltfrüchte<br />
oder vielsamige Kapseln. Die Gattung Malva <strong>um</strong>fasst gegen dreißig Arten ein-, zwei- <strong>und</strong><br />
mehrjähriger Kräuter <strong>und</strong> Halbsträucher Mittel- <strong>und</strong> Westasiens, Nordafrikas <strong>und</strong> Europas.<br />
Die Bezeichnung Malve geht auf griechisch „malasso" für „erweichen" zurück. Die Ärzte der<br />
Antike setzten nämlich Malvenblätter gegen chronische Hartleibigkeit ein. Die Wilde, Blaue,<br />
Algier- oder Mauritanische Malve, Malva silvestris, auch Ross- oder Käsepappel wegen der<br />
käselaibartigen Früchte genannt, wurde bereits <strong>von</strong> Hesiodos, Hesiod (<strong>um</strong> 700 v.u.Z.), dem<br />
ersten geschichtlich belegbaren europäischen Dichter, erwähnt. Sie gehörte zu den Kräutern,<br />
die Karl der Große (742-814) in der Verfügung für seine Landgüter, Capitulare de villis,<br />
zwei Jahre vor seinem Tod z<strong>um</strong> Anbau herausgab.<br />
Auf dem Boden der H<strong>um</strong>oralmedizin sah die Äbtissin<br />
des Klosters vom Rupertsberg, Hildegard <strong>von</strong><br />
Bingen (1098-1179), in der Malve ein Mittel gegen<br />
Kopfweh infolge eines Überschusses an Schwarzgalle.<br />
Mit Olivenöl oder Essig stellte sie einen Auszug<br />
des Malvensaftes her <strong>und</strong> setzte diesen äußerlich<br />
ein. Nach ihrem Verständnis war die Malve geeignet,<br />
die Schwarzgalle aufzusaugen. Vom Hochsommer<br />
bis z<strong>um</strong> Herbst treibt die Wilde Malve (Abb. 1)<br />
lila- (malven-), rosa- bis purpurfarbene Blüten. Die<br />
scheibenförmige Frucht besteht aus mehreren einsamigen<br />
Teilfrüchten. Droge sind die getrockneten<br />
Malvenblätter <strong>und</strong> -blüten. Diese enthalten Schleim<strong>und</strong><br />
Gerbstoffe, die Blüten zusätzlich noch Anthocyanfarbstoffe.<br />
„Käsepappeltee" lindert Entzündungen<br />
der Atemwege. Malvenblüten dienen auch als<br />
Schmuckdroge in Teemischungen.<br />
Abb. <strong>1.</strong> Malvenzweig aus „Hortus<br />
Eystettensis" (1613)