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TOXICHEM + KRIMTECH - GTFCh

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T + K (2009) 76 (1): 1 - 74<br />

Bd. 76 Nr. 1 – April 2009 – Sonderheft<br />

<strong>TOXICHEM</strong> + <strong>KRIMTECH</strong><br />

Mitteilungsblatt der<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />

www.gtfch.org<br />

Das Mitteilungsblatt erscheint dreimal jährlich. Alle Mitglieder der <strong>GTFCh</strong> erhalten die Zeitschrift im Rahmen<br />

ihres Mitgliedsbeitrages.<br />

SCHRIFTLEITUNG und SATZ:<br />

Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Fritz Pragst<br />

Institut für Rechtsmedizin<br />

Universitätsklinikum Charité<br />

Hittorfstr. 18<br />

D-14195 Berlin<br />

Tel. 030-450-525031 Fax 030-450-525904<br />

E-Mail: fritz.pragst@charite.de<br />

VERTRIEB: Geschäftsstelle der <strong>GTFCh</strong><br />

Dr. rer. nat. Frank T. Peters<br />

Institut für Rechtsmedizin<br />

Universitätsklinikum Jena<br />

Fürstengraben 23<br />

07743 Jena<br />

Tel. +49-03641-935584 Fax +49-03641-937902<br />

E-Mail: frank.peters@med.uni-jena.de<br />

Bankverbindung der <strong>GTFCh</strong>: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Saarbrücken (BLZ 300 606 01) Kontonummer 000 4344 324<br />

IBAN: DE 15 3006 0601 000 4344324, BIC: DAAEDEDD<br />

Sonderheft zum<br />

30. Jahrestag der Gründung der <strong>GTFCh</strong><br />

am 4. Dezember 1978<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Frank Mußhoff - Vorwort des Präsidenten der <strong>GTFCh</strong> .......…………………………….. 2<br />

James Bäumler - Eine Wissenschaft entsteht: Toxikologische und Forensische Chemie<br />

Teil I. Hintergründe und Ereignisse ………………………………………… 4<br />

Teil II. Dokumente aus den Jahren 1971-1981 ……………………………… 18<br />

Teil III. Daten und Bilder von hervorragenden Ereignissen …………………. 29<br />

Fortsetzung zu Teil II ………………………………………………………….. 51


T + K (2009) 76 (1): 2<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Vorwort des Präsidenten der <strong>GTFCh</strong><br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

am 04. Dezember 1978 wurde unsere Fachgesellschaft in Frankfurt a.M. gegründet und existiert<br />

somit seit 30 Jahren. Dies bedeutet auch, dass mittlerweile schon die 3. oder 4. Generation<br />

an Kollegen herangewachsen ist, von den Gründungsmitgliedern ist in diesem Jahr Karl<br />

Schmidt als letzter aus einem offiziellen Amt ausgeschieden.<br />

Es ist für mich eine große Freude, dass der erste Präsident der <strong>GTFCh</strong>, James Bäumler,<br />

anlässlich des 30. Geburtstages der <strong>GTFCh</strong> die Situation der toxikologischen und forensischen<br />

Chemie zu den damaligen Zeiten beschreibt sowie insbesondere auch die Umstände zur<br />

nicht ganz einfachen Gründung unserer Fachgesellschaft. Seine Ausführungen liegen hier in<br />

Form dieser Sonderausgabe von Toxichem & Krimtech vor, die als Geburtstagsgeschenk<br />

unseren Mitgliedern und Gästen übergeben wird. Besonders spannend finde ich persönlich die<br />

Auszüge aus Briefen und Protokollen. Lieber James, vielen Dank!<br />

Besonders für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die sich alle sehr intensiv mit modernsten<br />

Analysentechniken, umfangreichen Datensammlungen und hoch technisierten Auswertungsprogrammen<br />

beschäftigen, könnte es sehr interessant sein zu lesen, mit welchem Aufwand<br />

und mit welchen einfachen Methoden - die heute kaum noch angewendet oder<br />

beherrscht werden - schon vor Jahrzehnten anspruchsvolle Analytik betrieben und kritische<br />

Fälle aufgeklärt wurden. Eindrucksvoll wird beschrieben, wie sich Kolleginnen und Kollegen<br />

an verschiedenen Standorten quasi als Einzelkämpfer mit analytischen Problemen auseinandersetzen<br />

mussten und wie mühsam es war, an Fachinformationen zu gelangen. Insofern ist<br />

das damalige Streben nach einer Organisation, die zum einen die Belange und Interessen der<br />

Kolleginnen und Kollegen verfolgt, zum anderen aber die Weiter- und Fortbildung fördert,<br />

nur allzu verständlich nachzuvollziehen.<br />

Ging es zunächst darum, eine Zusammenarbeit zu ermöglichen, um neue analytische Erkenntnisse<br />

entsprechend umzusetzen, lag in den Anfangsjahren der <strong>GTFCh</strong> der Schwerpunkt<br />

bereits frühzeitig in der Weiter- und Fortbildung sowie Qualitätssicherung, also den Bereichen,<br />

die auch heute den größten Teil unserer Aktivitäten einnehmen. Es ist es ein großer<br />

Verdienst unserer Gründungsväter, dass sie sich durch verschiedenste Widerstände nicht von<br />

ihrem Weg haben abbringen lassen. Nur so konnte aus der <strong>GTFCh</strong> eine Gesellschaft mit ihrer<br />

heutigen Bedeutung werden. In den Aufzeichnungen von James Bäumler finden sich immer<br />

wieder Hinweise auf kritische Stimmen von außen, doch Stimmungslagen und Meinungsbilder<br />

veränderten sich damals und sind auch heute im Wandel. Letztendlich standen und stehen<br />

die Belange und der Ausbildungsstand der forensisch und klinisch tätigen Toxikologen und<br />

forensischen Chemiker stets im Vordergrund, was sich ohne Zweifel auch in der Qualität ihrer<br />

Arbeit niedergeschlagen hat und weiterhin niederschlagen wird. Gerade heute in den Zeiten<br />

von Akkreditierungen ist das Bewusstsein insbesondere bzgl. der Weiter- und Fortbildung wie


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 3<br />

auch gegenüber der Qualitätssicherung gestiegen. Unsere kostengünstig gestalteten Veranstaltungen<br />

sowie die Fachtitel finden großen Zuspruch und Anerkennung auch von außen.<br />

Die Kontakte zu verwandten Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

mit z.T. gemeinsamen Aktivitäten wie bei Akkreditierungsfragen oder der Erstellung<br />

von Richtlinien zur forensischen Blutalkoholbestimmung sind ausgezeichnet und mögliche<br />

Ressentiments sind schon vor sehr langer Zeit ausgeräumt worden bzw. bestanden bei einigen<br />

rechtsmedizinischen Kolleginnen und Kollegen nie. Die Mitgliederzahl unserer Gesellschaft<br />

ist stetig steigend, und zur Freude der <strong>GTFCh</strong> finden sich Interessenten aus universitären Einrichtungen<br />

wie auch aus Kriminalämtern und Privatlaboratorien. Im Bemühen, den Interessen<br />

aller Mitglieder gerecht zu werden, sind auch Vorstand und Arbeitskreise jeweils durch Vertreter<br />

aller Fachbereiche zusammengesetzt.<br />

Besonders erfreulich ist auch der hohe Standard wissenschaftlicher Beiträge, die mittlerweile<br />

aus den Reihen unserer Mitglieder national wie hier in Mosbach, aber auch international präsentiert<br />

und publiziert werden. Nicht weniger als 7 <strong>GTFCh</strong>-Mitglieder wurden in den letzten<br />

12 Jahren mit dem Alan Curry Award der International Association of Forensic Toxicologists<br />

(TIAFT) ausgezeichnet, 2 Mitglieder mit dem seit 2001 eingeführten Midlife Award, von den<br />

vielen Young Scientist Awards ganz zu schweigen.<br />

Unsere Gesellschaft hat also auch international ein großes Ansehen gewonnen, sei es aufgrund<br />

ihrer wissenschaftlichen Aktivitäten, sei es bzgl. unserer Weiterbildungsordnungen und<br />

Richtlinien, so dass mittlerweile auch eine englischsprachige Version unserer Homepage<br />

gestaltet worden ist. Mit Spannung erwarten wir alle das Joint Meeting mit der TIAFT 2010<br />

in Bonn. Die Gelegenheit, an einer solchen internationalen Tagung teilzunehmen, sollten sich<br />

gerade die jüngeren Kolleginnen und Kollegen nicht entgehen lassen, denn auf solchem Weg<br />

können unschätzbar wichtige Kontakte mit Fachkollegen aus aller Welt geknüpft werden.<br />

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen einen schönen Festabend hier in Mosbach und<br />

viel Freude bei der unterhaltsamen Lektüre dieses Heftes. Die <strong>GTFCh</strong> möge wachsen und<br />

gedeihen.<br />

Ad multos annos!!<br />

Frank Mußhoff<br />

(Präsident)


T + K (2009) 76 (1): 4<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Eine Wissenschaft entsteht:<br />

Toxikologische und Forensische Chemie<br />

1950 – 1980<br />

Eine Dokumentation zur Gründung der<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />

Dr. phil. James Bäumler<br />

Sonnmattstr. 20, CH 4142 Münchenstein, Schweiz<br />

Teil I. Hintergründe und Ereignisse<br />

Toxikologische und Forensische Chemie gab es schon lange, aber die beiden zueinander<br />

gehörenden Arbeitsgebiete führten ein Schattendasein. Meist waren es einzelne Wissenschaftler,<br />

die sich durch Selbststudium spezialisierten. Es gab praktisch keine Möglichkeiten,<br />

sich in diesem Spezialgebiet aus- oder weiterzubilden. Auch bestand keine Organisation, die<br />

diesen Arbeitszweig vertrat oder seine Entwicklung förderte. Das lag vor allem daran, dass es<br />

sich um ein Arbeitsgebiet handelt, das teils zu den medizinischen und teils, zu den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern gehört. An den Universitäten fühlte sich weder die medizinische<br />

noch die naturwissenschaftliche Fakultät zuständig, was zur Folge hatte, dass das Fach von<br />

nirgends die nötige Unterstützung erhielt.<br />

Erst die rasanten technischen Erneuerungen der forensischen Analytik zwischen 1950 und<br />

1970 führten zur Entstehung eines eigenständigen Fachgebietes und zu einer entsprechenden<br />

wissenschaftlichen Gesellschaft. Dass der Bedarf dafür vorhanden war, zeigte sich in der<br />

rasanten Entwicklung der <strong>GTFCh</strong>, die sich innerhalb von 20 Jahren etablierte, die heute zahlreiche<br />

Arbeitsgebiete umfasst und für die Weiterentwicklung der toxikologischen und forensischen<br />

Chemie besorgt ist.<br />

Neuerungen zwischen 1950-1970<br />

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich die Methoden zum Nachweis von<br />

Giften und Spuren bei gerichtlichen Ermittlungen kaum weiter entwickelt. Die Nachweisgrenzen<br />

lagen in der Grösse von Milligrammen, zudem waren viele der benützten Methoden<br />

unspezifisch. Nach dem 2. Weltkrieg hat die chemische Analytik aber zwei grosse Veränderungen<br />

erlebt, die sich auch auf die Toxikologie ausgewirkt haben.<br />

Zwischen 1955 – 1965 gelang es, die Nachweisgrenze vom Milligramm zum Mikrogramm zu<br />

senken, für organische Stoffe mit Hilfe der Papier- und vor allem der Dünnschichtchromatographie.<br />

Bei Metallanalysen wurde durch die Polarographie mehr Empfindlichkeit und erhöhte<br />

Spezifität erzielt.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 5<br />

Von ca. 1965 – 1975 folgte ein zweiter Schritt: Vom Mikrogramm zum Nanogramm. Die<br />

neuen von der Industrie entwickelten Analysengeräte wie Gaschromatographen, Massenspektrometer,<br />

UV- und IR-Spektrophotometer und Liquidchromatographen, insbesondere<br />

deren Kombination, sowie die Atomabsorptiongeräte erlaubten den Nachweis von wenigen<br />

Nanogrammen. Mit einer bisher nie erreichten Sicherheit konnten nun viele Substanzen identifiziert<br />

werden und dies erst noch in solch geringen Mengen.<br />

Die zahlreichen methodischen Neuerungen innerhalb des relativ kurzen Zeitraumes von ca. 20<br />

Jahren und die korrekte Auswertung der erhaltenen Daten stellten ganz besondere Anforderungen<br />

an die Analytiker. Für die kleinen meist nur mit 1-2 Analytikern besetzten Laboratorien<br />

wurde es unumgänglich, einen engeren Kontakt mit anderen Labors anzustreben. Ein<br />

Zusammenschluss in Arbeitskreisen war zwingend erforderlich. Nicht die Gründung einer<br />

eigenen Gesellschaft stand zunächst im Vordergrund, sondern eine Zusammenarbeit, um die<br />

neuen analytischen Erkenntnisse umsetzen zu können.<br />

Erst als sich zeigte, dass sich nicht nur die toxikologischen Labors der Institute für Rechtsmedizin<br />

und die Kriminalämter mit dem Gift- und Spurennachweis abgaben, sondern dass sich<br />

auch andere Arbeitsgebiete mit ähnlichen analytischen Problemen befassten (Klinisch-toxikologische<br />

Labors, Umweltlabors usw.), erschien es sinnvoll, eine spezielle wissenschaftliche<br />

Gesellschaft zu gründen.<br />

Nachweis organischer und anorganischer Stoffe in biologischem Material in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Um die grossen Umbrüche in der analytischen Chemie verstehen zu können, lohnt es sich,<br />

zuerst einen Blick auf die Situation in der ersten Hälfte des 20. Jhd. zu werfen. Da es keine<br />

spezielle Ausbildung für die Arbeit im toxikologischen Labor gab, musste sich jeder selbst die<br />

Kenntnisse aneignen. Es erstaunt daher nicht, dass die Laborleiter aus den verschiedensten<br />

Berufen stammten. Neben wenigen Chemikern waren es vor allem Mediziner und Pharmazeuten,<br />

die sich auf den Giftnachweis spezialisierten. Das änderte sich ab 1950 grundlegend.<br />

Um die Arbeit bewältigen zu können, wurde eine Ausbildung in analytischer Chemie zur unabdingbaren<br />

Voraussetzung neben chemisch-physikalischen Grundkenntnissen.<br />

Ein weiterer Faktor wirkte sich erschwerend aus. Es gab weder spezielle Publikationsorgane<br />

für toxikologische Chemie noch für Spurenanalytik. Mühsam musste man sich die entsprechenden<br />

Arbeiten in den verschiedensten Fachblättern zusammensuchen. Wollte man selbst<br />

etwas publizieren, war es schwierig, eine Zeitschrift zu finden, welche die Arbeit aufnahm.<br />

An toxischen Stoffen standen damals Alkaloide, sowie Schlafmittel aus der Reihe der Barbiturate<br />

und der Bromureide im Vordergrund, bei den Metallen Blei, Quecksilber und Arsen.<br />

Am erfolgversprechendsten war die Analyse von Mageninhalt; die Untersuchung von Blut<br />

oder Urin ergab weniger gute Resultate.<br />

Als Extraktionsmethode diente das Verfahren von Stas-Otto. Zur weiteren Analyse stand<br />

damals kein "Screening-Verfahren" zur Verfügung. Die einzige Alternative war eine organoleptische<br />

Prüfung: Mit einem Glasstab rührte man im Rückstand des Extraktionskolbens<br />

und betupfte damit die Zunge. Ein bitterer Geschmack wies auf die Anwesenheit eines Alkaloides<br />

oder Schlafmittels hin. Anschliessend wurde mit wenig spezifischen Farbreaktionen<br />

eine Identifizierung versucht. Ergab die Zungen-Prüfung ein negatives Resultat, so wurde auf<br />

eine weitere Abklärung verzichtet.<br />

Den sauren Stas-Otto-Extrakt versuchte man durch Lösen und anschliessendem Eindampfen<br />

zum Kristallisieren zu bringen, was z. T. sehr mühsam war und einige Geschicklichkeit und<br />

Geduld erforderte. Erhielt man Kristalle, wurden deren Schmelzpunkt und der Mischschmelz-


T + K (2009) 76 (1): 6<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

punkt mit der vermuteten Substanz unter dem Mikroskop bestimmt. Zudem ergaben die<br />

Kristallform oder gewisse Farbreaktionen unter dem Mikroskop gewisse Anhaltspunkte.<br />

Bromureide wies man mittels einer Bromidbestimmung in Blut oder Urin nach. Dies war<br />

allerdings unspezifisch, zudem war diese Methode der Brombestimmung mit schweren Mängeln<br />

behaftet, weshalb fast jedes Labor eine eigene Modifikation der Bromidbestimmung<br />

entwickelte. Für die damaligen Toxikologen war es kaum vorstellbar, dass man einige Jahre<br />

später mit einem Dünnschichtchromatogramm innerhalb einer Stunde einen eindeutigen,<br />

semiquantitativen Nachweis und dies erst noch in kleinsten Mengen erbringen könnte.<br />

Betrachten wir die früheren Metallanalysen, so handelt es sich z. T. um recht abenteuerliche<br />

Verfahren. Wegen der geringen Nachweisempfindlichkeit verwendete man oft 24-Stundenurine<br />

und setzte pro Probe 200 – 500 ml ein. So wurden für eine Quecksilberbestimmung<br />

etwa 250 ml Urin in einem Kolben mit Rückflusskühler unter Zusatz von Perchlorat und konzentrierter<br />

Salzsäure mineralisiert. Oft kam es dabei zu kräftigen Verpuffungen. Man tat gut<br />

daran, sich in einer gewissen Entfernung aufzuhalten. War diese Prozedur überstanden, wurde<br />

die mineralisierte Lösung mit Wasser aufgenommen und das Quecksilber mit einer Lösung<br />

von Hühnereiweiss ausgefällt. Der Rückstand wurde in einem Kolben erhitzt, dem ein abgebogenes<br />

Glasrohr aufgesetzt war, das in einer Kapillare endete. An der ausgekühlten Kapillare<br />

schied sich das Quecksilber in Form feiner Tröpfchen ab. Die Kapillare wurde abgeschnitten,<br />

Anzahl und Grösse der Quecksilbertröpfchen unter dem Mikroskop mit Testkapillaren verglichen.<br />

Fast einem Würfelspiel glich die Bleibestimmung in Blut. Bleivergiftungen waren damals<br />

relativ häufig. Einerseits verwendete man Geschirr mit bleihaltigen Dekor-Farben und bleihaltige<br />

Pfannen, andererseits kamen viele Lebensmittel bei der Verarbeitung mit Blei in Berührung.<br />

Mit dem Aufkommen der Autos stieg der Bedarf an Batterien, bei deren Herstellung<br />

es immer wieder zu Bleivergiftungen kam. Unsere Analyse verlief folgendermassen: 20 g.<br />

Blut wurden zuerst mit Salpetersäure, anschliessend mit Wasserstoffsuperoxid mineralisiert.<br />

Dies alles im offenen Kjeldahl-Kolben (alle 2 Jahre musste der Abzug neu gemauert werden!).<br />

Nach Auflösung des Rückstandes wurde das Blei mit Kaliumjodid als Bleijodid ausgefällt.<br />

Die durch die Flitter der gelblich glänzenden Kristalle entstandene Trübung konnte<br />

nephelometrisch ausgemessen werden. Die Stärke der Trübung war nicht allein von der Konzentration<br />

an Blei abhängig, sondern auch von der Matrix, der Temperatur und dem Salzgehalt<br />

usw. Als Alternative bot sich eine Farbreaktion - die Dithizonmethode - an, bei der noch<br />

das Kupfer mit erfasst wurde. Die erhaltenen Bleiwerte im Blut lagen durchwegs zu hoch. Als<br />

man das Blei im Blut polarographisch bestimmen konnte, musste der Normalwert von Blei in<br />

Blut um das 3 - 4 - fache herabgesetzt werden.<br />

Bei Brandstiftungen einen Brandbeschleuniger nachzuweisen, erwies sich als äusserst langwierig<br />

und schwierig. Durch Aussalzen und anschliessender Wasserdampfdestillation trennte<br />

man die flüchtigen Lösungsmittel ab. Bei Verdacht auf Benzin wurde das Destillat mit niedrig<br />

siedendem Petroläther ausgeschüttelt und versucht, die darin enthaltenen Aromaten festzustellen.<br />

Dazu nitrierte man den Rückstand, reduzierte zum aromatischen Amin und erzeugte<br />

durch Diazotierung einen Farbstoff. Wohl war dies ein unspezifischer Nachweis, aber doch<br />

besser als nichts. Die Anwesenheit aliphatischer Lösungsmittel festzustellen, bot mehr Probleme.<br />

Dies gelang natürlich nur, wenn grössere Mengen vorhanden waren. An einen<br />

Spurennachweis, wie er heute mit GC/MS möglich ist, war nicht zu denken.<br />

Auch die Blutalkoholbestimmungen waren umständlich. Das in der Schweiz übliche Verfahren<br />

nach Nicloux-Rochat verlief wie folgt: 8-10 g Blut, d.h. die ganze Blutprobe, wurden mit<br />

Pikrinsäure und Wasser versetzt davon 30 ml abdestilliert. Dem Destillat wurde KOH und<br />

Wasser beigefügt. Nach erneuter Destillation standen 30 ml Flüssigkeit zur Verfügung. Der<br />

Alkohol wurde einerseits interferometrisch (Lichtbrechung) bestimmt, andererseits durch


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 7<br />

Oxidation mit Kaliumdichromat. Dazu wurde zur stark schwefelsauren Lösung Kaliumdichromat<br />

aus einer Pipette tröpfchenweise zugefügt. Aus der gelben Lösung entstand eine<br />

blaue Farbe. Beim Umschlagspunkt zu hellgrün musste gestoppt und mit einem grünen Test<br />

verglichen werden. Dieser grüne Umschlagspunkt war nicht leicht zu erkennen und stark vom<br />

Licht abhängig. Bei Sonnenschein oder Regenwetter konnte man nicht titrieren. Man benötigte<br />

eine mittlere Helligkeit. Im Winter musste man gelegentlich 2-3 Tage auf eine entsprechende<br />

Wetterlage warten. Da für die Analyse die ganze Probe gebraucht wurde, war für eine<br />

Zweitanalyse kein Material mehr vorhanden.<br />

Wie eine Qualitätskontrolle in den 60-iger Jahren aussah, zeigt folgender Rundversuch zu den<br />

Blutalkoholbestimmungen. Käufliche Seren gab es nicht und doch wollten wir den Versuch<br />

möglichst praxisnah durchführen. Also holten wir am frühen Morgen im Schlachthof frisches<br />

Blut und stellten durch Alkoholzusatz entsprechende Proben her. Diese wurden gekühlt. Eine<br />

Assistentin fuhr, die Proben in einer Kühlbox bei sich tragend, mit dem Zug von Basel nach<br />

Bern und brachte das Material ins Institut für Rechtsmedizin. Über Mittag nahm sie den Zug<br />

von Bern nach Zürich und lieferte die restlichen Proben im Zürcher Institut ab.<br />

Neue Situation nach 1950<br />

In den Nachkriegsjahren entwickelte die Industrie zahlreiche Neuheiten, einerseits Arzneistoffe,<br />

andererseits technische Produkte.<br />

Die Normaldosierung der bereits in sehr kleinen Mengen wirksamen Medikamente lag oft bei<br />

wenigen Milligrammen. Rasche Verbreitung fanden insbesondere die Psychopharmaka, zuerst<br />

die trizyklischen Psychopharmaka und Antidepressiva, später die Benzodiazepine, die zu<br />

Missbrauch und Sucht führten. Ein chemischer Nachweis in Blut oder Urin war also nicht nur<br />

bei tödlichen Überdosierungen gefordert, sondern auch bei Süchtigen.<br />

Missbräuchlich verwendet wurden des weiteren Medikamente mit leistungs-steigernder Wirkung.<br />

Um 1960 traten die ersten Fälle von Doping auf; nicht nur bei Sportlern, auch bei<br />

Rennpferden wurden stimulierende Mittel eingesetzt.<br />

Gegen Ende der 60-iger Jahre wurden die ersten grösseren Drogenfunde bekannt: Zuerst Cannabis<br />

und Heroin, dann Cocain, LSD und Amphetaminderivate, etwas später die sogenannten<br />

Designerdrogen.<br />

Die Toxikologie war zudem mit neuen technischen Produkten konfrontiert. Am häufigsten<br />

traten Vergiftungen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln aus der Reihe der Thiophosphorsäureester<br />

auf, vor allem mit Parathion. Auch Intoxikationen mit chlorierten Verbindungen wie<br />

DDT oder Dioxinen mussten ins Nachweisprogramm aufgenommen werden. Die weite<br />

Verbreitung von Ethylenglykol als Frostschutzmittel führte immer wieder zu Vergiftungen.<br />

Die Palette der technischen Stoffe, die zu Vergiftungen Anlass gaben, vergrösserte sich laufend<br />

und verlangte von den Spurenanalytikern entsprechende Nachweistechniken und Substanzkenntnisse.<br />

Wir hatten also zwischen 1950 und 1970 eine völlig neue Situation. Einerseits war die Anzahl<br />

nachzuweisender Stoffe stark angestiegen, andererseits benötigte man verfeinerte Methoden<br />

zum Nachweis der z. T. in geringen Mengen toxisch wirkenden Substanzen.<br />

Für viele Arzneistoffe und technische Produkte war es äusserst mühsam, analytische Daten zu<br />

finden. Das lag auch daran, dass mit verschiedenen Methoden gearbeitet wurde. So benützte<br />

bei den chromatographischen Methoden jedes Labor andere Fliessmittelsysteme und bei der<br />

Gaschromatographie verschieden gefüllte Trennsäulen. Ähnliches galt für die Liquidchromatographie.<br />

Eine Standardisierung wäre nötig gewesen, doch fehlte eine Organisation, die die-


T + K (2009) 76 (1): 8<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

ses Problem an die Hand hätte nehmen können. Als die Massenspektrometrie grössere<br />

Verbreitung fand, war es schwierig die entsprechenden Vergleichsspektren zu finden. Wohl<br />

waren von einzelnen Arzneistoffen Massenspektren publiziert, doch fehlten meistens die Vergleichsspektren<br />

der Metaboliten. Auch deren UV- und IR-Spektren waren kaum auffindbar.<br />

Es herrschte ein grosser Bedarf an analytischen Daten!<br />

Da keine speziellen toxikologisch-analytischen Zeitschriften mit entsprechenden Angaben<br />

existierten, war die Beschreibung von Stoffen und deren Metaboliten in unzähligen chemischen<br />

und medizinischen Zeitschriften zerstreut. Deren Bearbeitung war für die meist mit<br />

wenig Personal dotierten toxikologischen Laboratorien ein aussichtsloses Unterfangen. Literaturstudium<br />

war sowieso meist eine "Freizeit-Beschäftigung".<br />

Die Einführung von neuen Arbeitsmethoden erwies sich umso schwieriger je komplizierter<br />

diese waren. Während papier- und dünnschichtchromatographische Verfahren noch relativ<br />

einfach angeeignet werden konnten, war die Handhabung anderer Methoden wie die Massenspektrometrie<br />

schon schwieriger und das Erlernen im Selbststudium nur in Ausnahmefällen<br />

möglich.<br />

Zudem waren die Kontakte unter den Laboratorien spärlich. Folgende kurze Übersicht zeigt,<br />

wo es damals überhaupt Möglichkeiten zum gegenseitigen Gedankenaustausch gab.<br />

Internationale Tagungen und Zusammenkünfte um 1960<br />

a) Anfangs der 60-iger Jahre fanden in Brüssel Symposien zur Chromatographie statt. Dabei<br />

ging es kaum um toxikologische Probleme. Es wurden vor allem prinzipielle methodische<br />

Fragen diskutiert. Doch bot sich hier Gelegenheit, mit belgischen und englischen Kollegen<br />

Kontakt aufzunehmen. Damals waren in Belgien mehrere bekannte Toxikologen tätig, z.B. A.<br />

Heyndrickx in Gent und Norfalise in Lüttich.<br />

b) Die europäische Liga für Gerichtliche Medizin organisierte alle 3-4 Jahre Tagungen, an<br />

denen auch Zeit für Toxikologie reserviert war. So fand 1962 ein Kongress in Wien statt, an<br />

dem viele Toxikologen teilnahmen und Vorträge hielten. In späteren Jahren hat man von dieser<br />

Liga wenig mehr gehört.<br />

c) Im April 1963 wurde anlässlich des Third Meeting in Forensic Immunology, Medicine,<br />

Pathology and Toxicology die TIAFT gegründet. Da die TIAFT weltumspannend konzipiert<br />

war, lag zu Beginn das Schwergewicht mehr in aussereuropäischen Ländern. Aus Europa<br />

waren nur wenige Toxikologen anwesend; ich erinnere mich nur noch an Hans Brandenberger,<br />

A. Heyndrickx, Gottfried Machata, Andreas Maehli. Erst etwas später machten die Europäer<br />

aktiv mit, und als einer der Ersten organisierte A. Heyndrickx ein TIAFT-Symposium in<br />

Gent. Wertvoll war das Bulletin der TIAFT mit Schilderungen von aktuellen Vergiftungsfällen.<br />

Leider erschien es recht selten.<br />

d) So blieb als regelmässiger Treffpunkt der Toxikologen nur die Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Rechtsmedizin. An ihren Zusammenkünften reservierte sie je einen halben<br />

Tag für die Toxikologie und für den Blutalkohol. Erwünscht waren vor allem Vorträge über<br />

Vergiftungsfälle, aber als Kasuistik; methodische Fragen waren Nebensache. Meist lag auch<br />

zwischen den beiden Halbtagen ein Tag mit spezifisch rechtsmedizinischen Vorträgen, sodass<br />

viele Kollegen nach der Toxikologie abreisten oder erst zum Schluss zu den Blutalkoholvorträgen<br />

erschienen. So konnte nur ein lockerer Kontakt entstehen.<br />

e) Der "Leidensweg" in der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin war lange. Wir hofften<br />

immer wieder, eine eigene Arbeitsgruppe bilden zu können. Vergeblich verlangten wir, dass<br />

an den Jahresversammlungen ein ganzer Tag für die Toxikologie reserviert werde, dass wir<br />

ein Hauptthema wählen und dazu auch auswärtige Referenten einladen dürften. Im Vorstand


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 9<br />

der Rechtsmediziner vertrat Prof. E. Weinig aus Erlangen die Chemiker. Er war Mediziner<br />

und Chemiker. Sein toxikologisches Laboratorium in Erlangen war bekannt, auch hatte er<br />

schon in den 50-iger Jahren ein polarographisches Verfahren zur Bleibestimmung in Blut<br />

entwickelt. Weinig selbst war ein angenehmer Gesprächspartner und hat uns immer wieder<br />

versprochen, unsere Anliegen im Vorstand vorzubringen und zu befürworten. Aber jedes Mal<br />

vertröstete er uns auf das nächste Jahr, immer mit ähnlichen Argumenten, es sei aus technischen<br />

Gründen nicht möglich gewesen oder der Vorstand würde die Angelegenheit noch<br />

genauer abklären.<br />

Nachdem mich E. Weinig an der Tagung in Kiel zum Nachtessen eingeladen und alles genau<br />

besprochen hatte, war ich fest überzeugt, dass es nun klappen würde. Aber es folgte eine neue<br />

Enttäuschung. So ging es weiter in den folgenden Jahren. An der Jahrestagung in Münster<br />

wurde wiederum mitgeteilt, dass wir erst nächstes Jahr Gehör finden würden, und als die Jahrestagung<br />

in Frankfurt nahte, stellten wir fest, dass für die Toxikologen wiederum nur ein halber<br />

Tag zur Verfügung stand. Unsere Geduld war am Ende, und wir beschlossen zu handeln.<br />

Die Toxikologen standen damals bei den Rechtsmedizinern nicht hoch im Kurs. Es war die<br />

Rede von “Messknechten“. Von dieser Seite war eine Unterstützung unserer Anliegen also<br />

kaum zu erwarten. Rückblickend ist diese negative Einstellung gegenüber der Toxikologie<br />

erstaunlich, profitierten doch die Institute davon, wenn sie ein funktionierendes Labor zur<br />

Seite hatten. So war in München ein gut ausgebautes Labor und mit Kollege Hauck ein profilierter<br />

Chemiker. Auch der in Würzburg tätige Institutsvorsteher hatte früher in Erlangen<br />

selbst toxikologische Untersuchungen durchgeführt und darüber publiziert. Umso unverständlicher<br />

war der starke Widerstand insbesondere aus Würzburg und München.<br />

Der Weg zu einer Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />

Nachdem im Herbst 1971 feststand, dass ein Arbeitskreis, in dem unsere Wünsche berücksichtigt<br />

würden, bei den Rechtsmedizinern nur schwer realisierbar war, hat sich Heinz Walter<br />

Raudonat mit Frau Marika Geldmacher-von Mallinckrodt und James Bäumler besprochen. Er<br />

schlug vor, Gespräche mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker aufzunehmen mit dem Ziel,<br />

innerhalb der Fachgruppe Lebensmittel- und gerichtliche Chemie eine eigene Arbeitsgruppe<br />

zu gründen. Da H. W. Raudonat Vorlesungen und Praktika für die Lebensmittelchemiker in<br />

Frankfurt hielt, und daher Dr. H. Lange vom Vorstand der GDCh kannte, wurde er gebeten<br />

Kontakt zu Dr. H. Lange aufzunehmen.<br />

Nachdem dieser auf unser Projekt positiv reagiert und versichert hatte, dass auch Nichtmitglieder<br />

der GDCh in den Arbeitskreisen mitarbeiten könnten, stand unserem Plan nichts mehr<br />

im Weg.<br />

Am 27.12.1971 hat H. W. Raudonat einige Toxikologen angeschrieben und sie um ihre Meinung<br />

zu einer eigenständigen Fachgruppe gebeten. Um dem Schreiben mehr Gewicht zu<br />

geben, wurde es von einigen Kollegen mitunterzeichnet. Es waren dies: Marika Geldmachervon<br />

Mallinckrodt (Erlangen), Roland Hackel (Mainz), Ernst Klug (Berlin), Günter Machbert<br />

(Erlangen), Dieter Post (Giessen) und Ernst Vidic (Berlin).<br />

Auf Grund der positiven Antworten lud H. W. Raudonat zu einer Vorbesprechung am 25.<br />

Januar ein, und an der Sitzung vom 5. Februar 1972 wurde beschlossen, unser Anliegen bei<br />

der GDCh anzumelden. Dr. H. Lange hatte inzwischen mitgeteilt, dass der Vorstand der<br />

Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie sich freuen würde, wenn wir uns entschliessen<br />

könnten, mit ihnen zusammen zu arbeiten.<br />

Jetzt war plötzlich die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin ihrerseits bereit, eine Fachgruppe<br />

für Toxikologie in ihrem Schoss zu akzeptieren. Der Münchner Toxikologe Gerhard


T + K (2009) 76 (1): 10<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Hauck lud uns deshalb anlässlich der Analytica zu einer Tagung am 24. April 1972 ins Institut<br />

für Rechtsmedizin München ein, an der nach verschiedenen Vorträgen die Gründung einer<br />

Fachgruppe innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin beschlossen werden<br />

sollte. Dieses Einladungsschreiben verschwieg aber unsere Bemühungen um eine eigenständige<br />

Arbeitsgruppe bei der GDCh. H. W. Raudonat sah sich deshalb genötigt in einem neuen<br />

Schreiben darüber zu informieren, dass an der Tagung in München zuerst beschlossen werden<br />

müsse, in welchem Rahmen eine zukünftige Fachgruppe gegründet werden sollte.<br />

Es war nun wichtig, in München genügend Kollegen zusammenzubringen, die der Arbeitsgruppe<br />

bei der GDCh zustimmen würden. Wir versuchten, vor allem die Chemiker der Landeskriminalämter<br />

und der Chemischen Untersuchungsämter zur Teilnahme an der Münchner<br />

Tagung zu bewegen, dies auch im Hinblick darauf, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen<br />

den Toxikologen und den Chemikern für beide Seiten wünschenswert wäre.<br />

An dem gut besuchten Anlass betonten alle Referenten – ausser Hauck – dass einer Fachgruppe<br />

bei der GDCh der Vorzug zu geben sei. Dazu einige Sätze aus meinem Vortrag (ganzer<br />

Text im Anhang): "Unsere neue Fachgruppe sollte dazu beitragen, das Bild unseres Berufes<br />

zu fördern und den Aufgabenbereich klar zu stellen, damit der chemisch-toxikologisch<br />

Tätige auch eine seiner Verantwortung und seinem Spezialwissen entsprechende Stellung<br />

erreichen kann. Dies aber kann nur eine eigenständige, von Chemikern geführte und von<br />

Chemikern unterstützte Fachgruppe erreichen. Eine Untergruppe der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin wäre vollständig bedeutungslos, und es wäre nicht der Mühe wert, sie zu<br />

gründen".<br />

Nach der Schlussdiskussion stimmten die Anwesenden für die Gründung von zwei Arbeitsgruppen,<br />

die eine bei der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin und die andere bei der<br />

GDCh. Heinz Walter Raudonat wurde gleichzeitig beauftragt, die Verhandlungen mit der<br />

GDCh weiterzuführen.<br />

Im kleinen Kreise wurde noch am gleichen Abend Heinz Walter Raudonat zum Leiter de<br />

Arbeitsgruppe bei der GDCh bestimmt und die Bildung von 3 Untergruppen beschlossen:<br />

“Klinische Toxikologie“ (Vorsitz: Marika Geldmacher-von Mallinckrodt), “Analytik und<br />

Nachweis von Suchtstoffen“ (Vorsitz: James Bäumler) und “Dokumentation“ (Vorsitz: Dieter<br />

Post).<br />

Bis zur endgültigen Gründung der "Arbeitsgruppe für forensische und toxikologische Chemie"<br />

bei der GDCh dauerte es allerdings noch bis zum 23. November 1972. Die GDCh war<br />

ein grosses Gebilde; die verschiedenen Abklärungen und der Gang durch alle Instanzen benötigten<br />

entsprechend viel Zeit. Das Protokoll der Gründungsversammlung findet sich im<br />

Anhang.<br />

Die gleichzeitig entstandene, bei den Rechtsmedizinern angesiedelte, „Fachgruppe für Toxikologie“<br />

tagte normalerweise ein Mal im Jahr an der Jahresversammlung der Rechtsmediziner<br />

und wählte dort einen Vertreter in den Vorstand der Rechtsmediziner. Andere Aktivitäten hat<br />

diese Fachgruppe kaum entwickelt.<br />

Tätigkeit der Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />

Die Untergruppe “Suchtstoffe“ traf sich regelmässig im Juni und Dezember in Frankfurt im<br />

Haus der GDCh. Die zentrale Lage Frankfurts erlaubte es, bei einem Sitzungsbeginn um 10<br />

Uhr und Sitzungsende um 17.30 Uhr, ohne Übernachtungen auszukommen. Da die GDCh ein<br />

im Mikrowellenofen aufgetautes Mittagessen im Sitzungszimmer servierte, beanspruchte die<br />

Mittagspause nur etwa ¾-Stunden.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 11<br />

Zuerst wurde immer über Neuigkeiten auf dem Drogenmarkt berichtet, auf dem damals selten<br />

reines Heroin, Morphin oder Kokain gehandelt wurde. Meist waren die Suchtmittel mit<br />

Zusatzstoffen gemischt. So fand sich im Heroin noch Strychnin oder Koffein, Paracetamol,<br />

Zucker, Mehl usw. Diese Streckmittel waren wichtig für die polizeilichen Ermittlungen.<br />

Deren Nachweis ermöglichte es, eine Spur zum Grosshändler zu finden. Der gegenseitige<br />

Austausch von Informationen über die Zusammensetzung der Drogen war daher von grosser<br />

Bedeutung.<br />

Das zweite Arbeitsgebiet betraf die Zusammenstellung analytischer Daten von Drogen und<br />

Arzneimitteln bzw. deren Metaboliten. Voraussetzung war allerdings die Festlegung von<br />

Standardverfahren. Nach vielen praktischen Versuchen einigten wir uns bei der Dünnschichtchromatographie<br />

auf eine beschränkte Anzahl von Fliessmittelsystemen und bei der<br />

Gaschromatographie auf wenige Standardsäulen und Temperaturprogramme. Danach galt es,<br />

die entsprechenden Fliesswerte bzw. Retentionszeiten zu bestimmen.<br />

Wir planten, sogenannte "Datenblätter" von wichtigen Substanzen anzufertigen mit folgenden<br />

Angaben: DC, GC, MS, UV und eventuell IR-Daten. Neben den analytischen Werten<br />

interessierten vor allem Blutspiegel und Metabolismus.<br />

Das Zusammentragen und Überprüfen all dieser Daten war damals sehr mühsam und zeitraubend:<br />

Es standen noch keine Computer zur Verfügung und entsprechende Sammlungen fehlten<br />

weitgehend. Zudem war es schwierig, Kollegen zu finden, die bereit waren, diese Arbeiten<br />

zu übernehmen. Deshalb ging es nur langsam voran mit der Herausgabe dieser Datenblätter.<br />

Ein weiteres Anliegen der Arbeitsgruppe "Suchtstoffe" war die Organisation von sogenannten<br />

"Workshops". Wie bereits erwähnt war es damals nicht einfach, sich Kenntnisse über die<br />

praktische Anwendung der neuen instrumentellen Methoden anzueignen. Daher organisierten<br />

wir bereits 1973 in Basel den 1. Workshop zur Gaschromatographie. Wichtig schien uns, dass<br />

jeder Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung selber ein Gaschromatogramm oder ein<br />

Spektrum anfertigen konnte. In Gruppen von maximal 6 Teilnehmern wurden jeweils 6 Stationen<br />

besucht, wobei pro Station eine Stunde zur Verfügung stand. Sensation an diesem ersten<br />

Workshop war das Kleinmassenspektrometer "Gnom" gekoppelt mit einem Gaschromatographen.<br />

Zum Aufzeichnen der Massenspektren gab es damals noch keinen Computer mit<br />

Drucker. Ein UV-Strahl oszillierte über einem UV-empfindlichen Papier, das in rascher<br />

Geschwindigkeit am Strahl vorbeilief. Aufmerksamkeit war gefordert; wenn ein GC-Peak<br />

erschien, mussten rasch 2-3 m Papier am Strahl vorbeilaufen. Das UV-Papier war teuer und<br />

eine Rolle bald aufgebraucht. Anhand von Eichkurven und einem Massstab musste die Massenzahl<br />

den Peaks zugeordnet werden. Eine zeitraubende Auswertung, die aber eine grosse<br />

zusätzliche Information über den GC-Peak lieferte.<br />

Der 2. Workshop bei Sabino Goenechea in Bonn war der Identifizierung von Sub-stanzen aus<br />

verschiedenen Daten gewidmet. An einzelnen Stationen wurde das Auswerten von UV-, IR-,<br />

MS- und NMR-Daten geübt. Zum Schluss erhielten die Teilnehmer Blätter mit den Spektren<br />

einer Substanz und mussten versuchen, daraus die chemische Struktur zu ermitteln. Das Lernen<br />

glich einem unterhaltsamen Spiel, d.h. die Bausteine mussten wie bei einem Puzzle<br />

zusammengefügt werden.<br />

Eine Tabelle der Themen der späteren Workshops findet sich im Anhang.<br />

Mitteilungsblatt <strong>TOXICHEM</strong><br />

Schon bald nach den ersten Sitzungen der Arbeitsgruppe “Suchtstoffe“ äusserten viele Toxikologen<br />

und forensische Chemiker den Wunsch, ebenfalls Mitglied zu werden. Anders war es<br />

nicht möglich an die Informationen heranzukommen. Wird aber ein Arbeitskreis zu gross, so


T + K (2009) 76 (1): 12<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

verliert er rasch an Effizienz, die Diskussionen werden endlos und die Einigungsprozesse ziehen<br />

sich in die Länge. Wir beschränkten daher die Anzahl der Sitzungsteilnehmer und überlegten<br />

uns, wie die anderen Interessenten an den Ergebnissen unserer Aussprachen teilhaben<br />

könnten. Als geeignetstes Mittel erschien uns die Herausgabe eines kleinen Mitteilungsblattes,<br />

das wir “<strong>TOXICHEM</strong>“ tauften. Aber damit stellte sich das Problem der Kosten. Der<br />

Arbeitskreis verfügte über keinerlei finanzielle Mittel, einzig ein Teil der Portospesen konnte<br />

der GDCh angelastet werden. So musste eine kostengünstige Lösung gesucht werden.<br />

Anfänglich konnten wir in Basel für einen Tag eine sogenannte Vervielfältigungsmaschine<br />

mieten. Die Texte wurden auf Wachsmatrizen geschrieben, die dann in den Vervielfältigungsapparat<br />

eingespannt wurden.<br />

Das Heften wurde von Hand besorgt. Probleme gab es für den Versand. Da die meisten Hefte<br />

für Deutschland bestimmt waren, wären die Portokosten sehr hoch gewesen. Also verpackten<br />

wir das Toxichem, brachten es über die Grenze zur Post ins nahe Lörrach und schickten es zu<br />

Karl Schmidt nach Frankfurt. Doch schon nach einigen Nummern nahm die Deutsche Post<br />

unsere Sendungen nicht mehr an, da nach internationalem Postgesetzt Pakete mit Absendern<br />

in der Schweiz nicht in Deutschland aufgegeben werden dürfen. Also suchten wir im Badischen<br />

grenznahen Gebiet einen Bekannten, unter dessen Namen wir in Zukunft die Pakete<br />

aufgaben. Wenn überall gespart werden muss, entstehen komplizierte Abläufe.<br />

Nicht immer entsprachen die gedruckten Hefte unseren Wünschen, manchmal waren gewisse<br />

Textpassagen zu blass und daher nicht gut leserlich. Zudem konnten Tabellen, chemische<br />

Formeln, Spektren oder Skizzen auf den Wachsmatrizen nur schwer realisiert werden. Da das<br />

Titelblatt der ersten Nummern auf weissem Papier mit grauschwarzen Buchstaben wenig<br />

attraktiv aussah, versuchten wir etwas Farbe einzubringen. Ein Blech, aus dem die Titelbuchstaben<br />

"<strong>TOXICHEM</strong>" herausgeschnitten wurden, diente als Schablone, die wir über die<br />

gedruckte Vorderseite legten. Mit einem Spray konnte dann der Titel eingefärbt werden.<br />

Diese Art von Vervielfältigung erlaubte nur eine beschränkte Auflage. Mit dem stetigen<br />

Ansteigen der Anzahl musste nach einem anderen Verfahren gesucht werden. Auf Laborkosten<br />

konnten wir eine Okkasion- Klein-Offsetdruckmaschine anschaffen, was einen besseren<br />

Druck erlaubte. Aber die Schwierigkeiten zeigten sich erst bei der praktischen Arbeit. Weder<br />

mein Stellvertreter Siegfried Rippstein noch ich kannten sich in diesem Metier aus, und die<br />

Maschine – schon älteren Datums – hatte ihre Tücken. Im Nu waren 20-30 Papierseiten in der<br />

Maschine eingeklemmt und voller schwarzer Flecken. War die Matrize nicht ganz faltenfrei,<br />

so erschienen im Druck schwarze Striche, sodass eine neue Matrize angefertigt werden<br />

musste. Auch die Dosierung der Druckfarbe bereitete Schwierigkeiten. Oft waren nicht nur<br />

die Papierblätter schwarz, sondern auch die Maschine und unsere weissen Laborschürzen!<br />

Also war grosses Putzen angesagt. Zum Glück hat man im Labor genügend Lösungsmittel,<br />

um alles wieder sauber zu bekommen.<br />

Nachdem Toxichem Nr .1 im Januar 1976 schwarz-weiss erschien, erhielt es ab Nr. 4 (Juni<br />

1977) einen farbigem Titel und mit der Gründung der <strong>GTFCh</strong> einen gelben Einband (Nr.7,<br />

Januar 1979). Den Versand besorgten nun Hanny und Karl Schmidt von der Geschäftsstelle<br />

der <strong>GTFCh</strong>. Ab April 1984 (Nr. 29) wurde der Name auf "Toxichem + Krimtech" erweitert<br />

und die Herstellung dank der finanziellen Besserstellung der <strong>GTFCh</strong> einem Drucker übergeben.<br />

Da zu Beginn die Auflage sehr klein war und die ersten Toxichem kaum mehr erhältlich sind,<br />

sind einige Artikel daraus im Anhang abgedruckt.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 13<br />

Der letzte Schritt<br />

Um den von der GDCh gewünschten Fortbildungskurs in Frankfurt vorzubereiten, lud Heinz<br />

Walter Raudonat Ende August 1978 zu einem Wochenende mit Familie nach Mespelbrunn im<br />

Spessart ein, wo er selbst im Pförtnerhaus des Schlosses eine Ferienwohnung besass. Am<br />

Samstagabend sassen wir in einer Kneipe in Elsavatal zusammen. Da es dort laut zu und her<br />

ging und der Wirt unaufhörlich an seiner Musikorgel spielte, war die Unterhaltung nur in<br />

kleinen Gruppen möglich. So war ich mit Heinz Walter Raudonat, Manfred Möller und Wolfgang<br />

Arnold an einem Tisch. Wir fanden, dass die Zeit reif wäre, eine eigene wissenschaftliche<br />

Gesellschaft zu gründen. Die GDCh war eine derart grosse Organisation, dass Arbeitskreise<br />

wie der unsrige darin untergingen und keine Wirkung nach aussen erzielten. Während<br />

unserer 6-jährigen Tätigkeit stand die Praxis im Labor im Vordergrund; dadurch fanden auch<br />

immer mehr Kollegen Interesse an unseren Bemühungen. Dazu kam die gute Zusammenarbeit<br />

mit den Chemikern der Kriminalämter. So hatten wir auch ein zweites Standbein gewonnen<br />

und glaubten jetzt selbstständig auf zwei Beinen stehen zu können. Das ursprüngliche Ziel<br />

war nun auf dem Umweg über die GDCh in greifbare Nähe gerückt.<br />

Nachdem dieser Funke gezündet hatte, galt es, das angefachte Feuer in Glut zu halten. Sofort<br />

nach der Rückkehr begann ein reger Briefwechsel mit anschliessenden Besprechungen. Nach<br />

einer Sitzung des Arbeitskreises “Klinisch-toxikologische Analytik“ in München vom 7. - 8.<br />

November 1978 beschlossen wir kurzfristig, direkt anschliessend in Stuttgart zu übernachten,<br />

wo wir noch am gleichen Abend zusammen sassen ( Wolfgang Arnold, James Bäumler, Reinhold<br />

Barchet, Hans Berninger, Klaus Harzer, Manfred Möller, Gerhard Müller, Heinz Walter<br />

Raudonat), um das Vorgehen für die Gründungsversammlung zu planen und die Statuten zu<br />

formulieren. Die Diskussion dauerte lange, ausgeharrt bis zu den frühen Morgenstunden<br />

haben – so viel ich mich noch erinnere – Heinz Walter Raudonat, Gerd Megges und Hans<br />

Berninger. Die Gründung sollte am Vorabend der normalen Suchtstoffsitzung im Dezember<br />

stattfinden.<br />

Am Nachmittag des 4. Dezembers 1978 trafen wir uns erneut in Frankfurt. Heinz Walter<br />

Raudonat hatte in dem nahe gelegenen Restaurant Weidenhof ein Sitzungszimmer reservieren<br />

lassen. Zuvor warnte er uns, ja nichts zu essen, da vor kurzer Zeit zwei Mal Lebensmittelvergiftungen<br />

bei Gästen aufgetreten waren. Um den Hunger zu stillen, haben uns Hanni und Karl<br />

Schmidt zum Nachtessen in ihr Haus in Bad Vilbel eingeladen. Ein auf Kosten von Heinz<br />

Walter Raudonat beigezogener Notar hat uns in allen wichtigen Fragen beraten und dafür<br />

gesorgt, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten wurden. Das Protokoll der Gründungssitzung<br />

und die Teilnehmerliste sind im Anhang abgedruckt.<br />

Reaktionen auf die Gesellschaftsgründung<br />

Dass die Gründung einer neuen Gesellschaft nicht überall auf Begeisterung stiess, ist begreiflich.<br />

a) Die Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie befürchtete anfänglich die Konkurrenz<br />

einer zweiten Gesellschaft mit der Bezeichnung "Toxikologie" im Titel. Ein Gespräch<br />

mit dem Präsidenten konnte diese Ängste ausräumen. Da es sowieso wenig Berührungspunkte<br />

zwischen den beiden Gesellschaften gibt, traten keine Schwierigkeiten auf.<br />

b) Anders lag die Situation bei den Lebensmittelchemikern. Sie waren von der Abspaltung<br />

unserer Arbeitsgruppe nicht begeistert, hatten wir doch 6 Jahre lang ihre Gastfreundschaft im<br />

Hause der GDCh geniessen dürfen. Die freundschaftliche Verbundenheit blieb jedoch erhalten.<br />

Einige Zeit später veranstalteten wir mit ihnen zusammen eine gemeinsame Vortrags- und<br />

Diskussionstagung an der Analytica in München.


T + K (2009) 76 (1): 14<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

c) Nicht ganz reibungslos gestaltete sich anfangs das Verhältnis zur Deutschen Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin. Nachdem die Mediziner schon Probleme mit den Serologen hatten, fürchteten<br />

sie nun unsere Konkurrenz und den erneuten Verlust von Mitgliedern. Daher luden sie<br />

Heinz Walter Raudonat und mich zu einer Vorstandssitzung ein mit dem Ansinnen, uns zur<br />

Auflösung der neuen Gesellschaft zu überreden. Einige Institutsvorsteher setzten alles daran,<br />

die Toxikologen wieder ganz in die Rechtsmedizin zurückzuholen. Andererseits erhielten wir<br />

auch Unterstützung. So z.B. von Prof. Hans Joachim Wagner aus Homburg und Prof Joachim<br />

Gerchow aus Frankfurt. Dem Vorstand legten wir dar, dass die Ängste unbegründet seien,<br />

dass wir uns nicht als Konkurrenz, sondern als gleichberechtigte Partner betrachten, weiterhin<br />

Mitglied bei den Rechtsmedizinern bleiben und auch an ihren Jahrestagungen teilnehmen<br />

würden. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bis sich die Situation beruhigte. Immerhin<br />

wurden ein Jahr später am 1. Mosbacher Symposium auch Ordinarien aus der Rechtsmedizin<br />

gesichtet.<br />

Im Toxichem wurde immer auf diese Veranstaltungen der Rechtsmedizin hingewiesen und<br />

ausserdem bei der Festlegung eigener Anlässe auf deren Daten Rücksicht genommen. Verfolgt<br />

man die Aktivitäten der <strong>GTFCh</strong> in den ersten Jahren, so sieht man, dass das Schwergewicht<br />

auf einem ganz anderen Gebiet lag, nämlich auf der Fort- und Weiterbildung sowie der<br />

Qualitätskontrolle. Eine derart breit angelegte Förderung der einzelnen Mitglieder wäre innerhalb<br />

der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin nicht möglich gewesen, es brauchte dazu<br />

eine grössere Abstützung, vor allem durch die Mitarbeit der Kriminalämter und der klinischtoxikologischen<br />

Chemiker.<br />

Es muss darauf hingewiesen werden, dass wir in der damaligen Situation auch von einzelnen<br />

Medizinern Unterstützung erhielten, so z.B. von Prof. Hans Joachim Wagner aus Homburg<br />

und Prof. Joachim Gerchow aus Frankfurt. Vielleicht haben sich auch einige Rechtsmediziner<br />

daran erinnert, dass sie sich früher selber von den Pathologen abgetrennt haben, was damals<br />

nicht ohne Schwierigkeiten vor sich ging. Es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Situation<br />

ganz beruhigt hatte. Immerhin wurden bereits ein Jahr später am 1. Mosbacher Symposium<br />

auch Ordinarien aus der Rechtsmedizin gesichtet.<br />

d) Klinische Chemie. Da die von Frau Prof. Marika Geldmacher-von Mallinckrodt geleitete<br />

Arbeitsgruppe "Klinische-Toxikologie" schon vorher gute Beziehung zur Gesellschaft für<br />

Klinische Chemie pflegte, sind von dieser Seite keine Schwierigkeiten aufgetreten. Im<br />

Gegenteil, ungefähr zur gleichen Zeit wurde Frau Marika Geldmacher von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft beauftragt, eine Senatskommission zusammen mit den klinischen<br />

Chemikern zu gründen.<br />

e) Die IAFT war über unsere Gesellschaft erfreut, und der damalige Präsident Hans Brandenberger<br />

gratulierte zur Gründung. Da die Präsidenten der IAFT und der <strong>GTFCh</strong> in Zürich und<br />

Basel nahe beieinander waren und schon lange engen Kontakt pflegten, vollzog sich die<br />

Integration problemlos.<br />

f) Bei der Kriminaltechnik gab es verschiedene Reaktionen. Einzelne Kriminalinstitute unterstützten<br />

unsere Bestrebungen, andere schauten vorerst zögernd zu. Das lag z. T. auch daran,<br />

dass viele Leiter der kriminaltechnischen Abteilungen Juristen waren und daher wenig Einblick<br />

in unsere Arbeit hatten. Einzelne Ämter erlaubten anfänglich ihren Mitarbeitern nicht,<br />

an unseren Meetings teilzunehmen. Aber auch dieser Widerstand brach bald zusammen, da<br />

unsere Veranstaltungen auf breites Interesse stiessen und die Möglichkeit boten, wertvolle<br />

Kontakte zu knüpfen.<br />

Starker Widerstand kam hingegen vom Bundeskriminalamt. In Wiesbaden gab es einige längere<br />

"harte" Diskussionen mit dem damaligen Leiter Dr. Steinke. Die dortigen Chemiker, vor<br />

allem der Leiter der Chemieabteilung Ernst Müller, unterstützten uns so gut sie konnten, sie<br />

befanden sich aber in einer schwierigen Situation. Das BKA wollte sich nicht von einer aus-


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 15<br />

senstehenden Gesellschaft dreinreden lassen. Man empfand Qualitätskontrollen und die<br />

Schaffung eines Fachtitels "Forensicher Chemiker" als fremde Einmischung. Eine ähnliche<br />

Situation erlebten wir um 1970 in der Schweiz, als wir Rundversuche zur Qualitätskontrolle<br />

der Blutalkoholbestimmungen durchführten. Einzelne Institutsvorsteher wehrten sich dagegen.<br />

Sie waren der Ansicht, als Universitätsinstitut arbeite man a priori zuverlässig, man habe<br />

es nicht nötig, sich von aussen kontrollieren zu lassen. Eine Einstellung, die heute kaum mehr<br />

denkbar ist. Uns blieb damals nichts anderes übrig, als den Fachtitel "Forensischer Chemiker"<br />

vorerst aufs Eis zu legen und nur den Titel "Forensicher Toxikologe" zu schaffen. Als sich<br />

nach einigen Jahren die Situation etwas verändert hatte, wurde auch der "Forensischer Chemiker"<br />

geboren. Inzwischen gab es unter den Leitern der kriminal-technischen Abteilungen<br />

neben Juristen auch Chemiker, wie z.B. Kollege E. Leucht aus München.<br />

Aus der Arbeit des ersten Vorstandes der <strong>GTFCh</strong><br />

Der Vorstand konnte zu Beginn nicht alles gleichzeitig an die Hand nehmen, er musste Prioritäten<br />

setzen:<br />

Als erstes war ein wissenschaftliches Symposium mit dem Schwerpunktthema "Benzodiazepine"<br />

geplant. Dabei ist zu bedenken, dass dies mit einer anfänglich noch leeren Kasse kein<br />

leichtes Unterfangen war. Wir suchten daher einen Ort, an dem keine hohen Saalmieten und<br />

Nebenkosten entstanden und wo auch die Teilnehmer billig übernachten konnten. Da die Mitglieder<br />

meist selbst die Kosten tragen mussten, durfte nur ein beschiedener Tagungsbeitrag<br />

erhoben werden. Zudem sollte der Ort möglichst zentral liegen, um Reisespesen zu sparen.<br />

Von den Zusammenkünften der Biochemiker her kannten einige von uns Mosbach im<br />

Neckartal. So konzentrierte sich unser Interesse von Anfang an auf diese hübsche Kleinstadt.<br />

Da Kollege Hans Boesche aus Heidelberg beruflich regelmässig am Amtsgericht in Mosbach<br />

zu tun hatte, fanden wir in ihm einen ausgezeichneten Tagungspräsidenten. Nachdem wir im<br />

Sommer 1979 unsere zweite Vorstandssitzung im "Amtsstüble" in Mosbach abgehalten hatten,<br />

stand fest, dass wir unser erstes Symposium 1980 hier abhalten würden. Wir wählten das<br />

Frühjahr, um die im Herbst stattfindende Jahrestagung der Rechtsmediziner nicht zu konkurrenzieren.<br />

Schon bald zeigte sich, dass die jährliche Durchführung eines Symposiums nicht nur den Vorstand,<br />

sondern auch den Tagungspräsidenten zu stark belasteten, weshalb seit 1981 das Mosbacher-Symposium<br />

nur alle zwei Jahre stattfindet, wobei in den Zwischenjahren die Analytica<br />

in München zu dieser Zeit abgehalten wird.<br />

Am 1. Symposium zum Thema “Benzodiazepine“ fanden sich 65 Teilnehmer ein. Um den<br />

persönlichen Kontakt zu fördern, organisierten wir im "Amtsstüble" ein gemeinsames Nachtessen.<br />

Das Symposium selbst fand in der alten Stadthalle hinter dem neuen Bahnhof von<br />

Mosbach statt. Der Vorstand staunte allerdings, als er am Vortag des Symposiums in der<br />

Stadthalle eintraf und ihm das Grunzen von Schweinen und der entsprechende Duft entgegenkamen.<br />

Überall lagen Strohreste herum, da in der Stadthalle soeben ein Viehmarkt zu Ende<br />

gegangen war. Doch am Nachmittag war alles sauber, und wir konnten die Tische aufstellen<br />

und mit farbigem Papier überziehen. Voller Stolz befestigten wir an der Aussenwand des<br />

Gebäudes ein Transparent mit dem Namen unserer Gesellschaft. Das Symposium verlief reibungslos.<br />

Kollege Wolfgang Arnold aus Hamburg sammelte die Manuskripte der Vortragenden<br />

ein, sodass wir anschliessend einen gedruckten Symposiumsband herausgeben konnten.<br />

An der Jahresversammlung – 5/4 Jahre nach der Gründung - registrierten wir bereits 130<br />

Mitglieder.<br />

Eine hohe Priorität genoss das Weiterbestehen der Arbeitsgruppen "Suchtstoffe", "Klinische<br />

Toxikologie" und "Extraktion". Den freigewordenen Vorsitz der Gruppe Suchtstoffe über-


T + K (2009) 76 (1): 16<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

nahm neu Manfred Möller. Ferner wurde darauf geachtet, dass in jeder Arbeitsgruppe der<br />

Vorstand durch mindestens ein Mitglied vertreten war, damit die gegenseitige Kommunikation<br />

sicher gestellt war. Dies brachte dem Vorstand eine gewisse Entlastung, er konnte einzelne<br />

Aufgaben an die Arbeitsgruppen delegieren. So bereitete z.B. die Gruppe "Suchtstoffe"<br />

jeweils die jährlichen Workshops vor. Bald erwies sich für die Organisation der Qualitätskontrolle<br />

eine spezielle Arbeitsgruppe als nötigt. Zu betonen ist, dass diese gesamte Tätigkeit<br />

ehrenamtlich ausgeübt wurde. Die finanzielle Situation erlaubte nicht einmal eine Vergütung<br />

der Reise-Spesen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollten weiterhin im Toxichem publiziert<br />

werden, wobei geplant wurde, das Heft auszubauen. Das geschah etwas später, als das<br />

Mitteilungsblatt in "Toxichem und Krimtech" umgetauft wurde.<br />

Zu einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft gehört auch die Ehrung von Mitgliedern, die<br />

sich durch hervorragende Leistungen auszeichnen. Daher wurde beschlossen, zu diesem<br />

Zweck eine besondere Medaille zu kreieren. Da gerade Robert Wennig und Thomas Daldrup<br />

über den Belgier Jean Servais Stas recherchierten und aufzeigten, welche Bedeutung ihm in<br />

den vergangenen Jahren für die analytische Toxikologie zukam, war sich der Vorstand sofort<br />

einig, eine "Jean Servais Stas – Medaille“ zu verleihen. Unbestritten wurde am 1. Symposium<br />

der Berliner Kollege Ernst Vidic als erster Stas-Preisträger geehrt. Weitere Preisträger wurden<br />

anfänglich jährlich, später alle zwei Jahre erkoren.<br />

Als harter "Brocken" erwies sich die Schaffung eines Fachtitels für forensische Toxikologie<br />

und forensische Chemie. Obwohl wir das Thema sehr früh im Vorstand behandelten, vergingen<br />

einige Jahre bis zur Verwirklichung. Vor der Einführung dieser Titel musste ein Angebot<br />

zur Weiterbildung und eine funktionierende Qualitätskontrolle sicher gestellt werden. Als dies<br />

für den forensischen Toxikologen endlich soweit war, harzte es an Bewerbern. Zudem blieben<br />

die eingereichten Unterlagen oft monatelang bei den Experten liegen, sodass sich die Genehmigung<br />

stark verzögerte. Der forensische Chemiker benötigte noch mehr Zeit, da der Widerstand<br />

des BKA anfangs so stark war, dass wir das Projekt hinausschieben mussten.<br />

Auch von anderer Seite kam Protest gegen die Fachtitel. Als wir 1980 den ersten Fortbildungskurs<br />

in Bad Vilbel ausschrieben und gleichzeitig erwähnten, dass zur Erlangung des<br />

geplanten Fachtitels “Forensischer Toxikologe“ oder “Forensischer Chemiker“ der regelmässige<br />

Besuch von Fortbildungskursen und Workshops erforderlich sei, schaltete sich Prof.<br />

Wolfgang Schwerd aus Würzburg mit scharfem Protest ein. Anscheinend hatte er die ganze<br />

Angelegenheit nicht recht verstanden und kritisierte nicht nur die <strong>GTFCh</strong>, sondern auch Frau<br />

Geldmacher als Vorsitzende der Toxikologen bei den Rechtsmedizinern. Wolfgang Schwerd<br />

beanstandete vor allem, dass der Fachtitel vom Besuch der Fortbildungskurse abhängig<br />

gemacht wurde und sprach zudem den Kursreferenten die fachliche Kompetenz ab. Aber zur<br />

Erlangung des Fachtitels waren viele Kriterien zu erfüllen, Fortbildung war nur ein Teil. Zudem<br />

wurden die eingereichten Unterlagen von einer Fachkommission, in der auch Mediziner<br />

vertreten waren, eingehend geprüft. In diversen Schreiben stellte Frau Prof. Marika<br />

Geldmacher-von Mallinckrodt den Irrtum richtig und beruhigte die ganze Situation.<br />

Ausserdem gab es viel administrativen Kram vor allem im Zusammenhang mit den Behörden.<br />

Ein Reglement musste erstellt werden, in dem u.a. festgelegt wurde, wie der Vorstand funktioniert<br />

oder welche Rechte bestehen, um gegen Vorstandsbeschlüsse Einspruch zu erheben<br />

usw. Für die Bewältigung dieser Aufgaben war der uneigennützige Einsatz aller Vorstandsmitglieder<br />

nötig. Aber auch die gut funktionierende Geschäftsstelle war massgeblich beteiligt,<br />

die nach dem tragischen Tod von Gerhard Müller von Hanni und Karl Schmid übernommen<br />

und bis heute in vorbildlicher Weise geführt wurde.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 17<br />

Nachwort<br />

Schon früh dachte die <strong>GTFCh</strong> an die Dokumentation ihrer Geschichte und beauftragte W.<br />

Arnold in Hamburg damit. Er legte eine Sammlung mit zahlreichen Fotos an, die er im Keller<br />

seines Privathauses aufbewahrte. Leider wurde das ganze Material anlässlich einer Überschwemmung<br />

durch die Wassermassen vernichtet.<br />

Jüngere Toxikologinnen und Toxikologen dürften sich kaum mehr vorstellen können, mit<br />

welch einfachen, z.T. sehr ungenügenden Mitteln die frühere Generation auf diesem Gebiet<br />

gearbeitet hat. Zudem wurde immer wieder der Wunsch laut, Genaueres über die Entstehung<br />

unserer Gesellschaft festzuhalten. Deshalb bin ich der Anregung, einen Rückblick zu verfassen,<br />

gerne nachgekommen. Es soll aber nicht nur ein Zurückschauen sein, vielmehr auch eine<br />

Anregung für die Zukunft. Den Schluss, den wir aus der Entwicklung ziehen können, lässt<br />

sich am besten mit einem schweizerischen Ausdruck wiedergeben: "Nit nahlah gwünnt" (Wer<br />

nicht aufgibt, gewinnt).<br />

Persönlich hatte ich das Glück, mit Herrn Prof. Jürg Im Obersteg, dem Basler Rechtsmediziner,<br />

während 20 Jahren zusammenarbeiten zu können, der die Wichtigkeit der Toxikologie<br />

erkannt und meine Bemühungen stets unterstützt hat. Dass uns zudem das gemeinsame Interesse<br />

an moderner Kunst verband, war eher Zufall. J. Im Obersteg war nicht nur Gerichtsmediziner,<br />

sondern auch Kunstliebhaber und hat die grosse Sammlung moderner Kunst seines<br />

Vaters betreut und ergänzt. Seine Frau Dr. D. Im Obersteg-Lerch, die lange Jahre als Ärztin<br />

am Institut tätig war, hat die wertvolle Sammlung mit Werken von Picasso, Chagall, Jawlensky<br />

usw. dem Kunstmuseum Basel übergeben, wo die Bilder heute zu sehen sind.<br />

Ein besonderer Dank gebührt meiner Frau Rose-Marguerite, die auch diesmal - wie schon zu<br />

meiner Aktivzeit – das Manuskript mit viel Geduld durchgesehen, die Tipp-Fehler korrigiert<br />

und zu einfachen verständlichen Formulierungen beigetragen hat.<br />

Der <strong>GTFCh</strong> wünsche ich weiteres Gedeihen, sie möge auch in Zukunft die tägliche Arbeit im<br />

Labor ins Zentrum ihrer Tätigkeit stellen.<br />

Münchenstein im April 2008<br />

James Bäumler


T + K (2009) 76 (1): 18<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Teil II. Dokumente aus den Jahren 1971-1981<br />

(Briefe, Protokolle, Einladungen usw.)<br />

1. Briefe zur Gründung einer Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />

Brief von H.W. Raudonat an Kollegen<br />

Frankfurt, den 27. 12. 71<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin !<br />

Sehr geehrter Herr Kollege !<br />

Auf Grund zahlreicher Anregungen Ihrerseits und von Mitgliedern der Gesellschaft Deutscher<br />

Chemiker, insbesondere aus der Fachgruppe "Lebensmittelchemie und gerichtliche Chemie",<br />

ergibt sich die Frage, inwiefern eine Intensivierung von Forschung und forensischer Analytik<br />

in unserem Arbeitsbereich möglich ist. Anlässlich eines Informationsgespräches mit Herrn<br />

Dr. Lange, dem zuständigen Fachgruppenleiter der GDCh, ergab sich, dass die Gesellschaft<br />

bereit ist, nicht nur die Möglichkeit eines regelmässigen Erfahrungsaustausches zu geben,<br />

sondern auch die für unsere Fortbildung erforderlichen Kontakte mit Chemikern benachbarter<br />

Fachgebiete zu ermöglichen. Wir erlauben uns deshalb die Anfrage, ob Sie bereit sind, in<br />

solchen geplanten Arbeitstagungen mitzuwirken und wären Ihnen für eine baldige<br />

Rücksendung des beigefügten Fragebogens dankbar.<br />

Gez.: Prof. Dr. Dr. M. Geldmacher-von Mallinckrodt (Erlangen)<br />

Dr. R. Hackel (Mainz<br />

Dr. E. Klug (Berlin)<br />

Dr. G. Machbert (Erlangen)<br />

Dr. P. Post (Giessen)<br />

Dr. H. W. Raudonat (Frankfurt)<br />

Prof. Dr. E.Vidic (Berlin)<br />

Brief von Prof. Lange GDCH an H.W. Raudonat<br />

Gesellschaft deutscher Chemiker<br />

Fachgruppe Lebensmittel und Gerichtliche Chemie<br />

Der Vorsitzende: Dr. H. Lange. 25. Januar 1972<br />

Herrn Dr. H. W. Raudonat<br />

Institut für Rechtsmedizin<br />

6000 Frankfurt (Main), Kennedyallee 194<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Raudonat,<br />

am 14. 1. 1972 tagte der Vorstand der Fachgruppe "Lebensmittelchemie und gerichtliche<br />

Chemie" in Berlin, wobei unter anderem auch das Ergebnis unserer Frankfurter Besprechung<br />

diskutiert wurde.<br />

Zu meiner Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass sich die Herren des Vorstandes sehr freuen<br />

würden, wenn Sie sich zu einem Beitritt in unsere Fachgruppe entschliessen würden, da wir<br />

uns viel von einer guten Zusammenarbeit erhoffen.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 19<br />

Einem Vorstandsbeschluss entsprechend habe ich mich auch mit Herrn Dr. Haag in<br />

Verbindung gesetzt, der ebenfalls seine Freude über Ihr Interesse zum Ausdruck brachte und<br />

sich gerne bereit erklärte, eine neue Untergruppe in der Arbeitsgruppe "Umweltschutz und<br />

Toxikologie" zu bilden.<br />

Ich würde mich sehr freuen, wenn es zu einer guten Zusammenarbeit und dem Beitritt<br />

möglichst vieler Kollegen in unserer Fachgruppe kommen würde und schlage Ihnen vor, falls<br />

notwendig, zu gegebener Zeit noch einmal ein gemeinsames Gespräch hierüber zu führen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Dr. H. Lange<br />

Einladung zu einer Vorbesprechung von H.W. Raudonat<br />

Dr. H. W. Raudonat Frankfurt. 25.1.1972<br />

Lieber Herr Bäumler!<br />

Am Samstag, den 5.2.1972 um 9.00 Uhr, wollen sich einige Kollegen unserer Arbeitsgruppe,<br />

darunter Frau Geldmacher, Herr Machbert, Herr Hackel und ich, zu einem orientierenden<br />

Gespräch im Institut für Rechtsmedizin zusammenfinden.<br />

Wenn Sie Lust haben, an dieser Zusammenkunft teilzunehmen, bei der im wesentlichen<br />

organisatorische Fragen erörtert werden sollen, sind Sie herzlich eingeladen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Ihr Heinz W. Raudonat<br />

Richtigstellung von H. W. Raudonat bezüglich der Einladung zur Zusammenkunft in<br />

München vom 24.4.1972<br />

Prof. Dr. Dr. M. Geldmacher v. Mallinckrodt (Erlangen) / Dr. R. Hackel (Mainz) /<br />

Dr. E. Klug (Berlin) / Dr. G. Machbert (Erlangen) / Dr. D. Post(Giessen) / Dr. H.W. Raudonat<br />

(Frankfurt) / Prof. Dr. E. Vidic (Berlin)<br />

Frankfurt, 16.4.72<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin!<br />

Sehr geehrter Herr Kollege!<br />

Sie haben inzwischen eine Einladung aus München erhalten. Dort werden am 24. April um<br />

10.00 Uhr im Institut für Rechtsmedizin unsere ersten Arbeitsgespräche über toxikologischanalytische<br />

Probleme beginnen.<br />

Aus gegebenem Anlass muss hierzu ergänzend festgestellt werden, dass erst diese<br />

Gründungsversammlung beschliessen kann, ob wir uns in Zukunft der Gesellschaft Deutscher<br />

Chemiker oder der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin anschliessen bzw. vorerst<br />

ungebunden unsere Arbeit fortsetzen.<br />

Eine rege Beteiligung würden wir auch deshalb begrüssen<br />

Mit vorzüglicher Hochachtung<br />

Im Auftrag: Dr. H. W. Raudonat


T + K (2009) 76 (1): 20<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

2. Arbeitstagung in München vom 24.4.1972<br />

Einladungsschreiben zur Zusammenkunft vom 14 .4. 1972 von G. Hauck<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin!<br />

Sehr geehrter Herr Kollege!<br />

Anlässlich der "Analytica '72" findet eine Arbeitstagung der auf dem Gebiet der forensischen<br />

Toxikologie Tätigen und die Gründungversammlung der Arbeitsgruppe "Toxikologie" der<br />

Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin im Institut für Rechts-medizin der Universität<br />

München, 8 München 15, Frauenlobstr. 7 a, statt. Dazu erlaube ich mir, Sie herzlich<br />

einzuladen.<br />

P r o g r a m m :<br />

Montag, den 24.4.1972<br />

10.00 Uhr Begrüssung<br />

10.10 B ä um l e r, J., Basel: Über die Entwicklung von Schnellmethoden zur<br />

Erkennung von Vergiftungen<br />

10.25 G e l d m a c h e r – v. Mallinckrodt, M., Erlangen: Der Schnellnachweis<br />

von Vergiftungen in der Klinik<br />

10.40 Diskussion<br />

10.50 M a c h a t a, G., Wien: Ein Beitrag zur Standardisierung wichtiger<br />

Analysenverfahren<br />

11.05 P o s t, D., Giessen: Die Dokumentation der Toxikologischen Analytik<br />

Von C l a r m a n n, M., München: Computerhilfe in einem Informations- und<br />

Behandlungszentrum für Vergiftungen<br />

11.40 Diskussion<br />

12.00 Mittagspause<br />

14.00 B r a n d e n b e r g e r, H., Zürich: Zur Analytik der Suchtstoffe<br />

14.15 v. M e y e r, L., München: Entwicklungstendenzen von gaschromatographischen<br />

Detektoren<br />

14.30 Diskussion<br />

14.40 R a u d o n a t, H.W., Frankfurt/M.: Über Ziele und Aufgaben unserer<br />

Arbeitsgruppe<br />

14.55 Diskussion und Aussprache<br />

Anschliessend Gründungsversammlung<br />

14.45 M a c h a t a, G., Wien: Über neue analytische Methoden, ein Schmalfilm<br />

16.0 Ende der Tagung<br />

Es würde mich freuen, wenn Sie zu dieser Arbeitsbesprechung kommen und Ihr Wissen und<br />

Ihre Erfahrungen der Arbeitsgruppe zur Verfügung stellen würden.<br />

Mit vorzüglicher Hochachtung Hauck G.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 21<br />

Bericht über die Arbeitstagung der forensischen Toxikologen im Institut für Rechtsmedizin<br />

der Universität München. Frauenlob-Str. 7a am 24.4.1972<br />

Beteiligung lt. Anwesenheitsliste und Vortragenden: 47<br />

10.00 Uhr Begrüssung durch Herrn H a u c k<br />

Begrüssung durch Prof. S p a n n als Hausherrn<br />

Vorträge: Vorsitz: Prof. G. S c h m i d t, Heidelberg<br />

B ä u m l e r, Basel<br />

G e l d m a c h e r - v. Mallinckrodt, Erlangen<br />

Diskussion über die Erstellung einer Kartei von Giftnachweismethoden gemäss der von Frau<br />

Geldmacher berichteten Anregung des Bundesgesundheitsamtes. Es wird gebeten höchstens<br />

2-seitige Vorschläge einzusenden. Die Urheberautorität wird gewahrt bleiben durch<br />

Namensnennung.<br />

M a c h a t a, Wien<br />

P o s t, Giessen<br />

v. C l a r m a n n, München<br />

Diskussion: Angebot von Herrn v. Clarmann, der im Rahmen eines Forschungsprogramms<br />

über einen grossen Computer verfügt, bei ihm mitzuarbeiten.<br />

Vorsitz: Prof. P a u l u s, Bonn<br />

B r a n d e n b e r g e r, Zürich<br />

v. M e y e r, München<br />

Diskussion:<br />

Vorsitz: Prof. M a c h a t a, Wien<br />

R a u d o n a t, Frankfurt a.M.<br />

Vorsitz: Dr. H a u c k<br />

Die Fragen des Anschlusses und der Konstituierung dieser Arbeitsgruppe innerhalb der<br />

Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin oder der Gesellschaft Deutscher Chemiker<br />

entsprechend dem Rundschreiben von Herrn Raudonat vom 16.4.72 wurden lebhaft diskutiert.<br />

Von Herrn Hauck werden formelle Bedenken gegen die Gründung einer Arbeitsgruppe der<br />

Gesellschaft Deutscher Chemiker durch die Versammelten geäussert. Nach weiterer lebhafter<br />

Diskussion wird abgestimmt:<br />

1.) Wer ist für eine Arbeitsgruppe "Forensische Toxikologie" in der "Deutschen<br />

Gesellschaft für Rechtsmedizin": Der Antrag wurde mit einer Enthaltung ohne<br />

Gegenstimmen angenommen. Nach weiterer Diskussion wurde abgestimmt.<br />

2.) Wer ist für die Aufnahme von Verhandlungen mit der Gesellschaft Deutscher<br />

Chemiker, zur Bildung einer Arbeitsgruppe: Der Antrag wurde mit 5 Enthaltungen<br />

ohne Gegenstimme angenommen. Herr Raudonat wurde mit diesen Verhandlungen<br />

betraut. Er erklärte sich unter Zuziehung eines Vertreters dazu bereit.<br />

M a c h a t a, Wien: Film über Atomabsorption<br />

16.05 Uhr Ende der Tagung<br />

Besichtigung des Instituts.


T + K (2009) 76 (1): 22<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Nachtrag: Dipl.-Phys. I f f l a n d, Köln, stellt schriftlich, da er an der Teilnahme<br />

verhindert ist, den Antrag auf Aufnahme in die Arbeitsgruppe in der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin<br />

Dann<br />

Anwesenheitsliste:<br />

W. Arnold (Hamburg), H. Brandenberger (Zürich), J. Bäumler (Basel), J. Bösche<br />

(Heidelberg), E. Burger (Heidelberg), Ch.K. Besserer (Tübingen), G. Bohn (Münster), H.<br />

Berninger (Landstuhl), R. Barchet (Stuttgart), M.v. Clarmann (München), Döring<br />

(Göttingen), G. Friedrich (Freiburg), Feuner (München), M. Geldmacher - v. Mallinckrodt<br />

(Erlangen), M. Gloger (Wiesbaden), Glatz (Berlin), S. Goenechea (Bonn), R. Hackel (Mainz),<br />

G. Kamm (Marburg), E. Klug (Berlin), Kräger (Münster), Koll (München), E. Leucht<br />

(München), G. Lutz (Duisburg), E. Meyger (München), M. Möller (Homburg), G. Machata<br />

(Wien), G. Machbert (Erlangen), A. Moosmeyer (Tübingen), G. Müller (Wiesbaden), W.<br />

Paulus (Bonn), M. Pohl (Kiel), D. Pohl (Freiburg), E. Pöhlmann (Würzburg), D. Post<br />

(Giessen), B. Pöpperl (Stuttgart), Petzung (Stuttgart), H.W. Raudonat (Frankfurt a.M.), E.<br />

Rickerl (München), G. Schmidt (Heidelberg), K. Schmidt (Frankfurt a.M.), Schönamsgruber<br />

(Düsseldorf), W. Strassner (Berlin), M. Wolf (Freiburg), G. Hauck (München), L. v. Meyer<br />

(München), D. Dann (München)<br />

Vortrag von J. Bäumler in München vom 24. April 1972<br />

Über die Entwicklung von Schnellmethoden zur Erkennung von Vergiftungen<br />

Die Tagungen unserer neuen Fachgruppen sollten eigentlich dazu dienen, eine Hilfe für die<br />

tägliche Arbeit zu werden und darum wären praktische Probleme in den Vordergrund zu stellen.<br />

Vielleicht lohnt es sich aber zu Beginn unserer hoffentlich sich fortsetzenden Zusammenkünfte<br />

einen etwas mehr theoretischen Überblick über den Stand der Nachweismethodik von<br />

Vergiftungen zu geben, obwohl mir persönlich die praktische Seite viel näher liegt.<br />

Ich möchte mein Kurzreferat in drei Abschnitte teilen:<br />

gestern, was war vor 15-20 Jahren<br />

heute, welche Methoden sind heute am nützlichsten<br />

morgen, wohin führt die Entwicklung?<br />

Bis zur Mitte der 50-iger Jahre waren es vor allem Farbreaktionen (Zwikker, Dragendorff,<br />

Meyer's - Reagenz), welche als rasche Verfahren zur Erkennung von Vergiftun-gen dienten.<br />

Als es noch wenige Arzneimittel gab, leisteten diese einfachen Analysen gute Dienste. Heute<br />

aber, bei der Vielfalt unseres Arzneischatzes, wird durch die Auswertung derartiger Farbreaktionen<br />

mehr Verwirrung als Nutzen gestiftet.<br />

Mit der Einführung neuer Methoden, der chromatographischen und spektrometri-schen Verfahren,<br />

ist es möglich geworden, die Nachweistechnik empfindlicher und spezifischer zu gestalten.<br />

Während zur Zeit der Farbreaktionen der Mediziner selbst, auch in kleinsten Spitallaboratorien<br />

den Nachweis durchführen konnte, verlangen die heutigen Methoden speziell ausgebildete<br />

Chemiker. Leider fehlt bei zahlreichen toxikologisch interessierten Medizinern die<br />

Einsicht, dass dieses Gebiet des Giftnachweises nicht mehr wie früher in den Verantwortungsbereich<br />

des Mediziners gehört. In der ganzen Medizin können wir heute den Trend zu<br />

den Naturwissen-schaften hin beobachten. In jeder grösseren Klinik sind heute Chemiker als<br />

Laborchefs tätig, sie haben die Arbeit, die früher Mediziner ausführten, übernommen. Die<br />

Schweizerische Gesellschaft für klinische Chemie zählt neben einem Drittel Medizinern ein<br />

Drittel Chemiker. Die Chemiker übernehmen im Labor die Verantwortung und tragen wesentlich<br />

zu Diagnosestellungen bei.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 23<br />

Unsere neue Fachgruppe sollte auch dazu beitragen, das Bild unseres Berufes zu fördern und<br />

den Aufgabenbereich klar zu stellen, damit der chemisch-toxikologisch Tätige auch eine seiner<br />

Verantwortung und seinem Spezialwissen entsprechende Stellung erreichen kann. Dies<br />

aber kann nur eine eigenständige, von Chemikern geführte und von Chemikern unterstützte<br />

Fachgruppe erreichen. Eine Untergruppe der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin wäre<br />

vollständig bedeutungslos, und es wäre nicht der Mühe wert, sie zu gründen.<br />

Doch nun zurück zu den Nachweismethoden.<br />

Die um 1960 in die forensische Chemie eingeführte Dünnschichtchromatographie hat sich bis<br />

heute als eine der zeitraffendsten und zugleich apparativ einfach handzuhabende Methode<br />

erwiesen. Verwendet man Objektträger als Platten, so lässt sich nach wenigen Minuten überblicken,<br />

ob überhaupt eine Substanz vorhanden ist oder nicht und in welcher Richtung weiter<br />

gesucht werden muss. Kombiniert man die DC mit der UV-Spektrometrie lässt sich die Mehrzahl<br />

der Arzneimittelvergiftungen in 1 – 2 Stunden aufklären.<br />

Als wesentlicher Vorteil der DC sind die Variationsmöglichkeiten in den Sprühreagenzien<br />

hervorzuheben. Dadurch können die verschiedenen funktionellen Gruppen einer unbekannten<br />

Substanz erkannt werden.<br />

Bei leicht-flüchtigen Verbindungen kann auch die Gaschromatographie schnell zum Ziel führen.<br />

Um die GC rationell einsetzen zu können, müssen im Labor mehrere Geräte vorhanden<br />

sein, damit jederzeit 3-4 Standardsäulen mit verschiedenen Detektoren betriebsbereit sind. Bei<br />

den Arzneistoffen sind allerdings der GC gewisse Grenzen gesetzt, einerseits handelt es sich<br />

um eine relativ unspezifische Methode (blinde Methode) und andererseits müssen viele Arzneistoffe<br />

derart hohen Temperaturen ausgesetzt werden, dass sie sich zersetzen.<br />

Hier wäre ein Punkt zu erwähnen, der eine vermehrte Zusammenarbeit unter den Toxikologen<br />

erfordern würde. Könnten wir uns auf gewisse Standardsäulen, Temperaturen und Bezugssubstanzen<br />

einigen, so wäre es möglich, in unklaren Fällen telefonisch Retentionszeiten zu vergleichen<br />

und so vielleicht wertvolle Tipps von Kollegen zu erhalten. Wenn aber jeder andere<br />

Säulen und Temperaturen benützt, so sprechen wir eine andere Sprache und die Verständigung<br />

ist schwierig.<br />

Beim Schwermetallionennachweis ist es durch die Entwicklung der Atomabsorption möglich<br />

geworden, Schnellanalysen auch auf diesem Gebiet durchzuführen. Die Methode der Atomabsorption<br />

besitzt eine grosse Spezifität und z.T. eine hohe Empfindlichkeit.<br />

In der Analytik der anorganischen Elemente sind noch die ionenselektiven Elektro-den zu<br />

erwähnen. Hier wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt und in Zukunft – damit<br />

wären wir beim 3. Abschnitt angelangt – wird es möglich sein mit verschiedenen Elektroden<br />

zahlreiche Kationen und Anionen rasch und in kleinen Mengen zu bestimmen. Speziell<br />

auf toxikologischem Gebiet ist hier die Fluoridelektrode zu erwähnen, mit welcher unter Beachtung<br />

gewisser Vorsichtsmassnahmen einige Mikrogramme Fluoridionen direkt in einer<br />

Lösung quantitativ bestimmt werden können. Im Harn kann bei Vergiftungen die Ausmessung<br />

direkt, ohne Mineralisation erfolgen. Es darf damit gerechnet werden, dass noch für<br />

zahlreiche andere Elemente derartige ionenspezifische Elektroden entwickelt werden.<br />

Der Trend neuer Methoden geht auf zwei Punke hin: Erstens: mehr Spezifität und zweitens:<br />

Automation.<br />

Zur Erhöhung der Spezifität der Gaschromatographie dient die Kombination GC/MS. Dieses<br />

Verfahren wird in den nächsten Jahren zur Grundausrüstung eines toxikologischen Labors<br />

gehören müssen. Hemmend ist eigentlich nur der hohe Anschaffungspreis. Doch sind im<br />

letzten Jahr 3 low-cost Geräte auf dem Markt erschienen, die sich nach unseren Erfahrungen<br />

für toxikologische Analysen mit Erfolg einsetzen lassen. Gerade bei Eilanalysen in Fällen<br />

von akuten Vergiftungen kann die GC/MS-Kopplung entscheidend zur raschen Ermittlung


T + K (2009) 76 (1): 24<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

des Giftstoffes beitragen. Ausserdem verhilft ihr hoher Informationsgehalt dazu, dass Fehlbeurteilungen<br />

von Gaschromatogrammen vermieden werden.<br />

Ein Wissenschaftler sollte sich zwar vor Prophezeiungen hüten, doch glaube ich, dass bei einer<br />

Betrachtung über die Entwicklung von Nachweismethoden, die Liquidchromatographie<br />

nicht unerwähnt bleiben darf. Wohl stehen wir heute erst am Anfang, und selbst die Geräte<br />

sind noch nicht optimal entwickelt. Einen Ansatz dazu bildet der UV-Durchflussdetektor, wie<br />

ihn Varian herstellt, sowie die verschiedenen in letzter Zeit käuflichen Säulenmaterialien. Der<br />

Entwicklungsstand der LC ist zu vergleichen mit der Zeit als wir in der GC erst den Wärmeleitfähigkeitsdetektor<br />

kannten.<br />

In dreierlei Hinsichten könnte die LC bedeutende Vorteile bringen:<br />

1. Ausserordentliche Trennmöglichkeiten und damit hohe Spezifität. Chemisch sehr<br />

ähnliche Substanzen können je nach Säule und Lösungsmittel getrennt werden. Neben<br />

der flüssig-flüssig und flüssig-fest Chromatographie können auch Ionenaustauscher<br />

oder Gele als Kolonnenmaterial verwendet werden. Während bei der GC ein Verdampfen<br />

der Substanz Voraussetzung ist, genügt es bei der LC ein Lösungsmittel für<br />

die zu untersuchende Substanz zu finden, was immer möglich ist.<br />

2. Die Substanz ist nach der Messung in einem kleinen Volumen (1-2 ml) noch unzerstört<br />

vorhanden. Dieser chromatographisch gereinigt Extrakt kann in einem Massenspektrometer<br />

oder in einer Kombination GC/MS weiter untersucht werden.<br />

3. Eine dritte Entwicklungsmöglichkeit sehe ich im Ausbau der LC zur automatischen<br />

Routinenanalyse.<br />

In der klinischen Chemie werden automatische Analysengeräte mit Erfolg in der Routine eingesetzt.<br />

Auf toxikologischem Gebiet sind folgende Schwierigkeiten noch zu überwinden: Die<br />

Konzentrationen sind meist so gering, dass eine Anreicherung, die Herstellung eines Extraktes,<br />

notwendig ist. Ausserdem können zur eigentlichen Bestimmung keine kolorimetrischen<br />

Verfahren benützt werden, da sie in Anbetracht der Vielfalt von Giftstoffen zu unspezifisch<br />

sind. Zur Lösung dieser Probleme könnte eine Weiterentwicklung der LC wesentlich beitragen.<br />

Betrachten wir die Anstrengungen der chemischen Industrie bei der Forschung nach neuen<br />

Heilmitteln, so sehen wir, dass auf dem Gebiet der einfachen Peptide am intensivsten gearbeitet<br />

wird. Müssen wir uns auch in Zukunft aber mit dem Nachwies von Arzneistoffen, die<br />

aus Peptiden bestehen, befassen. So hilft uns keine Gaschromatographie mehr, dann kommt<br />

am ehesten LC in Frage. Ein Grund mehr, die Entwicklung der LC zu verfolgen.<br />

Die Schwierigkeiten der Automation habe ich schon erwähnt, vorerst können uns Computer<br />

nur bei der Auswertung der Messdaten behilflich sein, doch stehen wir auch hier am Anfang<br />

einer unausweichlichen Entwicklung.<br />

Abschliessend möchte ich sagen, dass uns die MS und die LC vermehrt beschäftigen werden.<br />

Beide Nachweismethoden verlangen zusätzliche chemische Kenntnisse. Wir können keine<br />

Massenspektren auswerten, wenn wir nicht gut vertraut sind mit den chemischen Reaktionen<br />

und dem Aufbau der chemischen Verbindungen und deren Fragmentierung.<br />

Damit wir uns aber in diese neuen Techniken einarbeiten können, brauchen wir Hilfe und Anregungen<br />

von auf diesem Gebieten arbeitenden Fachkollegen. Kontakt mit der medizinischen<br />

Seite der forensischen Chemie und Toxikologie erhalten wir durch die Deutsche Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin, der wir ja zum grössten Teil angehören und aktiv mitmachen. Es geht jetzt<br />

darum, auch in chemisch-analytischer Hinsicht Schritt zu halten und dazu müssen wir mit<br />

analytisch tätigen Chemikern Kontakt aufnehmen, wozu uns die Untergruppe Lebensmittel<br />

und gerichtliche Chemie der Deutschen Chemikergesellschaft Hand bietet.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 25<br />

3. Gründung der Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />

Protokoll der Gründungssitzung der Arbeitsgruppe Forensische und Toxikologische<br />

Chemie vom 23. 11. 72 im Carl-Bosch-Haus der GDCh in Frankfurt<br />

Die Tagung wurde eröffnet und eingeleitet vom Vorsitzenden der Fachgruppe, Herrn Dr.<br />

Lange, Frankfurt. Er erläuterte die bisherige Arbeit. Die Tätigkeit der neu zu bildenden<br />

Arbeitsgruppe soll sich pragmatisch den Interessen der Teilnehmer und den aktuellen Problemen<br />

anpassen. Folgende Tagungen wurden zur Beachtung und zur Beschickung mit Vorträgen<br />

empfohlen:<br />

1. Fachgruppentagung in Erlangen-Nürnberg 2.- 4.4.73<br />

2. Fachgruppentagung in Bochum, September 1973<br />

Zu 1 werden ein Plenarvortrag und zwei Kurzvorträge erwartet. Dr. Lange wies besonders auf<br />

die Vorbereitung von Pressemitteilungen und deren Bedeutung hin.<br />

Für die Mitarbeit ist nicht die Mitgliedschaft in der GDCh Voraussetzung.<br />

Die Arbeit der Gruppe wird von einem Obmann, seinem Stellvertreter und dem Schriftführer<br />

vorbereitet und organisiert. Die Positionen wurden so besetzt, dass jede der beteiligten Gruppen<br />

(Institute für Rechtsmedizin, Chemische Untersuchungs-ämter und Kriminalämter) vertreten<br />

sind. Es wurden mit Mehrheit gewählt:<br />

Obmann:<br />

Stellvertr. Obmann<br />

Schriftführer<br />

Dr. H. – W. Raudonat (Frankfurt)<br />

Dr. K. – H. Beyer, Berlin<br />

Dr. G. Müller Wiesbaden<br />

Die Arbeitsgruppe trägt den Namen Forensische und Toxikologische Chemie. Die Teilnehmer<br />

sind in der anhängenden Liste verzeichnet. Zur Erörterung spezieller Fragen konstituierten<br />

sich folgende Untergruppen: (Vorsitzende sind durch Unterstreichung kenntlich gemacht)<br />

1. Analytik und Nachweis von Suchtgiften<br />

Dr. Bäumler, Basel<br />

Dr. Bösche, Heidelberg (Teilnahme zugesagt)<br />

Dipl. Chem. Kamm, Marburg<br />

Dr. Möller, Homburg/ Saar<br />

Dr. Müller, Wiesbaden<br />

Dr. Pöpperl, Stuttgart<br />

2. Klinische Toxikologie<br />

Dr. Arnold, Hamburg<br />

Dr. Berninger, Landstuhl (Teilnahme zugesagt)<br />

Dr. Barchet, Stuttgart<br />

Dr. Beyer, Berlin<br />

Dr. Drabner, Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Dr. Geldmacher-v. Mallinckrodt, Erlangen<br />

Dr. Goenechea, Bonn<br />

3. Dokumentation<br />

Dr. v. Clarmann, München (Teilnahme angefragt)<br />

Dr. Müller (Wiesbaden)<br />

Dr. Post, Giessen (Teilnahme zugesagt)<br />

Prof. Dr. Schmidt, Heidelberg


T + K (2009) 76 (1): 26<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Nach einer Information von Dipl.-Chem. Seipp, Geschäftsstelle der GDCh, bestehen bezüglich<br />

der Untergruppe 2 keine Überschneidungen mit der Fachgruppe Medizinische Chemie.<br />

Für die Kriminalämter ist keine Untergruppe erforderlich, da sie ohnehin intern einen intensiven<br />

Kontakt pflegen. Interessante Erkenntnisse werden den Kollegen mitgeteilt. Wichtige<br />

Artikel aus der NBDD-Zeitschrift MICROGRAM werden zugänglich gemacht.<br />

Themen der Untergruppe 3 wurden wegen der Erkrankung von Dr. Post nicht erörtert. Für die<br />

Diskussion ist die Anwesenheit von Dr. v. Clarmann sinnvoll, der auf diesem Gebiet tätig ist<br />

und einige Projekte schon verwirklicht hat.<br />

Die fachliche Diskussion betraf den Nachweis von Suchtmitteln, die Suchtüber-wachung mit<br />

Hilfe von Urinuntersuchungen und Schnellverfahren. – Die von der Fa. Macherey und Nagel,<br />

Düren, vertriebenen Austauschersäulen zur einmaligen Verwendung sollen von verschiedenen<br />

Laboratorien getestet werden. – Es wurde aüf kleine Kliniken ohne Chemiker hingewiesen. -<br />

Der Rauschmittel-Testsatz der Fa. Merck, Darmstadt, wurde positiv beurteilt. Er wird aber<br />

von Chemikern vier grosser Kriminalämter als überflüssig angesehen.<br />

Es werden einzelne Methoden neu formuliert und im Laboratorium überprüft:<br />

1. Bromidbestimmung nach Kisser<br />

2. Suchtstoffextraktion nach Kronheim-Wehr<br />

Von den Bearbeitern wird so bald als möglich berichtet. Zum Nachweis des Haschischgebrauchs<br />

sollten intensive Anstrengungen besonders von den Instituten für Rechtsmedizin<br />

unternommen werden, um die besten Methoden ausreichend unter praktischen Gegebenheiten<br />

zu prüfen.<br />

Es wurde zum Nachweis einzelner Substanzen diskutiert:<br />

1. Vorprobe nach Zwicker-Bodendorf bei Barbiturat-Vergiftungen<br />

2. Nachweis von Diatomeen (wird kaum noch ausgeführt)<br />

3. Methämoglobinbestimmung nach Schwerd<br />

4. Arsenbestimmung nach Vasag-Szedomy<br />

Zum Suchtmittelproblem wird auf eine Literaturzusammenstellung der Addiction Research<br />

Foundation (33, Russel Street, Toronto, Canada) hingewiesen.<br />

Es soll mit Hilfe der GDCh geklärt werden, ob die Teilnehmer dieser Tagung bei Reisen zu<br />

Veranstaltungen der Fachgruppe gegen Unfälle versichert sind, wenn sie keine Dienstreise<br />

(mit vollem Ersatz der Kosten) ausführen, sondern lediglich einen geringen Zuschuss erhalten.<br />

Das Mitteilungsblatt kann kurze Fallschilderungen und sonstige wichtige Hinweise aufnehmen.<br />

Das Archiv für Toxikologie veröffentlicht derartige Beiträge ebenfalls sehr kurzfristig.<br />

Zur Fachgruppentagung in Erlangen-Nürnberg sollen alle bekannten Interessenten an der<br />

Arbeitsgruppe gesondert eingeladen werden. Ein halber Tag soll für die Diskussion innerhalb<br />

der Arbeitsgruppe zur Verfügung stehen.<br />

gez. Dr. G. Müller<br />

Anwesenheitsliste vom 23.11.1972:<br />

W. Arnold (Hamburg), R. Barchet (Stuttgart), J. Bäumler (Basel), K.-H. Beyer (Berlin), G.<br />

Denbsky (München), J. Drabner (München), M. Geldmacher-v.Mallinckrodt (Erlangen), S.<br />

Goenechea (Bonn), R. Hackel (Mainz), G. Kamm (Marburg). M. Möller (Homburg/Saar) G.<br />

Müller (Wiesbaden), B. Pöpperl (Stuttgart), H.-W. Raudonat (Frankfurt), G. Schmidt (Heidelberg)


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 27<br />

4. Sitzungen des Arbeitskreises der GDCh<br />

Protokoll der Sitzung in Erlangen vom 5. April 1973<br />

P r o t o k o l l<br />

der Sitzung der Arbeitsgruppe "Forensische und Toxikologische Chemie" der GDCh in<br />

Erlangen am 5.4.1973<br />

Beginn 14.00 Uhr<br />

Ende 16.45 Uhr<br />

Ort Kurssaal, Institut für Rechtsmedizin Erlangen<br />

Anwesend: Herr Arnold (GM Hamburg), Herr Barchet (CUA Stuttgart), Herr Bäumler (GM<br />

Basel), Herr Bösche (GM Heidelberg), Herr Denbsky (Wehrpharmazie München), Frau<br />

Geldmacher- v. Mallinckrodt (RM Erlangen), Herr Goenechea (GM Bonn), Herr Gruber (GM<br />

Aachen), Herr Hauck (RM München), Herr Iffland (GM Köln), Herr Lindner (RM Tübingen),<br />

Herr Machbert (Erlangen), Herr Maier (GM Aachen), Herr v. Meyer (RM München), Herr<br />

Möller (GM Homburg), Herr Müller (BKA Wiesbaden), Herr Paulig (KTU Berlin), Herr Post<br />

(RM Giessen), Herr Schönamsgruber (KTU NRW), Herr Wolf (GM Freiburg).<br />

Schriftführer: Herr Gruber, Herr Maier<br />

1. Arbeitsausschuss Analytik und Nachweis von Suchtmitteln<br />

Herr Bäumler berichtet von der Arbeitsgemeinschaft "Suchtmittel". Bevorzugt wurden Opiate<br />

untersucht, insbesondere Morphin mit und ohne Hydrolyse sowohl als Rein-substanz als auch<br />

aus Urin. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen wird eine Vorschrift zum Morphinnachweis<br />

als Standardmethode ausgearbeitet werden. Die Kollegen werden gebeten, diese Vorschrift<br />

nach ihrem Erscheinen zu testen.<br />

Der Nachweis von Cannabisinhaltsstoffen aus Speichel nach WERNER und Mitarb. ist nach<br />

wie vor immer noch unbefriedigend, da er nur kurze Zeit nach erfolgtem Genuss durchführbar<br />

ist. Aus Urin und Blut kann er nur in seltenen Fällen mit Erfolg durchgeführt werden.<br />

Die Firma H. La Roche führt für den Preis von 80.00 DM Urinanalysen auf LSD radioimmunologisch<br />

durch.<br />

Die von Laien durchzuführenden Schnelltests (Farbreaktionen) auf LSD, Haschisch, Barbiturate,<br />

Amphetamine, Alkaloide u.a. Stoffe, z.B. der Firma Merck Darmstadt, haben sich insofern<br />

in der Praxis nicht bewährt, als Laien sowohl mit der Durchfüh-rung und Auswertung der<br />

Tests als auch mit der Handhabung der Reagenzien Schwierigkeiten haben. So wurden wiederholt<br />

falsch negative Ergebnisse erhalten; farbige Nebenreaktionen verleiten zu einer falsch<br />

positiven Interpretation. Auch verlieren imprägnierte Papiere mit der Zeit ihre Wirksamkeit,<br />

sodass Fehlanalysen nicht ausbleiben.<br />

Dennoch wird es nicht möglich sein, z.B. der Polizei generell vom Gebrauch dieser Schnelltests<br />

abzuraten.<br />

Frau Geldmacher - v. Mallinckrodt weist auf die Notwendigkeit hin, Laien, die mit derartigen<br />

Testsätzen arbeiten, in Kursen so zu informieren, dass nur geeignete Testsätze Anwendung<br />

finden. Auch sollten die Laien in der Handhabung von Chemikalien, die bei Schnelltests<br />

benutzt werden, und in der Interpretation der Schnellanalysen geschult werden.


T + K (2009) 76 (1): 28<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Derartige Kurse könnten die Institute den entsprechenden Zoll- und Polizeibehörden anbieten.<br />

Im Erlanger Institut wird eine derartige Information in die 14-tägigen Kurse für Kriminalbeamte<br />

integriert.<br />

Herr Arnold regt an, dass die geeignetsten Schnelltestsätze auch Drogenberatungs-stellen und<br />

ärztlichen Praxen empfohlen werden, da z.B. besorgte Eltern eher einen Arzt als die Polizei<br />

um Rat angehen.<br />

Herr Bäumler bittet, dass das Auftreten bisher unüblicher Suchtmittel sowohl ihrer Art als<br />

auch ihrer Aufbereitung nach allen Kollegen umgehend mitgeteilt wird, so dass jeder auch in<br />

seinem Arbeitsbereich auf diese neuen Stoffe vorbereitet ist.<br />

Ende dieses Jahres wird allen Mitgliedern und dem Arbeitskreis nahestehenden Kollegen ein<br />

Fragebogen zugeschickt werden, auf dem diese und ähnliche Berufs-erfahrungen vermerkt<br />

werden sollen. Die Auswertung der Fragebögen wird den Teilnehmern der Umfrage übermittelt<br />

werden.<br />

Herr Bäumler empfiehlt, dass ein Standardsystem für die dünnschicht- und gaschromatographische<br />

Untersuchung von neuen Substanzen vereinbart wird. Die nach diesem Verfahren<br />

ermittelten Rf- Werte und Retentionszeiten sollen allgemein mitgeteilt werden.<br />

Am 8. – 9. November 1973 findet folgender Kurs über Gaschromatographie statt:<br />

Fortbildungskurs über Gaschromatographie<br />

in der forensischen Chemie<br />

8. – 9. November 1973 in Basel<br />

In wechselnden Arbeitsgruppen soll praktisch an verschiedenen Geräten und mit verschiedenen<br />

Techniken der Gaschromatographie gearbeitet werden.<br />

1. Leichtflüchtige Stoffe, Lösungsmittel, Alkohole (Gruppenleiter: H. Raudonat)<br />

2. Arzneistoffe und Alkaloide (G. Machata)<br />

3. Weckamine (J. Bösche)<br />

4. Halogenhaltige Substanzen und Derivate. EC-Detektor (H. Brandenberger)<br />

5. Pestizide HP-Detektorensystem (S. Rippstein)<br />

6. GC-MS Identifizierung unbekannter Substanzen ( J. Bäumler)<br />

Der Kurs beginnt am 8.11.73 um 13.00 Uhr und endet am 9.11.73 um 15.30 Uhr, so dass an<br />

den gleichen Tagen die Möglichkeit für An- bzw. Rückreise besteht. Die Teilnehmerzahl ist<br />

beschränkt (36).<br />

Anmeldungen: Dr. J. Bäumler, Pestalozzistr. 22, CH Basel<br />

Das Ziel dieses Kurses ist eine Vertiefung auf speziellen Gebieten und die Entwicklung von<br />

entsprechenden Standardmethoden. Kenntnis der Grundlagen wird vorausgesetzt. Herr<br />

Bäumler weist darauf hin, dass Grundkurse von den Herstellern von Gaschromatographen<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Kollegen werden gebeten, der Arbeitsgemeinschaft "Suchtmittel" Kritiken an älteren<br />

Analysenverfahren, Verbesserungen, Vorschläge und neuere Erfahrungen mitzuteilen. Herr<br />

Bäumler nimmt entsprechende Mitteilungen entgegen und wird sie unter Nennung des Einsenders<br />

allen Kollegen weiterleiten.<br />

2. Arbeitsausschuss Dokumentation<br />

Herr Post berichtet vom Münchner Computer-Projekt Datendokumentation. Die Information,<br />

die dem Computer eingegeben wird, soll pro Wirkstoff enthalten:<br />

Fortsetzung Teil II: s. S. 51


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 29<br />

Teil III. Daten und Bilder von hervorragenden Ereignissen<br />

Gründung der <strong>GTFCh</strong><br />

4. Dezember 1978<br />

16.00 – 19.30 Uhr<br />

im Restaurant Weidenhof in Frankfurt a.M.<br />

Gründungsmitglieder der <strong>GTFCh</strong> am 4. Dezember 1978.<br />

Von links nach rechts: Manfred Möller, James Bäumler, Reinhold Barchet, Gerhard Bohn,<br />

Johann Boesche, Gerhard Müller, Hans Berninger, Jürgen Wasilewski, Klaus Harzer, Karl<br />

Schmidt, Heinz-Walter Raudonat.<br />

Nicht abgebildet: Wolfgang Arnold, Sabino Goenechea, Gottfried Machata, Ernst Müller, Klaus<br />

Rübsamen.<br />

Traktanden:<br />

Beratung der Statuten<br />

Gründung der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie<br />

Wahl des Vorstandes


T + K (2009) 76 (1): 30<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Protokoll zur Gründungsversammlung der<br />

GESELLSCHAFT FÜR TOXIKOLOGISCHE UND FORENSISCHE CHEMIE<br />

am Montag, dem 4. Dezember 1978 im Hotel-Restaurant Weidenhof, Kennedyallee<br />

in Frankfurt am Main<br />

Es sind 16 Personen gemäß anliegender Teilnehmerliste anwesend. Sie beabsichtigen eine<br />

Gesellschaft für toxikologische Chemie zu gründen. Die Versammlung wird von Herrn<br />

Bäumler geleitet.<br />

Die Tagungsordnung wird, wie in der Einladung niedergelegt, einstimmig angenommen.<br />

Herr Bäumler gibt einen Überblick über die Entwicklung und Vorgeschichte für die neu zu<br />

gründende Gesellschaft. Herr Machata bittet um eine weitergehende Berücksichtigung der<br />

Mitarbeiter aus Kriminalämtern bei der Namensgebung. Als Name wird vorgeschlagen:<br />

GESELLSCHAFT FÜR TOXIKOLOGISCHE UND FORENSISCHE CHEMIE. Alle Teilnehmer<br />

stimmen diesem Vorschlag offen zu.<br />

Alle anwesenden Personen beschließen offen die Gründung einer entsprechenden Gesellschaft<br />

in der Rechtsform des eingetragenen Vereins.<br />

Es wurde einstimmig beschlossen, dass die Gesellschaft in das Vereinsregister beim Amtsgericht<br />

Frankfurt am Main eingetragen werden soll.<br />

Es wurde die Aussprache zur Satzung eröffnet.(TOP 2). Basis für die Diskussion war der Satzungsentwurf,<br />

den Herr Arnold vorgelegt hat.<br />

Der Entwurf wurde vielfältig geändert, um den rechtlichen und steuerlichen Erfordernissen zu<br />

genügen. Er wurde nach eingehender Aussprache wie verlesen in offener Abstimmung<br />

einstimmig gebilligt. Herr G. Müller, der Protokoll geführt hat, wird später Reinschriften der<br />

Satzung versenden. Es wurde weiterhin beschlossen, für die Gesellschaft die Anerkennung als<br />

gemeinnütziger Verein beim zuständigen Finanzamt zu beantragen.<br />

Der Vorstand soll bestehen aus dem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten, dem, Schatzmeister,<br />

dem Schriftführer und zwei Beisitzern.<br />

Zum Top 3, Wahl des Vorstandes übernimmt Herr Arnold kurzfristig den Vorsitz.<br />

Es wird eine offene Wahl durch Handaufheben gewünscht. Herr Bäumler wird als Präsident<br />

vorgeschlagen. Er wird in dieses Amt mit 15 Stimmen bei eigener Enthaltung gewählt.<br />

Herr Bäumler übernahm wieder den Vorsitz.<br />

Für die weiteren Ämter werden folgende Vorschläge gemacht:<br />

zu Vizepräsidenten Herr Barchet, Herr Machata<br />

zum Schatzmeister Herr Möller<br />

zum Schriftführer Herr G. Müller<br />

zu Beisitzern<br />

Herr Arnold, Herr Schmidt<br />

zu Kassenprüfern Herr Bohn, Herr Harzer<br />

Die genannten Herren werden in getrennten Wahlgängen jeweils mit 15 Stimmen bei eigener<br />

Enthaltung in ihr Amt gewählt.<br />

Alle Herren nehmen die Wahl an.<br />

Unter Top 4, Verschiedenes wurde beschlossen, den Jahresbeitrag auf 50 DM festzusetzen.<br />

Für Studenten ermäßigt sich der Beitrag auf 20 DM. Herr Möller wird Bankeinzugsberechtigungen<br />

vorbereiten.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 31<br />

Herr Bäumler verliest eine Presse-Erklärung, die er gemeinsam mit Herrn Barchet vorbereitet<br />

hat. Ihr wird zugestimmt. Sie soll vom Schriftführer versandt werden.<br />

Die Geschäftsstelle soll vom Schriftführer, Herrn G. Müller unter der Adresse Hessisches<br />

Landeskriminalamt, Hölderlinstr. 5, Postfach 3152, 6500 Wiesbaden (Tel. 061121/819-423<br />

wahrgenommen werden.<br />

Die Versammlung wurde um 19.30 Uhr beendet.<br />

Das Protokoll wurde von Herrn G. Müller geführt.<br />

Diese Reinschrift wurde am 10. Januar 1979 in Wiesbaden gefertigt<br />

Unterschriften:<br />

(J. Bäumler) (G. Müller)<br />

Teilnehmerliste der Gründungsversammlung:<br />

1. J. Bäumler, Polizeidepartement Basel-Stadt, Gerichtschemiker<br />

2. K. Harzer, Chemisches Untersuchungsamt, Stuttgart<br />

3. R. Barchet, Chemisches Untersuchungsamt, Stuttgart<br />

4. G. Müller, Hessisches Landeskriminalamt, Wiesbaden<br />

5. W. Arnold, Institut für Rechtsmedizin, Hamburg<br />

6. J. Bösche, Institut für Rechtsmedizin, Heidelberg<br />

7. H. Raudonat, Zentrum für Rechtsmedizin, Frankfurt a.M.<br />

8. S. Goenechea, Institut für Rechtsmedizin, Bonn<br />

9. H. Berninger, USAREUR Medical Laboratory, Landstuhl<br />

1o. G. Machata. Institut für gerichtliche Medizin, Wien<br />

11. K. Rübsamen, Bundeskriminalamt, Wiesbaden<br />

12. E. Müller, Bundeskriminalamt, Wiesbaden<br />

13. M. Möller, Institut für Rechtsmedizin, Homburg/Saar<br />

14. K. Schmidt, Zentrum für Rechtsmedizin, Frankfurt a.M.<br />

15. G. Bohn, Institut für Rechtsmedizin, Münster<br />

16. J. Wasilewski, Polizei Hamburg


T + K (2009) 76 (1): 32<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Verstorbene Gründungsmitglieder<br />

Gerhard BOHN<br />

Wolfgang ARNOLD<br />

Gerhard MÜLLER<br />

Hans BOESCHE<br />

Reinhold BARCHET<br />

Heinz Walter RAUDONAT<br />

Hans BERNINGER<br />

Gerd MEGGES<br />

Sabino GOENECHEA


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 33<br />

Präsidenten der <strong>GTFCh</strong><br />

1978 – 1987<br />

James BÄUMLER<br />

1987- 1997<br />

Manfred MÖLLER<br />

1997 – 2007<br />

Thomas DALDRUP<br />

2007 – bis heute<br />

Frank MUSSHOFF


T + K (2009) 76 (1): 34<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Vorstand der <strong>GTFCh</strong><br />

Präsident<br />

Beisitzer<br />

Vizepräsident<br />

Schriftführer<br />

Schatzmeister<br />

Geschäftsstelle<br />

1978 J. Bäumler R. Barchet<br />

G. Machata<br />

1980 J. Bäumler R. Barchet<br />

G. Machata<br />

1981 J. Bäumler R. Barchet<br />

G. Machata<br />

1983 J. Bäumler R. Barchet<br />

G. Machata<br />

1985 J. Bäumler R. Barchet<br />

R. Wennig<br />

1987 M. Möller R. Barchet<br />

R. Wennig<br />

1989 M. Möller R. Barchet<br />

R. Wennig<br />

1991 M. Möller R. Barchet<br />

R. Wennig<br />

1993 M. Möller J. Wasilewsky<br />

R. Wennig<br />

1995 M. Möller Wasilewsky<br />

R. Wennig<br />

1997 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />

R. Wennig<br />

1999 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />

R.Wennig<br />

2001 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />

R. Wennig<br />

2003 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />

R. Wennig<br />

2005 Th. Daldrup W. Bork<br />

F.Musshoff<br />

2007 F. Musshoff Th.Briellmann<br />

W. Bork<br />

G. Müller M. Möller W. Arnold K.<br />

Schmidt<br />

G. Müller M. Möller W. Arnold K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges M. Möller W. Arnold K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges M. Möller E. Müller K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges M. Möller E. Müller K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges H. Maurer H. Rösener K.<br />

Schmidt<br />

G. Megges H. Maurer F. Pragst H.<br />

Rösener<br />

G. Megges H. Maurer M. Möller F.<br />

Pragst H.<br />

Rösener<br />

J. Fehn H. Maurer Th.Briellmann<br />

F. Pragst<br />

J. Fehn H. Maurer Th.Briellmann<br />

F. Pragst<br />

P.Zweipfennig<br />

J. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />

Th.Briellmann<br />

F. Pragst<br />

P.Zweipfennig<br />

S. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />

Th.Briellmann<br />

K. Lusthof<br />

F. Pragst<br />

S. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />

K .Lusthof<br />

F. Pragst<br />

S. Tönnes<br />

G. Müller<br />

G. Müller<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K. Schmidt<br />

K.Schmid<br />

K.Schmidt<br />

K.Schmidt


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 35<br />

1. Vorstandssitzung im März 1979 in Münchenstein.<br />

Von links nach rechts: G. Machata, J. und R. Bäumler, W. Arnold, R. Barchet, M. Möller, H. Boesche<br />

2. Vorstandssitzung im Juni 1979 im Amtsstüble in Mosbach.<br />

Von links nach rechts: W. Arnold, J. Bäumler, R. Barchet


T + K (2009) 76 (1): 36<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Symposien in Mosbach<br />

1980 – 1991 Stadthalle Mosbach<br />

1993 – 1995 Pattberghalle in Neckarelz<br />

1997 bis heute Alte Mälzerei Mosbach<br />

Themen der Mosbach- Symposien<br />

26. - 27. April 1980 Benzodiazepine: Analytik, Pharmakologie, Toxikologie<br />

Suchtstoffe insbesondere Opiate<br />

03. - 04. April 1981 Pestizide, Brände und Explosionen<br />

22. - 23. April 1983 Anorganische Stoffe in der Toxikologie und Kriminalistik<br />

26. - 27. April 1985 Forensische Probleme des Drogenmissbrauchs


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 37<br />

Fortsetzung: Themen der Mosbach-Symposien<br />

24. - 25. April 1987 Forensische und humantoxikologische Probleme der<br />

Umweltanalytik<br />

14. - 15. April 1989 Arzneistoffmissbrauch. Analytische und toxikologische Aspekte<br />

18. - 20. April 1991 Spurenanalytik im Human- und Umweltbereich<br />

15. - 17. April 1993 Drogenkontrolle in der heutigen Gesellschaft. Forensische Chemie<br />

20. - 22. April 1995 Drogen und Arzneimittel im Straßenverkehr Chemische Spuren bei<br />

Verkehrsunfällen<br />

17. - 19. April 1997 Moderne Messverfahren im Rahmen der toxikologisch-forensischen<br />

Begutachtung<br />

22. -24. April 1999 Fortschritte beim Nachweis berauschender Mittel im<br />

Strassenverkehr. Forensische Aspekte der toxikologischen<br />

Präparation von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen<br />

26.-28. April 2001 Toxikologische Aspekte der Sterbehilfe. Neue Drogen – chemische,<br />

analytische und toxikologische Aspekte<br />

03.– 05. April 2003 Toxikologie im Alter. Vergiftungsfälle. Instabilität von Stoffen vor<br />

und bei der Analyse und ihre Bedeutung für die Ergebnisbewertung<br />

14.- 16. April 2005 Der besondere toxikologische Fall. Schussentfernung und<br />

Schmauchspuren. Biogene Rauschdrogen<br />

19. –21. April 2007 Verbrechen unter K.O.- Tropfen. Toxikokinetik -Variationen durch<br />

Genetik oder Interaktionen. Fallberichte, Kriminaltechnik.<br />

Drogenszene. Aktuelles aus klinischer Toxikologie und<br />

therapeutischem Drug Monitoring<br />

Erste Mosbach-Tagung 1980 in der alten Stadthalle


T + K (2009) 76 (1): 38<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Mosbach 1985: Vortrag von Hans Maurer<br />

Mosbach 1985: Emil Leucht zaubert auf dem Gesellschaftsabend im Amtsstübl. Rechts:Helmut Gansau<br />

Festabend in Mosbach 1989. 1. Reihe: Mary Freeman, Bryan Finkle, Mrs. Sunshine<br />

2. Reihe: Irvine Sunshine, Venice und Alain Curry


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 39<br />

Mosbach 1989: Von links nach rechts: Hans-Joachim Wagner, Gottfried Machata, Joachim Gerchow, Bryan Finkle,<br />

Karl Pfleger, Ernst Müller (Bundesmüller)<br />

Mosbach 1995: Albert Hofmann zeichnet die Formel von LSD<br />

Mosbach 1995: Jürgen Wasilewski, Werner Bernhard, Robert Wennig,<br />

Frau Hofmann, Albert Hofmann, James Bäumler


T + K (2009) 76 (1): 40<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Jean -Servais-Stas-Medaille<br />

Jean Servais STAS (1813 – 1891) war Professor für Chemie an der Ecole Militaire in Brüssel.<br />

Er hatte in Paris bei berühmten Männern wie Dumas, Gay-Lussac und Orfila studiert und war<br />

dann Professor in Brüssel geworden. Bekannt wurde Stas durch seine präzisen<br />

Atomgewichtsbestimmungen.<br />

Seine Gutachten im Fall des Grafen Bocarmé, der seinen Schwager mit Nikotin ermordet<br />

hatte, und seine Verfahren zur Isolierung von Nikotin waren richtungsweisend für die<br />

nächsten 100 Jahre.<br />

Im Andenken an diesen großen Toxikologen und forensischen Chemiker verleiht die <strong>GTFCh</strong><br />

die Jean-Servais-Stas-Medaille an Fachkollegen, die sich durch grundlegende Arbeiten<br />

ausgezeichnet haben.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 41<br />

Erste Stas-Medaille an Prof. Dr. E. VIDIC (Berlin), 1980<br />

G. Machata verliest die Laudatio Der Präsident überreicht Stas-Medaille und Urkunde<br />

Weitere Stas-Preis Verleihungen in den ersten Jahren<br />

Günther PAULIG, 1980 Rolf Fr. PREUSS, 1981<br />

Alain Stewart CURRY,1982 Georg SCHMIDT, 1983


T + K (2009) 76 (1): 42<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Weitere Stas-Preis Verleihungen in den ersten Jahren<br />

Gottfried MACHATA, 1984 Helmut GANSAU, 1985<br />

1986 Marika GELDMACHER VON MALLINCKRODT<br />

1987 Karl PFLEGER<br />

1988 James BÄUMLER<br />

1989 Bryan S. FINKLE<br />

1990 Karel MACEK<br />

1991 Manfred DONIKE<br />

1995 Albert HOFMANN<br />

1997 Karl-Heinz BEYER<br />

1999 Detlef THIESS<br />

2001 Manfred MÖLLER<br />

2003 Achim SCHMOLDT<br />

2005 Peter RÖSNER<br />

2007 Dietrich MEBS


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 43<br />

Arbeitskreis Suchtstoffe<br />

Sitzung des<br />

Arbeitskreises<br />

Suchtstoffe in<br />

Frankfurt im GDCh-<br />

Haus. Mittagessen im<br />

Sitzungszimmer.<br />

Von links nach rechts:<br />

Breitner, Raudonat,<br />

Bäumler, Barchet<br />

Sitzung des<br />

Arbeitskreises<br />

Suchtstoffe im<br />

Landeskriminalamt<br />

Wiesbaden<br />

Suchtstoff-Sitzung in<br />

Luxembourg um 1980<br />

Von links nach rechts:<br />

1.Reihe:<br />

Möller, Pommerenk,<br />

Gielsdorf, Arnold,<br />

Angelov, Wennig,<br />

Boesche<br />

2.Reihe: Harzer, Henk<br />

Huizer, Bohn.<br />

Fritschi, Raudonat<br />

Hintere Reihe:<br />

Rübsamen, Stobbe,<br />

Bäumler


T + K (2009) 76 (1): 44<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Arbeitskreis Qualitätskontrolle<br />

Sitzung des Arbeitskreises<br />

Qualitätskontrolle<br />

Homburg /Saar 1988.<br />

Von links nach rechts:<br />

Heinz-Walter Raudonat, ?,<br />

Hans Maurer, Frau Pfleger,<br />

Karl Schmidt.<br />

Sitzung des Arbeitskreises<br />

Qualitätskontrolle<br />

Homburg /Saar 1988.<br />

Von links nach rechts:<br />

James Bäumler, Robert<br />

Wennig, Karl Schmidt


Die ersten Toxichem-Hefte<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 45


T + K (2009) 76 (1): 46<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Workshops<br />

1973 Basel Gaschromatographie und GC/MS<br />

1974 Bonn UV – IR – MS – NMR<br />

1975 ? ?<br />

1976 Bremen GC/MS<br />

1977 Homburg Suchtstoffnachweis<br />

1978 Erlangen Toxikologische Schnellanalysen<br />

1979 Stuttgart Liquidchromatographie<br />

1980 München Extraktion<br />

1981 Köln GC und Derivatisierung<br />

1982 Berlin Erkennung seltener Vergiftungen<br />

1983 Innsbruck Das elektronische Notizbuch im Labor<br />

1984 Hannover Pharmakokinetik<br />

1985 Köln Problemfälle beim GC-Nachweis<br />

1986 Homburg MS, MS-Detektoren, Datenverarbeitung<br />

1987 München Anorganische Giftstoffe<br />

1988 Basel Dünnschichtchromatographie<br />

1989 Ulm Literaturrecherchen<br />

1990 Tübingen Probenvorbereitung, neuere Verfahren<br />

1991 Köln Suchtstoffnachweis im Blut<br />

1992 München Neue Methoden der forensischen Chemie<br />

1993 Aachen Qualitätskontrolle und EDV-Einsatz<br />

1994 Bern Analytische Methoden<br />

1995 Jena Verschiedene Themen<br />

1996 Frankfurt Verschiedene Themen<br />

1997 Freiburg Flüchtige Verbindungen<br />

1998 Luxembourg Kapillarelektrophorese, Screening mit GC-MS im Serum,<br />

Pharmakokinetik im Strassenverkehr<br />

1999 Berlin HPLC, Haaranalyse, Ionenselektive Elektroden usw.<br />

2000 Homburg GC/MS, LC/MS usw.<br />

2001 Mainz Begleitstoffanalyse, Drogen, GC-MS-MS, u.a.<br />

2002 Salzburg Festphasenextraktion, LC-MS, GC-IHS, Speichelanalyse<br />

2003 Zürich Benzodiazepine, Automatisation, Festphasenextraktion<br />

2004 Hamburg Rasterelektronenmikroskopie,GC-MS-TOF,L-MS u.a.<br />

2005 Hanover HPLKC-MS, Headspace-GC-Trap<br />

2006 Den Haag Synth. Drogen, LC-MS-MS, IPC-MS<br />

2007 Frankfurt Gifte in Planzen und Pilzen, Screening mit Kapillarelektrophorese u.a.<br />

2008 Basel Radioaktive Proben, Interpretation der Ergebnisse, Lackproben,<br />

Forensische Psychiatrie


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 47<br />

Workshop 1977 in<br />

Homburg/Saar.<br />

Das Varian 112 mit 5<br />

MB Festplatte (im<br />

Hintergrund)<br />

Von links nach rechts:<br />

Rudi Zimmer, ?, Peter<br />

Rösner, Hans Sachs,<br />

Manfred Hanke, Stefan<br />

Stobbe.<br />

Workshop 1983 in<br />

Innsbruck.<br />

Erste Reihe:<br />

Hans Bösche,<br />

Karl Schmidt,<br />

Manfred Möller,<br />

Hanni Schmidt.<br />

Workshop 1983 in<br />

Innsbruck.<br />

Stefan Stobbe,<br />

Klaus Rübsamen,<br />

Ehrhard Schneider,<br />

Lutz von Meyer


T + K (2009) 76 (1): 48<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Workshop in Münster.<br />

Von links nach rechts<br />

(unvollständig): Gerda<br />

Bösche, Hans Bösche,<br />

James Bäumler,<br />

Manfred Wolf, Enno<br />

Logemann, Guido<br />

Sticht, Klaus Wehr,<br />

Frau Wehr, Gerold<br />

Kauert.<br />

Workshop in Münster.<br />

Von links nach rechts<br />

(unvollständig):<br />

Ernst Klug, James<br />

Bäumler, Manfred<br />

Möller, Landesmüller<br />

und Frau, Gerhard<br />

Bohn und Frau, Lutz v.<br />

Meyer und Frau<br />

Deutsch-Deutscher<br />

Weiterbildungskurs<br />

1992 in Seelingstedt.<br />

Robert Wennig,<br />

Lutz v. Meyer


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 49<br />

Weiter- und Fortbildungskurse der <strong>GTFCh</strong><br />

16.- 20. 11. 1981 Bad Vilbel Grundkenntnisse<br />

26.- 29. 03. 1984 Hiltrup Forensische Chemie<br />

21.- 22. 04. 1986 Bad Vilbel Anwendung immunologischer<br />

Methoden in der toxikologischen Analyse<br />

Zusammensetzung der Getränke und<br />

deren Nachweis<br />

02. - 04. 04.1992 Seelingstädt Pharmakokinetik, Strategie der<br />

Interpretation der Analysenresultate<br />

28. - 30. 03.1994 Kirkel ZNS-wirksame Verbindungen<br />

11. - 13. 04.1996 Kirkel Herz- Kreislauf und Nieren<br />

02.- 04. 04.1998 Kirkel Magen-Darmtrakt. Festphasenextraktion,<br />

LC/MS<br />

13. -15. 04. 2000 Krikel Haut, Haare. Validierung, Veränderungen<br />

klinisch-chemischer. Parameter<br />

21.-23. 03. 2002 Kirkel Lunge. Validierung, Asservierung<br />

01.-03. 04. 2004 Kirkel Endocrinum, Anabolica, Herbal Drugs.<br />

06.-08. 04. 2006 Kirkel Pharmakokinetik, Gutachtenerstellung,<br />

Messunsicherheit, Biostatistik<br />

13. -16. 03. 2008 Kirkel Nervensystem, Analytik von Drogenproben,<br />

LC/MS, Blutalkohol, Qualitätssicherung.<br />

Fachfortbildung für Technische Assistenten in der Toxikologie<br />

1. Kurs: 28. 1. 2006 in Hamburg<br />

2. Kurs: 9.-10- 2. 2007 in Giessen / Marburg<br />

3. Kurs: 18. -19. 4. 2008 in Heidelberg<br />

Symposien und Veranstaltungen mit anderen Gesellschaften<br />

1982 Hamburg Entwicklung und Fortschritte der<br />

forensischen Chemie<br />

30. - 31.5. 1986 Göttingen Die Bedeutung der chem.-tox. Analyse<br />

von Suchtstoffen - Diagnostische,<br />

forensische und therapeutische<br />

Maßnahmen<br />

April 1988 Analytica München Moderne analyt. Methoden in der<br />

Lebensmittel- und gerichtl.Chemie<br />

8. 7. 1988 Heidelberg Wissenschaftliche Gedenksitzung zu<br />

Ehren von J. H. Bösche<br />

1991 Hamburg Rechtsmedizin und forensische<br />

Chemie. Neuere Methoden.


T + K (2009) 76 (1): 50<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

19. 4. 1994 Analytica München Qualitätskontrolle in der toxikologischen<br />

Analytik<br />

22.8.1998 Hamburg Drogen/Medikamente-Verkehrssicherheit<br />

4.11. 1999 Homburg/Saar ROSITA<br />

20.11.1999 Homburg/Saar Akute Vergiftungen –Neuere klinische<br />

toxikologische und analytische<br />

Aspekte<br />

1.-2. 10. 2001 Leipzig. Symposium: Toxikologische Analyse<br />

und Aussagesicherheit<br />

28.11.2002 Berlin Symposium: Die forensische Toxikologie<br />

als universitäres und ausseruniversitäres<br />

Fach - ein Rückblick und<br />

ein Ausblick.<br />

7.3. 2006 Frankfurt. Akkreditierung von Laboratorien im<br />

Bereich Forensik/Rechtsmedizin<br />

3.-4. 10. 2007 Leipzig Symposium: Zur Geschichte der<br />

Toxikologie<br />

Analytical Conference in München<br />

23. 04. 1998: Moderne Analysentechnik in der Klinischen Chemie – Spielzeug oder<br />

Werkzeug?<br />

11. 04. 2000 Progress of LC/CE-MS in Clinical and Forensic Toxicology and<br />

Doping Control<br />

25. 04. 2002 Analytical Trends in Clinical and Forensic Toxicology and Doping<br />

Control<br />

12. 05. 2004 Analytical Pitfalls and Trends in Clinical and Forensic Toxicology<br />

26.04.2006 Progress in Analytical Methods and Data Interpretation for Clinical<br />

and Forensic Medicine<br />

02.04.2008 Hyphenated Mass Spectrometry<br />

Medica Düsseldorf<br />

Die Rolle des Labors bei Drogenmissbrauch und Drogenkontrolle:<br />

18.11.1999 21.11.2002 25.11.2004 17.11.2005 16.11.2006 20.11.2008


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 51<br />

Fortsetzung von S. 28: Teil II: Dokumente aus den Jahren 1971-1981<br />

1. Namen und marktübliche Synonyme des Pharmakons,<br />

2. die Nennung des entsprechenden Falles,<br />

3. den primären Informanden<br />

Für alle Informationen wird Urheberrecht und Dienstgeheimnis garantiert.<br />

Die Datenkommunikation würde am günstigsten von der zentralen Dokumentation zu den<br />

Laboratorien direkt erfolgen.<br />

Es bieten sich hierfür mehrere Möglichkeiten an:<br />

1. Fernschreiber<br />

2. Lochstreifen<br />

3. Magnetbänder, die mit der Post verschickt werden könnten (Nachteil: Magnetbänder<br />

in nur einer Computersprache können nicht von allen Computern gelesen werden).<br />

4. Sichtlochkarten lassen sich ähnlich wie Lochstreifen leicht vervielfältigen. Sie machen<br />

ausserdem unabhängig von den Betriebszeiten eines Computers. Leider können z.Zt.<br />

in München noch keine Sichtlochkarten erstellt werden.<br />

Den Kollegen wird ein diesbezüglicher Fragebogen zugesandt werden.<br />

Literaturdokumentation: Die Computer-Literaturrecherche könnte aufgrund von Schlüsselwörtern<br />

erfolgen. Wenn ein entsprechender Stichwort-Katalog zufriedenstellend sein soll,<br />

wird sein Erstellen sehr schwierig sein. Eine Verschlüsselung müsste nach internationalen<br />

Vereinbarungen erfolgen.<br />

Der Arbeitskreis Dokumentation wird noch weitergehende Informationen zu diesem Komplex<br />

einholen. Herr Post bittet die Kollegen, ihre bisherigen Arbeiten und besonders Sonderdrucke<br />

neuer Arbeiten, zusammenzustellen und ihm zuzusenden (Rechtsmedizin Giessen). Auf<br />

Anfrage werden diese Informationen weitergeleitet.<br />

3. Arbeitsausschuss Klinische Toxikologie<br />

Im Rahmen des Projektes der Entgiftungszentren wurde von der Kommission "Erkennung,<br />

Verhütung und Behandlung von Vergiftungen" des Bundesgesundheitsamtes eine Kartei mit<br />

über 4000 Karten insbesondere über die Zusammensetzung von Haushaltsgiften erstellt. Bis<br />

auf die Analytik ist die Sammlung weitgehend voll-ständig. Die bisher erfasste Analytik<br />

wurde in Zusammenarbeit mit der entsprechen-den analytischen Kommission des Bundesgesundheitsamtes<br />

erstellt. Etliche Verfahren müssen noch nachgeprüft werden. Kollegen, die auf<br />

dem Sektor der klinischen Toxikologie arbeiten, werden gebeten, ihre Erfahrungen mit<br />

Schnellmethoden in Kurzfassung – davon getrennt eine kritische Stellungsnahme über Leistungsfähigkeit,<br />

Grenzen und theoretische Untermauerung der jeweiligen Methode, Frau<br />

Geldmacher v. Mallinckrodt mitzuteilen. Die Schnellanalysen sollen für Kliniker durchführbar<br />

sein. Die Kurzfassungen der geeignetsten Verfahren werden unter Nennung des Einsenders<br />

auf DIN a 5 Karten in die Kartei aufgenommen. Die Stellungsnahmen zu den Verfahren<br />

werden getrennt gesammelt.<br />

Herr Hauck regt an, dass alle Kollegen der Arbeitsgruppe "Forensische und Toxikologische<br />

Chemie" analytische Karten erhalten. Frau Geldmacher wird diese Anregung an das BGA<br />

weitergeben.<br />

Die zukünftig gewünschte analytische Ausgestaltung der Entgiftungszentren dürfte personell<br />

einen Akademiker, 3 MTA und apparative Einrichtungen für die Dünn-schichtchromatographie,<br />

Gaschromatographie, Infrarotspektrophotometrie und Atomabsorption beinhalten.


T + K (2009) 76 (1): 52<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Für die fernere Zukunft wäre zu hoffen, dass auch das System Gaschromatographie-Massenspektrometrie-Computer<br />

vorgesehen wird.<br />

Die Kollegen werden gebeten, Frau Geldmacher v. Mallinckrodt mitzuteilen, ob und welche<br />

Laborkapazität (z.B. 1 Analyse/Woche, Art der möglichen Analyse etc.) in Bezug auf Analysenübernahme<br />

im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Entgiftungszentren vorhanden ist. Sie<br />

wird hierzu einen Fragebogen versenden.<br />

Die folgenden Arbeitsvorschriften werden an je zwei Prüfer zur Beurteilung bis zum nächsten<br />

Treffen ausgegeben:<br />

Verwendung eines AgNO 3 -Reagenzes zum Nachweis von Bromural, Adalin, Abasin, Paracetamol<br />

(Goenechea):<br />

Frau Geldmacher / Herr Hauck<br />

Reaktion nach Cronheim und Ware (Beyer):<br />

Herr Goenechea / Herr Arnold<br />

Bromidbestimmung nach Kisser (Klinge):<br />

Herr Bösche / Herr Barchet<br />

Die Met-Hb-Bestimmung mittels Cyanid hat Herr Arnold bereits zur Prüfung gesandt an<br />

Frau Geldmacher / Herr Raudonat / Herr Möller / Herr Kamm<br />

Herr v. Clarmann soll sie noch erhalten.<br />

Sonstige Mitteilungen<br />

Bis Ende Oktober wird Herr Bösche ein Dünnschicht-Standard Verfahren für saure und neutrale<br />

organische Substanzen, Herr Bäumler für basische Substanzen, Frau Geldmacher für die<br />

Schnellhydrolyse konjugierter Giftstoffe bzw. Metaboliten im Urin vorlegen. Soweit möglich<br />

wird auch eine Rf-Tabelle erstellt werden.<br />

Die von der Firma Macherey-Nagel auf den Markt gebrachten Säulchen (Drug screen), die<br />

laut Angabe zur Trennung toxikologisch relevanter Substanzen von Urin geeignet sein sollen,<br />

haben sich nicht allgemein bewährt.<br />

Im Erlanger Institut konnte in Zusatzversuchen aus Urin z.B. nur 10 % des Pentobarbitals<br />

und 2 % des Luminal nach Anwendung der Säulchen wiedergefunden werden.<br />

Herr Arnold wird die Säulchen bis Ende Oktober weitergehend untersuchen.<br />

Herr Hauck, Herr Iffland und Herr Goenechea werden bis zum Münchner Kongress ausarbeiten,<br />

wie die Arbeitsweise eines Arbeitsausschusses für forensische Chemie aussehen könnte.<br />

In der klinisch-toxikologischen Chemie können definitionsgemäss nicht alle forensisch relevanten<br />

Problemstellungen erfasst werden.<br />

Herr Hauck weist darauf hin, dass im neuen Gadamer noch der spezielle Band über den qualitativen<br />

und quantitativen Nachweis von Suchtmitteln, und anderen Pharmaka fehle. Er bittet<br />

die Kollegen, ihm mitzuteilen, welche Pharmaka noch untersucht und aufgenommen werden<br />

sollten.<br />

Die Gruppen der Pestizide und Herbizide sind schon abgeschlossen, ebenso anorganische<br />

Gifte. Lösungsmittel wurden erst zum Teil bearbeitet. Flüchtige Gifte müssen noch untersucht<br />

werden, bzw. bestehende Untersuchungen zusammengestellt werden.<br />

Die Auswahl der im Gadamer aufzunehmenden Substanzen soll exemplarisch erfolgen. Die<br />

entsprechenden Analysenvorschriften werden sich in qualitative und quantitative Methoden,<br />

neuere apparative Verfahren, als auch Schnellnachweis aufgliedern. Der Nachweis von Meta-


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 53<br />

boliten wird ausführlich berücksichtigt werden. Ausserdem wird mehr Literatur aufgeführt<br />

werden als im Clarke.<br />

Herr Hauck bittet interessierte Kollegen um Mitarbeit. Diese Bitte soll über Herrn Raudonat<br />

allen Kollegen weitergeleitet werden.<br />

Vom 19. bis 21 September wird in Bochum der Deutsche Lebensmittelchemikertag abgehalten.<br />

Am 18. September tagt voraussichtlich in Bochum der Arbeitsausschuss für Klinische<br />

Toxikologie zusammen mit dem Bundesgesundheitsamt. Einladungen hierzu werden noch<br />

ergehen. Herr Raudonat wird gebeten, alle Kollegen der Arbeits-gruppe zu einem Treffen in<br />

Bochum einzuladen, sobald das Programm feststeht.<br />

Die Kollegen werden gebeten, Bitten unserer Kollegen der DDR um Sonderdrucke wenn<br />

irgendmöglich zu erfüllen, da in der DDR nur wenige unserer Zeitschriften erhältlich sind.<br />

In der DDR hat sich eine Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Gesellschaft für Gerichtliche<br />

Medizin aufgetan, die ähnliche Ziele verfolgt wie unsere Arbeitsgruppe.<br />

Nach Herrn Hauck wird bis zum Münchner Kongress der Lernziel-Katalog für den ökologischen<br />

Kurs fertiggestellt sein. Aus dem Katalog wird sich ergeben, welche Unterrichtshilfen<br />

(Dias, Filme) benötigt werden. Die Kollegen werden um diesbezügliche Unterstützung gebeten.<br />

Herr Arnold wird mit Herrn Henschler, Würzburg, Deutsche Pharmakologische Gesellschaft,<br />

Kontakt wegen einer evtl. Zusammenarbeit aufnehmen.<br />

Herr Raudonat wird gebeten, nach Rücksprache mit Dr. Lange den Kollegen eine Liste aller<br />

mit der GDCh korrespondierenden in- und ausländischen Gesellschaften zuzusenden, um<br />

damit einen Beitritt zu der GDCh-Fachgruppe "Lebensmittel und Gerichtliche Chemie" zu<br />

erleichtern.<br />

Viele Kollegen in der Arbeitsgruppe "Forensische und toxikologische Chemie" und zwar<br />

sowohl Mitglieder wie auch Nichtmitglieder der Fachgruppe "Lebensmittelchemie" klagen<br />

darüber, dass sie Mitteilungen dieser Fachgruppe insbesondere aber auch die sehr interessierenden<br />

Mitteilungen der Fachgruppe "Analytische Chemie" (hierüber war mit Dr. Lange seinerzeit<br />

eine Absprache getroffen worden), nicht, oder nur zu spät erhalten. Herr Raudonat<br />

wird gebeten, mit Herrn Lange noch einmal darüber zu sprechen, damit in Zukunft eine vollständige<br />

und rechtszeitige Information aller Kollegen gewährleistet ist.<br />

Herr Barchet teilt mit, dass Prof. Bergner gerne bereit ist, (kurze) Mitteilungen aus dem<br />

Arbeitsgebiet unserer Arbeitsgruppe in das Mitteilungsblatt der GDCh-Fach-gruppe<br />

"Lebensmittelchemie und Gerichtliche Chemie" aufzunehmen. (Manuskript an die Schriftleitung,<br />

Prof. Bergner, Dr. H. Berg, 7 Stuttgart 1, Keplerstr. 17).<br />

Die Frage nach einer möglichst exakten Definition des Arbeitsgebietes unserer Arbeitsgruppe<br />

wird noch zurückgestellt.<br />

Mitglieder der Arbeitsgruppe "Forensische und toxikologische Chemie" der GDCh<br />

W. Arnold, GM Hamburg G. Lutz, GM Diusburg<br />

H. Brandenberger, GM Zürich E. Meyger, BLK München<br />

K. H. Beyer, Berlin M. Möller, Homburg/Saar<br />

J. Bäumler, GM Basel G. Machata, GM Wien<br />

J. Bösche, GM Heidelberg G. Machbert, GM Erlangen<br />

E. Burger, GM Heidelberg A. Moosmeyer, GM Tübingen


T + K (2009) 76 (1): 54<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Ch. K. Besserer, GM Tübingen<br />

G. Müller LKA Wiesbaden<br />

G. Bohn, GM Münster E. Müller, BKA Wiesbaden<br />

H. Berninger, Landstuhl L. v. Meyer, GM München<br />

R. Barchet, CUA Stuttgart U. Mutschke, GM Kiel<br />

M. v. Vlarmann TU München W. Paulus, GM Bonn<br />

G. Denbsky, München M. Pohl, GM Kiel<br />

Döring, GM Göttingen<br />

K. Pohl, GM Freiburg<br />

M. Donike, Köln E. Pöhlmann, GM Würzburg<br />

J. Drabner, Wiesbaden D. Post, GM Giessen<br />

G. Friedrich, GM Freiburg B. Pöpperl, LKA Stuttgart<br />

Feuner, BLK München<br />

Petzing, LKA Stuttgart<br />

M. Geldmacher, GM Erlangen G. Paulig, Berlin<br />

M. Gloger, BKA Wiesbaden Pribilla, GM Lübeck<br />

Glotz, Berlin<br />

H.W. Raudonat, GM Frankfurt<br />

S. Goenechea, GM Bonn E. Rickerl, CUA München<br />

H. Gansau, Berlin J. Reichert, Mainz<br />

R. Hackel, GM Mainz G. Schmidt, GM Heidelberg<br />

G. Hauck, GM München K. Schmidt, GM Frankfurt<br />

R. Iffland, GM Köln Schönamsgruber, LKA Düsseldorf<br />

G. Kamm, Marburg W. Strassner, Berlin<br />

E. Klug, GM Berlin W.Specht, Walburgskirchen<br />

Kräger, GM Münster<br />

P. Schmutte, GM Hamburg<br />

Koll, BLK München<br />

E. Weinig, GM Erlangen<br />

H. Klexel, Wiesbaden L. Lautenbach, GM Erlangen<br />

E. Leucht, BLK München Köppel. GM Essen<br />

Lorke, Wuppertal-Elberfeld


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 55<br />

5. Sitzungen des Arbeitskreises "Suchtstoffe"<br />

Einladung zur 1. Sitzung der Arbeitsgruppe Suchtstoffe<br />

Basel, den 8. Februar 1973<br />

Liebe Kollegen,<br />

anlässlich der Gründungssitzung der Arbeitsgruppe forensische und toxikologische Chemie<br />

wurde eine Untergruppe "Analytik und Nachweis von Suchtgiften" gebildet. Freundlicherweise<br />

haben Sie Ihre Mitarbeit zugesichert.<br />

Es wäre nun am zweckmässigsten, die Fragen unserer Untergruppe vorerst in kleinem Kreis<br />

zu diskutieren, damit wir an den Tagungen in Erlangen und Bochum bereits konkrete Vorschläge<br />

unterbreiten können. Denn ohne Vorbereitung ist es kaum möglich, in einer grösseren<br />

Diskussionsrunde zum Ziele zu gelangen. Ich möchte Sie daher als Mitglied der Untergruppe<br />

zu einer Besprechung am 20. März 1973 einladen. Als zentraler Ort, der von den meisten<br />

Teilnehmern nicht allzu weit entfernt ist, scheint mir Frankfurt am günstigsten.<br />

Wir treffen uns daher am<br />

20.März 1973 um 10.00 Uhr in Frankfurt<br />

im Carl Bosch-Haus an der Varrentrappstr. 40-42<br />

im kleinen Sitzungssaal<br />

Es soll versucht werden, darüber zu diskutieren, wie wir uns in bezug auf den Suchtmittelnachweis<br />

gegenseitig behilflich sein könnten. Dies wäre zu erreichen einenteils durch Austausch<br />

von Informationen über Substanzen und über Modeströmungen usw., andernteils durch<br />

eine Einigung auf analytische Methoden, so dass ein gegenseitiger Vergleich und Austausch<br />

von Daten (Rf-Werte, Retentionszeiten, Massenspektren usw.) möglich wäre. Ferner scheint<br />

es mir sinnvoll, sich einmal über die Eignung der Gaschromatographie beim Suchtmittelnachweis<br />

zu unterhalten. Ich denke hier auch an die Möglichkeit der Veranstaltung eines Kurses<br />

über die forensische Anwendung der Gaschromatographie.<br />

An Problemen wird es nicht fehlen. Wenn es uns gelingt, einige davon anzupacken und im<br />

Laufe der Zeit zu lösen, so dürfte dies der Anfang einer nutzbringenden Zusammenarbeit sein.<br />

Ich hoffe, dass es Ihnen möglich sein wird, sich für den angegebenen Zeitpunkt freizumachen<br />

und freue mich, Sie in Frankfurt zu treffen<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

J. Bäumler<br />

Geht an: Prof. H. Raudonat, Frankfurt<br />

Dr. J. Bösche, Heidelberg<br />

Dr. R. Hackel, Mainz<br />

Dr. G. Kamm, Marburg<br />

Dr. M. Möller, Homburg<br />

Dr. G. Müller, Wiesbaden<br />

Dr. B. Pöpperl, Stuttgart


T + K (2009) 76 (1): 56<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

6. Juni 1973<br />

Betr. GDCh-Fachgruppe für forensische und toxikologische Chemie<br />

Liebe Kollegen,<br />

an unserer letzten Sitzung wurde der Wunsch geäussert, uns anlässlich der ACHEMA wieder<br />

zu treffen. Ich möchte Sie daher an das vereinbarte Datum erinnern:<br />

Montag, den 25.Juni 1973 um 16.30 Uhr<br />

Ort: Zentrum für Rechtsmedizin, Kennedyallee 104, Frankfurt<br />

Darf ich Sie gleichzeitig bitten, bis zu unserer Zusammenkunft die Vorschrift für den Morphinnachweis<br />

zusammenzustellen und den Nachweis der Weckamine nach Steinigen auszuprobieren.<br />

Weitere Fragen, die wir besprechen wollen, sind:<br />

Aufstellen des Fragebogens (Information) für Ende 1973, Vorbereitung der Fortbildungskurse<br />

1973 über GC und 1974 über IR. Ferner liegt eine Anfrage an unsere Arbeitsgruppe vor über<br />

das Problem der Morphinausscheidung. Darf ich Sie noch bitten, die Frage zu überlegen, wie<br />

lange nach der letzten Injektion bei Süchtigen im Urin mit einem positiven Befund zu rechnen<br />

ist (Literatur vorhanden?).<br />

Geht an:<br />

Prof. Raudonat, Frankfurt<br />

Dr. J. Bösche, Heidelberg<br />

Dr. R. Hackel, Mainz<br />

Dr. G. Kamm, Marburg<br />

Dr. M. Möller, Homburg<br />

Dr. G. Müller, Wiesbaden<br />

Dr. B. Pöpperl, Stuttgart<br />

Dr. E. Pöhlmann, Würzburg<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

J. Bäumler


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 57<br />

6. Toxichem<br />

T O X I C H E M<br />

Nummer 1<br />

Januar 1976<br />

Informationen aus der Arbeitsgruppe<br />

F O R E N S I S C H E und T O X I K O L O G I S C H E C H E M I E<br />

Der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie der GDCh<br />

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *<br />

Inhalt:<br />

Zusammensetzung und Ziele der Arbeitsgruppe “forensische und toxikologische Chemie“<br />

( H. R a u d o n a t )<br />

Bericht des Arbeitskreises "Klinisch-toxikologische Analytik"<br />

(M. G e l d m a c h e r)<br />

Zur Standardisierung der Dünnschichtchromatographie aus der Arbeit des Kreises "Analytik<br />

der Suchtstoffe"<br />

(J. B ä u m l e r)<br />

Interessante Untersuchungsfälle<br />

Anzeigen und Mitteilungen<br />

Zusammensetzung und Ziele der Arbeitsgruppe forensische und toxikologische Chemie<br />

( H. Raudonat)<br />

Die Arbeitsgruppe Forensische und toxikologische Chemie in der Fachgruppe Lebensmittel<br />

und Gerichtliche Chemie GDCh besteht nunmehr drei Jahre. Der Zuspruch aus<br />

Kollegenkreisen der Universitätsinstitute, Untersuchungsämter, Kriminalämter und der<br />

chemisch-toxikologisch tätigen Chemiker der Industrie war so rege und der<br />

Mitgliederzuwachs, einschliesslich der ständigen Gäste, so gross, dass die gesamte Gruppe für<br />

eine effektive Arbeit zu schwerfällig wurde. Ausserdem war das zu bearbeitende<br />

Fragenspektrum zu umfangreich geworden. Deshalb wurden die Aktivitäten in Ausschüsse<br />

mit je 10-12 Kollegen verlegt. Drei von ihnen, die "Analytik der Suchtstoffe, Klinischtoxikologische<br />

Analytik und Dokumentation von Analysendaten" haben ihre Tätigkeit<br />

aufgenommen. Ein weiterer Ausschuss "Neue Methoden zur Isolation von Giftstoffen aus<br />

biologischem Material" wird in Kürze mit seiner Arbeit beginnen. Die aktiven Mitarbeiter<br />

dieser Ausschüsse treffen sich regelmässig, mindestens zweimal jährlich, zu Diskussion und<br />

Auswertung ihrer überwiegend experimentellen Forschungsergebnisse. Die Arbeitsgruppe<br />

selbst strebt die Erarbeitung vergleichbarer Analysenmethoden ebenso an wie die<br />

Entwicklung computergerechter chemisch-toxikologischer Analysentechniken. Ausserdem<br />

wird die Arbeitsgruppe eine Metabolitenkartei erstellen. Sie wird weiterhin bemüht sein, alle<br />

Ergebnisse entweder im Mitteilungsblatt der Fachgruppe zu veröffentlichen oder durch<br />

Publikation und Vorträge insbesondere in Veranstaltungen der GDCh, zu verbreiten. Um alle<br />

Mitglieder der Arbeitsgruppe über den Verlauf unserer Vorhaben zu informieren scheint es<br />

erforderlich zu sein, ein regelmässig erscheinendes Informationspapier zu versenden. Das


T + K (2009) 76 (1): 58<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

erste Exemplar halten Sie heute in Händen. Sie werden hier u.a. in Zukunft nicht nur<br />

Hinweise zu internen Sitzungen und Workshops finden, sondern auch Berichte über seltene<br />

chemisch-toxikologische Analysenbefunde oder wenig geeignete chemisch-toxikologische<br />

Analysenverfahren. Möge dieses Papier seinen ihm zugedachten Zweck erfüllen.<br />

Fachgruppe für Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie der Gesellschaft deutscher Chemiker:<br />

Arbeitsgruppe Forensische und Toxikologische Chemie<br />

Obmann: H. Raudonat (Frankfurt)<br />

Arbeitsgruppen:<br />

Analytik und Nachweis von Suchtgiften:<br />

J. Bäumler (Basel), Vorsitzender<br />

W. Arnold (Hamburg), J. Bösche (Heidelberg), J. Breiter (Darmstadt), M. Donike<br />

(Köln), R. Hackel (Mainz), G. Kamm (Marburg), M. Möller (Homburg), E. Müller<br />

(Wiesbaden), G. Müller (Wiesbaden), B. Pöpperl (Stuttgart), H. Raudonat (Frankfurt),<br />

J. Wasilewski (Hamburg)<br />

Klinische Toxikologie<br />

M. Geldmacher (Erlangen), Vorsitzende<br />

W. Arnold (Hamburg), R. Barchet (Stuttgart), H. Berninger (Landstuhl), K. Beyer<br />

(Berlin), M. V. Clarmann (München), S. Goenechea (Bonn), R. Helmer (Kiel), M.<br />

Möller (Homburg), H. Raudonat (Frankfurt)<br />

Dokumentation<br />

D. Post , Vorsitzender<br />

M. v. Clarmann (München), E. Müller (Wiesbaden), G. Schmidt (Heidelberg)<br />

Extraktion von biologischem Material<br />

S. Goenechea (Bonn), Vorsitzender<br />

Wer Interesse hat, in einer der Arbeitsgruppen mitzumachen, melde sich bitte beim<br />

entsprechenden Vorsitzenden oder beim Obmann.<br />

Bericht des Arbeitsausschusses "Klinisch-toxikologische Analytik" (M. Geldmacher)<br />

Die Arbeitsgruppe hat im vergangenen Jahr wie in den Jahren zuvor im Rahmen von<br />

Kommissionen des Bundesgesundheitsamtes sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

gearbeitet.<br />

Das Ziel der Arbeit im Rahmen des Bundesgesundheitsamtes ist die Erweiterung der<br />

Informationskartei "Erkennung, Behandlung und Verhütung von Vergiftungen" um<br />

sogenannte "Analytische Karten" (Farbe orange).<br />

Die ersten dieser Karten sind den Mitgliedern der ganzen Arbeitsgruppe "Forensische und<br />

toxikologische Chemie" bereits zugegangen. Eine Sitzung fand im April 1975 in Berlin statt.<br />

Hierbei wurden weitere Karten verabschiedet. Nach Drucklegung werden diese wieder allen<br />

Mitgliedern der Arbeitsgruppe zugehen. Die nächste Sitzung ist für 27.1.1976 vorgesehen.<br />

Die Arbeit im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft erfolgte in Zusammenhang<br />

mit der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe, Arbeitsgruppe<br />

Analytische Chemie, Arbeitskreis "Analyse im biologischen Material".


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 59<br />

Hier wurden in der bisher zweijährigen Arbeit unter Mitarbeit auch von Kollegen aus dem<br />

gewerbetoxikologischen Bereich 18 Methoden zur Bestimmung von Schadstoffen im Blut<br />

bzw. Urin formuliert und geprüft sowie redaktionell bearbeitet. Diese Vorschriften befinden<br />

sich mit "speziellen Vorbemerkungen", die auf die Besonderheiten der Analysen im<br />

biologischen Material eingehen, beim Verlag Chemie in Druck. Das Ringbuch mit der ersten<br />

Lieferung wird Anfang 1976 erscheinen. Weitere Methoden sind bereits weitgehend<br />

vorbereitet, sodass mit der zweiten Lieferung im Verlauf des Jahres 1976 zu rechnen ist.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie hat grosses Interesse an der Arbeit unserer<br />

GDCh-Arbeitsgruppe. Wir wurden eingeladen, im Februar 1975 ein zweitätiges Symposium<br />

mit dem Thema "Klinisch-Chemische Diagnostik von Vergiftungen" zu organisieren. Dieses<br />

fand in Bonn-Bad-Godesberg statt.<br />

Ein Bericht über die dort gehaltenen Referate sowie die sich anschliessende sehr lebhafte<br />

Diskussion wird in Kürze in der Zeitschrift für Klinische Chemie erscheinen. Alle Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe werden einen Sonderdruck erhalten.<br />

Besonders hinweisen möchte ich auf die "Biochemische Analytik 76", die vom 9. –13.4.1976<br />

in München stattfindet. Für Sonntag, den 11.4. ist ein Symposium "Analytische Probleme der<br />

Humantoxikologie" geplant, in dem über die besonderen Probleme der Gewinnung<br />

zuverlässiger analytischer Daten beim Menschen sowie ihre Bedeutung referiert wird.<br />

Referenten auf diesem Symposium sind u.a.: BÄUMLER, Basel, BERNINGER, Landstuhl,<br />

BRANDENBERGER, Zürich, DONIKE, Köln, GOEDDE, Hamburg, HEYNDRICKX, Gent,<br />

IBE, Berlin, MACHATA, Wien, REMMER, Tübingen, SCHALLER, Erlangen, SCHMIDT,<br />

Heidelberg, SCHUEPPEL, Braunschweig, STAMM, München, WALBERG, Los Angeles.<br />

Zum gleichen Themenkreis konnten Kurzvorträge bis zum 31.10.1975 angemeldet werden.<br />

Das vorläufige Programm und die Anmeldeformulare sind allen Mitgliedern der Gruppe<br />

zugegangen.<br />

Auf der "Biochemischen Analytik" finden weiterhin Praktika über Hochdruckflüssigkeitschromatographie,<br />

ionenselektive Elektroden, die radioimmunologische Analytik<br />

sowie die Massenspektrometrie bezüglich ihrer Anwendung in der Toxikologie statt.<br />

Rechtzeitige Anmeldung wird erbeten.<br />

Adressen der Redaktoren:<br />

Dr. J. Bäumler, Postfach 282, CH-4012 Basel<br />

Prof. M. Geldmacher, Institut für Rechtsmedizin, Universitätstrasse 22, 852 Erlangen<br />

Prof. H. W. Raudonat, Institut für Rechtsmedizin, Kennedyallee 104,7 Frankfurt 70<br />

<strong>TOXICHEM</strong> Nr. 2. Juni 1976<br />

Inhalt:<br />

Zur Rauschgiftsituation (G. Müller, Wiesbaden)<br />

Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin in Saarbrücken<br />

(M. Möller Homburg)<br />

Workshop über Massenspektrometrie in Bremen 25.-26. November 1976<br />

Zur Standardisierung der Dünnschichtchromatographie. II. Teil: Anfärbereagenzien (J. Breiter,<br />

Darmstadt).<br />

Interessantes aus den Laboratorien: DC-Nachweis von Diazepam (Valium) neben Carbamazepin<br />

(Tegretol) in Urin und Blut (G. Kamm, Marburg)


T + K (2009) 76 (1): 60<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Tödliche Vergiftung mit Norgesic (K. Harzer, R. Barchet, Stuttgart)<br />

Suizidale Vergiftung mit Fluorid (A. Zober, Erlangen)<br />

Zur Rauschgiftsituation (Dr. G. Müller)<br />

Es dominiert Heroin (Herkunft: vorwiegend Hongkong) mit seinen bekannten Beimischungen:<br />

Coffein (im Ursprungsland beigemischt)<br />

Strychnin ( in Spuren, im Ursprungsland beigemischt)<br />

Barbital ( im Ursprungsland beigemischt ?)<br />

Phenazon / Paracetamol / Aminophenazon / Acetylsalicylsäure / Chinin /<br />

Diphenhydramin<br />

Soweit bekannt, werden letztere Substanzen im Verbraucherland zugegeben. Synthetische<br />

Opiate sind auf Grund einer neuen Regelung für die Apotheken selten.<br />

Cannabis und Konzentrate werden im bisher bekannten Umfange beobachtet. – Fälschungen<br />

sind seltener geworden.<br />

Obwohl derzeit wenig Cocain sichergestellt wird, ist auf die zunehmende Tendenz bei diesem<br />

Rauschmittel hinzuweisen.<br />

Halluzinogene und Weckamine haben offensichtlich nur noch eine geringe Aktualität.<br />

In zahlreichen Asservaten sind die rezeptpflichtigen Spezialitäten Mandrax, Fortral und Valoron<br />

vorhanden. Es handelt sich um beliebte, leicht zu beschaffende Ersatzmittel.<br />

Lokalanästhetika als Rauschmittel: Zur Jahreswende 1975/76 traten im eigenen untersuchungsmaterial<br />

Lidocain, Procain und Benzocain auf. – Es ist anzunehmen, dass die Nachsilbe<br />

“cain“ unwissende Rauschmittelbenutzer dazu verleitet, Cocain zu vermuten. Die Substanzen<br />

wurden sowohl als Lösung in Ampullen als auch in reiner Form aufgefunden. In zwei<br />

Fällen wurde Lidocain zusammen mit Morphin im Urin nachgewiesen. Es handelte sich eindeutig<br />

um Vergiftungen. Ähnliche Fälle wurden berichtet von Basel/München/Homburg/<br />

Göttingen.<br />

Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin in<br />

Saarbrücken (2.-4.4.1976) ( M. Möller)<br />

Der erste Tag war dem Thema “Leistungsfähigkeit und Fahrverhalten“ gewidmet. Hier wurde<br />

über technische Probleme aus ärztlicher und psychologischer Sicht sowie Sicherheitsfragen<br />

diskutiert. Lediglich H STAAK (Tübingen) berichtete über ein toxikologisches Thema:<br />

Wechselwirkung von “Oxazepam-Alkohol“, wobei er als Ergebnis seiner pharmako-psychologischen<br />

Untersuchungen hervorhob, dass eine Wechselwirkung im Metabolismus beider<br />

Stoffe nicht eindeutig zu erkennen war. Gleichzeitiger Einfluss von Alkohol und Oxazepam<br />

führt zu erhöhter Motorik und einer erhebliche Einschränkung des Höchstleistungsvermögens.<br />

Der zweite Tag stand unter dem Leitthema „Arzneimittelwirkung und –nachweis bei Verkehrsteilnehmern“<br />

M.R. Möller referierte über den gegenwärtigen Entwicklungs-stand und<br />

die Grenzen der Nachweisbarkeit von Arzneimitteln in Blutproben. Schwerpunkt seines Vortrages<br />

waren die modernen immunologischen Methoden (FRT, EMIT, RIA und HI).<br />

K. PFLEGER (Homburg/Saar) erläuterte die Vorteile und Möglichkeiten des Nach-weises<br />

von Arzneimitteln in Blutproben bei therapeutischen Dosierungen mittels GC-MS.<br />

W. A. BUNY (US Army, Landstuhl) erläuterte das Vorgehen in seinem Labor bei der Suche<br />

nach unbekannten Arzneimitteln in Blut- und Urinproben und brachte statistische Zahlen über<br />

die Kombination von Arzneimitteln und Alkohol bei ameri-kanischen Armeeangehörigen in<br />

Deutschland.<br />

J. BREITER (Darmstadt) berichtete über das von ihm ausgearbeitete Dünnschicht-Screening-<br />

Verfahren zum Nachweis von Arzneimitteln im Urin.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 61<br />

H. STICHT und G. KÄFERSTEIN (Köln) beschrieben die Ausfallerscheinungen im Strassenverkehr<br />

durch Bromharnstoffderivate, wobei sie bei ihren eigenen dünn-schichtchromatographischen<br />

Untersuchungen von 1 g Blut oder Urin ausgehen und ausser Carbromal auch<br />

Bromdieaethylacetamid bestimmen. Aus dem Quotienten Carbromal/Metabolit kann man auf<br />

den Zeitpunkt der Einnahme zurückschliessen, da dieser mehrere Stunden nach Einnahme<br />

deutlich unter 1 abfällt.<br />

R. IFFLAND (Köln) sprach über die gaschromatographische Bestimmung von Pharmaka im<br />

Serum bei Alkoholblutproben in Abhängigkeit von gegebener Menge und Zeitraum.<br />

W. ARNOLD ist der Ansicht, dass der Prozentsatz der unter Tabletteneinfluss ste-henden<br />

Kraftfahrer wesentlich höher liegt als bisher angenommen, da die meisten eine Tabletteneinnahme<br />

bewusst verschweigen. Die Benzodiazepine stehen am erster Stelle, gefolgt von den<br />

Bromharnstoffderivaten. Verkehrsdelikte, die auf Fahruntüchtigkeit infolge Tabletteneinnahme<br />

zurückzuführen sind, werden nach seiner Erfahrung meist nicht erkannt.<br />

Abschliessend berichtete H. SCHÜTZ über einen Screening-Test auf Benzodiazepine mit<br />

zweidimensionaler Dünnschichtchromatographie.


T + K (2009) 76 (1): 62<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

7. Vorbereitung der Gründungsversammlung<br />

Briefe von J. Bäumler zur Vorbereitung der Gründung<br />

J. Bäumler Münchenstein, den 12.9.1978<br />

Herrn<br />

H. Raudonat<br />

Frankfurt<br />

Lieber Heinz,<br />

beiliegend findest Du die Adressenliste von Interessenten für das Toxichem. Darf ich<br />

Dich bitten, die entsprechenden Nummern zu verschicken.<br />

Für Deine Bemühungen und Deine Arbeit in Mespelbrunn danke ich Dir nochmals herzlich.<br />

Es war wirklich nett (und auch einmal nötig), sich in ungezwungenem Rahmen, ohne grosses<br />

Programm, einmal zu treffen und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war. Schade, dass wir<br />

am Sonntag so früh wegfahren mussten, aber es war wirklich nötig, denn unser Reiseweg war<br />

weit und anstrengend. Wir haben ein paar herrliche Tage in London und Paris verbracht. Leider<br />

hat nun wieder der "graue Alltag" begonnen.<br />

Ein weiterer Dank gebührt Dir, dass Du den Stein einer Gesellschaft für chemische Toxikologie<br />

(oder toxikologische Chemie) ins Rollen gebracht hast. Wir haben uns in den verschiedenen<br />

Arbeitskreisen intensiv mit unserer analytischen Arbeit befasst. Das ist nötig und auch die<br />

Erfolge waren erfreulich. Aber unser ursprüngliches Ziel, das uns überhaupt zur Bildung einer<br />

Fachgruppe brachte, war ja immer die Selbst-ständigkeit der chemischen Toxikologie zu fördern.<br />

Aber gerade diesen Punkt haben wir total vernachlässigt. Hier haben wir von der GDCh<br />

keine Unterstützung erhalten. Im Gegenteil wir sind eine der vielen Untergruppen der Abteilung<br />

Lebensmittel-chemie geworden. Dieses Ziel können wir nur mit einer selbstständigen<br />

Gesellschaft erreichen.<br />

Ich weiss, dass viele Kollegen – von denen ich einige sehr schätze – den Mut dazu nicht<br />

besitzen. Aber es ist höchste Zeit dazu, denn zwei andere Bereiche (Klinische Chemie, Pharmakologie<br />

und Arbeitsmedizin) versuchen uns aufzusaugen. Nur mit einer eigenen Organisation<br />

können wir uns durchsetzen, nur so können wir mit den anderen als gleichberechtigte<br />

Partner verhandeln. Lieber Kollege, die Zeit drängt und wir müssen uns dringend an die<br />

Arbeit machen.<br />

Wenn wir auch den Zorn einiger Rechtsmediziner auf uns laden, so darf uns dies nicht stören.<br />

Die Rechtsmedizin steht ja selbst auf schwachen Füssen und kämpft um ihre Existenz, sie<br />

brauchen wir nicht zu fürchten. Sie benötigen uns ja und müssen aus diesem Grund sich mit<br />

uns arrangieren. Schwieriger wird sich der zukünftige Kontakt zur GDCh gestalten, doch<br />

wird sich auch hier eine Lösung finden. Wichtig scheint mir auch, dass wir die Chemiker der<br />

Landeskriminalämter miteinbeziehen. Sie bringen uns eine wertvolle Unterstützung. Wir<br />

haben ja schon viel Vorarbeit geleistet. Arbeitskreise sind schon vorhanden, unser Mitteilungsblatt<br />

existiert bereits, sodass der Schritt zur eigenen Gesellschaft ein kleiner ist.<br />

Wir müssen die Angelegenheit am Fortbildungskurs genauer besprechen, sodass wir an der<br />

Suchtstoffsitzung vom Dezember den Plan für die Gründung im Jahr 1979 vorlegen können.<br />

Wir könnten den Workshop 1979 etwas anders gestalten. Zuerst eine Gründungsversammlung<br />

mit einigen wenigen Referaten und anschliessend ein kleineres Seminar über Qualitätskontrolle.<br />

Wir müssen die Qualitätskontrolle für toxikologische Analysen in unsere eigene Hand


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 63<br />

nehmen und dürfen dies auf keinen Fall den Rechtsmedizinern (wie beim Blutalkohol) überlassen.<br />

Ich bin sehr zuversichtlich und hoffe auf eine baldige Realisierung unseres Vorhabens.<br />

Darf ich Dich bitten, mir für die Nacht vom 12.auf 13. 10. am Fortbildungskurs ein Zimmer<br />

zu reservieren.<br />

Mit herzlichen Grüssen<br />

James<br />

J. Bäumler Basel, den 5. 10. 1978<br />

Lieber Heinz,<br />

da ich Dich leider telefonisch nicht erreichen konnte, hier nur kurz das Neueste. Ich<br />

habe länger mit Frau Geldmacher wegen einer neuen Gesellschaft gesprochen. Danach wäre<br />

sie einverstanden, wenn wir eine Gesellschaft gründen im Schosse der TIAFT. Dies wäre jetzt<br />

möglich, da Herr Brandenberger zur Zeit Präsident der TIAFT ist.<br />

Wir würden die vorgesehene Gesellschaft gründen und uns als Mitteleuropäischer Teil der<br />

TIAFT betrachten. D. h. wir wären eine selbstständige Gesellschaft, die international der<br />

TIAFT angeschlossen ist.<br />

Frau Geldmacher wird am nächsten Mittwochabend noch etwas in Frankfurt bleiben und ich<br />

werde - falls Du mir das Zimmer besorgen kannst – am Mittwochnachmittag nach Frankfurt<br />

kommen. Kannst Du eine Zusammenkunft am 11. Oktober um 17.00 Uhr organisieren? Es<br />

sollten aber nicht alle daran teilnehmen, nur Du, Frau Geldmacher, M. Möller und W. Arnold<br />

(evtl. noch Goenechea).<br />

Beiliegend findest Du einen Statutenentwurf als Grundlage zu unserer Diskussion.<br />

Herzliche Grüsse<br />

James<br />

J. Bäumler 27.10. 1978<br />

Lieber Heinz,<br />

beiliegend den Statutenentwurf, den ich auf Grund unserer Diskussion in Frankfurt<br />

abgeändert habe. Brandenberger sieht keine Schwierigkeiten in bezug auf die TIAFT. Ein<br />

ähnliches Problem hat sich soeben mit den Australiern ergeben. Die Australier wollen - wie<br />

wir - eine regionale Gesellschaft gründen. Da die TIAFT keine gedruckten Statuten besitzt,<br />

wird sie nach einer neuen Regelung suchen. Die TIAFT kann aber wegen ihrem weltweiten<br />

Einzugsgebiet nicht so schnell arbeiten.<br />

Den Statutenentwurf nebst einem längeren Schreiben über Ziel und Organisation unserer<br />

neuen Gesellschaft habe ich den Herren Barchet, Brammer, Machata, G. Müller und G. Megges<br />

geschickt. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass wir bis jetzt der Öffentlichkeit<br />

noch nichts bekannt gegeben haben. Gleichzeitig fragte ich sie um Mitarbeit im neuen Vorstand<br />

an. Nach unserer Besprechung in Frankfurt würde sich der Vorstand wie folgt gliedern:<br />

Tox. Labor:<br />

Arnold, Goenechea, Möller<br />

Krim. Labors:<br />

Megges, G. Müller


T + K (2009) 76 (1): 64<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

Chem. Untersuchungsämter: Barchet, Brammer<br />

Österreich:<br />

Machata<br />

Schweiz:<br />

Bäumler<br />

Du und Frau Geldmacher würden wegen ihren bisherigen Ämtern sich vorläufig nach aussen<br />

noch etwas passiv verhalten, aber es sind ja noch zwei Plätze im Vorstand frei, diese müssen<br />

erst später besetzt werden. Alle oben erwähnten Herren habe ich zur Gründungsversammlung<br />

vom 4. Dezember nach Frankfurt eingeladen. Selbstverständlich können alle auch an der<br />

Suchtstoffsitzung vom 5. Dez. und der anschliessenden Besichtigung der amerikanischen<br />

Kriminallabors teilnehmen.<br />

Zur Besprechung des Statutenentwurfs und Diskussion über das weitere Vorgehen (Gründung,<br />

Mitgliederwerbung, Toxichem, Veranstaltungen, Arbeits- und Ämterverteilung) sollten<br />

wir uns, wie schon vorgesehen, am 8. November in Stuttgart treffen. Da ich im Arbeitskreis<br />

Geldmacher nicht mehr mitmache, kenne ich den Zeitpunkt des Schlusses dieser Sitzung in<br />

München nicht. Darf ich Dich also bitten, zusammen mit R. Barchet Ort und Zeit in Stuttgart<br />

festzulegen und für uns auch ein Hotelzimmer zu reservieren.<br />

Ich hoffe, dass wir unser Ziel einer eigenen Gesellschaft noch dieses Jahr erreichen werden<br />

und grüsse Dich inzwischen herzlich<br />

James<br />

J. Bäumler Münchenstein, den 12.9.1978<br />

Herrn<br />

G. Megges<br />

BKA München<br />

Lieber Herr Megges.<br />

Möglicherweise hat Ihnen Herr Kollege Raudonat schon mitgeteilt, dass wir gerne<br />

eine Gesellschaft für toxikologische Chemie gründen möchten. Die Ablösung von der Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin im Jahre 1971 und Anlehnung an die Fach-gruppe für Lebensmittelund<br />

Gerichtliche Chemie der GDCh haben uns einige Vorteile gebracht. Vor allem wurde<br />

unser Kreis erweitert. Unsere Fachkollegen aus den Chemischen Untersuchungsämtern und<br />

Kriminalämtern haben den Erfahrungs-austausch wesentlich bereichert. Doch zeigt es sich<br />

immer mehr, dass wir in der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie nur ein kleiner<br />

unbedeutender Arbeitskreis sind und uns die komplizierte Administration der GDCh immer<br />

wieder Schwierigkeiten macht. Wir möchten trotz dieser Neugründung den Arbeitskreis<br />

Toxikologische Chemie der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie aufrecht<br />

erhalten, denn als Berufsorganisation kann uns die GDCh Hilfe bieten. Daneben sollten wir<br />

aber eine eigene, selbstständige Gesellschaft haben, die unser Fachgebiet nach aussen vertritt.<br />

Bis jetzt haben wir unseren Plan einer Gesellschaftsgründung noch nicht öffentlich bekannt<br />

gegeben. Einzig am Fortbildungskurs wurde die Angelegenheit mit Geldmacher, Raudonat,<br />

Arnold, Möller und Goenechea besprochen. Inzwischen werden wir noch Kontakt aufnehmen<br />

mit Machata, G. Müller, Barchet, Brammer.<br />

Sie finden in der Beilage einen Statutenentwurf nebst Kommentar, wie wir ihn in Frankfurt<br />

diskutiert haben. Die Zusammenarbeit mit der TIAFT wird sicher möglich sein. Da bei der<br />

TIAFT aus Australien ein ähnlicher Fall vorliegt, wird die TIAFT eine entsprechende Regelung<br />

ausarbeiten.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 65<br />

Wir hätten gerne den Statutenentwurf nochmals diskutiert und das Vorgehen vor und nach der<br />

Gründung besprochen. Da viele Kollegen am 7./8. 11. nach München zur Sitzung des<br />

Arbeitskreises Geldmacher fahren, möchten wir uns im Anschluss daran, am Abend des 8.<br />

Novembers in Stuttgart treffen.<br />

Da am 5. Dezember in Frankfurt eine Zusammenkunft des Arbeitskreises Suchtstoffe stattfindet,<br />

möchten wir am Vorabend die neue Gesellschaft gründen. Sie sind natürlich zur Gründung<br />

und zur Sitzung herzlich eingeladen. Am Nachmittag des 5. Dezembers werden wir die<br />

amerikanischen Kriminallabors in Frankfurt besichtigen können.<br />

Wir wären alle froh, wenn Sie der neuen Gesellschaft zustimmen könnten und auch gleich als<br />

Vorstandsmitglied zusagen könnten! Damit möglichst alle Fachrichtungen und Länder vertreten<br />

sind, haben wir für den Vorstand an folgende Namen gedacht:<br />

Tox. Labor:<br />

Möller (Homburg)<br />

Arnold (Hamburg)<br />

Goenechea (Bonn)<br />

Österreich:<br />

Machata<br />

Schweiz:<br />

Bäumler<br />

Kriminalämter:<br />

Megges<br />

G. Müller (Wiesbaden)<br />

Chem. Untersuchungsämter: Barchet (Stuttgart)<br />

Brammer (Bielefeld)<br />

Frau Geldmacher, als Vertreterin in der Gesellschaft für Rechtsmedizin, und Herr Raudonat,<br />

als Obmann der GDCh, müssten sich vorläufig etwas passiv verhalten, da sie sonst in Schwierigkeiten<br />

mit ihren bisherigen Ämtern kommen könnten.<br />

Ich glaube, dass der Zeitpunkt einer Gesellschaftsgründung richtig ist, denn nur so können wir<br />

eine gewisse Selbstständigkeit erreichen und bewahren. Wir sind eine Generation von Toxikologen,<br />

die langsam älter werden und sollten daher unseren jüngeren Kollegen diesen Schritt<br />

der Gesellschaftsgründung abnehmen, da dies für uns sicher leichter sein wird. Durch die<br />

Arbeit unserer Arbeitskreise ist ja schon vieles geleistet worden, sodass wir nicht von vorne<br />

anfangen müssen.<br />

Ich hoffe gerne, dass Sie mit unseren Vorschlägen im grossen Ganzen einverstanden sind und<br />

grüsse Sie inzwischen recht freundlich<br />

Ihr J. Bäumler


T + K (2009) 76 (1): 66<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

8. Schwierigkeiten nach der Gründung.<br />

Briefwechsel mit der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Prof. W. Schwerd) betr.<br />

Zusammenarbeit und Fachtitel.<br />

Basel, den 15.März 1979<br />

Gesellschaft für Forensische und Toxikologische Chemie<br />

Herrn Prof. Dr. W. Schwerd<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

D-8700 Würzburg<br />

Sehr geehrter Herr Professor,<br />

wenn ich Ihnen erst heute über die Gründung einer Gesellschaft für Toxikologische<br />

und Forensische Chemie schreibe, liegt dies daran, dass ich die erste Vorstandssitzung vom<br />

9.3.79 abwarten wollte, damit ich Ihnen genauere Angaben über die geplanten Aktivitäten<br />

mitteilen kann. Inzwischen ist auch die Satzung vervielfältigt worden, so dass ich Ihnen ein<br />

Exemplar beilegen kann.<br />

Lassen Sie mich zuerst einige Hinweise anführen, die uns bewogen, eine eigene Gesellschaft<br />

zu gründen. Die Arbeit der toxikologischen Chemiker hat sich in den letzten Jahren grundlegend<br />

geändert. Vor 20 Jahren, als ich bei Ihnen und den Herren Weinig und Schmidt als<br />

Anfänger in der Toxikologie in Erlangen war, handelte es sich um einfache chemische Nachweisreaktionen<br />

(Schmelzpunkte, Kristallreaktionen unter dem Mikroskop und die Anfänge<br />

der Papierchromatographie). Heute müssen wir uns mit komplizierten Methoden ( wie z.B.<br />

GC/MS, LC usw. ) befassen, zudem ist die Zahl der zu erfassenden Substanzen stark gestiegen.<br />

Der chemisch-analytische Teil unserer Tätigkeit hat sich wesentlich vergrössert und die<br />

Grenze der Leistungsfähigkeit eines Einzelnen erreicht. Es ist heute kaum mehr möglich, dass<br />

ein Laborleiter alle diese neuen methodischen Entwicklungen verfolgen und beherrschen<br />

kann. Dies bedingt für alle eine vermehrte Zusammenarbeit.<br />

Während früher vornehmlich die Chemiker der Institute für Rechtsmedizin sich mit den toxikologischen<br />

Untersuchungen beschäftigten, ist heute der Kreis der toxikologischen Analytiker<br />

wesentlich grösser geworden. Chemiker in den Kriminalämtern, in chemischen Untersuchungsämtern,<br />

in arbeitsmedizinischen Laboratorien, in Dopingkontrolllaboratorien und vereinzelt<br />

auch in der chemischen Industrie befassen sich mit ähnlichen Problemen.<br />

Bei der Beurteilung der analytisch bestimmten Werte ist auch in Zukunft die Zusammenarbeit<br />

zwischen Medizinern und Chemikern notwendig. Die Tagungen der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rechtsmedizin bieten Gelegenheit, diese Probleme miteinander zu diskutieren, und wir<br />

möchten, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Der Schwerpunkt unserer neuen Gesellschaft<br />

wird bei der chemischen Analytik liegen.<br />

Es sei hier betont, dass wir keinesfalls in Konkurrenz zur Gesellschaft für Rechtsmedizin bzw.<br />

deren toxikologischen Sektion treten wollen, sondern dem erweiterten Kreis von Toxikologen<br />

Rechnung tragen möchten, indem wir das Gespräch und den Informationsfluss fördern<br />

wollen. Nur durch intensive Zusammenarbeit wird es möglich sein, unsere Arbeit in Zukunft<br />

zu bewältigen. U.a. ist eine Erweiterung unseres Mitteilungsblattes <strong>TOXICHEM</strong> geplant.<br />

Selbstverständlich werden wie bisher alle Mitteilungen, Veranstaltungen und Hinweise Ihrer<br />

toxikologischen Sektion darin Aufnahme finden. Frau Prof. Geldmacher ist seit der<br />

Herausgabe des Toxichem in der Redaktion, sodass hier die Zusammenarbeit garantiert ist.


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 67<br />

Wir planen, unsere Tagungen im Frühjahr durchzuführen, sodass ein Abstand zu den Jahrestagungen<br />

der Gesellschaft für Rechtsmedizin gewährleistet ist. Zudem möchten wir einzelne<br />

Themenkreise behandeln, um den Teilnehmern einen Überblick über ein bestimmtes Gebiet<br />

zu geben. Freie Vorträge über neue Forschungsergebnisse könnten dann weiterhin an Ihrer<br />

Jahrestagung gehalten werden. Ein erstes, dem Thema Benzodiazepine und Suchtstoffe<br />

gewidmetes Symposium wird Ende April 1980 in Mosbach stattfinden.<br />

Besondere Bedeutung haben die Fortbildungsmöglichkeiten für unsere Kollegen erlangt.<br />

Nachdem innerhalb der letzten 10 – 15 Jahre die moderne Instrumentalanalytik auch im<br />

Routinelabor Einzug gehalten hat, sind die Besuche von Fortbildungskursen für jeden unumgänglich<br />

geworden.<br />

Wir möchten unsere Tätigkeit nicht nur auf die Bundesrepublik Deutschland beschränken,<br />

sondern den ganzen deutschsprachigen Raum und angrenzende Gebiete einbeziehen. So sind<br />

ausser mit Österreich und der Schweiz auch mit den Beneluxländern und Dänemark Kontakte<br />

aufgenommen worden, von wo wir bereits ein durchwegs positives Echo erhielten. Bewusst<br />

wurde im Namen der Gesellschaft das Wort "deutsch" weggelassen, da eine Zusammenarbeit<br />

über verschiedene Länder hinweg erwünscht ist.<br />

Ich hoffe gerne, dass auch Sie unserer Gesellschaft wohlwollend gegenüberstehen, und dass<br />

sich zwischen unseren beiden Vereinigungen eine erfreuliche Zusammen-arbeit entwickeln<br />

wird. In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, Ihrer Vorsitzenden der toxikologischen Sektion<br />

die Möglichkeit zu geben, mit unserer Gesellschaft zusammenzuarbeiten. Von unserer Seite<br />

aus würden wir es begrüssen, wenn Frau Prof. Geldmacher als Bindeglied zu unseren beiden<br />

Gesellschaften wirken könnte, und wir würden uns freuen, sie in Zukunft als Vertreterin Ihrer<br />

Gesellschaft an unseren Anlässen zu begrüssen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Ihr James Bäumler<br />

Präsident der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie<br />

Beilagen: Satzung, Toxichem, Werbebrief<br />

Kopie an Frau Prof. Dr. Geldmacher-von Mallinckrodt. Erlangen<br />

Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

Vorsitzender: Prof. Dr. W. Schwerd Würzburg. 28.7.1980<br />

Sehr geehrter Herr Kollege Bäumler!<br />

Bei der Vorstandssitzung am 18.7.1980 wurde Frau Professor Dr. Dr. Geldmacher-von Mallinckrodt<br />

gebeten anlässlich des Kongresses in Heidelberg ein Gespräch über die Abgrenzung<br />

Ihrer Gesellschaft von dem Arbeitskreis "Forensische Toxikologie" unserer Fachgesellschaft<br />

zu führen. Dieses Gespräch findet am 25.9.1980 um 14.30 Uhr statt. In der Mitgliederversammlung<br />

soll über das Ergebnis des Gespräches berichtet werden.<br />

Mit den besten Grüssen Ihr W. Schwerd


T + K (2009) 76 (1): 68<br />

Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />

<strong>GTFCh</strong> Basel/Stuttgart, den 6.Oktober 1980<br />

Herrn Prof. Dr. W. Schwerd<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

Würzburg<br />

Sehr geehrter Herr Professor,<br />

mit Brief vom 28.7.1980 gaben Sie uns einen Termin bekannt für ein Gespräch über die<br />

Abgrenzung unserer beiden Gesellschaften. Am 5. und 9. 8. 1980 teilte uns Frau Prof. M.<br />

Geldmacher ergänzend mit, dass von Ihrer Seite aus die Herren Schwerd, Schmidt, Wagner<br />

und eventuell noch weitere Vorstandsmitglieder teilnehmen werden.<br />

Die Vorstandsmitglieder unserer Gesellschaft fanden sich wie verabredet am 25.9.1980 um<br />

14.30 in Heidelberg ein; sie sind z.T. speziell für diese Besprechung angereist. Eine Aussprache<br />

konnte jedoch nicht stattfinden, da ausser Frau Prof. Geldmacher niemand von Ihrem<br />

Vorstand erschienen war.<br />

Wir finden es befremdend, zu einer Sitzung einzuladen und nachher - ohne Entschuldigung –<br />

nicht zu erscheinen.<br />

Ursprünglich waren wir der Ansicht, unsere beiden Gesellschaften könnten ohne Schwierigkeiten<br />

nebeneinander und miteinander arbeiten, was wir Ihnen auch brieflich am 15.3.1979<br />

und 22.5.1980 darlegten. Wir befürchten und bedauern nun, dass unter derartigen Umständen<br />

eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kaum noch möglich sein kann und wir werden daher in<br />

Zukunft unseren eingeschlagenen Weg alleine weitergehen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

J. Bäumler (Präsident) R. Barchet (Vizepräsident)<br />

Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

Vorsitzender<br />

Prof. W. Schwerd<br />

Herrn Dr. J. Bäumler<br />

Präsident der Gesellschaft für Toxikologie und Forensische Chemie<br />

Pestalozzistr. 22, CH-4056 Basel/Schweiz<br />

Sehr geehrter Herr Kollege Bäumler!<br />

Würzburg<br />

7.1o.1980<br />

Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 6.10.1980. Ich bedaure, dass Sie damit gerechnet haben,<br />

dass zu dem Gespräch am 25.9.1980 nicht nur Frau Professor Geldmacher-von Mallinckrodt<br />

erscheinen wird, sondern davon ausgegangen sind, dass auch andere Vorstandsmitglieder an<br />

diesem Gespräch teilnehmen. Ausweislich des Protokolls unserer Vorstandssitzung vom<br />

18.7.1980 war im Vorstand vereinbart worden, dass dieses Gespräch zwischen Frau Geldmacher<br />

und Ihnen und Vertretern beider Gesellschaften stattfindet. Ich war nicht informiert, dass<br />

ich teilnehmen soll. Ich bin aber sehr erstaunt darüber, dass Sie mir nicht bei unserem<br />

Gespräch vor der Sitzung, bei dem ich Sie darauf hinwies, dass ich zum Vorsitz der gleichzeitig<br />

beginnenden Sitzung eingeteilt bin, nichts davon gesagt haben, dass Sie damit rechnen,<br />

dass ich zu Ihrer Sitzung erscheine. Dies hätte sich sicher ermöglichen lassen.<br />

Ich verstehe deshalb nicht, weshalb Sie mein Verhalten als befremdend ansehen und dass Sie<br />

gleich darauf hinweisen, dass unter derartigen Umständen eine vertrauensvolle Zusammen-


Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 69<br />

arbeit kaum noch möglich sein könne. Anscheinend ist Ihnen nicht bekannt geworden, dass<br />

ich mich in der Mitgliederversammlung am 26.9.1980 coram publico für dieses Missverständnis<br />

entschuldigt habe. Bei der Sitzung waren sehr viele Mitglieder Ihrer Vereinigung<br />

anwesend. Ich bedaure es, dass Sie zu so scharfen Formulierungen greifen, hoffe jedoch, dass<br />

Ihr Brief anders ausgefallen wäre, wenn Sie von meiner Klarstellung in der Mitgliederversammlung<br />

gewusst hätten.<br />

Sie können sicher sein, dass dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin an<br />

einer kollegialen und aufgeschlossenen Zusammenarbeit mit Ihrer Gesellschaft gelegen ist<br />

und ich würde mich freuen, wenn Sie nach diesem Schreiben Ihre im Schreiben vom<br />

6.10.1980 dargelegte Einstellung revidieren würden.<br />

Mit den besten Grüssen<br />

W. Schwerd<br />

Prof. Dr. med. W. Schwerd. Vorstand des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Würzburg<br />

Würzburg, den 7. 10. 1981<br />

Frau Professor Dr. Geldmacher von Mallinckrodt<br />

Institut für Rechtsmedizin. Erlangen<br />

Liebe Frau Geldmacher!<br />

Ich schreibe Ihnen heute als dem Vertreter der toxikologischen Chemiker im Vorstand unserer<br />

Fachgesellschaft. Mit Entrüstung haben mir meine chemischen Mitarbeiter die Einladung zum<br />

"Kurs zur Erlangung der Grundkenntnisse zur Qualifikation als "forensischer Chemiker", der<br />

in Bad Vilbel vom 16. bis zum 20. November 1981 stattfinden soll, vorgelegt.<br />

Empört sind sie deswegen, weil sich hier eine Entwicklung anbahnt, die zu erheblichen<br />

Nachteilen führen könnte, wenn sich chemische Mitarbeiter unserer Institute an diesen Kursen<br />

nicht beteiligen. Da die Einladung anscheinend an alle chemischen Mitarbeiter der rechtsmedizinischen<br />

Institute verschickt wurde, muss man doch wohl annehmen, dass der Vorstand der<br />

Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie davon ausgeht. dass es den meisten<br />

an Grundkenntnissen, die für die Qualifikation zum forensischen Chemiker nötig sind, mangelt.<br />

Nur diejenigen scheinen sie zu besitzen, die als "Lehrer" bei dieser Veranstaltung auftreten<br />

werden. Nicht nur meine Mitarbeiter, sondern auch mehrere andere Kollegen mit,<br />

denen sie sich inzwischen in Verbindung gesetzt haben, sehen dies als einen Affront an.<br />

Aber selbst dann, wenn man davon ausgeht, dass hier bei der Einladung ohne Fingerspitzengefühl<br />

einfach nach dem Giesskannenprinzip vorgegangen wurde, so hätten wir doch grösste<br />

Bedenken, die Qualifikation als "forensische Chemiker" zu vergeben, ohne dass klare Voraussetzungen<br />

hierfür erfüllt sein müssen. Sollte es wirklich genügen, dass jemand zum forensischen<br />

Chemiker qualifiziert ist, wenn er einen oder mehrere Kurse dieser Art besucht hat?<br />

Wie steht es mit denen, die schon jahrelang qualifiziert toxikologische Arbeit geleistet haben<br />

und deshalb auf die nachträgliche Erlangung von "Grundkenntnissen" verzichten, vielleicht<br />

schon deswegen, weil sie soviel Verantwortungsgefühl haben, dass sie ihr Institut nicht für<br />

eine ganze Woche im Stich lassen? Müssen diese Kollegen nicht damit rechnen, dass man sie<br />

demnächst vor Gericht fragt, ob sie eine Qualifikation als forensische Chemiker vorweisen<br />

können?<br />

Ich weiss natürlich, dass der Titel "forensischer Chemiker" nicht geschützt ist, aber die aufkommenden<br />

Schwierigkeiten sind doch unschwer zu erkennen.


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Als ich noch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin war, habe ich den<br />

Vorstand der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie gebeten, in wichtigen<br />

Fragen mit uns Kontakt aufzunehmen. Anscheinend hat man von diesem Angebot nun doch<br />

keine Notiz genommen, weshalb ich im Interesse unserer chemischen Mitarbeiter darum bitte,<br />

sich dieser Angelegenheit seitens unserer Fachgesellschaft so rasch wie möglich anzunehmen.<br />

Mit den besten Grüssen Ihr W. Schwerd<br />

<strong>GTFCh</strong> 26.10.1981<br />

Frau Prof. Dr. M. Geldmacher- von Mallinckrodt<br />

Erlangen<br />

Sehr geehrte Frau Geldmacher,<br />

wir gelangen an Sie, als Vertreterin der toxikologischen Chemiker im Vorstand der deutschen<br />

Gesellschaft für Rechtsmedizin, mit der Bitte, uns behilflich zu sein, aufgetretene Missverständnisse<br />

zu klären.<br />

Im Zusammenhang mit dem geplanten Fortbildungskurs für forensische Chemiker in Bad<br />

Vilbel hat sich gezeigt, dass völlig falsche Vorstellungen darüber kursieren. Wir möchten<br />

vorerst festhalten, dass Sie, sehr geehrte Frau Geldmacher, über alle unsere Schritte zur Verwirklichung<br />

des Fachtitels Forensischer Chemiker informiert wurden und auch an unseren<br />

Mitgliederversammlungen teilnehmen konnten, obwohl Sie nicht Mitglied unserer Gesellschaft<br />

sind. Sie selbst haben uns sehr wertvolle Informationen und Hinweise gegeben, wofür<br />

wir Ihnen bestens danken möchten. Wir wiederholen dies nur, um den Vorwurf zu entkräften,<br />

die Gesellschaft für Rechtsmedizin sei von uns nicht orientiert worden.<br />

Es ist keineswegs so, dass ein Besuch des Kurses in Bad Vilbel für die Erlangung des Fachtitels<br />

genügt. Die Anforderungen dafür sind weit strenger und verlangen u.a. auch eine langjährige<br />

Berufspraxis.<br />

Wir sind aber der Ansicht, dass der toxikologische Chemiker auch gewisse Kenntnisse über<br />

den Spurennachweis, den normalerweise die Kriminalisten durchführen, haben sollte. Nicht,<br />

dass er selbst derartige Untersuchungen ausführen muss, aber damit er die Ergebnisse besser<br />

beurteilen kann. Umgekehrt sollten sich die Kriminalisten auch Grundkenntnisse der toxikologischen<br />

Chemie aneignen.<br />

Die Vermittlung von Grundkenntnissen auf diesen Gebieten ist der eigentliche Zweck dieses<br />

Kurses. Für Toxikologen, die sich an ihrem Arbeitsort bereits mit kriminalistischen Untersuchungen<br />

befassen, ist dieser Grundkurs nicht nötig. Der Fortbildungskurs in Bad Vilbel ist<br />

somit nur ein Angebot, aber nicht Bedingung zur Erlangung des Fachtitels. In allen unseren<br />

Diskussionen über die Richtlinien zur Erlangung des Titels eines forensischen Chemikers<br />

wurde immer wieder betont, es seien strenge Qualifikationsmassstäbe anzulegen, damit nur<br />

bestausgewiesene Fachleute den Titel erwerben können.<br />

Wir haben gegenüber der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin schon mehr-mals betont<br />

und wiederholen dies auch heute, dass wir an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Nachdem<br />

wir mit Ihnen in bestem Einvernehmen und stetem Kontakt stehen, glaubten wir unserer<br />

Informationspflicht Genüge getan zu haben. Wir bedauern, dass immer wieder versucht wird,<br />

Misstrauen zu säen und uns in Misskredit zu bringen. Dürfen wir Sie daher bitten, den Vorstand<br />

und die Fachvertreter der Rechtsmediziner sachlich über die Angelegenheit des Fachtitels<br />

Forensischer Chemiker zu orientieren.<br />

Mit bestem Dank für Ihre Bemühungen und freundlichen Grüssen<br />

R. Barchet (Vizepräsident) J. Bäumler (Präsident)


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Prof. Dr. M. Geldmacher- von Mallinckrodt Erlangen, den 17.11.1981<br />

Herrn Prof.W.Schwerd<br />

Würzburg<br />

Lieber Herr Schwerd,<br />

ich möchte heute Ihr Schreiben vom 7.10.1981 beantworten, das ich bei Rückkehr aus dem<br />

Urlaub vorfand.<br />

Zunächst hatte ich gehofft, vorher noch mit Herrn Bäumler persönlich in Zürich anlässlich<br />

einer DFG-Sitzung sprechen zu können. Leider musste Herr Bäumler wegen Krankheit kurzfristig<br />

absagen, sodass ich mich lediglich auf einen Brief beziehen kann, den ich von den Herren<br />

Bäumler und Barchet erhalten habe, und den ich in Kopie beifüge.<br />

Auf die Problematik der "Qualifikation als forensischer Chemiker" wird, wie ich höre, inhaltlich<br />

auf einer Vorstandssitzung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin im Januar 1982<br />

eingegangen werden, zu der Herr Bäumler eingeladen werden soll. Ich habe hierüber heute<br />

mit Herrn Leithoff gesprochen, und von Herrn Bäumler telefonisch erfahren, dass er teilnehmen<br />

wird.<br />

Grundsätzlich möchte ich heute darauf hinweisen, dass ich von Anfang an den Vorstand über<br />

diese sich anbahnende Entwicklung orientiert habe, und zwar seit Schaffung des „Fachtoxikologen"<br />

der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft (siehe Protokoll der Vorstandssitzung<br />

vom 18.9.1979).<br />

Am 18.April 1980 hat Herr Wuermeling, mit dem ich diese Fragen besprochen hatte, in einem<br />

Schreiben an Sie als Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin seine<br />

Besorgnis bezüglich einer Anerkennung als "Toxikologische und forensischer Chemiker" zum<br />

Ausdruck gebracht. Sie haben ihm mit einem Brief vom 22.4.1980 geantwortet, dass Sie der<br />

Meinung seien, dass "der Titel nicht viel wert" sei.<br />

In der Vorstandssitzung vom 18.7.1980 habe ich wieder darauf aufmerksam gemacht, dass<br />

nun die Gesellschaft beabsichtige, einen Fachtitel zu vergeben, unter Umständen auch an<br />

Nichtakademiker. Entsprechende Bedenken sind laut Protokoll erörtert worden. Ausserdem<br />

kam es zu dem Beschluss, in Heidelberg, anlässlich unserer Jahrestagung, ein Gespräch über<br />

die Abgrenzung des Arbeitskreises "Forensische Toxikologie" der Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

gegenüber der "Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie" zu führen.<br />

Auch in der Vorstandssitzung vom 24.9.1980 wurde unter Top7,3 das Problem des "Fachtoxikologen"<br />

diskutiert. Es sollte geklärt werden, ob die Industrie tatsächlich an der Verleihung<br />

des Titels interessiert sei, bzw. ob solche Titel für etwaige Bewerber in der Industrie von<br />

Vorteil seien.<br />

Leider konnte ich auf der letzten Vorstandssitzung am 15.9.1981 in Kiel meinen Bericht über<br />

eine Ermittlungen bei Prof. Thesing, dem derzeitigen Vorsitzenden des "Fond der Chemie"<br />

nicht geben, da die Sitzung wegen des anschliessenden Begrüssungsabends rechtzeitig beendet<br />

werden sollte.<br />

Es ist richtig, dass ich über die Aktivitäten der "Gesellschaft für forensische und toxikologische<br />

Chemie" im Hinblick auf eine "Qualifikation als forensischer Chemiker" von Herrn<br />

Bäumler bzw. seinen Kollegen stets informiert worden bin. Das war jedoch nicht der Fall<br />

bezüglich der Einzelheiten einer Fortbildungsveranstaltung. Die erste Einladung zu der Fortbildungsveranstaltung<br />

in Bad Vilbel vom 16. – 20. November 1981 habe ich, möglicherweise<br />

weil ich nicht Mitglied der "Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie" bin, von<br />

dieser nicht erhalten.. Das Programm gelangte mir anderweitig in Kenntnis.


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Natürlich lässt sich über bestimmte Formulierungen streiten, und ganz sicher reicht der<br />

Besuch des Kurses nicht zur Erlangung der Grundkenntnisse zur "Qualifikation als forensischer<br />

Chemiker" aus. Grundsätzlich jedoch begrüsse ich solche Fortbildungsveranstaltungen,<br />

und ich darf darauf hinweisen, dass der "American Board of Forensic Toxicology" gleichfalls<br />

Richtlinien für die Erteilung eines Zertifikates in "Forensischer Toxikologie" vergibt. Hier ist<br />

sogar ein mündliches Examen zur Erlangung vorgeschrieben.<br />

Ich darf darauf hinweisen, dass von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie<br />

ständig Möglichkeiten zur Weiterbildung auf Teilgebieten angeboten werden, z.B. für "Klinische<br />

Pharmakologie".<br />

Im Übrigen sind die Voraussetzungen für die Erlangung einer Qualifikation als "Forensischer<br />

Chemiker" in dem Mitteilungsblatt "Toxichem" vom Februar 1981 abgedruckt (Seite 8 –11).<br />

Nach dem dort Niedergelegten habe ich keinen Zweifel, dass die Richtlinien ein Ansporn zur<br />

Fortbildung werden.<br />

Ich bin froh, dass der gesamte Fragenkomplex auf der nächsten Vorstandssitzung (wohl<br />

29.1.1981 in Mainz) zusammen mit Herrn Bäumler diskutiert werden kann, und ich bin<br />

sicher, dass eine für alle Seiten fruchtbringende Zusammenarbeit möglich ist.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

M. Geldmacher<br />

In diesem Zusammenhang wurde Frau M. Geldmacher später von den Rechtsmedizinern recht<br />

unfreundlich behandelt, sodass sie noch im gleichen Jahr als Vertreterin der Toxikologen im<br />

Vorstand der Rechtsmediziner demissionierte.<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />

Basel, den 27.Oktober 1981<br />

Herrn Prof. Dr. med. H.-J. Wagner<br />

Institut für Rechtsmedizin Homburg/Saar<br />

Sehr geehrter Herr Professor,<br />

im Zusammenhang mit dem neuerlichen Rundschreiben von Herrn Prof. Schwerd erlaube ich<br />

mir, Ihnen zu den aufgeworfenen Fragen einige Erklärungen zu geben in der Annahme, dass<br />

Sie an einer sachlichen Information interessiert sind. Ich möchte Ihnen auch dafür danken,<br />

dass Sie unserer Gesellschaft wohlwollend gegenüberstanden, und dass Herr Möller bei uns<br />

aktiv mitmachen konnte.<br />

Hauptzweck unserer Gesellschaft ist die Fortbildung. Unsere bisherigen Aktivitäten bestanden<br />

weitgehend in der Weiterbildung der forensischen Chemiker. Einesteils veranstalten wir<br />

Kurse, Workshops und Tagungen mit Übersichten zu einem Thema, andererseits versuchen<br />

wir mit Datenblättern und dem Mitteilungsblatt Toxichem die Analytik neuer Substanzen<br />

allen zur Kenntnis zu bringen.<br />

Alle die erwähnten Aktivitäten waren vorher im Schosse der Deutschen Gesellschaft für<br />

Rechtsmedizin kaum möglich, da Bestrebungen in dieser Richtung kein Gehör fanden und


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auch keine finanzielle Unterstützung zur Verfügung stand. Dies sei kein Vorwurf an die<br />

Rechtsmediziner; ich verstehe sehr gut, dass ihr Vorstand zu jener Zeit mit anderen, vor allem<br />

medizinischen Problemen (z.B. Facharzt), beschäftigt war.<br />

Um Kollegen zum Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen anzuspornen, wurde der Fachtitel<br />

Forensischer Chemiker geschaffen. Es ist sicher vernünftig, Kollegen zu fördern, die versuchen,<br />

sich auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu halten. Ich kann Sie versichern, dass<br />

wir den Fachtitel entsprechend unseren Richtlinien nur an bestausgewiesene forensische<br />

Chemiker abgeben werden. Der Besuch von Kursen allein genügt nicht. Wesentliche Voraussetzungen<br />

sind langjährige Berufspraxis und wissenschaftliche Arbeiten.<br />

Nachdem der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin am Kongress in<br />

Münster beschlossen hatte, selbst nicht aktiv an der Erarbeitung eines Fachtitels Forensischer<br />

Chemiker teilzunehmen, haben wir zusammen mit Frau Geldmacher - der Vertreterin der<br />

Chemiker im Vorstand der Rechtsmediziner - mit der Ausarbeitung der Richtlinien begonnen.<br />

Frau Geldmacher war an vielen Besprechungen dabei und hat uns tatkräftig unterstützt.<br />

Wir waren der Ansicht, dass durch die enge Zusammenarbeit mit ihr der Vorstand der Deutschen<br />

Gesellschaft für Rechtsmedizin automatisch über unsere Arbeit orientiert sei.<br />

Im Weiteren möchte ich noch kurz zum immer wieder vorgebrachten Vorwurf Stellung nehmen,<br />

wir möchten die toxikologische Chemie von der Rechtsmedizin "wegreissen". Wir<br />

haben von unserer Gesellschaft aus immer wieder betont - und auch Herrn Prof. Schwerd<br />

geschrieben – dass wir an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Aber Sie werden wohl<br />

selbst feststellen müssen, dass bei der negativen Einstellung von Herrn Prof. Schwerd eine<br />

gemeinsame Arbeit praktisch unmöglich ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten,<br />

bis sich im Vorstand der Rechtsmediziner eine andere, hinsichtlich der Zusammenarbeit positiv<br />

gesinnte Mehrheit gebildet hat. Es sei erwähnt, dass wir die verschiedenen z.T. unhöflichen<br />

und massiven Attacken immer in Ruhe hingenommen haben. Wir versuchten sachlich zu<br />

bleiben und Polemiken zu vermeiden, so dass die Türe zur Zusammenarbeit von unserer Seite<br />

aus immer offen blieb!<br />

In Basel haben wir eine verwaltungsmässige Trennung zwischen Gerichtsmedizin und<br />

Gerichtschemie, Mediziner und Chemiker sind beide gleichberechtigte Abteilungsleiter. Dies<br />

rührt daher, dass ich als Gerichtschemiker von Basel-Stadt noch viele zusätzliche Aufgaben<br />

habe, die nichts mit der Rechtsmedizin zu tun haben. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die<br />

Zusammenarbeit zwischen Herrn Prof. M. Lüdin und mir sicher besser ist als in manchen<br />

anderen Instituten, wo die Trennung nicht besteht. Ich bin auch nicht der Meinung, dass das<br />

Beispiel Basel nun überall verwirklicht werden soll. Die Zusammenarbeit hängt weitgehend<br />

vom persönlichen Charakter des Mediziners und des Chemikers ab, und ich kenne zahlreiche<br />

Institute, wo die gegenwärtige Ordnung zu bester Zufriedenheit funktioniert.<br />

Was ich verurteile, sind jene Zustände, wo ein - etwas überspitzt ausgedrückt – Herr/Knecht-<br />

Verhältnis besteht. Der Rechtsmediziner sollte die Verantwortung für die analytisch-chemische<br />

Arbeit an den Chemiker delegieren. Die Entwicklung der toxikologischen Chemie ist so<br />

rasant, dass es dem Gerichtsmediziner kaum mehr gelingen wird, sich auf chemisch-analytischem<br />

Gebiet auf dem Laufenden zu halten, sodass er auch die Verantwortung dafür nicht<br />

übernehmen kann. Praktisch meine ich damit z.B., dass der Chemiker entscheiden soll, welche<br />

Untersuchungsmethode anzuwenden sei, welcher Apparat anzuschaffen wäre, usw. Für<br />

Sie mag dies vielleicht selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht überall.<br />

Ich weiss aus meiner täglichen Praxis, dass toxikologische Untersuchungsfälle nur in Zusammenarbeit<br />

von Mediziner und Chemiker gelöst werden können und werde daher sicher nicht<br />

für eine Abtrennung der Toxikologie von der Rechtsmedizin plädieren. Derartige Fragen<br />

haben wir auch nie in unserer Gesellschaft diskutiert. Immerhin sehe ich eine Gefahr aufziehen:<br />

die Pharmakologie und die klinische Chemie versuchen immer mehr, die Toxikologie


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auszubauen und sich auch der toxikologischen Chemie zu bemächtigen. Darum sollten wir<br />

nicht miteinander streiten, sondern gemeinsam gegen solche Übergriffe zusammenhalten! Je<br />

bessere Arbeit unsere toxikologischen Laboratorien leisten, desto leichter wird es sein, diesem<br />

Druck standzuhalten.<br />

Entschuldigen Sie bitte, dass ich etwas ausführlicher geworden bin, aber es liegt mir daran,<br />

dass nicht falsche Meinungen über unsere Gesellschaft gebildet werden. Ich wäre Ihnen dankbar<br />

und möchte Sie auch höflichst bitten, bei Ihren Fachkollegen Missverständnisse aufzuklären<br />

und zu versuchen, ein Klima des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens zu schaffen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

J. Bäumler<br />

Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

Der Vorsitzende: Prof. Dr.med. H. Leithoff<br />

Herrn Dr. James Bäumler<br />

Gerichtliche Medizin des Instituts der Universität Basel.<br />

Pestalozzistr. 20. CH-Basel<br />

Sehr geehrter Herr Kollege B ä u m l e r,<br />

es sind Besorgnisse laut geworden, dass unsere in den Instituten und Kriminalämtern gemeinsam<br />

forensisch tätigen Chemiker und Ärzte sich durch die Zugehörigkeit zu zwei verschiedenen<br />

Fachgesellschaften wissenschaftlich auseinander leben könnten. Auch der Plan, den<br />

Mitgliedern Ihrer Gesellschaft nach einer Fortbildung ein Zertifikat als forensischer Chemiker<br />

auszustellen, ist nur zum Teil begrüsst worden, weil damit u.U. falsche Hoffnungen und in der<br />

Öffentlichkeit irrige Vorstellungen erweckt werden könnten. Es wäre schön, wenn die an<br />

unseren Arbeitsplätzen bestehende enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Chemikern<br />

und das Miteinander durch die Existenz verschiedener Fachgesellschaften nicht gefährdet<br />

würden. Ich sehe aus der Sicht meines Institutes eine solche Gefahr nicht, dennoch bedarf<br />

es des Gesprächs der Vorstände unserer Gesellschaften, um unsere Arbeit zu koordinieren.<br />

Ich wäre dankbar, wenn Sie auf der nächsten Vorstandssitzung der Deutschen Gesellschaft für<br />

Rechtsmedizin am 6. Februar 1982 im Airport-Hotel am Flugplatz Frankfurt als Gast an unserer<br />

Sitzung teilnehmen könnten, um uns gemeinsam berührende Probleme zu beraten. Die<br />

Tagesordnung finden Sie als Anlage.<br />

Mit freundlichen Grüssen und meinen besten Wünschen zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel<br />

Ihr H. Leithoff

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