TOXICHEM + KRIMTECH - GTFCh
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T + K (2009) 76 (1): 1 - 74<br />
Bd. 76 Nr. 1 – April 2009 – Sonderheft<br />
<strong>TOXICHEM</strong> + <strong>KRIMTECH</strong><br />
Mitteilungsblatt der<br />
Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />
www.gtfch.org<br />
Das Mitteilungsblatt erscheint dreimal jährlich. Alle Mitglieder der <strong>GTFCh</strong> erhalten die Zeitschrift im Rahmen<br />
ihres Mitgliedsbeitrages.<br />
SCHRIFTLEITUNG und SATZ:<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Fritz Pragst<br />
Institut für Rechtsmedizin<br />
Universitätsklinikum Charité<br />
Hittorfstr. 18<br />
D-14195 Berlin<br />
Tel. 030-450-525031 Fax 030-450-525904<br />
E-Mail: fritz.pragst@charite.de<br />
VERTRIEB: Geschäftsstelle der <strong>GTFCh</strong><br />
Dr. rer. nat. Frank T. Peters<br />
Institut für Rechtsmedizin<br />
Universitätsklinikum Jena<br />
Fürstengraben 23<br />
07743 Jena<br />
Tel. +49-03641-935584 Fax +49-03641-937902<br />
E-Mail: frank.peters@med.uni-jena.de<br />
Bankverbindung der <strong>GTFCh</strong>: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Saarbrücken (BLZ 300 606 01) Kontonummer 000 4344 324<br />
IBAN: DE 15 3006 0601 000 4344324, BIC: DAAEDEDD<br />
Sonderheft zum<br />
30. Jahrestag der Gründung der <strong>GTFCh</strong><br />
am 4. Dezember 1978<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Frank Mußhoff - Vorwort des Präsidenten der <strong>GTFCh</strong> .......…………………………….. 2<br />
James Bäumler - Eine Wissenschaft entsteht: Toxikologische und Forensische Chemie<br />
Teil I. Hintergründe und Ereignisse ………………………………………… 4<br />
Teil II. Dokumente aus den Jahren 1971-1981 ……………………………… 18<br />
Teil III. Daten und Bilder von hervorragenden Ereignissen …………………. 29<br />
Fortsetzung zu Teil II ………………………………………………………….. 51
T + K (2009) 76 (1): 2<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Vorwort des Präsidenten der <strong>GTFCh</strong><br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
am 04. Dezember 1978 wurde unsere Fachgesellschaft in Frankfurt a.M. gegründet und existiert<br />
somit seit 30 Jahren. Dies bedeutet auch, dass mittlerweile schon die 3. oder 4. Generation<br />
an Kollegen herangewachsen ist, von den Gründungsmitgliedern ist in diesem Jahr Karl<br />
Schmidt als letzter aus einem offiziellen Amt ausgeschieden.<br />
Es ist für mich eine große Freude, dass der erste Präsident der <strong>GTFCh</strong>, James Bäumler,<br />
anlässlich des 30. Geburtstages der <strong>GTFCh</strong> die Situation der toxikologischen und forensischen<br />
Chemie zu den damaligen Zeiten beschreibt sowie insbesondere auch die Umstände zur<br />
nicht ganz einfachen Gründung unserer Fachgesellschaft. Seine Ausführungen liegen hier in<br />
Form dieser Sonderausgabe von Toxichem & Krimtech vor, die als Geburtstagsgeschenk<br />
unseren Mitgliedern und Gästen übergeben wird. Besonders spannend finde ich persönlich die<br />
Auszüge aus Briefen und Protokollen. Lieber James, vielen Dank!<br />
Besonders für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die sich alle sehr intensiv mit modernsten<br />
Analysentechniken, umfangreichen Datensammlungen und hoch technisierten Auswertungsprogrammen<br />
beschäftigen, könnte es sehr interessant sein zu lesen, mit welchem Aufwand<br />
und mit welchen einfachen Methoden - die heute kaum noch angewendet oder<br />
beherrscht werden - schon vor Jahrzehnten anspruchsvolle Analytik betrieben und kritische<br />
Fälle aufgeklärt wurden. Eindrucksvoll wird beschrieben, wie sich Kolleginnen und Kollegen<br />
an verschiedenen Standorten quasi als Einzelkämpfer mit analytischen Problemen auseinandersetzen<br />
mussten und wie mühsam es war, an Fachinformationen zu gelangen. Insofern ist<br />
das damalige Streben nach einer Organisation, die zum einen die Belange und Interessen der<br />
Kolleginnen und Kollegen verfolgt, zum anderen aber die Weiter- und Fortbildung fördert,<br />
nur allzu verständlich nachzuvollziehen.<br />
Ging es zunächst darum, eine Zusammenarbeit zu ermöglichen, um neue analytische Erkenntnisse<br />
entsprechend umzusetzen, lag in den Anfangsjahren der <strong>GTFCh</strong> der Schwerpunkt<br />
bereits frühzeitig in der Weiter- und Fortbildung sowie Qualitätssicherung, also den Bereichen,<br />
die auch heute den größten Teil unserer Aktivitäten einnehmen. Es ist es ein großer<br />
Verdienst unserer Gründungsväter, dass sie sich durch verschiedenste Widerstände nicht von<br />
ihrem Weg haben abbringen lassen. Nur so konnte aus der <strong>GTFCh</strong> eine Gesellschaft mit ihrer<br />
heutigen Bedeutung werden. In den Aufzeichnungen von James Bäumler finden sich immer<br />
wieder Hinweise auf kritische Stimmen von außen, doch Stimmungslagen und Meinungsbilder<br />
veränderten sich damals und sind auch heute im Wandel. Letztendlich standen und stehen<br />
die Belange und der Ausbildungsstand der forensisch und klinisch tätigen Toxikologen und<br />
forensischen Chemiker stets im Vordergrund, was sich ohne Zweifel auch in der Qualität ihrer<br />
Arbeit niedergeschlagen hat und weiterhin niederschlagen wird. Gerade heute in den Zeiten<br />
von Akkreditierungen ist das Bewusstsein insbesondere bzgl. der Weiter- und Fortbildung wie
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 3<br />
auch gegenüber der Qualitätssicherung gestiegen. Unsere kostengünstig gestalteten Veranstaltungen<br />
sowie die Fachtitel finden großen Zuspruch und Anerkennung auch von außen.<br />
Die Kontakte zu verwandten Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
mit z.T. gemeinsamen Aktivitäten wie bei Akkreditierungsfragen oder der Erstellung<br />
von Richtlinien zur forensischen Blutalkoholbestimmung sind ausgezeichnet und mögliche<br />
Ressentiments sind schon vor sehr langer Zeit ausgeräumt worden bzw. bestanden bei einigen<br />
rechtsmedizinischen Kolleginnen und Kollegen nie. Die Mitgliederzahl unserer Gesellschaft<br />
ist stetig steigend, und zur Freude der <strong>GTFCh</strong> finden sich Interessenten aus universitären Einrichtungen<br />
wie auch aus Kriminalämtern und Privatlaboratorien. Im Bemühen, den Interessen<br />
aller Mitglieder gerecht zu werden, sind auch Vorstand und Arbeitskreise jeweils durch Vertreter<br />
aller Fachbereiche zusammengesetzt.<br />
Besonders erfreulich ist auch der hohe Standard wissenschaftlicher Beiträge, die mittlerweile<br />
aus den Reihen unserer Mitglieder national wie hier in Mosbach, aber auch international präsentiert<br />
und publiziert werden. Nicht weniger als 7 <strong>GTFCh</strong>-Mitglieder wurden in den letzten<br />
12 Jahren mit dem Alan Curry Award der International Association of Forensic Toxicologists<br />
(TIAFT) ausgezeichnet, 2 Mitglieder mit dem seit 2001 eingeführten Midlife Award, von den<br />
vielen Young Scientist Awards ganz zu schweigen.<br />
Unsere Gesellschaft hat also auch international ein großes Ansehen gewonnen, sei es aufgrund<br />
ihrer wissenschaftlichen Aktivitäten, sei es bzgl. unserer Weiterbildungsordnungen und<br />
Richtlinien, so dass mittlerweile auch eine englischsprachige Version unserer Homepage<br />
gestaltet worden ist. Mit Spannung erwarten wir alle das Joint Meeting mit der TIAFT 2010<br />
in Bonn. Die Gelegenheit, an einer solchen internationalen Tagung teilzunehmen, sollten sich<br />
gerade die jüngeren Kolleginnen und Kollegen nicht entgehen lassen, denn auf solchem Weg<br />
können unschätzbar wichtige Kontakte mit Fachkollegen aus aller Welt geknüpft werden.<br />
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen einen schönen Festabend hier in Mosbach und<br />
viel Freude bei der unterhaltsamen Lektüre dieses Heftes. Die <strong>GTFCh</strong> möge wachsen und<br />
gedeihen.<br />
Ad multos annos!!<br />
Frank Mußhoff<br />
(Präsident)
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Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Eine Wissenschaft entsteht:<br />
Toxikologische und Forensische Chemie<br />
1950 – 1980<br />
Eine Dokumentation zur Gründung der<br />
Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />
Dr. phil. James Bäumler<br />
Sonnmattstr. 20, CH 4142 Münchenstein, Schweiz<br />
Teil I. Hintergründe und Ereignisse<br />
Toxikologische und Forensische Chemie gab es schon lange, aber die beiden zueinander<br />
gehörenden Arbeitsgebiete führten ein Schattendasein. Meist waren es einzelne Wissenschaftler,<br />
die sich durch Selbststudium spezialisierten. Es gab praktisch keine Möglichkeiten,<br />
sich in diesem Spezialgebiet aus- oder weiterzubilden. Auch bestand keine Organisation, die<br />
diesen Arbeitszweig vertrat oder seine Entwicklung förderte. Das lag vor allem daran, dass es<br />
sich um ein Arbeitsgebiet handelt, das teils zu den medizinischen und teils, zu den naturwissenschaftlichen<br />
Fächern gehört. An den Universitäten fühlte sich weder die medizinische<br />
noch die naturwissenschaftliche Fakultät zuständig, was zur Folge hatte, dass das Fach von<br />
nirgends die nötige Unterstützung erhielt.<br />
Erst die rasanten technischen Erneuerungen der forensischen Analytik zwischen 1950 und<br />
1970 führten zur Entstehung eines eigenständigen Fachgebietes und zu einer entsprechenden<br />
wissenschaftlichen Gesellschaft. Dass der Bedarf dafür vorhanden war, zeigte sich in der<br />
rasanten Entwicklung der <strong>GTFCh</strong>, die sich innerhalb von 20 Jahren etablierte, die heute zahlreiche<br />
Arbeitsgebiete umfasst und für die Weiterentwicklung der toxikologischen und forensischen<br />
Chemie besorgt ist.<br />
Neuerungen zwischen 1950-1970<br />
Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich die Methoden zum Nachweis von<br />
Giften und Spuren bei gerichtlichen Ermittlungen kaum weiter entwickelt. Die Nachweisgrenzen<br />
lagen in der Grösse von Milligrammen, zudem waren viele der benützten Methoden<br />
unspezifisch. Nach dem 2. Weltkrieg hat die chemische Analytik aber zwei grosse Veränderungen<br />
erlebt, die sich auch auf die Toxikologie ausgewirkt haben.<br />
Zwischen 1955 – 1965 gelang es, die Nachweisgrenze vom Milligramm zum Mikrogramm zu<br />
senken, für organische Stoffe mit Hilfe der Papier- und vor allem der Dünnschichtchromatographie.<br />
Bei Metallanalysen wurde durch die Polarographie mehr Empfindlichkeit und erhöhte<br />
Spezifität erzielt.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 5<br />
Von ca. 1965 – 1975 folgte ein zweiter Schritt: Vom Mikrogramm zum Nanogramm. Die<br />
neuen von der Industrie entwickelten Analysengeräte wie Gaschromatographen, Massenspektrometer,<br />
UV- und IR-Spektrophotometer und Liquidchromatographen, insbesondere<br />
deren Kombination, sowie die Atomabsorptiongeräte erlaubten den Nachweis von wenigen<br />
Nanogrammen. Mit einer bisher nie erreichten Sicherheit konnten nun viele Substanzen identifiziert<br />
werden und dies erst noch in solch geringen Mengen.<br />
Die zahlreichen methodischen Neuerungen innerhalb des relativ kurzen Zeitraumes von ca. 20<br />
Jahren und die korrekte Auswertung der erhaltenen Daten stellten ganz besondere Anforderungen<br />
an die Analytiker. Für die kleinen meist nur mit 1-2 Analytikern besetzten Laboratorien<br />
wurde es unumgänglich, einen engeren Kontakt mit anderen Labors anzustreben. Ein<br />
Zusammenschluss in Arbeitskreisen war zwingend erforderlich. Nicht die Gründung einer<br />
eigenen Gesellschaft stand zunächst im Vordergrund, sondern eine Zusammenarbeit, um die<br />
neuen analytischen Erkenntnisse umsetzen zu können.<br />
Erst als sich zeigte, dass sich nicht nur die toxikologischen Labors der Institute für Rechtsmedizin<br />
und die Kriminalämter mit dem Gift- und Spurennachweis abgaben, sondern dass sich<br />
auch andere Arbeitsgebiete mit ähnlichen analytischen Problemen befassten (Klinisch-toxikologische<br />
Labors, Umweltlabors usw.), erschien es sinnvoll, eine spezielle wissenschaftliche<br />
Gesellschaft zu gründen.<br />
Nachweis organischer und anorganischer Stoffe in biologischem Material in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Um die grossen Umbrüche in der analytischen Chemie verstehen zu können, lohnt es sich,<br />
zuerst einen Blick auf die Situation in der ersten Hälfte des 20. Jhd. zu werfen. Da es keine<br />
spezielle Ausbildung für die Arbeit im toxikologischen Labor gab, musste sich jeder selbst die<br />
Kenntnisse aneignen. Es erstaunt daher nicht, dass die Laborleiter aus den verschiedensten<br />
Berufen stammten. Neben wenigen Chemikern waren es vor allem Mediziner und Pharmazeuten,<br />
die sich auf den Giftnachweis spezialisierten. Das änderte sich ab 1950 grundlegend.<br />
Um die Arbeit bewältigen zu können, wurde eine Ausbildung in analytischer Chemie zur unabdingbaren<br />
Voraussetzung neben chemisch-physikalischen Grundkenntnissen.<br />
Ein weiterer Faktor wirkte sich erschwerend aus. Es gab weder spezielle Publikationsorgane<br />
für toxikologische Chemie noch für Spurenanalytik. Mühsam musste man sich die entsprechenden<br />
Arbeiten in den verschiedensten Fachblättern zusammensuchen. Wollte man selbst<br />
etwas publizieren, war es schwierig, eine Zeitschrift zu finden, welche die Arbeit aufnahm.<br />
An toxischen Stoffen standen damals Alkaloide, sowie Schlafmittel aus der Reihe der Barbiturate<br />
und der Bromureide im Vordergrund, bei den Metallen Blei, Quecksilber und Arsen.<br />
Am erfolgversprechendsten war die Analyse von Mageninhalt; die Untersuchung von Blut<br />
oder Urin ergab weniger gute Resultate.<br />
Als Extraktionsmethode diente das Verfahren von Stas-Otto. Zur weiteren Analyse stand<br />
damals kein "Screening-Verfahren" zur Verfügung. Die einzige Alternative war eine organoleptische<br />
Prüfung: Mit einem Glasstab rührte man im Rückstand des Extraktionskolbens<br />
und betupfte damit die Zunge. Ein bitterer Geschmack wies auf die Anwesenheit eines Alkaloides<br />
oder Schlafmittels hin. Anschliessend wurde mit wenig spezifischen Farbreaktionen<br />
eine Identifizierung versucht. Ergab die Zungen-Prüfung ein negatives Resultat, so wurde auf<br />
eine weitere Abklärung verzichtet.<br />
Den sauren Stas-Otto-Extrakt versuchte man durch Lösen und anschliessendem Eindampfen<br />
zum Kristallisieren zu bringen, was z. T. sehr mühsam war und einige Geschicklichkeit und<br />
Geduld erforderte. Erhielt man Kristalle, wurden deren Schmelzpunkt und der Mischschmelz-
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Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
punkt mit der vermuteten Substanz unter dem Mikroskop bestimmt. Zudem ergaben die<br />
Kristallform oder gewisse Farbreaktionen unter dem Mikroskop gewisse Anhaltspunkte.<br />
Bromureide wies man mittels einer Bromidbestimmung in Blut oder Urin nach. Dies war<br />
allerdings unspezifisch, zudem war diese Methode der Brombestimmung mit schweren Mängeln<br />
behaftet, weshalb fast jedes Labor eine eigene Modifikation der Bromidbestimmung<br />
entwickelte. Für die damaligen Toxikologen war es kaum vorstellbar, dass man einige Jahre<br />
später mit einem Dünnschichtchromatogramm innerhalb einer Stunde einen eindeutigen,<br />
semiquantitativen Nachweis und dies erst noch in kleinsten Mengen erbringen könnte.<br />
Betrachten wir die früheren Metallanalysen, so handelt es sich z. T. um recht abenteuerliche<br />
Verfahren. Wegen der geringen Nachweisempfindlichkeit verwendete man oft 24-Stundenurine<br />
und setzte pro Probe 200 – 500 ml ein. So wurden für eine Quecksilberbestimmung<br />
etwa 250 ml Urin in einem Kolben mit Rückflusskühler unter Zusatz von Perchlorat und konzentrierter<br />
Salzsäure mineralisiert. Oft kam es dabei zu kräftigen Verpuffungen. Man tat gut<br />
daran, sich in einer gewissen Entfernung aufzuhalten. War diese Prozedur überstanden, wurde<br />
die mineralisierte Lösung mit Wasser aufgenommen und das Quecksilber mit einer Lösung<br />
von Hühnereiweiss ausgefällt. Der Rückstand wurde in einem Kolben erhitzt, dem ein abgebogenes<br />
Glasrohr aufgesetzt war, das in einer Kapillare endete. An der ausgekühlten Kapillare<br />
schied sich das Quecksilber in Form feiner Tröpfchen ab. Die Kapillare wurde abgeschnitten,<br />
Anzahl und Grösse der Quecksilbertröpfchen unter dem Mikroskop mit Testkapillaren verglichen.<br />
Fast einem Würfelspiel glich die Bleibestimmung in Blut. Bleivergiftungen waren damals<br />
relativ häufig. Einerseits verwendete man Geschirr mit bleihaltigen Dekor-Farben und bleihaltige<br />
Pfannen, andererseits kamen viele Lebensmittel bei der Verarbeitung mit Blei in Berührung.<br />
Mit dem Aufkommen der Autos stieg der Bedarf an Batterien, bei deren Herstellung<br />
es immer wieder zu Bleivergiftungen kam. Unsere Analyse verlief folgendermassen: 20 g.<br />
Blut wurden zuerst mit Salpetersäure, anschliessend mit Wasserstoffsuperoxid mineralisiert.<br />
Dies alles im offenen Kjeldahl-Kolben (alle 2 Jahre musste der Abzug neu gemauert werden!).<br />
Nach Auflösung des Rückstandes wurde das Blei mit Kaliumjodid als Bleijodid ausgefällt.<br />
Die durch die Flitter der gelblich glänzenden Kristalle entstandene Trübung konnte<br />
nephelometrisch ausgemessen werden. Die Stärke der Trübung war nicht allein von der Konzentration<br />
an Blei abhängig, sondern auch von der Matrix, der Temperatur und dem Salzgehalt<br />
usw. Als Alternative bot sich eine Farbreaktion - die Dithizonmethode - an, bei der noch<br />
das Kupfer mit erfasst wurde. Die erhaltenen Bleiwerte im Blut lagen durchwegs zu hoch. Als<br />
man das Blei im Blut polarographisch bestimmen konnte, musste der Normalwert von Blei in<br />
Blut um das 3 - 4 - fache herabgesetzt werden.<br />
Bei Brandstiftungen einen Brandbeschleuniger nachzuweisen, erwies sich als äusserst langwierig<br />
und schwierig. Durch Aussalzen und anschliessender Wasserdampfdestillation trennte<br />
man die flüchtigen Lösungsmittel ab. Bei Verdacht auf Benzin wurde das Destillat mit niedrig<br />
siedendem Petroläther ausgeschüttelt und versucht, die darin enthaltenen Aromaten festzustellen.<br />
Dazu nitrierte man den Rückstand, reduzierte zum aromatischen Amin und erzeugte<br />
durch Diazotierung einen Farbstoff. Wohl war dies ein unspezifischer Nachweis, aber doch<br />
besser als nichts. Die Anwesenheit aliphatischer Lösungsmittel festzustellen, bot mehr Probleme.<br />
Dies gelang natürlich nur, wenn grössere Mengen vorhanden waren. An einen<br />
Spurennachweis, wie er heute mit GC/MS möglich ist, war nicht zu denken.<br />
Auch die Blutalkoholbestimmungen waren umständlich. Das in der Schweiz übliche Verfahren<br />
nach Nicloux-Rochat verlief wie folgt: 8-10 g Blut, d.h. die ganze Blutprobe, wurden mit<br />
Pikrinsäure und Wasser versetzt davon 30 ml abdestilliert. Dem Destillat wurde KOH und<br />
Wasser beigefügt. Nach erneuter Destillation standen 30 ml Flüssigkeit zur Verfügung. Der<br />
Alkohol wurde einerseits interferometrisch (Lichtbrechung) bestimmt, andererseits durch
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Oxidation mit Kaliumdichromat. Dazu wurde zur stark schwefelsauren Lösung Kaliumdichromat<br />
aus einer Pipette tröpfchenweise zugefügt. Aus der gelben Lösung entstand eine<br />
blaue Farbe. Beim Umschlagspunkt zu hellgrün musste gestoppt und mit einem grünen Test<br />
verglichen werden. Dieser grüne Umschlagspunkt war nicht leicht zu erkennen und stark vom<br />
Licht abhängig. Bei Sonnenschein oder Regenwetter konnte man nicht titrieren. Man benötigte<br />
eine mittlere Helligkeit. Im Winter musste man gelegentlich 2-3 Tage auf eine entsprechende<br />
Wetterlage warten. Da für die Analyse die ganze Probe gebraucht wurde, war für eine<br />
Zweitanalyse kein Material mehr vorhanden.<br />
Wie eine Qualitätskontrolle in den 60-iger Jahren aussah, zeigt folgender Rundversuch zu den<br />
Blutalkoholbestimmungen. Käufliche Seren gab es nicht und doch wollten wir den Versuch<br />
möglichst praxisnah durchführen. Also holten wir am frühen Morgen im Schlachthof frisches<br />
Blut und stellten durch Alkoholzusatz entsprechende Proben her. Diese wurden gekühlt. Eine<br />
Assistentin fuhr, die Proben in einer Kühlbox bei sich tragend, mit dem Zug von Basel nach<br />
Bern und brachte das Material ins Institut für Rechtsmedizin. Über Mittag nahm sie den Zug<br />
von Bern nach Zürich und lieferte die restlichen Proben im Zürcher Institut ab.<br />
Neue Situation nach 1950<br />
In den Nachkriegsjahren entwickelte die Industrie zahlreiche Neuheiten, einerseits Arzneistoffe,<br />
andererseits technische Produkte.<br />
Die Normaldosierung der bereits in sehr kleinen Mengen wirksamen Medikamente lag oft bei<br />
wenigen Milligrammen. Rasche Verbreitung fanden insbesondere die Psychopharmaka, zuerst<br />
die trizyklischen Psychopharmaka und Antidepressiva, später die Benzodiazepine, die zu<br />
Missbrauch und Sucht führten. Ein chemischer Nachweis in Blut oder Urin war also nicht nur<br />
bei tödlichen Überdosierungen gefordert, sondern auch bei Süchtigen.<br />
Missbräuchlich verwendet wurden des weiteren Medikamente mit leistungs-steigernder Wirkung.<br />
Um 1960 traten die ersten Fälle von Doping auf; nicht nur bei Sportlern, auch bei<br />
Rennpferden wurden stimulierende Mittel eingesetzt.<br />
Gegen Ende der 60-iger Jahre wurden die ersten grösseren Drogenfunde bekannt: Zuerst Cannabis<br />
und Heroin, dann Cocain, LSD und Amphetaminderivate, etwas später die sogenannten<br />
Designerdrogen.<br />
Die Toxikologie war zudem mit neuen technischen Produkten konfrontiert. Am häufigsten<br />
traten Vergiftungen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln aus der Reihe der Thiophosphorsäureester<br />
auf, vor allem mit Parathion. Auch Intoxikationen mit chlorierten Verbindungen wie<br />
DDT oder Dioxinen mussten ins Nachweisprogramm aufgenommen werden. Die weite<br />
Verbreitung von Ethylenglykol als Frostschutzmittel führte immer wieder zu Vergiftungen.<br />
Die Palette der technischen Stoffe, die zu Vergiftungen Anlass gaben, vergrösserte sich laufend<br />
und verlangte von den Spurenanalytikern entsprechende Nachweistechniken und Substanzkenntnisse.<br />
Wir hatten also zwischen 1950 und 1970 eine völlig neue Situation. Einerseits war die Anzahl<br />
nachzuweisender Stoffe stark angestiegen, andererseits benötigte man verfeinerte Methoden<br />
zum Nachweis der z. T. in geringen Mengen toxisch wirkenden Substanzen.<br />
Für viele Arzneistoffe und technische Produkte war es äusserst mühsam, analytische Daten zu<br />
finden. Das lag auch daran, dass mit verschiedenen Methoden gearbeitet wurde. So benützte<br />
bei den chromatographischen Methoden jedes Labor andere Fliessmittelsysteme und bei der<br />
Gaschromatographie verschieden gefüllte Trennsäulen. Ähnliches galt für die Liquidchromatographie.<br />
Eine Standardisierung wäre nötig gewesen, doch fehlte eine Organisation, die die-
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Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
ses Problem an die Hand hätte nehmen können. Als die Massenspektrometrie grössere<br />
Verbreitung fand, war es schwierig die entsprechenden Vergleichsspektren zu finden. Wohl<br />
waren von einzelnen Arzneistoffen Massenspektren publiziert, doch fehlten meistens die Vergleichsspektren<br />
der Metaboliten. Auch deren UV- und IR-Spektren waren kaum auffindbar.<br />
Es herrschte ein grosser Bedarf an analytischen Daten!<br />
Da keine speziellen toxikologisch-analytischen Zeitschriften mit entsprechenden Angaben<br />
existierten, war die Beschreibung von Stoffen und deren Metaboliten in unzähligen chemischen<br />
und medizinischen Zeitschriften zerstreut. Deren Bearbeitung war für die meist mit<br />
wenig Personal dotierten toxikologischen Laboratorien ein aussichtsloses Unterfangen. Literaturstudium<br />
war sowieso meist eine "Freizeit-Beschäftigung".<br />
Die Einführung von neuen Arbeitsmethoden erwies sich umso schwieriger je komplizierter<br />
diese waren. Während papier- und dünnschichtchromatographische Verfahren noch relativ<br />
einfach angeeignet werden konnten, war die Handhabung anderer Methoden wie die Massenspektrometrie<br />
schon schwieriger und das Erlernen im Selbststudium nur in Ausnahmefällen<br />
möglich.<br />
Zudem waren die Kontakte unter den Laboratorien spärlich. Folgende kurze Übersicht zeigt,<br />
wo es damals überhaupt Möglichkeiten zum gegenseitigen Gedankenaustausch gab.<br />
Internationale Tagungen und Zusammenkünfte um 1960<br />
a) Anfangs der 60-iger Jahre fanden in Brüssel Symposien zur Chromatographie statt. Dabei<br />
ging es kaum um toxikologische Probleme. Es wurden vor allem prinzipielle methodische<br />
Fragen diskutiert. Doch bot sich hier Gelegenheit, mit belgischen und englischen Kollegen<br />
Kontakt aufzunehmen. Damals waren in Belgien mehrere bekannte Toxikologen tätig, z.B. A.<br />
Heyndrickx in Gent und Norfalise in Lüttich.<br />
b) Die europäische Liga für Gerichtliche Medizin organisierte alle 3-4 Jahre Tagungen, an<br />
denen auch Zeit für Toxikologie reserviert war. So fand 1962 ein Kongress in Wien statt, an<br />
dem viele Toxikologen teilnahmen und Vorträge hielten. In späteren Jahren hat man von dieser<br />
Liga wenig mehr gehört.<br />
c) Im April 1963 wurde anlässlich des Third Meeting in Forensic Immunology, Medicine,<br />
Pathology and Toxicology die TIAFT gegründet. Da die TIAFT weltumspannend konzipiert<br />
war, lag zu Beginn das Schwergewicht mehr in aussereuropäischen Ländern. Aus Europa<br />
waren nur wenige Toxikologen anwesend; ich erinnere mich nur noch an Hans Brandenberger,<br />
A. Heyndrickx, Gottfried Machata, Andreas Maehli. Erst etwas später machten die Europäer<br />
aktiv mit, und als einer der Ersten organisierte A. Heyndrickx ein TIAFT-Symposium in<br />
Gent. Wertvoll war das Bulletin der TIAFT mit Schilderungen von aktuellen Vergiftungsfällen.<br />
Leider erschien es recht selten.<br />
d) So blieb als regelmässiger Treffpunkt der Toxikologen nur die Jahrestagung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Rechtsmedizin. An ihren Zusammenkünften reservierte sie je einen halben<br />
Tag für die Toxikologie und für den Blutalkohol. Erwünscht waren vor allem Vorträge über<br />
Vergiftungsfälle, aber als Kasuistik; methodische Fragen waren Nebensache. Meist lag auch<br />
zwischen den beiden Halbtagen ein Tag mit spezifisch rechtsmedizinischen Vorträgen, sodass<br />
viele Kollegen nach der Toxikologie abreisten oder erst zum Schluss zu den Blutalkoholvorträgen<br />
erschienen. So konnte nur ein lockerer Kontakt entstehen.<br />
e) Der "Leidensweg" in der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin war lange. Wir hofften<br />
immer wieder, eine eigene Arbeitsgruppe bilden zu können. Vergeblich verlangten wir, dass<br />
an den Jahresversammlungen ein ganzer Tag für die Toxikologie reserviert werde, dass wir<br />
ein Hauptthema wählen und dazu auch auswärtige Referenten einladen dürften. Im Vorstand
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 9<br />
der Rechtsmediziner vertrat Prof. E. Weinig aus Erlangen die Chemiker. Er war Mediziner<br />
und Chemiker. Sein toxikologisches Laboratorium in Erlangen war bekannt, auch hatte er<br />
schon in den 50-iger Jahren ein polarographisches Verfahren zur Bleibestimmung in Blut<br />
entwickelt. Weinig selbst war ein angenehmer Gesprächspartner und hat uns immer wieder<br />
versprochen, unsere Anliegen im Vorstand vorzubringen und zu befürworten. Aber jedes Mal<br />
vertröstete er uns auf das nächste Jahr, immer mit ähnlichen Argumenten, es sei aus technischen<br />
Gründen nicht möglich gewesen oder der Vorstand würde die Angelegenheit noch<br />
genauer abklären.<br />
Nachdem mich E. Weinig an der Tagung in Kiel zum Nachtessen eingeladen und alles genau<br />
besprochen hatte, war ich fest überzeugt, dass es nun klappen würde. Aber es folgte eine neue<br />
Enttäuschung. So ging es weiter in den folgenden Jahren. An der Jahrestagung in Münster<br />
wurde wiederum mitgeteilt, dass wir erst nächstes Jahr Gehör finden würden, und als die Jahrestagung<br />
in Frankfurt nahte, stellten wir fest, dass für die Toxikologen wiederum nur ein halber<br />
Tag zur Verfügung stand. Unsere Geduld war am Ende, und wir beschlossen zu handeln.<br />
Die Toxikologen standen damals bei den Rechtsmedizinern nicht hoch im Kurs. Es war die<br />
Rede von “Messknechten“. Von dieser Seite war eine Unterstützung unserer Anliegen also<br />
kaum zu erwarten. Rückblickend ist diese negative Einstellung gegenüber der Toxikologie<br />
erstaunlich, profitierten doch die Institute davon, wenn sie ein funktionierendes Labor zur<br />
Seite hatten. So war in München ein gut ausgebautes Labor und mit Kollege Hauck ein profilierter<br />
Chemiker. Auch der in Würzburg tätige Institutsvorsteher hatte früher in Erlangen<br />
selbst toxikologische Untersuchungen durchgeführt und darüber publiziert. Umso unverständlicher<br />
war der starke Widerstand insbesondere aus Würzburg und München.<br />
Der Weg zu einer Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />
Nachdem im Herbst 1971 feststand, dass ein Arbeitskreis, in dem unsere Wünsche berücksichtigt<br />
würden, bei den Rechtsmedizinern nur schwer realisierbar war, hat sich Heinz Walter<br />
Raudonat mit Frau Marika Geldmacher-von Mallinckrodt und James Bäumler besprochen. Er<br />
schlug vor, Gespräche mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker aufzunehmen mit dem Ziel,<br />
innerhalb der Fachgruppe Lebensmittel- und gerichtliche Chemie eine eigene Arbeitsgruppe<br />
zu gründen. Da H. W. Raudonat Vorlesungen und Praktika für die Lebensmittelchemiker in<br />
Frankfurt hielt, und daher Dr. H. Lange vom Vorstand der GDCh kannte, wurde er gebeten<br />
Kontakt zu Dr. H. Lange aufzunehmen.<br />
Nachdem dieser auf unser Projekt positiv reagiert und versichert hatte, dass auch Nichtmitglieder<br />
der GDCh in den Arbeitskreisen mitarbeiten könnten, stand unserem Plan nichts mehr<br />
im Weg.<br />
Am 27.12.1971 hat H. W. Raudonat einige Toxikologen angeschrieben und sie um ihre Meinung<br />
zu einer eigenständigen Fachgruppe gebeten. Um dem Schreiben mehr Gewicht zu<br />
geben, wurde es von einigen Kollegen mitunterzeichnet. Es waren dies: Marika Geldmachervon<br />
Mallinckrodt (Erlangen), Roland Hackel (Mainz), Ernst Klug (Berlin), Günter Machbert<br />
(Erlangen), Dieter Post (Giessen) und Ernst Vidic (Berlin).<br />
Auf Grund der positiven Antworten lud H. W. Raudonat zu einer Vorbesprechung am 25.<br />
Januar ein, und an der Sitzung vom 5. Februar 1972 wurde beschlossen, unser Anliegen bei<br />
der GDCh anzumelden. Dr. H. Lange hatte inzwischen mitgeteilt, dass der Vorstand der<br />
Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie sich freuen würde, wenn wir uns entschliessen<br />
könnten, mit ihnen zusammen zu arbeiten.<br />
Jetzt war plötzlich die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin ihrerseits bereit, eine Fachgruppe<br />
für Toxikologie in ihrem Schoss zu akzeptieren. Der Münchner Toxikologe Gerhard
T + K (2009) 76 (1): 10<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Hauck lud uns deshalb anlässlich der Analytica zu einer Tagung am 24. April 1972 ins Institut<br />
für Rechtsmedizin München ein, an der nach verschiedenen Vorträgen die Gründung einer<br />
Fachgruppe innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin beschlossen werden<br />
sollte. Dieses Einladungsschreiben verschwieg aber unsere Bemühungen um eine eigenständige<br />
Arbeitsgruppe bei der GDCh. H. W. Raudonat sah sich deshalb genötigt in einem neuen<br />
Schreiben darüber zu informieren, dass an der Tagung in München zuerst beschlossen werden<br />
müsse, in welchem Rahmen eine zukünftige Fachgruppe gegründet werden sollte.<br />
Es war nun wichtig, in München genügend Kollegen zusammenzubringen, die der Arbeitsgruppe<br />
bei der GDCh zustimmen würden. Wir versuchten, vor allem die Chemiker der Landeskriminalämter<br />
und der Chemischen Untersuchungsämter zur Teilnahme an der Münchner<br />
Tagung zu bewegen, dies auch im Hinblick darauf, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen<br />
den Toxikologen und den Chemikern für beide Seiten wünschenswert wäre.<br />
An dem gut besuchten Anlass betonten alle Referenten – ausser Hauck – dass einer Fachgruppe<br />
bei der GDCh der Vorzug zu geben sei. Dazu einige Sätze aus meinem Vortrag (ganzer<br />
Text im Anhang): "Unsere neue Fachgruppe sollte dazu beitragen, das Bild unseres Berufes<br />
zu fördern und den Aufgabenbereich klar zu stellen, damit der chemisch-toxikologisch<br />
Tätige auch eine seiner Verantwortung und seinem Spezialwissen entsprechende Stellung<br />
erreichen kann. Dies aber kann nur eine eigenständige, von Chemikern geführte und von<br />
Chemikern unterstützte Fachgruppe erreichen. Eine Untergruppe der Deutschen Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin wäre vollständig bedeutungslos, und es wäre nicht der Mühe wert, sie zu<br />
gründen".<br />
Nach der Schlussdiskussion stimmten die Anwesenden für die Gründung von zwei Arbeitsgruppen,<br />
die eine bei der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin und die andere bei der<br />
GDCh. Heinz Walter Raudonat wurde gleichzeitig beauftragt, die Verhandlungen mit der<br />
GDCh weiterzuführen.<br />
Im kleinen Kreise wurde noch am gleichen Abend Heinz Walter Raudonat zum Leiter de<br />
Arbeitsgruppe bei der GDCh bestimmt und die Bildung von 3 Untergruppen beschlossen:<br />
“Klinische Toxikologie“ (Vorsitz: Marika Geldmacher-von Mallinckrodt), “Analytik und<br />
Nachweis von Suchtstoffen“ (Vorsitz: James Bäumler) und “Dokumentation“ (Vorsitz: Dieter<br />
Post).<br />
Bis zur endgültigen Gründung der "Arbeitsgruppe für forensische und toxikologische Chemie"<br />
bei der GDCh dauerte es allerdings noch bis zum 23. November 1972. Die GDCh war<br />
ein grosses Gebilde; die verschiedenen Abklärungen und der Gang durch alle Instanzen benötigten<br />
entsprechend viel Zeit. Das Protokoll der Gründungsversammlung findet sich im<br />
Anhang.<br />
Die gleichzeitig entstandene, bei den Rechtsmedizinern angesiedelte, „Fachgruppe für Toxikologie“<br />
tagte normalerweise ein Mal im Jahr an der Jahresversammlung der Rechtsmediziner<br />
und wählte dort einen Vertreter in den Vorstand der Rechtsmediziner. Andere Aktivitäten hat<br />
diese Fachgruppe kaum entwickelt.<br />
Tätigkeit der Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />
Die Untergruppe “Suchtstoffe“ traf sich regelmässig im Juni und Dezember in Frankfurt im<br />
Haus der GDCh. Die zentrale Lage Frankfurts erlaubte es, bei einem Sitzungsbeginn um 10<br />
Uhr und Sitzungsende um 17.30 Uhr, ohne Übernachtungen auszukommen. Da die GDCh ein<br />
im Mikrowellenofen aufgetautes Mittagessen im Sitzungszimmer servierte, beanspruchte die<br />
Mittagspause nur etwa ¾-Stunden.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 11<br />
Zuerst wurde immer über Neuigkeiten auf dem Drogenmarkt berichtet, auf dem damals selten<br />
reines Heroin, Morphin oder Kokain gehandelt wurde. Meist waren die Suchtmittel mit<br />
Zusatzstoffen gemischt. So fand sich im Heroin noch Strychnin oder Koffein, Paracetamol,<br />
Zucker, Mehl usw. Diese Streckmittel waren wichtig für die polizeilichen Ermittlungen.<br />
Deren Nachweis ermöglichte es, eine Spur zum Grosshändler zu finden. Der gegenseitige<br />
Austausch von Informationen über die Zusammensetzung der Drogen war daher von grosser<br />
Bedeutung.<br />
Das zweite Arbeitsgebiet betraf die Zusammenstellung analytischer Daten von Drogen und<br />
Arzneimitteln bzw. deren Metaboliten. Voraussetzung war allerdings die Festlegung von<br />
Standardverfahren. Nach vielen praktischen Versuchen einigten wir uns bei der Dünnschichtchromatographie<br />
auf eine beschränkte Anzahl von Fliessmittelsystemen und bei der<br />
Gaschromatographie auf wenige Standardsäulen und Temperaturprogramme. Danach galt es,<br />
die entsprechenden Fliesswerte bzw. Retentionszeiten zu bestimmen.<br />
Wir planten, sogenannte "Datenblätter" von wichtigen Substanzen anzufertigen mit folgenden<br />
Angaben: DC, GC, MS, UV und eventuell IR-Daten. Neben den analytischen Werten<br />
interessierten vor allem Blutspiegel und Metabolismus.<br />
Das Zusammentragen und Überprüfen all dieser Daten war damals sehr mühsam und zeitraubend:<br />
Es standen noch keine Computer zur Verfügung und entsprechende Sammlungen fehlten<br />
weitgehend. Zudem war es schwierig, Kollegen zu finden, die bereit waren, diese Arbeiten<br />
zu übernehmen. Deshalb ging es nur langsam voran mit der Herausgabe dieser Datenblätter.<br />
Ein weiteres Anliegen der Arbeitsgruppe "Suchtstoffe" war die Organisation von sogenannten<br />
"Workshops". Wie bereits erwähnt war es damals nicht einfach, sich Kenntnisse über die<br />
praktische Anwendung der neuen instrumentellen Methoden anzueignen. Daher organisierten<br />
wir bereits 1973 in Basel den 1. Workshop zur Gaschromatographie. Wichtig schien uns, dass<br />
jeder Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung selber ein Gaschromatogramm oder ein<br />
Spektrum anfertigen konnte. In Gruppen von maximal 6 Teilnehmern wurden jeweils 6 Stationen<br />
besucht, wobei pro Station eine Stunde zur Verfügung stand. Sensation an diesem ersten<br />
Workshop war das Kleinmassenspektrometer "Gnom" gekoppelt mit einem Gaschromatographen.<br />
Zum Aufzeichnen der Massenspektren gab es damals noch keinen Computer mit<br />
Drucker. Ein UV-Strahl oszillierte über einem UV-empfindlichen Papier, das in rascher<br />
Geschwindigkeit am Strahl vorbeilief. Aufmerksamkeit war gefordert; wenn ein GC-Peak<br />
erschien, mussten rasch 2-3 m Papier am Strahl vorbeilaufen. Das UV-Papier war teuer und<br />
eine Rolle bald aufgebraucht. Anhand von Eichkurven und einem Massstab musste die Massenzahl<br />
den Peaks zugeordnet werden. Eine zeitraubende Auswertung, die aber eine grosse<br />
zusätzliche Information über den GC-Peak lieferte.<br />
Der 2. Workshop bei Sabino Goenechea in Bonn war der Identifizierung von Sub-stanzen aus<br />
verschiedenen Daten gewidmet. An einzelnen Stationen wurde das Auswerten von UV-, IR-,<br />
MS- und NMR-Daten geübt. Zum Schluss erhielten die Teilnehmer Blätter mit den Spektren<br />
einer Substanz und mussten versuchen, daraus die chemische Struktur zu ermitteln. Das Lernen<br />
glich einem unterhaltsamen Spiel, d.h. die Bausteine mussten wie bei einem Puzzle<br />
zusammengefügt werden.<br />
Eine Tabelle der Themen der späteren Workshops findet sich im Anhang.<br />
Mitteilungsblatt <strong>TOXICHEM</strong><br />
Schon bald nach den ersten Sitzungen der Arbeitsgruppe “Suchtstoffe“ äusserten viele Toxikologen<br />
und forensische Chemiker den Wunsch, ebenfalls Mitglied zu werden. Anders war es<br />
nicht möglich an die Informationen heranzukommen. Wird aber ein Arbeitskreis zu gross, so
T + K (2009) 76 (1): 12<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
verliert er rasch an Effizienz, die Diskussionen werden endlos und die Einigungsprozesse ziehen<br />
sich in die Länge. Wir beschränkten daher die Anzahl der Sitzungsteilnehmer und überlegten<br />
uns, wie die anderen Interessenten an den Ergebnissen unserer Aussprachen teilhaben<br />
könnten. Als geeignetstes Mittel erschien uns die Herausgabe eines kleinen Mitteilungsblattes,<br />
das wir “<strong>TOXICHEM</strong>“ tauften. Aber damit stellte sich das Problem der Kosten. Der<br />
Arbeitskreis verfügte über keinerlei finanzielle Mittel, einzig ein Teil der Portospesen konnte<br />
der GDCh angelastet werden. So musste eine kostengünstige Lösung gesucht werden.<br />
Anfänglich konnten wir in Basel für einen Tag eine sogenannte Vervielfältigungsmaschine<br />
mieten. Die Texte wurden auf Wachsmatrizen geschrieben, die dann in den Vervielfältigungsapparat<br />
eingespannt wurden.<br />
Das Heften wurde von Hand besorgt. Probleme gab es für den Versand. Da die meisten Hefte<br />
für Deutschland bestimmt waren, wären die Portokosten sehr hoch gewesen. Also verpackten<br />
wir das Toxichem, brachten es über die Grenze zur Post ins nahe Lörrach und schickten es zu<br />
Karl Schmidt nach Frankfurt. Doch schon nach einigen Nummern nahm die Deutsche Post<br />
unsere Sendungen nicht mehr an, da nach internationalem Postgesetzt Pakete mit Absendern<br />
in der Schweiz nicht in Deutschland aufgegeben werden dürfen. Also suchten wir im Badischen<br />
grenznahen Gebiet einen Bekannten, unter dessen Namen wir in Zukunft die Pakete<br />
aufgaben. Wenn überall gespart werden muss, entstehen komplizierte Abläufe.<br />
Nicht immer entsprachen die gedruckten Hefte unseren Wünschen, manchmal waren gewisse<br />
Textpassagen zu blass und daher nicht gut leserlich. Zudem konnten Tabellen, chemische<br />
Formeln, Spektren oder Skizzen auf den Wachsmatrizen nur schwer realisiert werden. Da das<br />
Titelblatt der ersten Nummern auf weissem Papier mit grauschwarzen Buchstaben wenig<br />
attraktiv aussah, versuchten wir etwas Farbe einzubringen. Ein Blech, aus dem die Titelbuchstaben<br />
"<strong>TOXICHEM</strong>" herausgeschnitten wurden, diente als Schablone, die wir über die<br />
gedruckte Vorderseite legten. Mit einem Spray konnte dann der Titel eingefärbt werden.<br />
Diese Art von Vervielfältigung erlaubte nur eine beschränkte Auflage. Mit dem stetigen<br />
Ansteigen der Anzahl musste nach einem anderen Verfahren gesucht werden. Auf Laborkosten<br />
konnten wir eine Okkasion- Klein-Offsetdruckmaschine anschaffen, was einen besseren<br />
Druck erlaubte. Aber die Schwierigkeiten zeigten sich erst bei der praktischen Arbeit. Weder<br />
mein Stellvertreter Siegfried Rippstein noch ich kannten sich in diesem Metier aus, und die<br />
Maschine – schon älteren Datums – hatte ihre Tücken. Im Nu waren 20-30 Papierseiten in der<br />
Maschine eingeklemmt und voller schwarzer Flecken. War die Matrize nicht ganz faltenfrei,<br />
so erschienen im Druck schwarze Striche, sodass eine neue Matrize angefertigt werden<br />
musste. Auch die Dosierung der Druckfarbe bereitete Schwierigkeiten. Oft waren nicht nur<br />
die Papierblätter schwarz, sondern auch die Maschine und unsere weissen Laborschürzen!<br />
Also war grosses Putzen angesagt. Zum Glück hat man im Labor genügend Lösungsmittel,<br />
um alles wieder sauber zu bekommen.<br />
Nachdem Toxichem Nr .1 im Januar 1976 schwarz-weiss erschien, erhielt es ab Nr. 4 (Juni<br />
1977) einen farbigem Titel und mit der Gründung der <strong>GTFCh</strong> einen gelben Einband (Nr.7,<br />
Januar 1979). Den Versand besorgten nun Hanny und Karl Schmidt von der Geschäftsstelle<br />
der <strong>GTFCh</strong>. Ab April 1984 (Nr. 29) wurde der Name auf "Toxichem + Krimtech" erweitert<br />
und die Herstellung dank der finanziellen Besserstellung der <strong>GTFCh</strong> einem Drucker übergeben.<br />
Da zu Beginn die Auflage sehr klein war und die ersten Toxichem kaum mehr erhältlich sind,<br />
sind einige Artikel daraus im Anhang abgedruckt.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 13<br />
Der letzte Schritt<br />
Um den von der GDCh gewünschten Fortbildungskurs in Frankfurt vorzubereiten, lud Heinz<br />
Walter Raudonat Ende August 1978 zu einem Wochenende mit Familie nach Mespelbrunn im<br />
Spessart ein, wo er selbst im Pförtnerhaus des Schlosses eine Ferienwohnung besass. Am<br />
Samstagabend sassen wir in einer Kneipe in Elsavatal zusammen. Da es dort laut zu und her<br />
ging und der Wirt unaufhörlich an seiner Musikorgel spielte, war die Unterhaltung nur in<br />
kleinen Gruppen möglich. So war ich mit Heinz Walter Raudonat, Manfred Möller und Wolfgang<br />
Arnold an einem Tisch. Wir fanden, dass die Zeit reif wäre, eine eigene wissenschaftliche<br />
Gesellschaft zu gründen. Die GDCh war eine derart grosse Organisation, dass Arbeitskreise<br />
wie der unsrige darin untergingen und keine Wirkung nach aussen erzielten. Während<br />
unserer 6-jährigen Tätigkeit stand die Praxis im Labor im Vordergrund; dadurch fanden auch<br />
immer mehr Kollegen Interesse an unseren Bemühungen. Dazu kam die gute Zusammenarbeit<br />
mit den Chemikern der Kriminalämter. So hatten wir auch ein zweites Standbein gewonnen<br />
und glaubten jetzt selbstständig auf zwei Beinen stehen zu können. Das ursprüngliche Ziel<br />
war nun auf dem Umweg über die GDCh in greifbare Nähe gerückt.<br />
Nachdem dieser Funke gezündet hatte, galt es, das angefachte Feuer in Glut zu halten. Sofort<br />
nach der Rückkehr begann ein reger Briefwechsel mit anschliessenden Besprechungen. Nach<br />
einer Sitzung des Arbeitskreises “Klinisch-toxikologische Analytik“ in München vom 7. - 8.<br />
November 1978 beschlossen wir kurzfristig, direkt anschliessend in Stuttgart zu übernachten,<br />
wo wir noch am gleichen Abend zusammen sassen ( Wolfgang Arnold, James Bäumler, Reinhold<br />
Barchet, Hans Berninger, Klaus Harzer, Manfred Möller, Gerhard Müller, Heinz Walter<br />
Raudonat), um das Vorgehen für die Gründungsversammlung zu planen und die Statuten zu<br />
formulieren. Die Diskussion dauerte lange, ausgeharrt bis zu den frühen Morgenstunden<br />
haben – so viel ich mich noch erinnere – Heinz Walter Raudonat, Gerd Megges und Hans<br />
Berninger. Die Gründung sollte am Vorabend der normalen Suchtstoffsitzung im Dezember<br />
stattfinden.<br />
Am Nachmittag des 4. Dezembers 1978 trafen wir uns erneut in Frankfurt. Heinz Walter<br />
Raudonat hatte in dem nahe gelegenen Restaurant Weidenhof ein Sitzungszimmer reservieren<br />
lassen. Zuvor warnte er uns, ja nichts zu essen, da vor kurzer Zeit zwei Mal Lebensmittelvergiftungen<br />
bei Gästen aufgetreten waren. Um den Hunger zu stillen, haben uns Hanni und Karl<br />
Schmidt zum Nachtessen in ihr Haus in Bad Vilbel eingeladen. Ein auf Kosten von Heinz<br />
Walter Raudonat beigezogener Notar hat uns in allen wichtigen Fragen beraten und dafür<br />
gesorgt, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten wurden. Das Protokoll der Gründungssitzung<br />
und die Teilnehmerliste sind im Anhang abgedruckt.<br />
Reaktionen auf die Gesellschaftsgründung<br />
Dass die Gründung einer neuen Gesellschaft nicht überall auf Begeisterung stiess, ist begreiflich.<br />
a) Die Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie befürchtete anfänglich die Konkurrenz<br />
einer zweiten Gesellschaft mit der Bezeichnung "Toxikologie" im Titel. Ein Gespräch<br />
mit dem Präsidenten konnte diese Ängste ausräumen. Da es sowieso wenig Berührungspunkte<br />
zwischen den beiden Gesellschaften gibt, traten keine Schwierigkeiten auf.<br />
b) Anders lag die Situation bei den Lebensmittelchemikern. Sie waren von der Abspaltung<br />
unserer Arbeitsgruppe nicht begeistert, hatten wir doch 6 Jahre lang ihre Gastfreundschaft im<br />
Hause der GDCh geniessen dürfen. Die freundschaftliche Verbundenheit blieb jedoch erhalten.<br />
Einige Zeit später veranstalteten wir mit ihnen zusammen eine gemeinsame Vortrags- und<br />
Diskussionstagung an der Analytica in München.
T + K (2009) 76 (1): 14<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
c) Nicht ganz reibungslos gestaltete sich anfangs das Verhältnis zur Deutschen Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin. Nachdem die Mediziner schon Probleme mit den Serologen hatten, fürchteten<br />
sie nun unsere Konkurrenz und den erneuten Verlust von Mitgliedern. Daher luden sie<br />
Heinz Walter Raudonat und mich zu einer Vorstandssitzung ein mit dem Ansinnen, uns zur<br />
Auflösung der neuen Gesellschaft zu überreden. Einige Institutsvorsteher setzten alles daran,<br />
die Toxikologen wieder ganz in die Rechtsmedizin zurückzuholen. Andererseits erhielten wir<br />
auch Unterstützung. So z.B. von Prof. Hans Joachim Wagner aus Homburg und Prof Joachim<br />
Gerchow aus Frankfurt. Dem Vorstand legten wir dar, dass die Ängste unbegründet seien,<br />
dass wir uns nicht als Konkurrenz, sondern als gleichberechtigte Partner betrachten, weiterhin<br />
Mitglied bei den Rechtsmedizinern bleiben und auch an ihren Jahrestagungen teilnehmen<br />
würden. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bis sich die Situation beruhigte. Immerhin<br />
wurden ein Jahr später am 1. Mosbacher Symposium auch Ordinarien aus der Rechtsmedizin<br />
gesichtet.<br />
Im Toxichem wurde immer auf diese Veranstaltungen der Rechtsmedizin hingewiesen und<br />
ausserdem bei der Festlegung eigener Anlässe auf deren Daten Rücksicht genommen. Verfolgt<br />
man die Aktivitäten der <strong>GTFCh</strong> in den ersten Jahren, so sieht man, dass das Schwergewicht<br />
auf einem ganz anderen Gebiet lag, nämlich auf der Fort- und Weiterbildung sowie der<br />
Qualitätskontrolle. Eine derart breit angelegte Förderung der einzelnen Mitglieder wäre innerhalb<br />
der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin nicht möglich gewesen, es brauchte dazu<br />
eine grössere Abstützung, vor allem durch die Mitarbeit der Kriminalämter und der klinischtoxikologischen<br />
Chemiker.<br />
Es muss darauf hingewiesen werden, dass wir in der damaligen Situation auch von einzelnen<br />
Medizinern Unterstützung erhielten, so z.B. von Prof. Hans Joachim Wagner aus Homburg<br />
und Prof. Joachim Gerchow aus Frankfurt. Vielleicht haben sich auch einige Rechtsmediziner<br />
daran erinnert, dass sie sich früher selber von den Pathologen abgetrennt haben, was damals<br />
nicht ohne Schwierigkeiten vor sich ging. Es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Situation<br />
ganz beruhigt hatte. Immerhin wurden bereits ein Jahr später am 1. Mosbacher Symposium<br />
auch Ordinarien aus der Rechtsmedizin gesichtet.<br />
d) Klinische Chemie. Da die von Frau Prof. Marika Geldmacher-von Mallinckrodt geleitete<br />
Arbeitsgruppe "Klinische-Toxikologie" schon vorher gute Beziehung zur Gesellschaft für<br />
Klinische Chemie pflegte, sind von dieser Seite keine Schwierigkeiten aufgetreten. Im<br />
Gegenteil, ungefähr zur gleichen Zeit wurde Frau Marika Geldmacher von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft beauftragt, eine Senatskommission zusammen mit den klinischen<br />
Chemikern zu gründen.<br />
e) Die IAFT war über unsere Gesellschaft erfreut, und der damalige Präsident Hans Brandenberger<br />
gratulierte zur Gründung. Da die Präsidenten der IAFT und der <strong>GTFCh</strong> in Zürich und<br />
Basel nahe beieinander waren und schon lange engen Kontakt pflegten, vollzog sich die<br />
Integration problemlos.<br />
f) Bei der Kriminaltechnik gab es verschiedene Reaktionen. Einzelne Kriminalinstitute unterstützten<br />
unsere Bestrebungen, andere schauten vorerst zögernd zu. Das lag z. T. auch daran,<br />
dass viele Leiter der kriminaltechnischen Abteilungen Juristen waren und daher wenig Einblick<br />
in unsere Arbeit hatten. Einzelne Ämter erlaubten anfänglich ihren Mitarbeitern nicht,<br />
an unseren Meetings teilzunehmen. Aber auch dieser Widerstand brach bald zusammen, da<br />
unsere Veranstaltungen auf breites Interesse stiessen und die Möglichkeit boten, wertvolle<br />
Kontakte zu knüpfen.<br />
Starker Widerstand kam hingegen vom Bundeskriminalamt. In Wiesbaden gab es einige längere<br />
"harte" Diskussionen mit dem damaligen Leiter Dr. Steinke. Die dortigen Chemiker, vor<br />
allem der Leiter der Chemieabteilung Ernst Müller, unterstützten uns so gut sie konnten, sie<br />
befanden sich aber in einer schwierigen Situation. Das BKA wollte sich nicht von einer aus-
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 15<br />
senstehenden Gesellschaft dreinreden lassen. Man empfand Qualitätskontrollen und die<br />
Schaffung eines Fachtitels "Forensicher Chemiker" als fremde Einmischung. Eine ähnliche<br />
Situation erlebten wir um 1970 in der Schweiz, als wir Rundversuche zur Qualitätskontrolle<br />
der Blutalkoholbestimmungen durchführten. Einzelne Institutsvorsteher wehrten sich dagegen.<br />
Sie waren der Ansicht, als Universitätsinstitut arbeite man a priori zuverlässig, man habe<br />
es nicht nötig, sich von aussen kontrollieren zu lassen. Eine Einstellung, die heute kaum mehr<br />
denkbar ist. Uns blieb damals nichts anderes übrig, als den Fachtitel "Forensischer Chemiker"<br />
vorerst aufs Eis zu legen und nur den Titel "Forensicher Toxikologe" zu schaffen. Als sich<br />
nach einigen Jahren die Situation etwas verändert hatte, wurde auch der "Forensischer Chemiker"<br />
geboren. Inzwischen gab es unter den Leitern der kriminal-technischen Abteilungen<br />
neben Juristen auch Chemiker, wie z.B. Kollege E. Leucht aus München.<br />
Aus der Arbeit des ersten Vorstandes der <strong>GTFCh</strong><br />
Der Vorstand konnte zu Beginn nicht alles gleichzeitig an die Hand nehmen, er musste Prioritäten<br />
setzen:<br />
Als erstes war ein wissenschaftliches Symposium mit dem Schwerpunktthema "Benzodiazepine"<br />
geplant. Dabei ist zu bedenken, dass dies mit einer anfänglich noch leeren Kasse kein<br />
leichtes Unterfangen war. Wir suchten daher einen Ort, an dem keine hohen Saalmieten und<br />
Nebenkosten entstanden und wo auch die Teilnehmer billig übernachten konnten. Da die Mitglieder<br />
meist selbst die Kosten tragen mussten, durfte nur ein beschiedener Tagungsbeitrag<br />
erhoben werden. Zudem sollte der Ort möglichst zentral liegen, um Reisespesen zu sparen.<br />
Von den Zusammenkünften der Biochemiker her kannten einige von uns Mosbach im<br />
Neckartal. So konzentrierte sich unser Interesse von Anfang an auf diese hübsche Kleinstadt.<br />
Da Kollege Hans Boesche aus Heidelberg beruflich regelmässig am Amtsgericht in Mosbach<br />
zu tun hatte, fanden wir in ihm einen ausgezeichneten Tagungspräsidenten. Nachdem wir im<br />
Sommer 1979 unsere zweite Vorstandssitzung im "Amtsstüble" in Mosbach abgehalten hatten,<br />
stand fest, dass wir unser erstes Symposium 1980 hier abhalten würden. Wir wählten das<br />
Frühjahr, um die im Herbst stattfindende Jahrestagung der Rechtsmediziner nicht zu konkurrenzieren.<br />
Schon bald zeigte sich, dass die jährliche Durchführung eines Symposiums nicht nur den Vorstand,<br />
sondern auch den Tagungspräsidenten zu stark belasteten, weshalb seit 1981 das Mosbacher-Symposium<br />
nur alle zwei Jahre stattfindet, wobei in den Zwischenjahren die Analytica<br />
in München zu dieser Zeit abgehalten wird.<br />
Am 1. Symposium zum Thema “Benzodiazepine“ fanden sich 65 Teilnehmer ein. Um den<br />
persönlichen Kontakt zu fördern, organisierten wir im "Amtsstüble" ein gemeinsames Nachtessen.<br />
Das Symposium selbst fand in der alten Stadthalle hinter dem neuen Bahnhof von<br />
Mosbach statt. Der Vorstand staunte allerdings, als er am Vortag des Symposiums in der<br />
Stadthalle eintraf und ihm das Grunzen von Schweinen und der entsprechende Duft entgegenkamen.<br />
Überall lagen Strohreste herum, da in der Stadthalle soeben ein Viehmarkt zu Ende<br />
gegangen war. Doch am Nachmittag war alles sauber, und wir konnten die Tische aufstellen<br />
und mit farbigem Papier überziehen. Voller Stolz befestigten wir an der Aussenwand des<br />
Gebäudes ein Transparent mit dem Namen unserer Gesellschaft. Das Symposium verlief reibungslos.<br />
Kollege Wolfgang Arnold aus Hamburg sammelte die Manuskripte der Vortragenden<br />
ein, sodass wir anschliessend einen gedruckten Symposiumsband herausgeben konnten.<br />
An der Jahresversammlung – 5/4 Jahre nach der Gründung - registrierten wir bereits 130<br />
Mitglieder.<br />
Eine hohe Priorität genoss das Weiterbestehen der Arbeitsgruppen "Suchtstoffe", "Klinische<br />
Toxikologie" und "Extraktion". Den freigewordenen Vorsitz der Gruppe Suchtstoffe über-
T + K (2009) 76 (1): 16<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
nahm neu Manfred Möller. Ferner wurde darauf geachtet, dass in jeder Arbeitsgruppe der<br />
Vorstand durch mindestens ein Mitglied vertreten war, damit die gegenseitige Kommunikation<br />
sicher gestellt war. Dies brachte dem Vorstand eine gewisse Entlastung, er konnte einzelne<br />
Aufgaben an die Arbeitsgruppen delegieren. So bereitete z.B. die Gruppe "Suchtstoffe"<br />
jeweils die jährlichen Workshops vor. Bald erwies sich für die Organisation der Qualitätskontrolle<br />
eine spezielle Arbeitsgruppe als nötigt. Zu betonen ist, dass diese gesamte Tätigkeit<br />
ehrenamtlich ausgeübt wurde. Die finanzielle Situation erlaubte nicht einmal eine Vergütung<br />
der Reise-Spesen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollten weiterhin im Toxichem publiziert<br />
werden, wobei geplant wurde, das Heft auszubauen. Das geschah etwas später, als das<br />
Mitteilungsblatt in "Toxichem und Krimtech" umgetauft wurde.<br />
Zu einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft gehört auch die Ehrung von Mitgliedern, die<br />
sich durch hervorragende Leistungen auszeichnen. Daher wurde beschlossen, zu diesem<br />
Zweck eine besondere Medaille zu kreieren. Da gerade Robert Wennig und Thomas Daldrup<br />
über den Belgier Jean Servais Stas recherchierten und aufzeigten, welche Bedeutung ihm in<br />
den vergangenen Jahren für die analytische Toxikologie zukam, war sich der Vorstand sofort<br />
einig, eine "Jean Servais Stas – Medaille“ zu verleihen. Unbestritten wurde am 1. Symposium<br />
der Berliner Kollege Ernst Vidic als erster Stas-Preisträger geehrt. Weitere Preisträger wurden<br />
anfänglich jährlich, später alle zwei Jahre erkoren.<br />
Als harter "Brocken" erwies sich die Schaffung eines Fachtitels für forensische Toxikologie<br />
und forensische Chemie. Obwohl wir das Thema sehr früh im Vorstand behandelten, vergingen<br />
einige Jahre bis zur Verwirklichung. Vor der Einführung dieser Titel musste ein Angebot<br />
zur Weiterbildung und eine funktionierende Qualitätskontrolle sicher gestellt werden. Als dies<br />
für den forensischen Toxikologen endlich soweit war, harzte es an Bewerbern. Zudem blieben<br />
die eingereichten Unterlagen oft monatelang bei den Experten liegen, sodass sich die Genehmigung<br />
stark verzögerte. Der forensische Chemiker benötigte noch mehr Zeit, da der Widerstand<br />
des BKA anfangs so stark war, dass wir das Projekt hinausschieben mussten.<br />
Auch von anderer Seite kam Protest gegen die Fachtitel. Als wir 1980 den ersten Fortbildungskurs<br />
in Bad Vilbel ausschrieben und gleichzeitig erwähnten, dass zur Erlangung des<br />
geplanten Fachtitels “Forensischer Toxikologe“ oder “Forensischer Chemiker“ der regelmässige<br />
Besuch von Fortbildungskursen und Workshops erforderlich sei, schaltete sich Prof.<br />
Wolfgang Schwerd aus Würzburg mit scharfem Protest ein. Anscheinend hatte er die ganze<br />
Angelegenheit nicht recht verstanden und kritisierte nicht nur die <strong>GTFCh</strong>, sondern auch Frau<br />
Geldmacher als Vorsitzende der Toxikologen bei den Rechtsmedizinern. Wolfgang Schwerd<br />
beanstandete vor allem, dass der Fachtitel vom Besuch der Fortbildungskurse abhängig<br />
gemacht wurde und sprach zudem den Kursreferenten die fachliche Kompetenz ab. Aber zur<br />
Erlangung des Fachtitels waren viele Kriterien zu erfüllen, Fortbildung war nur ein Teil. Zudem<br />
wurden die eingereichten Unterlagen von einer Fachkommission, in der auch Mediziner<br />
vertreten waren, eingehend geprüft. In diversen Schreiben stellte Frau Prof. Marika<br />
Geldmacher-von Mallinckrodt den Irrtum richtig und beruhigte die ganze Situation.<br />
Ausserdem gab es viel administrativen Kram vor allem im Zusammenhang mit den Behörden.<br />
Ein Reglement musste erstellt werden, in dem u.a. festgelegt wurde, wie der Vorstand funktioniert<br />
oder welche Rechte bestehen, um gegen Vorstandsbeschlüsse Einspruch zu erheben<br />
usw. Für die Bewältigung dieser Aufgaben war der uneigennützige Einsatz aller Vorstandsmitglieder<br />
nötig. Aber auch die gut funktionierende Geschäftsstelle war massgeblich beteiligt,<br />
die nach dem tragischen Tod von Gerhard Müller von Hanni und Karl Schmid übernommen<br />
und bis heute in vorbildlicher Weise geführt wurde.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 17<br />
Nachwort<br />
Schon früh dachte die <strong>GTFCh</strong> an die Dokumentation ihrer Geschichte und beauftragte W.<br />
Arnold in Hamburg damit. Er legte eine Sammlung mit zahlreichen Fotos an, die er im Keller<br />
seines Privathauses aufbewahrte. Leider wurde das ganze Material anlässlich einer Überschwemmung<br />
durch die Wassermassen vernichtet.<br />
Jüngere Toxikologinnen und Toxikologen dürften sich kaum mehr vorstellen können, mit<br />
welch einfachen, z.T. sehr ungenügenden Mitteln die frühere Generation auf diesem Gebiet<br />
gearbeitet hat. Zudem wurde immer wieder der Wunsch laut, Genaueres über die Entstehung<br />
unserer Gesellschaft festzuhalten. Deshalb bin ich der Anregung, einen Rückblick zu verfassen,<br />
gerne nachgekommen. Es soll aber nicht nur ein Zurückschauen sein, vielmehr auch eine<br />
Anregung für die Zukunft. Den Schluss, den wir aus der Entwicklung ziehen können, lässt<br />
sich am besten mit einem schweizerischen Ausdruck wiedergeben: "Nit nahlah gwünnt" (Wer<br />
nicht aufgibt, gewinnt).<br />
Persönlich hatte ich das Glück, mit Herrn Prof. Jürg Im Obersteg, dem Basler Rechtsmediziner,<br />
während 20 Jahren zusammenarbeiten zu können, der die Wichtigkeit der Toxikologie<br />
erkannt und meine Bemühungen stets unterstützt hat. Dass uns zudem das gemeinsame Interesse<br />
an moderner Kunst verband, war eher Zufall. J. Im Obersteg war nicht nur Gerichtsmediziner,<br />
sondern auch Kunstliebhaber und hat die grosse Sammlung moderner Kunst seines<br />
Vaters betreut und ergänzt. Seine Frau Dr. D. Im Obersteg-Lerch, die lange Jahre als Ärztin<br />
am Institut tätig war, hat die wertvolle Sammlung mit Werken von Picasso, Chagall, Jawlensky<br />
usw. dem Kunstmuseum Basel übergeben, wo die Bilder heute zu sehen sind.<br />
Ein besonderer Dank gebührt meiner Frau Rose-Marguerite, die auch diesmal - wie schon zu<br />
meiner Aktivzeit – das Manuskript mit viel Geduld durchgesehen, die Tipp-Fehler korrigiert<br />
und zu einfachen verständlichen Formulierungen beigetragen hat.<br />
Der <strong>GTFCh</strong> wünsche ich weiteres Gedeihen, sie möge auch in Zukunft die tägliche Arbeit im<br />
Labor ins Zentrum ihrer Tätigkeit stellen.<br />
Münchenstein im April 2008<br />
James Bäumler
T + K (2009) 76 (1): 18<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Teil II. Dokumente aus den Jahren 1971-1981<br />
(Briefe, Protokolle, Einladungen usw.)<br />
1. Briefe zur Gründung einer Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />
Brief von H.W. Raudonat an Kollegen<br />
Frankfurt, den 27. 12. 71<br />
Sehr geehrte Frau Kollegin !<br />
Sehr geehrter Herr Kollege !<br />
Auf Grund zahlreicher Anregungen Ihrerseits und von Mitgliedern der Gesellschaft Deutscher<br />
Chemiker, insbesondere aus der Fachgruppe "Lebensmittelchemie und gerichtliche Chemie",<br />
ergibt sich die Frage, inwiefern eine Intensivierung von Forschung und forensischer Analytik<br />
in unserem Arbeitsbereich möglich ist. Anlässlich eines Informationsgespräches mit Herrn<br />
Dr. Lange, dem zuständigen Fachgruppenleiter der GDCh, ergab sich, dass die Gesellschaft<br />
bereit ist, nicht nur die Möglichkeit eines regelmässigen Erfahrungsaustausches zu geben,<br />
sondern auch die für unsere Fortbildung erforderlichen Kontakte mit Chemikern benachbarter<br />
Fachgebiete zu ermöglichen. Wir erlauben uns deshalb die Anfrage, ob Sie bereit sind, in<br />
solchen geplanten Arbeitstagungen mitzuwirken und wären Ihnen für eine baldige<br />
Rücksendung des beigefügten Fragebogens dankbar.<br />
Gez.: Prof. Dr. Dr. M. Geldmacher-von Mallinckrodt (Erlangen)<br />
Dr. R. Hackel (Mainz<br />
Dr. E. Klug (Berlin)<br />
Dr. G. Machbert (Erlangen)<br />
Dr. P. Post (Giessen)<br />
Dr. H. W. Raudonat (Frankfurt)<br />
Prof. Dr. E.Vidic (Berlin)<br />
Brief von Prof. Lange GDCH an H.W. Raudonat<br />
Gesellschaft deutscher Chemiker<br />
Fachgruppe Lebensmittel und Gerichtliche Chemie<br />
Der Vorsitzende: Dr. H. Lange. 25. Januar 1972<br />
Herrn Dr. H. W. Raudonat<br />
Institut für Rechtsmedizin<br />
6000 Frankfurt (Main), Kennedyallee 194<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Raudonat,<br />
am 14. 1. 1972 tagte der Vorstand der Fachgruppe "Lebensmittelchemie und gerichtliche<br />
Chemie" in Berlin, wobei unter anderem auch das Ergebnis unserer Frankfurter Besprechung<br />
diskutiert wurde.<br />
Zu meiner Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass sich die Herren des Vorstandes sehr freuen<br />
würden, wenn Sie sich zu einem Beitritt in unsere Fachgruppe entschliessen würden, da wir<br />
uns viel von einer guten Zusammenarbeit erhoffen.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 19<br />
Einem Vorstandsbeschluss entsprechend habe ich mich auch mit Herrn Dr. Haag in<br />
Verbindung gesetzt, der ebenfalls seine Freude über Ihr Interesse zum Ausdruck brachte und<br />
sich gerne bereit erklärte, eine neue Untergruppe in der Arbeitsgruppe "Umweltschutz und<br />
Toxikologie" zu bilden.<br />
Ich würde mich sehr freuen, wenn es zu einer guten Zusammenarbeit und dem Beitritt<br />
möglichst vieler Kollegen in unserer Fachgruppe kommen würde und schlage Ihnen vor, falls<br />
notwendig, zu gegebener Zeit noch einmal ein gemeinsames Gespräch hierüber zu führen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Dr. H. Lange<br />
Einladung zu einer Vorbesprechung von H.W. Raudonat<br />
Dr. H. W. Raudonat Frankfurt. 25.1.1972<br />
Lieber Herr Bäumler!<br />
Am Samstag, den 5.2.1972 um 9.00 Uhr, wollen sich einige Kollegen unserer Arbeitsgruppe,<br />
darunter Frau Geldmacher, Herr Machbert, Herr Hackel und ich, zu einem orientierenden<br />
Gespräch im Institut für Rechtsmedizin zusammenfinden.<br />
Wenn Sie Lust haben, an dieser Zusammenkunft teilzunehmen, bei der im wesentlichen<br />
organisatorische Fragen erörtert werden sollen, sind Sie herzlich eingeladen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Ihr Heinz W. Raudonat<br />
Richtigstellung von H. W. Raudonat bezüglich der Einladung zur Zusammenkunft in<br />
München vom 24.4.1972<br />
Prof. Dr. Dr. M. Geldmacher v. Mallinckrodt (Erlangen) / Dr. R. Hackel (Mainz) /<br />
Dr. E. Klug (Berlin) / Dr. G. Machbert (Erlangen) / Dr. D. Post(Giessen) / Dr. H.W. Raudonat<br />
(Frankfurt) / Prof. Dr. E. Vidic (Berlin)<br />
Frankfurt, 16.4.72<br />
Sehr geehrte Frau Kollegin!<br />
Sehr geehrter Herr Kollege!<br />
Sie haben inzwischen eine Einladung aus München erhalten. Dort werden am 24. April um<br />
10.00 Uhr im Institut für Rechtsmedizin unsere ersten Arbeitsgespräche über toxikologischanalytische<br />
Probleme beginnen.<br />
Aus gegebenem Anlass muss hierzu ergänzend festgestellt werden, dass erst diese<br />
Gründungsversammlung beschliessen kann, ob wir uns in Zukunft der Gesellschaft Deutscher<br />
Chemiker oder der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin anschliessen bzw. vorerst<br />
ungebunden unsere Arbeit fortsetzen.<br />
Eine rege Beteiligung würden wir auch deshalb begrüssen<br />
Mit vorzüglicher Hochachtung<br />
Im Auftrag: Dr. H. W. Raudonat
T + K (2009) 76 (1): 20<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
2. Arbeitstagung in München vom 24.4.1972<br />
Einladungsschreiben zur Zusammenkunft vom 14 .4. 1972 von G. Hauck<br />
Sehr geehrte Frau Kollegin!<br />
Sehr geehrter Herr Kollege!<br />
Anlässlich der "Analytica '72" findet eine Arbeitstagung der auf dem Gebiet der forensischen<br />
Toxikologie Tätigen und die Gründungversammlung der Arbeitsgruppe "Toxikologie" der<br />
Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin im Institut für Rechts-medizin der Universität<br />
München, 8 München 15, Frauenlobstr. 7 a, statt. Dazu erlaube ich mir, Sie herzlich<br />
einzuladen.<br />
P r o g r a m m :<br />
Montag, den 24.4.1972<br />
10.00 Uhr Begrüssung<br />
10.10 B ä um l e r, J., Basel: Über die Entwicklung von Schnellmethoden zur<br />
Erkennung von Vergiftungen<br />
10.25 G e l d m a c h e r – v. Mallinckrodt, M., Erlangen: Der Schnellnachweis<br />
von Vergiftungen in der Klinik<br />
10.40 Diskussion<br />
10.50 M a c h a t a, G., Wien: Ein Beitrag zur Standardisierung wichtiger<br />
Analysenverfahren<br />
11.05 P o s t, D., Giessen: Die Dokumentation der Toxikologischen Analytik<br />
Von C l a r m a n n, M., München: Computerhilfe in einem Informations- und<br />
Behandlungszentrum für Vergiftungen<br />
11.40 Diskussion<br />
12.00 Mittagspause<br />
14.00 B r a n d e n b e r g e r, H., Zürich: Zur Analytik der Suchtstoffe<br />
14.15 v. M e y e r, L., München: Entwicklungstendenzen von gaschromatographischen<br />
Detektoren<br />
14.30 Diskussion<br />
14.40 R a u d o n a t, H.W., Frankfurt/M.: Über Ziele und Aufgaben unserer<br />
Arbeitsgruppe<br />
14.55 Diskussion und Aussprache<br />
Anschliessend Gründungsversammlung<br />
14.45 M a c h a t a, G., Wien: Über neue analytische Methoden, ein Schmalfilm<br />
16.0 Ende der Tagung<br />
Es würde mich freuen, wenn Sie zu dieser Arbeitsbesprechung kommen und Ihr Wissen und<br />
Ihre Erfahrungen der Arbeitsgruppe zur Verfügung stellen würden.<br />
Mit vorzüglicher Hochachtung Hauck G.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 21<br />
Bericht über die Arbeitstagung der forensischen Toxikologen im Institut für Rechtsmedizin<br />
der Universität München. Frauenlob-Str. 7a am 24.4.1972<br />
Beteiligung lt. Anwesenheitsliste und Vortragenden: 47<br />
10.00 Uhr Begrüssung durch Herrn H a u c k<br />
Begrüssung durch Prof. S p a n n als Hausherrn<br />
Vorträge: Vorsitz: Prof. G. S c h m i d t, Heidelberg<br />
B ä u m l e r, Basel<br />
G e l d m a c h e r - v. Mallinckrodt, Erlangen<br />
Diskussion über die Erstellung einer Kartei von Giftnachweismethoden gemäss der von Frau<br />
Geldmacher berichteten Anregung des Bundesgesundheitsamtes. Es wird gebeten höchstens<br />
2-seitige Vorschläge einzusenden. Die Urheberautorität wird gewahrt bleiben durch<br />
Namensnennung.<br />
M a c h a t a, Wien<br />
P o s t, Giessen<br />
v. C l a r m a n n, München<br />
Diskussion: Angebot von Herrn v. Clarmann, der im Rahmen eines Forschungsprogramms<br />
über einen grossen Computer verfügt, bei ihm mitzuarbeiten.<br />
Vorsitz: Prof. P a u l u s, Bonn<br />
B r a n d e n b e r g e r, Zürich<br />
v. M e y e r, München<br />
Diskussion:<br />
Vorsitz: Prof. M a c h a t a, Wien<br />
R a u d o n a t, Frankfurt a.M.<br />
Vorsitz: Dr. H a u c k<br />
Die Fragen des Anschlusses und der Konstituierung dieser Arbeitsgruppe innerhalb der<br />
Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin oder der Gesellschaft Deutscher Chemiker<br />
entsprechend dem Rundschreiben von Herrn Raudonat vom 16.4.72 wurden lebhaft diskutiert.<br />
Von Herrn Hauck werden formelle Bedenken gegen die Gründung einer Arbeitsgruppe der<br />
Gesellschaft Deutscher Chemiker durch die Versammelten geäussert. Nach weiterer lebhafter<br />
Diskussion wird abgestimmt:<br />
1.) Wer ist für eine Arbeitsgruppe "Forensische Toxikologie" in der "Deutschen<br />
Gesellschaft für Rechtsmedizin": Der Antrag wurde mit einer Enthaltung ohne<br />
Gegenstimmen angenommen. Nach weiterer Diskussion wurde abgestimmt.<br />
2.) Wer ist für die Aufnahme von Verhandlungen mit der Gesellschaft Deutscher<br />
Chemiker, zur Bildung einer Arbeitsgruppe: Der Antrag wurde mit 5 Enthaltungen<br />
ohne Gegenstimme angenommen. Herr Raudonat wurde mit diesen Verhandlungen<br />
betraut. Er erklärte sich unter Zuziehung eines Vertreters dazu bereit.<br />
M a c h a t a, Wien: Film über Atomabsorption<br />
16.05 Uhr Ende der Tagung<br />
Besichtigung des Instituts.
T + K (2009) 76 (1): 22<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Nachtrag: Dipl.-Phys. I f f l a n d, Köln, stellt schriftlich, da er an der Teilnahme<br />
verhindert ist, den Antrag auf Aufnahme in die Arbeitsgruppe in der Deutschen Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin<br />
Dann<br />
Anwesenheitsliste:<br />
W. Arnold (Hamburg), H. Brandenberger (Zürich), J. Bäumler (Basel), J. Bösche<br />
(Heidelberg), E. Burger (Heidelberg), Ch.K. Besserer (Tübingen), G. Bohn (Münster), H.<br />
Berninger (Landstuhl), R. Barchet (Stuttgart), M.v. Clarmann (München), Döring<br />
(Göttingen), G. Friedrich (Freiburg), Feuner (München), M. Geldmacher - v. Mallinckrodt<br />
(Erlangen), M. Gloger (Wiesbaden), Glatz (Berlin), S. Goenechea (Bonn), R. Hackel (Mainz),<br />
G. Kamm (Marburg), E. Klug (Berlin), Kräger (Münster), Koll (München), E. Leucht<br />
(München), G. Lutz (Duisburg), E. Meyger (München), M. Möller (Homburg), G. Machata<br />
(Wien), G. Machbert (Erlangen), A. Moosmeyer (Tübingen), G. Müller (Wiesbaden), W.<br />
Paulus (Bonn), M. Pohl (Kiel), D. Pohl (Freiburg), E. Pöhlmann (Würzburg), D. Post<br />
(Giessen), B. Pöpperl (Stuttgart), Petzung (Stuttgart), H.W. Raudonat (Frankfurt a.M.), E.<br />
Rickerl (München), G. Schmidt (Heidelberg), K. Schmidt (Frankfurt a.M.), Schönamsgruber<br />
(Düsseldorf), W. Strassner (Berlin), M. Wolf (Freiburg), G. Hauck (München), L. v. Meyer<br />
(München), D. Dann (München)<br />
Vortrag von J. Bäumler in München vom 24. April 1972<br />
Über die Entwicklung von Schnellmethoden zur Erkennung von Vergiftungen<br />
Die Tagungen unserer neuen Fachgruppen sollten eigentlich dazu dienen, eine Hilfe für die<br />
tägliche Arbeit zu werden und darum wären praktische Probleme in den Vordergrund zu stellen.<br />
Vielleicht lohnt es sich aber zu Beginn unserer hoffentlich sich fortsetzenden Zusammenkünfte<br />
einen etwas mehr theoretischen Überblick über den Stand der Nachweismethodik von<br />
Vergiftungen zu geben, obwohl mir persönlich die praktische Seite viel näher liegt.<br />
Ich möchte mein Kurzreferat in drei Abschnitte teilen:<br />
gestern, was war vor 15-20 Jahren<br />
heute, welche Methoden sind heute am nützlichsten<br />
morgen, wohin führt die Entwicklung?<br />
Bis zur Mitte der 50-iger Jahre waren es vor allem Farbreaktionen (Zwikker, Dragendorff,<br />
Meyer's - Reagenz), welche als rasche Verfahren zur Erkennung von Vergiftun-gen dienten.<br />
Als es noch wenige Arzneimittel gab, leisteten diese einfachen Analysen gute Dienste. Heute<br />
aber, bei der Vielfalt unseres Arzneischatzes, wird durch die Auswertung derartiger Farbreaktionen<br />
mehr Verwirrung als Nutzen gestiftet.<br />
Mit der Einführung neuer Methoden, der chromatographischen und spektrometri-schen Verfahren,<br />
ist es möglich geworden, die Nachweistechnik empfindlicher und spezifischer zu gestalten.<br />
Während zur Zeit der Farbreaktionen der Mediziner selbst, auch in kleinsten Spitallaboratorien<br />
den Nachweis durchführen konnte, verlangen die heutigen Methoden speziell ausgebildete<br />
Chemiker. Leider fehlt bei zahlreichen toxikologisch interessierten Medizinern die<br />
Einsicht, dass dieses Gebiet des Giftnachweises nicht mehr wie früher in den Verantwortungsbereich<br />
des Mediziners gehört. In der ganzen Medizin können wir heute den Trend zu<br />
den Naturwissen-schaften hin beobachten. In jeder grösseren Klinik sind heute Chemiker als<br />
Laborchefs tätig, sie haben die Arbeit, die früher Mediziner ausführten, übernommen. Die<br />
Schweizerische Gesellschaft für klinische Chemie zählt neben einem Drittel Medizinern ein<br />
Drittel Chemiker. Die Chemiker übernehmen im Labor die Verantwortung und tragen wesentlich<br />
zu Diagnosestellungen bei.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 23<br />
Unsere neue Fachgruppe sollte auch dazu beitragen, das Bild unseres Berufes zu fördern und<br />
den Aufgabenbereich klar zu stellen, damit der chemisch-toxikologisch Tätige auch eine seiner<br />
Verantwortung und seinem Spezialwissen entsprechende Stellung erreichen kann. Dies<br />
aber kann nur eine eigenständige, von Chemikern geführte und von Chemikern unterstützte<br />
Fachgruppe erreichen. Eine Untergruppe der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin wäre<br />
vollständig bedeutungslos, und es wäre nicht der Mühe wert, sie zu gründen.<br />
Doch nun zurück zu den Nachweismethoden.<br />
Die um 1960 in die forensische Chemie eingeführte Dünnschichtchromatographie hat sich bis<br />
heute als eine der zeitraffendsten und zugleich apparativ einfach handzuhabende Methode<br />
erwiesen. Verwendet man Objektträger als Platten, so lässt sich nach wenigen Minuten überblicken,<br />
ob überhaupt eine Substanz vorhanden ist oder nicht und in welcher Richtung weiter<br />
gesucht werden muss. Kombiniert man die DC mit der UV-Spektrometrie lässt sich die Mehrzahl<br />
der Arzneimittelvergiftungen in 1 – 2 Stunden aufklären.<br />
Als wesentlicher Vorteil der DC sind die Variationsmöglichkeiten in den Sprühreagenzien<br />
hervorzuheben. Dadurch können die verschiedenen funktionellen Gruppen einer unbekannten<br />
Substanz erkannt werden.<br />
Bei leicht-flüchtigen Verbindungen kann auch die Gaschromatographie schnell zum Ziel führen.<br />
Um die GC rationell einsetzen zu können, müssen im Labor mehrere Geräte vorhanden<br />
sein, damit jederzeit 3-4 Standardsäulen mit verschiedenen Detektoren betriebsbereit sind. Bei<br />
den Arzneistoffen sind allerdings der GC gewisse Grenzen gesetzt, einerseits handelt es sich<br />
um eine relativ unspezifische Methode (blinde Methode) und andererseits müssen viele Arzneistoffe<br />
derart hohen Temperaturen ausgesetzt werden, dass sie sich zersetzen.<br />
Hier wäre ein Punkt zu erwähnen, der eine vermehrte Zusammenarbeit unter den Toxikologen<br />
erfordern würde. Könnten wir uns auf gewisse Standardsäulen, Temperaturen und Bezugssubstanzen<br />
einigen, so wäre es möglich, in unklaren Fällen telefonisch Retentionszeiten zu vergleichen<br />
und so vielleicht wertvolle Tipps von Kollegen zu erhalten. Wenn aber jeder andere<br />
Säulen und Temperaturen benützt, so sprechen wir eine andere Sprache und die Verständigung<br />
ist schwierig.<br />
Beim Schwermetallionennachweis ist es durch die Entwicklung der Atomabsorption möglich<br />
geworden, Schnellanalysen auch auf diesem Gebiet durchzuführen. Die Methode der Atomabsorption<br />
besitzt eine grosse Spezifität und z.T. eine hohe Empfindlichkeit.<br />
In der Analytik der anorganischen Elemente sind noch die ionenselektiven Elektro-den zu<br />
erwähnen. Hier wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt und in Zukunft – damit<br />
wären wir beim 3. Abschnitt angelangt – wird es möglich sein mit verschiedenen Elektroden<br />
zahlreiche Kationen und Anionen rasch und in kleinen Mengen zu bestimmen. Speziell<br />
auf toxikologischem Gebiet ist hier die Fluoridelektrode zu erwähnen, mit welcher unter Beachtung<br />
gewisser Vorsichtsmassnahmen einige Mikrogramme Fluoridionen direkt in einer<br />
Lösung quantitativ bestimmt werden können. Im Harn kann bei Vergiftungen die Ausmessung<br />
direkt, ohne Mineralisation erfolgen. Es darf damit gerechnet werden, dass noch für<br />
zahlreiche andere Elemente derartige ionenspezifische Elektroden entwickelt werden.<br />
Der Trend neuer Methoden geht auf zwei Punke hin: Erstens: mehr Spezifität und zweitens:<br />
Automation.<br />
Zur Erhöhung der Spezifität der Gaschromatographie dient die Kombination GC/MS. Dieses<br />
Verfahren wird in den nächsten Jahren zur Grundausrüstung eines toxikologischen Labors<br />
gehören müssen. Hemmend ist eigentlich nur der hohe Anschaffungspreis. Doch sind im<br />
letzten Jahr 3 low-cost Geräte auf dem Markt erschienen, die sich nach unseren Erfahrungen<br />
für toxikologische Analysen mit Erfolg einsetzen lassen. Gerade bei Eilanalysen in Fällen<br />
von akuten Vergiftungen kann die GC/MS-Kopplung entscheidend zur raschen Ermittlung
T + K (2009) 76 (1): 24<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
des Giftstoffes beitragen. Ausserdem verhilft ihr hoher Informationsgehalt dazu, dass Fehlbeurteilungen<br />
von Gaschromatogrammen vermieden werden.<br />
Ein Wissenschaftler sollte sich zwar vor Prophezeiungen hüten, doch glaube ich, dass bei einer<br />
Betrachtung über die Entwicklung von Nachweismethoden, die Liquidchromatographie<br />
nicht unerwähnt bleiben darf. Wohl stehen wir heute erst am Anfang, und selbst die Geräte<br />
sind noch nicht optimal entwickelt. Einen Ansatz dazu bildet der UV-Durchflussdetektor, wie<br />
ihn Varian herstellt, sowie die verschiedenen in letzter Zeit käuflichen Säulenmaterialien. Der<br />
Entwicklungsstand der LC ist zu vergleichen mit der Zeit als wir in der GC erst den Wärmeleitfähigkeitsdetektor<br />
kannten.<br />
In dreierlei Hinsichten könnte die LC bedeutende Vorteile bringen:<br />
1. Ausserordentliche Trennmöglichkeiten und damit hohe Spezifität. Chemisch sehr<br />
ähnliche Substanzen können je nach Säule und Lösungsmittel getrennt werden. Neben<br />
der flüssig-flüssig und flüssig-fest Chromatographie können auch Ionenaustauscher<br />
oder Gele als Kolonnenmaterial verwendet werden. Während bei der GC ein Verdampfen<br />
der Substanz Voraussetzung ist, genügt es bei der LC ein Lösungsmittel für<br />
die zu untersuchende Substanz zu finden, was immer möglich ist.<br />
2. Die Substanz ist nach der Messung in einem kleinen Volumen (1-2 ml) noch unzerstört<br />
vorhanden. Dieser chromatographisch gereinigt Extrakt kann in einem Massenspektrometer<br />
oder in einer Kombination GC/MS weiter untersucht werden.<br />
3. Eine dritte Entwicklungsmöglichkeit sehe ich im Ausbau der LC zur automatischen<br />
Routinenanalyse.<br />
In der klinischen Chemie werden automatische Analysengeräte mit Erfolg in der Routine eingesetzt.<br />
Auf toxikologischem Gebiet sind folgende Schwierigkeiten noch zu überwinden: Die<br />
Konzentrationen sind meist so gering, dass eine Anreicherung, die Herstellung eines Extraktes,<br />
notwendig ist. Ausserdem können zur eigentlichen Bestimmung keine kolorimetrischen<br />
Verfahren benützt werden, da sie in Anbetracht der Vielfalt von Giftstoffen zu unspezifisch<br />
sind. Zur Lösung dieser Probleme könnte eine Weiterentwicklung der LC wesentlich beitragen.<br />
Betrachten wir die Anstrengungen der chemischen Industrie bei der Forschung nach neuen<br />
Heilmitteln, so sehen wir, dass auf dem Gebiet der einfachen Peptide am intensivsten gearbeitet<br />
wird. Müssen wir uns auch in Zukunft aber mit dem Nachwies von Arzneistoffen, die<br />
aus Peptiden bestehen, befassen. So hilft uns keine Gaschromatographie mehr, dann kommt<br />
am ehesten LC in Frage. Ein Grund mehr, die Entwicklung der LC zu verfolgen.<br />
Die Schwierigkeiten der Automation habe ich schon erwähnt, vorerst können uns Computer<br />
nur bei der Auswertung der Messdaten behilflich sein, doch stehen wir auch hier am Anfang<br />
einer unausweichlichen Entwicklung.<br />
Abschliessend möchte ich sagen, dass uns die MS und die LC vermehrt beschäftigen werden.<br />
Beide Nachweismethoden verlangen zusätzliche chemische Kenntnisse. Wir können keine<br />
Massenspektren auswerten, wenn wir nicht gut vertraut sind mit den chemischen Reaktionen<br />
und dem Aufbau der chemischen Verbindungen und deren Fragmentierung.<br />
Damit wir uns aber in diese neuen Techniken einarbeiten können, brauchen wir Hilfe und Anregungen<br />
von auf diesem Gebieten arbeitenden Fachkollegen. Kontakt mit der medizinischen<br />
Seite der forensischen Chemie und Toxikologie erhalten wir durch die Deutsche Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin, der wir ja zum grössten Teil angehören und aktiv mitmachen. Es geht jetzt<br />
darum, auch in chemisch-analytischer Hinsicht Schritt zu halten und dazu müssen wir mit<br />
analytisch tätigen Chemikern Kontakt aufnehmen, wozu uns die Untergruppe Lebensmittel<br />
und gerichtliche Chemie der Deutschen Chemikergesellschaft Hand bietet.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 25<br />
3. Gründung der Arbeitsgruppe bei der GDCh<br />
Protokoll der Gründungssitzung der Arbeitsgruppe Forensische und Toxikologische<br />
Chemie vom 23. 11. 72 im Carl-Bosch-Haus der GDCh in Frankfurt<br />
Die Tagung wurde eröffnet und eingeleitet vom Vorsitzenden der Fachgruppe, Herrn Dr.<br />
Lange, Frankfurt. Er erläuterte die bisherige Arbeit. Die Tätigkeit der neu zu bildenden<br />
Arbeitsgruppe soll sich pragmatisch den Interessen der Teilnehmer und den aktuellen Problemen<br />
anpassen. Folgende Tagungen wurden zur Beachtung und zur Beschickung mit Vorträgen<br />
empfohlen:<br />
1. Fachgruppentagung in Erlangen-Nürnberg 2.- 4.4.73<br />
2. Fachgruppentagung in Bochum, September 1973<br />
Zu 1 werden ein Plenarvortrag und zwei Kurzvorträge erwartet. Dr. Lange wies besonders auf<br />
die Vorbereitung von Pressemitteilungen und deren Bedeutung hin.<br />
Für die Mitarbeit ist nicht die Mitgliedschaft in der GDCh Voraussetzung.<br />
Die Arbeit der Gruppe wird von einem Obmann, seinem Stellvertreter und dem Schriftführer<br />
vorbereitet und organisiert. Die Positionen wurden so besetzt, dass jede der beteiligten Gruppen<br />
(Institute für Rechtsmedizin, Chemische Untersuchungs-ämter und Kriminalämter) vertreten<br />
sind. Es wurden mit Mehrheit gewählt:<br />
Obmann:<br />
Stellvertr. Obmann<br />
Schriftführer<br />
Dr. H. – W. Raudonat (Frankfurt)<br />
Dr. K. – H. Beyer, Berlin<br />
Dr. G. Müller Wiesbaden<br />
Die Arbeitsgruppe trägt den Namen Forensische und Toxikologische Chemie. Die Teilnehmer<br />
sind in der anhängenden Liste verzeichnet. Zur Erörterung spezieller Fragen konstituierten<br />
sich folgende Untergruppen: (Vorsitzende sind durch Unterstreichung kenntlich gemacht)<br />
1. Analytik und Nachweis von Suchtgiften<br />
Dr. Bäumler, Basel<br />
Dr. Bösche, Heidelberg (Teilnahme zugesagt)<br />
Dipl. Chem. Kamm, Marburg<br />
Dr. Möller, Homburg/ Saar<br />
Dr. Müller, Wiesbaden<br />
Dr. Pöpperl, Stuttgart<br />
2. Klinische Toxikologie<br />
Dr. Arnold, Hamburg<br />
Dr. Berninger, Landstuhl (Teilnahme zugesagt)<br />
Dr. Barchet, Stuttgart<br />
Dr. Beyer, Berlin<br />
Dr. Drabner, Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Dr. Geldmacher-v. Mallinckrodt, Erlangen<br />
Dr. Goenechea, Bonn<br />
3. Dokumentation<br />
Dr. v. Clarmann, München (Teilnahme angefragt)<br />
Dr. Müller (Wiesbaden)<br />
Dr. Post, Giessen (Teilnahme zugesagt)<br />
Prof. Dr. Schmidt, Heidelberg
T + K (2009) 76 (1): 26<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Nach einer Information von Dipl.-Chem. Seipp, Geschäftsstelle der GDCh, bestehen bezüglich<br />
der Untergruppe 2 keine Überschneidungen mit der Fachgruppe Medizinische Chemie.<br />
Für die Kriminalämter ist keine Untergruppe erforderlich, da sie ohnehin intern einen intensiven<br />
Kontakt pflegen. Interessante Erkenntnisse werden den Kollegen mitgeteilt. Wichtige<br />
Artikel aus der NBDD-Zeitschrift MICROGRAM werden zugänglich gemacht.<br />
Themen der Untergruppe 3 wurden wegen der Erkrankung von Dr. Post nicht erörtert. Für die<br />
Diskussion ist die Anwesenheit von Dr. v. Clarmann sinnvoll, der auf diesem Gebiet tätig ist<br />
und einige Projekte schon verwirklicht hat.<br />
Die fachliche Diskussion betraf den Nachweis von Suchtmitteln, die Suchtüber-wachung mit<br />
Hilfe von Urinuntersuchungen und Schnellverfahren. – Die von der Fa. Macherey und Nagel,<br />
Düren, vertriebenen Austauschersäulen zur einmaligen Verwendung sollen von verschiedenen<br />
Laboratorien getestet werden. – Es wurde aüf kleine Kliniken ohne Chemiker hingewiesen. -<br />
Der Rauschmittel-Testsatz der Fa. Merck, Darmstadt, wurde positiv beurteilt. Er wird aber<br />
von Chemikern vier grosser Kriminalämter als überflüssig angesehen.<br />
Es werden einzelne Methoden neu formuliert und im Laboratorium überprüft:<br />
1. Bromidbestimmung nach Kisser<br />
2. Suchtstoffextraktion nach Kronheim-Wehr<br />
Von den Bearbeitern wird so bald als möglich berichtet. Zum Nachweis des Haschischgebrauchs<br />
sollten intensive Anstrengungen besonders von den Instituten für Rechtsmedizin<br />
unternommen werden, um die besten Methoden ausreichend unter praktischen Gegebenheiten<br />
zu prüfen.<br />
Es wurde zum Nachweis einzelner Substanzen diskutiert:<br />
1. Vorprobe nach Zwicker-Bodendorf bei Barbiturat-Vergiftungen<br />
2. Nachweis von Diatomeen (wird kaum noch ausgeführt)<br />
3. Methämoglobinbestimmung nach Schwerd<br />
4. Arsenbestimmung nach Vasag-Szedomy<br />
Zum Suchtmittelproblem wird auf eine Literaturzusammenstellung der Addiction Research<br />
Foundation (33, Russel Street, Toronto, Canada) hingewiesen.<br />
Es soll mit Hilfe der GDCh geklärt werden, ob die Teilnehmer dieser Tagung bei Reisen zu<br />
Veranstaltungen der Fachgruppe gegen Unfälle versichert sind, wenn sie keine Dienstreise<br />
(mit vollem Ersatz der Kosten) ausführen, sondern lediglich einen geringen Zuschuss erhalten.<br />
Das Mitteilungsblatt kann kurze Fallschilderungen und sonstige wichtige Hinweise aufnehmen.<br />
Das Archiv für Toxikologie veröffentlicht derartige Beiträge ebenfalls sehr kurzfristig.<br />
Zur Fachgruppentagung in Erlangen-Nürnberg sollen alle bekannten Interessenten an der<br />
Arbeitsgruppe gesondert eingeladen werden. Ein halber Tag soll für die Diskussion innerhalb<br />
der Arbeitsgruppe zur Verfügung stehen.<br />
gez. Dr. G. Müller<br />
Anwesenheitsliste vom 23.11.1972:<br />
W. Arnold (Hamburg), R. Barchet (Stuttgart), J. Bäumler (Basel), K.-H. Beyer (Berlin), G.<br />
Denbsky (München), J. Drabner (München), M. Geldmacher-v.Mallinckrodt (Erlangen), S.<br />
Goenechea (Bonn), R. Hackel (Mainz), G. Kamm (Marburg). M. Möller (Homburg/Saar) G.<br />
Müller (Wiesbaden), B. Pöpperl (Stuttgart), H.-W. Raudonat (Frankfurt), G. Schmidt (Heidelberg)
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 27<br />
4. Sitzungen des Arbeitskreises der GDCh<br />
Protokoll der Sitzung in Erlangen vom 5. April 1973<br />
P r o t o k o l l<br />
der Sitzung der Arbeitsgruppe "Forensische und Toxikologische Chemie" der GDCh in<br />
Erlangen am 5.4.1973<br />
Beginn 14.00 Uhr<br />
Ende 16.45 Uhr<br />
Ort Kurssaal, Institut für Rechtsmedizin Erlangen<br />
Anwesend: Herr Arnold (GM Hamburg), Herr Barchet (CUA Stuttgart), Herr Bäumler (GM<br />
Basel), Herr Bösche (GM Heidelberg), Herr Denbsky (Wehrpharmazie München), Frau<br />
Geldmacher- v. Mallinckrodt (RM Erlangen), Herr Goenechea (GM Bonn), Herr Gruber (GM<br />
Aachen), Herr Hauck (RM München), Herr Iffland (GM Köln), Herr Lindner (RM Tübingen),<br />
Herr Machbert (Erlangen), Herr Maier (GM Aachen), Herr v. Meyer (RM München), Herr<br />
Möller (GM Homburg), Herr Müller (BKA Wiesbaden), Herr Paulig (KTU Berlin), Herr Post<br />
(RM Giessen), Herr Schönamsgruber (KTU NRW), Herr Wolf (GM Freiburg).<br />
Schriftführer: Herr Gruber, Herr Maier<br />
1. Arbeitsausschuss Analytik und Nachweis von Suchtmitteln<br />
Herr Bäumler berichtet von der Arbeitsgemeinschaft "Suchtmittel". Bevorzugt wurden Opiate<br />
untersucht, insbesondere Morphin mit und ohne Hydrolyse sowohl als Rein-substanz als auch<br />
aus Urin. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen wird eine Vorschrift zum Morphinnachweis<br />
als Standardmethode ausgearbeitet werden. Die Kollegen werden gebeten, diese Vorschrift<br />
nach ihrem Erscheinen zu testen.<br />
Der Nachweis von Cannabisinhaltsstoffen aus Speichel nach WERNER und Mitarb. ist nach<br />
wie vor immer noch unbefriedigend, da er nur kurze Zeit nach erfolgtem Genuss durchführbar<br />
ist. Aus Urin und Blut kann er nur in seltenen Fällen mit Erfolg durchgeführt werden.<br />
Die Firma H. La Roche führt für den Preis von 80.00 DM Urinanalysen auf LSD radioimmunologisch<br />
durch.<br />
Die von Laien durchzuführenden Schnelltests (Farbreaktionen) auf LSD, Haschisch, Barbiturate,<br />
Amphetamine, Alkaloide u.a. Stoffe, z.B. der Firma Merck Darmstadt, haben sich insofern<br />
in der Praxis nicht bewährt, als Laien sowohl mit der Durchfüh-rung und Auswertung der<br />
Tests als auch mit der Handhabung der Reagenzien Schwierigkeiten haben. So wurden wiederholt<br />
falsch negative Ergebnisse erhalten; farbige Nebenreaktionen verleiten zu einer falsch<br />
positiven Interpretation. Auch verlieren imprägnierte Papiere mit der Zeit ihre Wirksamkeit,<br />
sodass Fehlanalysen nicht ausbleiben.<br />
Dennoch wird es nicht möglich sein, z.B. der Polizei generell vom Gebrauch dieser Schnelltests<br />
abzuraten.<br />
Frau Geldmacher - v. Mallinckrodt weist auf die Notwendigkeit hin, Laien, die mit derartigen<br />
Testsätzen arbeiten, in Kursen so zu informieren, dass nur geeignete Testsätze Anwendung<br />
finden. Auch sollten die Laien in der Handhabung von Chemikalien, die bei Schnelltests<br />
benutzt werden, und in der Interpretation der Schnellanalysen geschult werden.
T + K (2009) 76 (1): 28<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Derartige Kurse könnten die Institute den entsprechenden Zoll- und Polizeibehörden anbieten.<br />
Im Erlanger Institut wird eine derartige Information in die 14-tägigen Kurse für Kriminalbeamte<br />
integriert.<br />
Herr Arnold regt an, dass die geeignetsten Schnelltestsätze auch Drogenberatungs-stellen und<br />
ärztlichen Praxen empfohlen werden, da z.B. besorgte Eltern eher einen Arzt als die Polizei<br />
um Rat angehen.<br />
Herr Bäumler bittet, dass das Auftreten bisher unüblicher Suchtmittel sowohl ihrer Art als<br />
auch ihrer Aufbereitung nach allen Kollegen umgehend mitgeteilt wird, so dass jeder auch in<br />
seinem Arbeitsbereich auf diese neuen Stoffe vorbereitet ist.<br />
Ende dieses Jahres wird allen Mitgliedern und dem Arbeitskreis nahestehenden Kollegen ein<br />
Fragebogen zugeschickt werden, auf dem diese und ähnliche Berufs-erfahrungen vermerkt<br />
werden sollen. Die Auswertung der Fragebögen wird den Teilnehmern der Umfrage übermittelt<br />
werden.<br />
Herr Bäumler empfiehlt, dass ein Standardsystem für die dünnschicht- und gaschromatographische<br />
Untersuchung von neuen Substanzen vereinbart wird. Die nach diesem Verfahren<br />
ermittelten Rf- Werte und Retentionszeiten sollen allgemein mitgeteilt werden.<br />
Am 8. – 9. November 1973 findet folgender Kurs über Gaschromatographie statt:<br />
Fortbildungskurs über Gaschromatographie<br />
in der forensischen Chemie<br />
8. – 9. November 1973 in Basel<br />
In wechselnden Arbeitsgruppen soll praktisch an verschiedenen Geräten und mit verschiedenen<br />
Techniken der Gaschromatographie gearbeitet werden.<br />
1. Leichtflüchtige Stoffe, Lösungsmittel, Alkohole (Gruppenleiter: H. Raudonat)<br />
2. Arzneistoffe und Alkaloide (G. Machata)<br />
3. Weckamine (J. Bösche)<br />
4. Halogenhaltige Substanzen und Derivate. EC-Detektor (H. Brandenberger)<br />
5. Pestizide HP-Detektorensystem (S. Rippstein)<br />
6. GC-MS Identifizierung unbekannter Substanzen ( J. Bäumler)<br />
Der Kurs beginnt am 8.11.73 um 13.00 Uhr und endet am 9.11.73 um 15.30 Uhr, so dass an<br />
den gleichen Tagen die Möglichkeit für An- bzw. Rückreise besteht. Die Teilnehmerzahl ist<br />
beschränkt (36).<br />
Anmeldungen: Dr. J. Bäumler, Pestalozzistr. 22, CH Basel<br />
Das Ziel dieses Kurses ist eine Vertiefung auf speziellen Gebieten und die Entwicklung von<br />
entsprechenden Standardmethoden. Kenntnis der Grundlagen wird vorausgesetzt. Herr<br />
Bäumler weist darauf hin, dass Grundkurse von den Herstellern von Gaschromatographen<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Kollegen werden gebeten, der Arbeitsgemeinschaft "Suchtmittel" Kritiken an älteren<br />
Analysenverfahren, Verbesserungen, Vorschläge und neuere Erfahrungen mitzuteilen. Herr<br />
Bäumler nimmt entsprechende Mitteilungen entgegen und wird sie unter Nennung des Einsenders<br />
allen Kollegen weiterleiten.<br />
2. Arbeitsausschuss Dokumentation<br />
Herr Post berichtet vom Münchner Computer-Projekt Datendokumentation. Die Information,<br />
die dem Computer eingegeben wird, soll pro Wirkstoff enthalten:<br />
Fortsetzung Teil II: s. S. 51
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 29<br />
Teil III. Daten und Bilder von hervorragenden Ereignissen<br />
Gründung der <strong>GTFCh</strong><br />
4. Dezember 1978<br />
16.00 – 19.30 Uhr<br />
im Restaurant Weidenhof in Frankfurt a.M.<br />
Gründungsmitglieder der <strong>GTFCh</strong> am 4. Dezember 1978.<br />
Von links nach rechts: Manfred Möller, James Bäumler, Reinhold Barchet, Gerhard Bohn,<br />
Johann Boesche, Gerhard Müller, Hans Berninger, Jürgen Wasilewski, Klaus Harzer, Karl<br />
Schmidt, Heinz-Walter Raudonat.<br />
Nicht abgebildet: Wolfgang Arnold, Sabino Goenechea, Gottfried Machata, Ernst Müller, Klaus<br />
Rübsamen.<br />
Traktanden:<br />
Beratung der Statuten<br />
Gründung der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie<br />
Wahl des Vorstandes
T + K (2009) 76 (1): 30<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Protokoll zur Gründungsversammlung der<br />
GESELLSCHAFT FÜR TOXIKOLOGISCHE UND FORENSISCHE CHEMIE<br />
am Montag, dem 4. Dezember 1978 im Hotel-Restaurant Weidenhof, Kennedyallee<br />
in Frankfurt am Main<br />
Es sind 16 Personen gemäß anliegender Teilnehmerliste anwesend. Sie beabsichtigen eine<br />
Gesellschaft für toxikologische Chemie zu gründen. Die Versammlung wird von Herrn<br />
Bäumler geleitet.<br />
Die Tagungsordnung wird, wie in der Einladung niedergelegt, einstimmig angenommen.<br />
Herr Bäumler gibt einen Überblick über die Entwicklung und Vorgeschichte für die neu zu<br />
gründende Gesellschaft. Herr Machata bittet um eine weitergehende Berücksichtigung der<br />
Mitarbeiter aus Kriminalämtern bei der Namensgebung. Als Name wird vorgeschlagen:<br />
GESELLSCHAFT FÜR TOXIKOLOGISCHE UND FORENSISCHE CHEMIE. Alle Teilnehmer<br />
stimmen diesem Vorschlag offen zu.<br />
Alle anwesenden Personen beschließen offen die Gründung einer entsprechenden Gesellschaft<br />
in der Rechtsform des eingetragenen Vereins.<br />
Es wurde einstimmig beschlossen, dass die Gesellschaft in das Vereinsregister beim Amtsgericht<br />
Frankfurt am Main eingetragen werden soll.<br />
Es wurde die Aussprache zur Satzung eröffnet.(TOP 2). Basis für die Diskussion war der Satzungsentwurf,<br />
den Herr Arnold vorgelegt hat.<br />
Der Entwurf wurde vielfältig geändert, um den rechtlichen und steuerlichen Erfordernissen zu<br />
genügen. Er wurde nach eingehender Aussprache wie verlesen in offener Abstimmung<br />
einstimmig gebilligt. Herr G. Müller, der Protokoll geführt hat, wird später Reinschriften der<br />
Satzung versenden. Es wurde weiterhin beschlossen, für die Gesellschaft die Anerkennung als<br />
gemeinnütziger Verein beim zuständigen Finanzamt zu beantragen.<br />
Der Vorstand soll bestehen aus dem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten, dem, Schatzmeister,<br />
dem Schriftführer und zwei Beisitzern.<br />
Zum Top 3, Wahl des Vorstandes übernimmt Herr Arnold kurzfristig den Vorsitz.<br />
Es wird eine offene Wahl durch Handaufheben gewünscht. Herr Bäumler wird als Präsident<br />
vorgeschlagen. Er wird in dieses Amt mit 15 Stimmen bei eigener Enthaltung gewählt.<br />
Herr Bäumler übernahm wieder den Vorsitz.<br />
Für die weiteren Ämter werden folgende Vorschläge gemacht:<br />
zu Vizepräsidenten Herr Barchet, Herr Machata<br />
zum Schatzmeister Herr Möller<br />
zum Schriftführer Herr G. Müller<br />
zu Beisitzern<br />
Herr Arnold, Herr Schmidt<br />
zu Kassenprüfern Herr Bohn, Herr Harzer<br />
Die genannten Herren werden in getrennten Wahlgängen jeweils mit 15 Stimmen bei eigener<br />
Enthaltung in ihr Amt gewählt.<br />
Alle Herren nehmen die Wahl an.<br />
Unter Top 4, Verschiedenes wurde beschlossen, den Jahresbeitrag auf 50 DM festzusetzen.<br />
Für Studenten ermäßigt sich der Beitrag auf 20 DM. Herr Möller wird Bankeinzugsberechtigungen<br />
vorbereiten.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 31<br />
Herr Bäumler verliest eine Presse-Erklärung, die er gemeinsam mit Herrn Barchet vorbereitet<br />
hat. Ihr wird zugestimmt. Sie soll vom Schriftführer versandt werden.<br />
Die Geschäftsstelle soll vom Schriftführer, Herrn G. Müller unter der Adresse Hessisches<br />
Landeskriminalamt, Hölderlinstr. 5, Postfach 3152, 6500 Wiesbaden (Tel. 061121/819-423<br />
wahrgenommen werden.<br />
Die Versammlung wurde um 19.30 Uhr beendet.<br />
Das Protokoll wurde von Herrn G. Müller geführt.<br />
Diese Reinschrift wurde am 10. Januar 1979 in Wiesbaden gefertigt<br />
Unterschriften:<br />
(J. Bäumler) (G. Müller)<br />
Teilnehmerliste der Gründungsversammlung:<br />
1. J. Bäumler, Polizeidepartement Basel-Stadt, Gerichtschemiker<br />
2. K. Harzer, Chemisches Untersuchungsamt, Stuttgart<br />
3. R. Barchet, Chemisches Untersuchungsamt, Stuttgart<br />
4. G. Müller, Hessisches Landeskriminalamt, Wiesbaden<br />
5. W. Arnold, Institut für Rechtsmedizin, Hamburg<br />
6. J. Bösche, Institut für Rechtsmedizin, Heidelberg<br />
7. H. Raudonat, Zentrum für Rechtsmedizin, Frankfurt a.M.<br />
8. S. Goenechea, Institut für Rechtsmedizin, Bonn<br />
9. H. Berninger, USAREUR Medical Laboratory, Landstuhl<br />
1o. G. Machata. Institut für gerichtliche Medizin, Wien<br />
11. K. Rübsamen, Bundeskriminalamt, Wiesbaden<br />
12. E. Müller, Bundeskriminalamt, Wiesbaden<br />
13. M. Möller, Institut für Rechtsmedizin, Homburg/Saar<br />
14. K. Schmidt, Zentrum für Rechtsmedizin, Frankfurt a.M.<br />
15. G. Bohn, Institut für Rechtsmedizin, Münster<br />
16. J. Wasilewski, Polizei Hamburg
T + K (2009) 76 (1): 32<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Verstorbene Gründungsmitglieder<br />
Gerhard BOHN<br />
Wolfgang ARNOLD<br />
Gerhard MÜLLER<br />
Hans BOESCHE<br />
Reinhold BARCHET<br />
Heinz Walter RAUDONAT<br />
Hans BERNINGER<br />
Gerd MEGGES<br />
Sabino GOENECHEA
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 33<br />
Präsidenten der <strong>GTFCh</strong><br />
1978 – 1987<br />
James BÄUMLER<br />
1987- 1997<br />
Manfred MÖLLER<br />
1997 – 2007<br />
Thomas DALDRUP<br />
2007 – bis heute<br />
Frank MUSSHOFF
T + K (2009) 76 (1): 34<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Vorstand der <strong>GTFCh</strong><br />
Präsident<br />
Beisitzer<br />
Vizepräsident<br />
Schriftführer<br />
Schatzmeister<br />
Geschäftsstelle<br />
1978 J. Bäumler R. Barchet<br />
G. Machata<br />
1980 J. Bäumler R. Barchet<br />
G. Machata<br />
1981 J. Bäumler R. Barchet<br />
G. Machata<br />
1983 J. Bäumler R. Barchet<br />
G. Machata<br />
1985 J. Bäumler R. Barchet<br />
R. Wennig<br />
1987 M. Möller R. Barchet<br />
R. Wennig<br />
1989 M. Möller R. Barchet<br />
R. Wennig<br />
1991 M. Möller R. Barchet<br />
R. Wennig<br />
1993 M. Möller J. Wasilewsky<br />
R. Wennig<br />
1995 M. Möller Wasilewsky<br />
R. Wennig<br />
1997 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />
R. Wennig<br />
1999 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />
R.Wennig<br />
2001 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />
R. Wennig<br />
2003 Th. Daldrup J. Wasilewsky<br />
R. Wennig<br />
2005 Th. Daldrup W. Bork<br />
F.Musshoff<br />
2007 F. Musshoff Th.Briellmann<br />
W. Bork<br />
G. Müller M. Möller W. Arnold K.<br />
Schmidt<br />
G. Müller M. Möller W. Arnold K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges M. Möller W. Arnold K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges M. Möller E. Müller K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges M. Möller E. Müller K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges H. Maurer E. Müller K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges H. Maurer H. Rösener K.<br />
Schmidt<br />
G. Megges H. Maurer F. Pragst H.<br />
Rösener<br />
G. Megges H. Maurer M. Möller F.<br />
Pragst H.<br />
Rösener<br />
J. Fehn H. Maurer Th.Briellmann<br />
F. Pragst<br />
J. Fehn H. Maurer Th.Briellmann<br />
F. Pragst<br />
P.Zweipfennig<br />
J. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />
Th.Briellmann<br />
F. Pragst<br />
P.Zweipfennig<br />
S. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />
Th.Briellmann<br />
K. Lusthof<br />
F. Pragst<br />
S. Fehn H. Maurer C. Brehmer<br />
K .Lusthof<br />
F. Pragst<br />
S. Tönnes<br />
G. Müller<br />
G. Müller<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K. Schmidt<br />
K.Schmid<br />
K.Schmidt<br />
K.Schmidt
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 35<br />
1. Vorstandssitzung im März 1979 in Münchenstein.<br />
Von links nach rechts: G. Machata, J. und R. Bäumler, W. Arnold, R. Barchet, M. Möller, H. Boesche<br />
2. Vorstandssitzung im Juni 1979 im Amtsstüble in Mosbach.<br />
Von links nach rechts: W. Arnold, J. Bäumler, R. Barchet
T + K (2009) 76 (1): 36<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Symposien in Mosbach<br />
1980 – 1991 Stadthalle Mosbach<br />
1993 – 1995 Pattberghalle in Neckarelz<br />
1997 bis heute Alte Mälzerei Mosbach<br />
Themen der Mosbach- Symposien<br />
26. - 27. April 1980 Benzodiazepine: Analytik, Pharmakologie, Toxikologie<br />
Suchtstoffe insbesondere Opiate<br />
03. - 04. April 1981 Pestizide, Brände und Explosionen<br />
22. - 23. April 1983 Anorganische Stoffe in der Toxikologie und Kriminalistik<br />
26. - 27. April 1985 Forensische Probleme des Drogenmissbrauchs
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 37<br />
Fortsetzung: Themen der Mosbach-Symposien<br />
24. - 25. April 1987 Forensische und humantoxikologische Probleme der<br />
Umweltanalytik<br />
14. - 15. April 1989 Arzneistoffmissbrauch. Analytische und toxikologische Aspekte<br />
18. - 20. April 1991 Spurenanalytik im Human- und Umweltbereich<br />
15. - 17. April 1993 Drogenkontrolle in der heutigen Gesellschaft. Forensische Chemie<br />
20. - 22. April 1995 Drogen und Arzneimittel im Straßenverkehr Chemische Spuren bei<br />
Verkehrsunfällen<br />
17. - 19. April 1997 Moderne Messverfahren im Rahmen der toxikologisch-forensischen<br />
Begutachtung<br />
22. -24. April 1999 Fortschritte beim Nachweis berauschender Mittel im<br />
Strassenverkehr. Forensische Aspekte der toxikologischen<br />
Präparation von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen<br />
26.-28. April 2001 Toxikologische Aspekte der Sterbehilfe. Neue Drogen – chemische,<br />
analytische und toxikologische Aspekte<br />
03.– 05. April 2003 Toxikologie im Alter. Vergiftungsfälle. Instabilität von Stoffen vor<br />
und bei der Analyse und ihre Bedeutung für die Ergebnisbewertung<br />
14.- 16. April 2005 Der besondere toxikologische Fall. Schussentfernung und<br />
Schmauchspuren. Biogene Rauschdrogen<br />
19. –21. April 2007 Verbrechen unter K.O.- Tropfen. Toxikokinetik -Variationen durch<br />
Genetik oder Interaktionen. Fallberichte, Kriminaltechnik.<br />
Drogenszene. Aktuelles aus klinischer Toxikologie und<br />
therapeutischem Drug Monitoring<br />
Erste Mosbach-Tagung 1980 in der alten Stadthalle
T + K (2009) 76 (1): 38<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Mosbach 1985: Vortrag von Hans Maurer<br />
Mosbach 1985: Emil Leucht zaubert auf dem Gesellschaftsabend im Amtsstübl. Rechts:Helmut Gansau<br />
Festabend in Mosbach 1989. 1. Reihe: Mary Freeman, Bryan Finkle, Mrs. Sunshine<br />
2. Reihe: Irvine Sunshine, Venice und Alain Curry
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 39<br />
Mosbach 1989: Von links nach rechts: Hans-Joachim Wagner, Gottfried Machata, Joachim Gerchow, Bryan Finkle,<br />
Karl Pfleger, Ernst Müller (Bundesmüller)<br />
Mosbach 1995: Albert Hofmann zeichnet die Formel von LSD<br />
Mosbach 1995: Jürgen Wasilewski, Werner Bernhard, Robert Wennig,<br />
Frau Hofmann, Albert Hofmann, James Bäumler
T + K (2009) 76 (1): 40<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Jean -Servais-Stas-Medaille<br />
Jean Servais STAS (1813 – 1891) war Professor für Chemie an der Ecole Militaire in Brüssel.<br />
Er hatte in Paris bei berühmten Männern wie Dumas, Gay-Lussac und Orfila studiert und war<br />
dann Professor in Brüssel geworden. Bekannt wurde Stas durch seine präzisen<br />
Atomgewichtsbestimmungen.<br />
Seine Gutachten im Fall des Grafen Bocarmé, der seinen Schwager mit Nikotin ermordet<br />
hatte, und seine Verfahren zur Isolierung von Nikotin waren richtungsweisend für die<br />
nächsten 100 Jahre.<br />
Im Andenken an diesen großen Toxikologen und forensischen Chemiker verleiht die <strong>GTFCh</strong><br />
die Jean-Servais-Stas-Medaille an Fachkollegen, die sich durch grundlegende Arbeiten<br />
ausgezeichnet haben.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 41<br />
Erste Stas-Medaille an Prof. Dr. E. VIDIC (Berlin), 1980<br />
G. Machata verliest die Laudatio Der Präsident überreicht Stas-Medaille und Urkunde<br />
Weitere Stas-Preis Verleihungen in den ersten Jahren<br />
Günther PAULIG, 1980 Rolf Fr. PREUSS, 1981<br />
Alain Stewart CURRY,1982 Georg SCHMIDT, 1983
T + K (2009) 76 (1): 42<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Weitere Stas-Preis Verleihungen in den ersten Jahren<br />
Gottfried MACHATA, 1984 Helmut GANSAU, 1985<br />
1986 Marika GELDMACHER VON MALLINCKRODT<br />
1987 Karl PFLEGER<br />
1988 James BÄUMLER<br />
1989 Bryan S. FINKLE<br />
1990 Karel MACEK<br />
1991 Manfred DONIKE<br />
1995 Albert HOFMANN<br />
1997 Karl-Heinz BEYER<br />
1999 Detlef THIESS<br />
2001 Manfred MÖLLER<br />
2003 Achim SCHMOLDT<br />
2005 Peter RÖSNER<br />
2007 Dietrich MEBS
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 43<br />
Arbeitskreis Suchtstoffe<br />
Sitzung des<br />
Arbeitskreises<br />
Suchtstoffe in<br />
Frankfurt im GDCh-<br />
Haus. Mittagessen im<br />
Sitzungszimmer.<br />
Von links nach rechts:<br />
Breitner, Raudonat,<br />
Bäumler, Barchet<br />
Sitzung des<br />
Arbeitskreises<br />
Suchtstoffe im<br />
Landeskriminalamt<br />
Wiesbaden<br />
Suchtstoff-Sitzung in<br />
Luxembourg um 1980<br />
Von links nach rechts:<br />
1.Reihe:<br />
Möller, Pommerenk,<br />
Gielsdorf, Arnold,<br />
Angelov, Wennig,<br />
Boesche<br />
2.Reihe: Harzer, Henk<br />
Huizer, Bohn.<br />
Fritschi, Raudonat<br />
Hintere Reihe:<br />
Rübsamen, Stobbe,<br />
Bäumler
T + K (2009) 76 (1): 44<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Arbeitskreis Qualitätskontrolle<br />
Sitzung des Arbeitskreises<br />
Qualitätskontrolle<br />
Homburg /Saar 1988.<br />
Von links nach rechts:<br />
Heinz-Walter Raudonat, ?,<br />
Hans Maurer, Frau Pfleger,<br />
Karl Schmidt.<br />
Sitzung des Arbeitskreises<br />
Qualitätskontrolle<br />
Homburg /Saar 1988.<br />
Von links nach rechts:<br />
James Bäumler, Robert<br />
Wennig, Karl Schmidt
Die ersten Toxichem-Hefte<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 45
T + K (2009) 76 (1): 46<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Workshops<br />
1973 Basel Gaschromatographie und GC/MS<br />
1974 Bonn UV – IR – MS – NMR<br />
1975 ? ?<br />
1976 Bremen GC/MS<br />
1977 Homburg Suchtstoffnachweis<br />
1978 Erlangen Toxikologische Schnellanalysen<br />
1979 Stuttgart Liquidchromatographie<br />
1980 München Extraktion<br />
1981 Köln GC und Derivatisierung<br />
1982 Berlin Erkennung seltener Vergiftungen<br />
1983 Innsbruck Das elektronische Notizbuch im Labor<br />
1984 Hannover Pharmakokinetik<br />
1985 Köln Problemfälle beim GC-Nachweis<br />
1986 Homburg MS, MS-Detektoren, Datenverarbeitung<br />
1987 München Anorganische Giftstoffe<br />
1988 Basel Dünnschichtchromatographie<br />
1989 Ulm Literaturrecherchen<br />
1990 Tübingen Probenvorbereitung, neuere Verfahren<br />
1991 Köln Suchtstoffnachweis im Blut<br />
1992 München Neue Methoden der forensischen Chemie<br />
1993 Aachen Qualitätskontrolle und EDV-Einsatz<br />
1994 Bern Analytische Methoden<br />
1995 Jena Verschiedene Themen<br />
1996 Frankfurt Verschiedene Themen<br />
1997 Freiburg Flüchtige Verbindungen<br />
1998 Luxembourg Kapillarelektrophorese, Screening mit GC-MS im Serum,<br />
Pharmakokinetik im Strassenverkehr<br />
1999 Berlin HPLC, Haaranalyse, Ionenselektive Elektroden usw.<br />
2000 Homburg GC/MS, LC/MS usw.<br />
2001 Mainz Begleitstoffanalyse, Drogen, GC-MS-MS, u.a.<br />
2002 Salzburg Festphasenextraktion, LC-MS, GC-IHS, Speichelanalyse<br />
2003 Zürich Benzodiazepine, Automatisation, Festphasenextraktion<br />
2004 Hamburg Rasterelektronenmikroskopie,GC-MS-TOF,L-MS u.a.<br />
2005 Hanover HPLKC-MS, Headspace-GC-Trap<br />
2006 Den Haag Synth. Drogen, LC-MS-MS, IPC-MS<br />
2007 Frankfurt Gifte in Planzen und Pilzen, Screening mit Kapillarelektrophorese u.a.<br />
2008 Basel Radioaktive Proben, Interpretation der Ergebnisse, Lackproben,<br />
Forensische Psychiatrie
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 47<br />
Workshop 1977 in<br />
Homburg/Saar.<br />
Das Varian 112 mit 5<br />
MB Festplatte (im<br />
Hintergrund)<br />
Von links nach rechts:<br />
Rudi Zimmer, ?, Peter<br />
Rösner, Hans Sachs,<br />
Manfred Hanke, Stefan<br />
Stobbe.<br />
Workshop 1983 in<br />
Innsbruck.<br />
Erste Reihe:<br />
Hans Bösche,<br />
Karl Schmidt,<br />
Manfred Möller,<br />
Hanni Schmidt.<br />
Workshop 1983 in<br />
Innsbruck.<br />
Stefan Stobbe,<br />
Klaus Rübsamen,<br />
Ehrhard Schneider,<br />
Lutz von Meyer
T + K (2009) 76 (1): 48<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Workshop in Münster.<br />
Von links nach rechts<br />
(unvollständig): Gerda<br />
Bösche, Hans Bösche,<br />
James Bäumler,<br />
Manfred Wolf, Enno<br />
Logemann, Guido<br />
Sticht, Klaus Wehr,<br />
Frau Wehr, Gerold<br />
Kauert.<br />
Workshop in Münster.<br />
Von links nach rechts<br />
(unvollständig):<br />
Ernst Klug, James<br />
Bäumler, Manfred<br />
Möller, Landesmüller<br />
und Frau, Gerhard<br />
Bohn und Frau, Lutz v.<br />
Meyer und Frau<br />
Deutsch-Deutscher<br />
Weiterbildungskurs<br />
1992 in Seelingstedt.<br />
Robert Wennig,<br />
Lutz v. Meyer
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 49<br />
Weiter- und Fortbildungskurse der <strong>GTFCh</strong><br />
16.- 20. 11. 1981 Bad Vilbel Grundkenntnisse<br />
26.- 29. 03. 1984 Hiltrup Forensische Chemie<br />
21.- 22. 04. 1986 Bad Vilbel Anwendung immunologischer<br />
Methoden in der toxikologischen Analyse<br />
Zusammensetzung der Getränke und<br />
deren Nachweis<br />
02. - 04. 04.1992 Seelingstädt Pharmakokinetik, Strategie der<br />
Interpretation der Analysenresultate<br />
28. - 30. 03.1994 Kirkel ZNS-wirksame Verbindungen<br />
11. - 13. 04.1996 Kirkel Herz- Kreislauf und Nieren<br />
02.- 04. 04.1998 Kirkel Magen-Darmtrakt. Festphasenextraktion,<br />
LC/MS<br />
13. -15. 04. 2000 Krikel Haut, Haare. Validierung, Veränderungen<br />
klinisch-chemischer. Parameter<br />
21.-23. 03. 2002 Kirkel Lunge. Validierung, Asservierung<br />
01.-03. 04. 2004 Kirkel Endocrinum, Anabolica, Herbal Drugs.<br />
06.-08. 04. 2006 Kirkel Pharmakokinetik, Gutachtenerstellung,<br />
Messunsicherheit, Biostatistik<br />
13. -16. 03. 2008 Kirkel Nervensystem, Analytik von Drogenproben,<br />
LC/MS, Blutalkohol, Qualitätssicherung.<br />
Fachfortbildung für Technische Assistenten in der Toxikologie<br />
1. Kurs: 28. 1. 2006 in Hamburg<br />
2. Kurs: 9.-10- 2. 2007 in Giessen / Marburg<br />
3. Kurs: 18. -19. 4. 2008 in Heidelberg<br />
Symposien und Veranstaltungen mit anderen Gesellschaften<br />
1982 Hamburg Entwicklung und Fortschritte der<br />
forensischen Chemie<br />
30. - 31.5. 1986 Göttingen Die Bedeutung der chem.-tox. Analyse<br />
von Suchtstoffen - Diagnostische,<br />
forensische und therapeutische<br />
Maßnahmen<br />
April 1988 Analytica München Moderne analyt. Methoden in der<br />
Lebensmittel- und gerichtl.Chemie<br />
8. 7. 1988 Heidelberg Wissenschaftliche Gedenksitzung zu<br />
Ehren von J. H. Bösche<br />
1991 Hamburg Rechtsmedizin und forensische<br />
Chemie. Neuere Methoden.
T + K (2009) 76 (1): 50<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
19. 4. 1994 Analytica München Qualitätskontrolle in der toxikologischen<br />
Analytik<br />
22.8.1998 Hamburg Drogen/Medikamente-Verkehrssicherheit<br />
4.11. 1999 Homburg/Saar ROSITA<br />
20.11.1999 Homburg/Saar Akute Vergiftungen –Neuere klinische<br />
toxikologische und analytische<br />
Aspekte<br />
1.-2. 10. 2001 Leipzig. Symposium: Toxikologische Analyse<br />
und Aussagesicherheit<br />
28.11.2002 Berlin Symposium: Die forensische Toxikologie<br />
als universitäres und ausseruniversitäres<br />
Fach - ein Rückblick und<br />
ein Ausblick.<br />
7.3. 2006 Frankfurt. Akkreditierung von Laboratorien im<br />
Bereich Forensik/Rechtsmedizin<br />
3.-4. 10. 2007 Leipzig Symposium: Zur Geschichte der<br />
Toxikologie<br />
Analytical Conference in München<br />
23. 04. 1998: Moderne Analysentechnik in der Klinischen Chemie – Spielzeug oder<br />
Werkzeug?<br />
11. 04. 2000 Progress of LC/CE-MS in Clinical and Forensic Toxicology and<br />
Doping Control<br />
25. 04. 2002 Analytical Trends in Clinical and Forensic Toxicology and Doping<br />
Control<br />
12. 05. 2004 Analytical Pitfalls and Trends in Clinical and Forensic Toxicology<br />
26.04.2006 Progress in Analytical Methods and Data Interpretation for Clinical<br />
and Forensic Medicine<br />
02.04.2008 Hyphenated Mass Spectrometry<br />
Medica Düsseldorf<br />
Die Rolle des Labors bei Drogenmissbrauch und Drogenkontrolle:<br />
18.11.1999 21.11.2002 25.11.2004 17.11.2005 16.11.2006 20.11.2008
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 51<br />
Fortsetzung von S. 28: Teil II: Dokumente aus den Jahren 1971-1981<br />
1. Namen und marktübliche Synonyme des Pharmakons,<br />
2. die Nennung des entsprechenden Falles,<br />
3. den primären Informanden<br />
Für alle Informationen wird Urheberrecht und Dienstgeheimnis garantiert.<br />
Die Datenkommunikation würde am günstigsten von der zentralen Dokumentation zu den<br />
Laboratorien direkt erfolgen.<br />
Es bieten sich hierfür mehrere Möglichkeiten an:<br />
1. Fernschreiber<br />
2. Lochstreifen<br />
3. Magnetbänder, die mit der Post verschickt werden könnten (Nachteil: Magnetbänder<br />
in nur einer Computersprache können nicht von allen Computern gelesen werden).<br />
4. Sichtlochkarten lassen sich ähnlich wie Lochstreifen leicht vervielfältigen. Sie machen<br />
ausserdem unabhängig von den Betriebszeiten eines Computers. Leider können z.Zt.<br />
in München noch keine Sichtlochkarten erstellt werden.<br />
Den Kollegen wird ein diesbezüglicher Fragebogen zugesandt werden.<br />
Literaturdokumentation: Die Computer-Literaturrecherche könnte aufgrund von Schlüsselwörtern<br />
erfolgen. Wenn ein entsprechender Stichwort-Katalog zufriedenstellend sein soll,<br />
wird sein Erstellen sehr schwierig sein. Eine Verschlüsselung müsste nach internationalen<br />
Vereinbarungen erfolgen.<br />
Der Arbeitskreis Dokumentation wird noch weitergehende Informationen zu diesem Komplex<br />
einholen. Herr Post bittet die Kollegen, ihre bisherigen Arbeiten und besonders Sonderdrucke<br />
neuer Arbeiten, zusammenzustellen und ihm zuzusenden (Rechtsmedizin Giessen). Auf<br />
Anfrage werden diese Informationen weitergeleitet.<br />
3. Arbeitsausschuss Klinische Toxikologie<br />
Im Rahmen des Projektes der Entgiftungszentren wurde von der Kommission "Erkennung,<br />
Verhütung und Behandlung von Vergiftungen" des Bundesgesundheitsamtes eine Kartei mit<br />
über 4000 Karten insbesondere über die Zusammensetzung von Haushaltsgiften erstellt. Bis<br />
auf die Analytik ist die Sammlung weitgehend voll-ständig. Die bisher erfasste Analytik<br />
wurde in Zusammenarbeit mit der entsprechen-den analytischen Kommission des Bundesgesundheitsamtes<br />
erstellt. Etliche Verfahren müssen noch nachgeprüft werden. Kollegen, die auf<br />
dem Sektor der klinischen Toxikologie arbeiten, werden gebeten, ihre Erfahrungen mit<br />
Schnellmethoden in Kurzfassung – davon getrennt eine kritische Stellungsnahme über Leistungsfähigkeit,<br />
Grenzen und theoretische Untermauerung der jeweiligen Methode, Frau<br />
Geldmacher v. Mallinckrodt mitzuteilen. Die Schnellanalysen sollen für Kliniker durchführbar<br />
sein. Die Kurzfassungen der geeignetsten Verfahren werden unter Nennung des Einsenders<br />
auf DIN a 5 Karten in die Kartei aufgenommen. Die Stellungsnahmen zu den Verfahren<br />
werden getrennt gesammelt.<br />
Herr Hauck regt an, dass alle Kollegen der Arbeitsgruppe "Forensische und Toxikologische<br />
Chemie" analytische Karten erhalten. Frau Geldmacher wird diese Anregung an das BGA<br />
weitergeben.<br />
Die zukünftig gewünschte analytische Ausgestaltung der Entgiftungszentren dürfte personell<br />
einen Akademiker, 3 MTA und apparative Einrichtungen für die Dünn-schichtchromatographie,<br />
Gaschromatographie, Infrarotspektrophotometrie und Atomabsorption beinhalten.
T + K (2009) 76 (1): 52<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Für die fernere Zukunft wäre zu hoffen, dass auch das System Gaschromatographie-Massenspektrometrie-Computer<br />
vorgesehen wird.<br />
Die Kollegen werden gebeten, Frau Geldmacher v. Mallinckrodt mitzuteilen, ob und welche<br />
Laborkapazität (z.B. 1 Analyse/Woche, Art der möglichen Analyse etc.) in Bezug auf Analysenübernahme<br />
im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Entgiftungszentren vorhanden ist. Sie<br />
wird hierzu einen Fragebogen versenden.<br />
Die folgenden Arbeitsvorschriften werden an je zwei Prüfer zur Beurteilung bis zum nächsten<br />
Treffen ausgegeben:<br />
Verwendung eines AgNO 3 -Reagenzes zum Nachweis von Bromural, Adalin, Abasin, Paracetamol<br />
(Goenechea):<br />
Frau Geldmacher / Herr Hauck<br />
Reaktion nach Cronheim und Ware (Beyer):<br />
Herr Goenechea / Herr Arnold<br />
Bromidbestimmung nach Kisser (Klinge):<br />
Herr Bösche / Herr Barchet<br />
Die Met-Hb-Bestimmung mittels Cyanid hat Herr Arnold bereits zur Prüfung gesandt an<br />
Frau Geldmacher / Herr Raudonat / Herr Möller / Herr Kamm<br />
Herr v. Clarmann soll sie noch erhalten.<br />
Sonstige Mitteilungen<br />
Bis Ende Oktober wird Herr Bösche ein Dünnschicht-Standard Verfahren für saure und neutrale<br />
organische Substanzen, Herr Bäumler für basische Substanzen, Frau Geldmacher für die<br />
Schnellhydrolyse konjugierter Giftstoffe bzw. Metaboliten im Urin vorlegen. Soweit möglich<br />
wird auch eine Rf-Tabelle erstellt werden.<br />
Die von der Firma Macherey-Nagel auf den Markt gebrachten Säulchen (Drug screen), die<br />
laut Angabe zur Trennung toxikologisch relevanter Substanzen von Urin geeignet sein sollen,<br />
haben sich nicht allgemein bewährt.<br />
Im Erlanger Institut konnte in Zusatzversuchen aus Urin z.B. nur 10 % des Pentobarbitals<br />
und 2 % des Luminal nach Anwendung der Säulchen wiedergefunden werden.<br />
Herr Arnold wird die Säulchen bis Ende Oktober weitergehend untersuchen.<br />
Herr Hauck, Herr Iffland und Herr Goenechea werden bis zum Münchner Kongress ausarbeiten,<br />
wie die Arbeitsweise eines Arbeitsausschusses für forensische Chemie aussehen könnte.<br />
In der klinisch-toxikologischen Chemie können definitionsgemäss nicht alle forensisch relevanten<br />
Problemstellungen erfasst werden.<br />
Herr Hauck weist darauf hin, dass im neuen Gadamer noch der spezielle Band über den qualitativen<br />
und quantitativen Nachweis von Suchtmitteln, und anderen Pharmaka fehle. Er bittet<br />
die Kollegen, ihm mitzuteilen, welche Pharmaka noch untersucht und aufgenommen werden<br />
sollten.<br />
Die Gruppen der Pestizide und Herbizide sind schon abgeschlossen, ebenso anorganische<br />
Gifte. Lösungsmittel wurden erst zum Teil bearbeitet. Flüchtige Gifte müssen noch untersucht<br />
werden, bzw. bestehende Untersuchungen zusammengestellt werden.<br />
Die Auswahl der im Gadamer aufzunehmenden Substanzen soll exemplarisch erfolgen. Die<br />
entsprechenden Analysenvorschriften werden sich in qualitative und quantitative Methoden,<br />
neuere apparative Verfahren, als auch Schnellnachweis aufgliedern. Der Nachweis von Meta-
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 53<br />
boliten wird ausführlich berücksichtigt werden. Ausserdem wird mehr Literatur aufgeführt<br />
werden als im Clarke.<br />
Herr Hauck bittet interessierte Kollegen um Mitarbeit. Diese Bitte soll über Herrn Raudonat<br />
allen Kollegen weitergeleitet werden.<br />
Vom 19. bis 21 September wird in Bochum der Deutsche Lebensmittelchemikertag abgehalten.<br />
Am 18. September tagt voraussichtlich in Bochum der Arbeitsausschuss für Klinische<br />
Toxikologie zusammen mit dem Bundesgesundheitsamt. Einladungen hierzu werden noch<br />
ergehen. Herr Raudonat wird gebeten, alle Kollegen der Arbeits-gruppe zu einem Treffen in<br />
Bochum einzuladen, sobald das Programm feststeht.<br />
Die Kollegen werden gebeten, Bitten unserer Kollegen der DDR um Sonderdrucke wenn<br />
irgendmöglich zu erfüllen, da in der DDR nur wenige unserer Zeitschriften erhältlich sind.<br />
In der DDR hat sich eine Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Gesellschaft für Gerichtliche<br />
Medizin aufgetan, die ähnliche Ziele verfolgt wie unsere Arbeitsgruppe.<br />
Nach Herrn Hauck wird bis zum Münchner Kongress der Lernziel-Katalog für den ökologischen<br />
Kurs fertiggestellt sein. Aus dem Katalog wird sich ergeben, welche Unterrichtshilfen<br />
(Dias, Filme) benötigt werden. Die Kollegen werden um diesbezügliche Unterstützung gebeten.<br />
Herr Arnold wird mit Herrn Henschler, Würzburg, Deutsche Pharmakologische Gesellschaft,<br />
Kontakt wegen einer evtl. Zusammenarbeit aufnehmen.<br />
Herr Raudonat wird gebeten, nach Rücksprache mit Dr. Lange den Kollegen eine Liste aller<br />
mit der GDCh korrespondierenden in- und ausländischen Gesellschaften zuzusenden, um<br />
damit einen Beitritt zu der GDCh-Fachgruppe "Lebensmittel und Gerichtliche Chemie" zu<br />
erleichtern.<br />
Viele Kollegen in der Arbeitsgruppe "Forensische und toxikologische Chemie" und zwar<br />
sowohl Mitglieder wie auch Nichtmitglieder der Fachgruppe "Lebensmittelchemie" klagen<br />
darüber, dass sie Mitteilungen dieser Fachgruppe insbesondere aber auch die sehr interessierenden<br />
Mitteilungen der Fachgruppe "Analytische Chemie" (hierüber war mit Dr. Lange seinerzeit<br />
eine Absprache getroffen worden), nicht, oder nur zu spät erhalten. Herr Raudonat<br />
wird gebeten, mit Herrn Lange noch einmal darüber zu sprechen, damit in Zukunft eine vollständige<br />
und rechtszeitige Information aller Kollegen gewährleistet ist.<br />
Herr Barchet teilt mit, dass Prof. Bergner gerne bereit ist, (kurze) Mitteilungen aus dem<br />
Arbeitsgebiet unserer Arbeitsgruppe in das Mitteilungsblatt der GDCh-Fach-gruppe<br />
"Lebensmittelchemie und Gerichtliche Chemie" aufzunehmen. (Manuskript an die Schriftleitung,<br />
Prof. Bergner, Dr. H. Berg, 7 Stuttgart 1, Keplerstr. 17).<br />
Die Frage nach einer möglichst exakten Definition des Arbeitsgebietes unserer Arbeitsgruppe<br />
wird noch zurückgestellt.<br />
Mitglieder der Arbeitsgruppe "Forensische und toxikologische Chemie" der GDCh<br />
W. Arnold, GM Hamburg G. Lutz, GM Diusburg<br />
H. Brandenberger, GM Zürich E. Meyger, BLK München<br />
K. H. Beyer, Berlin M. Möller, Homburg/Saar<br />
J. Bäumler, GM Basel G. Machata, GM Wien<br />
J. Bösche, GM Heidelberg G. Machbert, GM Erlangen<br />
E. Burger, GM Heidelberg A. Moosmeyer, GM Tübingen
T + K (2009) 76 (1): 54<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Ch. K. Besserer, GM Tübingen<br />
G. Müller LKA Wiesbaden<br />
G. Bohn, GM Münster E. Müller, BKA Wiesbaden<br />
H. Berninger, Landstuhl L. v. Meyer, GM München<br />
R. Barchet, CUA Stuttgart U. Mutschke, GM Kiel<br />
M. v. Vlarmann TU München W. Paulus, GM Bonn<br />
G. Denbsky, München M. Pohl, GM Kiel<br />
Döring, GM Göttingen<br />
K. Pohl, GM Freiburg<br />
M. Donike, Köln E. Pöhlmann, GM Würzburg<br />
J. Drabner, Wiesbaden D. Post, GM Giessen<br />
G. Friedrich, GM Freiburg B. Pöpperl, LKA Stuttgart<br />
Feuner, BLK München<br />
Petzing, LKA Stuttgart<br />
M. Geldmacher, GM Erlangen G. Paulig, Berlin<br />
M. Gloger, BKA Wiesbaden Pribilla, GM Lübeck<br />
Glotz, Berlin<br />
H.W. Raudonat, GM Frankfurt<br />
S. Goenechea, GM Bonn E. Rickerl, CUA München<br />
H. Gansau, Berlin J. Reichert, Mainz<br />
R. Hackel, GM Mainz G. Schmidt, GM Heidelberg<br />
G. Hauck, GM München K. Schmidt, GM Frankfurt<br />
R. Iffland, GM Köln Schönamsgruber, LKA Düsseldorf<br />
G. Kamm, Marburg W. Strassner, Berlin<br />
E. Klug, GM Berlin W.Specht, Walburgskirchen<br />
Kräger, GM Münster<br />
P. Schmutte, GM Hamburg<br />
Koll, BLK München<br />
E. Weinig, GM Erlangen<br />
H. Klexel, Wiesbaden L. Lautenbach, GM Erlangen<br />
E. Leucht, BLK München Köppel. GM Essen<br />
Lorke, Wuppertal-Elberfeld
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 55<br />
5. Sitzungen des Arbeitskreises "Suchtstoffe"<br />
Einladung zur 1. Sitzung der Arbeitsgruppe Suchtstoffe<br />
Basel, den 8. Februar 1973<br />
Liebe Kollegen,<br />
anlässlich der Gründungssitzung der Arbeitsgruppe forensische und toxikologische Chemie<br />
wurde eine Untergruppe "Analytik und Nachweis von Suchtgiften" gebildet. Freundlicherweise<br />
haben Sie Ihre Mitarbeit zugesichert.<br />
Es wäre nun am zweckmässigsten, die Fragen unserer Untergruppe vorerst in kleinem Kreis<br />
zu diskutieren, damit wir an den Tagungen in Erlangen und Bochum bereits konkrete Vorschläge<br />
unterbreiten können. Denn ohne Vorbereitung ist es kaum möglich, in einer grösseren<br />
Diskussionsrunde zum Ziele zu gelangen. Ich möchte Sie daher als Mitglied der Untergruppe<br />
zu einer Besprechung am 20. März 1973 einladen. Als zentraler Ort, der von den meisten<br />
Teilnehmern nicht allzu weit entfernt ist, scheint mir Frankfurt am günstigsten.<br />
Wir treffen uns daher am<br />
20.März 1973 um 10.00 Uhr in Frankfurt<br />
im Carl Bosch-Haus an der Varrentrappstr. 40-42<br />
im kleinen Sitzungssaal<br />
Es soll versucht werden, darüber zu diskutieren, wie wir uns in bezug auf den Suchtmittelnachweis<br />
gegenseitig behilflich sein könnten. Dies wäre zu erreichen einenteils durch Austausch<br />
von Informationen über Substanzen und über Modeströmungen usw., andernteils durch<br />
eine Einigung auf analytische Methoden, so dass ein gegenseitiger Vergleich und Austausch<br />
von Daten (Rf-Werte, Retentionszeiten, Massenspektren usw.) möglich wäre. Ferner scheint<br />
es mir sinnvoll, sich einmal über die Eignung der Gaschromatographie beim Suchtmittelnachweis<br />
zu unterhalten. Ich denke hier auch an die Möglichkeit der Veranstaltung eines Kurses<br />
über die forensische Anwendung der Gaschromatographie.<br />
An Problemen wird es nicht fehlen. Wenn es uns gelingt, einige davon anzupacken und im<br />
Laufe der Zeit zu lösen, so dürfte dies der Anfang einer nutzbringenden Zusammenarbeit sein.<br />
Ich hoffe, dass es Ihnen möglich sein wird, sich für den angegebenen Zeitpunkt freizumachen<br />
und freue mich, Sie in Frankfurt zu treffen<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
J. Bäumler<br />
Geht an: Prof. H. Raudonat, Frankfurt<br />
Dr. J. Bösche, Heidelberg<br />
Dr. R. Hackel, Mainz<br />
Dr. G. Kamm, Marburg<br />
Dr. M. Möller, Homburg<br />
Dr. G. Müller, Wiesbaden<br />
Dr. B. Pöpperl, Stuttgart
T + K (2009) 76 (1): 56<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
6. Juni 1973<br />
Betr. GDCh-Fachgruppe für forensische und toxikologische Chemie<br />
Liebe Kollegen,<br />
an unserer letzten Sitzung wurde der Wunsch geäussert, uns anlässlich der ACHEMA wieder<br />
zu treffen. Ich möchte Sie daher an das vereinbarte Datum erinnern:<br />
Montag, den 25.Juni 1973 um 16.30 Uhr<br />
Ort: Zentrum für Rechtsmedizin, Kennedyallee 104, Frankfurt<br />
Darf ich Sie gleichzeitig bitten, bis zu unserer Zusammenkunft die Vorschrift für den Morphinnachweis<br />
zusammenzustellen und den Nachweis der Weckamine nach Steinigen auszuprobieren.<br />
Weitere Fragen, die wir besprechen wollen, sind:<br />
Aufstellen des Fragebogens (Information) für Ende 1973, Vorbereitung der Fortbildungskurse<br />
1973 über GC und 1974 über IR. Ferner liegt eine Anfrage an unsere Arbeitsgruppe vor über<br />
das Problem der Morphinausscheidung. Darf ich Sie noch bitten, die Frage zu überlegen, wie<br />
lange nach der letzten Injektion bei Süchtigen im Urin mit einem positiven Befund zu rechnen<br />
ist (Literatur vorhanden?).<br />
Geht an:<br />
Prof. Raudonat, Frankfurt<br />
Dr. J. Bösche, Heidelberg<br />
Dr. R. Hackel, Mainz<br />
Dr. G. Kamm, Marburg<br />
Dr. M. Möller, Homburg<br />
Dr. G. Müller, Wiesbaden<br />
Dr. B. Pöpperl, Stuttgart<br />
Dr. E. Pöhlmann, Würzburg<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
J. Bäumler
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 57<br />
6. Toxichem<br />
T O X I C H E M<br />
Nummer 1<br />
Januar 1976<br />
Informationen aus der Arbeitsgruppe<br />
F O R E N S I S C H E und T O X I K O L O G I S C H E C H E M I E<br />
Der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie der GDCh<br />
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *<br />
Inhalt:<br />
Zusammensetzung und Ziele der Arbeitsgruppe “forensische und toxikologische Chemie“<br />
( H. R a u d o n a t )<br />
Bericht des Arbeitskreises "Klinisch-toxikologische Analytik"<br />
(M. G e l d m a c h e r)<br />
Zur Standardisierung der Dünnschichtchromatographie aus der Arbeit des Kreises "Analytik<br />
der Suchtstoffe"<br />
(J. B ä u m l e r)<br />
Interessante Untersuchungsfälle<br />
Anzeigen und Mitteilungen<br />
Zusammensetzung und Ziele der Arbeitsgruppe forensische und toxikologische Chemie<br />
( H. Raudonat)<br />
Die Arbeitsgruppe Forensische und toxikologische Chemie in der Fachgruppe Lebensmittel<br />
und Gerichtliche Chemie GDCh besteht nunmehr drei Jahre. Der Zuspruch aus<br />
Kollegenkreisen der Universitätsinstitute, Untersuchungsämter, Kriminalämter und der<br />
chemisch-toxikologisch tätigen Chemiker der Industrie war so rege und der<br />
Mitgliederzuwachs, einschliesslich der ständigen Gäste, so gross, dass die gesamte Gruppe für<br />
eine effektive Arbeit zu schwerfällig wurde. Ausserdem war das zu bearbeitende<br />
Fragenspektrum zu umfangreich geworden. Deshalb wurden die Aktivitäten in Ausschüsse<br />
mit je 10-12 Kollegen verlegt. Drei von ihnen, die "Analytik der Suchtstoffe, Klinischtoxikologische<br />
Analytik und Dokumentation von Analysendaten" haben ihre Tätigkeit<br />
aufgenommen. Ein weiterer Ausschuss "Neue Methoden zur Isolation von Giftstoffen aus<br />
biologischem Material" wird in Kürze mit seiner Arbeit beginnen. Die aktiven Mitarbeiter<br />
dieser Ausschüsse treffen sich regelmässig, mindestens zweimal jährlich, zu Diskussion und<br />
Auswertung ihrer überwiegend experimentellen Forschungsergebnisse. Die Arbeitsgruppe<br />
selbst strebt die Erarbeitung vergleichbarer Analysenmethoden ebenso an wie die<br />
Entwicklung computergerechter chemisch-toxikologischer Analysentechniken. Ausserdem<br />
wird die Arbeitsgruppe eine Metabolitenkartei erstellen. Sie wird weiterhin bemüht sein, alle<br />
Ergebnisse entweder im Mitteilungsblatt der Fachgruppe zu veröffentlichen oder durch<br />
Publikation und Vorträge insbesondere in Veranstaltungen der GDCh, zu verbreiten. Um alle<br />
Mitglieder der Arbeitsgruppe über den Verlauf unserer Vorhaben zu informieren scheint es<br />
erforderlich zu sein, ein regelmässig erscheinendes Informationspapier zu versenden. Das
T + K (2009) 76 (1): 58<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
erste Exemplar halten Sie heute in Händen. Sie werden hier u.a. in Zukunft nicht nur<br />
Hinweise zu internen Sitzungen und Workshops finden, sondern auch Berichte über seltene<br />
chemisch-toxikologische Analysenbefunde oder wenig geeignete chemisch-toxikologische<br />
Analysenverfahren. Möge dieses Papier seinen ihm zugedachten Zweck erfüllen.<br />
Fachgruppe für Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie der Gesellschaft deutscher Chemiker:<br />
Arbeitsgruppe Forensische und Toxikologische Chemie<br />
Obmann: H. Raudonat (Frankfurt)<br />
Arbeitsgruppen:<br />
Analytik und Nachweis von Suchtgiften:<br />
J. Bäumler (Basel), Vorsitzender<br />
W. Arnold (Hamburg), J. Bösche (Heidelberg), J. Breiter (Darmstadt), M. Donike<br />
(Köln), R. Hackel (Mainz), G. Kamm (Marburg), M. Möller (Homburg), E. Müller<br />
(Wiesbaden), G. Müller (Wiesbaden), B. Pöpperl (Stuttgart), H. Raudonat (Frankfurt),<br />
J. Wasilewski (Hamburg)<br />
Klinische Toxikologie<br />
M. Geldmacher (Erlangen), Vorsitzende<br />
W. Arnold (Hamburg), R. Barchet (Stuttgart), H. Berninger (Landstuhl), K. Beyer<br />
(Berlin), M. V. Clarmann (München), S. Goenechea (Bonn), R. Helmer (Kiel), M.<br />
Möller (Homburg), H. Raudonat (Frankfurt)<br />
Dokumentation<br />
D. Post , Vorsitzender<br />
M. v. Clarmann (München), E. Müller (Wiesbaden), G. Schmidt (Heidelberg)<br />
Extraktion von biologischem Material<br />
S. Goenechea (Bonn), Vorsitzender<br />
Wer Interesse hat, in einer der Arbeitsgruppen mitzumachen, melde sich bitte beim<br />
entsprechenden Vorsitzenden oder beim Obmann.<br />
Bericht des Arbeitsausschusses "Klinisch-toxikologische Analytik" (M. Geldmacher)<br />
Die Arbeitsgruppe hat im vergangenen Jahr wie in den Jahren zuvor im Rahmen von<br />
Kommissionen des Bundesgesundheitsamtes sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
gearbeitet.<br />
Das Ziel der Arbeit im Rahmen des Bundesgesundheitsamtes ist die Erweiterung der<br />
Informationskartei "Erkennung, Behandlung und Verhütung von Vergiftungen" um<br />
sogenannte "Analytische Karten" (Farbe orange).<br />
Die ersten dieser Karten sind den Mitgliedern der ganzen Arbeitsgruppe "Forensische und<br />
toxikologische Chemie" bereits zugegangen. Eine Sitzung fand im April 1975 in Berlin statt.<br />
Hierbei wurden weitere Karten verabschiedet. Nach Drucklegung werden diese wieder allen<br />
Mitgliedern der Arbeitsgruppe zugehen. Die nächste Sitzung ist für 27.1.1976 vorgesehen.<br />
Die Arbeit im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft erfolgte in Zusammenhang<br />
mit der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe, Arbeitsgruppe<br />
Analytische Chemie, Arbeitskreis "Analyse im biologischen Material".
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 59<br />
Hier wurden in der bisher zweijährigen Arbeit unter Mitarbeit auch von Kollegen aus dem<br />
gewerbetoxikologischen Bereich 18 Methoden zur Bestimmung von Schadstoffen im Blut<br />
bzw. Urin formuliert und geprüft sowie redaktionell bearbeitet. Diese Vorschriften befinden<br />
sich mit "speziellen Vorbemerkungen", die auf die Besonderheiten der Analysen im<br />
biologischen Material eingehen, beim Verlag Chemie in Druck. Das Ringbuch mit der ersten<br />
Lieferung wird Anfang 1976 erscheinen. Weitere Methoden sind bereits weitgehend<br />
vorbereitet, sodass mit der zweiten Lieferung im Verlauf des Jahres 1976 zu rechnen ist.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie hat grosses Interesse an der Arbeit unserer<br />
GDCh-Arbeitsgruppe. Wir wurden eingeladen, im Februar 1975 ein zweitätiges Symposium<br />
mit dem Thema "Klinisch-Chemische Diagnostik von Vergiftungen" zu organisieren. Dieses<br />
fand in Bonn-Bad-Godesberg statt.<br />
Ein Bericht über die dort gehaltenen Referate sowie die sich anschliessende sehr lebhafte<br />
Diskussion wird in Kürze in der Zeitschrift für Klinische Chemie erscheinen. Alle Mitglieder<br />
der Arbeitsgruppe werden einen Sonderdruck erhalten.<br />
Besonders hinweisen möchte ich auf die "Biochemische Analytik 76", die vom 9. –13.4.1976<br />
in München stattfindet. Für Sonntag, den 11.4. ist ein Symposium "Analytische Probleme der<br />
Humantoxikologie" geplant, in dem über die besonderen Probleme der Gewinnung<br />
zuverlässiger analytischer Daten beim Menschen sowie ihre Bedeutung referiert wird.<br />
Referenten auf diesem Symposium sind u.a.: BÄUMLER, Basel, BERNINGER, Landstuhl,<br />
BRANDENBERGER, Zürich, DONIKE, Köln, GOEDDE, Hamburg, HEYNDRICKX, Gent,<br />
IBE, Berlin, MACHATA, Wien, REMMER, Tübingen, SCHALLER, Erlangen, SCHMIDT,<br />
Heidelberg, SCHUEPPEL, Braunschweig, STAMM, München, WALBERG, Los Angeles.<br />
Zum gleichen Themenkreis konnten Kurzvorträge bis zum 31.10.1975 angemeldet werden.<br />
Das vorläufige Programm und die Anmeldeformulare sind allen Mitgliedern der Gruppe<br />
zugegangen.<br />
Auf der "Biochemischen Analytik" finden weiterhin Praktika über Hochdruckflüssigkeitschromatographie,<br />
ionenselektive Elektroden, die radioimmunologische Analytik<br />
sowie die Massenspektrometrie bezüglich ihrer Anwendung in der Toxikologie statt.<br />
Rechtzeitige Anmeldung wird erbeten.<br />
Adressen der Redaktoren:<br />
Dr. J. Bäumler, Postfach 282, CH-4012 Basel<br />
Prof. M. Geldmacher, Institut für Rechtsmedizin, Universitätstrasse 22, 852 Erlangen<br />
Prof. H. W. Raudonat, Institut für Rechtsmedizin, Kennedyallee 104,7 Frankfurt 70<br />
<strong>TOXICHEM</strong> Nr. 2. Juni 1976<br />
Inhalt:<br />
Zur Rauschgiftsituation (G. Müller, Wiesbaden)<br />
Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin in Saarbrücken<br />
(M. Möller Homburg)<br />
Workshop über Massenspektrometrie in Bremen 25.-26. November 1976<br />
Zur Standardisierung der Dünnschichtchromatographie. II. Teil: Anfärbereagenzien (J. Breiter,<br />
Darmstadt).<br />
Interessantes aus den Laboratorien: DC-Nachweis von Diazepam (Valium) neben Carbamazepin<br />
(Tegretol) in Urin und Blut (G. Kamm, Marburg)
T + K (2009) 76 (1): 60<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Tödliche Vergiftung mit Norgesic (K. Harzer, R. Barchet, Stuttgart)<br />
Suizidale Vergiftung mit Fluorid (A. Zober, Erlangen)<br />
Zur Rauschgiftsituation (Dr. G. Müller)<br />
Es dominiert Heroin (Herkunft: vorwiegend Hongkong) mit seinen bekannten Beimischungen:<br />
Coffein (im Ursprungsland beigemischt)<br />
Strychnin ( in Spuren, im Ursprungsland beigemischt)<br />
Barbital ( im Ursprungsland beigemischt ?)<br />
Phenazon / Paracetamol / Aminophenazon / Acetylsalicylsäure / Chinin /<br />
Diphenhydramin<br />
Soweit bekannt, werden letztere Substanzen im Verbraucherland zugegeben. Synthetische<br />
Opiate sind auf Grund einer neuen Regelung für die Apotheken selten.<br />
Cannabis und Konzentrate werden im bisher bekannten Umfange beobachtet. – Fälschungen<br />
sind seltener geworden.<br />
Obwohl derzeit wenig Cocain sichergestellt wird, ist auf die zunehmende Tendenz bei diesem<br />
Rauschmittel hinzuweisen.<br />
Halluzinogene und Weckamine haben offensichtlich nur noch eine geringe Aktualität.<br />
In zahlreichen Asservaten sind die rezeptpflichtigen Spezialitäten Mandrax, Fortral und Valoron<br />
vorhanden. Es handelt sich um beliebte, leicht zu beschaffende Ersatzmittel.<br />
Lokalanästhetika als Rauschmittel: Zur Jahreswende 1975/76 traten im eigenen untersuchungsmaterial<br />
Lidocain, Procain und Benzocain auf. – Es ist anzunehmen, dass die Nachsilbe<br />
“cain“ unwissende Rauschmittelbenutzer dazu verleitet, Cocain zu vermuten. Die Substanzen<br />
wurden sowohl als Lösung in Ampullen als auch in reiner Form aufgefunden. In zwei<br />
Fällen wurde Lidocain zusammen mit Morphin im Urin nachgewiesen. Es handelte sich eindeutig<br />
um Vergiftungen. Ähnliche Fälle wurden berichtet von Basel/München/Homburg/<br />
Göttingen.<br />
Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin in<br />
Saarbrücken (2.-4.4.1976) ( M. Möller)<br />
Der erste Tag war dem Thema “Leistungsfähigkeit und Fahrverhalten“ gewidmet. Hier wurde<br />
über technische Probleme aus ärztlicher und psychologischer Sicht sowie Sicherheitsfragen<br />
diskutiert. Lediglich H STAAK (Tübingen) berichtete über ein toxikologisches Thema:<br />
Wechselwirkung von “Oxazepam-Alkohol“, wobei er als Ergebnis seiner pharmako-psychologischen<br />
Untersuchungen hervorhob, dass eine Wechselwirkung im Metabolismus beider<br />
Stoffe nicht eindeutig zu erkennen war. Gleichzeitiger Einfluss von Alkohol und Oxazepam<br />
führt zu erhöhter Motorik und einer erhebliche Einschränkung des Höchstleistungsvermögens.<br />
Der zweite Tag stand unter dem Leitthema „Arzneimittelwirkung und –nachweis bei Verkehrsteilnehmern“<br />
M.R. Möller referierte über den gegenwärtigen Entwicklungs-stand und<br />
die Grenzen der Nachweisbarkeit von Arzneimitteln in Blutproben. Schwerpunkt seines Vortrages<br />
waren die modernen immunologischen Methoden (FRT, EMIT, RIA und HI).<br />
K. PFLEGER (Homburg/Saar) erläuterte die Vorteile und Möglichkeiten des Nach-weises<br />
von Arzneimitteln in Blutproben bei therapeutischen Dosierungen mittels GC-MS.<br />
W. A. BUNY (US Army, Landstuhl) erläuterte das Vorgehen in seinem Labor bei der Suche<br />
nach unbekannten Arzneimitteln in Blut- und Urinproben und brachte statistische Zahlen über<br />
die Kombination von Arzneimitteln und Alkohol bei ameri-kanischen Armeeangehörigen in<br />
Deutschland.<br />
J. BREITER (Darmstadt) berichtete über das von ihm ausgearbeitete Dünnschicht-Screening-<br />
Verfahren zum Nachweis von Arzneimitteln im Urin.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 61<br />
H. STICHT und G. KÄFERSTEIN (Köln) beschrieben die Ausfallerscheinungen im Strassenverkehr<br />
durch Bromharnstoffderivate, wobei sie bei ihren eigenen dünn-schichtchromatographischen<br />
Untersuchungen von 1 g Blut oder Urin ausgehen und ausser Carbromal auch<br />
Bromdieaethylacetamid bestimmen. Aus dem Quotienten Carbromal/Metabolit kann man auf<br />
den Zeitpunkt der Einnahme zurückschliessen, da dieser mehrere Stunden nach Einnahme<br />
deutlich unter 1 abfällt.<br />
R. IFFLAND (Köln) sprach über die gaschromatographische Bestimmung von Pharmaka im<br />
Serum bei Alkoholblutproben in Abhängigkeit von gegebener Menge und Zeitraum.<br />
W. ARNOLD ist der Ansicht, dass der Prozentsatz der unter Tabletteneinfluss ste-henden<br />
Kraftfahrer wesentlich höher liegt als bisher angenommen, da die meisten eine Tabletteneinnahme<br />
bewusst verschweigen. Die Benzodiazepine stehen am erster Stelle, gefolgt von den<br />
Bromharnstoffderivaten. Verkehrsdelikte, die auf Fahruntüchtigkeit infolge Tabletteneinnahme<br />
zurückzuführen sind, werden nach seiner Erfahrung meist nicht erkannt.<br />
Abschliessend berichtete H. SCHÜTZ über einen Screening-Test auf Benzodiazepine mit<br />
zweidimensionaler Dünnschichtchromatographie.
T + K (2009) 76 (1): 62<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
7. Vorbereitung der Gründungsversammlung<br />
Briefe von J. Bäumler zur Vorbereitung der Gründung<br />
J. Bäumler Münchenstein, den 12.9.1978<br />
Herrn<br />
H. Raudonat<br />
Frankfurt<br />
Lieber Heinz,<br />
beiliegend findest Du die Adressenliste von Interessenten für das Toxichem. Darf ich<br />
Dich bitten, die entsprechenden Nummern zu verschicken.<br />
Für Deine Bemühungen und Deine Arbeit in Mespelbrunn danke ich Dir nochmals herzlich.<br />
Es war wirklich nett (und auch einmal nötig), sich in ungezwungenem Rahmen, ohne grosses<br />
Programm, einmal zu treffen und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war. Schade, dass wir<br />
am Sonntag so früh wegfahren mussten, aber es war wirklich nötig, denn unser Reiseweg war<br />
weit und anstrengend. Wir haben ein paar herrliche Tage in London und Paris verbracht. Leider<br />
hat nun wieder der "graue Alltag" begonnen.<br />
Ein weiterer Dank gebührt Dir, dass Du den Stein einer Gesellschaft für chemische Toxikologie<br />
(oder toxikologische Chemie) ins Rollen gebracht hast. Wir haben uns in den verschiedenen<br />
Arbeitskreisen intensiv mit unserer analytischen Arbeit befasst. Das ist nötig und auch die<br />
Erfolge waren erfreulich. Aber unser ursprüngliches Ziel, das uns überhaupt zur Bildung einer<br />
Fachgruppe brachte, war ja immer die Selbst-ständigkeit der chemischen Toxikologie zu fördern.<br />
Aber gerade diesen Punkt haben wir total vernachlässigt. Hier haben wir von der GDCh<br />
keine Unterstützung erhalten. Im Gegenteil wir sind eine der vielen Untergruppen der Abteilung<br />
Lebensmittel-chemie geworden. Dieses Ziel können wir nur mit einer selbstständigen<br />
Gesellschaft erreichen.<br />
Ich weiss, dass viele Kollegen – von denen ich einige sehr schätze – den Mut dazu nicht<br />
besitzen. Aber es ist höchste Zeit dazu, denn zwei andere Bereiche (Klinische Chemie, Pharmakologie<br />
und Arbeitsmedizin) versuchen uns aufzusaugen. Nur mit einer eigenen Organisation<br />
können wir uns durchsetzen, nur so können wir mit den anderen als gleichberechtigte<br />
Partner verhandeln. Lieber Kollege, die Zeit drängt und wir müssen uns dringend an die<br />
Arbeit machen.<br />
Wenn wir auch den Zorn einiger Rechtsmediziner auf uns laden, so darf uns dies nicht stören.<br />
Die Rechtsmedizin steht ja selbst auf schwachen Füssen und kämpft um ihre Existenz, sie<br />
brauchen wir nicht zu fürchten. Sie benötigen uns ja und müssen aus diesem Grund sich mit<br />
uns arrangieren. Schwieriger wird sich der zukünftige Kontakt zur GDCh gestalten, doch<br />
wird sich auch hier eine Lösung finden. Wichtig scheint mir auch, dass wir die Chemiker der<br />
Landeskriminalämter miteinbeziehen. Sie bringen uns eine wertvolle Unterstützung. Wir<br />
haben ja schon viel Vorarbeit geleistet. Arbeitskreise sind schon vorhanden, unser Mitteilungsblatt<br />
existiert bereits, sodass der Schritt zur eigenen Gesellschaft ein kleiner ist.<br />
Wir müssen die Angelegenheit am Fortbildungskurs genauer besprechen, sodass wir an der<br />
Suchtstoffsitzung vom Dezember den Plan für die Gründung im Jahr 1979 vorlegen können.<br />
Wir könnten den Workshop 1979 etwas anders gestalten. Zuerst eine Gründungsversammlung<br />
mit einigen wenigen Referaten und anschliessend ein kleineres Seminar über Qualitätskontrolle.<br />
Wir müssen die Qualitätskontrolle für toxikologische Analysen in unsere eigene Hand
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 63<br />
nehmen und dürfen dies auf keinen Fall den Rechtsmedizinern (wie beim Blutalkohol) überlassen.<br />
Ich bin sehr zuversichtlich und hoffe auf eine baldige Realisierung unseres Vorhabens.<br />
Darf ich Dich bitten, mir für die Nacht vom 12.auf 13. 10. am Fortbildungskurs ein Zimmer<br />
zu reservieren.<br />
Mit herzlichen Grüssen<br />
James<br />
J. Bäumler Basel, den 5. 10. 1978<br />
Lieber Heinz,<br />
da ich Dich leider telefonisch nicht erreichen konnte, hier nur kurz das Neueste. Ich<br />
habe länger mit Frau Geldmacher wegen einer neuen Gesellschaft gesprochen. Danach wäre<br />
sie einverstanden, wenn wir eine Gesellschaft gründen im Schosse der TIAFT. Dies wäre jetzt<br />
möglich, da Herr Brandenberger zur Zeit Präsident der TIAFT ist.<br />
Wir würden die vorgesehene Gesellschaft gründen und uns als Mitteleuropäischer Teil der<br />
TIAFT betrachten. D. h. wir wären eine selbstständige Gesellschaft, die international der<br />
TIAFT angeschlossen ist.<br />
Frau Geldmacher wird am nächsten Mittwochabend noch etwas in Frankfurt bleiben und ich<br />
werde - falls Du mir das Zimmer besorgen kannst – am Mittwochnachmittag nach Frankfurt<br />
kommen. Kannst Du eine Zusammenkunft am 11. Oktober um 17.00 Uhr organisieren? Es<br />
sollten aber nicht alle daran teilnehmen, nur Du, Frau Geldmacher, M. Möller und W. Arnold<br />
(evtl. noch Goenechea).<br />
Beiliegend findest Du einen Statutenentwurf als Grundlage zu unserer Diskussion.<br />
Herzliche Grüsse<br />
James<br />
J. Bäumler 27.10. 1978<br />
Lieber Heinz,<br />
beiliegend den Statutenentwurf, den ich auf Grund unserer Diskussion in Frankfurt<br />
abgeändert habe. Brandenberger sieht keine Schwierigkeiten in bezug auf die TIAFT. Ein<br />
ähnliches Problem hat sich soeben mit den Australiern ergeben. Die Australier wollen - wie<br />
wir - eine regionale Gesellschaft gründen. Da die TIAFT keine gedruckten Statuten besitzt,<br />
wird sie nach einer neuen Regelung suchen. Die TIAFT kann aber wegen ihrem weltweiten<br />
Einzugsgebiet nicht so schnell arbeiten.<br />
Den Statutenentwurf nebst einem längeren Schreiben über Ziel und Organisation unserer<br />
neuen Gesellschaft habe ich den Herren Barchet, Brammer, Machata, G. Müller und G. Megges<br />
geschickt. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass wir bis jetzt der Öffentlichkeit<br />
noch nichts bekannt gegeben haben. Gleichzeitig fragte ich sie um Mitarbeit im neuen Vorstand<br />
an. Nach unserer Besprechung in Frankfurt würde sich der Vorstand wie folgt gliedern:<br />
Tox. Labor:<br />
Arnold, Goenechea, Möller<br />
Krim. Labors:<br />
Megges, G. Müller
T + K (2009) 76 (1): 64<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Chem. Untersuchungsämter: Barchet, Brammer<br />
Österreich:<br />
Machata<br />
Schweiz:<br />
Bäumler<br />
Du und Frau Geldmacher würden wegen ihren bisherigen Ämtern sich vorläufig nach aussen<br />
noch etwas passiv verhalten, aber es sind ja noch zwei Plätze im Vorstand frei, diese müssen<br />
erst später besetzt werden. Alle oben erwähnten Herren habe ich zur Gründungsversammlung<br />
vom 4. Dezember nach Frankfurt eingeladen. Selbstverständlich können alle auch an der<br />
Suchtstoffsitzung vom 5. Dez. und der anschliessenden Besichtigung der amerikanischen<br />
Kriminallabors teilnehmen.<br />
Zur Besprechung des Statutenentwurfs und Diskussion über das weitere Vorgehen (Gründung,<br />
Mitgliederwerbung, Toxichem, Veranstaltungen, Arbeits- und Ämterverteilung) sollten<br />
wir uns, wie schon vorgesehen, am 8. November in Stuttgart treffen. Da ich im Arbeitskreis<br />
Geldmacher nicht mehr mitmache, kenne ich den Zeitpunkt des Schlusses dieser Sitzung in<br />
München nicht. Darf ich Dich also bitten, zusammen mit R. Barchet Ort und Zeit in Stuttgart<br />
festzulegen und für uns auch ein Hotelzimmer zu reservieren.<br />
Ich hoffe, dass wir unser Ziel einer eigenen Gesellschaft noch dieses Jahr erreichen werden<br />
und grüsse Dich inzwischen herzlich<br />
James<br />
J. Bäumler Münchenstein, den 12.9.1978<br />
Herrn<br />
G. Megges<br />
BKA München<br />
Lieber Herr Megges.<br />
Möglicherweise hat Ihnen Herr Kollege Raudonat schon mitgeteilt, dass wir gerne<br />
eine Gesellschaft für toxikologische Chemie gründen möchten. Die Ablösung von der Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin im Jahre 1971 und Anlehnung an die Fach-gruppe für Lebensmittelund<br />
Gerichtliche Chemie der GDCh haben uns einige Vorteile gebracht. Vor allem wurde<br />
unser Kreis erweitert. Unsere Fachkollegen aus den Chemischen Untersuchungsämtern und<br />
Kriminalämtern haben den Erfahrungs-austausch wesentlich bereichert. Doch zeigt es sich<br />
immer mehr, dass wir in der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie nur ein kleiner<br />
unbedeutender Arbeitskreis sind und uns die komplizierte Administration der GDCh immer<br />
wieder Schwierigkeiten macht. Wir möchten trotz dieser Neugründung den Arbeitskreis<br />
Toxikologische Chemie der Fachgruppe Lebensmittel- und Gerichtliche Chemie aufrecht<br />
erhalten, denn als Berufsorganisation kann uns die GDCh Hilfe bieten. Daneben sollten wir<br />
aber eine eigene, selbstständige Gesellschaft haben, die unser Fachgebiet nach aussen vertritt.<br />
Bis jetzt haben wir unseren Plan einer Gesellschaftsgründung noch nicht öffentlich bekannt<br />
gegeben. Einzig am Fortbildungskurs wurde die Angelegenheit mit Geldmacher, Raudonat,<br />
Arnold, Möller und Goenechea besprochen. Inzwischen werden wir noch Kontakt aufnehmen<br />
mit Machata, G. Müller, Barchet, Brammer.<br />
Sie finden in der Beilage einen Statutenentwurf nebst Kommentar, wie wir ihn in Frankfurt<br />
diskutiert haben. Die Zusammenarbeit mit der TIAFT wird sicher möglich sein. Da bei der<br />
TIAFT aus Australien ein ähnlicher Fall vorliegt, wird die TIAFT eine entsprechende Regelung<br />
ausarbeiten.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 65<br />
Wir hätten gerne den Statutenentwurf nochmals diskutiert und das Vorgehen vor und nach der<br />
Gründung besprochen. Da viele Kollegen am 7./8. 11. nach München zur Sitzung des<br />
Arbeitskreises Geldmacher fahren, möchten wir uns im Anschluss daran, am Abend des 8.<br />
Novembers in Stuttgart treffen.<br />
Da am 5. Dezember in Frankfurt eine Zusammenkunft des Arbeitskreises Suchtstoffe stattfindet,<br />
möchten wir am Vorabend die neue Gesellschaft gründen. Sie sind natürlich zur Gründung<br />
und zur Sitzung herzlich eingeladen. Am Nachmittag des 5. Dezembers werden wir die<br />
amerikanischen Kriminallabors in Frankfurt besichtigen können.<br />
Wir wären alle froh, wenn Sie der neuen Gesellschaft zustimmen könnten und auch gleich als<br />
Vorstandsmitglied zusagen könnten! Damit möglichst alle Fachrichtungen und Länder vertreten<br />
sind, haben wir für den Vorstand an folgende Namen gedacht:<br />
Tox. Labor:<br />
Möller (Homburg)<br />
Arnold (Hamburg)<br />
Goenechea (Bonn)<br />
Österreich:<br />
Machata<br />
Schweiz:<br />
Bäumler<br />
Kriminalämter:<br />
Megges<br />
G. Müller (Wiesbaden)<br />
Chem. Untersuchungsämter: Barchet (Stuttgart)<br />
Brammer (Bielefeld)<br />
Frau Geldmacher, als Vertreterin in der Gesellschaft für Rechtsmedizin, und Herr Raudonat,<br />
als Obmann der GDCh, müssten sich vorläufig etwas passiv verhalten, da sie sonst in Schwierigkeiten<br />
mit ihren bisherigen Ämtern kommen könnten.<br />
Ich glaube, dass der Zeitpunkt einer Gesellschaftsgründung richtig ist, denn nur so können wir<br />
eine gewisse Selbstständigkeit erreichen und bewahren. Wir sind eine Generation von Toxikologen,<br />
die langsam älter werden und sollten daher unseren jüngeren Kollegen diesen Schritt<br />
der Gesellschaftsgründung abnehmen, da dies für uns sicher leichter sein wird. Durch die<br />
Arbeit unserer Arbeitskreise ist ja schon vieles geleistet worden, sodass wir nicht von vorne<br />
anfangen müssen.<br />
Ich hoffe gerne, dass Sie mit unseren Vorschlägen im grossen Ganzen einverstanden sind und<br />
grüsse Sie inzwischen recht freundlich<br />
Ihr J. Bäumler
T + K (2009) 76 (1): 66<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
8. Schwierigkeiten nach der Gründung.<br />
Briefwechsel mit der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Prof. W. Schwerd) betr.<br />
Zusammenarbeit und Fachtitel.<br />
Basel, den 15.März 1979<br />
Gesellschaft für Forensische und Toxikologische Chemie<br />
Herrn Prof. Dr. W. Schwerd<br />
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
D-8700 Würzburg<br />
Sehr geehrter Herr Professor,<br />
wenn ich Ihnen erst heute über die Gründung einer Gesellschaft für Toxikologische<br />
und Forensische Chemie schreibe, liegt dies daran, dass ich die erste Vorstandssitzung vom<br />
9.3.79 abwarten wollte, damit ich Ihnen genauere Angaben über die geplanten Aktivitäten<br />
mitteilen kann. Inzwischen ist auch die Satzung vervielfältigt worden, so dass ich Ihnen ein<br />
Exemplar beilegen kann.<br />
Lassen Sie mich zuerst einige Hinweise anführen, die uns bewogen, eine eigene Gesellschaft<br />
zu gründen. Die Arbeit der toxikologischen Chemiker hat sich in den letzten Jahren grundlegend<br />
geändert. Vor 20 Jahren, als ich bei Ihnen und den Herren Weinig und Schmidt als<br />
Anfänger in der Toxikologie in Erlangen war, handelte es sich um einfache chemische Nachweisreaktionen<br />
(Schmelzpunkte, Kristallreaktionen unter dem Mikroskop und die Anfänge<br />
der Papierchromatographie). Heute müssen wir uns mit komplizierten Methoden ( wie z.B.<br />
GC/MS, LC usw. ) befassen, zudem ist die Zahl der zu erfassenden Substanzen stark gestiegen.<br />
Der chemisch-analytische Teil unserer Tätigkeit hat sich wesentlich vergrössert und die<br />
Grenze der Leistungsfähigkeit eines Einzelnen erreicht. Es ist heute kaum mehr möglich, dass<br />
ein Laborleiter alle diese neuen methodischen Entwicklungen verfolgen und beherrschen<br />
kann. Dies bedingt für alle eine vermehrte Zusammenarbeit.<br />
Während früher vornehmlich die Chemiker der Institute für Rechtsmedizin sich mit den toxikologischen<br />
Untersuchungen beschäftigten, ist heute der Kreis der toxikologischen Analytiker<br />
wesentlich grösser geworden. Chemiker in den Kriminalämtern, in chemischen Untersuchungsämtern,<br />
in arbeitsmedizinischen Laboratorien, in Dopingkontrolllaboratorien und vereinzelt<br />
auch in der chemischen Industrie befassen sich mit ähnlichen Problemen.<br />
Bei der Beurteilung der analytisch bestimmten Werte ist auch in Zukunft die Zusammenarbeit<br />
zwischen Medizinern und Chemikern notwendig. Die Tagungen der Deutschen Gesellschaft<br />
für Rechtsmedizin bieten Gelegenheit, diese Probleme miteinander zu diskutieren, und wir<br />
möchten, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Der Schwerpunkt unserer neuen Gesellschaft<br />
wird bei der chemischen Analytik liegen.<br />
Es sei hier betont, dass wir keinesfalls in Konkurrenz zur Gesellschaft für Rechtsmedizin bzw.<br />
deren toxikologischen Sektion treten wollen, sondern dem erweiterten Kreis von Toxikologen<br />
Rechnung tragen möchten, indem wir das Gespräch und den Informationsfluss fördern<br />
wollen. Nur durch intensive Zusammenarbeit wird es möglich sein, unsere Arbeit in Zukunft<br />
zu bewältigen. U.a. ist eine Erweiterung unseres Mitteilungsblattes <strong>TOXICHEM</strong> geplant.<br />
Selbstverständlich werden wie bisher alle Mitteilungen, Veranstaltungen und Hinweise Ihrer<br />
toxikologischen Sektion darin Aufnahme finden. Frau Prof. Geldmacher ist seit der<br />
Herausgabe des Toxichem in der Redaktion, sodass hier die Zusammenarbeit garantiert ist.
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 67<br />
Wir planen, unsere Tagungen im Frühjahr durchzuführen, sodass ein Abstand zu den Jahrestagungen<br />
der Gesellschaft für Rechtsmedizin gewährleistet ist. Zudem möchten wir einzelne<br />
Themenkreise behandeln, um den Teilnehmern einen Überblick über ein bestimmtes Gebiet<br />
zu geben. Freie Vorträge über neue Forschungsergebnisse könnten dann weiterhin an Ihrer<br />
Jahrestagung gehalten werden. Ein erstes, dem Thema Benzodiazepine und Suchtstoffe<br />
gewidmetes Symposium wird Ende April 1980 in Mosbach stattfinden.<br />
Besondere Bedeutung haben die Fortbildungsmöglichkeiten für unsere Kollegen erlangt.<br />
Nachdem innerhalb der letzten 10 – 15 Jahre die moderne Instrumentalanalytik auch im<br />
Routinelabor Einzug gehalten hat, sind die Besuche von Fortbildungskursen für jeden unumgänglich<br />
geworden.<br />
Wir möchten unsere Tätigkeit nicht nur auf die Bundesrepublik Deutschland beschränken,<br />
sondern den ganzen deutschsprachigen Raum und angrenzende Gebiete einbeziehen. So sind<br />
ausser mit Österreich und der Schweiz auch mit den Beneluxländern und Dänemark Kontakte<br />
aufgenommen worden, von wo wir bereits ein durchwegs positives Echo erhielten. Bewusst<br />
wurde im Namen der Gesellschaft das Wort "deutsch" weggelassen, da eine Zusammenarbeit<br />
über verschiedene Länder hinweg erwünscht ist.<br />
Ich hoffe gerne, dass auch Sie unserer Gesellschaft wohlwollend gegenüberstehen, und dass<br />
sich zwischen unseren beiden Vereinigungen eine erfreuliche Zusammen-arbeit entwickeln<br />
wird. In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, Ihrer Vorsitzenden der toxikologischen Sektion<br />
die Möglichkeit zu geben, mit unserer Gesellschaft zusammenzuarbeiten. Von unserer Seite<br />
aus würden wir es begrüssen, wenn Frau Prof. Geldmacher als Bindeglied zu unseren beiden<br />
Gesellschaften wirken könnte, und wir würden uns freuen, sie in Zukunft als Vertreterin Ihrer<br />
Gesellschaft an unseren Anlässen zu begrüssen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Ihr James Bäumler<br />
Präsident der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie<br />
Beilagen: Satzung, Toxichem, Werbebrief<br />
Kopie an Frau Prof. Dr. Geldmacher-von Mallinckrodt. Erlangen<br />
Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
Vorsitzender: Prof. Dr. W. Schwerd Würzburg. 28.7.1980<br />
Sehr geehrter Herr Kollege Bäumler!<br />
Bei der Vorstandssitzung am 18.7.1980 wurde Frau Professor Dr. Dr. Geldmacher-von Mallinckrodt<br />
gebeten anlässlich des Kongresses in Heidelberg ein Gespräch über die Abgrenzung<br />
Ihrer Gesellschaft von dem Arbeitskreis "Forensische Toxikologie" unserer Fachgesellschaft<br />
zu führen. Dieses Gespräch findet am 25.9.1980 um 14.30 Uhr statt. In der Mitgliederversammlung<br />
soll über das Ergebnis des Gespräches berichtet werden.<br />
Mit den besten Grüssen Ihr W. Schwerd
T + K (2009) 76 (1): 68<br />
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
<strong>GTFCh</strong> Basel/Stuttgart, den 6.Oktober 1980<br />
Herrn Prof. Dr. W. Schwerd<br />
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
Würzburg<br />
Sehr geehrter Herr Professor,<br />
mit Brief vom 28.7.1980 gaben Sie uns einen Termin bekannt für ein Gespräch über die<br />
Abgrenzung unserer beiden Gesellschaften. Am 5. und 9. 8. 1980 teilte uns Frau Prof. M.<br />
Geldmacher ergänzend mit, dass von Ihrer Seite aus die Herren Schwerd, Schmidt, Wagner<br />
und eventuell noch weitere Vorstandsmitglieder teilnehmen werden.<br />
Die Vorstandsmitglieder unserer Gesellschaft fanden sich wie verabredet am 25.9.1980 um<br />
14.30 in Heidelberg ein; sie sind z.T. speziell für diese Besprechung angereist. Eine Aussprache<br />
konnte jedoch nicht stattfinden, da ausser Frau Prof. Geldmacher niemand von Ihrem<br />
Vorstand erschienen war.<br />
Wir finden es befremdend, zu einer Sitzung einzuladen und nachher - ohne Entschuldigung –<br />
nicht zu erscheinen.<br />
Ursprünglich waren wir der Ansicht, unsere beiden Gesellschaften könnten ohne Schwierigkeiten<br />
nebeneinander und miteinander arbeiten, was wir Ihnen auch brieflich am 15.3.1979<br />
und 22.5.1980 darlegten. Wir befürchten und bedauern nun, dass unter derartigen Umständen<br />
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kaum noch möglich sein kann und wir werden daher in<br />
Zukunft unseren eingeschlagenen Weg alleine weitergehen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
J. Bäumler (Präsident) R. Barchet (Vizepräsident)<br />
Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
Vorsitzender<br />
Prof. W. Schwerd<br />
Herrn Dr. J. Bäumler<br />
Präsident der Gesellschaft für Toxikologie und Forensische Chemie<br />
Pestalozzistr. 22, CH-4056 Basel/Schweiz<br />
Sehr geehrter Herr Kollege Bäumler!<br />
Würzburg<br />
7.1o.1980<br />
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 6.10.1980. Ich bedaure, dass Sie damit gerechnet haben,<br />
dass zu dem Gespräch am 25.9.1980 nicht nur Frau Professor Geldmacher-von Mallinckrodt<br />
erscheinen wird, sondern davon ausgegangen sind, dass auch andere Vorstandsmitglieder an<br />
diesem Gespräch teilnehmen. Ausweislich des Protokolls unserer Vorstandssitzung vom<br />
18.7.1980 war im Vorstand vereinbart worden, dass dieses Gespräch zwischen Frau Geldmacher<br />
und Ihnen und Vertretern beider Gesellschaften stattfindet. Ich war nicht informiert, dass<br />
ich teilnehmen soll. Ich bin aber sehr erstaunt darüber, dass Sie mir nicht bei unserem<br />
Gespräch vor der Sitzung, bei dem ich Sie darauf hinwies, dass ich zum Vorsitz der gleichzeitig<br />
beginnenden Sitzung eingeteilt bin, nichts davon gesagt haben, dass Sie damit rechnen,<br />
dass ich zu Ihrer Sitzung erscheine. Dies hätte sich sicher ermöglichen lassen.<br />
Ich verstehe deshalb nicht, weshalb Sie mein Verhalten als befremdend ansehen und dass Sie<br />
gleich darauf hinweisen, dass unter derartigen Umständen eine vertrauensvolle Zusammen-
Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 69<br />
arbeit kaum noch möglich sein könne. Anscheinend ist Ihnen nicht bekannt geworden, dass<br />
ich mich in der Mitgliederversammlung am 26.9.1980 coram publico für dieses Missverständnis<br />
entschuldigt habe. Bei der Sitzung waren sehr viele Mitglieder Ihrer Vereinigung<br />
anwesend. Ich bedaure es, dass Sie zu so scharfen Formulierungen greifen, hoffe jedoch, dass<br />
Ihr Brief anders ausgefallen wäre, wenn Sie von meiner Klarstellung in der Mitgliederversammlung<br />
gewusst hätten.<br />
Sie können sicher sein, dass dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin an<br />
einer kollegialen und aufgeschlossenen Zusammenarbeit mit Ihrer Gesellschaft gelegen ist<br />
und ich würde mich freuen, wenn Sie nach diesem Schreiben Ihre im Schreiben vom<br />
6.10.1980 dargelegte Einstellung revidieren würden.<br />
Mit den besten Grüssen<br />
W. Schwerd<br />
Prof. Dr. med. W. Schwerd. Vorstand des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Würzburg<br />
Würzburg, den 7. 10. 1981<br />
Frau Professor Dr. Geldmacher von Mallinckrodt<br />
Institut für Rechtsmedizin. Erlangen<br />
Liebe Frau Geldmacher!<br />
Ich schreibe Ihnen heute als dem Vertreter der toxikologischen Chemiker im Vorstand unserer<br />
Fachgesellschaft. Mit Entrüstung haben mir meine chemischen Mitarbeiter die Einladung zum<br />
"Kurs zur Erlangung der Grundkenntnisse zur Qualifikation als "forensischer Chemiker", der<br />
in Bad Vilbel vom 16. bis zum 20. November 1981 stattfinden soll, vorgelegt.<br />
Empört sind sie deswegen, weil sich hier eine Entwicklung anbahnt, die zu erheblichen<br />
Nachteilen führen könnte, wenn sich chemische Mitarbeiter unserer Institute an diesen Kursen<br />
nicht beteiligen. Da die Einladung anscheinend an alle chemischen Mitarbeiter der rechtsmedizinischen<br />
Institute verschickt wurde, muss man doch wohl annehmen, dass der Vorstand der<br />
Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie davon ausgeht. dass es den meisten<br />
an Grundkenntnissen, die für die Qualifikation zum forensischen Chemiker nötig sind, mangelt.<br />
Nur diejenigen scheinen sie zu besitzen, die als "Lehrer" bei dieser Veranstaltung auftreten<br />
werden. Nicht nur meine Mitarbeiter, sondern auch mehrere andere Kollegen mit,<br />
denen sie sich inzwischen in Verbindung gesetzt haben, sehen dies als einen Affront an.<br />
Aber selbst dann, wenn man davon ausgeht, dass hier bei der Einladung ohne Fingerspitzengefühl<br />
einfach nach dem Giesskannenprinzip vorgegangen wurde, so hätten wir doch grösste<br />
Bedenken, die Qualifikation als "forensische Chemiker" zu vergeben, ohne dass klare Voraussetzungen<br />
hierfür erfüllt sein müssen. Sollte es wirklich genügen, dass jemand zum forensischen<br />
Chemiker qualifiziert ist, wenn er einen oder mehrere Kurse dieser Art besucht hat?<br />
Wie steht es mit denen, die schon jahrelang qualifiziert toxikologische Arbeit geleistet haben<br />
und deshalb auf die nachträgliche Erlangung von "Grundkenntnissen" verzichten, vielleicht<br />
schon deswegen, weil sie soviel Verantwortungsgefühl haben, dass sie ihr Institut nicht für<br />
eine ganze Woche im Stich lassen? Müssen diese Kollegen nicht damit rechnen, dass man sie<br />
demnächst vor Gericht fragt, ob sie eine Qualifikation als forensische Chemiker vorweisen<br />
können?<br />
Ich weiss natürlich, dass der Titel "forensischer Chemiker" nicht geschützt ist, aber die aufkommenden<br />
Schwierigkeiten sind doch unschwer zu erkennen.
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Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong><br />
Als ich noch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin war, habe ich den<br />
Vorstand der Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie gebeten, in wichtigen<br />
Fragen mit uns Kontakt aufzunehmen. Anscheinend hat man von diesem Angebot nun doch<br />
keine Notiz genommen, weshalb ich im Interesse unserer chemischen Mitarbeiter darum bitte,<br />
sich dieser Angelegenheit seitens unserer Fachgesellschaft so rasch wie möglich anzunehmen.<br />
Mit den besten Grüssen Ihr W. Schwerd<br />
<strong>GTFCh</strong> 26.10.1981<br />
Frau Prof. Dr. M. Geldmacher- von Mallinckrodt<br />
Erlangen<br />
Sehr geehrte Frau Geldmacher,<br />
wir gelangen an Sie, als Vertreterin der toxikologischen Chemiker im Vorstand der deutschen<br />
Gesellschaft für Rechtsmedizin, mit der Bitte, uns behilflich zu sein, aufgetretene Missverständnisse<br />
zu klären.<br />
Im Zusammenhang mit dem geplanten Fortbildungskurs für forensische Chemiker in Bad<br />
Vilbel hat sich gezeigt, dass völlig falsche Vorstellungen darüber kursieren. Wir möchten<br />
vorerst festhalten, dass Sie, sehr geehrte Frau Geldmacher, über alle unsere Schritte zur Verwirklichung<br />
des Fachtitels Forensischer Chemiker informiert wurden und auch an unseren<br />
Mitgliederversammlungen teilnehmen konnten, obwohl Sie nicht Mitglied unserer Gesellschaft<br />
sind. Sie selbst haben uns sehr wertvolle Informationen und Hinweise gegeben, wofür<br />
wir Ihnen bestens danken möchten. Wir wiederholen dies nur, um den Vorwurf zu entkräften,<br />
die Gesellschaft für Rechtsmedizin sei von uns nicht orientiert worden.<br />
Es ist keineswegs so, dass ein Besuch des Kurses in Bad Vilbel für die Erlangung des Fachtitels<br />
genügt. Die Anforderungen dafür sind weit strenger und verlangen u.a. auch eine langjährige<br />
Berufspraxis.<br />
Wir sind aber der Ansicht, dass der toxikologische Chemiker auch gewisse Kenntnisse über<br />
den Spurennachweis, den normalerweise die Kriminalisten durchführen, haben sollte. Nicht,<br />
dass er selbst derartige Untersuchungen ausführen muss, aber damit er die Ergebnisse besser<br />
beurteilen kann. Umgekehrt sollten sich die Kriminalisten auch Grundkenntnisse der toxikologischen<br />
Chemie aneignen.<br />
Die Vermittlung von Grundkenntnissen auf diesen Gebieten ist der eigentliche Zweck dieses<br />
Kurses. Für Toxikologen, die sich an ihrem Arbeitsort bereits mit kriminalistischen Untersuchungen<br />
befassen, ist dieser Grundkurs nicht nötig. Der Fortbildungskurs in Bad Vilbel ist<br />
somit nur ein Angebot, aber nicht Bedingung zur Erlangung des Fachtitels. In allen unseren<br />
Diskussionen über die Richtlinien zur Erlangung des Titels eines forensischen Chemikers<br />
wurde immer wieder betont, es seien strenge Qualifikationsmassstäbe anzulegen, damit nur<br />
bestausgewiesene Fachleute den Titel erwerben können.<br />
Wir haben gegenüber der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin schon mehr-mals betont<br />
und wiederholen dies auch heute, dass wir an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Nachdem<br />
wir mit Ihnen in bestem Einvernehmen und stetem Kontakt stehen, glaubten wir unserer<br />
Informationspflicht Genüge getan zu haben. Wir bedauern, dass immer wieder versucht wird,<br />
Misstrauen zu säen und uns in Misskredit zu bringen. Dürfen wir Sie daher bitten, den Vorstand<br />
und die Fachvertreter der Rechtsmediziner sachlich über die Angelegenheit des Fachtitels<br />
Forensischer Chemiker zu orientieren.<br />
Mit bestem Dank für Ihre Bemühungen und freundlichen Grüssen<br />
R. Barchet (Vizepräsident) J. Bäumler (Präsident)
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Prof. Dr. M. Geldmacher- von Mallinckrodt Erlangen, den 17.11.1981<br />
Herrn Prof.W.Schwerd<br />
Würzburg<br />
Lieber Herr Schwerd,<br />
ich möchte heute Ihr Schreiben vom 7.10.1981 beantworten, das ich bei Rückkehr aus dem<br />
Urlaub vorfand.<br />
Zunächst hatte ich gehofft, vorher noch mit Herrn Bäumler persönlich in Zürich anlässlich<br />
einer DFG-Sitzung sprechen zu können. Leider musste Herr Bäumler wegen Krankheit kurzfristig<br />
absagen, sodass ich mich lediglich auf einen Brief beziehen kann, den ich von den Herren<br />
Bäumler und Barchet erhalten habe, und den ich in Kopie beifüge.<br />
Auf die Problematik der "Qualifikation als forensischer Chemiker" wird, wie ich höre, inhaltlich<br />
auf einer Vorstandssitzung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin im Januar 1982<br />
eingegangen werden, zu der Herr Bäumler eingeladen werden soll. Ich habe hierüber heute<br />
mit Herrn Leithoff gesprochen, und von Herrn Bäumler telefonisch erfahren, dass er teilnehmen<br />
wird.<br />
Grundsätzlich möchte ich heute darauf hinweisen, dass ich von Anfang an den Vorstand über<br />
diese sich anbahnende Entwicklung orientiert habe, und zwar seit Schaffung des „Fachtoxikologen"<br />
der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft (siehe Protokoll der Vorstandssitzung<br />
vom 18.9.1979).<br />
Am 18.April 1980 hat Herr Wuermeling, mit dem ich diese Fragen besprochen hatte, in einem<br />
Schreiben an Sie als Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin seine<br />
Besorgnis bezüglich einer Anerkennung als "Toxikologische und forensischer Chemiker" zum<br />
Ausdruck gebracht. Sie haben ihm mit einem Brief vom 22.4.1980 geantwortet, dass Sie der<br />
Meinung seien, dass "der Titel nicht viel wert" sei.<br />
In der Vorstandssitzung vom 18.7.1980 habe ich wieder darauf aufmerksam gemacht, dass<br />
nun die Gesellschaft beabsichtige, einen Fachtitel zu vergeben, unter Umständen auch an<br />
Nichtakademiker. Entsprechende Bedenken sind laut Protokoll erörtert worden. Ausserdem<br />
kam es zu dem Beschluss, in Heidelberg, anlässlich unserer Jahrestagung, ein Gespräch über<br />
die Abgrenzung des Arbeitskreises "Forensische Toxikologie" der Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
gegenüber der "Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie" zu führen.<br />
Auch in der Vorstandssitzung vom 24.9.1980 wurde unter Top7,3 das Problem des "Fachtoxikologen"<br />
diskutiert. Es sollte geklärt werden, ob die Industrie tatsächlich an der Verleihung<br />
des Titels interessiert sei, bzw. ob solche Titel für etwaige Bewerber in der Industrie von<br />
Vorteil seien.<br />
Leider konnte ich auf der letzten Vorstandssitzung am 15.9.1981 in Kiel meinen Bericht über<br />
eine Ermittlungen bei Prof. Thesing, dem derzeitigen Vorsitzenden des "Fond der Chemie"<br />
nicht geben, da die Sitzung wegen des anschliessenden Begrüssungsabends rechtzeitig beendet<br />
werden sollte.<br />
Es ist richtig, dass ich über die Aktivitäten der "Gesellschaft für forensische und toxikologische<br />
Chemie" im Hinblick auf eine "Qualifikation als forensischer Chemiker" von Herrn<br />
Bäumler bzw. seinen Kollegen stets informiert worden bin. Das war jedoch nicht der Fall<br />
bezüglich der Einzelheiten einer Fortbildungsveranstaltung. Die erste Einladung zu der Fortbildungsveranstaltung<br />
in Bad Vilbel vom 16. – 20. November 1981 habe ich, möglicherweise<br />
weil ich nicht Mitglied der "Gesellschaft für toxikologische und forensische Chemie" bin, von<br />
dieser nicht erhalten.. Das Programm gelangte mir anderweitig in Kenntnis.
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Natürlich lässt sich über bestimmte Formulierungen streiten, und ganz sicher reicht der<br />
Besuch des Kurses nicht zur Erlangung der Grundkenntnisse zur "Qualifikation als forensischer<br />
Chemiker" aus. Grundsätzlich jedoch begrüsse ich solche Fortbildungsveranstaltungen,<br />
und ich darf darauf hinweisen, dass der "American Board of Forensic Toxicology" gleichfalls<br />
Richtlinien für die Erteilung eines Zertifikates in "Forensischer Toxikologie" vergibt. Hier ist<br />
sogar ein mündliches Examen zur Erlangung vorgeschrieben.<br />
Ich darf darauf hinweisen, dass von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie<br />
ständig Möglichkeiten zur Weiterbildung auf Teilgebieten angeboten werden, z.B. für "Klinische<br />
Pharmakologie".<br />
Im Übrigen sind die Voraussetzungen für die Erlangung einer Qualifikation als "Forensischer<br />
Chemiker" in dem Mitteilungsblatt "Toxichem" vom Februar 1981 abgedruckt (Seite 8 –11).<br />
Nach dem dort Niedergelegten habe ich keinen Zweifel, dass die Richtlinien ein Ansporn zur<br />
Fortbildung werden.<br />
Ich bin froh, dass der gesamte Fragenkomplex auf der nächsten Vorstandssitzung (wohl<br />
29.1.1981 in Mainz) zusammen mit Herrn Bäumler diskutiert werden kann, und ich bin<br />
sicher, dass eine für alle Seiten fruchtbringende Zusammenarbeit möglich ist.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
M. Geldmacher<br />
In diesem Zusammenhang wurde Frau M. Geldmacher später von den Rechtsmedizinern recht<br />
unfreundlich behandelt, sodass sie noch im gleichen Jahr als Vertreterin der Toxikologen im<br />
Vorstand der Rechtsmediziner demissionierte.<br />
Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />
Basel, den 27.Oktober 1981<br />
Herrn Prof. Dr. med. H.-J. Wagner<br />
Institut für Rechtsmedizin Homburg/Saar<br />
Sehr geehrter Herr Professor,<br />
im Zusammenhang mit dem neuerlichen Rundschreiben von Herrn Prof. Schwerd erlaube ich<br />
mir, Ihnen zu den aufgeworfenen Fragen einige Erklärungen zu geben in der Annahme, dass<br />
Sie an einer sachlichen Information interessiert sind. Ich möchte Ihnen auch dafür danken,<br />
dass Sie unserer Gesellschaft wohlwollend gegenüberstanden, und dass Herr Möller bei uns<br />
aktiv mitmachen konnte.<br />
Hauptzweck unserer Gesellschaft ist die Fortbildung. Unsere bisherigen Aktivitäten bestanden<br />
weitgehend in der Weiterbildung der forensischen Chemiker. Einesteils veranstalten wir<br />
Kurse, Workshops und Tagungen mit Übersichten zu einem Thema, andererseits versuchen<br />
wir mit Datenblättern und dem Mitteilungsblatt Toxichem die Analytik neuer Substanzen<br />
allen zur Kenntnis zu bringen.<br />
Alle die erwähnten Aktivitäten waren vorher im Schosse der Deutschen Gesellschaft für<br />
Rechtsmedizin kaum möglich, da Bestrebungen in dieser Richtung kein Gehör fanden und
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auch keine finanzielle Unterstützung zur Verfügung stand. Dies sei kein Vorwurf an die<br />
Rechtsmediziner; ich verstehe sehr gut, dass ihr Vorstand zu jener Zeit mit anderen, vor allem<br />
medizinischen Problemen (z.B. Facharzt), beschäftigt war.<br />
Um Kollegen zum Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen anzuspornen, wurde der Fachtitel<br />
Forensischer Chemiker geschaffen. Es ist sicher vernünftig, Kollegen zu fördern, die versuchen,<br />
sich auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu halten. Ich kann Sie versichern, dass<br />
wir den Fachtitel entsprechend unseren Richtlinien nur an bestausgewiesene forensische<br />
Chemiker abgeben werden. Der Besuch von Kursen allein genügt nicht. Wesentliche Voraussetzungen<br />
sind langjährige Berufspraxis und wissenschaftliche Arbeiten.<br />
Nachdem der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin am Kongress in<br />
Münster beschlossen hatte, selbst nicht aktiv an der Erarbeitung eines Fachtitels Forensischer<br />
Chemiker teilzunehmen, haben wir zusammen mit Frau Geldmacher - der Vertreterin der<br />
Chemiker im Vorstand der Rechtsmediziner - mit der Ausarbeitung der Richtlinien begonnen.<br />
Frau Geldmacher war an vielen Besprechungen dabei und hat uns tatkräftig unterstützt.<br />
Wir waren der Ansicht, dass durch die enge Zusammenarbeit mit ihr der Vorstand der Deutschen<br />
Gesellschaft für Rechtsmedizin automatisch über unsere Arbeit orientiert sei.<br />
Im Weiteren möchte ich noch kurz zum immer wieder vorgebrachten Vorwurf Stellung nehmen,<br />
wir möchten die toxikologische Chemie von der Rechtsmedizin "wegreissen". Wir<br />
haben von unserer Gesellschaft aus immer wieder betont - und auch Herrn Prof. Schwerd<br />
geschrieben – dass wir an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Aber Sie werden wohl<br />
selbst feststellen müssen, dass bei der negativen Einstellung von Herrn Prof. Schwerd eine<br />
gemeinsame Arbeit praktisch unmöglich ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten,<br />
bis sich im Vorstand der Rechtsmediziner eine andere, hinsichtlich der Zusammenarbeit positiv<br />
gesinnte Mehrheit gebildet hat. Es sei erwähnt, dass wir die verschiedenen z.T. unhöflichen<br />
und massiven Attacken immer in Ruhe hingenommen haben. Wir versuchten sachlich zu<br />
bleiben und Polemiken zu vermeiden, so dass die Türe zur Zusammenarbeit von unserer Seite<br />
aus immer offen blieb!<br />
In Basel haben wir eine verwaltungsmässige Trennung zwischen Gerichtsmedizin und<br />
Gerichtschemie, Mediziner und Chemiker sind beide gleichberechtigte Abteilungsleiter. Dies<br />
rührt daher, dass ich als Gerichtschemiker von Basel-Stadt noch viele zusätzliche Aufgaben<br />
habe, die nichts mit der Rechtsmedizin zu tun haben. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die<br />
Zusammenarbeit zwischen Herrn Prof. M. Lüdin und mir sicher besser ist als in manchen<br />
anderen Instituten, wo die Trennung nicht besteht. Ich bin auch nicht der Meinung, dass das<br />
Beispiel Basel nun überall verwirklicht werden soll. Die Zusammenarbeit hängt weitgehend<br />
vom persönlichen Charakter des Mediziners und des Chemikers ab, und ich kenne zahlreiche<br />
Institute, wo die gegenwärtige Ordnung zu bester Zufriedenheit funktioniert.<br />
Was ich verurteile, sind jene Zustände, wo ein - etwas überspitzt ausgedrückt – Herr/Knecht-<br />
Verhältnis besteht. Der Rechtsmediziner sollte die Verantwortung für die analytisch-chemische<br />
Arbeit an den Chemiker delegieren. Die Entwicklung der toxikologischen Chemie ist so<br />
rasant, dass es dem Gerichtsmediziner kaum mehr gelingen wird, sich auf chemisch-analytischem<br />
Gebiet auf dem Laufenden zu halten, sodass er auch die Verantwortung dafür nicht<br />
übernehmen kann. Praktisch meine ich damit z.B., dass der Chemiker entscheiden soll, welche<br />
Untersuchungsmethode anzuwenden sei, welcher Apparat anzuschaffen wäre, usw. Für<br />
Sie mag dies vielleicht selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht überall.<br />
Ich weiss aus meiner täglichen Praxis, dass toxikologische Untersuchungsfälle nur in Zusammenarbeit<br />
von Mediziner und Chemiker gelöst werden können und werde daher sicher nicht<br />
für eine Abtrennung der Toxikologie von der Rechtsmedizin plädieren. Derartige Fragen<br />
haben wir auch nie in unserer Gesellschaft diskutiert. Immerhin sehe ich eine Gefahr aufziehen:<br />
die Pharmakologie und die klinische Chemie versuchen immer mehr, die Toxikologie
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auszubauen und sich auch der toxikologischen Chemie zu bemächtigen. Darum sollten wir<br />
nicht miteinander streiten, sondern gemeinsam gegen solche Übergriffe zusammenhalten! Je<br />
bessere Arbeit unsere toxikologischen Laboratorien leisten, desto leichter wird es sein, diesem<br />
Druck standzuhalten.<br />
Entschuldigen Sie bitte, dass ich etwas ausführlicher geworden bin, aber es liegt mir daran,<br />
dass nicht falsche Meinungen über unsere Gesellschaft gebildet werden. Ich wäre Ihnen dankbar<br />
und möchte Sie auch höflichst bitten, bei Ihren Fachkollegen Missverständnisse aufzuklären<br />
und zu versuchen, ein Klima des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens zu schaffen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
J. Bäumler<br />
Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />
Der Vorsitzende: Prof. Dr.med. H. Leithoff<br />
Herrn Dr. James Bäumler<br />
Gerichtliche Medizin des Instituts der Universität Basel.<br />
Pestalozzistr. 20. CH-Basel<br />
Sehr geehrter Herr Kollege B ä u m l e r,<br />
es sind Besorgnisse laut geworden, dass unsere in den Instituten und Kriminalämtern gemeinsam<br />
forensisch tätigen Chemiker und Ärzte sich durch die Zugehörigkeit zu zwei verschiedenen<br />
Fachgesellschaften wissenschaftlich auseinander leben könnten. Auch der Plan, den<br />
Mitgliedern Ihrer Gesellschaft nach einer Fortbildung ein Zertifikat als forensischer Chemiker<br />
auszustellen, ist nur zum Teil begrüsst worden, weil damit u.U. falsche Hoffnungen und in der<br />
Öffentlichkeit irrige Vorstellungen erweckt werden könnten. Es wäre schön, wenn die an<br />
unseren Arbeitsplätzen bestehende enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Chemikern<br />
und das Miteinander durch die Existenz verschiedener Fachgesellschaften nicht gefährdet<br />
würden. Ich sehe aus der Sicht meines Institutes eine solche Gefahr nicht, dennoch bedarf<br />
es des Gesprächs der Vorstände unserer Gesellschaften, um unsere Arbeit zu koordinieren.<br />
Ich wäre dankbar, wenn Sie auf der nächsten Vorstandssitzung der Deutschen Gesellschaft für<br />
Rechtsmedizin am 6. Februar 1982 im Airport-Hotel am Flugplatz Frankfurt als Gast an unserer<br />
Sitzung teilnehmen könnten, um uns gemeinsam berührende Probleme zu beraten. Die<br />
Tagesordnung finden Sie als Anlage.<br />
Mit freundlichen Grüssen und meinen besten Wünschen zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel<br />
Ihr H. Leithoff