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"Warum Kinder kritzeln" - Georg Peez

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"<strong>Warum</strong> <strong>Kinder</strong> kritzeln"<br />

pte20110712002 Bildung/Karriere, Kultur/Lifestyle<br />

http://www.pressetext.com/print/20110712002<br />

Diese Meldung wurde von pressetext ausgedruckt und ist unter<br />

http://www.pressetext.com/news/20110712002 abrufbar.<br />

<strong>Warum</strong> <strong>Kinder</strong> kritzeln<br />

Erwachsene Computerneulinge zeichnen wie Zweijährige<br />

Frankfurt (pte002/12.07.2011/06:10) - Die Kritzelphase von <strong>Kinder</strong>n ist<br />

wertvoll - und Eltern sollten sich davor hüten, sie durch Korrekturen<br />

beschleunigen oder lenken zu wollen. Was schon der Hausverstand sagt, hat<br />

nun der Frankfurter Kunstpädagoge <strong>Georg</strong> <strong>Peez</strong> http://www.uni-frankfurt.de<br />

wissenschaftlich hinterlegt. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift<br />

"Forschung Frankfurt" gibt er einen Überblick über aktuelle Fallstudien zur<br />

<strong>Kinder</strong>zeichnung von den ersten Lebensmonaten bis zur Grundschulzeit.<br />

Am Anfang war die Materialforschung<br />

22.07.11 21:41<br />

"Die <strong>Kinder</strong>zeichnung durchläuft in allen Schriftkulturen ähnliche Phasen, da<br />

Schreiben und Zeichnen als Tätigkeiten der Hand unmittelbar<br />

zusammenhängen", erklärt <strong>Peez</strong> gegenüber pressetext. Als Anfangspunkt Kritzeleien: Fördern statt stören, raten<br />

Experten (Foto: FlickrCC/Sono)<br />

bezeichnet der Experte das Ende des ersten Lebensjahres, wenn Babybrei<br />

und Spucke Inspiration liefern. Sinnlich und lustvoll erkunden Kleinkinder<br />

zunächst mit den Fingerspitzen, dann mit der ganzen Hand die Konsistenz des Materials und beobachten<br />

Bewegungsspuren, die am Tisch zurückbleiben. Das ist der Beginn des senso-motorischen Ausdrucks - und damit<br />

auch des Malens und Zeichnens.<br />

Aus dem anfänglichem Wischen mit horizontalen Hin- und Herbewegen wird eine Schlagbewegung mit vertikalen Aufund<br />

Abschwenks, um das Material besser zu erfühlen. Nimmt mit der Dynamik auch die Sicherheit zu, so erkennt das<br />

Kind eines Tages seine Schmierspuren wieder, was <strong>Peez</strong> als "erster bildnerischer Akt" tituliert. Zweijährige<br />

entwickeln den anfänglichen Schwingkritzel weiter zum Kreis- und Kreuzkritzel und entdecken hier erstmals<br />

Prinzipien der Raumordnung. In dieser Phase steigen gewöhnlich auch Erwachsene ein, die zum ersten Mal am<br />

Computer ein Malprogramm verwenden.<br />

Besser Wertschätzung als Kritik<br />

Mit zweieinhalb assoziieren <strong>Kinder</strong> schließlich erstmals die Kritzeleien mit Gegenständen, wodurch etwa einen Kreis<br />

zum Teller, Reifen, Mond oder Hamburger wird. Die Bildsymbole dieses ersten sinnunterlegten Kritzelns sind<br />

wichtige Voraussetzungen für die späteren Schriftzeichen, für Buchstaben und das Lesen. "Bis zum Schuleintritt geht<br />

es kaum um ein naturalistisches Abbild der Umgebung, sondern um die Erschaffung von immer komplexeren<br />

Sinnzeichen, die <strong>Kinder</strong> zueinander in Beziehung setzen. Kritik von Außen würde diesen Prozess nur unterbinden",<br />

so der Experte.<br />

Eltern haben jedoch sehr wohl Einfluss darauf, wie sich die zeichnerische Fähigkeit eines Kindes entwickelt. Diese<br />

hängt stark vom Alter ab, jedoch auch von der Förderung, so <strong>Peez</strong>. "Es geht hier um mehr als nur um Bereitstellen<br />

von Zeichenstiften und Papier. Wichtiger sind zusätzlich auch Anlässe und Gelegenheiten für das Kind, das Zeichnen<br />

experimentell und übend zu routinieren und dabei Neues zu entdecken." Dazu komme auch die Wertschätzung der<br />

Zeichnungen durch die Erwachsenen. Kaum motivierend seien schlechte Schulnoten in Kunst oder wenn Eltern die<br />

<strong>Kinder</strong>zeichnungen wegwerfen.<br />

Jugendalter ändert alles<br />

In der Pubertät weichen die kindlichen, unvoreingenommenen Sinnzeichen dem Wunsch, etwas naturgetreu und<br />

visuell "richtig" abzuzeichnen. "Die Ansprüche übersteigen oft das eigene Können und die Unzufriedenheit mit der<br />

eigenen Zeichnung wächst. Teils geben Jugendliche das Zeichen auf, teils eignen sie sich eine alternative<br />

Bildsprache an - etwa mit Sinnzeichen aus Graffiti, Mangas oder mit Science-Fiction-Elementen", berichtet <strong>Peez</strong>.<br />

Teils treten somit kulturell geprägte Zeichen in den Vordergrund, nach deren Aneignung Jugendliche wieder eine<br />

weitgehend individuelle Bildsprache entwickeln können.<br />

(Ende)<br />

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"<strong>Warum</strong> <strong>Kinder</strong> kritzeln"<br />

Aussender: pressetext.redaktion<br />

Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner<br />

Tel.: +43-1-81140-306<br />

E-Mail: pernsteiner@pressetext.com<br />

Website: www.pressetext.com<br />

http://www.pressetext.com/print/20110712002<br />

22.07.11 21:41<br />

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