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Bergsteigerdorf Kreuth

Die Bersteigerische Vielfalt zwischen Tegernsee und Achenpass

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DAFFENSTEINE<br />

Die märchenhaft abgerückten Daffensteine,<br />

die hoch oben über <strong>Kreuth</strong> im Osten gegen<br />

den Wald ankämpfen, hatten selten Besuch –<br />

bis dann die Kletterer kamen. Die Einsamkeit<br />

ist den Daffensteinen aber irgendwie geblieben<br />

– und das ist auch gut so. Das liegt wohl<br />

auch daran, dass man es sich am Wandfuß<br />

nicht richtig gemütlich machen kann, da der<br />

Fels aus dem steilen Wald herauswächst. Aber<br />

ist man mal am Fels, dann schaut die Welt<br />

schon wieder anders aus – und von <strong>Kreuth</strong><br />

leuchtet das Schwimmbad blau herauf…<br />

Die Routen sind ein bis zwei Seillängen lang.<br />

Die Felsqualität ist nicht einheitlich, zum Teil<br />

„gehört der Fels zum Besten, was die Voralpen<br />

zu bieten haben“. Es hat sich aber auch<br />

ein Felssturz ereignet, so dass sich der Zugang<br />

zu einem Sektor verändert hat. Man<br />

sollte sich akribisch an die aktuellste Literatur<br />

halten, um auf dem Laufenden zu sein (z.B.<br />

www.dav-felsinfo.de).<br />

LEONHARDSTEIN<br />

Der Leonhardstein ist das Wahrzeichen von<br />

<strong>Kreuth</strong>. Seine Südwand ist eine späte Entdeckung.<br />

Früher gab es nur die „Alte Südwand“,<br />

ein kühner Anstieg im oberen 4. Schwierigkeitsgrad.<br />

Das ist eine andere Form des Kletterns<br />

entlang der geringsten Schwierigkeit,<br />

oft grasdurchsetzt und mit Normalhaken<br />

nicht immer gut abgesichert. Aber die Tour<br />

hat schöne Felspassagen und eine ansprechende<br />

Linie mit einem langen Quergang in<br />

Wandmitte, siehe das detaillierte Topo in Zebhauser<br />

1992, S. 215.<br />

Jetzt ist der Leonhardstein das Top-Gebiet<br />

mit vielen Routen im sechsten und siebten<br />

Schwierigkeitsgrad und schwerer mit einigen<br />

Top-Touren in den Graden 10 und 11, viele<br />

von Toni Lamprecht. Einige gehen bis zum<br />

Gipfel durch und versprechen dann, wie „Flora<br />

Bora“ (6+), neun exzellente Seillängen im<br />

„rauen grauen Gebirgskalk“.<br />

Naturschutz am Leonhardstein<br />

Bei aller Kletterfreude sollte man gerade auf<br />

der Südseite des Leonhardsteins den fantastischen<br />

Block-Urwald nicht übersehen mit<br />

einer erstaunlichen Vielfalt von Moosen und<br />

Pilzen und Käfern.<br />

Die Aufmerksamkeit gilt aber im ganz besonderen<br />

Maße dem Wanderfalken. Der brütet<br />

gerne im Bereich des Westpfeilers. Deshalb<br />

gibt es da eine zeitlich und räumlich befristete<br />

Sperrung vom 1. März bis 31. Juli, die unbedingt<br />

eingehalten werden muss (Stadler<br />

2014, und www.dav-felsinfo.de). Am Westpfeiler<br />

sollte auch außerhalb der gesperrten<br />

Zeiten nur mit äußerster Zurückhaltung geklettert<br />

werden.<br />

Wie geht’s weiter mit dem Klettern am<br />

Riffkalk der <strong>Kreuth</strong>er Kletterperlen?<br />

Die Frage ist, ob sich im <strong>Bergsteigerdorf</strong><br />

<strong>Kreuth</strong> aus den vielen Möglichkeiten des<br />

Bergwanderns und Kletterns, aber auch des<br />

Mountainbikens, eine neue Form des „alpinen<br />

Urlaubs“ entwickeln lässt. Man ist ja hier nicht<br />

in Grindelwald oder Chamonix. Doch das ist<br />

der alpine Charme des Ortes: Eine Mischung<br />

aus Anstrengung und Entspannung, der<br />

hohe sportliche Einsatz mit der Chance zur<br />

Kontemplation, der Genuss der Landschaft,<br />

überhaupt die Exposition in die Natur und<br />

die Achtung auf die richtige Distanz zu ihr.<br />

Die Berge sind hier alpin, aber nur dort, wo<br />

sie senkrecht sind, gleich daneben kann man<br />

sich niederlassen und sein Tun genießen und<br />

darüber nachdenken, wie schön es ist, in dieser<br />

Welt unterwegs zu sein. Und was man tun<br />

(und unterlassen) sollte, damit diese Schönheit<br />

nicht untergeht.

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