Festzeitschrift 2009 - Feuerwehr Horneburg
Festzeitschrift 2009 - Feuerwehr Horneburg
Festzeitschrift 2009 - Feuerwehr Horneburg
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100 JAHRE MITTEN IM DORF<br />
FEUERWEHR HORNEBURG<br />
1909-<strong>2009</strong>
Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Gruppe I<br />
Im LF 16/10: Björn Lücke; stehend v. l.: Annemarie Hillenbrand, Anna Müschenborn, Christopher Röhnisch,<br />
Thomas Lücke, Klaus-Peter Peveling, Klaus Peveling, Ludger Holöchter, Franz Beckmann, Jürgen Holöchter,<br />
Michael Zühr, Christian Fichtner, Volkhard Bialas; knieend v. l.: Sebastian Schwott, Lisa Schwalvenberg,<br />
Sebastian Schneider, Marcel Biester; es fehlen: Dennis Behrend, Helge Bensch,<br />
Rainer Schulze-Heiming und Carsten Winkler.<br />
Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Gruppe II<br />
Im LF 8: Jens Möller; stehend v. l.: Thomas Arnold, Christopher Sonntag, Jörg Behler, Christoph Ewelt,<br />
Oliver Köster, Jens Hötting, Hermann-Josef Schwott, Markus Holöchter, Clemens Lücke, Josef Janinhoff,<br />
Wilhelm Schulte, Christoph Balan; knieend v. l.: Christian Hoppe, Oliver Sindern,<br />
Markus Schlüter, Mirko Biester; es fehlen: Oliver Bettendorf, Rainer Kottmann und Julian Wiggelinghoff.
FREIWILLIGE<br />
FEUERWEHR HORNEBURG<br />
1909-<strong>2009</strong><br />
Jubiläumsschrift aus Anlass<br />
des 100-jährigen Bestehens<br />
Das Titelbild zeigt das Jubiläumsfoto <strong>2009</strong> (aufgenommen am 24. Juni <strong>2009</strong> vor Schloss <strong>Horneburg</strong>)<br />
Obere Reihe stehend v. l.: Volkhard Bialas, Anna Müschenborn, Markus Holöchter, Jens Hötting, Björn Lücke,<br />
Marcel Biester, Christian Hoppe, Clemens Lücke, Oliver Köster, Thomas Lücke, Christian Fichtner,<br />
Mirko Biester, Jürgen Holöchter, Jens Möller, Ludger Holöchter, Wilhelm Schulte,<br />
Reinhard Hoppe, Christopher Sonntag.<br />
Mittlere Reihe stehend v. l.: Wehrleiter Thomas Schalomon, Stellv. Wehrleiter Franz Theo Berkel,<br />
Stellv. Wehrleiter Jürgen Gerdes, Hermann-Josef Schwott, Klaus-Peter Peveling, Klaus Peveling,<br />
Christopher Röhnisch, Michael Zühr, Christoph Balan, Lisa Schwalvenberg, Josef Janinhoff, Jörg Behler,<br />
Franz Beckmann, Thomas Arnold, Markus Schlüter, Oliver Sindern, Sebastian Schneider, Sebastian Schwott,<br />
Löschzugführer Frank Fischer, Christoph Ewelt, Stellv. Löschzugführer Frank Kuhs, Wilhelm Müschenborn.<br />
Jugendfeuerwehr (an der historischen Spritze): Christopher Hardamek, Christopher Schwarz, Christian<br />
Schlüter, Linda Behler (stehend v. l.); Stefanos Kalb, Sebastian Steinweg, Danny Sebastian Neumann,<br />
Dominik Schollas, Jan Gerrits, Fabian Arndt (sitzend/knieend v. l.). Es fehlen Jana Mühlen und Giulio Wanda.<br />
Untere Reihe kniend/sitzend v. l.: Annemarie Hillenbrand, Heinz-Egon Kalb, Bernhard Bußmann, Albert<br />
Reckwerth, Franz Sindern, Werner Schwick, Josef Hölter, Eberhard Holöchter, Leo Balan, Ernst Hoppe.<br />
Von den Aktiven fehlen: Dennis Behrend, Helge Bensch, Oliver Bettendorf, Rainer Kottmann,<br />
Ludger Schollas, Rainer Schulze-Heiming, Julian Wiggelinghoff und Carsten Winkler.<br />
3
4<br />
UNSERE SPONSOREN<br />
4S Service, H. Kilimann, Real-Markt/Edeka, Oer-Erkenschwick<br />
Augenoptik Marpe, <strong>Horneburg</strong><br />
Blumenstube Stork, Schnittblumen, Balkon- und Beetpflanzen, <strong>Horneburg</strong><br />
EGO-Markt, Inh. Claudia Hengesbach e. K., <strong>Horneburg</strong><br />
Elfert Maschinenbau GmbH, Inh. H. Preuße und H. Reinhardt, <strong>Horneburg</strong><br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Friseursalon Christoph Wesselbaum, <strong>Horneburg</strong><br />
Gärtnerei Johannes Schwalvenberg, <strong>Horneburg</strong><br />
Gärtnerei Joseph Fischer, Beet- und Balkonpflanzen, <strong>Horneburg</strong><br />
Gärtnerei Markus Balan, <strong>Horneburg</strong><br />
Gaststätte „Haus Berens“, Inh. B. Schneider-Theisen, <strong>Horneburg</strong><br />
Grabgestaltung & Dauergrabpflege Leo Balan, <strong>Horneburg</strong><br />
KB Planungsgruppe Thomas Kuchinke GmbH, <strong>Horneburg</strong><br />
Knippenberg & Warnatz GmbH, Verkauf & Service Hydraulik, Datteln<br />
Landwirtschaftsbetrieb und Erdbeer-Direktvermarktung Pathe, <strong>Horneburg</strong>/Rapen<br />
Markenbaumschulen Franz Wegmann, <strong>Horneburg</strong><br />
Mode- und Stilmöbelhaus Franz Stopa, <strong>Horneburg</strong><br />
Moden Ursula Peters, Recklinghausen<br />
Partyservice Hauwe, Datteln-Hagem<br />
Reiterhof Boller, <strong>Horneburg</strong><br />
ist der langlebige Werkstoff für Dach, Fassade,<br />
Dachentwässerung und Solarlösungen.<br />
Tischlerei und Möbeldesign Ludger Bialas, Datteln-Meckinghoven<br />
Ulla`s Wollshop, <strong>Horneburg</strong><br />
Udo Greinus GmbH, Gas, Wasser, Wärme, Klima, <strong>Horneburg</strong><br />
VAGABUNDesign Christoph Balan, Bochum<br />
Volksbank eG Waltrop<br />
Westfälische Provinzial Versicherung AG
INHALT IM ÜBERBLICK<br />
Aufgabe erfüllt<br />
Grußwort Landrat Jochen Welt 6<br />
Gemeinschaft ohnegleichen<br />
Grußwort Bürgermeister Wolfgang Werner 8<br />
Qualifizierte Arbeit<br />
Grußwort Bezirksbrandmeister Klaus Mönch 10<br />
Gesellschaftlich anerkannt<br />
Grußwort Stellvertretender Kreisbrandmeister Horst Kreienkamp 12<br />
Unterstützung verdient<br />
Grußwort Stadtbrandinspektor Thomas Schalomon 14<br />
Mitten im Dorf<br />
Grußwort Löschzugführer Frank Fischer 16<br />
1909: Freiwilligkeit statt Pflichtdienst<br />
Chronik der Festschrift 1959 19<br />
1906: Erfolgreiche Spurensuche<br />
Kleine Technikgeschichte von Björn Lücke 32<br />
1934: Seltsam gefeiert<br />
Jubiläumsschlaglicht von Wilhelm Müschenborn 46<br />
1959-1984: Vom Amt zur Stadt<br />
Chronik von Wilhelm Müschenborn 48<br />
1985-<strong>2009</strong>: Vieles bewegt<br />
Chronik von Wilhelm Schulte 55<br />
Haushohe Flammen<br />
Einsatzberichte von Peter Korte 74<br />
Die wilde 13<br />
Geschichte der Jugendfeuerwehr von Björn Lücke 79<br />
Nachwuchs fördern<br />
Portrait JF-Förderverein von Thomas Hoppe und Carola Neumann 84<br />
Von „historischen“ Momenten<br />
Annemarie Hillenbrand und Anna Müschenborn zu Frauen in der <strong>Feuerwehr</strong> 86<br />
Ansprüche immer höher<br />
Ludger Schollas über die Ausbildung 88<br />
Sportlicher Ehrgeiz<br />
Besondere Erfolgsbilanz von Mirko Biester 92<br />
Sterbendes Dorf?<br />
Standortbestimmung von Wolfgang Wellnitz 94<br />
Poahlbürger und Überzeugungstäter<br />
Aspekte der Löschzuggeschichte von Wilhelm Müschenborn 98<br />
Ehrenvolles Amt<br />
Festvortrag von Ludger Schollas 106<br />
5
6<br />
Landrat<br />
Jochen Welt<br />
AUFGABE ERFÜLLT<br />
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und <strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />
die Zeit um 1900 war im vestischen<br />
Raum eine Zeit des Wandels. Die Nordwanderung<br />
des Steinkohlenbergbaus veränderte<br />
Leben und Lebenswelt der hier<br />
ansässigen und hierher kommenden<br />
Menschen.<br />
Aus Ackerbürgerstädtchen mit wenigen<br />
tausend Einwohnern (Recklinghausen<br />
und Dorsten) und kleinen Dörfern (von<br />
Buer bis Waltrop) wurden innerhalb<br />
weniger Jahrzehnte mittlere und größere<br />
Städte. Bergwerke, Wohnsiedlungen und<br />
Infrastruktur verwandelten binnen einer<br />
Generation eine bäuerliche Kulturlandschaft<br />
in einen von Schwerindustrie<br />
geprägten Raum. Die Spuren dieses<br />
zweiten Strukturwandels seit der frühzeitlichen<br />
Besiedelung prägen noch<br />
heute in Form von Fördergerüsten, Bergwerksbauten<br />
und Halden Städte und<br />
Kreis.<br />
Kein Wunder, dass mit dem Bevölkerungs-<br />
und Städtewachstum die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
Schritt halten mussten. In Datteln-<strong>Horneburg</strong>,<br />
Herten-Westerholt und<br />
Recklinghausen-Ost wurden 1909 eigene<br />
Löschzüge gegründet, um den Schutz<br />
der Bürgerinnen und Bürger bei Brand<br />
und Gefahr gewährleisten zu können.<br />
Diese Aufgabe haben die Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en in den zurückliegenden<br />
100 Jahren mit Bravour erfüllt.<br />
Deshalb freue ich mich, dem Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong> zu seinem 100-jährigen<br />
Jubiläum gratulieren zu können. Als<br />
hauptamtlicher Landrat weiß ich, wie
fest die Mitglieder des Löschzugs in der<br />
alten <strong>Horneburg</strong>er Bürgerschaft verwurzelt<br />
sind – ihr Motto „Mitten im Dorf“ ist<br />
dessen trefflicher Ausdruck!<br />
Den Dank an alle Mitglieder des Löschzugs<br />
für ihren ja stets auch mit Gefahren<br />
verbundenen Einsatz zugunsten der<br />
Sicherheit aller <strong>Horneburg</strong>er und Dattelner<br />
spreche ich im Namen des Kreises<br />
aus. Ich bin sicher, dass alle <strong>Horneburg</strong>er<br />
auch in Zukunft bei ihrer „Dorf-Wehr“ in<br />
sicheren Händen sind!<br />
Ihr<br />
Jochen Welt<br />
Landrat<br />
7
8<br />
Bürgermeister<br />
Wolfgang Werner<br />
GEMEINSCHAFT OHNEGLEICHEN<br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />
liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und Feuwehrkameraden,<br />
es ist selbstverständlich, dass es hell<br />
wird, wenn wir den Lichtschalter betätigen.<br />
Es ist auch ganz selbstverständlich,<br />
dass Wasser aus dem Hahn fließt, wenn<br />
wir ihn aufdrehen. Nicht selbstverständlich<br />
sollte es für uns sein, dass Menschen<br />
aus unserer Mitte ihr Leben für uns riskieren,<br />
wenn sie andere Menschen aus<br />
einer gefährlichen Situation retten.<br />
Denn genau das ist es, was <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
tun. Die Kameraden der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> tun dies obendrein<br />
ehrenamtlich, nehmen wie ihre hauptamtlichen<br />
Kollegen an Übungen teil und<br />
bilden sich weiter. Wir Bürgerinnen und<br />
Bürger profitieren mit Sicherheit davon,<br />
dass es die freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gibt.<br />
Und in <strong>Horneburg</strong> schon seit genau 100<br />
Jahren.<br />
Wenn die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />
100 Jahre alt wird, dann hat sie<br />
einen ganz besonderen Stellenwert im<br />
Dorf. Nicht nur, weil ohne diese Männer<br />
und Frauen die Gefahrenabwehr in Datteln<br />
längst nicht so gut funktionieren<br />
würde. Und nicht nur, weil ohne unsere<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>, die überall<br />
anpackt, wo es nottut, Hilfe oft nicht<br />
mehr rechtzeitig käme. Sondern auch,<br />
weil die <strong>Feuerwehr</strong>leute eine kameradschaftliche<br />
Gemeinschaft bilden, die<br />
ihresgleichen sucht.<br />
Der Ausspruch „Die halten zusammen<br />
wie Pech und Schwefel“ passt an dieser<br />
Stelle besonders gut. Ich bin froh und<br />
stolz darauf, dass die freiwillige Feuer-
wehr in <strong>Horneburg</strong> eine so lange Tradition<br />
hat. Das zeigt, dass im Dorfe <strong>Horneburg</strong><br />
einiges richtig und gut läuft. Dass<br />
der Nachwuchs immer zur Stelle ist.<br />
Und dass die Kameradschaft funktioniert.<br />
Dass das auch in den nächsten 100 Jahren<br />
so bleibt, das wünsche ich den<br />
Kameraden der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> von ganzem Herzen. Ich<br />
wünsche unseren <strong>Feuerwehr</strong>frauen und<br />
<strong>Feuerwehr</strong>männern aber auch, dass sie<br />
stets gesund und wohlbehalten von ihren<br />
Einsätzen zurückkehren.<br />
„Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr.“<br />
Ihr<br />
Wolfgang Werner<br />
Bürgermeister<br />
9
10<br />
QUALIFIZIERTE ARBEIT<br />
Meine lieben<br />
Kameradinnen und Kameraden,<br />
Bezirksbrandmeister<br />
Klaus Mönch<br />
wenn ein Löschzug einer Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> es geschafft hat, ein ganzes<br />
Jahrhundert zu überstehen, dann hat dieser<br />
Löschzug auch das Recht, dieses<br />
außergewöhnliche Ereignis gebührend zu<br />
begehen. Dazu gab es einen gelungenen<br />
Festakt im Mai, das am 22. und 23.<br />
August geplante Fest musste leider<br />
wegen der Pandemieplanung im Zusammenhang<br />
mit der Neuen Influenza abgesagt<br />
werden.<br />
Ich hoffe, dass der runde Geburtstag<br />
„nachgefeiert“ werden kann und bin<br />
sicher, dass es dann im nächsten Jahr ein<br />
rauschendes Fest mit vielen Kameraden<br />
aus dem alten Amtsverband, der Stadt<br />
Datteln, dem Kreis Recklinghausen und<br />
darüber hinaus auch aus dem Regie -<br />
rungs bezirk Münster geben wird. Das hat<br />
der Löschzug <strong>Horneburg</strong> verdient.<br />
100 Jahre im Ortsteil <strong>Horneburg</strong> und<br />
darüber hinaus in der Stadt Datteln im<br />
Dienst für die Bürgerinnnen und Bürger<br />
tätig gewesen zu sein, bedeutet: mit<br />
großer Professionalität in diesen Jahr -<br />
zehnten jeweils unangekündigt Auf gaben<br />
der nichtpolizeilichen Gefah ren abwehr<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit geleistet<br />
zu haben.<br />
Durch die jederzeitige Bereitschaft der<br />
Kameraden des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />
an Aus- und Fortbildungslehrgängen teilzunehmen,<br />
wurde gerade in den vergangenen<br />
Jahrzehnten, auch schon lange<br />
bevor bezahlte <strong>Feuerwehr</strong>männer in Dat -<br />
teln für diese Aufgaben eingestellt wurden,<br />
uneigennützig und ohne Ver gütung
Hilfe geleistet. Ihr habt als „Hel fer in der<br />
Not“ verantwortungsvoll die euch ge -<br />
stellten Aufgaben erledigt und damit<br />
auch entscheidend geholfen, das Stadt -<br />
säckel finanziell zu entlasten. In diesen<br />
Jahrzehnten wurden unzählige Stunden<br />
ehrenamtlicher Arbeit geleistet, zudem<br />
junge Menschen angeleitet anderen<br />
Menschen zu helfen und sie in feuerwehrtechnischer<br />
Hinsicht aus- und fortgebildet.<br />
Ich konnte mich sehr oft davon<br />
überzeugen, wie qualifiziert hier in Hor -<br />
neburg gearbeitet wird.<br />
Ganz sicher ist die folgende Feststellung<br />
richtig: „Ohne den Lösch zug <strong>Horneburg</strong><br />
wäre der Brand schutz in der Stadt Datteln<br />
nicht oder nicht problemfrei sicherzustellen.“<br />
Für all diese Aktivitäten darf ich in meiner<br />
Eigenschaft als Bezirksbrandmeis ter<br />
der Bezirksregierung Münster und auch<br />
im Namen aller Kameradinnen und<br />
Kameraden unseres Regierungsbezirkes<br />
allen ehemaligen und derzeit noch aktiv<br />
tätigen Kameradinnen und Kameraden<br />
herzlich danken.<br />
Euer<br />
Klaus Mönch<br />
Bezirksbrandmeister<br />
11
12<br />
GESELLSCHAFTLICH ANERKANNT<br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />
liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und <strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />
Stellvertretender Kreisbrandmeister<br />
Horst Kreienkamp<br />
in den letzten Jahren hat sich die Gefahrenabwehr<br />
aufgrund der veränderten<br />
Anforderungen gewandelt. Die Brandbekämpfung<br />
ist nur noch ein Teil der<br />
Aufgabe einer modernen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Unwetter, Unfälle sowie eine unklare<br />
innere Sicherheit erfordern eine ganzheitliche<br />
Gefahrenabwehr. Damit ist das<br />
Zusammenwirken zwischen den <strong>Feuerwehr</strong>en,<br />
den Hilfsorganisationen und<br />
dem Technischen Hilfswerk aber auch<br />
den hiesigen Ordnungsbehörden<br />
gemeint. Mit Unterstützung des Innenministeriums<br />
sind Strukturen entstanden,<br />
um bei den unterschiedlichsten Ereignissen<br />
effektive und individuelle Hilfe zu<br />
leisten. Diese Hilfe bezieht sich auf die<br />
regionale Zusammenarbeit der Einsatzkräfte.<br />
Dieses ist nicht nur operativ, sondern<br />
auch administrativ eine große Herausforderung.<br />
Und dieser Vorausforderung<br />
müssen sich alle Beteiligten auch in<br />
Zukunft stellen. Insgesamt hat dieses zu<br />
einer wesentlichen Verbesserung der<br />
theoretischen Kenntnisse bei allen Einsatzkräften<br />
geführt. Darüber hinaus sind<br />
neue Inhalte zu vermitteln. Dazu gehört<br />
zum Beispiel die Absturzsicherung ebenso<br />
wie die Gefahren durch biologische<br />
Stoffe.<br />
Die zuvor genannten Zusammenhänge<br />
prägen das heutige Bild der <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Dadurch natürlich auch die einzelne<br />
<strong>Feuerwehr</strong>frau bzw. den <strong>Feuerwehr</strong>mann.<br />
Besonders bei den ehrenamtlichen<br />
Kräften ist dadurch das Wissen und<br />
die Anpassungsfähigkeit an die gesellschaftlichen<br />
Veränderungen gestiegen.
Diese positiven Eigenschaften übertragen<br />
sie auch auf ihren eigentlichen Beruf.<br />
Das heißt, dass sie ihre Entscheidungsfähigkeit,<br />
Ausdauer und Zielstrebigkeit<br />
auf den Alltag außerhalb der <strong>Feuerwehr</strong><br />
übertragen. Genau diese Tugenden wissen<br />
manche Arbeitgeber zu schätzen.<br />
Leider nur zu wenige. Es ist mir deshalb<br />
ein Anliegen die Bitte an alle Arbeitgeber<br />
– auch im öffentlichen Dienst – die<br />
ehrenamtliche Einsatzkräfte beschäftigen,<br />
diese zu fördern und zu unterstützen.<br />
Seitens der Politik muss weiter das<br />
Ehrenamt unterstützt werden. Es müssen<br />
Versorgungslücken geschlossen und neue<br />
Anreize geschaffen werden. Im Kreis<br />
Recklinghausen haben wir zurzeit im<br />
Verhältnis zur bundesweiten Entwicklung<br />
eine stabile Zahl an ehrenamtlichen Einsatzkräften.<br />
Diese Entwicklung zeigt,<br />
dass durch die bisherige Unterstützung<br />
durch die Räte und Verwaltungen ein<br />
guter Nährboden für den Fortbestand der<br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> vorhanden ist.<br />
Um diese stabile Situation beizubehalten,<br />
muss die Unterstützung so bleiben.<br />
Auch unabhängig von der allgemeinen<br />
finanziellen Situation. Selbstverständlich<br />
ist auch die <strong>Feuerwehr</strong> bemüht, die defizitären<br />
Haushaltslagen zu berücksichtigen.<br />
Doch die anfänglich genannten<br />
Faktoren erfordern es, sich den ständig<br />
gewachsenen Herausforderungen anzupassen,<br />
dazu ist eine entsprechende<br />
technische Ausstattung erforderlich.<br />
Es ist für mich darüber hinaus von großer<br />
Bedeutung, auch die traditionellen<br />
Eigenschaften der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
zu unterstützen und fördern.<br />
Dadurch werden Werte wie Pflichtbewusstsein<br />
und Kameradschaft auch an<br />
die nächste Generation weiter gegeben.<br />
Dieses ist heute gerade bei der konsumorientierten<br />
Gesellschaft von großer<br />
Bedeutung. Das Jubiläum zeigt, dass aus<br />
einer zweckorientierten Gemeinschaft,<br />
um Feuersbrünste zu bekämpfen, eine<br />
gesellschaftlich anerkannte Einrichtung<br />
geworden ist. Dabei haben die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
stets bewiesen, dass sie sich<br />
jederzeit den geänderten Anforderungen<br />
anpassen können.<br />
Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> hat nunmehr<br />
100 Jahre alle Anforderungen gemeistert<br />
und sich den heutigen Gegebenheiten<br />
angepasst. Dafür möchte ich meinen<br />
herzlichen Dank aussprechen. Es ist<br />
schwer, Einzelne für ihre Leistung besonders<br />
herauszustellen, da nur eine<br />
geschlossene Einheit, bestehend aus<br />
Löschzugführer und Mannschaft, den<br />
Einsatzerfolg garantiert.<br />
Deshalb wünsche ich dem gesamten<br />
Löschzug <strong>Horneburg</strong> alles Gute zum<br />
100-jährigen Jubiläum, allen Kameradinnen<br />
und Kameraden eine gute Zeit und<br />
dem Löschzugführer eine gute Hand für<br />
seine Entscheidungen.<br />
Mit kameradschaftlichem Gruß<br />
Horst Kreienkamp<br />
Stellvertretender Kreisbrandmeister<br />
13
14<br />
UNTERSTÜTZUNG VERDIENT<br />
Meine Kameradinnen<br />
und Kameraden,<br />
Stadtbrandinspektor<br />
Thomas Schalomon<br />
auf diesem Wege möchte ich den Mitgliedern<br />
des <strong>Horneburg</strong>er Löschzuges<br />
meine herzlichsten Grüße und Glückwünsche<br />
zum 100-jährigen Bestehen<br />
ausrichten und gleichzeitig mein Bedauern<br />
darüber aussprechen, dass die<br />
eigentliche Jubiläumsfeier wegen verstärkter<br />
Hygienevorschriften für die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
und die Rettungsdienste im<br />
Kreis Recklinghausen angesichts der<br />
Neuen Grippe abgesagt werden musste.<br />
Die Entscheidung ist uns nicht leicht<br />
gefallen.<br />
Die Chronik des Jubiläums-Löschzuges<br />
zeichnet die Entwicklung in diesen 100<br />
Jahren detailliert nach. Dabei wird vor<br />
allem eines deutlich: Ob im Einsatz, in<br />
der Ausbildung, bei der Jugendarbeit, der<br />
Wartung der Ausrüstung oder der unumgänglichen<br />
Verwaltungsarbeit – immer ist<br />
der persönliche Einsatz der <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen<br />
Grundlage und wichtige<br />
Voraussetzung.<br />
Schon die Gründungsväter des <strong>Horneburg</strong>er<br />
Löschzuges haben diese unbedingte<br />
Einsatzbereitschaft unter Beweis<br />
gestellt, wenn sie sich mit ihren sehr<br />
begrenzten Mitteln dem Feuer und den<br />
Naturgewalten entgegenstellten.<br />
Trotz der viel besseren technischen und<br />
einsatztaktischen Möglichkeiten, die<br />
heute zur Verfügung stehen, ist der<br />
Dienst nicht leichter geworden. Im<br />
Gegenteil: Die <strong>Feuerwehr</strong> ist mit einem<br />
erheblich breiteren Einsatzspektrum,<br />
hohen Einsatzzahlen und den gestiegenen<br />
Anforderungen unserer hoch techni-
sierten und komplexen Welt konfrontiert.<br />
Damit kommt nur zurecht, wer sich ständig<br />
weiterbildet und mit Leib und Seele<br />
dabei ist.<br />
Auch das so genannte gesellschaftliche<br />
Umfeld hat sich geändert. Freiwilliger,<br />
ehrenamtlicher Dienst an den Mitmenschen<br />
und die Bereitschaft, hierfür persönliche<br />
Zeit und Interessen einzusetzen,<br />
werden oft als selbstverständlich vorausgesetzt<br />
und nicht ausreichend anerkannt.<br />
Das Jubiläum stellt eine gute Gelegenheit<br />
dar, den Sinn und den Wert des<br />
Dienstes in der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
hervorzuheben. Die Kameradinnen und<br />
Kameraden des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />
verdienen von uns allen Dank, Respekt,<br />
Anerkennung und jede Unterstützung!<br />
Ihr<br />
Thomas Schalomon<br />
Leiter der <strong>Feuerwehr</strong><br />
15
16<br />
MITTEN IM DORF<br />
Brandinspektor<br />
Frank Fischer<br />
Liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und<br />
<strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
eigentlich wollte ich an dieser Stelle alle<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer<br />
Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen<br />
des Löschzuges <strong>Horneburg</strong> in unserem<br />
schönen Dorf recht herzlich willkommen<br />
heißen. Leider hat die aktuelle<br />
Pandemie-Situation die Absage unseres<br />
Festes notwendig gemacht.<br />
Wir blicken mit dieser Jubiläumsschrift<br />
trotzdem zurück auf 100 Jahre <strong>Feuerwehr</strong><br />
„mitten im Dorf“. Dieses griffige<br />
Motto werden wir sicherlich auch verwenden,<br />
wenn wir 2010 unseren runden<br />
Geburtstag „nachfeiern“. Wir hoffen<br />
dann gleichzeitig unser erweitertes und<br />
umgebautes Gerätehaus einweihen und<br />
ein neues Löschfahrzeug in Dienst stellen<br />
zu können.<br />
Mit dieser Festschrift aus Anlass des<br />
Jubiläums blicken wir zurück auf eine<br />
Zeit, in der es immer wieder Freiwillige<br />
aus der Bürgerschaft in ausreichender<br />
Zahl gab, die bereit waren, im Notfall<br />
schnelle und kompetente Hilfe zu leisten,<br />
um Schaden von Leben, Gesundheit<br />
und Besitz ihrer Nachbarn abzuwenden.<br />
Dies geschah und geschieht oft<br />
auch unter Gefährdung des eigenen<br />
Lebens.<br />
Die 100 Jahre, die wir Revue passieren<br />
lassen, stehen für Tausende von Stunden<br />
intensiver Übungs- und Einsatzarbeit, die<br />
von den Kameradinnen und Kameraden<br />
des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> ehrenamtlich<br />
geleistet wurden. Die Technik und die<br />
Ausrüstung haben in diesen vielen Jah-
en bedeutende Fortschritte gemacht.<br />
Gleichzeitig sind die uns übertragenen<br />
Aufgaben der Hilfeleistung im Lauf der<br />
Zeit aber immer umfassender geworden.<br />
Mein Dank gilt allen Kameradinnen und<br />
Kameraden, die den Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />
zu dem gemacht haben, was er<br />
heute ist: Eine gut gerüstete Wehr, die in<br />
der Lage ist, die an sie gestellten Aufgaben<br />
mit einer hohen Einsatzbereitschaft<br />
zu erfüllen, und in der das Wort Kameradschaft<br />
nicht nur in den Mund genommen,<br />
sondern auch gelebt wird. Durch<br />
eine gut funktionierende Jugendfeuer-<br />
wehr sind wir sicher, dass es auch in<br />
Zukunft eine schlagkräftige <strong>Feuerwehr</strong> in<br />
<strong>Horneburg</strong> geben wird. Mit dem Bau der<br />
neuen Fahrzeughalle und dem anstehenden<br />
Umbau des alten Gerätehauses<br />
schafft die Stadt Datteln dazu wichtige<br />
Voraussetzungen.<br />
Ich grüße alle Freunde des Löschzugs<br />
<strong>Horneburg</strong> und verbleibe mit einem<br />
„Gott zur Ehr´, dem nächsten zur Wehr“.<br />
Ihr<br />
Frank Fischer<br />
Löschzugführer<br />
17
18<br />
„Es setzte ein reger Übungsbetrieb<br />
ein, und die noch<br />
vorhandenen Protokollbücher<br />
und Unterlagen beweisen, wie<br />
ernst die Männer ihre Aufgabe<br />
nahmen.“ (Festschrift 1959)
Zur Feier des 50-jährigen Bestehens 1959 entstand dieses Jubiläumsfoto.<br />
1909: FREIWILLIGKEIT STATT PFLICHTDIENST<br />
Bereits aus Anlass des 50-jährigen Bestehens<br />
im Jahr 1959 gab die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> eine umfangreiche<br />
Festschrift heraus. Autor Fleitmann<br />
blickte zum Goldjubiläum mit Hilfe der<br />
Protokollbücher und anderer Unterlagen<br />
auf die ersten Jahrzehnte zurück.<br />
Heute sind diese Dokumente nicht mehr<br />
vorhanden, ihr Verbleib stellt ein Rätsel<br />
dar. Deshalb drucken wir an dieser Stelle<br />
Fleitmanns Text, der durch den Gang<br />
der Dinge selbst eine wichtige Quelle<br />
geworden ist, erneut ab. Es ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Diktion der<br />
damaligen Zeit entspricht und nicht<br />
mehr „taufrisch“ ist. Die Rechtschreibung<br />
wurde außer in Zitaten aktualisiert,<br />
der Umbruch angepasst. Wo es<br />
aus Gründen der Verständlichkeit notwendig<br />
erschien, wurden kleine Umformulierungen<br />
vorgenommen oder<br />
Anmerkungen eingefügt. Fleitmann hat<br />
seinen Beitrag für die Festschrift 1959<br />
„Gedanken zur Gründung und<br />
Geschichte der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong>“ überschrieben<br />
Neben der Sicherung der Ernährung war<br />
die besondere Sorge der Menschheit die<br />
Erhaltung der Güter. Eine der wesentlichen<br />
Daseinsvorsorgen ist die Sicherung<br />
vor Feuer. In der Frühgeschichte war dieses<br />
Problem nicht so überaus notwendig,<br />
weil erst die Gefahr mit der zunehmenden<br />
Zentralisierung der Wohnplätze und<br />
der Bevölkerungsdichte wuchs. Die<br />
Haus-an-Haus-Bauweise ließ dann den<br />
Schrecken, die Not und die Gefahr<br />
besonders deutlich werden. Hinzu<br />
kommt die anfangs – für heutige Verhältnisse<br />
– primitive Bauweise, die in der<br />
Hauptsache und überwiegend auf den<br />
Rohstoff Holz abgestellt war. Niemand<br />
wird bestreiten, dass nach heutiger Auf-<br />
19
20<br />
So sah der Fahrzeug- und Gerätepark früher aus (Aufnahme wahrscheinlich aus den 1950er Jahren).<br />
fassung solche Verhältnisse für das Ausbreiten<br />
und Entstehen von Feuersbrünsten<br />
geradezu geeignet waren. Die<br />
Geschichte beweist uns, wie sehr gerade<br />
Wohnplätze, Siedlungen und Städte mit<br />
dem Feuer zu kämpfen hatten und wie<br />
EINE DER GEISSELN GOTTES<br />
So verwundert es nicht, dass das Feuer<br />
in alten Gebeten, den so genannten Fürbitten<br />
in einer Reihe seinen Platz einnimmt<br />
mit Pest, Hungersnot und Krieg.<br />
Das Feuer, das gebändigt eine Gottesgabe,<br />
ist auch oft in solchen Fällen als eine<br />
der Geißeln Gottes bezeichnet<br />
worden.<br />
Es entstand mit der Zeit eine Art Feuerbekämpfung,<br />
die aber doch primitiv bleiben<br />
musste, weil der wirksame und<br />
gelenkte Einsatz erst mit der zunehmenden<br />
Technisierung die Mittel ermöglich-<br />
oft Brände mit katastrophalen Ausmaßen<br />
zu wirtschaftlichen Schädigungen führten<br />
und gewissermaßen über Nacht<br />
wohlhabende Bürger zu armen Mitmenschen<br />
machen konnten.<br />
te, die uns heute von Feuerschutzgeräten<br />
und von schlagkräftigen Wehren<br />
sprechen lassen. Von der nachbarlichen<br />
Hilfe bis zur <strong>Feuerwehr</strong> unserer Zeit liegt<br />
ein langer Weg. In Schillers Glocke ist<br />
der Feuerschutz unserer Vorfahren treffend<br />
beschrieben: „Durch der Hände<br />
lange Kette fliegt der Eimer.“ Heute<br />
(Anm.: 1959) sprechen wir von Feuerschutz,<br />
wenn von Kraftspritzen, Löschfahrzeugen,<br />
A-, B-, C-Schläuchen und<br />
von vielen anderen technischen Dingen<br />
die Rede ist. Die organisierte <strong>Feuerwehr</strong><br />
ist eine Einrichtung, die zum Ausgang
des 19. Jahrhunderts aus privater Initiative<br />
und öffentlicher Notwendigkeit entstand.<br />
Auch in der Gemeinde <strong>Horneburg</strong> kam<br />
es in den Jahren 1908/1909 zur Bildung<br />
einer solchen Wehr. Seit dieser Zeit sind<br />
Männer zum rastlosen Einsatz für die in<br />
GRUNDLAGE FÜR SCHLAGKRAFT<br />
Es gilt, Rückschau zu halten und die Leistungen<br />
und den Einsatzwillen dieser<br />
Jahre noch einmal vor Augen zu führen.<br />
Schon vor der Gründung der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> wurde durch den<br />
damaligen Amtmann und den Gemeindevorsteher<br />
ein Ortsstatut betreffend das<br />
Feuerlöschwesen für den Bezirk der<br />
Not befindliche Einwohnerschaft eingetreten.<br />
Es kann mit Stolz auf die verflossene<br />
Zeit geblickt werden. Opfersinn,<br />
Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe sind<br />
der Grundstock zur Bereitschaft, helfend<br />
einzugreifen und jederzeit die freiwillig<br />
übernommene Aufgabe selbstlos zu<br />
erfüllen.<br />
Gemeinde <strong>Horneburg</strong> erlassen. Gemäß<br />
dieser Satzung war eine Brandwehr zu<br />
bilden. Dienstpflichtig waren in der<br />
Brandwehr die männlichen Einwohner<br />
bestimmten Alters, jedoch nur auf Zeit.<br />
Einzelne Berufsgruppen waren davon<br />
ausgenommen. Den verantwortlichen<br />
Männern wurde alsbald klar, dass auf<br />
Der Festumzug zum 25-Jährigen 1934: Hakenkreuzfahnen als Vorboten einer schlimmen Zeit.<br />
21
22<br />
dieser Grundlage eine schlagkräftige<br />
Wehr nicht zu bilden war. Der Wunsch,<br />
eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu gründen,<br />
wurde deutlich.<br />
Am 30. Dezember 1908 versammelte<br />
sich deshalb eine Anzahl Bürger und<br />
beschloss die Gründung einer Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>. Eine weitere Versammlung<br />
fand statt am 12. März 1909. In diesen<br />
beiden Versammlungen wurden die<br />
notwendigen Formalien erledigt, wie<br />
Verabschiedung des Statuts, Aufnahme<br />
von Mitgliedern, Wahl der Führer der<br />
einzelnen Mannschaften u. a. mehr. Das<br />
Ergebnis dieser Versammlungen fasst am<br />
besten die nachstehende Bekanntmachung<br />
in der Recklinghäuser Zeitung<br />
zusammen:<br />
BEKANNTMACHUNG<br />
Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet. Die<br />
„Große Sorge bereitete das Gerätehaus, das den Anforderungen nicht mehr entsprach.“ (Festschrift 1959)
Satzungen der Wehr sind vom Herrn<br />
Landrat zu Recklinghausen genehmigt<br />
worden.<br />
Als Führer der Wehr ist der Lohgerber<br />
Karl Müschenborn zu <strong>Horneburg</strong><br />
bestätigt und zugleich als Brandmeister<br />
ernannt. Als stellvertretender Brandmeister<br />
ist der Architekt<br />
Wilhelm Sinder ernannt. der auch als<br />
zweiter Führer der Wehr bestätigt worden<br />
ist.<br />
Als Führer der einzelnen Abteilungen<br />
ernenne ich:<br />
WITWE UND KINDER IN NOT<br />
Aus den Unterlagen ist ersichtlich, dass<br />
sich zunächst 26 Mitglieder für den<br />
Dienst an der Allgemeinheit zusammenfanden.<br />
Eine große Sorge bereitete das Problem<br />
der Ausrüstung und die Schaffung eines<br />
Gerätehauses. In einer Versammlung am<br />
12. Mai 1909 wurde als Ausrüstungsbedarf<br />
eine Summe von 734,85 RM ermittelt.<br />
Die Gemeinde übernahm diese<br />
Kosten, und am 6. Juli 1909 erfolgte die<br />
1. Versammlung und Übung im Gewande<br />
der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />
Am 26. Juli 1909 erfolgte der Beitritt<br />
zum <strong>Feuerwehr</strong>verband.<br />
Gerätehaus und Geräte – von der Pflichtfeuerwehr<br />
– wurden übernommen. Es<br />
setzte ein reger Übungsbetrieb ein, und<br />
die (Anm.: damals) noch vorhandenen<br />
Protokollbücher und Unterlagen beweisen,<br />
wie ernst die Männer ihre Aufgabe<br />
nahmen. Fehlte ein Kamerad, wobei eine<br />
ausreichende und begründete Entschuldigung<br />
Ehrensache war, so holte er das<br />
Versäumte bei der nächsten Übung<br />
1. den Maurer Wilhelm Behler als Steigerführer,<br />
2. den Metzger Hugo Hoppmann als<br />
Spritzenführer.<br />
3. den Lohgerber Felix Müschenborn als<br />
Kuppenführer,<br />
4. den Postagenten Franz Fleitmann als<br />
Führer der Ordnungsmannschaft.<br />
Die Brandwehr – Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> –<br />
ist eine Schutzwehr im Sinne des § 113<br />
des Reichsstrafgesetzbuches.<br />
Waltrop, den 6. Mai 1909<br />
Der Amtmann: Schwarthoff<br />
durch zusätzlichen Übungsdienst nach.<br />
Wie intensiv gearbeitet wurde, beweist<br />
die Zahl der Übungen. 1909: 20 Übungen<br />
und Versammlungen, 1910: 24,<br />
1911: 20. Dieser strenge Dienstbetrieb<br />
erfolgte auch in den anschließenden Jahren.<br />
Ihren ersten Einsatz hatte die Wehr am<br />
26. Mai 1912, einem Pfingstsonntag,<br />
gegen 10.30 Uhr, da ein Wohnhaus, ca.<br />
25 Minuten vom Dorf gelegen, in Flammen<br />
stand. Aus diesem Brandbericht<br />
geht hervor, wie wichtig der Dienst der<br />
<strong>Feuerwehr</strong> ist. Es heißt wörtlich: „Die<br />
Frau R. (eine Witwe) war abwesend, kleinere<br />
Kinder waren in Gefahr, wurden<br />
aber gerettet.“ Eine Brandwache musste<br />
gestellt werden, der Schaden war erheblich.<br />
Am 25. Februar 1913 musste die<br />
Wehr erneut aus Anlass eines Scheunenbrandes<br />
zu Hilfe eilen, wobei insbesondere<br />
das angrenzende Wohnhaus und<br />
der Viehbestand bedroht waren. Bei diesem<br />
Brande zeigte sich besonders die<br />
dringende Notwendigkeit ausreichender<br />
23
24<br />
„Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet“: Amtliche Bekanntmachung in der<br />
Ausgabe der Recklinghäuser Zeitung vom 10. Mai 1909.
Wasserverhältnisse. Feuer lässt sich eben<br />
(Anm.: vor allem) nur mit Wasser<br />
bekämpfen. Laut Brandbericht waren die<br />
Verhältnisse schlecht, und das Wasser<br />
musste mit Jauchewagen aus der Nachbarschaft<br />
herangeholt werden. Bereits<br />
am 14. Juli 1913 war ein weiterer Brand<br />
zu bekämpfen: ein Bauerngehöft stand in<br />
Flammen. Bei diesem Brand reichte das<br />
Schlauchmaterial nicht aus, und das<br />
Feuer konnte nur mit Hilfe der<br />
Wehr„Emscher Lippe“ die weiteres<br />
Schlauchmaterial zum Einsatz brachte,<br />
wirksam bekämpft werden. Aus den<br />
(Anm.: heute verschollenen) Unterlagen<br />
ist ersichtlich, mit welcher Energie die<br />
Mängel behoben wurden und mit welchem<br />
Ernst die Wehr sich auf Grund der<br />
gemachten Erfahrungen in der Einsatzfähigkeit<br />
verbesserte.<br />
Über die Kriegsjahre liegt ein Bericht<br />
vor, der auszugsweise wiedergegeben<br />
werden soll: „Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
zählte zu Beginn des 6ten Vereinsjahres<br />
32 Wehrleute und 1 Sanitäter, sämtliche<br />
Uniformen waren besetzt. Nach der<br />
Mobilmachung am 1. August 1914 wurden<br />
kurz nacheinander einberufen 16<br />
Mitglieder, und freiwillig meldeten sich 3<br />
Kameraden zum Heeresdienst. Im<br />
Ganzen haben 30 Mann – fast die ganze<br />
alte Wehr – ohne Ausnahme teils kürzere<br />
Zeit, teils die Kriegszeit hindurch unter<br />
der Fahne und im Felde gestanden.<br />
Gefallen auf dem Felde der Ehre sind 3<br />
Mitglieder, und zwar 1. der Wehrmann<br />
Hermann Pennekamp am 11. November<br />
1914, 2. der Gefreite Wilhelm Sinder am<br />
28. Februar 1915, 3. der Vizefeldwebel<br />
Wilhelm Behler am 4. Oktober 1918.<br />
Diesen Gefallenen Kameraden wird die<br />
Wehr ein treues Andenken bewahren.<br />
Nach Vorstehendem waren der I. und II.<br />
Brandmeister. die Abt.-Führer und Unterführer<br />
sowie die ganze Mannschaft bis<br />
auf einige Mann unter der Fahne und hat<br />
die Wehrtätigkeit fast ganz geruht. Im<br />
Jahre 1917 übernahmen der Wirt Fritz<br />
Berens und August Müller als I. und 11.<br />
Brandmeister die Führung, und es wurden<br />
1917/18 die notwendigsten Übungen<br />
abgehalten. Die Wehr soll nun die<br />
alte Tatkraft mit regelmäßigen Übungen<br />
und Versammlungen wieder aufnehmen.“<br />
Als neuer Wehrführer wurde Wilhelm<br />
Sindern eingesetzt. Dieser stand der<br />
Wehr bis zum 8. August 1920 vor.<br />
Sein Nachfolger wurde der bisherige<br />
zweite Chef, Gastwirt Friedrich Berens.<br />
Zweiter Chef wurde der Maurer Josef<br />
Lettmann, Schriftführer Franz Wegmann.<br />
Auch der rote Hahn stellte sich wieder<br />
ein. Am 26. März 1921 brannte das<br />
Haus Hauptstr 27, am 3. November<br />
1921 ein Teilgebäude des Gehöftes<br />
Wiesmann, Rapen, am 26. Mai 1922 der<br />
zur Gewerkschaft König Ludwig<br />
gehörende Budden-Hof in Becklem, am<br />
17. August 1923 die Scheune des Landwirtes<br />
Schulte, am 11. Januar 1924 die<br />
Wirtschaftsgebäude Stegemann in Rapen,<br />
am 30. Oktober 1924 das Hintergebäude<br />
des Wohnhauses Brüning, am 28. Oktober<br />
1925 Wirtschaftsgebäude in<br />
Meckinghoven.<br />
Diese Liste der Einsätze soll nicht fortgesetzt<br />
werden, sondern nur deshalb<br />
25
Mitte: Wilhelm Benke, Gastwirt, Wehrführer<br />
1937 bis 1942<br />
(Foto von 1927).<br />
Rechts: Leo Balan sen., Wehrführer 1945<br />
bis 1974 (Foto von 1959) .<br />
26<br />
Links: Karl Müschenborn, Lohgerber,<br />
erster Wehrführer ab 1909<br />
(fotografiert als Soldat um 1890).<br />
Rechts: Fritz Berens, Gastwirt, Wehrführer<br />
in den Jahren 1917/18, von 1920<br />
bis 1926 (eine amtliche Quelle sieht<br />
ihn abweichend als Wehrführer durchgehend<br />
von Januar 1915 bis Februar<br />
1926) und von 1932 bis 1937 (Foto<br />
von 1927).<br />
Links: Wilhelm Sindern, Wehrführer<br />
von 1918 bis 1920 (Foto<br />
von 1927).<br />
Mitte: Franz Fleitmann. Wehrchef<br />
von 1926 bis 1932 (Foto von<br />
1927).
Erwähnung finden, um die Notwendigkeit<br />
und den Bestand der Wehr zu unterstreichen.<br />
Das Leben in den weiteren Jahren war<br />
sehr rege. Übungen und Schulungen<br />
wurden in großer Zahl abgehalten und<br />
die Schlagkraft der Wehr weiter verstärkt.<br />
Am 24. Januar 1926 wurde Kamerad<br />
Fleitmann erster Chef und Wehrführer,<br />
zweiter Brandmeister blieb Josef Lettmann.<br />
Im Jahre 1928 erhielt die Waltroper<br />
Wehr eine Motorspritze. Die Horne-<br />
LÖSCHZUG IN DER AMTSWEHR<br />
Das 20-jährige Bestehen wurde am 9.<br />
Mai 1929 im Vereinslokal gefeiert. Bei<br />
einer Festversammlung, an der die Vertreter<br />
des Amtes und die Gemeindevertreter<br />
teilnahmen, wurde neben dem<br />
Dank für die vergangene Zeit das Gelöbnis<br />
deutlich: „mit demselben Pflichtbewußtsein<br />
weiter zu arbeiten, zum Wohle<br />
der Allgemeinheit." Die Zahl der Mitglieder<br />
betrug 36.<br />
Am 19. Juli 1932 wurde Friedrich Berens<br />
erster Chef und Wehrführer. Der weitere<br />
Vorstand blieb unverändert. Durch das<br />
<strong>Feuerwehr</strong>gesetz von 1933 erfolgte eine<br />
völlige Umorganisation der gesamten<br />
deutschen <strong>Feuerwehr</strong>en. Die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
arbeiteten weiter pflichtbewusst an<br />
ihrer Ausbildung, immer in dem Bewusstsein,<br />
bei Gefahr dem Nächsten zu helfen.<br />
Zu dieser Zeit erfolgte auch die Bildung<br />
der Amtswehr, der die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> nun als ein Löschzug<br />
angehört. Damit war die seit Jahren<br />
gepflegte Unterstützung und nachbarliche<br />
Hilfe der verschiedenen Wehren<br />
burger Wehr war sehr interessiert, ließ<br />
sich die Spritze vorführen, und am 28.<br />
Oktober 1928 fand eine gemeinsame<br />
Übung mit der Wehr Waltrop in <strong>Horneburg</strong><br />
statt. Wenn auch das Verhältnis zu<br />
den Nachbarwehren schon immer sehr<br />
gut war, so liegt in dieser gemeinsamen<br />
Übung wohl der Beginn der gemeinsamen<br />
Übungen im Amtsverband, die sich<br />
bis auf den heutigen Tag erhalten haben.<br />
Die Wehr erhielt im Jahre 1928 neues<br />
Schlauchmaterial und Arbeitsbekleidung.<br />
gesetzlich auch zu einer organisatorischen<br />
Einheit geworden.<br />
Aus Anlass des 25 jährigen Bestehens<br />
absolvierte die <strong>Horneburg</strong>er Wehr unter<br />
den kritischen Augen der Vertreter des<br />
Kreises und des Amtes sowie der<br />
Gemeinde, zugleich in Anwesenheit des<br />
Kreis- und Amtswehrführers eine Alarmübung.<br />
Die kritischen Beobachter warendes<br />
Lobes voll über den Eifer und den<br />
Ausbildungsstand der Wehr.<br />
Am 25. Mai 1937 übernahm Kamerad<br />
Wilhelm Benke die Führung der Wehr.<br />
Am 1. September 1939 begann der<br />
unheilvolle zweite Weltkrieg... Viele<br />
Kameraden wurden zum Kriegsdienst<br />
einberufen. Älter Kameraden mussten als<br />
<strong>Feuerwehr</strong>männer Dienst im Sicherheitsund<br />
Hilfsdienst verrichten, um bei Luftangriffen<br />
den Kampf gegen Brand und<br />
Katastrophen zu führen. Die Übungen<br />
der Wehr wurden immer spärlicher.<br />
Nach einer Versammlung vom 15.<br />
Februar 1942 reißt das Vereinsleben ab.<br />
27
28<br />
SCHNELLER NEUANFANG<br />
Alles war auf den sogenannten Sicherheits-<br />
und Hilfsdienst übergegangen. Als<br />
im Jahre 1945 der Zusammenbruch kam,<br />
war es schlecht um die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
bestellt. Löschgeräte und Ausrüstungsgegenstände<br />
waren nur noch in<br />
unbedeutendem Maße auffindbar. Wie<br />
fast in allen anderen Gemeinden war<br />
auch <strong>Horneburg</strong> ohne einsatzfähige<br />
Wehr.<br />
Doch schon bald rührte sich der alte<br />
Geist, und wackere <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
bauten die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> mit<br />
großer Tatkraft wieder auf. Viele Schwierigkeiten<br />
waren zu überwinden, Doch<br />
war nach einigen Monaten die Wehr<br />
wieder einigermaßen einsatzbereit.<br />
Große Sorge bereitete das Gerätehaus,<br />
das den Anforderungen nicht mehr entsprach.<br />
Wehrführer wurde Kamerad Leo<br />
Balan. Zum stellvertretenden Wehrführer<br />
und zweiten Brandmeister wurde Kamerad<br />
Josef Brüning gewählt. Alsbald zählte<br />
die Wehr wieder 36 Mitglieder. Durch<br />
Ergänzung der gesamten Ausrüstung war<br />
die Einsatzbereitschaft der Wehr in jeder<br />
Hinsicht alsbald wieder gewährleistet.<br />
Inzwischen verfügte man auch über eine<br />
Motorspritze.<br />
Die Wehr hat heute (Anm.: 1959) eine<br />
komplette Ausrüstung, wozu im Jahre<br />
1954 auch noch eine neue Motorspritze<br />
hinzukam. Amt und Gemeinde haben in<br />
vorbildlicher Weise die Notwendigkeit<br />
erkannt, und den Vertretern gebührt der<br />
Dank für die Hilfe und Unterstützung.<br />
Das letzte Sorgenkind war an sich seit<br />
Bestehen der Wehr das unzureichende<br />
<strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus gewesen. Es trifft<br />
sich gut, dass gerade im Jahre des 50jährigen<br />
Bestehens auch hier Abhilfe<br />
geschaffen werden kann. Zum Jubelfest<br />
(Anm.: 50-jähriges Bestehen im Jahr<br />
1959) kann sich die Wehr mit ihrem<br />
neuen <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus der Öffentlichkeit<br />
vorstellen. Damit ist ein Wunsch
in Erfüllung gegangen, der so alt ist, wie<br />
die Wehr Bestand hat.<br />
Zwar hat die Wehr kein eigenes Fahrzeug<br />
(Anm.: beim 50-jährigen Bestehen<br />
im Jahr 1959). Es haben jedoch immer<br />
wieder Bürger der Gemeinde mit eigenen<br />
Fahrzeugen der Wehr geholfen, so<br />
dass ein eigenes Fahrzeug zwar wünschenswert<br />
war und ist, das Fehlen aber<br />
bislang nicht unbedingt als Mangel angesehen<br />
werden konnte. Der Stand der<br />
Wehr ist so, dass die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> heute (Anm.: 1959) bei<br />
Großbränden, gegebenenfalls mit den<br />
übrigen Löschzügen der Amtswehr, in<br />
der Lage ist, Hab und Gut unseres Nächsten<br />
zu schützen, wie es auch in den<br />
vergangenen 50 Jahren der Fall war.<br />
Nicht unwesentlich hat die Schlagkraft<br />
der Wehr das in Waltrop stationierte<br />
Tanklöschfahrzeug erhöht, das im Amtsverband<br />
und somit auch der Wehr <strong>Horneburg</strong><br />
zum ersten Einsatz zur Verfügung<br />
steht. Die Wehr darf mit Stolz auf die<br />
Männer zurückschauen, die in den 50<br />
Jahren des Bestehens immer ein Vorbild<br />
treuer Pflichterfüllung waren. Besonders<br />
zu erwähnen sind noch die Führer und<br />
Vorstände der Wehr seit ihrem Bestehen,<br />
die sich in vorbildlicher Weise zu allen<br />
Zeiten bewährt haben und die auch<br />
heute noch der Wehr in guter Erinnerung<br />
sind.<br />
Der Rückblick, den die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> auf die verflossenen 50<br />
Jahre tun darf, zeigt ein schönes Bild<br />
opferbereiter Hilfsbereitschaft und technischer<br />
Entwicklung, das die Wehr mit<br />
berechtigtem Stolz an ihrem Jubiläumstage<br />
erfüllen darf. Gleichzeitig ist es für<br />
die Wehrmänner auch eine Verpflichtung,<br />
sich weiter tatkräftig und in uneigennütziger<br />
Weise einzusetzen, wo es<br />
notwendig ist und wo Menschen und<br />
Volksvermögen in Gefahr sind, gemäß<br />
dem Wahlspruch: „Gott zur Ehr', dem<br />
Nächsten zur Wehr.“<br />
Quelle: <strong>Festzeitschrift</strong> 50 Jahre <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />
1959<br />
Links: Der Sicherheitshilfsdienst<br />
(SHD) <strong>Horneburg</strong>, wahrscheinlich<br />
1943 (v. l.): Theo Behler, Wilhelm<br />
Runge, Fritz Berens, August Sindern,<br />
Franz Kapischka, unbekannt,<br />
Heinrich Teigeler, Richard<br />
Zimmermann, Josef Lettmann, Josef<br />
Kolöchter, Heinrich Elfert.<br />
Rechts: Die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke<br />
1945: (sitzend v. l.) Rudi Simon,<br />
Josef Behler, Leo Balan, Stefan<br />
Bußmann, Rudolf Paul;<br />
(stehend v. l.) Franz-Josef Bergfort,<br />
Heinrich Fischer, Ernst Hoppe,<br />
Franz Elfert, Wilhelm Benke,<br />
Heinrich Teigeler,<br />
Heinrich Küper, Josef Brüning,<br />
Hubert Hoppe, Franz Sträterhoff,<br />
Norbert Kalb, Clemens Beckmann.<br />
29
30<br />
SPANNENDE RECHERCHEN<br />
Soweit also der Text, der in der Festschrift<br />
1959 auf die ersten fünf Jahrzehnte<br />
der Geschichte der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong> zurückblickte.<br />
Es ist sicherlich bemerkenswert, dass<br />
das Thema Gerätehaus die Brandschützer<br />
der Schlossgemeinde damals schon<br />
beschäftigte. Sie waren auch damals<br />
erfolgreich. Immerhin erhielten sie zum<br />
50-jährigen Bestehen eine neue Unterkunft.<br />
Damals konnte keiner ahnen, dass<br />
sie 1987 erweitert werden und zum<br />
Jubiläum <strong>2009</strong> vor einer Komplettreno-<br />
vierung stehen würde Dass es ein beeindruckendes<br />
Spritzenhaus schon in den<br />
Gründerjahren gab, das haben Recherchen<br />
für die vorliegende Festschrift<br />
ergeben. Seltsamerweise wird die erste<br />
<strong>Feuerwehr</strong>unterkunft des 20. Jahrhunderts<br />
in der Festschrift 1959 nicht bzw.<br />
nur ganz am Rande erwähnt.<br />
Umso spannender sind die Ergebnisse<br />
der akutellen Recherchen und neuesten<br />
Forschungen, die im folgenden Beitrag<br />
dieser Festschrift unter dem Titel „1906:<br />
Erfolgreiche Spurensuche“ vorgestellt.
Rechts: Die Alters- und Ehrenabteilung<br />
1959. Darunter die<br />
damals noch lebenden Gründungsmitglieder<br />
Altbürgermeister<br />
Wilhelm Elfert (l.), Fritz Bergfort<br />
(2. v. l.) und Josef Sinder (r.).<br />
Rechts: Die Zugführung<br />
im Jahr 1959.<br />
Links: Die aktive Wehr im<br />
Jahr 1959.<br />
31
32<br />
1906: ERFOLGREICHE SPURENSUCHE<br />
Da die Protokollbücher aus den ersten<br />
50 Jahren der Geschichte der <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> verschollen sind, fehlt<br />
eine wichtige Quelle aus den Gründerjahren.<br />
Brandmeister Björn Lücke hat<br />
deshalb für seine „Ausstattungsgeschichte“<br />
versucht, andere Quellen zu<br />
erschließen. Seine Recherchen waren<br />
von Erfolg gekrönt. Weite Teile seines<br />
folgenden Beitrags fußen auf e iner Reihe<br />
von bisher unbekannten Daten und Fakten.<br />
Erstaunlichste Erkenntnis: Ein Spritzenhaus<br />
gab es schon vor der Gründung<br />
der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />
Im nordrhein-westfälischen Gesetz über<br />
den Feuerschutz und die Hilfeleistung<br />
(FSHG) steht geschrieben, dass die <strong>Feuerwehr</strong><br />
aus Mannschaft und Gerät<br />
besteht. Daher gehören zur Geschichte<br />
einer <strong>Feuerwehr</strong> oder eines Löschzuges<br />
immer auch Fakten über Gerätschaften,<br />
Fahrzeuge und <strong>Feuerwehr</strong>geräte-/Spritzenhäuser,<br />
die sich genauso wie die<br />
Mannschaft durch die Zeit verändert<br />
haben. In den meisten Fällen ist diese<br />
Geschichte sogar noch älter als die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
selber, da „der rote Hahn“ seit<br />
den ersten Siedlungsgründungen der<br />
Menschen immer wieder für viel Leid,<br />
Zerstörung und Opfer sorgte. Durch die<br />
Entwicklung von Technik wollten sich<br />
die Menschen die Löscharbeiten erleichtern<br />
und die Erfolgsaussichten steigern,<br />
einen Brand schneller zu bekämpfen. So<br />
auch in <strong>Horneburg</strong>.<br />
Die älteste Nachricht über ein Brandschutzgerät<br />
in <strong>Horneburg</strong> stammt aus der<br />
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein
Brief des Oberkellners Johan Bernhardt<br />
Rive an den Kölner Erbischhof und Kurfürst<br />
Friedrich von Konigsegge-Rothenfels<br />
(1761-1784) überliefert, dass am 19.<br />
Januar 1768 die erste Feuerspritze in<br />
<strong>Horneburg</strong> in einem Wachturm stationiert<br />
wurde. Das hier erwähnte „Gerätehaus“<br />
könnte das heute noch stehende<br />
„Tuens Haus“ sein. Der turmähnliche<br />
Bau ist gut vom Kirchplatz der neuen<br />
Kirche aus zu sehen.<br />
1817 erging die Aufforderung an die<br />
Gemeinden, dem landrätlichem Kommissariat<br />
Graf von Westerholt, das Vorhandensein<br />
von Löschgeräten zu melden.<br />
Die Antwort der Bürgermeister erfolgte<br />
1822, dass in <strong>Horneburg</strong>, Datteln,<br />
Waltrop, Ahsen, Flaesheim sowie in den<br />
Bauernschaften Elmenhorst, Lippe und<br />
Leveringhausen, Spritzen zur Brandbekämpfung<br />
vorhanden seien.<br />
Links: So sah 1906 die<br />
Blaupause für das erste<br />
Spritzenhaus aus.<br />
Mitte und rechts: Zum 100jährigen<br />
Bestehen wurde<br />
die historische Spritze von<br />
Löschzugmitgliedern mit<br />
Unterstützung<br />
einiger Firmen restauriert.<br />
Erstaunlich ist hier, das die Bürgermeister<br />
erst nach fünf Jahren antworteten, das<br />
stelle man sich heute einmal vor.<br />
Im Archiv der Stadt Datteln findet man in<br />
der Chronik <strong>Horneburg</strong> eine Notiz aus<br />
dem Polizeiwesen um 1860. Dort heißt<br />
es:<br />
X Polizeiwesen:<br />
<strong>Horneburg</strong> hat eine Feuerspritze, ein<br />
neues Spritzenhaus, Feuereimer und die<br />
nötigen Feuerhaken und Leitern.<br />
Aus Erzählungen weiß man, dass früher<br />
das Spritzenhaus und ein provisorischer<br />
Turm in der Nähe von „Beckmanns Hof“<br />
gestanden haben muss. Es handelt sich<br />
wahrscheinlich um das Grundstück<br />
„<strong>Horneburg</strong>er Straße 575“ am Ortsausgang<br />
Richtung Oer-Erkenschwick. Die<br />
Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich<br />
33
34<br />
bei dieser <strong>Feuerwehr</strong>unterkunft um einen<br />
schuppenähnlichen Unterstand für die<br />
Geräte gehandelt hat.<br />
Ob es sich bei der erwähnten Spritze um<br />
die noch heute vorhandene handelt,<br />
kann nicht gesagt werden. Fest steht<br />
allerdings, dass Schlauch- und Hydrantenkarre<br />
sowie eine fahrbare Handpumpe<br />
höchst wahrscheinlich Ende des 19.<br />
Jahrhunderts von der Gemeinde <strong>Horneburg</strong><br />
zum Brandschutz beschafft wurden.<br />
Neben der Spritze ist heute noch ein<br />
Schlauchhaspelhandkarren vorhanden<br />
und funktionstüchtig. Beide stammen<br />
von dem Brandschutzhersteller August<br />
Hoenig GmbH in Köln am Rhein. Aus<br />
dem Handbuch „Löschen und Retten“<br />
von Fritz Hoenig, Ausgabe 1894, geht<br />
hervor, dass es sich bei der <strong>Horneburg</strong>er<br />
Spritze um das Modell 19 einer Saugund<br />
Druckspritze handeln muss.<br />
Sie hat damals sauber lackiert mit<br />
Zubehör 850 Mark gekostet. Als Zubehör<br />
wurde mitgeliefert: 2 Hanfschläuche mit<br />
Schraubanschlüssen à 10 m, 1 Strahlrohr<br />
mit 2 Mundstücken, 2 Druckhölzer, 1<br />
Schmierkännchen, 2 Schraubenschlüssel,<br />
2 Gummisaugrohre à 2 m mit Segeltuch<br />
überzogen und Schraubanschlüsse, 1<br />
Saugkorb aus Kupfer mit Rohr umflochten<br />
sowie ein Handfahrbaum zum Ziehen<br />
der Spritze mittels der Mannschaft.<br />
Weiteres Zubehör war gegen Aufpreis zu<br />
bekommen, wie zum Beispiel das heute<br />
noch vorhandene Geschirr zum Anspannen<br />
von Pferden jeder Größe für 65<br />
Mark.<br />
Die Spritze ist nach mehr als 100 Jahren<br />
immer noch funktionstüchtig gewesen.<br />
Der „Zahn der Zeit“ hat natürlich Spuren<br />
hinterlassen. Pünktlich zur Feier des<br />
100-jährigen Bestehens des Löschzuges<br />
erstrahlen die Spritze und die Schlauchkarre<br />
allerdings dank des Einsatzes fleißiger<br />
Löschzugmitglieder und dank der<br />
freundlichen Unterstützung der Firmen<br />
Kfz-Barwinski, Hasenkopf, Schloemer<br />
und Knippenberg in neuem Glanz.<br />
SCHWEISSTREIBENDE ANGELEGENHEIT<br />
Weiter wurden angeboten eine Laterne<br />
mit Eisengestell für 25 Mark, eine Bremsmaschine<br />
für 30 Mark oder ein Feuereimer<br />
mit Gestell für 15 Mark. Die Spritze<br />
hat einen Doppelhubzylinder von 120<br />
mm und erbringt noch heute damit eine<br />
Leistung von 200 l/min bei 50 Doppelhüben<br />
in der Minute. Ihre Betätigung<br />
war mit Sicherheit eine schweißtreibende<br />
Angelegenheit. Man erzielte mit dem<br />
mitgelieferten Strahlrohr Wurfweiten von<br />
26 bis 28 Meter. Auch wenn die Technik<br />
der Spritze aus heutiger Sicht primitiv<br />
erscheint, so erbringt sie nach mehr als<br />
100 Jahren noch die gleiche Leistung<br />
wie damals. Das soll die heutige Technik<br />
erst einmal in 100 Jahren beweisen.<br />
Durch die Änderung der Gemeindesatzung<br />
1906 wurde, wie bekannt, in <strong>Horneburg</strong><br />
eine Pflichtfeuerwehr gegründet.<br />
Vermutlich auf Grund des Platzbedarfes<br />
und des Zustandes des 46 Jahre alten<br />
Geräteschuppens am Hof Beckmann<br />
beantragte der Gemeindevorsteher Wilhelm<br />
Elfert die Baugenehmigung für ein<br />
Spritzenhaus mit Arrestzelle und Woh
nung nebst Leichenhalle mit Stallungen<br />
auf dem Gelände der heutigen Magdalenenstraße<br />
1 (damals noch Schulstraße 1).<br />
Aufgrund der 1906 erstellten Baupläne,<br />
die 1907 baupolizeilich genehmigt wurden,<br />
erging die Baugenehmigung am 11.<br />
April 1907 an die Gemeinde <strong>Horneburg</strong>.<br />
Die Fertigstellung wurde durch die Bauendabnahme<br />
am 17. Juli 1907 dokumentiert.<br />
Bei der Bauabnahme beanstandet<br />
der Beamte schon den Zugang für die<br />
Brandwehr.<br />
Daraufhin beantragte der Bürgermeister<br />
Wilhelm Elfert 1908 kleine Umbauten<br />
am Spritzenhaus. Es wurde für die<br />
Brandwehr ein Eingang von hinten in das<br />
Kellergeschoss eingerichtet, damit man<br />
nicht mehr durch die Anliegerwohnung<br />
musste. Endabnahme der Maßnahme<br />
war am 16. Oktober 1909.<br />
Links: 2005 wurde das neue<br />
LF 10/6 beim Ausrüster<br />
Schlingmann abgeholt.<br />
Wie aus den Aufzeichnungen der Gründungsveranstaltung<br />
am 6. Mai 1909 hervorgeht,<br />
übernahm die neu gegründete<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> die<br />
Geräte der Pflichtfeuerwehr. Also Spritzenhaus,<br />
Feuerspritze und weitere Handkarren.<br />
Dies erklärt dann auch rückbetrachtend,<br />
warum der Ausrüstungsbedarf<br />
bei der Gründung mit 734,85 Reichsmark<br />
so gering veranschlagt wurde. Viele<br />
der Geräte und das Spritzenhaus waren<br />
ja schon vorhanden. Was noch fehlte,<br />
war ein so genannter Schlauch- und Stiegenturm<br />
am Spritzenhaus, in dem die<br />
Schläuche zum Trocknen gehängt werden<br />
konnten. Außerdem benötigte die<br />
Stiegenabteilung der Wehr einen solchen<br />
Turm, um ihre Übungen abhalten zu<br />
können. Bürgermeister Elfert beantragte<br />
den Bau dieses Turmes an der rechten<br />
Giebelwand des Spritzenhauses zu Hor-<br />
35
36<br />
neburg Anfang 1912, wo er 1913 auch<br />
fertig gestellt wurde.<br />
1924 war es schon vorbei mit dem schönen<br />
Spritzenhaus, die Räumlichkeiten<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> wurden zu einer Dienstwohnung<br />
des Dorf-Gendarms umgebaut.<br />
Für die <strong>Feuerwehr</strong> wurde neben dem<br />
<strong>Feuerwehr</strong>turm ein Geräteschuppen zum<br />
Unterstellen der Geräte angebaut. Dieser<br />
Geräteschuppen galt lange Zeit als erstes<br />
Gerätehaus der <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />
Selbst in der <strong>Festzeitschrift</strong> von 1959<br />
fand man über diesem Umzug kein<br />
Wort. Man kann sich nur vorstellen, dass<br />
so etwas zwischen Bürgermeister und<br />
<strong>Feuerwehr</strong> nicht gütlich über die Bühne<br />
gegangen sein wird und daher der Mantel<br />
des Schweigens über diesen Teil der<br />
Geschichte gelegt wurde.<br />
Mit der 1928 beschafften ersten Motorspritze<br />
bei der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop fing<br />
auch bei dem zum Amt Waltrop<br />
gehörenden Handlöschzug <strong>Horneburg</strong><br />
eine neue Zeit an. Zwar ließ die erste<br />
Motorspritze in <strong>Horneburg</strong> noch auf sich<br />
warten, dennoch kamen die Kameraden<br />
von <strong>Horneburg</strong> und Henrichenburg ab<br />
dem 18. Oktober 1928 regelmäßig bei<br />
der jährlichen gemeinsamen Übung des<br />
Amtverbandes Waltrop mit der neuen<br />
Technik in Berührung. Für <strong>Horneburg</strong><br />
gab es im selben Jahr neues<br />
Schlauchmaterial und erstmals wird über<br />
die Beschaffung von Arbeitskleidung für<br />
den Einsatz berichtet. Vorher wurden bei<br />
Einsätzen und offiziellen Anlässen dieselbe<br />
Uniform getragen.<br />
In der Zeit des Naziregimes wurden zwischen<br />
1933 und 1939 jedes Jahr unangekündigte<br />
Revisionen der Amtswehr<br />
und der Handlöschzüge <strong>Horneburg</strong> und<br />
Henrichenburg durchgeführt. Durch<br />
diese jährlichen Überprüfungen ergaben<br />
sich immer wieder Mängel der technischen<br />
Ausrüstung, die meist kurzfristig<br />
behoben werden konnten. So bekam der<br />
Handlöschzug <strong>Horneburg</strong> nach der Revi-<br />
Links: Für ein Pressefoto wurde<br />
1959 die historische Spritze<br />
neben das neue TLF 8/8 platziert.
sion 1934 die ersten Gasmasken und Frischluftgeräte.<br />
Bei der Revision 1935<br />
wurde um 22.57 Uhr Alarm gegeben. Es<br />
fanden sich nach fünf Minuten vier<br />
Kameraden am Gerätehaus ein, jedoch<br />
hatte keiner von ihnen einen Schlüssel<br />
fürs Gerätehaus, da der Zugführer den<br />
Alarm per Nebelhorn nicht gehört hatte.<br />
Auch wenn man beim Lesen dieses<br />
KEIN GELD FÜR MOTORSPRITZE<br />
1938 erkannte man bei einem angenommenen<br />
Dachstuhlbrand der Schule, dass<br />
der Wasserdruck in <strong>Horneburg</strong> nicht ausreichte.<br />
Die Beschaffung einer Motorspritze<br />
wurde empfohlen. Diese Motorspritze<br />
konnte allerdings auf Grund der<br />
schlechten Haushaltslage der Gemeinde<br />
<strong>Horneburg</strong> 1939 und wegen der folgenden<br />
Kriegsjahre erst später beschafft werden.<br />
Im 2. Weltkrieg (1939-1945) wurden in<br />
Deutschland flächendeckend Luftschutzsirenen<br />
installiert, die auch zur Alarmierung<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> bzw. Feuerschutzpolizei<br />
genutzt werden konnten. Bis dahin<br />
wurde die <strong>Feuerwehr</strong> durch so genannte<br />
Nebelhörner alarmiert (ein mit dem<br />
Mund geblasenes Alarmhorn). Zum<br />
Kriegsende waren <strong>Feuerwehr</strong>geräte und<br />
Material nur noch bedingt auffindbar.<br />
Das führte unter anderem dazu, dass<br />
nach dem Krieg die erste Motorspritze<br />
samt dazugehörigem Anhänger (TSA)<br />
nach <strong>Horneburg</strong> kam. Im TSA war<br />
zusätzlich Schlauchmaterial und<br />
Zubehör verlastet. Mangels eines eigenen<br />
Fahrzeugs wurde der TSA entweder<br />
von Hand oder durch Privatfahrzeuge<br />
von <strong>Feuerwehr</strong>kameraden zum Einsatz<br />
Berichtes ein wenig ins Schmunzeln<br />
kommt, kann eine solche Situation im<br />
Ernstfall für die Betroffenen schlimm<br />
enden. Bei Ausfall unserer heutigen<br />
Technik sind mit Sicherheit ähnliche Probleme<br />
denkbar. Durch diese Nachtalarmübung<br />
wurden weitere Gerätehausschlüssel<br />
im Dorf deponiert sowie neue<br />
Beleuchtungsgeräte beschafft.<br />
gezogen. 1956 konnte die Wehr am Dattelner<br />
Bahnhof eine nagelneue Motorspritze<br />
(TS 8/8) als Ersatz für die alte TS<br />
abholen.<br />
Führt man sich jeweils die Situationen<br />
1959, Jahr des Goldjubiläums, und<br />
<strong>2009</strong>, Feier des 100-jährigen Bestehens,<br />
gibt es erstaunliche und vielleicht auch<br />
erschreckede Parallelen. Nicht nur in<br />
<strong>Horneburg</strong>, sondern in der ganzen <strong>Feuerwehr</strong>welt.<br />
1959 berichten die Zeitungen am Rande<br />
des Kreisfeuerwehrverbandstages, der<br />
aus Anlass des Jubiläums in <strong>Horneburg</strong><br />
stattfand, dass die <strong>Feuerwehr</strong>en und Rettungsdienste<br />
einen eigenen Funkkanal<br />
bekommen sollten. Aktuell steht die<br />
Umstellung von Analog- zum Digitalfunk<br />
bevor. In <strong>Horneburg</strong> standen bei den<br />
Jubiläen 1959 und <strong>2009</strong> nicht nur die<br />
nötigen organisatorischen Arbeiten von<br />
Festausschüssen und Planungsgruppen<br />
im Vorfeld an, zusätzlich hatten sich die<br />
Löschzugführungen wegen Mängeln an<br />
den vorhandenen Gerätehäusern mit Rat<br />
und Verwaltung auseinander zu setzen.<br />
Und genau wie heute waren auch vor 50<br />
Jahren die Wege zu einem akzeptablen<br />
37
38<br />
neuen Gerätehaus mit Mühe, Schweiß<br />
und viel Bürokratie gepflastert.<br />
Auch wenn die Ausgangslage 1956 weitaus<br />
schlimmer als heute war. So beantragt<br />
Löschzugführer Leo Balan sen., die<br />
unhaltbar gewordenen Umstände der<br />
Unterbringung im Geräteschuppen zu<br />
ändern.<br />
Er beschreibt den Schuppen als einsteiniges<br />
Ziegelmauerwerk, ohne Fenster,<br />
ohne festen Boden und mit einem Pappdach<br />
versehen. Im Winter sänken die<br />
Temperaturen bis unter die Frostgrenze<br />
und gefährdeten die Geräte. In diesem<br />
Schreiben beantragt er ein Gerätehaus<br />
für den Löschzug, um einen zeit-<br />
GERÄTEHAUS STATT BARACKE<br />
Aufgrund des Druckes und eines ausführlichen<br />
Schriftverkehrs von Löschzugführer<br />
Leo Balan sen., Amtwehrführer<br />
Heinrich Geismann und Kreisbrandmeister<br />
Hans Otte strebte das Amt Waltrop<br />
eine schnelle Umsetzung der Pläne an.<br />
Nicht zuletzt, weil man sich beim Kreisfeuerwehrverbandstag<br />
1959 als Amt<br />
Waltrop mit dem Jubellöschzug <strong>Horneburg</strong><br />
nicht mit einer besseren Baracke<br />
präsentieren wollte. So wurde schließlich<br />
eine schnelle Umsetzung bis zum Kreisfeuerwehrverbandstag<br />
beschlossen. Die<br />
Planungen sahen erst ein Gerätehaus mit<br />
einer Wohnung vor. Das wurde jedoch<br />
aus Kostengründen verworfen. Die Planungskosten<br />
betrugen 27.000 DM, die<br />
reinen Baukosten beliefen sich auf<br />
28.000 DM, mit Einrichtung 30.000<br />
DM. Mit je 5.000 DM beteiligten sich<br />
das Amt Waltrop und die Gemeinde<br />
gemäßen Dienstbetrieb und die Unterbringung<br />
eines Fahrzeuges zu ermöglichen.<br />
Bei einer daraufhin einberufenen<br />
Sitzung des Amtes Waltrop stellte man<br />
fest, dass ein Rückbau des Gebäudes<br />
Schulstraße 1 zum Spritzenhaus unwirtschaftlich<br />
sei, da nur eine Raumtiefe von<br />
5 Meter vorhanden sei und das für Fahrzeuge<br />
nicht ausreiche. Außerdem wollte<br />
man noch fast 30 Jahre nach dem<br />
Umbau die Entscheidung des Ehrenbürgermeisters<br />
Elfert nicht kritisieren. Das<br />
Eisen war offensichtlich immer noch zu<br />
heiß. Stattdessen stellte man fest, dass<br />
ein Neu- bzw. Anbau an das Gemeindehaus<br />
nötig sei. Doch auch damals mahlten<br />
die Amtsmühlen schon langsam.<br />
<strong>Horneburg</strong>, 20.000 DM steuerte die<br />
Bezirksregierung Münster bei. Mit dem<br />
Abriss des Geräteschuppens wurde das<br />
Vorhaben am 28. April 1959 angegangen.<br />
Ein Teil des Geräteschuppens blieb<br />
als Unterbringung für die Geräte des<br />
Gemeindegärtners erhalten. Später dienste<br />
es dem Bierverleger Franz Lücke als<br />
Getränkelager. Aus dem Schriftverkehr<br />
gehen folgende Daten des Bauablaufes<br />
hervor:<br />
13. Mai 1959 Grundsteinlegung<br />
25. Mai 1959 Richtfest<br />
27. Mai 1959 Rohbauabnahme<br />
28. Juli 1959 Fertigstellung zu 95<br />
Prozent (bis auf die<br />
Anstreicharbeiten)<br />
29. August 1959 Einweihung im Zuge<br />
der Feier des 50jährigen<br />
Bestehens
Im Frühjahr 1960 wurde das Gerätehaus<br />
mit einem Ölofen ausgerüstet. Er brachte<br />
jedoch nicht die gewünschte Leistung.<br />
Nach Reklamation der Kameraden bei<br />
der Gemeinde berief Bürgermeister Teigeler<br />
einen Ortstermin ein.<br />
Aus dem Protokoll geht folgendes hervor:<br />
Der gelieferte Ölofen erzeugt nicht<br />
genug Wärme. Man schaffte zum Vergleich<br />
den Ölofen aus dem Jugendheim<br />
in das Gerätehaus und stellte nach einer<br />
halben Stunde einen enormen Temperaturanstieg<br />
fest. Einhellig beschloss die<br />
Versammlung, dass es sich bei dem<br />
Ölofen im <strong>Feuerwehr</strong>haus um eine Fehlkonstruktion<br />
handele. Der anwesende<br />
Lieferant versprach, dass der Schaden<br />
am gelieferten Ofen in spätestens 14<br />
Tagen behoben sei. Man stelle sich den<br />
Ablauf dieses Ortstermins Ende der<br />
1950er Jahre zur heutigen Zeit einmal<br />
vor. Es waren immerhin mit dem Lieferanten,<br />
Bürgermeister Teigeler, Zugführer<br />
Balan und Gerätewart Hoppe und dem<br />
Protokollführer fünf Leute über Stunden<br />
mit diesem Problem beschäftigt.<br />
Pünktlich zum Jubiläum bekam die <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> ganz überraschend<br />
ihr erstes Fahrzeug vom Zivilen Bevölkerungsschutz.<br />
Es handelte sich um ein<br />
Unimog-Fahrgestell mit Ziegler-Aufbau.<br />
Das Fahrzeug war nur geliehen und<br />
musste 1961 wieder abgegeben werden.<br />
Da <strong>Horneburg</strong> und Henrichenburg zu<br />
diesem Zeitpunkt über kein Fahrzeug<br />
verfügten, erfolgte die Absage der Jahresabschlussübung<br />
des Amtverbandes.<br />
Auf ein eigenes Fahrzeug musste der<br />
Löschzug bis zum 10. Dezember 1962<br />
warten. In diesem Dezember kam das<br />
neue Fahrzeug, ein LF8-TSA (Mercedes<br />
Benz, Aufbau von der Firma Heines-<br />
Wuppertal, Baujahr 1962, nach DIN<br />
14530, Fabriknummer 20692, zulässiges<br />
Dienstgewicht 4350 kg).<br />
Die Besonderheit an diesem Fahrzeug<br />
war, dass es keine eigene Pumpe sowie<br />
keinen Wassertank hatte. Es war nur mit<br />
dem alten Tragkraftspritzenanhänger<br />
(TSA) zusammen einsatzfähig. Erst als<br />
der TSA in den 1970er Jahren nicht mehr<br />
verkehrstüchtig war, wurde das Fahrzeug<br />
mit einer Tragkraftspritze ausgerüstet.<br />
Schließlich sollte das Fahrzeug noch bis<br />
zum Jahr 1987 seinen Dienst in <strong>Horneburg</strong><br />
verrichten.<br />
Beim Betrachten von Bildern dieses alten<br />
LF8-TSA fällt das auf der Tür angebrachte<br />
Wappen auf. Es handelt sich um das<br />
Wappen des Amtes Waltrop, das ein<br />
Kreuz als das kurkölnische Hoheitssymbol<br />
im unteren Teil und im oberen Teil<br />
eine goldene, nach unten gerichtete Spitze<br />
auf schwarzem Grund aus dem Wappen<br />
des Adelgeschlechts derer des Hauses<br />
Goy nördlich von Waltrop zeigt. Das<br />
Wappen wurde 1934 durch das Preußische<br />
Staatsministerium verliehen.<br />
Da der damals schon über 50 Jahre alte<br />
Schlauchturm stark reparaturbedürftig<br />
und die Qualität der Schläuche besser<br />
geworden war und diese nicht mehr<br />
zwingend in <strong>Horneburg</strong> aufgehängt und<br />
getrocknet werden mussten, gab das Amt<br />
im August 1965 den Abriss des Gebäudes.<br />
Der Auftrag wurde im August des<br />
Jahres 1966 durch Willi Budde, Josef<br />
Köster und Martin Hanke (Waltrop) für<br />
39
40<br />
Rechts: Diese LF 8/8 verrichtet<br />
seit 1987 am Standort <strong>Horneburg</strong><br />
seine Dienste.<br />
Links: Im Laufe der Zeit war dreimal ein<br />
TLF 8/8 in <strong>Horneburg</strong> stationiert (oben<br />
ZB, unten kommunal).<br />
Rechts: Das TLF 8/8, das zum Jubiläum<br />
1959 kam, wurd e gebührend bestaunt.<br />
Links: Das erste „eigene“ Fahrzeug<br />
(LF 8- TSA, 1962-1987). Es<br />
trug bis zur Außerdienststellung<br />
das Wappen des Amtes Waltrop.
eine Entlohnung von insgesamt 200 DM<br />
durchgeführt.<br />
Im Oktober und November 1968 gab es<br />
gravierende Umbauarbeiten am Gerätehaus.<br />
Der Ölofen hatte ausgedient, und<br />
es wurde auf eine Zentralheizung mit<br />
Gas umgestellt. Die bauliche Trennung<br />
des Gerätehauses vom Gebäude der<br />
Schulstraße 1 (Magdalenenstraße 1)<br />
wurde vorgenommen, sämtliche Durchbrüche<br />
und Verbindungen wurden<br />
geschlossen, nur den Kanalisationsanschluss<br />
teilen sich die Gebäude bis<br />
heute. Ändern wird sich das erst mit dem<br />
Abschluss des dritten Bauabschnittes der<br />
aktuellen Erweiterung.<br />
Nach der Gebietsreform 1975 ging es<br />
mit der technischen Entwicklung des<br />
Löschzuges <strong>Horneburg</strong> im Dattelner<br />
Stadtfeuerwehrverband stetig weiter. So<br />
wurde 1976 das damalige LF8-TSA erstmals<br />
mit einem 4-m-Funkgerät ausgestattet.<br />
Die Sirene auf der Schule konnte per<br />
Funk von der Feuerwache Datteln ausgelöst<br />
werden. Und die Löschzugführung<br />
und einige Brandmeister bekamen analoge<br />
Funkmeldeempfänger (Piepser). Vorher<br />
konnte man die Sirene nur per<br />
Knopfdruck am Schulgebäude auslösen.<br />
Zusätzlich konnte <strong>Feuerwehr</strong>kamerad<br />
Ernst Hoppe sen. (Schneider) die Sirene<br />
von seiner Wohnung bzw. von seinem<br />
Schneiderbetrieb auslösen. Die Kameraden<br />
wurden entweder persönlich oder<br />
per Telefon über einen Einsatz informiert.<br />
In den 1980er Jahren bei Umbauarbeiten<br />
an einem Samstagvormittag sorgte eine<br />
feuchte Kelle Putz an einem abgeschnittenen,<br />
nicht isolierten Kabelstrang in der<br />
ehemaligen Schneiderei Hoppe für einen<br />
Kurzschluss, der ein langes Dauergeheul<br />
der Sirene auf dem Dach der gegenüber<br />
liegenden Schule auslöste.<br />
Nun sollten die <strong>Horneburg</strong>er auch mehr<br />
als ein Fahrzeug bekommen. Zwar<br />
beklagte man sich, nur gebrauchte und<br />
vermeintlich abgelegte Fahrzeuge aus<br />
Datteln zu erhalten, gleichzeitig war<br />
man froh über die Erweiterung der Ausrüstung.<br />
So bekam der Löschzug 1980<br />
endlich ein zweites Fahrzeug, einen<br />
MTF, VW Bulli T2 (Baujahr 1971), der<br />
1987 verschrottet werden musste und<br />
dann durch einen MTF VW Bulli T3<br />
ersetzt wurde. Der T3 Bulli verlor bei<br />
einer Übung 1998 auf der Magdalenenstraße<br />
die Schiebetür. Damit war auch<br />
sein Schicksal besiegelt. Als Ersatz wurde<br />
eine Mercedes Benz Vito beschafft, der<br />
bis heute im Dienst ist. Mit einer zusätzlichen<br />
Beladung aus Kettensäge und<br />
Tauchpumpe nebst Zubehör kann er bei<br />
Schlechtwettereinsätzen als drittes Fahrzeug<br />
vollwertig eingesetzt werden.<br />
Als drittes Fahrzeug kam 1986 ein TLF<br />
8/8 Unimog vom Zivilen Bevölkerungsschutz<br />
(ZB). Da das Ahsener Gerätehaus<br />
für ein größeres Fahrzeug erweitert worden<br />
war, konnte das TLF 8/8 nach <strong>Horneburg</strong>.<br />
1988 wurde das TLF 8/8 gegen<br />
ein baugleiches kommunales Fahrzeug<br />
ausgetauscht, dass die Stadt Datteln von<br />
der ZB-Zentrale in Lette aufgekauft hatte.<br />
Bis einschließlich 1994 war es in <strong>Horneburg</strong><br />
im Dienst.<br />
Da im Laufe der Zeit dreimal ein TLF 8/8<br />
in <strong>Horneburg</strong> stationiert war, sei erlaubt,<br />
den geschichtlichen Hintergrund des<br />
41
42<br />
Fahrzeugtypen hier ein wenig zu<br />
beleuchten. Das TLF 8/8 ist eigentlich<br />
ein „Kind des Luftschutzes“. Bis 1968<br />
wurden 1.752 Fahrzeuge vom Typ Unimog<br />
S als Serienfahrgestell für das TLF 8<br />
ausgeliefert. Die <strong>Feuerwehr</strong>bereitschaften<br />
des Luftschutzhilfsdienstes stellten eine<br />
Art <strong>Feuerwehr</strong> des Bundes dar. Für den<br />
zivilen Einsatz waren sie nicht gedacht.<br />
Sie waren überörtlich aufgestellt und am<br />
Rand von Ballungszentren konzentriert.<br />
Das TLF 8/8 musste neben der Brandbekämpfung<br />
auch zum Krankentransport<br />
geeignet sein. Der Aufbau war so konzipiert,<br />
dass von der Pumpe her eine Krankentrage<br />
herein geschoben werden<br />
konnte. Der dritte Sitzplatz im Aufbau<br />
ließ sich zu diesem Zweck umdrehen.<br />
Der <strong>Feuerwehr</strong>mann, der dort saß,<br />
betreute die verletzte Person. Das TLF<br />
führte neben einem 800 Liter fassenden<br />
Tank, einer fest eingebauten FP 8/8 S<br />
(Fördermenge 1.600 Liter pro Minute)<br />
auch die erforderliche feuerwehrtechnische<br />
Ausrüstung mit. Normmäßig waren<br />
außerdem eine Aluminiumsteckleiter und<br />
das Ersatzrad auf dem Dach. Noch heute<br />
hegen und pflegen viele <strong>Feuerwehr</strong>en ihr<br />
TLF 8/8 (zum Beispiel in Oer-Erkenschwick),<br />
da es viele Vorteile in unwegsamen<br />
Gelände und Waldgebieten<br />
gegenüber heutigen Normtanklöschfahrzeuge<br />
hat.<br />
Wie man sich vorstellen kann, war es<br />
mit drei Fahrzeugen mittlerweile sehr<br />
eng im 1959 erbauten Gerätehaus<br />
geworden. Helme und <strong>Feuerwehr</strong>gurte<br />
hingen links und rechts an Haken neben<br />
den Fahrzeugen, an denen man sich seitwärts<br />
vorbei bewegen musste. Daher<br />
begann man 1985 mit der Renovierung<br />
des Gerätehauses. Die sanitären Anlagen<br />
wurden erneuert und um eine Dusche<br />
erweitert. Vom Gerätehaus wurde ein<br />
Durchbruch in den verbliebenen Schuppen<br />
hinter dem Gerätehaus geschlagen<br />
und so das Gerätehaus um eine Umkleide<br />
(heute Küche) erweitert. Die noch<br />
fehlenden Spinde wurden vom damaligen<br />
Bürgermeister Horst Niggemeier<br />
(1967-1992) gespendet.<br />
Im Anschluss kam es von 1986 bis 1987<br />
zum Anbau der Fahrzeughalle, da sonst<br />
kein Fahrzeug neuer Technik mehr Platz<br />
gehabt hätte.<br />
Dieser Anbau wurde unter viel Zeit- und<br />
Kraftaufwand in Eigenleistung des Löschzuges<br />
erstellt. Zum Glück konnte man<br />
sich auf Expertenhilfe aus der Dorfgemeinschaft<br />
verlassen. Leider hatte man<br />
sich aus Kostengründen dafür entschieden,<br />
die Größe des Anbaus auf das<br />
erwartete neue Fahrzeug zuzuschneiden,<br />
so dass man zur Jahrtausendwende wieder<br />
vor genau dem gleichen Problemen<br />
stand.<br />
Aus den Presseberichten, gehen folgende<br />
Daten des Bauablaufes hervor:<br />
9. Sept. 1986 Beginn des Anbaus<br />
mit Aufnahme der<br />
Bepflasterung<br />
17. Okt. 1986 Richtfest des<br />
Fahrzeughallenanbaus<br />
25. Mai 1987 feierliche Einweihung<br />
des Anbaus und<br />
Fahrzeugtaufe<br />
des LF 8
NEUE TECHNIK<br />
Das hier erwähnte LF 8 ersetzte das alte<br />
LF8-TSA, das nach 25 Jahren Dienst sehr<br />
ramponiert und verbraucht war. Das LF 8<br />
mit Mercedes-Benz-Fahrgestell vom Ausrüster<br />
Schlingmann befindet sich bis<br />
heute im Dienst.<br />
Ende der 1980er, Anfang der 1990er<br />
Jahre wurden analoge Funkmeldeempfänger<br />
und neue Einsatzbekleidung<br />
(NRW-Anzug) für alle Löschzugmitglieder<br />
flächendeckend beschafft. Der NRW-<br />
Anzug löste den bis dahin getragenen<br />
ZB-Anzug ab (graue Latzhose und<br />
Jacke).Der NRW-Anzug ist bis heute<br />
aktuell, bei Brandeinsätzen werden<br />
jedoch heute die um 1999 eingeführten<br />
Überjacken und Überhosen aus<br />
Nomexfaser über dem NRW-Anzug<br />
getragen.<br />
Nach der Ära der TLF 8/8 bekam der<br />
Löschzug nach dem kurzen Gastspiel<br />
eines LF 16 TS ein neues (gebrauchtes)<br />
Fahrzeug. An der Hauptwache ging das<br />
neue LF 16/12 in Dienst und der Vorgänger,<br />
ein LF 16 Baujahr 1980 (Mercedes<br />
Benz mit Metz-Aufbau), kam nach <strong>Horneburg</strong>.<br />
Mit diesem Fahrzeug bekam der<br />
Löschzug erstmals einen hydraulischen<br />
Rettungssatz mit Schere und Spreizer für<br />
schwere Verkehrsunfälle.<br />
2005 wurde das LF 16 durch das noch<br />
heute im Dienst befindliche LF 10/6<br />
abgelöst. Auch mit dem neuen LF 10/6<br />
kommt neue Technik in den Zug, unter<br />
anderem mit 1000-l-Wasservorrat, neuen<br />
Handfunkgeräten und den neuen Hohlstrahlrohren<br />
stellt auch dieses Fahrzeug<br />
wieder neue Anforderungen an die<br />
<strong>Feuerwehr</strong>kameraden.<br />
Auch wenn keine großen Umbauten in<br />
den 1990er Jahren mehr anstanden, ist<br />
es mit einem Gerätehaus nicht viel<br />
anders als mit einem Wohnhaus: „Es gibt<br />
immer was zu tun“. So wurden 1999<br />
Schulungsraum und Küche von Ernst<br />
Hoppe und Klaus Peveling komplett<br />
renoviert. Aber auch bei der <strong>Feuerwehr</strong><br />
ist es manchmal wie in jedem anderen<br />
Verein. Meistens sind es immer dieselben<br />
die solche Arbeiten übernehmen. 1998<br />
bediente sich deshalb die Löschzugführung,<br />
Wilhelm Müschenborn und<br />
Ernst Hoppe, einer List. Sie wetteten dass<br />
die jungen Anwärter und <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
es nicht schaffen würden, selbstständig<br />
die Fahrzeughalle neu anzustreichen.<br />
Zwar verlor die Zugführung das 50-l-Fass<br />
Bier, dafür war die Fahrzeughalle frisch<br />
gestrichen.<br />
Mit dem neuen Jahrtausend wurde der<br />
Platzmangel im Gerätehaus immer extremer.<br />
Zwar war zum 90-jährigen Bestehen<br />
von der Politik ein neues Gerätehaus<br />
versprochen worden, die Realisierung<br />
sollte, wie wir wissen, jedoch noch fast<br />
10 Jahre dauern. Als erste Abhilfe bekam<br />
der Löschzug 2001 eine Doppelgarage<br />
hinter dem Schulgebäude, um die alte<br />
Spritze und diverses Gerät unterzustellen.<br />
Zurzeit ist die Jugendfeuerwehr noch<br />
zusätzlich mit ihren Geräten, Helmen<br />
und Jaken auf die Garage angewiesen.<br />
Am 27. November 2002 wurde die <strong>Feuerwehr</strong><br />
Datteln auf die Kreisleitstelle auf-<br />
43
44<br />
Mitte und rechts: Der Vito<br />
komplettiert als MTF den<br />
Fahrzeugbestand. Durch<br />
eine Zusatzbeladung<br />
wird er bei Sturm-<br />
und Hochwasserlagen<br />
auch zu einem<br />
(fast) vollwertigen<br />
Einsatzfahrzeug.<br />
Links und rechts: Ein LF 16 (Baujahr<br />
1980 (Mercedes Benz mit Metz-Aufbau),<br />
kam in den 1990er Jahren ins Gerätehaus<br />
an der Magdalenenstraße. Mit diesem<br />
Fahrzeug bekam der Löschzug erstmals<br />
einen hydraulischen Rettungssatz<br />
mit Schere und Spreizer für schwere<br />
Verkehrsunfälle.<br />
Links und Mitte: Das Innenleben<br />
des LF 10/6.
geschaltet, gleichzeitig wurden die analogen<br />
Funkmelder durch digitale Funkmelder<br />
ersetzt. 2003 und 2005 geht der<br />
Löschzug online, erst die Homepage der<br />
Jugendfeuerwehr später dann die Homepage<br />
des Löschzuges (www.<strong>Feuerwehr</strong>-<br />
<strong>Horneburg</strong>.de und www.Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de).<br />
Hier können sich<br />
die <strong>Feuerwehr</strong>kameraden und interessierte<br />
Bürger über Termine, Neuheiten<br />
und <strong>Feuerwehr</strong>techniken auf dem Laufenden<br />
halten.<br />
Im Jahr 2004 wurde endlich eine vernünftige<br />
Lösung für ein Problem gefunden,<br />
das schon bei den Revisionen der<br />
1930er Jahren erkannt worden war. Ein<br />
Türöffnungssystem mit elektronischem<br />
Schlüssel sorgt seit diesem Zeitpunkt<br />
dafür, dass jedes <strong>Feuerwehr</strong>mitglied<br />
jederzeit ins Gerätehaus kommt und<br />
nicht erst einen der deponierten Schlüssel<br />
abholen muss.<br />
Am 18. September 2008 war es endlich<br />
so weit. Nach langen Verhandlungen mit<br />
der Stadt und endlosen Diskussionen<br />
über Standorte und Ausstattungen kam es<br />
zum ersten Spatenstich für den Neubau<br />
der Fahrzeughalle als erster Bauabschnitt<br />
zur Erweiterung des Gerätehauses. Wie<br />
schon erwähnt ergeben sich hier viele<br />
Parallelen zum Goldjubiläum 1959. Für<br />
die Fahrzeughalle mit vier Stellplätzen<br />
für Großfahrzeuge mit Heizzentrale,<br />
Hausanschlussraum und Technikraum<br />
veranschlagt die Stadt eine Summe von<br />
250.000 Euro. Die Heizung und Technik<br />
ist so gebaut, dass später das gesamte<br />
Gerätehaus von der neuen Anlage versorgt<br />
werden kann. Im März <strong>2009</strong> war<br />
der Bauabschnitt abgeschlossen. Mit<br />
dem Tag der <strong>Feuerwehr</strong> am 28. März<br />
<strong>2009</strong> wurde die Fahrzeughalle ihrer<br />
Bestimmung übergeben. Im zweiten Bauabschnitt<br />
wird mit dem Sozialtrakt für<br />
die Herren die Verbindung von Fahrzeughalle<br />
und dem Altbestand des<br />
Gerätehauses mit Haupteingangsbereich<br />
geschaffen. Gleichzeitig soll mit dem<br />
dritten Bauabschnitt der Umbau des Altbaus<br />
zum Schulungsraum, Damensozialtrakt,<br />
Küche und Jugendfeuerwehrraum<br />
gestartet werden. Für diese Bauabschnitte<br />
kalkuliert die Stadt in Summe 500.000<br />
Euro. Aus Kostengründen wurden beide<br />
Bauabschnitte zusammengefasst, der<br />
Baubeginn soll im Herbst <strong>2009</strong> erfolgen.<br />
So jedenfalls der letzte Stand vor Drucklegung<br />
dieser Festschrift.<br />
Abschließend ist zu sagen, dass die<br />
Technik und Dimensionen von Fahrzeugen,<br />
Geräten und Gerätehäuser auch in<br />
Zukunft sich immer weiter zum Wohle<br />
der Bürger entwickeln werden. Was<br />
nicht nur zur stetigen Verbesserung bei<br />
Rettungs- und Brandeinsätzen führt, sondern<br />
auch mittlerweile extreme<br />
Ansprüche an Ausbildung und Übungspraxis<br />
an die Mitglieder des Löschzuges<br />
stellt. Damit die Bürger auch in Zukunft<br />
auf ihre <strong>Feuerwehr</strong> vertrauen können.<br />
Quellen: <strong>Festzeitschrift</strong> 50 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> 1959, <strong>Festzeitschrift</strong> 75 Jahre Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1985, <strong>Festzeitschrift</strong><br />
70 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1979,<br />
<strong>Festzeitschrift</strong> Bürgerschützenverein <strong>Horneburg</strong><br />
1999, <strong>Feuerwehr</strong>-Archiv der Stadt Datteln, Dorfarchiv<br />
<strong>Horneburg</strong>, Chronik <strong>Horneburg</strong> (Archiv der<br />
Stadt Datteln), Vestisches Archiv Recklinghausen,<br />
Katasteramt Kreis Recklinghausen, Handbuch<br />
„Löschen und Retten“ von Fritz Hoenig 1894, Artikel<br />
der Dattelner Morgenpost und der WAZ<br />
45
46<br />
1934: SELTSAM GEFEIERT<br />
Die Jubiläen des Löschzugs <strong>Horneburg</strong><br />
wurden in den vergangenen Jahrzehnten<br />
immer mehr oder wenig groß begangen.<br />
Auf die Feier zum 25-jährigen Bestehen<br />
wirft im folgenden Beitrag Wilhelm<br />
Müschenborn ein Schlaglicht.<br />
Ob diese Art, ein Jubiläum zu feiern,<br />
heute noch bei den Löschzugmitgliedern<br />
Anklang finden würde?<br />
Als Wehrführer Hugo Kaufhold, Chef der<br />
am 15. Februar 1934 gebildeten Amtswehr<br />
Waltrop (Löschzug I Waltrop,<br />
Löschzug II Henrichenburg, Löschzug III<br />
<strong>Horneburg</strong>, Löschzug IV Zechenfeuerwehr<br />
Waltrop), mit Datum vom 14. Juni<br />
1934 zur Feier des 25-jährigen Bestehen<br />
der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> am Samstag,<br />
23., und Sonntag, 24. Juni 1934 in <strong>Horneburg</strong><br />
einlud, kündigte er den Festgästen<br />
als Programmauftakt eine Übung<br />
des Löschzugs III mit „Fußexerzieren,<br />
Sturmangriff und Parademarsch“ an.<br />
Dieser Festbestandteil hatte sogar ein<br />
Nachspiel. Denn Kreiswehrführer Birkenfeld<br />
(Marl) nahm die Geburtstagsfeier<br />
zum Anlass, eine „Besichtigung des<br />
Löschzuges <strong>Horneburg</strong>“ vorzunehmen.<br />
Sein schriftlicher Bericht hielt fest:<br />
„Wenn der Fußdienst, namentlich bei<br />
den Wendungen, zu wünschen übrig<br />
ließ, so war die Übung der Steigeabteilung<br />
einwandfrei. Der Sturmangriff<br />
wurde zur Zufriedenheit ausgeführt; 3<br />
Minuten nach dem Signal wurde Wasser<br />
gegeben.“ Auf Grundlage dieses Fazits<br />
wies der Landrat den Amtsbürgermeister<br />
am 17. Juli 1934 an, die Mängel zu<br />
beheben. Worauf dieser am 9. August<br />
1934 in einem Antwortschreiben versicherte:<br />
„Die Behebung der Mängel ist in<br />
Angriff genommen. Der Wehrführer wird<br />
sein Augenmerk auf den Fußdienst des<br />
Löschzuges <strong>Horneburg</strong> richten.“<br />
Vielleicht hätte der Fußdienst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt überprüft werden sollen.<br />
Jedenfalls hält der Bericht des Kreiswehrführers<br />
zum Übungsende fest:<br />
„Nach einem exakten Vorbeimarsch ging<br />
es zum Vereinslokal.“ Dort wird der erste<br />
Festtag feuchtfröhlich ausgeklungen sein.<br />
Sonntags gab es folgende Programmpunkte:<br />
9.30 Uhr Kirchgang, anschließend<br />
bis 13 Uhr Konzert im Vereinshaus,<br />
15.30 Uhr Antreten der Wehr am<br />
<strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus, Fußexerzieren,<br />
Umzug durch die Gemeinde mit sämtlichen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>geräten, Ehrung der Jubilare,<br />
Konzert im Vereinshaus, 20 Uhr<br />
Ball.<br />
Ob das Fußexerzieren nach ersten Festtag<br />
und Frühschoppen beim Antreten am<br />
Sonntag besser klappte, ist heute nicht<br />
mehr überliefert.<br />
Ob es bei der Feier des 20-jährigen<br />
Bestehens ähnlich militärisch zuging, ist<br />
ebenfalls nicht bekannt. Die Festschrift<br />
zum 50-Jährigen erinnerte an dieses Fest<br />
nur kurz und knapp: „Das 20-jährige<br />
Bestehen wurde am 9. Mai 1929 im Vereinslokal<br />
gefeiert.“<br />
Größer wurde das 50-jährige Bestehen<br />
begangen. Für die Jubelfeier am 29., 30.
und 31. August 1959 wurde ein 1.000<br />
Quadratmeter großes Zelt auf dem<br />
Schulhof errichtet. Verbunden waren die<br />
Festlichkeiten mit dem Kreisverbandstag.<br />
Wie und was noch in den vergangenen<br />
Die <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> im Jahr 1927<br />
Obere Reihe v. l. (stehend): Wilhelm Plöger, Hubert Hoppmann, Wilhelm Sindern, Josef Berens,<br />
Rudolf Paul, Wilhelm Borsch, Josef Brüning, Heinrich Hubbert, Jakob Kalb, Theo Saarmann.<br />
Zweite Reihe v. l. (stehend): Friedrich Berens, Bernhard Saarmann, Clemens Lücke, Karl Teigeler,<br />
Heinrich Dirks, Heinrich Teigeler, Richard Zimmermann, Wilhelm Benke, Franz Elfert, Fritz Bergfort,<br />
Wilhelm Peveling, Adolf Peveling.<br />
Dritte Reihe v. l. (sitzend): Albert Pühs, August Lucas, Michael Michalak, Franz Wegmann, Franz Fleitmann, Wilhelm Elfert,<br />
Josef Lettmann, August Müller, Heinrich Dirks.<br />
Vorne v. l. (liegend/sitzend): unbekannt, Gustav Dirks, unbekannt.<br />
Jahrzehnten gefeiert wurde, das stellen<br />
die weiteren Beiträge dieser <strong>Festzeitschrift</strong><br />
dar.<br />
Quelle: <strong>Feuerwehr</strong>-Archiv der Stadt Datteln<br />
47
48<br />
1959-1984: VOM AMT ZUR STADT<br />
Der Zeitraum zwischen dem 50-jährigen<br />
Bestehen im Jahr 1959 und dem 75jährigen<br />
Bestehen im Jahr 1984 ist<br />
geprägt von einer Aufbruchstimmung<br />
durch das neue Gerätehaus und eine<br />
stetige Verbesserung der Ausrüstung,<br />
aber vor allen durch die kommunale<br />
Neugliederung, die Auflösung des Amtsverbandes<br />
und den Anschluss an die<br />
Dattelner Wehr. Wilhelm Müschenborn<br />
fasst den Gang der Dinge im Folgenden<br />
zusammen.<br />
Die <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> beging ihr 50jähriges<br />
Bestehen in einem großen Rahmen.<br />
Für die dreitägige Jubelfeier am<br />
29., 30. und 31. August 1959 wurde ein<br />
1.000 Quadratmeter großes Zelt auf dem<br />
Schulhof errichtet. Es gab auch allen<br />
Grund zu feiern. Neben dem neuen<br />
Gerätehaus auf dem Schulhof erhielt die<br />
Wehr zum ersten Mal ein motorisiertes<br />
Löschfahrzeug, ein TLF 8 (siehe Artikel<br />
„1906: Erfolgreiche Spurensuche“).<br />
Während des dreitägigen Festes wurde<br />
gleichzeitig der Kreisverbandstag „in<br />
unserem kleinen <strong>Horneburg</strong>“ angehalten,<br />
wie der damalige Schriftführer im Protokollbuch<br />
offensichtlich voller stolz vermerkt<br />
hat.<br />
Vor den Jubiläumsfeierlichkeiten, die am<br />
29. August 1959 mit der Einweihung des<br />
Gerätehauses begannen, hatten die<br />
Kameraden am 28. April das alte Gerätehaus<br />
„feierlich“ – so heißt es ausdrücklich<br />
im Protokoll – abgebrochen. 20<br />
Wehrmänner sowie insbesondere Altersmitglied<br />
und Mitbegründer Fritz Bergfort<br />
sollen sich „mit sichtlicher Freude“<br />
daran beteiligt haben. Am 13. Mai 1959<br />
wurde der Grundstein – versehen unter<br />
anderem mit einem Bild der Jubelwehr –<br />
gelegt, am 25. Mai 1959 wurde das
Links: Der feierliche „Abbruch“<br />
des alten Gerätehauses.<br />
Rechts: Das Gerätehaus 1959 im<br />
Rohbau.<br />
Richtfest gefeiert. Leider währte die Freude<br />
über das beim Jubiläum zur Verfügung<br />
gestellte motorisierte Fahrzeug bei<br />
den Kameraden des <strong>Horneburg</strong>er Löschzuges<br />
nicht lange. Es sei inzwischen wieder<br />
abgeholt worden, muss Oberbrandmeister<br />
Leo Balan in seinem Jahresbericht<br />
auf der Generalversammlung am<br />
18. Februar 1962 berichten. Es hatte sich<br />
um ein Fahrzeug des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
gehandelt und war nur<br />
leihweise an die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden<br />
gegangen. So wurde 1961 die<br />
Abschlussübung des Amtes abgesagt,<br />
denn neben <strong>Horneburg</strong> verfügte auch<br />
Henrichenburg über kein Fahrzeug. Für<br />
Amtswehrführer Heinrich Geismann war<br />
damit der planmäßige Ablauf der Übung<br />
in Frage gestellt.<br />
Ein neues Löschfahrzeug für die Kameraden<br />
aus der Schlossgemeinde war aber<br />
mittlerweile in Bestellung. Es traf am 10.<br />
Dezember 1962 in <strong>Horneburg</strong> ein und<br />
„wurde am 21. Dezember 1962 von der<br />
Wehr gebührend eingeweiht", wie im<br />
Protokoll der Generalversammlung von<br />
1963 zu lesen ist.<br />
Im Rahmen des Amtsverbandes pflegte<br />
<strong>Horneburg</strong> zu den Nachbarwehren in<br />
Waltrop und Henrichenburg enge<br />
freund schaftliche Beziehungen. Gemeinsame<br />
Einsätze schweißten zusammen.<br />
Bei einem Hochwassereinsatz vom 15.<br />
bis 18. Juli 1965, war der Löschzug<br />
mehr als 55 Stunden im Einsatz.<br />
Zwei Jahre später ergab sich ein Wechsel<br />
an der Spitze der Wehr. Brandmeister<br />
Brüning verstarb am 16. Oktober 1967.<br />
Franz-Josef Bergfort folgte als stellvertretender<br />
Löschzugführer nach.<br />
Auch das 60-jährige Bestehen im Jahre<br />
1969 wollten die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke<br />
in einem ansprechenden Rahmen feiern.<br />
Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist die<br />
49
50<br />
kurze Vorbereitungszeit. Am 12. Januar<br />
1969 fand die erste Besprechung statt,<br />
das Fest ging am 26. und 27. April auf<br />
dem Gelände des Schlosses <strong>Horneburg</strong><br />
über die Bühne. Zum ersten Male wurde<br />
dabei die Wasserorgel der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> Datteln in <strong>Horneburg</strong> aufgebaut.<br />
So schwierig sich die Aufbauarbeiten<br />
auf dem Schlossteich gestalteten, so<br />
groß war der Erfolg dieser Darbietung.<br />
Kameraden der Dattelner Wehr damals:<br />
,,Eine bessere Kulisse für unsere Wasserorgel<br />
haben wir noch nicht gefunden.“<br />
Wegen der Termine im April hatten die<br />
<strong>Horneburg</strong>er Blauröcke bis zuletzt um<br />
das Wetter und das Gelingen des Festes<br />
gebangt. Noch zwei Wochen vorher sah<br />
WICHTIGE VERÄNDERUNGEN<br />
Mit dem Aufbau der Wasserorgel durch<br />
die Dattelner Wehr für die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Kameraden begann bereits 1969 eine<br />
Zusammenarbeit, die nach der Eingemeindung<br />
der Schlossgemeinde durch<br />
Datteln ab 1975 eine neue Dimension<br />
gewann. Die letzte Abschlussübung der<br />
Wehren von <strong>Horneburg</strong>, Henrichenburg<br />
und Waltrop im Rahmen der Amtswehr<br />
fand am 12. Oktober 1974 statt. An diesem<br />
Samstagnachmittag wurde auf dem<br />
Gelände der Firma Wesselbaum und<br />
Tübbing in Waltrop geübt. Zur letzten<br />
Generalversammlung traf sich der Amtsverband<br />
am 14. Dezember 1974.<br />
Mit der Auflösung des Amtsverbandes<br />
und dem Anschluss an die Dattelner<br />
Wehr im Rahmen der kommunalen<br />
Neugliederung gab es eine wichtige Veränderung<br />
an der Löschzugspitze. Josef<br />
Hölter übernahm am 8. Dezember 1974<br />
es schlecht aus. Aus dem „Jubiläums-<br />
Sonderbericht“ des damaligen stellvertretenden<br />
Brandmeisters Bergfort ist folgendes<br />
Zitat entnommen: „Samstagmorgen,<br />
den 12. April 1969, 6 Uhr (14 Tage vor<br />
dem Fest), Wetterlage zwei Grad Celsius,<br />
fünf Zentimeter Schnee.“ Trotz dieser<br />
schlechten Aussichten ließen sich die<br />
Kameraden nicht abhalten, und die Vorbereitungen<br />
liefen an. Die Optimisten<br />
unter den <strong>Feuerwehr</strong>männern sollten<br />
recht behalten. Pünktlich schlug das<br />
Wetter um, und das Fest wurde zu einem<br />
großen Erfolg. Vielleicht der Auslöser<br />
dafür, dass 1974 auch das 65-jährige<br />
Bestehen gefeiert wurde, und zwar in der<br />
Rosenhalle der Baumschulen Wegmann.<br />
von Leo Balan das Amt des Wehrführers.<br />
Er hatte bereits 1971 in Münster die<br />
Brandmeisterprüfung abgelegt und 1972<br />
das Amt des stellvertretenden Löschzugführers<br />
übernommen.<br />
Die Integration in die Dattelner Wehr<br />
war sicherlich keine einfache Aufgabe.<br />
Doch der Dattelner Wehrführer Walter<br />
Schmidt meisterte dieses Problem<br />
in Zusammenarbeit mit Josef Hölter und<br />
Bemhard Bußmann, der 1977 Löschzugführer<br />
wurde (1974 hatte Bernhard Bußmann<br />
die Brandmeisterprüfung abgelegt).<br />
Die Beziehung zur Dattelner Wehr<br />
wurde auf sachliche und kameradschaftliche<br />
Art und Weise gestaltet. Besonders<br />
dem persönlichen Engagement von Walter<br />
Schmidt war es nach Einschätzung<br />
vieler wohl zu verdanken, dass die <strong>Horneburg</strong>er<br />
ihr anfängliches Misstrauen
Rechts: Wahrscheinlich bei der<br />
Gerätehauseinweihung 1959<br />
entstand dieses Bild.<br />
gegen den neuen, allzu großen Partner<br />
überwanden. Ernst Hoppe stand Bernhard<br />
Bußmann nach dessen Berufung<br />
zum Löschzugführer als Stellvertreter zur<br />
Seite.<br />
Bein den gemeinsamen Vorbereitungen<br />
für das Fest zum 70-jährigen Bestehen<br />
im Jahre 1979 rückten die Kameraden<br />
eng zusammen. „Wir haben alle an<br />
einem Strang gezogen“, fiel eine spätere<br />
Bilanz aus. Die Ausgangssituation war<br />
ähnlich wie beim Jubiläum 1969. Bis<br />
zuletzt mussten die Kameraden um das<br />
Gelingen der Feierlichkeiten am 23. und<br />
24. Juni, die unter freiem Himmel auf<br />
dem Schulhof durchgeführt wurden, bangen.<br />
Der Juni zeigte sich noch in der<br />
Nacht vor dem Festauftakt von seiner<br />
nassesten Seite. Doch einen Tag später<br />
spielten Wetter und <strong>Horneburg</strong>er mit.<br />
Zwischen Bierständen auf dem Schulhof,<br />
im Gerätehaus und vor der neben der.<br />
Turnhalle aufgebauten Wasserorgel<br />
drängten sich die Besucher scharenweise.<br />
Selbst ein leicht verregneter Frühschoppen<br />
konnte den überwältigenden<br />
Erfolg der Veranstaltung nicht schmälern.<br />
Dass die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke ihren<br />
runden 75. Geburtstag nicht fünf Jahre<br />
später im Jahre 1984 feierten, lag an<br />
einem Jahrhundertereignis für das Dorf.<br />
Das Schloss blickte auf eine 600-jährige<br />
Geschichte zurück. Die Kameraden der<br />
<strong>Feuerwehr</strong> beteiligten sich an den Vorbe-<br />
Links: Vom Festumzug<br />
1959 sind nur wenige<br />
Fotos erhalten.<br />
51
eitungen zur Festwoche vom 28. Juli bis<br />
zum 4. August 1984 und an deren<br />
Durchführung in mehrfacher Hinsicht.<br />
So fassten sie einhellig den Beschluss,<br />
ihre eigene Jubiläumsfeier um ein Jahr zu<br />
verschieben.<br />
Vor der Geburtstagsfeier ergab sich ein<br />
Wechsel an der Löschzugspitze. In der<br />
Generalversammlung am 16. März 1985<br />
nahm Leo Balan, Sohn des langjährigen<br />
Wehrführers gleichen Namens. die<br />
Löschzugführung von Bernhard Bußmann.<br />
Mit Elan trat Leo Balan sein Amt<br />
an. So konnte er in Zusammenarbeit mit<br />
allen Kameraden einen lang gehegten<br />
Wunsch realisieren. In Eigenleistung<br />
renovierten die Kameraden das Gerätehaus<br />
an der Magdalenenstraße. Mit<br />
einem Durchbruch wurde eine benachbarte<br />
Garage, ein Rest des Gerätehauses<br />
bis 1959, erschlossen. Zunächst standen<br />
dort Spinde für die Unterbringung der<br />
persönlichen Ausrüstung, später wurde<br />
daraus die heutige Küche. Neue sanitäre<br />
Rechts: Nach erfolgreichem<br />
Jubelfest Lächeln für den Fotografen<br />
am 26. Mai 1969 vor dem Gerätehaus.<br />
Sitzend (v. l.): Eugen Schwalvenberg,<br />
Leo Balan sen., Franz-Josef Bergfort,<br />
Ernst Hoppe sen.;<br />
erste Reihe stehend: Albert Reckwerth,<br />
Egon Kalb, Josef Hölter, Winfried Kalb,<br />
Leo Balan jun., Johannes Hoppe; zweite<br />
Reihe stehend: Bernhard Bußmann,<br />
Paul Breuckmann, Johannes Bergfort,<br />
Ernst Hoppe jun., Eberhard Holöchter;<br />
52<br />
dritte Reihe stehend: Berthold Kottke,<br />
Werner Schwick, Wilhelm Holöchter,<br />
Reinhard Hoppe, Werner Küper,<br />
Klemens Lücke.<br />
Einrichtungen verbesserten die Nutzungsmöglichkeiten<br />
des Gerätehauses<br />
für die <strong>Feuerwehr</strong>kamera-den. Mit Franz-<br />
Josef Lettmann und Wilhelm Breuckmann,<br />
die nicht nur ihr Fachwissen für<br />
die Bauarbeiten einbrachten, sondern<br />
tatkräftig mitarbeiteteten, rückten zwei<br />
<strong>Horneburg</strong>er Bürger ganz selbstverständlich<br />
für die Zeit des Umbaus in die Reihen<br />
der Kameraden ein.<br />
Quellen: Dorfarchiv <strong>Horneburg</strong>. <strong>Festzeitschrift</strong><br />
50 Jahre Freiweillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1959,<br />
<strong>Festzeitschrift</strong> 75 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> 1985, <strong>Festzeitschrift</strong> 70 Jahre Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1979, <strong>Festzeitschrift</strong> 100 Jahre<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Henrichenburg 2008
Das Jubiläumsfoto 1979<br />
Links und rechts:<br />
Beim Jubiläumsfest<br />
1979 gab es eine Fahrzeugschau<br />
auf dem<br />
Schulhof. Besondere<br />
Attraktion: Die Drehleiter<br />
aus Datteln.<br />
Oben stehend v. l.: Jochen Schultz, Heinz Klauke, Franz Beckmann, Wilhelm Schulte,<br />
Manfred Lahme, Eberhard Holöchter.<br />
Mitte stehend v. l.: Heinz-Egon Kalb, Michael Zühr, Ludger Holöchter, Wilhelm Müschenborn,<br />
Thomas Michalak, Ludger Formanowicz, Werner Schwick, Peter Neumann, Heiner Reckwerth,<br />
Heribert Eick, Norbert Zöllner, Klemens Lücke, Albert Reckwerth, Leo Balan jun.,<br />
Werner Schwick, Wilfried Kalb.<br />
Sitzend v. l.: Josef Behler, Wilhelm Holöchter, Ernst Hoppe jun., Bernhard Bußmann,<br />
Leo Balan sen., Ernst Hoppe sen.<br />
53
Mitte: Ludger Schollas,<br />
Löschzugführer 2002-<strong>2009</strong>.<br />
Rechts: Frank Fischer,<br />
Löschzugführer seit Februar <strong>2009</strong>.<br />
54<br />
Links: Josef Hölter,<br />
Löschzugführer 1974-1977.<br />
Rechts: Bernhard Bußmann,<br />
Löschzugführer 1977-1985.<br />
Links: Leo Balan,<br />
Löschzugführer 1985-1993.<br />
Mitte: Wilhelm Müschenborn,<br />
Löschzugführer 1993-2002.
Im Januar 1986 zerstörte ein Brand das landwirtschaftliche Anwesen Möller in Meckinghoven.<br />
1985-<strong>2009</strong>: VIELES BEWEGT<br />
Einen Überblick über die jüngere<br />
Geschichte des Löschzugs <strong>Horneburg</strong><br />
zwischen den Jahren 1985 und <strong>2009</strong><br />
gibt Wilhelm Schulte.<br />
Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> hat<br />
ihre Geschichte und die Entwicklung des<br />
Brandschutzes in <strong>Horneburg</strong> – wie es<br />
sich gehört – in den vergangenen Jahren<br />
aufgezeichnet und damit für die Gegenwart<br />
bewahrt, was in der Vergangenheit<br />
von Bedeutung war.<br />
Der Anlass für diese Chroniken in der<br />
ehemaligen selbständigen Gemeinde<br />
<strong>Horneburg</strong>, die ab 1975 ein Ortsteil der<br />
Stadt Datteln wurde, war immer der gleiche.<br />
Vereinsjubiläen bewirkten, dass<br />
man sich der eigenen Wurzeln bewusst<br />
wurde und dafür sorgte, dass die Entwicklungen<br />
der vergangenen Jahrzehnte<br />
schriftlich festgehalten wurden. Dies war<br />
bei der Feier vom 29. bis 31. August<br />
1959 so, als man den 50. Geburtstag<br />
beging. An drei Tagen feierte das Dorf<br />
<strong>Horneburg</strong> seine <strong>Feuerwehr</strong> und die <strong>Feuerwehr</strong><br />
sich selber. Ähnlich wie bei den<br />
großen Schützenfesten jener Zeit versuchte<br />
man beim Jubiläumsfestabend am<br />
Samstag, dem großen <strong>Feuerwehr</strong>ball und<br />
dem großen <strong>Feuerwehr</strong>- und Bürgerball<br />
am Sonntag und Montag, die Veranstaltungen<br />
zu Erfolgen zu machen und alles<br />
was Rang und Namen hatte und die<br />
Bevölkerung <strong>Horneburg</strong>s auf die Beine<br />
zu bringen. Aus diesem Anlass heraus<br />
entstand die erste Festschrift, die damals<br />
noch auf die zwischenzeitlich verloren<br />
gegangenen Originalunterlagen aus den<br />
Gründungstagen zurückgreifen konnte.<br />
Genau so war es 25 Jahre später zum<br />
75-jährigen Jubiläum, das allerdings nur<br />
an zwei Tagen gefeiert wurde, am 17.<br />
55
56<br />
Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> 1985, als er das 75-jährige Bestehen „nachfeierte“.<br />
und 18. August 1985. Auch hier war es<br />
das erklärte Ziel, ein rauschendes Fest<br />
zu organisieren. Ein Fest von dem man<br />
noch lange reden und an das man sich<br />
erinnern sollte. Vor allen Dingen an die<br />
harten Wochen und Monate der intensiven<br />
Vorbereitungsarbeiten. Dies konnte<br />
gelingen, weil man sicher war, dass der<br />
eigene Stadtteil, vor allen Dingen aber<br />
auch die Angehörigen der Nachbarfeuerwehren<br />
durch zahlreichen Besuch den<br />
Erfolg eines Jubiläumsfestes garantierten.<br />
Ob das auch <strong>2009</strong> zum 100-Jährigen so<br />
sein wird, darüber wird nach den Veranstaltungen<br />
Bilanz zu ziehen sein.<br />
Begeben wir uns gemeinsam in das Jahr<br />
1985. Die Dorfgemeinschaft hatte 1984<br />
das Jahrhundertfest vorbereitet und 600<br />
Jahre Schloss <strong>Horneburg</strong> gefeiert. Eine<br />
rauschende Festwoche mit unterschiedlichen<br />
Veranstaltungen. Die <strong>Feuerwehr</strong><br />
mischte sowohl bei den Vorbereitungen<br />
als auch bei dem Fest tatkräftig mit. Der<br />
Löschzug hatte zu Beginn des Jahres<br />
1985 30 aktive und 10 passive Mitglieder<br />
(Alters- oder Ehrenabteilung). Die<br />
Übungen wurden monatlich durchgeführt<br />
und man war stolz darauf, dass ca.<br />
71 Prozent der aktiven Mitglieder regelmäßig<br />
teilnahmen. Mit der Wahl Leo<br />
Balans zum Löschzugführer in der Jahreshauptversammlung<br />
am 16. März<br />
1985, der Bernhard Bußmann (seit 1977)<br />
ablöste, sollte eine lebendige Phase mit<br />
vielen Veränderungen eingeleitet wer-
den. Zunächst wurde der monatliche<br />
Übungsabend vom Mittwoch auf den<br />
Dienstag verlegt. Eine heftige Diskussion<br />
entbrannte über die Zahl der Übungsabende.<br />
Im Verlauf der Jahreshauptversammlung<br />
1986 machte Stadtbrandmeister<br />
Rudolf Köster darauf aufmerksam,<br />
EINE FÜLLE VON EINSÄTZEN<br />
Das Jahr 1986, welches mit einem<br />
schwierigen Einsatz auf dem Bauernhof<br />
Möller-Luthe in Meckinghoven begann,<br />
als am 27. Januar 1986 bei Eiseskälte die<br />
Wirtschaftsgebäude und das Wohnhaus<br />
ein Opfer der Flammen wurde, hatte mit<br />
einem ersten großen Brand seinen Eintrag<br />
in die Chronik gefunden. Eine Fülle<br />
weiterer Einsätze in den Folgejahren<br />
stellte die Mitglieder der <strong>Feuerwehr</strong> vor<br />
immer wieder neue Aufgaben. Ob es<br />
der bleibende Eindruck viele Brände war,<br />
die stetig steigenden Anforderungen bei<br />
Verkehrsunfällen, technischen Hilfeleistungen<br />
oder die schlichte Einsicht aller<br />
aktiven Kameraden, dass die technischen<br />
Anforderungen auch eine bessere,<br />
umfassendere Ausbildung forderten, ist<br />
unklar. Fest steht: in der Jahreshauptversammlung<br />
1987 konnte Rudolf Köster,<br />
der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong>chef, befriedigt<br />
feststellen, dass auch der gelegentlich<br />
etwas störrische Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />
endlich den zweiten Übungsabend eingeführt<br />
hatte. Die Protokollbücher halten<br />
fest: „bei einer Gegenstimme und einer<br />
Enthaltung“.<br />
Auch 1987 zeigt die Statistik, wie notwendig<br />
die Intensivierung des Übungsbetriebes<br />
und der Ausbildung waren. Die<br />
folgende Aufzählung hält fest, wie<br />
dass der <strong>Horneburg</strong>er Löschzug mittlerweile<br />
der letzte im Kreis Recklinghausen<br />
sei, der nur einmal im Monat zusammen<br />
käme. Einstimmig wurde dennoch die<br />
Einführung einer zweiten Übungseinheit<br />
abgelehnt. Doch das sollte sich sehr bald<br />
ändern.<br />
unterschiedlich die Anforderungen auch<br />
bei einem so kleinen „Dorflöschzug“<br />
sein können und wie gut die politisch<br />
Verantwortlichen daran tun, für eine ausreichende<br />
Ausrüstung ihrer <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
zu sorgen.<br />
2. Jan. 1987 Hochwasser bei<br />
Bergfort, <strong>Horneburg</strong>er<br />
Straße<br />
16. Feb. Scheunenbrand bei<br />
Dieckmann<br />
07. April Waldbrand in der<br />
Haard<br />
12. April Schuppenbrand in der<br />
Kreisgärtnerei<br />
16. April Brand bei Bauer Aulke<br />
in Pelkum<br />
26. April Waldbrand in der<br />
Haard<br />
4. Mai Wohnhausbrand<br />
Rummeld,<br />
<strong>Horneburg</strong>er Str. 4<br />
17. Aug. Fehlalarm<br />
Flugzeugabsturz bei<br />
Pathe<br />
4. Sept. Großeinsatz<br />
Verkehrsunfall eines<br />
Transporters,<br />
<strong>Horneburg</strong>er Str. 6<br />
18. Dez. Hochwassereinsatz<br />
bei Ritter<br />
57
58<br />
Jeder dieser Einsätze hatte seine eigene<br />
Geschichte. Verweilen wir als Beispiel<br />
bei dem Datum 4. September 1987.<br />
Zu dem Verkehrsunfall berichtete die<br />
Dattelner Morgenpost: „Nicht auszudenken<br />
was passiert wäre, wenn der Laster,<br />
der am vergangenen Freitag in <strong>Horneburg</strong><br />
einen schweren Verkehrsunfall verursachte,<br />
hochexplosive Stoffe geladen<br />
hätte. Ein zweites Herborn hätte sich<br />
leicht ereignen können. Wie gut, dass<br />
der Lkw, der aus Lohne kam und über<br />
Oer-Erkenschwick nach Portugal fahren<br />
wollte, nur mit Rinderhälften beladen<br />
war.“<br />
Viele Stunden lang bargen die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
die Fracht unter oft abenteuerlichen<br />
Bedingungen und unter Aufsicht<br />
des Zolls und eines Veterinärs, um dabei<br />
mitzuhelfen, dass die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Straße geräumt werden konnte. Viel<br />
wichtiger: Nur einem glücklichen<br />
Umstand war es zu verdanken, dass der<br />
LKW, der seitlich gekippt war, wie auf<br />
einem Schlitten auf zwei parkenden<br />
Autos liegend, an den beiden Wohnhäusern<br />
vorbeischlidderte und keine Toten<br />
zu beklagen waren.<br />
Endlich konnte im Kalenderjahr 1987,<br />
nach Herstellung der Außenanlagen, der<br />
Erweiterungsbau am <strong>Feuerwehr</strong>haus um<br />
eine Fahrzeughalle ergänzt werden. Dies<br />
geschah gleichzeitig mit der Überstellung<br />
eines neuen Löschfahrzeugs (LF8).<br />
Mit Stolz stellten die <strong>Feuerwehr</strong>leute fest,<br />
dass Sie ab dem II. Halbjahr 1986 bis<br />
Mai 1987 sämtliche Maurer-, Zimmerer-,<br />
Lkw-Unfall <strong>Horneburg</strong>er Straße 6 am 4. September 1987: Viel Glück verhinderte Schlimmeres.
Klempner-, Installateur-, Heizungsbauer-,<br />
Fliesenleger- und Anstreicherarbeiten<br />
und natürlich auch die Gestaltung der<br />
Außenanlagen in eigener Regie und<br />
durch Mithilfe einiger engagierter Freunde<br />
bewältigt hatten. Karl-Heinz Fiekens,<br />
Willi Breuckmann, Klaus Peveling, Josef<br />
Lettmann, Karl-Heinz Greßkötter, Franz<br />
Brauckhoff, Bernhard Rottmann, Philipp<br />
Pauli, Josef Fiekens, Willi Budde, Josef<br />
Köster, Günter Vierhaus, Manfred Vogtländer,<br />
Thomas Schalomon, Dagobert<br />
Anton und Eugen Eick halfen, ohne<br />
selbst Mitglied der <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />
zu sein tatkräftig, zuverlässig und<br />
vor allen Dingen kostenlos mit. Auch<br />
Mitglieder der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong> standen<br />
ihren <strong>Horneburg</strong>er Kollegen tatkräftig<br />
bei.<br />
Dass dieser Anlass gebührend gefeiert<br />
werden musste, war eigentlich selbstverständlich.<br />
Mit Kränzen geschmückt<br />
wurde im Mai 1987 das neue Fahrzeug<br />
durch das Dorf gefahren. Begleitet vom<br />
<strong>Horneburg</strong>er Blasorchester und von den<br />
befreundeten <strong>Feuerwehr</strong>en aus dem<br />
Kreis Recklinghausen wurde das Lösch-<br />
FRISCHER WIND<br />
Dass in <strong>Horneburg</strong> ein frischer Wind<br />
blies und eine Aktivität nach der anderen<br />
anzeigte, dass bei der <strong>Feuerwehr</strong> einiges<br />
in Bewegung geraten war, war dem<br />
damaligen Kreisbrandmeister aus der<br />
Nachbarstadt Waltrop Bernhard Schmedes<br />
nicht entgangen. Was lag näher, als<br />
den Löschzugführer von <strong>Horneburg</strong> Leo<br />
Balan als seinen Nachfolger vorzuschlagen.<br />
Mit dem 42-Jährigen wurde in der<br />
Kreistagssitzung am 1. Juli 1988 zum<br />
fahrzeug am Kreisgarten, also fast an der<br />
Ortsgrenze abgeholt und in einem<br />
Umzug der Gemeinde präsentiert.<br />
Ansprachen und Glückwünsche kamen<br />
von allen Seiten. Pastor Liedmeier segnete<br />
Haus und die neue Gerätschaft. Als<br />
die Tanzkapelle Sunnyboys den Abend<br />
beendete, war das bei Leibe nicht das<br />
Ende des Festes. In den frühen – oder<br />
schon späten Morgenstunden – verzogen<br />
sich die Standhaftesten, um entweder<br />
zum Festgottesdienst oder spätestens<br />
zum Frühkonzert am Gerätehaus wieder<br />
zu erscheinen. Als während des Frühkonzerts<br />
zunächst eine Auswahl <strong>Horneburg</strong>er<br />
<strong>Feuerwehr</strong>leute – nach Aussage<br />
der Presse keiner unter 1,2 Promille –<br />
eine Schauübung durchführten und später<br />
eine Auswahl bekannter <strong>Horneburg</strong>er<br />
Bürger dem Beispiel folgen sollten, war<br />
auf dem Festplatz kein Auge mehr<br />
trocken.<br />
Trocken blieb auch nicht der stellvertretende<br />
Bürgermeister aus <strong>Horneburg</strong>,<br />
Wolfgang Wellnitz, der seine Brille<br />
ahnungsvoll an seine Frau weitergab, als<br />
er zur <strong>Feuerwehr</strong>taufe gebeten wurde.<br />
ersten und bisher einzigen Mal ein Mitglied<br />
des heimischen Löschzugs zum<br />
Kreisbrandmeister ernannt. Schon der<br />
Vater, Leo Balan sen., hatte als Stellvertreter<br />
den damaligen Amtsbrandmeister<br />
des Amtes Waltrop Bernhard Schmedes<br />
unterstützt und war fast 30 Jahre Wehrführer<br />
in <strong>Horneburg</strong>. Nach Richard Kroonen<br />
kam damit zum zweiten Mal ein<br />
Kreisbrandmeister aus Datteln an die<br />
Spitze der Kreisfeuerwehr. Rund 2.400<br />
59
Rechts: Im Herbst 1986 wurde der<br />
Anbau ans Gerätehaus<br />
in Eigenarbeit angegangen. Unterstützt<br />
wurden die Löschzugmitglieder<br />
von Handwerkern aus<br />
dem Dorf.<br />
60<br />
Rechts: Pfarrer August<br />
Liedmeier segnete bei der<br />
Gerätehauseinweihung<br />
das gerade eingetroffene<br />
neue LF 8.<br />
Links: Feierliche Einweihung des<br />
erweiterten Gerätehauses mit<br />
zahlreichen Ehengästen 1987.
„Ihren“ Kreisbrandmeister Leo Balan feierten die <strong>Horneburg</strong>er auf ihre Art.<br />
<strong>Feuerwehr</strong>leute, darunter allein 2.000<br />
Freiwillige Kräfte, bekamen einen neuen<br />
„Chef“.<br />
Die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden indes<br />
waren gerüstet. Die Vorbereitungen für<br />
die zahlreichen Überraschungen aus<br />
Anlass dieser Wahl waren in aller Heimlichkeit<br />
getroffen worden. Am 2. Juli um<br />
10.55 Uhr ertönte ein Feueralarm und<br />
Balan erhielt von der Dattelner Wache<br />
die Nachricht über Funk: „Feuer an der<br />
Magdalenenstraße 1“ und der neue<br />
Kreisbrandmeister hatte anzunehmen,<br />
dass das Gerätehaus brennt. Er schwang<br />
sich umgehend in sein Auto und sah<br />
schon bei der Anfahrt dicke, schwarze<br />
Rauchschwaden über dem Gerätehaus<br />
aufsteigen. Angekommen, war er allein<br />
auf weiter Flur. Erst als die historische<br />
Spritze auf den Hof geschoben wurde<br />
und nach und nach 15 <strong>Feuerwehr</strong>fahrzeuge<br />
aus der Nachbarschaft anrollten,<br />
ahnte Balan, dass die <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />
dieses Ereignis auf ihre ganz<br />
eigene Art feiern wollte. Mit einem fünf<br />
Quadratmeter großen Terminkalender,<br />
einer Flasche Baldrian, einem lebendigem<br />
Glücksschwein und 180 Negerküssen<br />
für seine Ehefrau Brigitte wurde<br />
zurückhaltend angedeutet, dass etwas<br />
Arbeit auf den neuen KBM zukommen<br />
würde und einige einsame Stunden auf<br />
seine Gattin.<br />
Dem einen oder anderen dämmerte<br />
auch, dass es schwer werde würde,<br />
beide Ämter miteinander in Einklang zu<br />
bringen und so ganz nebenbei noch den<br />
eigenen Gartenbaubetrieb zu führen.<br />
61
62<br />
Bald kamen weitere Veränderungen auf<br />
Leo Balan zu. Zunächst war er 1994<br />
noch auf weitere 6 Jahre zum Kreisbrandmeister<br />
durch den Kreistag Recklinghausen<br />
berufen worden. Nach seiner<br />
Bestellung im April 1994 zum Stellvertretenden<br />
Bezirksbrandmeister wurde er am<br />
9. Dezember 1997 Bezirksbrandmeister.<br />
Der Bezirksbrandmeister und sein Stellvertreter<br />
sind Bindeglied zwischen dem<br />
Land und den <strong>Feuerwehr</strong>en vor Ort, mit<br />
damals rund 14.000 freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen.<br />
Als Balan im Oktober 2005 aus seinem<br />
Amt verabschiedet wurde und mit Klaus<br />
Mönch wieder einen Nachfolger aus<br />
dem Kreis Recklinghausen präsentieren<br />
konnte, fasste der damalige Regierungspräsident<br />
Dr. Jörg Twenhöven die Leistungen<br />
Balans in einem Satz zusammen:<br />
„Sie sind ein prima Kerl, und man<br />
konnte sich immer auf Sie verlassen“.<br />
Der Spaß kam bei der <strong>Feuerwehr</strong> zu keiner<br />
Zeit zu kurz. Natürlich standen Ausbildung<br />
und Fortbildung bei den nunmehr<br />
18 bis 22 Normalübungen und vielen<br />
Sonderübungen im Jahr im Vordergrund.<br />
Doch neben dieser Tätigkeit gab<br />
es viel Platz für Geselligkeit, Kameradschaftspflege<br />
und auch manchen Streich.<br />
Ende der 80er Jahre spielte dies eine<br />
weit größere Rolle als in unseren heutigen<br />
Tagen.<br />
Hier eine kleine Auswahl aus dem Jahre<br />
1988: Karnevalsfest am 6. Februar, Tanz<br />
in den Mai am 30. April und 1. Mai in<br />
der Gärtnerei Balan, Muttertagskaffee für<br />
die Frauen am 7. Mai., Besuch des<br />
„Roten Hahn“, einer <strong>Feuerwehr</strong>ausstel-<br />
lung in Hannover, am 28. Mai, <strong>Feuerwehr</strong>rallye<br />
der Löschzüge 1-4 Datteln<br />
mit anschließendem Biwak in Ahsen an<br />
der Lippe (wie man hörte soll den durstigen<br />
Kameraden aus Datteln dabei das<br />
Bier abhanden gekommen sein. Erst um<br />
3 Uhr morgens haben die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Brandschützer dieses Bier rein zufällig<br />
gefunden und in einer Gaststätte in <strong>Horneburg</strong><br />
den verzweifelt suchenden durstigen<br />
Dattelner Freunden zurückgegeben),<br />
so geschehen am 18. und 19 Juni, großer<br />
<strong>Feuerwehr</strong>umzug in <strong>Horneburg</strong> aus<br />
Anlass der Wahl des Kreisbrandmeister<br />
Leo Balan am 2.Juli, Fete mit dem <strong>Feuerwehr</strong>spielmannszug<br />
Herten-Scherlebeck<br />
in Herten am 27. August, Teilnahme am<br />
Fußballturnier der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop<br />
am 20. November, großes Schlachtfest<br />
(das dem neuen Kreisbrandmeister von<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> überreichte Glücksschwein<br />
wurde natürlich zusammen aufgegessen)<br />
am 13. Dezember.<br />
Da das alles neben dem normalen<br />
Übungsbetrieb noch nicht reichte, fuhr<br />
man vom 27. bis 31. Oktober mit den<br />
Partnerinnen fünf Tage lang in das Berchtesgadener<br />
Land. Eine Fahrt, von der<br />
noch heute viele zwischenzeitlich in die<br />
Jahre gekommene Mitglieder des Löschzuges<br />
mit strahlenden Augen berichten.<br />
Doch wie man sieht: Es war etwas los in<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> und eigentlich klagte keines<br />
der Löschzugsmitglieder über die<br />
hohe Freizeitbelastung.
NEUE ANFORDERUNGEN<br />
Das Kalenderjahr 1989 brachte neue<br />
Anforderungen. Seit der Gründung im<br />
Jahre 1909 war das Einsatzgebiet auf die<br />
Grenzen der kleinen Gemeinde <strong>Horneburg</strong><br />
festgeschrieben und damit auch auf<br />
die möglichen Einsatzszenarien eines<br />
Dorfes ohne größere industrielle Anlagen.<br />
Natürlich leistete man Hilfe in der<br />
Nachbarschaft und bekam Unterstützung<br />
von dort, wann immer sie erforderlich<br />
war. Bis 1974 vor allem in den Grenzen<br />
des Amtes Waltrop (Waltrop, Henrichenburg<br />
und <strong>Horneburg</strong>) und ab 1975<br />
zunehmend mehr im Dattelner Stadtgebiet.<br />
Nunmehr erklärte Heinz Wenner,<br />
der neue Stadtbrandmeister in Datteln,<br />
dass die <strong>Horneburg</strong>er ihren Ausrückbereich<br />
bis zur Bahnhofstraße und Castroper<br />
Straße erweitern sollte. Oder feuerwehrtechnisch<br />
formuliert: Bei größeren<br />
Gefahrenlagen in diesem Gebiet von<br />
Meckinghoven, gehörte der Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong> automatisch mit zum ersten<br />
Abmarsch und nicht mehr zu den Reservekräften.<br />
Damit hatten sich die Anforderungen<br />
erheblich und grundlegend verändert.<br />
Lagen doch im Dattelner Süden<br />
bedeutende und große Industriebetriebe,<br />
wie der Becker-Prünte-Komplex und zum<br />
Beispiel die Firma Rheinzink.<br />
Wie überall in Deutschland spielte die<br />
<strong>Feuerwehr</strong> im gesellschaftlichen Leben<br />
des Stadtteils und auch der Stadt eine<br />
Rolle. Um diese zu füllen, nahmen die<br />
Vertreter des Vorstandes an vielen Veranstaltungen<br />
teil und hatten so mancher<br />
Einladung zu folgen. Gleichzeitig war<br />
der Vorstand des Löschzuges auch eine<br />
Kreativitätsschmiede. Neben dem Lösch-<br />
zugsführer und seinem Stellvertreter bildeten<br />
ein Schriftführer, der Kassierer und<br />
sein Vertreter, der Gerätewart, ein Beisitzer<br />
und ein Vertreter der Altersabteilung<br />
dieses Gremium. Weitere Ämter kamen<br />
dazu, je nach Bedarf.<br />
Die <strong>Feuerwehr</strong> ist eine städtische Einrichtung,<br />
die eine Abteilung der Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts „Stadt Datteln“<br />
ist. Jede Stadt, jede Gemeinde ist verpflichtet<br />
eine solche <strong>Feuerwehr</strong> einzurichten<br />
und zu unterhalten. Insoweit ist<br />
dieser Vorstand eigentlich nichts weiter,<br />
wie die Vertretung eines nicht eingetragenen<br />
Vereins, der aus Mitgliedern der<br />
<strong>Feuerwehr</strong> besteht, aber hinsichtlich der<br />
Regelungen für den Brandschutz de jure<br />
nichts zu sagen hat.<br />
In <strong>Horneburg</strong> versuchte der Vorstand vor<br />
allen Dingen auch ein Sprachrohr des<br />
bürgerschaftlichen Engagements für den<br />
Brandschutz zu sein. Ein Beispiel: In<br />
Vorbereitung auf den Tanz in den Mai<br />
1992 stellte sich der gesamte Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong> auf die Waage und fragte<br />
über die Presse: „Wie schwer sind die<br />
<strong>Horneburg</strong>er Floriansjünger?“. An den<br />
Schätzungen beteiligt sich der gesamte<br />
Ortsteil. Im wahrsten Sinne des Wortes<br />
kam erschwerend hinzu, dass man in<br />
kompletter Ausrüstung auf die Waage<br />
geklettert war. Am 1. Mai wurde das<br />
Geheimnis gelüftet. Die 25 Brandbekämpfer<br />
hatten samt Ausrüstung exakt<br />
2.480 Kilogramm auf die Waage<br />
gebracht und damit im Schnitt 99 Kilogramm.<br />
Über den ersten Preis – eine<br />
dreitägigen Fahrt nach Paris – konnte<br />
63
64<br />
sich Angelika Bettendorf, die Mutter<br />
eines der damals jüngsten <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
freuen, die mit ihrer Schätzung<br />
von 2.475 Kilogramm nur 5 Kilo neben<br />
dem richtigen Ergebnis lag.<br />
Im Jahr 1994 erreichte man den gleichen<br />
Spannungseffekt als mit fünf Kinder- und<br />
Babyfotos gefragt wurde: „Wie gut kennen<br />
Sie Ihre Brandschützer?“ Bei rund<br />
100 richtigen Rateergebnissen war die<br />
Überraschung perfekt, als bei der Auslosung<br />
einer viertägigen Reise nach<br />
Kopenhagen der erste Preis an eine<br />
GIGANTISCHER RAUCHPILZ<br />
Dass <strong>Feuerwehr</strong>en nicht nur Jubiläen feiern<br />
und <strong>Feuerwehr</strong>gerätehäuser renovieren,<br />
sondern immer wieder mit kleinen<br />
und großen Katastrophen zu tun hatten<br />
und bei der Bewältigung dieser Ereignisse<br />
vor allem beweisen musste, dass sie<br />
ihr Handwerk verstehen, wurde am 29.<br />
Oktober 1992 auch dem letzten Dattelner<br />
Bürgern klar. Ein gigantischer Rauchpilz<br />
hielt die Stadt Datteln, im wahrsten<br />
Sinne des Wortes, in Atem. Die Luftballonfabrik<br />
Everts an der Wiesenstraße<br />
brannte lichterloh. Riesige pechschwarze<br />
Rauchschwaden lagen um ca. 15 Uhr<br />
über der Kanalstadt und von <strong>Horneburg</strong><br />
aus konnte man schon beim Ausrücken<br />
des Löschzuges in Richtung Datteln<br />
erkennen, dass hier kein normaler Einsatz<br />
auf die <strong>Feuerwehr</strong> wartete. Meterhohe<br />
Flammen schlugen aus der Lagerhalle<br />
und breiteten sich über das gesamte<br />
Fabrikgelände aus. Der Brand von 400<br />
bis 500 Tonnen Luftballons, die Bedrohung,<br />
dass das Feuer auf einen 150<br />
Kubikmeter fassenden Butantank über-<br />
junge Dame aus Herten-Scherlebeck und<br />
der zweite an eine Castrop-Rauxelerin<br />
ging. Na ja, <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />
waren ja schon immer überregional<br />
tätig.<br />
Ähnliche Aktionen, wie „Freie Fahrt für<br />
die <strong>Feuerwehr</strong>“ oder ein „Malwettbewerb<br />
für Kinder“ waren nicht nur ein<br />
gutes Stück Öffentlichkeitsarbeit, sondern<br />
auch ein Stück Brandschutzerziehung,<br />
denn ganz nebenbei wurden Aufgaben<br />
und Ziele des Feuerschutzes<br />
transportiert.<br />
greifen konnte und die ständige Sorge,<br />
dass Giftstoffe Einsatzkräfte und Menschen<br />
in den benachbarten Wohngebieten<br />
schädigen könnten, prägten das<br />
Geschehen.<br />
Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehteams<br />
berichteten bundesweit über diesen<br />
Brand und übertrugen die Bilder. Die<br />
Dattelner <strong>Feuerwehr</strong> hatte Großalarm<br />
ausgelöst. Hilfe kam aus dem gesamten<br />
Kreis Recklinghausen. Fast 200 <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
waren im Einsatz. Die, die<br />
dabei waren, werden diesen Tag nicht<br />
vergessen. Die Zeitungen berichteten,<br />
dass die schwarze Rauchwolke um<br />
17.45 Uhr selbst in Nottuln im Münsterland<br />
bemerkt wurde.<br />
Die Bilanz: Zwei Fabrikhallen und die<br />
Verpackungshalle brannten vollständig<br />
nieder, 400 Mitarbeiter standen zunächst<br />
einmal auf der Straße. Der Gesamtschaden<br />
wurde auf 20 Millionen DM<br />
geschätzt. Die <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen
Rechts: Brand in der Luftballonfabrik<br />
Everts im Jahr<br />
1992.<br />
aus <strong>Horneburg</strong> arbeiteten bis tief in die<br />
Nacht hinein. Seite an Seite mit den<br />
Angehörigen der anderen Löschzüge<br />
bekämpfte man das Feuer und versuchte,<br />
oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit<br />
gehend, das Schlimmste zu verhindern.<br />
Die Nachricht, dass keine Dioxine<br />
und Furane im Brandrauch nachgewiesen<br />
werden konnten, sorgte für eine<br />
gewisse Erleichterung, denn nicht für alle<br />
Einsatzkräfte hatten die vorhandenen<br />
Atemschutzgeräte gereicht.<br />
Viele hatten es geahnt. Mit der Wahl von<br />
Leo Balan zum Kreisbrandmeister im<br />
Kalenderjahr 1988 war abzusehen, dass<br />
er sich von anderen Ämtern trennen<br />
musste. Das geschah in der Jahreshauptversammlung<br />
1993. Nach achtjähriger<br />
Tätigkeit erklärte er, dass er wegen der<br />
vielen und häufigen Überschneidungen<br />
sein Amt in <strong>Horneburg</strong> aufgeben müsse.<br />
Man kann sicherlich sagen, dass diese<br />
Jahre zu den guten Jahren der <strong>Horneburg</strong>er<br />
Wehr zählten.<br />
Wilhelm Müschenborn wurde im gleichen<br />
Jahr als Balans Nachfolger gewählt.<br />
Er setzte damit eine Familientradition<br />
fort, tauchten doch schon in der „Gründungsbekanntmachung“<br />
vom 6. Mai<br />
1909 der Lohgerber Felix Müschenborn<br />
als Kuppenführer und als Führer der<br />
Wehr der Lohgerber Karl Müschenborn<br />
auf. Müschenborn stand vor einem Berg<br />
neuer Aufgaben. Die schwierige Integration<br />
junger Leute in den immer größer<br />
werdenden Löschzug, die dadurch<br />
bedingte Notwendigkeit, das aus allen<br />
Nähten platzende <strong>Feuerwehr</strong>haus zu<br />
erweitern, sollten ihn mehr als ausreichend<br />
beschäftigen. Vor allen Dingen<br />
der sich anbahnende Generationswechsel<br />
und die Verjüngung des Vorstandes<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> standen an und erwiesen<br />
sich als schwierig. Die kommenden<br />
Jahre sollten aber auch von einer perfekten<br />
Öffentlichkeitsarbeit geprägt sein, die<br />
der gelernte „Zeitungsmann“<br />
Müschenborn auch in seiner Funktion<br />
als Löschzugführer selbst erledigte.<br />
65
66<br />
Immer größer – immer anspruchsvoller.<br />
Diese zwei Aussagen kennzeichneten<br />
die Entwicklung in den gesamten 1990er<br />
Jahren. Zwar verfügte der Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />
schon seit geraumer Zeit über<br />
drei Fahrzeuge. Bei der Jahreshauptversammlung<br />
1995 wurde die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> aber zum ersten Mal zu<br />
einem echten Löschzug im feuerwehrtechnischen<br />
Sinne „aufgewertet“. Gehörte<br />
bis dahin mit dem Löschfahrzeug LF 8<br />
nur ein Löschgruppenfahrzeug zur Ausstattung,<br />
konnte mit dem neuen LF 16<br />
ein zweites Löschgruppenfahrzeug übernommen<br />
werden. Damit stand erstmalig<br />
in der Geschichte der Wehr ein kompletter<br />
Löschzug mit zwei Löschgruppenfahrzeugen<br />
und der entsprechenden Ausrüstung<br />
am Standort <strong>Horneburg</strong>. Eingeleitet<br />
wurde hiermit eine Entwicklung, die<br />
letztlich dazu führte, dass der Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong> bedingt durch die stetige Ausweitung<br />
seines Einsatzgebietes in den<br />
Dattelner Süden hinein, heute der nach<br />
Einsatzkräften stärkste Löschzug (seit<br />
1999 mit damals 39 Aktiven) der Dattelner<br />
<strong>Feuerwehr</strong> ist.<br />
Die immer noch 30 <strong>Feuerwehr</strong>leute hatten<br />
1994 allein 1.186 Stunden in die<br />
Ausbildung gesteckt. Doch das war erst<br />
der Anfang. In den kommenden Jahren<br />
wurde das Ausbildungswesen in der <strong>Feuerwehr</strong><br />
immer mehr ausgebaut. Ein Jahr<br />
später waren es bereits 1.264 Stunden.<br />
Insbesondere die neuen <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
ächzten unter dem anspruchsvollen Programm,<br />
unter Modulen und Prüfungen<br />
und man kann sicherlich feststellen, dass<br />
in diesen Jahren die <strong>Feuerwehr</strong> einen<br />
Ausbildungsstand erreichte, der in keiner<br />
Zeit vorher vorhanden war. Und<br />
Müschenborn konnte bei der Jahreshauptversammlung<br />
am 25. März 1995<br />
bekannt geben, dass insgesamt 26 der 30<br />
aktiven Mitglieder des Löschzugs die<br />
Qualifikation mindestens zum Unterbrandmeister<br />
erfüllten.<br />
In diesen Bereich gehört sicher auch, die<br />
langjährige erfolgreiche und noch heute<br />
praktizierte Teilnahmen von Gruppen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> an den Leistungsnachweisen<br />
auf Kreisebene, die in Haltern<br />
auf dem Gelände am Lippspieker<br />
stattfinden. In den 1990er Jahren waren<br />
es in aller Regel drei Gruppen, die sich<br />
diesem Wettbewerb stellten. Wechselnde<br />
feuerwehrtechnische Einsatzübungen für<br />
eine Gruppe (9 Personen), ein Wissenstest,<br />
der Nachweis handwerklicher<br />
Fähigkeiten beim Legen von Knoten und<br />
Stichen und die Bewältigung einer<br />
Laufstrecke mit Hindernissen gehörten<br />
zu den Anforderungen. 1996 stellten sich<br />
fast 700 Brandschützer im Kreis Recklinghausen<br />
und von Nachbarstädten dem<br />
Test der Prüfer.<br />
Und der stellvertretende Löschzugführer<br />
Ernst Hoppe, der sich jahrzehntelang um<br />
das Training und die Vorbereitung dieser<br />
Gruppen kümmerte, war eigentlich erst<br />
ganz zufrieden, wenn er bei den jeweiligen<br />
Jahreshauptversammlungen, wie<br />
zum Beispiel am 16. März 1995, im Jahresbericht<br />
verkünden konnte:<br />
Platz 1 <strong>Horneburg</strong>, Gruppe 1<br />
3 Minuten 12 Sekunden<br />
Platz 2 Datteln, Gruppe 1 1<br />
3 Minuten 22 Sekunden<br />
Platz 3 <strong>Horneburg</strong>, Gruppe 2<br />
3 Minuten 36 Sekunden
Das Ganze hatte sicher auch etwas mit<br />
der Geschichte von David und Goliath<br />
zu tun und mit einem großen Herzen für<br />
seinen Heimatort, ein in <strong>Horneburg</strong> häufig<br />
auftretendes Phänomen.<br />
Das 90-jährige Gründungsfest am 14.<br />
und 15. August 1999 sollte neue Maßstäbe<br />
setzen und wie gewohnt, alle vorhergehenden<br />
Feste übertreffen. Doch das<br />
Wetter machte den Organisatoren einen<br />
gewaltigen Strich durch die Rechnung.<br />
Die Veranstaltung, die mit einem großen<br />
Festumzug am Samstag ihren Auftakt<br />
fand, wurde immer wieder von heftigen<br />
Regenfällen getrübt, so dass die Besucherzahlen<br />
weit hinter den Erwartungen<br />
blieben. Nur die teilnehmenden <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
erwiesen sich als wetter- und<br />
natürlich auch als trinkfest. Nach dem<br />
Festgottesdienst am Sonntag fiel die<br />
geplante Kranzniederlegung wegen strömenden<br />
Regens aus und auch der anschließende<br />
Frühschoppen, der mit dem<br />
polnischen Blasorchester Viktoria aus<br />
Warschau, dem Musikzug der Freiwilli-<br />
Rechts: Der Löschzug im<br />
Jubiläumsjahr 1999.<br />
gen <strong>Feuerwehr</strong> Münster und dem <strong>Horneburg</strong>er<br />
Blasorchester nun sicherlich<br />
einen Höhepunkt zu bieten hatte, litt<br />
unter den katastrophalen Bedingungen.<br />
Zur Überraschung der Veranstalter und<br />
der Festbesucher hatte das Warschauer<br />
Orchester einen Opernstar und zwei<br />
junge Sängerinnen mitgebracht, die mit<br />
ihren glasklaren Stimmen, die Unbilden<br />
des Wetters schnell vergessen ließen. An<br />
den beiden Festtagen halfen über 70<br />
Waltroper <strong>Feuerwehr</strong>kameraden hinter<br />
Theken und Ständen, damit die <strong>Horneburg</strong>er<br />
selber einmal ungestört feiern<br />
konnten.<br />
Bereits bei seiner Wahl und später mit<br />
nicht nachlassender Energie bei jedem<br />
Anlass der sich bot, kämpfte<br />
Müschenborn mit Beharrlichkeit und der<br />
ihm eigenen westfälischen Sturheit um<br />
die grundlegende Erweiterung des <strong>Feuerwehr</strong>gerätehauses<br />
<strong>Horneburg</strong>. Jahr für<br />
Jahr wies er auf die Missstände hin. Er<br />
machte die Forderung nach Erweiterung<br />
oder Neubau zum Hauptthema seiner<br />
67
68<br />
Oben: Gruppenfoto im Salzbergwerk<br />
beim Ausflug ins<br />
Berchtesgadener Land im<br />
Herbst 1988.<br />
Rechts: Beim Oktoberfest, das<br />
den Tanz in den Mai ablöste,<br />
bietet der Löschzug alle zwei<br />
Jahre Deftiges.
Amtszeit. Oft von eigenen Kameraden,<br />
die die Dattelner Haushaltssituation realistisch<br />
einschätzten, mit einem Schmunzeln<br />
begleitet, nutzte der Löschzugführer<br />
alle Register der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
um der von ihm als richtig und notwendig<br />
erkannten Maßnahme zu ihrem<br />
Durchbruch zu verhelfen.<br />
Fast prophetisch wirkende Weitsicht entwickelte<br />
Müschenborn in der Jahreshauptversammlung<br />
am 20. März 2000,<br />
als in seiner Pressemitteilung nachzulesen<br />
war, „dass durch immer höhere<br />
Ansprüche an die Rettungsfristen den<br />
dezentralen, schlagkräftigen Einheiten<br />
und damit den Außenlöschzügen eine<br />
immer größere Bedeutung zuwachsen<br />
werde. Ich rechne damit, dass der Brandschutzbedarfsplan,<br />
genau dies nach<br />
Maßgabe des neuen nordrhein-westfälischen<br />
Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetzes<br />
besonders deutlich machen wird.“<br />
Er sollte Recht behalten, es war der<br />
Brandschutzbedarfsplan und die ungünstige<br />
Lage der Dattelner Feuerwache am<br />
Nordrand der Stadt Datteln, die den Bauplänen<br />
zum Durchbruch verhalfen, allerdings<br />
viele Jahre später bei seinem<br />
Nachfolger im Amt.<br />
Mit der Verabschiedung von Wilhelm<br />
Schulte, der über 28 Jahre als Schriftführer<br />
im Vorstand tätig war, im März 1998<br />
und mit dem Ausscheiden von im Januar<br />
2001 Ernst Hoppe, der 24 Jahre dieses<br />
Amt des stellvertretenden Löschzugführers,<br />
bekleidet hatte, wurde der Generationswechsel<br />
im Vorstand der <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> vorangetrieben. Ernst Hoppe<br />
hatte mehr als 30 Jahre dem Vorstand<br />
angehört. Zunächst stellvertretender<br />
Gerätewart, später Gerätewart, wurde<br />
Hoppe 1978 Brandmeister und danach<br />
Oberbrandmeister. Er wurde 2001<br />
gebührend verabschiedet und gehörte<br />
durch seine langjährige ehrenamtliche<br />
Tätigkeit sicherlich zu den Männern, die<br />
das Bild der <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong>, in<br />
Datteln und darüber hinaus geprägt<br />
haben.<br />
Bei der Jahreshauptversammlung am 12.<br />
Jan. 2002 schied auch Wilhelm<br />
Müschenborn aus der Löschzugführung<br />
aus. Müschenborn war seit 1987 Beisitzer<br />
im Vorstand und 1993 Löschzugführer<br />
geworden.<br />
Die Zeiten hatten sich geändert. Leo<br />
Balan sen. hatte die <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong><br />
fast 30 Jahre geführt. Alle seine<br />
Nachfolger blieben für deutlich kürzere<br />
Zeiten im Amt. Die Gründe sind klar:<br />
Immer größerer zeitlicher Aufwand,<br />
höhere Verantwortung, ständig steigende<br />
Anforderung an Ausbildung und Präsenz<br />
forderten ihren Tribut, und manche Ehefrau<br />
war nicht gerade traurig, wenn ihre<br />
Männer in die zweite oder dritte Reihe<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> zurückkehrten.<br />
Links:<br />
Ernst Hoppe,<br />
Stellvertretender<br />
Löschzugführer<br />
1977-2001<br />
69
70<br />
Mit Ludger Schollas als Löschzugführer,<br />
Christoph Behler als seinem Stellvertreter<br />
und vielen weiteren jungen Vorstandsmitgliedern<br />
war der Generationswechsel<br />
in der Jahreshauptversammlung 2002<br />
vollzogen. Nach dem Ausscheiden von<br />
Werner Schwick (14 Jahre stellvertretende<br />
Kassierer) waren mit Franz Beckmann<br />
und Ludger Holöchter, zwei weitere<br />
Urgesteine der <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
die letzen beiden Vertreter der älteren<br />
Generation im Vorstand verblieben.<br />
Energisch griff Ludger Schollas das Generalthema<br />
seines Vorgängers auf und<br />
gründete einen Planungsausschuss für<br />
den Bau eines neuen Gerätehauses in<br />
<strong>Horneburg</strong>. Der erste Erfolg war endlich<br />
2003 zu verzeichnen, als die Stadt Datteln<br />
70.000 Euro an Planungskosten für<br />
das Vorhaben in den Haushalt einstellten.<br />
Doch die Skeptiker gegenüber den<br />
allzu forschen Hoffnungen behielten<br />
Recht. Es sollten weitere fünf Jahre vergehen,<br />
bevor die Bagger für die Errichtung<br />
einer ausreichend großen Fahrzeughalle<br />
rollten und die Pläne für einen echten<br />
Umbau der Mannschafts- und Schulungsräume<br />
auf den Tisch kamen<br />
Doch genau so beharrlich wie sein Vorgänger,<br />
setzte Schollas die Linie fort. Die<br />
Gründung eines Planungsausschusses,<br />
Besichtigung von <strong>Feuerwehr</strong>häusern in<br />
der Nachbarschaft bis in die Niederlande<br />
und immer wieder neue Presseinformationen<br />
über die unhaltbaren Zustände in<br />
<strong>Horneburg</strong> sorgten dafür, dass das Eisen<br />
nicht kalt wurde.<br />
Die unhaltbaren Zustände riefen im<br />
Laufe der Jahre auch die jeweiligen<br />
Kreisbrandmeister auf den Plan, die<br />
neben dem Bezirksbrandmeister Leo<br />
Balan das Projekt positiv begleiteten. In<br />
der Jahreshauptversammlung 2005<br />
erklärte der damals amtierende Klaus<br />
Mönch, dass er mittlerweile auch bei der<br />
Kommunalaufsicht vorstellig geworden<br />
sei. Doch die schwierige Finanzsituation<br />
der Stadt Datteln verzögerte das Projekt<br />
Jahr um Jahr.<br />
Ihren Höhepunkt fanden die Diskussionen<br />
um den Gerätehausneubau sicherlich<br />
im Jahre 2007 als kurz vor Beginn<br />
der Jahreshauptversammlung bekannt<br />
wurde, dass alle Pläne für einen Neubau<br />
an einem neuen Standort (Ortausgang<br />
Meckinghoven, nähe Friedhof) endgültig<br />
begraben worden seien. Die Stimmung<br />
bei den Mitgliedern kochte fast über, als<br />
zu allem Überfluss noch offenbart<br />
wurde, dass Kostensteigerungen von<br />
rund einer Millionen Euro beim<br />
Schwimmbadbau die Neubaupläne für<br />
das <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>haus zunichte<br />
gemacht hätten.<br />
Zum ersten Mal kamen hier auch Stimmen<br />
auf, die darauf hinwiesen, dass erste<br />
Mitglieder an eine komplette Aufgabe<br />
ihres ehrenamtlichen Engagements denken<br />
würden. Was über die Zuverlässigkeit<br />
von Aussagen von Politikern in diesen<br />
Stunden und noch lange Zeit danach<br />
gedacht wurde, darüber schweigt der<br />
Chronist.<br />
Im April 2003 wurde in Anwesenheit<br />
von Bürgermeister Wolfgang Werner,<br />
Stadtbrandinspektor Heinz Wenner und<br />
weiteren Ehrengästen im Gerätehaus die<br />
Gründung der Jugendfeuerwehr <strong>Horneburg</strong><br />
bekannt gegeben. Die <strong>Feuerwehr</strong>
Rechts: So gratulierten die<br />
<strong>Horneburg</strong>er dem Löschzug<br />
Erkenschwick 2006 zum<br />
100-Jährigen.<br />
<strong>Horneburg</strong> tat damit einen Schritt, der in<br />
vielen Städten Deutschlands schon vollzogen<br />
war. Bundesweit waren damals<br />
250.000 Jugendliche in über 17.000<br />
Jugendfeuerwehren organisiert. Dies sei<br />
hier nur am Rande erwähnt, weil es<br />
Gegenstand eines besonderen Berichtes<br />
in dieser Festschrift ist. Eine Anmerkung<br />
ist an dieser Stelle unumgänglich. Viele<br />
der altgedienten Brandschützer, begegneten<br />
diesem Projekt zunächst mit relativ<br />
großer Skepsis. „Jugendheim im <strong>Feuerwehr</strong>haus“<br />
war eher die mildeste aller<br />
kritischen Anmerkungen. Diese Skepsis<br />
ist heute in große Anerkennung und zum<br />
Teil in riesigen Respekt umgeschlagen.<br />
Denn vor der Arbeit, dem Freizeitengagement,<br />
der Nachhaltigkeit und nicht<br />
nachlassenden Bereitschaft von Betreuern<br />
und Mitgliedern dieser <strong>Horneburg</strong>er<br />
Jugendfeuerwehr kann man eigentlich<br />
nur den Hut ziehen. Hinsichtlich des<br />
Ordnungssinns besteht allerdings auch<br />
heute noch ein gewisser Nachholbedarf.<br />
Über viele Jahrzehnte hatten die <strong>Horneburg</strong>er<br />
<strong>Feuerwehr</strong>leute zum Tanz in den<br />
Mai geladen. Zunächst in den Hornebur-<br />
ger Gaststätten Stratmann und Berens,<br />
später in der Gärtnerei Balan an der <strong>Horneburg</strong>er<br />
Straße. Mit neun Hektoliter<br />
Löwenbräu-Oktoberfestbier, 400 bayrischen<br />
Weißwürsten und 200 Schweinshaxen<br />
startete die <strong>Horneburg</strong>er Brandschützer<br />
am 1. Oktober 2002 ihr erstes<br />
Oktoberfest. Nachdem es rund um den<br />
ersten Mai immer enger geworden war<br />
und überall gefeiert wurde, erwies sich<br />
der Termin im Oktober als richtige Entscheidung<br />
und wahre Besucherströme<br />
ergossen sich in die Hubertushalle der<br />
Familie Hesse-Hengesbach und nach<br />
dem Umzug des Festes später wieder in<br />
die Gärtnerei Balan.<br />
Im Jahre 2002 wurde auch für die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> Datteln, Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong>, das Internetzeitalter eröffnet.<br />
Martin Neisen und Sebastian Schwott,<br />
zwei junge Mitglieder des Löschzuges,<br />
nahmen sich der Angelegenheit an und<br />
schon bald verfügte der Löschzug über<br />
diese heute zunehmend wichtiger werdende<br />
Informationsquelle. Diese Internetseiten<br />
wurden mehrfach neu gestaltet<br />
und in ihrer Präsentation überarbeitet.<br />
71
72<br />
Rechts: Das alte Förderschulgebäude<br />
musste im Frühjahr 2008<br />
für den Neubau der Fahrzeughalle<br />
weichen.<br />
Rechts: Die neue<br />
Fahrzeughalle im Rohbau.<br />
Links: Erster Spatenstich<br />
für die neue Fahrzeughalle im<br />
September 2008.
Auch die Redakteure wechselten jeweils,<br />
heute ist Löschzugführer Frank Fischer<br />
federführend.<br />
Interessant ist, dass sie seit ihrem letzen<br />
„Umbau“ am 31. Mai 2007 immerhin<br />
von über 12.650 Nutzern angewählt<br />
wurde. Unter der Überschrift „Retten –<br />
Schützen – Bergen – Löschen“ wird ein<br />
umfassender aktueller und interessanter<br />
Überblick über die Entwicklung der <strong>Horneburg</strong>er<br />
<strong>Feuerwehr</strong> gegeben: Aktuelles,<br />
Standort, Mannschaft, Fahrzeuge, Einsatzgebiet,<br />
Geschichte, Ausbildung, Mitgliedschaft,<br />
Dienstplan, Termine, Satzung,<br />
Einsätze und natürlich ein Fotoalbum.<br />
Jeder Besucher wird feststellen:<br />
Hier werden seit nunmehr über sieben<br />
Jahren alle Informationen rund um die<br />
<strong>Feuerwehr</strong> geboten.<br />
Selbstverständlich ist, dass auch die<br />
Jugendfeuerwehr über eine eigene<br />
Homepage verfügt. Alle, die Spaß an<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> haben, und insbesondere<br />
die beiden engagierten Jugendwarte<br />
Björn Lücke und Jens Möller freuen sich<br />
natürlich, wenn in dem Gästebuch ihrer<br />
Truppe Einträge wie der folgende zu finden<br />
sind: „Lieben Gruß aus Westerholt.<br />
Bei euch ist ja richtig Leben im Team.<br />
Klasse. Mein Sohn ist ab diesen Monat in<br />
der JF Westerholt und richtig stolz. Auch<br />
er hatte eine Wartezeit. Eure HP ist<br />
besonders für Eltern die sich informieren<br />
wollen richtig klasse. Weiterhin viel<br />
Spaß. Lieben Gruß und Gut Wehr Kathleen<br />
Stach.“<br />
Mit dem Wechsel in der Löschzugführung<br />
von Ludger Schollas zu Frank<br />
Fischer im Kalenderjahr <strong>2009</strong>, der bis<br />
dahin als stellvertretender Löschzugführer<br />
tätig war, wollen wir diesen Rückblick<br />
schließen. Und mit dem Hinweis,<br />
dass 2008 und <strong>2009</strong> wurden der Umbau<br />
und die Erweiterung des <strong>Feuerwehr</strong>hauses<br />
in <strong>Horneburg</strong> endlich in die Realisierung<br />
gingen. Bemerkenswert ist, dass<br />
letztlich der nicht nachlassende Druck<br />
vor allen Dingen der Löschzugführer, die<br />
Unterstützung durch Kreis- und Bezirksbrandmeister<br />
und die Notwendigkeiten<br />
aus dem Brandschutzbedarfsplan für<br />
eine Realisierung sorgten. Bemerkenswert<br />
ist und bleibt jedoch auch, dass<br />
über einen Zeitraum von mehr als einem<br />
Jahrzehnt die völlig unzureichenden<br />
Zustände im <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus in<br />
<strong>Horneburg</strong>, aber auch Ahsen, wenn man<br />
zum Beispiel Belange des Arbeitsschutzes<br />
und des Unfallschutzes berücksichtigt,<br />
keinem Ratsmitglied die<br />
Schweißperlen auf die Stirn zu treiben<br />
schienen. Man muss ohne Zorn und<br />
ohne falschen Neid feststellen, dass der<br />
Bau eines neuen Schwimmbades und die<br />
Errichtung einer Toilettenanlage auf dem<br />
Neumarkt offensichtlich wichtiger<br />
waren.<br />
Man muss auch festhalten, dass die<br />
Sache zu einem guten und richtigen<br />
Ende geführt wurde. Auf dem Weg dahin<br />
sind aber Dinge passiert, die auch verdeutlicht<br />
haben, welchen Unterschied es<br />
zwischen den Sonntagsreden und der<br />
Einsicht gibt, das Notwendige in der<br />
richtigen Reihenfolge zu tun.<br />
Dieser Faden ließe sich noch ein wenig<br />
weiter spinnen. Doch gehört sich das bei<br />
einer 100-Jahr-Feier?<br />
73
74<br />
HAUSHOHE FLAMMEN<br />
Peter Korte, Archivar der <strong>Feuerwehr</strong><br />
Datteln, hat Akten der vergangenen 30<br />
Jahre gewälzt und erinnert exemplarisch<br />
an vier Großbrände, bei denen auch die<br />
Mitglieder des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />
im Einsatz waren.<br />
Fachwissen zu erlernen, den Ernstfall zu<br />
üben, Kameradschaft zu pflegen, zusammen<br />
feiern: all dass verblasst, wenn der<br />
Alarm kommt, der Pieper geht und man<br />
zur Einsatzstelle rast. Wenn der Rauch<br />
dick und die Luft dünn ist, wenn<br />
unschuldige Leben möglicherweise in<br />
Gefahr sind.<br />
Es sind die gemeinsamen Einsätze, die<br />
<strong>Feuerwehr</strong>kameraden aneinander binden<br />
und zusammenschweißen, so genannte<br />
kleine wie große Einsätze. Es sind aber<br />
natürlich die großen Einsätze, die tiefer<br />
Eindrücke hinterlassen und länger im<br />
Gedächtnis bleiben. Auch die <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> hat im Zeitraum ihres Bestehens<br />
mehrfach an der Löschung von<br />
Großbränden mitgewirkt und vier Einsätze<br />
aus der jüngeren Zeit sollen dies belegen.<br />
Blicken wir zurück.<br />
Am 4. Januar 1983 um 15.17 Uhr gibt es<br />
Großalarm für die gesamte Dattelner<br />
<strong>Feuerwehr</strong>, zu der auch die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Kameraden seit 1975 gehören. Aus dem<br />
Hof Pöther bei Löringhoff schlagen beim<br />
Eintreffen der Einsatzkräfte meterhohe<br />
Flammen aus dem Dach des Stallgebäudes,<br />
angefacht durch starken Sturm.<br />
Zuchtbullen und Mastschweine müssen<br />
noch vor Beginn der Löscharbeiten ins<br />
Freie getrieben werden, eine schwere<br />
Arbeit. Doch für 7 Kälber reicht es nicht<br />
mehr. Lange Schlauchleitungen müssen<br />
vom Kanal zur Brandstelle gelegt werden:<br />
der Hydrant ist nach Straßenbauar-
eiten mit Split verschüttet worden. Und<br />
der Sturm facht das auf dem Dachboden<br />
lagernde Heu immer wieder neu an.<br />
Knochenarbeit bis spät in die Nacht.<br />
Über 300.000 DM Sachschaden richtet<br />
der Brand an, der vermutlich durch<br />
einen Defekt in der Elektroanlage verursacht<br />
worden ist.<br />
Auf eine Million DM wird der Schaden<br />
beim Großbrand auf dem Hof von Hermann<br />
Aulke am 18. April 1987 in Pelkum<br />
geschätzt, und hier ist der Verursacher<br />
eindeutig ein Defekt in einer elektrischen<br />
Leitung. Auch hier stehen der<br />
Dachstuhl mit Heu und Futterböden<br />
über dem Wohnhaus und Stall in hellen<br />
Flammen, als die ersten Fahrzeuge der<br />
Dattelner Wehr gegen 19.45 Uhr den<br />
Hof erreichen, auch hier müssen erst<br />
Tiere gerettet werden. Mit den <strong>Horneburg</strong>er<br />
Kameraden sind 100 Männer mit 10<br />
Fahrzeugen im Einsatz, dazu noch Tanklöschfahrzeuge<br />
aus Waltrop und Oer-<br />
Links: Massiver Einsatz aller<br />
Einsatzkräfte des Kreises war<br />
beim Brand der Luftballonfabrik<br />
Everts 1992 notwendig.<br />
Rechts: Großbrand auf dem<br />
Hof von Hermann Aulke am<br />
18. April 1987 in Pelkum<br />
Erkenschwick. Weil es keine geeignete<br />
Wasserentnahmestelle gibt, müssen diesmal<br />
Schlauchleitungen über 860 Meter<br />
bis zum nächsten Hydranten verlegt werden.<br />
Bis von dort Wasser kommt, halten<br />
Tanklöschfahrzeuge die Wasserversorgung<br />
durch Pendelverkehr aufrecht.<br />
Noch während der Löscharbeiten müssen<br />
zwei gemauerte Giebel der Scheune<br />
abgetragen werden. Erst gegen 3 Uhr<br />
nachts konnten sich die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Kameraden auf den Heimweg machen.<br />
Das sicherlich größte Schadensereignis<br />
in der jüngeren Brandschutzgeschichte<br />
Dattelns stellt der Brand in der Luftballonfabrik<br />
der Fa. Everts an der Wiesenstraße<br />
dar. Am 27. Oktober 1992 um<br />
14.47 Uhr erreicht die zu dieser Zeit<br />
noch ständig besetzte Feuer- und Rettungswache<br />
der Stadt Datteln über die<br />
Notrufnummer „112“ der Anruf „Lagerhalle<br />
brennt“. 4 Minuten danach trifft der<br />
erste Zug mit LF16, DLK23/12, ELW1<br />
75
76<br />
und RTW vor Ort ein. Bereits auf der<br />
Anfahrt sehen die Männer eine riesige,<br />
dunkle Rauchwolke, in den unteren<br />
Bereichen mit Flammen durchsetzt. Vier<br />
Hallen brennen bereits in voller Ausdehnung,<br />
die Wärmestrahlung ist bereits<br />
enorm, wodurch sich der Brand auf eine<br />
weitere Halle ausdehnt. Erst gibt es dort<br />
ALLE WEHREN IM EINSATZ<br />
Zu dieser Zeit sind neben allen Dattelner<br />
Löschzügen praktisch alle Wehren aus<br />
dem Kreis in die Brandbekämpfung einbezogen,<br />
auch die Werkfeuerwehr der<br />
Hüls AG mit einem GTLF und 9.000<br />
Liter zusätzlichem Schaummittel. Die<br />
Vorräte an Atemfilter und Masken, Atemschutzreserven<br />
und Schaummittel der<br />
Dattelner Züge reichen natürlich nicht<br />
aus. Neben 128 Dattelner Kameraden<br />
befanden sich insgesamt ziemlich genau<br />
200 <strong>Feuerwehr</strong>leute im Einsatz. In der<br />
Hochphase der Brandbekämpfung flossen<br />
rd. 10.000 Liter Wasser in der Minute<br />
aus 10 B-, 20 C-Rohren, 5 Wasserwerfern,<br />
einem Gelenkmast und einem Werfer<br />
eines TLF 24/50 in die Schadensstelle.<br />
8.000 Liter Schaummittel wurden verbraucht.<br />
Mit im Einsatz waren auch Helfer<br />
des DRK Datteln, Haltern und<br />
Castrop-Rauxel sowie des THW Datteln.<br />
Die riesige Rauchwolke versetzte viele<br />
Anwohner in Angst und Schrecken, das<br />
örtliche Telefonnetz bricht zusammen.<br />
Streifenwagen der Polizei durchfahren<br />
betroffene Bereiche und beruhigen, fordern<br />
zum Schließen von Türen und Fenstern<br />
auf. Unmittelbar anliegende Wohnungen<br />
werden geräumt, die Bewohner<br />
in der Stadthalle untergebracht. Erleich-<br />
eine starke Verqualmung: nach ca. 30<br />
Minuten gibt es eine schlagartige Durchzündung.<br />
Das Wohnhaus erleidet nach<br />
einer guten Stunde aufgrund der Hitze<br />
das gleiche Schicksal. Weitere bedrohte<br />
Betriebsteile konnten durch eine intensive<br />
Kühlung mit Löschwasser gehalten<br />
werden.<br />
terung, als die Messungen der FF Marl<br />
und Recklinghausen ergeben, dass keine<br />
Gefahr durch toxische Stoffe in der<br />
Rauchwolke bestehen, alle Messwerte<br />
bleiben im unkritischen Bereich. Große<br />
Gefahr ging von der intensiven Wärmestrahlung<br />
aus. Der Einsatz von Strahlrohren<br />
brachte in weiten Teilen auch den<br />
gewünschten Erfolg: der Produktionsbereich,<br />
aber vor allem ein Flüssiggasbehälter<br />
und ein Leichtbenzinlager wurden<br />
so vor einer Explosion bewahrt.<br />
Lediglich einige Kleingefäße mit Leichtbenzin<br />
und abgestellte leere Leichtbenzinfässer<br />
zerknallten, glücklicherweise<br />
ohne jemanden zu verletzen.<br />
Der Sachschaden wurde auf rund 20<br />
Millionen DM geschätzt. Es stellte sich<br />
heraus, dass ein 20-jähriger Praktikant<br />
aus Wut über Vorgesetzte in der Firma<br />
Verpackungsmaterial angezündet hatte.<br />
Der Brand führte in der Nachbetrachtung<br />
auf vielen Ebenen noch zu Diskussionen.<br />
Für die <strong>Feuerwehr</strong>männer in den Dattelner<br />
Löschzügen erwiesen sich die bisher<br />
als ausreichender Schutz angesehenen<br />
Ledereinsatzjacken bei der großen Hitze<br />
als nicht ausreichend, denn einige<br />
Kameraden erlitten trotzdem Verbrennungen<br />
der Haut. Später führte dies
erfreulicherweise zum Wohl der Einsatzkräfte<br />
zu einer Umrüstung der persönlichen<br />
Schutzkleidung in den Dattelner<br />
Löschzügen.<br />
Haushohe Flammen schlagen kurz nach<br />
Mitternacht des 2. Januar 1998 aus der<br />
Lagerhalle der Firma Da-Pack an der<br />
Bülowstraße in Datteln-Natrop. Obwohl<br />
die Dattelner Kameraden aufgrund der<br />
kurzen Entfernung zur Wache bereits<br />
eine Minute nach der Alarmierung vor<br />
Ort waren, brannte die Halle, gefüllt mit<br />
Verpackungsmaterialien aus Polyprophylen<br />
und Polethylen, bereits in voller Ausdehnung.<br />
Alle verfügbaren Kräfte der<br />
fünf Dattelner Löschzüge wurden daraufhin<br />
über Sirene und Melder sofort alarmiert.<br />
Gott sei Dank enthielt die abgehende<br />
Rauchfahne keine für Menschen<br />
bedenklichen Schadstoffe.<br />
Links: Brand der Lagerhalle<br />
der Firma Da-Pack an der<br />
Bülowstraße in Datteln-<br />
Natrop Anfang 1998.<br />
Die Brandbekämpfung war aufgrund der<br />
großen Hitze besonders schwierig.<br />
Löscherfolg brachte letztendlich der Einsatz<br />
von Schwerschaumrohren aus den<br />
Körben der Dattelner und Oer-Erkenschwicker<br />
Drehleitern. Für ausreichend<br />
Schaummittelkonzentrat sorgte der Sonderlöschmittel-Abrollbehälter<br />
der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> Marl. Um 6 Uhr in der<br />
Frühe war der Brand dann endlich unter<br />
Kontrolle, können Brandnester nach<br />
Abbruch per Radlader und Bagger endgültig<br />
gelöscht werden. Die Bürogebäude<br />
konnten gerettet werden.<br />
Der Sachschaden wird anschließend auf<br />
über eine Million DM beziffert, die Brandursache<br />
kann nicht endgültig geklärt<br />
und Brandstiftung nicht ausgeschlossen<br />
werden.<br />
77
78<br />
Die Jugendfeuerwehr des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jubiläumsjahr <strong>2009</strong>: (vorne v. l.) Christopher Hardamek,<br />
Stefanos Kalb, Christopher Schwarz, (Mitte v. l.) Dominik Schollas, Danny Neumann, Jan Gerrits, Sebastian<br />
Steinweg, Fabian Arndt, (hinten v. l.) Christian Schlüter, Linda Behler, Stellvertretender Jugendwart Jens Möller,<br />
Jugendwart Björn Lücke.
Ein „richtiges Feuer“: Auch das gibt es im Übungsdienst der Jugendfeuerwehr (Berufsfeuerwehrtag 2008).<br />
DIE WILDE 13<br />
Björn Lücke, engagierter Jugendwart des<br />
Löschzuges <strong>Horneburg</strong>, erzählt die<br />
Geschichte, wie das Schlossdorf eine<br />
eigene Jugendfeuerwehr erhielt.<br />
Schon Mitte der 1980er Jahre wurde<br />
über die Gründung einer Jugendfeuerwehr<br />
im <strong>Horneburg</strong>er Löschzug diskutiert.<br />
Allerdings sah man zum damaligen<br />
Zeitpunkt den Bedarf angesichts der<br />
schon bestehenden Gruppe in Datteln<br />
und der auf 30 begrenzten Mitgliederanzahl<br />
des Löschzuges als zu gering an,<br />
um eine eigene Gruppe zu gründen. Mit<br />
dem neuen Jahrtausend beginnen die<br />
Dattelner Brandschützer mit der Erarbei-<br />
tung eines Brandschutzbedarfsplanes der<br />
letztendlich am 8. April 2003 vom Stadtrat<br />
verabschiedet wurde. Unter anderem<br />
gibt der Brandschutzbedarfsplan vor,<br />
dass der Löschzug <strong>Horneburg</strong> mehr im<br />
Dattelner Süden eingesetzt wird und auf<br />
bis zu 60 Mitglieder aufgestockt werden<br />
soll.<br />
Doch wo sollten die herkommen? Eine<br />
gezielte Nachwuchsförderung musste<br />
her. Unter der Regie des damaligem<br />
Löschzugführer Ludger Schollas begann<br />
der Löschzug auf der Schlossweihnacht<br />
2002 mit einer großen Werbeaktion, um<br />
Mitglieder zur Gründung einer zweiten<br />
79
80<br />
Das Gründungsteam der Jugendfeuerwehr 2003.<br />
Jugendfeuerwehrgruppe in Datteln zu<br />
finden. Am 10. März 2003 war es dann<br />
so weit, die Jugendfeuerwehr Gruppe<br />
<strong>Horneburg</strong> der Jugendfeuerwehr Datteln<br />
wurde gegründet. Unter der Leitung von<br />
Jugendwart Sebastian Schwott und den<br />
beiden Stellvertreter Jens Möller und<br />
Björn Lücke nahm die Gruppe ihren<br />
Übungsdienst auf. Als Gründungsmitglieder<br />
wurden damals Jörg Behler, Christoph<br />
Ewelt, Anna Müschenborn, Annemarie<br />
Hillenbrand, Sebastian Schneider,<br />
Christopher Sonntag, Kilian Karcher,<br />
Rica-Katharina Rothermund, Markus<br />
Schlüter, Benedikt Müschenborn, Björn<br />
Schwalvenberg, Sandra Kirschbaum und<br />
Julian Wiggelinghoff aufgenommen. Die<br />
Tageszeitungen titelten „Die wilde 13 ist<br />
perfekt“. Von den 13 Gründungsmitgliedern<br />
sind noch heute zehn dabei, neun<br />
versehen mittlerweile Ihren Dienst im<br />
Löschzug <strong>Horneburg</strong> und eins bei der<br />
<strong>Feuerwehr</strong> Recklinghausen im Löschzug<br />
Suderwich.<br />
Im Jahr 2005 übernahm Björn Lücke<br />
zusammen mit Jens Möller nach Ausscheiden<br />
von Sebastian Schwott die Leitung<br />
der Jugendgruppe. Von 2007 bis<br />
2008 wurden die beiden von Jugendwart<br />
Helge Bensch unterstützt, der Mitte 2008<br />
nach Oldenburg verzogen ist.<br />
Die Leistungen der Jugendfeuerwehrgruppe<br />
können sich sehen lassen, als<br />
eine der ersten Gruppen im Kreis führte
man die dreistufige Jugendflammenprüfung<br />
ein (Stufe I ab 10 Jahren, Stufe II ab<br />
13 und Stufe III nach Abnahme der Prüfung<br />
zur Leistungsspange ab dem 17.<br />
Lebensjahr). Alle Jugendfeuerwehrmitglieder,<br />
die in die aktive Wehr gewechselt<br />
sind, haben diese Prüfungen vorher<br />
bestanden. Auch findet der hohe Ausbildungsstand<br />
der Jugendfeuerwehrgruppe<br />
<strong>Horneburg</strong> Anerkennung bei Lehrgängen<br />
der Truppmannmodule auf Standortebene<br />
der Städte im Ostvest.<br />
Doch eine Jugendfeuerwehr ist längst<br />
nicht nur eine Schmiede für gute <strong>Feuerwehr</strong>leute,<br />
gut geführt ist sie viel mehr.<br />
Es ist eine Jugendgruppe in der Jugendliche<br />
altersübergreifend von 10 bis 18 Jahren<br />
zusammen arbeiten müssen. Das hat<br />
zur Folge, dass die Jüngeren von den<br />
Älteren lernen können. Weiter können<br />
die Älteren Rücksichtnahme und Verantwortung<br />
im Bezug auf ihre jüngeren<br />
Kameraden und Kameradinnen erlernen.<br />
Ungefähr die Hälfte der Arbeit in der<br />
Jugendfeuerwehr soll diese „allgemeine“<br />
Jugendarbeit ausmachen. So stehen<br />
neben Dienstsport wie Fußball oder<br />
Schwimmen, auch regelmäßige Gruppenabende<br />
und Projekt wie zum Beispiel<br />
der Bau von Nistkästen oder Bau von<br />
Planspielen auf dem Dienstplan der<br />
Nach der Einkleidung präsentierten sich die Jugendlichen im April 2003 an „ihrem“ LF 8.<br />
81
82<br />
Jugendlichen. Zusammen mit Tagesausflügen,<br />
Zeltlager, Wochen- und Wochenendfahrten<br />
entsteht mit der Zeit ein fester<br />
Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.<br />
Mit der Zeit entsteht anstelle einer<br />
„wilden 13“ eine Jugendgruppe mit dem<br />
Motto „Alle für einen und einer für alle“.<br />
Als absolutes Highlight findet alle zwei<br />
Jahre ein Berufsfeuerwehrtag mit den<br />
Jugendlichen statt. Dann wird das<br />
Gerätehaus in <strong>Horneburg</strong> für die Jugendlichen<br />
zur <strong>Feuerwehr</strong>wache mit 24-Stunden-Dienst.<br />
Bei den simulierten Einsätzen<br />
können die Jugendlichen dann Tag<br />
und Nacht zeigen, was sie in den ver-<br />
gangenen zwei Jahren gelernt haben.<br />
Nach einem Berufsfeuerwehrtag gehen<br />
die Jugendlichen am nächsten Morgen<br />
immer sichtlich erschöpft aber sehr<br />
zufrieden nach Hause. Jugendfeuerwehrarbeit<br />
stellt damit eine gute Alternative<br />
zum altersgestaffelten Sportverein<br />
dar. Bei so vielen Aktivitäten sind die<br />
zwei Jugendwarte immer wieder dankbar<br />
für die große Unterstützung aus den Reihen<br />
des Löschzuges.<br />
Zwar musste der Gedanke, dass die<br />
Jugendfeuerwehr die Zukunft des Löschzuges<br />
mit sichern kann, bei einigen<br />
Die Jugendfeuerwehr ist Nachwuchsschmiede des Löschzugs. Das macht ihn auch „weiblicher“.
Als die ersten Mitglieder in den Löschzug aufrückten, gab es 2005 neue Gesichter. Bei dieser Gelegenheit<br />
überreichte Stadtbrandinspektor Heinz Wenner (l.) auch (etwas verspätet) die offizielle Gründungsurkunde.<br />
Kameraden erst wachsen, doch heute ist<br />
die Jugendfeuerwehr ein fester Bestandteil<br />
des Löschzuges. Durch die Jugendfeuerwehr<br />
änderte sich im Löschzug<br />
schon vieles, nicht nur das Fahrzeuge<br />
und Gerätehaus jetzt auch jeden Donnerstagabend<br />
für Übungen benutzt werden<br />
oder Uniformen, Helme und Wettkampfgeräte<br />
der Jugendfeuerwehr in der<br />
Garage Platz finden mussten.<br />
Erstmalig in der Geschichte des Löschzuges<br />
gab es mehr als einen aktiven Kameraden<br />
aus dem Dattelner Ortsteil<br />
Meckinghoven und mit Anna<br />
Müschenborn und Annemarie Hillenbrand<br />
wurden die ersten beiden Frauen<br />
in der Geschichte des Löschzugs aufgenommen.<br />
Auch beim Umbau des<br />
Gerätehauses findet sich die Jugendfeuerwehr<br />
wieder, im dritten Bauabschnitt<br />
bekommt die Jugendabteilung des Lösch-<br />
zuges einen eigenen Raum im Gerätehaus.<br />
Zurzeit besteht die Jugendfeuerwehrgruppe<br />
<strong>Horneburg</strong> aus 12 Mitgliedern<br />
(2 Mädchen und 10 Jungen). Die<br />
Gruppe freut sich jederzeit auf neue Mitglieder.<br />
Wer also zwischen 10 und 18<br />
Jahren alt ist und in <strong>Horneburg</strong>,<br />
Meckinghoven oder im Dümmer wohnt<br />
und Interesse an Jugendfeuerwehr hat,<br />
kann mitmachen. Übungsabend ist jeden<br />
Donnerstag von 19 bis 21 Uhr (mit Ausnahme<br />
der Schulferien).<br />
Weitere Informationen über die Jugendfeuerwehr<br />
<strong>Horneburg</strong> gibt es für alle<br />
Interessierten im Internet auf der Homepagewww.Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de<br />
oder bei den Jugendwarten, die<br />
unter der E-Mail-Adresse info@Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de<br />
zu erreichen<br />
sind.<br />
83
84<br />
NACHWUCHS FÖRDERN<br />
Vorsitzender Thomas Hoppe und seine<br />
Stellvertreterin Carola Neumann stellen<br />
den Förderverein der Jugendfeuerwehr<br />
<strong>Horneburg</strong> vor.<br />
Ein Förderverein extra für die Jugendfeuenwehr?<br />
Für eine Handvoll Jungen und<br />
Mädchen, die das <strong>Feuerwehr</strong>handwerk<br />
erst mal erlernen müssen – und wo doch<br />
die Stadt als Träger für Brandschutz, Ausstattung<br />
und Ausbildung zuständig ist?<br />
Wir meinen: Ja! Gerade für die Jugend<br />
und unabhängig von behördlichen<br />
Zuständigkeiten wollen wir unseren<br />
Nachwuchs fördern und unterstützen –<br />
und damit letzten Endes auch alle Ein-<br />
wohner und Bürger von <strong>Horneburg</strong> bzw.<br />
des Dattelner Südens!<br />
Ziel des Fördervereins ist es, die Jugendfeuerwehr<br />
über die DIN-Vorschriften hinaus<br />
materiell und ideell zu unterstützen<br />
bzw. auszurüsten und dadurch die Effektivität<br />
in der Brandbekämpfung und technischen<br />
Hilfeleistung zu steigern – und<br />
genauso den Spaß an einer wichtigen<br />
ehrenamtlichen Tätigkeit, die heutzutage<br />
sicher nicht mehr selbstverständlich ist.<br />
Der Verein wurde am 27. Oktober.2005<br />
von Eltern und <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen<br />
gegründet und am 1. Dezember 2005 in<br />
das Vereinsregister eingetragen. Das
Finanzamt bestätigte am 2. Januar 2006<br />
die Gemeinnützigkeit, so dass der Verein<br />
Spenden empfangen und entsprechende<br />
Quittungen ausstellen kann.<br />
Seitdem fungiert der Förderverein als<br />
Bindeglied zwischen den Jugendlichen<br />
und ihren ehrenamtlichen Betreuern auf<br />
der einen und interessierten Einwohnern,<br />
Freunden und Förderern auf der anderen<br />
Seite. Mit den Beiträgen und Spenden<br />
werden gezielt Ausbildungsmaterial und<br />
besondere Ausrüstungsgegenstände<br />
beschafft, aber auch zum Beispiel Ausflüge<br />
und Aktivitäten unterstützt, sei es<br />
mit einem direkten finanziellen Zuschuss<br />
oder auch in Form eines dicken Obstkorbes.<br />
Und etwas Süßes darf’s natürlich<br />
auch mal sein! Wir würden uns freuen,<br />
Links: Die Förderveinsvorsitzenden,<br />
die Jugendwarte<br />
und der Jugendausschuss:<br />
(sitzend v. l.) Vorsitzender<br />
Thomas Hoppe, Christian<br />
Schlüter (1. Kassierer) Jan<br />
Gerrits (2. Kassierer), Sebastian<br />
Steinweg (Stellv. Gruppensprecher),<br />
Linda Behler<br />
(Gruppensprecherin), Dominik<br />
Schollas (Schriftführer),<br />
Jugendwart Björn Lücke,<br />
(stehend v. l.) Stellv. Vorsitzende<br />
Carola Neumann,<br />
Stellv. Jugendwart<br />
Jens Möller.<br />
Rechts: Die Jugendwarte<br />
bemühen sich, die Übungen<br />
des Nachwuchses abwechslungsreich<br />
zu gestalten.<br />
Hier haben sie sich sogar<br />
ein LF 24/50 „ausgeliehen“.<br />
Christian Schlüter steht am<br />
Monitor „seinen Mann“.<br />
wenn auch Sie sich entschließen, den<br />
Mitgliedern der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
in <strong>Horneburg</strong> und der Jugendfeuerwehr<br />
des Löschzugs V ihre Anerkennung für<br />
ihren Dienst zugunsten der Allgemeinheit<br />
zu zeigen. Unterstützen Sie mit<br />
Ihrem Förderbeitrag die Vereinsziele und<br />
unsere Jugend zu Nutzen aller!<br />
Gern stehen wir Ihnen für Ihre Fragen<br />
und Anregungen zur Verfügung. Sprechen<br />
Sie uns an: 1. Vorsitzender Thomas<br />
Hoppe, 2. Vorsitzende Carola Neumann.<br />
Für unsere Jugend – die aktiven <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
und -frauen von morgen.<br />
85
86<br />
Die „Frauenabteilung“ des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jahr <strong>2009</strong> (v. l.): Lisa Schwalvenberg,<br />
Anna Müschenborn, Annemarie Hillenbrand und Linda Behler (noch in der Jugendfeuerwehr).<br />
VON „HISTORISCHEN“ MOMENTEN<br />
Annemarie Hillenbrand und Anna<br />
Müschenborn waren 2008 die ersten<br />
Frauen, die in die Reihen der Aktiven<br />
des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> aufgenommen<br />
wurden. Sie versuchen eine Standortbestimmung.<br />
Anfangs fiel es uns schwer, diesem<br />
Thema ein Gesicht zu verleihen. Es stellt<br />
für uns ein großes Problem dar, einen<br />
Artikel über Frauen in der <strong>Feuerwehr</strong> zu<br />
verfassen – als müssten wir einen Artikel<br />
über Schülerinnen in der Schule schreiben.<br />
Mit der <strong>Feuerwehr</strong> sind wir aufgewachsen<br />
und in ihr erwachsen geworden.<br />
Genau aus dem Grund wollen wir<br />
nicht das Besondere am Frau-Sein in der<br />
<strong>Feuerwehr</strong> hervorheben, sondern das<br />
Normale. Die Aufnahme der ersten beiden<br />
Frauen in die Einsatzabteilung des<br />
Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jahr 2008 war<br />
offensichtlich ein so denkwürdiger<br />
Moment, dass bei der Beförderung aus<br />
der Versammlung heraus darauf hingewiesen<br />
wurde, welch Tragweite dieser<br />
Abend hatte. In diesem historischen<br />
Moment warf man 99 Jahre <strong>Feuerwehr</strong>tradition<br />
ohne Frauen in <strong>Horneburg</strong> über<br />
den Haufen. Doch schon 16 Jahre vorher<br />
war das weibliche Geschlecht eine Art<br />
Druckmittel, um auf einen Neu- bzw.<br />
Umbau des Gerätehauses aufmerksam<br />
zu machen. Denn 1992 schrieb der<br />
damalige Löschzugführer Leo Balan an<br />
den Dattelner Stadtdirektor, dass Sanitäranlagen<br />
für Frauen dringend benötigt
würden – was übrigens heute auch noch<br />
der Fall ist. Mittlerweile gibt es zwar<br />
Frauen und auch eine zweite Toilette,<br />
nur keine Toilette für Frauen. Aber Freude<br />
am Dienst ist keine Frage der<br />
sanitären Einrichtungen. Was ist schon<br />
ein Damen-WC gegen gute Kameradschaft<br />
ohne Berührungsängste?<br />
Das muss Ludger Schollas, als er 2002<br />
Löschzugführer wurde, ähnlich gesehen<br />
haben. Unter seiner Leitung wurde die<br />
Gründung einer Jugendfeuerwehr<br />
beschlossen. Die Frage nach der Aufnahme<br />
von Mädchen erübrigte sich, da die<br />
Aufnahme von Frauen schon seit Jahrzehnten<br />
in der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong><br />
üblich war. Genau aus dem Grund verwunderte<br />
es auch niemanden, dass sich<br />
auch Mädchen um eine Aufnahme in die<br />
Jugendfeuerwehr bewarben. Auch für<br />
uns war die Bewerbung bei einer <strong>Feuerwehr</strong><br />
nicht ungewöhnlicher, als sie es für<br />
einen Jungen gewesen wäre.<br />
Sicherlich gibt es Ereignisse und auch<br />
Schwierigkeiten, die nicht auftreten würden,<br />
wenn wir nicht wären, aber gerade<br />
diese bereichern den <strong>Feuerwehr</strong>alltag<br />
eher, als dass sie ihn verkomplizieren.<br />
Schwierigkeiten ergeben sich gelegentlich<br />
aus der Kombination der Unfallverhütungsvorschriften<br />
mit dem Ausleben<br />
vollster Weiblichkeit. Aus Sicherheitsgründen<br />
müssen wir Ohrringe abnehmen<br />
oder abkleben und der vorschriftgemäße,<br />
möglichst kompakte Zopf bleibt gern<br />
auch mal im Klettverschluss eines<br />
Hollandtuchs hängen. Genauso bleibt<br />
die Problematik von Helmfrisuren im Alltag<br />
einer <strong>Feuerwehr</strong>frau nicht aus – hier<br />
stelle man sich die Verformung einer<br />
Langhaarfrisur durch achtstündiges Tragen<br />
eines Helmes an einem sommerlichen<br />
Lehrgangstag vor. Auch das Finden<br />
einer passenden Uniform ist bei einer<br />
Körpergröße von 1,70 Meter und einem<br />
Taillenumfang von unter 80 Zentimeter<br />
ungleich schwerer als bei einem männlichen<br />
Kameraden und hat schon so manchen<br />
Kleiderwart der Feuerwache ins<br />
Schwitzen gebracht.<br />
Aber das alles sind Anlaufschwierigkeiten.<br />
Vor ein paar Jahren wäre es noch<br />
ungewohnt gewesen, Frauen im Löschzug<br />
zu sehen. Heute ist der Anblick<br />
eines „<strong>Feuerwehr</strong>manns mit Handtasche“<br />
lediglich noch eine witzige<br />
Bemerkung wert. Mittlerweile haben wir<br />
uns im Löschzug bestens eingelebt. Im<br />
<strong>Feuerwehr</strong>alltag spielt unser Geschlecht<br />
eine untergeordnete Rolle. Wir haben<br />
die gleichen Rechte und Pflichten wie<br />
jeder Mann im Löschzug. Das bedeutet,<br />
dass wir genauso Lehrgänge absolvieren<br />
und im Einsatz leistungsbereit sein müssen,<br />
aber dass wir bei jedem gemütlichen<br />
Beisammensein nach der Übung<br />
auch wie jeder andere „unseren Mann“<br />
stehen. Auf individuelle Stärken und<br />
Schwächen wird eher Rücksicht genommen,<br />
als dass klischeeorientiert vorverurteilt<br />
wird.<br />
Nur gelegentlich erfolgt die Aufgabenverteilung<br />
geschlechterspezifisch – beispielsweise<br />
wenn es um das Spülen von<br />
300 Sektgläsern für den Festakt geht, bei<br />
dem wir (mittlerweile) drei Frauen dann<br />
doch mal ganz alleine in der Küche standen.<br />
Sicherlich kein historischer<br />
Moment...<br />
87
88<br />
ANSPRÜCHE IMMER HÖHER<br />
Ehrenamtliche Brandschützer tragen<br />
zwar den Zusatz „Freiwillige“. Trotzdem<br />
müssen sie sich einem erheblichen Ausbildungsaufwand<br />
unterziehen, eine Vielzahl<br />
von Lehrgängen absolvieren. „Professionalisierung<br />
oder Wahnsinn?“, fragt<br />
Ludger Schollas.<br />
Der Funkmeldeempfänger piepst, kurz<br />
darauf ertönt die Sirene. Eilig rennen die<br />
Feurwehrfrauen und –männer zum<br />
Gerätehaus. Während des Umkleidens<br />
und bei der Besetzung der Fahrzeuge<br />
greift Nervösität und Hektik um sich.<br />
Laute Rufe erschallen: „Tempo! Tempo!“.<br />
Auf der Anfahrt zum Einsatzort mit Martinshorn<br />
und Blaulicht kehrt plötzlich<br />
Ruhe ein, eine angespannte Ruhe. Die<br />
Gespräche verstummen. Keiner weiß,<br />
was ihn an der Einsatzstelle erwartet. Die<br />
Stille im Fahrzeug wird lediglich durch<br />
vereinzelte Funksprüche und das Anle-<br />
gen der Atemschutzgeräte unterbrochen.<br />
Es herrscht höchste Konzentration. Nach<br />
dem Eintreffen am Einsatzort beginnt der<br />
Gruppenführer mit der Erkundung und<br />
gibt anschließend die Einsatzbefehle.<br />
Jeder weiß, was er zu tun hat. Die angeordneten<br />
Maßnahmen und Aufgaben<br />
werden durch die <strong>Feuerwehr</strong>leute mit<br />
Ruhe und ohne Hektik erfüllt. Ruhe ist<br />
dabei nicht mit Langsamkeit zu verwechseln.<br />
Ohne Hektik bedeutet nicht, dass<br />
nicht zügig gearbeitet wird.<br />
Damit Einsätze auf diese Weise abgearbeitet<br />
werden können, gibt es zwei<br />
Grundvoraussetzungen. Zum einen spielen<br />
Erfahrungen aus zurückliegenden<br />
Einsätzen eine große Rolle. Dadurch entwickelt<br />
sich eine Routine im positiven<br />
Sinn. Die Situationen sind den Feuerkameradinnen<br />
und –kameraden nicht mehr<br />
fremd. Zum anderen ist eine gute Ausbil-<br />
Links: Übung im<br />
Baugebiet<br />
„Im Orot“ im<br />
Juli 2005.
Rechts: GSG-Lehrgang<br />
in Oer-Erkenschwick.<br />
dung und im Anschluss daran ein permanentes<br />
Training unerlässlich. Im Bereich<br />
der Ausbildung haben die Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en eine enorme Weiterentwicklung<br />
hinter sich. Während früher<br />
durchaus auch Führungslehrgänge an der<br />
damaligen Landesfeuerwehrschule in<br />
Münster ohne vorhergehende Lehrgänge<br />
besucht werden konnten, wird heute<br />
großer Wert auf die Ausbildung im<br />
Bereich der eigenen <strong>Feuerwehr</strong> gelegt.<br />
Um eine komplette Ausbildung im<br />
ehrenamtlichen Bereich der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> zu erhalten, müssen die <strong>Feuerwehr</strong>frauen<br />
und –männer sechs Laufbahnlehrgänge<br />
mit einem Gesamtvolumen<br />
von mind. 397 Unterrichtsstunden<br />
absolvieren. Darüber hinaus können sie<br />
noch drei Zusatzlehrgänge auf der Standortebene<br />
mit insgesamt 105 Unterrichtsstunden<br />
besuchen (siehe Tabelle).<br />
Dazu kommen der regelmäßige Übungsdienst<br />
mit 23 Übungsabenden im Jahr<br />
sowie Sonder- und Alarmübungen. An<br />
diesen Zahlen wird deutlich, welches<br />
enorme Engagement für den nebenberuflichen<br />
Dienst in der Freiwilligen Feuer-<br />
wehr gerade in den ersten fünf Jahren,<br />
aber auch danach nötig ist.<br />
Ist die Professionalisierung der Arbeit der<br />
ehrenamtlichen Kräfte notwendig oder<br />
übertriebener Wahnsinn? Die Antwort<br />
muss differenziert ausfallen. Die Anforderungen<br />
an die <strong>Feuerwehr</strong>en sind in<br />
den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen.<br />
Auf der einen Seite durch neue Zuweisung<br />
und der Ausdifferenzierung von<br />
Aufgaben, auf der anderen Seite durch<br />
eine immer größeren Erwartungshaltung<br />
seitens der Bevölkerung, insbesondere<br />
der Betroffenen von Schadensereignis-<br />
89
90<br />
sen. Den Menschen, die von einem<br />
Unglück betroffen sind, ist es egal, ob<br />
die anrückenden Einsatzkräfte hauptamtlich<br />
oder ehrenamtlich sind. Sie erwarten<br />
in jedem Fall eine schnelle und kompetente<br />
Hilfe. Außerdem muss angesichts<br />
von Gesetzen und der Rechtsprechung<br />
das Handeln eines jeden Einzelnen im<br />
Einsatz verantwortbar sein. Grobe Fehler<br />
werden untersucht und geahndet. Um<br />
diesen Anforderungen und der damit<br />
gestiegenen Verantwortung gerecht zu<br />
werden, ist eine vertiefte Ausbildung der<br />
<strong>Feuerwehr</strong>frauen und –männer von<br />
großer Wichtigkeit.<br />
Jedoch ist auch Vorsicht geboten. Der<br />
Blick auf die zeitlichen Erfordernisse der<br />
Ausbildung zeigt, dass die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
viel Zeit zur Verfügung stellen müssen.<br />
Dieser in den letzten Jahrzehnten<br />
gestiegene Aufwand geht einher mit steigenden<br />
Anforderungen im Berufsleben.<br />
Die eigene Familie beansprucht auch<br />
noch ihr Recht. In diesem Spannungsfeld<br />
Links: Simulierter Autounfall<br />
auf der Heide 2007.<br />
entscheiden sich Männer und Frauen<br />
möglicherweise für ein anderes Hobby,<br />
bei dem sie freier sind, die Zeit aufzuwenden,<br />
die sie erübrigen können. Dies<br />
kann zu mangelnder Stärke der <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
führen, wodurch dann wiederum<br />
die an sie gestellten Aufgaben nicht<br />
erfüllt werden können.<br />
Mein Fazit lautet, die immer weitere<br />
Ausdehnung der Ausbildung für ehrenamtliche<br />
<strong>Feuerwehr</strong>leute ist ein zweischneidiges<br />
Schwert. Die Verantwortlichen<br />
für die Ausbildungsrichtlinien in<br />
Kreis, Land und Bund werden in Zukunft<br />
großes Fingerspitzengefühl beweisen<br />
müssen, damit die Qualifizierung der<br />
<strong>Feuerwehr</strong>frauen und -männer im Hinblick<br />
auf die Aufgaben ständig verbessert<br />
wird, jedoch nicht gleichzeitig die Einzelnen<br />
überfordert werden, und so das<br />
Ehrenamt in der <strong>Feuerwehr</strong> geschwächt<br />
wird. Dieses Ehrenamt ist für die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
angesichts der Kosten für Ersatzlösungen<br />
alternativlos.
Rechts: Nicht nur Ausbildung<br />
zählt, oft bringen<br />
die Löschzugmitglieder<br />
auch berufliches Wissen ein.<br />
Bei der Schneekatastrophe 2005<br />
im Münsterland waren Elektriker<br />
gefragt, um Notstromaggregate<br />
in Stellung zu bringen<br />
und zu betreiben.<br />
Rechts: Die beste Ausbildung<br />
schützt vor Überraschungen<br />
nicht. 2005 brannte am Buschweg.<br />
also mitten auf dem Festland,<br />
ein Boot aus.<br />
Links: Teilnahme am Leistungsnachweis<br />
des Kreisfeuerwehrverbandes<br />
in Haltern 2005.<br />
91
92<br />
SPORTLICHER EHRGEIZ<br />
Die <strong>Feuerwehr</strong>männer des Löschzuges<br />
<strong>Horneburg</strong> machen nicht nur im Einsatz,<br />
sondern auch mit dem Ball am Fuß<br />
eine gute Figur. So haben es sich die<br />
Floriansjünger bereits seit Jahren zur<br />
Tradition gemacht, sich auch im sportlichen<br />
Wettkampf mit anderen Wehren<br />
zu messen. Mirko Biester berichtet.<br />
Der sportliche Höhepunkt des Jahres ist<br />
zweifelsfrei immer das Hallenfußballturnier<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop. Traditionell<br />
am Totensonntag kommen fußballbegeisterte<br />
Kameraden aus dem gesamten<br />
Kreisgebiet zusammen um die beste<br />
Mannschaft zu ermitteln. In der bereits<br />
prall gefüllten Vitrine im Schulungsraum<br />
des <strong>Horneburg</strong>er Gerätehauses sind die<br />
ersten Pokale schon aus dem Jahre 1987<br />
zu sehen. Die Bemühungen, einen der<br />
ersten Plätze belegen zu können, sollten<br />
jedoch in den nächsten Jahren stets vergeben<br />
sein. Erst im Jahre 2001 hatte man<br />
im Finale die große Chance nach den<br />
Sternen zu greifen. Jedoch unterlagen die<br />
<strong>Horneburg</strong>er nach einem einseitigen<br />
Finale gegen unsere Kameraden aus<br />
Waltrop mit 0:5. Im darauffolgenden<br />
Jahr wurde zum ersten Mal ein Wanderpokal<br />
vom ehemaligen Waltroper Stadtbrandinspektor<br />
Bernhard Heckmann<br />
gestiftet.<br />
Dies sollte der Beginn der „Goldenen<br />
Zeiten“ für die <strong>Horneburg</strong>er Fußballer<br />
werden. So konnte man im Jahr 2002 in<br />
einem spannenden Finale gegen die <strong>Feuerwehr</strong><br />
Waltrop Revanche nehmen und<br />
den neuen Pokal zum ersten Mal in die<br />
Schlossgemeinde entführen. Dort sollte<br />
er in den nächsten Jahren noch oft zu<br />
Gast sein. Denn dieser Coup wurde<br />
2004, 2005 und 2007 jeweils noch einmal<br />
wiederholt. In dieser Zeit waren die<br />
Duelle gegen die Freunde der <strong>Feuerwehr</strong><br />
Datteln immer besonders umkämpft.<br />
Angeführt von Stadtbrandinspektor<br />
Thomas Schalomon konnten uns<br />
die Dattelner Kameraden oft Paroli bieten,<br />
jedoch zum Glück selten bezwingen.<br />
Die Garanten für diese Erfolge<br />
waren in den vergangen Jahren besonders<br />
die Kameraden Frank Kuhs und<br />
Marcel Biester, die sich stets die Torjäger-
krone des Turniers aufsetzen durften.<br />
2008 sah es bis zum Finale abermals<br />
nach einem <strong>Horneburg</strong>er Turniersieg aus.<br />
Doch zur Überraschung aller ging das<br />
Spiel gegen den Löschzug aus Hochlar<br />
mit 1:2 verloren. Damit ist das Ziel für<br />
das Turnier in diesem Jahr bereits klar.<br />
Denn bei einem weiteren Turniersieg<br />
dürften die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden den<br />
Wanderpokal bereits zum fünften Mal in<br />
die Luft stemmen. Das würde bedeuten,<br />
dass die begehrte Trophäe für immer in<br />
der <strong>Horneburg</strong>er Pokalvitrine verweilen<br />
dürfte.<br />
Rechts: Sportlicher Ehrgeiz war<br />
auch beim Tau- bzw. Schlauchziehen<br />
beim Biwak<br />
2005 in Schermbeck gefragt.<br />
Links: Erst im Finale wurden die<br />
<strong>Horneburg</strong>er beim Waltroper<br />
Turnier 2008 bezwungen.<br />
Mitte: Teilnahme am Waltroper<br />
Turnier in den 1980ern.<br />
Rechts: Fußballspiel gegen<br />
den Rapener Löschzug im<br />
September 1971.<br />
Aber nicht nur der Fußball hat es den<br />
<strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>leuten angetan.<br />
So treffen sich einige Kameraden in<br />
regelmäßigen Abständen, um in einem<br />
benachbarten Sporttreff Beachvolleyball<br />
zu spielen. Darüber hinaus hat der<br />
Löschzug in den letzten Jahren an vielen<br />
anderen Wettkämpfen teilgenommen.<br />
Ob beim Kanu-Fun Cup der KEL-Datteln<br />
oder beim Spielfest des SV <strong>Horneburg</strong>.<br />
Die Frauen und Männer des Löschzuges<br />
<strong>Horneburg</strong> machen auf jeglichen Parkett<br />
eine gute Figur, denn: Der Ehrgeiz spielt<br />
immer mit!<br />
93
94<br />
STERBENDES DORF?<br />
Wo steht das Schlossdorf <strong>Horneburg</strong> im<br />
<strong>Feuerwehr</strong>-Jubiläumsjahr <strong>2009</strong>? Diese<br />
Frage haben wir einem prominenten<br />
<strong>Horneburg</strong>er gestellt. Wolfgang Wellnitz,<br />
langjähriger Ratsherr und stellvertretender<br />
Bürgermeister sowie ehemaliger<br />
Vorsitzender des Bürgerschützenvereins<br />
und der Dorfgemeinschaft, hat seinen<br />
Beitrag „Warum wir die <strong>Feuerwehr</strong><br />
und die Kirche im Dorf lassen sollten…“<br />
überschrieben.<br />
Im vergangenen Jahr traf ich auf dem<br />
Schützenfest einen alten <strong>Horneburg</strong>er,<br />
der nach vielen Jahren einmal wieder<br />
seinem Heimatdorf einen Besuch abstattete.<br />
Wir kamen ins Gespräch und erinnerten<br />
uns an die „guten alten Zeiten“.<br />
Irgendwann im Verlauf unserer Unterhaltung<br />
sagte der alte <strong>Horneburg</strong>er: „Irgendwie<br />
ist euch in <strong>Horneburg</strong> in den letzten<br />
Jahren die Infrastruktur abhanden<br />
gekommen!“<br />
Und wenn wir genau darüber nachdenken,<br />
dann ist an dieser Außenansicht auf<br />
unser Dorf ziemlich viel dran. Werfen<br />
wir einen Blick auf einige Ereignisse<br />
bzw. Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit:<br />
- Das evangelische Gemeindezentrum in<br />
<strong>Horneburg</strong> wurde aufgegeben.<br />
- Die katholische Pfarrgemeinde St.<br />
Maria Magdalena in <strong>Horneburg</strong> musste<br />
im Jahre 2007 mit den Pfarrgemeinden<br />
in Meckinghoven und Henrichenburg<br />
zur Pfarrei St. Dominikus fusionieren.<br />
- Zum neuen Schuljahr wird die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Grundschule geschlossen. Das<br />
Gebäude der Schule soll vermarktet werden.<br />
Die <strong>Horneburg</strong>er Schülerinnen und<br />
Schüler müssen die Meckinghover<br />
Grundschule besuchen.<br />
- Entgegen den Festsetzungen des vom<br />
Rat der Stadt Datteln selbst beschlossenen<br />
Dorfentwicklungsplanes für <strong>Horneburg</strong><br />
wird entlang der <strong>Horneburg</strong>er<br />
Straße (nördlich des Südfriedhofs) ein<br />
neues Bebauungsgebiet erschlossen.<br />
<strong>Horneburg</strong> rückt damit auch städtebaulich<br />
nah an Meckinghoven heran. Auf<br />
der genannten Fläche sollte übrigens<br />
ursprünglich das neue <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus<br />
gebaut werden, um den <strong>Horneburg</strong>er<br />
Löschzug schneller in das Meckinghover<br />
Einsatzgebiet bringen zu können.<br />
Das Hickhack in dieser Problematik ist<br />
uns allen noch hinlänglich bekannt.<br />
Die <strong>Horneburg</strong>er scheinen in Datteln<br />
keine Lobby zu haben! Darüber hinaus<br />
scheint eine kohärente und nachhaltige<br />
Konzeption der Verantwortlichen für<br />
unser Dorf nicht erkennbar. Das Diktat<br />
leerer Kassen scheint die Grundlage für<br />
sämtliche Entscheidungen für oder gegen<br />
unser Dorf zu sein.<br />
Da nimmt es auch nicht wunder, dass<br />
trotz des neuen Bebauungsgebietes<br />
„Orot“ (übrigens eine Bereicherung für<br />
<strong>Horneburg</strong>!) die Einwohnerzahl <strong>Horneburg</strong>s<br />
stetig sinkt. Waren es Ende der<br />
1990er Jahre noch fast 1.700 Bürgerinnen<br />
und Bürger, die im Dorf lebten, so<br />
sind es nach Auskunft der Stadtverwaltung<br />
zurzeit noch 1.630 Einwohner<br />
(Stichtag: 30. April <strong>2009</strong>). <strong>Horneburg</strong><br />
Anno Domini <strong>2009</strong> – ein sterbendes
Rechts: Der Schriftzug „Auf<br />
Wiedersehen“ über dem Eingang<br />
signalisierte es: Die <strong>Horneburg</strong>er<br />
Schule wurde mit<br />
dem Ende des Schuljahres<br />
2008/<strong>2009</strong> geschlossen. 2010<br />
hätte sie ihr 400-jähriges<br />
Bestehen begehen können.<br />
Dorf? Weitere strukturelle Daten sind<br />
ebenfalls nicht erfreulich, für bestimmte<br />
alte <strong>Horneburg</strong>er sogar erschreckend:<br />
Von ehemals zehn Einzelhandelsgeschäften<br />
in <strong>Horneburg</strong> existieren noch zwei.<br />
Von sechs Gaststätten, die in früheren<br />
Jahren alle gut besucht waren (wir erinnern<br />
uns an die Dreierreihen an den<br />
Theken beim Frühschoppen am Sonntagvormittag!),<br />
ist noch eine vorhanden;<br />
immerhin haben wir eine Pizzeria und<br />
eine Pension. Und abschließend noch<br />
zur Erinnerung: Die Poststelle wurde<br />
„dicht gemacht“; eine Bank arbeitet<br />
bereits heute weitgehend nur noch als<br />
Maschinenfiliale.<br />
Viele Menschen im Dorf sehen <strong>Horneburg</strong><br />
lediglich als Schlafgemeinde an und<br />
sind an einem aktiven Dorfleben nicht<br />
interessiert. Insgesamt also eine ernüchternde<br />
Bilanz der Dorfentwicklung in<br />
<strong>Horneburg</strong>! Und auch für die Zukunft<br />
stellen sich einige Fragen:<br />
- Wie lange bleiben Pfarrheim, Pastorat<br />
oder gar die Kirche der katholischen<br />
Pfarrgemeinde noch erhalten?<br />
- Wird das Schulgebäude stehen bleiben?<br />
Wird die Turnhalle aufgegeben oder gar<br />
abgerissen, wie das bei ähnlichen Projekten<br />
der Stadt in Datteln vorgesehen<br />
ist?<br />
- Will man den dörflichen Charakter<br />
<strong>Horneburg</strong>s weiter verändern?<br />
- Wird der Kreisgarten auf Dauer ein<br />
Bebauungsgebiet?<br />
- Bleibt unsere „grüne Lunge“, der <strong>Horneburg</strong>er<br />
Busch, erhalten?<br />
95
96<br />
- Wird es weitere Geschäftsaufgaben in<br />
<strong>Horneburg</strong> geben?<br />
Fragen über Fragen, die die negative Entwicklung<br />
in <strong>Horneburg</strong> deutlich machen.<br />
Die Aussichten sind also alles andere als<br />
rosig. Aber dennoch: Dies ist natürlich<br />
ZAHLREICHE PLUSPUNKTE<br />
Denn es gibt natürlich auch Pluspunkte<br />
und gute Nachrichten für unser Dorf:<br />
- Die Umgehungsstraße (L 511) soll nun<br />
nach vielen Jahren endlich gebaut werden.<br />
Sie bringt nicht nur eine erhebliche<br />
Entlastung auf der <strong>Horneburg</strong>er Straße,<br />
sondern bietet auch eine städtebauliche<br />
Chance zur Entwicklung und Belebung<br />
des Ortskerns.<br />
- Wir haben ein lebendiges Vereinsleben<br />
mit Schützenverein, <strong>Feuerwehr</strong>, Blasorchester,<br />
Sportvereinen, kirchlichen und<br />
politischen Organisationen und Institutionen.<br />
- Wir besitzen eine solidarische Dorfgemeinschaft,<br />
die im Jahreslauf allerlei<br />
Aktivitäten entwickelt und Aktionen<br />
koordiniert.<br />
- Die Schlossweihnacht, die im Jahre<br />
2010 wieder stattfinden wird, ist der<br />
etwas andere Weihnachtsmarkt mit einer<br />
romantischen Atmosphäre, die Tausende<br />
von Menschen nach <strong>Horneburg</strong> lockt.<br />
- Wir haben viele intakte Nachbarschaften,<br />
die ein Miteinander und Füreinander<br />
leben, wie das in Städten heute immer<br />
seltener wird. Viele Neubürger sind herzlich<br />
in die Nachbarschaften und die<br />
Dorfgemeinschaft <strong>Horneburg</strong> aufgenommen<br />
worden.<br />
- Wir nennen ein Förderschulinternat<br />
unser Eigen, das auf schwierigen Feldern<br />
ein einseitiges Bild, ein Bild das <strong>Horneburg</strong><br />
und vor allem den <strong>Horneburg</strong>erinnen<br />
und <strong>Horneburg</strong>ern nicht gerecht<br />
wird, gleichsam nur die eine Seite der<br />
Medaille.<br />
Integration und Chancengerechtigkeit auf<br />
seine Fahnen geschrieben hat.<br />
- Wir sind stolz auf einen Schützenverein,<br />
der großartige Schützenfeste organisiert,<br />
die in der Region ihresgleichen<br />
suchen.<br />
- Wir haben noch ein Ensemble historischer<br />
Gebäude und ein Traditions- und<br />
Geschichtsbewusstsein, das auch vom<br />
Heimatausschuss des Schützenvereins<br />
gepflegt wird.<br />
- Wir haben zahlreiche hoch qualifizierte<br />
Gärtnerbetriebe mit einem Angebot, das<br />
die Konkurrenz der Region nicht zu<br />
fürchten braucht.<br />
Eine Liste, die sich fortsetzen ließe und<br />
die keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erhebt.<br />
Und dann ist da natürlich die <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
der Löschzug <strong>Horneburg</strong>, seit 100 Jahren<br />
ein Garant für Brandschutz und Sicherheit<br />
im Dorf, eine effiziente und kompetente<br />
Organisation, eine kameradschaftliche<br />
und verantwortungsbewusste<br />
Gemeinschaft, die immer ein lebendiger<br />
Teil des Dorfes war, anerkannt als Ausdruck<br />
ehrenamtlichen Engagements für<br />
die Mitbürger, ja für den Nächsten. Die<br />
<strong>Feuerwehr</strong> lebt damit Werte vor, die leider<br />
in unserer heutigen Gesellschaft
immer mehr in den Hintergrund treten,<br />
in einer Zeit, in der der Rückzug ins Private,<br />
das Ausleben im Eventmilieu und<br />
die Beliebigkeit von Verhaltensnormen<br />
das Leben vieler Menschen kennzeichnen.<br />
Der <strong>Feuerwehr</strong> gebührt für ihre aufopferungsvolle<br />
und selbstlose Arbeit ein<br />
aufrichtiges Dankeschön der Bürgerinnen<br />
und Bürger unseres Dorfes.<br />
Mit dem neuen Gerätehaus hat die <strong>Feuerwehr</strong><br />
eine feste, nachhaltige Heimat im<br />
Ortskern wieder gefunden, die es nun<br />
mit Leben zu füllen gilt. Bezogen auf die<br />
Kernaufgaben der <strong>Feuerwehr</strong> wird dies<br />
sicherlich ohne Probleme gelingen.<br />
Vielleicht kann das neue <strong>Feuerwehr</strong>haus<br />
aber auch ein neuer Mittelpunkt für das<br />
Dorfleben werden, ein offener Ort auch<br />
für Begegnungen jenseits feuerwehrlicher<br />
Belange. Die Hoffnung besteht auch<br />
Links: Eine Bereicherung für das<br />
Dorfleben, die von der <strong>Feuerwehr</strong><br />
maßgeblich mitgestaltet wird: Die<br />
<strong>Horneburg</strong>er Schlossweihnacht<br />
(Gruppenbild am Löschzugstand<br />
2002).<br />
noch, dass das alte Schulgebäude mit<br />
der Turnhalle hier eine Rolle spielen<br />
könnte. Das wäre eine Chance, um das<br />
zu bewahren, was die <strong>Horneburg</strong>er<br />
immer ausgezeichnet hat: Kreativität,<br />
Lebensfreude, Heimatverbundenheit,<br />
Einsatzbereitschaft und eine gehörige<br />
Portion Selbstbewusstsein und Schlitzohrigkeit,<br />
auch gegenüber Autoritäten!<br />
Nutzen wir gemeinsam die sich in den<br />
nächsten Jahren bietenden Chancen und<br />
Möglichkeiten! Setzen wir die Interessen<br />
unseres Dorfes engagiert und solidarisch<br />
auch gegenüber den Verantwortlichen in<br />
Kirche und Staat durch.<br />
Noch ist <strong>Horneburg</strong> nicht verloren! Der<br />
alte <strong>Horneburg</strong>er übrigens, den ich eingangs<br />
erwähnte, will im Jahre 2011 auf<br />
jeden Fall wieder zum Schützenfest<br />
kommen.<br />
97
98<br />
Zusammen mit dem entsprechenden Gruppenfoto das älteste Lichtbild: Spritze mit Bedienmannschaft 1927.<br />
POAHLBÜRGER UND ÜBERZEUGUNGSTÄTER<br />
Am 10. Mai 1909 erschien die auf den<br />
6. Mai 1909 datierte Amtliche Bekanntmachung<br />
über die Gründung der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> in der<br />
Recklinghäuser Zeitung. Deshalb wurde<br />
die Feierstunde aus Anlass des 100jährigen<br />
Bestehens auf Samstag, den 9.<br />
Mai 1909 gelegt. Wilhelm Müschenborn<br />
legte dabei den Fokus auf die Geschichte<br />
des Löschzugs. Seine Rede wird im<br />
Folgenden dokumentiert.<br />
Der Gruppenführer wirft sich in Pose,<br />
seine Mannschaft an der handbetriebenen<br />
Karrenspritze schaut stolz in das<br />
Objektiv des Fotografen. Für diesen<br />
Anlass haben die Brandschützer, die<br />
unsere Vorfahren waren, ihre Schuhe<br />
glänzend poliert, ihre Hosen zeichnen<br />
sich durch akkurate Bügelfalten aus. So<br />
sieht er aus, der älteste Schnappschuss,<br />
der aus der Geschichte der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> erhalten ist. Wahrscheinlich<br />
1927 entstand dieses sorgsam<br />
arrangierte Bild. Da, wo auch heute das<br />
Gerätehaus steht. Mitten im Dorf. Rechts<br />
im Hintergrund ist der alte Schlauchturm<br />
zu erkennen, der sich bis zu seinem<br />
Abriss im Jahre 1965 an den Giebel des<br />
alten Gemeindehauses Schulstraße 1,<br />
heute Magdalenenstraße 1, lehnte. Sie<br />
machten was her, die freiwilligen
Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> im Jahr 1994.<br />
<strong>Feuerwehr</strong>kameraden, die damals für<br />
den Fototermin ihr Sonntagslächeln aufsetzten.<br />
Ihre Körpersprache lässt keinen<br />
Zweifel. Sie sind Überzeugungstäter.<br />
Poahlbürger gehören in die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong>. So war es damals, so ist es<br />
zumindest oft noch heute.<br />
Auf der Basis dieses Bürgersinns entstand<br />
1909 eine funktionierende Gemeinschaft,<br />
nachdem der Waltroper Amtmann<br />
Schwarthoff am 10. Mai in der Recklinghäuser<br />
Zeitung bekannt gemacht hatte:<br />
„Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet.“ Freiwilligkeit<br />
ist immer besser als Verpflichtung,<br />
diese Erkenntnis galt damals wie<br />
heute. So wurde die Pflichtfeuerwehr, die<br />
bereits 1906 durch eine Änderung der<br />
Gemeindesatzung etabliert worden war,<br />
nicht alt. Nach diesem Ortsstatut für das<br />
Feuerlöschwesen waren in der Brandwehr<br />
die männlichen Einwohner<br />
bestimmten Alters dienstpflichtig. Jedoch<br />
nur auf Zeit. Einzelne Berufsgruppen<br />
waren davon ausgenommen. Ein Konzept,<br />
das nicht funktionieren konnte.<br />
Denn es kommt immer auf die Menschen<br />
an. Motivation kann mit diesem<br />
Modell jedenfalls nicht entstehen. Einen<br />
hohen Ausbildungsstand wird man mit<br />
einer zeitlich limitierten Mitgliedschaft<br />
auch nicht erreichen. Deshalb ist es gut,<br />
dass wir die Gründung der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> und nicht den Zeitpunkt der<br />
99
100<br />
„Es kommt immer auf die Menschen<br />
an, Menschen die Verantwortung<br />
übernehmen. Die fanden<br />
sich in der neu gegründeten<br />
Wehr und auch später.“<br />
(Festakt <strong>2009</strong>)
Formulierung eines Paragraphen zur Einrichtung<br />
einer Pflichtfeuerwehr begehen<br />
und feiern. Wir sind also hier und heute<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort.<br />
Es kommt immer auf die Menschen an,<br />
Menschen die Verantwortung übernehmen.<br />
Die fanden sich in der neu gegründeten<br />
Wehr und auch später. Belege<br />
dafür sind die Namen der Wehr- und<br />
Löschzugführer bis heute: Karl<br />
Müschenborn, Fritz Berens, Wilhelm Sindern,<br />
Kamerad Fleitmann, Wilhelm<br />
Benke, Leo Balan sen., Josef Hölter,<br />
Bernhard Bußmann, Leo Balan jun., Wilhelm<br />
Müschenborn, Ludger Schollas und<br />
Frank Fischer. Was wären sie alle ohne<br />
ihre Stellvertreter gewesen? Denn diese<br />
waren und sind natürlich stets mehr als<br />
nur der zweite Mann im Hintergrund.<br />
Die Vizechefs haben sich als wichtige<br />
Säulen einer funktionierenden Wehr<br />
erwiesen. Ihre Namen: Wilhelm Sinder,<br />
VERSCHOLLENES GERÄTEHAUS<br />
Zur Zeit der Pflichtfeuerwehr war das<br />
seltsamerweise noch anders. Da beantragte<br />
der damalige Bürgermeister Wilhelm<br />
Elfert quasi von sich aus und von<br />
Amts wegen die Baugenehmigung für ein<br />
Spritzenhaus, zu dem übrigens auch eine<br />
Arrestzelle, eine Wohnung, verschiedene<br />
Stallungen und eine Leichenhalle gehörte.<br />
Erst seit den fleißigen Recherchen<br />
unseres Kameraden Björn Lücke in diesem<br />
Jahr wissen wir, dass dieses<br />
Gemeindehaus Schulstraße 1, heute<br />
Magdalenenstraße 1, zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts <strong>Feuerwehr</strong>unterkunft war.<br />
Allerdings war es mit dieser Herrlichkeit<br />
bereits 1924 schon wieder vorbei. Die<br />
August Müller, Friedrich Berens, Josef<br />
Lettmann, Josef Brüning, Franz-Josef<br />
Bergfort, Josef Hölter, Ernst Hoppe, Ludger<br />
Schollas, Christoph Behler, Frank<br />
Fischer und Frank Kuhs.<br />
Was haben die Männer an der Spitze<br />
bewirkt? Sie haben die Truppe zusammengehalten,<br />
sie haben den Ausbildungsbetrieb<br />
organisiert, sie haben im<br />
Ernstfall ihren Mann gestanden. Und das<br />
trotz vieler Umbrüche. Denn die<br />
Geschichte der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> ist natürlich auch ein Spiegelbild<br />
der deutschen und der regionalen<br />
Geschichte. Sie mussten sich dabei<br />
immer mit den jeweiligen Verwaltungen<br />
auseinandersetzen.<br />
Damit das richtig verstanden wird. Nicht<br />
um das Interesse der <strong>Feuerwehr</strong> durchzusetzen,<br />
sondern um die Sicherheitsinteressen<br />
der Bürgerschaft zu wahren.<br />
Räumlichkeiten wurden zu einer Dienstwohnung<br />
des Dorfgendarmen umgebaut.<br />
Für die <strong>Feuerwehr</strong> wurde an den <strong>Feuerwehr</strong>-Schlauchturm<br />
ein Geräteschuppen<br />
angebaut, der uns Neuzeitlern eigentlich<br />
als erstes Gerätehaus der Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> galt.<br />
Selbst in der 1959 zum 50-jährigen<br />
Bestehen erschienenen Festschrift findet<br />
sich nur am Rande ein Hinweis auf das<br />
Spritzenhaus, das zum Sitz des Dorfsheriffs<br />
mutierte. Wie hält Björn Lücke in<br />
der im August erscheinenden Festschrift<br />
zum 100-jährigen Bestehen fest (s. Seite<br />
36): „Man kann sich nur vorstellen, dass<br />
101
102<br />
so etwas zwischen Bürgermeister und<br />
<strong>Feuerwehr</strong> nicht gütlich über die Bühne<br />
gegangen sein wird.“<br />
Lieber Bürgermeister und <strong>Feuerwehr</strong>kamerad<br />
Wolfgang Werner, ich bin jedenfalls<br />
sicher, dass der Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />
heute das Rathaus st ürmen würde,<br />
wenn diese neue Fahrzeughalle, in der<br />
wir heute sitzen, von der Stadt in einigen<br />
Jahren in eine Polizeiunterkunft, in eine<br />
Garage für den Bauhof oder was auch<br />
immer umgewidmet würde.<br />
Wir alle bauen darauf, dass sich<br />
Geschichte allgemein und speziell diese<br />
Geschichte nicht wiederholt. Auch wenn<br />
sich Dejà-vue-Erlebnisse in den Annalen<br />
des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> durchaus fin-<br />
Links: Für die<br />
Erweiterung des<br />
Gerätehauses<br />
1987 legten die<br />
Mitglieder des<br />
Löschzugs selbst<br />
Hand an und<br />
opferten ihre<br />
Freizeit.<br />
den. 50-jähriges Bestehen im Jahre 1959:<br />
Neues Gerätehaus; 100-jähriges Bestehen<br />
im Jahre <strong>2009</strong>: Neue Fahrzeughalle<br />
und Umbau des alten Gerätehauses in<br />
Sicht. Doch nicht Steine und Mauern<br />
sind das Entscheidende. Es kommt<br />
immer auf die Menschen an. Vor dem<br />
Jubiläum 1959 schrieb Wehrführer Leo<br />
Balan sich die Finger wund und machte<br />
gehörig Druck für eine neue Unterkunft.<br />
Sein Sohn Leo junior trat Mitte der<br />
1980er Jahre in seine Fußstapfen und<br />
sorgte bei der Stadt für Haushaltsmittel,<br />
damit der Löschzug in Eigenhilfe eine<br />
Fahrzeughalle errichten konnte.<br />
Es kommt immer auf die Menschen an:<br />
Hätte es diese Initiative nicht gegeben,<br />
an der auch handwerklich tätige Mitbür-
Rechts: Ex-Löschzugführer<br />
Wilhelm Müschenborn<br />
legte in seiner Rede<br />
beim Festakt am 9. Mai<br />
<strong>2009</strong> den Fokus auf die<br />
Geschichte des Löschzugs.<br />
ger aus dem Dorf kräftig mitwirkten, die<br />
nicht der <strong>Feuerwehr</strong> angehörten, wäre<br />
der <strong>Feuerwehr</strong>standort <strong>Horneburg</strong> schon<br />
nach 75 Jahren am Ende gewesen. Denn<br />
<strong>Feuerwehr</strong>fahrzeuge neuer Bauart und<br />
Dimension passten in den Neubau von<br />
1959 damals wahrlich nicht mehr rein.<br />
Den <strong>Feuerwehr</strong>standort <strong>Horneburg</strong> in<br />
Frage zu stellen, das wagt heute zum<br />
Glück niemand mehr. Denn die Hilfsfristen,<br />
die heutzutage diskutiert werden,<br />
sind im „Straßendorf“ Datteln nur einzuhalten,<br />
wenn funktionierende Außenlöschzüge<br />
im Brandschutzbedarfsplan<br />
vorgesehen und damit ins Konzept eingebunden<br />
werden. In dieser Hinsicht ist<br />
der Löschzug <strong>Horneburg</strong> wichtiger<br />
Gewährleistungsträger, egal ob er einen<br />
oder 100 Einsätze im Jahr fährt. Nichts-<br />
destoweniger geriet der <strong>Feuerwehr</strong>standort<br />
<strong>Horneburg</strong> schon mal in den Fokus.<br />
So 1975, als die kommunale Neuordnung<br />
und damit die Eingemeindung<br />
nach Datteln ins Haus standen.<br />
Es kommt immer auf die Menschen an.<br />
Der alte Rat der selbstständigen Gemeinde<br />
sorgte rechtzeitig vor seiner letzten<br />
Sitzung dafür, dass das Amt Waltrop<br />
unser damaliges LF 8 in <strong>Horneburg</strong><br />
beließ und der <strong>Feuerwehr</strong> Datteln Mannschaft<br />
und Geräte angedient werden<br />
konnten. Der damalige Wehrführer Walter<br />
Schmidt sorgte dafür, dass der Trennungsschmerz<br />
vom alten Amtsverband<br />
ertragen werden konnte und die Eingemeindung<br />
nicht als Degradierung empfunden<br />
wurde. Dass der Löschzug V sich<br />
103
104<br />
nicht als fünftes Rad am Wagen fühlen<br />
musste, dafür sorgten in der Folgezeit die<br />
Stadtbrandmeister bzw. Stadtbrandinspektoren<br />
Rudi Köster, Heinz Wenner<br />
und Thomas Schalomon. Der Löschzug<br />
<strong>Horneburg</strong> machte in Bezug auf Fahrzeug<br />
und Geräten sowie persönlicher<br />
Ausrüstung die Entwicklung moderner<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en in den vergangenen Jahren<br />
mit. Auch wohl deswegen, weil er in<br />
Sachen Ausbildungs- und Leistungsbereitschaft<br />
die jeweilige Wehrführung zu<br />
überzeugen wusste.<br />
Dass dabei nicht alle Blütenträume reiften,<br />
ist fast ein Allgemeinplatz. Doch<br />
manchmal verlief die Entwicklung wirklich<br />
enttäuschend langsam. Bereits 1992<br />
erreichte Leo Balan mit einem Schreiben<br />
einen Ratsbeschluss, dass das Gerätehaus<br />
<strong>Horneburg</strong> dringend erneut zu<br />
erweitern sei. Fraktionsübergreifend<br />
Links: „Zum neuen<br />
Gerätehaus geht’s nur<br />
über die Umleitung.“ So<br />
kommentierte Karikaturist<br />
Ulrich Queste für die Dattelner<br />
Morgenpost<br />
das Hickhack um eine<br />
angemessene Unterbringung<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> in<br />
<strong>Horneburg</strong>.<br />
überzeugte, dass nicht zuletzt eine Infrastruktur<br />
zur Aufnahme von Frauen zu<br />
schaffen sei.<br />
Das Thema lag längst wieder auf Eis, als<br />
ich 1999 als damaliger Löschzugführer<br />
bei meiner Festrede zum 90-jährigen<br />
Bestehen darauf hinwies, das unser<br />
Gerätehaus aus allen Nähten platze. Es<br />
war Kommunalwahlkampf, alle Bürgermeisterkandidaten<br />
und viele andere Politiker<br />
waren auf dem Festplatz am Schloss<br />
erschienen. So war es kein Wunder, dass<br />
ich vor meinem geistigen Auge schon<br />
mehrere Gerätehäuser wachsen sah. So<br />
konkret und zahlreich waren die vollmundigen<br />
Versprechen in den jeweiligen<br />
Grußworten der Gäste.<br />
Es kommt immer auf die Menschen an.<br />
Die Politiker vor zehn Jahren beließen es<br />
leider bei Wahlkampfgeplapper und lee-
en Worthülsen. Das Verdienst unseres<br />
ehemaligen Löschzugführers Ludger<br />
Schollas ist es, dass er seit 2002 nicht<br />
müde wurde, das Thema warm zu halten.<br />
So wird er als Baumeister in die<br />
Annalen des Löschzugs eingehen, da bin<br />
ich sicher, obwohl er sein Amt vor dem<br />
Entstehen der neuen Halle schon an<br />
einen Nachfolger abgegeben hatte. Seine<br />
Vorstellungen konnten allerdings nur auf<br />
fruchtbaren Boden fallen, weil er in der<br />
GESCHENK FÜR DIE BÜRGER<br />
Allen Menschen, die sich in den vergangenen<br />
100 Jahren für die gedeihliche<br />
Entwicklung der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> eingesetzt haben, möchte ich<br />
nicht als <strong>Feuerwehr</strong>kamerad, sondern als<br />
Bürger danken. Sie haben sich letztlich<br />
nicht für die <strong>Feuerwehr</strong>, sondern für die<br />
Sicherheit der Einwohner <strong>Horneburg</strong>s<br />
und Dattelns eingesetzt.<br />
An die anwesenden Pressevertreter<br />
appelliere ich in diesem Zusammenhang<br />
dringend, angesichts der neuen Fahrzeughalle<br />
und der hoffentlich folgenden<br />
Bauabschnitte nicht von einem<br />
Geschenk an die Jubelwehr zu schreiben,<br />
sondern, wenn überhaupt solche<br />
Plattitüden verwendet werden müssen,<br />
über ein Geschenk an die Bürgerschaft<br />
zu berichten.<br />
Eine nach dem Stand der Technik ausgerüstete<br />
<strong>Feuerwehr</strong> sollte auch in den<br />
Zeiten leerer Kassen eine Selbstverständlichkeit<br />
sein, damit ehren- und hauptamtliche<br />
Helfer in die Lage versetzt werden,<br />
Schaden von Leib, Leben und Gut<br />
abwenden zu können.<br />
Wehrführung kompetente Mitstreiter für<br />
ein neues Gerätehaus und verständnisvolle<br />
Gesprächspartner in Politik und<br />
Verwaltung fand.<br />
Es kommt immer auf die Menschen an.<br />
So trifft es sich sicherlich gut, dass in<br />
Bauzeiten mit Frank Fischer und Frank<br />
Kuhs ein gelernter Maurer und ein Ingenieur<br />
an der Spitze des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />
stehen.<br />
Ich wage, auch im Namen meiner Kameraden,<br />
zu versprechen, dass die Mitglieder<br />
des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> auch in<br />
den kommenden Jahren ihren Beitrag zu<br />
dieser verantwortlichen Aufgabe leisten<br />
werden.<br />
In diesem Sinne: Gott zur Ehr, dem<br />
Nächsten zur Wehr.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
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106<br />
Vor dem Festakt am 9. Mai <strong>2009</strong> gab es einen Empfang auf dem Vorplatz des Gerätehauses.<br />
EHRENVOLLES AMT<br />
„Ehrenamt, ein Rezept für schlechte Zeiten?“<br />
So lautete der Titel des Festvortrags<br />
von Ludger Schollas beim Festakt<br />
zum 100-jährigen Bestehen der <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Horneburg</strong> am 9. Mai <strong>2009</strong>, der<br />
im Folgenden abgedruckt wird.<br />
„Wer an den Dingen der Stadt keinen<br />
Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein<br />
schlechter Bürger.“ Dieser Satz stammt<br />
vom Athener Perikles, der ca. 500 v. Chr<br />
gelebt hat. In der griechischen Antike<br />
galt es als Pflicht, sich für das Gemeinwesen<br />
zu interessieren und zu engagieren.<br />
Wer sich dem verweigerte, war ein<br />
idiótes, in der Übersetzung aus dem<br />
Griechischen ein Privatmensch. Die heutige<br />
Bedeutung dieses Begriffes in diesem<br />
Zusammenhang überlasse ich dem<br />
Widerspruch und der Interpretation eines<br />
jeden Einzelnen.<br />
Eine weitere Wurzel findet sich in der<br />
christlichen Tradition, im Liebesgebot der<br />
Bibel: „Liebe deinen Nächsten, wie dich<br />
selbst.“ Die Pflicht also, seinen Nächsten,<br />
seine Familie und Freunde, seine<br />
Nachbarn und diejenigen, die mir<br />
begegnen im Blick zu haben, ihnen dort<br />
Unterstützung und Hilfe zukommen zu<br />
lassen, wo sie sie benötigen.<br />
Aus diesen Traditionen entwickelte sich<br />
das, was wir heute als Ehrenamt verstehen.<br />
Ehrenamt ist ein ehrenvolles und<br />
freiwilliges öffentliches Amt, das nicht
300 Festgäste füllten die neue Fahrzeughalle.<br />
auf Entgelt ausgerichtet ist. Ehrenvoll<br />
deshalb, weil diese Tätigkeiten mit Ehre<br />
und gesellschaftlichem Ansehen verbunden<br />
ist. Was bei Perikles noch sehr auf<br />
politisches Handeln ausgerichtet war,<br />
spiegelt sich heute in vielen Facetten<br />
ehrenamtlichen Engagements wieder: in<br />
der Sozialarbeit, in der Jugendarbeit, im<br />
Gesundheitswesen und in vielen anderen<br />
Bereichen. Insbesondere auch im<br />
Bereich der Gefahrenabwehr, die in<br />
Deutschland ohne die vielen Frauen und<br />
Männer in den Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
gar nicht sicherzustellen wäre.<br />
Der Begriff „Ehrenamt“ wirkt für viele<br />
Menschen in der modernen Gesellschaft<br />
antiquiert und verstaubt. Eine Emnid-<br />
Umfrage aus diesem Jahr förderte zutage,<br />
dass zwar mehr als 90 Prozent der<br />
Befragten den Begriff inhaltlich beschreiben<br />
können, die meisten jedoch den<br />
Begriff „freiwilliges Engagement“ vorziehen.<br />
Über schlechte Zeiten nachzudenken, ist<br />
in diesen Tagen nun wirklich keine<br />
Schwierigkeit. Ich nenne hier nur die<br />
Stichworte, die uns täglich in Presse und<br />
Fernsehen begegnen: Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />
Verschuldung der öffentlichen<br />
Haushalte, Konsolidierung der<br />
Finanzen im sozialen und Gesundheitsbereich.<br />
Darüber hinaus nenne ich hier<br />
die Diskussionen um Individualisierung,<br />
Egoismus und Spaßgesellschaft. Wobei<br />
ich davor warne, unsere Gesellschaft<br />
negativer zu sehen, als sie tatsächlich ist.<br />
Denn immerhin sind in Deutschland 23<br />
Millionen Menschen über 14 Jahren in<br />
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108<br />
„Und wer als Team Leistung<br />
bringen will, und der <strong>Feuerwehr</strong>einsatz<br />
ist Teamarbeit,<br />
kann das am besten, wenn zwischen<br />
den Teammitgliedern<br />
gute Beziehungen bestehen. Für<br />
diese Beziehungspflege sind<br />
gemeinsame Feiern und Freizeitgestaltung<br />
wichtige Elemente.“<br />
(Festvortrag <strong>2009</strong>)
den verschiedenen Feldern ehrenamtlich<br />
tätig. Dennoch ist ehrenamtliches Engagement<br />
von alldem direkt oder indirekt<br />
betroffen.<br />
Ehrenamt muss mit Sinn gefüllt sein. Der<br />
Wahlspruch der <strong>Feuerwehr</strong>en „Gott zur<br />
Ehr’, dem Nächsten zur Wehr“ war für<br />
<strong>Feuerwehr</strong>leute lange der selbstverständliche<br />
Ausdruck dessen, warum sie sich in<br />
diesem Ehrenamt engagierten. Auch in<br />
den anderen Bereichen des ehrenamtlichen<br />
Engagements bezogen die allermeisten<br />
in Zeiten der Volkskirche und der<br />
christlichen Prägung unserer Gesellschaft<br />
ihre Motivation aus dem schon erwähnten<br />
Liebesgebot der christlichen Tradition.<br />
In der säkularisierten und entchrist-<br />
Ehrenamt lebt von sekundärer Motivation.<br />
Häufig kann man sich als <strong>Feuerwehr</strong>frau<br />
oder –mann folgende Sprüche von<br />
Außenstehenden anhören: „Da kommt<br />
die Feierwehr?“; „Das sind große Kinder<br />
mit großen Spielzeugen.“ Und vieles<br />
mehr.<br />
Was despektierlich und spottend gemeint<br />
ist, beschreibt aber wichtige begleitende<br />
Momente, ohne die die ehrenamtliche<br />
Arbeit nicht möglich wäre. Neben dem<br />
sinnvollen Tun haben die Engagierten<br />
den Wunsch nach sozialen Kontakten<br />
und sozialer Einbindung, darüber hinaus<br />
wollen sie Spaß haben und Kenntnisse<br />
und Erfahrungen erweitern. Gerade in<br />
der <strong>Feuerwehr</strong> kann es ja nicht anrüchig<br />
sein, sich mit Freude und Interesse mit<br />
den Fahrzeugen, Geräten und der Technik<br />
auseinanderzusetzen, weil das zu<br />
lichten Gesellschaft ist dieses Motiv<br />
nicht mehr selbstverständlich und für<br />
viele sogar fremd. Und doch ist es meines<br />
Erachtens notwendig, dass es einen<br />
tragenden Sinn jenseits der persönlichen<br />
Bedürfnisse des Einzelnen geben muss,<br />
um einer ehrenamtlichen Tätigkeit langfristig<br />
und verbindlich nachzugehen. In<br />
Umfragen ist das meist genannte Motiv<br />
„die gesellschaftliche Mitgestaltung“<br />
(wenigstens oder gerade im Kleinen). Die<br />
bereits zitierte Emnid-Umfrage hat herausgefunden,<br />
dass über alle Altersgruppen<br />
hinweg knapp drei Viertel der<br />
Befragten „die Stärkung des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhaltes“ als wichtigsten<br />
Grund nannten, ein Ehrenamt zu übernehmen.<br />
RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN<br />
einer notwendigen Beherrschung der<br />
Technik im Einsatzfall führt. Und wer als<br />
Team Leistung bringen will, und der <strong>Feuerwehr</strong>einsatz<br />
ist Teamarbeit, kann das<br />
am besten, wenn zwischen den Teammitgliedern<br />
gute Beziehungen bestehen.<br />
Für diese Beziehungspflege sind gemeinsame<br />
Feiern und Freizeitgestaltung wichtige<br />
Elemente.<br />
Ehrenamt muss gefördert werden. Bevor<br />
als erstes nach dem Staat und öffentlichen<br />
Geldern gerufen wird, bin ich der<br />
Meinung, sind zunächst wir hier in der<br />
Festhalle und alle Menschen in unserer<br />
Gesellschaft in der Pflicht, Vorbild zu<br />
sein, entsprechende Werte zu leben und<br />
zu vermitteln und Andere zu begeistern,<br />
engagiert mitzumachen. Als zweites<br />
müssen besonders in der <strong>Feuerwehr</strong> die<br />
Rahmenbedingungen geschaffen sein,<br />
109
Rechts: Bürgermeister Wolfgang<br />
Werner (r.) überbrachte Löschzugführer<br />
Frank Fischer (l.) die<br />
Glückwünsche von Rat von Verwaltung.<br />
Jens Hötting (M.) führte<br />
durch das Programm<br />
der Feierstunde.<br />
Rechts: Nach der Feierstunde<br />
ging es zunm Schloss, um<br />
zusammen mit den Festgästen<br />
den Maibaum aufzustellen.<br />
110<br />
Links: Sichtlich gerührt war<br />
Hauptbrandmeister Eberhard<br />
Holöchter (2. v. r.), als er<br />
während des Festaktes überraschend<br />
nachträglich für 40-jährige<br />
<strong>Feuerwehr</strong>zugehörigkeit<br />
geehrt wurde. Es gratulierten (v.<br />
l.) Bezirksbrandmeister Klaus<br />
Mönch, Stadtbrandinspektor Thomas<br />
Schalomon, Bürgermeister<br />
Wolfgang Werner und stellvertretender<br />
Kreisbrandmeister Josef<br />
Dehling.
Rechts: Ex-Löschzugführer<br />
Ludger Schollas hielt den<br />
Festvortrag „Ehrenamt, ein<br />
Rezept für schlechte Zeiten?“.<br />
damit wir diesen Dienst für die Menschen<br />
in unserer Stadt tun können. Das<br />
kostet Geld, zuweilen auch viel Geld,<br />
wenn wir an das Projekt „Gerätehaus<br />
<strong>Horneburg</strong>“ denken, das in seiner Vollendung<br />
ein Meilenstein für den Löschzug<br />
sein wird.<br />
Auch müssen sich Städte, Länder und<br />
Bund stets Möglichkeiten suchen, ihre<br />
Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt<br />
zum Ausdruck zu bringen, angesichts der<br />
enormen Wertschöpfung, die ehrenamtliches<br />
Engagement für unsere Gesellschaft<br />
bedeutet. Neben den ideellen Werten<br />
wird der Wert dieser Arbeit in Deutschland<br />
auf mehr als 75 Milliarden<br />
Euro/jährlich geschätzt.<br />
Mein Fazit auf die Frage „Ehrenamt, ein<br />
Rezept für schlechte Zeiten?“ lautet, und<br />
ich hoffe, das ist erkennbar geworden:<br />
„Ehrenamt, ein Rezept für alle Zeiten!“<br />
Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein<br />
persönliches Wort. In der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit gibt es Momente, die viele<br />
hier im Festsaal auch kennen, in denen<br />
Lustlosigkeit und Gedanken ans Aufhören<br />
aufkommen, sei es durch Konflikte,<br />
die ausgetragen werden oder durch<br />
Überlastung, die in unserer schnelllebigen<br />
Zeit entstehen. Mich motiviert dann<br />
weiterzumachen, die Möglichkeit unsere<br />
Gesellschaft an dem Ort, an dem ich<br />
wohne und lebe, mitzugestalten und<br />
lebenswerter zu machen, in der Aufgabe<br />
als <strong>Feuerwehr</strong>mann zu retten – zu<br />
löschen – zu bergen – zu schützen.<br />
Daher rufe ich dem Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />
an seinem Festtag zu:<br />
„Floreat ad multos annos.“<br />
“Er blühe für viele Jahre.”<br />
Vielen Dank!<br />
111
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Impressionen vom Festakt am 9. Mai <strong>2009</strong>.
Maibaumaufstellen am 9. Mai <strong>2009</strong> aus Anlass des <strong>Feuerwehr</strong>-Jubiläums.<br />
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114<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Datteln-<strong>Horneburg</strong> <strong>2009</strong><br />
Redaktion: Wilhelm Müschenborn<br />
Layout: Alexander Koutsouropoulos<br />
Produktion: Christoph Balan, Wilhelm Müschenborn<br />
Textbeiträge: Mirko Biester, Annemarie Hillenbrand, Peter Korte, Björn Lücke,<br />
Anna Müschenborn, Wilhelm Müschenborn, Ludger Schollas,<br />
Wilhelm Schulte, Wolfgang Wellnitz<br />
Dokumentation: Ernst Hoppe, Peter Korte, Björn Lücke, Anna Müschenborn,<br />
Wilhelm Müschenborn, Ludger Schollas<br />
Bildnachweis: Archiv der <strong>Feuerwehr</strong> Datteln, Siegfried Eggenstein,<br />
Dorfarchiv <strong>Horneburg</strong>,Thomas Frölich, Björn Lücke, Thomas Lücke,<br />
Wilhelm Müschenborn, Wilhelm Schulte, Sandra Zurnieden<br />
Privatfotos: Leo Balan, Bernhard Bußmann, Gisela Lettmann, Heinrich Lücke,<br />
Werner Recktenwald, Albert Reckwerth, Michael Zühr<br />
Fotobearbeitung: Wilhelm Müschenborn<br />
Druck: Wirtz Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 24, 45711 Datteln<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />
Magdalenenstraße 3, 45711 Datteln-<strong>Horneburg</strong><br />
info@feuerwehr-horneburg.de www.feuerwehr-horneburg.de
Die Löschzug- und Gruppenführer<br />
Von links: Frank Kuhs, Ludger Schollas, Eberhard Holöchter, Frank Fischer,<br />
Jens Möller, Björn Lücke, Clemens Lücke, Wilhelm Müschenborn.<br />
Der Vorstand<br />
Von links: Frank Kuhs, Jens Hötting, Markus Schlüter, Bernhard Bußmann, Marcel Biester, Björn Lücke,<br />
Markus Holöchter, Volkhard Bialas, Jens Möller, Christopher Röhnisch Franz Beckmann, Frank Fischer.<br />
Die Ehrenabteilung<br />
Von links: Franz Sindern, Josef Hölter, Albert Reckwerth, Bernhard Bußmann,<br />
Ernst Hoppe, Leo Balan, Werner Schwick, Heinz-Egon Kalb.
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Geöffnet: Mittwochs und samstags von 10:00 bis 17:00 Uhr ����������������������<br />
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