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Festzeitschrift 2009 - Feuerwehr Horneburg

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100 JAHRE MITTEN IM DORF<br />

FEUERWEHR HORNEBURG<br />

1909-<strong>2009</strong>


Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Gruppe I<br />

Im LF 16/10: Björn Lücke; stehend v. l.: Annemarie Hillenbrand, Anna Müschenborn, Christopher Röhnisch,<br />

Thomas Lücke, Klaus-Peter Peveling, Klaus Peveling, Ludger Holöchter, Franz Beckmann, Jürgen Holöchter,<br />

Michael Zühr, Christian Fichtner, Volkhard Bialas; knieend v. l.: Sebastian Schwott, Lisa Schwalvenberg,<br />

Sebastian Schneider, Marcel Biester; es fehlen: Dennis Behrend, Helge Bensch,<br />

Rainer Schulze-Heiming und Carsten Winkler.<br />

Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Gruppe II<br />

Im LF 8: Jens Möller; stehend v. l.: Thomas Arnold, Christopher Sonntag, Jörg Behler, Christoph Ewelt,<br />

Oliver Köster, Jens Hötting, Hermann-Josef Schwott, Markus Holöchter, Clemens Lücke, Josef Janinhoff,<br />

Wilhelm Schulte, Christoph Balan; knieend v. l.: Christian Hoppe, Oliver Sindern,<br />

Markus Schlüter, Mirko Biester; es fehlen: Oliver Bettendorf, Rainer Kottmann und Julian Wiggelinghoff.


FREIWILLIGE<br />

FEUERWEHR HORNEBURG<br />

1909-<strong>2009</strong><br />

Jubiläumsschrift aus Anlass<br />

des 100-jährigen Bestehens<br />

Das Titelbild zeigt das Jubiläumsfoto <strong>2009</strong> (aufgenommen am 24. Juni <strong>2009</strong> vor Schloss <strong>Horneburg</strong>)<br />

Obere Reihe stehend v. l.: Volkhard Bialas, Anna Müschenborn, Markus Holöchter, Jens Hötting, Björn Lücke,<br />

Marcel Biester, Christian Hoppe, Clemens Lücke, Oliver Köster, Thomas Lücke, Christian Fichtner,<br />

Mirko Biester, Jürgen Holöchter, Jens Möller, Ludger Holöchter, Wilhelm Schulte,<br />

Reinhard Hoppe, Christopher Sonntag.<br />

Mittlere Reihe stehend v. l.: Wehrleiter Thomas Schalomon, Stellv. Wehrleiter Franz Theo Berkel,<br />

Stellv. Wehrleiter Jürgen Gerdes, Hermann-Josef Schwott, Klaus-Peter Peveling, Klaus Peveling,<br />

Christopher Röhnisch, Michael Zühr, Christoph Balan, Lisa Schwalvenberg, Josef Janinhoff, Jörg Behler,<br />

Franz Beckmann, Thomas Arnold, Markus Schlüter, Oliver Sindern, Sebastian Schneider, Sebastian Schwott,<br />

Löschzugführer Frank Fischer, Christoph Ewelt, Stellv. Löschzugführer Frank Kuhs, Wilhelm Müschenborn.<br />

Jugendfeuerwehr (an der historischen Spritze): Christopher Hardamek, Christopher Schwarz, Christian<br />

Schlüter, Linda Behler (stehend v. l.); Stefanos Kalb, Sebastian Steinweg, Danny Sebastian Neumann,<br />

Dominik Schollas, Jan Gerrits, Fabian Arndt (sitzend/knieend v. l.). Es fehlen Jana Mühlen und Giulio Wanda.<br />

Untere Reihe kniend/sitzend v. l.: Annemarie Hillenbrand, Heinz-Egon Kalb, Bernhard Bußmann, Albert<br />

Reckwerth, Franz Sindern, Werner Schwick, Josef Hölter, Eberhard Holöchter, Leo Balan, Ernst Hoppe.<br />

Von den Aktiven fehlen: Dennis Behrend, Helge Bensch, Oliver Bettendorf, Rainer Kottmann,<br />

Ludger Schollas, Rainer Schulze-Heiming, Julian Wiggelinghoff und Carsten Winkler.<br />

3


4<br />

UNSERE SPONSOREN<br />

4S Service, H. Kilimann, Real-Markt/Edeka, Oer-Erkenschwick<br />

Augenoptik Marpe, <strong>Horneburg</strong><br />

Blumenstube Stork, Schnittblumen, Balkon- und Beetpflanzen, <strong>Horneburg</strong><br />

EGO-Markt, Inh. Claudia Hengesbach e. K., <strong>Horneburg</strong><br />

Elfert Maschinenbau GmbH, Inh. H. Preuße und H. Reinhardt, <strong>Horneburg</strong><br />

E.ON Kraftwerke GmbH<br />

Friseursalon Christoph Wesselbaum, <strong>Horneburg</strong><br />

Gärtnerei Johannes Schwalvenberg, <strong>Horneburg</strong><br />

Gärtnerei Joseph Fischer, Beet- und Balkonpflanzen, <strong>Horneburg</strong><br />

Gärtnerei Markus Balan, <strong>Horneburg</strong><br />

Gaststätte „Haus Berens“, Inh. B. Schneider-Theisen, <strong>Horneburg</strong><br />

Grabgestaltung & Dauergrabpflege Leo Balan, <strong>Horneburg</strong><br />

KB Planungsgruppe Thomas Kuchinke GmbH, <strong>Horneburg</strong><br />

Knippenberg & Warnatz GmbH, Verkauf & Service Hydraulik, Datteln<br />

Landwirtschaftsbetrieb und Erdbeer-Direktvermarktung Pathe, <strong>Horneburg</strong>/Rapen<br />

Markenbaumschulen Franz Wegmann, <strong>Horneburg</strong><br />

Mode- und Stilmöbelhaus Franz Stopa, <strong>Horneburg</strong><br />

Moden Ursula Peters, Recklinghausen<br />

Partyservice Hauwe, Datteln-Hagem<br />

Reiterhof Boller, <strong>Horneburg</strong><br />

ist der langlebige Werkstoff für Dach, Fassade,<br />

Dachentwässerung und Solarlösungen.<br />

Tischlerei und Möbeldesign Ludger Bialas, Datteln-Meckinghoven<br />

Ulla`s Wollshop, <strong>Horneburg</strong><br />

Udo Greinus GmbH, Gas, Wasser, Wärme, Klima, <strong>Horneburg</strong><br />

VAGABUNDesign Christoph Balan, Bochum<br />

Volksbank eG Waltrop<br />

Westfälische Provinzial Versicherung AG


INHALT IM ÜBERBLICK<br />

Aufgabe erfüllt<br />

Grußwort Landrat Jochen Welt 6<br />

Gemeinschaft ohnegleichen<br />

Grußwort Bürgermeister Wolfgang Werner 8<br />

Qualifizierte Arbeit<br />

Grußwort Bezirksbrandmeister Klaus Mönch 10<br />

Gesellschaftlich anerkannt<br />

Grußwort Stellvertretender Kreisbrandmeister Horst Kreienkamp 12<br />

Unterstützung verdient<br />

Grußwort Stadtbrandinspektor Thomas Schalomon 14<br />

Mitten im Dorf<br />

Grußwort Löschzugführer Frank Fischer 16<br />

1909: Freiwilligkeit statt Pflichtdienst<br />

Chronik der Festschrift 1959 19<br />

1906: Erfolgreiche Spurensuche<br />

Kleine Technikgeschichte von Björn Lücke 32<br />

1934: Seltsam gefeiert<br />

Jubiläumsschlaglicht von Wilhelm Müschenborn 46<br />

1959-1984: Vom Amt zur Stadt<br />

Chronik von Wilhelm Müschenborn 48<br />

1985-<strong>2009</strong>: Vieles bewegt<br />

Chronik von Wilhelm Schulte 55<br />

Haushohe Flammen<br />

Einsatzberichte von Peter Korte 74<br />

Die wilde 13<br />

Geschichte der Jugendfeuerwehr von Björn Lücke 79<br />

Nachwuchs fördern<br />

Portrait JF-Förderverein von Thomas Hoppe und Carola Neumann 84<br />

Von „historischen“ Momenten<br />

Annemarie Hillenbrand und Anna Müschenborn zu Frauen in der <strong>Feuerwehr</strong> 86<br />

Ansprüche immer höher<br />

Ludger Schollas über die Ausbildung 88<br />

Sportlicher Ehrgeiz<br />

Besondere Erfolgsbilanz von Mirko Biester 92<br />

Sterbendes Dorf?<br />

Standortbestimmung von Wolfgang Wellnitz 94<br />

Poahlbürger und Überzeugungstäter<br />

Aspekte der Löschzuggeschichte von Wilhelm Müschenborn 98<br />

Ehrenvolles Amt<br />

Festvortrag von Ludger Schollas 106<br />

5


6<br />

Landrat<br />

Jochen Welt<br />

AUFGABE ERFÜLLT<br />

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und <strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />

die Zeit um 1900 war im vestischen<br />

Raum eine Zeit des Wandels. Die Nordwanderung<br />

des Steinkohlenbergbaus veränderte<br />

Leben und Lebenswelt der hier<br />

ansässigen und hierher kommenden<br />

Menschen.<br />

Aus Ackerbürgerstädtchen mit wenigen<br />

tausend Einwohnern (Recklinghausen<br />

und Dorsten) und kleinen Dörfern (von<br />

Buer bis Waltrop) wurden innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte mittlere und größere<br />

Städte. Bergwerke, Wohnsiedlungen und<br />

Infrastruktur verwandelten binnen einer<br />

Generation eine bäuerliche Kulturlandschaft<br />

in einen von Schwerindustrie<br />

geprägten Raum. Die Spuren dieses<br />

zweiten Strukturwandels seit der frühzeitlichen<br />

Besiedelung prägen noch<br />

heute in Form von Fördergerüsten, Bergwerksbauten<br />

und Halden Städte und<br />

Kreis.<br />

Kein Wunder, dass mit dem Bevölkerungs-<br />

und Städtewachstum die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

Schritt halten mussten. In Datteln-<strong>Horneburg</strong>,<br />

Herten-Westerholt und<br />

Recklinghausen-Ost wurden 1909 eigene<br />

Löschzüge gegründet, um den Schutz<br />

der Bürgerinnen und Bürger bei Brand<br />

und Gefahr gewährleisten zu können.<br />

Diese Aufgabe haben die Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en in den zurückliegenden<br />

100 Jahren mit Bravour erfüllt.<br />

Deshalb freue ich mich, dem Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong> zu seinem 100-jährigen<br />

Jubiläum gratulieren zu können. Als<br />

hauptamtlicher Landrat weiß ich, wie


fest die Mitglieder des Löschzugs in der<br />

alten <strong>Horneburg</strong>er Bürgerschaft verwurzelt<br />

sind – ihr Motto „Mitten im Dorf“ ist<br />

dessen trefflicher Ausdruck!<br />

Den Dank an alle Mitglieder des Löschzugs<br />

für ihren ja stets auch mit Gefahren<br />

verbundenen Einsatz zugunsten der<br />

Sicherheit aller <strong>Horneburg</strong>er und Dattelner<br />

spreche ich im Namen des Kreises<br />

aus. Ich bin sicher, dass alle <strong>Horneburg</strong>er<br />

auch in Zukunft bei ihrer „Dorf-Wehr“ in<br />

sicheren Händen sind!<br />

Ihr<br />

Jochen Welt<br />

Landrat<br />

7


8<br />

Bürgermeister<br />

Wolfgang Werner<br />

GEMEINSCHAFT OHNEGLEICHEN<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />

liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und Feuwehrkameraden,<br />

es ist selbstverständlich, dass es hell<br />

wird, wenn wir den Lichtschalter betätigen.<br />

Es ist auch ganz selbstverständlich,<br />

dass Wasser aus dem Hahn fließt, wenn<br />

wir ihn aufdrehen. Nicht selbstverständlich<br />

sollte es für uns sein, dass Menschen<br />

aus unserer Mitte ihr Leben für uns riskieren,<br />

wenn sie andere Menschen aus<br />

einer gefährlichen Situation retten.<br />

Denn genau das ist es, was <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

tun. Die Kameraden der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> tun dies obendrein<br />

ehrenamtlich, nehmen wie ihre hauptamtlichen<br />

Kollegen an Übungen teil und<br />

bilden sich weiter. Wir Bürgerinnen und<br />

Bürger profitieren mit Sicherheit davon,<br />

dass es die freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gibt.<br />

Und in <strong>Horneburg</strong> schon seit genau 100<br />

Jahren.<br />

Wenn die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />

100 Jahre alt wird, dann hat sie<br />

einen ganz besonderen Stellenwert im<br />

Dorf. Nicht nur, weil ohne diese Männer<br />

und Frauen die Gefahrenabwehr in Datteln<br />

längst nicht so gut funktionieren<br />

würde. Und nicht nur, weil ohne unsere<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>, die überall<br />

anpackt, wo es nottut, Hilfe oft nicht<br />

mehr rechtzeitig käme. Sondern auch,<br />

weil die <strong>Feuerwehr</strong>leute eine kameradschaftliche<br />

Gemeinschaft bilden, die<br />

ihresgleichen sucht.<br />

Der Ausspruch „Die halten zusammen<br />

wie Pech und Schwefel“ passt an dieser<br />

Stelle besonders gut. Ich bin froh und<br />

stolz darauf, dass die freiwillige Feuer-


wehr in <strong>Horneburg</strong> eine so lange Tradition<br />

hat. Das zeigt, dass im Dorfe <strong>Horneburg</strong><br />

einiges richtig und gut läuft. Dass<br />

der Nachwuchs immer zur Stelle ist.<br />

Und dass die Kameradschaft funktioniert.<br />

Dass das auch in den nächsten 100 Jahren<br />

so bleibt, das wünsche ich den<br />

Kameraden der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> von ganzem Herzen. Ich<br />

wünsche unseren <strong>Feuerwehr</strong>frauen und<br />

<strong>Feuerwehr</strong>männern aber auch, dass sie<br />

stets gesund und wohlbehalten von ihren<br />

Einsätzen zurückkehren.<br />

„Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr.“<br />

Ihr<br />

Wolfgang Werner<br />

Bürgermeister<br />

9


10<br />

QUALIFIZIERTE ARBEIT<br />

Meine lieben<br />

Kameradinnen und Kameraden,<br />

Bezirksbrandmeister<br />

Klaus Mönch<br />

wenn ein Löschzug einer Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> es geschafft hat, ein ganzes<br />

Jahrhundert zu überstehen, dann hat dieser<br />

Löschzug auch das Recht, dieses<br />

außergewöhnliche Ereignis gebührend zu<br />

begehen. Dazu gab es einen gelungenen<br />

Festakt im Mai, das am 22. und 23.<br />

August geplante Fest musste leider<br />

wegen der Pandemieplanung im Zusammenhang<br />

mit der Neuen Influenza abgesagt<br />

werden.<br />

Ich hoffe, dass der runde Geburtstag<br />

„nachgefeiert“ werden kann und bin<br />

sicher, dass es dann im nächsten Jahr ein<br />

rauschendes Fest mit vielen Kameraden<br />

aus dem alten Amtsverband, der Stadt<br />

Datteln, dem Kreis Recklinghausen und<br />

darüber hinaus auch aus dem Regie -<br />

rungs bezirk Münster geben wird. Das hat<br />

der Löschzug <strong>Horneburg</strong> verdient.<br />

100 Jahre im Ortsteil <strong>Horneburg</strong> und<br />

darüber hinaus in der Stadt Datteln im<br />

Dienst für die Bürgerinnnen und Bürger<br />

tätig gewesen zu sein, bedeutet: mit<br />

großer Professionalität in diesen Jahr -<br />

zehnten jeweils unangekündigt Auf gaben<br />

der nichtpolizeilichen Gefah ren abwehr<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit geleistet<br />

zu haben.<br />

Durch die jederzeitige Bereitschaft der<br />

Kameraden des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />

an Aus- und Fortbildungslehrgängen teilzunehmen,<br />

wurde gerade in den vergangenen<br />

Jahrzehnten, auch schon lange<br />

bevor bezahlte <strong>Feuerwehr</strong>männer in Dat -<br />

teln für diese Aufgaben eingestellt wurden,<br />

uneigennützig und ohne Ver gütung


Hilfe geleistet. Ihr habt als „Hel fer in der<br />

Not“ verantwortungsvoll die euch ge -<br />

stellten Aufgaben erledigt und damit<br />

auch entscheidend geholfen, das Stadt -<br />

säckel finanziell zu entlasten. In diesen<br />

Jahrzehnten wurden unzählige Stunden<br />

ehrenamtlicher Arbeit geleistet, zudem<br />

junge Menschen angeleitet anderen<br />

Menschen zu helfen und sie in feuerwehrtechnischer<br />

Hinsicht aus- und fortgebildet.<br />

Ich konnte mich sehr oft davon<br />

überzeugen, wie qualifiziert hier in Hor -<br />

neburg gearbeitet wird.<br />

Ganz sicher ist die folgende Feststellung<br />

richtig: „Ohne den Lösch zug <strong>Horneburg</strong><br />

wäre der Brand schutz in der Stadt Datteln<br />

nicht oder nicht problemfrei sicherzustellen.“<br />

Für all diese Aktivitäten darf ich in meiner<br />

Eigenschaft als Bezirksbrandmeis ter<br />

der Bezirksregierung Münster und auch<br />

im Namen aller Kameradinnen und<br />

Kameraden unseres Regierungsbezirkes<br />

allen ehemaligen und derzeit noch aktiv<br />

tätigen Kameradinnen und Kameraden<br />

herzlich danken.<br />

Euer<br />

Klaus Mönch<br />

Bezirksbrandmeister<br />

11


12<br />

GESELLSCHAFTLICH ANERKANNT<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />

liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und <strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />

Stellvertretender Kreisbrandmeister<br />

Horst Kreienkamp<br />

in den letzten Jahren hat sich die Gefahrenabwehr<br />

aufgrund der veränderten<br />

Anforderungen gewandelt. Die Brandbekämpfung<br />

ist nur noch ein Teil der<br />

Aufgabe einer modernen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Unwetter, Unfälle sowie eine unklare<br />

innere Sicherheit erfordern eine ganzheitliche<br />

Gefahrenabwehr. Damit ist das<br />

Zusammenwirken zwischen den <strong>Feuerwehr</strong>en,<br />

den Hilfsorganisationen und<br />

dem Technischen Hilfswerk aber auch<br />

den hiesigen Ordnungsbehörden<br />

gemeint. Mit Unterstützung des Innenministeriums<br />

sind Strukturen entstanden,<br />

um bei den unterschiedlichsten Ereignissen<br />

effektive und individuelle Hilfe zu<br />

leisten. Diese Hilfe bezieht sich auf die<br />

regionale Zusammenarbeit der Einsatzkräfte.<br />

Dieses ist nicht nur operativ, sondern<br />

auch administrativ eine große Herausforderung.<br />

Und dieser Vorausforderung<br />

müssen sich alle Beteiligten auch in<br />

Zukunft stellen. Insgesamt hat dieses zu<br />

einer wesentlichen Verbesserung der<br />

theoretischen Kenntnisse bei allen Einsatzkräften<br />

geführt. Darüber hinaus sind<br />

neue Inhalte zu vermitteln. Dazu gehört<br />

zum Beispiel die Absturzsicherung ebenso<br />

wie die Gefahren durch biologische<br />

Stoffe.<br />

Die zuvor genannten Zusammenhänge<br />

prägen das heutige Bild der <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Dadurch natürlich auch die einzelne<br />

<strong>Feuerwehr</strong>frau bzw. den <strong>Feuerwehr</strong>mann.<br />

Besonders bei den ehrenamtlichen<br />

Kräften ist dadurch das Wissen und<br />

die Anpassungsfähigkeit an die gesellschaftlichen<br />

Veränderungen gestiegen.


Diese positiven Eigenschaften übertragen<br />

sie auch auf ihren eigentlichen Beruf.<br />

Das heißt, dass sie ihre Entscheidungsfähigkeit,<br />

Ausdauer und Zielstrebigkeit<br />

auf den Alltag außerhalb der <strong>Feuerwehr</strong><br />

übertragen. Genau diese Tugenden wissen<br />

manche Arbeitgeber zu schätzen.<br />

Leider nur zu wenige. Es ist mir deshalb<br />

ein Anliegen die Bitte an alle Arbeitgeber<br />

– auch im öffentlichen Dienst – die<br />

ehrenamtliche Einsatzkräfte beschäftigen,<br />

diese zu fördern und zu unterstützen.<br />

Seitens der Politik muss weiter das<br />

Ehrenamt unterstützt werden. Es müssen<br />

Versorgungslücken geschlossen und neue<br />

Anreize geschaffen werden. Im Kreis<br />

Recklinghausen haben wir zurzeit im<br />

Verhältnis zur bundesweiten Entwicklung<br />

eine stabile Zahl an ehrenamtlichen Einsatzkräften.<br />

Diese Entwicklung zeigt,<br />

dass durch die bisherige Unterstützung<br />

durch die Räte und Verwaltungen ein<br />

guter Nährboden für den Fortbestand der<br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> vorhanden ist.<br />

Um diese stabile Situation beizubehalten,<br />

muss die Unterstützung so bleiben.<br />

Auch unabhängig von der allgemeinen<br />

finanziellen Situation. Selbstverständlich<br />

ist auch die <strong>Feuerwehr</strong> bemüht, die defizitären<br />

Haushaltslagen zu berücksichtigen.<br />

Doch die anfänglich genannten<br />

Faktoren erfordern es, sich den ständig<br />

gewachsenen Herausforderungen anzupassen,<br />

dazu ist eine entsprechende<br />

technische Ausstattung erforderlich.<br />

Es ist für mich darüber hinaus von großer<br />

Bedeutung, auch die traditionellen<br />

Eigenschaften der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

zu unterstützen und fördern.<br />

Dadurch werden Werte wie Pflichtbewusstsein<br />

und Kameradschaft auch an<br />

die nächste Generation weiter gegeben.<br />

Dieses ist heute gerade bei der konsumorientierten<br />

Gesellschaft von großer<br />

Bedeutung. Das Jubiläum zeigt, dass aus<br />

einer zweckorientierten Gemeinschaft,<br />

um Feuersbrünste zu bekämpfen, eine<br />

gesellschaftlich anerkannte Einrichtung<br />

geworden ist. Dabei haben die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

stets bewiesen, dass sie sich<br />

jederzeit den geänderten Anforderungen<br />

anpassen können.<br />

Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> hat nunmehr<br />

100 Jahre alle Anforderungen gemeistert<br />

und sich den heutigen Gegebenheiten<br />

angepasst. Dafür möchte ich meinen<br />

herzlichen Dank aussprechen. Es ist<br />

schwer, Einzelne für ihre Leistung besonders<br />

herauszustellen, da nur eine<br />

geschlossene Einheit, bestehend aus<br />

Löschzugführer und Mannschaft, den<br />

Einsatzerfolg garantiert.<br />

Deshalb wünsche ich dem gesamten<br />

Löschzug <strong>Horneburg</strong> alles Gute zum<br />

100-jährigen Jubiläum, allen Kameradinnen<br />

und Kameraden eine gute Zeit und<br />

dem Löschzugführer eine gute Hand für<br />

seine Entscheidungen.<br />

Mit kameradschaftlichem Gruß<br />

Horst Kreienkamp<br />

Stellvertretender Kreisbrandmeister<br />

13


14<br />

UNTERSTÜTZUNG VERDIENT<br />

Meine Kameradinnen<br />

und Kameraden,<br />

Stadtbrandinspektor<br />

Thomas Schalomon<br />

auf diesem Wege möchte ich den Mitgliedern<br />

des <strong>Horneburg</strong>er Löschzuges<br />

meine herzlichsten Grüße und Glückwünsche<br />

zum 100-jährigen Bestehen<br />

ausrichten und gleichzeitig mein Bedauern<br />

darüber aussprechen, dass die<br />

eigentliche Jubiläumsfeier wegen verstärkter<br />

Hygienevorschriften für die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

und die Rettungsdienste im<br />

Kreis Recklinghausen angesichts der<br />

Neuen Grippe abgesagt werden musste.<br />

Die Entscheidung ist uns nicht leicht<br />

gefallen.<br />

Die Chronik des Jubiläums-Löschzuges<br />

zeichnet die Entwicklung in diesen 100<br />

Jahren detailliert nach. Dabei wird vor<br />

allem eines deutlich: Ob im Einsatz, in<br />

der Ausbildung, bei der Jugendarbeit, der<br />

Wartung der Ausrüstung oder der unumgänglichen<br />

Verwaltungsarbeit – immer ist<br />

der persönliche Einsatz der <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen<br />

Grundlage und wichtige<br />

Voraussetzung.<br />

Schon die Gründungsväter des <strong>Horneburg</strong>er<br />

Löschzuges haben diese unbedingte<br />

Einsatzbereitschaft unter Beweis<br />

gestellt, wenn sie sich mit ihren sehr<br />

begrenzten Mitteln dem Feuer und den<br />

Naturgewalten entgegenstellten.<br />

Trotz der viel besseren technischen und<br />

einsatztaktischen Möglichkeiten, die<br />

heute zur Verfügung stehen, ist der<br />

Dienst nicht leichter geworden. Im<br />

Gegenteil: Die <strong>Feuerwehr</strong> ist mit einem<br />

erheblich breiteren Einsatzspektrum,<br />

hohen Einsatzzahlen und den gestiegenen<br />

Anforderungen unserer hoch techni-


sierten und komplexen Welt konfrontiert.<br />

Damit kommt nur zurecht, wer sich ständig<br />

weiterbildet und mit Leib und Seele<br />

dabei ist.<br />

Auch das so genannte gesellschaftliche<br />

Umfeld hat sich geändert. Freiwilliger,<br />

ehrenamtlicher Dienst an den Mitmenschen<br />

und die Bereitschaft, hierfür persönliche<br />

Zeit und Interessen einzusetzen,<br />

werden oft als selbstverständlich vorausgesetzt<br />

und nicht ausreichend anerkannt.<br />

Das Jubiläum stellt eine gute Gelegenheit<br />

dar, den Sinn und den Wert des<br />

Dienstes in der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

hervorzuheben. Die Kameradinnen und<br />

Kameraden des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />

verdienen von uns allen Dank, Respekt,<br />

Anerkennung und jede Unterstützung!<br />

Ihr<br />

Thomas Schalomon<br />

Leiter der <strong>Feuerwehr</strong><br />

15


16<br />

MITTEN IM DORF<br />

Brandinspektor<br />

Frank Fischer<br />

Liebe <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und<br />

<strong>Feuerwehr</strong>kameraden,<br />

liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

eigentlich wollte ich an dieser Stelle alle<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer<br />

Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen<br />

des Löschzuges <strong>Horneburg</strong> in unserem<br />

schönen Dorf recht herzlich willkommen<br />

heißen. Leider hat die aktuelle<br />

Pandemie-Situation die Absage unseres<br />

Festes notwendig gemacht.<br />

Wir blicken mit dieser Jubiläumsschrift<br />

trotzdem zurück auf 100 Jahre <strong>Feuerwehr</strong><br />

„mitten im Dorf“. Dieses griffige<br />

Motto werden wir sicherlich auch verwenden,<br />

wenn wir 2010 unseren runden<br />

Geburtstag „nachfeiern“. Wir hoffen<br />

dann gleichzeitig unser erweitertes und<br />

umgebautes Gerätehaus einweihen und<br />

ein neues Löschfahrzeug in Dienst stellen<br />

zu können.<br />

Mit dieser Festschrift aus Anlass des<br />

Jubiläums blicken wir zurück auf eine<br />

Zeit, in der es immer wieder Freiwillige<br />

aus der Bürgerschaft in ausreichender<br />

Zahl gab, die bereit waren, im Notfall<br />

schnelle und kompetente Hilfe zu leisten,<br />

um Schaden von Leben, Gesundheit<br />

und Besitz ihrer Nachbarn abzuwenden.<br />

Dies geschah und geschieht oft<br />

auch unter Gefährdung des eigenen<br />

Lebens.<br />

Die 100 Jahre, die wir Revue passieren<br />

lassen, stehen für Tausende von Stunden<br />

intensiver Übungs- und Einsatzarbeit, die<br />

von den Kameradinnen und Kameraden<br />

des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> ehrenamtlich<br />

geleistet wurden. Die Technik und die<br />

Ausrüstung haben in diesen vielen Jah-


en bedeutende Fortschritte gemacht.<br />

Gleichzeitig sind die uns übertragenen<br />

Aufgaben der Hilfeleistung im Lauf der<br />

Zeit aber immer umfassender geworden.<br />

Mein Dank gilt allen Kameradinnen und<br />

Kameraden, die den Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />

zu dem gemacht haben, was er<br />

heute ist: Eine gut gerüstete Wehr, die in<br />

der Lage ist, die an sie gestellten Aufgaben<br />

mit einer hohen Einsatzbereitschaft<br />

zu erfüllen, und in der das Wort Kameradschaft<br />

nicht nur in den Mund genommen,<br />

sondern auch gelebt wird. Durch<br />

eine gut funktionierende Jugendfeuer-<br />

wehr sind wir sicher, dass es auch in<br />

Zukunft eine schlagkräftige <strong>Feuerwehr</strong> in<br />

<strong>Horneburg</strong> geben wird. Mit dem Bau der<br />

neuen Fahrzeughalle und dem anstehenden<br />

Umbau des alten Gerätehauses<br />

schafft die Stadt Datteln dazu wichtige<br />

Voraussetzungen.<br />

Ich grüße alle Freunde des Löschzugs<br />

<strong>Horneburg</strong> und verbleibe mit einem<br />

„Gott zur Ehr´, dem nächsten zur Wehr“.<br />

Ihr<br />

Frank Fischer<br />

Löschzugführer<br />

17


18<br />

„Es setzte ein reger Übungsbetrieb<br />

ein, und die noch<br />

vorhandenen Protokollbücher<br />

und Unterlagen beweisen, wie<br />

ernst die Männer ihre Aufgabe<br />

nahmen.“ (Festschrift 1959)


Zur Feier des 50-jährigen Bestehens 1959 entstand dieses Jubiläumsfoto.<br />

1909: FREIWILLIGKEIT STATT PFLICHTDIENST<br />

Bereits aus Anlass des 50-jährigen Bestehens<br />

im Jahr 1959 gab die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> eine umfangreiche<br />

Festschrift heraus. Autor Fleitmann<br />

blickte zum Goldjubiläum mit Hilfe der<br />

Protokollbücher und anderer Unterlagen<br />

auf die ersten Jahrzehnte zurück.<br />

Heute sind diese Dokumente nicht mehr<br />

vorhanden, ihr Verbleib stellt ein Rätsel<br />

dar. Deshalb drucken wir an dieser Stelle<br />

Fleitmanns Text, der durch den Gang<br />

der Dinge selbst eine wichtige Quelle<br />

geworden ist, erneut ab. Es ist zu<br />

berücksichtigen, dass die Diktion der<br />

damaligen Zeit entspricht und nicht<br />

mehr „taufrisch“ ist. Die Rechtschreibung<br />

wurde außer in Zitaten aktualisiert,<br />

der Umbruch angepasst. Wo es<br />

aus Gründen der Verständlichkeit notwendig<br />

erschien, wurden kleine Umformulierungen<br />

vorgenommen oder<br />

Anmerkungen eingefügt. Fleitmann hat<br />

seinen Beitrag für die Festschrift 1959<br />

„Gedanken zur Gründung und<br />

Geschichte der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong>“ überschrieben<br />

Neben der Sicherung der Ernährung war<br />

die besondere Sorge der Menschheit die<br />

Erhaltung der Güter. Eine der wesentlichen<br />

Daseinsvorsorgen ist die Sicherung<br />

vor Feuer. In der Frühgeschichte war dieses<br />

Problem nicht so überaus notwendig,<br />

weil erst die Gefahr mit der zunehmenden<br />

Zentralisierung der Wohnplätze und<br />

der Bevölkerungsdichte wuchs. Die<br />

Haus-an-Haus-Bauweise ließ dann den<br />

Schrecken, die Not und die Gefahr<br />

besonders deutlich werden. Hinzu<br />

kommt die anfangs – für heutige Verhältnisse<br />

– primitive Bauweise, die in der<br />

Hauptsache und überwiegend auf den<br />

Rohstoff Holz abgestellt war. Niemand<br />

wird bestreiten, dass nach heutiger Auf-<br />

19


20<br />

So sah der Fahrzeug- und Gerätepark früher aus (Aufnahme wahrscheinlich aus den 1950er Jahren).<br />

fassung solche Verhältnisse für das Ausbreiten<br />

und Entstehen von Feuersbrünsten<br />

geradezu geeignet waren. Die<br />

Geschichte beweist uns, wie sehr gerade<br />

Wohnplätze, Siedlungen und Städte mit<br />

dem Feuer zu kämpfen hatten und wie<br />

EINE DER GEISSELN GOTTES<br />

So verwundert es nicht, dass das Feuer<br />

in alten Gebeten, den so genannten Fürbitten<br />

in einer Reihe seinen Platz einnimmt<br />

mit Pest, Hungersnot und Krieg.<br />

Das Feuer, das gebändigt eine Gottesgabe,<br />

ist auch oft in solchen Fällen als eine<br />

der Geißeln Gottes bezeichnet<br />

worden.<br />

Es entstand mit der Zeit eine Art Feuerbekämpfung,<br />

die aber doch primitiv bleiben<br />

musste, weil der wirksame und<br />

gelenkte Einsatz erst mit der zunehmenden<br />

Technisierung die Mittel ermöglich-<br />

oft Brände mit katastrophalen Ausmaßen<br />

zu wirtschaftlichen Schädigungen führten<br />

und gewissermaßen über Nacht<br />

wohlhabende Bürger zu armen Mitmenschen<br />

machen konnten.<br />

te, die uns heute von Feuerschutzgeräten<br />

und von schlagkräftigen Wehren<br />

sprechen lassen. Von der nachbarlichen<br />

Hilfe bis zur <strong>Feuerwehr</strong> unserer Zeit liegt<br />

ein langer Weg. In Schillers Glocke ist<br />

der Feuerschutz unserer Vorfahren treffend<br />

beschrieben: „Durch der Hände<br />

lange Kette fliegt der Eimer.“ Heute<br />

(Anm.: 1959) sprechen wir von Feuerschutz,<br />

wenn von Kraftspritzen, Löschfahrzeugen,<br />

A-, B-, C-Schläuchen und<br />

von vielen anderen technischen Dingen<br />

die Rede ist. Die organisierte <strong>Feuerwehr</strong><br />

ist eine Einrichtung, die zum Ausgang


des 19. Jahrhunderts aus privater Initiative<br />

und öffentlicher Notwendigkeit entstand.<br />

Auch in der Gemeinde <strong>Horneburg</strong> kam<br />

es in den Jahren 1908/1909 zur Bildung<br />

einer solchen Wehr. Seit dieser Zeit sind<br />

Männer zum rastlosen Einsatz für die in<br />

GRUNDLAGE FÜR SCHLAGKRAFT<br />

Es gilt, Rückschau zu halten und die Leistungen<br />

und den Einsatzwillen dieser<br />

Jahre noch einmal vor Augen zu führen.<br />

Schon vor der Gründung der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> wurde durch den<br />

damaligen Amtmann und den Gemeindevorsteher<br />

ein Ortsstatut betreffend das<br />

Feuerlöschwesen für den Bezirk der<br />

Not befindliche Einwohnerschaft eingetreten.<br />

Es kann mit Stolz auf die verflossene<br />

Zeit geblickt werden. Opfersinn,<br />

Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe sind<br />

der Grundstock zur Bereitschaft, helfend<br />

einzugreifen und jederzeit die freiwillig<br />

übernommene Aufgabe selbstlos zu<br />

erfüllen.<br />

Gemeinde <strong>Horneburg</strong> erlassen. Gemäß<br />

dieser Satzung war eine Brandwehr zu<br />

bilden. Dienstpflichtig waren in der<br />

Brandwehr die männlichen Einwohner<br />

bestimmten Alters, jedoch nur auf Zeit.<br />

Einzelne Berufsgruppen waren davon<br />

ausgenommen. Den verantwortlichen<br />

Männern wurde alsbald klar, dass auf<br />

Der Festumzug zum 25-Jährigen 1934: Hakenkreuzfahnen als Vorboten einer schlimmen Zeit.<br />

21


22<br />

dieser Grundlage eine schlagkräftige<br />

Wehr nicht zu bilden war. Der Wunsch,<br />

eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu gründen,<br />

wurde deutlich.<br />

Am 30. Dezember 1908 versammelte<br />

sich deshalb eine Anzahl Bürger und<br />

beschloss die Gründung einer Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>. Eine weitere Versammlung<br />

fand statt am 12. März 1909. In diesen<br />

beiden Versammlungen wurden die<br />

notwendigen Formalien erledigt, wie<br />

Verabschiedung des Statuts, Aufnahme<br />

von Mitgliedern, Wahl der Führer der<br />

einzelnen Mannschaften u. a. mehr. Das<br />

Ergebnis dieser Versammlungen fasst am<br />

besten die nachstehende Bekanntmachung<br />

in der Recklinghäuser Zeitung<br />

zusammen:<br />

BEKANNTMACHUNG<br />

Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet. Die<br />

„Große Sorge bereitete das Gerätehaus, das den Anforderungen nicht mehr entsprach.“ (Festschrift 1959)


Satzungen der Wehr sind vom Herrn<br />

Landrat zu Recklinghausen genehmigt<br />

worden.<br />

Als Führer der Wehr ist der Lohgerber<br />

Karl Müschenborn zu <strong>Horneburg</strong><br />

bestätigt und zugleich als Brandmeister<br />

ernannt. Als stellvertretender Brandmeister<br />

ist der Architekt<br />

Wilhelm Sinder ernannt. der auch als<br />

zweiter Führer der Wehr bestätigt worden<br />

ist.<br />

Als Führer der einzelnen Abteilungen<br />

ernenne ich:<br />

WITWE UND KINDER IN NOT<br />

Aus den Unterlagen ist ersichtlich, dass<br />

sich zunächst 26 Mitglieder für den<br />

Dienst an der Allgemeinheit zusammenfanden.<br />

Eine große Sorge bereitete das Problem<br />

der Ausrüstung und die Schaffung eines<br />

Gerätehauses. In einer Versammlung am<br />

12. Mai 1909 wurde als Ausrüstungsbedarf<br />

eine Summe von 734,85 RM ermittelt.<br />

Die Gemeinde übernahm diese<br />

Kosten, und am 6. Juli 1909 erfolgte die<br />

1. Versammlung und Übung im Gewande<br />

der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />

Am 26. Juli 1909 erfolgte der Beitritt<br />

zum <strong>Feuerwehr</strong>verband.<br />

Gerätehaus und Geräte – von der Pflichtfeuerwehr<br />

– wurden übernommen. Es<br />

setzte ein reger Übungsbetrieb ein, und<br />

die (Anm.: damals) noch vorhandenen<br />

Protokollbücher und Unterlagen beweisen,<br />

wie ernst die Männer ihre Aufgabe<br />

nahmen. Fehlte ein Kamerad, wobei eine<br />

ausreichende und begründete Entschuldigung<br />

Ehrensache war, so holte er das<br />

Versäumte bei der nächsten Übung<br />

1. den Maurer Wilhelm Behler als Steigerführer,<br />

2. den Metzger Hugo Hoppmann als<br />

Spritzenführer.<br />

3. den Lohgerber Felix Müschenborn als<br />

Kuppenführer,<br />

4. den Postagenten Franz Fleitmann als<br />

Führer der Ordnungsmannschaft.<br />

Die Brandwehr – Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> –<br />

ist eine Schutzwehr im Sinne des § 113<br />

des Reichsstrafgesetzbuches.<br />

Waltrop, den 6. Mai 1909<br />

Der Amtmann: Schwarthoff<br />

durch zusätzlichen Übungsdienst nach.<br />

Wie intensiv gearbeitet wurde, beweist<br />

die Zahl der Übungen. 1909: 20 Übungen<br />

und Versammlungen, 1910: 24,<br />

1911: 20. Dieser strenge Dienstbetrieb<br />

erfolgte auch in den anschließenden Jahren.<br />

Ihren ersten Einsatz hatte die Wehr am<br />

26. Mai 1912, einem Pfingstsonntag,<br />

gegen 10.30 Uhr, da ein Wohnhaus, ca.<br />

25 Minuten vom Dorf gelegen, in Flammen<br />

stand. Aus diesem Brandbericht<br />

geht hervor, wie wichtig der Dienst der<br />

<strong>Feuerwehr</strong> ist. Es heißt wörtlich: „Die<br />

Frau R. (eine Witwe) war abwesend, kleinere<br />

Kinder waren in Gefahr, wurden<br />

aber gerettet.“ Eine Brandwache musste<br />

gestellt werden, der Schaden war erheblich.<br />

Am 25. Februar 1913 musste die<br />

Wehr erneut aus Anlass eines Scheunenbrandes<br />

zu Hilfe eilen, wobei insbesondere<br />

das angrenzende Wohnhaus und<br />

der Viehbestand bedroht waren. Bei diesem<br />

Brande zeigte sich besonders die<br />

dringende Notwendigkeit ausreichender<br />

23


24<br />

„Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet“: Amtliche Bekanntmachung in der<br />

Ausgabe der Recklinghäuser Zeitung vom 10. Mai 1909.


Wasserverhältnisse. Feuer lässt sich eben<br />

(Anm.: vor allem) nur mit Wasser<br />

bekämpfen. Laut Brandbericht waren die<br />

Verhältnisse schlecht, und das Wasser<br />

musste mit Jauchewagen aus der Nachbarschaft<br />

herangeholt werden. Bereits<br />

am 14. Juli 1913 war ein weiterer Brand<br />

zu bekämpfen: ein Bauerngehöft stand in<br />

Flammen. Bei diesem Brand reichte das<br />

Schlauchmaterial nicht aus, und das<br />

Feuer konnte nur mit Hilfe der<br />

Wehr„Emscher Lippe“ die weiteres<br />

Schlauchmaterial zum Einsatz brachte,<br />

wirksam bekämpft werden. Aus den<br />

(Anm.: heute verschollenen) Unterlagen<br />

ist ersichtlich, mit welcher Energie die<br />

Mängel behoben wurden und mit welchem<br />

Ernst die Wehr sich auf Grund der<br />

gemachten Erfahrungen in der Einsatzfähigkeit<br />

verbesserte.<br />

Über die Kriegsjahre liegt ein Bericht<br />

vor, der auszugsweise wiedergegeben<br />

werden soll: „Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

zählte zu Beginn des 6ten Vereinsjahres<br />

32 Wehrleute und 1 Sanitäter, sämtliche<br />

Uniformen waren besetzt. Nach der<br />

Mobilmachung am 1. August 1914 wurden<br />

kurz nacheinander einberufen 16<br />

Mitglieder, und freiwillig meldeten sich 3<br />

Kameraden zum Heeresdienst. Im<br />

Ganzen haben 30 Mann – fast die ganze<br />

alte Wehr – ohne Ausnahme teils kürzere<br />

Zeit, teils die Kriegszeit hindurch unter<br />

der Fahne und im Felde gestanden.<br />

Gefallen auf dem Felde der Ehre sind 3<br />

Mitglieder, und zwar 1. der Wehrmann<br />

Hermann Pennekamp am 11. November<br />

1914, 2. der Gefreite Wilhelm Sinder am<br />

28. Februar 1915, 3. der Vizefeldwebel<br />

Wilhelm Behler am 4. Oktober 1918.<br />

Diesen Gefallenen Kameraden wird die<br />

Wehr ein treues Andenken bewahren.<br />

Nach Vorstehendem waren der I. und II.<br />

Brandmeister. die Abt.-Führer und Unterführer<br />

sowie die ganze Mannschaft bis<br />

auf einige Mann unter der Fahne und hat<br />

die Wehrtätigkeit fast ganz geruht. Im<br />

Jahre 1917 übernahmen der Wirt Fritz<br />

Berens und August Müller als I. und 11.<br />

Brandmeister die Führung, und es wurden<br />

1917/18 die notwendigsten Übungen<br />

abgehalten. Die Wehr soll nun die<br />

alte Tatkraft mit regelmäßigen Übungen<br />

und Versammlungen wieder aufnehmen.“<br />

Als neuer Wehrführer wurde Wilhelm<br />

Sindern eingesetzt. Dieser stand der<br />

Wehr bis zum 8. August 1920 vor.<br />

Sein Nachfolger wurde der bisherige<br />

zweite Chef, Gastwirt Friedrich Berens.<br />

Zweiter Chef wurde der Maurer Josef<br />

Lettmann, Schriftführer Franz Wegmann.<br />

Auch der rote Hahn stellte sich wieder<br />

ein. Am 26. März 1921 brannte das<br />

Haus Hauptstr 27, am 3. November<br />

1921 ein Teilgebäude des Gehöftes<br />

Wiesmann, Rapen, am 26. Mai 1922 der<br />

zur Gewerkschaft König Ludwig<br />

gehörende Budden-Hof in Becklem, am<br />

17. August 1923 die Scheune des Landwirtes<br />

Schulte, am 11. Januar 1924 die<br />

Wirtschaftsgebäude Stegemann in Rapen,<br />

am 30. Oktober 1924 das Hintergebäude<br />

des Wohnhauses Brüning, am 28. Oktober<br />

1925 Wirtschaftsgebäude in<br />

Meckinghoven.<br />

Diese Liste der Einsätze soll nicht fortgesetzt<br />

werden, sondern nur deshalb<br />

25


Mitte: Wilhelm Benke, Gastwirt, Wehrführer<br />

1937 bis 1942<br />

(Foto von 1927).<br />

Rechts: Leo Balan sen., Wehrführer 1945<br />

bis 1974 (Foto von 1959) .<br />

26<br />

Links: Karl Müschenborn, Lohgerber,<br />

erster Wehrführer ab 1909<br />

(fotografiert als Soldat um 1890).<br />

Rechts: Fritz Berens, Gastwirt, Wehrführer<br />

in den Jahren 1917/18, von 1920<br />

bis 1926 (eine amtliche Quelle sieht<br />

ihn abweichend als Wehrführer durchgehend<br />

von Januar 1915 bis Februar<br />

1926) und von 1932 bis 1937 (Foto<br />

von 1927).<br />

Links: Wilhelm Sindern, Wehrführer<br />

von 1918 bis 1920 (Foto<br />

von 1927).<br />

Mitte: Franz Fleitmann. Wehrchef<br />

von 1926 bis 1932 (Foto von<br />

1927).


Erwähnung finden, um die Notwendigkeit<br />

und den Bestand der Wehr zu unterstreichen.<br />

Das Leben in den weiteren Jahren war<br />

sehr rege. Übungen und Schulungen<br />

wurden in großer Zahl abgehalten und<br />

die Schlagkraft der Wehr weiter verstärkt.<br />

Am 24. Januar 1926 wurde Kamerad<br />

Fleitmann erster Chef und Wehrführer,<br />

zweiter Brandmeister blieb Josef Lettmann.<br />

Im Jahre 1928 erhielt die Waltroper<br />

Wehr eine Motorspritze. Die Horne-<br />

LÖSCHZUG IN DER AMTSWEHR<br />

Das 20-jährige Bestehen wurde am 9.<br />

Mai 1929 im Vereinslokal gefeiert. Bei<br />

einer Festversammlung, an der die Vertreter<br />

des Amtes und die Gemeindevertreter<br />

teilnahmen, wurde neben dem<br />

Dank für die vergangene Zeit das Gelöbnis<br />

deutlich: „mit demselben Pflichtbewußtsein<br />

weiter zu arbeiten, zum Wohle<br />

der Allgemeinheit." Die Zahl der Mitglieder<br />

betrug 36.<br />

Am 19. Juli 1932 wurde Friedrich Berens<br />

erster Chef und Wehrführer. Der weitere<br />

Vorstand blieb unverändert. Durch das<br />

<strong>Feuerwehr</strong>gesetz von 1933 erfolgte eine<br />

völlige Umorganisation der gesamten<br />

deutschen <strong>Feuerwehr</strong>en. Die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

arbeiteten weiter pflichtbewusst an<br />

ihrer Ausbildung, immer in dem Bewusstsein,<br />

bei Gefahr dem Nächsten zu helfen.<br />

Zu dieser Zeit erfolgte auch die Bildung<br />

der Amtswehr, der die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> nun als ein Löschzug<br />

angehört. Damit war die seit Jahren<br />

gepflegte Unterstützung und nachbarliche<br />

Hilfe der verschiedenen Wehren<br />

burger Wehr war sehr interessiert, ließ<br />

sich die Spritze vorführen, und am 28.<br />

Oktober 1928 fand eine gemeinsame<br />

Übung mit der Wehr Waltrop in <strong>Horneburg</strong><br />

statt. Wenn auch das Verhältnis zu<br />

den Nachbarwehren schon immer sehr<br />

gut war, so liegt in dieser gemeinsamen<br />

Übung wohl der Beginn der gemeinsamen<br />

Übungen im Amtsverband, die sich<br />

bis auf den heutigen Tag erhalten haben.<br />

Die Wehr erhielt im Jahre 1928 neues<br />

Schlauchmaterial und Arbeitsbekleidung.<br />

gesetzlich auch zu einer organisatorischen<br />

Einheit geworden.<br />

Aus Anlass des 25 jährigen Bestehens<br />

absolvierte die <strong>Horneburg</strong>er Wehr unter<br />

den kritischen Augen der Vertreter des<br />

Kreises und des Amtes sowie der<br />

Gemeinde, zugleich in Anwesenheit des<br />

Kreis- und Amtswehrführers eine Alarmübung.<br />

Die kritischen Beobachter warendes<br />

Lobes voll über den Eifer und den<br />

Ausbildungsstand der Wehr.<br />

Am 25. Mai 1937 übernahm Kamerad<br />

Wilhelm Benke die Führung der Wehr.<br />

Am 1. September 1939 begann der<br />

unheilvolle zweite Weltkrieg... Viele<br />

Kameraden wurden zum Kriegsdienst<br />

einberufen. Älter Kameraden mussten als<br />

<strong>Feuerwehr</strong>männer Dienst im Sicherheitsund<br />

Hilfsdienst verrichten, um bei Luftangriffen<br />

den Kampf gegen Brand und<br />

Katastrophen zu führen. Die Übungen<br />

der Wehr wurden immer spärlicher.<br />

Nach einer Versammlung vom 15.<br />

Februar 1942 reißt das Vereinsleben ab.<br />

27


28<br />

SCHNELLER NEUANFANG<br />

Alles war auf den sogenannten Sicherheits-<br />

und Hilfsdienst übergegangen. Als<br />

im Jahre 1945 der Zusammenbruch kam,<br />

war es schlecht um die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

bestellt. Löschgeräte und Ausrüstungsgegenstände<br />

waren nur noch in<br />

unbedeutendem Maße auffindbar. Wie<br />

fast in allen anderen Gemeinden war<br />

auch <strong>Horneburg</strong> ohne einsatzfähige<br />

Wehr.<br />

Doch schon bald rührte sich der alte<br />

Geist, und wackere <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

bauten die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> mit<br />

großer Tatkraft wieder auf. Viele Schwierigkeiten<br />

waren zu überwinden, Doch<br />

war nach einigen Monaten die Wehr<br />

wieder einigermaßen einsatzbereit.<br />

Große Sorge bereitete das Gerätehaus,<br />

das den Anforderungen nicht mehr entsprach.<br />

Wehrführer wurde Kamerad Leo<br />

Balan. Zum stellvertretenden Wehrführer<br />

und zweiten Brandmeister wurde Kamerad<br />

Josef Brüning gewählt. Alsbald zählte<br />

die Wehr wieder 36 Mitglieder. Durch<br />

Ergänzung der gesamten Ausrüstung war<br />

die Einsatzbereitschaft der Wehr in jeder<br />

Hinsicht alsbald wieder gewährleistet.<br />

Inzwischen verfügte man auch über eine<br />

Motorspritze.<br />

Die Wehr hat heute (Anm.: 1959) eine<br />

komplette Ausrüstung, wozu im Jahre<br />

1954 auch noch eine neue Motorspritze<br />

hinzukam. Amt und Gemeinde haben in<br />

vorbildlicher Weise die Notwendigkeit<br />

erkannt, und den Vertretern gebührt der<br />

Dank für die Hilfe und Unterstützung.<br />

Das letzte Sorgenkind war an sich seit<br />

Bestehen der Wehr das unzureichende<br />

<strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus gewesen. Es trifft<br />

sich gut, dass gerade im Jahre des 50jährigen<br />

Bestehens auch hier Abhilfe<br />

geschaffen werden kann. Zum Jubelfest<br />

(Anm.: 50-jähriges Bestehen im Jahr<br />

1959) kann sich die Wehr mit ihrem<br />

neuen <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus der Öffentlichkeit<br />

vorstellen. Damit ist ein Wunsch


in Erfüllung gegangen, der so alt ist, wie<br />

die Wehr Bestand hat.<br />

Zwar hat die Wehr kein eigenes Fahrzeug<br />

(Anm.: beim 50-jährigen Bestehen<br />

im Jahr 1959). Es haben jedoch immer<br />

wieder Bürger der Gemeinde mit eigenen<br />

Fahrzeugen der Wehr geholfen, so<br />

dass ein eigenes Fahrzeug zwar wünschenswert<br />

war und ist, das Fehlen aber<br />

bislang nicht unbedingt als Mangel angesehen<br />

werden konnte. Der Stand der<br />

Wehr ist so, dass die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> heute (Anm.: 1959) bei<br />

Großbränden, gegebenenfalls mit den<br />

übrigen Löschzügen der Amtswehr, in<br />

der Lage ist, Hab und Gut unseres Nächsten<br />

zu schützen, wie es auch in den<br />

vergangenen 50 Jahren der Fall war.<br />

Nicht unwesentlich hat die Schlagkraft<br />

der Wehr das in Waltrop stationierte<br />

Tanklöschfahrzeug erhöht, das im Amtsverband<br />

und somit auch der Wehr <strong>Horneburg</strong><br />

zum ersten Einsatz zur Verfügung<br />

steht. Die Wehr darf mit Stolz auf die<br />

Männer zurückschauen, die in den 50<br />

Jahren des Bestehens immer ein Vorbild<br />

treuer Pflichterfüllung waren. Besonders<br />

zu erwähnen sind noch die Führer und<br />

Vorstände der Wehr seit ihrem Bestehen,<br />

die sich in vorbildlicher Weise zu allen<br />

Zeiten bewährt haben und die auch<br />

heute noch der Wehr in guter Erinnerung<br />

sind.<br />

Der Rückblick, den die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> auf die verflossenen 50<br />

Jahre tun darf, zeigt ein schönes Bild<br />

opferbereiter Hilfsbereitschaft und technischer<br />

Entwicklung, das die Wehr mit<br />

berechtigtem Stolz an ihrem Jubiläumstage<br />

erfüllen darf. Gleichzeitig ist es für<br />

die Wehrmänner auch eine Verpflichtung,<br />

sich weiter tatkräftig und in uneigennütziger<br />

Weise einzusetzen, wo es<br />

notwendig ist und wo Menschen und<br />

Volksvermögen in Gefahr sind, gemäß<br />

dem Wahlspruch: „Gott zur Ehr', dem<br />

Nächsten zur Wehr.“<br />

Quelle: <strong>Festzeitschrift</strong> 50 Jahre <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />

1959<br />

Links: Der Sicherheitshilfsdienst<br />

(SHD) <strong>Horneburg</strong>, wahrscheinlich<br />

1943 (v. l.): Theo Behler, Wilhelm<br />

Runge, Fritz Berens, August Sindern,<br />

Franz Kapischka, unbekannt,<br />

Heinrich Teigeler, Richard<br />

Zimmermann, Josef Lettmann, Josef<br />

Kolöchter, Heinrich Elfert.<br />

Rechts: Die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke<br />

1945: (sitzend v. l.) Rudi Simon,<br />

Josef Behler, Leo Balan, Stefan<br />

Bußmann, Rudolf Paul;<br />

(stehend v. l.) Franz-Josef Bergfort,<br />

Heinrich Fischer, Ernst Hoppe,<br />

Franz Elfert, Wilhelm Benke,<br />

Heinrich Teigeler,<br />

Heinrich Küper, Josef Brüning,<br />

Hubert Hoppe, Franz Sträterhoff,<br />

Norbert Kalb, Clemens Beckmann.<br />

29


30<br />

SPANNENDE RECHERCHEN<br />

Soweit also der Text, der in der Festschrift<br />

1959 auf die ersten fünf Jahrzehnte<br />

der Geschichte der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong> zurückblickte.<br />

Es ist sicherlich bemerkenswert, dass<br />

das Thema Gerätehaus die Brandschützer<br />

der Schlossgemeinde damals schon<br />

beschäftigte. Sie waren auch damals<br />

erfolgreich. Immerhin erhielten sie zum<br />

50-jährigen Bestehen eine neue Unterkunft.<br />

Damals konnte keiner ahnen, dass<br />

sie 1987 erweitert werden und zum<br />

Jubiläum <strong>2009</strong> vor einer Komplettreno-<br />

vierung stehen würde Dass es ein beeindruckendes<br />

Spritzenhaus schon in den<br />

Gründerjahren gab, das haben Recherchen<br />

für die vorliegende Festschrift<br />

ergeben. Seltsamerweise wird die erste<br />

<strong>Feuerwehr</strong>unterkunft des 20. Jahrhunderts<br />

in der Festschrift 1959 nicht bzw.<br />

nur ganz am Rande erwähnt.<br />

Umso spannender sind die Ergebnisse<br />

der akutellen Recherchen und neuesten<br />

Forschungen, die im folgenden Beitrag<br />

dieser Festschrift unter dem Titel „1906:<br />

Erfolgreiche Spurensuche“ vorgestellt.


Rechts: Die Alters- und Ehrenabteilung<br />

1959. Darunter die<br />

damals noch lebenden Gründungsmitglieder<br />

Altbürgermeister<br />

Wilhelm Elfert (l.), Fritz Bergfort<br />

(2. v. l.) und Josef Sinder (r.).<br />

Rechts: Die Zugführung<br />

im Jahr 1959.<br />

Links: Die aktive Wehr im<br />

Jahr 1959.<br />

31


32<br />

1906: ERFOLGREICHE SPURENSUCHE<br />

Da die Protokollbücher aus den ersten<br />

50 Jahren der Geschichte der <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> verschollen sind, fehlt<br />

eine wichtige Quelle aus den Gründerjahren.<br />

Brandmeister Björn Lücke hat<br />

deshalb für seine „Ausstattungsgeschichte“<br />

versucht, andere Quellen zu<br />

erschließen. Seine Recherchen waren<br />

von Erfolg gekrönt. Weite Teile seines<br />

folgenden Beitrags fußen auf e iner Reihe<br />

von bisher unbekannten Daten und Fakten.<br />

Erstaunlichste Erkenntnis: Ein Spritzenhaus<br />

gab es schon vor der Gründung<br />

der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />

Im nordrhein-westfälischen Gesetz über<br />

den Feuerschutz und die Hilfeleistung<br />

(FSHG) steht geschrieben, dass die <strong>Feuerwehr</strong><br />

aus Mannschaft und Gerät<br />

besteht. Daher gehören zur Geschichte<br />

einer <strong>Feuerwehr</strong> oder eines Löschzuges<br />

immer auch Fakten über Gerätschaften,<br />

Fahrzeuge und <strong>Feuerwehr</strong>geräte-/Spritzenhäuser,<br />

die sich genauso wie die<br />

Mannschaft durch die Zeit verändert<br />

haben. In den meisten Fällen ist diese<br />

Geschichte sogar noch älter als die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

selber, da „der rote Hahn“ seit<br />

den ersten Siedlungsgründungen der<br />

Menschen immer wieder für viel Leid,<br />

Zerstörung und Opfer sorgte. Durch die<br />

Entwicklung von Technik wollten sich<br />

die Menschen die Löscharbeiten erleichtern<br />

und die Erfolgsaussichten steigern,<br />

einen Brand schneller zu bekämpfen. So<br />

auch in <strong>Horneburg</strong>.<br />

Die älteste Nachricht über ein Brandschutzgerät<br />

in <strong>Horneburg</strong> stammt aus der<br />

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein


Brief des Oberkellners Johan Bernhardt<br />

Rive an den Kölner Erbischhof und Kurfürst<br />

Friedrich von Konigsegge-Rothenfels<br />

(1761-1784) überliefert, dass am 19.<br />

Januar 1768 die erste Feuerspritze in<br />

<strong>Horneburg</strong> in einem Wachturm stationiert<br />

wurde. Das hier erwähnte „Gerätehaus“<br />

könnte das heute noch stehende<br />

„Tuens Haus“ sein. Der turmähnliche<br />

Bau ist gut vom Kirchplatz der neuen<br />

Kirche aus zu sehen.<br />

1817 erging die Aufforderung an die<br />

Gemeinden, dem landrätlichem Kommissariat<br />

Graf von Westerholt, das Vorhandensein<br />

von Löschgeräten zu melden.<br />

Die Antwort der Bürgermeister erfolgte<br />

1822, dass in <strong>Horneburg</strong>, Datteln,<br />

Waltrop, Ahsen, Flaesheim sowie in den<br />

Bauernschaften Elmenhorst, Lippe und<br />

Leveringhausen, Spritzen zur Brandbekämpfung<br />

vorhanden seien.<br />

Links: So sah 1906 die<br />

Blaupause für das erste<br />

Spritzenhaus aus.<br />

Mitte und rechts: Zum 100jährigen<br />

Bestehen wurde<br />

die historische Spritze von<br />

Löschzugmitgliedern mit<br />

Unterstützung<br />

einiger Firmen restauriert.<br />

Erstaunlich ist hier, das die Bürgermeister<br />

erst nach fünf Jahren antworteten, das<br />

stelle man sich heute einmal vor.<br />

Im Archiv der Stadt Datteln findet man in<br />

der Chronik <strong>Horneburg</strong> eine Notiz aus<br />

dem Polizeiwesen um 1860. Dort heißt<br />

es:<br />

X Polizeiwesen:<br />

<strong>Horneburg</strong> hat eine Feuerspritze, ein<br />

neues Spritzenhaus, Feuereimer und die<br />

nötigen Feuerhaken und Leitern.<br />

Aus Erzählungen weiß man, dass früher<br />

das Spritzenhaus und ein provisorischer<br />

Turm in der Nähe von „Beckmanns Hof“<br />

gestanden haben muss. Es handelt sich<br />

wahrscheinlich um das Grundstück<br />

„<strong>Horneburg</strong>er Straße 575“ am Ortsausgang<br />

Richtung Oer-Erkenschwick. Die<br />

Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich<br />

33


34<br />

bei dieser <strong>Feuerwehr</strong>unterkunft um einen<br />

schuppenähnlichen Unterstand für die<br />

Geräte gehandelt hat.<br />

Ob es sich bei der erwähnten Spritze um<br />

die noch heute vorhandene handelt,<br />

kann nicht gesagt werden. Fest steht<br />

allerdings, dass Schlauch- und Hydrantenkarre<br />

sowie eine fahrbare Handpumpe<br />

höchst wahrscheinlich Ende des 19.<br />

Jahrhunderts von der Gemeinde <strong>Horneburg</strong><br />

zum Brandschutz beschafft wurden.<br />

Neben der Spritze ist heute noch ein<br />

Schlauchhaspelhandkarren vorhanden<br />

und funktionstüchtig. Beide stammen<br />

von dem Brandschutzhersteller August<br />

Hoenig GmbH in Köln am Rhein. Aus<br />

dem Handbuch „Löschen und Retten“<br />

von Fritz Hoenig, Ausgabe 1894, geht<br />

hervor, dass es sich bei der <strong>Horneburg</strong>er<br />

Spritze um das Modell 19 einer Saugund<br />

Druckspritze handeln muss.<br />

Sie hat damals sauber lackiert mit<br />

Zubehör 850 Mark gekostet. Als Zubehör<br />

wurde mitgeliefert: 2 Hanfschläuche mit<br />

Schraubanschlüssen à 10 m, 1 Strahlrohr<br />

mit 2 Mundstücken, 2 Druckhölzer, 1<br />

Schmierkännchen, 2 Schraubenschlüssel,<br />

2 Gummisaugrohre à 2 m mit Segeltuch<br />

überzogen und Schraubanschlüsse, 1<br />

Saugkorb aus Kupfer mit Rohr umflochten<br />

sowie ein Handfahrbaum zum Ziehen<br />

der Spritze mittels der Mannschaft.<br />

Weiteres Zubehör war gegen Aufpreis zu<br />

bekommen, wie zum Beispiel das heute<br />

noch vorhandene Geschirr zum Anspannen<br />

von Pferden jeder Größe für 65<br />

Mark.<br />

Die Spritze ist nach mehr als 100 Jahren<br />

immer noch funktionstüchtig gewesen.<br />

Der „Zahn der Zeit“ hat natürlich Spuren<br />

hinterlassen. Pünktlich zur Feier des<br />

100-jährigen Bestehens des Löschzuges<br />

erstrahlen die Spritze und die Schlauchkarre<br />

allerdings dank des Einsatzes fleißiger<br />

Löschzugmitglieder und dank der<br />

freundlichen Unterstützung der Firmen<br />

Kfz-Barwinski, Hasenkopf, Schloemer<br />

und Knippenberg in neuem Glanz.<br />

SCHWEISSTREIBENDE ANGELEGENHEIT<br />

Weiter wurden angeboten eine Laterne<br />

mit Eisengestell für 25 Mark, eine Bremsmaschine<br />

für 30 Mark oder ein Feuereimer<br />

mit Gestell für 15 Mark. Die Spritze<br />

hat einen Doppelhubzylinder von 120<br />

mm und erbringt noch heute damit eine<br />

Leistung von 200 l/min bei 50 Doppelhüben<br />

in der Minute. Ihre Betätigung<br />

war mit Sicherheit eine schweißtreibende<br />

Angelegenheit. Man erzielte mit dem<br />

mitgelieferten Strahlrohr Wurfweiten von<br />

26 bis 28 Meter. Auch wenn die Technik<br />

der Spritze aus heutiger Sicht primitiv<br />

erscheint, so erbringt sie nach mehr als<br />

100 Jahren noch die gleiche Leistung<br />

wie damals. Das soll die heutige Technik<br />

erst einmal in 100 Jahren beweisen.<br />

Durch die Änderung der Gemeindesatzung<br />

1906 wurde, wie bekannt, in <strong>Horneburg</strong><br />

eine Pflichtfeuerwehr gegründet.<br />

Vermutlich auf Grund des Platzbedarfes<br />

und des Zustandes des 46 Jahre alten<br />

Geräteschuppens am Hof Beckmann<br />

beantragte der Gemeindevorsteher Wilhelm<br />

Elfert die Baugenehmigung für ein<br />

Spritzenhaus mit Arrestzelle und Woh


nung nebst Leichenhalle mit Stallungen<br />

auf dem Gelände der heutigen Magdalenenstraße<br />

1 (damals noch Schulstraße 1).<br />

Aufgrund der 1906 erstellten Baupläne,<br />

die 1907 baupolizeilich genehmigt wurden,<br />

erging die Baugenehmigung am 11.<br />

April 1907 an die Gemeinde <strong>Horneburg</strong>.<br />

Die Fertigstellung wurde durch die Bauendabnahme<br />

am 17. Juli 1907 dokumentiert.<br />

Bei der Bauabnahme beanstandet<br />

der Beamte schon den Zugang für die<br />

Brandwehr.<br />

Daraufhin beantragte der Bürgermeister<br />

Wilhelm Elfert 1908 kleine Umbauten<br />

am Spritzenhaus. Es wurde für die<br />

Brandwehr ein Eingang von hinten in das<br />

Kellergeschoss eingerichtet, damit man<br />

nicht mehr durch die Anliegerwohnung<br />

musste. Endabnahme der Maßnahme<br />

war am 16. Oktober 1909.<br />

Links: 2005 wurde das neue<br />

LF 10/6 beim Ausrüster<br />

Schlingmann abgeholt.<br />

Wie aus den Aufzeichnungen der Gründungsveranstaltung<br />

am 6. Mai 1909 hervorgeht,<br />

übernahm die neu gegründete<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> die<br />

Geräte der Pflichtfeuerwehr. Also Spritzenhaus,<br />

Feuerspritze und weitere Handkarren.<br />

Dies erklärt dann auch rückbetrachtend,<br />

warum der Ausrüstungsbedarf<br />

bei der Gründung mit 734,85 Reichsmark<br />

so gering veranschlagt wurde. Viele<br />

der Geräte und das Spritzenhaus waren<br />

ja schon vorhanden. Was noch fehlte,<br />

war ein so genannter Schlauch- und Stiegenturm<br />

am Spritzenhaus, in dem die<br />

Schläuche zum Trocknen gehängt werden<br />

konnten. Außerdem benötigte die<br />

Stiegenabteilung der Wehr einen solchen<br />

Turm, um ihre Übungen abhalten zu<br />

können. Bürgermeister Elfert beantragte<br />

den Bau dieses Turmes an der rechten<br />

Giebelwand des Spritzenhauses zu Hor-<br />

35


36<br />

neburg Anfang 1912, wo er 1913 auch<br />

fertig gestellt wurde.<br />

1924 war es schon vorbei mit dem schönen<br />

Spritzenhaus, die Räumlichkeiten<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> wurden zu einer Dienstwohnung<br />

des Dorf-Gendarms umgebaut.<br />

Für die <strong>Feuerwehr</strong> wurde neben dem<br />

<strong>Feuerwehr</strong>turm ein Geräteschuppen zum<br />

Unterstellen der Geräte angebaut. Dieser<br />

Geräteschuppen galt lange Zeit als erstes<br />

Gerätehaus der <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong>.<br />

Selbst in der <strong>Festzeitschrift</strong> von 1959<br />

fand man über diesem Umzug kein<br />

Wort. Man kann sich nur vorstellen, dass<br />

so etwas zwischen Bürgermeister und<br />

<strong>Feuerwehr</strong> nicht gütlich über die Bühne<br />

gegangen sein wird und daher der Mantel<br />

des Schweigens über diesen Teil der<br />

Geschichte gelegt wurde.<br />

Mit der 1928 beschafften ersten Motorspritze<br />

bei der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop fing<br />

auch bei dem zum Amt Waltrop<br />

gehörenden Handlöschzug <strong>Horneburg</strong><br />

eine neue Zeit an. Zwar ließ die erste<br />

Motorspritze in <strong>Horneburg</strong> noch auf sich<br />

warten, dennoch kamen die Kameraden<br />

von <strong>Horneburg</strong> und Henrichenburg ab<br />

dem 18. Oktober 1928 regelmäßig bei<br />

der jährlichen gemeinsamen Übung des<br />

Amtverbandes Waltrop mit der neuen<br />

Technik in Berührung. Für <strong>Horneburg</strong><br />

gab es im selben Jahr neues<br />

Schlauchmaterial und erstmals wird über<br />

die Beschaffung von Arbeitskleidung für<br />

den Einsatz berichtet. Vorher wurden bei<br />

Einsätzen und offiziellen Anlässen dieselbe<br />

Uniform getragen.<br />

In der Zeit des Naziregimes wurden zwischen<br />

1933 und 1939 jedes Jahr unangekündigte<br />

Revisionen der Amtswehr<br />

und der Handlöschzüge <strong>Horneburg</strong> und<br />

Henrichenburg durchgeführt. Durch<br />

diese jährlichen Überprüfungen ergaben<br />

sich immer wieder Mängel der technischen<br />

Ausrüstung, die meist kurzfristig<br />

behoben werden konnten. So bekam der<br />

Handlöschzug <strong>Horneburg</strong> nach der Revi-<br />

Links: Für ein Pressefoto wurde<br />

1959 die historische Spritze<br />

neben das neue TLF 8/8 platziert.


sion 1934 die ersten Gasmasken und Frischluftgeräte.<br />

Bei der Revision 1935<br />

wurde um 22.57 Uhr Alarm gegeben. Es<br />

fanden sich nach fünf Minuten vier<br />

Kameraden am Gerätehaus ein, jedoch<br />

hatte keiner von ihnen einen Schlüssel<br />

fürs Gerätehaus, da der Zugführer den<br />

Alarm per Nebelhorn nicht gehört hatte.<br />

Auch wenn man beim Lesen dieses<br />

KEIN GELD FÜR MOTORSPRITZE<br />

1938 erkannte man bei einem angenommenen<br />

Dachstuhlbrand der Schule, dass<br />

der Wasserdruck in <strong>Horneburg</strong> nicht ausreichte.<br />

Die Beschaffung einer Motorspritze<br />

wurde empfohlen. Diese Motorspritze<br />

konnte allerdings auf Grund der<br />

schlechten Haushaltslage der Gemeinde<br />

<strong>Horneburg</strong> 1939 und wegen der folgenden<br />

Kriegsjahre erst später beschafft werden.<br />

Im 2. Weltkrieg (1939-1945) wurden in<br />

Deutschland flächendeckend Luftschutzsirenen<br />

installiert, die auch zur Alarmierung<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> bzw. Feuerschutzpolizei<br />

genutzt werden konnten. Bis dahin<br />

wurde die <strong>Feuerwehr</strong> durch so genannte<br />

Nebelhörner alarmiert (ein mit dem<br />

Mund geblasenes Alarmhorn). Zum<br />

Kriegsende waren <strong>Feuerwehr</strong>geräte und<br />

Material nur noch bedingt auffindbar.<br />

Das führte unter anderem dazu, dass<br />

nach dem Krieg die erste Motorspritze<br />

samt dazugehörigem Anhänger (TSA)<br />

nach <strong>Horneburg</strong> kam. Im TSA war<br />

zusätzlich Schlauchmaterial und<br />

Zubehör verlastet. Mangels eines eigenen<br />

Fahrzeugs wurde der TSA entweder<br />

von Hand oder durch Privatfahrzeuge<br />

von <strong>Feuerwehr</strong>kameraden zum Einsatz<br />

Berichtes ein wenig ins Schmunzeln<br />

kommt, kann eine solche Situation im<br />

Ernstfall für die Betroffenen schlimm<br />

enden. Bei Ausfall unserer heutigen<br />

Technik sind mit Sicherheit ähnliche Probleme<br />

denkbar. Durch diese Nachtalarmübung<br />

wurden weitere Gerätehausschlüssel<br />

im Dorf deponiert sowie neue<br />

Beleuchtungsgeräte beschafft.<br />

gezogen. 1956 konnte die Wehr am Dattelner<br />

Bahnhof eine nagelneue Motorspritze<br />

(TS 8/8) als Ersatz für die alte TS<br />

abholen.<br />

Führt man sich jeweils die Situationen<br />

1959, Jahr des Goldjubiläums, und<br />

<strong>2009</strong>, Feier des 100-jährigen Bestehens,<br />

gibt es erstaunliche und vielleicht auch<br />

erschreckede Parallelen. Nicht nur in<br />

<strong>Horneburg</strong>, sondern in der ganzen <strong>Feuerwehr</strong>welt.<br />

1959 berichten die Zeitungen am Rande<br />

des Kreisfeuerwehrverbandstages, der<br />

aus Anlass des Jubiläums in <strong>Horneburg</strong><br />

stattfand, dass die <strong>Feuerwehr</strong>en und Rettungsdienste<br />

einen eigenen Funkkanal<br />

bekommen sollten. Aktuell steht die<br />

Umstellung von Analog- zum Digitalfunk<br />

bevor. In <strong>Horneburg</strong> standen bei den<br />

Jubiläen 1959 und <strong>2009</strong> nicht nur die<br />

nötigen organisatorischen Arbeiten von<br />

Festausschüssen und Planungsgruppen<br />

im Vorfeld an, zusätzlich hatten sich die<br />

Löschzugführungen wegen Mängeln an<br />

den vorhandenen Gerätehäusern mit Rat<br />

und Verwaltung auseinander zu setzen.<br />

Und genau wie heute waren auch vor 50<br />

Jahren die Wege zu einem akzeptablen<br />

37


38<br />

neuen Gerätehaus mit Mühe, Schweiß<br />

und viel Bürokratie gepflastert.<br />

Auch wenn die Ausgangslage 1956 weitaus<br />

schlimmer als heute war. So beantragt<br />

Löschzugführer Leo Balan sen., die<br />

unhaltbar gewordenen Umstände der<br />

Unterbringung im Geräteschuppen zu<br />

ändern.<br />

Er beschreibt den Schuppen als einsteiniges<br />

Ziegelmauerwerk, ohne Fenster,<br />

ohne festen Boden und mit einem Pappdach<br />

versehen. Im Winter sänken die<br />

Temperaturen bis unter die Frostgrenze<br />

und gefährdeten die Geräte. In diesem<br />

Schreiben beantragt er ein Gerätehaus<br />

für den Löschzug, um einen zeit-<br />

GERÄTEHAUS STATT BARACKE<br />

Aufgrund des Druckes und eines ausführlichen<br />

Schriftverkehrs von Löschzugführer<br />

Leo Balan sen., Amtwehrführer<br />

Heinrich Geismann und Kreisbrandmeister<br />

Hans Otte strebte das Amt Waltrop<br />

eine schnelle Umsetzung der Pläne an.<br />

Nicht zuletzt, weil man sich beim Kreisfeuerwehrverbandstag<br />

1959 als Amt<br />

Waltrop mit dem Jubellöschzug <strong>Horneburg</strong><br />

nicht mit einer besseren Baracke<br />

präsentieren wollte. So wurde schließlich<br />

eine schnelle Umsetzung bis zum Kreisfeuerwehrverbandstag<br />

beschlossen. Die<br />

Planungen sahen erst ein Gerätehaus mit<br />

einer Wohnung vor. Das wurde jedoch<br />

aus Kostengründen verworfen. Die Planungskosten<br />

betrugen 27.000 DM, die<br />

reinen Baukosten beliefen sich auf<br />

28.000 DM, mit Einrichtung 30.000<br />

DM. Mit je 5.000 DM beteiligten sich<br />

das Amt Waltrop und die Gemeinde<br />

gemäßen Dienstbetrieb und die Unterbringung<br />

eines Fahrzeuges zu ermöglichen.<br />

Bei einer daraufhin einberufenen<br />

Sitzung des Amtes Waltrop stellte man<br />

fest, dass ein Rückbau des Gebäudes<br />

Schulstraße 1 zum Spritzenhaus unwirtschaftlich<br />

sei, da nur eine Raumtiefe von<br />

5 Meter vorhanden sei und das für Fahrzeuge<br />

nicht ausreiche. Außerdem wollte<br />

man noch fast 30 Jahre nach dem<br />

Umbau die Entscheidung des Ehrenbürgermeisters<br />

Elfert nicht kritisieren. Das<br />

Eisen war offensichtlich immer noch zu<br />

heiß. Stattdessen stellte man fest, dass<br />

ein Neu- bzw. Anbau an das Gemeindehaus<br />

nötig sei. Doch auch damals mahlten<br />

die Amtsmühlen schon langsam.<br />

<strong>Horneburg</strong>, 20.000 DM steuerte die<br />

Bezirksregierung Münster bei. Mit dem<br />

Abriss des Geräteschuppens wurde das<br />

Vorhaben am 28. April 1959 angegangen.<br />

Ein Teil des Geräteschuppens blieb<br />

als Unterbringung für die Geräte des<br />

Gemeindegärtners erhalten. Später dienste<br />

es dem Bierverleger Franz Lücke als<br />

Getränkelager. Aus dem Schriftverkehr<br />

gehen folgende Daten des Bauablaufes<br />

hervor:<br />

13. Mai 1959 Grundsteinlegung<br />

25. Mai 1959 Richtfest<br />

27. Mai 1959 Rohbauabnahme<br />

28. Juli 1959 Fertigstellung zu 95<br />

Prozent (bis auf die<br />

Anstreicharbeiten)<br />

29. August 1959 Einweihung im Zuge<br />

der Feier des 50jährigen<br />

Bestehens


Im Frühjahr 1960 wurde das Gerätehaus<br />

mit einem Ölofen ausgerüstet. Er brachte<br />

jedoch nicht die gewünschte Leistung.<br />

Nach Reklamation der Kameraden bei<br />

der Gemeinde berief Bürgermeister Teigeler<br />

einen Ortstermin ein.<br />

Aus dem Protokoll geht folgendes hervor:<br />

Der gelieferte Ölofen erzeugt nicht<br />

genug Wärme. Man schaffte zum Vergleich<br />

den Ölofen aus dem Jugendheim<br />

in das Gerätehaus und stellte nach einer<br />

halben Stunde einen enormen Temperaturanstieg<br />

fest. Einhellig beschloss die<br />

Versammlung, dass es sich bei dem<br />

Ölofen im <strong>Feuerwehr</strong>haus um eine Fehlkonstruktion<br />

handele. Der anwesende<br />

Lieferant versprach, dass der Schaden<br />

am gelieferten Ofen in spätestens 14<br />

Tagen behoben sei. Man stelle sich den<br />

Ablauf dieses Ortstermins Ende der<br />

1950er Jahre zur heutigen Zeit einmal<br />

vor. Es waren immerhin mit dem Lieferanten,<br />

Bürgermeister Teigeler, Zugführer<br />

Balan und Gerätewart Hoppe und dem<br />

Protokollführer fünf Leute über Stunden<br />

mit diesem Problem beschäftigt.<br />

Pünktlich zum Jubiläum bekam die <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> ganz überraschend<br />

ihr erstes Fahrzeug vom Zivilen Bevölkerungsschutz.<br />

Es handelte sich um ein<br />

Unimog-Fahrgestell mit Ziegler-Aufbau.<br />

Das Fahrzeug war nur geliehen und<br />

musste 1961 wieder abgegeben werden.<br />

Da <strong>Horneburg</strong> und Henrichenburg zu<br />

diesem Zeitpunkt über kein Fahrzeug<br />

verfügten, erfolgte die Absage der Jahresabschlussübung<br />

des Amtverbandes.<br />

Auf ein eigenes Fahrzeug musste der<br />

Löschzug bis zum 10. Dezember 1962<br />

warten. In diesem Dezember kam das<br />

neue Fahrzeug, ein LF8-TSA (Mercedes<br />

Benz, Aufbau von der Firma Heines-<br />

Wuppertal, Baujahr 1962, nach DIN<br />

14530, Fabriknummer 20692, zulässiges<br />

Dienstgewicht 4350 kg).<br />

Die Besonderheit an diesem Fahrzeug<br />

war, dass es keine eigene Pumpe sowie<br />

keinen Wassertank hatte. Es war nur mit<br />

dem alten Tragkraftspritzenanhänger<br />

(TSA) zusammen einsatzfähig. Erst als<br />

der TSA in den 1970er Jahren nicht mehr<br />

verkehrstüchtig war, wurde das Fahrzeug<br />

mit einer Tragkraftspritze ausgerüstet.<br />

Schließlich sollte das Fahrzeug noch bis<br />

zum Jahr 1987 seinen Dienst in <strong>Horneburg</strong><br />

verrichten.<br />

Beim Betrachten von Bildern dieses alten<br />

LF8-TSA fällt das auf der Tür angebrachte<br />

Wappen auf. Es handelt sich um das<br />

Wappen des Amtes Waltrop, das ein<br />

Kreuz als das kurkölnische Hoheitssymbol<br />

im unteren Teil und im oberen Teil<br />

eine goldene, nach unten gerichtete Spitze<br />

auf schwarzem Grund aus dem Wappen<br />

des Adelgeschlechts derer des Hauses<br />

Goy nördlich von Waltrop zeigt. Das<br />

Wappen wurde 1934 durch das Preußische<br />

Staatsministerium verliehen.<br />

Da der damals schon über 50 Jahre alte<br />

Schlauchturm stark reparaturbedürftig<br />

und die Qualität der Schläuche besser<br />

geworden war und diese nicht mehr<br />

zwingend in <strong>Horneburg</strong> aufgehängt und<br />

getrocknet werden mussten, gab das Amt<br />

im August 1965 den Abriss des Gebäudes.<br />

Der Auftrag wurde im August des<br />

Jahres 1966 durch Willi Budde, Josef<br />

Köster und Martin Hanke (Waltrop) für<br />

39


40<br />

Rechts: Diese LF 8/8 verrichtet<br />

seit 1987 am Standort <strong>Horneburg</strong><br />

seine Dienste.<br />

Links: Im Laufe der Zeit war dreimal ein<br />

TLF 8/8 in <strong>Horneburg</strong> stationiert (oben<br />

ZB, unten kommunal).<br />

Rechts: Das TLF 8/8, das zum Jubiläum<br />

1959 kam, wurd e gebührend bestaunt.<br />

Links: Das erste „eigene“ Fahrzeug<br />

(LF 8- TSA, 1962-1987). Es<br />

trug bis zur Außerdienststellung<br />

das Wappen des Amtes Waltrop.


eine Entlohnung von insgesamt 200 DM<br />

durchgeführt.<br />

Im Oktober und November 1968 gab es<br />

gravierende Umbauarbeiten am Gerätehaus.<br />

Der Ölofen hatte ausgedient, und<br />

es wurde auf eine Zentralheizung mit<br />

Gas umgestellt. Die bauliche Trennung<br />

des Gerätehauses vom Gebäude der<br />

Schulstraße 1 (Magdalenenstraße 1)<br />

wurde vorgenommen, sämtliche Durchbrüche<br />

und Verbindungen wurden<br />

geschlossen, nur den Kanalisationsanschluss<br />

teilen sich die Gebäude bis<br />

heute. Ändern wird sich das erst mit dem<br />

Abschluss des dritten Bauabschnittes der<br />

aktuellen Erweiterung.<br />

Nach der Gebietsreform 1975 ging es<br />

mit der technischen Entwicklung des<br />

Löschzuges <strong>Horneburg</strong> im Dattelner<br />

Stadtfeuerwehrverband stetig weiter. So<br />

wurde 1976 das damalige LF8-TSA erstmals<br />

mit einem 4-m-Funkgerät ausgestattet.<br />

Die Sirene auf der Schule konnte per<br />

Funk von der Feuerwache Datteln ausgelöst<br />

werden. Und die Löschzugführung<br />

und einige Brandmeister bekamen analoge<br />

Funkmeldeempfänger (Piepser). Vorher<br />

konnte man die Sirene nur per<br />

Knopfdruck am Schulgebäude auslösen.<br />

Zusätzlich konnte <strong>Feuerwehr</strong>kamerad<br />

Ernst Hoppe sen. (Schneider) die Sirene<br />

von seiner Wohnung bzw. von seinem<br />

Schneiderbetrieb auslösen. Die Kameraden<br />

wurden entweder persönlich oder<br />

per Telefon über einen Einsatz informiert.<br />

In den 1980er Jahren bei Umbauarbeiten<br />

an einem Samstagvormittag sorgte eine<br />

feuchte Kelle Putz an einem abgeschnittenen,<br />

nicht isolierten Kabelstrang in der<br />

ehemaligen Schneiderei Hoppe für einen<br />

Kurzschluss, der ein langes Dauergeheul<br />

der Sirene auf dem Dach der gegenüber<br />

liegenden Schule auslöste.<br />

Nun sollten die <strong>Horneburg</strong>er auch mehr<br />

als ein Fahrzeug bekommen. Zwar<br />

beklagte man sich, nur gebrauchte und<br />

vermeintlich abgelegte Fahrzeuge aus<br />

Datteln zu erhalten, gleichzeitig war<br />

man froh über die Erweiterung der Ausrüstung.<br />

So bekam der Löschzug 1980<br />

endlich ein zweites Fahrzeug, einen<br />

MTF, VW Bulli T2 (Baujahr 1971), der<br />

1987 verschrottet werden musste und<br />

dann durch einen MTF VW Bulli T3<br />

ersetzt wurde. Der T3 Bulli verlor bei<br />

einer Übung 1998 auf der Magdalenenstraße<br />

die Schiebetür. Damit war auch<br />

sein Schicksal besiegelt. Als Ersatz wurde<br />

eine Mercedes Benz Vito beschafft, der<br />

bis heute im Dienst ist. Mit einer zusätzlichen<br />

Beladung aus Kettensäge und<br />

Tauchpumpe nebst Zubehör kann er bei<br />

Schlechtwettereinsätzen als drittes Fahrzeug<br />

vollwertig eingesetzt werden.<br />

Als drittes Fahrzeug kam 1986 ein TLF<br />

8/8 Unimog vom Zivilen Bevölkerungsschutz<br />

(ZB). Da das Ahsener Gerätehaus<br />

für ein größeres Fahrzeug erweitert worden<br />

war, konnte das TLF 8/8 nach <strong>Horneburg</strong>.<br />

1988 wurde das TLF 8/8 gegen<br />

ein baugleiches kommunales Fahrzeug<br />

ausgetauscht, dass die Stadt Datteln von<br />

der ZB-Zentrale in Lette aufgekauft hatte.<br />

Bis einschließlich 1994 war es in <strong>Horneburg</strong><br />

im Dienst.<br />

Da im Laufe der Zeit dreimal ein TLF 8/8<br />

in <strong>Horneburg</strong> stationiert war, sei erlaubt,<br />

den geschichtlichen Hintergrund des<br />

41


42<br />

Fahrzeugtypen hier ein wenig zu<br />

beleuchten. Das TLF 8/8 ist eigentlich<br />

ein „Kind des Luftschutzes“. Bis 1968<br />

wurden 1.752 Fahrzeuge vom Typ Unimog<br />

S als Serienfahrgestell für das TLF 8<br />

ausgeliefert. Die <strong>Feuerwehr</strong>bereitschaften<br />

des Luftschutzhilfsdienstes stellten eine<br />

Art <strong>Feuerwehr</strong> des Bundes dar. Für den<br />

zivilen Einsatz waren sie nicht gedacht.<br />

Sie waren überörtlich aufgestellt und am<br />

Rand von Ballungszentren konzentriert.<br />

Das TLF 8/8 musste neben der Brandbekämpfung<br />

auch zum Krankentransport<br />

geeignet sein. Der Aufbau war so konzipiert,<br />

dass von der Pumpe her eine Krankentrage<br />

herein geschoben werden<br />

konnte. Der dritte Sitzplatz im Aufbau<br />

ließ sich zu diesem Zweck umdrehen.<br />

Der <strong>Feuerwehr</strong>mann, der dort saß,<br />

betreute die verletzte Person. Das TLF<br />

führte neben einem 800 Liter fassenden<br />

Tank, einer fest eingebauten FP 8/8 S<br />

(Fördermenge 1.600 Liter pro Minute)<br />

auch die erforderliche feuerwehrtechnische<br />

Ausrüstung mit. Normmäßig waren<br />

außerdem eine Aluminiumsteckleiter und<br />

das Ersatzrad auf dem Dach. Noch heute<br />

hegen und pflegen viele <strong>Feuerwehr</strong>en ihr<br />

TLF 8/8 (zum Beispiel in Oer-Erkenschwick),<br />

da es viele Vorteile in unwegsamen<br />

Gelände und Waldgebieten<br />

gegenüber heutigen Normtanklöschfahrzeuge<br />

hat.<br />

Wie man sich vorstellen kann, war es<br />

mit drei Fahrzeugen mittlerweile sehr<br />

eng im 1959 erbauten Gerätehaus<br />

geworden. Helme und <strong>Feuerwehr</strong>gurte<br />

hingen links und rechts an Haken neben<br />

den Fahrzeugen, an denen man sich seitwärts<br />

vorbei bewegen musste. Daher<br />

begann man 1985 mit der Renovierung<br />

des Gerätehauses. Die sanitären Anlagen<br />

wurden erneuert und um eine Dusche<br />

erweitert. Vom Gerätehaus wurde ein<br />

Durchbruch in den verbliebenen Schuppen<br />

hinter dem Gerätehaus geschlagen<br />

und so das Gerätehaus um eine Umkleide<br />

(heute Küche) erweitert. Die noch<br />

fehlenden Spinde wurden vom damaligen<br />

Bürgermeister Horst Niggemeier<br />

(1967-1992) gespendet.<br />

Im Anschluss kam es von 1986 bis 1987<br />

zum Anbau der Fahrzeughalle, da sonst<br />

kein Fahrzeug neuer Technik mehr Platz<br />

gehabt hätte.<br />

Dieser Anbau wurde unter viel Zeit- und<br />

Kraftaufwand in Eigenleistung des Löschzuges<br />

erstellt. Zum Glück konnte man<br />

sich auf Expertenhilfe aus der Dorfgemeinschaft<br />

verlassen. Leider hatte man<br />

sich aus Kostengründen dafür entschieden,<br />

die Größe des Anbaus auf das<br />

erwartete neue Fahrzeug zuzuschneiden,<br />

so dass man zur Jahrtausendwende wieder<br />

vor genau dem gleichen Problemen<br />

stand.<br />

Aus den Presseberichten, gehen folgende<br />

Daten des Bauablaufes hervor:<br />

9. Sept. 1986 Beginn des Anbaus<br />

mit Aufnahme der<br />

Bepflasterung<br />

17. Okt. 1986 Richtfest des<br />

Fahrzeughallenanbaus<br />

25. Mai 1987 feierliche Einweihung<br />

des Anbaus und<br />

Fahrzeugtaufe<br />

des LF 8


NEUE TECHNIK<br />

Das hier erwähnte LF 8 ersetzte das alte<br />

LF8-TSA, das nach 25 Jahren Dienst sehr<br />

ramponiert und verbraucht war. Das LF 8<br />

mit Mercedes-Benz-Fahrgestell vom Ausrüster<br />

Schlingmann befindet sich bis<br />

heute im Dienst.<br />

Ende der 1980er, Anfang der 1990er<br />

Jahre wurden analoge Funkmeldeempfänger<br />

und neue Einsatzbekleidung<br />

(NRW-Anzug) für alle Löschzugmitglieder<br />

flächendeckend beschafft. Der NRW-<br />

Anzug löste den bis dahin getragenen<br />

ZB-Anzug ab (graue Latzhose und<br />

Jacke).Der NRW-Anzug ist bis heute<br />

aktuell, bei Brandeinsätzen werden<br />

jedoch heute die um 1999 eingeführten<br />

Überjacken und Überhosen aus<br />

Nomexfaser über dem NRW-Anzug<br />

getragen.<br />

Nach der Ära der TLF 8/8 bekam der<br />

Löschzug nach dem kurzen Gastspiel<br />

eines LF 16 TS ein neues (gebrauchtes)<br />

Fahrzeug. An der Hauptwache ging das<br />

neue LF 16/12 in Dienst und der Vorgänger,<br />

ein LF 16 Baujahr 1980 (Mercedes<br />

Benz mit Metz-Aufbau), kam nach <strong>Horneburg</strong>.<br />

Mit diesem Fahrzeug bekam der<br />

Löschzug erstmals einen hydraulischen<br />

Rettungssatz mit Schere und Spreizer für<br />

schwere Verkehrsunfälle.<br />

2005 wurde das LF 16 durch das noch<br />

heute im Dienst befindliche LF 10/6<br />

abgelöst. Auch mit dem neuen LF 10/6<br />

kommt neue Technik in den Zug, unter<br />

anderem mit 1000-l-Wasservorrat, neuen<br />

Handfunkgeräten und den neuen Hohlstrahlrohren<br />

stellt auch dieses Fahrzeug<br />

wieder neue Anforderungen an die<br />

<strong>Feuerwehr</strong>kameraden.<br />

Auch wenn keine großen Umbauten in<br />

den 1990er Jahren mehr anstanden, ist<br />

es mit einem Gerätehaus nicht viel<br />

anders als mit einem Wohnhaus: „Es gibt<br />

immer was zu tun“. So wurden 1999<br />

Schulungsraum und Küche von Ernst<br />

Hoppe und Klaus Peveling komplett<br />

renoviert. Aber auch bei der <strong>Feuerwehr</strong><br />

ist es manchmal wie in jedem anderen<br />

Verein. Meistens sind es immer dieselben<br />

die solche Arbeiten übernehmen. 1998<br />

bediente sich deshalb die Löschzugführung,<br />

Wilhelm Müschenborn und<br />

Ernst Hoppe, einer List. Sie wetteten dass<br />

die jungen Anwärter und <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

es nicht schaffen würden, selbstständig<br />

die Fahrzeughalle neu anzustreichen.<br />

Zwar verlor die Zugführung das 50-l-Fass<br />

Bier, dafür war die Fahrzeughalle frisch<br />

gestrichen.<br />

Mit dem neuen Jahrtausend wurde der<br />

Platzmangel im Gerätehaus immer extremer.<br />

Zwar war zum 90-jährigen Bestehen<br />

von der Politik ein neues Gerätehaus<br />

versprochen worden, die Realisierung<br />

sollte, wie wir wissen, jedoch noch fast<br />

10 Jahre dauern. Als erste Abhilfe bekam<br />

der Löschzug 2001 eine Doppelgarage<br />

hinter dem Schulgebäude, um die alte<br />

Spritze und diverses Gerät unterzustellen.<br />

Zurzeit ist die Jugendfeuerwehr noch<br />

zusätzlich mit ihren Geräten, Helmen<br />

und Jaken auf die Garage angewiesen.<br />

Am 27. November 2002 wurde die <strong>Feuerwehr</strong><br />

Datteln auf die Kreisleitstelle auf-<br />

43


44<br />

Mitte und rechts: Der Vito<br />

komplettiert als MTF den<br />

Fahrzeugbestand. Durch<br />

eine Zusatzbeladung<br />

wird er bei Sturm-<br />

und Hochwasserlagen<br />

auch zu einem<br />

(fast) vollwertigen<br />

Einsatzfahrzeug.<br />

Links und rechts: Ein LF 16 (Baujahr<br />

1980 (Mercedes Benz mit Metz-Aufbau),<br />

kam in den 1990er Jahren ins Gerätehaus<br />

an der Magdalenenstraße. Mit diesem<br />

Fahrzeug bekam der Löschzug erstmals<br />

einen hydraulischen Rettungssatz<br />

mit Schere und Spreizer für schwere<br />

Verkehrsunfälle.<br />

Links und Mitte: Das Innenleben<br />

des LF 10/6.


geschaltet, gleichzeitig wurden die analogen<br />

Funkmelder durch digitale Funkmelder<br />

ersetzt. 2003 und 2005 geht der<br />

Löschzug online, erst die Homepage der<br />

Jugendfeuerwehr später dann die Homepage<br />

des Löschzuges (www.<strong>Feuerwehr</strong>-<br />

<strong>Horneburg</strong>.de und www.Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de).<br />

Hier können sich<br />

die <strong>Feuerwehr</strong>kameraden und interessierte<br />

Bürger über Termine, Neuheiten<br />

und <strong>Feuerwehr</strong>techniken auf dem Laufenden<br />

halten.<br />

Im Jahr 2004 wurde endlich eine vernünftige<br />

Lösung für ein Problem gefunden,<br />

das schon bei den Revisionen der<br />

1930er Jahren erkannt worden war. Ein<br />

Türöffnungssystem mit elektronischem<br />

Schlüssel sorgt seit diesem Zeitpunkt<br />

dafür, dass jedes <strong>Feuerwehr</strong>mitglied<br />

jederzeit ins Gerätehaus kommt und<br />

nicht erst einen der deponierten Schlüssel<br />

abholen muss.<br />

Am 18. September 2008 war es endlich<br />

so weit. Nach langen Verhandlungen mit<br />

der Stadt und endlosen Diskussionen<br />

über Standorte und Ausstattungen kam es<br />

zum ersten Spatenstich für den Neubau<br />

der Fahrzeughalle als erster Bauabschnitt<br />

zur Erweiterung des Gerätehauses. Wie<br />

schon erwähnt ergeben sich hier viele<br />

Parallelen zum Goldjubiläum 1959. Für<br />

die Fahrzeughalle mit vier Stellplätzen<br />

für Großfahrzeuge mit Heizzentrale,<br />

Hausanschlussraum und Technikraum<br />

veranschlagt die Stadt eine Summe von<br />

250.000 Euro. Die Heizung und Technik<br />

ist so gebaut, dass später das gesamte<br />

Gerätehaus von der neuen Anlage versorgt<br />

werden kann. Im März <strong>2009</strong> war<br />

der Bauabschnitt abgeschlossen. Mit<br />

dem Tag der <strong>Feuerwehr</strong> am 28. März<br />

<strong>2009</strong> wurde die Fahrzeughalle ihrer<br />

Bestimmung übergeben. Im zweiten Bauabschnitt<br />

wird mit dem Sozialtrakt für<br />

die Herren die Verbindung von Fahrzeughalle<br />

und dem Altbestand des<br />

Gerätehauses mit Haupteingangsbereich<br />

geschaffen. Gleichzeitig soll mit dem<br />

dritten Bauabschnitt der Umbau des Altbaus<br />

zum Schulungsraum, Damensozialtrakt,<br />

Küche und Jugendfeuerwehrraum<br />

gestartet werden. Für diese Bauabschnitte<br />

kalkuliert die Stadt in Summe 500.000<br />

Euro. Aus Kostengründen wurden beide<br />

Bauabschnitte zusammengefasst, der<br />

Baubeginn soll im Herbst <strong>2009</strong> erfolgen.<br />

So jedenfalls der letzte Stand vor Drucklegung<br />

dieser Festschrift.<br />

Abschließend ist zu sagen, dass die<br />

Technik und Dimensionen von Fahrzeugen,<br />

Geräten und Gerätehäuser auch in<br />

Zukunft sich immer weiter zum Wohle<br />

der Bürger entwickeln werden. Was<br />

nicht nur zur stetigen Verbesserung bei<br />

Rettungs- und Brandeinsätzen führt, sondern<br />

auch mittlerweile extreme<br />

Ansprüche an Ausbildung und Übungspraxis<br />

an die Mitglieder des Löschzuges<br />

stellt. Damit die Bürger auch in Zukunft<br />

auf ihre <strong>Feuerwehr</strong> vertrauen können.<br />

Quellen: <strong>Festzeitschrift</strong> 50 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> 1959, <strong>Festzeitschrift</strong> 75 Jahre Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1985, <strong>Festzeitschrift</strong><br />

70 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1979,<br />

<strong>Festzeitschrift</strong> Bürgerschützenverein <strong>Horneburg</strong><br />

1999, <strong>Feuerwehr</strong>-Archiv der Stadt Datteln, Dorfarchiv<br />

<strong>Horneburg</strong>, Chronik <strong>Horneburg</strong> (Archiv der<br />

Stadt Datteln), Vestisches Archiv Recklinghausen,<br />

Katasteramt Kreis Recklinghausen, Handbuch<br />

„Löschen und Retten“ von Fritz Hoenig 1894, Artikel<br />

der Dattelner Morgenpost und der WAZ<br />

45


46<br />

1934: SELTSAM GEFEIERT<br />

Die Jubiläen des Löschzugs <strong>Horneburg</strong><br />

wurden in den vergangenen Jahrzehnten<br />

immer mehr oder wenig groß begangen.<br />

Auf die Feier zum 25-jährigen Bestehen<br />

wirft im folgenden Beitrag Wilhelm<br />

Müschenborn ein Schlaglicht.<br />

Ob diese Art, ein Jubiläum zu feiern,<br />

heute noch bei den Löschzugmitgliedern<br />

Anklang finden würde?<br />

Als Wehrführer Hugo Kaufhold, Chef der<br />

am 15. Februar 1934 gebildeten Amtswehr<br />

Waltrop (Löschzug I Waltrop,<br />

Löschzug II Henrichenburg, Löschzug III<br />

<strong>Horneburg</strong>, Löschzug IV Zechenfeuerwehr<br />

Waltrop), mit Datum vom 14. Juni<br />

1934 zur Feier des 25-jährigen Bestehen<br />

der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> am Samstag,<br />

23., und Sonntag, 24. Juni 1934 in <strong>Horneburg</strong><br />

einlud, kündigte er den Festgästen<br />

als Programmauftakt eine Übung<br />

des Löschzugs III mit „Fußexerzieren,<br />

Sturmangriff und Parademarsch“ an.<br />

Dieser Festbestandteil hatte sogar ein<br />

Nachspiel. Denn Kreiswehrführer Birkenfeld<br />

(Marl) nahm die Geburtstagsfeier<br />

zum Anlass, eine „Besichtigung des<br />

Löschzuges <strong>Horneburg</strong>“ vorzunehmen.<br />

Sein schriftlicher Bericht hielt fest:<br />

„Wenn der Fußdienst, namentlich bei<br />

den Wendungen, zu wünschen übrig<br />

ließ, so war die Übung der Steigeabteilung<br />

einwandfrei. Der Sturmangriff<br />

wurde zur Zufriedenheit ausgeführt; 3<br />

Minuten nach dem Signal wurde Wasser<br />

gegeben.“ Auf Grundlage dieses Fazits<br />

wies der Landrat den Amtsbürgermeister<br />

am 17. Juli 1934 an, die Mängel zu<br />

beheben. Worauf dieser am 9. August<br />

1934 in einem Antwortschreiben versicherte:<br />

„Die Behebung der Mängel ist in<br />

Angriff genommen. Der Wehrführer wird<br />

sein Augenmerk auf den Fußdienst des<br />

Löschzuges <strong>Horneburg</strong> richten.“<br />

Vielleicht hätte der Fußdienst zu einem<br />

späteren Zeitpunkt überprüft werden sollen.<br />

Jedenfalls hält der Bericht des Kreiswehrführers<br />

zum Übungsende fest:<br />

„Nach einem exakten Vorbeimarsch ging<br />

es zum Vereinslokal.“ Dort wird der erste<br />

Festtag feuchtfröhlich ausgeklungen sein.<br />

Sonntags gab es folgende Programmpunkte:<br />

9.30 Uhr Kirchgang, anschließend<br />

bis 13 Uhr Konzert im Vereinshaus,<br />

15.30 Uhr Antreten der Wehr am<br />

<strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus, Fußexerzieren,<br />

Umzug durch die Gemeinde mit sämtlichen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>geräten, Ehrung der Jubilare,<br />

Konzert im Vereinshaus, 20 Uhr<br />

Ball.<br />

Ob das Fußexerzieren nach ersten Festtag<br />

und Frühschoppen beim Antreten am<br />

Sonntag besser klappte, ist heute nicht<br />

mehr überliefert.<br />

Ob es bei der Feier des 20-jährigen<br />

Bestehens ähnlich militärisch zuging, ist<br />

ebenfalls nicht bekannt. Die Festschrift<br />

zum 50-Jährigen erinnerte an dieses Fest<br />

nur kurz und knapp: „Das 20-jährige<br />

Bestehen wurde am 9. Mai 1929 im Vereinslokal<br />

gefeiert.“<br />

Größer wurde das 50-jährige Bestehen<br />

begangen. Für die Jubelfeier am 29., 30.


und 31. August 1959 wurde ein 1.000<br />

Quadratmeter großes Zelt auf dem<br />

Schulhof errichtet. Verbunden waren die<br />

Festlichkeiten mit dem Kreisverbandstag.<br />

Wie und was noch in den vergangenen<br />

Die <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> im Jahr 1927<br />

Obere Reihe v. l. (stehend): Wilhelm Plöger, Hubert Hoppmann, Wilhelm Sindern, Josef Berens,<br />

Rudolf Paul, Wilhelm Borsch, Josef Brüning, Heinrich Hubbert, Jakob Kalb, Theo Saarmann.<br />

Zweite Reihe v. l. (stehend): Friedrich Berens, Bernhard Saarmann, Clemens Lücke, Karl Teigeler,<br />

Heinrich Dirks, Heinrich Teigeler, Richard Zimmermann, Wilhelm Benke, Franz Elfert, Fritz Bergfort,<br />

Wilhelm Peveling, Adolf Peveling.<br />

Dritte Reihe v. l. (sitzend): Albert Pühs, August Lucas, Michael Michalak, Franz Wegmann, Franz Fleitmann, Wilhelm Elfert,<br />

Josef Lettmann, August Müller, Heinrich Dirks.<br />

Vorne v. l. (liegend/sitzend): unbekannt, Gustav Dirks, unbekannt.<br />

Jahrzehnten gefeiert wurde, das stellen<br />

die weiteren Beiträge dieser <strong>Festzeitschrift</strong><br />

dar.<br />

Quelle: <strong>Feuerwehr</strong>-Archiv der Stadt Datteln<br />

47


48<br />

1959-1984: VOM AMT ZUR STADT<br />

Der Zeitraum zwischen dem 50-jährigen<br />

Bestehen im Jahr 1959 und dem 75jährigen<br />

Bestehen im Jahr 1984 ist<br />

geprägt von einer Aufbruchstimmung<br />

durch das neue Gerätehaus und eine<br />

stetige Verbesserung der Ausrüstung,<br />

aber vor allen durch die kommunale<br />

Neugliederung, die Auflösung des Amtsverbandes<br />

und den Anschluss an die<br />

Dattelner Wehr. Wilhelm Müschenborn<br />

fasst den Gang der Dinge im Folgenden<br />

zusammen.<br />

Die <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> beging ihr 50jähriges<br />

Bestehen in einem großen Rahmen.<br />

Für die dreitägige Jubelfeier am<br />

29., 30. und 31. August 1959 wurde ein<br />

1.000 Quadratmeter großes Zelt auf dem<br />

Schulhof errichtet. Es gab auch allen<br />

Grund zu feiern. Neben dem neuen<br />

Gerätehaus auf dem Schulhof erhielt die<br />

Wehr zum ersten Mal ein motorisiertes<br />

Löschfahrzeug, ein TLF 8 (siehe Artikel<br />

„1906: Erfolgreiche Spurensuche“).<br />

Während des dreitägigen Festes wurde<br />

gleichzeitig der Kreisverbandstag „in<br />

unserem kleinen <strong>Horneburg</strong>“ angehalten,<br />

wie der damalige Schriftführer im Protokollbuch<br />

offensichtlich voller stolz vermerkt<br />

hat.<br />

Vor den Jubiläumsfeierlichkeiten, die am<br />

29. August 1959 mit der Einweihung des<br />

Gerätehauses begannen, hatten die<br />

Kameraden am 28. April das alte Gerätehaus<br />

„feierlich“ – so heißt es ausdrücklich<br />

im Protokoll – abgebrochen. 20<br />

Wehrmänner sowie insbesondere Altersmitglied<br />

und Mitbegründer Fritz Bergfort<br />

sollen sich „mit sichtlicher Freude“<br />

daran beteiligt haben. Am 13. Mai 1959<br />

wurde der Grundstein – versehen unter<br />

anderem mit einem Bild der Jubelwehr –<br />

gelegt, am 25. Mai 1959 wurde das


Links: Der feierliche „Abbruch“<br />

des alten Gerätehauses.<br />

Rechts: Das Gerätehaus 1959 im<br />

Rohbau.<br />

Richtfest gefeiert. Leider währte die Freude<br />

über das beim Jubiläum zur Verfügung<br />

gestellte motorisierte Fahrzeug bei<br />

den Kameraden des <strong>Horneburg</strong>er Löschzuges<br />

nicht lange. Es sei inzwischen wieder<br />

abgeholt worden, muss Oberbrandmeister<br />

Leo Balan in seinem Jahresbericht<br />

auf der Generalversammlung am<br />

18. Februar 1962 berichten. Es hatte sich<br />

um ein Fahrzeug des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

gehandelt und war nur<br />

leihweise an die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden<br />

gegangen. So wurde 1961 die<br />

Abschlussübung des Amtes abgesagt,<br />

denn neben <strong>Horneburg</strong> verfügte auch<br />

Henrichenburg über kein Fahrzeug. Für<br />

Amtswehrführer Heinrich Geismann war<br />

damit der planmäßige Ablauf der Übung<br />

in Frage gestellt.<br />

Ein neues Löschfahrzeug für die Kameraden<br />

aus der Schlossgemeinde war aber<br />

mittlerweile in Bestellung. Es traf am 10.<br />

Dezember 1962 in <strong>Horneburg</strong> ein und<br />

„wurde am 21. Dezember 1962 von der<br />

Wehr gebührend eingeweiht", wie im<br />

Protokoll der Generalversammlung von<br />

1963 zu lesen ist.<br />

Im Rahmen des Amtsverbandes pflegte<br />

<strong>Horneburg</strong> zu den Nachbarwehren in<br />

Waltrop und Henrichenburg enge<br />

freund schaftliche Beziehungen. Gemeinsame<br />

Einsätze schweißten zusammen.<br />

Bei einem Hochwassereinsatz vom 15.<br />

bis 18. Juli 1965, war der Löschzug<br />

mehr als 55 Stunden im Einsatz.<br />

Zwei Jahre später ergab sich ein Wechsel<br />

an der Spitze der Wehr. Brandmeister<br />

Brüning verstarb am 16. Oktober 1967.<br />

Franz-Josef Bergfort folgte als stellvertretender<br />

Löschzugführer nach.<br />

Auch das 60-jährige Bestehen im Jahre<br />

1969 wollten die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke<br />

in einem ansprechenden Rahmen feiern.<br />

Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist die<br />

49


50<br />

kurze Vorbereitungszeit. Am 12. Januar<br />

1969 fand die erste Besprechung statt,<br />

das Fest ging am 26. und 27. April auf<br />

dem Gelände des Schlosses <strong>Horneburg</strong><br />

über die Bühne. Zum ersten Male wurde<br />

dabei die Wasserorgel der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> Datteln in <strong>Horneburg</strong> aufgebaut.<br />

So schwierig sich die Aufbauarbeiten<br />

auf dem Schlossteich gestalteten, so<br />

groß war der Erfolg dieser Darbietung.<br />

Kameraden der Dattelner Wehr damals:<br />

,,Eine bessere Kulisse für unsere Wasserorgel<br />

haben wir noch nicht gefunden.“<br />

Wegen der Termine im April hatten die<br />

<strong>Horneburg</strong>er Blauröcke bis zuletzt um<br />

das Wetter und das Gelingen des Festes<br />

gebangt. Noch zwei Wochen vorher sah<br />

WICHTIGE VERÄNDERUNGEN<br />

Mit dem Aufbau der Wasserorgel durch<br />

die Dattelner Wehr für die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Kameraden begann bereits 1969 eine<br />

Zusammenarbeit, die nach der Eingemeindung<br />

der Schlossgemeinde durch<br />

Datteln ab 1975 eine neue Dimension<br />

gewann. Die letzte Abschlussübung der<br />

Wehren von <strong>Horneburg</strong>, Henrichenburg<br />

und Waltrop im Rahmen der Amtswehr<br />

fand am 12. Oktober 1974 statt. An diesem<br />

Samstagnachmittag wurde auf dem<br />

Gelände der Firma Wesselbaum und<br />

Tübbing in Waltrop geübt. Zur letzten<br />

Generalversammlung traf sich der Amtsverband<br />

am 14. Dezember 1974.<br />

Mit der Auflösung des Amtsverbandes<br />

und dem Anschluss an die Dattelner<br />

Wehr im Rahmen der kommunalen<br />

Neugliederung gab es eine wichtige Veränderung<br />

an der Löschzugspitze. Josef<br />

Hölter übernahm am 8. Dezember 1974<br />

es schlecht aus. Aus dem „Jubiläums-<br />

Sonderbericht“ des damaligen stellvertretenden<br />

Brandmeisters Bergfort ist folgendes<br />

Zitat entnommen: „Samstagmorgen,<br />

den 12. April 1969, 6 Uhr (14 Tage vor<br />

dem Fest), Wetterlage zwei Grad Celsius,<br />

fünf Zentimeter Schnee.“ Trotz dieser<br />

schlechten Aussichten ließen sich die<br />

Kameraden nicht abhalten, und die Vorbereitungen<br />

liefen an. Die Optimisten<br />

unter den <strong>Feuerwehr</strong>männern sollten<br />

recht behalten. Pünktlich schlug das<br />

Wetter um, und das Fest wurde zu einem<br />

großen Erfolg. Vielleicht der Auslöser<br />

dafür, dass 1974 auch das 65-jährige<br />

Bestehen gefeiert wurde, und zwar in der<br />

Rosenhalle der Baumschulen Wegmann.<br />

von Leo Balan das Amt des Wehrführers.<br />

Er hatte bereits 1971 in Münster die<br />

Brandmeisterprüfung abgelegt und 1972<br />

das Amt des stellvertretenden Löschzugführers<br />

übernommen.<br />

Die Integration in die Dattelner Wehr<br />

war sicherlich keine einfache Aufgabe.<br />

Doch der Dattelner Wehrführer Walter<br />

Schmidt meisterte dieses Problem<br />

in Zusammenarbeit mit Josef Hölter und<br />

Bemhard Bußmann, der 1977 Löschzugführer<br />

wurde (1974 hatte Bernhard Bußmann<br />

die Brandmeisterprüfung abgelegt).<br />

Die Beziehung zur Dattelner Wehr<br />

wurde auf sachliche und kameradschaftliche<br />

Art und Weise gestaltet. Besonders<br />

dem persönlichen Engagement von Walter<br />

Schmidt war es nach Einschätzung<br />

vieler wohl zu verdanken, dass die <strong>Horneburg</strong>er<br />

ihr anfängliches Misstrauen


Rechts: Wahrscheinlich bei der<br />

Gerätehauseinweihung 1959<br />

entstand dieses Bild.<br />

gegen den neuen, allzu großen Partner<br />

überwanden. Ernst Hoppe stand Bernhard<br />

Bußmann nach dessen Berufung<br />

zum Löschzugführer als Stellvertreter zur<br />

Seite.<br />

Bein den gemeinsamen Vorbereitungen<br />

für das Fest zum 70-jährigen Bestehen<br />

im Jahre 1979 rückten die Kameraden<br />

eng zusammen. „Wir haben alle an<br />

einem Strang gezogen“, fiel eine spätere<br />

Bilanz aus. Die Ausgangssituation war<br />

ähnlich wie beim Jubiläum 1969. Bis<br />

zuletzt mussten die Kameraden um das<br />

Gelingen der Feierlichkeiten am 23. und<br />

24. Juni, die unter freiem Himmel auf<br />

dem Schulhof durchgeführt wurden, bangen.<br />

Der Juni zeigte sich noch in der<br />

Nacht vor dem Festauftakt von seiner<br />

nassesten Seite. Doch einen Tag später<br />

spielten Wetter und <strong>Horneburg</strong>er mit.<br />

Zwischen Bierständen auf dem Schulhof,<br />

im Gerätehaus und vor der neben der.<br />

Turnhalle aufgebauten Wasserorgel<br />

drängten sich die Besucher scharenweise.<br />

Selbst ein leicht verregneter Frühschoppen<br />

konnte den überwältigenden<br />

Erfolg der Veranstaltung nicht schmälern.<br />

Dass die <strong>Horneburg</strong>er Blauröcke ihren<br />

runden 75. Geburtstag nicht fünf Jahre<br />

später im Jahre 1984 feierten, lag an<br />

einem Jahrhundertereignis für das Dorf.<br />

Das Schloss blickte auf eine 600-jährige<br />

Geschichte zurück. Die Kameraden der<br />

<strong>Feuerwehr</strong> beteiligten sich an den Vorbe-<br />

Links: Vom Festumzug<br />

1959 sind nur wenige<br />

Fotos erhalten.<br />

51


eitungen zur Festwoche vom 28. Juli bis<br />

zum 4. August 1984 und an deren<br />

Durchführung in mehrfacher Hinsicht.<br />

So fassten sie einhellig den Beschluss,<br />

ihre eigene Jubiläumsfeier um ein Jahr zu<br />

verschieben.<br />

Vor der Geburtstagsfeier ergab sich ein<br />

Wechsel an der Löschzugspitze. In der<br />

Generalversammlung am 16. März 1985<br />

nahm Leo Balan, Sohn des langjährigen<br />

Wehrführers gleichen Namens. die<br />

Löschzugführung von Bernhard Bußmann.<br />

Mit Elan trat Leo Balan sein Amt<br />

an. So konnte er in Zusammenarbeit mit<br />

allen Kameraden einen lang gehegten<br />

Wunsch realisieren. In Eigenleistung<br />

renovierten die Kameraden das Gerätehaus<br />

an der Magdalenenstraße. Mit<br />

einem Durchbruch wurde eine benachbarte<br />

Garage, ein Rest des Gerätehauses<br />

bis 1959, erschlossen. Zunächst standen<br />

dort Spinde für die Unterbringung der<br />

persönlichen Ausrüstung, später wurde<br />

daraus die heutige Küche. Neue sanitäre<br />

Rechts: Nach erfolgreichem<br />

Jubelfest Lächeln für den Fotografen<br />

am 26. Mai 1969 vor dem Gerätehaus.<br />

Sitzend (v. l.): Eugen Schwalvenberg,<br />

Leo Balan sen., Franz-Josef Bergfort,<br />

Ernst Hoppe sen.;<br />

erste Reihe stehend: Albert Reckwerth,<br />

Egon Kalb, Josef Hölter, Winfried Kalb,<br />

Leo Balan jun., Johannes Hoppe; zweite<br />

Reihe stehend: Bernhard Bußmann,<br />

Paul Breuckmann, Johannes Bergfort,<br />

Ernst Hoppe jun., Eberhard Holöchter;<br />

52<br />

dritte Reihe stehend: Berthold Kottke,<br />

Werner Schwick, Wilhelm Holöchter,<br />

Reinhard Hoppe, Werner Küper,<br />

Klemens Lücke.<br />

Einrichtungen verbesserten die Nutzungsmöglichkeiten<br />

des Gerätehauses<br />

für die <strong>Feuerwehr</strong>kamera-den. Mit Franz-<br />

Josef Lettmann und Wilhelm Breuckmann,<br />

die nicht nur ihr Fachwissen für<br />

die Bauarbeiten einbrachten, sondern<br />

tatkräftig mitarbeiteteten, rückten zwei<br />

<strong>Horneburg</strong>er Bürger ganz selbstverständlich<br />

für die Zeit des Umbaus in die Reihen<br />

der Kameraden ein.<br />

Quellen: Dorfarchiv <strong>Horneburg</strong>. <strong>Festzeitschrift</strong><br />

50 Jahre Freiweillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1959,<br />

<strong>Festzeitschrift</strong> 75 Jahre Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> 1985, <strong>Festzeitschrift</strong> 70 Jahre Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> 1979, <strong>Festzeitschrift</strong> 100 Jahre<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Henrichenburg 2008


Das Jubiläumsfoto 1979<br />

Links und rechts:<br />

Beim Jubiläumsfest<br />

1979 gab es eine Fahrzeugschau<br />

auf dem<br />

Schulhof. Besondere<br />

Attraktion: Die Drehleiter<br />

aus Datteln.<br />

Oben stehend v. l.: Jochen Schultz, Heinz Klauke, Franz Beckmann, Wilhelm Schulte,<br />

Manfred Lahme, Eberhard Holöchter.<br />

Mitte stehend v. l.: Heinz-Egon Kalb, Michael Zühr, Ludger Holöchter, Wilhelm Müschenborn,<br />

Thomas Michalak, Ludger Formanowicz, Werner Schwick, Peter Neumann, Heiner Reckwerth,<br />

Heribert Eick, Norbert Zöllner, Klemens Lücke, Albert Reckwerth, Leo Balan jun.,<br />

Werner Schwick, Wilfried Kalb.<br />

Sitzend v. l.: Josef Behler, Wilhelm Holöchter, Ernst Hoppe jun., Bernhard Bußmann,<br />

Leo Balan sen., Ernst Hoppe sen.<br />

53


Mitte: Ludger Schollas,<br />

Löschzugführer 2002-<strong>2009</strong>.<br />

Rechts: Frank Fischer,<br />

Löschzugführer seit Februar <strong>2009</strong>.<br />

54<br />

Links: Josef Hölter,<br />

Löschzugführer 1974-1977.<br />

Rechts: Bernhard Bußmann,<br />

Löschzugführer 1977-1985.<br />

Links: Leo Balan,<br />

Löschzugführer 1985-1993.<br />

Mitte: Wilhelm Müschenborn,<br />

Löschzugführer 1993-2002.


Im Januar 1986 zerstörte ein Brand das landwirtschaftliche Anwesen Möller in Meckinghoven.<br />

1985-<strong>2009</strong>: VIELES BEWEGT<br />

Einen Überblick über die jüngere<br />

Geschichte des Löschzugs <strong>Horneburg</strong><br />

zwischen den Jahren 1985 und <strong>2009</strong><br />

gibt Wilhelm Schulte.<br />

Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> hat<br />

ihre Geschichte und die Entwicklung des<br />

Brandschutzes in <strong>Horneburg</strong> – wie es<br />

sich gehört – in den vergangenen Jahren<br />

aufgezeichnet und damit für die Gegenwart<br />

bewahrt, was in der Vergangenheit<br />

von Bedeutung war.<br />

Der Anlass für diese Chroniken in der<br />

ehemaligen selbständigen Gemeinde<br />

<strong>Horneburg</strong>, die ab 1975 ein Ortsteil der<br />

Stadt Datteln wurde, war immer der gleiche.<br />

Vereinsjubiläen bewirkten, dass<br />

man sich der eigenen Wurzeln bewusst<br />

wurde und dafür sorgte, dass die Entwicklungen<br />

der vergangenen Jahrzehnte<br />

schriftlich festgehalten wurden. Dies war<br />

bei der Feier vom 29. bis 31. August<br />

1959 so, als man den 50. Geburtstag<br />

beging. An drei Tagen feierte das Dorf<br />

<strong>Horneburg</strong> seine <strong>Feuerwehr</strong> und die <strong>Feuerwehr</strong><br />

sich selber. Ähnlich wie bei den<br />

großen Schützenfesten jener Zeit versuchte<br />

man beim Jubiläumsfestabend am<br />

Samstag, dem großen <strong>Feuerwehr</strong>ball und<br />

dem großen <strong>Feuerwehr</strong>- und Bürgerball<br />

am Sonntag und Montag, die Veranstaltungen<br />

zu Erfolgen zu machen und alles<br />

was Rang und Namen hatte und die<br />

Bevölkerung <strong>Horneburg</strong>s auf die Beine<br />

zu bringen. Aus diesem Anlass heraus<br />

entstand die erste Festschrift, die damals<br />

noch auf die zwischenzeitlich verloren<br />

gegangenen Originalunterlagen aus den<br />

Gründungstagen zurückgreifen konnte.<br />

Genau so war es 25 Jahre später zum<br />

75-jährigen Jubiläum, das allerdings nur<br />

an zwei Tagen gefeiert wurde, am 17.<br />

55


56<br />

Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> 1985, als er das 75-jährige Bestehen „nachfeierte“.<br />

und 18. August 1985. Auch hier war es<br />

das erklärte Ziel, ein rauschendes Fest<br />

zu organisieren. Ein Fest von dem man<br />

noch lange reden und an das man sich<br />

erinnern sollte. Vor allen Dingen an die<br />

harten Wochen und Monate der intensiven<br />

Vorbereitungsarbeiten. Dies konnte<br />

gelingen, weil man sicher war, dass der<br />

eigene Stadtteil, vor allen Dingen aber<br />

auch die Angehörigen der Nachbarfeuerwehren<br />

durch zahlreichen Besuch den<br />

Erfolg eines Jubiläumsfestes garantierten.<br />

Ob das auch <strong>2009</strong> zum 100-Jährigen so<br />

sein wird, darüber wird nach den Veranstaltungen<br />

Bilanz zu ziehen sein.<br />

Begeben wir uns gemeinsam in das Jahr<br />

1985. Die Dorfgemeinschaft hatte 1984<br />

das Jahrhundertfest vorbereitet und 600<br />

Jahre Schloss <strong>Horneburg</strong> gefeiert. Eine<br />

rauschende Festwoche mit unterschiedlichen<br />

Veranstaltungen. Die <strong>Feuerwehr</strong><br />

mischte sowohl bei den Vorbereitungen<br />

als auch bei dem Fest tatkräftig mit. Der<br />

Löschzug hatte zu Beginn des Jahres<br />

1985 30 aktive und 10 passive Mitglieder<br />

(Alters- oder Ehrenabteilung). Die<br />

Übungen wurden monatlich durchgeführt<br />

und man war stolz darauf, dass ca.<br />

71 Prozent der aktiven Mitglieder regelmäßig<br />

teilnahmen. Mit der Wahl Leo<br />

Balans zum Löschzugführer in der Jahreshauptversammlung<br />

am 16. März<br />

1985, der Bernhard Bußmann (seit 1977)<br />

ablöste, sollte eine lebendige Phase mit<br />

vielen Veränderungen eingeleitet wer-


den. Zunächst wurde der monatliche<br />

Übungsabend vom Mittwoch auf den<br />

Dienstag verlegt. Eine heftige Diskussion<br />

entbrannte über die Zahl der Übungsabende.<br />

Im Verlauf der Jahreshauptversammlung<br />

1986 machte Stadtbrandmeister<br />

Rudolf Köster darauf aufmerksam,<br />

EINE FÜLLE VON EINSÄTZEN<br />

Das Jahr 1986, welches mit einem<br />

schwierigen Einsatz auf dem Bauernhof<br />

Möller-Luthe in Meckinghoven begann,<br />

als am 27. Januar 1986 bei Eiseskälte die<br />

Wirtschaftsgebäude und das Wohnhaus<br />

ein Opfer der Flammen wurde, hatte mit<br />

einem ersten großen Brand seinen Eintrag<br />

in die Chronik gefunden. Eine Fülle<br />

weiterer Einsätze in den Folgejahren<br />

stellte die Mitglieder der <strong>Feuerwehr</strong> vor<br />

immer wieder neue Aufgaben. Ob es<br />

der bleibende Eindruck viele Brände war,<br />

die stetig steigenden Anforderungen bei<br />

Verkehrsunfällen, technischen Hilfeleistungen<br />

oder die schlichte Einsicht aller<br />

aktiven Kameraden, dass die technischen<br />

Anforderungen auch eine bessere,<br />

umfassendere Ausbildung forderten, ist<br />

unklar. Fest steht: in der Jahreshauptversammlung<br />

1987 konnte Rudolf Köster,<br />

der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong>chef, befriedigt<br />

feststellen, dass auch der gelegentlich<br />

etwas störrische Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />

endlich den zweiten Übungsabend eingeführt<br />

hatte. Die Protokollbücher halten<br />

fest: „bei einer Gegenstimme und einer<br />

Enthaltung“.<br />

Auch 1987 zeigt die Statistik, wie notwendig<br />

die Intensivierung des Übungsbetriebes<br />

und der Ausbildung waren. Die<br />

folgende Aufzählung hält fest, wie<br />

dass der <strong>Horneburg</strong>er Löschzug mittlerweile<br />

der letzte im Kreis Recklinghausen<br />

sei, der nur einmal im Monat zusammen<br />

käme. Einstimmig wurde dennoch die<br />

Einführung einer zweiten Übungseinheit<br />

abgelehnt. Doch das sollte sich sehr bald<br />

ändern.<br />

unterschiedlich die Anforderungen auch<br />

bei einem so kleinen „Dorflöschzug“<br />

sein können und wie gut die politisch<br />

Verantwortlichen daran tun, für eine ausreichende<br />

Ausrüstung ihrer <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

zu sorgen.<br />

2. Jan. 1987 Hochwasser bei<br />

Bergfort, <strong>Horneburg</strong>er<br />

Straße<br />

16. Feb. Scheunenbrand bei<br />

Dieckmann<br />

07. April Waldbrand in der<br />

Haard<br />

12. April Schuppenbrand in der<br />

Kreisgärtnerei<br />

16. April Brand bei Bauer Aulke<br />

in Pelkum<br />

26. April Waldbrand in der<br />

Haard<br />

4. Mai Wohnhausbrand<br />

Rummeld,<br />

<strong>Horneburg</strong>er Str. 4<br />

17. Aug. Fehlalarm<br />

Flugzeugabsturz bei<br />

Pathe<br />

4. Sept. Großeinsatz<br />

Verkehrsunfall eines<br />

Transporters,<br />

<strong>Horneburg</strong>er Str. 6<br />

18. Dez. Hochwassereinsatz<br />

bei Ritter<br />

57


58<br />

Jeder dieser Einsätze hatte seine eigene<br />

Geschichte. Verweilen wir als Beispiel<br />

bei dem Datum 4. September 1987.<br />

Zu dem Verkehrsunfall berichtete die<br />

Dattelner Morgenpost: „Nicht auszudenken<br />

was passiert wäre, wenn der Laster,<br />

der am vergangenen Freitag in <strong>Horneburg</strong><br />

einen schweren Verkehrsunfall verursachte,<br />

hochexplosive Stoffe geladen<br />

hätte. Ein zweites Herborn hätte sich<br />

leicht ereignen können. Wie gut, dass<br />

der Lkw, der aus Lohne kam und über<br />

Oer-Erkenschwick nach Portugal fahren<br />

wollte, nur mit Rinderhälften beladen<br />

war.“<br />

Viele Stunden lang bargen die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

die Fracht unter oft abenteuerlichen<br />

Bedingungen und unter Aufsicht<br />

des Zolls und eines Veterinärs, um dabei<br />

mitzuhelfen, dass die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Straße geräumt werden konnte. Viel<br />

wichtiger: Nur einem glücklichen<br />

Umstand war es zu verdanken, dass der<br />

LKW, der seitlich gekippt war, wie auf<br />

einem Schlitten auf zwei parkenden<br />

Autos liegend, an den beiden Wohnhäusern<br />

vorbeischlidderte und keine Toten<br />

zu beklagen waren.<br />

Endlich konnte im Kalenderjahr 1987,<br />

nach Herstellung der Außenanlagen, der<br />

Erweiterungsbau am <strong>Feuerwehr</strong>haus um<br />

eine Fahrzeughalle ergänzt werden. Dies<br />

geschah gleichzeitig mit der Überstellung<br />

eines neuen Löschfahrzeugs (LF8).<br />

Mit Stolz stellten die <strong>Feuerwehr</strong>leute fest,<br />

dass Sie ab dem II. Halbjahr 1986 bis<br />

Mai 1987 sämtliche Maurer-, Zimmerer-,<br />

Lkw-Unfall <strong>Horneburg</strong>er Straße 6 am 4. September 1987: Viel Glück verhinderte Schlimmeres.


Klempner-, Installateur-, Heizungsbauer-,<br />

Fliesenleger- und Anstreicherarbeiten<br />

und natürlich auch die Gestaltung der<br />

Außenanlagen in eigener Regie und<br />

durch Mithilfe einiger engagierter Freunde<br />

bewältigt hatten. Karl-Heinz Fiekens,<br />

Willi Breuckmann, Klaus Peveling, Josef<br />

Lettmann, Karl-Heinz Greßkötter, Franz<br />

Brauckhoff, Bernhard Rottmann, Philipp<br />

Pauli, Josef Fiekens, Willi Budde, Josef<br />

Köster, Günter Vierhaus, Manfred Vogtländer,<br />

Thomas Schalomon, Dagobert<br />

Anton und Eugen Eick halfen, ohne<br />

selbst Mitglied der <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />

zu sein tatkräftig, zuverlässig und<br />

vor allen Dingen kostenlos mit. Auch<br />

Mitglieder der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong> standen<br />

ihren <strong>Horneburg</strong>er Kollegen tatkräftig<br />

bei.<br />

Dass dieser Anlass gebührend gefeiert<br />

werden musste, war eigentlich selbstverständlich.<br />

Mit Kränzen geschmückt<br />

wurde im Mai 1987 das neue Fahrzeug<br />

durch das Dorf gefahren. Begleitet vom<br />

<strong>Horneburg</strong>er Blasorchester und von den<br />

befreundeten <strong>Feuerwehr</strong>en aus dem<br />

Kreis Recklinghausen wurde das Lösch-<br />

FRISCHER WIND<br />

Dass in <strong>Horneburg</strong> ein frischer Wind<br />

blies und eine Aktivität nach der anderen<br />

anzeigte, dass bei der <strong>Feuerwehr</strong> einiges<br />

in Bewegung geraten war, war dem<br />

damaligen Kreisbrandmeister aus der<br />

Nachbarstadt Waltrop Bernhard Schmedes<br />

nicht entgangen. Was lag näher, als<br />

den Löschzugführer von <strong>Horneburg</strong> Leo<br />

Balan als seinen Nachfolger vorzuschlagen.<br />

Mit dem 42-Jährigen wurde in der<br />

Kreistagssitzung am 1. Juli 1988 zum<br />

fahrzeug am Kreisgarten, also fast an der<br />

Ortsgrenze abgeholt und in einem<br />

Umzug der Gemeinde präsentiert.<br />

Ansprachen und Glückwünsche kamen<br />

von allen Seiten. Pastor Liedmeier segnete<br />

Haus und die neue Gerätschaft. Als<br />

die Tanzkapelle Sunnyboys den Abend<br />

beendete, war das bei Leibe nicht das<br />

Ende des Festes. In den frühen – oder<br />

schon späten Morgenstunden – verzogen<br />

sich die Standhaftesten, um entweder<br />

zum Festgottesdienst oder spätestens<br />

zum Frühkonzert am Gerätehaus wieder<br />

zu erscheinen. Als während des Frühkonzerts<br />

zunächst eine Auswahl <strong>Horneburg</strong>er<br />

<strong>Feuerwehr</strong>leute – nach Aussage<br />

der Presse keiner unter 1,2 Promille –<br />

eine Schauübung durchführten und später<br />

eine Auswahl bekannter <strong>Horneburg</strong>er<br />

Bürger dem Beispiel folgen sollten, war<br />

auf dem Festplatz kein Auge mehr<br />

trocken.<br />

Trocken blieb auch nicht der stellvertretende<br />

Bürgermeister aus <strong>Horneburg</strong>,<br />

Wolfgang Wellnitz, der seine Brille<br />

ahnungsvoll an seine Frau weitergab, als<br />

er zur <strong>Feuerwehr</strong>taufe gebeten wurde.<br />

ersten und bisher einzigen Mal ein Mitglied<br />

des heimischen Löschzugs zum<br />

Kreisbrandmeister ernannt. Schon der<br />

Vater, Leo Balan sen., hatte als Stellvertreter<br />

den damaligen Amtsbrandmeister<br />

des Amtes Waltrop Bernhard Schmedes<br />

unterstützt und war fast 30 Jahre Wehrführer<br />

in <strong>Horneburg</strong>. Nach Richard Kroonen<br />

kam damit zum zweiten Mal ein<br />

Kreisbrandmeister aus Datteln an die<br />

Spitze der Kreisfeuerwehr. Rund 2.400<br />

59


Rechts: Im Herbst 1986 wurde der<br />

Anbau ans Gerätehaus<br />

in Eigenarbeit angegangen. Unterstützt<br />

wurden die Löschzugmitglieder<br />

von Handwerkern aus<br />

dem Dorf.<br />

60<br />

Rechts: Pfarrer August<br />

Liedmeier segnete bei der<br />

Gerätehauseinweihung<br />

das gerade eingetroffene<br />

neue LF 8.<br />

Links: Feierliche Einweihung des<br />

erweiterten Gerätehauses mit<br />

zahlreichen Ehengästen 1987.


„Ihren“ Kreisbrandmeister Leo Balan feierten die <strong>Horneburg</strong>er auf ihre Art.<br />

<strong>Feuerwehr</strong>leute, darunter allein 2.000<br />

Freiwillige Kräfte, bekamen einen neuen<br />

„Chef“.<br />

Die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden indes<br />

waren gerüstet. Die Vorbereitungen für<br />

die zahlreichen Überraschungen aus<br />

Anlass dieser Wahl waren in aller Heimlichkeit<br />

getroffen worden. Am 2. Juli um<br />

10.55 Uhr ertönte ein Feueralarm und<br />

Balan erhielt von der Dattelner Wache<br />

die Nachricht über Funk: „Feuer an der<br />

Magdalenenstraße 1“ und der neue<br />

Kreisbrandmeister hatte anzunehmen,<br />

dass das Gerätehaus brennt. Er schwang<br />

sich umgehend in sein Auto und sah<br />

schon bei der Anfahrt dicke, schwarze<br />

Rauchschwaden über dem Gerätehaus<br />

aufsteigen. Angekommen, war er allein<br />

auf weiter Flur. Erst als die historische<br />

Spritze auf den Hof geschoben wurde<br />

und nach und nach 15 <strong>Feuerwehr</strong>fahrzeuge<br />

aus der Nachbarschaft anrollten,<br />

ahnte Balan, dass die <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />

dieses Ereignis auf ihre ganz<br />

eigene Art feiern wollte. Mit einem fünf<br />

Quadratmeter großen Terminkalender,<br />

einer Flasche Baldrian, einem lebendigem<br />

Glücksschwein und 180 Negerküssen<br />

für seine Ehefrau Brigitte wurde<br />

zurückhaltend angedeutet, dass etwas<br />

Arbeit auf den neuen KBM zukommen<br />

würde und einige einsame Stunden auf<br />

seine Gattin.<br />

Dem einen oder anderen dämmerte<br />

auch, dass es schwer werde würde,<br />

beide Ämter miteinander in Einklang zu<br />

bringen und so ganz nebenbei noch den<br />

eigenen Gartenbaubetrieb zu führen.<br />

61


62<br />

Bald kamen weitere Veränderungen auf<br />

Leo Balan zu. Zunächst war er 1994<br />

noch auf weitere 6 Jahre zum Kreisbrandmeister<br />

durch den Kreistag Recklinghausen<br />

berufen worden. Nach seiner<br />

Bestellung im April 1994 zum Stellvertretenden<br />

Bezirksbrandmeister wurde er am<br />

9. Dezember 1997 Bezirksbrandmeister.<br />

Der Bezirksbrandmeister und sein Stellvertreter<br />

sind Bindeglied zwischen dem<br />

Land und den <strong>Feuerwehr</strong>en vor Ort, mit<br />

damals rund 14.000 freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen.<br />

Als Balan im Oktober 2005 aus seinem<br />

Amt verabschiedet wurde und mit Klaus<br />

Mönch wieder einen Nachfolger aus<br />

dem Kreis Recklinghausen präsentieren<br />

konnte, fasste der damalige Regierungspräsident<br />

Dr. Jörg Twenhöven die Leistungen<br />

Balans in einem Satz zusammen:<br />

„Sie sind ein prima Kerl, und man<br />

konnte sich immer auf Sie verlassen“.<br />

Der Spaß kam bei der <strong>Feuerwehr</strong> zu keiner<br />

Zeit zu kurz. Natürlich standen Ausbildung<br />

und Fortbildung bei den nunmehr<br />

18 bis 22 Normalübungen und vielen<br />

Sonderübungen im Jahr im Vordergrund.<br />

Doch neben dieser Tätigkeit gab<br />

es viel Platz für Geselligkeit, Kameradschaftspflege<br />

und auch manchen Streich.<br />

Ende der 80er Jahre spielte dies eine<br />

weit größere Rolle als in unseren heutigen<br />

Tagen.<br />

Hier eine kleine Auswahl aus dem Jahre<br />

1988: Karnevalsfest am 6. Februar, Tanz<br />

in den Mai am 30. April und 1. Mai in<br />

der Gärtnerei Balan, Muttertagskaffee für<br />

die Frauen am 7. Mai., Besuch des<br />

„Roten Hahn“, einer <strong>Feuerwehr</strong>ausstel-<br />

lung in Hannover, am 28. Mai, <strong>Feuerwehr</strong>rallye<br />

der Löschzüge 1-4 Datteln<br />

mit anschließendem Biwak in Ahsen an<br />

der Lippe (wie man hörte soll den durstigen<br />

Kameraden aus Datteln dabei das<br />

Bier abhanden gekommen sein. Erst um<br />

3 Uhr morgens haben die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Brandschützer dieses Bier rein zufällig<br />

gefunden und in einer Gaststätte in <strong>Horneburg</strong><br />

den verzweifelt suchenden durstigen<br />

Dattelner Freunden zurückgegeben),<br />

so geschehen am 18. und 19 Juni, großer<br />

<strong>Feuerwehr</strong>umzug in <strong>Horneburg</strong> aus<br />

Anlass der Wahl des Kreisbrandmeister<br />

Leo Balan am 2.Juli, Fete mit dem <strong>Feuerwehr</strong>spielmannszug<br />

Herten-Scherlebeck<br />

in Herten am 27. August, Teilnahme am<br />

Fußballturnier der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop<br />

am 20. November, großes Schlachtfest<br />

(das dem neuen Kreisbrandmeister von<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> überreichte Glücksschwein<br />

wurde natürlich zusammen aufgegessen)<br />

am 13. Dezember.<br />

Da das alles neben dem normalen<br />

Übungsbetrieb noch nicht reichte, fuhr<br />

man vom 27. bis 31. Oktober mit den<br />

Partnerinnen fünf Tage lang in das Berchtesgadener<br />

Land. Eine Fahrt, von der<br />

noch heute viele zwischenzeitlich in die<br />

Jahre gekommene Mitglieder des Löschzuges<br />

mit strahlenden Augen berichten.<br />

Doch wie man sieht: Es war etwas los in<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> und eigentlich klagte keines<br />

der Löschzugsmitglieder über die<br />

hohe Freizeitbelastung.


NEUE ANFORDERUNGEN<br />

Das Kalenderjahr 1989 brachte neue<br />

Anforderungen. Seit der Gründung im<br />

Jahre 1909 war das Einsatzgebiet auf die<br />

Grenzen der kleinen Gemeinde <strong>Horneburg</strong><br />

festgeschrieben und damit auch auf<br />

die möglichen Einsatzszenarien eines<br />

Dorfes ohne größere industrielle Anlagen.<br />

Natürlich leistete man Hilfe in der<br />

Nachbarschaft und bekam Unterstützung<br />

von dort, wann immer sie erforderlich<br />

war. Bis 1974 vor allem in den Grenzen<br />

des Amtes Waltrop (Waltrop, Henrichenburg<br />

und <strong>Horneburg</strong>) und ab 1975<br />

zunehmend mehr im Dattelner Stadtgebiet.<br />

Nunmehr erklärte Heinz Wenner,<br />

der neue Stadtbrandmeister in Datteln,<br />

dass die <strong>Horneburg</strong>er ihren Ausrückbereich<br />

bis zur Bahnhofstraße und Castroper<br />

Straße erweitern sollte. Oder feuerwehrtechnisch<br />

formuliert: Bei größeren<br />

Gefahrenlagen in diesem Gebiet von<br />

Meckinghoven, gehörte der Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong> automatisch mit zum ersten<br />

Abmarsch und nicht mehr zu den Reservekräften.<br />

Damit hatten sich die Anforderungen<br />

erheblich und grundlegend verändert.<br />

Lagen doch im Dattelner Süden<br />

bedeutende und große Industriebetriebe,<br />

wie der Becker-Prünte-Komplex und zum<br />

Beispiel die Firma Rheinzink.<br />

Wie überall in Deutschland spielte die<br />

<strong>Feuerwehr</strong> im gesellschaftlichen Leben<br />

des Stadtteils und auch der Stadt eine<br />

Rolle. Um diese zu füllen, nahmen die<br />

Vertreter des Vorstandes an vielen Veranstaltungen<br />

teil und hatten so mancher<br />

Einladung zu folgen. Gleichzeitig war<br />

der Vorstand des Löschzuges auch eine<br />

Kreativitätsschmiede. Neben dem Lösch-<br />

zugsführer und seinem Stellvertreter bildeten<br />

ein Schriftführer, der Kassierer und<br />

sein Vertreter, der Gerätewart, ein Beisitzer<br />

und ein Vertreter der Altersabteilung<br />

dieses Gremium. Weitere Ämter kamen<br />

dazu, je nach Bedarf.<br />

Die <strong>Feuerwehr</strong> ist eine städtische Einrichtung,<br />

die eine Abteilung der Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts „Stadt Datteln“<br />

ist. Jede Stadt, jede Gemeinde ist verpflichtet<br />

eine solche <strong>Feuerwehr</strong> einzurichten<br />

und zu unterhalten. Insoweit ist<br />

dieser Vorstand eigentlich nichts weiter,<br />

wie die Vertretung eines nicht eingetragenen<br />

Vereins, der aus Mitgliedern der<br />

<strong>Feuerwehr</strong> besteht, aber hinsichtlich der<br />

Regelungen für den Brandschutz de jure<br />

nichts zu sagen hat.<br />

In <strong>Horneburg</strong> versuchte der Vorstand vor<br />

allen Dingen auch ein Sprachrohr des<br />

bürgerschaftlichen Engagements für den<br />

Brandschutz zu sein. Ein Beispiel: In<br />

Vorbereitung auf den Tanz in den Mai<br />

1992 stellte sich der gesamte Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong> auf die Waage und fragte<br />

über die Presse: „Wie schwer sind die<br />

<strong>Horneburg</strong>er Floriansjünger?“. An den<br />

Schätzungen beteiligt sich der gesamte<br />

Ortsteil. Im wahrsten Sinne des Wortes<br />

kam erschwerend hinzu, dass man in<br />

kompletter Ausrüstung auf die Waage<br />

geklettert war. Am 1. Mai wurde das<br />

Geheimnis gelüftet. Die 25 Brandbekämpfer<br />

hatten samt Ausrüstung exakt<br />

2.480 Kilogramm auf die Waage<br />

gebracht und damit im Schnitt 99 Kilogramm.<br />

Über den ersten Preis – eine<br />

dreitägigen Fahrt nach Paris – konnte<br />

63


64<br />

sich Angelika Bettendorf, die Mutter<br />

eines der damals jüngsten <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

freuen, die mit ihrer Schätzung<br />

von 2.475 Kilogramm nur 5 Kilo neben<br />

dem richtigen Ergebnis lag.<br />

Im Jahr 1994 erreichte man den gleichen<br />

Spannungseffekt als mit fünf Kinder- und<br />

Babyfotos gefragt wurde: „Wie gut kennen<br />

Sie Ihre Brandschützer?“ Bei rund<br />

100 richtigen Rateergebnissen war die<br />

Überraschung perfekt, als bei der Auslosung<br />

einer viertägigen Reise nach<br />

Kopenhagen der erste Preis an eine<br />

GIGANTISCHER RAUCHPILZ<br />

Dass <strong>Feuerwehr</strong>en nicht nur Jubiläen feiern<br />

und <strong>Feuerwehr</strong>gerätehäuser renovieren,<br />

sondern immer wieder mit kleinen<br />

und großen Katastrophen zu tun hatten<br />

und bei der Bewältigung dieser Ereignisse<br />

vor allem beweisen musste, dass sie<br />

ihr Handwerk verstehen, wurde am 29.<br />

Oktober 1992 auch dem letzten Dattelner<br />

Bürgern klar. Ein gigantischer Rauchpilz<br />

hielt die Stadt Datteln, im wahrsten<br />

Sinne des Wortes, in Atem. Die Luftballonfabrik<br />

Everts an der Wiesenstraße<br />

brannte lichterloh. Riesige pechschwarze<br />

Rauchschwaden lagen um ca. 15 Uhr<br />

über der Kanalstadt und von <strong>Horneburg</strong><br />

aus konnte man schon beim Ausrücken<br />

des Löschzuges in Richtung Datteln<br />

erkennen, dass hier kein normaler Einsatz<br />

auf die <strong>Feuerwehr</strong> wartete. Meterhohe<br />

Flammen schlugen aus der Lagerhalle<br />

und breiteten sich über das gesamte<br />

Fabrikgelände aus. Der Brand von 400<br />

bis 500 Tonnen Luftballons, die Bedrohung,<br />

dass das Feuer auf einen 150<br />

Kubikmeter fassenden Butantank über-<br />

junge Dame aus Herten-Scherlebeck und<br />

der zweite an eine Castrop-Rauxelerin<br />

ging. Na ja, <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />

waren ja schon immer überregional<br />

tätig.<br />

Ähnliche Aktionen, wie „Freie Fahrt für<br />

die <strong>Feuerwehr</strong>“ oder ein „Malwettbewerb<br />

für Kinder“ waren nicht nur ein<br />

gutes Stück Öffentlichkeitsarbeit, sondern<br />

auch ein Stück Brandschutzerziehung,<br />

denn ganz nebenbei wurden Aufgaben<br />

und Ziele des Feuerschutzes<br />

transportiert.<br />

greifen konnte und die ständige Sorge,<br />

dass Giftstoffe Einsatzkräfte und Menschen<br />

in den benachbarten Wohngebieten<br />

schädigen könnten, prägten das<br />

Geschehen.<br />

Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehteams<br />

berichteten bundesweit über diesen<br />

Brand und übertrugen die Bilder. Die<br />

Dattelner <strong>Feuerwehr</strong> hatte Großalarm<br />

ausgelöst. Hilfe kam aus dem gesamten<br />

Kreis Recklinghausen. Fast 200 <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

waren im Einsatz. Die, die<br />

dabei waren, werden diesen Tag nicht<br />

vergessen. Die Zeitungen berichteten,<br />

dass die schwarze Rauchwolke um<br />

17.45 Uhr selbst in Nottuln im Münsterland<br />

bemerkt wurde.<br />

Die Bilanz: Zwei Fabrikhallen und die<br />

Verpackungshalle brannten vollständig<br />

nieder, 400 Mitarbeiter standen zunächst<br />

einmal auf der Straße. Der Gesamtschaden<br />

wurde auf 20 Millionen DM<br />

geschätzt. Die <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen


Rechts: Brand in der Luftballonfabrik<br />

Everts im Jahr<br />

1992.<br />

aus <strong>Horneburg</strong> arbeiteten bis tief in die<br />

Nacht hinein. Seite an Seite mit den<br />

Angehörigen der anderen Löschzüge<br />

bekämpfte man das Feuer und versuchte,<br />

oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit<br />

gehend, das Schlimmste zu verhindern.<br />

Die Nachricht, dass keine Dioxine<br />

und Furane im Brandrauch nachgewiesen<br />

werden konnten, sorgte für eine<br />

gewisse Erleichterung, denn nicht für alle<br />

Einsatzkräfte hatten die vorhandenen<br />

Atemschutzgeräte gereicht.<br />

Viele hatten es geahnt. Mit der Wahl von<br />

Leo Balan zum Kreisbrandmeister im<br />

Kalenderjahr 1988 war abzusehen, dass<br />

er sich von anderen Ämtern trennen<br />

musste. Das geschah in der Jahreshauptversammlung<br />

1993. Nach achtjähriger<br />

Tätigkeit erklärte er, dass er wegen der<br />

vielen und häufigen Überschneidungen<br />

sein Amt in <strong>Horneburg</strong> aufgeben müsse.<br />

Man kann sicherlich sagen, dass diese<br />

Jahre zu den guten Jahren der <strong>Horneburg</strong>er<br />

Wehr zählten.<br />

Wilhelm Müschenborn wurde im gleichen<br />

Jahr als Balans Nachfolger gewählt.<br />

Er setzte damit eine Familientradition<br />

fort, tauchten doch schon in der „Gründungsbekanntmachung“<br />

vom 6. Mai<br />

1909 der Lohgerber Felix Müschenborn<br />

als Kuppenführer und als Führer der<br />

Wehr der Lohgerber Karl Müschenborn<br />

auf. Müschenborn stand vor einem Berg<br />

neuer Aufgaben. Die schwierige Integration<br />

junger Leute in den immer größer<br />

werdenden Löschzug, die dadurch<br />

bedingte Notwendigkeit, das aus allen<br />

Nähten platzende <strong>Feuerwehr</strong>haus zu<br />

erweitern, sollten ihn mehr als ausreichend<br />

beschäftigen. Vor allen Dingen<br />

der sich anbahnende Generationswechsel<br />

und die Verjüngung des Vorstandes<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> standen an und erwiesen<br />

sich als schwierig. Die kommenden<br />

Jahre sollten aber auch von einer perfekten<br />

Öffentlichkeitsarbeit geprägt sein, die<br />

der gelernte „Zeitungsmann“<br />

Müschenborn auch in seiner Funktion<br />

als Löschzugführer selbst erledigte.<br />

65


66<br />

Immer größer – immer anspruchsvoller.<br />

Diese zwei Aussagen kennzeichneten<br />

die Entwicklung in den gesamten 1990er<br />

Jahren. Zwar verfügte der Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />

schon seit geraumer Zeit über<br />

drei Fahrzeuge. Bei der Jahreshauptversammlung<br />

1995 wurde die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> aber zum ersten Mal zu<br />

einem echten Löschzug im feuerwehrtechnischen<br />

Sinne „aufgewertet“. Gehörte<br />

bis dahin mit dem Löschfahrzeug LF 8<br />

nur ein Löschgruppenfahrzeug zur Ausstattung,<br />

konnte mit dem neuen LF 16<br />

ein zweites Löschgruppenfahrzeug übernommen<br />

werden. Damit stand erstmalig<br />

in der Geschichte der Wehr ein kompletter<br />

Löschzug mit zwei Löschgruppenfahrzeugen<br />

und der entsprechenden Ausrüstung<br />

am Standort <strong>Horneburg</strong>. Eingeleitet<br />

wurde hiermit eine Entwicklung, die<br />

letztlich dazu führte, dass der Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong> bedingt durch die stetige Ausweitung<br />

seines Einsatzgebietes in den<br />

Dattelner Süden hinein, heute der nach<br />

Einsatzkräften stärkste Löschzug (seit<br />

1999 mit damals 39 Aktiven) der Dattelner<br />

<strong>Feuerwehr</strong> ist.<br />

Die immer noch 30 <strong>Feuerwehr</strong>leute hatten<br />

1994 allein 1.186 Stunden in die<br />

Ausbildung gesteckt. Doch das war erst<br />

der Anfang. In den kommenden Jahren<br />

wurde das Ausbildungswesen in der <strong>Feuerwehr</strong><br />

immer mehr ausgebaut. Ein Jahr<br />

später waren es bereits 1.264 Stunden.<br />

Insbesondere die neuen <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

ächzten unter dem anspruchsvollen Programm,<br />

unter Modulen und Prüfungen<br />

und man kann sicherlich feststellen, dass<br />

in diesen Jahren die <strong>Feuerwehr</strong> einen<br />

Ausbildungsstand erreichte, der in keiner<br />

Zeit vorher vorhanden war. Und<br />

Müschenborn konnte bei der Jahreshauptversammlung<br />

am 25. März 1995<br />

bekannt geben, dass insgesamt 26 der 30<br />

aktiven Mitglieder des Löschzugs die<br />

Qualifikation mindestens zum Unterbrandmeister<br />

erfüllten.<br />

In diesen Bereich gehört sicher auch, die<br />

langjährige erfolgreiche und noch heute<br />

praktizierte Teilnahmen von Gruppen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> an den Leistungsnachweisen<br />

auf Kreisebene, die in Haltern<br />

auf dem Gelände am Lippspieker<br />

stattfinden. In den 1990er Jahren waren<br />

es in aller Regel drei Gruppen, die sich<br />

diesem Wettbewerb stellten. Wechselnde<br />

feuerwehrtechnische Einsatzübungen für<br />

eine Gruppe (9 Personen), ein Wissenstest,<br />

der Nachweis handwerklicher<br />

Fähigkeiten beim Legen von Knoten und<br />

Stichen und die Bewältigung einer<br />

Laufstrecke mit Hindernissen gehörten<br />

zu den Anforderungen. 1996 stellten sich<br />

fast 700 Brandschützer im Kreis Recklinghausen<br />

und von Nachbarstädten dem<br />

Test der Prüfer.<br />

Und der stellvertretende Löschzugführer<br />

Ernst Hoppe, der sich jahrzehntelang um<br />

das Training und die Vorbereitung dieser<br />

Gruppen kümmerte, war eigentlich erst<br />

ganz zufrieden, wenn er bei den jeweiligen<br />

Jahreshauptversammlungen, wie<br />

zum Beispiel am 16. März 1995, im Jahresbericht<br />

verkünden konnte:<br />

Platz 1 <strong>Horneburg</strong>, Gruppe 1<br />

3 Minuten 12 Sekunden<br />

Platz 2 Datteln, Gruppe 1 1<br />

3 Minuten 22 Sekunden<br />

Platz 3 <strong>Horneburg</strong>, Gruppe 2<br />

3 Minuten 36 Sekunden


Das Ganze hatte sicher auch etwas mit<br />

der Geschichte von David und Goliath<br />

zu tun und mit einem großen Herzen für<br />

seinen Heimatort, ein in <strong>Horneburg</strong> häufig<br />

auftretendes Phänomen.<br />

Das 90-jährige Gründungsfest am 14.<br />

und 15. August 1999 sollte neue Maßstäbe<br />

setzen und wie gewohnt, alle vorhergehenden<br />

Feste übertreffen. Doch das<br />

Wetter machte den Organisatoren einen<br />

gewaltigen Strich durch die Rechnung.<br />

Die Veranstaltung, die mit einem großen<br />

Festumzug am Samstag ihren Auftakt<br />

fand, wurde immer wieder von heftigen<br />

Regenfällen getrübt, so dass die Besucherzahlen<br />

weit hinter den Erwartungen<br />

blieben. Nur die teilnehmenden <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

erwiesen sich als wetter- und<br />

natürlich auch als trinkfest. Nach dem<br />

Festgottesdienst am Sonntag fiel die<br />

geplante Kranzniederlegung wegen strömenden<br />

Regens aus und auch der anschließende<br />

Frühschoppen, der mit dem<br />

polnischen Blasorchester Viktoria aus<br />

Warschau, dem Musikzug der Freiwilli-<br />

Rechts: Der Löschzug im<br />

Jubiläumsjahr 1999.<br />

gen <strong>Feuerwehr</strong> Münster und dem <strong>Horneburg</strong>er<br />

Blasorchester nun sicherlich<br />

einen Höhepunkt zu bieten hatte, litt<br />

unter den katastrophalen Bedingungen.<br />

Zur Überraschung der Veranstalter und<br />

der Festbesucher hatte das Warschauer<br />

Orchester einen Opernstar und zwei<br />

junge Sängerinnen mitgebracht, die mit<br />

ihren glasklaren Stimmen, die Unbilden<br />

des Wetters schnell vergessen ließen. An<br />

den beiden Festtagen halfen über 70<br />

Waltroper <strong>Feuerwehr</strong>kameraden hinter<br />

Theken und Ständen, damit die <strong>Horneburg</strong>er<br />

selber einmal ungestört feiern<br />

konnten.<br />

Bereits bei seiner Wahl und später mit<br />

nicht nachlassender Energie bei jedem<br />

Anlass der sich bot, kämpfte<br />

Müschenborn mit Beharrlichkeit und der<br />

ihm eigenen westfälischen Sturheit um<br />

die grundlegende Erweiterung des <strong>Feuerwehr</strong>gerätehauses<br />

<strong>Horneburg</strong>. Jahr für<br />

Jahr wies er auf die Missstände hin. Er<br />

machte die Forderung nach Erweiterung<br />

oder Neubau zum Hauptthema seiner<br />

67


68<br />

Oben: Gruppenfoto im Salzbergwerk<br />

beim Ausflug ins<br />

Berchtesgadener Land im<br />

Herbst 1988.<br />

Rechts: Beim Oktoberfest, das<br />

den Tanz in den Mai ablöste,<br />

bietet der Löschzug alle zwei<br />

Jahre Deftiges.


Amtszeit. Oft von eigenen Kameraden,<br />

die die Dattelner Haushaltssituation realistisch<br />

einschätzten, mit einem Schmunzeln<br />

begleitet, nutzte der Löschzugführer<br />

alle Register der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

um der von ihm als richtig und notwendig<br />

erkannten Maßnahme zu ihrem<br />

Durchbruch zu verhelfen.<br />

Fast prophetisch wirkende Weitsicht entwickelte<br />

Müschenborn in der Jahreshauptversammlung<br />

am 20. März 2000,<br />

als in seiner Pressemitteilung nachzulesen<br />

war, „dass durch immer höhere<br />

Ansprüche an die Rettungsfristen den<br />

dezentralen, schlagkräftigen Einheiten<br />

und damit den Außenlöschzügen eine<br />

immer größere Bedeutung zuwachsen<br />

werde. Ich rechne damit, dass der Brandschutzbedarfsplan,<br />

genau dies nach<br />

Maßgabe des neuen nordrhein-westfälischen<br />

Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetzes<br />

besonders deutlich machen wird.“<br />

Er sollte Recht behalten, es war der<br />

Brandschutzbedarfsplan und die ungünstige<br />

Lage der Dattelner Feuerwache am<br />

Nordrand der Stadt Datteln, die den Bauplänen<br />

zum Durchbruch verhalfen, allerdings<br />

viele Jahre später bei seinem<br />

Nachfolger im Amt.<br />

Mit der Verabschiedung von Wilhelm<br />

Schulte, der über 28 Jahre als Schriftführer<br />

im Vorstand tätig war, im März 1998<br />

und mit dem Ausscheiden von im Januar<br />

2001 Ernst Hoppe, der 24 Jahre dieses<br />

Amt des stellvertretenden Löschzugführers,<br />

bekleidet hatte, wurde der Generationswechsel<br />

im Vorstand der <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> vorangetrieben. Ernst Hoppe<br />

hatte mehr als 30 Jahre dem Vorstand<br />

angehört. Zunächst stellvertretender<br />

Gerätewart, später Gerätewart, wurde<br />

Hoppe 1978 Brandmeister und danach<br />

Oberbrandmeister. Er wurde 2001<br />

gebührend verabschiedet und gehörte<br />

durch seine langjährige ehrenamtliche<br />

Tätigkeit sicherlich zu den Männern, die<br />

das Bild der <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong>, in<br />

Datteln und darüber hinaus geprägt<br />

haben.<br />

Bei der Jahreshauptversammlung am 12.<br />

Jan. 2002 schied auch Wilhelm<br />

Müschenborn aus der Löschzugführung<br />

aus. Müschenborn war seit 1987 Beisitzer<br />

im Vorstand und 1993 Löschzugführer<br />

geworden.<br />

Die Zeiten hatten sich geändert. Leo<br />

Balan sen. hatte die <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Horneburg</strong><br />

fast 30 Jahre geführt. Alle seine<br />

Nachfolger blieben für deutlich kürzere<br />

Zeiten im Amt. Die Gründe sind klar:<br />

Immer größerer zeitlicher Aufwand,<br />

höhere Verantwortung, ständig steigende<br />

Anforderung an Ausbildung und Präsenz<br />

forderten ihren Tribut, und manche Ehefrau<br />

war nicht gerade traurig, wenn ihre<br />

Männer in die zweite oder dritte Reihe<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> zurückkehrten.<br />

Links:<br />

Ernst Hoppe,<br />

Stellvertretender<br />

Löschzugführer<br />

1977-2001<br />

69


70<br />

Mit Ludger Schollas als Löschzugführer,<br />

Christoph Behler als seinem Stellvertreter<br />

und vielen weiteren jungen Vorstandsmitgliedern<br />

war der Generationswechsel<br />

in der Jahreshauptversammlung 2002<br />

vollzogen. Nach dem Ausscheiden von<br />

Werner Schwick (14 Jahre stellvertretende<br />

Kassierer) waren mit Franz Beckmann<br />

und Ludger Holöchter, zwei weitere<br />

Urgesteine der <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

die letzen beiden Vertreter der älteren<br />

Generation im Vorstand verblieben.<br />

Energisch griff Ludger Schollas das Generalthema<br />

seines Vorgängers auf und<br />

gründete einen Planungsausschuss für<br />

den Bau eines neuen Gerätehauses in<br />

<strong>Horneburg</strong>. Der erste Erfolg war endlich<br />

2003 zu verzeichnen, als die Stadt Datteln<br />

70.000 Euro an Planungskosten für<br />

das Vorhaben in den Haushalt einstellten.<br />

Doch die Skeptiker gegenüber den<br />

allzu forschen Hoffnungen behielten<br />

Recht. Es sollten weitere fünf Jahre vergehen,<br />

bevor die Bagger für die Errichtung<br />

einer ausreichend großen Fahrzeughalle<br />

rollten und die Pläne für einen echten<br />

Umbau der Mannschafts- und Schulungsräume<br />

auf den Tisch kamen<br />

Doch genau so beharrlich wie sein Vorgänger,<br />

setzte Schollas die Linie fort. Die<br />

Gründung eines Planungsausschusses,<br />

Besichtigung von <strong>Feuerwehr</strong>häusern in<br />

der Nachbarschaft bis in die Niederlande<br />

und immer wieder neue Presseinformationen<br />

über die unhaltbaren Zustände in<br />

<strong>Horneburg</strong> sorgten dafür, dass das Eisen<br />

nicht kalt wurde.<br />

Die unhaltbaren Zustände riefen im<br />

Laufe der Jahre auch die jeweiligen<br />

Kreisbrandmeister auf den Plan, die<br />

neben dem Bezirksbrandmeister Leo<br />

Balan das Projekt positiv begleiteten. In<br />

der Jahreshauptversammlung 2005<br />

erklärte der damals amtierende Klaus<br />

Mönch, dass er mittlerweile auch bei der<br />

Kommunalaufsicht vorstellig geworden<br />

sei. Doch die schwierige Finanzsituation<br />

der Stadt Datteln verzögerte das Projekt<br />

Jahr um Jahr.<br />

Ihren Höhepunkt fanden die Diskussionen<br />

um den Gerätehausneubau sicherlich<br />

im Jahre 2007 als kurz vor Beginn<br />

der Jahreshauptversammlung bekannt<br />

wurde, dass alle Pläne für einen Neubau<br />

an einem neuen Standort (Ortausgang<br />

Meckinghoven, nähe Friedhof) endgültig<br />

begraben worden seien. Die Stimmung<br />

bei den Mitgliedern kochte fast über, als<br />

zu allem Überfluss noch offenbart<br />

wurde, dass Kostensteigerungen von<br />

rund einer Millionen Euro beim<br />

Schwimmbadbau die Neubaupläne für<br />

das <strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>haus zunichte<br />

gemacht hätten.<br />

Zum ersten Mal kamen hier auch Stimmen<br />

auf, die darauf hinwiesen, dass erste<br />

Mitglieder an eine komplette Aufgabe<br />

ihres ehrenamtlichen Engagements denken<br />

würden. Was über die Zuverlässigkeit<br />

von Aussagen von Politikern in diesen<br />

Stunden und noch lange Zeit danach<br />

gedacht wurde, darüber schweigt der<br />

Chronist.<br />

Im April 2003 wurde in Anwesenheit<br />

von Bürgermeister Wolfgang Werner,<br />

Stadtbrandinspektor Heinz Wenner und<br />

weiteren Ehrengästen im Gerätehaus die<br />

Gründung der Jugendfeuerwehr <strong>Horneburg</strong><br />

bekannt gegeben. Die <strong>Feuerwehr</strong>


Rechts: So gratulierten die<br />

<strong>Horneburg</strong>er dem Löschzug<br />

Erkenschwick 2006 zum<br />

100-Jährigen.<br />

<strong>Horneburg</strong> tat damit einen Schritt, der in<br />

vielen Städten Deutschlands schon vollzogen<br />

war. Bundesweit waren damals<br />

250.000 Jugendliche in über 17.000<br />

Jugendfeuerwehren organisiert. Dies sei<br />

hier nur am Rande erwähnt, weil es<br />

Gegenstand eines besonderen Berichtes<br />

in dieser Festschrift ist. Eine Anmerkung<br />

ist an dieser Stelle unumgänglich. Viele<br />

der altgedienten Brandschützer, begegneten<br />

diesem Projekt zunächst mit relativ<br />

großer Skepsis. „Jugendheim im <strong>Feuerwehr</strong>haus“<br />

war eher die mildeste aller<br />

kritischen Anmerkungen. Diese Skepsis<br />

ist heute in große Anerkennung und zum<br />

Teil in riesigen Respekt umgeschlagen.<br />

Denn vor der Arbeit, dem Freizeitengagement,<br />

der Nachhaltigkeit und nicht<br />

nachlassenden Bereitschaft von Betreuern<br />

und Mitgliedern dieser <strong>Horneburg</strong>er<br />

Jugendfeuerwehr kann man eigentlich<br />

nur den Hut ziehen. Hinsichtlich des<br />

Ordnungssinns besteht allerdings auch<br />

heute noch ein gewisser Nachholbedarf.<br />

Über viele Jahrzehnte hatten die <strong>Horneburg</strong>er<br />

<strong>Feuerwehr</strong>leute zum Tanz in den<br />

Mai geladen. Zunächst in den Hornebur-<br />

ger Gaststätten Stratmann und Berens,<br />

später in der Gärtnerei Balan an der <strong>Horneburg</strong>er<br />

Straße. Mit neun Hektoliter<br />

Löwenbräu-Oktoberfestbier, 400 bayrischen<br />

Weißwürsten und 200 Schweinshaxen<br />

startete die <strong>Horneburg</strong>er Brandschützer<br />

am 1. Oktober 2002 ihr erstes<br />

Oktoberfest. Nachdem es rund um den<br />

ersten Mai immer enger geworden war<br />

und überall gefeiert wurde, erwies sich<br />

der Termin im Oktober als richtige Entscheidung<br />

und wahre Besucherströme<br />

ergossen sich in die Hubertushalle der<br />

Familie Hesse-Hengesbach und nach<br />

dem Umzug des Festes später wieder in<br />

die Gärtnerei Balan.<br />

Im Jahre 2002 wurde auch für die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> Datteln, Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong>, das Internetzeitalter eröffnet.<br />

Martin Neisen und Sebastian Schwott,<br />

zwei junge Mitglieder des Löschzuges,<br />

nahmen sich der Angelegenheit an und<br />

schon bald verfügte der Löschzug über<br />

diese heute zunehmend wichtiger werdende<br />

Informationsquelle. Diese Internetseiten<br />

wurden mehrfach neu gestaltet<br />

und in ihrer Präsentation überarbeitet.<br />

71


72<br />

Rechts: Das alte Förderschulgebäude<br />

musste im Frühjahr 2008<br />

für den Neubau der Fahrzeughalle<br />

weichen.<br />

Rechts: Die neue<br />

Fahrzeughalle im Rohbau.<br />

Links: Erster Spatenstich<br />

für die neue Fahrzeughalle im<br />

September 2008.


Auch die Redakteure wechselten jeweils,<br />

heute ist Löschzugführer Frank Fischer<br />

federführend.<br />

Interessant ist, dass sie seit ihrem letzen<br />

„Umbau“ am 31. Mai 2007 immerhin<br />

von über 12.650 Nutzern angewählt<br />

wurde. Unter der Überschrift „Retten –<br />

Schützen – Bergen – Löschen“ wird ein<br />

umfassender aktueller und interessanter<br />

Überblick über die Entwicklung der <strong>Horneburg</strong>er<br />

<strong>Feuerwehr</strong> gegeben: Aktuelles,<br />

Standort, Mannschaft, Fahrzeuge, Einsatzgebiet,<br />

Geschichte, Ausbildung, Mitgliedschaft,<br />

Dienstplan, Termine, Satzung,<br />

Einsätze und natürlich ein Fotoalbum.<br />

Jeder Besucher wird feststellen:<br />

Hier werden seit nunmehr über sieben<br />

Jahren alle Informationen rund um die<br />

<strong>Feuerwehr</strong> geboten.<br />

Selbstverständlich ist, dass auch die<br />

Jugendfeuerwehr über eine eigene<br />

Homepage verfügt. Alle, die Spaß an<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> haben, und insbesondere<br />

die beiden engagierten Jugendwarte<br />

Björn Lücke und Jens Möller freuen sich<br />

natürlich, wenn in dem Gästebuch ihrer<br />

Truppe Einträge wie der folgende zu finden<br />

sind: „Lieben Gruß aus Westerholt.<br />

Bei euch ist ja richtig Leben im Team.<br />

Klasse. Mein Sohn ist ab diesen Monat in<br />

der JF Westerholt und richtig stolz. Auch<br />

er hatte eine Wartezeit. Eure HP ist<br />

besonders für Eltern die sich informieren<br />

wollen richtig klasse. Weiterhin viel<br />

Spaß. Lieben Gruß und Gut Wehr Kathleen<br />

Stach.“<br />

Mit dem Wechsel in der Löschzugführung<br />

von Ludger Schollas zu Frank<br />

Fischer im Kalenderjahr <strong>2009</strong>, der bis<br />

dahin als stellvertretender Löschzugführer<br />

tätig war, wollen wir diesen Rückblick<br />

schließen. Und mit dem Hinweis,<br />

dass 2008 und <strong>2009</strong> wurden der Umbau<br />

und die Erweiterung des <strong>Feuerwehr</strong>hauses<br />

in <strong>Horneburg</strong> endlich in die Realisierung<br />

gingen. Bemerkenswert ist, dass<br />

letztlich der nicht nachlassende Druck<br />

vor allen Dingen der Löschzugführer, die<br />

Unterstützung durch Kreis- und Bezirksbrandmeister<br />

und die Notwendigkeiten<br />

aus dem Brandschutzbedarfsplan für<br />

eine Realisierung sorgten. Bemerkenswert<br />

ist und bleibt jedoch auch, dass<br />

über einen Zeitraum von mehr als einem<br />

Jahrzehnt die völlig unzureichenden<br />

Zustände im <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus in<br />

<strong>Horneburg</strong>, aber auch Ahsen, wenn man<br />

zum Beispiel Belange des Arbeitsschutzes<br />

und des Unfallschutzes berücksichtigt,<br />

keinem Ratsmitglied die<br />

Schweißperlen auf die Stirn zu treiben<br />

schienen. Man muss ohne Zorn und<br />

ohne falschen Neid feststellen, dass der<br />

Bau eines neuen Schwimmbades und die<br />

Errichtung einer Toilettenanlage auf dem<br />

Neumarkt offensichtlich wichtiger<br />

waren.<br />

Man muss auch festhalten, dass die<br />

Sache zu einem guten und richtigen<br />

Ende geführt wurde. Auf dem Weg dahin<br />

sind aber Dinge passiert, die auch verdeutlicht<br />

haben, welchen Unterschied es<br />

zwischen den Sonntagsreden und der<br />

Einsicht gibt, das Notwendige in der<br />

richtigen Reihenfolge zu tun.<br />

Dieser Faden ließe sich noch ein wenig<br />

weiter spinnen. Doch gehört sich das bei<br />

einer 100-Jahr-Feier?<br />

73


74<br />

HAUSHOHE FLAMMEN<br />

Peter Korte, Archivar der <strong>Feuerwehr</strong><br />

Datteln, hat Akten der vergangenen 30<br />

Jahre gewälzt und erinnert exemplarisch<br />

an vier Großbrände, bei denen auch die<br />

Mitglieder des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />

im Einsatz waren.<br />

Fachwissen zu erlernen, den Ernstfall zu<br />

üben, Kameradschaft zu pflegen, zusammen<br />

feiern: all dass verblasst, wenn der<br />

Alarm kommt, der Pieper geht und man<br />

zur Einsatzstelle rast. Wenn der Rauch<br />

dick und die Luft dünn ist, wenn<br />

unschuldige Leben möglicherweise in<br />

Gefahr sind.<br />

Es sind die gemeinsamen Einsätze, die<br />

<strong>Feuerwehr</strong>kameraden aneinander binden<br />

und zusammenschweißen, so genannte<br />

kleine wie große Einsätze. Es sind aber<br />

natürlich die großen Einsätze, die tiefer<br />

Eindrücke hinterlassen und länger im<br />

Gedächtnis bleiben. Auch die <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> hat im Zeitraum ihres Bestehens<br />

mehrfach an der Löschung von<br />

Großbränden mitgewirkt und vier Einsätze<br />

aus der jüngeren Zeit sollen dies belegen.<br />

Blicken wir zurück.<br />

Am 4. Januar 1983 um 15.17 Uhr gibt es<br />

Großalarm für die gesamte Dattelner<br />

<strong>Feuerwehr</strong>, zu der auch die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Kameraden seit 1975 gehören. Aus dem<br />

Hof Pöther bei Löringhoff schlagen beim<br />

Eintreffen der Einsatzkräfte meterhohe<br />

Flammen aus dem Dach des Stallgebäudes,<br />

angefacht durch starken Sturm.<br />

Zuchtbullen und Mastschweine müssen<br />

noch vor Beginn der Löscharbeiten ins<br />

Freie getrieben werden, eine schwere<br />

Arbeit. Doch für 7 Kälber reicht es nicht<br />

mehr. Lange Schlauchleitungen müssen<br />

vom Kanal zur Brandstelle gelegt werden:<br />

der Hydrant ist nach Straßenbauar-


eiten mit Split verschüttet worden. Und<br />

der Sturm facht das auf dem Dachboden<br />

lagernde Heu immer wieder neu an.<br />

Knochenarbeit bis spät in die Nacht.<br />

Über 300.000 DM Sachschaden richtet<br />

der Brand an, der vermutlich durch<br />

einen Defekt in der Elektroanlage verursacht<br />

worden ist.<br />

Auf eine Million DM wird der Schaden<br />

beim Großbrand auf dem Hof von Hermann<br />

Aulke am 18. April 1987 in Pelkum<br />

geschätzt, und hier ist der Verursacher<br />

eindeutig ein Defekt in einer elektrischen<br />

Leitung. Auch hier stehen der<br />

Dachstuhl mit Heu und Futterböden<br />

über dem Wohnhaus und Stall in hellen<br />

Flammen, als die ersten Fahrzeuge der<br />

Dattelner Wehr gegen 19.45 Uhr den<br />

Hof erreichen, auch hier müssen erst<br />

Tiere gerettet werden. Mit den <strong>Horneburg</strong>er<br />

Kameraden sind 100 Männer mit 10<br />

Fahrzeugen im Einsatz, dazu noch Tanklöschfahrzeuge<br />

aus Waltrop und Oer-<br />

Links: Massiver Einsatz aller<br />

Einsatzkräfte des Kreises war<br />

beim Brand der Luftballonfabrik<br />

Everts 1992 notwendig.<br />

Rechts: Großbrand auf dem<br />

Hof von Hermann Aulke am<br />

18. April 1987 in Pelkum<br />

Erkenschwick. Weil es keine geeignete<br />

Wasserentnahmestelle gibt, müssen diesmal<br />

Schlauchleitungen über 860 Meter<br />

bis zum nächsten Hydranten verlegt werden.<br />

Bis von dort Wasser kommt, halten<br />

Tanklöschfahrzeuge die Wasserversorgung<br />

durch Pendelverkehr aufrecht.<br />

Noch während der Löscharbeiten müssen<br />

zwei gemauerte Giebel der Scheune<br />

abgetragen werden. Erst gegen 3 Uhr<br />

nachts konnten sich die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Kameraden auf den Heimweg machen.<br />

Das sicherlich größte Schadensereignis<br />

in der jüngeren Brandschutzgeschichte<br />

Dattelns stellt der Brand in der Luftballonfabrik<br />

der Fa. Everts an der Wiesenstraße<br />

dar. Am 27. Oktober 1992 um<br />

14.47 Uhr erreicht die zu dieser Zeit<br />

noch ständig besetzte Feuer- und Rettungswache<br />

der Stadt Datteln über die<br />

Notrufnummer „112“ der Anruf „Lagerhalle<br />

brennt“. 4 Minuten danach trifft der<br />

erste Zug mit LF16, DLK23/12, ELW1<br />

75


76<br />

und RTW vor Ort ein. Bereits auf der<br />

Anfahrt sehen die Männer eine riesige,<br />

dunkle Rauchwolke, in den unteren<br />

Bereichen mit Flammen durchsetzt. Vier<br />

Hallen brennen bereits in voller Ausdehnung,<br />

die Wärmestrahlung ist bereits<br />

enorm, wodurch sich der Brand auf eine<br />

weitere Halle ausdehnt. Erst gibt es dort<br />

ALLE WEHREN IM EINSATZ<br />

Zu dieser Zeit sind neben allen Dattelner<br />

Löschzügen praktisch alle Wehren aus<br />

dem Kreis in die Brandbekämpfung einbezogen,<br />

auch die Werkfeuerwehr der<br />

Hüls AG mit einem GTLF und 9.000<br />

Liter zusätzlichem Schaummittel. Die<br />

Vorräte an Atemfilter und Masken, Atemschutzreserven<br />

und Schaummittel der<br />

Dattelner Züge reichen natürlich nicht<br />

aus. Neben 128 Dattelner Kameraden<br />

befanden sich insgesamt ziemlich genau<br />

200 <strong>Feuerwehr</strong>leute im Einsatz. In der<br />

Hochphase der Brandbekämpfung flossen<br />

rd. 10.000 Liter Wasser in der Minute<br />

aus 10 B-, 20 C-Rohren, 5 Wasserwerfern,<br />

einem Gelenkmast und einem Werfer<br />

eines TLF 24/50 in die Schadensstelle.<br />

8.000 Liter Schaummittel wurden verbraucht.<br />

Mit im Einsatz waren auch Helfer<br />

des DRK Datteln, Haltern und<br />

Castrop-Rauxel sowie des THW Datteln.<br />

Die riesige Rauchwolke versetzte viele<br />

Anwohner in Angst und Schrecken, das<br />

örtliche Telefonnetz bricht zusammen.<br />

Streifenwagen der Polizei durchfahren<br />

betroffene Bereiche und beruhigen, fordern<br />

zum Schließen von Türen und Fenstern<br />

auf. Unmittelbar anliegende Wohnungen<br />

werden geräumt, die Bewohner<br />

in der Stadthalle untergebracht. Erleich-<br />

eine starke Verqualmung: nach ca. 30<br />

Minuten gibt es eine schlagartige Durchzündung.<br />

Das Wohnhaus erleidet nach<br />

einer guten Stunde aufgrund der Hitze<br />

das gleiche Schicksal. Weitere bedrohte<br />

Betriebsteile konnten durch eine intensive<br />

Kühlung mit Löschwasser gehalten<br />

werden.<br />

terung, als die Messungen der FF Marl<br />

und Recklinghausen ergeben, dass keine<br />

Gefahr durch toxische Stoffe in der<br />

Rauchwolke bestehen, alle Messwerte<br />

bleiben im unkritischen Bereich. Große<br />

Gefahr ging von der intensiven Wärmestrahlung<br />

aus. Der Einsatz von Strahlrohren<br />

brachte in weiten Teilen auch den<br />

gewünschten Erfolg: der Produktionsbereich,<br />

aber vor allem ein Flüssiggasbehälter<br />

und ein Leichtbenzinlager wurden<br />

so vor einer Explosion bewahrt.<br />

Lediglich einige Kleingefäße mit Leichtbenzin<br />

und abgestellte leere Leichtbenzinfässer<br />

zerknallten, glücklicherweise<br />

ohne jemanden zu verletzen.<br />

Der Sachschaden wurde auf rund 20<br />

Millionen DM geschätzt. Es stellte sich<br />

heraus, dass ein 20-jähriger Praktikant<br />

aus Wut über Vorgesetzte in der Firma<br />

Verpackungsmaterial angezündet hatte.<br />

Der Brand führte in der Nachbetrachtung<br />

auf vielen Ebenen noch zu Diskussionen.<br />

Für die <strong>Feuerwehr</strong>männer in den Dattelner<br />

Löschzügen erwiesen sich die bisher<br />

als ausreichender Schutz angesehenen<br />

Ledereinsatzjacken bei der großen Hitze<br />

als nicht ausreichend, denn einige<br />

Kameraden erlitten trotzdem Verbrennungen<br />

der Haut. Später führte dies


erfreulicherweise zum Wohl der Einsatzkräfte<br />

zu einer Umrüstung der persönlichen<br />

Schutzkleidung in den Dattelner<br />

Löschzügen.<br />

Haushohe Flammen schlagen kurz nach<br />

Mitternacht des 2. Januar 1998 aus der<br />

Lagerhalle der Firma Da-Pack an der<br />

Bülowstraße in Datteln-Natrop. Obwohl<br />

die Dattelner Kameraden aufgrund der<br />

kurzen Entfernung zur Wache bereits<br />

eine Minute nach der Alarmierung vor<br />

Ort waren, brannte die Halle, gefüllt mit<br />

Verpackungsmaterialien aus Polyprophylen<br />

und Polethylen, bereits in voller Ausdehnung.<br />

Alle verfügbaren Kräfte der<br />

fünf Dattelner Löschzüge wurden daraufhin<br />

über Sirene und Melder sofort alarmiert.<br />

Gott sei Dank enthielt die abgehende<br />

Rauchfahne keine für Menschen<br />

bedenklichen Schadstoffe.<br />

Links: Brand der Lagerhalle<br />

der Firma Da-Pack an der<br />

Bülowstraße in Datteln-<br />

Natrop Anfang 1998.<br />

Die Brandbekämpfung war aufgrund der<br />

großen Hitze besonders schwierig.<br />

Löscherfolg brachte letztendlich der Einsatz<br />

von Schwerschaumrohren aus den<br />

Körben der Dattelner und Oer-Erkenschwicker<br />

Drehleitern. Für ausreichend<br />

Schaummittelkonzentrat sorgte der Sonderlöschmittel-Abrollbehälter<br />

der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> Marl. Um 6 Uhr in der<br />

Frühe war der Brand dann endlich unter<br />

Kontrolle, können Brandnester nach<br />

Abbruch per Radlader und Bagger endgültig<br />

gelöscht werden. Die Bürogebäude<br />

konnten gerettet werden.<br />

Der Sachschaden wird anschließend auf<br />

über eine Million DM beziffert, die Brandursache<br />

kann nicht endgültig geklärt<br />

und Brandstiftung nicht ausgeschlossen<br />

werden.<br />

77


78<br />

Die Jugendfeuerwehr des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jubiläumsjahr <strong>2009</strong>: (vorne v. l.) Christopher Hardamek,<br />

Stefanos Kalb, Christopher Schwarz, (Mitte v. l.) Dominik Schollas, Danny Neumann, Jan Gerrits, Sebastian<br />

Steinweg, Fabian Arndt, (hinten v. l.) Christian Schlüter, Linda Behler, Stellvertretender Jugendwart Jens Möller,<br />

Jugendwart Björn Lücke.


Ein „richtiges Feuer“: Auch das gibt es im Übungsdienst der Jugendfeuerwehr (Berufsfeuerwehrtag 2008).<br />

DIE WILDE 13<br />

Björn Lücke, engagierter Jugendwart des<br />

Löschzuges <strong>Horneburg</strong>, erzählt die<br />

Geschichte, wie das Schlossdorf eine<br />

eigene Jugendfeuerwehr erhielt.<br />

Schon Mitte der 1980er Jahre wurde<br />

über die Gründung einer Jugendfeuerwehr<br />

im <strong>Horneburg</strong>er Löschzug diskutiert.<br />

Allerdings sah man zum damaligen<br />

Zeitpunkt den Bedarf angesichts der<br />

schon bestehenden Gruppe in Datteln<br />

und der auf 30 begrenzten Mitgliederanzahl<br />

des Löschzuges als zu gering an,<br />

um eine eigene Gruppe zu gründen. Mit<br />

dem neuen Jahrtausend beginnen die<br />

Dattelner Brandschützer mit der Erarbei-<br />

tung eines Brandschutzbedarfsplanes der<br />

letztendlich am 8. April 2003 vom Stadtrat<br />

verabschiedet wurde. Unter anderem<br />

gibt der Brandschutzbedarfsplan vor,<br />

dass der Löschzug <strong>Horneburg</strong> mehr im<br />

Dattelner Süden eingesetzt wird und auf<br />

bis zu 60 Mitglieder aufgestockt werden<br />

soll.<br />

Doch wo sollten die herkommen? Eine<br />

gezielte Nachwuchsförderung musste<br />

her. Unter der Regie des damaligem<br />

Löschzugführer Ludger Schollas begann<br />

der Löschzug auf der Schlossweihnacht<br />

2002 mit einer großen Werbeaktion, um<br />

Mitglieder zur Gründung einer zweiten<br />

79


80<br />

Das Gründungsteam der Jugendfeuerwehr 2003.<br />

Jugendfeuerwehrgruppe in Datteln zu<br />

finden. Am 10. März 2003 war es dann<br />

so weit, die Jugendfeuerwehr Gruppe<br />

<strong>Horneburg</strong> der Jugendfeuerwehr Datteln<br />

wurde gegründet. Unter der Leitung von<br />

Jugendwart Sebastian Schwott und den<br />

beiden Stellvertreter Jens Möller und<br />

Björn Lücke nahm die Gruppe ihren<br />

Übungsdienst auf. Als Gründungsmitglieder<br />

wurden damals Jörg Behler, Christoph<br />

Ewelt, Anna Müschenborn, Annemarie<br />

Hillenbrand, Sebastian Schneider,<br />

Christopher Sonntag, Kilian Karcher,<br />

Rica-Katharina Rothermund, Markus<br />

Schlüter, Benedikt Müschenborn, Björn<br />

Schwalvenberg, Sandra Kirschbaum und<br />

Julian Wiggelinghoff aufgenommen. Die<br />

Tageszeitungen titelten „Die wilde 13 ist<br />

perfekt“. Von den 13 Gründungsmitgliedern<br />

sind noch heute zehn dabei, neun<br />

versehen mittlerweile Ihren Dienst im<br />

Löschzug <strong>Horneburg</strong> und eins bei der<br />

<strong>Feuerwehr</strong> Recklinghausen im Löschzug<br />

Suderwich.<br />

Im Jahr 2005 übernahm Björn Lücke<br />

zusammen mit Jens Möller nach Ausscheiden<br />

von Sebastian Schwott die Leitung<br />

der Jugendgruppe. Von 2007 bis<br />

2008 wurden die beiden von Jugendwart<br />

Helge Bensch unterstützt, der Mitte 2008<br />

nach Oldenburg verzogen ist.<br />

Die Leistungen der Jugendfeuerwehrgruppe<br />

können sich sehen lassen, als<br />

eine der ersten Gruppen im Kreis führte


man die dreistufige Jugendflammenprüfung<br />

ein (Stufe I ab 10 Jahren, Stufe II ab<br />

13 und Stufe III nach Abnahme der Prüfung<br />

zur Leistungsspange ab dem 17.<br />

Lebensjahr). Alle Jugendfeuerwehrmitglieder,<br />

die in die aktive Wehr gewechselt<br />

sind, haben diese Prüfungen vorher<br />

bestanden. Auch findet der hohe Ausbildungsstand<br />

der Jugendfeuerwehrgruppe<br />

<strong>Horneburg</strong> Anerkennung bei Lehrgängen<br />

der Truppmannmodule auf Standortebene<br />

der Städte im Ostvest.<br />

Doch eine Jugendfeuerwehr ist längst<br />

nicht nur eine Schmiede für gute <strong>Feuerwehr</strong>leute,<br />

gut geführt ist sie viel mehr.<br />

Es ist eine Jugendgruppe in der Jugendliche<br />

altersübergreifend von 10 bis 18 Jahren<br />

zusammen arbeiten müssen. Das hat<br />

zur Folge, dass die Jüngeren von den<br />

Älteren lernen können. Weiter können<br />

die Älteren Rücksichtnahme und Verantwortung<br />

im Bezug auf ihre jüngeren<br />

Kameraden und Kameradinnen erlernen.<br />

Ungefähr die Hälfte der Arbeit in der<br />

Jugendfeuerwehr soll diese „allgemeine“<br />

Jugendarbeit ausmachen. So stehen<br />

neben Dienstsport wie Fußball oder<br />

Schwimmen, auch regelmäßige Gruppenabende<br />

und Projekt wie zum Beispiel<br />

der Bau von Nistkästen oder Bau von<br />

Planspielen auf dem Dienstplan der<br />

Nach der Einkleidung präsentierten sich die Jugendlichen im April 2003 an „ihrem“ LF 8.<br />

81


82<br />

Jugendlichen. Zusammen mit Tagesausflügen,<br />

Zeltlager, Wochen- und Wochenendfahrten<br />

entsteht mit der Zeit ein fester<br />

Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.<br />

Mit der Zeit entsteht anstelle einer<br />

„wilden 13“ eine Jugendgruppe mit dem<br />

Motto „Alle für einen und einer für alle“.<br />

Als absolutes Highlight findet alle zwei<br />

Jahre ein Berufsfeuerwehrtag mit den<br />

Jugendlichen statt. Dann wird das<br />

Gerätehaus in <strong>Horneburg</strong> für die Jugendlichen<br />

zur <strong>Feuerwehr</strong>wache mit 24-Stunden-Dienst.<br />

Bei den simulierten Einsätzen<br />

können die Jugendlichen dann Tag<br />

und Nacht zeigen, was sie in den ver-<br />

gangenen zwei Jahren gelernt haben.<br />

Nach einem Berufsfeuerwehrtag gehen<br />

die Jugendlichen am nächsten Morgen<br />

immer sichtlich erschöpft aber sehr<br />

zufrieden nach Hause. Jugendfeuerwehrarbeit<br />

stellt damit eine gute Alternative<br />

zum altersgestaffelten Sportverein<br />

dar. Bei so vielen Aktivitäten sind die<br />

zwei Jugendwarte immer wieder dankbar<br />

für die große Unterstützung aus den Reihen<br />

des Löschzuges.<br />

Zwar musste der Gedanke, dass die<br />

Jugendfeuerwehr die Zukunft des Löschzuges<br />

mit sichern kann, bei einigen<br />

Die Jugendfeuerwehr ist Nachwuchsschmiede des Löschzugs. Das macht ihn auch „weiblicher“.


Als die ersten Mitglieder in den Löschzug aufrückten, gab es 2005 neue Gesichter. Bei dieser Gelegenheit<br />

überreichte Stadtbrandinspektor Heinz Wenner (l.) auch (etwas verspätet) die offizielle Gründungsurkunde.<br />

Kameraden erst wachsen, doch heute ist<br />

die Jugendfeuerwehr ein fester Bestandteil<br />

des Löschzuges. Durch die Jugendfeuerwehr<br />

änderte sich im Löschzug<br />

schon vieles, nicht nur das Fahrzeuge<br />

und Gerätehaus jetzt auch jeden Donnerstagabend<br />

für Übungen benutzt werden<br />

oder Uniformen, Helme und Wettkampfgeräte<br />

der Jugendfeuerwehr in der<br />

Garage Platz finden mussten.<br />

Erstmalig in der Geschichte des Löschzuges<br />

gab es mehr als einen aktiven Kameraden<br />

aus dem Dattelner Ortsteil<br />

Meckinghoven und mit Anna<br />

Müschenborn und Annemarie Hillenbrand<br />

wurden die ersten beiden Frauen<br />

in der Geschichte des Löschzugs aufgenommen.<br />

Auch beim Umbau des<br />

Gerätehauses findet sich die Jugendfeuerwehr<br />

wieder, im dritten Bauabschnitt<br />

bekommt die Jugendabteilung des Lösch-<br />

zuges einen eigenen Raum im Gerätehaus.<br />

Zurzeit besteht die Jugendfeuerwehrgruppe<br />

<strong>Horneburg</strong> aus 12 Mitgliedern<br />

(2 Mädchen und 10 Jungen). Die<br />

Gruppe freut sich jederzeit auf neue Mitglieder.<br />

Wer also zwischen 10 und 18<br />

Jahren alt ist und in <strong>Horneburg</strong>,<br />

Meckinghoven oder im Dümmer wohnt<br />

und Interesse an Jugendfeuerwehr hat,<br />

kann mitmachen. Übungsabend ist jeden<br />

Donnerstag von 19 bis 21 Uhr (mit Ausnahme<br />

der Schulferien).<br />

Weitere Informationen über die Jugendfeuerwehr<br />

<strong>Horneburg</strong> gibt es für alle<br />

Interessierten im Internet auf der Homepagewww.Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de<br />

oder bei den Jugendwarten, die<br />

unter der E-Mail-Adresse info@Jugendfeuerwehr-<strong>Horneburg</strong>.de<br />

zu erreichen<br />

sind.<br />

83


84<br />

NACHWUCHS FÖRDERN<br />

Vorsitzender Thomas Hoppe und seine<br />

Stellvertreterin Carola Neumann stellen<br />

den Förderverein der Jugendfeuerwehr<br />

<strong>Horneburg</strong> vor.<br />

Ein Förderverein extra für die Jugendfeuenwehr?<br />

Für eine Handvoll Jungen und<br />

Mädchen, die das <strong>Feuerwehr</strong>handwerk<br />

erst mal erlernen müssen – und wo doch<br />

die Stadt als Träger für Brandschutz, Ausstattung<br />

und Ausbildung zuständig ist?<br />

Wir meinen: Ja! Gerade für die Jugend<br />

und unabhängig von behördlichen<br />

Zuständigkeiten wollen wir unseren<br />

Nachwuchs fördern und unterstützen –<br />

und damit letzten Endes auch alle Ein-<br />

wohner und Bürger von <strong>Horneburg</strong> bzw.<br />

des Dattelner Südens!<br />

Ziel des Fördervereins ist es, die Jugendfeuerwehr<br />

über die DIN-Vorschriften hinaus<br />

materiell und ideell zu unterstützen<br />

bzw. auszurüsten und dadurch die Effektivität<br />

in der Brandbekämpfung und technischen<br />

Hilfeleistung zu steigern – und<br />

genauso den Spaß an einer wichtigen<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit, die heutzutage<br />

sicher nicht mehr selbstverständlich ist.<br />

Der Verein wurde am 27. Oktober.2005<br />

von Eltern und <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen<br />

gegründet und am 1. Dezember 2005 in<br />

das Vereinsregister eingetragen. Das


Finanzamt bestätigte am 2. Januar 2006<br />

die Gemeinnützigkeit, so dass der Verein<br />

Spenden empfangen und entsprechende<br />

Quittungen ausstellen kann.<br />

Seitdem fungiert der Förderverein als<br />

Bindeglied zwischen den Jugendlichen<br />

und ihren ehrenamtlichen Betreuern auf<br />

der einen und interessierten Einwohnern,<br />

Freunden und Förderern auf der anderen<br />

Seite. Mit den Beiträgen und Spenden<br />

werden gezielt Ausbildungsmaterial und<br />

besondere Ausrüstungsgegenstände<br />

beschafft, aber auch zum Beispiel Ausflüge<br />

und Aktivitäten unterstützt, sei es<br />

mit einem direkten finanziellen Zuschuss<br />

oder auch in Form eines dicken Obstkorbes.<br />

Und etwas Süßes darf’s natürlich<br />

auch mal sein! Wir würden uns freuen,<br />

Links: Die Förderveinsvorsitzenden,<br />

die Jugendwarte<br />

und der Jugendausschuss:<br />

(sitzend v. l.) Vorsitzender<br />

Thomas Hoppe, Christian<br />

Schlüter (1. Kassierer) Jan<br />

Gerrits (2. Kassierer), Sebastian<br />

Steinweg (Stellv. Gruppensprecher),<br />

Linda Behler<br />

(Gruppensprecherin), Dominik<br />

Schollas (Schriftführer),<br />

Jugendwart Björn Lücke,<br />

(stehend v. l.) Stellv. Vorsitzende<br />

Carola Neumann,<br />

Stellv. Jugendwart<br />

Jens Möller.<br />

Rechts: Die Jugendwarte<br />

bemühen sich, die Übungen<br />

des Nachwuchses abwechslungsreich<br />

zu gestalten.<br />

Hier haben sie sich sogar<br />

ein LF 24/50 „ausgeliehen“.<br />

Christian Schlüter steht am<br />

Monitor „seinen Mann“.<br />

wenn auch Sie sich entschließen, den<br />

Mitgliedern der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

in <strong>Horneburg</strong> und der Jugendfeuerwehr<br />

des Löschzugs V ihre Anerkennung für<br />

ihren Dienst zugunsten der Allgemeinheit<br />

zu zeigen. Unterstützen Sie mit<br />

Ihrem Förderbeitrag die Vereinsziele und<br />

unsere Jugend zu Nutzen aller!<br />

Gern stehen wir Ihnen für Ihre Fragen<br />

und Anregungen zur Verfügung. Sprechen<br />

Sie uns an: 1. Vorsitzender Thomas<br />

Hoppe, 2. Vorsitzende Carola Neumann.<br />

Für unsere Jugend – die aktiven <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

und -frauen von morgen.<br />

85


86<br />

Die „Frauenabteilung“ des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jahr <strong>2009</strong> (v. l.): Lisa Schwalvenberg,<br />

Anna Müschenborn, Annemarie Hillenbrand und Linda Behler (noch in der Jugendfeuerwehr).<br />

VON „HISTORISCHEN“ MOMENTEN<br />

Annemarie Hillenbrand und Anna<br />

Müschenborn waren 2008 die ersten<br />

Frauen, die in die Reihen der Aktiven<br />

des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> aufgenommen<br />

wurden. Sie versuchen eine Standortbestimmung.<br />

Anfangs fiel es uns schwer, diesem<br />

Thema ein Gesicht zu verleihen. Es stellt<br />

für uns ein großes Problem dar, einen<br />

Artikel über Frauen in der <strong>Feuerwehr</strong> zu<br />

verfassen – als müssten wir einen Artikel<br />

über Schülerinnen in der Schule schreiben.<br />

Mit der <strong>Feuerwehr</strong> sind wir aufgewachsen<br />

und in ihr erwachsen geworden.<br />

Genau aus dem Grund wollen wir<br />

nicht das Besondere am Frau-Sein in der<br />

<strong>Feuerwehr</strong> hervorheben, sondern das<br />

Normale. Die Aufnahme der ersten beiden<br />

Frauen in die Einsatzabteilung des<br />

Löschzugs <strong>Horneburg</strong> im Jahr 2008 war<br />

offensichtlich ein so denkwürdiger<br />

Moment, dass bei der Beförderung aus<br />

der Versammlung heraus darauf hingewiesen<br />

wurde, welch Tragweite dieser<br />

Abend hatte. In diesem historischen<br />

Moment warf man 99 Jahre <strong>Feuerwehr</strong>tradition<br />

ohne Frauen in <strong>Horneburg</strong> über<br />

den Haufen. Doch schon 16 Jahre vorher<br />

war das weibliche Geschlecht eine Art<br />

Druckmittel, um auf einen Neu- bzw.<br />

Umbau des Gerätehauses aufmerksam<br />

zu machen. Denn 1992 schrieb der<br />

damalige Löschzugführer Leo Balan an<br />

den Dattelner Stadtdirektor, dass Sanitäranlagen<br />

für Frauen dringend benötigt


würden – was übrigens heute auch noch<br />

der Fall ist. Mittlerweile gibt es zwar<br />

Frauen und auch eine zweite Toilette,<br />

nur keine Toilette für Frauen. Aber Freude<br />

am Dienst ist keine Frage der<br />

sanitären Einrichtungen. Was ist schon<br />

ein Damen-WC gegen gute Kameradschaft<br />

ohne Berührungsängste?<br />

Das muss Ludger Schollas, als er 2002<br />

Löschzugführer wurde, ähnlich gesehen<br />

haben. Unter seiner Leitung wurde die<br />

Gründung einer Jugendfeuerwehr<br />

beschlossen. Die Frage nach der Aufnahme<br />

von Mädchen erübrigte sich, da die<br />

Aufnahme von Frauen schon seit Jahrzehnten<br />

in der Dattelner <strong>Feuerwehr</strong><br />

üblich war. Genau aus dem Grund verwunderte<br />

es auch niemanden, dass sich<br />

auch Mädchen um eine Aufnahme in die<br />

Jugendfeuerwehr bewarben. Auch für<br />

uns war die Bewerbung bei einer <strong>Feuerwehr</strong><br />

nicht ungewöhnlicher, als sie es für<br />

einen Jungen gewesen wäre.<br />

Sicherlich gibt es Ereignisse und auch<br />

Schwierigkeiten, die nicht auftreten würden,<br />

wenn wir nicht wären, aber gerade<br />

diese bereichern den <strong>Feuerwehr</strong>alltag<br />

eher, als dass sie ihn verkomplizieren.<br />

Schwierigkeiten ergeben sich gelegentlich<br />

aus der Kombination der Unfallverhütungsvorschriften<br />

mit dem Ausleben<br />

vollster Weiblichkeit. Aus Sicherheitsgründen<br />

müssen wir Ohrringe abnehmen<br />

oder abkleben und der vorschriftgemäße,<br />

möglichst kompakte Zopf bleibt gern<br />

auch mal im Klettverschluss eines<br />

Hollandtuchs hängen. Genauso bleibt<br />

die Problematik von Helmfrisuren im Alltag<br />

einer <strong>Feuerwehr</strong>frau nicht aus – hier<br />

stelle man sich die Verformung einer<br />

Langhaarfrisur durch achtstündiges Tragen<br />

eines Helmes an einem sommerlichen<br />

Lehrgangstag vor. Auch das Finden<br />

einer passenden Uniform ist bei einer<br />

Körpergröße von 1,70 Meter und einem<br />

Taillenumfang von unter 80 Zentimeter<br />

ungleich schwerer als bei einem männlichen<br />

Kameraden und hat schon so manchen<br />

Kleiderwart der Feuerwache ins<br />

Schwitzen gebracht.<br />

Aber das alles sind Anlaufschwierigkeiten.<br />

Vor ein paar Jahren wäre es noch<br />

ungewohnt gewesen, Frauen im Löschzug<br />

zu sehen. Heute ist der Anblick<br />

eines „<strong>Feuerwehr</strong>manns mit Handtasche“<br />

lediglich noch eine witzige<br />

Bemerkung wert. Mittlerweile haben wir<br />

uns im Löschzug bestens eingelebt. Im<br />

<strong>Feuerwehr</strong>alltag spielt unser Geschlecht<br />

eine untergeordnete Rolle. Wir haben<br />

die gleichen Rechte und Pflichten wie<br />

jeder Mann im Löschzug. Das bedeutet,<br />

dass wir genauso Lehrgänge absolvieren<br />

und im Einsatz leistungsbereit sein müssen,<br />

aber dass wir bei jedem gemütlichen<br />

Beisammensein nach der Übung<br />

auch wie jeder andere „unseren Mann“<br />

stehen. Auf individuelle Stärken und<br />

Schwächen wird eher Rücksicht genommen,<br />

als dass klischeeorientiert vorverurteilt<br />

wird.<br />

Nur gelegentlich erfolgt die Aufgabenverteilung<br />

geschlechterspezifisch – beispielsweise<br />

wenn es um das Spülen von<br />

300 Sektgläsern für den Festakt geht, bei<br />

dem wir (mittlerweile) drei Frauen dann<br />

doch mal ganz alleine in der Küche standen.<br />

Sicherlich kein historischer<br />

Moment...<br />

87


88<br />

ANSPRÜCHE IMMER HÖHER<br />

Ehrenamtliche Brandschützer tragen<br />

zwar den Zusatz „Freiwillige“. Trotzdem<br />

müssen sie sich einem erheblichen Ausbildungsaufwand<br />

unterziehen, eine Vielzahl<br />

von Lehrgängen absolvieren. „Professionalisierung<br />

oder Wahnsinn?“, fragt<br />

Ludger Schollas.<br />

Der Funkmeldeempfänger piepst, kurz<br />

darauf ertönt die Sirene. Eilig rennen die<br />

Feurwehrfrauen und –männer zum<br />

Gerätehaus. Während des Umkleidens<br />

und bei der Besetzung der Fahrzeuge<br />

greift Nervösität und Hektik um sich.<br />

Laute Rufe erschallen: „Tempo! Tempo!“.<br />

Auf der Anfahrt zum Einsatzort mit Martinshorn<br />

und Blaulicht kehrt plötzlich<br />

Ruhe ein, eine angespannte Ruhe. Die<br />

Gespräche verstummen. Keiner weiß,<br />

was ihn an der Einsatzstelle erwartet. Die<br />

Stille im Fahrzeug wird lediglich durch<br />

vereinzelte Funksprüche und das Anle-<br />

gen der Atemschutzgeräte unterbrochen.<br />

Es herrscht höchste Konzentration. Nach<br />

dem Eintreffen am Einsatzort beginnt der<br />

Gruppenführer mit der Erkundung und<br />

gibt anschließend die Einsatzbefehle.<br />

Jeder weiß, was er zu tun hat. Die angeordneten<br />

Maßnahmen und Aufgaben<br />

werden durch die <strong>Feuerwehr</strong>leute mit<br />

Ruhe und ohne Hektik erfüllt. Ruhe ist<br />

dabei nicht mit Langsamkeit zu verwechseln.<br />

Ohne Hektik bedeutet nicht, dass<br />

nicht zügig gearbeitet wird.<br />

Damit Einsätze auf diese Weise abgearbeitet<br />

werden können, gibt es zwei<br />

Grundvoraussetzungen. Zum einen spielen<br />

Erfahrungen aus zurückliegenden<br />

Einsätzen eine große Rolle. Dadurch entwickelt<br />

sich eine Routine im positiven<br />

Sinn. Die Situationen sind den Feuerkameradinnen<br />

und –kameraden nicht mehr<br />

fremd. Zum anderen ist eine gute Ausbil-<br />

Links: Übung im<br />

Baugebiet<br />

„Im Orot“ im<br />

Juli 2005.


Rechts: GSG-Lehrgang<br />

in Oer-Erkenschwick.<br />

dung und im Anschluss daran ein permanentes<br />

Training unerlässlich. Im Bereich<br />

der Ausbildung haben die Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en eine enorme Weiterentwicklung<br />

hinter sich. Während früher<br />

durchaus auch Führungslehrgänge an der<br />

damaligen Landesfeuerwehrschule in<br />

Münster ohne vorhergehende Lehrgänge<br />

besucht werden konnten, wird heute<br />

großer Wert auf die Ausbildung im<br />

Bereich der eigenen <strong>Feuerwehr</strong> gelegt.<br />

Um eine komplette Ausbildung im<br />

ehrenamtlichen Bereich der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> zu erhalten, müssen die <strong>Feuerwehr</strong>frauen<br />

und –männer sechs Laufbahnlehrgänge<br />

mit einem Gesamtvolumen<br />

von mind. 397 Unterrichtsstunden<br />

absolvieren. Darüber hinaus können sie<br />

noch drei Zusatzlehrgänge auf der Standortebene<br />

mit insgesamt 105 Unterrichtsstunden<br />

besuchen (siehe Tabelle).<br />

Dazu kommen der regelmäßige Übungsdienst<br />

mit 23 Übungsabenden im Jahr<br />

sowie Sonder- und Alarmübungen. An<br />

diesen Zahlen wird deutlich, welches<br />

enorme Engagement für den nebenberuflichen<br />

Dienst in der Freiwilligen Feuer-<br />

wehr gerade in den ersten fünf Jahren,<br />

aber auch danach nötig ist.<br />

Ist die Professionalisierung der Arbeit der<br />

ehrenamtlichen Kräfte notwendig oder<br />

übertriebener Wahnsinn? Die Antwort<br />

muss differenziert ausfallen. Die Anforderungen<br />

an die <strong>Feuerwehr</strong>en sind in<br />

den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen.<br />

Auf der einen Seite durch neue Zuweisung<br />

und der Ausdifferenzierung von<br />

Aufgaben, auf der anderen Seite durch<br />

eine immer größeren Erwartungshaltung<br />

seitens der Bevölkerung, insbesondere<br />

der Betroffenen von Schadensereignis-<br />

89


90<br />

sen. Den Menschen, die von einem<br />

Unglück betroffen sind, ist es egal, ob<br />

die anrückenden Einsatzkräfte hauptamtlich<br />

oder ehrenamtlich sind. Sie erwarten<br />

in jedem Fall eine schnelle und kompetente<br />

Hilfe. Außerdem muss angesichts<br />

von Gesetzen und der Rechtsprechung<br />

das Handeln eines jeden Einzelnen im<br />

Einsatz verantwortbar sein. Grobe Fehler<br />

werden untersucht und geahndet. Um<br />

diesen Anforderungen und der damit<br />

gestiegenen Verantwortung gerecht zu<br />

werden, ist eine vertiefte Ausbildung der<br />

<strong>Feuerwehr</strong>frauen und –männer von<br />

großer Wichtigkeit.<br />

Jedoch ist auch Vorsicht geboten. Der<br />

Blick auf die zeitlichen Erfordernisse der<br />

Ausbildung zeigt, dass die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

viel Zeit zur Verfügung stellen müssen.<br />

Dieser in den letzten Jahrzehnten<br />

gestiegene Aufwand geht einher mit steigenden<br />

Anforderungen im Berufsleben.<br />

Die eigene Familie beansprucht auch<br />

noch ihr Recht. In diesem Spannungsfeld<br />

Links: Simulierter Autounfall<br />

auf der Heide 2007.<br />

entscheiden sich Männer und Frauen<br />

möglicherweise für ein anderes Hobby,<br />

bei dem sie freier sind, die Zeit aufzuwenden,<br />

die sie erübrigen können. Dies<br />

kann zu mangelnder Stärke der <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

führen, wodurch dann wiederum<br />

die an sie gestellten Aufgaben nicht<br />

erfüllt werden können.<br />

Mein Fazit lautet, die immer weitere<br />

Ausdehnung der Ausbildung für ehrenamtliche<br />

<strong>Feuerwehr</strong>leute ist ein zweischneidiges<br />

Schwert. Die Verantwortlichen<br />

für die Ausbildungsrichtlinien in<br />

Kreis, Land und Bund werden in Zukunft<br />

großes Fingerspitzengefühl beweisen<br />

müssen, damit die Qualifizierung der<br />

<strong>Feuerwehr</strong>frauen und -männer im Hinblick<br />

auf die Aufgaben ständig verbessert<br />

wird, jedoch nicht gleichzeitig die Einzelnen<br />

überfordert werden, und so das<br />

Ehrenamt in der <strong>Feuerwehr</strong> geschwächt<br />

wird. Dieses Ehrenamt ist für die <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

angesichts der Kosten für Ersatzlösungen<br />

alternativlos.


Rechts: Nicht nur Ausbildung<br />

zählt, oft bringen<br />

die Löschzugmitglieder<br />

auch berufliches Wissen ein.<br />

Bei der Schneekatastrophe 2005<br />

im Münsterland waren Elektriker<br />

gefragt, um Notstromaggregate<br />

in Stellung zu bringen<br />

und zu betreiben.<br />

Rechts: Die beste Ausbildung<br />

schützt vor Überraschungen<br />

nicht. 2005 brannte am Buschweg.<br />

also mitten auf dem Festland,<br />

ein Boot aus.<br />

Links: Teilnahme am Leistungsnachweis<br />

des Kreisfeuerwehrverbandes<br />

in Haltern 2005.<br />

91


92<br />

SPORTLICHER EHRGEIZ<br />

Die <strong>Feuerwehr</strong>männer des Löschzuges<br />

<strong>Horneburg</strong> machen nicht nur im Einsatz,<br />

sondern auch mit dem Ball am Fuß<br />

eine gute Figur. So haben es sich die<br />

Floriansjünger bereits seit Jahren zur<br />

Tradition gemacht, sich auch im sportlichen<br />

Wettkampf mit anderen Wehren<br />

zu messen. Mirko Biester berichtet.<br />

Der sportliche Höhepunkt des Jahres ist<br />

zweifelsfrei immer das Hallenfußballturnier<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> Waltrop. Traditionell<br />

am Totensonntag kommen fußballbegeisterte<br />

Kameraden aus dem gesamten<br />

Kreisgebiet zusammen um die beste<br />

Mannschaft zu ermitteln. In der bereits<br />

prall gefüllten Vitrine im Schulungsraum<br />

des <strong>Horneburg</strong>er Gerätehauses sind die<br />

ersten Pokale schon aus dem Jahre 1987<br />

zu sehen. Die Bemühungen, einen der<br />

ersten Plätze belegen zu können, sollten<br />

jedoch in den nächsten Jahren stets vergeben<br />

sein. Erst im Jahre 2001 hatte man<br />

im Finale die große Chance nach den<br />

Sternen zu greifen. Jedoch unterlagen die<br />

<strong>Horneburg</strong>er nach einem einseitigen<br />

Finale gegen unsere Kameraden aus<br />

Waltrop mit 0:5. Im darauffolgenden<br />

Jahr wurde zum ersten Mal ein Wanderpokal<br />

vom ehemaligen Waltroper Stadtbrandinspektor<br />

Bernhard Heckmann<br />

gestiftet.<br />

Dies sollte der Beginn der „Goldenen<br />

Zeiten“ für die <strong>Horneburg</strong>er Fußballer<br />

werden. So konnte man im Jahr 2002 in<br />

einem spannenden Finale gegen die <strong>Feuerwehr</strong><br />

Waltrop Revanche nehmen und<br />

den neuen Pokal zum ersten Mal in die<br />

Schlossgemeinde entführen. Dort sollte<br />

er in den nächsten Jahren noch oft zu<br />

Gast sein. Denn dieser Coup wurde<br />

2004, 2005 und 2007 jeweils noch einmal<br />

wiederholt. In dieser Zeit waren die<br />

Duelle gegen die Freunde der <strong>Feuerwehr</strong><br />

Datteln immer besonders umkämpft.<br />

Angeführt von Stadtbrandinspektor<br />

Thomas Schalomon konnten uns<br />

die Dattelner Kameraden oft Paroli bieten,<br />

jedoch zum Glück selten bezwingen.<br />

Die Garanten für diese Erfolge<br />

waren in den vergangen Jahren besonders<br />

die Kameraden Frank Kuhs und<br />

Marcel Biester, die sich stets die Torjäger-


krone des Turniers aufsetzen durften.<br />

2008 sah es bis zum Finale abermals<br />

nach einem <strong>Horneburg</strong>er Turniersieg aus.<br />

Doch zur Überraschung aller ging das<br />

Spiel gegen den Löschzug aus Hochlar<br />

mit 1:2 verloren. Damit ist das Ziel für<br />

das Turnier in diesem Jahr bereits klar.<br />

Denn bei einem weiteren Turniersieg<br />

dürften die <strong>Horneburg</strong>er Kameraden den<br />

Wanderpokal bereits zum fünften Mal in<br />

die Luft stemmen. Das würde bedeuten,<br />

dass die begehrte Trophäe für immer in<br />

der <strong>Horneburg</strong>er Pokalvitrine verweilen<br />

dürfte.<br />

Rechts: Sportlicher Ehrgeiz war<br />

auch beim Tau- bzw. Schlauchziehen<br />

beim Biwak<br />

2005 in Schermbeck gefragt.<br />

Links: Erst im Finale wurden die<br />

<strong>Horneburg</strong>er beim Waltroper<br />

Turnier 2008 bezwungen.<br />

Mitte: Teilnahme am Waltroper<br />

Turnier in den 1980ern.<br />

Rechts: Fußballspiel gegen<br />

den Rapener Löschzug im<br />

September 1971.<br />

Aber nicht nur der Fußball hat es den<br />

<strong>Horneburg</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>leuten angetan.<br />

So treffen sich einige Kameraden in<br />

regelmäßigen Abständen, um in einem<br />

benachbarten Sporttreff Beachvolleyball<br />

zu spielen. Darüber hinaus hat der<br />

Löschzug in den letzten Jahren an vielen<br />

anderen Wettkämpfen teilgenommen.<br />

Ob beim Kanu-Fun Cup der KEL-Datteln<br />

oder beim Spielfest des SV <strong>Horneburg</strong>.<br />

Die Frauen und Männer des Löschzuges<br />

<strong>Horneburg</strong> machen auf jeglichen Parkett<br />

eine gute Figur, denn: Der Ehrgeiz spielt<br />

immer mit!<br />

93


94<br />

STERBENDES DORF?<br />

Wo steht das Schlossdorf <strong>Horneburg</strong> im<br />

<strong>Feuerwehr</strong>-Jubiläumsjahr <strong>2009</strong>? Diese<br />

Frage haben wir einem prominenten<br />

<strong>Horneburg</strong>er gestellt. Wolfgang Wellnitz,<br />

langjähriger Ratsherr und stellvertretender<br />

Bürgermeister sowie ehemaliger<br />

Vorsitzender des Bürgerschützenvereins<br />

und der Dorfgemeinschaft, hat seinen<br />

Beitrag „Warum wir die <strong>Feuerwehr</strong><br />

und die Kirche im Dorf lassen sollten…“<br />

überschrieben.<br />

Im vergangenen Jahr traf ich auf dem<br />

Schützenfest einen alten <strong>Horneburg</strong>er,<br />

der nach vielen Jahren einmal wieder<br />

seinem Heimatdorf einen Besuch abstattete.<br />

Wir kamen ins Gespräch und erinnerten<br />

uns an die „guten alten Zeiten“.<br />

Irgendwann im Verlauf unserer Unterhaltung<br />

sagte der alte <strong>Horneburg</strong>er: „Irgendwie<br />

ist euch in <strong>Horneburg</strong> in den letzten<br />

Jahren die Infrastruktur abhanden<br />

gekommen!“<br />

Und wenn wir genau darüber nachdenken,<br />

dann ist an dieser Außenansicht auf<br />

unser Dorf ziemlich viel dran. Werfen<br />

wir einen Blick auf einige Ereignisse<br />

bzw. Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit:<br />

- Das evangelische Gemeindezentrum in<br />

<strong>Horneburg</strong> wurde aufgegeben.<br />

- Die katholische Pfarrgemeinde St.<br />

Maria Magdalena in <strong>Horneburg</strong> musste<br />

im Jahre 2007 mit den Pfarrgemeinden<br />

in Meckinghoven und Henrichenburg<br />

zur Pfarrei St. Dominikus fusionieren.<br />

- Zum neuen Schuljahr wird die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Grundschule geschlossen. Das<br />

Gebäude der Schule soll vermarktet werden.<br />

Die <strong>Horneburg</strong>er Schülerinnen und<br />

Schüler müssen die Meckinghover<br />

Grundschule besuchen.<br />

- Entgegen den Festsetzungen des vom<br />

Rat der Stadt Datteln selbst beschlossenen<br />

Dorfentwicklungsplanes für <strong>Horneburg</strong><br />

wird entlang der <strong>Horneburg</strong>er<br />

Straße (nördlich des Südfriedhofs) ein<br />

neues Bebauungsgebiet erschlossen.<br />

<strong>Horneburg</strong> rückt damit auch städtebaulich<br />

nah an Meckinghoven heran. Auf<br />

der genannten Fläche sollte übrigens<br />

ursprünglich das neue <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus<br />

gebaut werden, um den <strong>Horneburg</strong>er<br />

Löschzug schneller in das Meckinghover<br />

Einsatzgebiet bringen zu können.<br />

Das Hickhack in dieser Problematik ist<br />

uns allen noch hinlänglich bekannt.<br />

Die <strong>Horneburg</strong>er scheinen in Datteln<br />

keine Lobby zu haben! Darüber hinaus<br />

scheint eine kohärente und nachhaltige<br />

Konzeption der Verantwortlichen für<br />

unser Dorf nicht erkennbar. Das Diktat<br />

leerer Kassen scheint die Grundlage für<br />

sämtliche Entscheidungen für oder gegen<br />

unser Dorf zu sein.<br />

Da nimmt es auch nicht wunder, dass<br />

trotz des neuen Bebauungsgebietes<br />

„Orot“ (übrigens eine Bereicherung für<br />

<strong>Horneburg</strong>!) die Einwohnerzahl <strong>Horneburg</strong>s<br />

stetig sinkt. Waren es Ende der<br />

1990er Jahre noch fast 1.700 Bürgerinnen<br />

und Bürger, die im Dorf lebten, so<br />

sind es nach Auskunft der Stadtverwaltung<br />

zurzeit noch 1.630 Einwohner<br />

(Stichtag: 30. April <strong>2009</strong>). <strong>Horneburg</strong><br />

Anno Domini <strong>2009</strong> – ein sterbendes


Rechts: Der Schriftzug „Auf<br />

Wiedersehen“ über dem Eingang<br />

signalisierte es: Die <strong>Horneburg</strong>er<br />

Schule wurde mit<br />

dem Ende des Schuljahres<br />

2008/<strong>2009</strong> geschlossen. 2010<br />

hätte sie ihr 400-jähriges<br />

Bestehen begehen können.<br />

Dorf? Weitere strukturelle Daten sind<br />

ebenfalls nicht erfreulich, für bestimmte<br />

alte <strong>Horneburg</strong>er sogar erschreckend:<br />

Von ehemals zehn Einzelhandelsgeschäften<br />

in <strong>Horneburg</strong> existieren noch zwei.<br />

Von sechs Gaststätten, die in früheren<br />

Jahren alle gut besucht waren (wir erinnern<br />

uns an die Dreierreihen an den<br />

Theken beim Frühschoppen am Sonntagvormittag!),<br />

ist noch eine vorhanden;<br />

immerhin haben wir eine Pizzeria und<br />

eine Pension. Und abschließend noch<br />

zur Erinnerung: Die Poststelle wurde<br />

„dicht gemacht“; eine Bank arbeitet<br />

bereits heute weitgehend nur noch als<br />

Maschinenfiliale.<br />

Viele Menschen im Dorf sehen <strong>Horneburg</strong><br />

lediglich als Schlafgemeinde an und<br />

sind an einem aktiven Dorfleben nicht<br />

interessiert. Insgesamt also eine ernüchternde<br />

Bilanz der Dorfentwicklung in<br />

<strong>Horneburg</strong>! Und auch für die Zukunft<br />

stellen sich einige Fragen:<br />

- Wie lange bleiben Pfarrheim, Pastorat<br />

oder gar die Kirche der katholischen<br />

Pfarrgemeinde noch erhalten?<br />

- Wird das Schulgebäude stehen bleiben?<br />

Wird die Turnhalle aufgegeben oder gar<br />

abgerissen, wie das bei ähnlichen Projekten<br />

der Stadt in Datteln vorgesehen<br />

ist?<br />

- Will man den dörflichen Charakter<br />

<strong>Horneburg</strong>s weiter verändern?<br />

- Wird der Kreisgarten auf Dauer ein<br />

Bebauungsgebiet?<br />

- Bleibt unsere „grüne Lunge“, der <strong>Horneburg</strong>er<br />

Busch, erhalten?<br />

95


96<br />

- Wird es weitere Geschäftsaufgaben in<br />

<strong>Horneburg</strong> geben?<br />

Fragen über Fragen, die die negative Entwicklung<br />

in <strong>Horneburg</strong> deutlich machen.<br />

Die Aussichten sind also alles andere als<br />

rosig. Aber dennoch: Dies ist natürlich<br />

ZAHLREICHE PLUSPUNKTE<br />

Denn es gibt natürlich auch Pluspunkte<br />

und gute Nachrichten für unser Dorf:<br />

- Die Umgehungsstraße (L 511) soll nun<br />

nach vielen Jahren endlich gebaut werden.<br />

Sie bringt nicht nur eine erhebliche<br />

Entlastung auf der <strong>Horneburg</strong>er Straße,<br />

sondern bietet auch eine städtebauliche<br />

Chance zur Entwicklung und Belebung<br />

des Ortskerns.<br />

- Wir haben ein lebendiges Vereinsleben<br />

mit Schützenverein, <strong>Feuerwehr</strong>, Blasorchester,<br />

Sportvereinen, kirchlichen und<br />

politischen Organisationen und Institutionen.<br />

- Wir besitzen eine solidarische Dorfgemeinschaft,<br />

die im Jahreslauf allerlei<br />

Aktivitäten entwickelt und Aktionen<br />

koordiniert.<br />

- Die Schlossweihnacht, die im Jahre<br />

2010 wieder stattfinden wird, ist der<br />

etwas andere Weihnachtsmarkt mit einer<br />

romantischen Atmosphäre, die Tausende<br />

von Menschen nach <strong>Horneburg</strong> lockt.<br />

- Wir haben viele intakte Nachbarschaften,<br />

die ein Miteinander und Füreinander<br />

leben, wie das in Städten heute immer<br />

seltener wird. Viele Neubürger sind herzlich<br />

in die Nachbarschaften und die<br />

Dorfgemeinschaft <strong>Horneburg</strong> aufgenommen<br />

worden.<br />

- Wir nennen ein Förderschulinternat<br />

unser Eigen, das auf schwierigen Feldern<br />

ein einseitiges Bild, ein Bild das <strong>Horneburg</strong><br />

und vor allem den <strong>Horneburg</strong>erinnen<br />

und <strong>Horneburg</strong>ern nicht gerecht<br />

wird, gleichsam nur die eine Seite der<br />

Medaille.<br />

Integration und Chancengerechtigkeit auf<br />

seine Fahnen geschrieben hat.<br />

- Wir sind stolz auf einen Schützenverein,<br />

der großartige Schützenfeste organisiert,<br />

die in der Region ihresgleichen<br />

suchen.<br />

- Wir haben noch ein Ensemble historischer<br />

Gebäude und ein Traditions- und<br />

Geschichtsbewusstsein, das auch vom<br />

Heimatausschuss des Schützenvereins<br />

gepflegt wird.<br />

- Wir haben zahlreiche hoch qualifizierte<br />

Gärtnerbetriebe mit einem Angebot, das<br />

die Konkurrenz der Region nicht zu<br />

fürchten braucht.<br />

Eine Liste, die sich fortsetzen ließe und<br />

die keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt.<br />

Und dann ist da natürlich die <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

der Löschzug <strong>Horneburg</strong>, seit 100 Jahren<br />

ein Garant für Brandschutz und Sicherheit<br />

im Dorf, eine effiziente und kompetente<br />

Organisation, eine kameradschaftliche<br />

und verantwortungsbewusste<br />

Gemeinschaft, die immer ein lebendiger<br />

Teil des Dorfes war, anerkannt als Ausdruck<br />

ehrenamtlichen Engagements für<br />

die Mitbürger, ja für den Nächsten. Die<br />

<strong>Feuerwehr</strong> lebt damit Werte vor, die leider<br />

in unserer heutigen Gesellschaft


immer mehr in den Hintergrund treten,<br />

in einer Zeit, in der der Rückzug ins Private,<br />

das Ausleben im Eventmilieu und<br />

die Beliebigkeit von Verhaltensnormen<br />

das Leben vieler Menschen kennzeichnen.<br />

Der <strong>Feuerwehr</strong> gebührt für ihre aufopferungsvolle<br />

und selbstlose Arbeit ein<br />

aufrichtiges Dankeschön der Bürgerinnen<br />

und Bürger unseres Dorfes.<br />

Mit dem neuen Gerätehaus hat die <strong>Feuerwehr</strong><br />

eine feste, nachhaltige Heimat im<br />

Ortskern wieder gefunden, die es nun<br />

mit Leben zu füllen gilt. Bezogen auf die<br />

Kernaufgaben der <strong>Feuerwehr</strong> wird dies<br />

sicherlich ohne Probleme gelingen.<br />

Vielleicht kann das neue <strong>Feuerwehr</strong>haus<br />

aber auch ein neuer Mittelpunkt für das<br />

Dorfleben werden, ein offener Ort auch<br />

für Begegnungen jenseits feuerwehrlicher<br />

Belange. Die Hoffnung besteht auch<br />

Links: Eine Bereicherung für das<br />

Dorfleben, die von der <strong>Feuerwehr</strong><br />

maßgeblich mitgestaltet wird: Die<br />

<strong>Horneburg</strong>er Schlossweihnacht<br />

(Gruppenbild am Löschzugstand<br />

2002).<br />

noch, dass das alte Schulgebäude mit<br />

der Turnhalle hier eine Rolle spielen<br />

könnte. Das wäre eine Chance, um das<br />

zu bewahren, was die <strong>Horneburg</strong>er<br />

immer ausgezeichnet hat: Kreativität,<br />

Lebensfreude, Heimatverbundenheit,<br />

Einsatzbereitschaft und eine gehörige<br />

Portion Selbstbewusstsein und Schlitzohrigkeit,<br />

auch gegenüber Autoritäten!<br />

Nutzen wir gemeinsam die sich in den<br />

nächsten Jahren bietenden Chancen und<br />

Möglichkeiten! Setzen wir die Interessen<br />

unseres Dorfes engagiert und solidarisch<br />

auch gegenüber den Verantwortlichen in<br />

Kirche und Staat durch.<br />

Noch ist <strong>Horneburg</strong> nicht verloren! Der<br />

alte <strong>Horneburg</strong>er übrigens, den ich eingangs<br />

erwähnte, will im Jahre 2011 auf<br />

jeden Fall wieder zum Schützenfest<br />

kommen.<br />

97


98<br />

Zusammen mit dem entsprechenden Gruppenfoto das älteste Lichtbild: Spritze mit Bedienmannschaft 1927.<br />

POAHLBÜRGER UND ÜBERZEUGUNGSTÄTER<br />

Am 10. Mai 1909 erschien die auf den<br />

6. Mai 1909 datierte Amtliche Bekanntmachung<br />

über die Gründung der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> in der<br />

Recklinghäuser Zeitung. Deshalb wurde<br />

die Feierstunde aus Anlass des 100jährigen<br />

Bestehens auf Samstag, den 9.<br />

Mai 1909 gelegt. Wilhelm Müschenborn<br />

legte dabei den Fokus auf die Geschichte<br />

des Löschzugs. Seine Rede wird im<br />

Folgenden dokumentiert.<br />

Der Gruppenführer wirft sich in Pose,<br />

seine Mannschaft an der handbetriebenen<br />

Karrenspritze schaut stolz in das<br />

Objektiv des Fotografen. Für diesen<br />

Anlass haben die Brandschützer, die<br />

unsere Vorfahren waren, ihre Schuhe<br />

glänzend poliert, ihre Hosen zeichnen<br />

sich durch akkurate Bügelfalten aus. So<br />

sieht er aus, der älteste Schnappschuss,<br />

der aus der Geschichte der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> erhalten ist. Wahrscheinlich<br />

1927 entstand dieses sorgsam<br />

arrangierte Bild. Da, wo auch heute das<br />

Gerätehaus steht. Mitten im Dorf. Rechts<br />

im Hintergrund ist der alte Schlauchturm<br />

zu erkennen, der sich bis zu seinem<br />

Abriss im Jahre 1965 an den Giebel des<br />

alten Gemeindehauses Schulstraße 1,<br />

heute Magdalenenstraße 1, lehnte. Sie<br />

machten was her, die freiwilligen


Der Löschzug <strong>Horneburg</strong> im Jahr 1994.<br />

<strong>Feuerwehr</strong>kameraden, die damals für<br />

den Fototermin ihr Sonntagslächeln aufsetzten.<br />

Ihre Körpersprache lässt keinen<br />

Zweifel. Sie sind Überzeugungstäter.<br />

Poahlbürger gehören in die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong>. So war es damals, so ist es<br />

zumindest oft noch heute.<br />

Auf der Basis dieses Bürgersinns entstand<br />

1909 eine funktionierende Gemeinschaft,<br />

nachdem der Waltroper Amtmann<br />

Schwarthoff am 10. Mai in der Recklinghäuser<br />

Zeitung bekannt gemacht hatte:<br />

„Für die Gemeinde <strong>Horneburg</strong> ist eine<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet.“ Freiwilligkeit<br />

ist immer besser als Verpflichtung,<br />

diese Erkenntnis galt damals wie<br />

heute. So wurde die Pflichtfeuerwehr, die<br />

bereits 1906 durch eine Änderung der<br />

Gemeindesatzung etabliert worden war,<br />

nicht alt. Nach diesem Ortsstatut für das<br />

Feuerlöschwesen waren in der Brandwehr<br />

die männlichen Einwohner<br />

bestimmten Alters dienstpflichtig. Jedoch<br />

nur auf Zeit. Einzelne Berufsgruppen<br />

waren davon ausgenommen. Ein Konzept,<br />

das nicht funktionieren konnte.<br />

Denn es kommt immer auf die Menschen<br />

an. Motivation kann mit diesem<br />

Modell jedenfalls nicht entstehen. Einen<br />

hohen Ausbildungsstand wird man mit<br />

einer zeitlich limitierten Mitgliedschaft<br />

auch nicht erreichen. Deshalb ist es gut,<br />

dass wir die Gründung der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> und nicht den Zeitpunkt der<br />

99


100<br />

„Es kommt immer auf die Menschen<br />

an, Menschen die Verantwortung<br />

übernehmen. Die fanden<br />

sich in der neu gegründeten<br />

Wehr und auch später.“<br />

(Festakt <strong>2009</strong>)


Formulierung eines Paragraphen zur Einrichtung<br />

einer Pflichtfeuerwehr begehen<br />

und feiern. Wir sind also hier und heute<br />

zur richtigen Zeit am richtigen Ort.<br />

Es kommt immer auf die Menschen an,<br />

Menschen die Verantwortung übernehmen.<br />

Die fanden sich in der neu gegründeten<br />

Wehr und auch später. Belege<br />

dafür sind die Namen der Wehr- und<br />

Löschzugführer bis heute: Karl<br />

Müschenborn, Fritz Berens, Wilhelm Sindern,<br />

Kamerad Fleitmann, Wilhelm<br />

Benke, Leo Balan sen., Josef Hölter,<br />

Bernhard Bußmann, Leo Balan jun., Wilhelm<br />

Müschenborn, Ludger Schollas und<br />

Frank Fischer. Was wären sie alle ohne<br />

ihre Stellvertreter gewesen? Denn diese<br />

waren und sind natürlich stets mehr als<br />

nur der zweite Mann im Hintergrund.<br />

Die Vizechefs haben sich als wichtige<br />

Säulen einer funktionierenden Wehr<br />

erwiesen. Ihre Namen: Wilhelm Sinder,<br />

VERSCHOLLENES GERÄTEHAUS<br />

Zur Zeit der Pflichtfeuerwehr war das<br />

seltsamerweise noch anders. Da beantragte<br />

der damalige Bürgermeister Wilhelm<br />

Elfert quasi von sich aus und von<br />

Amts wegen die Baugenehmigung für ein<br />

Spritzenhaus, zu dem übrigens auch eine<br />

Arrestzelle, eine Wohnung, verschiedene<br />

Stallungen und eine Leichenhalle gehörte.<br />

Erst seit den fleißigen Recherchen<br />

unseres Kameraden Björn Lücke in diesem<br />

Jahr wissen wir, dass dieses<br />

Gemeindehaus Schulstraße 1, heute<br />

Magdalenenstraße 1, zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts <strong>Feuerwehr</strong>unterkunft war.<br />

Allerdings war es mit dieser Herrlichkeit<br />

bereits 1924 schon wieder vorbei. Die<br />

August Müller, Friedrich Berens, Josef<br />

Lettmann, Josef Brüning, Franz-Josef<br />

Bergfort, Josef Hölter, Ernst Hoppe, Ludger<br />

Schollas, Christoph Behler, Frank<br />

Fischer und Frank Kuhs.<br />

Was haben die Männer an der Spitze<br />

bewirkt? Sie haben die Truppe zusammengehalten,<br />

sie haben den Ausbildungsbetrieb<br />

organisiert, sie haben im<br />

Ernstfall ihren Mann gestanden. Und das<br />

trotz vieler Umbrüche. Denn die<br />

Geschichte der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> ist natürlich auch ein Spiegelbild<br />

der deutschen und der regionalen<br />

Geschichte. Sie mussten sich dabei<br />

immer mit den jeweiligen Verwaltungen<br />

auseinandersetzen.<br />

Damit das richtig verstanden wird. Nicht<br />

um das Interesse der <strong>Feuerwehr</strong> durchzusetzen,<br />

sondern um die Sicherheitsinteressen<br />

der Bürgerschaft zu wahren.<br />

Räumlichkeiten wurden zu einer Dienstwohnung<br />

des Dorfgendarmen umgebaut.<br />

Für die <strong>Feuerwehr</strong> wurde an den <strong>Feuerwehr</strong>-Schlauchturm<br />

ein Geräteschuppen<br />

angebaut, der uns Neuzeitlern eigentlich<br />

als erstes Gerätehaus der Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong> galt.<br />

Selbst in der 1959 zum 50-jährigen<br />

Bestehen erschienenen Festschrift findet<br />

sich nur am Rande ein Hinweis auf das<br />

Spritzenhaus, das zum Sitz des Dorfsheriffs<br />

mutierte. Wie hält Björn Lücke in<br />

der im August erscheinenden Festschrift<br />

zum 100-jährigen Bestehen fest (s. Seite<br />

36): „Man kann sich nur vorstellen, dass<br />

101


102<br />

so etwas zwischen Bürgermeister und<br />

<strong>Feuerwehr</strong> nicht gütlich über die Bühne<br />

gegangen sein wird.“<br />

Lieber Bürgermeister und <strong>Feuerwehr</strong>kamerad<br />

Wolfgang Werner, ich bin jedenfalls<br />

sicher, dass der Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />

heute das Rathaus st ürmen würde,<br />

wenn diese neue Fahrzeughalle, in der<br />

wir heute sitzen, von der Stadt in einigen<br />

Jahren in eine Polizeiunterkunft, in eine<br />

Garage für den Bauhof oder was auch<br />

immer umgewidmet würde.<br />

Wir alle bauen darauf, dass sich<br />

Geschichte allgemein und speziell diese<br />

Geschichte nicht wiederholt. Auch wenn<br />

sich Dejà-vue-Erlebnisse in den Annalen<br />

des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> durchaus fin-<br />

Links: Für die<br />

Erweiterung des<br />

Gerätehauses<br />

1987 legten die<br />

Mitglieder des<br />

Löschzugs selbst<br />

Hand an und<br />

opferten ihre<br />

Freizeit.<br />

den. 50-jähriges Bestehen im Jahre 1959:<br />

Neues Gerätehaus; 100-jähriges Bestehen<br />

im Jahre <strong>2009</strong>: Neue Fahrzeughalle<br />

und Umbau des alten Gerätehauses in<br />

Sicht. Doch nicht Steine und Mauern<br />

sind das Entscheidende. Es kommt<br />

immer auf die Menschen an. Vor dem<br />

Jubiläum 1959 schrieb Wehrführer Leo<br />

Balan sich die Finger wund und machte<br />

gehörig Druck für eine neue Unterkunft.<br />

Sein Sohn Leo junior trat Mitte der<br />

1980er Jahre in seine Fußstapfen und<br />

sorgte bei der Stadt für Haushaltsmittel,<br />

damit der Löschzug in Eigenhilfe eine<br />

Fahrzeughalle errichten konnte.<br />

Es kommt immer auf die Menschen an:<br />

Hätte es diese Initiative nicht gegeben,<br />

an der auch handwerklich tätige Mitbür-


Rechts: Ex-Löschzugführer<br />

Wilhelm Müschenborn<br />

legte in seiner Rede<br />

beim Festakt am 9. Mai<br />

<strong>2009</strong> den Fokus auf die<br />

Geschichte des Löschzugs.<br />

ger aus dem Dorf kräftig mitwirkten, die<br />

nicht der <strong>Feuerwehr</strong> angehörten, wäre<br />

der <strong>Feuerwehr</strong>standort <strong>Horneburg</strong> schon<br />

nach 75 Jahren am Ende gewesen. Denn<br />

<strong>Feuerwehr</strong>fahrzeuge neuer Bauart und<br />

Dimension passten in den Neubau von<br />

1959 damals wahrlich nicht mehr rein.<br />

Den <strong>Feuerwehr</strong>standort <strong>Horneburg</strong> in<br />

Frage zu stellen, das wagt heute zum<br />

Glück niemand mehr. Denn die Hilfsfristen,<br />

die heutzutage diskutiert werden,<br />

sind im „Straßendorf“ Datteln nur einzuhalten,<br />

wenn funktionierende Außenlöschzüge<br />

im Brandschutzbedarfsplan<br />

vorgesehen und damit ins Konzept eingebunden<br />

werden. In dieser Hinsicht ist<br />

der Löschzug <strong>Horneburg</strong> wichtiger<br />

Gewährleistungsträger, egal ob er einen<br />

oder 100 Einsätze im Jahr fährt. Nichts-<br />

destoweniger geriet der <strong>Feuerwehr</strong>standort<br />

<strong>Horneburg</strong> schon mal in den Fokus.<br />

So 1975, als die kommunale Neuordnung<br />

und damit die Eingemeindung<br />

nach Datteln ins Haus standen.<br />

Es kommt immer auf die Menschen an.<br />

Der alte Rat der selbstständigen Gemeinde<br />

sorgte rechtzeitig vor seiner letzten<br />

Sitzung dafür, dass das Amt Waltrop<br />

unser damaliges LF 8 in <strong>Horneburg</strong><br />

beließ und der <strong>Feuerwehr</strong> Datteln Mannschaft<br />

und Geräte angedient werden<br />

konnten. Der damalige Wehrführer Walter<br />

Schmidt sorgte dafür, dass der Trennungsschmerz<br />

vom alten Amtsverband<br />

ertragen werden konnte und die Eingemeindung<br />

nicht als Degradierung empfunden<br />

wurde. Dass der Löschzug V sich<br />

103


104<br />

nicht als fünftes Rad am Wagen fühlen<br />

musste, dafür sorgten in der Folgezeit die<br />

Stadtbrandmeister bzw. Stadtbrandinspektoren<br />

Rudi Köster, Heinz Wenner<br />

und Thomas Schalomon. Der Löschzug<br />

<strong>Horneburg</strong> machte in Bezug auf Fahrzeug<br />

und Geräten sowie persönlicher<br />

Ausrüstung die Entwicklung moderner<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en in den vergangenen Jahren<br />

mit. Auch wohl deswegen, weil er in<br />

Sachen Ausbildungs- und Leistungsbereitschaft<br />

die jeweilige Wehrführung zu<br />

überzeugen wusste.<br />

Dass dabei nicht alle Blütenträume reiften,<br />

ist fast ein Allgemeinplatz. Doch<br />

manchmal verlief die Entwicklung wirklich<br />

enttäuschend langsam. Bereits 1992<br />

erreichte Leo Balan mit einem Schreiben<br />

einen Ratsbeschluss, dass das Gerätehaus<br />

<strong>Horneburg</strong> dringend erneut zu<br />

erweitern sei. Fraktionsübergreifend<br />

Links: „Zum neuen<br />

Gerätehaus geht’s nur<br />

über die Umleitung.“ So<br />

kommentierte Karikaturist<br />

Ulrich Queste für die Dattelner<br />

Morgenpost<br />

das Hickhack um eine<br />

angemessene Unterbringung<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> in<br />

<strong>Horneburg</strong>.<br />

überzeugte, dass nicht zuletzt eine Infrastruktur<br />

zur Aufnahme von Frauen zu<br />

schaffen sei.<br />

Das Thema lag längst wieder auf Eis, als<br />

ich 1999 als damaliger Löschzugführer<br />

bei meiner Festrede zum 90-jährigen<br />

Bestehen darauf hinwies, das unser<br />

Gerätehaus aus allen Nähten platze. Es<br />

war Kommunalwahlkampf, alle Bürgermeisterkandidaten<br />

und viele andere Politiker<br />

waren auf dem Festplatz am Schloss<br />

erschienen. So war es kein Wunder, dass<br />

ich vor meinem geistigen Auge schon<br />

mehrere Gerätehäuser wachsen sah. So<br />

konkret und zahlreich waren die vollmundigen<br />

Versprechen in den jeweiligen<br />

Grußworten der Gäste.<br />

Es kommt immer auf die Menschen an.<br />

Die Politiker vor zehn Jahren beließen es<br />

leider bei Wahlkampfgeplapper und lee-


en Worthülsen. Das Verdienst unseres<br />

ehemaligen Löschzugführers Ludger<br />

Schollas ist es, dass er seit 2002 nicht<br />

müde wurde, das Thema warm zu halten.<br />

So wird er als Baumeister in die<br />

Annalen des Löschzugs eingehen, da bin<br />

ich sicher, obwohl er sein Amt vor dem<br />

Entstehen der neuen Halle schon an<br />

einen Nachfolger abgegeben hatte. Seine<br />

Vorstellungen konnten allerdings nur auf<br />

fruchtbaren Boden fallen, weil er in der<br />

GESCHENK FÜR DIE BÜRGER<br />

Allen Menschen, die sich in den vergangenen<br />

100 Jahren für die gedeihliche<br />

Entwicklung der Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> eingesetzt haben, möchte ich<br />

nicht als <strong>Feuerwehr</strong>kamerad, sondern als<br />

Bürger danken. Sie haben sich letztlich<br />

nicht für die <strong>Feuerwehr</strong>, sondern für die<br />

Sicherheit der Einwohner <strong>Horneburg</strong>s<br />

und Dattelns eingesetzt.<br />

An die anwesenden Pressevertreter<br />

appelliere ich in diesem Zusammenhang<br />

dringend, angesichts der neuen Fahrzeughalle<br />

und der hoffentlich folgenden<br />

Bauabschnitte nicht von einem<br />

Geschenk an die Jubelwehr zu schreiben,<br />

sondern, wenn überhaupt solche<br />

Plattitüden verwendet werden müssen,<br />

über ein Geschenk an die Bürgerschaft<br />

zu berichten.<br />

Eine nach dem Stand der Technik ausgerüstete<br />

<strong>Feuerwehr</strong> sollte auch in den<br />

Zeiten leerer Kassen eine Selbstverständlichkeit<br />

sein, damit ehren- und hauptamtliche<br />

Helfer in die Lage versetzt werden,<br />

Schaden von Leib, Leben und Gut<br />

abwenden zu können.<br />

Wehrführung kompetente Mitstreiter für<br />

ein neues Gerätehaus und verständnisvolle<br />

Gesprächspartner in Politik und<br />

Verwaltung fand.<br />

Es kommt immer auf die Menschen an.<br />

So trifft es sich sicherlich gut, dass in<br />

Bauzeiten mit Frank Fischer und Frank<br />

Kuhs ein gelernter Maurer und ein Ingenieur<br />

an der Spitze des Löschzuges <strong>Horneburg</strong><br />

stehen.<br />

Ich wage, auch im Namen meiner Kameraden,<br />

zu versprechen, dass die Mitglieder<br />

des Löschzugs <strong>Horneburg</strong> auch in<br />

den kommenden Jahren ihren Beitrag zu<br />

dieser verantwortlichen Aufgabe leisten<br />

werden.<br />

In diesem Sinne: Gott zur Ehr, dem<br />

Nächsten zur Wehr.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

105


106<br />

Vor dem Festakt am 9. Mai <strong>2009</strong> gab es einen Empfang auf dem Vorplatz des Gerätehauses.<br />

EHRENVOLLES AMT<br />

„Ehrenamt, ein Rezept für schlechte Zeiten?“<br />

So lautete der Titel des Festvortrags<br />

von Ludger Schollas beim Festakt<br />

zum 100-jährigen Bestehen der <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Horneburg</strong> am 9. Mai <strong>2009</strong>, der<br />

im Folgenden abgedruckt wird.<br />

„Wer an den Dingen der Stadt keinen<br />

Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein<br />

schlechter Bürger.“ Dieser Satz stammt<br />

vom Athener Perikles, der ca. 500 v. Chr<br />

gelebt hat. In der griechischen Antike<br />

galt es als Pflicht, sich für das Gemeinwesen<br />

zu interessieren und zu engagieren.<br />

Wer sich dem verweigerte, war ein<br />

idiótes, in der Übersetzung aus dem<br />

Griechischen ein Privatmensch. Die heutige<br />

Bedeutung dieses Begriffes in diesem<br />

Zusammenhang überlasse ich dem<br />

Widerspruch und der Interpretation eines<br />

jeden Einzelnen.<br />

Eine weitere Wurzel findet sich in der<br />

christlichen Tradition, im Liebesgebot der<br />

Bibel: „Liebe deinen Nächsten, wie dich<br />

selbst.“ Die Pflicht also, seinen Nächsten,<br />

seine Familie und Freunde, seine<br />

Nachbarn und diejenigen, die mir<br />

begegnen im Blick zu haben, ihnen dort<br />

Unterstützung und Hilfe zukommen zu<br />

lassen, wo sie sie benötigen.<br />

Aus diesen Traditionen entwickelte sich<br />

das, was wir heute als Ehrenamt verstehen.<br />

Ehrenamt ist ein ehrenvolles und<br />

freiwilliges öffentliches Amt, das nicht


300 Festgäste füllten die neue Fahrzeughalle.<br />

auf Entgelt ausgerichtet ist. Ehrenvoll<br />

deshalb, weil diese Tätigkeiten mit Ehre<br />

und gesellschaftlichem Ansehen verbunden<br />

ist. Was bei Perikles noch sehr auf<br />

politisches Handeln ausgerichtet war,<br />

spiegelt sich heute in vielen Facetten<br />

ehrenamtlichen Engagements wieder: in<br />

der Sozialarbeit, in der Jugendarbeit, im<br />

Gesundheitswesen und in vielen anderen<br />

Bereichen. Insbesondere auch im<br />

Bereich der Gefahrenabwehr, die in<br />

Deutschland ohne die vielen Frauen und<br />

Männer in den Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

gar nicht sicherzustellen wäre.<br />

Der Begriff „Ehrenamt“ wirkt für viele<br />

Menschen in der modernen Gesellschaft<br />

antiquiert und verstaubt. Eine Emnid-<br />

Umfrage aus diesem Jahr förderte zutage,<br />

dass zwar mehr als 90 Prozent der<br />

Befragten den Begriff inhaltlich beschreiben<br />

können, die meisten jedoch den<br />

Begriff „freiwilliges Engagement“ vorziehen.<br />

Über schlechte Zeiten nachzudenken, ist<br />

in diesen Tagen nun wirklich keine<br />

Schwierigkeit. Ich nenne hier nur die<br />

Stichworte, die uns täglich in Presse und<br />

Fernsehen begegnen: Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />

Verschuldung der öffentlichen<br />

Haushalte, Konsolidierung der<br />

Finanzen im sozialen und Gesundheitsbereich.<br />

Darüber hinaus nenne ich hier<br />

die Diskussionen um Individualisierung,<br />

Egoismus und Spaßgesellschaft. Wobei<br />

ich davor warne, unsere Gesellschaft<br />

negativer zu sehen, als sie tatsächlich ist.<br />

Denn immerhin sind in Deutschland 23<br />

Millionen Menschen über 14 Jahren in<br />

107


108<br />

„Und wer als Team Leistung<br />

bringen will, und der <strong>Feuerwehr</strong>einsatz<br />

ist Teamarbeit,<br />

kann das am besten, wenn zwischen<br />

den Teammitgliedern<br />

gute Beziehungen bestehen. Für<br />

diese Beziehungspflege sind<br />

gemeinsame Feiern und Freizeitgestaltung<br />

wichtige Elemente.“<br />

(Festvortrag <strong>2009</strong>)


den verschiedenen Feldern ehrenamtlich<br />

tätig. Dennoch ist ehrenamtliches Engagement<br />

von alldem direkt oder indirekt<br />

betroffen.<br />

Ehrenamt muss mit Sinn gefüllt sein. Der<br />

Wahlspruch der <strong>Feuerwehr</strong>en „Gott zur<br />

Ehr’, dem Nächsten zur Wehr“ war für<br />

<strong>Feuerwehr</strong>leute lange der selbstverständliche<br />

Ausdruck dessen, warum sie sich in<br />

diesem Ehrenamt engagierten. Auch in<br />

den anderen Bereichen des ehrenamtlichen<br />

Engagements bezogen die allermeisten<br />

in Zeiten der Volkskirche und der<br />

christlichen Prägung unserer Gesellschaft<br />

ihre Motivation aus dem schon erwähnten<br />

Liebesgebot der christlichen Tradition.<br />

In der säkularisierten und entchrist-<br />

Ehrenamt lebt von sekundärer Motivation.<br />

Häufig kann man sich als <strong>Feuerwehr</strong>frau<br />

oder –mann folgende Sprüche von<br />

Außenstehenden anhören: „Da kommt<br />

die Feierwehr?“; „Das sind große Kinder<br />

mit großen Spielzeugen.“ Und vieles<br />

mehr.<br />

Was despektierlich und spottend gemeint<br />

ist, beschreibt aber wichtige begleitende<br />

Momente, ohne die die ehrenamtliche<br />

Arbeit nicht möglich wäre. Neben dem<br />

sinnvollen Tun haben die Engagierten<br />

den Wunsch nach sozialen Kontakten<br />

und sozialer Einbindung, darüber hinaus<br />

wollen sie Spaß haben und Kenntnisse<br />

und Erfahrungen erweitern. Gerade in<br />

der <strong>Feuerwehr</strong> kann es ja nicht anrüchig<br />

sein, sich mit Freude und Interesse mit<br />

den Fahrzeugen, Geräten und der Technik<br />

auseinanderzusetzen, weil das zu<br />

lichten Gesellschaft ist dieses Motiv<br />

nicht mehr selbstverständlich und für<br />

viele sogar fremd. Und doch ist es meines<br />

Erachtens notwendig, dass es einen<br />

tragenden Sinn jenseits der persönlichen<br />

Bedürfnisse des Einzelnen geben muss,<br />

um einer ehrenamtlichen Tätigkeit langfristig<br />

und verbindlich nachzugehen. In<br />

Umfragen ist das meist genannte Motiv<br />

„die gesellschaftliche Mitgestaltung“<br />

(wenigstens oder gerade im Kleinen). Die<br />

bereits zitierte Emnid-Umfrage hat herausgefunden,<br />

dass über alle Altersgruppen<br />

hinweg knapp drei Viertel der<br />

Befragten „die Stärkung des gesellschaftlichen<br />

Zusammenhaltes“ als wichtigsten<br />

Grund nannten, ein Ehrenamt zu übernehmen.<br />

RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN<br />

einer notwendigen Beherrschung der<br />

Technik im Einsatzfall führt. Und wer als<br />

Team Leistung bringen will, und der <strong>Feuerwehr</strong>einsatz<br />

ist Teamarbeit, kann das<br />

am besten, wenn zwischen den Teammitgliedern<br />

gute Beziehungen bestehen.<br />

Für diese Beziehungspflege sind gemeinsame<br />

Feiern und Freizeitgestaltung wichtige<br />

Elemente.<br />

Ehrenamt muss gefördert werden. Bevor<br />

als erstes nach dem Staat und öffentlichen<br />

Geldern gerufen wird, bin ich der<br />

Meinung, sind zunächst wir hier in der<br />

Festhalle und alle Menschen in unserer<br />

Gesellschaft in der Pflicht, Vorbild zu<br />

sein, entsprechende Werte zu leben und<br />

zu vermitteln und Andere zu begeistern,<br />

engagiert mitzumachen. Als zweites<br />

müssen besonders in der <strong>Feuerwehr</strong> die<br />

Rahmenbedingungen geschaffen sein,<br />

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Rechts: Bürgermeister Wolfgang<br />

Werner (r.) überbrachte Löschzugführer<br />

Frank Fischer (l.) die<br />

Glückwünsche von Rat von Verwaltung.<br />

Jens Hötting (M.) führte<br />

durch das Programm<br />

der Feierstunde.<br />

Rechts: Nach der Feierstunde<br />

ging es zunm Schloss, um<br />

zusammen mit den Festgästen<br />

den Maibaum aufzustellen.<br />

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Links: Sichtlich gerührt war<br />

Hauptbrandmeister Eberhard<br />

Holöchter (2. v. r.), als er<br />

während des Festaktes überraschend<br />

nachträglich für 40-jährige<br />

<strong>Feuerwehr</strong>zugehörigkeit<br />

geehrt wurde. Es gratulierten (v.<br />

l.) Bezirksbrandmeister Klaus<br />

Mönch, Stadtbrandinspektor Thomas<br />

Schalomon, Bürgermeister<br />

Wolfgang Werner und stellvertretender<br />

Kreisbrandmeister Josef<br />

Dehling.


Rechts: Ex-Löschzugführer<br />

Ludger Schollas hielt den<br />

Festvortrag „Ehrenamt, ein<br />

Rezept für schlechte Zeiten?“.<br />

damit wir diesen Dienst für die Menschen<br />

in unserer Stadt tun können. Das<br />

kostet Geld, zuweilen auch viel Geld,<br />

wenn wir an das Projekt „Gerätehaus<br />

<strong>Horneburg</strong>“ denken, das in seiner Vollendung<br />

ein Meilenstein für den Löschzug<br />

sein wird.<br />

Auch müssen sich Städte, Länder und<br />

Bund stets Möglichkeiten suchen, ihre<br />

Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt<br />

zum Ausdruck zu bringen, angesichts der<br />

enormen Wertschöpfung, die ehrenamtliches<br />

Engagement für unsere Gesellschaft<br />

bedeutet. Neben den ideellen Werten<br />

wird der Wert dieser Arbeit in Deutschland<br />

auf mehr als 75 Milliarden<br />

Euro/jährlich geschätzt.<br />

Mein Fazit auf die Frage „Ehrenamt, ein<br />

Rezept für schlechte Zeiten?“ lautet, und<br />

ich hoffe, das ist erkennbar geworden:<br />

„Ehrenamt, ein Rezept für alle Zeiten!“<br />

Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein<br />

persönliches Wort. In der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit gibt es Momente, die viele<br />

hier im Festsaal auch kennen, in denen<br />

Lustlosigkeit und Gedanken ans Aufhören<br />

aufkommen, sei es durch Konflikte,<br />

die ausgetragen werden oder durch<br />

Überlastung, die in unserer schnelllebigen<br />

Zeit entstehen. Mich motiviert dann<br />

weiterzumachen, die Möglichkeit unsere<br />

Gesellschaft an dem Ort, an dem ich<br />

wohne und lebe, mitzugestalten und<br />

lebenswerter zu machen, in der Aufgabe<br />

als <strong>Feuerwehr</strong>mann zu retten – zu<br />

löschen – zu bergen – zu schützen.<br />

Daher rufe ich dem Löschzug <strong>Horneburg</strong><br />

an seinem Festtag zu:<br />

„Floreat ad multos annos.“<br />

“Er blühe für viele Jahre.”<br />

Vielen Dank!<br />

111


112<br />

Impressionen vom Festakt am 9. Mai <strong>2009</strong>.


Maibaumaufstellen am 9. Mai <strong>2009</strong> aus Anlass des <strong>Feuerwehr</strong>-Jubiläums.<br />

113


114<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Löschzug <strong>Horneburg</strong>, Datteln-<strong>Horneburg</strong> <strong>2009</strong><br />

Redaktion: Wilhelm Müschenborn<br />

Layout: Alexander Koutsouropoulos<br />

Produktion: Christoph Balan, Wilhelm Müschenborn<br />

Textbeiträge: Mirko Biester, Annemarie Hillenbrand, Peter Korte, Björn Lücke,<br />

Anna Müschenborn, Wilhelm Müschenborn, Ludger Schollas,<br />

Wilhelm Schulte, Wolfgang Wellnitz<br />

Dokumentation: Ernst Hoppe, Peter Korte, Björn Lücke, Anna Müschenborn,<br />

Wilhelm Müschenborn, Ludger Schollas<br />

Bildnachweis: Archiv der <strong>Feuerwehr</strong> Datteln, Siegfried Eggenstein,<br />

Dorfarchiv <strong>Horneburg</strong>,Thomas Frölich, Björn Lücke, Thomas Lücke,<br />

Wilhelm Müschenborn, Wilhelm Schulte, Sandra Zurnieden<br />

Privatfotos: Leo Balan, Bernhard Bußmann, Gisela Lettmann, Heinrich Lücke,<br />

Werner Recktenwald, Albert Reckwerth, Michael Zühr<br />

Fotobearbeitung: Wilhelm Müschenborn<br />

Druck: Wirtz Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 24, 45711 Datteln<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Horneburg</strong><br />

Magdalenenstraße 3, 45711 Datteln-<strong>Horneburg</strong><br />

info@feuerwehr-horneburg.de www.feuerwehr-horneburg.de


Die Löschzug- und Gruppenführer<br />

Von links: Frank Kuhs, Ludger Schollas, Eberhard Holöchter, Frank Fischer,<br />

Jens Möller, Björn Lücke, Clemens Lücke, Wilhelm Müschenborn.<br />

Der Vorstand<br />

Von links: Frank Kuhs, Jens Hötting, Markus Schlüter, Bernhard Bußmann, Marcel Biester, Björn Lücke,<br />

Markus Holöchter, Volkhard Bialas, Jens Möller, Christopher Röhnisch Franz Beckmann, Frank Fischer.<br />

Die Ehrenabteilung<br />

Von links: Franz Sindern, Josef Hölter, Albert Reckwerth, Bernhard Bußmann,<br />

Ernst Hoppe, Leo Balan, Werner Schwick, Heinz-Egon Kalb.


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Geöffnet: Mittwochs und samstags von 10:00 bis 17:00 Uhr ����������������������<br />

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