Reisebericht (PDF-Download, 921 KB) - MS Service AT

Bericht über die gemeinsame Reise nach Bad Tatzmannsdorf zum
Institut Physiomed Sulzriegel
Bei strahlendem Sonnenschein und dazu passender Laune konnten wir Anfang Oktober einen
wunderbaren Tag mit dem Ehepaar Lindau-Ochsenhofer an ihrem Institut Physiomed in Sulzriegel bei
Bad Tatzmannsdorf verbringen. Es wurden uns die Pferde und die Hippotherapie mit all ihren Vorteilen,
ihrem Potential für die Therapie in unterschiedlichen Bereichen vorgestellt. Kurz wollen wir die
Hippotherapie vorstellen:
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Hippotherapie wird als eine besondere Form der Symptomtherapie betrachtet, die eine große Anzahl
positiver Effekte auf den körperlichen und psychischen Allgemeinzustand mit sich bringt. Der Umgang
mit dem Pferd ist ein geschätzter Gewinn für die Betroffenen und hat positive Effekte sowohl auf die
Psyche als auch auf den Körper. Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) haben sich im Laufe einer
Therapie zu begeisterten ReiterInnen entwickelt. Die Grundvoraussetzungen für den Reitsport sind die
geistige und körperliche Fähigkeit, auf dem Pferd dauerhaft selbstständig das Gleichgewicht zu halten
und bewusst zu verlagern. Je nach Grad und Art der Behinderung der ReiterInnen muss das Pferd vorher
eine Spezialausbildung erfahren haben.
Geist und Körper trainieren
Der Bewegungsapparat des Menschen ist auf aufrechtes Gehen ausgelegt. Beim Gehen wird eine
dreidimensionale Kipp- und Drehbewegung des Beckens ausgeführt. Um den dabei entwickelten
Schwung auszubalancieren, wird eine ausgleichende Bewegung erforderlich, die den größten Teil des
Körpers mit einbezieht. Der Bewegungsablauf des Pferdes im Schritttempo versorgt das Becken der
ReiterIn mit den gleichen dreidimensionalen Schwingungsimpulsen, die auch beim menschlichen Gehen
entstehen. In der Hippotherapie benutzt man genau diesen Effekt, um den menschlichen Körper vom
Becken aufwärts an seine motorischen Funktionen während des Gehens zu gewöhnen. Mit der
Beeinflussung der Sensomotorik kommt es unter anderem zu einer Lockerung der Muskulatur, und die
Stütz-, Haltungs- und Gleichgewichtsreaktionen werden trainiert. Fortschritte sind an flüssigeren
Bewegungsabläufen und einer besseren Kontrolle über die Gliedmaßen erkennbar.
Anerkannte Effekte bei MS
Durch die spezielle Haltung und Bewegung am Pferd, wird die Beweglichkeit erhalten oder auch
gefördert. Diese ist bei MS-Betroffenen häufig durch Symptome wie zum Beispiel die Spastik
eingeschränkt.
Zudem werden mit Hilfe der Hippotherapie auch eine mögliche Schwäche in den Beinen sowie der
Koordinations- und Gleichgewichtssinn behandelt. Die Therapie erzielt eine ausgeprägte
sensomotorische Stimulation über Einübung von Basisfunktionen: Raumlagebewusstsein,
Bewegungsplanung, taktile Wahrnehmung, Reaktionsfähigkeit, Geschicklichkeit und Körperbewusstsein.
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Bei Betroffenen, die ohne Hilfe nicht mehr sitzen können, wird die Hippotherapie nicht angewandt. Falls
sich MS-Symptome während der Therapie verschlimmern, sollte diese zunächst beendet werden. Dies
gilt auch während eines akuten Schubs. Nach dem Schub hingegen ist die Hippotherapie als
Rehabilitationsmaßnahme empfehlenswert, da diese sich positiv auf den Wiederherstellungsprozess
auswirken kann.
Nach der Therapie sind MS-Betroffene, die infolge der MS generell schnell ermüden, oft erschöpft, ohne
dass ihr/ihm dies bewusst ist. Daher sollte im direkten Anschluss an die Therapiestunde das Gehen oder
Autofahren vermieden werden. 10 bis 20 Minuten Sitzenbleiben und Entspannung sind ein wichtiger Teil
der Therapie.
Hippotherapie in der Ausübung
Nach der ärztlichen Verschreibung geht es auf den Pferdehof. Dort wird in der Reithalle zunächst
Bekanntschaft mit den zwei- und vierbeinigen Therapeuten geschlossen. Die Halle verfügt über eine
spezielle Rampe, um dem Behinderten das Aufsitzen aufs Pferd zu erleichtern. Sitzt der oder die MS-
Betroffene fest im Sattel, kann es losgehen. Der oder die speziell geschulte Physiotherapeut/in geht
neben dem Pferd her, gibt Hilfestellungen und bestimmt, welche Übungen durchgeführt werden. Hat der
oder die Reiter/in Probleme, sich selbst im Sattel zu halten, geht zur Sicherung eine weitere Person auf
der anderen Pferdeseite mit. Ein/e Pferdeführer/in, lenkt das Pferd auf genaue Anweisung des oder der
Physiotherapeuten/in. Die Therapie dauert etwa 20-30 Minuten.
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Kosten der Hippotherapie
Die Hippotherapie wird ärztlich verschrieben. Die Krankenkasse übernimmt derzeit nur einen Anteil der
Kosten. Die Kosten einer Therapiestunde von 30 Minuten liegen durchschnittlich bei 25 Euro sind jedoch
abhängig von den TherapeutInnen Ihrer Wahl. Mehr Informationen finden Sie in der Tabelle
untenstehend oder unter folgenden Links oder selbstverständlich bei Ihrem MS-Service:
o Österreichisches Kuratorium für Therapeutisches Reiten (OKTR):
http://www.oktr.at/pub/home/index.php
o Physio Austria, Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs:
http://www.physioaustria.at/ueber-physio-austria/fachgruppen-undarbeitsgemeinschaften/hippotherapie-arge/hippotherapie
o Reit-Eldorado Österreich: http://www.reiteldorado.at/de.aspx/578/home/aut/30.10.2012/to/30.10.2013
Nachdem wir über die Möglichkeiten der Hippotherapie theoretisch als auch praktisch aufgeklärt wurden
und einige sogar auf dem Pferd sitzen durften, konnten wir noch ein gemeinsames Mittagessen im
Restaurant Spiegel einnehmen und danach einen Vortrag von Frau Dr.in Jutta Lindau-Ochsenhofer über
MS und seine Therapieformen hören. Eine sehr berührende Wortmeldung einer Patientin möchten wir
als Zitat abschließend wiedergeben: „Normalerweise habe ich immer Schmerzen, doch nun fällt mir
soeben auf, dass ich heute gar keine verspüre!“.
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Wir freuen uns noch auf viele gemeinsame Aktivitäten und interessante Vorträge mit Ihnen!
Herzlichst,
Ihr MS-Service
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