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Wie erkenne ich gute Arbeit am Huf

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3.1.1 Strahl<br />

Der <strong>Huf</strong> ist im hinteren Bere<strong>ich</strong> durch die <strong>Huf</strong>knorpel, das Stahlpolster und den Strahl selbst,<br />

elastisch aufgebaut, um den sog. <strong>Huf</strong>mechanismus zu ermögl<strong>ich</strong>en. Der Strahl verfügt zur<br />

Erfüllung dieser Funktion über eine Ziehharmonika ähnl<strong>ich</strong>e Form, d.h. die hornbildenden<br />

Strahllederhäute sind wie ein W geformt. Hierdurch ergeben s<strong>ich</strong> eine mittlere und zwei<br />

äußere Strahlfurchen, die einen mögl<strong>ich</strong>st geraden Verlauf von der Strahlspitze zum Ballen<br />

nehmen. Der Strahl hat unter Belastung (beim Fußen) eine Stoppfunktion für den <strong>Huf</strong>mechanismus,<br />

d.h. er soll unter Last den harten Boden berühren und somit mittragen; auf we<strong>ich</strong>em<br />

Boden ist ohnehin die ges<strong>am</strong>te <strong>Huf</strong>unterseite im Bodenkontakt. Hierzu muss der Strahl<br />

entsprechend viel Hornmasse besitzen, d<strong>am</strong>it er bereits im unbelasteten Zustand zwischen<br />

den Trachtenwinkeln (Eckstrebenwinkeln) nahezu bis auf den Boden re<strong>ich</strong>t (1-2 mm Abstand<br />

zum Boden).<br />

Ein Bodenkontakt des Strahls ist beim Beschlagspferd leider selten zu sehen. Hinten im<br />

Trachtenbere<strong>ich</strong> geschlossene Beschläge (Kunststoffbeschläge, Eisenbeschläge mit eingeschweißtem<br />

Steg, Heart Bar Shoes) können diese Funktion wiederherstellen und liefern dem<br />

<strong>Huf</strong> eine natürl<strong>ich</strong>e Lastverteilung durch Einbeziehung des Strahls an der Lastaufnahme.<br />

Der Strahl muss n<strong>ich</strong>t über seine ges<strong>am</strong>te Oberfläche bearbeitet werden. Beim gesunden<br />

Strahl re<strong>ich</strong>t es aus, die beiden äußeren Strahlfurchen derart durch einen Längsschnitt freizuschneiden,<br />

dass mit der Eckstrebe zus<strong>am</strong>men eine nach unten offene V-Form entsteht,<br />

aus der eingetretene Mistanteile herausfallen und s<strong>ich</strong> keine Steine einklemmen können.<br />

Nebenbei schafft man eine Rinne, die mit dem <strong>Huf</strong>kratzer bis in die Tiefen der Furche erre<strong>ich</strong>bar<br />

ist.<br />

Ein gesunder Strahl ist auch zum anstehenden Bearbeitungstermin noch weitgehend in Form<br />

und frei von Fäulnis. Letztere muss ggf. regelmäßig durch Freischneiden entfernt werden,<br />

d<strong>am</strong>it entsprechende Pflegemittel, vor allem aber auch der Luftsauerstoff, den anaeroben<br />

Bakterien und dem Pilzbefall das Leben schwer machen (zu diesem Thema ist anlässl<strong>ich</strong> der<br />

<strong>Huf</strong>-factory 2005 ein separater Workshop vorgesehen). Der Befall betrifft anfängl<strong>ich</strong> vor allem<br />

die beiden äußeren und die mittlere Strahlfurche; letztere kann durch das zersetzte Horn<br />

derart tief werden, dass man die Metallklinge des <strong>Huf</strong>kratzers in ihrer kompletten Länge darin<br />

versenken kann. Hier legt der <strong>Huf</strong>experte das gesunde Horn wieder frei, d<strong>am</strong>it der Tierhalter<br />

die Problemzonen während der tägl<strong>ich</strong>en Strahlpflege erre<strong>ich</strong>t.<br />

3.1.2 Eckstreben<br />

Die Eckstreben haben entsprechend ihrer Beze<strong>ich</strong>nung eine w<strong>ich</strong>tige Aufgabe: Sie verstreben<br />

den <strong>Huf</strong> im hinteren offenen Bere<strong>ich</strong>, der ja sonst durch die dort fehlende <strong>Huf</strong>wand auf<br />

Elastizität ausgelegt ist (s.o.). Nötig wird diese Verstrebung, weil den Trachtenecken eine<br />

Wachstumsr<strong>ich</strong>tung nach schräg vorne aufgezwungen wird, d.h. die Trachtenlinie ist idealer<br />

Weise parallel zur Zehenlinie (s.a. Bild zum Fesselstand). Unter Belastung des <strong>Huf</strong>es ist d<strong>am</strong>it<br />

eine zur Zehe ger<strong>ich</strong>tete Biegebelastung vorhanden, die abgestützt werden muss. Dieses<br />

geschieht durch die Eckstrebe, die zur Erfüllung ihrer Funktion aus Harthorn besteht. Idealer<br />

Weise hat die Eckstrebe einen geraden, gestreckten Verlauf vom Eckstrebenwinkel in R<strong>ich</strong>tung<br />

vorderes Drittel der äußeren Strahlfurche, um die Kraft optimal in der vorderen <strong>Huf</strong>zone<br />

abstützen zu können. Bei unzure<strong>ich</strong>ender Abstützung entstehen untergeschobene Trachten,<br />

d.h. die Trachtenlinie verläuft in einem flacheren Winkel als die Zehenlinie.<br />

Es gibt Pferde, bei denen die Eckstrebe ein übermäßiges Wachstum aufweist, sodass s<strong>ich</strong><br />

die Eckstrebe auf die <strong>Huf</strong>sohle legt. Diesen Zustand nennt man, wenn die Eckstrebe R<strong>ich</strong>tung<br />

Tragrand wuchert, eine „doppelte Sohle“. Diese ist in jedem Fall zu entfernen.<br />

In der Übergangszeit kann es dabei u.U. zur le<strong>ich</strong>ten Fühligkeit auf steinigem Boden kommen,<br />

jedoch sind die Gefahren einer doppelten Sohle gegenüber den Risiken der Umstellung<br />

n<strong>ich</strong>t zu akzeptieren.<br />

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