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alternating gradient - abbremsung von benzonitril - CFEL at DESY

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ALTERNATING GRADIENT -<br />

ABBREMSUNG<br />

VON BENZONITRIL<br />

FABIAN GRÄTZ<br />

DIPLOMARBEIT<br />

am<br />

Fachbereich Physik<br />

der<br />

Freien Universität Berlin<br />

angefertigt am<br />

Fritz-Haber-Institut<br />

der Max-Planck-Gesellschaft<br />

Betreuer: Prof. Dr. Gerard Meijer<br />

Berlin, 20. März 2008


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theoretische Grundlagen 5<br />

2.1 Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.1 Rot<strong>at</strong>ionsstruktur <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.2 Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2 OH-Radikal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2.1 Grundzustand des OH-Radikals . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2.2 Stark-Effekt <strong>von</strong> OH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.3 Hyperfeinstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.3.1 Transversale Fokussierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.3.2 Form der Elektroden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.3.3 Trajektorien im Abbremser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3 Experimenteller Aufbau 27<br />

3.1 Aufbau für ein Modul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.1.1 Molekularstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.1.2 Abbremsmodul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.1.3 Detektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.1.4 Elektronik und Messsoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.2 Erweiterung auf zwei Module . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

4 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril 35<br />

4.1 Detektion <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.2 Abbremsung des Grundzustandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

4.3 Abbremsung höherer Rot<strong>at</strong>ionsniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

5 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH 49<br />

5.1 Detektion <strong>von</strong> OH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

i


5.2 OH im hochfeldsuchenden Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.3 OH im tieffeldsuchenden Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.4 Einfluss der Biasspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

6 Ausblick 61<br />

Zusammenfassung 65<br />

Abstract (english) 67<br />

Liter<strong>at</strong>urverzeichnis 69<br />

Danksagung 75<br />

Selbständigkeitserklärung 77<br />

ii


Abbildungsverzeichnis<br />

2.1 Strukturformel <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.2 Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.3 Termschema des OH-Radikals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.4 Stark-Effekt <strong>von</strong> OH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.5 Optimales Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.6 Beschleunigungen in der elektrischen Linse . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.7 Abbremsschema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.2 Bilder der Abbremsmodule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.3 Justage des Moduls in der Kammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

4.1 Spektrum <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.2 Analyse des TOF-Profils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

4.3 Einfluss des Elektrodenvers<strong>at</strong>zes bei Benzonitril . . . . . . . . . . . . 37<br />

4.4 guiding <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.5 Abbremsung des Grundzustandes <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . . 41<br />

4.6 vz, z-Phasenraum beim Abbremsen <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . . . . . 42<br />

4.7 guiding <strong>von</strong> Benzonitril für höhere J . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.8 Abbremsen <strong>von</strong> Benzonitril für höhere J . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

4.9 Trennung verschiedener Quantenzustände <strong>von</strong> Benzonitril . . . . . . 47<br />

5.1 Spektrum <strong>von</strong> OH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.2 guiding und Abbremsen <strong>von</strong> hochfeldsuchendem OH . . . . . . . . . 51<br />

5.3 bunching und guiding <strong>von</strong> tieffeldsuchendem OH . . . . . . . . . . . . 53<br />

5.4 Abbremsen <strong>von</strong> tieffeldsuchendem OH . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

5.5 Einfluss des Elektrodenvers<strong>at</strong>zes bei OH . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

5.6 Abhängigkeit der Intensität <strong>von</strong> der Biasspannung . . . . . . . . . . . 57<br />

5.7 Anteil neg<strong>at</strong>iver Parität der kreuzenden Zustände . . . . . . . . . . . 58<br />

6.1 Abbremssimul<strong>at</strong>ionen für eine verlängerte Appar<strong>at</strong>ur . . . . . . . . . 62<br />

iii


Tabellenverzeichnis<br />

2.1 Charaktertafel der Vierergruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2 Rot<strong>at</strong>ionskonstanten und Dipolmoment <strong>von</strong> Benzonitril [47]. . . . . . 9<br />

5.1 Parameter für das guiding <strong>von</strong> tieffeldsuchendem OH . . . . . . . . . 54<br />

iv


Abkürzungen und wichtige Begriffe<br />

Abkürzung/Begriff Bedeutung<br />

Abb. Abbildung<br />

AG Altern<strong>at</strong>ing Gradient, in etwa: dynamische<br />

Fokussierung<br />

Biasspannung konstant anliegende Gleichspannung, die<br />

BN Benzonitril<br />

dem Schaltsignal überlagert ist<br />

bunching Bündelung, hier: longitudinale Fokussie-<br />

rung<br />

cm −1 Einheit der Wellenzahl, als Frequenz-<br />

oder Energieeinheit verwendet:<br />

1 cm −1 �=29979, 2458 MHz (siehe dort)<br />

D, Debye 1 D ≡ 3, 33564 · 10 −29 Cm, Einheit des<br />

elektrischen Dipolmoments<br />

Digitalisierer Gerät zum Digitalisieren <strong>von</strong> analogen Si-<br />

gnalen<br />

�E Vektor der elektrischen Feldstärke<br />

�e i<br />

Gl. Gleichung<br />

Einheitsvektor in Richtung i<br />

guiding Führung der Moleküle durch die Appa-<br />

r<strong>at</strong>ur durch reine Fokussierung ohne Ab-<br />

bremsen<br />

GHz 1000 MHz (siehe dort), auch als Energie-<br />

einheit verwendet<br />

hfs hochfeldsuchend, Hochfeldsucher<br />

HV high voltage, Hochspannung<br />

LCAO linear combin<strong>at</strong>ion of <strong>at</strong>omic orbitals, Linear-<br />

kombin<strong>at</strong>ion <strong>von</strong> Atomorbitalen<br />

v


Abkürzung/Begriff Bedeutung<br />

lfs low field seeking, tieffeldsuchend, Tieffeld-<br />

sucher<br />

LIF laser induced fluorescence, laserinduzierte<br />

Fluoreszenz<br />

MHz Einheit der Frequenz, als Energieeinheit<br />

verwendet: 1 MHz �=4, 135669 · 10 −9 eV =<br />

6, 62607153 · 10 −28 J<br />

PMT photomultiplier tube, Photok<strong>at</strong>hode mit<br />

nachgeschaltetem Sekundärelektronen-<br />

vervielfacher<br />

Pulssequenzgener<strong>at</strong>or elektronisches Gerät, welches Zeitsequen-<br />

zen im µs-Bereich als analoges Signal an<br />

die HV-Schalter sendet<br />

RDL ring dye laser, Ringfarbstofflaser<br />

TOF time of flight, Flugzeit<br />

Verzögerungsgener<strong>at</strong>or elektronisches Gerät, welches Trigger mit<br />

variabler Zeitverzögerung an andere Ge-<br />

räte sendet<br />

vibronisch elektronisch-vibr<strong>at</strong>orisch<br />

Wellenlängenmeter optischer Frequenzmesser<br />

m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ische Symbole Bedeutung<br />

G1 ∼ = G2<br />

Gruppenisomorphismus: G1 ist isomorph<br />

zu G2<br />

Γ Darstellung einer Gruppe<br />

Γ1 ⊗ Γ2<br />

Multiplik<strong>at</strong>ion der Darstellungen Γ1 und<br />

Γ2<br />

A Gruppentheorie: total symmetrische ir-<br />

reduzible Darstellung; asymmetrischer<br />

starrer Kreisel: Rot<strong>at</strong>ionskonstante<br />

a ∝ b a ist proportional zu b<br />

a ≡ b, a := b, a =: b a ist identisch gleich b, a ist definiert als b,<br />

b ist definiert als a<br />

vi


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Seit dem Beginn der N<strong>at</strong>urwissenschaften steht die Frage nach dem Aufbau und<br />

dem Ursprung der M<strong>at</strong>erie im Mittelpunkt des Interesses und stellt eine der größ-<br />

ten Triebfedern für die wissenschaftliche Forschung dar. Beginnend mit der Begrün-<br />

dung der Quantenphysik durch Max Planck im Jahr 1900 [1] h<strong>at</strong> in der Physik eine<br />

beispiellose Entwicklung st<strong>at</strong>tgefunden, die nicht nur zu neuen Erkenntnissen ge-<br />

führt h<strong>at</strong>, sondern auch gänzlich neue Fragen aufwirft. Während in der Teilchen-<br />

physik dank großer Beschleuniger fundamentale Theorien im Hochenergiebereich<br />

entwickelt und getestet werden, h<strong>at</strong> sich spätestens seit der Entwicklung der Paul-<br />

falle [2] auch der Bereich extrem niedriger Energien als eine Quelle der Erkenntnis<br />

bezüglich der elementaren Eigenschaften der M<strong>at</strong>erie etabliert. Seit einigen Jahr-<br />

zehnten, vor allem aber in jüngster Zeit h<strong>at</strong> die Physik zudem damit begonnen,<br />

auf der Grundlage neuer experimenteller Methoden und mit den Konzepten der<br />

Molekülphysik entscheidenden Einfluss auf die quantit<strong>at</strong>ive Biologie zu nehmen,<br />

woraus nicht zuletzt die Aufklärung der Struktur der DNS durch Röntgenbeugung<br />

resultierte [3].<br />

Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Abbremsen großer Moleküle. Dieses<br />

soll es in Zukunft ermöglichen, komplexe neutrale Moleküle einzufangen und im<br />

Detail zu untersuchen. Die beim Abbremsen verwendete Technik der Altern<strong>at</strong>ing<br />

Gradient-Fokussierung ist dieselbe, die auch in Beschleunigern für geladene Teilchen<br />

zum Eins<strong>at</strong>z kommt; sie stellt somit einen Brückenschlag zwischen grundlegender<br />

Hochenergiephysik und der Physik bei niedrigen Energien her.<br />

Die Auflösung jeder physikalischen Messung hängt entscheidend <strong>von</strong> der Tempe-<br />

r<strong>at</strong>ur der Probe und der Zeitdauer der Beobachtung ab. Hierbei bestimmt die Tem-<br />

per<strong>at</strong>ur für Moleküle in der Gasphase die Anregung innerer Energieniveaus und<br />

die mittlere Geschwindigkeit der Teilchen. Die Beobachtungsdauer wird durch die<br />

Geschwindigkeit der gesamten Probe rel<strong>at</strong>iv zum Labor und durch die Größe der<br />

Appar<strong>at</strong>ur limitiert; sie lässt sich beispielsweise durch die Verlangsamung der un-<br />

1


2 Einleitung<br />

tersuchten Teilchen erhöhen. Die Herstellung kalter, langsamer Moleküle bietet da-<br />

her herausragende Vorteile für die Untersuchung fundamentaler physikalischer Zu-<br />

sammenhänge. Anwendungen wie die hochpräzisen Messungen des elektrischen<br />

Dipolmoments des Elektrons [4, 5] und die Untersuchung einer Paritätsverletzung<br />

in chiralen Molekülen [6–8] ermöglichen es, entsprechende Vorhersagen der Quan-<br />

tenelektrodynamik, des Standardmodells und verschiedener Parametrisierungen der<br />

Stringtheorie experimentell zu überprüfen. Hochauflösende Spektroskopie wurde<br />

an kaltem, abgebremstem 15 ND3 [9] und OH [10] durchgeführt. In gegenwärtigen<br />

Experimenten an OH [10] werden Nachweise für die zeitliche Veränderung der<br />

Hyperfeinstrukturkonstante [11] gesucht. Substanziell neue Erkenntnisse über die<br />

Wellenn<strong>at</strong>ur großer Objekte [12] können sich aus der Herstellung <strong>von</strong> Bose-Ein-<br />

stein-Kondens<strong>at</strong>en ergeben [13–15], welche erstmals 1995 mit Atomen [16, 17] und<br />

2003 mit Alkali-Dimeren [18, 19] realisiert wurde. In aktuellen Experimenten wer-<br />

den Versuche zur Herstellung eines Bose-Einstein-Kondens<strong>at</strong>s aus hetero<strong>at</strong>omaren<br />

Molekülen unternommen [20, 21]. Auch im Bereich der ultrakalten Chemie eröffnen<br />

kalte Moleküle eine Vielzahl spannender Anwendungen. So zeigen Reaktionen bei<br />

Temper<strong>at</strong>uren nahe des absoluten Nullpunktes, welche sich beispielsweise durch<br />

Kollision langsamer, kalter Molekularstrahlen untersuchen lassen [22], häufig un-<br />

gewöhnliche Dynamik [23].<br />

Die bei Atomen so erfolgreiche Technik der Laser-Kühlung [24–26] versagt bei Mo-<br />

lekülen aufgrund der T<strong>at</strong>sache, dass die Franck-Condon-Faktoren für vibronische<br />

Übergänge stets signifikant kleiner als eins sind und daher kein geschlossener Kühl-<br />

zyklus etabliert werden kann. Deswegen muss zur Herstellung <strong>von</strong> kalten Molekü-<br />

len auf andere Methoden zurückgegriffen werden. Prinzipiell existieren zwei Ansät-<br />

ze: Der erste besteht darin, Moleküle aus kalten Atomen, deren Kühlung bereits gut<br />

beherrschbar ist, herzustellen. Die Assozi<strong>at</strong>ion der Atome zum Molekül lässt sich<br />

entweder durch Photoassozi<strong>at</strong>ion unter Absorption eines Photons [27] oder durch<br />

ein äußeres Feld erreichen, welches über eine Feshbach-Resonanz hinweg variiert<br />

wird [28, 29]. Der Vorteil dieser Methoden liegt in der Erreichbarkeit großer Teil-<br />

chendichten und sehr tiefer Temper<strong>at</strong>uren im µK-Bereich. Bisher sind diese Metho-<br />

den jedoch im Wesentlichen auf Dimere und einige Trimere beschränkt. Der zwei-<br />

te, unmitellbare Ans<strong>at</strong>z ist die direkte Kühlung <strong>von</strong> Molekülen. Bei der sogenann-<br />

ten Puffergaskühlung (buffer gas cooling) werden warme Moleküle mit Helium als<br />

Kühlmittel in Verbindung gebracht, so dass sie durch elastische Stöße ihre inne-<br />

re Energie verlieren und bis auf etwa 1 − 0, 1 K abkühlen [30]. Langsame Molekü-<br />

le können auch durch gezielte Geschwindigkeitsselektion aus einem thermischen,<br />

langsamen Strahl herausgefiltert [31, 32]und eingefangen werden [33]. Die Molekü-<br />

le verbleiben bei dieser Technik allerdings meist in hohen angeregten Zuständen, da


Einleitung 3<br />

ihre interne Temper<strong>at</strong>ur im Wesentlichen mit der Temper<strong>at</strong>ur der Quelle bzw. der<br />

Düse übereinstimmt. Eine weitverbreitete Technik zur Erzeugung kalter Molekü-<br />

le besteht darin, sie zusammen mit einem Edelgas durch eine Überschallexpansion<br />

in einen Molekularstrahl zu bringen. Sie ist prinzipiell auf Moleküle anwendbar,<br />

die sich zerstörungsfrei in die Gasphase bringen lassen oder dort erzeugt werden<br />

können. Auf diese Art und Weise können intern und transl<strong>at</strong>orisch kalte Moleküle<br />

(Trot � 1 K,Ttrans � 1 K) erzeugt werden, die jedoch eine hohe, gerichtete Geschwin-<br />

digkeit rel<strong>at</strong>iv zum Labor besitzen. Moleküle in einem solchen Strahl lassen sich mit<br />

verschiedenen Techniken abbremsen, beispielsweise unter Verwendung <strong>von</strong> starken<br />

Laserpulsen [34, 35] oder durch Anregung hoher Rydberg-Zustände und Verwen-<br />

dung elektrischer Felder [36]. Die in diesem Bereich bislang erfolgreichste Technik<br />

der Stark-Abbremsung nutzt die Energieänderung polarer Moleküle in einem elek-<br />

trischen Feld aus, um diese in zeitabhängigen elektrischen Feldern zu verlangsa-<br />

men. Auf diese Weise konnte 1999 erstmals metastabiles CO abgebremst werden<br />

[37].<br />

Die Stark-Abbremsung basiert darauf, dass Moleküle, deren potentielle Energie mit<br />

der Feldstärke eines äußeren elektrischen Feldes anwächst, beim Hineinfliegen in<br />

ein inhomogenes elektrisches Feld potentielle Energie auf Kosten <strong>von</strong> kinetischer<br />

Energie gewinnen, während sie gleichzeitig transversal fokussiert werden. Schaltet<br />

man das elektrische Feld abrupt ab, bevor das Teilchen es wieder verlassen h<strong>at</strong>, so<br />

verliert letzteres im Moment des Schaltens die zuvor gewonnene potentielle Ener-<br />

gie und dadurch insgesamt kinetische Energie. Durch wiederholte Anwendung die-<br />

ses Schemas in mehreren elektrischen Linsen werden die Teilchen effizient abge-<br />

bremst. Hochfeldsuchende Teilchen, deren potentielle Energie mit zunehmender<br />

elektrischer Feldstärke abnimmt, können mit einem Stark-Abbremser im Prinzip<br />

ebenfalls verlangsamt werden. Praktisch kann dabei aber keine Fokussierung in<br />

transversaler Richtung erreicht werden, da die Teilchen unweigerlich gegen die<br />

Elektroden prallen. Das Problem liegt in den Maxwell-Gleichungen begründet, ge-<br />

mäß denen die Erzeugung eines lokalen Maximums des elektrischen Feldes mittels<br />

st<strong>at</strong>ischer Felder in drei Dimensionen generell unmöglich ist [38, 39]. Die Verall-<br />

gemeinerung der Stark-Abbremsung auf hochfeldsuchende Teilchen lässt sich den-<br />

noch erreichen, wenn man ihre Bewegung entlang des Molekularstrahls ausnutzt.<br />

Dazu fokussiert man die Moleküle in einer elektrischen Linse zu jedem Zeitpunkt<br />

in eine transversale Richtung, während sie in die andere transversale Richtung de-<br />

fokussiert werden. Durch eine alternierende Ausrichtung vieler Linsen hinterein-<br />

ander wird im zeitlichen Mittel insgesamt eine Fokussierung in beide Richtungen<br />

erreicht. Da das Vorzeichen der Fokussierung durch den Gradienten des elektri-<br />

schen Feldes bestimmt wird, bezeichnet man dieses Verfahren als Altern<strong>at</strong>ing Gradi-


4 Einleitung<br />

ent-Prinzip. Diese Art der dynamischen Fokussierung kommt ebenfalls in Teilchen-<br />

beschleunigern und Paulfallen zur Manipul<strong>at</strong>ion geladener Teilchen zum Eins<strong>at</strong>z.<br />

Das Ausnutzen des Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzips beim Abbremsen <strong>von</strong> Molekülen<br />

wurde zuerst ausführlich <strong>von</strong> Auerbach et al. [40] beschrieben und nach gescheiter-<br />

ten Versuchen in den sechziger und siebziger Jahren [41] erstmals 2002 an hochfeld-<br />

suchendem metastabilem CO erfolgreich durchgeführt [42]. Seitdem ist ebenfalls<br />

das Molekül YbF verlangsamt worden [43]. Elektrische Fallen, mittels derer hoch-<br />

feldsuchende Moleküle gespeichert werden können, wurden bereits experimentell<br />

demonstriert [44–46].<br />

Das Ziel dieser Diplomarbeit besteht in der Charakterisierung und Anwendung ei-<br />

nes bestehenden, 27-stufigen Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsers. Zur genauen Unter-<br />

suchung der Vorgänge in der Appar<strong>at</strong>ur werden OH-Radikale als einfaches Mo-<br />

dellsystem in hoch- und tieffeldsuchenden Zuständen fokussiert und abgebremst.<br />

Die weitergehende Zielsetzung besteht in der Verlangsamung des großen Moleküls<br />

Benzonitril auf möglichst geringe Geschwindigkeiten und in der Erweiterung der<br />

Appar<strong>at</strong>ur auf die doppelte Anzahl elektrischer Linsen.


Kapitel 2<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Benzonitril<br />

Benzonitril (C7H5N, BN) ist ein asymmetrisches Kreiselmolekül (siehe Abb. 2.1).<br />

Aufgrund der Komplexität des Termschemas ist es ein typisches Beispiel für ein<br />

großes Molekül, welches bei relevanten Feldstärken nur hochfeldsuchende Zustän-<br />

de besitzt (siehe Abschnitt 2.1.2). Wegen seines großen µ/m-Verhältnisses <strong>von</strong><br />

4, 5 D/103 u [47] lässt es sich gut mittels elektrischer Felder manipulieren. Im Grund-<br />

zustand sind alle Elektronen gepaart, so dass der Gesamtspin S = 0 beträgt. Im be-<br />

schriebenen Experiment ist lediglich der vibronische Grundzustand S0 hinreichend<br />

besetzt, daher wird nachfolgend nur die Energie der Rot<strong>at</strong>ionsniveaus betrachtet.<br />

BN kann durch laserinduzierte Fluoreszenz (LIF) detektiert werden, indem ein elek-<br />

tronischer Übergang in den Singlett-Zustand, S1 ← S0, angeregt wird.<br />

2.1.1 Rot<strong>at</strong>ionsstruktur <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Um den Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril bestimmen zu können, wird zunächst die Si-<br />

tu<strong>at</strong>ion im feldfreien Fall betrachtet. Näherungsweise kann BN als starrer asym-<br />

a<br />

b<br />

Abbildung 2.1: Strukturformel <strong>von</strong> Benzonitril. Die a- und b-Hauptträgheitsachsen<br />

sind markiert.<br />

5<br />

N


6 Theoretische Grundlagen<br />

metrischer Kreisel beschrieben werden. Für einen asymmetrischen Kreisel sind alle<br />

Rot<strong>at</strong>ionskonstanten A, B, C = ¯h/(4πcI a,b,c) verschieden groß, und der Grad der<br />

Abweichung vom symmetrischen Kreisel kann durch den Asymmetrieparameter<br />

nach Ray, κ = (2B − A − C)/(A − C), beschrieben werden. Im Vergleich zum symmetrischen<br />

Kreisel sind zwar der Gesamtdrehimpuls �J und dessen Projektion MJ =<br />

J, J − 1, . . . , −J auf eine raumfeste Achse gute Quantenzahlen, die Projektion K auf<br />

eine molekülfeste Achse hingegen nicht. Weiterhin ist die teilweise K-Entartung<br />

des symmetrischen Kreisels (siehe Abschnitt 2.2.1) aufgehoben, und jedes J-Niveau<br />

spaltet in 2J + 1 Zustände auf. Betrachtet man die Grenzfälle des prol<strong>at</strong>en (B = C)<br />

bzw. obl<strong>at</strong>en (B = A) Kreisels und die dazugehörigen Projektionen Ka und Kc <strong>von</strong><br />

�J auf die entsprechenden symmetrischen Kreisel-Achsen, so kann man jedem Rota-<br />

tionszustand eindeutig ein Ka und ein Kc zuordnen und ihn durch die Angabe <strong>von</strong><br />

JKaKc MJ bestimmen [48]. Da keine Vorzugsrichtung im Raum existiert, ist jedes die-<br />

ser Niveaus (2J + 1)-fach in MJ entartet.<br />

Der Hamiltonoper<strong>at</strong>or für den asymmetrischen Kreisel lässt sich schreiben als:<br />

ˆHrot/hc = A ˆJ 2 a + B ˆJ 2 b + C ˆJ 2 c<br />

= 1<br />

2 (A + C) ˆJ 2 + 1<br />

2 (A − C) ˆH ′ (κ) ,<br />

(2.1)<br />

mit ˆH ′ (κ) = ˆJ 2 a + κ ˆJ 2 b − ˆJ 2 c [49]. ˆHrot wird in der Basis der Eigenfunktionen |JKMJ〉<br />

des symmetrischen Kreisels dargestellt. Es lässt sich zeigen, dass gilt [49]:<br />

〈JKMJ| ˆHrot|J ′ K ′ M ′ J 〉 ∝ δ JJ ′δ MJ M ′ J<br />

. (2.2)<br />

Der Hamiltonoper<strong>at</strong>or ist also für alle Wertepaare MJ, J blockdiagonal, wobei die<br />

Unterm<strong>at</strong>rizen ˆH KK ′(J, MJ) die Dimension (2J + 1) haben. Prinzipiell kann man die-<br />

se M<strong>at</strong>rizen direkt diagonalisieren, aber es ist zweckmäßig, vorher die Symmetrie<br />

<strong>von</strong> ˆHrot auszunutzen. Da ˆHrot nur <strong>von</strong> den Quadr<strong>at</strong>en der Drehimpulskomponen-<br />

ten abhängt, ist er invariant unter den Drehungen C2(a), C2(b) und C2(c) und h<strong>at</strong><br />

somit die Symmetrie der Vierergruppe V(a, b, c) = {E, C2(a), C2(b), C2(c)} ∼ = D2.<br />

Die Eigenfunktionen ΨJKaKc MJ <strong>von</strong> ˆH lassen sich demnach eindeutig einer der Sym-<br />

metrien A, Ba, B b oder Bc zuordnen. Man kann zeigen, dass die Linearkombin<strong>at</strong>io-<br />

nen der Wellenfunktionen des symmetrischen Kreisels nach Wang [49, 50],<br />

⎧<br />

⎨ 1√ (|JKMJ〉 ± |J, −KMJ〉) für K �= 0<br />

SJKMJ± := W|JKMJ〉 = 2<br />

⎩|JKMJ〉<br />

für K = 0 ,<br />

(2.3)<br />

zur Symmetriegruppe D2 gehören. W ist die Wang-Transform<strong>at</strong>ion und kann für je-<br />

des J und MJ einzeln angewendet werden. Jede Eigenfunktion des asymmetrischen


2.1 Benzonitril 7<br />

D2 E C2(a) C2(b) C2(c) lineare Funktionen Drehungen<br />

A +1 +1 +1 +1 — —<br />

Ba +1 +1 -1 -1 a Ra<br />

B b +1 -1 +1 -1 b R b<br />

Bc +1 -1 -1 +1 c Rc<br />

Tabelle 2.1: Charaktertafel der Vierergruppe, welche isomorph zur Gruppe D2 ist<br />

[51]. Diese erhält man durch die Transform<strong>at</strong>ion a, b, c −→ z, y, x und Ba, B b, Bc −→<br />

B1, B2, B3.<br />

Kreisels lässt sich als Linearkombin<strong>at</strong>ion der Eigenfunktionen des symmetrischen<br />

Kreisels darstellen. Die Wang-transformierte Hamiltonm<strong>at</strong>rix ˆHW = W † ˆH(κ)W<br />

zerfällt in vier Unterm<strong>at</strong>rizen entsprechender Symmetrie, da für zwei beliebige Ba-<br />

sisfunktionen Ψ i, Ψ j aus der Charaktertafel (Tabelle 2.1) folgt:<br />

〈Ψ i| ˆH|Ψ j〉 �= 0 ⇔ ΓΨ i ⊗ A ⊗ ΓΨ j enthält A ⇔ ΓΨ i = ΓΨ j .<br />

Die 2J + 1 Energieniveaus ergeben sich mit Gl. (2.1) zu [52]<br />

F := Erot/hc = 1<br />

2 (A + C) ˆJ 2 + 1<br />

(A − C)EJKaKc (κ) . (2.4)<br />

2<br />

Die Werte <strong>von</strong> EJKaKc (κ) sind tabelliert [48, S. 90]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde<br />

ˆHW numerisch diagonalisiert (siehe Abschnitt 2.1.2). Das Termschema für die unter-<br />

sten Rot<strong>at</strong>ionsniveaus ergibt sich aus Abb. 2.2 für E = 0.<br />

2.1.2 Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Für Teilchen mit einem permanenten Dipolmoment �µ ist die Wechselwirkungsener-<br />

gie mit einem elektrischen Feld �E klassisch durch E = −�µ · �E gegeben. Das quan-<br />

tenmechanische Analogon ist der sogenannte Stark-Effekt. Man unterscheidet Mo-<br />

leküle und ihre Zustände anhand ihres effektiven Dipolmomentes:<br />

µ eff := − dE<br />

dE<br />

. (2.5)<br />

Teilchen, bei denen µ eff > 0 ist, erfahren im inhomogenen Feld eine Kraft in Rich-<br />

tung höherer Feldstärken und werden daher Hochfeldsucher (hfs) genannt, Teilchen<br />

mit µ eff < 0 heißen Tieffeldsucher (lfs).<br />

Betrachtet wird jetzt ein asymmetrisches Kreiselmolekül in einem äußeren Feld der<br />

Form �E = E ·�eZ. Der Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril kann im Rahmen des in dieser Ar-<br />

beit beschriebenen Experiments nicht störungstheoretisch berechnet werden, da die


8 Theoretische Grundlagen<br />

elektrischen Felder sehr groß sind und die resultierende Stark-Verschiebung größer<br />

als der Abstand zwischen den einzelnen Rot<strong>at</strong>ionsniveaus ist. Typische Energiedifferenzen<br />

sind E1 − E000 01 ≈ 0, 1 cm−1 im Vergleich zu E000 (0 kV/cm)−<br />

E000 (150 kV/cm) ≈ 7 cm−1 . Die Berechnung wird dadurch erleichtert, dass das Di-<br />

polmoment entlang der a-Hauptträgheitsachse liegt. Dadurch wird der Hamilton-<br />

oper<strong>at</strong>or des Stark-Effekts zu<br />

ˆH Stark = −E ∑<br />

i=x,y,z<br />

µ i · Φ(Z, i)<br />

= −E · µ cos(∠(�eZ,�a)) .<br />

(2.6)<br />

Dabei bezeichnen i = x, y, z die Koordin<strong>at</strong>en im Molekülsystem,�eZ die Feldrichtung<br />

in ortsfesten Koordin<strong>at</strong>en, und Φ(�eZ, i) = cos(∠(�eZ,�e i)) ist der Richtungskosinus<br />

der Molekülachsen zum äußeren Feld. Es erweist sich als zweckmäßig, für asym-<br />

metrische Kreiselmoleküle anstelle der Quantenzahl MJ im Folgenden nur ihren<br />

Betrag<br />

M := |MJ| = 0, 1, . . . , J (2.7)<br />

zu betrachten. Die M<strong>at</strong>rixelemente 〈JKM| ˆHrot + ˆH Stark|J ′ K ′ M ′ 〉 <strong>von</strong> ˆH Stark werden<br />

in der Basis des symmetrischen Kreisels berechnet, wobei aus Symmetriegründen<br />

nur M<strong>at</strong>rixelemente mit ∆J = 0, ±1 und ∆M = 0 ungleich Null sind. Nach wie vor<br />

zerfällt ˆHges = ˆHrot + ˆH Stark in unabhängige M-Unterräume, allerdings sind die Un-<br />

term<strong>at</strong>rizen nicht mehr blockdiagonal in J. Theoretisch muss eine unendlich große<br />

M<strong>at</strong>rix diagonalisiert werden; praktisch wird dies realisiert, indem man für jedes J<br />

Beiträge ab einem deutlich höheren J-Wert vernachlässigt. Obwohl die Symmetrie<br />

durch das äußere Feld <strong>von</strong> D2 auf C2 = {E, C 2 a} reduziert wird, ist es sinnvoll, die<br />

unitäre Wang-Transform<strong>at</strong>ion aus Gl. (2.3) anzuwenden [53]. Da es nur noch zwei<br />

Symmetrieelemente gibt, zerfällt ˆHges für jedes M in zwei nach Symmetrie der Wel-<br />

lenfunktion geordnete Unterm<strong>at</strong>rizen, welche diagonalisiert werden. Dadurch sind<br />

für beliebige Werte der Feldstärke E die Energieeigenwerte jeder M<strong>at</strong>rix bereits rich-<br />

tig nach Zuständen geordnet, da sich Zustände gleicher Symmetrie nicht kreuzen<br />

können, sondern vermiedene Kreuzungen bilden. Die Zuordnung <strong>von</strong> Zuständen<br />

zu den verschiedenen Symmetrien unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Kreuzungen ist ein-<br />

deutig möglich [53]. Weiterhin wird der numerische Aufwand zum Diagonalisieren<br />

durch Anwendung <strong>von</strong> W reduziert. Die M-Entartung der feldfreien Zustände wird<br />

durch das äußere elektrische Feld teilweise aufgehoben, so dass jedes JKaKc -Niveau<br />

in die J + 1 Niveaus JKaKc M aufspaltet.<br />

Diese Berechung ist in dem Programmpaket libcoldmol implementiert [54]. Ana-<br />

lytische Ausdrücke für die Berechnug der M<strong>at</strong>rixelemente 〈JKM| ˆHges|J ′ K ′ M ′ 〉 sind<br />

aus der Liter<strong>at</strong>ur bekannt [55, 56]. Der Einfluss der Quadrupol-Kopplung zwischen


2.1 Benzonitril 9<br />

Potentielle Energie in cm -1<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

Potentielle Energie in cm -1<br />

-10<br />

0 10 20 0 50 100 150<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

0<br />

-5<br />

JKaKc M<br />

000 0<br />

101 0,1<br />

404 0<br />

404 1<br />

404 2<br />

404 3<br />

404 4<br />

606 0,...,6<br />

Abbildung 2.2: Stark-Effekt <strong>von</strong> Benzonitril im Bereich kleiner (linke Abb.) und<br />

großer (rechte Abb.) Feldstärken. Links sind alle experimentell relevanten Zustände<br />

farbig markiert, andere Niveaus sind grau dargestellt. Rechts sind aus Gründen<br />

der Übersichtlichkeit nur der Grundzustand 000 und die Zustände 404M mit M =<br />

0, 1, 2, 3, 4 zu sehen. Die potentielle Energie bezieht sich auf Epot(000, E = 0) = 0.<br />

Konstante Wert<br />

A(MHz) 5655,2654(72)<br />

B(MHz) 1546,875864(66)<br />

C(MHz) 1214,40399(10)<br />

µa(D) 4,5152(68)<br />

Tabelle 2.2: Rot<strong>at</strong>ionskonstanten und Dipolmoment <strong>von</strong> Benzonitril [47].<br />

dem 14 N-Kern und dem Gesamtdrehimpuls [47, 49] auf den Stark-Effekt wird nicht<br />

berücksichtigt, da sie im Rahmen der experimentellen Genauigkeit nicht <strong>von</strong> Be-<br />

lang ist. Die für die Berechung des Stark-Effekts benötigten Rot<strong>at</strong>ionskonstanten<br />

und das Dipolmoment sind aus der Mikrowellen-Spektroskopie mit großer Genau-<br />

igkeit bekannt [47] und in Tabelle 2.2 angegeben. Der berechnete Stark-Effekt der<br />

untersten Zustände <strong>von</strong> Benzonitril ist in Abb. 2.2 zu sehen. Für große Feldstärken<br />

hängt die Stark-Verschiebung annähernd linear <strong>von</strong> E ab. Weiterhin erkennt man,<br />

dass jeder Zustand bei hinreichend großen Feldstärken hochfeldsuchend wird. Dies<br />

resultiert aus der großen Dichte <strong>von</strong> Zuständen gleicher Symmetrie, welche vermie-<br />

dene Kreuzungen ausbilden. Die hochfeldsuchenden Zustände höherer Rot<strong>at</strong>ions-<br />

niveaus treffen auf tieffeldsuchende Zustände <strong>von</strong> tieferen Rot<strong>at</strong>ionsniveaus und<br />

bewirken deren Abknicken zu niedrigeren Energien hin. Man beachte, dass dies<br />

allgemein für alle hinreichend großen Moleküle zutrifft, da bei diesen die Zustands-


10 Theoretische Grundlagen<br />

dichte entsprechend groß ist.<br />

2.2 OH-Radikal<br />

OH ist aufgrund seines großen µ/m-Verhältnisses <strong>von</strong> 1, 67 D/17 u ein geeignetes<br />

Molekül für die AG-Abbremsung [57]. Desweiteren lässt es sich gut in situ erzeugen<br />

und mittels laserinduzierter Fluoreszenz (LIF) effizient detektieren (siehe Abschnitt<br />

3). Um das Verhalten in elektrischen Feldern und das im Experiment benutzte Nach-<br />

weisverfahren zu verstehen, soll an dieser Stelle zunächst auf seine elekronische<br />

Struktur eingegangen werden.<br />

2.2.1 Grundzustand des OH-Radikals<br />

Das OH-Radikal besitzt insgesamt neun Elektronen, so dass sich im LCAO-Modell<br />

als elektronischer Grundzustand die Elektronenkonfigur<strong>at</strong>ion (1sσ) 2 (2sσ) 2 (2pσ) 2<br />

(2pπ) 3 ergibt. Um das Termschema zu bestimmen, müssen zunächst die auftreten-<br />

den Drehimpulse und die dazugehörigen guten Quantenzahlen betrachtet werden<br />

[52, 58, 59].<br />

Die Kopplung der verschiedenen Drehimpulse zum Gesamtdrehimpuls �J ist ein<br />

Übergangsfall zwischen den Hund’schen Fällen (a) und (b):<br />

(a) Im Fall (a) rotieren der elektronische Gesamtbahndrehimpuls �L und der elek-<br />

tronische Gesamtspin �S unabhängig <strong>von</strong>einander um die Molekülachse, ihre<br />

Projektionsquantenzahlen sind Λ beziehungsweise Σ. Der Gesamtdrehimpuls<br />

ergibt sich dann aus der Summe des Rot<strong>at</strong>ionsdrehimpulses �R des Moleküls<br />

und den Projektionen <strong>von</strong>�L und �S:�J = �R + (Λ + Σ)�ez. Die Projektion <strong>von</strong>�J auf<br />

die Molekülachse beträgt Ω = Σ + Λ und ist ebenfalls eine gute Quantenzahl.<br />

(b) Im Hund’schen Fall (b) koppelt zuerst der Bahndrehimpuls an die Molekülach-<br />

se, so dass sich der Drehimpuls �K = �R + Λ�ez ergibt. Dieser addiert sich dann<br />

mit dem Spin zum Gesamtdrehimpuls �J = �K + �S.<br />

Für kleine Werte der Drehimpulsquantenzahl J lässt sich das OH-Radikal sehr gut<br />

durch den Hund’schen Fall (a) beschreiben, so dass sich Λ = ±1, Σ = ±1/2 und<br />

somit Ω = ±1/2 oder ± 3/2 ergeben. Der vibronische Grundzustand des OH-<br />

Radikals unter Vernachlässigung <strong>von</strong> Λ-Verdopplung und Hyperfeinstruktur spal-<br />

tet demnach in die elektronischen Zustände 2Σ+1 Λ |Ω| = X 2 Π 1/2 oder X 2 Π 3/2 auf,<br />

<strong>von</strong> denen jene mit gleichem |Ω| entartet sind. Die Projektion <strong>von</strong> �J auf die raum-<br />

feste Z-Achse, MJ, kann die 2J + 1 Werte J, J − 1, . . . , −J annehmen und ist eben-


2.2 OH-Radikal 11<br />

falls eine gute Quantenzahl. Die Eigenenergien der Zustände ergeben sich aus dem<br />

Hamiltonoper<strong>at</strong>or:<br />

ˆH = ˆHev + ˆHrot + HSB = ˆHev + Bv · �R 2 + Av(�L · �S) . (2.8)<br />

Dabei ist ˆHrot der Rot<strong>at</strong>ionsanteil und HSB der durch Spin-Bahn-Kopplung verur-<br />

sachte Anteil. Av und Bv sind Konstanten, die <strong>von</strong> der Vibr<strong>at</strong>ionsquantenzahl v<br />

abhängen. Für OH ist die Spin-Bahn-Konstante A0 = −139.73 cm −1 betragsmä-<br />

ßig wesentlich größer als die Rot<strong>at</strong>ionskonstante B0 = 18.515 cm −1 [60]. Da für das<br />

vorliegende Experiment nur der Grundzustand <strong>von</strong> OH <strong>von</strong> Belang ist, trägt der<br />

vibronische Anteil ˆHev des Hamiltonoper<strong>at</strong>ors lediglich einen konstanten Energie-<br />

term bei, der im Folgenden weggelassen wird. Die Rot<strong>at</strong>ionswellenfunktion eines<br />

zwei<strong>at</strong>omigen Moleküls lässt sich mit Hilfe der Euler-Winkel ausdrücken:<br />

|JΩMJ〉 =<br />

� 2J + 1<br />

4π<br />

J⋆<br />

D (ϕ, θ, ψ = 0) , (2.9)<br />

ΩMJ<br />

wobei die Wigner-D-M<strong>at</strong>rix D J<br />

MM ′(ϕ, θ, ψ) = 〈JM ′ |R(ϕ, θ, ψ)|JM〉 die Basistransform<strong>at</strong>ion<br />

vom Molekül- ins raumfeste Koordin<strong>at</strong>ensystem ist. Allerdings ist ˆH in<br />

dieser Basis nicht diagonal, vielmehr existieren aufgrund der Spin-Bahn-Kopplung<br />

M<strong>at</strong>rixelemente, welche Zustände mit gleichem J und verschiedenem Ω koppeln.<br />

Wählt man als Basis wiederum die Linearkombin<strong>at</strong>ionen der |JΩMJ〉 nach Wang<br />

(siehe Abschnitt 2.1.1), welche in diesem Spezialfall gegeben sind durch |JΩMJ, ε〉 =<br />

1/ √ 2(|J, ΩMJ〉 + ε|J, −ΩMJ〉) mit ε = ±1, so zerfällt ˆH in zwei identische (2 × 2)-<br />

M<strong>at</strong>rizen. Der Zustand mit ε = +1 wird auch mit e, jener mit ε = −1 mit f bezeich-<br />

net, und beide haben eine eindeutig definierte Symmetrie. Die endgültigen Eigen-<br />

zustände ergeben sich dann zu [59]:<br />

|X 2 Π 3/2, JMJε〉 = C1|J, Ω = 1/2, MJε〉 + C2|J, Ω = 3/2, MJε〉 (2.10)<br />

|X 2 Π 1/2, JMJε〉 = −C2|J, Ω = 1/2, MJε〉 + C1|J, Ω = 3/2, MJε〉 . (2.11)<br />

Hierbei sind C1 und C2 Mischkoeffizienten, die <strong>von</strong> J und <strong>von</strong> den beiden Konstan-<br />

ten Av und Bv abhängen. Für niedrige Werte <strong>von</strong> J ist dabei C1 ≪ C2. Die Energie-<br />

eigenwerte sind [59]:<br />

E(X 2 Π 3/2, JMJε) = Bv<br />

E(X 2 Π 1/2, JMJε) = Bv<br />

�<br />

(J + 1/2) 2 �<br />

− 1 − X/2<br />

�<br />

(J + 1/2) 2 �<br />

− 1 + X/2<br />

(2.12)<br />

, (2.13)<br />

mit X = � 4(J + 1/2) 2 − (Av/Bv)(Av/Bv − 4) . Zusätzlich zur Kopplung der Ni-


12 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 2.3: Das Termschema <strong>von</strong> OH mit ausgewählten Übergängen [60]. Ge-<br />

zeigt sind das unterste sowie das erste angeregte elektronische Niveau, die Λ-<br />

Verdopplung ist stark übertrieben dargestellt. F1 und F2 stehen für Zustände mit<br />

|Ω| = 3/2 bzw. 1/2. p gibt die Parität an [61].<br />

veaus mit unterschiedlichem Ω durch ˆHSB kommt es im OH-Radikal zu einer Kopp-<br />

lung <strong>von</strong> Niveaus ∆Λ = ±1 durch ˆHR [52]. Diese Störung bewirkt eine Aufspaltung<br />

jedes Λ-Niveaus in zwei Terme, auch Λ-Verdopplung genannt. Die Energieverschie-<br />

bung <strong>von</strong> ± 1 2 EΛ ist jedoch klein im Vergleich zu den Abständen zweier Rot<strong>at</strong>ions-<br />

niveaus. Das Termschema <strong>von</strong> OH ist in Abb. 2.3 zu sehen. Dargestellt sind eben-<br />

falls einige dipolerlaubte Übergänge in den ersten elektronisch angeregten Zustand<br />

A 2 Σ + .<br />

2.2.2 Stark-Effekt <strong>von</strong> OH<br />

Die Berechnung des Stark-Effektes <strong>von</strong> zwei<strong>at</strong>omigen Molekülen ist wesentlich ein-<br />

facher als die für Benzonitril, da sie als symmetrische Kreisel aufgefasst werden


2.2 OH-Radikal 13<br />

können und das Dipolmoment exakt entlang der Molekülachse ausgerichtet ist. Der<br />

Stark-Hamiltonoper<strong>at</strong>or reduziert sich dadurch auf ˆH Stark = µE · cos(∠(�ez,�eZ)),<br />

wenn das äußere elektrische Feld �E = E · �eZ in Z-Richtung liegt und �ez die z-<br />

Achse des Moleküls ist. Detaillierte Berechnungen des Stark-Effektes für OH finden<br />

sich in den Referenzen [61] und [62]. Die einzelnen M<strong>at</strong>rixelemente lassen sich un-<br />

ter Ausnutzung der Symmetrieeigenschaften der Wigner-D-M<strong>at</strong>rizen in 3j-Symbole<br />

überführen [61]. Aufgrund <strong>von</strong> Auswahlregeln müssen nur M<strong>at</strong>rixelemente <strong>von</strong><br />

ˆH Stark in Betracht gezogen werden, welche Zustände mit ∆J = 0, ±1 und ∆MJ = 0<br />

koppeln. Wegen der Symmetrieeigenschaften des Dipoloper<strong>at</strong>ors verschwinden alle<br />

M<strong>at</strong>rixelemente, die Zustände gleicher Parität verknüpfen. Darüber hinaus können<br />

Terme mit ∆J = ±1 wegen des großen Abstandes der (J = 5/2)-Niveaus <strong>von</strong> den<br />

(J = 3/2)-Niveaus <strong>von</strong> etwa 80 cm −1 vernachlässigt werden. Die Starkverschie-<br />

bung erreicht selbst bei Feldstärken <strong>von</strong> 1000 kV/cm nur 28% dieses Wertes. Für<br />

den X 2 Π 3/2-Zustand, dessen Stark-Effekt im Experiment ausgenutzt wird, ergeben<br />

sich somit als einzige nichtverschwindende M<strong>at</strong>rixelemente [61]:<br />

〈 2 Π 3/2JMJe| ˆH Stark| 2 Π 3/2JMJ f 〉 ≡ 〈 2 Π 3/2JMJ f | ˆH Stark| 2 Π 3/2JMJe〉<br />

Dabei gibt Ω eff := 1/2 C 2 1 + 3/2 C2 2<br />

= −µE MJΩ eff<br />

J(J + 1)<br />

=: Q .<br />

einen effektiven Wert an, der zwischen den<br />

Werten Ω = 1/2 und Ω = 3/2 liegt. Die Energieverschiebung �<br />

im Feld ergibt sich<br />

dann aus den Eigenwerten der M<strong>at</strong>rix<br />

zu [62]:<br />

�<br />

�<br />

EΛ<br />

E± = ±<br />

2<br />

� −EΛ/2 Q<br />

Q E Λ/2<br />

� 2<br />

+ Q 2 ∓ EΛ<br />

2<br />

. (2.14)<br />

Hierbei muss die Λ-Verdopplung als Korrekturterm auf der Diagonale der Energie-<br />

m<strong>at</strong>rix berücksichtigt werden, um die Nullfeldaufspaltung der Terme im Grund-<br />

zustand korrekt wiederzugeben. Wegen des EΛ-Terms ergibt sich für kleine Feld-<br />

stärken ein quadr<strong>at</strong>ischer Stark-Effekt, der für große Felder in einen linearen Stark-<br />

Effekt übergeht, denn es gilt:<br />

E± −→<br />

⎧<br />

⎨<br />

±Q 2 für Q/EΛ ≪ 1<br />

⎩±Q<br />

∓ EΛ für Q/EΛ ≫ 1 .<br />

(2.15)<br />

Das OH-Radikal h<strong>at</strong> also im Gegens<strong>at</strong>z zum Benzonitril auch bei hohen Feldstärken<br />

sowohl hoch- als auch tieffeldsuchende Zustände. Für den im Experiment relevan-<br />

ten (J = 3/2)-Zustand spaltet im elektrischen Feld jeder der beiden Λ-verdoppelten


14 Theoretische Grundlagen<br />

Energie in GHz<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

J = 3/2<br />

0 50 100 150<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

MJΩ<br />

-9/4<br />

-3/4<br />

3/4<br />

9/4<br />

2<br />

1,9<br />

1,8<br />

F = 2<br />

1,7 f<br />

F = 1<br />

0,1 F = 2<br />

e<br />

0<br />

F = 1<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

Energie in GHz<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

Abbildung 2.4: Der Stark-Effekt <strong>von</strong> OH. Auf der linken Seite ist die Aufspaltung<br />

in vier Niveaus bei hohen Feldstärken dargestellt, rechts ist zur Verdeutlichung der<br />

Hyperfeinstruktur eine Vergrößerung bei kleinen Feldern zu sehen. Die Energie be-<br />

zieht sich auf E(| 2 Π 3/2, J = 3/2, e, F = 1〉, E = 0) = 0 [61].<br />

Terme in zwei Zustände mit |MJΩ| = 3/4 bzw. |MJΩ| = 9/4 auf. Der Stark-Effekt<br />

des X 2 Π 3/2, J = 3/2-Zustandes ist in Abb. 2.4 zu sehen.<br />

2.2.3 Hyperfeinstruktur<br />

In der bisherigen Beschreibung der Energieniveaus und des Stark-Effektes wurde<br />

<strong>von</strong> �J als dem Gesamtdrehimpuls des Moleküls ausgegangen. Dabei wurde ver-<br />

nachlässigt, dass letzterer bei exakter Betrachtung durch die Kopplung des Kern-<br />

spins �I des H-Atoms mit �J gegeben ist, also durch �F = �J + �I mit den korrespon-<br />

dierenden Quantenzahlen F und MF = F, F − 1, . . . , −F. Als Konsequenz spalten<br />

beide | 2 Π 3/2, J = 3/2〉-Zustände in einen (F = 1)- und einen (F = 2)-Term auf. Im<br />

Feld ergibt sich eine weitere Aufspaltung in Niveaus mit verschiedenen Werten <strong>von</strong><br />

|MF|. Die Beiträge der Hyperfeinstruktur können analytisch berechnet werden [61]<br />

und sind in Abb. 2.4 für den Bereich kleiner Felder gezeigt.<br />

2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip<br />

Das grundlegende Verfahren, an welches die Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung (AG-<br />

Abbremsung) anknüpft, wird als Stark-Abbremsung bezeichnet [37]. Bei dieser Tech-<br />

nik breitet sich ein Molekularstrahl durch eine periodische Anordnung <strong>von</strong> Elektro-<br />

denpaaren aus, zwischen denen eine Hochspannung <strong>von</strong> einigen kV anliegt. Jedes<br />

Elektrodenpaar formt dabei eine elektrische Linse, welche tieffeldsuchende Mole-<br />

küle in einer transversalen Richtung fokussiert. Wenn diese Moleküle in das inho-<br />

|M F |<br />

2<br />

1<br />

0,1<br />

0<br />

0,1<br />

0<br />

2<br />

1


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 15<br />

mogene Feld eines Elektrodenpaares hineinfliegen, erfahren sie eine positive Stark-<br />

verschiebung, wodurch sie potentielle Energie gewinnen und kinetische Energie<br />

verlieren, d. h. sie werden abgebremst. Beim Verlassen des Elektrodenpaares kehrt<br />

sich der Effekt um, und die Moleküle werden auf ihre Ursprungsgeschwindigkeit<br />

beschleunigt. Schaltet man das elektrische Feld ab, sobald ein Molekül die Mitte<br />

des Elektrodenpaares erreicht h<strong>at</strong>, so entfällt die Beschleunigung, und das Molekül<br />

verliert pro Elektrodenpaar einen konstanten Betrag an kinetischer Energie. Die-<br />

ses Verfahren wurde 1999 erstmals erfolgreich angewandt [63]; es ist mittlerweile<br />

experimentell gut kontrollierbar und wird an anderer Stelle detailliert beschrieben<br />

[61, 64, 65].<br />

Der Nachteil der klassischen Stark-Abbremsung besteht darin, dass sie direkt nur<br />

auf Moleküle in tieffeldsuchenden Zuständen anwendbar ist. Bei hinreichend hohen<br />

Feldstärken sind jedoch alle Zustände komplexerer Moleküle hochfeldsuchend, ge-<br />

nauso wie der absolute Grundzustand jedes Moleküls. Teilchen in hochfeldsuchen-<br />

den Zuständen können in einem Stark-Abbremser ebenfalls longitudinal verlang-<br />

samt werden, allerdings werden sie dabei transversal defokussiert und erreichen<br />

daher das Ende der Appar<strong>at</strong>ur nicht. Das AG-Prinzip beruht auf elektrischen Lin-<br />

sen, die in eine transversale Richtung fokussierend, in die andere defokussierend<br />

wirken. Eine alternierende Anordnung solcher Linsen ermöglicht es, sowohl hoch-<br />

als auch tieffeldsuchende Teilchen transversal zu fokussieren. Das AG-Prinzip ist<br />

ein seit langem bekanntes Verfahren zur Manipul<strong>at</strong>ion und Fokussierung geladener<br />

Teilchen und wird in Teilchenbeschleunigern [66] und Paulfallen [67] angewandt.<br />

Der Grundgedanke, die Geschwindigkeit polarer, neutraler Moleküle unter Aus-<br />

nutzung der AG-Fokussierung zu verändern, wurde bereits 1966 <strong>von</strong> Auerbach be-<br />

schrieben [40], allerdings erst 2002 experimentell realisiert [42].<br />

2.3.1 Transversale Fokussierung<br />

In der nachfolgenden Beschreibung wird <strong>von</strong> Molekülen mit einem linearen Stark-<br />

Effekt ausgegangen, d. h. das effektive Dipolmoment aus Gl. (2.5) wird als konstant<br />

angenommen. Für eine qualit<strong>at</strong>ive Beschreibung ist dieses vereinfachte analytische<br />

Bild ausreichend, und die folgende Darstellung behält auch für den allgemeinen<br />

Fall ihre Gültigkeit.<br />

Auf ein neutrales Molekül innerhalb eines Molekularstrahls, welches sich in z-Rich-<br />

tung bewegt und dem elektrischen Feld �E = −�∇Φ <strong>von</strong> entlang der Strahlachse an-<br />

geordneten Elektroden ausgesetzt ist, wirkt die Kraft �F = −�∇E Stark. Dabei ist E Stark<br />

die Starkenergie im Feld gegenüber dem feldfreien Energieniveau. Im st<strong>at</strong>ischen Fall<br />

ist die Bahn eines solchen Moleküls stabil, wenn auf der Achse selbst keine Kräfte


16 Theoretische Grundlagen<br />

wirken, �F(�r = 0) = 0, und die partiellen Ableitungen der Kraft in alle Richtungen<br />

neg<strong>at</strong>iv sind, ∂Fa<br />

∂xa < 0, a = 1, 2, 3. Letzteres zieht als notwendige Bedingung �∇�F ≤ 0<br />

nach sich. Für die Divergenz der Kraft gilt:<br />

�∇�F = µ eff<br />

E 3<br />

3<br />

∑<br />

i,j,k=1<br />

�� �2� ∂Φ ∂2Φ ∂x k<br />

∂x i∂x j<br />

� 2<br />

� �� ��<br />

∂Φ ∂Φ ∂2 ��<br />

Φ ∂2 �<br />

Φ<br />

−<br />

∂xi ∂xk ∂xi∂x j ∂xk∂x j<br />

�<br />

.<br />

(2.16)<br />

Anwendung der Schwarz’schen Ungleichung ergibt, dass der erste Term immer grö-<br />

ßer ist als der zweite. Somit ist das Vorzeichen <strong>von</strong> �∇�F allein durch das Vorzeichen<br />

des effektiven Dipolmomentes bestimmt. Hieraus folgt unmittelbar, dass nur tief-<br />

feldsuchende, nicht jedoch hochfeldsuchende Zustände st<strong>at</strong>isch fokussiert werden<br />

können.<br />

Um hochfeldsuchende Moleküle trotz dieser Einschränkung auf der Achse, d. h. in<br />

der x-y-Ebene, stabilisieren zu können, kann man sich die dynamische Fokussie-<br />

rung zunutze machen, die auf der Bewegung der Moleküle entlang der Strahlachse<br />

basiert [40]. Durch eine geeignete Anordnung der Elektroden wird ein st<strong>at</strong>ischer<br />

S<strong>at</strong>telpunkt des elektrischen Feldes erzeugt, so dass die Moleküle transversal in ei-<br />

ne Richtung fokussiert, in die andere Richtung defokussiert werden. Nach einer ge-<br />

wissen Strecke ändert man die Anordnung der Elektroden oder die anliegenden<br />

Felder so, dass das gleiche S<strong>at</strong>telpotential, allerdings um 90°gedreht, erzeugt wird.<br />

Diese Kombin<strong>at</strong>ion aus je einer defokussierenden (D) und einer fokussierenden (F)<br />

elektrischen Linse gleicher Stärke wirkt in der Summe fokussierend: Moleküle, die<br />

zunächst <strong>von</strong> der Achse weg beschleunigt werden, sind in der F-Linse weit <strong>von</strong> der<br />

Achse entfernt und erfahren so eine größere Kraft als zuvor in der D-Linse. Anderer-<br />

seits befinden sich Moleküle, die zunächst in Richtung der Achse gelenkt werden,<br />

beim Eintritt in die D-Linse näher an der Achse und werden somit schwächer defo-<br />

kussiert.<br />

2.3.2 Form der Elektroden<br />

Um eine optimale Fokussierung in transversaler Richtung zu erreichen, sollte die<br />

elektrische Feldstärke nach Möglichkeit quadr<strong>at</strong>isch in x und y sein und zugleich<br />

auf der z-Achse einen großen Wert besitzen. Um dies zu erreichen, sucht man nach<br />

Lösungen der Laplace-Gleichung, die diese Anforderungen möglichst gut erfüllen.<br />

Darüber hinaus ist es unerlässlich für die experimentelle Umsetzung, dass sich die<br />

resultierenden Äquipotentiallinien des gewünschten Feldes in der x-y-Ebene durch<br />

eine einfache Elektrodengeometrie entweder exakt reproduzieren oder zumindest<br />

approximieren lassen. Als Erstes muss das gewünschte Feld �E bestimmt werden.


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 17<br />

Hierzu entwickelt man zunächst ganz allgemein das elektrische Potential in Zylin-<br />

derkoordin<strong>at</strong>en r = � x2 + y2 und θ = tan−1 (x/y) in einer Potenzreihe:<br />

∞ � �ℓ 1 r<br />

Φ(r, θ) = ˜Φ0 ∑ ℓ r0<br />

ℓ=1<br />

Dabei ist r0 der Konvergenzradius und Φ0 = ˜Φ0<br />

[a ℓ cos(ℓθ) + b ℓ sin(ℓθ)] . (2.17)<br />

�<br />

a 2 1 + b2 1<br />

gibt die absolute Stär-<br />

ke des Potentials an. �E soll symmetrisch unter Reflexion an der x- und y-Achse<br />

sein, und es soll E(r = 0) > 0 gelten, was beides durch die Wahl b ℓ ≡ 0 für<br />

alle ℓ und a ℓ ≡ 0 für alle geraden ℓ erreicht werden kann. Das Potential soll im<br />

Optimalfall linear in r sein und nur kleine Korrekturen erhalten, um den nichtli-<br />

nearen Anteil des Stark-Effektes zu kompensieren. Deswegen werden nur Dipol-,<br />

Quadrupol- und Hexapolterme berücksichtigt und zudem a1 ≫ a3 ≫ a5 gewählt.<br />

Das elektrische Feld ergibt sich aus dem so modifizierten allgemeinen Potential aus<br />

E = � (∂Φ/∂x) 2 + (∂Φ/∂y) 2 . Entwickelt man es in a3/a1 und a5/a1, so erhält man:<br />

E = E0<br />

�<br />

1 + a3<br />

a1<br />

(x 2 − y 2 )<br />

r 2 0<br />

+<br />

� a3<br />

a1<br />

� 2 2x 2 y 2<br />

r 4 0<br />

+ a5<br />

a1<br />

(x4 + y4 ) − 6x2y2 �<br />

+<br />

O<br />

r 4 0<br />

� � a3<br />

a1<br />

� 3<br />

+<br />

� a5<br />

a1<br />

� 2 �<br />

. (2.18)<br />

Dabei ist E0 = (Φ0/r0) das elektrische Feld auf der Achse. Optimal wäre ein Feld,<br />

welches auf der Achse einen hohen Wert h<strong>at</strong> und eine quadr<strong>at</strong>ische Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> x und y aufweist, um eine lineare Rückstellkraft zu erreichen. Dies ist zwar<br />

nicht exakt möglich, jedoch kann die Anzahl höherer Terme durch Wahl <strong>von</strong> a5 = 0<br />

reduziert werden. Zufriedenstellende Felder mit einfacher Form der Äquipotenti-<br />

allinien ergeben sich mit a3/a1 = 1/7, wie in Abb. 2.5 zu sehen ist. Die Äqui-<br />

potentiallinien lassen sich gut durch zwei zylinderförmige Elektroden mit Radius<br />

R = 3r0 bei (x, y) = (±4r0, 0) approximieren (in Abb. 2.5 gestrichelt eingezeichnet).<br />

Das resultierende Feld lässt sich analytisch berechnen, und es ergeben sich Werte<br />

<strong>von</strong> a3/a1 = a5/a3 = 1/7. Da a5 �= 0 gilt und a3/a1 recht groß ist, fallen meh-<br />

rere Terme höherer Ordnung ins Gewicht. Man beachte, dass Gl. (2.18) außerhalb<br />

des relevanten Bereichs <strong>von</strong> � x 2 + y 2 ≤ r0 das Potential nur näherungsweise be-<br />

schreibt. Aufgrund der hohen Feldstärke auf der Achse bei gleichzeitiger Einfach-<br />

heit der Elektrodenform und -anordnung ist diese Wahl dennoch sehr gut für den<br />

Bau eines AG-Abbremsers geeignet. Der in dieser Arbeit beschriebene Abbremser<br />

ist in dieser Art konstruiert. Eine andere Realisierungsmöglichkeit mit Werten <strong>von</strong><br />

a3/a1 = 0, 157 und a5/a3 = 0, 070 ergibt ein Feld, welches durch vier zylindrische<br />

Elektroden erzeugt werden kann [63]. Dem Vorteil der kleineren Terme hoher Ord-<br />

nung steht in diesem Fall jedoch ein E0 gegenüber, welches nur halb so groß ist wie


18 Theoretische Grundlagen<br />

y/r 0<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

x/r 0<br />

Abbildung 2.5: Potential zum Feld aus Gl. (2.18) für a3/a1 = 1/7, a5 = 0. Ge-<br />

strichelt eingezeichnet sind Elektroden, deren Kreisform die Äquipotentialflächen<br />

approximiert.<br />

bei der Zweierelektrodenanordnung.<br />

Um die oben beschriebene Elektrodenkonfigur<strong>at</strong>ion zum Abbremsen benutzen zu<br />

können, müssen mehrere zylindrische Elektroden endlicher Länge verwendet wer-<br />

den. Zur Vermeidung <strong>von</strong> Überschlägen sind die Enden der einzelnen Elektroden<br />

halbkugelförmig abgerundet. Daraus ergeben sich für das transversale Fokussier-<br />

verhalten unvorteilhafte Konsequenzen. Betrachtet man Gl. (2.16) für ein sich sta-<br />

tisch auf der z-Achse befindendes Molekül innerhalb � einer in y fokussierenden Lin-<br />

�<br />

� = E verbleibt [63]<br />

x=y=0<br />

se, so fallen fast alle Terme weg, und mit ∂Φ<br />

∂x<br />

�∇ · �F = µ eff<br />

E<br />

� �<br />

∂E<br />

∂z<br />

. (2.19)<br />

Innerhalb der Linse ist die Ableitung null, aber am Rand wird das Feld inhomogen<br />

und der Kraft<strong>gradient</strong> ist endlich. Dies ist zwar essentiell für das Abbremsen der<br />

Teilchen, wirkt sich aber nachteilig auf die transversale Fokussierung aus. Betrachtet<br />

man nämlich die Federkonstanten k i := − ∂F i<br />

∂x i der Rückstellkraft, so erhält man:<br />

kx = −ky<br />

kx + ky = µ effE ∂<br />

∂z<br />

� �<br />

1 ∂E<br />

E ∂z<br />

innerhalb der Linse,<br />

außerhalb der Linse.


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 19<br />

Beschleunigung in 10 4 m/s 2<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

ay<br />

ax<br />

0,2 az<br />

0 2 4 6<br />

z in mm<br />

8 10 12<br />

Abbildung 2.6: Beschleunigung eines Benzonitril-Moleküls im Grundzustand nahe<br />

der z-Achse am Ende einer Linse, die fokussierend in y-Richtung und defokussie-<br />

rend in x-Richtung ist. Rechts ist schem<strong>at</strong>isch die dreidimensionale Form der Elek-<br />

troden und der z-Bereich gezeigt, für welchen links die Beschleunigungen berech-<br />

net wurden. Der halbkugelförmige Bereich der Elektrode ist links grau unterlegt.<br />

Die Zahlenwerte entsprechen den t<strong>at</strong>sächlichen Werten dieser Diplomarbeit. Die<br />

z-Beschleunigung ist mit dem Faktor 0, 2 skaliert.<br />

Der obere Ausdruck zieht nach sich, dass fokussierende und defokussierende Kräf-<br />

te innerhalb der Linse gleich sind. Die zweite Gleichung h<strong>at</strong> jedoch für µ eff > 0<br />

zur Konsequenz, dass die Defokussierung beim Austritt aus der Linse größer wird<br />

als die Fokussierung. In Abb. 2.6 sind die numerisch berechneten Beschleunigun-<br />

gen, welche für den Abstand <strong>von</strong> 0, 2 mm zur Achse näherungsweise proportional<br />

zu den Federkonstanten auf der z-Achse sind, für den Zustand JKaKc = 000 <strong>von</strong><br />

Benzonitril an verschiedenen Stellen der Linse gezeigt. Die Werte für die Beschleu-<br />

nigungen erhält man aus den numerisch berechneten Feldern. Es ist unmittelbar<br />

zu erkennen, dass die Felder am Beginn des Linsenausgangs für die Fokussierung<br />

ungünstig sind. Es bleibt anzumerken, dass sich aus Gl. (2.19) mit µ eff < 0 ergibt,<br />

dass für tieffeldsuchende Moleküle die transversale Fokussierung am Linsenaus-<br />

gang wesentlich unkritischer ist.


20 Theoretische Grundlagen<br />

2.3.3 Trajektorien im Abbremser<br />

Für die Charakterisierung eines Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsers ist es unabdingbar,<br />

die Bewegung <strong>von</strong> Molekülen durch die Appar<strong>at</strong>ur zu untersuchen und stabile Be-<br />

reiche im Phasenraum zu beschreiben. Das Ziel ist es, Ausdrücke für die Akzeptanz<br />

und die Transmission einer vorgegebenen Geometrie, bezogen auf alle sechs Frei-<br />

heitsgrade�r und �v, zu entwickeln. Zu diesem Zweck wird zunächst vereinfacht an-<br />

genommen, dass die transversale und die longitudinale Bewegungsgleichung ent-<br />

koppelt sind. Anschließend wird die existierende Kopplung als Korrektur betrach-<br />

tet.<br />

Hier soll nur die transversale Bewegung eines Moleküls in x-Richtung untersucht<br />

werden, da die Überlegungen analog für die y-Komponente gelten. Das Molekül<br />

bewege sich entlang der z-Achse mit der konstanten Geschwindigkeit vz. Unter der<br />

Annahme einer linearen Rückstellkraft ergibt sich dann innerhalb einer Linse die<br />

Bewegungsgleichung<br />

∂x<br />

∂z ± κ2x = 0 (2.20)<br />

mit den allgemein bekannten Lösungen des harmonischen Oszill<strong>at</strong>ors für den fo-<br />

kussierenden Fall (+) beziehungsweise mit Hyperbelfunktionen als Lösung für de-<br />

fokussierende Linsen (−). Die Kreisfrequenz Ω der Lösung ist hierbei gegeben durch<br />

Ω 2 = kx/m = 2µ effE0a3/(mr 2 0 a1), und κ 2 = kx/(mv 2 x) ist die Federkonstante in<br />

Energieeinheiten. Es erweist sich als zweckmäßig, den Effekt der elektrischen Linse<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> Abbildungsm<strong>at</strong>rizen darzustellen, wie es im Bereich der linearen Op-<br />

tik und der Teilchenbeschleunigerphysik allgemein üblich ist. Diese lassen sich aus<br />

den Lösungen <strong>von</strong> Gl. (2.20) konstruieren und sind definiert über:<br />

� �<br />

� �<br />

x(z)<br />

x(z0)<br />

= M(z0|z)<br />

vx(z)<br />

vx(z0)<br />

. (2.21)<br />

Verschiedene z-Intervalle lassen sich durch M<strong>at</strong>rixmultiplik<strong>at</strong>ionen ausdrücken:<br />

M(z2|z0) = M(z2|z1)M(z1|z0). Ferner definiert man<br />

F := M(L|z 0,fok), D := M(L|z 0,defok), O := M(S|z 0,frei) (2.22)<br />

als Abbildungsm<strong>at</strong>rizen für fokussierende und defokussierende Linsen der Länge<br />

L beziehungsweise feldfreie Strecken der Länge S. Die explizite Form dieser Ma-<br />

trizen findet man bei Bethlem et al. [63]. Ein AG-Abbremser lässt sich dann allge-<br />

mein durch die M<strong>at</strong>rix M = ((FO) n (DO) n ) N mit n, N ∈ N beschreiben. Die<br />

Gesamtlänge skaliert mit N, während n, zusammen mit der Länge S + L und ab-<br />

hängig <strong>von</strong> der Geschwindigkeit vz der Moleküle, ein Maß für die Zeit ist, nach der


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 21<br />

sich die Richtung der Fokussierung ändert, und dementsprechend mit der Radio-<br />

frequenz einer Paulfalle vergleichbar ist. Die Periode der Anordnung ist gegeben<br />

durch ℓz = 2n(L + S). Man kann zeigen, dass als notwendige Bedingung für die<br />

Stabilität der Moleküle gelten muss [68]:<br />

1<br />

|Spur(M)| < 1 . (2.23)<br />

2<br />

Die Stabilität <strong>von</strong> Teilchen-Trajektorien durch die Linsenkonfigur<strong>at</strong>ion M wurde<br />

ausführlich <strong>von</strong> Courant und Snyder beschrieben [69]. Durch geeignetes Parame-<br />

trisieren <strong>von</strong> M lässt sich die stabile Flugbahn x(z) eines Moleküls durch die oben<br />

beschriebene Anordnung berechnen und auf eine allgemeine Form bringen. Als Zu-<br />

sammenhang zwischen x und vx findet man für stabile Bahnen eine Ellipsenglei-<br />

chung [63]:<br />

�<br />

x(z) = cos(φ(z) + δ) β(vz, z)ɛ (2.24)<br />

γ(z)x 2 (z) + 2αx(z)vx(z) + βv 2 z(z) = ɛ . (2.25)<br />

Hier sind α, β und γ, bis auf ihre Einheiten, die aus der Teilchenbeschleunigerphy-<br />

sik bekannten Courant-Snyder-Parameter [69]. Sie hängen <strong>von</strong> z ab und haben die<br />

Periode ℓz der Linsenanordnung. Die Parameter ɛ und δ sind durch die Anfangs-<br />

bedingungen des jeweiligen Moleküls definiert, und φ(z) hängt <strong>von</strong> z, vz und β ab.<br />

Der Wurzelterm aus Gl. (2.24) h<strong>at</strong> die Periode ℓz, während die Periode des Kosinus-<br />

Term durch 2πℓzvz/ � z+ℓz<br />

z (1/β(z ′ ))dz ′ gegeben ist. Häufig ist der letzte Term groß<br />

im Vergleich zu ℓz, weswegen der Kosinusanteil auch als Makrobewegung und der<br />

Wurzelterm als Mikrobewegung bezeichnet werden. Aus Gl. (2.25) ergibt sich, dass<br />

sämtliche Moleküle mit beliebigen Anfangsparametern δ i und ɛ i < ɛ im x, vx-Pha-<br />

senraum innerhalb einer Ellipse mit Phasenraumvolumen πɛ liegen. Man beachte,<br />

dass sich die Form der Ellipse periodisch mit z ändert, nicht jedoch ihr Phasenraum-<br />

volumen.<br />

Die transversale Akzeptanz Axy = A 2 x ist gegeben durch das größte Phasenraumvo-<br />

lumen, welches sich verlustfrei durch die Elektroden bewegen kann. Dieses erhält<br />

man in guter Näherung für xmax − x min ≤ d ∀z, wobei d die Apertur der elektrischen<br />

Linse ist. Mit Gl. (2.24) folgt Axy = A 2 x =<br />

somit folgt:<br />

� πd 2<br />

4βmax<br />

� 2<br />

, wobei βmax ∝ 1/Ω gilt [63] und<br />

Axy ∝ d 4 Ω 2 ∝ d 2 E0 . (2.26)<br />

Die Akzeptanz wächst mit zunehmendem Feld auf der Achse und zunehmendem<br />

Elektrodenabstand. Da man im Experiment bei der maximal realisierbaren Span-<br />

nung arbeitet, skaliert E0 mit 1/d, und es gilt Axy ∝ d. Weil zum Abbremsen ein


22 Theoretische Grundlagen<br />

hohes E0 <strong>von</strong>nöten ist, kann man in der Praxis d nicht beliebig groß wählen, son-<br />

dern muss einen Kompromiss zwischen Abbremsvermögen und großer Akzeptanz<br />

finden. Untersucht man die Abhängigkeit der Akzeptanz <strong>von</strong> den Längen S und L,<br />

so ergeben sich optimale Ergebnisse für L ≈ 1/κ und S ≪ L. Praktisch muss S einen<br />

Mindestwert haben, um elektrische Überschläge zwischen den Elektroden zu ver-<br />

hindern. Das Experiment in dieser Arbeit h<strong>at</strong> Werte <strong>von</strong> S eff = 8 mm, L eff = 12 mm<br />

und d = 2r0 = 2 mm. Aufgrund der halbkugelförmigen Enden weichen diese effektiven<br />

Werte <strong>von</strong> S und L geringfügig <strong>von</strong> den mechanischen Werten S mech =<br />

7 mm , L mech = 13 mm ab, siehe hierzu Abb. 2.7.<br />

Betrachtet man die longitudinale Bewegung der Moleküle, d. h. die Bewegung ent-<br />

lang der Strahlachse, so ergibt sich bei eingeschalteter Hochspannung (HV) in z-<br />

Richtung ein Potential mit der Periodizität L + S. Es ist daher sinnvoll, den Werte-<br />

bereich der Koordin<strong>at</strong>e z auf das Intervall [0; L + S] zu beschränken, wobei z = 0<br />

als Mitte der Linse definiert wird. Um die longitudinale Fokussierung in geschalte-<br />

ten Feldern zu beschreiben, greift man auf das Konzept des synchronen Moleküls<br />

zurück [70]: Dieses ist ein hypothetisches Teilchen, welches sich zu den Schaltzeiten<br />

tan und taus in jeder Linse an der gleichen Stelle zan beziehungsweise zaus befindet.<br />

Die Gesamtlänge f := zaus − zan, über welche das synchrone Molekül den Feldern<br />

ausgesetzt ist, bezeichnet man als Fokussierlänge. Hochfeldsucher verlieren beim<br />

Hineinfliegen in die eingeschaltete Linse aufgrund des Stark-Effektes potentielle<br />

Energie, gewinnen den gleichen Energiebetrag jedoch an kinetischer Energie hinzu<br />

und werden beschleunigt. Beim Austritt aus der Linse kehrt sich dieser Prozess um,<br />

und die Moleküle werden wieder abgebremst. Im einfachsten Fall wählt man die<br />

Schaltpunkte des Feldes symmetrisch um z = 0. Das synchrone Molekül wird dann<br />

im gleichen Maß beschleunigt wie es abgebrenst wird, so dass es insgesamt seine<br />

Geschwindigkeit beibehält. Moleküle, die dem synchronen Molekül etwas voraus<br />

(hinterher) sind, befinden sich jedoch beim Einschalten des Feldes bereits weiter in<br />

(vor) der Linse und fliegen deshalb weiter (weniger) aus der Linse heraus, d. h. sie<br />

werden insgesamt abgebremst (beschleunigt). Als Konsequenz ergibt sich eine Fo-<br />

kussierung in longitudinaler Richtung, die als bunching bezeichnet wird. Schaltet<br />

man die Felder asymmetrisch um z = 0, so wird das synchrone Molekül entweder<br />

beschleunigt oder abgebremst. Ein Maß für die Stärke der Abbremsung ist die Posi-<br />

tion d := zaus, an der das Feld ausgeschaltet wird; dabei führen positive Werte <strong>von</strong><br />

d zur Abbremsung. Die kinetische Energie nimmt dabei pro Linse bei gleichbleiben-<br />

der potentieller Energie um den Betrag<br />

∆E kin = E Stark(zaus) − E Stark(zan) (2.27)


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 23<br />

Elektrisches Feld<br />

HV<br />

-HV<br />

Leff<br />

L mech<br />

Seff<br />

Smech<br />

d<br />

d0<br />

Abbremsung<br />

Tieffeldsucher<br />

Abbremsung<br />

Hochfeldsucher<br />

z=0<br />

f<br />

f<br />

d<br />

HV<br />

-HV<br />

Fokussierung<br />

Tieffeldsucher<br />

Abbildung 2.7: Schem<strong>at</strong>ische Darstellung der Abbremsung. Gezeigt ist ein Schnitt<br />

durch zwei Elektrodenpaare in der x − z-Ebene. Die Schaltpunkte für das hoch- und<br />

das tieffeldsuchende synchrone Molekül sind durch senkrechte Striche markiert.<br />

Die schwarzen Linien kennzeichnen die mechanischen und effektiven Werte <strong>von</strong> L<br />

und S.


24 Theoretische Grundlagen<br />

ab. Diese Energiedifferenz kommt dadurch zustande, dass nach dem Einschalten<br />

der Hochspannung zunächst kontinuierlich kinetische Energie in potentielle Ener-<br />

gie umgewandelt wird, welche sich anschließend beim Ausschalten instantan ver-<br />

ringert. Da die zum Aufbau des elektrischen Feldes benötigte Energie genau um die<br />

Differenz der potentiellen Energie größer ist als die Feldenergie beim Ausschalten<br />

der Hochspannung, gewinnt die Spannungsquelle letztlich die Energie, welche den<br />

Molekülen entzogen wird. Das Abbremsen ist schem<strong>at</strong>isch in Abb. 2.7 dargestellt.<br />

Longitudinale Fokussierung wird auch in diesem Fall wieder erreicht, solange man<br />

d und f so wählt, dass zum Zeitpunkt des Ausschaltens das synchrone Molekül die<br />

abfallende Flanke des Feldes noch nicht verlassen h<strong>at</strong>. Um die longitudinale Fokus-<br />

sierung genauer zu untersuchen, geht man <strong>von</strong> einem Koordin<strong>at</strong>ensystem aus, das<br />

sich mit dem synchronen Molekül mitbewegt. In diesem Bild bewegen sich nicht-<br />

synchrone Moleküle in einem endlichen Potentialtopf periodisch um das synchrone<br />

Molekül herum, und es existiert ein stabiler Bereich im z, vz-Phasenraum [64]. Diese<br />

T<strong>at</strong>sache wird auch als Phasenstabilität bezeichnet. Man kann zeigen, dass sich in<br />

harmonischer Näherung des Potentials als Kreisfrequenz der Oszill<strong>at</strong>ion<br />

�<br />

�<br />

1 ∂EStark �<br />

ω =<br />

�<br />

m(S + L) ∂z<br />

� z=zw<br />

(2.28)<br />

ergibt [63], wobei zw der Wendepunkt der potentiellen Energie beim Linsenausgang<br />

ist.<br />

Um Tieffeldsucher abzubremsen, lassen sich die obigen Überlegungen analog über-<br />

tragen. Allerdings müssen die Felder eingeschaltet werden, während das synchrone<br />

Molekül die Linse erreicht, und wieder abgeschaltet, bevor es in der Mitte ankommt<br />

[71]. Die transversale Fokussierung wird dadurch erreicht, dass die Felder noch ein<br />

zweites Mal angeschaltet werden, und zwar im homogenen Bereich symmetrisch<br />

um z = 0 herum. Dieser Vorgang wird durch die Fokussierlänge f innerhalb der<br />

Elektroden, die Abbremslänge d vor den Elektroden und den Vers<strong>at</strong>z d0 der Ab-<br />

bremsstrecke gegenüber der Mitte des Elektrodenpaares charakterisiert. Man beach-<br />

te, dass d für Hoch- und Tieffeldsucher verschiedene Bedeutungen h<strong>at</strong>. Die Schalt-<br />

punkte für das Abbremsen und die Bedeutung der Parameter sind ebenfalls in Abb.<br />

2.7 zu sehen.<br />

Zum Abschluss soll qualit<strong>at</strong>iv auf die Kopplung <strong>von</strong> longitudinaler und trans-<br />

versaler Bewegung eingegangen werden. Für diese gibt es zwei grundlegende Me-<br />

chanismen: Die transversale Akzeptanz ist abhängig <strong>von</strong> κ, S und L, wobei κ ∝ 1/vz<br />

gilt. Mit steigendem κ sinkt die Akzeptanz, mit kleinerem L + S nimmt sie zu. Für<br />

sehr kleine Geschwindigkeiten wird es daher nötig sein, die Anzahl der aufeinan-


2.3 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Prinzip 25<br />

derfolgenden Elektrodenpaare gleicher Richtung zu reduzieren oder sogar kürzere<br />

Elektroden zu verwenden. In dem Geschwindigkeitsbereich, der zurzeit eperimen-<br />

tell zugänglich ist, spielt dieser Effekt jedoch eine untergeordnete Rolle. Der zweite<br />

Mechanismus hängt mit der longitudinalen Oszill<strong>at</strong>ion aus Gl. (2.28) zusammen:<br />

Für bestimmte Wertebereiche <strong>von</strong> ω erscheint den Molekülen die Länge der Linse<br />

stark verlängert oder verkürzt, was zu transversaler Über- bzw. Unterfokussierung<br />

führt. Dieser Effekt ist als parametrische Verstärkung bekannt [72].<br />

Es ist zu beachten, dass die obige Betrachtung quantit<strong>at</strong>iv nur für Moleküle gilt, die<br />

einen rein linearen Stark-Effekt zeigen. Eine quantit<strong>at</strong>ive Beschreibung des AG-Prin-<br />

zips für ein Molekül wie Benzonitril lässt sich nur durch numerische Integr<strong>at</strong>ion der<br />

Bewegungsgleichungen mit dem ebenfalls numerisch berechneten Stark-Effekt (sie-<br />

he Abschnitt 2.1.2) gewinnen. Dies wird mit dem Programmpaket libcoldmol [54]<br />

in einer Monte-Carlo-Simul<strong>at</strong>ion realisiert, in welche die mit dem Programm FEMLAB<br />

berechneten dreidimensionalen elektrischen Felder zuvor importiert wurden. Die<br />

Simul<strong>at</strong>ionen in den Kapiteln 4 und 5 stimmen qualit<strong>at</strong>iv mit den Result<strong>at</strong>en aus<br />

diesem Abschnitt überein.


Kapitel 3<br />

Experimenteller Aufbau<br />

3.1 Abbremsung <strong>von</strong> Molekülen mit einem Modul<br />

Der experimentelle Aufbau des Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsers besteht aus drei<br />

Teilen: Zunächst wird in der Quellkammer in einer Überschallexpansion der Mo-<br />

lekularstrahl erzeugt. Der zweite Teil besteht aus dem eigentlichen Abbremser und<br />

Skimmer<br />

Düse<br />

Detektionslaser<br />

AG-Abbremsmodul<br />

662 mm<br />

Abbildung 3.1: Schem<strong>at</strong>ischer Versuchsaufbau.<br />

PMT<br />

der damit verbundenen Infrastruktur wie den Hochspannungsnetzgeräten und<br />

-schaltern. Die Detektion durch laserinduzierte Fluoreszenz bildet den dritten Teil<br />

des Experiments und beinhaltet einen schmalbandigen, frequenzstabilisierten Ring-<br />

27


28 Experimenteller Aufbau<br />

farbstofflaser (RDL, ring dye laser) sowie eine Photok<strong>at</strong>hode mit nachgeschaltetem<br />

Sekundärelektronenvervielfacher (PMT, photomultiplier tube). Eine schem<strong>at</strong>ische Über-<br />

sicht des Versuchsaufbaus zeigt Abb. 3.1.<br />

3.1.1 Molekularstrahl<br />

Die Erzeugung <strong>von</strong> Molekularstrahlen ist eine Technik, die seit langem verwendet<br />

und beherrscht wird [73]. Das Verfahren beruht darauf, dass es beim adiab<strong>at</strong>ischen<br />

Ausströmen eines Gases durch eine Düse in einen Bereich niedrigeren Druckes zu<br />

einer effizienten Kühlung der internen Freiheitsgrade der Teilchen kommt. Die inne-<br />

re Energie wird dabei fast komplett in die Vorwärtsbewegung umgesetzt. Für einen<br />

hinreichend großen Druckunterschied kommt es nach einem kurzen Bereich, in dem<br />

die Moleküle durch Stöße thermalisieren, zu einer Überschallexpansion. Als Konse-<br />

quenz ergibt sich ein stark kollimierter, schneller Strahl <strong>von</strong> intern und transl<strong>at</strong>o-<br />

risch kalten Molekülen, zwischen denen keine Stöße mehr st<strong>at</strong>tfinden. Im vorlie-<br />

genden Experiment wird ein Edelgas – üblicherweise Xenon – bei niedrigem Druck<br />

(pXe ≈ 0, 7 bar) und bei Raumtemper<strong>at</strong>ur durch ein Gefäß mit flüssigem Benzo-<br />

nitril (Aldrich, 99%) geleitet. Das entstandene Gasgemisch wird mit einer Repeti-<br />

tionsr<strong>at</strong>e <strong>von</strong> 40 Hz durch eine kühlbare Düse (General Valve Series 99) mit einer<br />

Öffnungsgröße <strong>von</strong> 0, 8 mm und einer Öffnungszeit <strong>von</strong> etwa 150 µs in die Quell-<br />

kammer expandiert. Die Position der Düse kann mit Hilfe eines Manipul<strong>at</strong>ors in<br />

allen drei Raumrichtungen verändert werden. Der zentrale Teil der Überschallex-<br />

pansion trifft nach 27 mm auf einen 1, 5 mm großen Skimmer, der den Strahl weiter<br />

kollimiert und als differentielle Pumpstufe dient. Der Druck in der Quellkammer<br />

liegt bei eingeschalteter Düse typischerweise im Bereich <strong>von</strong> 10 −5 mbar, hinter dem<br />

Skimmer bei etwa 10 −7 mbar. Der Skimmer ist derart auf einer beweglichen Pl<strong>at</strong>te<br />

angebracht, dass die Öffnung zwischen Quell- und Abbremskammer <strong>von</strong> außen ge-<br />

schlossen werden kann, um die Quellkammer separ<strong>at</strong> belüften oder abpumpen zu<br />

können [74]. Das Hochvakuum wird durch drei Turbomolekularpumpen erzeugt,<br />

welche an eine durch zwei Hubkolbenpumpen evakuierte Vorvakuumlinie ange-<br />

schlossen sind. Die Quellkammer h<strong>at</strong> eine Länge <strong>von</strong> 480 mm und wie sämtliche<br />

anderen Vakuumkammern auch einen Durchmesser <strong>von</strong> 235 mm. Weitere Details<br />

zum Vakuumsystem finden sich bei Wohlfart [75].<br />

Für das Abbremsen <strong>von</strong> OH-Radikalen muss der oben beschriebene Aufbau leicht<br />

modifiziert werden, da diese nicht chemisch stabil sind. Zunächst wird, wie oben be-<br />

schrieben, ein Gasgemisch aus Xenon und Salpetersäure (Aldrich, 90%) hergestellt<br />

und dann das OH in situ innerhalb der Expansion erzeugt. Dazu dissoziiert man<br />

die Salpetersäure mit einem gepulsten Excimerlaser (NEWEKS PSX-501-2) mit ei-


3.1 Aufbau für ein Modul 29<br />

ner Wellenlänge <strong>von</strong> 193 nm [76], einer Energie pro Puls <strong>von</strong> 3 mJ und einer Energie<br />

pro Puls und Fläche, die ohne Fokussierung etwa 20 mJ/cm 2 beträgt. Der Excimerla-<br />

ser wird mit einer Zylinderlinse auf die Achse des Molekularstrahls fokussiert und<br />

trifft diesen in einer 5 mm langen, UV-durchsichtigen Kapillare direkt hinter der Dü-<br />

se. Die Fläche des Fokus beträgt ungefähr 4 mm 2 , da<strong>von</strong> wird in einem Bereich <strong>von</strong><br />

etwa 1 mm 2 kaltes OH erzeugt. Darüber hinaus wird die Düse bei höherem Edelgas-<br />

druck (pXe ≈ 3, 0 bar) betrieben, da Salpetersäure und OH-Radikale im Gegens<strong>at</strong>z<br />

zu Benzonitril keine relevante Neigung zur Clusterbildung mit Xenon aufweisen.<br />

Die verfügbare Leistung des Excimerlasers und der Druck in der Quellkammer li-<br />

mitieren die Repetitionsr<strong>at</strong>e des gesamten Experimentes auf 20 Hz.<br />

3.1.2 Abbremsmodul<br />

Ein Abbremsmodul besteht aus 27 Elektrodenpaaren bei einer Gesamtlänge <strong>von</strong><br />

533 mm und beginnt 37 mm hinter der Skimmerspitze. Jede Elektrode aus hochpo-<br />

liertem Edelstahl ist L mech = 13 mm lang und h<strong>at</strong> die Form eines Zylinders mit<br />

halbkugelförmigen Enden (siehe Abb. 2.7), wobei der Radius jeweils 3 mm beträgt.<br />

Zur Befestigung der Elektroden dienen vier Edelstahlstäbe mit einem Durchmes-<br />

ser <strong>von</strong> 14 mm, die parallel zur Strahlachse ausgerichtet und mit Löchern im Ab-<br />

stand <strong>von</strong> 2, 5 mm versehen sind. Die Elektroden einer Abbremsstufe sind an diago-<br />

nal gegenüberliegenden Stäben mittels Stahlstiften so aufgesteckt, dass ihr Oberflä-<br />

chenabstand <strong>von</strong>einander 2, 0 mm und der Oberflächenabstand zur nächsten Stufe<br />

S mech = 7 mm beträgt. Die Orientierung der einzelnen Stufen wechselt nach der<br />

ersten Stufe und anschließend jeweils nach drei Stufen, so dass sich gemäß Ab-<br />

schnitt 2.3.3 die Anordnung (FO)((DO) 3 (FO) 3 ) 4 (DOFO) ergibt. Die Stäbe mit<br />

den Elektroden und das gesamte Modul können mit einer Genauigkeit <strong>von</strong> einigen<br />

hundertstel Millimetern justiert werden; Einzelheiten werden in Abschnitt 3.2 be-<br />

schrieben. Das erste Modul ist in Abb. 3.2(a) zu sehen.<br />

Die Vakuumkammer des Abbremsers ist mit 540 mm genauso lang wie das Modul<br />

zuzüglich der Länge S mech, damit eine Erweiterung auf mehrere Module möglich<br />

ist. Alle Stäbe sind mit ihrem eigenen HV-Schalter (Behlke Elektronik HTF-201-03-<br />

GSM) verbunden, jeweils zwei Schalter sind dabei an jeweils einem <strong>von</strong> insgesamt<br />

zwei 500 nF-Kondens<strong>at</strong>oren (FHI ELAB 3409) angeschlossen. Letztere können über<br />

zwei Spannungsquellen (FuG HCK 400-20000) auf bis zu ±20 kV aufgeladen wer-<br />

den. Um Überschläge zwischen den Elektroden auszuschließen, werden im Experi-<br />

ment allerdings Spannungen <strong>von</strong> ±15 kV benutzt. Bei dieser Spannung beträgt die<br />

elektrische Feldstärke auf der Molekularstrahlachse 150 kV/cm. Die Schaltung er-<br />

folgt so, dass die Hochspannung nur an zwei diagonal gegenüberliegenden Stäben


30 Experimenteller Aufbau<br />

(a) Das ursprüngliche Abbremsmodul mit Elektrodenpaaren in Dreieranordnung.<br />

Ebenfalls zu sehen sind die Mikrometerschrauben für die Justage der Stäbe.<br />

(b) Die zwei neuen Abbremsmodule innerhalb der Vakuumkammer. Die Linsen<br />

sind hier paarweise angeordnet.<br />

Abbildung 3.2: Abbremsmodule bei der Justage (a) und in der Kammer (b)


3.1 Aufbau für ein Modul 31<br />

anliegt, während die anderen beiden Stäbe geerdet sind. Die Schalter sind dazu in<br />

der Lage, Spannungspulse mit scharfen Flanken <strong>von</strong> einigen hundert Nanosekun-<br />

den Dauer zu erzeugen. Zusätzlich kann mittels externer Spannungsquellen eine<br />

Biasspannung <strong>von</strong> bis zu 300 V angelegt werden, um sogenannte Majorana-Über-<br />

gänge im feldfreien Raum zu verhindern.<br />

3.1.3 Detektion<br />

Der Nachweis der Moleküle erfolgt durch laserinduzierte Fluoreszenz (LIF). Der<br />

Detektionslaserstrahl wird senkrecht zur Molekularstrahlachse durch die hinter dem<br />

AG-Abbremser liegende Detektionskammer geführt und trifft den Molekularstrahl<br />

65 mm hinter dem Ende des letzten Elektrodenpaars. Dies entspricht einem Abstand<br />

zwischen Düse und Detektion <strong>von</strong> 662 mm. Der Laserstrahl ist am Ort der Detekti-<br />

on näherungsweise parallel mit einem Durchmesser <strong>von</strong> etwa 2, 0 mm. Das Fluores-<br />

zenzlicht wird senkrecht zur Laser- und Molekularstrahlrichtung durch einen Hohl-<br />

spiegel ( f = 250 mm) und eine Bikonvexlinse ( f = 50 mm) gesammelt und auf eine<br />

Photok<strong>at</strong>hode mit nachgeschaltetem Sekundärelektronenvervielfacher (PMT; Elec-<br />

tron Tubes B2F/RFI 98/3) abgebildet. Mit Hilfe des Digitalisierers kann das PMT-<br />

Signal entweder analog oder im Photonenzählmodus ausgewertet werden.<br />

Das Lasersystem besteht aus einem Dauerstrich-Ringfarbstofflaser (modifizierter<br />

Coherent 899-21) mit Rhodamin 110 (Radient Dyes) als Farbstoff, der durch einen<br />

Argon-Ionen-Laser (Coherent Innova Sabre) bei 514, 5 nm gepumpt wird [77]. Zur<br />

Frequenzstabilisierung im Bereich hoher Frequenzen dient eine interne Regelung<br />

des RDL. In einem zweiten Schritt wird die Differenz zwischen der Laserfrequenz<br />

des RDL und der Frequenz eines stabilisierten Helium-Neon-Lasers durch einen<br />

externen PID-Regler gesteuert, um niederfrequente Störungen im Bereich <strong>von</strong> etwa<br />

10 − 50 Hz zu eliminieren [53]. Zur Erzeugung der für die laserinduzierte Fluores-<br />

zenz benötigten Wellenlängen im UV-Bereich wird die Frequenz mit einem BBO-<br />

Kristall (Spectra Physics Wavetrain) verdoppelt. Die Wellenlänge des RDL wird<br />

grob durch ein Wellenlängenmeter mit einer Genauigkeit <strong>von</strong> 700 MHz gemessen<br />

und kann durch Vergleich des gemessenen Absorptionsspektrums einer Iod-Zelle<br />

mit bekannten Iodspektren auf etwa 200 MHz genau bestimmt werden. Der so sta-<br />

bilisierte RDL h<strong>at</strong> auf einer Zeitskala <strong>von</strong> wenigen Stunden eine Linienbreite <strong>von</strong><br />

3, 5 MHz im sichtbaren Bereich und kann sowohl zur Spektroskopie als auch zur<br />

selektiven Detektion einzelner Rot<strong>at</strong>ionszustände verwendet werden. Die Leistung<br />

des RDL beträgt etwa 500 mW bei einer Pumpleistung des Argon-Ionen-Lasers <strong>von</strong><br />

5 W, woraus UV-Leistungen <strong>von</strong> etwa 40 mW bei 274 nm (Benzonitril) und 20 mW<br />

bei 282 nm (OH) resultieren. Der Leistungsunterschied ergibt sich daraus, dass der


32 Experimenteller Aufbau<br />

BBO-Kristall für die Frequenzverdopplung <strong>von</strong> Licht der doppelten Detektionswel-<br />

lenlänge <strong>von</strong> Benzonitril optimiert ist. Der Farbstoff Rhodamin 110 deckt sowohl die<br />

Wellenlänge 547 nm für Benzonitril als auch 564 nm für die beiden OH-Zustände ab.<br />

3.1.4 Elektronik und Messsoftware<br />

Die Aufnahme der Messd<strong>at</strong>en und die Ansteuerung der einzelnen Geräte geschieht<br />

mit der am Fritz-Haber-Institut entwickelten Software KouDA. Über diese wird der<br />

Digitalisierer (Acqiris DC400), die Frequenz des RDL und der Verzögerungsgenera-<br />

tor (FHI ELAB DG 3008) kontrolliert, welcher die Düse, den Excimerlaser (nur für<br />

OH) und über einen Pulssequenzgener<strong>at</strong>or (FHI ELAB BU 1708) die Hochspan-<br />

nungsschalter triggert. Das Signal des PMT wird über den Digitalisierer wahlweise<br />

analog oder im zeitaufgelösten Photonenzählmodus in KouDA eingelesen.<br />

3.2 Erweiterung des Abbremsers auf zwei Module<br />

Mit einem Abbremsmodul ist es gelungen, die Abbremsung <strong>von</strong> OH in hoch- und<br />

tieffeldsuchenden Zuständen sowie <strong>von</strong> Benzonitril in verschiedenen Quantenzu-<br />

ständen zu demonstrieren (siehe Kapitel 4 und 5). Um hochfeldsuchende Molekü-<br />

le zum Stillstand zu bringen, ist es jedoch nötig, den Abbremser auf mindestens<br />

drei Module zu verlängern. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Verlängerung auf<br />

zwei Module vorgenommen. Ausführliche Simul<strong>at</strong>ionen unter Einbeziehung der<br />

Erkenntnisse aus Messungen an einem Modul zeigen, dass es für einen langen Ab-<br />

bremser vorteilhaft ist, die Richtung der Elektrodenpaare nach jeder zweiten st<strong>at</strong>t je-<br />

der dritten Linse zu ändern [75], so dass der neue Abbremser die Linsenanordnung<br />

(FO)((DO) 2 (FO) 2 ) 13 (DO) h<strong>at</strong>. Deshalb ist es erforderlich gewesen, das erste Modul<br />

ebenfalls auszutauschen.<br />

Zunächst werden die Elektroden mit je zwei Stahlstiften auf jeden separ<strong>at</strong>en Be-<br />

festigungsstab gesteckt. Der Abstand vom Stab kann dabei auf ±0, 01 mm genau<br />

justiert werden. Die vier Stäbe werden anschließend über isolierende Keramiken<br />

und bewegliche Pl<strong>at</strong>ten an einem Stahlrahmen befestigt. Die Justage der Stangen<br />

rel<strong>at</strong>iv zueinander erfolgt durch Mikrometerschrauben, mit welchen die Pl<strong>at</strong>ten,<br />

bezogen auf den Rahmen, in zwei Raumrichtungen bewegt werden können. Die<br />

Justage der dritten Richtung erfolgt durch Vergrößerung des Abstands zwischen<br />

Pl<strong>at</strong>ten und Rahmen durch Metallfolie. Die t<strong>at</strong>sächlichen Abstände der Elektro-<br />

den <strong>von</strong>einander müssen dabei einzeln durch Endmaße der gewünschten Länge<br />

kontrolliert werden. Dieses Verfahren lässt prinzipiell eine Justagegenauigkeit <strong>von</strong><br />

±0, 01 mm in den Elektrodenabständen eines einzelnen Paares und <strong>von</strong> ±0, 02 mm


3.2 Erweiterung auf zwei Module 33<br />

im gemittelten Abstand über alle Elektroden zu. Als wichtige Fehlerquelle muss<br />

die Maschinengenauigkeit der einzelnen Bauteile berücksichtigt werden. Die Bie-<br />

gung der Befestigungsstäbe verursacht einen transversalen Fehler im Abstand der<br />

Elektroden eines Paares <strong>von</strong> maximal ±0, 05 mm. Fehler in den Abständen und der<br />

Richtung der Löcher verursachen weiterhin eine Schiefstellung einzelner Elektro-<br />

den und fehlerbehaftete Abstände in Richtung der Strahlachse. Die Justage der Stä-<br />

be in diese Richtung erfolgt daher so, dass der durchschnittliche Vers<strong>at</strong>z innerhalb<br />

einzelner Elektrodenpaare minimal wird. Gemittelt über beide neuen Module ergibt<br />

sich dafür ein Wert <strong>von</strong> 0, 07 mm und ein mittlerer Abstand zweier Abbremsstufen<br />

<strong>von</strong> (7, 01 ± 0, 06) mm. Für das alte Abbremsmodul lässt sich durch grobe Messun-<br />

gen eine Abweichung der Elektrodenpositionen senkrecht zur Strahlachse <strong>von</strong> etwa<br />

±0, 1 mm und eine longitudinale Abweichung <strong>von</strong> ±0, 1 mm bestimmen. Es liegen<br />

also insgesamt geringfügig schlechtere Werte als für die beiden neuen Module vor.<br />

In Abb. 3.2(b) werden die beiden neuen Module fertig eingebaut in der Vakuum-<br />

kammer gezeigt.<br />

Der zweite Schritt der Verlängerung besteht in dem Einbau der beiden Module<br />

Abbildung 3.3: Justage des Moduls in der Vakuumkammer. Über seitliche Mikro-<br />

meterschrauben wird der Fuß auf der Bronzepl<strong>at</strong>te verschoben, mit den unteren<br />

Schrauben lässt sich die Höhe der Pl<strong>at</strong>te verstellen.<br />

in die Vakuumkammer und der anschließenden Justage rel<strong>at</strong>iv zur Mittelachse der<br />

Appar<strong>at</strong>ur. Das wichtigste Hilfsmittel hierfür ist ein Theodolit, dessen optische Ach-<br />

se mittels zweier Spiegel mit der Mittelachse der Appar<strong>at</strong>ur zur Deckung gebracht<br />

wird. Auf diese Achse werden dann die beiden Module, der Skimmer und die Düse


34 Experimenteller Aufbau<br />

justiert. Zu diesem Zweck können die zwei Aluminium-Füße jedes Modulrahmens<br />

auf Bronzepl<strong>at</strong>ten mit Mikrometerschrauben in zwei Richtungen seitlich verscho-<br />

ben werden. Die Höhe der Bronzepl<strong>at</strong>ten rel<strong>at</strong>iv zur Kammer kann ebenfalls über<br />

je vier Mikrometerschrauben angepasst werden. Diese Konstruktion ist in Abb. 3.3<br />

gezeigt. Da für die Justage mittels des Theodoliten kreisförmige Öffnungen benötigt<br />

werden, werden auf die Elektrodenpaare des Abbremsers Justagestücke aus Bronze<br />

aufgesteckt. Diese haben passende Aussparungen für die beiden Elektroden einer<br />

Stufe und ein zentrisches Loch mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 0, 80 ± 0, 01 mm. Die<br />

Ungenauigkeit der Justagestücke liegt zwar bei ±0, 05 mm, ist jedoch für die Aus-<br />

richtung der Module zueinander vernachlässigbar, da die Stücke untereinander auf<br />

0, 01 mm genau identisch sind und lediglich eine rel<strong>at</strong>ive Achse festgelegt werden<br />

muss. In Bezug auf den Skimmer muss dieser Fehler allerdings berücksichtigt wer-<br />

den. Die Achse des Abbremsers lässt sich innerhalb jeder Stufe somit auf die Able-<br />

segenauigkeit des Theodoliten <strong>von</strong> ±0, 05 mm genau bestimmen. Unterschiedliche<br />

transversale Positionen der einzelnen Elektrodenpaare lassen sich dadurch kom-<br />

pensieren, dass die Position mehrerer Paare rel<strong>at</strong>iv zur Achse bestimmt wird und<br />

zur endgültigen Justage zwei Stufen nahe dem Mittelwert verwendet werden.<br />

Die Justage des Abstandes zwischen den beiden Modulen erfolgt durch Einpassen<br />

eines Bronzezylinders mit einer Dicke <strong>von</strong> 7, 01 ± 0, 01 mm mit einer endgültigen<br />

Genauigkeit <strong>von</strong> +0, 03 mm, die kleiner ist als der normale longitudinale Fehler. Der<br />

Abstand des ersten Moduls zum Skimmer ist nicht kritisch, da er über die Zeitver-<br />

zögerung der HV-Schalter kompensiert werden kann. Der Abstand der Düse vom<br />

Skimmer kann während des Experiments auf maximales Signal optimiert werden.<br />

Ein sofortiger Betrieb der Module mit einer Hochspannung <strong>von</strong> ±15 kV ist nicht<br />

möglich, da es aufgrund <strong>von</strong> Unebenheiten und Verunreinigungen der Oberflächen<br />

zu großen elektrischen Überschlägen kommen könnte, welche die Elektroden be-<br />

schädigen würden. Aus diesem Grund ist es nötig, den Abbremser vor dem Eins<strong>at</strong>z<br />

zu konditionieren, d. h. die Spannung schrittweise auf ±19, 5 kV zu erhöhen. Die-<br />

ser Vorgang dauert etwa 15 Stunden und muss zweimal durchgeführt werden, da<br />

jeweils nur diagonal gegenüberliegende Elektroden unter Hochspannung stehen.


Kapitel 4<br />

AG-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

4.1 Detektion <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Die Detektion <strong>von</strong> Benzonitril (BN) erfolgt mittels laserinduzierter Fluoreszenz sei-<br />

nes elektronischen S1 ← S0 Anregungsspektrums. Das Spektrum wurde außer-<br />

dem mit dem Programm pgopher [78] unter Verwendung der bekannten Molekül-<br />

konstanten [47] simuliert. In Abb. 4.1 sind das simulierte und das gemessene Spek-<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

1 01 → 1 10<br />

4 04 → 4 13<br />

4 4,5 5 5,5 6 6,5 7<br />

Frequenz in GHz<br />

Abbildung 4.1: Gemessenes (oben) und simuliertes (unten) Spektrum des S1 ← S0-<br />

Übergangs <strong>von</strong> Benzonitril [79]. Frequenzen sind rel<strong>at</strong>iv zum theoretischen Ur-<br />

sprung des Übergangs S1, v = 0, JKaKc = 000 ←− S0, v = 0, JKaKc = 000 bei<br />

ν = 36512.74 cm −1 angegeben [80]. Das simulierte Spektrum wurde mit Trot = 3, 5 K<br />

und den Konstanten aus Referenz [47] berechnet.<br />

trum im experimentell relevanten Bereich gezeigt. Die im Experiment untersuch-<br />

ten Zustände sind gekennzeichnet. Das experimentelle Spektrum ist in zwei Teilen<br />

35<br />

0 00 → 1 11<br />

6 06 → 6 15


36 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

d = 2,5mm<br />

f = 5,0mm<br />

1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

d = 2,5mm<br />

f = 5,0mm<br />

1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

Abbildung 4.2: Analyse des TOF-Profils <strong>von</strong> BN. Links ist das ursprüngliche TOF-<br />

Profil für den Freiflug (schwarz), zusammen mit einer angepassten Gaußkurve (rot),<br />

und für optimales guiding (blau, vsyn = 320 m/s, d = 2, 5 mm, f = 5, 0 mm) gezeigt.<br />

Auf der rechten Seite wurde die Gaußkurve <strong>von</strong> den D<strong>at</strong>en abgezogen, die Freiflug-<br />

kurve repräsentiert dann die Residuen der Ausgleichsrechnung. Die hellen Kurven<br />

unter den experimentellen D<strong>at</strong>en sind skalierte Simul<strong>at</strong>ionen. Der Maßstab ist auf<br />

beiden Seiten gleich gewählt.<br />

aufgenommen worden, deren absolute Frequenz jeweils passend zu den Linienpo-<br />

sitionen der Simul<strong>at</strong>ion gewählt wurde. Experiment und Simul<strong>at</strong>ion stimmen gut<br />

überein. Die Linien haben ein Voigt-Profil mit einem Lorentz-Anteil aufgrund der<br />

n<strong>at</strong>ürlichen Lebensdauer <strong>von</strong> 8 MHz und einem Gauß-Anteil, der die Dopplerver-<br />

breiterung, Laserlinienbreite und Flugzeitverbreiterung beinhaltet, <strong>von</strong> 7, 5 MHz.<br />

Die daraus resultierende Linienbreite <strong>von</strong> 13 MHz ermöglicht eine volle Auflösung<br />

der Rot<strong>at</strong>ionsstruktur. Aus den rel<strong>at</strong>iven Linienintensitäten ergibt sich eine Rot<strong>at</strong>i-<br />

onstemper<strong>at</strong>ur <strong>von</strong> Trot = 3, 5 K. Die Detektion geschieht im feldfreien Raum, da-<br />

her werden sämtliche M-Zustände eines Rot<strong>at</strong>ionszustandes nachgewiesen. Für den<br />

Nachweis eines JKaKc -Zustandes wird die Laserfrequenz auf dem entsprechenden<br />

Übergang konstant gehalten.<br />

4.2 Abbremsung des Grundzustandes<br />

Der absolute Grundzustand <strong>von</strong> Benzonitril, JKaKc M = 0000, weist <strong>von</strong> allen Zu-<br />

ständen das größte effektive Dipolmoment bei relevanten Feldstärken auf und lässt<br />

sich daher am besten abbremsen. Da es nur einen einzigen M-Zustand gibt und so-<br />

mit im feldfreien Fall keine Übergänge zwischen entarteten Energieniveaus existie-


4.2 Abbremsung des Grundzustandes 37<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

0,20 mm<br />

0,15 mm<br />

0,10 mm<br />

0,05 mm<br />

1,6 1,8 2 2,2<br />

0,00 mm<br />

2,4<br />

TOF in ms<br />

Abbildung 4.3: Auswirkung einer Fehl-<br />

stellung der Elektrodenpaare auf guiding-<br />

Simul<strong>at</strong>ionen. Der rechts angegebene Wert<br />

∆r ist die Standardabweichung der Nor-<br />

malverteilung, nach welcher die Stufen<br />

in x-, y-, und z-Richtung parallel versetzt<br />

wurden.<br />

ren, kann auf das Anlegen einer Biasspannung verzichtet werden (siehe Abschnitt<br />

3.1.2, S. 29). Zur Auswertung der experimentellen D<strong>at</strong>en wird in einem Flugzeit-<br />

profil (TOF-Profil) die Intensität gegen die Flugzeit <strong>von</strong> der Düse bis zur Detek-<br />

tion aufgetragen. Abb. 4.2 zeigt links ein Flugzeitprofil für einen reinen Freiflug<br />

(schwarz), also ohne angelegte Hochspannung, und für optimale longitudinale Fo-<br />

kussierung (blau) ohne Abbremsung (guiding). Aus Gründen der Anschaulichkeit<br />

werden in diesem Kapitel die TOF-Profile <strong>von</strong> BN immer abzüglich einer an den<br />

Freiflug angepassten Gaußkurve (rot) unter sonst identischen Bedingungen dar-<br />

gestellt, wie in Abb. 4.2 rechts zu sehen ist. Die aus der Subtraktion resultierende<br />

Freiflugkurve repräsentiert die Residuen der Ausgleichsrechnung. Diese haben für<br />

sämtliche in diesem Kapitel gezeigten Ergebnisse die gleiche Größenordnung und<br />

werden daher im Folgenden nicht mehr aufgeführt. Die rechts ebenfalls dargestell-<br />

ten Simul<strong>at</strong>ionen für beide Kurven wurden nach dem gleichen Verfahren bearbeitet<br />

und anschließend mit dem Faktor 1/17 skaliert. Diese Diskrepanz zwischen simu-<br />

liertem und experimentellem Verhältnis <strong>von</strong> guiding- zu Freiflugintensität lässt sich<br />

durch eine Fehlstellung der Elektrodenpaare erklären (siehe Abschnitt 2.3.3). Der<br />

Einfluss einer solchen Fehlstellung ist in Abb. 4.3 exemplarisch für die Simul<strong>at</strong>ion<br />

des optimalen guidings aus Abb. 4.2 gezeigt. In den Simul<strong>at</strong>ionen wurden sämtliche


38 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Stufen normalverteilt in alle drei Raumrichtungen parallel versetzt, wobei der an-<br />

gegebene Wert ∆r die Standardabweichung der Verteilung angibt. Für ∆r = 0, 1 mm<br />

nimmt das Signal um einen Faktor 10, für ∆r = 0, 15 mm um den Faktor 20 ab. Da<br />

nur ein Parallelvers<strong>at</strong>z berücksichtigt wird, wird in der Simul<strong>at</strong>ion wahrscheinlich<br />

die Auswirkung <strong>von</strong> Fehlstellungen unterschätzt, so dass der experimentell beob-<br />

achtete Faktor 17 auf eine Fehlstellung der Größenordnung 0, 1 mm schließen lässt.<br />

Die Simul<strong>at</strong>ionen unter Berücksichtigung der Fehlstellung sind sehr rechenzeitin-<br />

tensiv. Deswegen wird im Folgenden auf sie verzichtet und st<strong>at</strong>tdessen die skalierte<br />

Simul<strong>at</strong>ion ohne Fehlstellung gezeigt, welche die Auswirkungen der Fehlstellung<br />

näherungsweise beschreibt. Simul<strong>at</strong>ionen werden im Folgenden als hellere Kurven<br />

gleicher Farbe unterhalb der jeweiligen Messung gezeigt. Auf die Darstellung der<br />

Residuen der Ausgleichsrechnung für die Simul<strong>at</strong>ion wird im Folgenden verzichtet,<br />

da sie vernachlässigbar klein sind (siehe Abb. 4.2).<br />

In Abb. 4.4 sind TOF-Profile für das guiding <strong>von</strong> Benzonitril mit verschiedenen Wer-<br />

ten der Fokussierlänge f zu sehen. Die Zeitsequenzen wurden für eine Geschwin-<br />

digkeit des synchronen Moleküls <strong>von</strong> vsyn = 320 m/s berechnet, was annähernd<br />

der mittleren Strahlgeschwindigkeit ¯vz entspricht. Man erkennt, dass sich ausge-<br />

hend <strong>von</strong> f = 2, 0 mm zunächst drei Peaks entwickeln, <strong>von</strong> denen der mittlere bei<br />

t = 2, 07 s dem synchronen Peak entspricht, d. h. dem Molekülpaket, das longitu-<br />

dinal um das synchrone Molekül herum fokussiert wurde. Die Intensität zwischen<br />

den Peaks ist geringer als im Freiflug, was ein Indiz dafür ist, dass Moleküle aus<br />

diesem Bereich heraus in die akzeptierten Pakete gedrängt werden. Seine maximale<br />

Intensität erreicht der Peak bei einer Fokussierlänge <strong>von</strong> f = 5, 0 mm. Mit zuneh-<br />

mendem f wird der synchrone Peak überfokussiert, während die beiden Seiten-<br />

peaks zunächst weiter wachsen, bis schließlich alle Peaks verschwinden und das<br />

Signal insgesamt unter das Freiflugniveau abfällt. Die beiden äußeren Peaks ent-<br />

sprechen Molekülen, die sich beim Eintritt in den Abbremser ein Elektrodenpaar<br />

vor oder nach dem synchronen Molekül befinden, jedoch die gleiche Anfangsge-<br />

schwindigkeit haben wie dieses. Für Moleküle aus diesen beiden Peaks steht jedes<br />

dritte Elektrodenpaar nicht unter Hochspannung, da diese immer entweder an al-<br />

len F-Linsen oder an allen D-Linsen anliegt. Sie erfahren daher nur zwei Drittel der<br />

fokussierenden und defokussierenden Kräfte. Bei Werten <strong>von</strong> f ≈ 7 mm kann die<br />

geringere Fokussierstärke durch die größere Fokussierlänge teilweise kompensiert<br />

werden, so dass in diesem Bereich die beiden nicht synchronen Peaks das TOF-Pro-<br />

fil dominieren. Simul<strong>at</strong>ionen ergeben Übereinstimmung mit dem Experiment für<br />

Werte <strong>von</strong> ¯vz = 323 m/s für die mittlere Strahlgeschwindigkeit, ∆ ¯vz = 30 m/s und<br />

∆ ¯vx = ∆ ¯vy = 20 m/s für die longitudinale bzw. transversale Geschwindigkeits-<br />

breite der gaußförmigen Geschwindigkeitsverteilung und ∆t0 = 150 µs als zeitliche


4.2 Abbremsung des Grundzustandes 39<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

Abbildung 4.4: Gemes-<br />

senes und simuliertes<br />

guiding <strong>von</strong> Benzonitril<br />

mit vsyn = 320 m/s<br />

für verschiedene Werte<br />

<strong>von</strong> f (rechts in mm an-<br />

gegeben). Als optimaler<br />

Wert ergibt sich f =<br />

5, 0 mm.


40 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Anfangsbreite des Pulses.<br />

Simul<strong>at</strong>ionen und Messungen der Abbremsung des Grundzustands <strong>von</strong> Benzonitril<br />

sind in Abb. 4.5 gezeigt. Für d-Werte zwischen f = 4, 0 mm und f = 5, 5 mm und ei-<br />

ner Anfangsgeschwindigkeit des synchronen Moleküls <strong>von</strong> v0,syn = 320 m/s wurde<br />

jeweils die Fokussierlänge optimiert, die unterste Kurve zeigt zum Vergleich reines<br />

guiding mit f = 5, 0 mm. Der synchrone Peak verschiebt sich mit zunehmendem<br />

d in Richtung späterer Ankunftszeiten, gleichbedeutend mit einer kleineren End-<br />

geschwindigkeit, die jeweils unterhalb der experimentellen Kurve vermerkt ist. Mit<br />

größerem d nimmt die Intensität des synchronen Peaks immer schneller ab, was auf-<br />

grund der stark defokussierenden Kräfte am Ausgang der Linse auch zu erwarten<br />

ist (siehe Abb. 2.6). Für d = 5, 5 mm, entsprechend einer Endgeschwindigkeit <strong>von</strong><br />

275 m/s, ist der Peak gerade noch auszumachen, verschwindet aber bei noch höhe-<br />

rem d vollkommen. Der Geschwindigkeitsunterschied ist gleichbedeutend mit einer<br />

Änderung der kinetischen Energie um 28%. Es ist zu beachten, dass die Fokussier-<br />

länge f kleinere optimale Werte anninmt, wenn die Moleküle langsamer werden,<br />

da sich diese längere Zeit innnerhalb der Linsen befinden und sich bei gleichem f<br />

die effektive Fokussierung vergrößert. Dieser Effekt ließe sich am besten durch eine<br />

variable Fokussierlänge kompensieren, die sich für jedes Elektrodenpaar verringert.<br />

Entsprechende Messungen haben jedoch, vermutlich aufgrund der insgesamt gerin-<br />

gen Geschwindigkeitsänderung, keine signifikante Verbesserung ergeben.<br />

Die Intensität der beiden nicht synchronen Molekülpakete nimmt wesentlich schnel-<br />

ler ab als die Intensität des synchronen Molekülpaketes. Aufgrund der oben be-<br />

schriebenen schlechteren longitudinalen Fokussierung ist ihre Phasenraumvertei-<br />

lung wesentlich breiter, so dass im inhomogenen Feld wesentlich mehr Moleküle<br />

eine ungünstige Defokussierung erfahren und verloren gehen. Die beiden nicht syn-<br />

chronen Peaks sind somit nicht phasenstabil im Sinne <strong>von</strong> Abschnitt 2.3.3 und soll-<br />

ten daher für einen sehr langen Abbremser verschwinden. Die Simul<strong>at</strong>ionen stim-<br />

men auch in diesem Fall gut mit dem Experiment überein, wenn ähnliche Parameter<br />

wie für die guiding-Simul<strong>at</strong>ionen gewählt werden.<br />

In Abb. 4.6 ist die Situ<strong>at</strong>ion für die Abbremsung der Moleküle zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten im z, vz-Phasenraum dargestellt. Hierfür wurden die gleichen Simula-<br />

tionen verwendet wie in Abb. 4.5. Jeder Punkt repräsentiert die Position eines ein-<br />

zelnen Moleküls in dem Moment, in dem sich das synchrone Molekül am Einschalt-<br />

punkt der Hochspannung der Stufen 1, 9, 15, 21 bzw. 27 befindet. Mit zunehmender<br />

Zeit verringert sich die Anzahl der Moleküle, da Teilchen auf metastabilen Trajek-<br />

torien defokussiert werden. In longitudinaler Richtung sammeln die Moleküle sich<br />

zunehmend in drei Paketen. In den letzten beiden Einstellungen ist zu erkennen,<br />

wie sich aus dem mittleren Paket allmählich die Moleküle um das synchrone Mole-


4.2 Abbremsung des Grundzustandes 41<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

275 m/s<br />

282 m/s<br />

289 m/s<br />

295 m/s<br />

302 m/s<br />

307 m/s<br />

320 m/s<br />

4,75 / 4,75<br />

4,25 / 4,75<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

5,5 / 4,5<br />

5,25 / 4,5<br />

5,0 / 4,75<br />

4,5 / 4,75<br />

2,5 / 5,0<br />

Abbildung 4.5: Ab-<br />

bremsmessungen<br />

und -simul<strong>at</strong>ionen<br />

des Grundzustandes<br />

<strong>von</strong> BN für ver-<br />

schiedene Werte des<br />

Abbremspunktes d.<br />

Der f -Wert wurde<br />

jeweils optimiert. Die<br />

Endgeschwindigkeit ist<br />

links angegeben und<br />

das Wertepaar d (mm)<br />

/ f (mm) rechts.


42 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

vz in m/s<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

0 0,2 0,4<br />

z in m<br />

0,6<br />

Abbildung 4.6: vz, z-Phasenraumverteilung für das Abbremsen <strong>von</strong> BN im Grund-<br />

zustand <strong>von</strong> 320 m/s auf 282 m/s zu festen Zeitpunkten. Das synchrone Molekül<br />

befindet sich am Anschaltpunkt der 1. (schwarz), 9. (blau), 15. (orange), 21. (grün)<br />

bzw. 27. (rot) Stufe. Das rote bzw. schwarze Pluszeichen markiert die Position des<br />

synchronen Moleküls.<br />

kül herum vom Rest der Moleküle in Richtung kleinerer Geschwindigkeiten trennen<br />

und das Ursprungspaket verlassen (siehe Abb. 4.5).<br />

In vergleichbaren Experimenten wurde bisher das mit m = 103 u ebenfalls schwe-<br />

re Molekül YbF mit einem zwölfstufigen AG-Abbremser <strong>von</strong> anfänglich 287 m/s auf<br />

276 m/s abgebremst [43], was etwa der gleichen Endgeschwindigkeit entspricht wie<br />

beim Abbremsen <strong>von</strong> Benzonitril im Grundzustand. Die Abnahme der kinetischen<br />

Energie betrug in diesem Experiment 0, 6% pro Stufe, verglichen mit 1% pro Stufe<br />

für Benzonitril im Grundzustand.<br />

4.3 Abbremsung höherer Rot<strong>at</strong>ionsniveaus<br />

Neben dem Grundzustand sind insbesondere die drei Zustände mit<br />

JKaKc = 101, 404, 606 zur Manipul<strong>at</strong>ion im AG-Abbremser geeignet, da sie bei rele-<br />

vanten Feldstärken das größte effektive Dipolmoment ihres jeweiligen J-Zustandes<br />

aufweisen. Da diese Zustände jedoch über jeweils (J + 1) M-Komponenten mit un-<br />

terschiedlichem Stark-Effekt verfügen, erweisen sich das guiding und das Abbrem-<br />

sen schwieriger als für den Grundzustand. Ein grundsätzliches Problem stellen die<br />

zahlreichen vermiedenen Kreuzungen dar, welche für sämtliche höheren Zustän-


4.3 Abbremsung höherer Rot<strong>at</strong>ionsniveaus 43<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(a) 101-Zustand<br />

10,0<br />

8,0<br />

7,5<br />

6,0<br />

5,5<br />

3,0<br />

1,5<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(b) 404-Zustand<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

5,5<br />

4,0<br />

3,0<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(c) 606-Zustand<br />

Abbildung 4.7: Messungen und Simul<strong>at</strong>ionen zum guiding <strong>von</strong> höheren Rot<strong>at</strong>ions-<br />

zuständen <strong>von</strong> Benzonitril. Am Rand ist jeweils der Wert <strong>von</strong> f in mm angegeben.<br />

de bei niedrigen Feldstärken auftreten, wie in Abb. 2.2 zu sehen ist. Es ist nicht<br />

<strong>von</strong> vornherein klar, ob Moleküle diese Kreuzungen adiab<strong>at</strong>isch durchlaufen, d. h.<br />

auf der gleichen Starkkurve und damit im gleichen Quantenzustand, oder diaba-<br />

tisch, indem sie in den kreuzenden Quantenzustand gleicher Symmetrie wechseln.<br />

Im letztgenannten Fall befinden sich die Moleküle anschließend in einem anderen<br />

JKaKc -Zustand und können daher nicht mehr bei der gleichen Frequenz detektiert<br />

werden. Adiab<strong>at</strong>isch durchlaufene Kreuzungen ziehen daher im Experiment eine<br />

geringere Intensität des ursprünglichen JKaKc -Zustands nach sich.<br />

Beim guiding äußert sich die Präsenz verschiedener M-Zustände in einer wesent-<br />

lich schwächeren Abhängigkeit vom Parameter f , da für jeden M-Zustand ein an-<br />

derer Wert der Fokussierlänge optimal ist, die Detektion jedoch nicht M-selektiv<br />

erfolgt. In Abb. 4.7 sind guiding-Messungen für die drei genannten Zustände ge-<br />

zeigt. An dieser Stelle ist zu beachten, dass die Zeitsequenzen unabhängig vom<br />

M-Zustand sind, da sich die Geschwindigkeit des synchronen Moleküls nicht än-<br />

dert. Wie erwartet ist der optimale Wert der Fokussierlänge umso größer, je mehr<br />

unpolare M-Zustände existieren (siehe Abb. 2.2). Für den 101-Zustand ergibt sich<br />

als bester Wert f = 5, 5 mm, für den 404- und 606-Zustand erhält man f = 6, 0 mm<br />

11,0<br />

10,0<br />

9,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0


44 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

bzw. f = 7, 0 mm. Jedoch variiert das Flugzeitprofil besonders des 606-Zustands<br />

über einen großen Bereich <strong>von</strong> f nur minimal, was auf die zahlreichen M-Zustände<br />

mit unterschiedlichem µ eff zurückzuführen ist. Beim 101-Zustand ist die Intensität<br />

im Bereich der Peaks im Vergleich zum Freiflug system<strong>at</strong>isch zu klein, da dieser<br />

Zustand bei der angelegten Biasspannung <strong>von</strong> 200 V st<strong>at</strong>isch defokussiert wird, so<br />

dass bereits ohne Hochspannung die Transmission im Vergleich zum Freiflug sinkt.<br />

Die Biasspannung führt jedoch zu einem größeren Kontrast zwischen Molekülen<br />

im guiding-Peak und dem Freiflug-Untergrund. In der Simul<strong>at</strong>ion ist der Effekt der<br />

Biasspannung im Allgemeinen nicht berücksichtigt. Beim 606-Zustand liegt keine<br />

Biasspannung an, für den 404-Zustand beträgt sie 300 V. Da diese beiden Zustände<br />

im Durchschnitt wesentlich unpolarer sind, ist auch die st<strong>at</strong>ische Defokussierung<br />

geringer. Aufgrund des uneinheitlichen Verhaltens <strong>von</strong> µ eff(E) bei kleinen Feldstär-<br />

ken (vergleiche Abb. 2.2) lässt sich aber keine allgemeingültige Aussage über den<br />

Einfluss der Biasspannung treffen. Die Simul<strong>at</strong>ionen stimmen auch für die höhe-<br />

ren Zustände gut mit dem Experiment überein, allerdings scheint die Simul<strong>at</strong>ion<br />

system<strong>at</strong>isch kleinere Werte für die optimale Fokussierlänge zu ergeben. Dies kann<br />

eventuell durch eine longitudinale Fehlstellung der Elektroden erklärt werden, da<br />

gegeneinander versetzte Elektroden innerhalb einer Stufe die effektive Länge der<br />

Linse verringern. Sämtliche Simul<strong>at</strong>ionen sind mit dem gleichen Faktor skaliert wie<br />

beim Grundzustand. Die gute Übereinstimmung mit dem Experiment ist ein deut-<br />

liches Zeichen dafür, dass die zahlreichen vermiedenen Kreuzungen in der Stark-<br />

Mannigfaltigkeit adiab<strong>at</strong>isch durchlaufen werden, da die Simul<strong>at</strong>ion nur die adiaba-<br />

tische Passage berücksichtigt. Nichtadiab<strong>at</strong>isches Kreuzen kann keinen signifikan-<br />

ten Verlustmechanismus darstellen, denn andernfalls müsste sich für die Simul<strong>at</strong>i-<br />

on ein deutlich verschiedener Skalierungsfaktor ergeben als für den Grundzustand,<br />

welcher keine vermiedenen oder echten Kreuzungen h<strong>at</strong>.<br />

Beim Abbremsen der höheren J-Zustände ist der Einfluss der verschiedenen M-<br />

Zustände noch stärker als für reines guiding, da die optimalen Zeitsequenzen M-<br />

abhängig sind und für den jeweils polarsten Zustand (101M = 1010, 404M = 4040,<br />

606M = 6066) berechnet wurden. Da die Akzeptanz des Abbremsers für andere M-<br />

Zustände kleiner ist, tragen diese in geringerem Maße zum Signal bei als der op-<br />

timale M-Zustand. Aufgrund des verschiedenen Verlaufes <strong>von</strong> µ eff(E) im Bereich<br />

kleiner Feldstärken (vergleiche den Stark-Effekt aus Abb. 2.2) kann es zusätzlich zu<br />

einer Defokussierung in Bereichen schwacher Felder kommen. Insgesamt ist insbe-<br />

sondere für den 404- und 606-Zustand mit einer im Vergleich zum Grundzustand<br />

geringeren Intensität des abgebremsten Peaks zu rechnen, die zum Teil durch eine<br />

höhere Freiflugintensität (siehe das Spektrum in Abb. 4.1) kompensiert wird.<br />

Das Abbremsen der drei Zustände wird in Abb. 4.8 gezeigt. Der 101-Zustand kann


4.3 Abbremsung höherer Rot<strong>at</strong>ionsniveaus 45<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

281m/s<br />

292m/s<br />

303m/s<br />

5,75 / 5,25<br />

286m/s 5,5 / 5,25<br />

5,25 / 5,25<br />

297m/s 5,0 / 5,25<br />

4,75 / 5,5<br />

309m/s 4,5 / 5,75<br />

318m/s 4,0 / 5,5<br />

325m/s 2,75 / 5,5<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(a) 101-Zustand<br />

291m/s<br />

297m/s<br />

301m/s<br />

313m/s<br />

5,25 / 5,25<br />

5,0 / 5,75<br />

4,75 / 5,75<br />

4,0 / 6,0<br />

320m/s 3,0 / 6,0<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(b) 404-Zustand<br />

300 m/s<br />

305 m/s<br />

309 m/s<br />

313 m/s<br />

320 m/s<br />

4,75 / 5,0<br />

4,5 / 5,0<br />

4,25 / 5,0<br />

4,0 / 5,0<br />

2,5 / 5,0<br />

1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3<br />

TOF in ms<br />

(c) 606-Zustand<br />

Abbildung 4.8: Abbremsen <strong>von</strong> höheren Rot<strong>at</strong>ionszuständen <strong>von</strong> Benzonitril. Am<br />

Rand ist jeweils der Wert <strong>von</strong> d (mm) / f (mm) angegeben.


46 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

<strong>von</strong> anfänglich 325 m/s bis auf eine Geschwindigkeit <strong>von</strong> 286 m/s bei einem d-<br />

Wert <strong>von</strong> 5, 5 mm abgebremst werden; das entspricht einer Reduktion der kineti-<br />

schen Energie um 23%. Bei d = 5, 75 mm verschwindet der Peak im Untergrund.<br />

Da nur zwei M-Zustände mit ähnlichem µ eff existieren, ist die Intensität des abge-<br />

bremsten Peaks für den 101-Zustand nicht signifikant schlechter als beim Grundzu-<br />

stand. Die anderen beiden Zustände können lediglich bis zu Abbremspunkten <strong>von</strong><br />

d = 5, 25 mm (404) bzw. d = 4, 75 mm (606) beobachtet werden. Der 404-Zustand<br />

wird dabei <strong>von</strong> 320 m/s bis auf 291 m/s abgebremst (17% Energieverlust), der 606-<br />

Zustand <strong>von</strong> 320 m/s auf 300 m/s (12% Energieverlust). Die unterschiedlichen An-<br />

fangsgeschwindigkeiten resultieren daraus, dass die Geschwindigkeit des Moleku-<br />

larstrahls <strong>von</strong> Tag zu Tag um etwa 5 − 10% schwanken kann. Für gleiche Werte des<br />

Abbremspunktes d verlieren Moleküle im 101-Zustand wie erwartet mehr kinetische<br />

Energie als solche im 404-Zustand, der 606-Zustand reagiert noch schwächer und<br />

zeigt zudem die geringsten Signalintensitäten. Verglichen mit dem Grundzustand<br />

weisen alle untersuchten höheren J-Zustände ein schlechteres Abbremsverhalten<br />

auf. Auch für das Abbremsen stimmen die Simul<strong>at</strong>ionen gut mit dem Experiment<br />

überein, wenn die Parameter des Molekularstrahls entsprechend angepasst werden.<br />

Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Einfluss <strong>von</strong> nichtadiab<strong>at</strong>isch durchlaufe-<br />

nen, vermiedenen Kreuzungen vernachlässigt werden kann. Nur für das Abbrem-<br />

sen des 606-Zustandes ergibt die Simul<strong>at</strong>ion etwa doppelte Peakintensitäten. Dies<br />

ist vermutlich auf Probleme mit der Düse, die während der Messung aufgetreten<br />

sind, zurückzuführen. Ein Vergleich des guidings aus Abb. 4.8(c) mit dem aus Abb.<br />

4.7(c) zeigt ebenfalls einen Unterschied um den Faktor 2 in der Intensität des gui-<br />

ding-Peaks.<br />

Angesichts der erfolgreichen Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril in verschiedenen Quan-<br />

tenzuständen stellt sich die Frage, inwieweit sich diese Quantenzustände <strong>von</strong>ein-<br />

ander trennen lassen. Weil die Detektion selektiv bezüglich JKaKc erfolgt, lassen die<br />

oben gezeigten Messungen keinen Rückschluss darauf zu, ob andere JKaKc -Zustän-<br />

de ebenfalls fokussiert bzw. abgebremst werden. Daher ist es nötig, das Verhalten<br />

<strong>von</strong> Zuständen zu untersuchen, wenn sie einer Zeitsequenz ausgesetzt sind, wel-<br />

che für einen anderen Zustand optimal ist. In Abb. 4.9(a) sind exemplarisch für<br />

zwei Abbremssequenzen des Grundzustandes die resultierenden TOF-Profile des<br />

404-Zustandes gezeigt. Der abgebremste Peak ist für d = 4, 75 mm erkennbar, ver-<br />

schwindet jedoch für d = 5, 0 mm fast vollkommen. Die zum Vergleich in Schwarz<br />

gezeigten entsprechenden Messungen für den Grundzustand zeigen im Experiment<br />

eine größere Intensität im abgebremsten Peak; in den Simul<strong>at</strong>ionen ist die Intensi-<br />

tät allerdings kleiner als für den 404-Zustand. Den Simul<strong>at</strong>ionen zufolge lassen sich<br />

die beiden Zustände nicht vollkommen trennen. Jedoch wird das ursprünglich im


4.3 Abbremsung höherer Rot<strong>at</strong>ionsniveaus 47<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

000<br />

404<br />

000<br />

404<br />

d = 5,0mm<br />

f = -0,25mm<br />

v = 289m/s<br />

d = 4,75mm<br />

f = 0,25mm<br />

v = 295m/s<br />

1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

(a) Ein Abbremsmodul<br />

404<br />

000<br />

3.9 4 4.1 4.2 4.3<br />

TOF in ms<br />

(b) Zwei Abbremsmodule<br />

Abbildung 4.9: Verhalten des 404-Zustandes <strong>von</strong> Benzonitril beim Anlegen einer<br />

optimalen Zeitsequenz für den Grundzustand. (a) Messungen und Simul<strong>at</strong>ion mit<br />

einem Abbremsmodul. Es wurden optimale Zeitsequenzen mit d = 4, 75 mm (blau)<br />

bzw. d = 5, 0 mm (rot) angelegt. Zum Vergleich ist jeweils die Messung und die Si-<br />

mul<strong>at</strong>ion für den Grundzustand gezeigt (schwarz). (b) Messungen und Simul<strong>at</strong>ion<br />

mit zwei Abbremsmodulen (rot: Grundzustand, blau: 404-Zustand).


48 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril<br />

Freiflug vorhandene Verhältnis der Zustände <strong>von</strong> I4 /I000 ≈ 2, 4, welches man aus<br />

04<br />

den Linienintensitäten aus Abb. 4.1 erhält, im abgebremsten Paket nach Abzug des<br />

Freiflugs deutlich zu Gunsten des Grundzustandes verschoben (I4 /I000 ≈ 1, 6 für<br />

04<br />

die Simul<strong>at</strong>ion). Da der Freifluguntergrund dominiert, ist eine Trennung der bei-<br />

den Zustände mit einem Abbremsmodul nicht möglich. In Abb. 4.9(a) sind Simu-<br />

l<strong>at</strong>ionen für zwei Abbremsmodule gezeigt. Die Kurve für den 404-Zustand wurde<br />

mit dem Verhältnis der Intensitäten im Freiflug skaliert. Das Intensitätsverhältnis<br />

im Peak ist mit I4 /I000 ≈ 1, 1 weiter zu Gunsten des Grundzustandes verscho-<br />

04<br />

ben worden. Ähnliche Result<strong>at</strong>e sind auch für andere Zustände zu erwarten, so-<br />

lange sich die effektiven Dipolmomente hinreichend unterscheiden. Der Anteil des<br />

Grundzustandes im Molekularstrahl könnte somit signifikant erhöht werden, so-<br />

bald der Abbremser hinreichend lang ist. Theoretische und experimentelle Untersu-<br />

chungen für einen normalen Stark-Abbremser zeigen, dass es für zwei Zustände mit<br />

unterschiedlichem Stark-Effekt jeweils phasenstabile Moleküle gibt, solange beide<br />

mit der Zeitsequenz für den Zustand mit dem geringeren effektiven Dipolmoment<br />

abgebremst werden [70]. Da sich phasenstabile Gebiete im Phasenraum teilweise<br />

überlappen, kann es auch bei Verwendung einer Zeitsequenz für den Zustand mit<br />

dem größeren effektiven Dipolmoment dazu kommen, dass sich Moleküle beider<br />

Zustände mit unterschiedlich großer Akzeptanz phasenstabil durch die Appar<strong>at</strong>ur<br />

bewegen. Die Ergebnisse und Simul<strong>at</strong>ionen für Benzonitril deuten darauf hin, dass<br />

dies für die beiden Zustände 404 und 000 im AG-Abbremser der Fall ist, wenn eine<br />

Zeitsequenz für den 000-Zustand verwendet wird.<br />

Die teilweise Trennung <strong>von</strong> verschiedenen Konformeren großer Moleküle wurde<br />

bereits mit einem ähnlichem Aufbau (Quadrupolanordnung der Elektroden, siehe<br />

Abschnitt 2.3.2) verwirklicht und wird an anderer Stelle ausführlich beschrieben<br />

[53, 81]. Das Abbremsen verschiedener Quantenzustände <strong>von</strong> hochfeldsuchenden<br />

Molekülen wurde hier erstmalig experimentell realisiert.


Kapitel 5<br />

AG-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

5.1 Detektion <strong>von</strong> OH<br />

Das elektronische Anregungsspektrum <strong>von</strong> OH wurde in den zwei Bereichen bei<br />

etwa 282 nm aufgenommen, in denen die zur Detektion verwendeten Übergänge<br />

liegen. Es ist in Abb. 5.1 gezeigt. Für den Nachweis der Moleküle im tieffeldsuchen-<br />

den Zustand wird der Hyperfeinübergang A 2 Σ + (v=1, J=3/2, F=2)← X 2 Π 3/2(v=<br />

0, J=3/2, f , F=2) des Q1(1)-Übergangs angeregt. Beim OH im hochfeldsuchenden<br />

Zustand wird für die Anregung der Hyperfeinübergang A 2 Σ + (v=1, J=1/2, F=1)←<br />

X 2 Π 3/2(v=0, J=3/2, e, F=2) des P1(1)-Übergangs verwendet. Die beiden Übergän-<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

F=1 ← F=2<br />

F=1 ← F=1<br />

F=2 ← F=2<br />

-200 0 200<br />

Frequenz in MHz<br />

(a) Der Q1(1)-Übergang.<br />

F=2 ← F=1<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

F=0 ← F=1<br />

F=1 ← F=2<br />

F=1 ← F=1<br />

-400 -200 0 200 400<br />

Frequenz in MHz<br />

(b) Der P1(1)-Übergang.<br />

Abbildung 5.1: Anregungsspektrum <strong>von</strong> OH. (a) zeigt den Q1(1)-Übergang<br />

A 2 Σ + (v=1, J=3/2)←X 2 Π 3/2(v=0, J=3/2, f ), (b) den P1(1)-Übergang A 2 Σ + (v=<br />

1, J=1/2)←X 2 Π 3/2(v=0, J=3/2, e) (hfs) <strong>von</strong> OH. Die Frequenzen sind rel<strong>at</strong>iv zum<br />

theoretischen Ursprung des jeweiligen Übergangs angegeben. Der F=0←F=2-<br />

Übergang des P1(1)-Überganges ist verboten.<br />

ge liegen bei 35429, 16 cm −1 (lfs) bzw. 35461, 50 cm −1 (hfs) [60]. Detektiert wird bei<br />

49


50 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

beiden Zuständen das Fluoreszenzlicht des Übergangs A 2 Σ + (v = 1) → X 2 Π(v =<br />

1) bei etwa 313 nm. Aufgrund des großen Frequenzunterschiedes zwischen Anregung<br />

und Fluoreszenz lässt sich das Streulicht des Lasers bei der Anregungsfre-<br />

quenz durch optische Filter vollkommen blocken. Wie Abb. 2.3 zeigt, kann die Hy-<br />

perfeinstruktur des Q1(1)- und des P1(1)-Übergangs vollständig aufgelöst werden.<br />

Die Detektion erfolgt im feldfreien Bereich und ist somit nicht selektiv bezüglich der<br />

feldfrei entarteten Quantenzustände |MJΩ| = 9/4 und |MJΩ| = 3/4 mit gleichem<br />

F, die im Feld energetisch aufspalten und daher einen unterschiedlichen Stark-Ef-<br />

fekt zeigen. Diese T<strong>at</strong>sache wurde in den Simul<strong>at</strong>ionen dieses Kapitels wie zuvor<br />

die feldfreie Entartung der M-Zustände <strong>von</strong> Benzonitril berücksichtigt.<br />

5.2 OH im hochfeldsuchenden Zustand<br />

Das Abbremsen <strong>von</strong> hochfeldsuchenden OH-Radikalen erfolgt prinzipiell wie für<br />

Benzonitril. Die Untersuchung des Abbrems- und Fokussierverhaltens stellt einen<br />

wichtigen Schritt dar, um die Vorgänge im Abbremser bei gutem Signal-Rausch-Ver-<br />

hältnis besser zu verstehen und die so gewonnenen Erkenntnisse später auf große<br />

Moleküle anwenden zu können. Weil die Herstellung der OH-Radikale aus Salpe-<br />

tersäure in einem kleinen longitudinalen Bereich <strong>von</strong> ungefähr 2 mm Länge durch<br />

einen Laserpuls <strong>von</strong> etwa 10 ns Dauer erfolgt, h<strong>at</strong> das OH-Paket eine geringe in-<br />

itiale räumliche und zeitliche Breite. Die Ausdehnung des Molekülpaketes wird da-<br />

her hauptsächlich durch die Geschwindigkeitsbreite bestimmt, weswegen der beim<br />

Benzonitril präsente Freifluguntergrund nicht beobachtet wird. Daher werden in<br />

diesem Abschnitt die ursprünglichen TOF-Profile ohne Abzug des Freifluges ge-<br />

zeigt. Weil aufgrund des höheren Xenon-Drucks der Molekularstrahl für OH schnel-<br />

ler ist als für Benzonitril, wird beim guiding auf Kosten geringer Intensitätseinbußen<br />

eine langsamere als die mittlere Strahlgeschwindigkeit verwendet. In Abb. 5.2(a) ist<br />

das guiding <strong>von</strong> Molekülen mit vsyn = 355 m/s bei einer mittleren Strahlgeschwin-<br />

digkeit <strong>von</strong> v = 365 m/s dargestellt. Die beiden unteren Kurven zeigen den ge-<br />

messenen und den simulierten Freiflug. Neben dem synchronen Peak bei 1, 85 ms<br />

ergeben sich wie zuvor beim Benzonitril Strukturen, die <strong>von</strong> Molekülen mit meta-<br />

stabilen Trajektorien herrühren. Allerdings ist eine einfache Zuordnung anhand der<br />

Differenz ihrer Positionen nicht möglich, da diese keinem räumlichen Elektrodenab-<br />

stand entspricht. Die optimale experimentelle Fokussierlänge beträgt f = 4, 5 mm,<br />

also 0, 5 mm weniger als bei Benzonitril im Grundzustand. Der optimale simulierte<br />

Wert <strong>von</strong> f stimmt mit dem Experiment überein.<br />

Das Abbremsen <strong>von</strong> hfs OH ist in Abb. 5.2(b) dargestellt. Von 355 m/s (guiding, rote


5.2 OH im hochfeldsuchenden Zustand 51<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

x10<br />

6,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

(a) guiding <strong>von</strong> hfs OH<br />

307 m/s<br />

316 m/s<br />

324 m/s 4,75 / 4,25<br />

332 m/s 4,5 / 4,25<br />

345 m/s<br />

355 m/s<br />

365 m/s<br />

x10<br />

1,4 1,6 1,8 2 2,2<br />

TOF in ms<br />

(b) Abbremsen <strong>von</strong> hfs OH<br />

5,25 / 3,5<br />

5,0 / 3,5<br />

4,0 / 4,5<br />

2,25/ 4,5<br />

Abbildung 5.2: Guiding und Abbremsen <strong>von</strong> hfs OH. In (a) ist jeweils der Wert <strong>von</strong><br />

f in mm angegeben, in (b) neben der Geschwindigkeit jeweils das Wertepaar d/ f in<br />

mm [71].<br />

Kurve) ausgehend kann der synchrone Peak mit d = 5, 25 mm und f = 3, 5 mm auf<br />

307 m/s abgebremst werden. Dies entspricht einer Abnahme der kinetischen Ener-<br />

gie um 25%. Das Experiment stimmt gut mit Simul<strong>at</strong>ionen überein. Der kleine Peak<br />

bei späteren Ankunftszeiten besteht aus Molekülen mit metastabilen Trajektorien,<br />

die für einen längeren Abbremser verschwinden. Eine Analyse der Simul<strong>at</strong>ionen<br />

aus Abb. 5.2(b) zeigt ferner, dass die bei hohen d-Werten auftretenden Strukturen<br />

um das synchrone Paket herum <strong>von</strong> Molekülen herrühren, die aus anderen initia-<br />

len Bereichen des Phasenraums stammen als die Moleküle im synchronen Paket. Es<br />

ist daher da<strong>von</strong> auszugehen, dass diese Peaks, welche sich bei der Detektion mit<br />

dem synchronen Peak zeitlich überlappen, ebenfalls aus Molekülen mit metastabi-<br />

len Trajektorien bestehen. Die Zeitsequenzen für das Abbremsen wurden für den<br />

polareren Zustand mit MJΩ = 9/4 berechnet. Sämtliche guiding- und Abbremssi-<br />

mul<strong>at</strong>ionen wurden mit einem Faktor <strong>von</strong> 1/10 im Vergleich zum simulierten Frei-<br />

flug skaliert. Dieser Faktor ist geringer als bei Benzonitril, liegt aber in der gleichen<br />

Größenordnung. Ein leicht unterschiedlicher Wert des Skalierungsfaktors ist plausi-


52 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

bel, da sich aufgrund des verschiedenen Verlaufes <strong>von</strong> µ eff(E) eine Fehlstellung der<br />

Elektroden für verschiedene Moleküle unterschiedlich auswirken kann. Der Ein-<br />

fluss des Elektrodenvers<strong>at</strong>zes wird in Abb. 5.5(a) im folgenden Abschnitt genauer<br />

betrachtet.<br />

Die erste AG-Abbremsung des vergleichbaren Moleküls CO mit einem zwölfstufi-<br />

gen AG-Abbremser ergab eine Geschwindigkeitsänderung <strong>von</strong> 275 m/s auf 260 m/s<br />

[42]. Dies entspricht einer Änderung der kinetischen Energie pro Stufe um<br />

∆E kin/E kin = 0, 9 %, was ungefähr mit dem Wert für hochfeldsuchendes OH im<br />

hier beschriebenen Experiment übereinstimmt.<br />

5.3 OH im tieffeldsuchenden Zustand<br />

Das AG-Prinzip ermöglicht es, innerhalb des gleichen Abbremsers sowohl hoch-<br />

als auch tieffeldsuchende Quantenzustände <strong>von</strong> Molekülen abzubremsen. Die Ma-<br />

nipul<strong>at</strong>ion <strong>von</strong> tieffeldsuchenden Teilchen ist im Vergleich zu hochfeldsuchenden<br />

Teilchen einfacher, da transversale und longitudinale Fokussierung besser unabhän-<br />

gig <strong>von</strong>einander über die drei Parameter f , d und d0 kontrolliert werden können.<br />

Das Abbremsen und die longitudinale Fokussierung erfolgt für tieffeldsuchendes<br />

OH, wie in Abschnitt 2.3 beschrieben, getrennt <strong>von</strong>einander. Der Parameter d ist<br />

dementsprechend anders definiert (zur Definition der Parameter siehe Abb. 2.7).<br />

Beim guiding in Abb. 5.3(b) muss d0 konstant bei −10, 0 mm, dem Mittelpunkt<br />

zwischen zwei Elektrodenpaaren, gehalten werden, da sonst Abbremsung erfolgt.<br />

Für die Messung des guidings wurde zunächst bei verschiedenen Fokussierlängen<br />

f die Abhängigkeit vom Parameter d untersucht, wie in Abb. 5.3(a) exemplarisch<br />

für f = 2, 5 mm gezeigt ist. Die Intensität des guiding-Peaks ist für d = 3, 0 mm<br />

am größten, aufgrund des geringeren Untergrundes wird im Folgenden dennoch<br />

ein Wert <strong>von</strong> d = 4, 0 mm verwendet. Letzterer ist konsistent mit dem optimalen<br />

d-Wert der Simul<strong>at</strong>ion. Das Variieren <strong>von</strong> f ergibt bei diesem konstanten d einen<br />

optimalen Wert zwischen 2, 5 mm und 3, 0 mm. Dass der Wert der optimalen trans-<br />

versalen Fokussierlänge kleiner ist als bei hfs OH h<strong>at</strong> zwei Ursachen: Erstens muss f<br />

für hfs OH groß genug sein, um einen bunching-Effekt zu gewährleisten, auch wenn<br />

dies bereits auf Kosten einer transversalen Überfokussierung geschieht. Zweitens<br />

werden die lfs OH-Radikale bereits während des bunchings leicht transversal fokus-<br />

siert, während die Strecke f klein bleiben muss, damit longitudinal defokussierende<br />

Kräfte vermieden werden. Experiment und Simul<strong>at</strong>ion stimmen sowohl beim bun-<br />

ching als auch beim guiding gut überein. Der optimale Wert der Parameter d und<br />

f wird aber jeweils leicht überschätzt. Außerdem werden die deutlichen Struktu-


5.3 OH im tieffeldsuchenden Zustand 53<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

x15<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

(a) bunching <strong>von</strong> lfs OH<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

x15<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4<br />

TOF in ms<br />

(b) guiding <strong>von</strong> lfs OH<br />

Abbildung 5.3: Bunching und guiding <strong>von</strong> lfs OH. Beim bunching wurde f =<br />

2, 5 mm, beim guiding d = 4, 0 mm konstant gehalten. Der Wert <strong>von</strong> d bzw. f in<br />

mm ist rechts vermerkt. Der Parameter d0 = −10, 0 mm ist für beide Messreihen<br />

gleich.<br />

ren im TOF-Profil des bunchings bei früheren Ankunftszeiten <strong>von</strong> der Simul<strong>at</strong>ion<br />

nur unvollkommen wiedergegeben. Zwar lassen sich die Ankunftszeiten der meis-<br />

ten Peaks reproduzieren, nicht jedoch ihre Intensität. Da die Peakpositionen rel<strong>at</strong>iv<br />

zum synchronen Paket auch hier keinem im Experiment vorkommendem Abstand<br />

entsprechen, ist aber da<strong>von</strong> auszugehen, dass es sich um Moleküle mit metastabilen<br />

Trajektorien handelt. Der Skalierungsfaktor aller Simul<strong>at</strong>ionen für lfs OH liegt mit<br />

einem Wert <strong>von</strong> 1/15 zwischen dem <strong>von</strong> Benzonitril und hfs OH.<br />

Beim Abbremsen <strong>von</strong> lfs OH, gezeigt in Abb. 5.4(b), werden für optimales bunching<br />

die beiden Parameter d und d0 so gewählt, dass die Hochspannung zwischen den<br />

Elektrodenpaaren immer eingeschaltet wird, sobald sich das synchrone Molekül<br />

2, 0 mm vor der Mitte zwischen den Stufen befindet. Für d0 > −10, 0 mm wird in je-<br />

der Stufe die kinetische Energie um einen konstanten Betrag reduziert, wodurch die<br />

Geschwindigkeit während des Abbremsvorganges annähernd quadr<strong>at</strong>isch in der<br />

Anzahl der Stufen abnimmt. Die Fokussierlänge f muss somit ebenfalls quadra-


54 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

vgui (m/s) f (mm)<br />

305 2,5<br />

345 3,0<br />

385 3,5<br />

425 4,0<br />

Tabelle 5.1: Optimale Werte des Parameters f für das guiding bei verschiedenen<br />

Geschwindigkeiten.<br />

tisch kleiner werden, um eine optimale Fokussierung zu gewährleisten. Während<br />

dies beim Benzonitril aufgrund der geringen Geschwindigkeitsunterschiede keinen<br />

Signalgewinn brachte, ist es für lfs OH angebracht, da die Geschwindigkeit um et-<br />

wa 30% abnimmt. Um Richtwerte für das Variieren <strong>von</strong> f zu erhalten, wurden zu-<br />

nächst optimale konstante Werte <strong>von</strong> f für verschiedene Geschwindigkeiten durch<br />

guiding-Messungen gewonnen. In Tabelle (5.1) sind die Ergebnisse der Messungen<br />

zusammengefasst. Aus Gründen der Einfachheit wird die Fokussierlänge im Expe-<br />

riment jedoch nicht quadr<strong>at</strong>isch, sondern linear in der Stufennummer n verringert,<br />

also f = fmax − n · ∆ f . Dies stellt bei den verwendeten Parametern und den auf-<br />

tretenden Unterschieden <strong>von</strong> Anfangs- und Endgeschwindkeit eine gute Näherung<br />

dar. Aus Tabelle 5.1 ergibt sich ein optimaler Wert <strong>von</strong> ∆ f /∆v = 0, 025 mm/(m/s);<br />

<strong>von</strong> diesem ausgehend wird der Wert <strong>von</strong> ∆ f und der Startwert <strong>von</strong> f experimen-<br />

tell für jedes d optimiert. Dieselben Argumente wie für f gelten prinzipiell ana-<br />

log für die longitudinale Fokussierung d. Da diese jedoch wesentlich unkritischer<br />

ist als die transversale Fokussierung, wurde auf eine entsprechende Vari<strong>at</strong>ion <strong>von</strong><br />

d und d0 verzichtet. Das Schema in Abb. 5.4(a) zeigt die Regionen, in denen die<br />

Hochspannung angelegt wird, wobei die Bereiche hellerer Farbe die Vari<strong>at</strong>ion <strong>von</strong><br />

f andeuten. Sämtliche Zeitsequenzen zum Abbremsen <strong>von</strong> lfs OH wurden für den<br />

Zustand MJΩ = −9/4 berechnet. Ausgehend <strong>von</strong> 345 m/s (guiding, rote Kurve) ist<br />

es möglich, mit Werten <strong>von</strong> f = 0, 0 mm, d = 8.0 mm und d0 = −8, 0 mm lfs OH<br />

bis auf 239 m/s abzubremsen. Die mit dem Faktor 1/15 skalierte Simul<strong>at</strong>ion stimmt<br />

gut mit dem Experiment überein. Tieffeldsuchendes OH kann wesentlich weiter ab-<br />

gebremst werden als hfs Moleküle, da die Abbremsstrecke im Bereich des größten<br />

Feld<strong>gradient</strong>en liegt und die transversale Fokussierung in diesem Bereich für lfs OH<br />

besser funktioniert als für hfs OH.<br />

Der Einfluss des Parallelvers<strong>at</strong>zes <strong>von</strong> Elektrodenpaaren bis zu einem Wert <strong>von</strong><br />

∆r = 0, 15 mm ist in Abb. 5.5 für hfs OH und lfs OH simuliert worden. Für beide<br />

Zustände zeigt sich eine starke Abhängigkeit des optimalen guidings vom mittleren


5.3 OH im tieffeldsuchenden Zustand 55<br />

d f<br />

(a) Bereiche des Abbremsens<br />

und der Fokussierung<br />

-8,0 / 8,0 | 0,0 / 0,0<br />

-8,25 / 7,5 | 1,5 / 0,0<br />

-8,5 / 7,0 | 2,5 / 0,75<br />

-8,75 / 6,5 | 3,0 /2,0<br />

-9,25 / 5,5 |3,0 / 2,0<br />

-10,0 / 4,0 | 3,0 / 3,0<br />

x15<br />

239 m/s<br />

257 m/s<br />

276 m/s<br />

295 m/s<br />

323 m/s<br />

345 m/s<br />

360 m/s<br />

1.4 1.6 1.8 2 2.2 2.4<br />

TOF in ms<br />

(b) Abbremsmessungen für lfs OH<br />

Abbildung 5.4: Abbremsen <strong>von</strong> lfs OH. Zu jeder Kurve in (b) sind die Werte <strong>von</strong><br />

d0, d, fmax und fmin in mm angegeben. Die jeweilige Endgeschwindigkeit ist rechts<br />

vermerkt. In (a) ist die Bedeutung der jeweiligen Parameter schem<strong>at</strong>isch durch die<br />

farbigen Zonen innerhalb des Feldverlaufes illustriert. Der Bereich, über den der<br />

Wert <strong>von</strong> f variiert wurde, ist durch die hellere Farbe angedeutet [71].<br />

Parallelvers<strong>at</strong>z ∆r. Die Peakintensität nimmt beim hfs OH auf 2/9 (∆r = 0, 1 mm)<br />

bzw. auf 1/9 (∆r = 0, 15 mm) des ursprünglichen Wertes ab. Dies ist konsistent mit<br />

dem experimentell beobachteten Faktor <strong>von</strong> 1/10. Beim guiding <strong>von</strong> lfs OH ergibt<br />

sich ein ähnlich großer Effekt. Die Peakintensität nimmt für ∆r = 0, 1 mm auf 1/4<br />

und für ∆r = 0, 15 mm auf 1/10 des Ursprungswertes ab. Die Skalierungsfakto-<br />

ren sind <strong>von</strong> der Größenordnung her konsistent mit den experimentellen Ergebnis-<br />

sen; für lfs OH ergibt sich allerdings ein Unterschied <strong>von</strong> etwa einem Faktor 1, 5.<br />

Dies lässt darauf schließen, dass eine Fehlstellung, die über einen reinen Parallel-<br />

vers<strong>at</strong>z ganzer Elektrodenpaare hinausgeht, lfs Moleküle stärker beeinflusst als hfs<br />

Teilchen. Hierzu ist insbesondere anzumerken, dass sich auf hfs Moleküle vorwie-<br />

gend Fehlstellungen innerhalb eines Elektrodenpaares neg<strong>at</strong>iv auswirken, wohin-<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten


56 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

1,4 1,6 1,8 2<br />

0,00<br />

2,2<br />

TOF in ms<br />

(a) hfs OH<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

1,4 1,6 1,8 2<br />

0,00<br />

2,2<br />

TOF in ms<br />

(b) lfs OH: f = 3, 0 mm<br />

Abbildung 5.5: Einfluss einer Fehlstellung der Elektrodenpaare auf das optimale<br />

guiding <strong>von</strong> OH. (a) hfs OH, (b) lfs OH. Am Rand ist jeweils der Wert <strong>von</strong> ∆r in mm<br />

angegeben. Die Intensitätsachse in (b) h<strong>at</strong> einen doppelt so großen Maßstab wie in<br />

(a).


5.4 Einfluss der Biasspannung 57<br />

gegen lfs Moleküle während des bunchings dem Einfluss <strong>von</strong> zwei potentiell schief<br />

stehenden Elektrodenpaaren ausgesetzt sind. Betrachtet man für lfs OH das Ver-<br />

halten des Untergrundes, so fällt auf, dass die Intensität rel<strong>at</strong>iv zum guiding-Peak<br />

weniger stark abnimmt. Die geringere Abhängigkeit vom Elektrodenvers<strong>at</strong>z stützt<br />

die Vermutung, dass es sich bei diesen Strukturen um metastabile Pakete <strong>von</strong> Mo-<br />

lekülen handelt, und erklärt die Diskrepanz zwischen ihrer experimentellen und<br />

simulierten Intenstät in Abb. 5.3(a).<br />

Vergleichbare Experimente zum Abbremsen <strong>von</strong> tieffeldsuchenden Molekülen in<br />

einem AG-Abbremser wurden bisher nicht durchgeführt. Mittels konventioneller<br />

Stark-Abbremser ist es jedoch bereits möglich, Moleküle in tieffeldsuchenden Zu-<br />

ständen zum Stillstand zu bringen und anschließend zu fangen [82]. Insbesondere<br />

wurde dies schon für tieffeldsuchendes OH erreicht [83].<br />

5.4 Einfluss der Biasspannung<br />

Die Messungen der beiden vorherigen Abschnitte wurden bei einer Biasspannung<br />

<strong>von</strong> UB = 300 V vorgenommen, entsprechend einer maximalen Feldstärke <strong>von</strong><br />

2, 86 kV/cm. Der Einfluss der Biasspannung auf die integrierte Intensität des op-<br />

Integrierte Intensität<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Maximale elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

0 0,93 1,90 2,86<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

lfs<br />

hfs<br />

0 100 200 300<br />

0 100 200 300<br />

Biasspannung in V<br />

(a) lfs OH<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Maximale elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

0 0,95 1,90 2,86<br />

0 100 200 300<br />

Biasspannung in V<br />

(b) hfs OH<br />

Abbildung 5.6: Integrierte Intensität des guiding-Peaks für (a) lfs und (b) hfs OH in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> UB und der entsprechenden maximalen Feldstärke auf der Achse<br />

rel<strong>at</strong>iv zur Intensität für UB = 0 V. Der kleine Ausschnitt in (a) zeigt die integrierte<br />

Intensität des simulierten Freiflugs beider Zustände. Die gestrichelte Linie in (b) bei<br />

Emax = 0, 65 kV/cm markiert die Position eines potentiellen Übergangs [71].<br />

timalen guiding-Peaks ist in Abb. 5.6 für lfs OH und hfs OH gezeigt. Während das<br />

Signal für lfs OH kontinuierlich mit UB zunimmt, ergibt sich für hfs OH ein steiler


58 Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremsung <strong>von</strong> OH<br />

Anstieg des Signals bei etwa 65 V, entsprechend einer maximalen Feldstärke <strong>von</strong><br />

Emax = 0, 62 kV/cm. Das Verhalten <strong>von</strong> lfs OH kann qualit<strong>at</strong>iv erklärt werden: Die<br />

Moleküle erfahren im konstant anliegenden Feld aufgrund ihrer eigenen Geschwin-<br />

digkeit eine Fokussierung, die zu einem Anstieg der Transmission mit UB führt. Si-<br />

mul<strong>at</strong>ionen dieses guidings bei anliegender Gleichspannung sind in dem kleinen<br />

Ausschnitt <strong>von</strong> Abb. 5.6(a) für die Freiflüge beider Zustände dargestellt. Außer-<br />

dem werden Majorana-Übergänge im feldfreien Bereich unterdrückt. Für hfs OH<br />

wirkt die konstant anliegende Spannung hingegen defokussierend, so dass im Ge-<br />

gens<strong>at</strong>z zum Experiment ein langsamer Abfall des Signals erwartet wird. Eine wahr-<br />

Energie in GHz<br />

0,1<br />

F = 2<br />

e<br />

0 F = 1<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

0,05<br />

0<br />

-0,05<br />

0,6 0,7<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

(a) Kreuzung der Hyperfeinzustände<br />

|MF| 0,1<br />

0<br />

2<br />

1<br />

rel<strong>at</strong>iver Anteil an Parität<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

|C + | 2<br />

|C -| 2<br />

|C +| 2<br />

|C -| 2<br />

2 4 6 8 10<br />

Elektrische Feldstärke in kV/cm<br />

(b) Mischkoeffizienten<br />

Abbildung 5.7: (a) Kreuzung der zwei Hyperfeinzustände <strong>von</strong> OH bei 0, 65 kV/cm,<br />

(b) Quadr<strong>at</strong>e der Mischkoeffizienten der (+)-Zustände � �e, F =1, |MF| =0 � (rot) und<br />

�<br />

� e, F =2, |MF| = 2 � (blau) mit Zuständen neg<strong>at</strong>iver Parität im Feld.<br />

scheinliche Erklärung des experimentellen Ergebnisses basiert darauf, dass sich bei<br />

einer Feldstärke <strong>von</strong> 0, 65 kV/cm eine echte Kreuzung der beiden Hyperfeinzu-<br />

stände | X 2 Π 3/2, J=3/2, e, |MJ|=0, F=1 〉 und | X 2 Π 3/2, J=3/2, e, |MJ|=2, F=2 〉 be-<br />

findet, <strong>von</strong> denen nur der letzte detektiert wird (siehe Abb. 5.7(b)). Sobald UB diese<br />

Schwelle übersteigt, ist ein Übergang zwischen diesen Zuständen als Verlustkanal<br />

ausgeschlossen, was den Anstieg der Transmission erklären kann. Da die angege-<br />

bene Feldstärke dem Wert auf der Achse entspricht, erstreckt sich der Anstieg noch<br />

bis zu höheren Werten, bevor das Signal in Sättigung geht. Aufgrund <strong>von</strong> gleicher<br />

positiver Parität ist ein elektrischer Übergang zwischen diesen Zuständen zwar di-<br />

polverboten, allerdings erfolgt im elektrischen Feld durch Kopplung <strong>von</strong> Zustän-<br />

den eine Mischung der Parität. Abb. 5.7(a) zeigt die Abhängigkeit der quadrier-<br />

ten Mischkoeffizienten, welche den Anteil positiver bzw. neg<strong>at</strong>iver Parität des je-<br />

weiligen Zustandes widerspiegeln, vom elektrischen Feld. Die Mischkoeffizienten<br />

sind gegeben durch die Projektion der kreuzenden Zustände � �e, F=1, |MF|=0 � und


5.4 Einfluss der Biasspannung 59<br />

�<br />

� e, F=2, |MF|= 2 � auf die Zustände mit gleichem |MF| im Feld:<br />

|C+| 2<br />

e,F=2,|MF|=2 =� e, F =2, |MF| =2 � �<br />

� HStark<br />

|C−| 2<br />

e,F=2,|MF|=2 =� e, F =2, |MF| =2 � � HStark<br />

� e, F =2, |MF| =2 � 2<br />

�<br />

� f , F=2, |MF| =2 � 2<br />

.<br />

(5.1)<br />

Die Ausdrücke für die Mischkoeffizienten des anderen Zustands ergeben sich ana-<br />

log, wobei jeweils auf zwei andere |MF|-Komponenten projeziert werden muss. Bei<br />

der Feldstärke <strong>von</strong> 0, 65 kV/cm ergibt sich für die kreuzenden Zustände ein Anteil<br />

neg<strong>at</strong>iver Parität <strong>von</strong> etwa 1% bzw. 4%. Für einen starken Übergang kann dieser<br />

Anteil an neg<strong>at</strong>iver Parität aber ausreichend groß sein, um den experimentell be-<br />

obachteten Effekt zu erklären. Insgesamt ist es plausibel, dass der Anstieg in der<br />

Transmission für hfs OH durch die Kreuzung verursacht wird. Sollte dies zutreffen,<br />

so wäre dies der erste Fall, in dem solch ein Übergang anders als durch rein spek-<br />

troskopische Methoden beobachtet wurde. Weitere Anhaltspunkte für diese Vermu-<br />

tung könnten ähnliche Messungen an weiteren Molekülen liefern.


Kapitel 6<br />

Ausblick<br />

Der verlängerte Abbremser soll es ermöglichen, Benzonitril im Grundzustand so<br />

weit zu verlangsamen, dass die abgebremsten Moleküle später als der Freiflug-<br />

Untergrund am Detektor ankommen. Aufgrund des so verringerten Hintergrun-<br />

des ist im Bereich des abgebremsten Peaks mit einem signifikant besseren Signal-<br />

Rausch-Verhältnis zu rechnen. In Abb. 6.1 sind Simul<strong>at</strong>ionen für den verlänger-<br />

ten Abbremser mit mehreren Modulen dargestellt. Benzonitril im Grundzustand<br />

lässt sich der Simul<strong>at</strong>ion zufolge mit d = 5, 25 mm bis auf 236 m/s abbremsen<br />

(∆E kin/E kin = 46 %), jedoch scheint es wahrscheinlich, dass ohne den Freiflug-Hin-<br />

tergrund auch für höhere Werte <strong>von</strong> d noch Moleküle beobachtet werden können.<br />

Die Simul<strong>at</strong>ionen aus Abb (6.1(a)) wurden mit Zeitsequenzen berechnet, innner-<br />

halb derer f nicht variiert. Durch die Verwendung <strong>von</strong> Zeitsequenzen mit variieren-<br />

dem f könnte die Transmission aufgrund des großen Geschwindigkeitsunterschie-<br />

des weiter erhöht werden, so dass die erfolgreiche Abbremsung mit d = 5, 5 mm<br />

(∆E kin/E kin = 53 %) oder mit d = 5, 75 mm (∆E kin/E kin = 60 %) realistisch er-<br />

scheint.<br />

Die Zeitsequenzen können experimentell durch die Verwendung <strong>von</strong> evolutionären<br />

Algorithmen in Form einer sogennanten feedback-control-Optimierung weiter ver-<br />

bessert werden; bei gutem Signal-Rausch-Verhältnis kann dies die Transmission um<br />

etwa 10% steigern [84]. Eine weitere Verbesserung der Transmission um einen Fak-<br />

tor 5 bis 10 ist bei Verwendung einer Even-Lavie-Düse [85] zu erwarten. Diese pro-<br />

duziert wesentlich kürzere und schmalere Pulse. Ausführliche Tests mit einer Even-<br />

Lavie-Düse wurden im Rahmen dieser Diplomarbeit durchgeführt, allerdings stell-<br />

te sich das verwendete Exemplar letztlich als defekt heraus.<br />

Das erste langfristige Ziel ist der Ausbau des AG-Abbremsers auf drei Module. Mit<br />

dann 81 Elektrodenpaaren ließe sich Benzonitril im Grundzustand mit d = 5, 5 mm<br />

bis auf 146 m/s (∆E/E = 79%) abbremsen, wie in Abb. 6.1(b) gezeigt ist. Die Si-<br />

mul<strong>at</strong>ionen für diesen Aufbau wurden mit einer linear variierenden Fokussierlänge<br />

61


62 Ausblick<br />

Intensität in willkürlichen Einheiten<br />

5,75<br />

5,5<br />

5,25<br />

5,0<br />

252 m/s<br />

x 17<br />

220 m/s<br />

236 m/s<br />

203 m/s<br />

3,4 3,6 3,8 4 4,2 4,4 4,6<br />

TOF in ms<br />

(a) 54 Stufen<br />

5,5 146 m/s<br />

5,25<br />

5,0 211 m/s<br />

x17<br />

181 m/s<br />

5 6 7<br />

TOF in ms<br />

(b) 81 Stufen<br />

5,25 96 m/s<br />

5,0<br />

x5<br />

158 m/s<br />

x85<br />

x5<br />

7 8 9 10 11<br />

TOF in ms<br />

(c) 108 Stufen<br />

Abbildung 6.1: Abbremssimul<strong>at</strong>ionen für Benzonitril im Grundzustand mit dem<br />

auf zwei (a), drei (b) und vier (c) Module verlängerten Abbremser. Die Intensitäts-<br />

achse in (a) und (b) h<strong>at</strong> jeweils den gleichen Maßstab, in (c) wurde sie mit dem<br />

Faktor 5 skaliert.<br />

berechnet. Für kleine Geschwindigkeiten wird die transversale Fokussierung, wie<br />

in Abschnitt 2.3.3 (S. 20) beschrieben, problem<strong>at</strong>isch, so dass zum weiteren Ab-<br />

bremsen eine andere Elektrodengeometrie in Betracht gezogen werden muss. Um<br />

die restliche kinetische Energie zu entziehen, wird daher ein spezielles Abbrems-<br />

modul benötigt, welches z. B. aus etwa 15 bis 20 individuell angepassten, kürzeren<br />

Abbremsstufen besteht, die einer Falle vorgelagert sind. Altern<strong>at</strong>iv kann die Ap-<br />

par<strong>at</strong>ur zuvor auf insgesamt 4 Module verlängert werden. Abb. 6.1(c) zeigt Simu-<br />

l<strong>at</strong>ionen für diesen Fall mit unveränderter Elektrodengeometrie und quadr<strong>at</strong>isch<br />

variierender Fokussierlänge. Mit d = 5, 25 mm könnten die Moleküle auf 96 m/s<br />

(∆E kin/E kin = 91 %) abgebremst werden, ab d = 5, 35 mm wären sie langsam genug,<br />

um direkt in eine Falle geladen zu werden. Eine Verbesserung der sehr geringen In-<br />

tensität bei hohen d-Werten könnte dabei durch Verwendung <strong>von</strong> Zeitsequenzen<br />

mit variierendem d oder durch eine andere Elektrodenanordnungen erreicht wer-<br />

den. Als Fallen sind bereits existierende elektrische Wechselstrom-Fallen geeignet,<br />

die unter Ausnutzung des AG-Prinzips hochfeldsuchende Moleküle speichern kön-<br />

nen und die ebenfalls am Fritz-Haber-Institut entwickelt werden [44–46].<br />

Zu den Molekülen, die mit dem langen AG-Abbremser signifikant verlangsamt wer-<br />

den könnten, gehören Tryptophan und kleine, polare Peptide. Mehrere Konforme-<br />

re <strong>von</strong> Tryptophan besitzen bei experimentell relevanten Feldstärken ein ähnlich<br />

großes effektives Dipolmoment pro Masseneinheit wie Benzonitril im Grundzu-


Ausblick 63<br />

stand. Daher wäre es prizipiell möglich, diese Konformere abzubremsen und in eine<br />

Falle zu laden. Bestimmte Konformere noch größerer polarer Moleküle könnten se-<br />

lektiv bezüglich ihres Quantenzustands zu Geschwindigkeiten abgebremst werden,<br />

die lange Beobachtungsdauern für spektroskopische Messungen erlauben würden.


Zusammenfassung<br />

Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde die Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Fokussierung und<br />

-Abbremsung <strong>von</strong> Benzonitril und OH in verschiedenen Quantenzuständen de-<br />

monstriert. Es gelang, Benzonitril im absoluten Grundzustand <strong>von</strong> vstart = 320 m/s<br />

auf v end = 275 m/s abzubremsen, wodurch die kinetische Energie um 28% (1, 1%<br />

pro Stufe) reduziert wurde. Zusätzlich konnte Benzonitril in drei höheren Rot<strong>at</strong>i-<br />

onszuständen fokussiert und abgebremst werden: Beim Zustand JKaKc = 404 bzw.<br />

606 beträgt die Änderung der kinetischen Energie 17% bzw. 12%. Dies entspricht<br />

Endgeschwindigkeiten <strong>von</strong> v end = 291 m/s bzw. v end = 300 m/s. Die Geschwin-<br />

digkeit des 101-Zustands wurde bei einer Abnahme der kinetischen Energie um 23%<br />

<strong>von</strong> vstart = 325 m/s auf v end = 286 m/s verringert. Die Trennbarkeit <strong>von</strong> Zustän-<br />

den beim Abbremsen wurde am Beispiel der beiden Zustände 101 und 404 <strong>von</strong> Ben-<br />

zonitril untersucht. Die Messungen legen nahe, dass es prinzipiell möglich ist, für<br />

Zustände mit hinreichend verschiedenem effektiven Dipolmoment den jeweiligen<br />

Anteil am Molekularstrahl signifikant zu verändern.<br />

Hochfeldsuchendes OH wurde fokussiert und <strong>von</strong> anfänglich 355 m/s auf v end =<br />

316 m/s abgebremst (∆E kin/E kin = 21 %). Tieffeldsuchendes OH konnte bei ver-<br />

schiedenen Geschwindigkeiten fokussiert und <strong>von</strong> 345 m/s bis auf 239 m/s abge-<br />

bremst werden, dies entspricht einer Abnahme der kinetischen Energie um 52%.<br />

Der Einfluss der Biasspannung wurde für sämtliche Moleküle untersucht. Für tief-<br />

feldsuchendes OH stimmte die experimentelle Beobachtung qualit<strong>at</strong>iv mit der theo-<br />

retisch erwarteten Abhängigkeit überein. Dagegen konnte für Benzonitril kein ein-<br />

heitliches Verhalten festgestellt werden. Die Vari<strong>at</strong>ion der Biasspannung für hoch-<br />

feldsuchendes OH ergab einen sprunghaften Anstieg der Intensität. Mit großer Wahr-<br />

scheinlichkeit ist dieses Verhalten auf einen elektromagnetischen Übergang zwi-<br />

schen zwei kreuzenden Hyperfeinzuständen des OH-Radikals zurückzuführen.<br />

Alle experimentellen Ergebnisse können durch Monte-Carlo-Simul<strong>at</strong>ionen qualita-<br />

tiv und quantit<strong>at</strong>iv bestätigt werden. Abweichungen der Intensitäten lassen sich<br />

durch die Fehlstellung <strong>von</strong> Elektroden in der Größenordnung <strong>von</strong> 0, 1 mm erklären.<br />

Der Altern<strong>at</strong>ing Gradient-Abbremser wurde während dieser Diplomarbeit <strong>von</strong> einem<br />

auf zwei Module verlängert. Erste Messungen an der längeren Appar<strong>at</strong>ur werden<br />

voraussichtlich ab März 2008 st<strong>at</strong>tfinden.<br />

65


Abstract<br />

In this work, the deceler<strong>at</strong>ion of the molecules <strong>benzonitril</strong>e and OH in different<br />

quantum st<strong>at</strong>es is investig<strong>at</strong>ed, applying the <strong>altern<strong>at</strong>ing</strong>-<strong>gradient</strong> principle to achie-<br />

ve transverse focusing. While the process of deceler<strong>at</strong>ion itself works similar to con-<br />

ventional Stark deceler<strong>at</strong>ors, the <strong>altern<strong>at</strong>ing</strong>-<strong>gradient</strong> principle makes use of the lon-<br />

gitudinal motion of the molecules contained in a molecular beam for focusing. It<br />

employs electric lenses which each have a focusing effect in one transverse directi-<br />

on, and a defocusing effect in the other one. Using an array of 27 electric <strong>altern<strong>at</strong>ing</strong>-<br />

<strong>gradient</strong> lenses, <strong>benzonitril</strong>e in its high-field-seeking absolute ground st<strong>at</strong>e has been<br />

deceler<strong>at</strong>ed from 320 m/s down to 275 m/s. This corresponds to a change of 28% in<br />

kinetic energy (1, 1% per stage). In addition, deceler<strong>at</strong>ion of the excited rot<strong>at</strong>ional<br />

st<strong>at</strong>es JKaKc = 101, 404, and 606 is demonstr<strong>at</strong>ed, resulting in a reduction in kinetic<br />

energy of 23%, 17%, and 12%, respectively. For the two quantum st<strong>at</strong>es 000 and 404,<br />

the separability during simultaneous deceler<strong>at</strong>ion has been investig<strong>at</strong>ed. The results<br />

obtained show th<strong>at</strong> a complete separ<strong>at</strong>ion of these two st<strong>at</strong>es cannot be achieved.<br />

However, simul<strong>at</strong>ions based on the experimental results suggest th<strong>at</strong> the rel<strong>at</strong>ive<br />

abundance of different quantum st<strong>at</strong>es in the molecular beam can be changed signi-<br />

ficantly when using an extended appar<strong>at</strong>us of twice the current length.<br />

OH in both low-field-seeking and high-field-seeking quantum st<strong>at</strong>es has been suc-<br />

cessfully focused and deceler<strong>at</strong>ed. From an initial velocity of 355 m/s, OH in high-<br />

field-seeking quantum st<strong>at</strong>es could be slowed down to 316 m/s, its kinetic energy<br />

being reduced by 21% in the process. OH molecules in low-field-seeking quantum<br />

st<strong>at</strong>es have been slowed from initially 345 m/s down to 239 m/s; thereby more than<br />

half of their kinetic energy was removed. Throughout the experiment, a bias voltage<br />

was applied to the electrodes of the deceler<strong>at</strong>or. Its effect on the signal intensity has<br />

been studied for both <strong>benzonitril</strong>e and OH. While the influence of the bias voltage<br />

has not yet been completely understood, the results for low-field-seeking OH m<strong>at</strong>ch<br />

our expect<strong>at</strong>ions. For OH in its high-field-seeking quantum st<strong>at</strong>e, the d<strong>at</strong>a show a<br />

sudden increase in signal, which most likely can be <strong>at</strong>tributed to a real crossing of<br />

hyperfine levels.<br />

All experimental results can be reproduced by Monte-Carlo-simul<strong>at</strong>ions. Mism<strong>at</strong>-<br />

ches in peak intensities can be explained by a mechanical misalignment on the order<br />

of 0.1 mm. As a part of this thesis, the appar<strong>at</strong>us has been extended to twice its ori-<br />

ginal length, thus consisting now of 54 electric lenses. Experiments using this longer<br />

deceler<strong>at</strong>or will follow in due course.<br />

67


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8068 (2000).


Danksagung<br />

Diese Diplomarbeit wurde am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft<br />

durchgeführt. Ich möchte allen Personen danken, die mir im letzten Jahr direkt oder<br />

indirekt bei der Verwirklichung dieser Arbeit geholfen haben.<br />

An erster Stelle möchte ich unserem Abteilungsleiter Herrn Prof. Dr. Gerard Meijer<br />

dafür danken, dass er mir diese spannende und anspruchsvolle Arbeit ermöglicht<br />

und mich sehr engagiert unterstützt h<strong>at</strong>.<br />

Besonderer Dank gebührt meinem Gruppenleiter Jochen Küpper, der trotz erfreu-<br />

licher V<strong>at</strong>erpflichten sehr viel Zeit dafür gefunden h<strong>at</strong>, meine zahlreichen Fragen<br />

ausführlich und geduldig zu beantworten. Er h<strong>at</strong> auch bei kleineren Problemen und<br />

Anliegen immer großes Verständnis gezeigt. Ohne seine volle Unterstützung wäre<br />

diese Diplomarbeit nicht möglich gewesen.<br />

Bei Kirstin Wohlfart möchte ich mich nicht nur für die großartige Vorarbeit und ihre<br />

enorme Hilfsbereitschaft während des gesamten Jahres bedanken, sondern auch für<br />

die gute Stimmung an langen gemeinsamen Messtagen. Frank Filsinger h<strong>at</strong> durch<br />

seine Arbeit an der Laserstabilisierung ebenfalls entscheidenden Anteil am Experi-<br />

ment.<br />

André van Roij h<strong>at</strong> mir durch den Zusammenbau der beiden neuen Abbremsmo-<br />

dule sehr geholfen. Gleiches gilt für Henrik Haak, der mich beim Ausbau der Ap-<br />

par<strong>at</strong>ur t<strong>at</strong>kräftig unterstützt h<strong>at</strong>. Unverzichtbar war der Eins<strong>at</strong>z Sandy Gewinners<br />

bei Problemen mit dem Lasersystem sowie die Hilfe Georg Hammers und Manfred<br />

Erdmanns bei vielen alltäglich anfallenden Arbeiten.<br />

Uwe Hoppe danke ich für seinen Eins<strong>at</strong>z bei der Verbesserung der Messsoftware.<br />

Meine Zimmergenossen Peter Zieger, Thomas Middelmann, Juliane Schrittenlacher<br />

und Alexander Stanik haben stets für eine positive Atmosphäre gesorgt. Alex ge-<br />

bührt zusätzlicher Dank für die Implementierung der feedback control-Optimierung<br />

und Peter für das Korrekturlesen.<br />

Meinen Eltern danke ich für das ausführliche Korrekturlesen und vor allem dafür,<br />

dass sie mir das Physikstudium ermöglicht haben.<br />

75


Selbständigkeitserklärung<br />

Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die<br />

angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />

Berlin, 20. März 2008 Fabian Grätz<br />

77

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