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Der Herr der heissen Eisen - Tanja Warter - Docwarter.com

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das Horn eines Pferdehufs wächst im Monat bis zu<br />

einen Zentimeter. Mit dem Hufmesser wird es vorsichtig<br />

zurecht geschnitten. dabei kontrolliert <strong>der</strong><br />

schmied auch gleich, ob sich das Pferd keinen stein<br />

eingetreten hat.<br />

Bei Peter Lackner läutet das Telefon.<br />

So ein Hufschmied ist ein gefragter Mann.<br />

Nur: Rangehen kann er gerade nicht. Er hat<br />

den tellergroßen Hinterhuf seines Friesenhengstes<br />

Tristan 30 Zentimeter vor <strong>der</strong> Nase<br />

und in <strong>der</strong> Hand eine Zange, mit <strong>der</strong> er ein<br />

etwa 350 Grad heißes Hufeisen hält. Wirklich<br />

unpraktisch, dass jetzt jemand anruft.<br />

Nur wenige Sekunden später umnebelt<br />

ihn eine Rauchwolke. Auch sein Helfer, <strong>der</strong><br />

den Huf anhebt, damit es <strong>der</strong> Schmied etwas<br />

leichter hat, dreht den Kopf zur Seite<br />

und schnappt nach Frischluft. Unter leichtem<br />

Zischen verschmort die oberste Hornschicht<br />

des Hufs, auf die Lackner das glühende<br />

<strong>Eisen</strong> presst.<br />

Einige Spaziergänger, die die Szene zufällig<br />

beobachten, sind fassungslos und verblüfft.<br />

„Spürt das Pferd das gar nicht?“<br />

wenn das PFerd scHMiedeFroMM ist<br />

Peter Lackner schmunzelt. Diese Frage hört<br />

er nicht zum ersten Mal. Das mehr als 700<br />

Kilogramm schwere Ross macht keinen<br />

Muckser. Das Zischen verklingt, <strong>der</strong> Rauch<br />

lässt nach. Peter Lackner steht auf und wirft<br />

das <strong>Eisen</strong> zum Abkühlen in einen Kübel mit<br />

Mit mehr als 1300 Grad wird das fertige Hufeisen ein letztes Mal hocherhitzt. noch glühend rot kann<br />

man es dann mit kräftigen Hammerschlägen auf dem amboss formen.<br />

kaltem Wasser. „Nein“, erklärt er. „Das ist<br />

wie Nägelschneiden beim Menschen.“ Das<br />

Wasser brodelt noch einmal kurz auf.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Friesenhengst beim Einbrennen<br />

des <strong>Eisen</strong>s entspannt ist, läuft die<br />

Arbeit nicht immer so reibungslos ab. Zwar<br />

spüren die Pferde von <strong>der</strong> Hitze tatsächlich<br />

nichts, aber manche können das Zischge-<br />

9<br />

RundeiSen,<br />

eieiSen, pilzeiSen,<br />

heRzeiSen: eS gibT<br />

inSgeSamT FaST<br />

500 modelle.<br />

9<br />

räusch nicht leiden. Manche erschrecken<br />

sich vor dem Qualm und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mögen<br />

es schon nicht, wenn jemand nur den<br />

Fuß aufheben will. „Nicht schmiedefromm“<br />

heißen solche Pferde im Fachjargon. In solchen<br />

Fällen erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Hufbeschlag viel<br />

Zeit und Aufwand.<br />

Einmal hat sich Peter Lackner bei einem<br />

Arbeitsunfall das Schlüsselbein gebrochen.<br />

Mehr ist ihm zum Glück nicht passiert. Er<br />

übt den Beruf auch nicht mehr in Vollzeit<br />

aus. Er ist sein zweites Standbein, das er mit<br />

einem Kleinbus als fahrende Werkstatt (inklusive<br />

eingebautem Mini-Hochofen)<br />

ausübt.<br />

Das zweite Standbein ist <strong>der</strong> landwirtschaftliche<br />

Betrieb auf dem malerischen<br />

Pilzhof in Filzmoos am Fuße <strong>der</strong> Bischofsmütze.<br />

Auch dort dreht sich alles um Pferde.<br />

Peter Lackner züchtet mit großem Erfolg<br />

Friesen. „Hauptberuflich Hufschmied<br />

zu sein ist nicht auszuhalten“, sagt er. „Da<br />

machst du dir das Kreuz und die Knie kaputt.“<br />

Trotzdem ist er seit 25 Jahren dabei<br />

und überzeugt: „So lang geht es nur, wenn<br />

man nicht jeden Tag beschlagen muss.“<br />

Peter Lackner greift zu einem Rohling.<br />

Das sind vorgefertigte Hufeisen, die es in<br />

unterschiedlichen Größen und Stärken zu<br />

kaufen gibt. Rundeisen, Eieisen, Pilzeisen,<br />

Herzeisen: Insgesamt an die 500 Modelle,<br />

die je nach Hufform und Gangbild vom Hufschmied<br />

eingesetzt werden. Sie sind das<br />

Basismaterial.<br />

136-137 30.05.2012 17:05:31 Uhr<br />

➻<br />

Servus 137

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