Download Broschüre UNSER WASSER - Berliner Wassertisch
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deutlich über dem liegt, was sie von ihren Kapazitäten eigentlich schaffen könnte. In 2011 müssen<br />
bei den Wagen (Viertelszügen) 127 Revisionen und 45 Inbetriebnahmen erledigt werden. Das<br />
zugehörige Werk Schöneweide hat in seiner Geschichte noch nie mehr als 90 Revisionen /<br />
Inbetriebnahmen pro Jahr geschafft. 2013 sind dann nur noch 34 Revisionen erforderlich. Dann<br />
steigt es wieder an, um 2018 wieder zu einem Berg zu führen, wie er aktuell vorliegt. Dem Problem<br />
könnte nur begegnet werden, wenn Wagen gekauft würden, deren Revision auf 2013 – 2015 fällt.<br />
Das ist aber von der Beschaffung her schlicht unmöglich.<br />
Kommen wie bei der S-Bahn durch die Minderinvestitionen zusätzliche Schäden zustande, werden<br />
für deren Behebung weitere Kapazitäten gebunden, die für die Arbeiten an den Neu- und<br />
Ersatzinvestitionen fehlen. Wenn Teile der Infrastruktur ausfallen, werden die anderen Teile über<br />
Gebühr beansprucht und können deswegen auch ausfallen. Das kann sich zum Teufelskreislauf<br />
entwickeln, der bis hin zum schlagartigen Versagen von Infrastrukturen führen kann, dem Infarkt<br />
oder Kollaps. Großbritannien musste zum Beispiel nach einem schweren Zug-Unfall (infolge im<br />
Wortsinn zerbröselnder Schienen , (“rail has literally been desintegrated”) ein nahezu landesweites<br />
Tempolimit für Züge verhängen.<br />
Langfristige Folgen von<br />
Unterinvestitionen am Beispiel der<br />
<strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />
1999 wurden die <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />
teilprivatisiert. In der Folge gab es enorme<br />
Minderinvestitionen:<br />
In die Trinkwasserinfrastruktur wurden nur<br />
33 % der erforderlichen Gelder investiert, statt<br />
in 50 Jahren werden die zugehörigen Anlagen<br />
erst in 152 Jahren einmal erneuert sein. Für den<br />
Abwasserbereich errechnet eine aktuelle Studie<br />
sogar nur 28 %, das Abwassernetz wäre bei<br />
diesem Tempo erst nach 340 Jahren erneuert.<br />
Statt wie erfolgt 2,5 Milliarden Euro bis Ende<br />
2009 hätte die tatsächlich erforderliche<br />
Investitionssumme 6,9 Milliarden Euro betragen müssen, 400 Millionen Euro jährlich fehlen. Der<br />
Fehlbetrag wird sich bis Ende 2011 auf ca. 5,2 Milliarden Euro aufsummieren. Zur Erinnerung: Die<br />
privaten Investoren hatten 1,7 Milliarden für 49,9 % Beteiligung bezahlt und entnahmen seither<br />
wieder 1,3 Milliarden Euro Gewinne.<br />
Kommt es zu großen Abwasserrohrbrüchen, kann die Keimbelastung des <strong>Berliner</strong> Wassers<br />
innerhalb von kurzer Zeit auf gesundsheitsbelastende Werte steigen. Benachbarte Rohre erleiden<br />
nicht vorgesehene Belastungen, neue Risse legen die Sollbruchstelle für den nächsten Rohrbruch. In<br />
Lübeck kam es Ende 2010 zu einer Serie von Rohrbrüchen: „Die Stadt befand sich damals wie im<br />
Ausnahmezustand: Stadtwerke, Feuerwehr und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />
richteten Krisenstäbe ein und erarbeiteten Notfallpläne. Viele Lübecker Bürger besorgten sich<br />
Trinkwasser an Tankstellen, die Krankenhäuser bauten eine Notversorgung auf.“ (1) Rainer<br />
Kersten, Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes Schleswig-Holstein in Kiel, bezeichnete den<br />
Kollaps des Lübecker Wassernetzes als “Warnschuss” für die Netzbetreiber im ganzen Land. “Sie<br />
sollten nicht bei der Instandhaltung der Infrastruktur sparen und ihre eigenen Systeme auf<br />
Schwachstellen überprüfen”, sagte Kersten.<br />
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