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D583 Einkaufserlebnis In Stahl Designer Outlets - Stahl-Informations ...

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Dokumentation 583<br />

<strong>Einkaufserlebnis</strong> in <strong>Stahl</strong> –<br />

<strong>Designer</strong> <strong>Outlets</strong><br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum


2<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zemtrum<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum<br />

Das <strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum ist eine Gemeinschaftsorganisation<br />

<strong>Stahl</strong> erzeugender und<br />

verarbeitender Unternehmen. Markt- und anwendungsorientiert<br />

werden firmenneutrale <strong>In</strong>formationen<br />

über Verarbeitung und Einsatz des Werkstoffs<br />

<strong>Stahl</strong> bereitgestellt.<br />

Verschiedene Schriftenreihen bieten ein<br />

breites Spektrum praxisnaher Hinweise für Konstrukteure,<br />

Entwickler, Planer und Verarbeiter von<br />

<strong>Stahl</strong>. Sie finden auch Anwendung in Ausbildung<br />

und Lehre.<br />

Vortragsveranstaltungen schaffen ein Forum<br />

für Erfahrungsberichte aus der Praxis.<br />

Messebeteiligungen und Ausstellungen<br />

dienen der Präsentation neuer Werkstoffentwicklungen<br />

und innovativer, zukunftsweisender<br />

<strong>Stahl</strong>anwendungen.<br />

Als individueller Service werden auch Kontakte<br />

zu <strong>In</strong>stituten, Fachverbänden sowie Spezialisten<br />

aus Forschung und <strong>In</strong>dustrie vermittelt.<br />

Die Pressearbeit richtet sich an Fach-, Tages-<br />

und Wirtschaftsmedien und informiert kontinuierlich<br />

über neue Werkstoffentwicklungen und<br />

-anwendungen.<br />

Das <strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum zeichnet<br />

besonders innovative Anwendungen mit dem<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>novationspreis (www.stahlinnovationspreis.de)<br />

aus. Er ist einer der bedeutendsten<br />

Wettbewerbe seiner Art und wird alle drei Jahre<br />

ausgelobt.<br />

Mitglieder des<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrums:<br />

» AG der Dillinger Hüttenwerke<br />

» ArcelorMittal Bremen GmbH<br />

» ArcelorMittal Commercial RPS S.à.r.l.<br />

» ArcelorMittal Duisburg GmbH<br />

» ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH<br />

» Benteler <strong>Stahl</strong>/Rohr GmbH<br />

» Gebr. Meiser GmbH<br />

» Georgsmarienhütte GmbH<br />

» Rasselstein GmbH<br />

» Remscheider Walz- und Hammerwerke<br />

Böllinghaus GmbH & Co. KG<br />

» Saarstahl AG<br />

» Salzgitter AG <strong>Stahl</strong> und Technologie<br />

» ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH<br />

» ThyssenKrupp GfT Bautechnik GmbH<br />

» ThyssenKrupp Steel AG<br />

» ThyssenKrupp VDM GmbH<br />

»<br />

Wickeder Westfalenstahl GmbH<br />

Die <strong>In</strong>ternet-Präsentation (www.stahl-info.de)<br />

informiert u. a. über aktuelle Themen und Veranstaltungen<br />

und bietet einen Überblick über die<br />

Veröffentlichungen des <strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrums.<br />

Schriftenbestellungen sowie Kommunikation<br />

sind online möglich.<br />

<strong>In</strong>haltsverzeichnis<br />

»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

Einführung 4<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg 12<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Zweibrücken 22<br />

Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond 30<br />

Einkaufsbummel in der Historie<br />

Impressum<br />

Dokumentation 583<br />

<strong>Einkaufserlebnis</strong> in <strong>Stahl</strong> – <strong>Designer</strong> <strong>Outlets</strong><br />

Ausgabe 2008, ISSN 0175-2006<br />

Herausgeber<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum<br />

Postfach 104842 | 40039 Düsseldorf<br />

Autor | Redaktion | Gestaltung<br />

Archikontext, Dipl.-<strong>In</strong>g. Frank Peter Jäger<br />

Kattrin Richter Grafikdesign (Gestaltung)<br />

Lan Tran Duc (Zeichnungen)<br />

www.archikontext.de | www.kattrin-richter.de<br />

Ein Nachdruck dieser Veröffentlichung ist –<br />

auch auszugsweise – nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers und bei Quellenangabe<br />

gestattet. Die zugrunde liegenden<br />

<strong>In</strong>formationen wurden mit größter Sorgfalt<br />

recherchiert und redaktionell bearbeitet. Eine<br />

Haftung ist jedoch ausgeschlossen.


<strong>Einkaufserlebnis</strong> in <strong>Stahl</strong> – <strong>Designer</strong> <strong>Outlets</strong><br />

3


Vorherige Seite:<br />

Einkaufspassage<br />

im <strong>Designer</strong>-<br />

Outlet-Center<br />

Wolfsburg<br />

4<br />

Einführung<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center verkörpern die Renaissance exklusiver Einkaufsarchitektur<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die<br />

glanzvollen Kaufhäuser in den europäischen<br />

Metropolen, die grands magasins der <strong>In</strong>begriff<br />

einer Handelsarchitektur auf der Höhe der<br />

Zeit.<br />

Unverkennbar kommt diese Bedeutung<br />

heute den <strong>Designer</strong>-Outlet-Centern zu. Die Erbauer<br />

dieser auf <strong>Designer</strong>mode spezialisierten<br />

Einkaufsmalls setzen alles daran, ihren Besuchern<br />

durch ein aufwändig gestaltetes Ambiente<br />

ein bleibendes Erlebnis zu bieten.<br />

Zunächst am angelsächsischen Markt erfolgreich,<br />

boomen <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> jetzt auch<br />

in Deutschland: Nachdem es bis 2005 in der gesamten<br />

Bundesrepublik nur drei von ihnen gab,<br />

eröffneten alleine in den Jahren 2006 bis 2008<br />

drei weitere Standorte. Die Nachfrage ist damit<br />

noch lange nicht gesättigt. <strong>In</strong> den Vereinigten<br />

Staaten gibt es rund 330 <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong>, in<br />

Großbritannien immerhin 36.<br />

Die neuere Bezeichnung „<strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong>“<br />

(outlet = engl. für „Verkaufsstelle“) hat die Begriffe<br />

Factory-Outlet-Center bzw. Fabrikverkauf<br />

abgelöst. Das liegt auch daran, dass die in<br />

jüngster Zeit eröffneten Outlet-Center einem<br />

weiterentwickelten Konzept folgen: Waren es<br />

in der Vergangenheit einzelne Unternehmen,<br />

die direkt ab Fabrik Produktionsüberhänge<br />

oder Waren der Vorsaison vergünstigt anboten,<br />

so findet man in <strong>Designer</strong>-Outlet-Centern ein<br />

breites Spektrum reduzierter Waren bekannter<br />

Modemarken, die jeweils mit eigenen Läden


vertreten sind. Bis zu 100 Geschäfte sind an einem<br />

Standort vereint. Ergänzt wird das Angebot<br />

durch Schuhe, Sportartikel, Lederwaren sowie<br />

Wohn- und Küchenaccessoires.<br />

Hohe Rabatte, glänzende Umsätze<br />

Trotz der gewährten Nachlässe von bis zu<br />

70 Prozent zählen <strong>Designer</strong>-Outlet-Center zu<br />

den derzeit renditestärksten Handelsimmobilien.<br />

Auch für die in einem Center vertretenen<br />

Modefirmen sind die <strong>Outlets</strong> ein glänzendes<br />

Geschäft, denn die Rabatte werden durch die<br />

hohen Umsätze mehr als wettgemacht.<br />

Bei der Wahl eines Standortes achten die<br />

<strong>In</strong>vestoren darauf, dass im Entfernungsradius<br />

von zwei Autostunden etwa 12 bis 15 Millionen<br />

Menschen leben. Jedes größere Outlet-Center ist<br />

also auf die Kaufkraftressource eines weiten, relativ<br />

dicht besiedelten Einzugsgebietes angewiesen.<br />

Die Kunden eines <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> planen<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

ihren Besuch als Tagesausflug, oft mit der ganzen<br />

Familie. Dementsprechend erzielen die Händler<br />

einen Durchschnittsumsatz je Besucher, der<br />

deutlich über jenem konventioneller Einkaufszentren<br />

liegt.<br />

Die Idee einer Synthese aus Fabrikverkauf<br />

und Einkaufszentrum stammt aus den USA. Die<br />

Bündelung vieler Anbieter unter einem Dach<br />

führt bei großen <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> zu einem ausgesprochen<br />

breiten Angebot – bis ins Luxussegment<br />

sind fast alle bekannten Marken vertreten.<br />

Das Outlet entwickelte sich zu einem spezialisierten<br />

und offenbar auch renditeoptimierten<br />

Typ von Einkaufsmall.<br />

Die stetig steigenden Besucherzahlen und<br />

die zahlreichen Erweiterungen der bestehenden<br />

Outlet-Standorte bestätigen den Erfolg dieses<br />

Konzeptes.<br />

Abendlicher<br />

Bummel durch<br />

das <strong>Designer</strong>-<br />

Outlet Wolfsburg.<br />

Im Hintergrund<br />

die festlich<br />

beleuchteten<br />

Schornsteine<br />

des Volkswagen-<br />

Kraftwerks.<br />

5


Ladenstraße im<br />

OCI-<strong>Designer</strong>-<br />

Outlet Zweibrücken<br />

6<br />

Einführung<br />

Ohne Magneten geht es nicht<br />

Die als Magneten oder Anker-Mieter bezeichneten,<br />

besonders umsatzstarken Marken, wie große<br />

Sportartikel- oder Jeanshersteller, siedeln die<br />

Center-Betreiber bevorzugt an den Eingangstoren<br />

oder Kreuzungen einer Mall-Straße an. Die Magneten<br />

alleine motivieren schon zahlreiche Käufer,<br />

sich zu einem Center-Besuch zu entschließen und<br />

bilden damit die Erfolgsgrundlage eines Standortes.<br />

Auf der Strecke zwischen diesen strategisch<br />

angeordneten Anziehungspunkten befinden sich<br />

viele kleinere Läden.<br />

Die Geschäfte der Anker-Mieter (Anchor-<br />

Stores) besitzen die weitaus größte Verkaufsfläche.<br />

Jene zwischen den Anchor-Stores sind kleiner und<br />

weitgehend einheitlich dimensioniert, weshalb sie<br />

auch als „Unit-Stores“ bezeichnet werden.<br />

Doch spielen nicht alleine verkaufsstrategische<br />

Überlegungen eine Rolle. Ein Erfolgsfaktor<br />

florierender <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> ist das Einkaufser-<br />

lebnis. Richtete man die Verkaufsstätten anfangs<br />

in schmucklosen Hallen ein, so ist eine unverwechselbare<br />

Architektur aus dem Vermarktungskonzept<br />

heute nicht mehr wegzudenken.<br />

Man möchte, dass sich die Besucher mehrere<br />

Stunden im Center aufhalten und sich dort wohl<br />

fühlen. Daher gehören gastronomische Angebote,<br />

also gepflegte Bistros und ein Café, heute einfach<br />

dazu. <strong>In</strong> vielen Centern wird zudem eine Kinderbetreuung<br />

angeboten.<br />

Über diese praktischen Annehmlichkeiten hinaus<br />

binden die Betreiber die Vielzahl ihrer Angebote<br />

in eine atmosphärisch attraktive Kulisse<br />

ein – das <strong>Designer</strong>-Outlet soll zu einer Attraktion<br />

und zum Ausflugsziel für die ganze Familie<br />

werden. So gestaltet das britische Unternehmen<br />

McArthurGlen seine Outlet-Standorte in der Art<br />

einer alten Stadt. Pate steht dabei der traditionelle<br />

Baustil der jeweiligen Region. Für das ab<br />

Seite 30 vorgestellte <strong>Designer</strong>-Outlet im nieder-


ländischen Roermond ist dieses Konzept mit<br />

Hilfe eines örtlichen Architekturbüros sehr weit<br />

verfeinert worden.<br />

Einen anderen Weg geht das in London ansässige<br />

Unternehmen Outlet Centers <strong>In</strong>ternational<br />

(OCI) mit seinen Centern in Wolfsburg (Seite 12)<br />

sowie im pfälzischen Zweibrücken (Seite 22). <strong>In</strong><br />

beiden Fällen entschieden sich die <strong>In</strong>vestoren für<br />

eine dezidiert moderne Architektur.<br />

Wo McArthurGlen die Atmosphäre des malerischen<br />

Städtchens perfekt nachahmt, entsteht<br />

bei OCI eine raumgreifende, weithin sichtbare<br />

Architektur, die dynamisch wirkt und den vertretenen<br />

Marken einen starken Auftritt verschafft.<br />

Kurvige Flugdächer als Blickfang<br />

Musterhaft umgesetzt ist dieses Konzept bei<br />

dem Ende 2007 fertig gestellten <strong>Designer</strong>-Outlet-<br />

Center Wolfsburg. Zwei große, rundum verglaste<br />

Ovalbauten, die so genannten Ellipsen, beherr-<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

schen mit ihren weit geschwungenen Flugdächern<br />

die Szenerie.<br />

<strong>In</strong> unmittelbarer Nachbarschaft zu Glanzlichtern<br />

der modernen Architektur wie Zaha Hadids<br />

Phaeno Science Center, den kühnen <strong>Stahl</strong>-Glas-<br />

Konstruktionen der Autostadt und einer <strong>In</strong>dustriebau-Ikone<br />

wie dem Volkswagen-Kraftwerk<br />

behauptet sich das neue Einkaufszentrum als architektonische<br />

Landmarke ganz besonderer Art.<br />

Die wie Bugspitzen zulaufenden Enden der Ellipsen<br />

nehmen in Wolfsburg die Läden der Anker-<br />

Mieter auf – an den architektonisch markanten<br />

Punkten kommen die Besuchermagneten optimal<br />

zur Geltung.<br />

Outlet-Center waren bislang durchweg in peripheren<br />

Stadtrandlagen angesiedelt, weshalb sie<br />

insbesondere in Deutschland oft auf den Widerstand<br />

von Stadtplanern und Einzelhandelsverbänden<br />

stießen: Die Schwächung der historischen<br />

Stadtzentren und die erhebliche Verkehrsbelas-<br />

Oben:<br />

Urbanes Flair im<br />

niederländischen<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet<br />

Roermond<br />

Unten:<br />

Die Kaffeepause<br />

gehört dazu –<br />

wie hier im<br />

Outlet-Center<br />

Zweibrücken<br />

7


Hoch wie ein<br />

Kirchenschiff,<br />

hell und<br />

weitläufig –<br />

die Mittelachse<br />

des<br />

ECE-Einkaufszentrums<br />

Ettlinger Tor in<br />

Karlsruhe<br />

8<br />

Einführung<br />

tung waren nur zwei unter zahlreichen Argumenten,<br />

mit denen Planungsbehörden und die<br />

regionale Wirtschaft in der Vergangenheit den<br />

Ansiedlungsabsichten entgegentraten.<br />

Das innerstädtische Projekt in Wolfsburg<br />

steht insofern für eine neue, mit den kommunalen<br />

Zielen in Einklang stehende Entwicklung: Es<br />

wurde von der Stadt Wolfsburg gezielt gefördert,<br />

um die Attraktivität der <strong>In</strong>nenstadt zu erhöhen.<br />

Die Anziehungskraft des Einkaufsparks wird damit<br />

in einer allseits akzeptierten Weise kanalisiert.<br />

Zudem sind die Ellipsen durch ihre Nähe zum<br />

Hauptbahnhof hervorragend mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln erreichbar. Ein vergleichbares<br />

Projekt ist derzeit am ICE-Bahnhof Montabaur<br />

zwischen Köln und Frankfurt geplant.<br />

Effiziente Konstruktion<br />

Ganz gleich, ob ein <strong>In</strong>vestor eine Einkaufswelt<br />

in Gestalt einer Altstadtkulisse oder mo-<br />

dernen Designs vorzieht – ohne ein sorgfältig<br />

gestaltetes Ambiente kommen <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong><br />

nicht mehr aus. Auf der anderen Seite muss der<br />

für die Baulichkeiten getriebene Aufwand vereinbar<br />

sein mit den Renditeerwartungen der<br />

<strong>In</strong>vestoren. Wie bei anderen Einkaufszentren<br />

beruht die Kalkulation der <strong>In</strong>vestoren darauf,<br />

dass sich das in den Standort investierte Kapital<br />

nach spätestens zehn Jahren wieder amortisiert<br />

hat. Vor diesem Hintergrund erweisen sich Konstruktionen<br />

und Bauelemente aus <strong>Stahl</strong> als ideale<br />

Lösung. Dies zeigen auch die hier gezeigten<br />

Beispiele nicht alltäglicher Einkaufstempel des<br />

deutschen Branchenführers ECE aus Hamburg.<br />

Die <strong>Stahl</strong>bauweise erlaubt bei vertretbaren Baukosten<br />

und einer rationellen Montage die Errichtung<br />

architektonisch vielseitiger, großzügig<br />

ausgelegter Gebäude.<br />

Die Ellipsenbauten des Wolfsburger Centers<br />

sind dafür das beste Beispiel: Mit ihrem <strong>Stahl</strong>


tragwerk und der Bedachung aus Trapezprofilen<br />

handelt es sich konstruktiv um eine klassische,<br />

technisch bewährte <strong>In</strong>dustriebau-Lösung. Durch<br />

die ausgefallene Grundrissform, die in die Höhe<br />

auskragenden Pfosten-Riegel-Fassaden und die<br />

imposanten Dachschirme entstanden dennoch<br />

architektonische Unikate.<br />

Die hier gefundene Synthese einer markanten<br />

Erscheinung mit hochwertigen Ausstattungen<br />

beruht vor allem auf dem intelligenten Einsatz<br />

von Profilen und Bauelementen aus <strong>Stahl</strong>.<br />

Beispielsweise führt es nur zu moderaten Mehrkosten,<br />

anstelle von 7 Meter hohen 11 Meter<br />

hohe <strong>Stahl</strong>stützen zu verwenden – jedoch ermöglichten<br />

erst die 4 Meter längeren Stützen<br />

in Wolfsburg die stattliche, stadtbildprägende<br />

Dimensionierung der Ellipsenbauten. Denn sie<br />

tragen die ausladenden Flugdächer, die funktional<br />

nicht notwendig, für die Gesamtwirkung des<br />

Ensembles aber unverzichtbar sind.<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

Im Fall einer konventionellen Bauweise wären<br />

diese Aufbauten kaum finanzierbar gewesen.<br />

Die Möglichkeit, raumgreifende, weit gespannte<br />

Konstruktionen wirtschaftlich zu erstellen, prädestiniert<br />

<strong>Stahl</strong> als Baustoff für eine Handelsarchitektur<br />

mit Erlebnischarakter.<br />

Lernen von Las Vegas<br />

Das <strong>Designer</strong>-Outlet-Center in Wolfsburg<br />

unterstreicht die vom amerikanischen Architekturtheoretiker<br />

Robert Venturi geprägte These<br />

vom „dekorierten Schuppen“: <strong>In</strong> seinem Buch<br />

„Lernen von Las Vegas“, längst ein Klassiker<br />

der Architekturtheorie, ermuntert Venturi seine<br />

Kollegen, ihre Gebäude wieder zu dekorieren –<br />

ähnlich dem Vorbild Las Vegas, wo entlang der<br />

Hauptstraßen die an sich unscheinbaren Gebäude<br />

oft hinter haushohen Neonwänden und schillernden<br />

Symbolen verschwinden: geschwungene<br />

Werbetafeln, überlebensgroße Cowboy-Figuren<br />

Mitte:<br />

Der pulsierende<br />

Mittelpunkt des<br />

Phoenix-Einkaufszentrums<br />

in Hamburg<br />

Rechts:<br />

Große Rotunde<br />

im EinkaufszentrumPromenaden<br />

Leipzig<br />

9


Das ECE-<br />

Einkaufszentrum<br />

Eastgate in<br />

Berlin-Marzahn<br />

10<br />

Einführung<br />

oder Säulenreihen und andere Versatzstücke antiker<br />

Paläste.<br />

Anders als viele seiner Zeitgenossen sah Venturi<br />

diese Symbolarchitektur nicht als schnelllebige<br />

Reklame an, sondern als Anregung, wie sich<br />

die Ausdrucksformen moderner Architektur erweitern<br />

lassen. Heute, wo das Ornamentale aus<br />

der Architektur verschwunden sei, so Venturi,<br />

könne im Extremfall das ganze Gebäude zum<br />

Ornament werden. Die zwei gläsernen Ovale des<br />

<strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> Wolfsburg geben ein lebendiges<br />

Zeugnis vom Reiz dieser Idee. Publikumswirksam<br />

an der Bahnstrecke platziert, wurden diese Großformen<br />

schnell zum Wahrzeichen für die neue<br />

Attraktion der Automobilstadt.<br />

Auch das <strong>Designer</strong>-Outlet Roermond veranschaulicht<br />

Venturis These vom „dekorierten<br />

Schuppen“ in vollendeter Weise: Die Konstruktion<br />

aus <strong>Stahl</strong>profilen, Bauelementen und Trapezblechen<br />

wird zum Träger eines architektonischen<br />

Bildes, das unabhängig vom konstruktiven Gerüst<br />

ist. Das Tragwerk ist hier nicht nur dekoriert, es<br />

verschwindet vollkommen unter seiner Hülle. Ein<br />

hoher Backsteingiebel lässt sich ebenso auf die<br />

<strong>Stahl</strong>konstruktion „applizieren“ wie eine barocke<br />

Putzfassade. Hier entstand also Kulissenarchitektur<br />

im besten Sinn.<br />

Dieser Bautechnik eröffnen sich heute bei<br />

der Gestaltung von Feriensiedlungen, Freizeitparks,<br />

Musical-Theatern und Urban-Entertainment-Centern<br />

vielfältige Anwendungsgebiete.<br />

Im Trend liegen zudem multifunktionale Erlebniszentren,<br />

in denen Einkaufsangebote mit Kinos,<br />

Sportangeboten und Veranstaltungssälen kombiniert<br />

werden.<br />

<strong>In</strong> wenigen Tagen montiert<br />

Der konstruktiven Effizienz kommt dabei zugute,<br />

dass nicht nur das Tragwerk, sondern auch<br />

der gesamte nicht sichtbare Aufbau von Decken


und Wänden mit Bauelementen aus <strong>Stahl</strong> hergestellt<br />

werden konnte – von den wärmegedämmten<br />

Sandwich-Paneelen der Fassade bis zu den<br />

Zwischenwänden, die sich aus <strong>Stahl</strong>-Leichtbau-<br />

Elementen weitgehend vorfertigen und auf der<br />

Baustelle in wenigen Tagen montieren ließen.<br />

Hier liegt ein weiterer Vorzug der modularen<br />

Konstruktionsweise mit <strong>Stahl</strong>: Steht eine Vergrößerung<br />

der Verkaufsfläche an oder wechselt<br />

der Mieter, lassen sich Läden ohne kostspielige<br />

Eingriffe in die Bausubstanz erweitern oder neu<br />

ausbauen. Nahezu ohne Lärm- und Staubentwicklung<br />

können Zwischenwände entfernt und<br />

Nutzflächen schnell neu aufgeteilt werden. Am<br />

dynamischen Markt der <strong>Designer</strong>marken ist das<br />

ein klarer Wettbewerbsvorteil.<br />

Dabei erweisen sich Bauelemente aus <strong>Stahl</strong><br />

zudem als denkbar umweltfreundlicher Baustoff:<br />

Die meisten Bauteile verbindet man bauseitig mit<br />

Schrauben oder steckt sie einfach zusammen.<br />

Einkaufen mit Erlebniswert<br />

Ähnlich unproblematisch ist ihre Demontage.<br />

Bei Umbau- und Abrissmaßnahmen fällt kaum<br />

Bauschutt an, und stählerne Bauteile lassen sich<br />

zu 100 Prozent recyceln – <strong>Stahl</strong> ist ein klassisches<br />

Kreislaufmaterial.<br />

Die auf den folgenden Seiten vorgestellten<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center stehen für eine neue Generation<br />

von Handelsarchitektur, die sich durch<br />

architektonische Originalität, Solidität und hohe<br />

funktionale Standards auszeichnet.<br />

Nachdem sich die Center-Betreiber in den<br />

achtziger und neunziger Jahren meist auf Gestaltungskonzepte<br />

von der Stange verließen,<br />

scheinen viele <strong>In</strong>vestoren ausdrucksvolle, wohldetaillierte<br />

Gebäude als Voraussetzung für die erfolgreiche<br />

Adressierung eines Standortes erkannt<br />

zu haben. Die Architektur als anziehende „Verpackung“<br />

ist keine Nebensache mehr, sie gehört<br />

heute zum Erfolgsrezept jedes neu eröffneten<br />

<strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong>.<br />

Fußgängersteig<br />

im Einkaufszentrum<br />

nova eventis<br />

bei Leipzig<br />

11


12<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg


Markanter Auftritt edler Marken<br />

13


Vorherige Seite:<br />

Die Ellipsenbauten<br />

sind<br />

das Herzstück<br />

des <strong>Designer</strong>-<br />

Outlet-Centers<br />

Wolfsburg<br />

Mit einem<br />

grünen Vorplatz<br />

öffnet sich das<br />

<strong>Designer</strong> Outlet<br />

zur Wolfsburger<br />

<strong>In</strong>nenstadt<br />

14<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

Das <strong>Designer</strong>-Outlet Wolfsburg demonstriert es: Ausdrucksvolle Architektur<br />

steht nicht im Widerspruch zu kurzen Bauzeiten und moderaten Kosten<br />

Das <strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg ist<br />

das erste seiner Art in Norddeutschland. Es entstand<br />

nur 300 Meter vom Wolfsburger Hauptbahnhof<br />

entfernt in direkter Nachbarschaft zum<br />

Phaeno Science Center der britischen Architektin<br />

Zaha Hadid. Damit ist es einer der ersten innerstädtischen<br />

Outlet-Standorte in Europa.<br />

Neben der Autostadt, dem neuen Phaeno<br />

Science Center und dem renommierten Kunstmuseum<br />

gewinnt Wolfsburg damit einen weiteren<br />

Anziehungspunkt für Besucher aus nah<br />

und fern. Im Jahr 2003 hatte die Stadt mehrere<br />

Center-Betreiber eingeladen, ein Konzept für das<br />

ehemalige <strong>In</strong>dustriegelände am Mittellandkanal<br />

vorzustellen.<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Den Zuschlag erhielt schließlich der britische<br />

Betreiber OCI (Outlet Centers <strong>In</strong>ternational) mit<br />

einem Entwurf des Montabaurer Architekten<br />

Gerd Graf. Das Kernstück des Projektes bilden<br />

zwei große, ellipsenförmige Baukörper, die an<br />

Schiffe erinnern. Der nahe Mittellandkanal inspirierte<br />

den Architekten zu diesem Motiv. <strong>In</strong><br />

seinem Entwurf platzierte er die ovalen Baukörper<br />

längs zur angrenzenden Bahntrasse und zum<br />

Kanal. Die rundum verglasten, spitz zulaufenden<br />

Gebäude sind 95 bzw. 110 Meter lang und<br />

45 Meter breit. Der erste Bauabschnitt umfasst<br />

50 Geschäfte. Im bereits geplanten zweiten Bauabschnitt<br />

soll die Anlage an ihrer Ostseite durch


zwei weitere, ebenfalls ellipsenförmige Gebäude<br />

mit voraussichtlich 50 Läden ergänzt werden.<br />

Ein Blickfang ist das die Ellipsen beschirmende<br />

Flugdach, das in seinem ovalen Schwung<br />

der Gebäudeform folgt. Es schwebt auf schlanken<br />

Stützen 3 Meter über der eigentlichen<br />

Dachebene, wodurch sich die Baukörper insgesamt<br />

11,5 Meter über das Gelände erheben.<br />

Die in die Höhe konisch auskragenden Baukörper<br />

mit ihrem pilzförmigen Dachschirm prägen<br />

das Ensemble. Die Besucher der Autostadt,<br />

aber auch die vorbeirollenden ICE-Passagiere<br />

erblicken eine Abfolge unterschiedlich gewölbter<br />

gläserner Volumina. Die matt glänzende<br />

Unterseite des Dachs reflektiert das Leben<br />

rund um die beiden Ellipsen. Eine von deren<br />

Zwischenraum gebildete Gasse lenkt den Blick<br />

der Besucher auf die imposante Schornsteinreihe<br />

des Volkswagen-Kraftwerks jenseits des<br />

Mittellandkanals.<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

Reiz der Gegensätze<br />

Rechtwinklig ausgerichtete, etwas niedrigere<br />

Ladenzeilen umgeben die beiden Ellipsen im Süden<br />

und Westen. Bewusst gab Gerd Graf diesen<br />

rahmenden Baukörpern einen gegensätzlichen<br />

Charakter: Hier der Esprit der leicht und gläsern<br />

wirkenden Ovale, da die im Duktus betont sachlichen<br />

Ladenzeilen. Bis auf die Schaufensterzone<br />

zeigen sich ihre Fassaden geschlossen.<br />

An der Nordseite ist dem eigentlichen Center<br />

der Besucherparkplatz vorgelagert. Breite Aufgänge<br />

führen auf die leicht erhöhte Ebene der Mall.<br />

Hier entsteht zwischen den Hauptgebäuden und<br />

den rechtwinklig angeordneten Ladenzeilen ein<br />

reizvoller, lebendig gegliederter Platzraum.<br />

Von einigen Ausnahmen abgesehen, verfügen<br />

die Gebäude nur über ein Geschoss, allerdings bei<br />

Raumhöhen zwischen 6 und 8 Metern. Kombiniert<br />

mit einer großflächigen Verglasung bewirkt<br />

das eine ausgesprochen großzügige und weitläu-<br />

Grundriss des<br />

ersten Bauabschnitts<br />

(rot)<br />

und des zweiten<br />

Bauabschnitts<br />

(gelb)<br />

15


Fassadeninnenseite<br />

an den<br />

Ellipsenenden<br />

(Anker-Geschäfte)<br />

16<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg<br />

fige Wirkung der Verkaufsräume. Städtebaulich<br />

gewinnen die Ellipsen durch ihre Gesamthöhe<br />

von mehr als 11 Metern die Anmutung mehrgeschossiger<br />

Gebäude, was ihrer stadträumlichen<br />

Wirkung sehr zugutekommt. Einige der höheren<br />

Orthogonalbauten verfügen über ein integriertes<br />

Obergeschoss, in dem Büros und Lagerräume<br />

untergebracht sind. Im gesamten Ensemble besteht<br />

die Tragschale des Dachs aus Trapezprofilen.<br />

Alleine an den zwei Ellipsen entspricht die Dachfläche<br />

der Fläche von zweieinhalb Fußballfeldern.<br />

Gläserner Schiffsbug<br />

Die beiden Hauptgebäude bestehen fast vollständig<br />

aus <strong>Stahl</strong> und Glas. Nur ihr Untergeschoss,<br />

in dem sich die Tiefgarage befindet, errichtete<br />

man in <strong>Stahl</strong>beton. Ihre gläserne Außenhaut neigt<br />

sich wie ein Schiffsbug nach außen. Ein Raster<br />

aus Rundstützen mit einem Durchmesser von<br />

40 Zentimetern bildet das Tragwerk der beiden<br />

1 Stütze, <strong>Stahl</strong>rohr,<br />

D = 406,4 mm x 12,5 mm<br />

2 Fassadenpfosten,<br />

IPE 240<br />

3 Befestigung Zug-Druck-<br />

Stange über Schwertanbin-<br />

der; Durchführung durch<br />

den Fassadenpfosten;<br />

Befestigung am Fassaden-<br />

pfosten (IPE 240)<br />

4 Zug-Druck-Stange,<br />

D = 42,4 mm x 4,0 mm<br />

5 Befestigung Vordach<br />

über Schwertanbinder an<br />

Fassadenpfosten<br />

6 Befestigung Zug-Druck-<br />

Stange an primärer<br />

Vordachtragkonstruktion<br />

7 Vordachkante,<br />

U-Profil<br />

8 Abdeckung,<br />

gekantetes Metallblech<br />

9 <strong>Stahl</strong>träger,<br />

2x U-Profil<br />

10 Entwässerungsrohr,<br />

DN50, Edelstahl V24,<br />

Körnung 240<br />

11 Eingangstüren<br />

12 Pfosten der<br />

Pfosten-Riegel-Fassade<br />

Hauptbaukörper. Sie stehen im Abstand von 9, teilweise<br />

auch 13 Metern. Die seitliche Stabilisierung<br />

erfolgt durch Auskreuzungen sowie durch <strong>Stahl</strong>streben<br />

am oberen Abschluss der Stützen.<br />

Eine zweigliedrige Gebäudehülle umgibt die<br />

Ellipsen: I-Profile halten die 15 Zentimeter vorgelagerten<br />

Fassadenpfosten und -riegel, die in der Art<br />

einer Vorhangfassade die Verglasung tragen. Flachstahlscheiben<br />

verbinden an vier Punkten die Tragkonstruktion<br />

mit den Fassadenriegeln. Die I-Profile<br />

sind an ihren Kopfpunkten mit der Primärkonstruktion<br />

verbunden. Der vertikale Raster beträgt<br />

1,35 Meter. Die Fassadenriegel in Gestalt gebogener<br />

Metallprofile bilden als umlaufende Bänder<br />

eine reizvolle Horizontalgliederung der Ellipsenbauten<br />

– eine moderne Variante von Gesimsband.<br />

Das oberste von ihnen bildet die Attika-Kante.<br />

Der Dachaufbau ist denkbar einfach: Oberhalb<br />

der <strong>Stahl</strong>trapezprofile, die direkt auf den<br />

Dachbindern der Primärkonstruktion aufliegen,<br />

1<br />

2


10<br />

5<br />

3<br />

Gefälle im Trapezbereich 1,5 %<br />

11<br />

12<br />

2,50<br />

4<br />

folgt eine Dämmschicht sowie eine Folienabdichtung.<br />

Die Trapezprofile überspannen Trägerabstände<br />

von bis zu 9 Metern und nehmen die<br />

vertikalen Eigengewichtslasten auf. Die horizontalen<br />

Wind- und Stabilisierungslasten des Dachs<br />

werden allein durch die jeweiligen Verbände in<br />

das Tragwerk geleitet.<br />

<strong>In</strong> der Mitte der Ellipsen befinden sich nichtöffentliche<br />

<strong>In</strong>nenhöfe, die u.a. der Warenanlieferung<br />

dienen. Anders als an deren Schauseiten<br />

bestehen die Wände hier aus <strong>Stahl</strong>kassetten<br />

sowie – im Sockelbereich – aus Porenbetonelementen,<br />

die an der <strong>In</strong>nenseite mit HEA-Trägern<br />

ausgesteift wurden.<br />

Zur Unterteilung der Ladeneinheiten errichtete<br />

man Gipskarton-Ständer-Wände. Eine Unterkonstruktion<br />

aus kalt verformten Profilen sorgt<br />

für ihre Stabilität. Diese Konstruktion erlaubt es,<br />

die Grundrisse jederzeit ohne größere Eingriffe<br />

zu verändern. Nebenräume wie Toiletten und Tee-<br />

6<br />

9<br />

7<br />

3,00<br />

8<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

küchen wurden in Form von Trockenbau-Modulen<br />

in die Großräume eingefügt.<br />

Aufbau der Flugdächer<br />

Das Flugdach mit seiner schimmernden, sanft<br />

gebogenen Unterseite aus eloxiertem Leichtmetall<br />

erinnert an die Tragflächen von Flugzeugen. Diese<br />

Hülle legt sich um den Untergurt der als <strong>Stahl</strong>fachwerk<br />

ausgeführten Dachkonstruktion. Die konstruktive<br />

Verbindung zwischen Fachwerk und der<br />

unterseitigen Verkleidung stellen zweiachsig gebogene<br />

Hohlprofile her. Um die emblematische Wirkung<br />

des Flugdachs zu verstärken, lag den Architekten<br />

an einer besonders sorgfältigen Ausbildung<br />

seiner Ränder: Die Blechverkleidung wird bis auf<br />

die wenige Zentimeter schmale Attika-Abkantung<br />

geführt, wodurch eine sehr elegante, „scharfkantig“<br />

zulaufende Dachkante entstand.<br />

Nach oben ragen die Rundrohrstützen über<br />

das konstruktive Dach hinaus und enden an den<br />

Mitte:<br />

Schnitt durch<br />

die geneigte<br />

Fassade des<br />

Ellipsenbaus<br />

Rechts:<br />

Verkaufsraum mit<br />

Dacheindeckung<br />

aus <strong>Stahl</strong>trapezprofilen<br />

17


Rechtwinklig<br />

ausgerichtete<br />

Ladenzeilen<br />

säumen die<br />

beiden Hauptgebäude,dazwischen<br />

entsteht ein<br />

urbaner Platz<br />

18<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg<br />

Stützenköpfen in einem Knoten mit dem Obergurt<br />

der Fachwerkträger, die das Flugdach tragen.<br />

Dieses ist an der Dachauskragung durch gebogene<br />

Untergurte zusätzlich mit den Stützen verbunden.<br />

Das <strong>Stahl</strong>fachwerk des Flugdachs folgt der<br />

ovalen Geometrie des Gebäudes.<br />

Die Ladenzeilen<br />

Die Höhe der Ladenzeilen, der so genannten<br />

Orthogonalbebauung, mit ihren insgesamt<br />

22 Ladeneinheiten, variiert zwischen 6,3<br />

und 9,3 Metern. Einige der höheren Ladenzeilen<br />

verfügen über ein zweites Geschoss, das als Büro<br />

oder Lager dient. Dessen Tragstruktur bilden<br />

vorgefertigte <strong>Stahl</strong>betonpfosten, kombiniert mit<br />

<strong>Stahl</strong>beton-Deckenträgern, und zwar ebenfalls im<br />

Stützenraster von 9 Metern.<br />

Das Dach besteht wie bei den Hauptgebäuden<br />

aus <strong>Stahl</strong>trapezprofilen, kombiniert mit einer<br />

außen liegenden Dämmung.<br />

Die Fassade führte man als Pfosten-Riegel-<br />

Konstruktion mit dahinter liegenden geschweißten<br />

Hohlkastenprofilen aus. Oberhalb der<br />

Vordächer ist den tragenden Hohlprofilen ein<br />

Paneelsystem aus <strong>Stahl</strong>kassetten vorgehängt, das<br />

der Fassade eine gleichmäßige Horizontalstruktur<br />

verleiht. Die notwendige Wärmeisolierung<br />

ist in die Kassetten integriert. Vertikal gegliedert<br />

wird die Paneeloberfläche nur vom Raster<br />

der Pfosten, von denen die Vordächer mit Zug-<br />

Druck-Streben abgehängt sind. Die thermische<br />

Trennung der Kassettenstege erfolgt durch einen<br />

Mineralfaserstreifen.<br />

Effiziente Bauweise, moderate Kosten<br />

Für Konstruktion, Dach und Fassaden des<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Centers fanden rund 720 Tonnen<br />

<strong>Stahl</strong> Verwendung – und zwar nicht nur für die<br />

Tragwerke und die Fassade, sondern auch für Decken,<br />

Zwischenwände, Treppen und Brüstungen.


1 Dachträger, <strong>Stahl</strong>beton<br />

2 Trapezprofil<br />

3 Dampfsperre<br />

4 Wärmedämmung, 120 mm<br />

5 Fertigteilriegel, <strong>Stahl</strong>beton<br />

6 Blechabdeckung für Attika<br />

7 Gekantetes Blech, C-Profil,<br />

B = 60 mm<br />

8 Trapezprofil<br />

9 Fertigteilstütze,<br />

<strong>Stahl</strong>beton<br />

10 Zug-Druck-Stange<br />

d = 42 mm<br />

11 Beleuchtung für<br />

Werbeschild<br />

12 <strong>Stahl</strong>blechabdeckung,<br />

lackiert, RAL 9006<br />

13 U-Profil, 160 mm<br />

14 <strong>Stahl</strong>träger, 2x U-Profil<br />

15 Trapezprofil im Gefälle mit<br />

Antidröhnbeschichtung<br />

16 VSG-Glas<br />

17 Regenrinne, geschweißtes<br />

U-Profil<br />

18 <strong>Stahl</strong>laschen, verzinkt,<br />

als Halterung für Vordach<br />

und Glas über L-Profil<br />

19 Kassetten-Wandaufbau<br />

von innen nach außen:<br />

» <strong>Stahl</strong>kassettenprofil<br />

160/600 mm<br />

» Wärmedämmung, mine-<br />

ral., 140 mm, WLG 035,<br />

eingelegt in <strong>Stahl</strong>kassette<br />

» Folie (Dampfsperre)<br />

» Unterkonstruktion<br />

» Trapezprofilverkleidung<br />

20 Quadrathohlprofil, Trag-<br />

konstruktion der Fassade<br />

21 Vorderkante <strong>Stahl</strong>stütze<br />

Die Wirtschaftlichkeit des Projekts hatte für die<br />

<strong>In</strong>vestoren oberste Priorität, und so wurde das<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet Wolfsburg bei moderaten Kosten<br />

in nur zehn Monaten fertig gestellt.<br />

Das Ensemble besticht durch ein so einfaches<br />

wie originelles architektonisches Konzept. Die Ellipsenbauten<br />

sind das Wahrzeichen des Centers.<br />

Die umgebenden Ladenzeilen verstärken deren<br />

Wirkung durch ihren betont schlichten, seriellen<br />

Charakter. Das bestimmende Thema der Anlage<br />

ist die Schönheit der einfachen, klaren Form,<br />

die mit einer ebenso klaren Konstruktion in<br />

<strong>Stahl</strong> verwirklicht wurde. Deren zurückhaltende<br />

Ästhetik steht im Kontrast zu den verlockenden<br />

Angeboten in den Geschäften.<br />

Dem Bauherrn ist die <strong>In</strong>vestition in den funktional<br />

nicht notwendigen, für die Gesamtwirkung<br />

des Ensembles jedoch maßgeblichen Dachschirm<br />

hoch anzurechnen. Es ist dieser architektonische<br />

Kunstgriff, der die neue Wolfsburger Mall<br />

11 12 13 14 15 16<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

17<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

6<br />

5<br />

2,5 % Gefälle<br />

4<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

3<br />

2<br />

1<br />

6,35<br />

2,67<br />

Oben: Schnitt<br />

durch die<br />

Fassade einer<br />

Ladenzeile mit<br />

Unit-Stores<br />

Unten: Szene im<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-<br />

Center Wolfsburg<br />

19


Linke Seite:<br />

Schnitt durch<br />

das gewölbte<br />

Flugdach<br />

Rechte Seite<br />

oben: Ausblick<br />

vom Hauptdach<br />

des östlichen<br />

Ellipsenbaus<br />

20<br />

Radius Untergurt 11,18 m<br />

Rechte Seite<br />

unten: Übergang<br />

vom Hauptdach<br />

in die Fassade<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Wolfsburg<br />

2<br />

1 Obergurt, IPE 220<br />

2 Untergurt, HEA 140<br />

3 <strong>Stahl</strong>blech,<br />

lackiert, RAL 9006<br />

4 Unterkonstruktion der<br />

<strong>Stahl</strong>verkleidung zweiach-<br />

sig gebogen, Kastenprofil<br />

3<br />

markant abhebt von der häufig anzutreffenden<br />

Minimal-Architektur von Einkaufszentren, der jeder<br />

Erlebniswert fehlt. Sie kann sich sehen lassen<br />

in der Nachbarschaft von Bauten der Architekten<br />

Alvar Aalto oder Zaha Hadid. Hier manifestiert<br />

sich der Trend, dass auch alltägliche Handels-<br />

bzw. „Kommerzarchitektur“ heute zu Recht<br />

nach einem anspruchsvollen architektonischen<br />

Erscheinungsbild verlangt.<br />

1<br />

5 Randaussteifung<br />

des Daches<br />

11<br />

Gefälle ca. 2 % OK <strong>Stahl</strong>konstr. + 11,29<br />

6 <strong>Stahl</strong>blech, angeschweißt,<br />

Haltekonstruktion für den<br />

Attika-Abschluss<br />

7 Dachrandabdeckung,<br />

4<br />

<strong>Stahl</strong>, lackiert, RAL 9006<br />

5<br />

8 Abschlusswinkel<br />

Trapezprofil<br />

9 Flachstahl, gebogen, gibt die<br />

Rundung der Dachkante vor<br />

10 Attika-Abkantung,<br />

ermöglicht schlank<br />

zulaufende Dachkante<br />

Baudaten<br />

6<br />

11 <strong>Stahl</strong>trapezprofil<br />

als Wasserablauf<br />

Bauherr und Planungsbeteiligte<br />

» Bauherr: Outlet Centers <strong>In</strong>ternational UK<br />

Ltd. (OCI), London<br />

» Architekt: Graf & Graf Architekten GmbH,<br />

Montabaur; Gerd Graf<br />

» Bauüberwachung: Schweitzer GmbH,<br />

Pirmasens<br />

» Tragwerksplanung: Ruffert & Partner <strong>In</strong>genieurgesellschaft<br />

mbH, Limburg<br />

» <strong>Stahl</strong>bau: Fa. Hundeshagen, Leinefelde/<br />

Braun <strong>In</strong>genieure, Montabaur<br />

» Bauzeit: Oktober 2006 bis Dezember 2007<br />

7<br />

10<br />

8<br />

9


1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Gefälle 3 %<br />

Neigung der Fassade: 9,6 Grad<br />

+6,93<br />

Markanter Auftritt edler Marken<br />

+7,50<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

1 Dachbinder, IPE 550<br />

2 <strong>Stahl</strong>trapezprofil<br />

3 Querträger, IPE 300<br />

4 Dampfsperre<br />

5 Wärmedämmung, 160 mm<br />

6 Abdichtung<br />

7 Halteblech<br />

8 Blechabdeckung Attika<br />

9 Riegel der Pfosten-Riegel-Fassade,<br />

gebogenes Metallprofil<br />

10 Blechwinkel mit optischer Funktion<br />

11 Fassadenbefestigung, Flachstahl, ver-<br />

schweißt, Verbindung Pfosten der Pfosten-<br />

Riegel-Fassade mit <strong>Stahl</strong>profil<br />

12 <strong>Stahl</strong>lasche, mit IPE 300 verschweißt und<br />

mit Schrägstütze verschraubt<br />

13 Pfosten der Pfosten-Riegel-Fassade<br />

14 Fassadenpfosten, IPE 240<br />

21


22<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Zweibrücken


Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

23


Vorherige Seite:<br />

Hauptzugang<br />

zum <strong>Designer</strong>-<br />

Outlet-Center<br />

Zweibrücken<br />

Anker-Geschäft<br />

in Zweibrücken.<br />

Die Fassade<br />

besteht aus<br />

<strong>Stahl</strong>, Glas, Faserzement<br />

und<br />

Holzpaneelen.<br />

24<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Zweibrücken<br />

Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

Das erste <strong>Designer</strong>-Outlet Deutschlands steht in Zweibrücken –<br />

und wurde 2008 zum dritten Mal erweitert<br />

Als das Unternehmen Outlet Centers <strong>In</strong>ternational<br />

(OCI) im März 2001 in Zweibrücken<br />

unter dem Namen „die <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong>“ seinen<br />

ersten deutschen Standort eröffnete, war der<br />

Outlet-Handel noch eine ziemlich neue Vermarktungsform.<br />

Die Idee, eine große Zahl zugkräftiger<br />

Marken unter einem Dach zu versammeln, hatte<br />

aber in Deutschland bis dahin kein Vorbild.<br />

Niemand konnte garantieren, dass im ländlichen<br />

Zweibrücken genügend Käuferpotential<br />

vorhanden sein würde. Für den Betreiber OCI<br />

wurde der Standort entgegen aller Skepsis eine<br />

glanzvolle Erfolgsgeschichte. Nach der Eröffnung<br />

im Jahre 2001 besuchten jährlich mehr Menschen<br />

das Center, so dass es sich seitdem fast un-<br />

unterbrochen im Ausbau befindet: Nach der ersten<br />

Erweiterung im Jahr 2006 war Zweibrücken<br />

mit 75 Geschäften und 15.200 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche schon das größte <strong>Designer</strong>-Outlet<br />

Deutschlands. Im Sommer 2008 wird die dritte<br />

Erweiterung auf nun 101 Shops abgeschlossen<br />

sein. Mit rund 1,6 Millionen Besuchern (2007)<br />

macht die Design-Mall Zweibrücken zum Anlaufpunkt<br />

modebewusster Käufer aus dem gesamten<br />

Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und<br />

Luxemburg.<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Die Geschäfte des Centers sind nicht als geschlossene<br />

Mall, sondern in der Art eines städti-


schen Baublocks angeordnet. Drei Fußgängerzonen<br />

erschließen das Gelände. Sie führen jeweils<br />

bis zu einem kleinen Platz, an dem weitere Gassen<br />

abzweigen und die Mall ringförmig erschließen.<br />

Wie später auch beim Center in Wolfsburg<br />

beauftragte man mit der Planung das Architekturbüro<br />

Graf & Graf. <strong>In</strong>nenhöfe an den Rückseiten<br />

der Ladenzeilen dienen der Warenanlieferung<br />

und als Feuerwehrzufahrt. Mit Ausnahme von drei<br />

Gebäuden sind alle Bauten eingeschossig. Jedoch<br />

führen Deckenhöhen zwischen 5 und 9 Metern<br />

zu einer stattlichen architektonischen Wirkung.<br />

Es gibt drei Ladentypen, die sich in ihrer Größe<br />

frei variieren lassen. Der zahlenmäßig häufigste<br />

Typ ist mit rund 60 Einheiten der so genannte<br />

Unit-Store. Die so genannten Anchor-Stores<br />

(Anker-Läden) sind gedacht als Besuchermagnet<br />

und städtebaulicher Akzent. Daher situierte man<br />

sie an den Eingängen des Centers und an den<br />

beiden Plätzen. Schon ihre markante Dachkon-<br />

Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

struktion macht sie zum Blickfang und gibt den<br />

Mall-Straßen einen visuellen Endpunkt.<br />

Die architektonische Wirkung der Gebäude<br />

entwickelt sich unmittelbar aus ihrer Konstruktion<br />

– teils streng orthogonal, wie an den<br />

rechteckigen, von <strong>Stahl</strong>profilen gegliederten Fassadenfeldern<br />

der Ladenzeilen, teils als elegante<br />

Geste wie an den schwungvoll hinabgewölbten<br />

Dächern jener Anker-Läden, die die zwei Zugänge<br />

zur Einkaufsmall flankieren. Dabei fällt auf, dass<br />

diesem unverwechselbaren Erscheinungsbild ein<br />

in Relation zur repräsentativen Wirkung durchaus<br />

moderater Kostenaufwand gegenübersteht.<br />

Qualitätsvolle Architektur ist bei effizienter Bauweise<br />

also keineswegs unbezahlbar.<br />

Die Ladenzeilen (Unit-Stores)<br />

Die Unit-Stores, die als einheitlich gestaltete<br />

Ladenzeilen die Mall-Straßen säumen, bilden in<br />

ihrer schlichten Gestalt einen neutralen Rahmen<br />

Anker-Geschäft<br />

mit gehobener<br />

Herrenmode<br />

25


Links:<br />

Fassade im<br />

Raster-Look:<br />

Holzpaneele<br />

zwischen<br />

Rahmenprofilen<br />

Rechts:<br />

Läden in gestaffelter<br />

Anordnung<br />

(Unit-Stores)<br />

26<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Zweibrücken<br />

für die Präsentation der jeweiligen Marken. Das<br />

konstruktive Gerüst ihrer Fassade besteht aus<br />

einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit dahinter<br />

liegenden <strong>Stahl</strong>profilen. Diese Fassaden sind einheitlich<br />

7 Meter hoch und 9 Meter breit.<br />

Die Pfostenprofile dienen der Aussteifung<br />

und sind an ihrem Kopfpunkt mit der Primärkonstruktion<br />

verbunden. Oberhalb der Vordächer<br />

besteht die Fassade aus einem Raster von<br />

<strong>Stahl</strong>profilen, die man mit einer hölzernen Verblendung<br />

ausstattete. Dahinter befinden sich<br />

<strong>Stahl</strong>-Kassetten-Wände mit integrierter Wärmedämmung.<br />

<strong>In</strong> der hier gewählten Kombination<br />

von Bauteilen aus <strong>Stahl</strong> mit hölzernen Paneelflächen<br />

und Faserzementplatten gewinnt die<br />

industrielle Bauweise eine repräsentative Eleganz.<br />

Die honigfarben lackierten Holzlatten der<br />

Verkleidung kommen erst im Kontrast zu den<br />

anthrazitfarbenen Profilen und <strong>Stahl</strong>stützen voll<br />

zur Wirkung.<br />

Das zur Fußgängerstraße hin orientierte,<br />

gekrümmte Dach ruht auf gebogenen IPE-Trägern.<br />

Darüber spannt sich ein Trapezprofil. Die<br />

Dachträger liegen an der Schauseite auf Fachwerkrahmen,<br />

die zugleich die Queraussteifung<br />

übernehmen.<br />

Die Rückfassaden der Läden bestehen aus<br />

Porenbetonelementen, die von einem dahinter<br />

liegenden Raster aus <strong>Stahl</strong>trägern gehalten werden.<br />

Auch in Zweibrücken trennt man die einzelnen<br />

Ladeneinheiten mit Ständerwänden in<br />

Trockenbauweise.<br />

Die Anker-Stores<br />

Die Anker-Stores, also die großen Geschäfte<br />

an den Eckpunkten der Ladenstraßen, sind zwei-<br />

bis dreimal größer als die Unit-Stores. Die Architekten<br />

hoben sie entsprechend der den „Ankern“<br />

zugedachten Rolle als Publikumsmagneten gestalterisch<br />

klar hervor.


1 Zweiflügelige Ladentür,<br />

nach außen öffnend<br />

2 Pfosten-Riegel-Konstruktion,<br />

Profilbreite = 60 mm<br />

3 <strong>Stahl</strong>trapezprofil<br />

( 2 /3 der Vordachfläche)<br />

4 Glasabschnitt<br />

( 1 /3 der Vordachfläche)<br />

Mit ihrer gewölbten Fassade folgen sie zwar<br />

einem typologischen Grundprinzip, unterscheiden<br />

sich in Grundriss und Gestalt jedoch erheblich.<br />

Bei den Geschäften rund um den kreisförmigen<br />

Platz in der Nordwestecke des Centers ist die<br />

Fassade konkav nach innen gewölbt, während die<br />

Architekten bei allen anderen Anker-Stores den<br />

Eingang und damit auch das jeweilige Markenlogo<br />

durch eine konvex nach außen gewölbte<br />

Rundung hervorheben.<br />

Ein Blickfang sind die vom Hochpunkt eines<br />

Pultdachs herabgebogenen Dächer am Eingang<br />

zum Center. Diese unkonventionelle Dachform<br />

lässt an einen Adlerkopf denken – und wirkt<br />

trotzdem ganz und gar einladend. Die leicht<br />

gekippte Rundstütze auf der diese geschweifte<br />

Dachzunge ruht, unterstreicht die Geste der Öffnung<br />

in Richtung Parkplatz und Center-Zufahrt.<br />

An den Fassaden ist neben dem souverän<br />

gelösten Dachabschluss die Rasterstruktur aus<br />

Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

5 Fläche für Reklametafeln<br />

6 Holzverkleidung,<br />

Paneele<br />

7 Regenrinne<br />

8 Dach, gewölbtes <strong>Stahl</strong>-<br />

trapezprofil<br />

Holz und rechtwinkligen <strong>Stahl</strong>profilen hervorzuheben.<br />

Die Kreuzungspunkte der Profile führen<br />

zu einer angenehm beiläufigen Gliederung<br />

der Fassade.<br />

Wer im <strong>In</strong>neren den Blick auf die Decke richtet,<br />

erblickt das den Verkaufsraum überspannende<br />

<strong>Stahl</strong>fachwerk. Es ist weitgehend freitragend<br />

ausgebildet: Ein Fachwerkträger verläuft diagonal<br />

zur rechteckigen Grundfläche bis über den<br />

Haupteingang. Ausgehend von diesem Hauptträger<br />

verzweigt sich ein Raster von Fachwerkträgern,<br />

also Querpfetten als unterspannte Träger.<br />

Darüber verlaufen je nach Dachgeometrie Längspfetten<br />

in Gestalt von IPE-Profilen. Über ihnen<br />

spannen sich die quer zur Dachneigung montierten<br />

<strong>Stahl</strong>trapezprofile.<br />

Die Pfosten-Riegel-Konstruktion der Fassade<br />

wird durch HEA-<strong>Stahl</strong>profile der Primärkonstruktion<br />

gehalten. Um Geschäfte später ohne großen<br />

Aufwand erweitern zu können, sah man für die<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Fassadenansicht<br />

der gestaffelten<br />

Läden<br />

27


28<br />

8<br />

9<br />

10<br />

12<br />

13<br />

14<br />

+ 5,94 7<br />

UK <strong>Stahl</strong><br />

Schnitt durch<br />

Dachaufbau und<br />

Fassade eines<br />

Unit-Stores<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Zweibrücken<br />

7<br />

11<br />

6<br />

5<br />

6,12<br />

Trennwände zwischen Anker- und Unit-Stores<br />

generell nicht tragendes Ausfachungsmauerwerk<br />

vor, so dass Wände bis zur Höhe von 3 Metern<br />

leicht entfernt werden können. Der schon erwähnte<br />

Fachwerkrahmen stellt in diesen Achsen<br />

die Abtragung der Vertikallasten sicher.<br />

Modern, effizient und vielseitig<br />

Neben den Fassaden aus <strong>Stahl</strong>, Holz und Eternitplatten<br />

bilden die 3 Meter auskragenden Vordächer<br />

der Läden ein für die Besucher der Mall<br />

omnipräsentes Motiv. Um jede Uniformität zu<br />

vermeiden, entwickelten die Architekten abhängig<br />

vom Ladentypus drei unterschiedliche Arten<br />

von Vordächern – teils gläsern-filigran, teils aus<br />

Trapezblechen, teils als feingliedriges Faltdach,<br />

das auf schlanken Stützen steht.<br />

Die Gassen weiten und verengen sich und<br />

werden von kleinen Plätzen unterbrochen. Diese<br />

Plätze, das wechselnde Pflaster und die leicht<br />

4<br />

3<br />

1,14 24<br />

24<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

2<br />

1 Dachbinder, gebogen,<br />

IPE 400<br />

2 Dampfsperre<br />

3 Wärmedämmung Dach,<br />

100 mm<br />

1<br />

4 Sickenfüller<br />

5 Z-Profil, Unterkonstruktion<br />

für Deckschale <strong>Stahl</strong>tra-<br />

pezprofil<br />

6 Tragschale<br />

Trapezprofil TU40<br />

7 Gekantete <strong>Stahl</strong>blechver-<br />

kleidung<br />

8 Einlaufblech<br />

9 Abschluss Dachkante,<br />

gekantetes Zinkblech<br />

10 Regenrinne<br />

11 Kragträger HEA 180,<br />

über Kopfplatte mit Dach-<br />

träger verbunden<br />

12 Regenfallrohr, Zink,<br />

DN100<br />

13 Abdeckblech als Abdich-<br />

tung über der Glasscheibe<br />

14 Rasterfassade,<br />

C-Profil, H = 240 mm<br />

15 Verkleidung des<br />

Fachwerks, GK-Platten<br />

16 Primäre Tragkonstruktion,<br />

Stütze, HEA 200,<br />

im Raster 9,0 m<br />

17 Wärmedämmung zwi-<br />

schen den <strong>Stahl</strong>kassetten<br />

18 Windbremse<br />

19 Holzpaneel<br />

20 Holzlattung, Unterkon-<br />

struktion für Holzpaneele<br />

21 Obergurt, U180<br />

gegeneinander versetzt gereihten Ladenzeilen<br />

geben den Eindruck einer gewachsenen Stadt –<br />

gegenüber konventionellen Einkaufszentren wirken<br />

„die designer-outlets“ in Zweibrücken ausgesprochen<br />

urban. Auf den Straßen und Plätzen des<br />

Centers hält man sich einfach gerne auf.<br />

<strong>In</strong> Zweibrücken wird anschaulich demonstriert,<br />

wie vielseitig sich Bauelemente aus <strong>Stahl</strong><br />

mit anderen Baustoffen wie Holz, Faserzement<br />

und Glas kombinieren lassen. Dabei reicht das<br />

Spektrum von klassischen <strong>In</strong>dustriebau-Lösungen<br />

wie Tragwerken aus <strong>Stahl</strong>stützen und -riegeln bis<br />

hin zu konstruktiv anspruchsvollen Fachwerkträgern<br />

für die Dächer sowie Pfosten-Riegel-Konstruktionen<br />

für die attraktiven Glasfassaden.


Baudaten<br />

Bauherr und Planungsbeteiligte<br />

» Bauherr: Outlet Centers <strong>In</strong>ternational UK<br />

Ltd. (OCI), London<br />

» Architekt: Graf & Graf Architekten GmbH,<br />

Montabaur; Gerd Graf<br />

» Bauüberwachung: Schweitzer GmbH,<br />

Pirmasens; Streuber Architekten,<br />

Saarbrücken<br />

» Tragwerksplanung: Ruffert & Partner <strong>In</strong>genieurgesellschaft<br />

mbH, Limburg<br />

» <strong>Stahl</strong>bau: Goldbeckbau GmbH<br />

» Bauzeit: 2001 (1. Bauabschnitt),<br />

2006 (2. Bauabschnitt), 2008 (3. Bauabschnitt)<br />

6<br />

5<br />

1 Diagonalträger<br />

Untergurt, IPE 220,<br />

Obergurt, IPE 220,<br />

Diagonalen, Quadrat-<br />

hohlprofil 140/10 und<br />

Quadrathohlprofil 80/4<br />

2 a Dachbinder, IPE 400<br />

2 b Fachwerkbinder<br />

Untergurt, HEA 180<br />

Obergurt, HEA 200<br />

Diagonalen, Quadrathohl-<br />

profil 120/5<br />

3 Unterspannter Träger,<br />

HEA 160,<br />

Unterspannung, Quadrat-<br />

hohlprofil 100/6<br />

4<br />

Rasantes Wachstum im Dreiländereck<br />

4 Dachverbände,<br />

Rundstahl 18 mm<br />

5 Stützen, HEB 300<br />

6 Vordachkonstruktion,<br />

<strong>Stahl</strong>fachwerk, zusam-<br />

mengeschweißt aus<br />

verschiedenen Quadrat-<br />

hohlprofilen<br />

2 b<br />

3<br />

2 a<br />

1<br />

Links oben:<br />

<strong>Stahl</strong>fachwerk<br />

eines Anker-<br />

Geschäfts im<br />

Detail<br />

Links unten:<br />

Dachuntersicht<br />

in einem Anker-<br />

Geschäft<br />

Rechts:<br />

Axonometrie der<br />

Dachkonstruktion<br />

eines Anker-<br />

Geschäfts<br />

29


30<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond


Einkaufsbummel in der Historie<br />

31


Vorherige Seite:<br />

Szenerie im<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-<br />

Center Roermond<br />

32<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond<br />

Einkaufsbummel in der Historie<br />

Schlösser und Gutshäuser der Provinz Limburg standen Pate für die Architektur<br />

des <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> Roermond<br />

Urlaub in einem malerischen niederländischen<br />

Städtchen machen und zugleich gut und<br />

günstig einkaufen? Im <strong>Designer</strong>-Outlet Roermond<br />

verbinden sich diese Wünsche wie von selbst.<br />

Der Centerbetreiber, die amerikanisch-britische<br />

McArthurGlen-Gruppe, hat es sich zum Prinzip<br />

gemacht, seine Projekte im Stil der jeweiligen<br />

Region zu gestalten. Daher sind die Gebäude des<br />

<strong>Designer</strong> Villages ganz der Bautradition der Provinz<br />

Limburg verpflichtet. Das <strong>Designer</strong> Village<br />

befindet sich unweit der Roermonder Altstadt auf<br />

dem Gelände einer ehemaligen Kaserne.<br />

Einige denkmalgeschützte Kasernengebäude<br />

integrierten die Architekten des Roermonder<br />

Architekturbüros Kern nahtlos in das Ensemble<br />

des Outlet-Centers. Dank ihrer planerischen<br />

Sorgfalt und Phantasie taucht der Besucher ein<br />

in die täuschend echte Kulisse eines alten limburger<br />

Städtchens mit seinen Ziegelfassaden,<br />

kleinen Plätzen, Torwegen und Stufengiebeln.<br />

Eigentlich blickt er aber auf moderne <strong>Stahl</strong>bauten:<br />

Das konstruktive Gerüst der Gebäude besteht<br />

vollständig aus von außen nicht sichtbaren<br />

<strong>Stahl</strong>profilen.<br />

Bilderbuchstadt aus <strong>Stahl</strong>profilen<br />

Nach Fertigstellung eines zweiten Bauabschnitts<br />

im Jahr 2005 umfasst die Verkaufsfläche<br />

des 2001 eröffneten Centers heute knapp<br />

28.000 Quadratmeter. Mit ihren 100 Geschäften


esitzt die Mall inzwischen die Dimensionen einer<br />

tatsächlichen Kleinstadt.<br />

Mehr als 2,9 Millionen Menschen besuchen<br />

jedes Jahr die Ladenstadt. Fast zwei Drittel von<br />

ihnen kommen aus dem Ballungsraum Köln-Düsseldorf<br />

und dem Ruhrgebiet. An den Wochenenden<br />

erlebt Roermond häufig einen regelrechten<br />

Besucheransturm.<br />

Am Anfang dachten die Architekten an eine<br />

auf wenige Varianten beschränkte Kulissenarchitektur.<br />

Den projektverantwortlichen Architekten<br />

Henk Wolters und Rob van Leuven lag jedoch daran,<br />

das Konzept der historischen Haustypen immer<br />

weiter zu verfeinern. Deshalb beschäftigten<br />

sie sich intensiv mit der Frage, wie sich Motive<br />

der limburgischen Bautradition bestmöglich auf<br />

die Struktur des Centers übertragen lassen – am<br />

Ende sollte das Konzept auch die städtebauliche<br />

Gestaltungskommission der Region begeistern,<br />

die ein solches Projekt befürworten muss.<br />

Einkaufsbummel in der Historie<br />

Neben Stadthäusern ließen sich die Architekten<br />

vor allem von Gutshöfen und Schlössern<br />

der Provinz Limburg inspirieren. Sie fotografierten<br />

die verwendeten Ziegel, die Farben von Dächern<br />

und Fassaden, die Tore und Giebelformen<br />

zahlreicher historischer Anlagen und wählten<br />

schließlich geeignete Vorbilder und Bauformen<br />

aus – so verwendete man zum Beispiel acht unterschiedliche<br />

Fensterformate.<br />

Variationsreiches Baukastensystem<br />

Die einzige feste Vorgabe war neben der<br />

Schaufensterzone der Grundraster der <strong>Stahl</strong>stützen<br />

von 7,5 auf 7,5 Metern. Folglich weist auch<br />

die kleinste Ladeneinheit diese Maße auf. Ähnlich<br />

einem Baukastensystem erlauben diese konstruktiven<br />

Vorgaben nahezu beliebig viele Variationen:<br />

Zwischen einer und fünf Querachsen fasste man<br />

zusammen, wodurch eine abwechslungsreiche<br />

Folge großer und kleiner Häuser entstand. So<br />

Abfolge der<br />

Haus- und<br />

Fassadentypen<br />

für eine der<br />

drei Straßen im<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-<br />

Center Roermond<br />

33


Die Häuser der<br />

Roermonder<br />

Ladenstadt in<br />

der Bauphase<br />

34<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond<br />

präsentiert sich ein großer Herrenausstatter mit<br />

seiner 37 Meter breiten Front als repräsentatives<br />

Stadtpalais.<br />

Um die Häuser noch vorbildgetreuer gestalten<br />

zu können, vergrößerte man im zweiten Bauabschnitt<br />

einfach die Querschnitte der stählernen<br />

Unterkonstruktion. Dadurch konnten die Dächer<br />

mit Schiefer und auch mit Dachpfannen aus Ton<br />

gedeckt werden. Neben Ziegeln und Putz sieht<br />

man im jüngsten Bauabschnitt auch viel Sandstein<br />

und Granit. Dadurch gewinnen die Fassaden<br />

mehr Tiefe und Detailreichtum und lassen sich<br />

weitgehend unabhängig vom dahinter liegenden<br />

Tragwerk gestalten. Dieses besteht aus erstaunlich<br />

schlanken warmgewalzten <strong>Stahl</strong>profilen.<br />

Das <strong>Stahl</strong>-Tragwerk der Gebäude besteht<br />

vollständig aus flexibel kombinierbaren Systembauteilen,<br />

deren maßgenaue Herstellung nach<br />

den Vorgaben der Architekten das Unternehmen<br />

Sonnastaal Eindhoven übernahm. Den Grund-<br />

1 Hauptstütze, HEB 240<br />

2 Fassadenstütze, HEA 140,<br />

Unterkonstruktion für Sandwichelemente<br />

3 Fassadenträger, HEA 180<br />

4 Vertikaler Windverband (Flachstahl), 80 x 10 mm<br />

5 Deckenträger, IPE 270<br />

6 Randträger, HEA 200<br />

7 Hauptträger Dachfirst, IPE 240<br />

8 Dachträger, IPE 270<br />

9 Firstträger, HEA 180<br />

10 Hauptträger Geschossdecke, HEA 360<br />

11 <strong>Stahl</strong>sparren, HEA 180<br />

stock des Systems bilden Standardprofile in unterschiedlichen<br />

Abmessungen. Der Montageaufwand<br />

war denkbar gering, denn die entsprechend den<br />

Plänen vorgefertigten Trägerprofile und Streben<br />

wurden in der Reihenfolge ihrer Verwendung zur<br />

Baustelle transportiert und dort an den vorgesehenen<br />

Stellen mit der Konstruktion verschraubt.<br />

Durch diese Just-in-time Bauweise dauerte die<br />

Errichtung der Tragwerke selten länger als zwei<br />

oder drei Tage.<br />

Offenbar schätzen viele Mieter die konstruktive<br />

Ästhetik der <strong>Stahl</strong>konstruktion, weshalb sie<br />

die in den Shops sichtbaren Stützen und Träger<br />

unverkleidet beließen.<br />

Zügig und einfach montiert<br />

Die Fassaden der Stadthäuser bestehen entweder<br />

aus verputzten Leichtbetonsteinen oder<br />

sind Stein auf Stein gemauert. Die Architekten<br />

entwickelten gemeinsam mit den <strong>Stahl</strong>bauern<br />

9<br />

10


11<br />

1 2<br />

16 unterschiedliche Grundkonstruktionen, die<br />

mit insgesamt 31 verschiedenen Fassaden versehen<br />

werden können. Jeder Haustyp kann also mit<br />

nahezu zwei unterschiedlichen Fassaden ausgestattet<br />

werden. So ließen sich mit einem überschaubaren<br />

Repertoire von Bauelementen Häuser<br />

mit ganz unterschiedlichen Gesichtern und<br />

Charakteren entwerfen. Ihre Fassaden sind durch<br />

Blechanker mit den Pfosten der Tragkonstruktion<br />

verbunden. Hinter dieser dünnen, nicht tragenden<br />

Sichtfassade befindet sich ein konstruktives<br />

Ständerwerk aus <strong>Stahl</strong>-Leichtbau-Elementen.<br />

Diese kalt geformten Leichtprofile nehmen die<br />

wandbildenden Gipskartonplatten sowie die<br />

Wärmedämmung auf.<br />

Wie in anderen <strong>Designer</strong>-<strong>Outlets</strong> sind nahezu<br />

alle Gebäude eingeschossig. Ihre Decken bestehen<br />

aus farbig beschichteten Trapezprofilen. Diese<br />

tragen wesentlich zur Aussteifung der Gebäude<br />

bei und bilden den horizontalen Schubverband.<br />

3<br />

4<br />

8<br />

Einkaufsbummel in der Historie<br />

5<br />

7<br />

Einige Mieter ließen sich das erste Obergeschoss<br />

ausbauen, um es als Büro, Lagerfläche oder zusätzlichen<br />

Verkaufsraum zu nutzen.<br />

Vertikale Auskreuzungen waren lediglich an<br />

den Rückwänden der Häuser erforderlich. <strong>In</strong> den<br />

Verkaufsbereichen konnte auf sie verzichtet werden,<br />

was beliebig aufteilbare, stützenfreie Flächen<br />

entstehen ließ. Zur Unterteilung der Ladeneinheiten<br />

verwendete man leichte, von dünnwandigen<br />

<strong>Stahl</strong>profilen stabilisierte Trennwandsysteme. Sie<br />

können bei Bedarf mit geringem Aufwand umgesetzt<br />

werden.<br />

Die nicht sichtbaren, unverglasten Fassadenflächen<br />

an den Rückwänden und den hinteren<br />

Seitenwänden bestehen aus hoch gedämmten<br />

<strong>Stahl</strong>-Sandwichelementen.<br />

Jede Querachse des Gebäuderasters besitzt<br />

eigene Versorgungsanschlüsse, die sich unabhängig<br />

nutzen lassen. Dadurch ist es möglich, die Geschäfte<br />

im Fall eines Mieterwechsels oder einer<br />

6<br />

5<br />

Das konstruktive<br />

Gerüst einer<br />

zweigeschossigenHäusergruppe<br />

in der<br />

axonometrischen<br />

Ansicht<br />

35


Links:<br />

Eckhaus mit<br />

Turm in der<br />

Bauphase<br />

Rechts: Schnitt<br />

durch die<br />

Traufkante eines<br />

Satteldachs<br />

36<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond<br />

Erweiterung der Handelsfläche neu aufzuteilen.<br />

Einheiten von höchstens 2.000 Quadratmetern<br />

wurden nach Abstimmungen mit der Roermonder<br />

Feuerwehr zu Brandabschnitten zusammengefasst,<br />

jeweils getrennt durch eine massive Wand,<br />

die die geforderte Feuerfestigkeit von 60 Minuten<br />

gewährleistet. Dadurch konnten die <strong>Stahl</strong>profile<br />

unverkleidet belassen und die andernfalls entstandenen<br />

Ausbaukosten eingespart werden.<br />

Faszinierend sind die hier demonstrierten<br />

Möglichkeiten der <strong>Stahl</strong>bautechnik – sie zeigen,<br />

wie mühelos unterschiedlichste Fassaden und<br />

Dachformen, Türme und Gauben ohne großen<br />

Aufwand und bei moderaten Baukosten mit Hilfe<br />

einer <strong>Stahl</strong>konstruktion nachempfunden werden<br />

können.<br />

1<br />

2<br />

+7.42 5<br />

1 Profilierte Holzlatte<br />

2 Regenrinne, Zinkblech<br />

mit Holzverkleidung<br />

3 Holzblock<br />

4 <strong>Stahl</strong>profil, unterstützt<br />

Regenrinne<br />

+7.32 5<br />

3 4<br />

Baudaten<br />

5<br />

5 Gesimsprofil<br />

6 Träger, HEA 180<br />

7 Deckenträger, HEA 360<br />

8 Dachträger, IPE 180<br />

9 <strong>Stahl</strong>sparren,<br />

IPE 270<br />

8 9<br />

6 7<br />

Bauherr und Planungsbeteiligte<br />

» Bauherr: McArthurGlen UK Ltd., London<br />

» Architekt: Kernarchitecten BV, Roermond,<br />

Henk Wolters, Rob van Leuven<br />

» Bauüberwachung: Kernarchitecten BV,<br />

Roermond, Gijs Klerken<br />

»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

Generalbauunternehmen:<br />

NV Strabag Benelux SA, Antwerpen<br />

Tragwerksplanung:<br />

1. Bauabschnitt: Partners & van Putten,<br />

Brielle<br />

2. Bauabschnitt: <strong>In</strong>genieursbureau IMd,<br />

Rotterdam


»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

1 Querträger, HEA 360<br />

2 Deckenaufbau:<br />

» Wärmedämmung<br />

» <strong>Stahl</strong>trapezprofil<br />

3 Randträger, HEA 180<br />

4 Stütze, HEA 180<br />

1 2<br />

<strong>Stahl</strong>bau:<br />

1. Bauabschnitt: Staalbouw Eindhoven BV<br />

2. Bauabschnitt: Sonnastaal Eindhoven BV<br />

Bauzeit: 2001 (1. Bauabschnitt),<br />

2004–2005 (2. Bauabschnitt)<br />

Bildnachweis<br />

» Titelfoto: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 3: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 4/5: Maximilian Meisse<br />

» Seite 6/7: <strong>Designer</strong>-Outlet Zweibrücken<br />

(OCI)<br />

» Seite 7 oben: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 7 unten: <strong>Designer</strong>-Outlet Zweibrücken<br />

(OCI)<br />

» Seite 8–11:<br />

ECE Projektmanagement GmbH<br />

» Seite 12/13: Maximilian Meisse<br />

4<br />

3<br />

Einkaufsbummel in der Historie<br />

» Seite 14/15: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 16: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 17: Maximilian Meisse<br />

» Seite 18: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 19: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 21: Maximilian Meisse<br />

» Seite 22/23: <strong>Designer</strong>-Outlet-Center<br />

Zweibrücken (OCI)<br />

» Seite 24: Maximilian Meisse<br />

» Seite 25: Maximilian Meisse<br />

» Seite 26: Maximilian Meisse<br />

» Seite 29: Frank Peter Jäger<br />

» Seite 30/31: <strong>Designer</strong>-Outlet-Center<br />

Roermond (McArthurGlen)<br />

» Seite 34: James van Leuven<br />

» Seite 36: James van Leuven<br />

» Seite 37: James van Leuven<br />

» Seite 38/39: James van Leuven<br />

Links:<br />

Eckausbildung<br />

zwischen Wand<br />

und Fassade<br />

Rechts: Eckhaus<br />

mit Turm im<br />

fertig gestellten<br />

Zustand<br />

37


38<br />

<strong>Designer</strong>-Outlet-Center Roermond


Einkaufsbummel in der Historie<br />

39


<strong>Stahl</strong>-Zentrum<br />

<strong>Stahl</strong>-<strong>In</strong>formations-Zentrum<br />

Postfach 104842<br />

40039 Düsseldorf<br />

E-Mail: siz@stahl-info.de<br />

<strong>In</strong>ternet: www.stahl-info.de

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