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Feynmans Lebens- und Naturphilosophie

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<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Naturphilosophie</strong><br />

Leben <strong>und</strong> Wirken <strong>Feynmans</strong> unter sozialen<br />

<strong>und</strong> philosophischen Gesichtspunkten<br />

4. Juli 2006<br />

Fabian Schwarz


Gliederung<br />

A) Untersuchung der Einstellungen <strong>und</strong> Wesenszüge <strong>Feynmans</strong><br />

1. <strong>Feynmans</strong> Einstellungen <strong>und</strong> Überzeugungen<br />

2. Entwicklung seines Charakters<br />

3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

B) Gr<strong>und</strong>züge der Philosophie der Physik <strong>und</strong> Einordnung<br />

<strong>Feynmans</strong><br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


1. <strong>Feynmans</strong> Einstellungen <strong>und</strong> Überzeugungen<br />

� Rational denkender Mensch<br />

� Ungewissheit als Teil des <strong>Lebens</strong><br />

� Atheist<br />

� Pragmatiker<br />

� Freiheit als höchstes Gut<br />

� Unangepasstheit<br />

� Unabhängigkeit<br />

� Gegen Autoritäten, Obrigkeiten<br />

� Spaß an Arbeit <strong>und</strong> Leben<br />

� Patriot<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


2. Entwicklung seines Charakters<br />

//1930 1940 1950 1960 // 1980 1988<br />

Schulzeit<br />

Princeton Cornell<br />

Caltech<br />

MIT Los Alamos<br />

•Ausgrenzung wegen Hochbegabung<br />

•Leidet unter Stellung als<br />

Intellektueller<br />

•Mädchen gegenüber sehr<br />

schüchtern<br />

•Schwach, ungeschickt im Sport<br />

PhD Professor<br />

Nobelpreis<br />

•Anerkennung in wissenschaftlichen<br />

Kreisen<br />

•Macho<br />

•Gut aussehend, sexy<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

ehrlich<br />

Witzbold<br />

naiv<br />

Geschichten<br />

● Verschlossen<br />

● Verdrängt Emotionen<br />

Naturbursche vom Land Kindskopf<br />

selbstsicher<br />

fröhlich<br />

Macho<br />

Normaler Mensch<br />

direkt<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

ehrlich<br />

Witzbold<br />

naiv<br />

Geschichten<br />

● Verschlossen<br />

● Verdrängt Emotionen<br />

Naturbursche vom Land Kindskopf<br />

selbstsicher<br />

fröhlich<br />

Macho<br />

Normaler Mensch<br />

direkt<br />

“What I really was <strong>und</strong>er such circumstances is far deeper than you<br />

are likely to <strong>und</strong>erstand.”<br />

(Feynman als Reaktion auf die Zuteilung der Rolle eines “curiously<br />

tragic joker[s]” in Los Alamos, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 414)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

ehrlich<br />

Witzbold<br />

naiv<br />

Geschichten<br />

● Verschlossen<br />

● Verdrängt Emotionen<br />

Naturbursche vom Land Kindskopf<br />

selbstsicher<br />

fröhlich<br />

Macho<br />

Normaler Mensch<br />

direkt<br />

“I got deeper and deeper into a kind of – I wouldn't say depression,<br />

because I wasn't depressed. I'm a lively and happy fellow.”<br />

(Feynman, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 469)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

ehrlich<br />

Witzbold<br />

naiv<br />

Geschichten<br />

● Verschlossen<br />

● Verdrängt Emotionen<br />

Naturbursche vom Land Kindskopf<br />

selbstsicher<br />

fröhlich<br />

Macho<br />

Normaler Mensch<br />

direkt<br />

“Feynman depressed is just a little more cheerful than any other<br />

person when he is exuberant.”<br />

(Bethe, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 212)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

“That he had written such a letter to the woman he loved, two years<br />

after her death, could never become part of the iconography of<br />

Feynman, the collection of stories and images that was already<br />

beginning to follow him about. [...]<br />

The Feynman who could be wracked by strong emotion, the man stung<br />

by shyness, insecurity, anger, worry, or grief – no one got close enough<br />

any more to see him. His friends heard a certain kind of story instead,<br />

in which Feynman was an adverted boy hero, mastering a<br />

bureaucracy or a person or a situation by virtue of his naiveté, his<br />

good humor, his brashness, his commonsense cleverness (not<br />

brilliance), and his emperor's-new-clothes honesty. The stories were<br />

true, at least in spirit, though like all stories they were selectively<br />

incomplete. They were admired, polished, retold, and once in a while<br />

even relived.”<br />

(Gleick, “Genius”, S. 222, 1992)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

� Bricht Projekt zu einer Biographie ab, als die Gespräche mit dem Verfasser zu<br />

persönlich <strong>und</strong> emotional werden.<br />

� Befürchtet entweder als Bongo-spielender Clown oder als kaltblütiger<br />

Intellektueller porträtiert zu werden.<br />

� Lässt “Surely You're Joking, Mr. Feynman! Adventures of a Curious<br />

Character“ (1985) nicht als seine Autobiographie gelten:<br />

“Not An Autobiography. Not So. Simply A Set Of Anecdotes.”<br />

(Feynman, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 414)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


3. Selbstdarstellung <strong>und</strong> Wahrnehmung durch andere im<br />

Verhältnis zur inneren Gefühlswelt<br />

� Ergänzt seinen Charakter vorsätzlich um vorteilhafte Merkmale:<br />

“So I invented another myth for myself.”<br />

(Feynman, Interview mit Sykes, BBC, 1981)<br />

� Aufmerksame Kollegen enttarnen seine Maske:<br />

“Dick's mask was Mr. Natural – just a little boy from the country that<br />

could see through things the city slickers can't”<br />

(Coleman, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 389)<br />

� Maske <strong>und</strong> wahre Persönlichkeit verschwimmen:<br />

“[He filled his mask] until reality and artifice became impossible to<br />

pry apart.”<br />

(Gleick, “Genius”, S. 389)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Gliederung<br />

B) Gr<strong>und</strong>züge der Philosophie der Physik <strong>und</strong> Einordnung<br />

<strong>Feynmans</strong><br />

1. Einleitende Bemerkungen<br />

2. Einblicke in die Philosophie der Physik<br />

a) Ontologie<br />

b) Erkenntnistheorie<br />

c) Wissenschaftstheorie<br />

● Vorstellung einer These aus der Methodologie:<br />

Der Falsifikationismus<br />

● Vorstellung einer These aus der Theoriensemantik:<br />

Die Theorienunterbestimmtheit<br />

● Zur Rechtfertigung der induktiven Methode<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


1. Einleitende Bemerkungen<br />

� Die Philosophie der Physik ist ein Teilgebiet der theoretisch-systematischen<br />

Philosophie.<br />

systematisch<br />

historisch<br />

theoretisch<br />

Logik<br />

Erkenntnistheorie<br />

Phil. der Physik<br />

Wissenschaftsgeschichte<br />

praktisch<br />

Ethik<br />

Staatsphil.<br />

Religionsphil.<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


1. Einleitende Bemerkungen<br />

� Zwischen Philosophie <strong>und</strong> Physik besteht traditionell ein spannungsvolles<br />

Verhältnis.<br />

“[Philosophen] würden sagen: '... wir hätten unmittelbar durch<br />

Geistesarbeit feststellen können, daß es unmöglich ist, zu sagen, wie<br />

schnell man sich bewegt, ohne nach draußen zu sehen, <strong>und</strong> wir hätten<br />

einen enormen Beitrag zur Physik leisten können.' Diese Philosophen<br />

[...] ringen an der Peripherie, um uns etwas zu sagen, aber sie<br />

verstehen nie wirklich die Subtilitäten <strong>und</strong> Tiefen des Problems.”<br />

(Feynman, “Vorlesungen über Physik”, I-16-1, 1963)<br />

� Zu <strong>Feynmans</strong> Studienzeit lehnen amerikanische Physiker jegliche<br />

philosophische Betrachtungen ab.<br />

“Questions about a theory which do not affect its ability to predict<br />

experimental results correctly seem to me quibbles about words,...”<br />

(Slater, zitiert in Gleick, “Genius”, S. 54)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


<strong>Feynmans</strong> Haltung zur Philosophie<br />

� Feynman ist nicht interessiert an praktischer Philosophie.<br />

� Er kreidet Überinterpretationen physikalischer Aussagen durch Philosophen<br />

an.<br />

� Gleichwohl erörtert er Fragestellungen der Wissenschaftsphilosophie. (z.B. in<br />

„Vorlesungen über Physik“, Kapitel I-38-6, „Philosophische Konsequenzen“)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


2. Einblicke in die Philosophie der Physik<br />

a) Ontologie<br />

� Die Ontologie beschäftigt sich mit den Entitäten (Gegenstandsbereichen)<br />

einer physikalischen Theorie.<br />

� Eine zentrale Frage ist die Identität von Entitäten.<br />

Beispiele für Ontologien:<br />

� Klassische Physik: Materielle Objekte (Massenpunkt, Punktladung)<br />

� QM: Klassen von Eigenschaften (Teilchen- <strong>und</strong> Wellencharakter)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Ontologische Fragestellungen der QFT<br />

Teilcheninterpretation<br />

•Endlich viele Freiheitsgrade<br />

•Fernwirkung<br />

•Massiv, <strong>und</strong>urchdringbar, abzählbar<br />

Unvereinbarkeit der klassischen Begriffe<br />

Feldinterpretation<br />

•Unendlich viele Freiheitsgrade<br />

•Nahwirkung<br />

•Immateriell, Überlagerung<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Ontologische Fragestellungen der QFT<br />

Teilcheninterpretation<br />

Vertreter: Dirac, Feynman<br />

Feldinterpretation<br />

Vetreter: Pauli, Schwinger, Tomonaga<br />

The field is “a derived concept.”<br />

“The field in actuality is entirely determined by the particles.”<br />

“The field is a mere mathematical construction.”<br />

(Feynman 1942 in Vorarbeiten zu seiner Doktorarbeit, zitiert in Gleick,<br />

S. 146)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Ontologische Fragestellungen der QFT<br />

Teilcheninterpretation<br />

•Keine Lokaliserbarkeit in endlichen<br />

Gebieten<br />

•N-Teilchen-Zustand <strong>und</strong> Vakuum in<br />

lokaler Messung nicht unterscheidbar<br />

(Reeh, Schlieder, 1961)<br />

•Vakuum widersprüchlich<br />

•Unruh-Effekt: Teilchenkonzept<br />

abhängig vom Beobachter<br />

Gegenargumente<br />

Feldinterpretation<br />

•Felder der QFT sind operatorwertig<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Ontologische Fragestellungen der QFT<br />

Teilcheninterpretation<br />

•Keine Lokaliserbarkeit in endlichen<br />

Gebieten<br />

•N-Teilchen-Zustand <strong>und</strong> Vakuum in<br />

lokaler Messung nicht unterscheidbar<br />

(Reeh, Schlieder, 1961)<br />

•Vakuum widersprüchlich<br />

•Unruh-Effekt: Teilchenkonzept<br />

abhängig vom Beobachter<br />

Gegenargumente<br />

Feldinterpretation<br />

•Felder der QFT sind operatorwertig<br />

� Neuere ontologische Ansätze vermeiden Analogien zu klassischen Entitäten<br />

� Prozesse bzw. Ereignisse als gr<strong>und</strong>legende Konzepte<br />

� Struktur-Ontologien<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


) Erkenntnistheorie<br />

� Die Erkenntnistheorie untersucht, auf welcher Gr<strong>und</strong>lage es möglich ist,<br />

Erkenntnisse über die physikalische Welt zu erlangen.<br />

Empirismus<br />

•(Sinnes-)Erfahrungen<br />

(Experimente)<br />

Rationalismus<br />

•Im Geist gebildete<br />

Erkenntnisse<br />

(Gedankenexperimente,<br />

mathemat. Wissen)<br />

Apriorismus<br />

•Empirische Erfahrung<br />

nur möglich unter<br />

Voraussetzung<br />

apriorischen Wissens<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


) Erkenntnistheorie<br />

� Die Erkenntnistheorie untersucht, auf welcher Gr<strong>und</strong>lage es möglich ist,<br />

Erkenntnisse über die physikalische Welt zu erlangen.<br />

Empirismus<br />

•(Sinnes-)Erfahrungen<br />

(Experimente)<br />

•Natürliche Gr<strong>und</strong>haltung<br />

eines Naturwissenschaftlers<br />

Rationalismus<br />

•Im Geist gebildete<br />

Erkenntnisse<br />

(Gedankenexperimente,<br />

mathemat. Wissen)<br />

Heute vorherrschende Position<br />

•Nötig, um Zusammenhänge<br />

zu begreifen<br />

Apriorismus<br />

•Empirische Erfahrung<br />

nur möglich unter<br />

Voraussetzung<br />

apriorischen Wissens<br />

•Weitgehende Ablehnung<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


<strong>Feynmans</strong> Standpunkt<br />

� Feynman teilt die vorherrschende Auffassung eines geläuterten Empirismus:<br />

� Er ist gegen die empiristisch geprägte Haltung seiner Professoren am<br />

MIT.<br />

� Er ist aber auch gegen einen strengen Rationalismus:<br />

“Dass man allein mit Argumenten über die Folgerichtigkeit<br />

auskommen kann, glaube ich nicht.”<br />

(Feynman 1965 in “Vom Wesen physikalischer Gesetze”)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


c) Wissenschaftstheorie<br />

� Methodologie<br />

� Verhältnis zwischen Empirie <strong>und</strong> Theorie<br />

� Unterschied zwischen hypothetisch-deduktiver Methode <strong>und</strong> Induktion<br />

� Theoriensemantik<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Vorstellung einer These aus der Methodologie:<br />

Der Falsifikationismus (Popper, 1968)<br />

� Poppers Ausgangspunkt:<br />

� Immer mehr Disziplinen greifen auf die empirische Methode der<br />

Naturwissenschaften zurück.<br />

� Auf induktivem Weg kann eine Theorie nur widerlegt, aber nie in ihrer<br />

allgemeinen Gültigkeit bestätigt werden.<br />

� Die Arbeiten von Marx zur Geschichtstheorie, von Freud zur<br />

Psychoanalyse <strong>und</strong> von Adler zur Individual-Psychologie scheinen alle<br />

Phänomene in ihrem Bereich widerspruchsfrei erklären zu können.<br />

� “Is there a criterion for the scientific character or status of a theory?“<br />

� “The criterion of the scientific status of a theory is its falsifiability, or<br />

refutability, or testability.“<br />

(Popper, “Conjectures and Refutations“, 1968)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Feynman <strong>und</strong> Falsifikationismus<br />

� Feynman vertritt die gleiche Auffassung wie Popper.<br />

� Beschwert sich wie Popper über die unsachgemäße Verwendung der<br />

empirischen Methode außerhalb der Naturwissenschaften. (siehe Kap.<br />

„Unser unwissenschaftliches Zeitalter“ in „Was soll das alles?“).<br />

� Wie Popper kritisiert er insbesondere die Psychologie:<br />

“Nebenbei bemerkt ist die Psychoanalyse keine Wissenschaft; sie ist<br />

bestenfalls ein medizinischer Prozess <strong>und</strong> vielleicht sogar eher wie<br />

eine Geisterbeschwörung.”<br />

(Feynman, “Vorlesungen über Physik”, I-3-6, 1963)<br />

“A hasst seine Mutter. Natürlich weil sie ihn als Kind nicht genügend<br />

gehätschelt oder geliebt hat. Nun finden Sie aber [...] heraus, dass sie<br />

ihn im Gegenteil sogar sehr geliebt hat <strong>und</strong> alles in Butter war. Auch<br />

gut, dann war sie eben zu nachgiebig! Sie sehen, Ihre Theorie muss<br />

nur dehnbar genug sein <strong>und</strong> das eine Ergebnis passt so gut wie das<br />

andere. [...] Gewöhnlich wird [...] eingewandt: ' In der Psychologie sind<br />

präzise Abgrenzungen nicht möglich.' Schön, aber dann können sie<br />

auch nicht behaupten, etwas zu wissen.”<br />

(Feynman, “Vom Wesen physikalischer Gesetze”, 1965)<br />

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Vorstellung einer These aus der Theoriensemantik<br />

Die Theorienunterbestimmtheit (Quine)<br />

� Zu gegebenen Beobachtungsdaten lassen sich stets empirisch äquivalente,<br />

aber ontologisch differente Theorien finden.<br />

� Konsequenzen:<br />

� Realistische Position nicht haltbar<br />

� Natur könnte sich in Teilbereichen völlig widrig verhalten<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Vorstellung einer These aus der Theoriensemantik:<br />

Die Theorienunterbestimmtheit (Quine)<br />

� Zu gegebenen Beobachtungsdaten lassen sich stets empirisch äquivalente,<br />

aber ontologisch differente Theorien finden.<br />

� Konsequenzen:<br />

� Realistische Position nicht haltbar<br />

� Natur könnte sich in Teilbereichen völlig widrig verhalten<br />

� Metakriterien zur Aussonderung alternativer Theorien:<br />

� Einfachheit<br />

� Schönheit<br />

� Vereinheitlichungscharakter<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Feynman zu Theorienunterbestimmtheit <strong>und</strong> Metakriterien<br />

� Weist auf Theorienunterbestimmtheit hin:<br />

“So können also zwei Theorien trotz unterschiedlicher Vorstellungen<br />

mathematisch identisch sein, <strong>und</strong> die Wissenschaft weiß kein Mittel,<br />

sie zu unterscheiden.”<br />

(Feynman, “Vom Wesen physikalischer Gesetze”, S. 205, 1965)<br />

� Vereinheitlichungscharakter hat bei Feynman nicht die Stellung einer<br />

natürlichen <strong>und</strong> notwendigen Anforderung an die Theorie:<br />

“If it turns out there is a simple ultimate law which explains<br />

everything, so be it [...]. If it turns out it's like an onion with millions<br />

of layers [...] then that's the way it is.”<br />

(Feynman, Interview mit Sykes, BBC, 1981)<br />

� Einfachheit <strong>und</strong> Schönheit als wichtiges Entscheidungskriterium:<br />

“Man erkennt die Wahrheit nämlich an ihrer Schönheit. [...]<br />

Man vermutet, dass etwas sehr einfach ist. Erweist sich die<br />

Vermutung nicht gleich als falsch, <strong>und</strong> wird die Sache einfacher als<br />

sie war, dann ist sie richtig.”<br />

(Feynman, “Vom Wesen physikalischer Gesetze”, S. 209, 1965)<br />

<strong>Feynmans</strong> <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Naturphilosophie</strong> Fabian Schwarz, 4. Juli 2006


Zur Rechtfertigung der induktiven Methode<br />

� Die Naturwissenschaften gebrauchen in hohem Maße die induktive Methode.<br />

� Man rechtfertigt die Gültigkeit induktiven Schließens durch a priori<br />

Annahmen:<br />

� Naturphänomene befolgen allgemeinen Gesetzen<br />

� Natur ist gleichförmig <strong>und</strong> regelmäßig<br />

Feynman <strong>und</strong> die Rechtfertigung der induktiven Methode<br />

“Wieso ist es überhaupt möglich, dass wir von einem Teilbereich auf<br />

den Rest schließen können? Was besagt das über die Natur? Nun, das<br />

ist eine unwissenschaftliche Frage, die ich, da ich die Antwort nicht<br />

kenne, auch unwissenschaftlich beantworten möchte. Meiner Ansicht<br />

nach ist das möglich, weil die Natur einfach <strong>und</strong> darum von großer<br />

Schönheit ist.”<br />

(Feynman, “Vom Wesen physikalischer Gesetze”, S. 212, 1965)<br />

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