KlassikInfo.de Das Online-Magazin für klassische Musik, Oper und ...
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›CARTE<br />
BLANCHE‹<br />
FÜR<br />
CAROLIN<br />
UND<br />
JÖRG<br />
WIDMANN<br />
CAROLIN WIDMANN Violine JÖRG WIDMANN Klarinette<br />
SILKE AVENHAUS Klavier SEBASTIAN KLINGER Violoncello<br />
HENRIK WIESE Flöte MÜNCHENER KAMMERORCHESTER<br />
ALEXANDER LIEBREICH Dirigent<br />
Jörg Widmann ›Insel <strong>de</strong>r Sirenen‹ <strong>für</strong> Solo-Violine <strong>und</strong> 19 Streicher<br />
Karl Ama<strong>de</strong>us Hartmann ›Concerto funèbre‹ <strong>für</strong> Violine <strong>und</strong> Streicher<br />
Wolfgang Rihm ›Male über Male 2‹ <strong>für</strong> Klarinette <strong>und</strong> neun Spieler<br />
Arnold Schönberg Kammersymphonie op. 9 Nr. 1 <strong>für</strong> Flöte, Klarinette,<br />
Violine, Violoncello <strong>und</strong> Klavier (Bearbeitung Anton Webern)<br />
›CARTE BLANCHE‹ FÜR CAROLIN UND JÖRG WIDMANN<br />
Dienstag, 20. April 2010, 21 Uhr, Pinakothek <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne<br />
Alexan<strong>de</strong>r Liebreich im Gespräch mit Carolin <strong>und</strong> Jörg Widmann<br />
20 Uhr, Ernst von Siemens-Auditorium<br />
Kartenpreise € 30,– | Stehplatz € 15,– | Jugendkarte (≤ 28 Jahre) € 15,–<br />
Karten <strong>und</strong> Informationen unter www.m-k-o.eu<br />
Hauptsponsor <strong>de</strong>s MKO Öffentliche För<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>s MKO<br />
tralian Chamber Orchestra; sie wur<strong>de</strong>n als Zwischenspiele<br />
<strong>für</strong> die meisterhafte Pracht von Vivaldis Flötenkonzerten in<br />
Auftrag gegeben, auch wenn es keine absichtlichen Bezüge<br />
zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n gibt.<br />
Nur ein Satz in diesem Zyklus beschreibt eine bestimmte<br />
Story, nämlich die Geschichte vom Tod <strong>de</strong>s sowjetischen<br />
Kosmonauten Wladimir Komarow, <strong>de</strong>r verstarb, als er im<br />
Jahr 1967 in seiner Sojus 1 wie<strong>de</strong>r in die Erdatmosphäre<br />
gelangte. So wur<strong>de</strong> er <strong>de</strong>r erste Mensch, <strong>de</strong>r im All ums<br />
Leben kam, <strong>und</strong> war somit ein frühes Opfer <strong>de</strong>s politischen<br />
Drucks hinter <strong>de</strong>m Wettlauf ins All in <strong>de</strong>n 60er Jahren. Die<br />
klangliche Inspiration <strong>für</strong> dieses vierte Zwischenspiel kam<br />
ursprünglich von <strong>de</strong>r unheimlichen Einsamkeit in <strong>de</strong>n Aufnahmen<br />
<strong>de</strong>r Messsignale aus <strong>de</strong>m Weltraum, doch erhielt<br />
das Werk zusätzliche Dramatik, als ich zufällig eine lebhafte<br />
Archivaufnahme von Komarows letzten, verzweifelten Diskussionen<br />
mit <strong>de</strong>m Kontrollzentrum über das Schicksal seiner<br />
Mission ent<strong>de</strong>ckte.<br />
Die an<strong>de</strong>ren Zwischenspiele erzählen abstrakte Geschichten,<br />
die je<strong>de</strong>r <strong>für</strong> sich interpretieren kann <strong>und</strong> die keinen bestimmten<br />
narrativen Gehalt haben. Die ›Andacht‹ zu Beginn<br />
entfaltet eine Stimmung von Gebet o<strong>de</strong>r privatem Ritual,<br />
es ist ein feiner, hymnenartiger Choral vor einem unruhigen<br />
Pizzicato-Hintergr<strong>und</strong> einer hastigen Solobratsche <strong>und</strong> gläserner<br />
Violinen. Dunkle, verstörte Visionen o<strong>de</strong>r Träume<br />
bestimmen die Welt <strong>de</strong>r ›Vorahnungen‹, <strong>de</strong>m zweiten Zwischenspiel,<br />
in einer Atmosphäre von Stillstand <strong>und</strong> Unbehagen.<br />
›Asche‹, das zentrale Zwischenspiel, beschwört das<br />
Gefühl <strong>de</strong>s Betrachtens eines ausgehen<strong>de</strong>n Feuers herauf,<br />
das letzte, vereinzelte Funken abgibt; im Mittelpunkt dieses<br />
langsamen, verträumten Satzes stehen die Klangfarben<br />
<strong>de</strong>r Streicher <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Klangcharaktere. Die abschließen<strong>de</strong><br />
›Arietta‹ führt dann ein gleichsam körperloses Lied<br />
einer ›Beinahe‹-Lösung vor. Unter <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Linie <strong>de</strong>r<br />
Solovioline geben an<strong>de</strong>re Solostimmen flüchtige Kommentare<br />
zu diesem emotional zwei<strong>de</strong>utigen, langsamen Satz<br />
ab, eine kurze Hommage an Weberns Streichquartette, die<br />
auf so vielsagen<strong>de</strong> Weise ein ganzes Aufgebot von Ausdrucksmöglichkeiten<br />
auf sehr begrenztem Raum enthalten.<br />
Mögen diese fünf Zwischenspiele eigene Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Geschichten<br />
beim Hören heraufbeschwören.<br />
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