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Spätrömisches aus Kaiseraugst - Schmidmatt - Augusta Raurica

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8-1985-1 archäologie der Schweiz<br />

archéologie suisse<br />

archeologia svizzera


A<br />

N<br />

Situation 1:1500<br />

A<br />

/\4<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> AG - <strong>Schmidmatt</strong><br />

Grabungen 1983/84 (Parz. Nr. 255/257)<br />

M.1:150<br />

Aufnahme und Umzeichnung M. Schaub<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> AG - <strong>Schmidmatt</strong><br />

Fouilles 1983/84 (parcelles 255/257)<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> AG - <strong>Schmidmatt</strong><br />

Scavi 1983/84 (parcelle 255/257)


Amtliche Meldestellen für archäologische Bodenfunde<br />

Adresse des services archéologiques officiels<br />

Aargau Martin Hartmann,<br />

Kantonsarchäologie, Vindonissa-Museum,<br />

Hauptstrasse 11, 5200 Brugg<br />

Appenzell IR<br />

Appenzell AR<br />

Augst/<br />

<strong>Kaiseraugst</strong><br />

Avenches<br />

Basel-Stadt<br />

Basel-<br />

Landschaft<br />

Bern<br />

Fribourg<br />

Genève<br />

Glarus<br />

Graubünden<br />

Jura<br />

Luzern<br />

Martigny<br />

Neuchâtel<br />

Nidwalden<br />

Obwalden<br />

St. Gallen<br />

Schaffh<strong>aus</strong>en<br />

Schwyz<br />

Solothurn<br />

Thurgau<br />

Ticino<br />

Uri<br />

Vaud<br />

Valais<br />

Landesarchiv, 9050 Appenzell<br />

Staatsarchiv/Kantonskanzlei,<br />

9100 Herisau<br />

Teodora Tomasevic-Buck,<br />

Ausgrabungen Augst/<strong>Kaiseraugst</strong>,<br />

Poststrasse 1, 4302 Augst<br />

Hans Bögli,<br />

Musée Romain, 1580 Avenches<br />

Rolf d'Aujourd'hui,<br />

Archäologische Bodenforschung,<br />

Petersgraben 9-11,4001 Basel<br />

Jürg Ewald,<br />

Amt für Museen und Archäologie<br />

Regierungsgebäude, 4410 Liestal<br />

Hans Grütter,<br />

Archäologischer Dienst,<br />

Bernastrasse 7A, 3005 Bern<br />

Hanni Schwab,<br />

Service cantonal archéologique,<br />

Avenue du Moléson 16,1700 Fribourg<br />

Charles Bonnet,<br />

Bureau cantonal d'archéologie<br />

ch. du Bornalet 16, 1242 Satigny GE<br />

Landesarchiv, 8750 Glarus<br />

Christian Zindel<br />

Archäologischer Dienst Graubünden<br />

Loestrasse 14, 7001 Chur<br />

B. Prongué,<br />

Office du patrimoine historique,<br />

Hôtel des Halles, 2900 Porrentruy 2<br />

Josef Speck,<br />

Rothusweg 5b, 6300 Zug<br />

François Wiblé,<br />

Direction des fouilles d'Octodurus,<br />

Case postale 269, 1920 Martigny<br />

Michel Egloff,<br />

Service cantonal d'archéologie,<br />

Avenue du Peyrou 7, 2000 Neuchâtel<br />

Kantonsverwaltung, 6370 Stans<br />

Staatskanzlei, 6060 Samen<br />

Irmgard Grüninger,<br />

Kantonsarchäologie,<br />

Lämmlisbrunnenstr. 62, 9000 St. Gallen<br />

Jost Bürgi,<br />

Amt für Vorgeschichte des<br />

Kantons Schaffh<strong>aus</strong>en,<br />

Frauengasse 20, 8200 Schaffh<strong>aus</strong>en<br />

Staatsarchiv, 6430 Schwyz<br />

Hanspeter Spycher,<br />

Kantonsarchäologie,<br />

Werkhofstr. 55, 4500 Solothurn<br />

Jost Bürgi,<br />

Amt für Archäologie<br />

Bankgasse 6, 8500 Frauenfeld<br />

Pierangelo Donati,<br />

Castello Grande, 6501 Bellinzona<br />

Staatsarchiv, 6460 Altdorf<br />

Denis Weidmann,<br />

Monuments Historiques et Archéologie<br />

Place Riponne 10,1005 L<strong>aus</strong>anne<br />

François O. Dubuis,<br />

Service des Monuments historiques<br />

et Recherches archéologiques,<br />

Route de Loèche 11,1950 Sion<br />

Zug Josef Speck,<br />

Rothusweg 5b, 6300 Zug<br />

Zürich/Kanton Andreas Zürcher,<br />

Denkmalpflege des Kantons Zürich,<br />

Kantonsarchäologie<br />

Walchestrasse 15, 8090 Zürich<br />

Zürich/Stadt Ulrich Ruoff,<br />

Büro für Archäologie der Stadt Zürich<br />

Neumarkt 4, 8001 Zürich<br />

Fürstentum Jakob Bill,<br />

Liechtenstein Archäologische Forschung<br />

im Fürstentum Liechtenstein<br />

Im Höfle 41, FL-9496 Balzers<br />

056 417542<br />

071 87 15 95<br />

071 53 11 11<br />

061 83 32 66<br />

037 7517 30<br />

061 25 32 47<br />

061 9651 11<br />

031 43 34 54<br />

037 223181<br />

022 53 16 34<br />

ou 022 53 13 12<br />

058 6148 31<br />

081 2133 19<br />

066 6657 85<br />

Copertina<br />

archeologie der Schweiz<br />

archéologie suisse<br />

archeologia svizzera<br />

Herkules mit Eber <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong> (Silber)<br />

042 21 14 75 H. 5,8 Cm.<br />

Hercule au sanglier (argent). <strong>Kaiseraugst</strong> - <strong>Schmidmatt</strong>.<br />

026 2 65 45 Ercole con cinghiale di <strong>Kaiseraugst</strong> -<strong>Schmidmatt</strong> (argento).<br />

Foto Humbert und Vogt, Riehen/Basel<br />

038 25 03 36<br />

Gedruckt mit freundlicher Hilfe der Druckerei Grauwiller AG, Liestal<br />

041 63 1122<br />

041 665151<br />

071 2131 11<br />

053 8 04 83<br />

oder 054 24 11 11<br />

043 24 11 24<br />

065 212121<br />

054 24 11 11<br />

oder 053 8 04 83<br />

092 25 42 96<br />

044 214 58<br />

021 44 72 33<br />

027 216810<br />

042 21 14 75<br />

012592962<br />

01 6920 81<br />

075 4 1666<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte<br />

wirbt neue Mitglieder.<br />

Mit dem Beitritt zur Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Ur- und Frühgeschichte nehmen Sie teil an<br />

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et d'archéologie, vous contribuez à une des<br />

tâches culturelles essentielles de notre époque.<br />

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auprès du Secrétariat central, Case postale,<br />

4001 Bâle.<br />

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Société recevront de nos publications, suivant leur<br />

succès.<br />

archao<br />

archéo<br />

archeo<br />

ogie der Schweiz<br />

ogie suisse<br />

ogia svizzera<br />

Die römischen Gebäude in <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong><br />

Urs Müller<br />

Die Silberstatuetten des Herkules<br />

und der Minerva <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong><br />

Annemarie Kaufmann-Heinimann<br />

<strong>Spätrömisches</strong> <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong><br />

Martin Hartmann<br />

8-1985-1<br />

Sonderdruck


Urs Müller<br />

Die römischen Gebäude<br />

in <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

Die Oberstadt von <strong>Augusta</strong> Rauricorum<br />

(Abb. 1) mit ihren Monumentalbauten<br />

und Insulae für die Wohn- und<br />

Handwerkerquartiere liegt auf einem<br />

Plateau zwischen Ergolz und Violenbach,<br />

etwa 20 m über der Rheinebene.<br />

Dieser Teil der Koloniestadt ist weitgehend<br />

<strong>aus</strong>gegraben. Das Handwerkerquartier<br />

in der Rheinebene, die Unterstadt<br />

mit ihren überlangen Insulae und<br />

den eng geschachtelten Häusern ist dagegen<br />

erst teilweise erforscht 1 .<br />

In den vergangenen beiden Jahren<br />

konnte nun ein grösserer Gebäudekomplex<br />

(Abb. 2,4 und Planbeilage)<br />

im Hang zwischen Violenbach und<br />

heutiger Kantonsstrasse freigelegt werden,<br />

der wegen seiner vorzüglich erhaltenen<br />

Mauern nicht nur einen Überblick<br />

über die damalige Bauweise gibt,<br />

sondern auch durch <strong>aus</strong>sergewöhnliche<br />

Funde und Befunde unsere Kenntnisse<br />

über das römische Augst bereichert.<br />

Auf der Flur <strong>Schmidmatt</strong> (Parz. 255/<br />

257, Gemeinde <strong>Kaiseraugst</strong> AG) musste<br />

1983/84 wegen einer geplanten<br />

Überbauung eine Fläche von über 600<br />

m 2 archäologisch untersucht werden.<br />

Der überraschend gute Erhaltungszustand<br />

der freigelegten römischen<br />

Mauern bewog den Kanton Aargau,<br />

das Land zu erwerben und den auf den<br />

folgenden Seiten vorgestellten Gebäudekomplex<br />

zu konservieren, mit einem<br />

Schutzh<strong>aus</strong> zu überdecken und so der<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen 2 .<br />

Die genannte Flur liegt südlich des<br />

Dorfes <strong>Kaiseraugst</strong>, am Fusse des Kastelenhügels,<br />

zwischen Violenbach<br />

und heutiger Kantonsstrasse. Der<br />

Schnitt Abb. 3 zeigt, dass das Gelände<br />

zum Violenbach abfällt und dass die römischen<br />

Gebäude an diesen flachen<br />

Abhang gebaut waren. Unmittelbar<br />

nördlich der Häuser führte die wichtige<br />

Femstrasse von Gallien über Vindonissa<br />

nach Rätien vorbei, deren Trassee<br />

noch unter der heutigen Kantonsstras-<br />

Abb. 1<br />

Stadtplanschema von <strong>Augusta</strong><br />

Rauricorum mit Situation <strong>Schmidmatt</strong><br />

(Stern). Die Schnittlinien A-A<br />

bzw. B-B beziehen sich auf Abb. 3.<br />

Plan schématique d'<strong>Augusta</strong><br />

Rauricorum. L'emplacement de la<br />

<strong>Schmidmatt</strong> est signalé par un<br />

astérisque. Les traitillès A-A et B-B<br />

se réfèrent à la figure 3.<br />

Schema della pianta di <strong>Augusta</strong><br />

Rauricorum con la situazione della<br />

<strong>Schmidmatt</strong> (asterisco). Le linee di<br />

taglio A-A e B-B si riferiscono<br />

alla fig. 3.<br />

se liegt. Die römische Strasse macht an<br />

dieser Stelle wegen des Geländes eine<br />

schwache Biegung gegen Osten; von<br />

Norden mündet die breite Hauptstrasse<br />

der Unterstadt unmittelbar gegenüber<br />

diesen Häusern in die Femstrasse<br />

(Abb. 2). Aufgrund dieser topographischen<br />

Gegebenheiten ergaben sich<br />

sehr eigenständige Grundrisse.<br />

Um die Fläche südlich der Strassenbiegung<br />

voll <strong>aus</strong>nutzen zu können, wurden<br />

trapezförmige Parzellenflächen<br />

<strong>aus</strong>geschieden. Dann galt es, ein dem<br />

Hang gerechtes Tragsystem zu finden,<br />

nämlich rechtwinklig zur Fallinie stehende<br />

Tragmauern. Schliesslich musste<br />

die für eine getreppte Hangüberbauung<br />

entsprechende langgezogene<br />

Erschliessung gefunden werden. So<br />

entstand ein Gebäudetyp, der weder<br />

der engen Schottenbauweise der Unterstadt<br />

noch dem Parzellierungsschema<br />

der Oberstadt folgt.<br />

Wir haben bei unseren Ausgrabungen<br />

drei Gebäude erfasst, von denen das<br />

mittlere, durch MR(=Mauer) 2 und 7<br />

begrenzte H<strong>aus</strong> fast ganz <strong>aus</strong>gegraben<br />

werden konnte. Vom östlich anschliessenden<br />

Gebäude legten wir eine über<br />

18 m lange, von Pfosten gestützte Gewerbehalle<br />

(10) frei. Vom westlich anschliessenden<br />

H<strong>aus</strong> kennen wir bis<br />

heute nur wenige Mauern, die noch<br />

keine Aussage über Charakter und<br />

Funktion des Gebäudes erlauben. Wir<br />

gehen an dieser Stelle nicht weiter darauf<br />

ein. Die Gebäude wurden im 2.<br />

Jahrhundert im Zuge des Ausb<strong>aus</strong> der<br />

Koloniestadt Augst errichtet und<br />

brannten nach der Mitte des 3. Jahrhunderts<br />

<strong>aus</strong>. Später wurden sie nach<br />

brauchbarem Baumaterial durchsucht;<br />

säuberlich beiseite gelegte Leistenziegel<br />

und <strong>aus</strong>geraubte Kalksteinmauern<br />

zeugen davon. Eine teilweise Nutzung<br />

und Bautätigkeit im 4. Jahrhundert belegen<br />

nicht nur ein hochliegender<br />

Mauerrest, sondern auch zahlreiche<br />

Funde (vgl. den Beitrag M. Hartmann<br />

S. 39 ff.).<br />

Das H<strong>aus</strong> mit Zufahrt und<br />

Innenhof<br />

Das fast vollständig untersuchte H<strong>aus</strong><br />

enthält im Grundriss mindestens sieben<br />

Räume, von denen Raum 1, 2, 7<br />

und 8 über einen mit Sandsteinplatten<br />

und Kalksteinstücken gepflasterten Innenhof<br />

(4) zugänglich waren. Eine rampenartige<br />

L-förmige Zufahrt (3) erschloss<br />

die am Hang gelegenen unteren<br />

Räume des H<strong>aus</strong>es von der Femstrasse<br />

her. Zweifellos besass das Gebäude<br />

oder wenigstens grosse Teile davon ein


Abb. 2<br />

Stadtplan<strong>aus</strong>schnitt, M. 1:1000. Die<br />

Gebäude auf der <strong>Schmidmatt</strong> liegen<br />

an einer leichten Biegung der Fernstrasse<br />

(Gallien-Rätien), gegenüber<br />

der Einmündung der Unterstadt-<br />

Hauptachse.<br />

Extrait du plan.<br />

Dettaglio della pianta della città.<br />

oberes Stockwerk, das ebenerdig zur<br />

Strasse hin geöffnet war. Verziegelte<br />

Lehmbrocken im Auffüllschutt des<br />

Kellers 1 deuten auf eine kleinräumige<br />

Unterteilung im Obergeschoss - wohl<br />

einen Wohntrakt - hin. Die im Norden<br />

der Anlage gerade noch festgestellten<br />

MR 3 und MR 7 haben zusammen mit<br />

einer 1914 von K Stehlin festgestellten<br />

Mauer eine Porticus oder eine<br />

geschlossene Strassenfront gebildet<br />

(Abb. 4).<br />

Zufahrt (3) und Innenhof (4)<br />

Die Rampe misst vom Grabungsrand<br />

bis zum Innenhof etwa 18,5 m und<br />

wird bis zu 10% Gefälle gehabt haben.<br />

Im Westteil konnte eine feinsandige<br />

Schicht beobachtet werden, die von<br />

einzelnen verstürzten Ziegeln bedeckt<br />

war. So ist eine teilweise Überdachung<br />

der Zufahrt westlich des Kellers (1)<br />

während der letzten Benützungsphase<br />

nicht <strong>aus</strong>zuschliessen. Zufahrt und Innenhof<br />

sind mindestens 4,25 m (14,4<br />

römische Fuss) breit.<br />

Der Abstand der beiden die Rampe flankierenden<br />

Kalksteinmauern (MR 2 und MR 3) beträgt<br />

3,30 m, d.h. etwa 11 Fuss. In MR 3 befindet sich<br />

eine zugemauerte 1,65 m (5,5 Fuss) breite Öffnung,<br />

wohl der frühere Zugang zum Keller (1).<br />

In dieser frühen Phase reichte die Rampe bis zu<br />

MR 1. Um später die Erschliessung an die mehrmals<br />

aufgekofferte Strasse anzupassen, wurde<br />

MR 2 eingezogen. Der massive Mauerwinkel<br />

(MR3/MR5) mit seiner vorspringenden Ecke<br />

grenzt den Kellerraum 1 nach <strong>aus</strong>sen zur Rampe<br />

hin ab (Abb. 5). Das Kalksteinmauerwerk ist regelmässig<br />

mit Fugenstrich nachgezogen. Zwei<br />

Fasen im Mauerwinkel kennzeichnen den früheren<br />

Anschluss des kiesigen Rampenbelages<br />

bzw. die Schwellenhöhe des alten Zugangs. Zwischen<br />

die Parzellengrenzmauer (MR 2) und MR<br />

23 wurde später ein nur 45 cm breites Mörtelgussmäuerchen<br />

(MR 13) eingebaut, mit dem<br />

Raum 7 vom Hof abgetrennt wurde.<br />

Über den Hof (4) mit seinem plattenbelegten<br />

und gepflasterten Boden (5 x<br />

4,7 m) betrat man die Keller (1 und 2)<br />

und den Gewerberaum (8). Die Ostwand<br />

(MR 21) war über einer Sockelzone<br />

mit horizontalen roten und weissen<br />

Streifen bemalt. Ein tief sitzendes Fenster<br />

gab den Blick auf den Korridor (5)<br />

frei, während ein weiteres Fenster zwischen<br />

dem Korridor und dem beheizten<br />

Raum 6 kaum noch genügend Licht<br />

brachte, um von <strong>aus</strong>sen die Wandmalereien<br />

in diesem Zimmer sehen zu können<br />

(Abb. 6).<br />

Raum 7<br />

Parallel zur Zufahrt wurde später die<br />

schmale MR 13 eingezogen, um einen<br />

länglichen, etwa 9,9 x 4,75 m grossen<br />

Raum abzutrennen. Dieser wird von<br />

der Parzellengrenzmauer (MR 2), der<br />

zweiphasigen MR 25 und einem<br />

schmalen Mäuerchen (MR 23) eingefasst<br />

und besitzt zwei Zugänge. Raum 7<br />

hat vielleicht als Remise oder Stallung<br />

für Reit- und Zugtiere gedient. Weil er<br />

nur angegraben wurde, ist eine definitive<br />

Interpretation noch nicht möglich.<br />

Raum 8<br />

Der trapezförmige, gewerblich genutzte<br />

Raum (4,5 x 5,5 m) wird durch den<br />

Innenhof (4) betreten. Sehr wahrscheinlich<br />

bildet die nur angeschnittene<br />

MR 8 seine Südwand. Vor der Mitte<br />

der westlichen Wand befindet sich eine<br />

75 x 75 cm grosse Feuerstelle <strong>aus</strong> Ziegelplatten,<br />

und schräg gegenüber liegt<br />

ein 78 x 100 cm grosser flacher Sandsteintrog<br />

mit ovaler Abarbeitung für<br />

V ^<br />

UNTERSTADT VIOLENBACH OBERSTADT<br />

&k<br />

-**>- \<br />

2 I^A<br />

.


18<br />

Abb. 5<br />

Zufahrt (3) : Stützpfeiler an Mauerwinkel<br />

(MR 3/MR 5) mit zwei Fasen<br />

- von Osten.<br />

Accès (3): contrefort épaulant un<br />

angle (MR 3/MR 5), avec deux<br />

retranches. Vue de l'Est.<br />

Accesso (3) : pilastro di sostegno<br />

all'angolo dei muri (MR 3/MR 5)<br />

con due scalette - da est.<br />

* * * ' ^ ,<br />

^_<br />

den Abfluss von Abwasser, das durch<br />

ein Gräbchen nach Süden abgeleitet<br />

wurde.<br />

Eine Interpretation als Schlächterei ist<br />

nicht <strong>aus</strong>zuschliessen, haben wir hier<br />

doch mehrere Eisenmesser gefunden;<br />

zudem war genau gegenüber in Raum 1<br />

(Keller West), eine Räucherkammer<br />

eingebaut.<br />

Die rot verputzte MR 22 stösst 5,35 m (18 Fuss)<br />

weiter südlich an die massive Kalksteinmörtelgussmauer<br />

MR 8; parallel zu jener grenzt 4,5 m<br />

(15 Fuss) weiter westlich die 50 cm breite Kalksteinmauer<br />

MR 23 den Raum ab. Beim Gräbchen<br />

am Eingang zu diesem Raum handelt es<br />

sich um eine Traufrinne.<br />

Raum 1 (Keller West)<br />

Der nahezu rechteckige Keller (9,1 x<br />

6,2 m) wird über eine 1,95 m breite,<br />

zweiteilige Sandsteinschwelle vom In­<br />

nenhof her betreten. Ein ungleichteiliges<br />

Drehflügeltor muss den Raum geöffnet<br />

haben.<br />

Gegen Osten trennt eine 45 cm breite Kalksteinwand<br />

unseren Raum ab. Diese MR 6 ist nur<br />

leicht fundiert; auf etwa 1,10 m Höhe ist ein Leistenziegelband<br />

eingefügt. Die Fundamentsohle<br />

von MR 3 zeichnet die Fallinie des Hanges nach.<br />

An der tiefsten Stelle sind Bollensteine (Sickerpackung)<br />

eingeschüttet, darüber sind zwei Lagen<br />

schräg gestellter Bollensteine vom Hangfuss<br />

her eingebracht, die von Kalksteinbrocken in<br />

Trockenmauertechnik überlagert sind. Das aufgehende<br />

Mauerwerk zeigt Fugenstrich.<br />

Ein schwarzer Horizont auf gelbem<br />

Lehm-Estrich bezeugt eine Zerstörung<br />

durch Brand, was auch grau verfärbter<br />

Mörtel an den Umfassungsmauern dokumentiert.<br />

Beim Südwestwinkel sind<br />

verkohlte Holzbalkenreste beobachtet<br />

worden; auch unmittelbar neben MR 3<br />

waren durch Brand verkohlte Balkenreste<br />

festzustellen, die zu einem Bo­<br />

Abb. 6<br />

Innenhof (4) : Blick auf Mauer 21 Cortile (4) : vista sul muro 21 con<br />

mit pompejanischrot bemaltem zoccolo dipinto in rosso pompeiano<br />

Sockel und noch erhaltener Fenster­ e davanzale conservato (al centro).<br />

brüstung (Bildmitte).<br />

Cour intérieure (4): vue du mur 21;<br />

plinthes enduites de rouge pompéien<br />

avec, au centre, l'appui d'une fenêtre<br />

encore conservé.<br />

fcO-<br />

P<br />

Abb. 7<br />

Aus dem Schult des Innenhofes (4) :<br />

Goldkettchen mit blauen Glasperlen,<br />

13 cm lang. RM A 83.14702.<br />

Chaînette en or avec perles de verre<br />

bleu.<br />

Catenella d'oro con perle di vetro<br />

blu.<br />

denrost oder zu einer eingestürzten<br />

Zwischendecke gehört haben dürften.<br />

In einer zugemauerten Wandöffnung<br />

der MR 3, Zugang in einer frühen Phase,<br />

wurde auf der Innenseite ein Gestell<br />

eingebaut oder der Mauerabsatz als<br />

Abstellfläche benützt, wie mehrere davor<br />

verstürzte Gefässe (Krüge und<br />

Kochtöpfe) bezeugen (Abb. 8 b).In der<br />

Südwestecke fand sich entlang der an<br />

dieser Stelle sehr tiefsitzenden Fundamente<br />

eine 1,50 x 1,25 m grosse rechteckige<br />

Grube, wohl eine Vorratsgrube<br />

(Abb. 8a).<br />

Auf dem Bodenhorizont konnten im<br />

Nordteil des Raumes mehrere Liter<br />

verkohltes Getreide gesichert werden.<br />

Eine Untersuchung von fünf Stichproben<br />

durch S. Jacomet, Labor für Archäobotanik<br />

in Basel, ergab vor allem<br />

"Saatweizen (Triticum aestivum s. str.)<br />

mit einem mehr oder weniger grossen<br />

Abb. 8a<br />

Blick auf die Westwand von Raum 1<br />

mit ihrer tiefen Fundamentierung.<br />

In der Mitte zugemauerte (und<br />

später als Ablage benützte) frühere<br />

Türe. Das Bodenniveau lag etwa<br />

40 cm unter der mächtigen Sandsteinschwelle.<br />

Vue du mur occidental du local I,<br />

avec ses profondes fondations.<br />

Vista sulla parete ovest del locale 1<br />

con le fondazioni profonde.<br />

Abb. 8b<br />

Vor der Nische verstürztes Geschirr.<br />

Vaisselle brisée au pied de la niche.<br />

Ceramica caduta davanti alla<br />

nicchia.<br />

Abb. 8c<br />

Blick auf die Nordostecke von<br />

Raum I mit der Räucherkammer.<br />

Vue de l'angle N-E du local 1,<br />

avec le fumoir.<br />

Vista sull'angolo nord-est del<br />

locale 1 con la camera per<br />

affumicare.<br />

Anteil an kleinen Roggenkörnern. Das<br />

Getreide liegt in gedroschenem und sicher<br />

auch geworfeltem Zustand vor<br />

und war als Winterfrucht angebaut<br />

worden. Es weist einen über 2%-Anteil<br />

an giftigen Kornradesamen auf, der<br />

beim ungereinigten Verzehr zu Krankheitserscheinungen<br />

hätte führen müssen'*.<br />

In die Nordostecke ist ein Winkel <strong>aus</strong><br />

Kalksteinmauerwerk (MR 12/MR 14)<br />

eingezogen, dessen Südwestecke mit<br />

einem Sandsteinquader verstärkt ist. In<br />

diesen Nebenraum ist von Süden her<br />

ein Ofen mit einer 30 cm breiten Ummauerung<br />

<strong>aus</strong> Leistenziegelfragmenten<br />

eingebaut. Insgesamt sind 13<br />

Rauchgasabzüge <strong>aus</strong> Hohlziegeln eingelassen,<br />

an der Längs-und Schmalseite<br />

sowie diagonal in den beiden Ecken<br />

der Feuerraumwand. Zwei Sandsteinquader<br />

flankieren die Einfeuerung. Im<br />

Nordostwinkel ist die Ofenmauer ab<br />

Kniehöhe eingezogen; so entstand ein<br />

95 x 35 cm grosses Ofenbänklein, das<br />

mit Ziegeln belegt als Werkfläche diente<br />

(Abb. 8 c).<br />

Sieben Rippenknochen wohl einer<br />

Speckseite, die sich neben dem Ofen<br />

fanden, legen eine Interpretation als<br />

Räucherkammer nahe. Eine gleiche<br />

Anlage wurde auch in Insula 23 gefunden4<br />

Das verstürzte Gestell mit dem Ge­<br />

schirr, die Grube in der Südwestecke<br />

und das Getreide zeigen, dass in diesem<br />

Keller Vorräte aufbewahrt wurden.<br />

Raum 2 (Keller Ost)<br />

Der trapezförmige Keller (2) (9,2 / 8,6 x<br />

6,05 m) war über eine 2,25 m breite<br />

Sandsteinschwelle mit Innenanschlag<br />

vom Hof (4) her zu betreten. Dieser<br />

Raum war im Gegensatz zu Keller 1<br />

nicht gefangen, sondern besass zwei<br />

Durchgänge: nach Norden gelangte<br />

man über eine Tannenholztreppe mit<br />

breiter Sandsteinplatte vor der Schwelle<br />

(Abb. 9 a) zu den höher gelegenen 19


Abb. 9 a<br />

Blick auf die Nordmauer von Vue sur le mur Nord du local 2,<br />

Raum 2 (Keiler Ost) mit Türe (links; porte avec un perron en grès.<br />

verspriesst) mit vorgelegter Sand­ Vista sul muro nord del locale 2<br />

steinplatte. Davor sind die hölzernen (cantina est) con porta e lastra di<br />

Stufen gerade noch erkennbar. pietra arenaria preposta.<br />

»Durchreiche« und Nische. Rechts<br />

beginnt sich die Vorratskammer<br />

abzuzeichnen (vgl. Abb. 9b).<br />

(nicht <strong>aus</strong>gegrabenen) Räumen an der<br />

Strassenfront, nach Süden in das beheizte<br />

Zimmer (6) und in den Korridor<br />

(10), der zur Stube (9) führte. In der<br />

Südostecke des Kellers befand sich das<br />

Praefurnium, durch das der Hypok<strong>aus</strong>t<br />

in Raum 6 beheizt wurde (s.u.).<br />

Die Befunde waren auch in diesem<br />

Raum , der wohl eher spärliches Tageslicht<br />

durch die Türen und einen Lichtschacht<br />

oder Durchreiche in MR 11 erhielt,<br />

höchst aufschlussreich.<br />

Die Stützmauer Nord (MR 11) und die parallel<br />

laufende 80 cm breite MR 15/MR 17 stossen<br />

spitzwinklig an die Parzellengrenzmauer an.<br />

MR 15/MR 17 wird von drei Türöffnungen<br />

durchbrochen. Vom Keller West (Raum 1) wird<br />

der Raum durch die 45 cm breite Kalksteinwand<br />

(MR 6) abgetrennt. In MR 6 ist 95 cm ab Boden<br />

eine Tuffsteinlage eingefügt, um aufsteigende<br />

Bodenfeuchtigkeit <strong>aus</strong>treten zu lassen.<br />

Etwa 1,7 m über dem Kellerboden befindet sich<br />

in MR 11 eine 60 cm breite Aussparung, die als<br />

Durchreiche oder Lichtdurchlass gedient hat.<br />

Etwa auf Brusthöhe ist an der Wand eine 56 x 66<br />

cm hohe, 38 cm tiefe Nische eingelassen, die<br />

kaum als Lararium, sondern eher als Standnische<br />

u.a. für eine Lampe gedient haben mag. Im<br />

Bereich des Anschlusses von MR 17 an MR 7 ist<br />

das Kalkstein-Mauerwerk oberhalb des Sockels<br />

teilweise <strong>aus</strong>gebrochen.<br />

Neben der Einfeuerung für den Hypok<strong>aus</strong>traum<br />

(6) sind in der Südostecke<br />

mehrere gestaffelte Balkenlöcher im<br />

20 Mauerwerk zu beobachten, die an ei­<br />

nen Herd bzw. Rauchabzug denken lassen.<br />

In der Nordostecke muss eine Kammer<br />

<strong>aus</strong> Holz eingebaut gewesen sein, wie<br />

die schiefwinklige Verfärbung (2,25 x<br />

2,5 m) im Brandhorizont andeutet.<br />

Aussparungen am Fuss der Nordmauer<br />

(MR 11) und spiegelbildlich dazu<br />

in der Ostmauer bezeugen einen<br />

massiven Schwellbalken. Etwa 70 cm<br />

über der unteren Aussparung liegt eine<br />

zweite, die von horizontalen Balken<br />

stammt. Ein vertikaler Abdruck im<br />

Verputz stammt von der Ausfachung<br />

mit Brettern. 1,1 m weiter östlich ist an<br />

der Nordmauer das Negativ eines Ständerbalkens<br />

erkennbar. In dieser Kammer<br />

fanden sich gegen 40 beim Brand<br />

verstürzte Gefässe (Abb. 9.10).<br />

Zur Zusammensetzung der Keramikformen<br />

<strong>aus</strong> dem Geschirrgestell<br />

(Abb. 10) verdanke ich M.Hartmann<br />

folgende Hinweise: Für die Brandkatastrophe<br />

des gesamten Gebäudes haben<br />

wir dank der Münze des Gordian III<br />

<strong>aus</strong> dem Hypok<strong>aus</strong>traum einen terminus<br />

post quem, d.h. nach dem Jahr 238<br />

n.Chr. muss das Gebäude noch in Betrieb<br />

gewesen sein. Dies bedeutet aber,<br />

dass die recht vielfältigen Keramikformen<br />

dazumal gemeinsam verwendet<br />

wurden. Für die Keramikforschung des<br />

Abb. 9b<br />

Zwei Balkenlöcher und Abdruck der<br />

vertikalen Füllbretter von der<br />

ganz <strong>aus</strong> Holz gezimmerten Vorratskammer.<br />

Deux logements de poutraison du<br />

placard qui était complètement<br />

lambrissé.<br />

Due trafori per travi dell'armadio<br />

per provvisioni di legno.<br />

mittleren 3. Jahrhunderts ergeben sich<br />

wichtige Hinweise. So wurden der Sigillata-Teller<br />

der Form Drag.32 sowie<br />

die barbotineverzierten Reibschüsseln<br />

Drag.43 gleichzeitig mit rätischen<br />

Reibschüsseln, feinen Bechern mit langovalen<br />

Dellen, Kochtöpfen und Krügen<br />

verwendet. Zählen wir auch die<br />

Fragmente weiterer Gefässe hinzu, so<br />

dürften sich zum Zeitpunkt des Brandes<br />

über 30 vollständige Gefässe in<br />

dem Gestell befunden haben 5 .<br />

Der Geschirr"schrank" mit seinen Platten,<br />

Tellern, Krügen, Reibschüsseln<br />

und Kochtöpfen, eine kleine Schnellwaage,<br />

die Durchreiche und die beiden<br />

Türen auf der Südseite gestatten eine<br />

Interpretation als Vorratsraum und Küche<br />

(?) mit einer grösseren Arbeitsfläche<br />

an der Nordmauer, an der beispielsweise<br />

Speisen gerüstet und vorbereitet<br />

wurden.<br />

[ Korridor (5)<br />

! Der Korridor (1,95 x 4,25 m) ist durch<br />

- eine 1,25m breite Türe in MR 17 vom<br />

; Keller (2) her zu betreten und führt<br />

- über eine zweiteilige Sandsteinschwelt<br />

le mit etwa 3 Fuss breiter Türöffnung in<br />

5 den Wohnraum (9). In die südliche<br />

Abb. 9c<br />

Rekonstruktionsversuch der<br />

Vorratskammer.<br />

Reconstitution hypothétique du<br />

placard.<br />

Tentativo di ricostruzione dell'<br />

armadio per provvisioni.<br />

Sandsteinschwelle ist eine Nut für die<br />

Blockrahmen-Türkonstruktion eingehauen.<br />

An der Stelle, wo der Holzrahmen<br />

anschlägt, wechselt die Ausführung<br />

des Mauerwerks in MR 26 von<br />

Handquadern <strong>aus</strong> Kalkstein in genauer<br />

bearbeitbaren roten Sandstein. Ein verkohlter<br />

Holzbalken stuft das Bodenniveau<br />

des Korridors um 15 cm nach Süden<br />

ab.<br />

Die sorgfältig verputzten Längsmauern<br />

des Korridors (MR 21, MR 26) sind mit<br />

breiten roten und grünen Bändern auf<br />

weissem Grund bemalt. Sie bilden eine<br />

einfache Aufteilung in rechteckige Felder,<br />

die von schmalen ockergelben Linien<br />

mit Pinseltupfen begleitet werden<br />

(Abb. 11).<br />

Der Korridor besitzt zwei Fenster; das<br />

eine zum Innenhof 4 lässt das Tageslicht<br />

in den Korridor, das zweite in den<br />

beheizten Raum 6. Die Ansätze der<br />

Fensterlaibungen sind bis zu 55 cm<br />

hoch erhalten.<br />

Vor der Ostmauer befindet sich ein<br />

Sodbrunnen. Der zunächst rechteckige,<br />

65 x 90 cm grosse, von roten Sandsteinplatten<br />

gebildete Rand geht nach<br />

unten in einen zylindrischen Schacht<br />

<strong>aus</strong> Kalkstein-Trockenmauerwerk über.<br />

In etwa 7,2 m Tiefe stösst der Brunnenschacht<br />

einseitig an Fels und endet et­<br />

Abb. 9d<br />

Verstürztes Geschirr <strong>aus</strong> der<br />

Vorratskammer.<br />

Céramique répandue et brisée dans<br />

le placard.<br />

Ceramica caduta dell'armadio.<br />

wa in 11,4 m Tiefe. Die Sohle liegt rund<br />

5 m unter dem Wasserspiegel des Violenbaches.<br />

Der Wasserspiegel schwankt<br />

zwar etwas, doch ist klar, dass von<br />

Nordosten Wasser zufliesst und dass<br />

der Sodbrunnen auf Rheinwasserniveau<br />

angelegt ist.<br />

Hypok<strong>aus</strong>tierter Raum (6)<br />

Der mit einem Hypok<strong>aus</strong>t beheizte<br />

Raum mit Terrazzoboden (2,85 x 4,75<br />

m) ist <strong>aus</strong> dem Keller (2) über eine rote<br />

Sandsteinschwelle zu betreten und besitzt<br />

seinerseits eine Türe zu Raum 9.<br />

Alle Wände dieser Stube waren verputzt<br />

und teilweise mit farbigen Bändern<br />

bemalt. An der Ostwand konnten<br />

auch Teile figürlicher Darstellungen geborgen<br />

werden. Mit seiner Speicherheizung<br />

und den bemalten Wänden ist<br />

dieses Zimmer der komfortabelste<br />

Wohnraum des H<strong>aus</strong>es.<br />

Auch in diesem Zimmer fehlte die<br />

Brandschicht nicht. Am Boden lag der<br />

Rest eines heruntergestürzten, verkohlten<br />

Holzbalkens. An einer anderen<br />

Stelle fand sich ein Bronzetablett. Auf<br />

dem ins Zimmer verstürzten Ziegeldach<br />

lag ein 1,35 x 1,2 m grosses eisernes<br />

Fenstergitter (Abb. 12b), das<br />

vom Obergeschoss eines benachbarten<br />

H<strong>aus</strong>es - höchstwahrscheinlich von<br />

der östlich anschliessenden Gewerbehalle<br />

- zusammen mit Schutt und den<br />

Fragmenten von mehreren sehr grossen<br />

Gewichtssteinen beim Brand hinuntergestürzt<br />

ist.<br />

Direkt unter der Brandschicht lag ein<br />

Antoninian des Gordianus III <strong>aus</strong> den<br />

Jahren 238-244. Diese Münze gibt einen<br />

terminus post quem für die Brandkatastrophe,<br />

der das H<strong>aus</strong> zum Opfer<br />

fiel 6 .<br />

Der Terrazzoboden ist auf Suspensuraplatten<br />

gegossen, die auf sieben Pfeilerreihen <strong>aus</strong> quadratischen<br />

Ziegelplatten aufliegen. Die obersten<br />

drei Pfeilerlagen verbreitern sich jeweils zu einem<br />

kleinen Rraggewölbe. Der Hypok<strong>aus</strong>t wird<br />

vom Keller (2) her durch ein mit Sandsteinquadern<br />

eingefasstes Praefurnium eingeheizt.<br />

Im Nordteil bilden stehende Ziegelplatten den<br />

Boden; im Südteil geht er in einen mörteligen<br />

Belag über. Die Mauerkonstruktion gegen den<br />

Sodbrunnen im Korridor 5 ist im Hypok<strong>aus</strong>t<br />

durch einen zusätzlichen Sockel verstärkt. Mit<br />

Ausnahme der östlichen Brandmauer (MR 7)<br />

sind die Wände des hypok<strong>aus</strong>tierten östlichen<br />

Zimmers mit Tubuli <strong>aus</strong>gelegt, die mit dem Hypok<strong>aus</strong>t<br />

kommunizieren.<br />

Da das menschliche Wärmeempfinden von der<br />

Lufttemperatur und der Temperatur der Umschliessungsflächen<br />

sowie der Luftbewegung<br />

und der Luftfeuchtigkeit abhängt, wirkt ein<br />

Heizsystem, das Boden- und Wandflächen mit<br />

vernünftigen Oberflächentemperaturen einbezieht<br />

wesentlich behaglicher. Dies ist beim Hypok<strong>aus</strong>tsystem<br />

der Fall gewesen, was moderne<br />

Heizversuche an römischen Hypok<strong>aus</strong>ten im<br />

Kastell Saalburg bestätigt haben 7 . 21


22<br />

-CTD<br />

Wohnraum (9)<br />

Das trapezförmige Zimmer (4,55 x 5,3/<br />

4,6 m) ist sowohl <strong>aus</strong> der beheizten Stube<br />

(6) als auch vom Korridor (5) her<br />

über Sandsteinschwellen zu erreichen.<br />

In der 3 Fuss breiten Schwelle zum<br />

Korridor ist die Nut für eine Blockrahmentür<br />

eingehauen. Die Wände waren<br />

sorgfältig verputzt ; an allen Mauern befanden<br />

sich teilweise angesengte Putzreste.<br />

Ein Fenster ist nicht nachzuweisen,<br />

doch wird das Zimmer am ehesten<br />

durch ein Fenster in der Südmauer Tageslicht<br />

erhalten haben.<br />

Im Norden ist die 50 cm breite Kalksteinmauer<br />

(MR 9) an die Parzellengrenzmauer (MR 7) angebaut.<br />

Auch im SO trennt eine Konstruktionsfuge<br />

MR 7 von der 55 cm breiten MR 8. Von der<br />

Türschwelle führt die 50 cm breite, leicht windschiefe<br />

MR 22 spitzwinklig an MR 8.<br />

Ein parallel zu den Längswänden verlegter,<br />

verkohlter Bretterboden (Abb.<br />

13 a) konnte nur noch teilweise erfasst<br />

werden. Die rund 1,5 m langen und 25<br />

cm breiten Tannenholzbretter waren<br />

mit Eisennägeln auf mindestens vier<br />

Unterlagsbalken aufgenagelt, die ihrerseits<br />

auf einer Planierschicht über einem<br />

(älteren) Mörtelboden auf einem<br />

Kalksteinbett lagen. In der Westecke<br />

des Raumes befindet sich eine Feuerstelle<br />

(Cheminée) mit sechslagiger Ziegelummauerung<br />

(Abb. 13 b).<br />

In der Südostecke war eine 105 x 85 cm<br />

grosse, mit vier massiven Eisennägeln<br />

vernagelte Eichenkiste eingegraben.<br />

Darin lagen nicht weniger als fünf<br />

Bronzestatuetten: Ein Merkur mit Ziegenbock,<br />

Hahn und Schildkröte; ein<br />


Abb. 11<br />

Blick auf die mit Wandmalereien<br />

geschmückte Ostmauer des<br />

Korridors (5). In Bildmitte das<br />

Fenster zum beheizten Raum 6.<br />

Paroi Orientale du couloir (5), orné<br />

de peintures murales.<br />

Vista sul muro est del corridoio con<br />

pitture murali (5).<br />

den drei hölzerne Bottich- oder Fässerböden<br />

von 67-77 cm Durchmesser<br />

(Abb. 14 b). Der Inhalt der drei Fässer<br />

oder Bottiche entspricht übrigens etwa<br />

dem Inhalt des gemauerten Beckens<br />

im Mauerwinkel. Es ist möglich, dass<br />

die Fässer als Sammelbecken für Gastra<br />

Urinaria gedient hatten, jene Tongefässe,<br />

die an den Strassenecken zum<br />

Sammeln des Urins von Passanten aufgestellt<br />

wurden. Urin ist bekanntlich<br />

reich an Gerbstoffen und wurde früher<br />

in Gerbereien und Tuchwalkereien benützt.<br />

Vielleicht haben wir auch hier eine<br />

kleine Tuchwalkerei (fullonica) vor<br />

uns; tatsächlich ist das Becken ebenso<br />

fein verputzt wie Gegenstücke <strong>aus</strong> Walkereien<br />

in Saint-Romain-en-Gal 9 oder<br />

in Pompeji 10 . In den Fässern hätte man<br />

den Urin faulen lassen und im Becken<br />

damit die Wollgewebe durchgewalkt,<br />

also durchgetreten. Ein Wandgemälde<br />

<strong>aus</strong> einer Fullonica in Pompeji (Abb.<br />

16) zeigt diesen Arbeitsgang. Anschliessend<br />

wären die verfilzten Stoffe<br />

auf dem Bretterboden <strong>aus</strong>gespannt<br />

worden.<br />

Betrachten wir die Gliederung der Längsmauer,<br />

MR 29 (Abb. 14c), so stellen wir eine Unterteilung<br />

in sechs Zonen fest: Zuunterst das <strong>aus</strong><br />

Kalksteinstücken geschüttete Fundament, dar-<br />

24 über liegt das Vorfundament, auf das der Lehme­<br />

strich, der eigentliche Unterboden, anschliesst.<br />

Darauf folgt ein erster, etwa 70 cm hoher, mit<br />

Ziegelmörtel verputzter Sockel, der mit einer<br />

Fase über den Beckenrand hinwegläuft. Dann<br />

folgt eine zweite, sechs Kalksteinlagen hohe und<br />

mit Fugenstrich <strong>aus</strong>gezogene Zone, der eine<br />

dritte (durch eine Fase abgesetzt) acht Steinlagen<br />

hohe folgt. Die letzte Steinlage ist wiederum<br />

durch eine kleine Fase abgesetzt und deutet den<br />

Beginn einer weiteren Zone an.<br />

Der ganze Keller war mit einer grossen<br />

Menge B<strong>aus</strong>chutt angefüllt: Massen<br />

von Kalksteinbrocken, Ziegelfragmenten,<br />

Holzkohlestücken, Mörtelgussbrocken,<br />

Sandsteinplatten, aber auch<br />

mehrere Quadratmeter verstürzten bemalten<br />

Wandverputzes, davon einige<br />

mit stilisiertem Blumendekor. Im Südteil<br />

konnten wir eine umgekippte Kalksteinmauer<br />

schneiden (Abb. 14 d) und<br />

24 Lagen Handquader <strong>aus</strong>zählen. Dies<br />

ergibt mit den erhaltenen Mauerresten<br />

ein mindestens zweigeschossiges Gebäude.<br />

In der Südostecke fand sich eine<br />

intakte Dachziegelreihe <strong>aus</strong> Leistenziegeln<br />

(tegulae) und mit Mörtel <strong>aus</strong>gestrichenen<br />

Hohlziegeln (imbrices)<br />

(Abb. 14 e). Die Ziegel lagen auf einem<br />

mit Kalksteinstücken verstärkten Mörtelkeil,<br />

der seinerseits auf einer querlaufenden<br />

Leistenziegelreihe lag. Der<br />

Winkel des Keils von 16° entspricht der<br />

Neigung eines flachen Schrägdaches.<br />

Abb. 12a<br />

Übersicht über das mittlere H<strong>aus</strong>,<br />

von Osten her. Im Vordergrund der<br />

mit Hypok<strong>aus</strong>t beheizte Raum 6,<br />

dahinter Blick auf Korridor, Zufahrt<br />

und (rechts) Keller West (Raum 1).<br />

Vue de la maison médiane, de l'Est.<br />

Vista generale della casa centrale,<br />

da est.<br />

Wir fassen damit den Rest eines unmittelbar<br />

über die Mauerkrone hinwegführenden<br />

Ziegeldaches !<br />

Im Nordteil der Halle und beim Wasserbecken<br />

fand sich eine grössere Zahl<br />

von rhombischen Eisenbarren (Abb.<br />

15). Sie waren beim Brand des H<strong>aus</strong>es<br />

<strong>aus</strong> dem mit der Fernstrasse ebenerdigen<br />

Obergeschoss heruntergestürzt.<br />

Im B<strong>aus</strong>chutt des Mitteltraktes lagen<br />

drei Statuetten (vgl. den Beitrag A.<br />

Kaufmann-Heinimann S. 30ff.) und eine<br />

96 cm hohe, hohle Sandsteinsäule,<br />

wohl der Rest eines Brunnenschaftes.<br />

Mehrere bronzene Winkelbeschläge<br />

mit blattförmigen Enden von heruntergestürzten<br />

Kisten und Truhen sowie eine<br />

verstürzte Reihe quadratischer Ziegelplatten<br />

mit Ziegelschrotverputz lassen<br />

mit den Statuetten auf ein bewohntes,<br />

kleinräumig unterteiltes Obergeschoss<br />

schliessen.<br />

Im Südteil der Halle war ein etwa 3x4<br />

m grosser Raum (11) angebaut, den ein<br />

2,8 x 1,9 m grosses und 55 cm hohes,<br />

auf drei Seiten von einem Warmluftkanal<br />

umgebenes Becken <strong>aus</strong>füllt. Der<br />

Kanal wurde durch ein sandsteingefasstes<br />

Praefurnium in der Südwand der<br />

Halle <strong>aus</strong> beheizt.<br />

Abb. 13 a<br />

Der Tannenbretterboden in der<br />

Stube 9.<br />

Le plancher en sapin de la<br />

chambre 9.<br />

Il suolo di tavole di pino nella<br />

camera 9.<br />

Abb. 12b<br />

In der Nordostecke lag auf dem<br />

verstürzten Dach ein vom Nachbarh<strong>aus</strong><br />

heruntergefallenes Fenstergitter.<br />

Dans l'angle NE, le grillage d'une<br />

fenêtre de la maison voisine a chu<br />

sur la toiture effondrée.<br />

Nell'angolo nord-est è stato trovato<br />

un graticolato caduto da una casa<br />

vicina sul tetto crollato.<br />

Abb. 13 b<br />

Der offene Kamin (»Cheminée«) in<br />

der Südwestecke.<br />

Cheminée dans l'angle SE.<br />

Il camminetto aperto nell'angolo<br />

sud-ovest.


26<br />

Abb. 14a<br />

Mittel- und Nordteil der grossen<br />

Werkhalle 10 mit Bassin und<br />

Tannenbretterboden. An der Nordwand<br />

zeichnen sich die drei Fässer<br />

oder Bottiche ab.<br />

Secteur central et septentrional du<br />

grand atelier 10. L'emplacement de<br />

trois cuves ou tonneaux se dessine<br />

contre la paroi Nord.<br />

Parte nord e centrale del grande<br />

locale 10. Sulla parete nord le<br />

tracce di tre grandi barili.<br />

Abb. 14 d<br />

Die umgestürzte Mauer im Südteil<br />

der Werkhalle.<br />

Mur effondré au Sud de l'atelier.<br />

Il muro crollato nella parte sud del<br />

grande locale.<br />

Abb. 14 b<br />

Der Boden des Fasses oder Bottichs<br />

in der Nordostecke.<br />

Le fond d'un tonneau ou d'une cuve<br />

dans l'angle NE.<br />

II fondo del barile nell'angolo<br />

nord-est.<br />

Abb. 14e<br />

Detail der im Verband verstürzten<br />

Ziegelreihe.<br />

Tuiles en chaînage.<br />

Fila di mattoni caduta in globo.<br />

Abb. 14 c<br />

Die durch mehrere Fasen (geringer<br />

Mauereinzug) gegliederte Ostmauer.<br />

Detail südlich des Bassins.<br />

Le mur meridional présente plusieurs<br />

petites retranches. Un détail au Sud<br />

du bassin.<br />

Il muro est con da varie scalinate.<br />

Dettaglio a sud del bacino.<br />

Abb. 16<br />

Wandbild <strong>aus</strong> Pompeji mit der<br />

Darstellung einer Tuchwalkerei<br />

(fullonica).<br />

Peinture murale de Pompèî figurant<br />

une foulerie (fullonica).<br />

Pittura murale di Pompeji che<br />

rappresenta una fullonica.<br />

Abb. 15<br />

Einige der gegen 30 Eisenbarren.<br />

Quelque-uns des 30 saumons defer.<br />

A leune delle circa 30 sbarre di ferro.<br />

27


28<br />

Abb. 17<br />

Blick in den Darrofen (?) mit seiner<br />

Randkanalheizung.<br />

Vue du four de séchage, avec son<br />

conduit de chauffe périphérique.<br />

Vista nel seccatoio (?) con il<br />

riscaldamento circolare.<br />

Das Becken ist mit Ziegeln <strong>aus</strong>gelegt,<br />

deren Leisten abgeschlagen sind. Die<br />

Fugen sind zwar nicht <strong>aus</strong>gemörtelt,<br />

ein Versuch zeigte aber, dass der Boden<br />

wasserdicht ist. Auf dem Beckenrand<br />

sind auf drei Seiten horizontal liegende<br />

Tubuli eingebaut, die den Randkanal<br />

dahinter mit dem Raum verbinden.<br />

Zwischen den einzelnen Tubuli sind die Stossfugen<br />

mit Ziegelfragmenten verstärkt. Im Osten<br />

(Abb. 17) liegen die Tubuli auf der Breitseite, im<br />

Süden und Westen auf der Schmalseite. Im Norden<br />

liegen keine Tubuli, denn hier befindet sich<br />

die Einfeuerung und eine mit Ziegeln vermauerte<br />

Aussparung, die aber wegen des Kranfundamentes<br />

nicht weiter untersucht werden konnte.<br />

Der Randkanal war mit liegenden Leistenziegeln<br />

abgedeckt. An der östlichen Mauer lehnten<br />

mehrere Leistenziegel, die das Aufsteigen von<br />

Warmluft ermöglichten und wohl die Funktion<br />

von tegulae mammatae gehabt haben.<br />

Dieser etwas tiefer als die Halle (10) gelegene<br />

Raum könnte über die 1,5 m<br />

hoch gelegene Türe in der Südostecke<br />

erschlossen gewesen sein, doch sind<br />

die Befunde nicht ganz klar. Sehr wahrscheinlich<br />

war das auf besondere Art<br />

und Weise beheizte Becken nur von<br />

oben her zugänglich. Vielleicht handelt<br />

es sich um einen Darraum, da ja ein direkter<br />

Warmluft- bzw. Rauchgas<strong>aus</strong>tritt<br />

ins Innere stattfindet.<br />

Offensichtlich diente aber die recht<br />

schmale Öffnung in MR 31 nach der<br />

Schleifung der MR 39 von Süden her<br />

über eine Treppe oder Rampe (12) als<br />

Zugang zur Gewerbehalle 10.<br />

Rekonstruktionsversuch<br />

Ausgehend von geeigneten Tragwänden<br />

der Grundrisse und dar<strong>aus</strong> folgenden<br />

Spannrichtungen der einzelnen<br />

Raumgruppen haben wir eine Isometrie<br />

rekonstruiert (Abb. 19). Dabei sind<br />

die für römische Gebäude üblichen<br />

Geschosshöhen und Neigungen von<br />

Ziegeldächern berücksichtigt. Massive<br />

Mauern mit tiefen Fundamenten tragen<br />

sicher mehr als ein Geschoss. Als<br />

weitere Kriterien sind eine mögliche<br />

Dachentwässerung und die Belichtung<br />

der Innenräume einbezogen. Die<br />

Hanglage erfordert in der Höhe versetzte<br />

Bodennive<strong>aus</strong> und eine langgezogene<br />

Zufahrtsrampe, die die Anlage im<br />

Westen mit der erhöht gelegenen Fernstrasse<br />

verbindet. Um einen Innenhof,<br />

der der Erschliessung und als Lichthof<br />

dient, gruppieren sich ein mehrgeschossiger<br />

Längstrakt und quer dazu<br />

eingeschossige Wohnräume. Gegen<br />

den Hangfuss schliesst ein eingeschossiger<br />

Längstrakt den Innenhof ab. Die<br />

mehrgeschossige Werkhalle im Osten<br />

steht quer zum mehrgeschossigen<br />

Längstrakt des mittleren Gebäudes<br />

und überwindet so die Steigung nach<br />

Osten. Die Obergeschosse der beiden<br />

Längstrakte entsprechen etwa dem Niveau<br />

der Fernstrasse.<br />

Abb. 18<br />

Brunnenstock <strong>aus</strong> rotem Sandstein<br />

mit dem Relief einer Wassergottheit<br />

als Wasserspeier. Als Spolie bei der<br />

Rampe (12) verwendet.<br />

Chèvre de fontaine en grès rouge.<br />

Rilievo di fontana di pietra arenaria<br />

rossa.<br />

Fotos und Zeichnungen : Ausgrabungen Augst/<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> (G.Sandoz und M.Schaub); Abb. 7<br />

Römermuseum Augst (I. Krebs).<br />

S.Martin-Kilcher danke ich für kritische Durchsicht<br />

und Diskussion des Manuskriptes. M.Hartmann<br />

bin ich für Fundbearbeitung und regelmässige<br />

Beratungen verpflichtet.<br />

1 Zu den Ausgrabungen in Augst vgl. z.B.<br />

R.Laur-Belart, Führer durch <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong><br />

4.Aufl.(1966). M.Martin, Römermuseum<br />

und Römerh<strong>aus</strong> Augst. Augster Museumshefte<br />

4(1981). Kurzberichte erscheinen jährlich<br />

in: Jahresberichte <strong>aus</strong> Augst und <strong>Kaiseraugst</strong><br />

l,1980ff. sowie im Fundbericht des<br />

JbSGUF.<br />

2 Wir haben der planenden Bauherrschaft für<br />

ihr Interesse und ihre Verkaufsbereitschaft<br />

zu danken. Dem Regierungsrat des Kantons<br />

Aargau, der auf Grund eines Augenscheins<br />

die Bedeutung der Anlage erkannte, gebührt<br />

herzlicher Dank und Anerkennung Tür den<br />

Beschluss, diesen Gebäudekomplex der<br />

Nachwelt zu erhalten. Der Schutzbau befin­<br />

det sich in Planung. Wir hoffen, dass er noch<br />

im Jahre 1985 realisiert werden kann.<br />

Frau Dr. S.Jacomet danke ich bestens für die<br />

Holzarten-und Getreidebestimmungen.<br />

Vgl. Laur-Belart (Anm.l) 118.<br />

Zur Keramik vgl. B.Pferdehirt, Die Keramik<br />

des Kastells Holzh<strong>aus</strong>en. Limesforschungen<br />

16(1976). S.Martin-Kilcher, Die Funde <strong>aus</strong><br />

dem römischen Gutshof von Laufen-Müschhag<br />

(1980).<br />

Es handelt sich um eine autonome Prägung<br />

der Provinz Macedonia <strong>aus</strong> den Jahren 238-<br />

244 n.Chr. Av. ALEXANDROU, Kopf des<br />

Alexanders des Grossen mit Löwenfell Rv.<br />

KOINON MAKEDONON B NE, Krieger<br />

mit Speer und Parazonium. (Lit. SNG. Cop<br />

Mac 1374).<br />

D. Baatz, Saalburg-Jahrb. 36, 1979, 3Iff. H.<br />

Hüser, Saalburg-Jahrb. 36,1979,12ff.<br />

Dieser Befund soll später publiziert werden.<br />

R.Chevallier, Römische Provence (1979)<br />

161f. Abb.123.<br />

F.Kretzschmer, Bilddokumente römischer<br />

Technik (1983) Abb.18.<br />

Abb. 19<br />

Rekonstruktion der Gebäude in<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

Reconstitution des bâtiments de<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

Ricostruzione degli edifìci di<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

Les constructions romaines de<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

Un vaste ensemble de constructions réunissant<br />

plusieurs maisons dans une pente<br />

au-dessus du Violenbach a été mis au jour<br />

dans la partie basse de <strong>Augusta</strong> Rauricorum,<br />

en bordure de la grande route reliant<br />

la Gaule à la Rhétie.<br />

La construction remonte vraisemblablement<br />

à la première moitié du 2e siècle<br />

après J.-C. Un incendie a eu lieu après le<br />

milieu du 3e siècle. Quelques objets et des<br />

transformations de moindre importance révèlent<br />

que l'occupation s'est poursuivie au<br />

4e siècle.<br />

Dans le bâtiment central on a localisé deux<br />

caves, des pièces d'habitation et des annexes.<br />

Deux se sont avérées être des chambres<br />

chauffées. Dans les deux caves, on a<br />

trouvé des grains de froment calcinés, un<br />

placard effondré avec une trentaine de pièces<br />

de céramiques ainsi qu'un fumoir.<br />

Au fond d'un couloir couvert, un puits s'enfonçait<br />

jusqu'à la roche en place.<br />

Le bâtiment oriental inclut un grand atelier,<br />

peut-être une foulerie. Au Sud, on trouve<br />

une salle munie d'un canal de chauffage périphérique<br />

; peut-être s'agissait-il d'un four<br />

de séchage. Les objets les plus remarquables<br />

sont deux statuettes en argent (Hercule<br />

et Minerve), ainsi qu'une caissette enfermant<br />

cinq statuettes en bronze. D. W.<br />

Edifici romani a <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong><br />

Nella parte inferiore di <strong>Augusta</strong> Rauricorum<br />

presso la strada di collegamento tra la<br />

Gallia e la Rezia è stato messo a giorno un<br />

complesso di edifici esteso sul pendìo verso<br />

il Violenbach. E stato costruito probabilmente<br />

nella prima metà del 2° secolo e distrutto<br />

dal fuoco dopo la metà del 3° secolo.<br />

Oggetti e semplici ricostruzioni indicano<br />

che il luogo era abitato nel 4° secolo.<br />

Nell'edificio centrale sono stati sgombrati<br />

cantine, locali abitati e locali secondari, fra<br />

altro uno riscaldato con ipoc<strong>aus</strong>to e tubuli.<br />

Nelle due cantine c'erano del grano carbonizzato,<br />

un armadio con oltre 30 recipienti<br />

di coccio e una camera per affumicare. In<br />

un corridoio coperto c'era una fontana profonda<br />

fino alla roccia.<br />

Nell'edificio est è stato messo a giorno un<br />

grande locale per l'esercizio di lavori artigianali,<br />

forse per feltratura. Accanto a sud un<br />

locale con un canale di riscaldamento intorno,<br />

forse un seccatoio. Menzioniamo anche<br />

due notevoli statuette d'argento (Ercole e<br />

Minerva) e una cassa con cinque statuette<br />

di bronzo. S.S. 29


30<br />

Annemarie Kaufmann-Heinimann<br />

Die Silberstatuetten des Herkules<br />

und der Minerva<br />

<strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

Römische Gold- und Silberfunde - der<br />

Wunschtraum jedes Ausgräbers - sind<br />

in unserer Gegend <strong>aus</strong>serordentlich<br />

selten: die beiden 1983 und 1984 zutage<br />

gekommenen Figürchen sind, abgesehen<br />

von der Venus <strong>aus</strong> dem Silberschatz<br />

von <strong>Kaiseraugst</strong>, bisher die einzigen<br />

<strong>aus</strong> dem Gebiet der römischen<br />

Schweiz bekannten Silberstatuetten 1 .<br />

Zur Römerzeit allerdings waren Silbergegenstände<br />

in reichem Mass vorhanden<br />

und hochgeschätzt - ein wohlhabender<br />

Römer bestellte sich sein Luxusgeschirr<br />

und Prunkgerätschaften<br />

bestimmt <strong>aus</strong> Silber und nicht <strong>aus</strong><br />

Bronze -, aber gerade wegen ihres Metallwertes<br />

wurden sie immer wieder<br />

eingeschmolzen und neu verarbeitet.<br />

So erstaunt es nicht, dass ein grosser<br />

Teil der uns bekannten Silberstatuetten<br />

<strong>aus</strong> Schatzfunden stammt; sie sind uns<br />

also nur deshalb erhalten geblieben,<br />

weil ihr Besitzer sie zusammen mit anderen<br />

Kostbarkeiten in einer Notsituation<br />

versteckte und später nicht mehr<br />

dazu kam, sie zu bergen 2 . Bei den beiden<br />

vorliegenden Statuetten ist dies<br />

nicht der Fall; sie wurden offenbar<br />

nicht vorsätzlich vergraben (zu den<br />

Fundumständen vgl. S. 24), und die<br />

Fundsituation lässt keine Rückschlüsse<br />

auf den ursprünglichen funktionellen<br />

Zusammenhang zu.<br />

Bei manchen Silberstatuetten fällt ihre<br />

dürftige Qualität auf, die in merkwürdigem<br />

Gegensatz zum verwendeten Edelmetall<br />

steht: offenbar ist es in diesen<br />

Fällen dem Auftraggeber mehr auf den<br />

Metall- als auf den Kunstwert angekommen.<br />

Dies gilt nun aber in keiner<br />

Weise für unsere Statuetten; sie sind<br />

vorzüglich gearbeitet, was bei ihrem<br />

Miniaturformat besonders erstaunt. Eine<br />

Grösse von nur 5 bis 6 Zentimetern 3<br />

weisen im übrigen recht viele Silbersta-<br />

Abb. 1<br />

Herkules mit Eber <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong> (Silber). H. 5,8 cm.<br />

Fotos D. Widmer, Basel.<br />

Hercule au sanglier (argent).<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

Ercole con cinghiale di <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong> (argento).<br />

tuetten auf; dabei stellt sich die Frage<br />

nach der Funktion so kleiner Figürchen,<br />

auf die wir am Schluss des Artikels<br />

eingehen werden.<br />

Im folgenden stellen wir die beiden Statuetten<br />

vor und versuchen, sie zeitlich<br />

einzuordnen; als Vergleichsmaterial<br />

werden meist Bronzestatuetten herangezogen,<br />

da sie sich typologisch und stilistisch<br />

in keiner Weise von ihren weit<br />

selteneren silbernen Verwandten unterscheiden.<br />

Herkules mit Eber<br />

Inv. Nr. 83.17139. Fundkomplex-Nr. B 9367;<br />

Fund-Nr.1533. Gefunden am 31. 10. 1983.<br />

Herkules: Höhe mit Standplatte ursprünglich<br />

ca. 5,5 cm, im heutigen, verbogenen Zustand 5,8<br />

cm. Gewicht (mit zugehörigem Teil der Standplatte)<br />

32,2 g. Vollguss. - Unterschenkel mit zugehörigem<br />

Teil der Standplatte verbogen; Kerbe<br />

im linken Unterschenkel. Fingerspitzen der<br />

rechten Hand abgebrochen; Attribut fehlt.<br />

Eber: Höhe mit Standplatte 1,3 cm, Breite 1,9<br />

cm. Gewicht (mit Standplattenstück) 4,8 g. Vollguss.<br />

- Linkes Ohr abgebrochen. Schnauze und<br />

Ringelschwanz etwas bestossen. Standplatte:<br />

1,7 x 2,4 x 0,1 cm. In drei Teile zerbrochen. Rest<br />

einer Niete (?) hinter dem linken Fuss des Herkules.<br />

Gewicht total 37,5 g.<br />

Die Statuetten des Herkules und des<br />

Ebers sind zusammen auf einer grob<br />

zugehauenen rechteckigen Standplatte<br />

aufgelötet (Abb. 1 und Farbbild S. 37).<br />

Herkules steht mit zur Seite gestelltem<br />

rechtem Bein ruhig da. Sein schlanker,<br />

athletischer Körper ist straff durchmodelliert,<br />

mit klar voneinander abgesetzten<br />

Muskelpartien. In der vorgestreckten<br />

linken Hand hält er drei Äpfel ; über<br />

seinem Unterarm liegt das Löwenfell,<br />

dessen Haarzotten, Kopf, Schwanz und<br />

Läufe detailliert wiedergegeben sind.<br />

Den rechten Arm hat der Held gesenkt;<br />

die Hand umfasste ursprünglich<br />

das obere Ende der Keule, die er wohl<br />

schräg nach vorn gerichtet hielt. Der<br />

bärtige Kopf ist leicht nach rechts gewandt;<br />

das Haar umrahmt das Gesicht<br />

in voluminösen Locken, während es<br />

am Hinterkopf glatt anliegt und in einziselierten<br />

Strähnen um den Wirbel herum<br />

angeordnet ist. Als Kopfschmuck<br />

dient eine umwundene Wulstbinde mit<br />

sieben Rosetten, deren Enden gewellt<br />

auf die Schultern fallen. Das <strong>aus</strong>drucksvolle<br />

Gesicht wird von eindringlich<br />

blickenden Augen mit tief gebohrten<br />

Pupillen beherrscht; der Mund ist<br />

leicht geöffnet.<br />

Unmittelbar neben dem Helden, zu<br />

seiner Rechten, steht ein sehr summarisch<br />

gearbeiteter kleiner Eber auf hohen,<br />

sperrigen Beinen. Der Borstenkamm<br />

auf dem Rücken ist als gewellte<br />

Linie wiedergegeben. Das Tier hat den<br />

Kopf leicht emporgerichtet.<br />

Der Typus des Herkules mit den Hesperidenäpfeln,<br />

der sich auf seine Keule<br />

stützt, geht letztlich wahrscheinlich<br />

auf ein Werk des Erzgiessers Myron <strong>aus</strong><br />

dem 5. Jahrhundert v. Chr. zurück, wobei<br />

das hinabhängende Löwenfell wohl<br />

erst römische Kopistenzutat ist 4 . Überhaupt<br />

war der Typus in der Kaiserzeit<br />

sehr beliebt und wurde verschiedentlich<br />

abgewandelt und umstilisiert; genannt<br />

sei hier nur eine fast vier Meter<br />

hohe vergoldete Bronzestatue im Vatikan,<br />

die den Helden als jugendlichen,<br />

unbärtigen Muskelprotz zeigt 5 . Auch<br />

auf Reliefs, besonders provinzialrömischen,<br />

wird Herkules mit den Hesperidenäpfeln<br />

häufig dargestellt 6 . Unter<br />

den Statuetten ist der Typus eher selten<br />

vertreten 7 .<br />

Durch den Schatzfund von Weissenburg<br />

(Bayern) ist seit kurzem eine 15<br />

cm hohe Bronzefigur bekannt geworden,<br />

die sich auch von ihrer Qualität<br />

her sehr gut mit unserer Silberstatuette<br />

vergleichen lässt (Abb.2) 8 . Der Held ist 31


32<br />

dort massiger, gedrungener wiedergegeben,<br />

im Haar trägt er statt der Wulstbinde<br />

einen Pappelkranz, und das Löwenfell<br />

zeigt mehr Detailzeichnung.<br />

Beide Statuetten werden von einem<br />

kleinen, tapsigen Eber begleitet, der<br />

kaum mehr an das wilde Untier vom<br />

Berg Erymanthos erinnert, das der<br />

Held einst einfangen musste. In beiden<br />

Fällen überrascht die <strong>aus</strong>gesprochene<br />

Diskrepanz in Qualität und Proportionen<br />

zwischen dem Halbgott und seinem<br />

Begleittier. Wir kennen dasselbe<br />

Phänomen auch von anderen zusammengehörigen<br />

Funden, vor allem von<br />

Merkur und seinen Tieren 9 . Im Unterschied<br />

zu Merkur wird aber Herkules<br />

nur sehr selten von einem Tier begleitet<br />

dargestellt 10 . Wahrscheinlich gehörte<br />

der kleine Eber bei den Statuetten<br />

von Weissenburg und <strong>Kaiseraugst</strong> nicht<br />

mit zur Vorlage, sondern der Künstler<br />

Hess sich dafür von einem einheimischen,<br />

gallischen Vorbild inspirieren 11 .<br />

Abb. 2<br />

Herkules mit Eber <strong>aus</strong> dem Schatzfund von Weissenburg<br />

(Bronze). H. 14,9 cm, mit Basis 20,8 cm. - Vgl. Anm. 8. Foto<br />

Prähistorische Staatssammlung München.<br />

Hercule au sanglier (bronze), trésor de Weissenburg.<br />

Ercole con cinghiale del tesoro di Weissenburg (bronzo).<br />

Abb. 3<br />

Jupiter <strong>aus</strong> dem Schatzfund von Macon (Silber). H. 6,5 cm, mit<br />

Basis 10 cm. - Vgl. Anm. 12. Foto British Museum London.<br />

Jupiter (argent), trésor de Macon.<br />

Giove del tesoro di Mâcon (argento).<br />

Ein antiker Betrachter mag also je nach<br />

dem Grad seiner Romanisierung in<br />

dem Tier mehr den erymanthischen<br />

Eber oder mehr das heilige Tier der<br />

Gallier gesehen haben. Wie die Metallanalyse<br />

der Silberstatuetten von <strong>Kaiseraugst</strong><br />

vermuten lässt (vgl. S. 37), wurden<br />

beide Teile der Gruppe in derselben<br />

Werkstatt, aber wohl nicht von derselben<br />

Hand hergestellt.<br />

Am <strong>Kaiseraugst</strong>er Herkules zeigt sich<br />

noch deutlicher als bei der wohl etwas<br />

später geschaffenen Weissenburger<br />

Bronze der eklektizistische Charakter,<br />

der Kennzeichen so vieler römischer<br />

Statuetten ist: es wird nicht ein bestimmtes<br />

griechisches Vorbild genau<br />

kopiert, sondern man vereinigt Stilelemente<br />

<strong>aus</strong> verschiedenen Epochen zu<br />

einer neuen Schöpfung. So greift der<br />

straff modellierte Körper auf hochklassische,<br />

vor allem polykletische Werke<br />

zurück, während die voluminöse Frisur<br />

mit den über der Stirn gesträubten Lok­<br />

ken an die Spätklassik erinnert. Genau<br />

dieselben Stilmerkmale finden sich an<br />

einer nur wenig grösseren Silberstatuette<br />

des Jupiter <strong>aus</strong> Mâcon (Frankreich)<br />

(Abb.3), die zusammen mit acht<br />

weiteren Silberstatuetten, einer unbestimmten<br />

Anzahl von Gefässen und etwa<br />

30 000 Gold- und Silbermünzen um<br />

die Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr.<br />

vergraben wurde 12 . Die neun Statuetten<br />

sind alles, was von dem 1764 entdeckten<br />

Schatzfund heute noch erhalten<br />

ist. Sie stammen wohl nicht alle <strong>aus</strong><br />

derselben Werkstatt, sondern es scheinen<br />

sich eine ältere, "klassizistischere"<br />

und eine jüngere Gruppe unterscheiden<br />

zu lassen 13 . Unser Herkules nun<br />

gehört zum Werkstattkreis der älteren<br />

Gruppe; er wurde wahrscheinlich in<br />

der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts<br />

n.Chr. in derselben, wohl gallischen<br />

Werkstatt wie der ihm am nächsten verwandte<br />

Jupiter hergestellt.<br />

Abb. 4<br />

Minerva <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

(Silber). H. 5,5 cm. Fotos<br />

D. Widmer, Basel<br />

Minerve (argent), <strong>Kaiseraugst</strong>-<br />

<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

Minerva di <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

(argento).<br />

Minerva<br />

Inv. Nr. - (noch nicht inventarisiert). Fundkomplex-Nr.<br />

B 9433; Fund-Nr. 1785. Gefunden am<br />

29. 5. 1984.<br />

Höhe 5,5 cm. Gewicht 27,6 g. Vollguss. - Attribut<br />

der Rechten separat gegossen. Attribut der<br />

Linken fehlt (zum Teil). Vergoldung auf dem<br />

Helm, der Aegis und an den waagrecht verlaufenden<br />

Gewandsäumen.<br />

Die zierliche Göttin eilt mit grossen<br />

Schritten heran, das linke Bein hat sie<br />

vorgesetzt; die Füsse stecken in Laschenstiefeln<br />

(Abb. 4 und Farbbild S.<br />

37). Unter dem gegürteten Peplos trägt<br />

sie einen Ärmelchiton, der nur an den<br />

Schultern und unter dem sich öffnenden<br />

Peplosüberschlag sichtbar wird; in<br />

dem die Beine umhüllenden Rockteil<br />

sind beide Gewänder als eines wiedergegeben.<br />

Auf den Schultern ist mit Rundfibeln<br />

ein kurzer, nach hinten fallender Mantel<br />

befestigt, der frei zurückflattert; er<br />

ist von flachen Falten durchzogen, und<br />

seine Längssäume sind in gleichmässi-<br />

gem Zickzack abgetreppt. Wie der<br />

Mantel ist auch der Peplos heftig bewegt:<br />

der Überschlag bläht sich hoch,<br />

der Rock presst sich an die Beine und<br />

schwingt nach hinten in tiefen, etwas<br />

schematischen Faltenbahnen <strong>aus</strong>. Die<br />

von Schlangen gesäumte Aegis mit<br />

dem p<strong>aus</strong>bäckigen, überraschend exzentrischen<br />

Medusenhaupt bedeckt<br />

die rechte Brust. In der rechten, gesenkten<br />

Hand hält die Göttin einen<br />

stabartigen, gebogenen Gegenstand,<br />

der in einem flachen Dreieck endet; in<br />

der angewinkelten Linken ist der Rest<br />

eines verbogenen Stabes zu sehen.<br />

Minerva hat den Kopf leicht nach links<br />

gewandt; ein elegant geschwungener<br />

Busch bekrönt den korinthischen<br />

Helm mit den seitlich hochgebogenen<br />

Laschen. Das unter dem Helm hervorquellende<br />

Haar ist im Nacken zusammengenommen.<br />

Die Gesichtszüge sind<br />

recht summarisch wiedergegeben und<br />

verschliffen: Augen ohne Pupillenan­<br />

gabe, feine Nase, leicht geöffneter kleiner<br />

Mund.<br />

Im Unterschied zum Herkules mit den<br />

Hesperidenäpfeln gibt die <strong>Kaiseraugst</strong>er<br />

Minerva einen sehr seltenen Typus<br />

wieder, der uns nur in rund zehn, meist<br />

überdurchschnittlich gut gearbeiteten<br />

Bronzestatuetten bekannt ist 14 . Er<br />

zeigt die Göttin, wie sie in den Kampf<br />

stürmt, ein Thema, das bevorzugt in<br />

spätarchaischer und frühklassischer<br />

Zeit dargestellt wurde (Athena Promachos)<br />

15 . Da die römischen Künstler für<br />

ihre Werke aber vorwiegend auf spätklassische<br />

oder hellenistische Vorbilder<br />

zurückgriffen, überrascht es nicht, dass<br />

die meisten Minervastatuetten die Göttin<br />

in Anlehnung an solche spätere Typen<br />

ruhig dastehend wiedergeben 16 .<br />

Immerhin scheint der bewegte Typus<br />

der voranstürmenden Athena, wie wir<br />

ihn in unserer Gruppe von Statuetten<br />

fassen, nicht erst eine römische Erfindung<br />

zu sein - etwa infolge einer Ty- 33


34<br />

Abb. 5<br />

Denar des Domitian mit Tempel und<br />

Kultbild der Minerva Chalcidica. -<br />

Vgl. Anm. 18.<br />

Denier de Domitien, avec le temple<br />

et la statue de Minerve Chalcidique.<br />

Denario di Domiziano con tempio<br />

e figura di Minerva Chalcidica.<br />

Abb. 6<br />

Minerva <strong>aus</strong> Seleucia (a), H. 17,1 cm<br />

und im Metropolitan Museum New<br />

York, Rogers Found, 1919 (b),<br />

H. 12,9 cm (Bronze). - Vgl. Anm. 14.<br />

Minerve (bronze) de Séleucie (a) et<br />

à New York (b).<br />

Minerva di Seleucia (a) e di New<br />

York (b) (bronzo).<br />

penkontamination mit Nike/Victoria-,<br />

sondern er entstammt, wie Marmorkopien<br />

zeigen, vielleicht noch hoch-, sicher<br />

aber spätklassischer Zeit 17 . Im<br />

späten 1. Jahrhundert n.Chr. fand er<br />

dann Verwendung als römische Kultstatue.<br />

Kaiser Domitian, der Minerva<br />

besonders verehrte, errichtete seiner<br />

Schutzgöttin in Rom einen Rundtempel<br />

im Bereich des Marsfeldes und stattete<br />

ihn mit einer Statue der voranstürmenden<br />

Minerva <strong>aus</strong>, die den Beinamen<br />

Chalcidica trug 18 . Münzbilder zeigen<br />

uns die Göttin <strong>aus</strong>schreitend, in gegürtetem<br />

flatterndem Peplos, die Rechte<br />

erhoben, Lanze und Schild in der<br />

vorgestreckten Linken, mit zur Seite<br />

gewendetem Kopf (Abb.5) 19 . Vielleicht<br />

wurde die den Kaiser begleitende,<br />

vorwärtsdrängende Minerva auf<br />

dem einen Fries der flavischen Cancelleriareliefs<br />

von dieser Statue inspiriert<br />

20 .<br />

Ein Blick auf die heterogene Gruppe<br />

unserer Silber- und Bronzestatuetten<br />

zeigt, dass kein Exemplar als direktes<br />

Abbild der domitianischen Kultstatue<br />

gelten kann. Das ist auch nicht zu erwarten<br />

; die Münzen belegen ja nur diese<br />

eine, offizielle Verwendung eines<br />

Statuentyps, der in anderem Material<br />

und anderen Kunstbereichen schon<br />

vor Domitian bekannt gewesen sein<br />

kann. Leider wissen wir noch viel zu<br />

wenig über die Vorlagen, die römischen<br />

Bronzegiessern bzw. den Herstellern<br />

der Wachsmodelle zur Verfügung<br />

standen. Es waren wohl nur zu einem<br />

geringen Teil Abbilder von zeitgenössischen<br />

Kultstatuen, zur Hauptsa­<br />

che aber verschiedene, von Mode- und<br />

Zeitströmungen unbeeinflusste Grundtypen,<br />

die je nach regionaler Vorliebe<br />

mehr oder weniger häufig reproduziert<br />

wurden 21 .<br />

Bei allen Statuetten der voranstürmenden<br />

Minerva stellt sich die Frage nach<br />

den Attributen. Die Ergänzung links<br />

scheint vergleichsweise einfach. Wie<br />

die Exemplare <strong>aus</strong> Caudrot (Abb.9)<br />

und Seleucia (Abb.6) zeigen, hielt die<br />

angewinkelt vorgestreckte Linke Lanze<br />

und Schild; beides kennen wir auch<br />

von der domitianischen Minerva. Bei<br />

der <strong>Kaiseraugst</strong>er Silberstatuette fällt es<br />

schwer zu entscheiden, ob der etwas<br />

verbogene Steg (nicht abgearbeitete<br />

verstopfte Gusspfeife?), der im jetzigen<br />

Zustand genau auf einem B<strong>aus</strong>ch des<br />

Peplosüberschlags aufruht, ein Rest der<br />

Abb. 7<br />

Schale mit Minerva <strong>aus</strong> dem Schatzfund<br />

von Hildesheim (Silber).<br />

Dm. des Emblems 16 cm. - Vgl.<br />

Anm. 23.<br />

Coupe avec Minerve (argent), trésor<br />

de Hildesheim.<br />

Coppa con Minerva del tesoro di<br />

Hildesheim (argento).<br />

Lanze ist oder ob er zur Fixierung und<br />

Stabilisierung des Schildes diente. In<br />

diesem Fall hätte die Göttin nur den<br />

Schild, nicht noch die Lanze gehalten,<br />

was bei diesem Miniaturformat durch<strong>aus</strong><br />

denkbar wäre.<br />

Bedeutend schwieriger ist die Ergänzung<br />

oder Deutung des Attributs der<br />

Rechten. Die Statuette <strong>aus</strong> Seleucia,<br />

die der Minerva Chalcidica am nächsten<br />

steht und wohl auch in flavische<br />

Zeit gehört, hielt wie diese den Arm<br />

kampfbereit vorgestreckt (Abb.6). Wo<br />

die erhobene Hand ein Attribut hielt -<br />

wie bei der Minerva <strong>aus</strong> der Garonne<br />

(Abb.9) -, lässt sich auf Grund von<br />

Münzbildern des 3. Jahrhunderts n.<br />

Chr. 22 ein Ölzweig ergänzen, ein Objekt<br />

also, das mit der aktiven Teilnahme<br />

der Göttin am Kampf nichts mehr zu<br />

Abb. 8<br />

Minerva <strong>aus</strong> dem Statuettenfund von<br />

Chalon-sur-Saône (Bronze).<br />

H. 18,7 cm. - Vgl. Anm. 14.<br />

Minerva (bronze) d'un dépôt de<br />

statuettes de Chalon-sur-Saône.<br />

Minerva trovata fra le statuette<br />

dì Chalon-sur-Saône (bronzo).<br />

tun hat. Dementsprechend wird auch<br />

bei den Statuetten, die den rechten<br />

Arm gesenkt wiedergeben (Chalon,<br />

Nuits-Saint-Georges, ehem. Slg.Cook,<br />

New York), keine Waffe zu erwarten<br />

sein, im Gegensatz zur ursprünglichen<br />

Bedeutung der Athena Promachos.<br />

Bei unserer silbernen Minerva nun ist<br />

das Attribut der gesenkten Rechten<br />

zwar erhalten, doch es lässt sich vorläufig<br />

nicht deuten. Die Krümmung des<br />

stabartigen Gegenstandes scheint original<br />

zu sein; vielleicht verlief der umgebogene<br />

Teil ursprünglich nicht schräg,<br />

sondern parallel zum Stab. Aber welcher<br />

Gegenstand ist hier dargestellt?<br />

Das einzige mir bekannte vergleichbare<br />

Objekt, das seinerseits bisher nicht<br />

überzeugend erklärt ist, hält die sitzende<br />

Minerva im Emblem der silbernen<br />

Prunkschale <strong>aus</strong> dem Schatzfund von<br />

Hildesheim (Abb.7) 23 : einen oben gebogenen<br />

Stab mit sich verbreiterndem,<br />

abgewinkeltem Ende. Die beiden Objekte<br />

sind einander so ähnlich, dass<br />

wohl kein Zweifel besteht, dass derselbe<br />

Gegenstand gemeint ist. Wir müssen<br />

uns voläufig mit der einen, am wenigsten<br />

abwegigen Deutung als Steuerruder<br />

begnügen und halten fest, dass<br />

bis jetzt zwei silberne Minerven mit<br />

diesem ungewöhnlichen Attribut bekannt<br />

sind 24 .<br />

Suchen wir nach Übereinstimmungen<br />

mit bekannten Gegenständen, so lässt<br />

sich das Objekt nur als Werkzeug erklären,<br />

und zwar als Dechsel, die Zimmermannsaxt<br />

mit quer zum Schaft gestellter<br />

Klinge; allerdings fehlt bei allen bekannten<br />

Dechseln die charakteristische 35


Rundung des oberen Schaftes 25 . Nun<br />

wird Minerva in Rom wie auch in Gallien<br />

wohl als Göttin der Künste und des<br />

Handwerks verehrt, aber meines Wissens<br />

nie mit entsprechenden Attributen<br />

dargestellt, sondern sie erscheint<br />

immer in der von der griechischen<br />

Athena übernommenen kriegerischen<br />

Ausrüstung, auch im Zusammenhang<br />

mit handwerklichen Tätigkeiten 26 . Ein<br />

Dechsel würde ihre Verbindung zur<br />

Zimmermannskunst und zum Schiffsbau<br />

betonen, doch dort, wo Darstellungen<br />

der Minerva als Schiffszier dienen<br />

(z.B. als Abschluss von Balkenköpfen),<br />

unterscheiden sie sich in keiner Weise<br />

von den sonst geläufigen Typen 27 . Es<br />

scheint mir im übrigen sehr fraglich, ob<br />

ein Künstler, der mit der bildlichen Tradition<br />

so vertraut war wie der Hersteller<br />

unserer Statuette, ein sonst nie belegtes<br />

Attribut gewählt und zudem ungenau<br />

wiedergegeben hätte. Das stabartige<br />

Objekt muss vorläufig unerklärt bleiben.<br />

Ungewöhnlich an der <strong>Kaiseraugst</strong>er<br />

Minerva ist ferner der nach hinten flatternde<br />

Mantel, der nicht zum Typus der<br />

laufenden Minerva gehört; er findet<br />

sich nur noch an der eigenwilligen,<br />

"provinziellen" Statuette <strong>aus</strong> Enns 28 .<br />

Vielleicht hat sich der Künstler von der<br />

Vorlage einer schwebenden Minerva<br />

inspirieren lassen, wie sie z.B. auf<br />

Gemmen dargestellt ist 29 .<br />

Um nun Herstellungszeit und -gebiet<br />

unserer Minerva näher zu bestimmen,<br />

werfen wir einen Blick auf die Minerva<br />

<strong>aus</strong> dem Statuettenfund von Chalonsur-Saône<br />

(Abb.8) 30 , die an künstlerischer<br />

Qualität alle anderen Bronzen<br />

des Typus und auch unser Silberfigürchen<br />

übertrifft. Sie zeichnet sich durch<br />

<strong>aus</strong>gewogene Proportionen und differenzierte<br />

Wiedergabe des Gewandes<br />

<strong>aus</strong> und beeindruckt durch ihr unmittelbares,<br />

erscheinungshaftes Auftreten.<br />

C.Rolley setzt sie vom Zeitstil her in die<br />

Nähe der sog. Hore von Avenches 31 ,<br />

sieht in ihr aber nicht ein Importstück<br />

<strong>aus</strong> Italien, sondern weist sie einer erstklassigen<br />

gallischen Werkstatt der Mitte<br />

des 1. Jahrhunderts n.Chr. zu. Das ist<br />

durch<strong>aus</strong> möglich; zu lange hat man<br />

nur an Italien als Herkunftsgebiet von<br />

qualitativ hochstehenden Bronzen gedacht<br />

und die schon im 1. Jahrhundert<br />

bedeutende Kunstprovinz Gallien vernachlässigt.<br />

Die Minerva <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong><br />

ist weicher modelliert als die Göttin<br />

<strong>aus</strong> Chalon, die Gewandfalten sind<br />

36 fliessender, zugleich etwas schemati­<br />

Abb. 9<br />

Minerva von einem Klappdreifuss<br />

<strong>aus</strong> der Garonne bei Caudrot<br />

(Bronze). H. ca. 15 cm. - Vgl.<br />

Anm. 14.<br />

Minerve (bronze) d'un trépied pliant,<br />

provenant de la Garonne près de<br />

Caudrot.<br />

Minerva di un trepiede piegabile<br />

della Garonne presso Caudrot<br />

(bronzo).<br />

scher; dafür werden durch die tiefen<br />

Unterschneidungen mehr Licht- und<br />

Schatteneffekte erzielt. Der Vergleich<br />

mit dem in der Nähe gefundenen Herkules<br />

zeigt, dass sich beide Silberstatuetten<br />

in Körperaufbau und plastischem<br />

Verständnis sehr verwandt sind,<br />

auch wenn sie kaum <strong>aus</strong> derselben<br />

Werkstatt stammen. Auch die Minerva<br />

wurde wahrscheinlich in der ersten<br />

Hälfte des 2. Jahrhunderts n.Chr. in<br />

Gallien hergestellt.<br />

Funktion und Verwendung der Statuetten<br />

Es ist schwierig, die ursprüngliche<br />

Funktion der zwei Silberstatuetten zu<br />

bestimmen, auch wenn Fundort, Material<br />

und annähernd gleiche Grösse eine<br />

gemeinsame Verwendung nahelegen.<br />

Abb. 10<br />

Klappdreifuss <strong>aus</strong> Industria<br />

(Bronze). H. 98 cm. - Vgl. Anm. 35.<br />

Trépied pliant d'Industria (bronze).<br />

Trepiede piegabile di Industria<br />

(bronzo).<br />

Falls die Standplatte des Herkules erst<br />

sekundär angebracht wurde, könnten<br />

beide Statuetten auf Sockel montiert in<br />

einem Lararium aufgestellt gewesen<br />

sein. Wir kennen auch <strong>aus</strong> anderen<br />

Funden so kleine Statuetten, die in Lararien<br />

standen 32 . Die Silberstatuetten<br />

<strong>aus</strong> Mâcon helfen uns nicht weiter; sie<br />

gehören zu einem Geschirrschatzfund<br />

und dienten wohl als Tafelaufsätze 33 .<br />

Jedenfalls weist die Standplatte zumindest<br />

den Herkules als Teil eines grösseren<br />

Ganzen <strong>aus</strong>, zu dem auch die<br />

Minerva und eventuell weitere, heute<br />

verlorene Silberstatuetten gehört haben<br />

können. In Frage kommen Lampen<br />

34 , Klappdreifüsse (Abb. 9 und<br />

10) 35 oder Möbel kleineren Formats,<br />

ohne dass sich hier der einen oder anderen<br />

Möglichkeit der Vorzug geben<br />

lässt, da alle weiteren Anhaltspunkte


Herkules gedruckt mit Unterstützung der Ernst Frey AG, <strong>Kaiseraugst</strong><br />

fehlen. Offenbar bestand dieser funktionelle<br />

Zusammenhang schon nicht<br />

mehr in dem Moment, als um die Mitte<br />

des 3. Jahrhunderts n.Chr. das Gebäude<br />

zerstört wurde, in dem sich die Silberstatuetten<br />

befanden.<br />

Zur Metallzusammensetzung der<br />

Silberstatuetten<br />

Die Ergebnisse der Analysen fasst<br />

W.B. Stern folgendermassen zusammen<br />

36 :<br />

»Der Legierungstypus aller untersuchten<br />

Teilbereiche ist ähnlich und entspricht<br />

dem erwarteten Bild römischen<br />

Silbers mit seinem hohen Ag-Gehalt<br />

(Grössenordnung 90 bis 99% Ag).<br />

Nachweisbare Unterschiede bestehen<br />

zwischen unvergoldeten Partien der<br />

Minervastatuette einerseits, und dem<br />

Herkuleskomplex andererseits, indem<br />

die Minervastatuette etwas weniger<br />

Kupfer, dafür aber Zink enthält, während<br />

Zn im Herkuleskomplex nicht<br />

nachweisbar ist.<br />

In den vergoldeten Partien der Minervastatuette<br />

(Helm) ist neben Gold kein<br />

Quecksilber nachweisbar, so dass<br />

Feuervergoldung <strong>aus</strong>geschlossen werden<br />

dürfte.<br />

Der Stab (Minerva) ist verschieden<br />

(mehr Cr) vom übrigen Objekt.<br />

Beim Herkuleskomplex sind Herkules<br />

und Eber sehr ähnlich zusammengesetzt<br />

und entstammen wohl derselben<br />

Gussmasse; die Legierung enthält neben<br />

Kupfer etwas Eisen und Gold als<br />

Neben-/Spurenbestandteile.<br />

Die Standplatte des Herkuleskomplexes<br />

weist deutliche Unterschiede auf<br />

zwischen oben und unten bzw. zwischen<br />

blanken Partien und Kontaktstelle<br />

zur Statuette, indem letztere mehr<br />

Zinn, Kupfer und Blei enthält, aber we­<br />

niger Silber und Gold. Der Unterschied<br />

dürfte auf Spuren einer Verlötung<br />

hinweisen.«<br />

Erste katalogartige Übersicht über Edelmetallstatuetten:<br />

C.Vermeule, Greek and Roman<br />

Sculpture in Gold and Silver (1974).<br />

G.Fingerlin danke ich für Fotos einer silbernen<br />

Venus (H. 4,2 cm) <strong>aus</strong> Riegel (Baden-<br />

Württemberg), Privatbesitz. Nachguss?<br />

z.B. kleiner Schatzfund <strong>aus</strong> Bonn: Merkurstatuette<br />

mit Widder sowie mehrere silberne<br />

Schmuckstücke (Aus rheinischer Kunst und<br />

Kultur, Auswahlkatalog Rhein. Landesmuseum<br />

Bonn 1963 Nr. 23 und 42 m. Abb.);<br />

Schatzfund <strong>aus</strong> Mâcon: vgl. Anm. 12.<br />

bzw. ein Gewicht von 1 Unze (=27,3 g)? Es<br />

ist zu vermuten, dass auch Statuetten, gleich<br />

wie Geschirr, nach Gewicht und nicht nach<br />

Grösse gehandelt wurden. Vgl. z.B. die Inschrift<br />

auf einer als Basis dienenden Säule in<br />

Rom, die ein Gewicht von 50 Pfund für die<br />

zugehörige (silberne?) Statue angibt: H. Zosel<br />

in: W. Helbig, Führer durch die öffentlichen<br />

Sammlungen klassischer Altertümer in<br />

Rom 4 3 (1969) Nr. 2375. - Zum Geschirr vgl. 37


Deux statuettes en argent de<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

La couche d'incendie du bâtiment oriental,<br />

dans le grand atelier, a livré deux statuettes<br />

en argent : un Hercule au sanglier et une<br />

Minerve. Lors de l'incendie du bâtiment,<br />

ces deux pièces ont dû choir du 1er étage<br />

avec le reste du mobilier et des structures.<br />

La fonction de ces deux figurines dont les<br />

styles diffèrent est incertaine. Peut-être ornaient-elles<br />

un trépied pliant.<br />

Avec la Vénus du trésor de <strong>Kaiseraugst</strong>, ces<br />

M. Martin (dem ich für Anregungen danke)<br />

in: Der spätrömische Silberschatz von <strong>Kaiseraugst</strong>,<br />

edd. H.A.Cahn und A.Kaufmann-<br />

Heinimann (1984) 384ff<br />

4 Zum Vorbild vgl. G. Fuchs, Archäologischer<br />

Anzeiger 1967, 412ff; E. Berger, Antike<br />

Kunst 13, 1970, 89f.<br />

5 W. Fuchs in: Helbig 4 (wie Anm. 3) 1 (1963)<br />

Nr. 38.<br />

6 z.B. Viergöttersteine: G. Bauchhenss - P.<br />

Noelke, Die Jupitersäulen in den germanischen<br />

Provinzen (1981) Nr. 26.72 Taf 5,3;<br />

6,1. Bronzerelief <strong>aus</strong> Razgrad: VP. Vasilev in:<br />

Actes du IVe colloque international sur les<br />

bronzes antiques, Lyon 1976(1977) 188 Abb.<br />

8.<br />

7 Einige Beispiele: Aus Rimini: H.B. Walters,<br />

Catalogue of the Bronzes in the British Museum<br />

(1899) Nr. 1303 Taf. 27. - Aus Zazenh<strong>aus</strong>en:<br />

Römer am Rhein, Kat. Köln (1967)<br />

C 95 Taf. 69. - Aus der Umgebung von Hintzerath:<br />

H.Menzel, Die römischen Bronzen<br />

<strong>aus</strong> Deutschland 2: Trier (1966) Nr. 57 Taf<br />

26. - Aus Weissenburg : s. Anm. 8. - Aus <strong>Kaiseraugst</strong>:<br />

Neufund <strong>Schmidmatt</strong> 1984, noch<br />

unpubliziert. Keule schräg nach vorn gehalten.<br />

- Aus der Umgebung von Amiens: S.<br />

Reinach, Bronzes figurés de la Gaule romaine<br />

(1894) Nr. 128. - Aus Ptuj: Z. Subic in:<br />

Anticka Bronza u Jugoslaviji (1969) Nr. 101. -<br />

Aus Hatra: I. Bouzek in: Actes du Ve colloque<br />

international sur les bronzes antiques,<br />

L<strong>aus</strong>anne 1978 (1979) 170 Taf 102 Abb. 8.<br />

Echt? - In New York: Vermeule a.O. (wie<br />

Anm. 2) Nr. 42 (Silber; vergleichbare Grösse<br />

und Standplatte; Eber zu ergänzen?). - Zu<br />

den geläufigsten übrigen Typen vgl. A. Kaufmann-Heinimann,<br />

Die römischen Bronzen<br />

der Schweiz 1 : Augst (1977) 50f<br />

8 H.-J.Kellner - G.Zahlhaas, Der römische<br />

Schatzfund von Weissenburg (1983) Nr.23.<br />

G.Zahlhaas danke ich für ein Foto und die<br />

Publikationserlaubnis.<br />

9 z.B. Merkur mit Hahn <strong>aus</strong> Trier: Menzel a.O.<br />

(wie Anm.7) Nr.28 Taf 12-15.<br />

10 z.B. auf dem Relief in Razgrad: Vasilev a.O.<br />

(wie Anm.6); andere Statuetten als die beiden<br />

hier genannten sind mir nicht bekannt.<br />

11 Vgl. z.B. die Eber <strong>aus</strong> dem Fund von Neuvyen-Sullias<br />

: Reinach (wie Anm.7) N r.249-251.<br />

Eber in Lyon: S.Boucher- S.Tassinari,Bronzes<br />

antiques, Musée de la civilisation galloromaine<br />

à Lyon (1976) Nr.19.<br />

12 H.B.Walters, Catalogue of the Silver Plate in<br />

the British Museum (1921)8 ff. Nr. 27-35 Taf.<br />

5f. Jupiter: Nr. 27. - Für Fotos des ganzen<br />

Fundes und Publikationserlaubnis danke ich<br />

K.S. Painter, London.<br />

13 Ältere Gruppe: Jupiter Nr. 27 und die Merkurstatuetten<br />

Nr. 29-32, evtl. Tutela Nr. 33.<br />

Jüngere Gruppe: Diana Nr. 28, Genius Nr.<br />

38 34, Jupiter Nr. 35.<br />

figurines de divinités, qui sont des pièces de<br />

qualité, sont les seules productions en argent<br />

connues en Suisse romaine provenant<br />

d'ateliers gaulois (?) au 2e siècle après<br />

J.-C. D. W.<br />

Due statuette d'argento di<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

Nei rottami incinerati dell'edificio est nel<br />

grande locale d'artigianato sono state scoperte<br />

due statuette d'argento: un Ercole<br />

14 Erste Zusammenstellung von vier Statuetten<br />

(<strong>aus</strong> dem Statuettenfund von Chalon-sur-<br />

Saône (hier Abb. 8); <strong>aus</strong> Nuits-Saint-Georges<br />

; Privatbesitz in Autun ; ehem. Sammlung<br />

Cook in London, heute verschollen) und Diskussion<br />

des Typus durch C.Rolley, Revue archéologique<br />

de l'Est et du Centre-Est 33,<br />

1982, 80-85 Abb. 1-13. Er sieht meines<br />

Erachtens die Gruppe als zeitlich und stilistisch<br />

zu einheitlich an ; die für die Datierung<br />

herangezogenen Sigillatamedaillons zeigen<br />

Minerva eher schwebend als vorstürmend<br />

und sagen deshalb wenig über unseren Typus<br />

<strong>aus</strong>. - Bei Rolley noch nicht angeführt:<br />

Aus Seleucia: K. Vierneisel in: Römisches<br />

im Antikenmuseum (Berlin 1978) 19f Abb.<br />

12 (hier Abb. 6). - Aus der Garonne bei Caudrot;<br />

Teil eines Klappgestells; heute verschollen?:<br />

M. Collignon, Mémoires de la société<br />

archéologique de Bordeaux 7,1880,52-<br />

55 Taf.3 (hier Abb. 9). - Aus Avenches:<br />

A.Leibundgut, Die römischen Bronzen der<br />

Schweiz 2: Avenches (1976) Nr. 25 Taf 29<br />

(sehr summarisch gearbeitet). - Aus Enns:<br />

R.Fleischer, Die römischen Bronzen <strong>aus</strong><br />

Österreich (1967) Nr.22 Taf. 19 (kaum Importstück).<br />

- In New York: Metropolitan Museum,<br />

Inv. Nr.19.192.51 (Rogers Fund, 1919;<br />

hier Abb. 6). Für ein Foto und Publikationserlaubnis<br />

danke ich M.L. Anderson.<br />

15 Zu den verschiedenen Bildtypen der Athena<br />

vgl. jetzt P.Demargne in: Lexicon iconographicum<br />

mythologiae classicae 2(1984) 955-<br />

1044, zur Promachos bes. 969ff. ; zu Minerva<br />

F.Canciani ebd. 1074-1109.<br />

16 Vgl. Verf. (wie Anm.7) 60f.<br />

17 Vgl. Diskussion um das Madrider Puteal bei<br />

E. Berger, Die Geburt der Athena im Ostgiebel<br />

des Parthenon (1974) 48f. - Kopie<br />

einer spätklassischen Statue in Rom: W<br />

Fuchs in: Helbig 4 (wie Anm. 3) 2 (1966) Nr.<br />

1395.<br />

18 Vgl. F. Castagnoli, Archeologia classica 12,<br />

1960, 91-95 Taf. 35f E. Nash, Bildlexikon<br />

zur Topographie des antiken Rom 2(1962) 66<br />

Abb. 753f(hier Abb. 5). Ph.V Hill,Quaderni<br />

ticinesi 8, 1979, 211f Taf. 2,12 (freundlicher<br />

Hinweis von H.A. Cahn).<br />

19 BMCEmp II 346 Nr.241 Taf.67,7. Canciani<br />

(wie Anm.15) Nr.201.<br />

20 Vgl. Castagnoli (wie Anm. 18) 95. E.Simon<br />

in: Helbig 4 (wie Anm.3) 1(1963) Nr.12.<br />

21 Vgl. zu diesen Problemen den ersten Versuch<br />

einer Synthese durch S. Boucher, Recherches<br />

sur les bronzes figurés de Gaule préromaine<br />

et romaine (1976) mit den kritischen Rezensionen<br />

von C.Rolley, Revue archéologique<br />

1979,127-138 und A.Leibundgut, Gnomon<br />

52,1980,366-371.<br />

22 BMCEmp V 243 Nr. 444. Canciani (wie<br />

Anm.15) Nr.202f B.Schulte, Die Goldprägung<br />

der gallischen Kaiser von Postumus bis<br />

con cinghiale e una Minerva. Insieme ad altri<br />

utensili sono cadute dal piano superiore<br />

durante l'incendio.<br />

L'uso originale delle due statuette di stile<br />

differente non è chiaro. E possibile che in<br />

ultimo abbiano fatto parte di un trepiede<br />

piegabile. Queste divine figure di qualità<br />

fabbricate nel 2° secolo in officine galliche<br />

(?) sono, insieme alla Venere del tesoro<br />

d'argento di <strong>Kaiseraugst</strong>, le uniche statuette<br />

d'argento della Svizzera romana. S.S.<br />

Tetricus (1983) 32 Nr. 41.41 A.42 Taf. 4<br />

(freundlicher Hinweis von H.A. Cahn).<br />

23 U.Gehrig, Hildesheimer Silberschatz <strong>aus</strong><br />

dem Antikenmuseum 2 (1980) Farbtafel 1<br />

(hier Abb. 7).<br />

24 Verschiedene Deutungsvorschläge bei E.Pernice<br />

- F. Winter, Der Hildesheimer Silberfund<br />

(1901) 23f<br />

25 Vgl. W Gaitzsch, Römische Werkzeuge<br />

(1978) 20fr. Abb. 26f Ders., Eiserne römische<br />

Werkzeuge. British Archaeological Reports,<br />

International Series 78 (1980) 38-46<br />

Tar. l0f.<br />

26 Vgl. z.B. Goldglas des Schiffsbaumeisters<br />

Dedalius, wo Minerva einem Zimmermann<br />

bei der Arbeit zuschaut: C.R.Morey-G.Ferrari,<br />

The Gold-Glass Collection of the Vatican<br />

Library (1959) Nr.96Taf.16; G.Daltrop -<br />

L.von Matt, Die Kunstsammlungen der Biblioteca<br />

Apostolica Vaticana Rom (1969) 48.<br />

167f Abb.30. - Zu Minerva allg. vgl. K.Latte,<br />

Römische Religionsgeschichte (1960) 163-<br />

166.<br />

27 Vgl. z.B. H.G.Horn, Bonner Jahrbücher<br />

174,1974,179-192 Abb.1-9.11. Freundlicher<br />

Hinweis von E.Künzl, Mainz, der sich - auf<br />

Grund von Fotos und nach Gesprächen mit<br />

den Bonner Kollegen H.G.Horn und G.<br />

Schauerte - brieflich für die Deutung unseres<br />

Geräts als Dechsel <strong>aus</strong>gesprochen hat.<br />

28 Fleischer (wie Anm. 14).<br />

29 z.B. E. Brandt, Antike Gemmen in deutschen<br />

Sammlungen 1,1 : München (1968) Nr.<br />

610.612 Taf 63. Vgl. auch R. Thomas, Jahrbuch<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts<br />

97, 1982, 60f<br />

30 Rolley (wie Anm. 14) Abb. 8r.<br />

31 Leibundgut (wie Anm. 14) Nr. 32 Taf 35-37.<br />

32 z.B. sieben Statuetten von 6-10 cm Höhe <strong>aus</strong><br />

einem Lararium in Boscoreale: D.K.Hill,Catalogue<br />

or Classical Bronze Sculpture in the<br />

Walters Art Gallery (Baltimore 1949) Nr.<br />

12.18.27.51.138.222f Taf. 5.<br />

33 Vgl Verf. in: Der spätrömische Silberschatz<br />

von <strong>Kaiseraugst</strong> (wie Anm.3) 321.<br />

34 Vgl. V.Spinazzola, Le arti decorative in Pompei<br />

(1928) Tar.266.283-285.290.293.<br />

35 Zusammenstellung der bisher bekannten<br />

Klappdreifüsse bei Ch. Boube-Piccot, Les<br />

bronzes antiques du Maroc 2: Le mobilier<br />

(1976) 403-423; Statuetten als Bestandteile<br />

zeigen Nr. 7.16.51.104 sowie das vierbeinige<br />

Klappgestell <strong>aus</strong> Sackrau (ebd. 422 Nr. 4).<br />

Vgl. Minerva <strong>aus</strong> der Garonne: ebd. 412.418<br />

Nr. 51.104 (identisch) (hier Abb. 9); Klappdreifuss<br />

<strong>aus</strong> Industria: ebd. 404 Nr. 7 (hier<br />

Abb. 10).<br />

36 W.B. Stern, Mineralogisch-petrographisches<br />

Institut der Universität Basel, sei auch an dieser<br />

Stelle für die Materialuntersuchung gedankt.<br />

Martin Hartmann<br />

<strong>Spätrömisches</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>Kaiseraugst</strong> - <strong>Schmidmatt</strong><br />

Abb. 1<br />

Foto und Profil (Ost-West) im Keller<br />

Ost, mit spätrömischem Mauerfundament.<br />

Coupe au travers de la cave est,<br />

avec des fondations romaines<br />

tardives.<br />

Foto e profilo (est-ovest) nella<br />

cantina est con fondazioni tardoromane.<br />

Nach der Zerstörung der S. 15 ff. beschriebenen<br />

Anlage in der Mitte des 3.<br />

Jahrhunderts wurde diese offensichtlich<br />

weitgehend einplaniert. Nun weisen<br />

aber verschiedene Funde darauf<br />

hin, dass das Gelände auch in spätrömischer<br />

Zeit noch genutzt wurde. Hinweise<br />

für diese Vermutung geben uns<br />

in erster Linie Funde, die <strong>aus</strong> der über<br />

dem Schutthorizont liegenden schwärzlich-humösen<br />

Schicht stammen. Diese<br />

war durchsetzt von Kieseln, Kalksteinsplittern<br />

und Ziegelstücken, Holzkohle<br />

und Mörtelbrocken. Als einziges zugehöriges<br />

Bauelement fand sich über<br />

dem Keller Ost das Fundament einer<br />

<strong>aus</strong> Kalk- und Sandsteinstücken sowie<br />

Leistenziegelfragmenten gebauten Trokkenmauer,<br />

die auf einer Länge von 140<br />

cm verfolgt werden konnte (Abb. 1).<br />

Weitere Befunde, die auf Gebäudeteile,<br />

z.B. <strong>aus</strong> Holz, hinweisen könnten,<br />

fehlen. Es stellt sich somit die Frage, ob<br />

dieser Geländeteil in der Spätantike tat­<br />

sächlich besiedelt war, oder ob die Funde<br />

von einer sekundären Verlagerung<br />

von Erdmaterial zur vollständigen Planierung<br />

des Areals herrühren.<br />

Bei der Durchsicht des Fundmaterials<br />

stellen wir nämlich fest, dass es sich<br />

nicht um ein zeitlich homogenes Material<br />

handelt. Wir finden darin besonders<br />

Keramik des 2.-4. Jahrhunderts<br />

n.Chr. Auch das Münzspektrum umfasst<br />

eine Zeitspanne vom 1.-4. Jahrhundert<br />

n.Chr.<br />

Eine genauere Betrachtung der spätrömischen<br />

Funde vermag uns aber dennoch<br />

einige Hinweise zu geben: Aus<br />

dreizehn Fundkomplexen stammen<br />

Gefässfragmente, die für das späte 3.<br />

und das frühere 4. Jahrhundert charakteristisch<br />

sind. Bei den Sigillaten sind<br />

es zwei Schüsseln der Form Chenet 320<br />

mit Schachbrettmuster, ein Napf (Chenet<br />

310), eine Schale, die eine Variation<br />

von Chenet 304 darstellt, sowie eine<br />

Schüssel mit Strichverzierungen unter<br />

dem Rand (Chenet 323). Bei den Kochtöpfen<br />

haben wir eine Auswahl von<br />

neun Randprofilen zusammengestellt,<br />

die das typische Spektrum dieser Gefässgattung<br />

zeigen. Alle diese Formen<br />

sind uns <strong>aus</strong> dem Gutshof von Rheinfelden-Görbelhof<br />

oder <strong>aus</strong> Vindonissa<br />

bekannt (Abb. 2) 1 .<br />

Besonders hervorheben möchte ich die<br />

zwei Stücke von Mayener-Kochtöpfen<br />

sowie das Randstück eines handgemachten<br />

Kochtopfes, den wir der sogenannten<br />

germanischen Ware zuweisen<br />

können (Abb. 2,11.12.7) 2 .<br />

Bei den Kleinfunden fällt besonders die<br />

grosse Zahl von Knochennadeln auf. 38<br />

Nadeln mit verschieden gedrechselten<br />

Köpfen (neun Typen) liegen vor (Abb.<br />

3) ; dazu kommen noch drei Bronzenadeln<br />

mit Polyeder- resp. mehrteiligem<br />

Kopf. Eine ähnliche Häufung solcher<br />

Schmucknadeln kennen wir <strong>aus</strong> dem 39


40<br />

Abb. 2<br />

Spätrömische Keramik. M. 1:3.<br />

1-4 Argonnensigillata (1 Chenet<br />

310; 2.3 Chenet 320; 4 Chenet 304),<br />

5 Schüssel mit rotem Glanztonüber­<br />

2a<br />

zug (ähnlich Chenet 323), 6Schüssel<br />

(wie E. Ettlingen Die Funde <strong>aus</strong> der<br />

Villa von Rheinfelden-Görbelhof<br />

Argovia 1963, Taf 6,6. 7), 7 handgemachter<br />

Kochtopf, 9-15 hartge­<br />

QY w<br />

V<br />

^ ?<br />

13<br />

brannte dunkelgraue Kochtöpfe<br />

(11.12 wohl Mayener Ware).<br />

Céramique romaine tardive.<br />

Ceramica tardoromana.<br />

10<br />

12<br />

14<br />

Abb. 3<br />

Formen der Knochennadeln.<br />

Zeichnungen M. 1:1.<br />

Les formes des épingles en os.<br />

Forme di spille d'osso.<br />

10<br />

J<br />

11<br />

9<br />

i i<br />

i i<br />

12<br />

41


42<br />

Kellerfund von Vindonissa und <strong>aus</strong><br />

dem Kastell Pfyn 3 .<br />

Zur Bronzeschnalle mit flachovalem<br />

Beschläg (Abb. 4) finden wir eine Parallele<br />

im Grab 17 des nahe der<br />

<strong>Schmidmatt</strong> gelegenen spätantiken<br />

Gräberfeldes von <strong>Kaiseraugst</strong>-Stalden4.<br />

Wenden wir uns noch den Münzen zu.<br />

Insgesamt fanden sich 157 Münzen im<br />

obersten Schichtpaket. Davon sind 27<br />

Stück (17,2%) dem 1.-3. Jahrhundert<br />

zuzuweisen, während die übrigen 130<br />

(82,8%) ins 4. Jahrhundert datiert werden<br />

können. Dabei muss aber auf eine<br />

Besonderheit hingewiesen werden. Innerhalb<br />

der Münzfunde befanden sich<br />

23 Exemplare, die zu einem Klumpen<br />

zusammengebacken waren, also eine<br />

Einheit darstellen. Bei der Betrachtung<br />

der übrigen ungereinigten Münzen<br />

konnten wir feststellen, dass weitere 53<br />

Stück dieselben Verkrustungen und<br />

dieselbe Patinafarbe aufwiesen, welche<br />

diese Münzen von den übrigen klar unterscheiden<br />

Hessen. Es dürfte sich hier<br />

um einen kleinen Münzschatz bzw. um<br />

den Inhalt eines Beutels handeln, der<br />

allerdings sekundär über einen grösseren<br />

Teil der Grabungsfläche zerstreut<br />

wurde. Je einer Münze der F<strong>aus</strong>tina<br />

und des Traianus Decius sowie zwei<br />

Münzen <strong>aus</strong> dem 3. Viertel des 3. Jahrhunderts<br />

stehen 72 Münzen <strong>aus</strong> der ersten<br />

Hälfte des 4. Jahrhunderts gegenüber.<br />

Die spätesten sind Prägungen des<br />

Constantius II und des Constans <strong>aus</strong><br />

den Jahren 340-346.<br />

Die zeitliche Verteilung aller Münzen<br />

sieht wie folgt <strong>aus</strong>:<br />

1. Jahrhundert<br />

2. Jahrhundert<br />

1. Hälfte d. 3. Jh.<br />

3. Viertel d. 3. Jh.<br />

320-330<br />

330-340<br />

340-346<br />

320-346 unbest.<br />

2. Hälfte d. 4. Jh.<br />

Total<br />

Münzschatz<br />

1<br />

1<br />

2<br />

12<br />

37<br />

3<br />

20<br />

Der Anteil der Prägungen der Zeit zwischen<br />

320 und 346 ist beim »Münzschatz«<br />

mit 94,8% <strong>aus</strong>serordentlich<br />

hoch (es fehlen hier auch die Prägungen<br />

der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts),<br />

während bei den übrigen Münzen dieser<br />

Anteil noch rund 80% <strong>aus</strong>macht.<br />

Auch diese Beobachtung deutet darauf<br />

hin, dass wir es mit einem geschlossenen<br />

Fund zu tun haben.<br />

Betrachten wir noch die Verteilung der<br />

Münzstätten der Prägungen zwischen<br />

320 und 346 n.Chr., wobei gesamthaft<br />

nur 48 Münzen (38,4%) zugewiesen<br />

werden konnten (vgl. nebenstehende<br />

Tabelle).<br />

-<br />

76<br />

übrige<br />

9<br />

11<br />

1<br />

2<br />

6<br />

22<br />

11<br />

14<br />

5<br />

81<br />

Münzstätten<br />

London<br />

Trier<br />

Lyon<br />

Arles<br />

Rom<br />

Ticinum<br />

Siscia<br />

Thessalonica<br />

Constantinopolis<br />

Total<br />

Abb. 4<br />

Bronzeschnalle mit flachovalem<br />

Beschläg. Zeichnung M. 1:1.<br />

Boucle de ceinture en bronze.<br />

Fibbia di bronzo.<br />

Münzschatz<br />

_<br />

10<br />

7<br />

-<br />

6<br />

1<br />

1<br />

2<br />

-<br />

27<br />

Total<br />

9<br />

12<br />

2<br />

4 27<br />

18<br />

59<br />

14<br />

34 125<br />

5 5<br />

übrige<br />

1<br />

6<br />

3<br />

4<br />

4<br />

1<br />

- 1<br />

1<br />

21<br />

157<br />

Total<br />

1<br />

16<br />

10<br />

4<br />

10<br />

2<br />

1<br />

3<br />

1<br />

48<br />

Es erstaunt nicht, dass der überwiegende<br />

Teil der Prägungen <strong>aus</strong> westlichen<br />

Münzstätten stammt (der Anteil <strong>aus</strong><br />

Trier, Lyon und Rom beträgt 3/4 aller<br />

zugewiesenen Prägungen). Das Fehlen<br />

einzelner Prägeorte bei den beiden<br />

Gruppen dürfte eher zufällig sein.<br />

Schlussfolgerung: Auf dem Areal<br />

<strong>Schmidmatt</strong> muss am Ende des 3. und<br />

in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts<br />

n.Chr. eine sehr einfache Besiedlung<br />

angenommen werden. Einerseits weist<br />

das Trockenmauerfundament, das im<br />

übrigen die Gebäuderichtung der zerstörten<br />

Bauanlage übernommen hat,<br />

auf eine Besiedlung entlang der auch<br />

damals noch eminent wichtigen Fernstrasse<br />

von Gallien über Basel-Augst-<br />

Bözberg nach Rätien, andererseits ist<br />

das Spektrum des Fundmaterials - Keramik,<br />

Schmuck, Münzen - so reichhaltig,<br />

dass wir eine nur sporadische<br />

Begehung oder eine spätere Planierung<br />

des Geländes mit Erdmaterial <strong>aus</strong> dem<br />

näheren Kastellbereich <strong>aus</strong>schliessen<br />

möchten. Besonders die grosse Zahl<br />

von Münzen der ersten Hälfte des 4.<br />

Jahrhunderts - auch ohne Berücksichtigung<br />

des Münzschatzes ist sie recht<br />

hoch - darf uns in dieser Annahme bestärken.<br />

1 H. Bögli u. E. Ettlinger, Eine gallorömische<br />

Villa bei Rheinfelden. Argovia 75, 1963, 5ff.<br />

Chr.Meyer-Freuler, Die Keramik des 3. und<br />

4. Jahrhunderts <strong>aus</strong> dem Gebiet der Friedhof-Erweiterung<br />

von 1969-70. JbGPV 1974,<br />

17ff.<br />

2 M. Hartmann, Castrum Vindonissense,<br />

Neues zum spätantiken Kastell von Vindonissa.<br />

AS 3, 1980, 23ff., Abb. 10.11.<br />

3 J.Bürgi, Pfyn - Ad Fines. AS 6,1983,146ff.<br />

bes. Abb.13.<br />

4 R. Laur-Belart, Spätrömische Gräber in <strong>Kaiseraugst</strong>.<br />

Festschrift R Bosch (1947) 137ff.,<br />

Abb. 4,12.<br />

Zeichnungen M. Schaub<br />

Fotos G. Sandoz<br />

Traces d'occupation romaine<br />

tardive à <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

La couche d'incendie du 3e siècle après<br />

J.-C. qui recouvrait les décombres des bâtiments<br />

a montré en divers endroits, des traces<br />

d'une occupation romaine tardive.<br />

Les restes d'architecture de cette période<br />

sont très discrets. Parmi les objets usuels,<br />

on trouve surtout de la céramique, mais<br />

également des épingles à cheveux et des<br />

monnaies. Le contenu d'une bourse partiellement<br />

brûlée, constitue un petit dépôt<br />

monétaire. Les monnaies révèlent que cette<br />

occupation tardive à pris fin vers le milieu<br />

du 4e siècle après J.-C. D. W.<br />

Abitazione tardoromana di<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong><br />

Sono riconoscibili tracce minime di abitazione<br />

tardoromana sulle rottami incinerati<br />

del 3° secolo. Gli oggetti di uso giornaliero<br />

sono sopratutto ceramiche, spille per capelli<br />

e monete. Un piccolo deposito di monete<br />

o contenuto di una borsa parzialmente bruciato<br />

indica la fine di questa fase di abitazione<br />

tardoromana verso la metà del 4° secolo.<br />

S.S.<br />

43


Publikationen <strong>aus</strong> dem Römermuseum Augst<br />

Stand Frühjahr 1985. Zu beziehen bei:<br />

Römermuseum, Giebenacherstrasse 17, CH-4302 Augst, Telefon (061)<br />

8311 87 oder durch den Buchhandel.<br />

* Mitglieder/Kontribuenten der Stiftung Pro <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> erhalten<br />

die mit * versehenen Schriften bei direkter Bestellung (an: Stiftung Pro<br />

<strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>, c/o Römermuseum, CH-4302 Augst) zu den in () angegebenen,<br />

reduzierten Preisen.<br />

Bitte keine schriftlichen Bestellungen unter Fr. 8.- ! P<strong>aus</strong>chalen für Porto<br />

und Verpackung: Inland: Fr. 3.-; Inland über Fr. l00.-Warenwert: gratis;<br />

Ausland: sFr. 4.50.<br />

Weitere Publikationen privater Verlage sowie ein reichhaltiges Angebot<br />

an Postkarten und Kopien römischer Fundgegenstände <strong>aus</strong> Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> sind an der Kasse des Römermuseums Augst erhältlich<br />

(kein Postversand).<br />

Führer, Kataloge, Einzelschriften<br />

R. Laur-Belart, Führer durch <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>. 6. Auflage.<br />

Basel 1978 (unveränderter Nachdruck der 4. Auflage; mit<br />

nachgeführtem Gesamtplan). 188 S., 134 Abb., 3 Pläne Fr. 9.-<br />

(eine durch L. Berger erweitere Neuauflage ist in Vorbereitung.<br />

Erscheint etwa Frühjahr 1986)<br />

Übersichtsplan: Handlicher Plan im Format A3 mit sämtlichen<br />

Ruinen (Ausgrabungsstand Frühjahr 1984), Angaben<br />

zur modernen Topographie und Überbauung und Namen<br />

der einzelnen Stadtteile bzw. Bauten. Die heute noch sichtbaren<br />

Ruinen sind rot hervorgehoben. Fr. 1.-<br />

R. Laur-Belart, Domus Romana <strong>Augusta</strong>e <strong>Raurica</strong>e constructa.<br />

Kleiner Führerr durch das Römerh<strong>aus</strong>. 6. Auflage.<br />

1976. 36 S., 21 Zeichnungen Fr. 4.-<br />

R. Laur-Belart, Domus Romana <strong>Augusta</strong>e <strong>Raurica</strong>e constructa.<br />

Petit guide de la maison romaine. 34 p., 21 fig., 4e édition.<br />

1978 Fr. 4.-<br />

R. Laur-Belart, Die frühchristliche Kirche mit Bad und Baptisterium<br />

in <strong>Kaiseraugst</strong>, Aargau. 24 S., 33 Abb. Basel 1967. Fr. 2.50<br />

Beiträge und Bibliographie zur Augster Forschung (Fr. 52.-*)<br />

(S. 1-197) Teildruck (mit Nachträgen) <strong>aus</strong>: Provincialia.<br />

Festschrift f. R. Laur-Belart. Basel 1968.<br />

(S. 198-287) H. Bender und R. Steiger, Ein römischer Töpferbezirk<br />

des 1. Jahrhunderts n.Chr. in<br />

Augst-Kurzenbettli (mit 36 Abb. und 1 Plan)<br />

(S. 289-371) M. Martin, Bibliographie von Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>,<br />

1911-1970 (mit 1 Plan) Fr. 68.-<br />

L. Berger und M. Joos, Das Augster Gladiatorenmosaik. Separatdruck<br />

<strong>aus</strong> Jahresbericht Römerh<strong>aus</strong> und Museum<br />

Augst 1969/ 70.106 S., 25 Abb., 6 Farbtafeln, 1 Faltplan (Fr.<br />

18.-*) Fr. 24.-<br />

A. Mutz, Die spätantike Achilles-Platte von <strong>Kaiseraugst</strong>.<br />

Künstlerische Freiheit und geometrische Ordnung. Separatdruck<br />

<strong>aus</strong> Sandoz Bulletin 32,1978. 14 S., 10 Abb. Fr. 2.-<br />

M. Martin, Altes und Neues zur »Falschmünzerwerkstätte«<br />

im römischen Augst. Separatdruck <strong>aus</strong> Archäologie der<br />

Schweiz 5,1982. 15 S., 16 Abb. Fr. 3.-<br />

M. Martin, Zur Topographie und Stadtanlage von <strong>Augusta</strong><br />

Rauricorum. Separatdruck <strong>aus</strong> Archäologie der Schweiz 2,<br />

1979. 6 S., 4 Abb. Fr. 2.50<br />

U. Müller, Die römischen Gebäude in <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

- A. Kaufmann-Heinimann, Die Silberstatuetten des<br />

Hercules und der Minerva <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>. -<br />

M. Hartmann, <strong>Spätrömisches</strong> <strong>aus</strong> <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>,<br />

Separatdruck <strong>aus</strong> Archäologie der Schweiz 8,1985,30 S., 57<br />

Abb. (davon 2 farbig), 1 Faltplan Fr. 6.-<br />

Posters, Diaserien, Ausschneidbogen<br />

Drei Schwarzweissposters: Details des Stadtmodells mit den<br />

öffentlichen Bauten der Römerstadt (1. Tempel auf Schönbühl<br />

35 x 90 cm; 2. Theater und Schönbühltempel 25 x 90<br />

cm; 3. Theater mit Zuschauerrängen 61 x 90 cm). Drei Posters<br />

in Rolle (kein Versand ins Ausland), zusammen: Fr. 10,<br />

Farbposter: Augst - <strong>Augusta</strong> Rauracorum. Rekonstruierte<br />

Ansicht einer Römerstadt. Aus: Fundort Schweiz, Band 3,<br />

1983 ; von Marc Zaugg und Stefanie Martin-Kilcher. Format<br />

128 x 90 cm, mit Begleittext. In Rolle (kein Versand ins Ausland):<br />

Fr. 12,<br />

Diaserien: Serien A bis D, mit je 6 Kleinbild-Farbdias. Preis<br />

einer 6er-Serie in Plastikhülle: je Fr. I.­<br />

Serie A : Römerh<strong>aus</strong>, Theater, Innenhof des Römerh<strong>aus</strong>es,<br />

Esszimmer im Römerh<strong>aus</strong>, Gewerbehalle mit Räucherkammer<br />

im Römerh<strong>aus</strong>, Modell der öffentlichen Bauten im<br />

römischen Stadtzentrum.<br />

Serie B: Drei Gläser, Öllampe, drei Goldmünzen, Sandsteinrelief<br />

mit Römer und Römerin (Signet des Museums),<br />

Marmorrelief mit Pflanzenwerk und Vögeln, Henkelkrug<br />

<strong>aus</strong> Bronze.<br />

Serie C: Sechs Bronzestatuetten: Venus, Fortuna, Victoria,<br />

Bacchus, Triton und Merkur.<br />

Serie D: Objekte vom <strong>Kaiseraugst</strong>er Silberschatz: Ariadnetablett,<br />

Meerstadtplatte, Mittelbild der Achillesplatte, Venusstatuette,<br />

drei Essbestecke und Medaillon des Kaisers<br />

Constans.<br />

Ausschneidbogen: Modell des Römerh<strong>aus</strong>es in <strong>Augusta</strong><br />

<strong>Raurica</strong>. Kartonbogen mit farbig bedruckten Gebäude-Elementen,<br />

zum Ausschneiden und Zusammenkleben (mit<br />

Erläuterungsblatt). Ergibt zusammengestellt ein originalgetreues<br />

Modell des Römerh<strong>aus</strong>es von 19x13x6 cm. Pro Bogen:<br />

Fr. 1.<br />

Archäologische Führer durch Augst/<strong>Kaiseraugst</strong><br />

1 T. Tomasevic-Buck, Die Ziegelbrennöfen der Legio<br />

I Martia in <strong>Kaiseraugst</strong>/AG und die Ausgrabungen<br />

in der Liebrüti 1970-1975.16 S., 16 Abb.<br />

Liestal 1982. Fr. 3.50<br />

Ausgrabungen in Augst<br />

1 vergriffen<br />

2 O. Lüdin, M. Sitterding, R. Steiger und H. Doppler,<br />

Insula 24,1939-59. 88 S., 30 Abb. Basel 1962 (Fr.<br />

5.-*) Fr. 7.50<br />

3 L. Berger, Ein römischer Ziegelbrennofen bei<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>. 43 S., 29 Abb. Basel 1969 (Fr. 5.-*) Fr. 7.50<br />

4 T. Tomasevic, Gräber an der Rheinstrasse 32,<br />

Augst 1968. - R.M. Swoboda, Die Ausgrabungen<br />

beim Westtor des Kastells <strong>Kaiseraugst</strong> im Jahre<br />

1968. - U. Reinhardt, Ausgrabungsbericht Dorfstrasse<br />

74, <strong>Kaiseraugst</strong> 1970. 130 S., 46 Abb., 13<br />

Pläne und Profile. Basel 1974 (Fr. 19.50*) Fr. 25.50<br />

(die Reihe wird nicht fortgesetzt)<br />

Forschungen in Augst<br />

1 R. Steiger, G. Th. Schwarz, R. Strobel und H.<br />

Doppler, Augst Insula 31 (Ausgrabungen und<br />

Funde 1960/61). 359 S. mit 115 Abb. und 1 Farbtafel.<br />

Augst 1977 (Fr. 39.-*) Fr. 58,-<br />

2 Wm. C. Alexander, A Pottery of the Middle Roman<br />

Imperial Period in Augst. 85. S.,17 Abb., 12<br />

Tafeln. Liestal 1975 (Fr. 17.-*) Fr. 21.-<br />

3 E. Riha, Die römischen Fibeln von Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong>. 220 S., 32 Abb.,78 Tafeln,Farbtafel,<br />

Tabelle, Plan. Augst 1979. Fr. 125.-<br />

4 T. Tomasevic-Buck, Ein Depotfund in <strong>Augusta</strong><br />

<strong>Raurica</strong>, Insula 42. 30 S., 10 Abb., 8 Tafeln (Separatdruck<br />

<strong>aus</strong> Bayer. Vorgeschichtsblätter 45,<br />

1980). Fr. 6.-<br />

5 E. Riha und W.B. Stern, Die römischen Löffel <strong>aus</strong><br />

Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>. Archäologische und metallanalytische<br />

Untersuchungen. 80 S., 30 Abb.,<br />

34 Tafeln und 2 Tabellen. Augst 1983. Fr. 46.-<br />

In Vorbereitung:<br />

E. Riha, Toilettgerät (erscheint vor<strong>aus</strong>sichtlich<br />

Frühjahr 1986)<br />

5. Martin-Kilcher, Ölamphoren (erscheint vor<strong>aus</strong>sichtlich<br />

1986)<br />

B. Rütti, Gläser (erscheint vor<strong>aus</strong>sichtlich 1987/88)<br />

E. Riha, Schmuck (erscheint vor<strong>aus</strong>sichtlich 1988)<br />

Augster Museumshefte<br />

1 A. Mutz, Römisches Schmiedehandwerk. 47 S.,<br />

40 Abb. Augst 1976. Fr. 5.-<br />

2 M. Martin (mit einem Beitrag von T. Tomasevic),<br />

Römische Schatzfunde <strong>aus</strong> Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>.<br />

47 S., 24 Abb. Augst 1977. Fr. 6.-<br />

3 E. Riha (mit einem Beitrag von S. Martin-Kilcher),<br />

Der gallorömische Tempel auf der Flühweghalde<br />

bei Augst. 64 S., 36 Abb. Augst 1980. Fr. 6.-<br />

4 M. Martin, Römermuseum und Römerh<strong>aus</strong><br />

Augst. 143 S., 120 Abb. (davon 28 farbig). Augst<br />

1981. Fr. 15.-<br />

5 A. Kaufmann-Heinimann, Römische Bronzestatuetten<br />

<strong>aus</strong> Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>. 64 S.,44 Abb.<br />

(davon 7 farbig). Augst 1983. Fr. 8.-<br />

6 A. Mutz, Römische Waagen und Gewichte <strong>aus</strong><br />

Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>. 64 S., 39 Abb. Augst<br />

1983. Fr. 6.-<br />

7 A. Kaufmann-Heinimann und A.R. Furger (mit<br />

Beiträgen von H.A. Cahn und J. Ewald), Der Silberschatz<br />

von <strong>Kaiseraugst</strong>. 80 S., 99 Abb. Augst<br />

1984. Fr. 10.-<br />

8 (in Vorbereitung) A.R. Furger, Texte zur Ausstellung<br />

(erscheint vor<strong>aus</strong>sichtlich Frühjahr 1986).<br />

Augster Blätter zur Römerzeit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

vergriffen<br />

M und S. Martin, Schmuck und Tracht zur Römerzeit.<br />

28 S. mit Abb. Augst 1979.<br />

M Martin, Gegenstände des römischen Alltags.<br />

Fr.<br />

56 S. mit Abb. Augst 1979.<br />

Fr.<br />

M. Martin, Objets quotidiens de l'époque romaine.<br />

56 p. avec fig. Augst 1982.<br />

W. Hürbin, Römisches Brot. 28 S. mit Abb. Augst<br />

Fr.<br />

1980.<br />

W. Hürbin, Le pain romain. 28 p. avec fig. Augst<br />

Fr.<br />

1982.<br />

Fr. 3.-<br />

Jahresberichte <strong>aus</strong> Augst und <strong>Kaiseraugst</strong><br />

1,1980 J. Ewald, Zum Geleit. - T. Tomasevic-Buck, Ausgrabungen<br />

in Augst und <strong>Kaiseraugst</strong> im Jahre<br />

1975. - P.Stuart und J.E.Bogaers, <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong><br />

und die Dea Nehalennia. - R. Steiger, Fusslampen<br />

<strong>aus</strong> Augst. - R. Steiger, Metallglanzkeramik<br />

mit Stempelverzierung <strong>aus</strong> Augst. - G.E.Thüry,<br />

»Amo te sucure«. - W. Kellner, Ein Sesterz des<br />

Commodus <strong>aus</strong> Augst Insula 48. - W. Groenmanvan<br />

Waateringe, Zwei Kappzäume oder Hebelarm-Hackamoren<br />

<strong>aus</strong> Augst. - A. Mutz, Ein Fund<br />

von Holzbearbeitungs-Werkzeugen <strong>aus</strong> Augst Insula<br />

31. - W. Epprecht, Zur Metallurgie und Herstellungstechnik<br />

von römischen Flachshecheln.<br />

- M Martin, Römerh<strong>aus</strong> und Museum Augst.<br />

Jahresberichte 1972-74. 156 S., 118 Abb. Liestal<br />

1980.<br />

Fr. 16,<br />

2,1982 T Tomasevic-Buck, Ausgrabungen in Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> im Jahre 1976. - M. Martin, Römermuseum<br />

Augst, Jahresberichte 1975 und 1976. -<br />

W. Hürbin, Konservierungen und Ruinendienst<br />

Augst/<strong>Kaiseraugst</strong> 1975 und 1976. - M. Pignolet,<br />

Essai de restitution de l'entrée du Fielenbach en<br />

travers de la muraille d'<strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>. 84 S.,64<br />

Abb. Liestal 1982.<br />

Fr. 14.-<br />

3, 1983 T. Tomasevic-Buck, Ausgrabungen in Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> im Jahre 1977. - M. Martin, Römermuseum<br />

Augst. Jahresbericht 1977. - W. Hürbin,<br />

Konservierungen und Ruinendienst Augst/<strong>Kaiseraugst</strong><br />

1977. - M. Martin, Ein verprägter Denar<br />

des Kaisers Otho <strong>aus</strong> Augst, Insula 48. - Heizung<br />

in römischer Architektur. Berichte zum 3. Augster<br />

Symposium 1980 (mit Beiträgen von T. Tomasevic-Buck,<br />

H. Manderscheid, M. Bossert, H.<br />

Eschebach, N. Gudea, D. Alicu, T. Ivanov, L. Press,<br />

St. Parnicki-Pudelko, Erika Brödner, Ernst Brödner<br />

und M. Gichon), 184 S., 160 Abb. Liestal 1983. Fr. 27,<br />

4.1984 T Tomasevic-Buck, Ausgrabungen in Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> in den Jahren 1978 und 1979. - A.R.<br />

Furger, Römermuseum Augst, Jahresbericht<br />

1978-1983. - M. Peter, Kaiserzeitliche Lokalprägungen<br />

<strong>aus</strong> Augst und <strong>Kaiseraugst</strong>. - M. Pagano,<br />

Une nouvelle inscription de Mintumae et la colonie<br />

de <strong>Raurica</strong>. 125 S., 134 Abb. Liestal 1984. Fr. 23,<br />

5.1985 (in Vorbereitung)L. Bergeretal, Die Grabungen<br />

beim Augster Osttor 1966. - S. Martin-Kilcher,<br />

Ein silbernes Schwertortband mit Niellodekor<br />

und weitere Militärfunde des 3. Jh. <strong>aus</strong> Augst. -<br />

A.R. Furger, Augst, 6 v.Chr.: Dendrodaten und<br />

Fundhorizonte. - U. Müller, Zur relativen Chronologie<br />

der Bauteile der Südostecke von Insula<br />

29, Augst. - B. Gessmann-Markert und D. Markert,<br />

Die Knochen <strong>aus</strong> dem Brunnenschacht<br />

beim SBB-Umschlagplatz <strong>Kaiseraugst</strong> 1980. - R.<br />

Jagher und M. Joos, Geoarchäologische Untersuchungen<br />

am Profil 17 in <strong>Kaiseraugst</strong>-<strong>Schmidmatt</strong>.<br />

- A. Mutz, Der »Gewichtstein« siliqua. - T.<br />

Tomasevic-Buck, Ausgrabungen in Augst und<br />

<strong>Kaiseraugst</strong> 1980 und 1981. - A.R. Furger, Römermuseum<br />

Augst 1984. - W. Hürbin und J. Ewald,<br />

Konservierungen und Ruinendienst. Bericht<br />

über die Jahre 1978-1984.<br />

Jahresberichte Römerh<strong>aus</strong> und Museum Augst<br />

1962,1963<br />

1964 S. Thomas, Scheibenfibeln <strong>aus</strong> Augst. - R. Laur-<br />

Belart, Verwaltungsbericht. 32 S., 10 Abb.<br />

1965<br />

1966 L. Berger, Ausgewählte Neueingänge des Römermuseums<br />

in Augst. - R. Steiger, Becher mit Reliefappliken.<br />

- R. Laur-Belart, Verwaltungsbericht.<br />

60 S., 46 Abb.<br />

1967<br />

M. Martin, Zwei spätrömische Gürtel <strong>aus</strong> Augst/<br />

BL. - E. Schmid, Das Leder der zwei spätrömischen<br />

Gürtel <strong>aus</strong> Augst/BL. - R. Steiger, Kameo<br />

mit Brustbild des Caracalla. - R. Steiger, Tonstatuette<br />

eines Mimen im Kapuzenmantel. - R. Steiger,<br />

Gussform für einen Löffel. - R. Laur-Belart,<br />

Jahresbericht. 55. S., 27 Abb.<br />

1968<br />

1969/70 L. Bergerund M. Joos, Das Augster Gladiatorenmosaik.<br />

- R. Laur-Belart, Jahresbericht. 126 S.,25<br />

Abb., 6 Farbtafeln, 1 Faltplan<br />

1971<br />

(die Reihe wird nicht fortgesetzt)<br />

vergriffen<br />

Fr. 5.vergriffen<br />

Fr. 5,-<br />

Fr. 5.-<br />

vergriffen<br />

Fr. 24.-<br />

vergriffen

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