gie_08_2016_kl
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www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de<br />
August<br />
<strong>2016</strong><br />
Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />
8<br />
SINCE 1914<br />
Giesserei-Verlag GmbH • Postfach 10 25 32 • 40016 Düsseldorf • PVSt • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • G 3268 www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de
SQ Speiserhilfsstoffe<br />
Ob hochexotherme-, exotherme-, exotherm/<br />
isolierende oder Isolierspeiser, mit Eröffnung<br />
unserer Speiserfertigung in Kassel hat sich<br />
die Produktvielfalt der SQ DEUTSCHLAND<br />
GMBH um das komplette Programm<br />
an Speiserhilfsstoffen erweitert.<br />
Durch diesen Standort in der Mitte<br />
Deutschlands ist eine Belieferung<br />
aller Kunden Just in Time möglich.<br />
SQ Keramische Filter<br />
Ob Siliziumkarbid-, Zirkonoxyd-, Aluminiumoxyd-,<br />
Carbon-, Rundloch- oder Wabenfilter,<br />
SQ ist der einzige Hersteller weltweit, der<br />
alle Filterqualitäten in eigener Fertigung<br />
produziert. Mit unseren Logistikpartnern<br />
stellen wir kurzfristige Lieferungen<br />
ab unserem Lager in Kassel<br />
sicher. Zusätzlich bieten wir einen<br />
technischen Service vor Ort.<br />
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EDITORIAL<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
rechnet sich<br />
Mitarbeitermotivation spielt eine große Rolle<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Lässt sich durch betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen erhöhen?<br />
Die Antwort fällt <strong>kl</strong>ar und eindeutig aus: Ein<br />
Blick auf aktuelles Zahlenmaterial zeigt, es geht! Der<br />
Druck auf die Unternehmen zur Verbesserung des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements wird zukünftig<br />
weiter wachsen. Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
wird in den Unternehmen heute zunehmend als<br />
wichtiger Wirtschaftsfaktor erkannt. Der Einsatz für die<br />
Gesundheit der Belegschaft vermindert die durch<br />
Krankheit entstehenden Kosten erheblich. Für einen<br />
mittelständischen Betrieb werden diese Kosten auf ungefähr<br />
250 Euro pro Tag und Mitarbeiter geschätzt. Ein<br />
enormer Faktor also, der sich innerhalb eines Jahres<br />
erheblich aufsummieren kann. Durch ein gut strukturiertes<br />
Gesundheitsmanagement lassen sich diese Kosten reduzieren, so profitieren nicht<br />
nur die Mitarbeiter, sondern auch der Betrieb. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
in Unternehmen strebt als Gesamtziel die Vernetzung aller gesundheitsfördernden Einzelmaßnahmen<br />
zu einer einheitlichen Struktur an. So wird die Gesundheit im Betrieb zur universellen<br />
Aufgabe. Nur ressortübergreifend kann das Führungspersonal ein funktionierendes<br />
System aufbauen und die Gesundheit richtig managen. Dafür ist auch die Einbindung<br />
der Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung.<br />
FOTO: HÜTTENES ALBERTUS<br />
In unserer Rubrik „SPEKTRUM“<br />
werfen wir einen Blick auf ein<br />
optimiertes Schlichtesystem für<br />
eine vollautomatisierte, robotergestützte<br />
Kernfertigung (siehe<br />
ab Seite 48).<br />
Klar ist, im sich verschärfenden Wettbewerb um die besten Fachkräfte und die sogenannten<br />
High Potentials nehmen Faktoren wie Work Life Balance und Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf an Bedeutung zu. So werden Gesundheitsmaßnahmen perspektivisch ein<br />
wichtiges Instrument der Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung.<br />
Durch die demografische Entwic<strong>kl</strong>ung verschieben sich über alle Branchen hinweg gesehen<br />
in den nächsten zehn Jahren die Altersstrukturen in der Belegschaft massiv. Durchschnittlich<br />
35 % der Arbeitnehmer „wandern“ in die Altersgruppe 50 plus. Im Jahr 2020<br />
wird jede dritte Arbeitskraft 50 Jahre und älter sein.<br />
Um Gießereien für ein erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement fit zu machen,<br />
hat die VDG-Akademie gemeinsam mit der Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwic<strong>kl</strong>ung<br />
ffw GmbH in Nürnberg im vergangenen Jahr erstmalig den Zertifikatslehrgang<br />
„Gesundheitsmanager/in in Gießereien“ angeboten – eine neunmonatige Ausbildung mit<br />
insgesamt vier Unterrichtsmodulen sowie einem betrieblichen Praxisprojekt. In unserer<br />
Rubrik „Beruf & Karriere“ (ab Seite 64 ff.) werfen wir einen Blick auf die Ausbildung zum<br />
„Gesundheitsmanager in Gießereien“.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: ZGG ZEITZER GUSS<br />
FOTO:HÜTTENES-ALBERTUS/EISENWERK BRÜHL<br />
FOTO:KARIN HARDTKE<br />
28<br />
Gusseisen mit Kugelgrafit<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Die in Teil 1 der Veröffentlichung<br />
(GIESSEREI 7-<strong>2016</strong>) vorgestellte<br />
Versuchsplanung und -durchführung<br />
wird im Teil 2 durch die Ergebnisse<br />
ergänzt und diskutiert.<br />
48<br />
Optimiertes Schlichtesystem<br />
SPEKTRUM<br />
Schnelligkeit, Präzision und erhöhte<br />
Produktivität – das verspricht der Einsatz<br />
von Automatisierungstechnik in<br />
vielen Bereichen der Industrie. Auch<br />
das Eisenwerk Brühl folgt seit Jahren<br />
diesem Trend.<br />
64 <br />
Gesundheitsmanagement<br />
BERUF & KARRIERE<br />
Die Arbeitswelt verändert sich – für<br />
Firmen und Beschäftigte gleichermaßen.<br />
Von einem planvollen betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement profitieren<br />
nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch<br />
das Unternehmen.<br />
54 <br />
Mut zur Forschung<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Die Havelländische Zink-Druckguss<br />
GmbH & Co. KG stellt sich<br />
mit innovativer Forschung,<br />
Automatisierung und Digitalisierung<br />
neu für die Zukunft auf.<br />
FOTO: BDG/PITEREK<br />
4 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
FORSCHUNG & INNOVATION<br />
18 Von der Idee zum Produkt: Gießereitechnolo<strong>gie</strong> am Fraunhofer IFAM<br />
Franz-Josef Wöstmann<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
22 Einfluss der Temperaturleitfähigkeit organisch und anorganisch gebundener<br />
Formkerne auf die Gefügeeigenschaften von Aluminiumle<strong>gie</strong>rungen<br />
Christian Appelt, Sarah Voss<br />
28 Machbarkeitsstudie zur Herstellung von mischkristallverfestigtem<br />
ferritischem Gusseisen mit Kugelgrafit im Großguss<br />
Stefan Seidel<br />
Mehr Nachhaltigkeit<br />
mit<br />
ASK Chemicals<br />
JAHRESÜBERSICHT<br />
34 Kupolofen (50. Folge), Thomas Enzenbach<br />
SPEKTRUM<br />
40 Mikrosprühen Teil 2: Bauteilgeometrie und Werkzeugtemperierung<br />
Eric Müller<br />
44 Dienstleistungsinnovation im Narbungsbereich<br />
Marco Reichle<br />
48 Optimiertes Schlichtesystem für vollautomatisierte, robotergestützte<br />
Kernfertigung, Udo Pohlmann, Stefan Schreckenberg<br />
51 Werkstoffkompetenz beim Gießen und 3-D-Laserschmelzen<br />
Klaus Vollrath<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
54 Mut zur Forschung, Robert Piterek<br />
58 Die Gießerei-Industrie in Europa und den USA – ein Vergleich<br />
Douglas M. Trinowski<br />
BERUF & KARRIERE<br />
64 Betriebliches Gesundheitsmanagement – eine Investition, die sich lohnt!<br />
Karin Hardtke<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
68 Patente<br />
73 News<br />
76 Firmenschriften<br />
77 Medien & Bücher<br />
79 Personalien<br />
80 VDG intern<br />
81 Termine<br />
85 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
89 Inserentenverzeichnis<br />
90 Vorschau/Impressum<br />
ECO-FRIENDLY<br />
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www.ask-chemicals.com
AKTUELLES<br />
FOTO: FRITZ WINTER<br />
6 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Glühende<br />
Begeisterung!<br />
Die Fritz Winter Eisen<strong>gie</strong>ßerei ist Lieferant<br />
und Partner für die weltweite Automobil-,<br />
Nutzfahrzeug- und Hydraulikindustrie. Die<br />
Gießerei entwickelt und produziert Rohund<br />
Fertigteilkomponenten sowie komplexe<br />
Systembauteile. Mit ihren innovativen<br />
Fertigungskonzepten, die sie stetig weiterentwickelt,<br />
sorgt die Gießerei bereits<br />
heute für die Mobilität von morgen.<br />
Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />
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an die Bildredaktion, Giesserei, Hansa allee<br />
203, 40549 Düsseldorf.<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 7
AKTUELLES<br />
DruMeta wird Teil der Power-Cast Gruppe<br />
> KOPF HOLDING: Zum 01. Juli <strong>2016</strong><br />
hat die Kopf Gruppe, Kirchheim/Teck,<br />
das Zinkdruckgussunternehmen DruMeta<br />
Metall GmbH & Co. KG aus Velbert<br />
übernommen. Willi Kopf, Gründer und Inhaber<br />
der Kopf-Gruppe freut sich über die<br />
Akquisition: „DruMeta wurde vor 50 Jahren<br />
gegründet und zählt seit langem zu<br />
den führenden Anbietern von Zinkdruckguss<br />
in Europa. Mit über 170 qualifizierten<br />
Mitarbeitern und einer breit gefächerten<br />
Kundenstruktur passt das Unternehmen<br />
hervorragend in unsere strategische Ausrichtung.“<br />
Unter der Marke Power-Cast<br />
verbindet die Gruppe innovative und langjährig<br />
bestehende Gießereien unter einem<br />
Dach. An acht Standorten in Deutschland,<br />
Tschechien und Mexiko werden Druckgussteile<br />
aus Zink-, Aluminium- und Magnesiumle<strong>gie</strong>rungen<br />
produziert. Die Nähe<br />
zum Kunden spielt dabei eine ganz entscheidende<br />
Rolle. Das Leistungsspektrum<br />
umfasst alle Prozessschritte von der Entwic<strong>kl</strong>ungspartnerschaft<br />
bis hin zu fertig<br />
montierten Komponenten. Das tiefe Knowhow<br />
in allen drei Druckguss-Le<strong>gie</strong>rungen<br />
– Aluminium, Magnesium und Zink – bietet<br />
dabei einen einzigartigen Kundenvorteil.<br />
Jeweils zwei bzw. drei Power-Cast Standorte<br />
sind strategisch aufeinander abgestimmt<br />
und auf dieselben Le<strong>gie</strong>rungsarten<br />
spezialisiert. Leichtbausysteme aus Magnesium<br />
und Aluminium runden das Portfolio<br />
für die Automotive-Branche ab.<br />
Die Kopf-Gruppe, ein mittelständisches<br />
familiengeführtes Unternehmen, ist<br />
in den zwei Geschäftsbereichen Feuerverzinkung<br />
und Druckguss mit den Marken<br />
Zinkpower und Power-Cast international<br />
tätig und beschäftigt 2400 Mitarbeiter<br />
an 46 Standorten in zehn Ländern.<br />
www.zinkpower.com<br />
Investition in Gussnachbehandlung<br />
> KURTZ EISENGUSS: Größere Bauteilabmessungen<br />
und erhöhte Anforderungen<br />
der Kunden an die Oberflächen<br />
der Gussprodukte machen es notwendig,<br />
in neues Equipment in der Gussnachbehandlung<br />
zu investieren. Das Projektteam<br />
der Smart Foundry in Hasloch hat es sich<br />
zur Aufgabe gemacht, den Industrie<br />
4.0-Gedanken, der sich durch die gesamte<br />
Fertigung der Eisen<strong>gie</strong>ßerei zieht, auch<br />
im Bereich Strahlen in die Realität umzusetzen.<br />
Kurtz Ersa investiert deshalb in<br />
eine neue Kammerstrahlanlage und erhöht<br />
damit die Strahlkapazitäten auf das<br />
Doppelte.<br />
Der Prozessschritt Strahlen schließt<br />
sich unmittelbar an das Auspacken der<br />
Gussteile aus den Formkästen an. Mittels<br />
hochgekohltem Stahl-Strahlmittel werden<br />
Sandreste, Zunder und Verschmutzungen<br />
effektiv von der Gussteiloberfläche entfernt.<br />
Beim Strahlen gilt: Je effektiver das<br />
Strahlbild, desto weniger Aufwand entsteht<br />
beim Gussputzen.<br />
Die Eckdaten des Projekts sind beindruckend<br />
– die Kammerstrahlanlage wird<br />
7,5 m hoch, 6 m lang und 5 m breit. Die<br />
Smart Foundry ist damit in der Lage, das<br />
komplette Teilespektrum effektiv und<br />
deutlich schneller zu strahlen. Bis zu 16 t<br />
Guss gleichzeitig können bei einem maximalen<br />
Traubendurchmesser von 4 m<br />
gestrahlt werden. Im Strahlprozess werfen<br />
acht Turbostrahlturbinen das Strahlmittel<br />
mit über 300 km/h auf das Gussteil<br />
ab und entfernen alle Reste, die der Formstoff<br />
am Teil hinterlassen hat.<br />
Kurtz Ersa integriert den Prozessschritt<br />
Strahlen selbstverständlich in die<br />
elektronisch gesteuerte Prozesskette der<br />
Smart Foundry. SAP-gesteuert werden<br />
Neue Kammerstrahlanlage bei Kurtz Ersa in Hasloch.<br />
die Fertigungsaufträge auf Monitoren vor<br />
der Strahlkabine angezeigt und zeigen<br />
dem Bediener und den folgenden Prozessschritten<br />
jederzeit den aktuellen Status.<br />
Die neuen Anlagen werden elektronisch<br />
an das SAP-gesteuerte Instandhaltungsmodul<br />
angebunden. Übermittelte<br />
Leistungswerte sind mit Wartungsplänen<br />
verknüpft, die sicherstellen, dass Verschleißteile<br />
innerhalb der vorgegebenen<br />
Wartungszy<strong>kl</strong>en getauscht werden können.<br />
Kurtz Ersa geht den Weg der Industrie<br />
4.0-Gießerei konsequent weiter und<br />
schafft mit der Investition in die neue<br />
Strahlanlage die Basis für mehr Kapazität<br />
und Qualität in der Oberflächenbehandlung.<br />
Niedrigere Durchlaufzeiten und effizientere<br />
Anlagen generieren einen echten<br />
Mehrwert für die Produktion der<br />
Smart Foundry.<br />
www.kurtzersa.de<br />
FOTO: KURTZ ERSA<br />
8 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Landesgruppe NRW zu Gast bei GF Mettmann<br />
> VDG: Die Tradition der Sprechabende<br />
der VDG-Landesgruppe NRW lebt wieder<br />
auf, und das gleich mit einem Top-Event:<br />
Die Georg Fischer GmbH lud 41 Teilnehmer<br />
– aktive Ingenieure, aber auch einige<br />
Pensionäre und Studenten – nach Mettmann<br />
ein. Zuletzt tagte die Landesgruppe<br />
dort im Jahr 2005, so GF Mettmann-Geschäftsführer<br />
Andreas Güll in seiner Begrüßung.<br />
Seit 2005 wurden größere Investitionen<br />
getätigt, unter anderem die<br />
Aeration Moulding Robotpouring (AMR)-<br />
Formanlage, ein Hochregallager und umfangreiche<br />
Automatisierungslösungen. In<br />
diesem Zeitraum habe sich auch das Umfeld<br />
der Eisen<strong>gie</strong>ßereien verändert: Im<br />
Automotive-Bereich verlangen die Kunden<br />
heute ein Dual Sourcing, in anderen Abnehmerbereichen<br />
ist dies teilweise ähnlich:<br />
der Wettbewerb wird allgemein als<br />
scharf empfunden. Das Vortragsprogramm<br />
dieses Sprechabends war auf Eisen-<br />
und Stahlguss ausgerichtet.<br />
Zunächst sprach Stephen Schott von<br />
Georg Fischer über „Leichtbau im Sphäroguss<br />
– die neue Fertigungslinie AMR“.<br />
Unter der Maxime „Leichtbau gut fertigen<br />
– nicht gutprüfen“ investierte Georg Fischer<br />
in eine neue Formanlage und -technolo<strong>gie</strong>,<br />
mit der sich Dünnwandguss prozesssicher<br />
fertigen lässt. Der Grünsand<br />
wird mit Überdruck in die Form gefüllt<br />
(ähnlich dem Kernschießen) und ermöglicht<br />
eine gute Vorverdichtung. Der Formkasten<br />
wird mit FEM steif ausgelegt, sodass<br />
er sich beim Verdichten kaum verformt.<br />
Aus Werkzeugstahl werden die<br />
Modelle für die Großserie gefräst. Diese<br />
drei Faktoren tragen zur Verringerung der<br />
Fertigungstoleranzen bei. Die Formvisualisierung<br />
(Aufnahmen des Kastens in 4<br />
Positionen werden mit Referenzbildern<br />
verglichen) lässt Fehler ab 5 mm sicher<br />
erkennen, sodass eine beschädigte Form<br />
nicht abgegossen wird. Das Kontakt<strong>gie</strong>ßen<br />
ermöglicht eine effektive Nutzung des<br />
Flüssigeisens. An der AMR-Formanlage<br />
wird mit Robotern gegossen. Die gegossenen<br />
Modelltrauben erfahren beim voll<br />
automatisierten Auspacken ein „soft<br />
handling“: Roboter greifen die Traube an<br />
definierten Positionen, Spreizer trennen<br />
die Gussstücke schonend vom Angusssystem.<br />
Die fertigen Bauteile werden geprüft,<br />
lackiert und verpackt. Der gesamte<br />
Prozess wurde im Anschluss an die Vortragsveranstaltung<br />
bei einem Rundgang<br />
gezeigt.<br />
Anschließend referierte Andreas Baier<br />
von Foseco Germany, Borken, über das<br />
Thema „Sedex Ultra – die nächste Filter-<br />
Rundgang durch die<br />
hochmoderne<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßerei von<br />
Georg Fischer in<br />
Mettmann im Rahmen<br />
des VDG-<br />
Sprechabends der<br />
Landesgruppe NRW.<br />
Generation“. Filter aus SiC-Keramik müssen<br />
drei wesentliche Kriterien erfüllen:<br />
geringe Ausbrüche, Offenporigkeit und<br />
hohe Durchflusskapazität. Beim Standardprodukt<br />
wurde Optimierungspotenzial<br />
erkannt. In einem geänderten Fertigungsprozess<br />
erhält der Filter einen „Rahmen“<br />
aus demselben Material, dessen<br />
glatte, porenarme Oberfläche die Handlingfestigkeit<br />
verbessert. Gleichzeitig<br />
konnte die Durchflusskapazität gesteigert<br />
werden. Bei derselben Kapazität ist ein<br />
effektiveres Filtrieren der Schmelze möglich.<br />
Die Mehrkosten des Filters rentieren<br />
sich in der Großserie, weil beim selben<br />
Durchfluss ein Filter mit <strong>kl</strong>einerer Fläche<br />
eingesetzt werden kann, sodass das Anschnittsystem<br />
ver<strong>kl</strong>einert werden kann.<br />
Dies spart Flüssigeisen bzw. Kreislaufmaterial;<br />
die Ersparnis wurde in CO 2 -Ersparnis<br />
umgerechnet und an einem Beispielbauteil<br />
dargestellt.<br />
Der vorletzte Redner war Prof. Rüdiger<br />
Deike von der Universität Duisburg-Essen.<br />
Sein Thema: „Was macht das Magnesium<br />
wir<strong>kl</strong>ich bei der Mg-Behandlung von Gusseisen?“<br />
In der Vergangenheit wurden verschiedene<br />
Theorien zur Keimbildung und<br />
zum Wachstum der Grafit-Sphärolithen<br />
entwickelt. In wenigen Fällen ließen sich<br />
die eigentlichen Grafit-Keime identifizieren.<br />
Laut Theorie sollten diese aus MgS<br />
bestehen, was in Versuchen mit rasch erstarrten<br />
Gusseisenproben nachgewiesen<br />
werden sollte. Tatsächlich wurden Keime<br />
aus Al- und Mg-Oxid mittels Auger-Spektroskopie<br />
im Inneren <strong>kl</strong>einer Grafitkugeln<br />
identifiziert. Denkbar sind auch andere<br />
Keimbildungsmechanismen bei Einsatz<br />
von Seltenerdmetallen, die im Rahmen eines<br />
BMBF-Vorhabens untersucht wurden.<br />
Ob dies einmal eine Substitution des Magnesiums<br />
ermöglichen könnte, ist noch<br />
völlig offen; Prof. Deike wird weiter hieran<br />
forschen. Er bestätigte den anerkannt<br />
wichtigsten Effekt des Mg, die Herabsetzung<br />
der Oberflächenspannung.<br />
Den Abschluss des Sprechabends der<br />
Landesgruppe markierte Peter Becker von<br />
der Metatech GmbH in Kamen mit ihrem<br />
Vortrag „Werkzeuge zur Optimierung der<br />
Eigenschaften von Duplexwerkstoffen<br />
beim Edelstahlguss“. Bei Stählen ist die<br />
Nutzung von thermodynamischer Berechnungs-Software<br />
wie JMatPro verbreitet,<br />
um Le<strong>gie</strong>rungen weiter zu optimieren. Die<br />
Software wird in Entwic<strong>kl</strong>ungsabteilungen<br />
großer Stahlhersteller und Universitäten<br />
angewendet. Für die einfache Anwendung<br />
z. B. in Gießereien erweist sie sich als<br />
recht aufwendig, sodass Metatech ein<br />
einfacher anwendbares Zusatzmodul entwickelt<br />
hat. Dr. Becker demonstrierte am<br />
Beispiel des Duplexstahls 1.4517, wie in<br />
mehreren Stufen aus zahlreichen Le<strong>gie</strong>rungsvarianten<br />
durch gezielte Betrachtung<br />
der Bildungsbedingungen für Sprödphasen<br />
und Kostenvorgaben ein Werkstoff<br />
optimiert werden kann, der vor allem<br />
prozesssicher zu fertigen ist. Einige Edelstahl<strong>gie</strong>ßereien<br />
nutzen dieses Werkzeug<br />
bereits, aber auch beim Gusseisen gibt<br />
es Anwendungen. Die Diskussion zeigte,<br />
dass eine Stahl<strong>gie</strong>ßerei mit dem Tool einen<br />
„exotischen“ Werkstoff entwickelte,<br />
dessen besondere Eigenschaftskombination<br />
sich tatsächlich bestätigte.<br />
Auf dem anschließenden Rundgang<br />
wurden die Teilnehmer durch die Fertigung<br />
von Georg Fischer geführt.<br />
Die nächsten Termine der Landesgruppe<br />
sind:<br />
> 31. August <strong>2016</strong>: Trimet Essen,<br />
Schwerpunkt: NE-Metallguss<br />
> 25. November <strong>2016</strong>: Barbara-Veranstaltung<br />
am Lehrstuhl für Gießereitechnik<br />
in Duisburg, Schwerpunkt:<br />
anorganische Binder, mit Landesgruppensitzung<br />
www.vdg.de<br />
FOTO: BDG/STELLER<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 9
AKTUELLES<br />
Guss-Rallye begeistert Teilnehmer<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Guss der<br />
Oberschule Delligsen-Duingen<br />
bei der<br />
Besichtigung der<br />
VW-Gießerei in Baunatal<br />
im Rahmen<br />
der Guss-Rallye.<br />
> GIESSEN IN DER SCHULE: Mechatroniker-Rallye,<br />
Rad-Rallye-Regional und<br />
jetzt die Guss-Rallye – für die meisten der<br />
15 Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft<br />
Guss der Oberschule Delligsen-Duingen<br />
war es schon die dritte berufskundliche<br />
Veranstaltung dieser Art. Mit zwei Kleinbussen<br />
ging es zunächst in den Solling<br />
zur Gießerei Gattermann in Dassel. In der<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßerei wurde „Guss-Rentner“<br />
Bernhard Henkel schon freudig von seinen<br />
ehemaligen Arbeitskollegen begrüßt.<br />
Seit über 80 Jahren bietet Gattermann in<br />
Einzel- oder Serienfertigung Bauteile aus<br />
Gusseisen mit Lamellen- und Kugelgrafit<br />
in exzellenter Qualität an, wovon sich die<br />
Delligser Delegation während einer anschaulichen<br />
Betriebserkundung überzeugen<br />
konnte.<br />
Am nächsten Tag konnten die Teilnehmer<br />
die hochmoderne Gießereianlage des<br />
VW-Werks in Baunatal bestaunen. Die<br />
vollautomatischen Gießereimaschinen<br />
bedeuten für die Mitarbeiter eine enorme<br />
Arbeitserleichterung. Zudem ist die Gießerei<br />
von VW-Baunatal die größte Recyclinganlage<br />
für Leichtmetalle in Europa.<br />
An einem Automobilmodell wurden den<br />
interessierten Besuchern die Gussanteile<br />
eines Automobils erläutert.<br />
Anschließend lockte das Welterbe<br />
Herkules die Besucher, um anschließend<br />
dem Festspielort Bad Hersfeld mit Stiftsruine<br />
einen Besuch abzustatten. Die größte<br />
noch im Familienbesitz befindliche konzernunabhängige<br />
Gießerei in Stadtallendorf<br />
war das Ziel des dritten Tages.<br />
Mitarbeiter aus über 50 Nationalitäten<br />
arbeiten in der Gießerei Fritz Winter friedlich<br />
miteinander, um gemeinsame Ziele<br />
zu erreichen. Erstaunt stellten die Delligser<br />
fest, dass der heimische Gießereianlagenbauer<br />
Künkel Wagner aus Alfeld hier<br />
eine Fertigungsstraße aufgebaut hat –<br />
700 m in den Berg hinein!<br />
Das Kalibergwerk Merkers in Thüringen<br />
war das nächste Ziel der Schülergruppe.<br />
Zahlreiche neue Eindrücke mussten<br />
die Besucher verarbeiten. So z. B.,<br />
dass ein Goldschatz und andere Kulturschätze<br />
des Dritten Reichs hier deponiert<br />
waren. Die verschiedenen Abbaumethoden<br />
rundeten die interessante Grubenfahrt<br />
ab.<br />
Auf dem Rückweg stattete die Guss-<br />
Gruppe noch dem Welterbe Wartburg in<br />
Eisenach einen Besuch ab, um anschließend<br />
wieder in Richtung Heimat zu fahren.<br />
„Die Guss-Rallye war großartig. Wir bedanken<br />
uns bei allen Begleitern und Sponsoren<br />
für die tolle Woche“, so Keanu Witte,<br />
stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft<br />
Guss der Oberschule Delligsen-<br />
Duingen.<br />
www.oberschule-delligsen.de<br />
FOTO: SIGGY KRAFT<br />
IGF-Projektdatenbank 2.0 jetzt online<br />
> AIF: Mehr Kombinationsmöglichkeiten,<br />
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IGF-Vorhaben erfahren. Die neue<br />
verschlankte Nutzeroberfläche der Datenbank<br />
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wie Industrie 4.0, intelligente Mobilität<br />
oder nachhaltiges Wirtschaften und Ener<strong>gie</strong>.<br />
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IGF-Fördervarianten, Laufzeiten und<br />
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Unternehmen einen Einblick<br />
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(IGF) unter dem Dach<br />
der AiF und ihrer Forschungsvereinigungen<br />
bearbeitet werden. Nutzer haben hier<br />
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zu suchen oder sich einen Überblick<br />
über die vorwettbewerbliche Forschung<br />
ganzer Branchen zu verschaffen,<br />
die das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Ener<strong>gie</strong> (BMWi) über die AiF fördert.<br />
Die Datenbank umfasst derzeit knapp<br />
9500 IGF-Vorhaben seit dem Jahr 1995<br />
und wird regelmäßig um aktuelle Vorhaben<br />
erweitert. Die Ergebnisse werden als<br />
Übersicht aller Projekte, die der Suchanfrage<br />
entsprechen, ausgegeben. Hinterlegt<br />
sind PDF-Steckbriefe zu den einzelnen<br />
Vorhaben, die neben einer Vorhabenbeschreibung<br />
und – bei abgeschlossenen<br />
Vorhaben – einer Ergebniszusammenfassung<br />
die Kontaktdaten der jeweiligen AiF-<br />
Forschungsvereinigung enthalten, die das<br />
IGF-Projekt koordiniert hat. Dort erhalten<br />
Interessenten weitergehende Informationen<br />
zu den Vorhaben wie umfassende<br />
Schlussberichte oder Hinweise zu den<br />
Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit in der<br />
IGF in der jeweiligen Forschungsvereinigung.<br />
http://bit.ly/22BzfRW<br />
10 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Bundestag übernimmt Reformvorschläge des BDG<br />
> EEG-UMLAGE: Der Bundestag hat am<br />
8. Juli das Erneuerbare Ener<strong>gie</strong>n Gesetz<br />
(EEG) 2017 beschlossen. Anschließend<br />
verzichtete der Bundesrat auf die Anrufung<br />
des Vermittlungsausschusses. Damit<br />
ist der Weg frei für das neue Gesetz, die<br />
Zustimmung der EU-Kommission gilt als<br />
gesichert. Mit der Bundestagsentscheidung<br />
wurde der entschlossene und unbeirrte<br />
Einsatz des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) und<br />
seiner durch das Gesetz betroffenen Mitglieder<br />
belohnt. Die bisher gültige Erhöhung<br />
der Stromkostenintensitätsschwelle<br />
von 14 % auf 17 % hatte bei zahlreichen<br />
Mitgliedern des Verbandes zu erheblicher<br />
Verunsicherung geführt und andere in<br />
existenzielle Notlagen gebracht. Das Gesetz<br />
sah ursprünglich weiterhin keine Härtefallregelung<br />
für diese Fälle vor. Damit<br />
wären für all diejenigen, die die neue<br />
Schwelle von 17 % nicht erreichen, 100 %<br />
EEG-Umlage angefallen – die meisten betroffenen<br />
BDG-Mitglieder hätten dies<br />
nicht finanzieren können.<br />
In dem Gesetz – es geht vornehmlich<br />
um die Änderung der Vergütung der Erneuerbaren<br />
Ener<strong>gie</strong>n – ist nun auch für<br />
Branchen der Liste 1 (dazu gehören Gießereien)<br />
geregelt, dass<br />
> eine Begrenzung bereits ab einer<br />
Strom kostenintensität von 14 % stattfindet,<br />
> die Begrenzungshöhe ab 17 % erhalten<br />
bleibt (15 % CAP oder Super-CAP) und<br />
> Unternehmen unter 17 % eine 20%ige<br />
Begrenzung erhalten.<br />
Diese Regelung gilt dabei nicht nur für Unternehmen,<br />
die bereits früher oder in 2015<br />
eine Begrenzung der EEG-Umlage in Anspruch<br />
nehmen konnten. Sie gilt nunmehr<br />
für alle Unternehmen der Branchenliste 1.<br />
Auch Gießereien, die bislang nicht unter<br />
die Begrenzung der EEG-Umlage fielen,<br />
können bei Überschreiten der 14 %-Schwelle<br />
einen Antrag auf Begrenzung stellen.<br />
Durch diese Regelung erhalten die betroffenen<br />
Unternehmen in dem so wichtigen<br />
Bereich Ener<strong>gie</strong>kosten nun wesentlich<br />
mehr Planungssicherheit, als es unter<br />
der früheren Regel des EEG 2014 der Fall<br />
war. Änderungen der Bruttowertschöpfung,<br />
Ener<strong>gie</strong>effizienzmaßnahmen oder<br />
die Frage nach Zählern oder Werkverträgen<br />
sollten nun nicht mehr für schlaflose<br />
Nächte sorgen.<br />
Dieser Erfolg beruht im Wesentlichen<br />
auf dem Einsatz der beteiligten Gießereien<br />
und des BDG. Erst die sehr enge informationelle<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Verband und Mitgliedern hat dafür gesorgt,<br />
dass die systematischen Fehler des<br />
EEG 2014 korri<strong>gie</strong>rt werden konnten. Der<br />
detaillierte Input verschaffte den Entscheidungsträgern<br />
Einblicke in die Perspektive<br />
der mittelständischen Gießereien<br />
und stach die Argumentation der Gegner<br />
einer Anpassung des EEG aus. Der erfolgreiche<br />
Einsatz des BDG überzeugte auch<br />
den Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
(BDI), der den Regelungsvorschlag<br />
dann auch übernommen hat.<br />
Der BDG wird sich auch in Zukunft weiter<br />
dafür einsetzen, systematische Lösungen<br />
für das Kostenproblem der Ener<strong>gie</strong>wende<br />
zu suchen. Denn die Ener<strong>gie</strong>wende<br />
wird nur dann Erfolg haben, wenn sie<br />
bezahlbar bleibt und für die Industrie keinen<br />
Standortnachteil bedeutet.<br />
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151-12/15-2c<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 11
AKTUELLES<br />
110-t-Schmelz- und Gießofen geordert<br />
> AMAG: AMAG aus dem österreichischen<br />
Ranshofen beauftragt Hertwich Engineering,<br />
Braunau am Inn, ebenfalls Österreich,<br />
mit der Lieferung eines Schmelz-/<br />
Gießofens einschließlich Char<strong>gie</strong>rmaschine<br />
mit einer Kapazität von 55 000 t Aluminium<br />
jährlich. Die Inbetriebnahme ist<br />
für Mitte 2017 vorgesehen.<br />
Für den weltweiten Verbrauch von Aluminiumwalzprodukten<br />
geht die Branche<br />
von einem Wachstum von 70 % in den<br />
kommenden zehn Jahren aus. Im Hinblick<br />
auf dieses rasante Nachfragewachstum<br />
startete AMAG im Jahre 2012 ein ehrgeiziges<br />
Ausbauprogramm im Volumen von<br />
zunächst 220 Mio. Euro. <strong>2016</strong> nimmt das<br />
Unternehmen darüber hinaus ein neues<br />
Walzwerksprojekt in Angriff (Strate<strong>gie</strong>projekt<br />
„AMAG 2020“), mit dem die Kapazität<br />
bis 2017 auf mehr als 300 000 t jährlich<br />
aufgestockt werden soll. Die beauftragte<br />
Ofenanlage ist Teil dieses<br />
Ausbauprogrammes. Mit dem Anstieg der<br />
Walzproduktion wächst auch der Anfall<br />
von Produktionsschrotten, die wieder eingeschmolzen<br />
werden müssen. Für diese<br />
Aufgabenstellung ist der Ofen ausgelegt.<br />
Bei dem kippbaren Schmelz- und Gießofen<br />
handelt es sich um eine gemeinschaftliche<br />
Entwic<strong>kl</strong>ung von AMAG und<br />
Hertwich. Die erste Anlage dieses Typs<br />
Aluminiumschmelz-/<strong>gie</strong>ßofen<br />
(70 t) bei AMAG in<br />
Ranshofen.<br />
hatte AMAG im Jahre 2013 in Betrieb genommen.<br />
Mit einem Fassungsvermögen<br />
von 70 t war dieser Ofen bereits von beeindruckender<br />
Größe. Die jetzt beauftragte<br />
Ofenanlage übertrifft mit einem Flüssigmetallvolumen<br />
von 110 t die vorhandene<br />
Anlage nochmals deutlich.<br />
Der zum Einschmelzen verwendete<br />
Einkammerofen kann bei Bedarf auch die<br />
Funktion des Gießofens übernehmen. Zur<br />
Beheizung sind oberhalb des Badspiegels<br />
zwei regenerative Brennerpaare installiert.<br />
Mit einem spezifischen Gasverbrauch von<br />
maximal 500 kWh/t Aluminium genügt die<br />
Anlage hohen Ansprüchen – sowohl in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht als auch bei der<br />
Umweltbelastung. Für eine saubere Verbrennung<br />
sind eine Sauerstoffregelung<br />
sowie getrennte Regelungen für Erdgas<br />
und Verbrennungsluft vorgesehen. Eine<br />
elektromagnetische Pumpe sorgt für eine<br />
gründliche Metallumwälzung, konstant<br />
hohe Schmelzleistung und homogene<br />
Temperaturverteilung im Ofen. Zum Lieferumfang<br />
gehört zusätzlich eine schienengeführte<br />
Schubschild-Char<strong>gie</strong>rmaschine<br />
(Kapazität: 25 t) mit der sich der Ofen<br />
effizient in wenigen Char<strong>gie</strong>rzy<strong>kl</strong>en beladen<br />
lässt.<br />
<br />
www.amag.at<br />
FOTO: AMAG<br />
ID Casting ist neues Mitglied im Netzwerk<br />
> INITIATIVE ZINK: Seit Anfang des Jahres<br />
verstärkt ID Casting, Arbois, Frankreich,<br />
das Netzwerk der Initiative Zink. Der<br />
französische Experte im Bereich Zamak-<br />
Druckguss wurde 2003 gegründet. Die<br />
Mission von ID Casting im Zentrum der<br />
Wertschöpfungskette besteht in der Umsetzung<br />
von Ideen, die auf Zamak- oder<br />
Mg-Anwendungen basieren. Er<strong>kl</strong>ärtes Ziel<br />
dabei ist, nachhaltig die Kosten der Kunden<br />
zu senken. Der Erfahrungsschatz des<br />
Unternehmens reicht von der Optimierung<br />
von Gussteilen bis zur Serienproduktion<br />
und -lieferung von technischen Komponenten<br />
und Baugruppen. Die von ID Casting<br />
entwickelten Zamak-Anwendungen<br />
erfüllen verschiedenste Anforderungen<br />
wie mechanische Festigkeit, Dichtigkeit,<br />
Präzision, Zuverlässigkeit und hohe Qualität.<br />
„Gestützt auf die natürlichen Eigenschaften<br />
von Zin<strong>kl</strong>e<strong>gie</strong>rungen kommt es<br />
uns darauf an, Kunden von Erfahrungen<br />
aus vergangenen Projekten profitieren zu<br />
lassen, die in verschiedenen technischen<br />
Bereichen realisiert wurden. Das resultiert<br />
in wirtschaftlichen Vorteilen für beide<br />
Seiten. Die Vielzahl der mit internationalen<br />
Großkonzernen oder <strong>kl</strong>einen dynamischen<br />
Unternehmen realisierten<br />
Projekte ermöglicht immer wieder innovative<br />
Ansätze“, sagt Jean-Pierre Dioulouffet,<br />
Sales Development & Customer Care<br />
General Manager bei ID Casting.<br />
Eine hohe Qualität zu gewährleisten,<br />
ist eines der wichtigsten Ziele. Sämtliche<br />
Standorte von ID Casting sind nach ISO<br />
9001:20<strong>08</strong> und ISO TS 16949:2009 zertifiziert.<br />
Basierend auf der Überzeugung,<br />
dass das Unternehmen in der Produktionsphase<br />
maßgeblich zur Senkung der<br />
Kosten auf Kundenseite beiträgt, unterstützt<br />
ID Casting zudem Öko-Design-Initiativen,<br />
z. B. EcoVadis. Jean-Pierre Dioulouffet:<br />
„Wir sorgen für die Optimierung<br />
der Teileauslegung, integrieren Funktionen<br />
und planen zuverlässige Werkzeuge,<br />
ohne dabei die übergeordnete Lieferkette<br />
aus den Augen zu verlieren. Die technischen<br />
Fachkräfte unterstützen diese<br />
Phase durch den Einsatz von modernen<br />
Systemen wie CAD/CAM und Füllsimulationen<br />
(Magma) sowie unser internes<br />
messtechnisches Labor. Trotz dieser anspruchsvollen<br />
und leistungsstarken Technik<br />
bleiben wir in der Praxis verankert und<br />
stützen uns in diesem Zusammenhang auf<br />
die Erfahrungen unserer Qualitätsteams,<br />
um uns täglich zu verbessern und zu entwickeln.<br />
Unsere Mitarbeiter entwickeln<br />
unsere eigenen Tools. Sie warten und aktualisieren<br />
unsere 50 Druckgussmaschinen,<br />
sieben Bearbeitungszentren und<br />
Sondermaschinen.“ Außerdem unterstützt<br />
ID Casting die Initiative „United Nations<br />
Global Compact“, die die Grundsätze<br />
aus den Bereichen Menschenrecht,<br />
Arbeitsstandard und Umweltschutz als<br />
Minimalstandard in deren Mitgliedsunternehmen<br />
verankern und weltweit vorantreiben<br />
möchte. Für sein Corporate-Social-Responsibility-Engagement<br />
wurde ID<br />
Casting im Rahmen des letzten Ratings<br />
von EcoVadis mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.<br />
<br />
www.id-casting.com<br />
12 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
100 Jahre Innovation in der Schmelz<strong>gie</strong>ßtechnik<br />
> FOSECO GERMANY, VESUVIUS: Vesuvius,<br />
ein weltweit führendes Unternehmen<br />
im Bereich Schmelzgusstechnik, feiert<br />
dieses Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum.<br />
Von den Ursprüngen in<br />
Pittsburgh während des 1. Weltkriegs bis<br />
zur heutigen neuen Generation von Lösungen,<br />
hat sich das Unternehmen stets<br />
für seine Kunden weiterentwickelt, indem<br />
es die Entwic<strong>kl</strong>ung bedeutender Technolo<strong>gie</strong>n<br />
und Prozesse vorwegnahm. Viele<br />
der Vesuvius-Lösungen haben die Stahlund<br />
Gießerei-Industrie verändert. Der Kieselglastiegel<br />
des Unternehmens ist der<br />
einzige Schmelztiegel, der polykristallines<br />
Silizium erzeugen kann, das für Solarzellen<br />
verwendet wird, während VISO als<br />
erstes isostatisch gepresstes Produkt das<br />
Strang<strong>gie</strong>ßen im Stahlbereich ermöglicht<br />
hat. Seit den Anfängen des Unternehmens<br />
im Jahr 1916 mit dem Ziel, einen<br />
möglichst wirkungsvollen Tongrafittiegel<br />
für das Schmelzen von Stahl zu produzieren,<br />
leistet Vesuvius Pionierarbeit im Bereich<br />
Entwic<strong>kl</strong>ung, um die Anforderungen<br />
seiner Kunden zu erfüllen. Gegründet in<br />
Pittsburgh von den Brüdern Arensburg<br />
und ihrem Freund Arthur Jackman, war<br />
das Unternehmen in der Lage, auf den<br />
gewaltigen Anstieg der Nachfrage nach<br />
Stahlprodukten zu rea<strong>gie</strong>ren, die durch<br />
die Waffenproduktion für den 1. Weltkrieg<br />
ausgelöst wurde. Ab 1919 entwickelte<br />
das Unternehmen u. a. den Stopfen weiter<br />
und setzte auch während des gesamten<br />
20. Jahrhunderts auf Innovation.<br />
Auch die Unternehmensgeschichte<br />
von Foseco, der Gießereisparte der Vesuvius-Gruppe,<br />
ist geprägt durch Innovation.<br />
Im Jahr 1932 gründeten Eric Weiss<br />
und Dr. Kossy Strauss in Birmingham,<br />
Großbritannien, das Unternehmen Foundry<br />
Services Ltd, das schließlich zu Foseco<br />
Foseco heute – Foto aus dem Forschungs- und Entwic<strong>kl</strong>ungszentrum in Enschede in den<br />
Niederlanden.<br />
werden sollte. Die Chemiker Dr. Strauss<br />
und Eric Weiss, zuständig für den kommerziellen<br />
Bereich, hatten es sich zum<br />
Ziel gesetzt, der Gießerei-Industrie Produkte<br />
und Dienstleistungen zur Verfügung<br />
stellen, die deren Produktion grundlegend<br />
verbessern sollten. Sie begannen mit<br />
sechs Flux-Produkten, die sie immer weiter<br />
verfeinerten, je besser sie die Wünsche<br />
und Anforderungen ihrer Kunden<br />
kennenlernten. In den 1940er-Jahren entwickelte<br />
Foseco das Feedex-Pulver, die<br />
Ferrux- Abdeckpulver sowie Innovationen<br />
wie Feedex, die exothermen Speiser mit<br />
dem Namen Kalminex sowie Sedex, Stelex<br />
und die Sivex-Filter. Alkohol- und Wasserschlichten,<br />
die Entwic<strong>kl</strong>ung der FDU<br />
(Foundry Degassing Unit)-Entgasungstechnolo<strong>gie</strong><br />
sowie der Initek-Prozess für<br />
die Herstellung von Gussteilen aus Gusseisen<br />
mit Kugelgrafit oder Vermiculargrafit<br />
gehören ebenso dazu.<br />
Foseco Deutschland wurde im Jahr<br />
1952 gegründet und widmet sich seit 64<br />
Jahren den Anforderungen der deutschen<br />
Gießerei-Industrie. Auch heute ist Vesuvius<br />
mit seinen 17 Forschungszentren,<br />
einschließlich des neuen globalen Gießerei-Forschungs-<br />
und Entwic<strong>kl</strong>ungszentrums<br />
in Enschede, führend bei Innovationen<br />
für die Stahl- und Gießerei-Industrie.<br />
Außerdem hat das Unternehmen eine<br />
neue technische Abteilung gegründet, die<br />
sich damit befasst, eine kontinuierliche<br />
Datenerfassung in die Lösungen zu integrieren.<br />
www.foseco.com<br />
www.vesuvius.com<br />
FOTO: FOSECO<br />
Globaler Großauftrag für Leichtbaufahrzeugkomponenten<br />
> GEORG FISCHER: GF Automotive, eine<br />
Division von GF, hat einen globalen<br />
Großauftrag für Pkw-Strukturbauteile von<br />
einem bekannten europäischen Automobilhersteller<br />
erhalten.<br />
Die Auftragssumme umfasst 84 Mio.<br />
Euro. Die Komponenten werden ab 2018<br />
gleichzeitig in Europa, China und den USA<br />
gefertigt. Der Auftrag umfasst Federbeinstützen,<br />
zentrale Komponenten im Karosseriebau.<br />
Die Strukturbauteile werden im<br />
Aluminiumdruckgussverfahren in den GF<br />
Automotive Produktionsstätten in Altenmarkt,<br />
Österreich, in Suzhou, China sowie<br />
im künftigen Werk des GF Linamar<br />
Joint Ventures in Henderson County,<br />
North Carolina, USA, hergestellt.<br />
Den Zuschlag für die weltweite Produktion<br />
hat GF Automotive dank ihrer<br />
Leichtbaukompetenz erhalten. Die gegossenen<br />
Federbeinstützen ersetzen<br />
herkömmliche Stahlblechschweißkonstruktionen<br />
und tragen damit zu deutlichen<br />
Gewichtseinsparungen in der Karosserie<br />
bei. GF Automotive ist einer der<br />
weltweit führenden Automobilzulieferfirmen<br />
und technologisch wegweisender<br />
Entwic<strong>kl</strong>ungspartner und Hersteller von<br />
Pkw- und Lkw-Komponenten sowie industriellen<br />
Anwendungen. An elf Produktionsstandorten<br />
in Deutschland, Österreich,<br />
China und den USA werden rund<br />
600 000 t Eisen, Aluminium und Magnesium<br />
zu hochwertigen Bauteilen verarbeitet.<br />
www.gfau.com<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 13
AKTUELLES<br />
Forschungsvorhaben MultiWind für die zuverlässige<br />
Auslegung von GJS-Bauteilen<br />
Im Projekt „MultiWind“ werden Kennwerte ermittelt, die zur Erarbeitung einer zuverlässigen<br />
numerischen Auslegungsmethode für Großbauteile aus EN-GJS-400 dienen sollen.<br />
> FRAUNHOFER LBF: Das Fraunhofer-<br />
Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
LBF und das Fachgebiet<br />
Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik<br />
SzM der Technischen Universität<br />
Darmstadt haben am 1. Juli das gemeinsame<br />
AiF-Forschungsvorhaben MultiWind<br />
gestartet, das sich mit der Betriebsfestigkeit<br />
von Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS)<br />
unter mehrachsigen Ermüdungsbeanspruchungen<br />
befasst. Ziel von MultiWind<br />
ist es, eine zuverlässige Auslegungsmethode<br />
für derartig beanspruchte Großbauteile<br />
aus EN-GJS-400 zu entwickeln. Von<br />
den Ergebnissen können Windkraftanlagenentwic<strong>kl</strong>er<br />
und -hersteller sowie Gießereien<br />
profitieren.<br />
Die Entwic<strong>kl</strong>ung in der Windener<strong>gie</strong>technik<br />
führt aufgrund des wachsenden<br />
Bedarfs an regenerativen Ener<strong>gie</strong>n zu immer<br />
leistungsstärkeren Anlagen und somit<br />
zunehmenden Anlagengrößen. Die<br />
Reduzierung des Leistungsgewichtes (t/<br />
MW) sowie der Gondelabmessungen ist<br />
hierbei sowohl für die Windkraftanlagenhersteller,<br />
insbesondere im Offshore-Bereich,<br />
als auch für die Gießereien von<br />
höchster Bedeutung.<br />
Mehrere Komponenten einer Windkraftanlage<br />
werden aus duktilem Eisenguss<br />
EN-GJS-400 hergestellt. Ein bisher<br />
wenig untersuchter Aspekt ist die Bewertung<br />
des mehrachsigen Spannungszustands<br />
in hochbeanspruchten Bereichen<br />
von dickwandigen Komponenten für solche<br />
Fälle, in denen die Beanspruchungen<br />
nichtproportional sind: Nichtproportionale<br />
Beanspruchungen werden dadurch charakterisiert,<br />
dass die lokalen Spannungskomponenten<br />
unkorreliert sind. Das Forschungsvorhaben<br />
MultiWind soll diese<br />
Lücke schließen und ein zuverlässiges<br />
Auslegungsverfahren für Großbauteile<br />
aus EN-GJS-400 unter mehrachsigen<br />
nichtproportionalen Beanspruchungen<br />
erarbeiten.<br />
MultiWind wird durch die AiF-Forschungsvereinigung<br />
Gießereitechnik<br />
(FVG) des Bundesverbands der Deutschen<br />
Gießerei-Industrie (BDG), Düsseldorf, sowie<br />
der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
(FVA) des Verbands Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA),<br />
Frankfurt, unterstützt. Am projektbegleitenden<br />
Ausschuss nehmen acht Windkraftanlagenhersteller,<br />
vier Gießereien,<br />
ein Windkraftanlagenentwic<strong>kl</strong>er und zwei<br />
Ingenieurdienstleister teil. Die Zertifizierer<br />
Germanischer Lloyd, TÜV Nord und TÜV<br />
Süd sind ebenfalls im projektbegleitenden<br />
Ausschuss vertreten und können die Projektergebnisse<br />
zeitnah nach dem Projektabschluss<br />
in die jeweiligen Richtlinien<br />
übernehmen. Im Rahmen des Projekts<br />
sind experimentelle Untersuchungen an<br />
Proben aus dickwandigem Gusseisen geplant,<br />
welche zur Ableitung der relevanten<br />
Schwingfestigkeitskennwerte dienen. Die<br />
ermittelten Kennwerte werden zur Erarbeitung<br />
einer zuverlässigen numerischen<br />
Auslegungsmethode für nichtproportionale<br />
Beanspruchungen verwendet.<br />
www.lbf.fraunhofer.de/multiwind.de<br />
FOTO: MEV, GRAFIK/COLLAGE: FRAUNHOFER LBF.<br />
Forschungsvorhaben abgeschlossen<br />
> IGF: Das Forschungsvorhaben IGF<br />
1757 8N „Analyse der Zerspanbarkeit und<br />
der Werkstoffeigenschaften von ausferritischem<br />
Gusseisen mit Kugelgrafit (AGI)“<br />
wurde am 31.12.2015 erfolgreich abgeschlossen.<br />
Ziel war die umfassende Untersuchung<br />
des Zerspanungsverhaltens<br />
von AGI-Werkstoffen. Drei Werkstoffe<br />
wurden durch Wärmebehandlung hergestellt,<br />
charakterisiert und nachfolgend<br />
durch Drehen, Fräsen und Bohren zerspant.<br />
Werkzeugstandzeiten und Zerspanungsparameter<br />
wurden aufgenommen<br />
und die Ergebnisse mit den Referenzwerkstoffen<br />
EN-GJV-450 und EN-GJL-300 bzw.<br />
250 verglichen. Im Gegensatz zur Drehund<br />
Bohrbearbeitung sollte die Fräsbearbeitung<br />
nur im Trockenschnitt erfolgen.<br />
Durch die Untersuchungen zur Zerspanbarkeit<br />
von austenitisch-ferritischem<br />
Gusseisen mit Lamellengrafit wurde eine<br />
Wissensbasis zur Zerspanbarkeit dieser<br />
Werkstoffe geschaffen und Bearbeitungsrichtlinien<br />
entworfen, die es insbesondere<br />
<strong>kl</strong>einen und mittelständischen Unternehmen<br />
ermöglichen, eine effektivere<br />
spanende Bearbeitung von AGI-Werkstoffen<br />
umzusetzen.<br />
Das IGF-Vorhaben Nr. 17578N wurde<br />
über die Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />
Forschungsvereinigungen (AiF) im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung<br />
der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
und -entwic<strong>kl</strong>ung (IGF) vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Ener<strong>gie</strong><br />
aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert. Der<br />
Forschungsbericht ist ab sofort verfügbar<br />
und kann über die Forschungsvereinigung<br />
Gießereitechnik e.V. (FVG) bestellt<br />
werden:<br />
fvg@bdguss.de<br />
14 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen für den britischen Markt<br />
Im Eisenwerk Arnstadt gegossene Brems<strong>kl</strong>otzsohle für den britischen Eisenbahnmarkt.<br />
> EISENWERK ARNSTADT: Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />
sind ein Standardprodukt der Eisenbahnindustrie<br />
mit höchsten Anforderungen:<br />
Millimetergenaue Abmessungen<br />
sind die Basis, damit sich der Keil der<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen am Bremsgestänge des<br />
Waggons präzise einfügt. Ebenso wichtig<br />
ist eine lange Standzeit unter extremer<br />
Belastung. Der britische Bahnzulieferer<br />
Unipart Rail aus Doncaster vertraut bei<br />
der Herstellung seiner Brems<strong>kl</strong>ötze seit<br />
nunmehr zehn Jahren auf die Qualitätsarbeit<br />
des Eisenwerks Arnstadt (EWA),<br />
einer führenden Gießerei im Bereich gegossener<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen und -<strong>kl</strong>ötze.<br />
Gemeinsam erzielen die beiden Unternehmen<br />
anforderungsgerechte Ergebnisse<br />
und langlebige Produkte.<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen sind Teil des großen<br />
Portfolios von Unipart Rail. Die Bremsbeläge<br />
werden in den unterschiedlichsten<br />
Schienenfahrzeugen eingesetzt: Von Regionalzügen<br />
über Fernverkehrszüge und<br />
Güterzüge bis hin zu Museumszügen – für<br />
die Waggonhersteller sind präzise Teilabmessungen<br />
für den millimetergenauen<br />
Einbau der Bauteile am Bremsgestänge<br />
des Fahrzeugs das A und O. Bei der Fertigung<br />
und Beschaffung des optimalen<br />
Eisenprodukts setzt Unipart Rail daher auf<br />
externe Spezialisten. Seit zehn Jahren arbeitet<br />
das Unternehmen bereits mit der<br />
Gießerei aus Arnstadt zusammen. „Die<br />
Herausforderung ist es, die Produkte in<br />
der exakten Spezifikation zur richtigen<br />
Zeit und für das kundenspezifische Fahrzeugmodell<br />
zu erhalten, sodass wir unsere<br />
britischen Bahnkunden just in time mit<br />
den Bremsbelägen versorgen können.<br />
Das ermöglicht uns das Eisenwerk Arnstadt“,<br />
er<strong>kl</strong>ärt Matt Sidall, Category Manager<br />
bei Unipart Rail.<br />
Das Eisenwerk Arnstadt liefert mehr<br />
als 20 verschiedene Typen von Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />
an den britischen Zulieferer. „Das<br />
Auftragsvolumen hat sich über die Jahre<br />
stetig vergrößert, inzwischen stellen wir<br />
monatlich zwischen 20 000 und 25 000<br />
Stück her. Wir liefern auch Sonderanfertigungen<br />
an Unipart Rail und heben uns damit<br />
von unseren Marktbegleitern ab“, er<strong>kl</strong>ärt<br />
Thorsten Jakob, Vertriebsleiter des<br />
Eisenwerks Arnstadt. Die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />
wiegen je nach Ausführung zwischen<br />
3,4 und 28,9 kg. Das Eisenwerk Arnstadt<br />
liefert die Bauteile in den zwei Materialgüten<br />
P15 und P30 aus. Diese weisen einen<br />
unterschiedlichen Phosphorgehalt auf und<br />
werden in Abhängigkeit vom Anforderungsprofil<br />
eingesetzt. Aufgrund der hohen<br />
Belastung in der Anwendung werden die<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen alle drei Monate oder<br />
nach 5000 km ausgetauscht.<br />
Die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen fertigt das Eisenwerk<br />
Arnstadt aus Gusseisen mit Lamellengrafit.<br />
Für die Anwendung von<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen bietet das Material viele<br />
Vorteile: Die Lamellen wirken wie <strong>kl</strong>eine<br />
Stoßdämpfer – die hohe Druckbelastbarkeit<br />
und die guten Schwingungseigenschaften<br />
kommen der Langlebigkeit der<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen zugute. Zudem ist der<br />
Werkstoff geeignet, um Bauteile mit komplizierter<br />
Geometrie präzise zu fertigen.<br />
Optimale Voraussetzungen, damit die<br />
Brems<strong>kl</strong>otzsohlen in gleichbleibender<br />
Qualität reproduzierbar sind und dauerhaft<br />
leistungsfähig bleiben. Neben hohen<br />
Standzeiten der Brems<strong>kl</strong>otzsohlen spielt<br />
für Unipart Rail vor allem die Liefertermintreue<br />
eine wichtige Rolle – ein ständiger<br />
Austausch zwischen den beiden<br />
Unternehmen ist da wichtig. So sprechen<br />
das Eisenwerk Arnstadt und Unipart Rail<br />
kontinuierlich über die Planung, Abwic<strong>kl</strong>ung<br />
und Prozessbegleitung. Auf diese<br />
Weise stimmt der Gussexperte die gesamte<br />
Wertschöpfungskette auf die Kundenanforderungen<br />
ab. Optimiert wurde so<br />
auch die Transportsicherheit: Lange setzte<br />
das Eisenwerk Arnstadt allein auf Folie,<br />
um seine Ladung auf Paletten zu befestigen.<br />
Um die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen noch besser<br />
zu sichern und Bewegungen zu vermeiden,<br />
setzt der Gussexperte nun zusätzlich<br />
auf einen stabilen Papprahmen.<br />
Dadurch wird Materialschäden beim<br />
Transport effektiv vorgebeugt. Das Ergebnis:<br />
Unipart Rail profitiert von einer termingerechten<br />
und sicheren Lieferung. Die<br />
gute Zusammenarbeit zeigt sich zudem<br />
anhand der positiven Rückmeldungen der<br />
Unipart-Rail-Kunden zur Produktqualität.<br />
„Wir bewerten unsere Lieferanten monatlich,<br />
und das Eisenwerk Arnstadt befindet<br />
sich regelmäßig an der Spitze unserer<br />
Top-50-Zulieferer“, er<strong>kl</strong>ärt Matt Sidall.<br />
www.ewa-guss.de<br />
FOTO: EISENWERK ARNSTADT<br />
AAGM Aalener<br />
Gießereimaschinen GmbH<br />
Gewerbehof 28 · D-73441 Bopfingen<br />
Tel. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-0<br />
Fax. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-10<br />
E-Mail: info@aagm.de · Web: www.aagm.de<br />
Der SpeZIALIST<br />
FÜr AUFKOHLUNG<br />
www.cs-additive.de
AKTUELLES<br />
Deutschlands beste Ener<strong>gie</strong>-Scouts<br />
> EISENGIESSEREI BAUMGARTE: Maren<br />
Neugebauer, Gießereimechanikerin<br />
im 1. Lehrjahr, und Alexander König, Elektroniker<br />
für Betriebstechnik im 3. Lehrjahr,<br />
von der Eisen<strong>gie</strong>ßerei Baumgarte<br />
GmbH aus Bielefeld sind jetzt von der<br />
Mittelstandsinitiative in Berlin feierlich<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Ener<strong>gie</strong>-Scouts sind Auszubildende,<br />
die bei den Industrie- und Handelskammern<br />
Know-how rund um das Thema<br />
Ener<strong>gie</strong>effizienz erwerben. Sie unterstützen<br />
so ihre Ausbildungsbetriebe beim <strong>kl</strong>ugen<br />
Umgang mit Ener<strong>gie</strong> und übernehmen<br />
Verantwortung für eigene Projekte. Insgesamt<br />
haben sich seit Anfang 2014<br />
deutschlandweit über 2000 Auszubildende<br />
aus ca. 700 Unternehmen zu Ener<strong>gie</strong>-<br />
Scouts qualifiziert.<br />
Die beiden Auszubildenden der Bielefelder<br />
Gießerei wurden für ihr herausragendes<br />
Effizienzprojekt ausgezeichnet. In<br />
diesem Projekt haben die beiden die Laufzeit<br />
der Rührwerke im Unternehmen von<br />
Dauerbetrieb auf eine bedarfsgerechte<br />
Taktung umgestellt. Anhand eines sorgsam<br />
konzipierten Versuchsaufbaus konnten<br />
sie nachweisen, dass sie den Stromverbrauch<br />
der Rührwerke durch eine Intervallschaltung<br />
um ca. zwei Drittel<br />
senken können, ohne dass ein Qualitätsverlust<br />
entsteht. Hochgerechnet auf alle<br />
Rührwerke der Eisen<strong>gie</strong>ßerei werden so<br />
17 MWh Strom im Jahr eingespart. Dies<br />
entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch<br />
von vier Einfamilienhäusern mit je vier<br />
Dr. Hartmut Versen (v.l.) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Ener<strong>gie</strong> (BMWi), Berthold<br />
Goeke vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit<br />
(BMUB), Maren Neugebauer, Eisen<strong>gie</strong>ßerei Baumgarte, und Dr. Martin Wansleben vom<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), bei der Preisverleihung.<br />
Bewohnern. Die Umstellung von Geräten<br />
und Anlagen von einem permanenten Betrieb<br />
auf eine an den konkreten Produktionsprozess<br />
angepasste Laufzeit birgt für<br />
viele Branchen und Unternehmen erhebliches<br />
Einsparpotenzial.<br />
Die Auswahl der Sieger-Projekte oblag<br />
einer Jury aus Vertretern des Bundesumweltministeriums,<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />
des Zentralverbands des<br />
Deutschen Handwerks, des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertages und<br />
der ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG,<br />
die das Konzept der Ener<strong>gie</strong>-Scouts 2010<br />
erfunden und mit Hilfe ihrer Auszubildenden<br />
seitdem ca. 1 Mio. Euro an Ener<strong>gie</strong>kosten<br />
eingespart hat. Es war das zweite<br />
Mal, dass die Mittelstandsinitiative die<br />
besten Ener<strong>gie</strong>-Scouts des Jahres geehrt<br />
hat. www..eisen<strong>gie</strong>sserei-baumgarte.de<br />
FOTO: DIHK / JENS SCHICKE<br />
Alexander Peske ist neuer CBDO<br />
> DIHAG HOLDING: Alexander Peske<br />
ist seit dem 1. Juni <strong>2016</strong> neuer Chief Business<br />
Development Officer (CBDO) der<br />
DIHAG Holding GmbH, Essen. Basierend<br />
auf den ambitionierten Plänen der Geschäftsführung,<br />
den Unternehmenserfolg<br />
weiter auszubauen, wird der Schweizer<br />
gemeinsam mit den heutigen Geschäftsführern<br />
Dr. Heiko Brauckhoff (CSO), Carsten<br />
Kloes (CFO) und Stefan Mettler (COO)<br />
die Entwic<strong>kl</strong>ung bestehender und die Erschließung<br />
neuer Geschäftsfelder für die<br />
größte Gießereigruppe Westeuropas weiter<br />
vorantreiben.<br />
Zum Verantwortungsbereich von Peske<br />
gehören im Zusammenhang mit dem<br />
weiteren Ausbau des Unternehmenserfolges<br />
und der Unternehmensstrate<strong>gie</strong><br />
die Bereiche Investitionen und strategische<br />
Erweiterung Osteuropa.<br />
Erfahrung in leitenden Positionen<br />
sammelte er bereits bei der Schweizer<br />
Muttergesellschaft, der DIHAG Group AG.<br />
Darüber hinaus arbeitete der studierte<br />
Wirtschaftswissenschaftler als Unternehmensberater<br />
sowie in leitender Funktion<br />
bei einem Schweizer Multi-Client Family<br />
Office. „Die Erweiterung der Geschäftsführung<br />
um Peske ist ein großer Gewinn<br />
für die DIHAG Holding. Aus seinen bisherigen<br />
Positionen bringt er viel Know-how<br />
und Erfahrung mit. Gemeinsam setzen<br />
wir auch in Zukunft den eingeschlagenen<br />
Wachstumskurs weiter fort“, er<strong>kl</strong>ärt CSO<br />
Dr. Heiko Brauckhoff. „Mit den Stärken<br />
unserer mittelständischen Gießereien,<br />
der Diversifizierung durch die Unternehmensgruppe<br />
und dem finanzstarken Hintergrund<br />
der Muttergesellschaft können<br />
wir innovativ, flexibel und kundenorientiert<br />
handeln. Das ist genau der richtige<br />
Weg, um den Herausforderungen des globalen<br />
Wettbewerbs zu begegnen“, ergänzt<br />
Peske. Zentraler Bestandteil der<br />
Unternehmensstrate<strong>gie</strong> ist insbesondere<br />
der Know-how-Transfer innerhalb der<br />
Gruppe. Der Gießereiverbund setzt daher<br />
zunehmend auf Kooperationen und Entwic<strong>kl</strong>ungspartnerschaften<br />
mit Kunden<br />
und Hochschulen.<br />
http://dihag.com<br />
Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />
für unsere Rubrik Aktuelles<br />
berücksichtigen?<br />
Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
16 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Drei Fragen an...<br />
Günther Wulf, Kunstgussliebhaber aus<br />
Allmersbach im Tal und Sammler von<br />
gusseisernen Öfen über seine Ofenkollektion<br />
und die Hintergründe seiner Sammelleidenschaft<br />
Herr Wulf, bitte erzählen Sie uns etwas über Ihre Kunstgussofensammlung<br />
und wie es zu Ihrer Sammelleidenschaft<br />
gekommen ist?<br />
Es handelt sich um 90 Öfen aus drei Jahrhunderten. Es ist eine<br />
der schönsten Sammlungen in Deutschland. Ich habe meine<br />
Kunst gussofensammlung 42 Jahre lang in einem privaten<br />
Museum in Allmersbach im Tal bei Backnang ausgestellt. Jeder<br />
Ofen ist ein Kunstwerk und voll funktionsfähig.<br />
Wie kam es zu Ihrer Leidenschaft für gusseiserne Öfen?<br />
Zum Sammler wurde ich aus reinem Zufall. Ich war von meinem<br />
ersten gusseisernen Ofen mit <strong>kl</strong>einen Putten auf einer Weltkugel<br />
ungeheuer fasziniert. Später habe ich dann nur noch Gussöfen<br />
aus Deutschland gesammelt. Ich stamme aus der ehemaligen<br />
DDR, bin aber noch vor dem Bau der Mauer in den Westen gekommen.<br />
Im Westen arbeitete ich dann als Fernmeldemonteur,<br />
da waren wir viel auf Montage. So habe ich meinen ersten Ofen<br />
kennengelernt. Ich wusste gar nicht, dass es solche tollen Öfen<br />
überhaupt gibt. Bei uns in Mec<strong>kl</strong>enburg, einem damals recht<br />
armen Land, gab es solche Öfen nur in Gutsherrenhäusern. In<br />
Lahr im Schwarzwald habe ich meinen ersten Ofen bei der Montage<br />
im Keller entdeckt und ihn dem Besitzer für 500 Mark abgekauft.<br />
Das war 1971. Ich war so versessen auf den Ofen, weil<br />
ich so etwas noch nie gesehen hatte. Dann bin ich süchtig geworden.<br />
In jedem Haus, wo wir unsere Fernmeldekabel montierten,<br />
habe ich nach Öfen gefragt. Als ich die ersten 20 beieinander<br />
hatte, wurde die Presse aufmerksam. Über meine Sammlung<br />
wurde auch zwei Mal im Fernsehen berichtet. Dadurch ist sie<br />
national und international ziemlich bekannt geworden.<br />
Verraten sie uns doch etwas über die historischen Hintergründe<br />
Ihrer Gussöfen?<br />
Mein ältester Ofen stammt aus dem Jahr 1720. Dann habe ich<br />
noch ein ganz tolles Stück vom Grafen von Stauffenberg, der<br />
das Hitler-Attentat durchgeführt hat. Der hatte diesen Majolika-Kachelofen<br />
mit gusseisernen Füßen und Majolika-Kacheln<br />
in seinem Kinderzimmer. Den Ofen habe ich in der Nähe von<br />
Stuttgart von einem Elektromeister gekauft. Nach dem Krieg<br />
hat er die Elektroinstallation bei der Familie des Grafen vorgenommen<br />
und hat dafür den Ofen bekommen. Meine Sammlung<br />
steht zum Verkauf. Der Verkaufspreis ist Verhandlungssache.<br />
Ich würde mich freuen, wenn die Sammlung zusammen<br />
bleibt.<br />
www.kunstgussofen.com<br />
FOTO: PRIVAT<br />
IBB_174x85mm_VCT800 13.12.2007 14:50 Uhr Seite 1<br />
Kipp-Kokillen<strong>gie</strong>ßmaschine VARIOCAST VCT 800<br />
VARIOCAST VCT 800 in Grundstellung, geschlossen:<br />
Planparalleles Schließen, Öffnen und Auswerfen<br />
Kokillengewicht 1200kg<br />
Aufspannfläche 800 x 600mm<br />
Schließkraft 150kN, Schließhub 630mm<br />
Auswerferkraft 200kN; Auswerferhub 100mm<br />
Kippwinkel 95°<br />
Herwig Baumann<br />
Talweg 8<br />
75433 Maulbronn<br />
Fon : +49 (0) 70 43 / 20 96<br />
Fax : +49 (0) 70 43 / 88 05<br />
Internet : www.ibb-baumann.de<br />
E-mail : info@ibb-baumann.de<br />
www.prh-werbung.de<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 17
SPEKTRUM<br />
Mit dem Präzisions<strong>gie</strong>ßverfahren<br />
Exacast kann Wolfensberger<br />
in den entscheidenden<br />
Gussteilbereichen Genauigkeiten<br />
erzielen wie sonst nur mit<br />
Fein<strong>gie</strong>ßverfahren (Bild links).<br />
Durch computergesteuertes<br />
Verschmelzen von Metallpulverschichten<br />
mit dem Laser<br />
können sehr aufwendige Geometrien<br />
z. B. mit konturnahen<br />
Temperierkanälen hergestellt<br />
werden (Bild rechts).<br />
FOTOS: KLAUS VOLLRATH<br />
Werkstoffkompetenz beim<br />
Gießen und 3-D-Laserschmelzen<br />
Zu den wesentlichen Vorteilen des Gießens zählt der hohe Freiheitsgrad, welcher dem<br />
Konstrukteur bei der Gestaltung der Geometrie ermöglicht wird. Mit dem Aufkommen<br />
des 3-D-Laserschmelzens ergeben sich heute zusätzliche gestalterische Möglichkeiten<br />
wie z. B. freigeformte Strömungskanäle für Temperiermedien. Durch Bündelung dieser<br />
verschiedenen Technolo<strong>gie</strong>n stehen dem Anwender heute zusätzliche Möglichkeiten<br />
offen. Für ihre optimale Nutzung ist die umfassende Werkstoffkompetenz des Gießers<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
VON KLAUS VOLLRATH, AARWANGEN,<br />
SCHWEIZ<br />
Wir sind Spezialisten für besonders<br />
anspruchsvolle Gussteile aus Eisen,<br />
Stahl und Sonderwerkstoffen<br />
und deren Bearbeitung“, sagt Urs Tanner,<br />
Leiter Zerspanungstechnik der Wolfensberger<br />
AG in Bauma, Schweiz. Das<br />
familiengeführte mittelständische Gießereiunternehmen<br />
ver<strong>gie</strong>ßt eine sehr breite<br />
Werkstoffpalette, die von le<strong>gie</strong>rten Gusseisenwerkstoffen<br />
z. B. für verschleißbeanspruchte<br />
Bauteile über Kohlenstoffstähle<br />
und Edelstähle bis zu Sonderwerkstoffen<br />
wie Nickelbasisle<strong>gie</strong>rungen reicht.<br />
Auch bezüglich der eingesetzten Gießverfahren<br />
nimmt man eine Sonderstellung<br />
ein und setzt neben dem <strong>kl</strong>assischen<br />
Sand<strong>gie</strong>ßen auch auf das Präzisions<strong>gie</strong>ßverfahren<br />
Exacast. Hiermit lassen sich in<br />
wichtigen Gussteilbereichen Genauigkeiten<br />
erzielen wie sonst nur mit Fein<strong>gie</strong>ßverfahren,<br />
dies jedoch bei wesentlich größeren<br />
Abmessungen und Gewichten.<br />
Darüber hinaus a<strong>gie</strong>rt das Unternehmen<br />
dank seiner umfassenden Kompetenz<br />
in den Bereichen Werkstoffe, Bauteil-<br />
Engineering und Prozessoptimierung als<br />
Entwic<strong>kl</strong>ungspartner seiner Kunden und<br />
übernimmt auch alle weiteren erforderli-<br />
Bild 1: Diese Formeinsätze aus Werkzeugstahl<br />
werden unmittelbar auf einer<br />
bearbeiteten Grundplatte aufgebaut,<br />
in der bereits Befestigungsgewinde und<br />
Medienzuführungen angelegt sind.<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 51
SPEKTRUM<br />
chen Aufgaben von der Bearbeitung über<br />
die Montage bis hin zur einbaufertigen<br />
Anlieferung in die Montageabteilungen<br />
des Kunden.<br />
Ergänzung des<br />
3-D-Laserschmelzens ...<br />
„Mit dem Aufkommen neuer Verfahren<br />
wie dem 3-D-Laserschmelzen haben wir<br />
unsere Verfahrensbandbreite schon vor<br />
Jahren um diese hochinteressante Technolo<strong>gie</strong><br />
erweitert“, ergänzt Michael Sieger,<br />
Leiter Qualitätssicherung/ Labor/<br />
Schweißaufsicht bei Wolfensberger. Hier<br />
könne man das vorhandene Know-how<br />
im Bereich Werkstoffe und Verarbeitungsverfahren<br />
z. B. durch das Verschweißen<br />
<strong>kl</strong>einerer Komponenten zu<br />
größeren Bauteilen bzw. Baugruppen<br />
hervorragend einsetzen. Im Ergebnis verfüge<br />
man damit über zusätzliche Freiheitsgrade,<br />
um dem Kunden das jeweils<br />
für seinen Bedarf geeignetste Verfahren<br />
anzubieten. Darüber hinaus könne man<br />
auch verschiedene Verfahren kombinieren,<br />
z. B. durch schweißtechnisches Fügen<br />
von gegossenen Teilen mit solchen,<br />
die mittels 3-D-Laserschmelzen hergestellt<br />
wurden.<br />
Bild 2: Mithilfe des 3-D-Laserschmelzens<br />
lassen sich filigrane Bauteile mit geringer<br />
Oberflächenrauheit erzeugen.<br />
... durch die Werkstoffkompetenz<br />
des Gießers<br />
„Als Gießer verfügen wir über ein Qualitätssicherungswesen,<br />
das den meisten<br />
3-D-Laserschmelzanbietern nicht zugänglich<br />
ist“, erläutert Urs Tanner. Beim 3-D-<br />
Laserschmelzen entstehen die Bauteile<br />
aus dünnen Pulverschichten, die mithilfe<br />
eines Laserstrahls computergesteuert<br />
aufgeschmolzen und dadurch übereinander<br />
geschweißt werden (Bild 1). Interne<br />
Analysen konnten aufzeigen, dass die<br />
hierbei entstehende Schichtstruktur im<br />
Vergleich zu einem mithilfe anderer Technolo<strong>gie</strong>n<br />
gefertigten Bauteil eine Dichte<br />
von 99,94 % bzw. eine Restporosität von<br />
lediglich 0,06 % aufweist. Das Gefüge ist<br />
daher gegenüber druckbeaufschlagten<br />
Medien wie Gasen oder Hydraulikflüssigkeiten<br />
faktisch dicht. Zu beachten ist lediglich<br />
eine gewisse Anisotropie. Das<br />
bedeutet, dass Eigenschaften wie Zugfestigkeit,<br />
Bruchdehnung oder Kerb schlagzähigkeit<br />
teilweise davon abhängen, wie<br />
das Bauteil bei seiner Entstehung relativ<br />
zur Baurichtung orientiert war. Wichtig ist<br />
in diesem Zusammenhang außerdem<br />
auch, wieweit sich eine eventuelle Wärmebehandlung<br />
auf diese Eigenschaften<br />
auswirkt. Dank des eigenen Prüflabors<br />
kann Wolfensberger solche Zusammenhänge<br />
schnell und effizient untersuchen<br />
und so die Bauteileigenschaften optimal<br />
an die Anforderungen des Kunden anpassen.<br />
Zunächst ist festzustellen, dass die<br />
3-D-Laserproben durchweg gute, über<br />
den Erwartungen liegende Werte sowohl<br />
bezüglich ihrer Festigkeitswerte als auch<br />
mit Blick auf ihre Kerbschlagzähigkeit aufweisen.<br />
Durch geschickte Anordnung der<br />
Proben im Bauraum ist es zusätzlich möglich,<br />
z. B. zusätzliche Festigkeitsreserven<br />
von bis zu 15 % zu nutzen. Da sich Festigkeits-<br />
und Dehnungswerte gegenläufig<br />
verhalten, kann man umgekehrt auch höhere<br />
Zähigkeitsreserven anstreben. Hervorzuheben<br />
ist, dass die festgestellten<br />
Standardabweichungen sehr gering sind,<br />
was eine gute Beherrschung des Bauprozesses<br />
unterstreicht.<br />
Vorteile des 3-D-Laserschmelzens<br />
„Der Vorteil des 3-D-Laserschmelzens<br />
sind die im Vergleich zum Gießen noch-<br />
52 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
FOTO: WOLFENSBERGER<br />
FOTOS: KLAUS VOLLRATH<br />
Bild 4: Serienfertigung<br />
von Bauteilen,<br />
deren Basis mit der<br />
Stahl-Grundplatte<br />
verschweißt ist. Die<br />
untere Kontur wird<br />
beim Freischneiden<br />
durch Drahterodieren<br />
erzeugt. So entstehen<br />
in einem<br />
Durchlauf 144 Einzelteile<br />
Bild 3: (oben) Per<br />
3-D-Laserschmelzen<br />
wurden aufgrund<br />
des Bauteilevolumens<br />
sechs Segmente<br />
für die Nachbildung<br />
eines eingescannten<br />
Düsenrings<br />
erzeugt und<br />
anschließend zusammengeschweißt.<br />
Mit diesem Bauteil<br />
konnten Simulationen<br />
bezüglich Wirkungsgrad<br />
der Komponente<br />
durchgeführt<br />
werden.<br />
Bild 5:<br />
Eine der aktuell<br />
drei Anlagen des<br />
Typs Eosint<br />
M 270.<br />
FOTO: KLAUS VOLLRATH<br />
mals erheblich erweiterten Freiheitsgrade<br />
für den Konstrukteur“, verrät Michael Sieger.<br />
Das Metallpulver, das von einem<br />
Schlitten nach und nach in dünnen Schichten<br />
auf dem Boden des Bauraums aufgetragen<br />
wird, bildet auch in den Bereichen,<br />
wo keine Verschmelzung durch den Laser<br />
erfolgt, ein dichtes „Bett“, welches auch<br />
zunächst isolierte, auf dem losen Pulver<br />
lediglich aufliegende Schmelzschichten<br />
stützt und an Ort und Stelle stabilisiert,<br />
bis sie in höher liegenden Bereichen wieder<br />
mit der restlichen Struktur zusammenwachsen.<br />
So lassen sich sogar ineinander<br />
liegende durchbrochene Kugeln unterschiedlichen<br />
Durchmessers darstellen, die<br />
untereinander gar keine mechanische Verbindung<br />
aufweisen. Von praktischer Bedeutung<br />
sind insbesondere innenliegende<br />
Hohlräume, schwer bearbeitbare Konturen<br />
mit strömungsoptimierter Geometrie<br />
oder komplex geformte Medienkanäle<br />
z. B. für Formeinsätze, die oberflächennah<br />
temperiert werden müssen. Einzige Beschränkung<br />
sind ausreichende Durchlässe,<br />
um das lose Pulver nach Abschluss<br />
des Bauprozesses aus dem Inneren des<br />
Hohlraums entfernen zu können. Mit speziellen<br />
Technolo<strong>gie</strong>n ist es sogar möglich,<br />
die inneren Wände von mediendurchflossenen<br />
Bohrungen bzw. Kanälen zur Verringerung<br />
des Strömungswiderstandes<br />
glattzupolieren. Einen Überblick über die<br />
Technik und das Produktspektrum zeigen<br />
die Bilder 1 bis 4.<br />
Alles aus einer Hand<br />
„Bei einer solch anspruchsvollen Technolo<strong>gie</strong><br />
wie dem 3-D-Laserschmelzen erweist<br />
es sich als entscheidender Vorteil, dass<br />
wir sämtliche Prüfungen und Bearbeitungen<br />
im eigenen Hause durchführen können“,<br />
weiß Tanner. Damit verfüge man im<br />
Vergleich zu vielen anderen Anbietern auf<br />
diesem Gebiet über entscheidende Vorteile.<br />
Zudem sei man in diese Technolo<strong>gie</strong><br />
frühzeitig eingestiegen und könne deshalb<br />
im Bereich des Selective Laser Manufacturing<br />
(SLM) auf ein mittlerweile 15-jähriges<br />
Know-how zurückgreifen. Für die Wolfensberger-Kunden<br />
ergeben sich aus dieser<br />
Erfahrung sowie den zusätzlichen<br />
Kompetenzen entsprechende Vorteile.<br />
Zurzeit stehen drei Anlagen mit einer<br />
Bauraumgröße von jeweils 250 x 250 x<br />
310 mm zur Verfügung, während eine<br />
vierte Anlage bereits in Auftrag gegeben<br />
wurde (Bild 5). Verarbeitet wird eine vergleichsweise<br />
breite Palette von le<strong>gie</strong>rten<br />
Stählen, Edelstählen, Werkzeugstählen<br />
sowie Sonderwerkstoffen wie Titan. Die<br />
Kunden kommen aus unterschiedlichsten<br />
Branchen wie dem Formen- und Werkzeugbau,<br />
dem Maschinenbau oder der<br />
Medizintechnik. Die Losgrößen reichen<br />
vom Einzelstück bis zu mittleren Serien.<br />
Nach dem Aufbau werden die Teile mithilfe<br />
von Verfahren wie dem Drahterodieren<br />
von der massiven Grundplatte getrennt<br />
und je nach Bedarf mithilfe spanabhebender<br />
Verfahren bzw. durch<br />
Wärmebehandlung oder Beschichtung<br />
weiter veredelt.<br />
www.wolfensberger.ch<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 53
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
FOTOS: BDG/PITEREK<br />
Mut zur Forschung<br />
Gießzelle bei der HZD in Premnitz: Im Werk<br />
arbeiten 100 Mitarbeiter an den Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen,<br />
in der Nachbearbeitung, im Werkzeugbau<br />
oder in der Verwaltung.<br />
Die Havelländische Zink-Druckguss GmbH & Co. KG im brandenburgischen Premnitz stellt<br />
sich mit innovativer Forschung, Automatisierung und Digitalisierung neu für die<br />
Zukunft auf. Künftig will das Unternehmen auch mit Zink als Leichtbauwerkstoff punkten.<br />
VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF<br />
Oliver Ganschar und<br />
Matthias Manns<br />
(v. l. n. r.) mit dem<br />
AMG-Schalthebel<br />
aus Zincopor. Bei<br />
Luxuslimousinen<br />
von Mercedes-AMG<br />
entscheidet beim<br />
Schalthebel die<br />
Haptik.<br />
Seit einiger Zeit steht ein Baum mit<br />
filigranen Zinkblättern im Haus der<br />
Gießerei-Industrie in Düsseldorf –<br />
eine Dauerleihgabe der Havelländischen<br />
Zink-Druckguss GmbH & Co. KG (HZD) in<br />
Premnitz, die damit ihre Kompetenz im<br />
Bereich Dünnwandguss auf der Euroguss<br />
<strong>2016</strong> demonstrieren konnte. Das innovative<br />
Unternehmen verfolgt insbesondere<br />
ein Ziel: „Gewichtsreduzierung soll sofort<br />
mit der HZD in Verbindung gebracht werden“,<br />
bringt es Oliver Ganschar, neuer<br />
Wer<strong>kl</strong>eiter der Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei im Westen<br />
Brandenburgs, auf den Punkt. Ganschar<br />
ist seit kurzem zusammen mit dem<br />
kaufmännischen Leiter Raiko Hentze das<br />
Team von Petar Marovic, der die Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei<br />
seit vergangenem Jahr als<br />
Geschäftsführer leitet und sie <strong>2016</strong> auch<br />
als Gesellschafter übernommen hat.<br />
Seit der Gründung im Jahr 1991 ist<br />
der Betrieb ordentlich gewachsen: Die<br />
Belegschaft wuchs auf heute rund 100<br />
54 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
Mitarbeiter – eine Erfolgsgeschichte für<br />
die strukturschwache Region an der Havel.<br />
Heute fertigt die HZD rund 3000 Artikel<br />
für etwa 200 Kunden, produziert<br />
jährlich 3000 Tonnen Zinkdruckguss und<br />
konnte ihre Gesamtleistung auf aktuell<br />
17,4 Mio. Euro steigern. Die Zinkexperten<br />
aus dem Havelland teilen sich den<br />
Markt mit Unternehmen wie z. B. der<br />
HDO Druckguss- und Oberflächentechnik<br />
GmbH, Paderborn, der Adolf Föhl<br />
GmbH + Co KG, Rudersberg-Nec<strong>kl</strong>insberg,<br />
und der G.A.Röders GmbH & Co.<br />
KG aus Soltau.<br />
In der Fertigungshalle sind 22 Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen<br />
im Einsatz, überwiegend<br />
Modelle des Gießereimaschinenbauers<br />
Oskar Frech mit Schließkräften zwischen<br />
7,5 und 200 t. Die Werker arbeiten im<br />
3-Schichtbetrieb und produzieren Bauteile<br />
aus den Zin<strong>kl</strong>e<strong>gie</strong>rungen Z410 und<br />
Z430 im Gewichtsbereich zwischen<br />
0,1 Gramm und zwei Kilogramm. Die Kunden<br />
kommen aus den Branchen Automotive,<br />
Haushaltsgeräte, Sanitär, Beschlags-,<br />
Antriebs-, Schließ- und Elektrotechnik.<br />
Wenn sich die Dauerformen der Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen<br />
mit einem hydraulischen<br />
Zischen schließen und das heiße Zink in<br />
die Kavitäten geschossen wird, entstehen<br />
mit nur einem Schuss bis zu 40 Gussteile.<br />
Die Losgrößen bei HZD reichen von 50 bis<br />
zu mehreren hunderttausend Stück. Ein<br />
Klassiker bei den Großserien ist z. B. das<br />
Scherenlager, das zum Kippen von Fenstern<br />
eingesetzt wird. Geliefert werden je<br />
nach Kundenwunsch entweder Rohteile<br />
oder fertige Komponenten. Die Prem nitzer<br />
konzipieren und managen bei Bedarf auch<br />
die Lieferantenkette.<br />
Auf den ersten Blick ist die HZD ein<br />
ganz normales Unternehmen wie zahlreiche<br />
andere in Deutschland. Aber etwas<br />
ist anders, das zeigt schon die Fülle an<br />
Preisen, die der Mittelständler regelmäßig<br />
auf dem Zinkdruckgusswettbewerb im<br />
Rahmen der Euroguss in Nürnberg abräumt.<br />
In diesem Jahr war es der zweite<br />
Platz für einen Hausanschlussverstärker<br />
in der Kategorie „Substitution durch Zinkdruckguss“.<br />
Aus einem zweiteiligen Aluminiumgehäuse<br />
wurde ein Zinkbauteil,<br />
das in einem Guss gefertigt wird. Die Substitution<br />
gelang auch, weil die HZD-Konstruktion<br />
die notwendige Abschirmung<br />
des Bauteils – ein Hausanschlussverstärker<br />
verstärkt den Kabelanschluss im<br />
Haushalt – auf unkompliziertere Weise als<br />
der Vorgänger realisieren konnte. Das<br />
schlug sich dann auch im Preis nieder!<br />
Die Funktionsfähigkeit des sensiblen<br />
Bauteils sichert auch ein innovatives Entgratungsverfahren,<br />
auf das die Zinkdruck<strong>gie</strong>ßer<br />
aus Premnitz schwören: Bei<br />
Mit diesem Hausanschlussverstärker<br />
hat die HZD den<br />
2. Platz beim Zinkdruckgusswettbewerb<br />
auf der<br />
Euroguss gewonnen.<br />
Das sensible<br />
Bauteil wird mit der<br />
kryogenen Entgratungstechnik<br />
nachbearbeitet.<br />
der sogenannten kryogenen Entgratung,<br />
angeboten von der Mewo GmbH, Olpe,<br />
wird das Bauteil mit Hilfe von Stickstoff<br />
auf -40 °C heruntergekühlt, im Fachjargon<br />
versprödet, und dann mit einem Granulat<br />
gestrahlt – so können die Grate<br />
sicher entfernt werden, ohne das Bauteil<br />
zu beschädigen. Der Zy<strong>kl</strong>us ist nach 3-4<br />
Minuten beendet. „Die Maschine von<br />
Mewo ist zuverlässig. Wenn ein Bauteil<br />
sehr dünnwandig ist und es sehr enge<br />
Toleranzen gibt, spielt die Musik für die<br />
Mewo-Anlage“, so Ganschar. HZD betreibt<br />
neben der kryogenen Entgratungsanlage<br />
auch noch Strahlanlagen sowie<br />
Gleitschleifanlagen und lässt Bauteile je<br />
nach Kundenwunsch auch thermisch entgraten.<br />
Vor einigen Jahren gewannen die pfiffigen<br />
Gießer aus Premnitz mit einem Bedienungshebel<br />
für die Tassimo-Kaffeemaschine<br />
von Bosch sogar den 1. Preis für<br />
die Oberfläche beim Zinkdruckgusswettbewerb.<br />
Es handelte sich um eine ganze<br />
Baugruppe mit Bedienungshebel und Umlegarmen.<br />
Ein weiteres Siegerteil ist der Wählhebel<br />
C218 – ein Schalthebel für ein Automatikgetriebe.<br />
Dieser überzeugte sowohl<br />
die Jury als auch den Kunden Mercedes-<br />
Mewo-Vertriebschef Ralf Sinner und<br />
Matthias Manns vor einem Stangenseparierer<br />
in der Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei.<br />
AMG. Den Preis erhielten die Premitzer für<br />
das Herstellverfahren mit ihrem innovativen<br />
Werkstoff Zincopor. „Bei diesem Bauteil<br />
war entscheidend, unter ein bestimmtes<br />
Gewichtslimit zu gelangen, das bei Einsatz<br />
von (Voll)Zink weit überschritten<br />
worden wäre“, er<strong>kl</strong>ärt Ganschar. „Ein zu<br />
schwerer Schaltknauf würde auf Grund der<br />
Massenträgheit bei einem abrupten<br />
Bremsmanöver nach vorne drängen und<br />
einen ungewollten Schaltvorgang auslösen.<br />
Das konnten wir mit unserem Leichtbauwerkstoff<br />
Zincopor vermeiden“, ergänzt<br />
der Manager, der in seiner Freizeit<br />
mit Schwimmen, Radfahren und Laufen<br />
Triathlon-Wettkämpfe bestreitet.<br />
Der patentierte Werkstoff Zincopor ist<br />
sogenannter Zinkschaum. In einer Schnittdarstellung<br />
erkennt man innerhalb des<br />
Bauteils zahlreiche Poren, doch die Oberfläche<br />
ist glatt. „Gewichtsreduzierung ist<br />
das Haupteinsatzziel. Wir erreichen mit<br />
Zincopor serienmäßig Gewichtsersparnisse<br />
im Bereich von 35 %“, beschreibt Matthias<br />
Manns, seit Anfang des Jahres Gießereileiter<br />
bei HZD. Manns ist eine impo-<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 55
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
sante Erscheinung: Groß, kräftig, roter<br />
Bart, den er zu einem Zopf geflochten hat,<br />
und eine Tätowierung in Form eines keltischen<br />
Kreuzes auf dem Arm. Man kann<br />
ihn sich gut auf einem Mittelaltermarkt<br />
vorstellen, wo er Schwerter schmiedet –<br />
oder eben Zink <strong>gie</strong>ßt. „Auf Messen brauchen<br />
Herr Seiler, der Technolo<strong>gie</strong>chef,<br />
und ich keine Namensschilder – uns erkennt<br />
man immer schon von weitem“,<br />
sagt er lachend.<br />
Manns ist bereits seit elf Jahren bei der<br />
HZD, die letzten fünf Jahre hat er im Bereich<br />
Technolo<strong>gie</strong> gearbeitet und war damit<br />
an den spektakulären Neuentwic<strong>kl</strong>ungen<br />
des Unternehmens beteiligt. Während andere<br />
Firmen der Branche Eigenentwic<strong>kl</strong>ungen<br />
überwiegend scheuen, weil sich die<br />
Investition ohne Kundenauftrag am Ende<br />
vielleicht nicht in bare Münze umwandeln<br />
lässt, baut die HZD mit vier Entwic<strong>kl</strong>ern in<br />
der Forschung & Entwic<strong>kl</strong>ung ihre Kompetenz<br />
beim Gießen sehr komplexer Bauteile<br />
und bei der Entwic<strong>kl</strong>ung von Werkstoffen<br />
immer weiter aus – unterstützt auch vom<br />
Management. „Das Beherrschen der Komplexität<br />
ist unser Vorteil. Bei der Forschung<br />
konzentrieren wir uns auf Dünnwandigkeit,<br />
Präzision und Oberflächengüte“, so Ganschar.<br />
Und Manns ergänzt: „Wir trauen uns<br />
auch an die Entwic<strong>kl</strong>ung komplexer Elektronik-Kleinprodukte<br />
heran, vor denen andere<br />
viel Respekt haben.“ Der Mut zur eigenen<br />
Forschung hat auch mit einer vernünftigen<br />
Einstellung zu Fehlern zu tun:<br />
„Bei der Forschung muss man auch Fehler<br />
machen, um neue Produkte zu entwickeln<br />
– aus Fehlern lernen wir“, ist Ganschar<br />
überzeugt, der bis vor kurzem noch als<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut<br />
für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
IAO in Stuttgart tätig war. Der<br />
Matthias Manns und Ralf Sinner<br />
vor der kryogenen Entgratungsanlage,<br />
mit der die Hausanschlussverstärker<br />
entgratet werden. Vor ihnen der Korb<br />
für die Schüttgüter, der manuell in die<br />
Maschinen gestellt wird.<br />
neue Mann hat sich viel vorgenommen für<br />
die nächsten Jahre. Und der Wandel ist<br />
auch notwendig, denn auch in der Beschlagindustrie,<br />
einer der größten Zielgruppen<br />
für die Premnitzer, hat es Veränderungen<br />
gegeben: Was früher eine dreiteilige<br />
Baugruppe war, ist heute eine 15-teilige.<br />
Neben der Produktentwickung steht die<br />
Automatisierung ganz oben auf Ganschars<br />
Messtechniker Alex prüft ein <strong>kl</strong>eines<br />
Elektronikgehäuse mit dem neuen optischen<br />
Profilprojektor der Firma Keyence<br />
Deutschland GmbH, Neu-Isenburg.<br />
To-Do-Liste: „Wir führen die automatische<br />
Gießzelle ein und wollen die Leichtbaurobotik<br />
angehen, ebenso wie das angussarme<br />
Gießen und die Einführung von Prüfautomaten“,<br />
zählt er auf. Den Werkstoff<br />
Zink hält er für durchaus zukunftsfähig,<br />
insbesondere weil im Automobilbau zunehmend<br />
Bauteile benötigt werden, die ein<br />
gutes EMV-Verhalten, hohe Festigkeiten,<br />
geringe Herstellungskosten und gute Recyclingfähigkeit<br />
haben. „Wir erwarten deshalb,<br />
dass die Nachfrage nach Zinkbauteilen<br />
stark zunehmen wird“, verrät er. Auch<br />
Expansionspläne, die über Deutschland<br />
hinausreichen, verfolgt das Unternehmen.<br />
Genauer will Ganschar hier jedoch noch<br />
nicht werden. Doch damit nicht genug: Die<br />
HZD will sich auch der digitalen industriellen<br />
Revolution, Stichwort Industrie 4.0, stellen:<br />
„Wir streben ein digitales Abbild der Produktion<br />
an, damit man zu jeder Zeit weiß,<br />
wo das Produkt ist. Dafür brauchen wir jedoch<br />
weiterhin Mitarbeiter als kontinuierliche<br />
Problembeheber. Ihr Anforderungsprofil<br />
wird in Zukunft jedoch steigen, damit sie<br />
mit der zunehmenden Automatisierung und<br />
Digitalisierung umgehen können“, gibt er zu<br />
bedenken. Der allmähliche Wandel im Unternehmen<br />
soll jedoch nicht zu Lasten der<br />
Mitarbeiter gehen. Im Gegenteil: Der Wachstumsplan<br />
des Unternehmens sieht noch in<br />
diesem Jahr Neueinstellungen vor. Gesucht<br />
werden neue Mitarbeiter mit Gießereikenntnissen,<br />
Werkstoffverständnis und Begeisterung<br />
für Technolo<strong>gie</strong>n und Innovationen.<br />
Ausgebildet werden zurzeit fünf Azubis zum<br />
Maschinen- und Anlagenführer, Kaufmann<br />
oder Logistiker. Die Belegschaft selbst soll<br />
kontinuierlich geschult werden, damit die<br />
Prozesse effizienter und produktiver werden<br />
– denn auf das knappe Gut der Fachkräfte<br />
kann auch in Premnitz niemand verzichten!<br />
<br />
www.hzd.eu<br />
56 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>
MEDIEN & BÜCHER<br />
Leonidas und andere Ehrenpreise<br />
Bei der Herstellung von Kunstguss ist viel<br />
Handarbeit gefragt<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Der Leonidas ist die begehrte Trophäe der Salzburger Sportlergala.<br />
Franz Schipflinger ist Inhaber des <strong>kl</strong>einen<br />
Handwerkbetriebs im Salzburger Land.<br />
Thomas Schipflinger ist seit 2013 im<br />
Betrieb aktiv.<br />
Auf der Webseite des Familienbetriebes finden<br />
sich neben den Sportpreisen auch zahlreiche<br />
weitere Arbeitsergebnisse.<br />
SCREENSHOTS: SALZBURG PLUS TELEVISION GMBH<br />
Der Leonidas ist ein begehrter Sportpreis<br />
in Österreich, der jährlich an<br />
Sportler vergeben wird. Hergestellt<br />
wird die Trophäe in einer <strong>kl</strong>einen<br />
Kunst<strong>gie</strong>ßerei im Herzen des Salzburger<br />
Landes in Maishofen. Ein Film dokumentiert<br />
die Arbeit in dem <strong>kl</strong>einen<br />
Betrieb und die Herausforderungen,<br />
die beim Kunst<strong>gie</strong>ßen entstehen.<br />
Franz Schipflinger ist Inhaber des <strong>kl</strong>einen<br />
Handwerkbetriebs im Salzburger<br />
Land. Neben dem Leonidas, dem Salzburger<br />
Sportpreis, werden im Betrieb<br />
auch zahlreiche andere Ehrenpreise, Tür<strong>kl</strong>inken,<br />
Gartenfiguren und Spezialanfertigungen<br />
in Handarbeit hergestellt. Das<br />
Unternehmen wurde 1987 vom Gießermeister<br />
Franz Schipflinger gegründet und<br />
steht seitdem für hochwertige Abgüsse.<br />
Der Familienbetrieb, in dem seit 2013<br />
auch der Sohn des Firmengründers aktiv<br />
ist, ist eine der letzten drei Gießereien in<br />
Salzburg. Mittlerweile gehören auch moderne<br />
Arbeitsmethoden zum Portfolio des<br />
Unternehmens. Kunden können ihr<br />
Wunschmodell als 3-D-Datensatz an die<br />
Kunst<strong>gie</strong>ßerei schicken, die das Modell<br />
am Rechner anpasst und anschließend<br />
auf einem 3-D-Drucker herstellt.<br />
Ein Video auf YouTube zeigt die einzelnen<br />
Arbeitsschritte, die zum Herstellen<br />
der Produkte notwendig sind und gewährt<br />
einen Einblick in das <strong>kl</strong>eine Familienunternehmen.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Link zum Film auf<br />
Youtube:<br />
http://bit.ly/29R7e2o<br />
GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 77