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gie_08_2016_kl

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www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de<br />

August<br />

<strong>2016</strong><br />

Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

8<br />

SINCE 1914<br />

Giesserei-Verlag GmbH • Postfach 10 25 32 • 40016 Düsseldorf • PVSt • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • G 3268 www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de


SQ Speiserhilfsstoffe<br />

Ob hochexotherme-, exotherme-, exotherm/<br />

isolierende oder Isolierspeiser, mit Eröffnung<br />

unserer Speiserfertigung in Kassel hat sich<br />

die Produktvielfalt der SQ DEUTSCHLAND<br />

GMBH um das komplette Programm<br />

an Speiserhilfsstoffen erweitert.<br />

Durch diesen Standort in der Mitte<br />

Deutschlands ist eine Belieferung<br />

aller Kunden Just in Time möglich.<br />

SQ Keramische Filter<br />

Ob Siliziumkarbid-, Zirkonoxyd-, Aluminiumoxyd-,<br />

Carbon-, Rundloch- oder Wabenfilter,<br />

SQ ist der einzige Hersteller weltweit, der<br />

alle Filterqualitäten in eigener Fertigung<br />

produziert. Mit unseren Logistikpartnern<br />

stellen wir kurzfristige Lieferungen<br />

ab unserem Lager in Kassel<br />

sicher. Zusätzlich bieten wir einen<br />

technischen Service vor Ort.<br />

Phone: +49 (0) 561 81 04 18 0<br />

Fax: +49 (0) 561 81 04 18-19<br />

E-Mail: info@sq-deutschland.com


EDITORIAL<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

rechnet sich<br />

Mitarbeitermotivation spielt eine große Rolle<br />

FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />

Lässt sich durch betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen erhöhen?<br />

Die Antwort fällt <strong>kl</strong>ar und eindeutig aus: Ein<br />

Blick auf aktuelles Zahlenmaterial zeigt, es geht! Der<br />

Druck auf die Unternehmen zur Verbesserung des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements wird zukünftig<br />

weiter wachsen. Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

wird in den Unternehmen heute zunehmend als<br />

wichtiger Wirtschaftsfaktor erkannt. Der Einsatz für die<br />

Gesundheit der Belegschaft vermindert die durch<br />

Krankheit entstehenden Kosten erheblich. Für einen<br />

mittelständischen Betrieb werden diese Kosten auf ungefähr<br />

250 Euro pro Tag und Mitarbeiter geschätzt. Ein<br />

enormer Faktor also, der sich innerhalb eines Jahres<br />

erheblich aufsummieren kann. Durch ein gut strukturiertes<br />

Gesundheitsmanagement lassen sich diese Kosten reduzieren, so profitieren nicht<br />

nur die Mitarbeiter, sondern auch der Betrieb. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

in Unternehmen strebt als Gesamtziel die Vernetzung aller gesundheitsfördernden Einzelmaßnahmen<br />

zu einer einheitlichen Struktur an. So wird die Gesundheit im Betrieb zur universellen<br />

Aufgabe. Nur ressortübergreifend kann das Führungspersonal ein funktionierendes<br />

System aufbauen und die Gesundheit richtig managen. Dafür ist auch die Einbindung<br />

der Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung.<br />

FOTO: HÜTTENES ALBERTUS<br />

In unserer Rubrik „SPEKTRUM“<br />

werfen wir einen Blick auf ein<br />

optimiertes Schlichtesystem für<br />

eine vollautomatisierte, robotergestützte<br />

Kernfertigung (siehe<br />

ab Seite 48).<br />

Klar ist, im sich verschärfenden Wettbewerb um die besten Fachkräfte und die sogenannten<br />

High Potentials nehmen Faktoren wie Work Life Balance und Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf an Bedeutung zu. So werden Gesundheitsmaßnahmen perspektivisch ein<br />

wichtiges Instrument der Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung.<br />

Durch die demografische Entwic<strong>kl</strong>ung verschieben sich über alle Branchen hinweg gesehen<br />

in den nächsten zehn Jahren die Altersstrukturen in der Belegschaft massiv. Durchschnittlich<br />

35 % der Arbeitnehmer „wandern“ in die Altersgruppe 50 plus. Im Jahr 2020<br />

wird jede dritte Arbeitskraft 50 Jahre und älter sein.<br />

Um Gießereien für ein erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement fit zu machen,<br />

hat die VDG-Akademie gemeinsam mit der Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwic<strong>kl</strong>ung<br />

ffw GmbH in Nürnberg im vergangenen Jahr erstmalig den Zertifikatslehrgang<br />

„Gesundheitsmanager/in in Gießereien“ angeboten – eine neunmonatige Ausbildung mit<br />

insgesamt vier Unterrichtsmodulen sowie einem betrieblichen Praxisprojekt. In unserer<br />

Rubrik „Beruf & Karriere“ (ab Seite 64 ff.) werfen wir einen Blick auf die Ausbildung zum<br />

„Gesundheitsmanager in Gießereien“.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 3


INHALT<br />

FOTO: ZGG ZEITZER GUSS<br />

FOTO:HÜTTENES-ALBERTUS/EISENWERK BRÜHL<br />

FOTO:KARIN HARDTKE<br />

28<br />

Gusseisen mit Kugelgrafit<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Die in Teil 1 der Veröffentlichung<br />

(GIESSEREI 7-<strong>2016</strong>) vorgestellte<br />

Versuchsplanung und -durchführung<br />

wird im Teil 2 durch die Ergebnisse<br />

ergänzt und diskutiert.<br />

48<br />

Optimiertes Schlichtesystem<br />

SPEKTRUM<br />

Schnelligkeit, Präzision und erhöhte<br />

Produktivität – das verspricht der Einsatz<br />

von Automatisierungstechnik in<br />

vielen Bereichen der Industrie. Auch<br />

das Eisenwerk Brühl folgt seit Jahren<br />

diesem Trend.<br />

64 <br />

Gesundheitsmanagement<br />

BERUF & KARRIERE<br />

Die Arbeitswelt verändert sich – für<br />

Firmen und Beschäftigte gleichermaßen.<br />

Von einem planvollen betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement profitieren<br />

nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch<br />

das Unternehmen.<br />

54 <br />

Mut zur Forschung<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Die Havelländische Zink-Druckguss<br />

GmbH & Co. KG stellt sich<br />

mit innovativer Forschung,<br />

Automatisierung und Digitalisierung<br />

neu für die Zukunft auf.<br />

FOTO: BDG/PITEREK<br />

4 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


FORSCHUNG & INNOVATION<br />

18 Von der Idee zum Produkt: Gießereitechnolo<strong>gie</strong> am Fraunhofer IFAM<br />

Franz-Josef Wöstmann<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

22 Einfluss der Temperaturleitfähigkeit organisch und anorganisch gebundener<br />

Formkerne auf die Gefügeeigenschaften von Aluminiumle<strong>gie</strong>rungen<br />

Christian Appelt, Sarah Voss<br />

28 Machbarkeitsstudie zur Herstellung von mischkristallverfestigtem<br />

ferritischem Gusseisen mit Kugelgrafit im Großguss<br />

Stefan Seidel<br />

Mehr Nachhaltigkeit<br />

mit<br />

ASK Chemicals<br />

JAHRESÜBERSICHT<br />

34 Kupolofen (50. Folge), Thomas Enzenbach<br />

SPEKTRUM<br />

40 Mikrosprühen Teil 2: Bauteilgeometrie und Werkzeugtemperierung<br />

Eric Müller<br />

44 Dienstleistungsinnovation im Narbungsbereich<br />

Marco Reichle<br />

48 Optimiertes Schlichtesystem für vollautomatisierte, robotergestützte<br />

Kernfertigung, Udo Pohlmann, Stefan Schreckenberg<br />

51 Werkstoffkompetenz beim Gießen und 3-D-Laserschmelzen<br />

Klaus Vollrath<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

54 Mut zur Forschung, Robert Piterek<br />

58 Die Gießerei-Industrie in Europa und den USA – ein Vergleich<br />

Douglas M. Trinowski<br />

BERUF & KARRIERE<br />

64 Betriebliches Gesundheitsmanagement – eine Investition, die sich lohnt!<br />

Karin Hardtke<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Aktuelles<br />

68 Patente<br />

73 News<br />

76 Firmenschriften<br />

77 Medien & Bücher<br />

79 Personalien<br />

80 VDG intern<br />

81 Termine<br />

85 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />

89 Inserentenverzeichnis<br />

90 Vorschau/Impressum<br />

ECO-FRIENDLY<br />

SOLUTION<br />

Noch kein Abo? Dann wählen Sie die Hotline 0211/6 99 36-2 60<br />

oder schicken eine E-Mail an: gabriele.wald@stahleisen.de<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.ask-chemicals.com


AKTUELLES<br />

FOTO: FRITZ WINTER<br />

6 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Foto des<br />

Monats:<br />

Glühende<br />

Begeisterung!<br />

Die Fritz Winter Eisen<strong>gie</strong>ßerei ist Lieferant<br />

und Partner für die weltweite Automobil-,<br />

Nutzfahrzeug- und Hydraulikindustrie. Die<br />

Gießerei entwickelt und produziert Rohund<br />

Fertigteilkomponenten sowie komplexe<br />

Systembauteile. Mit ihren innovativen<br />

Fertigungskonzepten, die sie stetig weiterentwickelt,<br />

sorgt die Gießerei bereits<br />

heute für die Mobilität von morgen.<br />

Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />

Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge<br />

an: soschinski@bdguss.de oder per Post<br />

an die Bildredaktion, Giesserei, Hansa allee<br />

203, 40549 Düsseldorf.<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 7


AKTUELLES<br />

DruMeta wird Teil der Power-Cast Gruppe<br />

> KOPF HOLDING: Zum 01. Juli <strong>2016</strong><br />

hat die Kopf Gruppe, Kirchheim/Teck,<br />

das Zinkdruckgussunternehmen DruMeta<br />

Metall GmbH & Co. KG aus Velbert<br />

übernommen. Willi Kopf, Gründer und Inhaber<br />

der Kopf-Gruppe freut sich über die<br />

Akquisition: „DruMeta wurde vor 50 Jahren<br />

gegründet und zählt seit langem zu<br />

den führenden Anbietern von Zinkdruckguss<br />

in Europa. Mit über 170 qualifizierten<br />

Mitarbeitern und einer breit gefächerten<br />

Kundenstruktur passt das Unternehmen<br />

hervorragend in unsere strategische Ausrichtung.“<br />

Unter der Marke Power-Cast<br />

verbindet die Gruppe innovative und langjährig<br />

bestehende Gießereien unter einem<br />

Dach. An acht Standorten in Deutschland,<br />

Tschechien und Mexiko werden Druckgussteile<br />

aus Zink-, Aluminium- und Magnesiumle<strong>gie</strong>rungen<br />

produziert. Die Nähe<br />

zum Kunden spielt dabei eine ganz entscheidende<br />

Rolle. Das Leistungsspektrum<br />

umfasst alle Prozessschritte von der Entwic<strong>kl</strong>ungspartnerschaft<br />

bis hin zu fertig<br />

montierten Komponenten. Das tiefe Knowhow<br />

in allen drei Druckguss-Le<strong>gie</strong>rungen<br />

– Aluminium, Magnesium und Zink – bietet<br />

dabei einen einzigartigen Kundenvorteil.<br />

Jeweils zwei bzw. drei Power-Cast Standorte<br />

sind strategisch aufeinander abgestimmt<br />

und auf dieselben Le<strong>gie</strong>rungsarten<br />

spezialisiert. Leichtbausysteme aus Magnesium<br />

und Aluminium runden das Portfolio<br />

für die Automotive-Branche ab.<br />

Die Kopf-Gruppe, ein mittelständisches<br />

familiengeführtes Unternehmen, ist<br />

in den zwei Geschäftsbereichen Feuerverzinkung<br />

und Druckguss mit den Marken<br />

Zinkpower und Power-Cast international<br />

tätig und beschäftigt 2400 Mitarbeiter<br />

an 46 Standorten in zehn Ländern.<br />

www.zinkpower.com<br />

Investition in Gussnachbehandlung<br />

> KURTZ EISENGUSS: Größere Bauteilabmessungen<br />

und erhöhte Anforderungen<br />

der Kunden an die Oberflächen<br />

der Gussprodukte machen es notwendig,<br />

in neues Equipment in der Gussnachbehandlung<br />

zu investieren. Das Projektteam<br />

der Smart Foundry in Hasloch hat es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, den Industrie<br />

4.0-Gedanken, der sich durch die gesamte<br />

Fertigung der Eisen<strong>gie</strong>ßerei zieht, auch<br />

im Bereich Strahlen in die Realität umzusetzen.<br />

Kurtz Ersa investiert deshalb in<br />

eine neue Kammerstrahlanlage und erhöht<br />

damit die Strahlkapazitäten auf das<br />

Doppelte.<br />

Der Prozessschritt Strahlen schließt<br />

sich unmittelbar an das Auspacken der<br />

Gussteile aus den Formkästen an. Mittels<br />

hochgekohltem Stahl-Strahlmittel werden<br />

Sandreste, Zunder und Verschmutzungen<br />

effektiv von der Gussteiloberfläche entfernt.<br />

Beim Strahlen gilt: Je effektiver das<br />

Strahlbild, desto weniger Aufwand entsteht<br />

beim Gussputzen.<br />

Die Eckdaten des Projekts sind beindruckend<br />

– die Kammerstrahlanlage wird<br />

7,5 m hoch, 6 m lang und 5 m breit. Die<br />

Smart Foundry ist damit in der Lage, das<br />

komplette Teilespektrum effektiv und<br />

deutlich schneller zu strahlen. Bis zu 16 t<br />

Guss gleichzeitig können bei einem maximalen<br />

Traubendurchmesser von 4 m<br />

gestrahlt werden. Im Strahlprozess werfen<br />

acht Turbostrahlturbinen das Strahlmittel<br />

mit über 300 km/h auf das Gussteil<br />

ab und entfernen alle Reste, die der Formstoff<br />

am Teil hinterlassen hat.<br />

Kurtz Ersa integriert den Prozessschritt<br />

Strahlen selbstverständlich in die<br />

elektronisch gesteuerte Prozesskette der<br />

Smart Foundry. SAP-gesteuert werden<br />

Neue Kammerstrahlanlage bei Kurtz Ersa in Hasloch.<br />

die Fertigungsaufträge auf Monitoren vor<br />

der Strahlkabine angezeigt und zeigen<br />

dem Bediener und den folgenden Prozessschritten<br />

jederzeit den aktuellen Status.<br />

Die neuen Anlagen werden elektronisch<br />

an das SAP-gesteuerte Instandhaltungsmodul<br />

angebunden. Übermittelte<br />

Leistungswerte sind mit Wartungsplänen<br />

verknüpft, die sicherstellen, dass Verschleißteile<br />

innerhalb der vorgegebenen<br />

Wartungszy<strong>kl</strong>en getauscht werden können.<br />

Kurtz Ersa geht den Weg der Industrie<br />

4.0-Gießerei konsequent weiter und<br />

schafft mit der Investition in die neue<br />

Strahlanlage die Basis für mehr Kapazität<br />

und Qualität in der Oberflächenbehandlung.<br />

Niedrigere Durchlaufzeiten und effizientere<br />

Anlagen generieren einen echten<br />

Mehrwert für die Produktion der<br />

Smart Foundry.<br />

www.kurtzersa.de<br />

FOTO: KURTZ ERSA<br />

8 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Landesgruppe NRW zu Gast bei GF Mettmann<br />

> VDG: Die Tradition der Sprechabende<br />

der VDG-Landesgruppe NRW lebt wieder<br />

auf, und das gleich mit einem Top-Event:<br />

Die Georg Fischer GmbH lud 41 Teilnehmer<br />

– aktive Ingenieure, aber auch einige<br />

Pensionäre und Studenten – nach Mettmann<br />

ein. Zuletzt tagte die Landesgruppe<br />

dort im Jahr 2005, so GF Mettmann-Geschäftsführer<br />

Andreas Güll in seiner Begrüßung.<br />

Seit 2005 wurden größere Investitionen<br />

getätigt, unter anderem die<br />

Aeration Moulding Robotpouring (AMR)-<br />

Formanlage, ein Hochregallager und umfangreiche<br />

Automatisierungslösungen. In<br />

diesem Zeitraum habe sich auch das Umfeld<br />

der Eisen<strong>gie</strong>ßereien verändert: Im<br />

Automotive-Bereich verlangen die Kunden<br />

heute ein Dual Sourcing, in anderen Abnehmerbereichen<br />

ist dies teilweise ähnlich:<br />

der Wettbewerb wird allgemein als<br />

scharf empfunden. Das Vortragsprogramm<br />

dieses Sprechabends war auf Eisen-<br />

und Stahlguss ausgerichtet.<br />

Zunächst sprach Stephen Schott von<br />

Georg Fischer über „Leichtbau im Sphäroguss<br />

– die neue Fertigungslinie AMR“.<br />

Unter der Maxime „Leichtbau gut fertigen<br />

– nicht gutprüfen“ investierte Georg Fischer<br />

in eine neue Formanlage und -technolo<strong>gie</strong>,<br />

mit der sich Dünnwandguss prozesssicher<br />

fertigen lässt. Der Grünsand<br />

wird mit Überdruck in die Form gefüllt<br />

(ähnlich dem Kernschießen) und ermöglicht<br />

eine gute Vorverdichtung. Der Formkasten<br />

wird mit FEM steif ausgelegt, sodass<br />

er sich beim Verdichten kaum verformt.<br />

Aus Werkzeugstahl werden die<br />

Modelle für die Großserie gefräst. Diese<br />

drei Faktoren tragen zur Verringerung der<br />

Fertigungstoleranzen bei. Die Formvisualisierung<br />

(Aufnahmen des Kastens in 4<br />

Positionen werden mit Referenzbildern<br />

verglichen) lässt Fehler ab 5 mm sicher<br />

erkennen, sodass eine beschädigte Form<br />

nicht abgegossen wird. Das Kontakt<strong>gie</strong>ßen<br />

ermöglicht eine effektive Nutzung des<br />

Flüssigeisens. An der AMR-Formanlage<br />

wird mit Robotern gegossen. Die gegossenen<br />

Modelltrauben erfahren beim voll<br />

automatisierten Auspacken ein „soft<br />

handling“: Roboter greifen die Traube an<br />

definierten Positionen, Spreizer trennen<br />

die Gussstücke schonend vom Angusssystem.<br />

Die fertigen Bauteile werden geprüft,<br />

lackiert und verpackt. Der gesamte<br />

Prozess wurde im Anschluss an die Vortragsveranstaltung<br />

bei einem Rundgang<br />

gezeigt.<br />

Anschließend referierte Andreas Baier<br />

von Foseco Germany, Borken, über das<br />

Thema „Sedex Ultra – die nächste Filter-<br />

Rundgang durch die<br />

hochmoderne<br />

Eisen<strong>gie</strong>ßerei von<br />

Georg Fischer in<br />

Mettmann im Rahmen<br />

des VDG-<br />

Sprechabends der<br />

Landesgruppe NRW.<br />

Generation“. Filter aus SiC-Keramik müssen<br />

drei wesentliche Kriterien erfüllen:<br />

geringe Ausbrüche, Offenporigkeit und<br />

hohe Durchflusskapazität. Beim Standardprodukt<br />

wurde Optimierungspotenzial<br />

erkannt. In einem geänderten Fertigungsprozess<br />

erhält der Filter einen „Rahmen“<br />

aus demselben Material, dessen<br />

glatte, porenarme Oberfläche die Handlingfestigkeit<br />

verbessert. Gleichzeitig<br />

konnte die Durchflusskapazität gesteigert<br />

werden. Bei derselben Kapazität ist ein<br />

effektiveres Filtrieren der Schmelze möglich.<br />

Die Mehrkosten des Filters rentieren<br />

sich in der Großserie, weil beim selben<br />

Durchfluss ein Filter mit <strong>kl</strong>einerer Fläche<br />

eingesetzt werden kann, sodass das Anschnittsystem<br />

ver<strong>kl</strong>einert werden kann.<br />

Dies spart Flüssigeisen bzw. Kreislaufmaterial;<br />

die Ersparnis wurde in CO 2 -Ersparnis<br />

umgerechnet und an einem Beispielbauteil<br />

dargestellt.<br />

Der vorletzte Redner war Prof. Rüdiger<br />

Deike von der Universität Duisburg-Essen.<br />

Sein Thema: „Was macht das Magnesium<br />

wir<strong>kl</strong>ich bei der Mg-Behandlung von Gusseisen?“<br />

In der Vergangenheit wurden verschiedene<br />

Theorien zur Keimbildung und<br />

zum Wachstum der Grafit-Sphärolithen<br />

entwickelt. In wenigen Fällen ließen sich<br />

die eigentlichen Grafit-Keime identifizieren.<br />

Laut Theorie sollten diese aus MgS<br />

bestehen, was in Versuchen mit rasch erstarrten<br />

Gusseisenproben nachgewiesen<br />

werden sollte. Tatsächlich wurden Keime<br />

aus Al- und Mg-Oxid mittels Auger-Spektroskopie<br />

im Inneren <strong>kl</strong>einer Grafitkugeln<br />

identifiziert. Denkbar sind auch andere<br />

Keimbildungsmechanismen bei Einsatz<br />

von Seltenerdmetallen, die im Rahmen eines<br />

BMBF-Vorhabens untersucht wurden.<br />

Ob dies einmal eine Substitution des Magnesiums<br />

ermöglichen könnte, ist noch<br />

völlig offen; Prof. Deike wird weiter hieran<br />

forschen. Er bestätigte den anerkannt<br />

wichtigsten Effekt des Mg, die Herabsetzung<br />

der Oberflächenspannung.<br />

Den Abschluss des Sprechabends der<br />

Landesgruppe markierte Peter Becker von<br />

der Metatech GmbH in Kamen mit ihrem<br />

Vortrag „Werkzeuge zur Optimierung der<br />

Eigenschaften von Duplexwerkstoffen<br />

beim Edelstahlguss“. Bei Stählen ist die<br />

Nutzung von thermodynamischer Berechnungs-Software<br />

wie JMatPro verbreitet,<br />

um Le<strong>gie</strong>rungen weiter zu optimieren. Die<br />

Software wird in Entwic<strong>kl</strong>ungsabteilungen<br />

großer Stahlhersteller und Universitäten<br />

angewendet. Für die einfache Anwendung<br />

z. B. in Gießereien erweist sie sich als<br />

recht aufwendig, sodass Metatech ein<br />

einfacher anwendbares Zusatzmodul entwickelt<br />

hat. Dr. Becker demonstrierte am<br />

Beispiel des Duplexstahls 1.4517, wie in<br />

mehreren Stufen aus zahlreichen Le<strong>gie</strong>rungsvarianten<br />

durch gezielte Betrachtung<br />

der Bildungsbedingungen für Sprödphasen<br />

und Kostenvorgaben ein Werkstoff<br />

optimiert werden kann, der vor allem<br />

prozesssicher zu fertigen ist. Einige Edelstahl<strong>gie</strong>ßereien<br />

nutzen dieses Werkzeug<br />

bereits, aber auch beim Gusseisen gibt<br />

es Anwendungen. Die Diskussion zeigte,<br />

dass eine Stahl<strong>gie</strong>ßerei mit dem Tool einen<br />

„exotischen“ Werkstoff entwickelte,<br />

dessen besondere Eigenschaftskombination<br />

sich tatsächlich bestätigte.<br />

Auf dem anschließenden Rundgang<br />

wurden die Teilnehmer durch die Fertigung<br />

von Georg Fischer geführt.<br />

Die nächsten Termine der Landesgruppe<br />

sind:<br />

> 31. August <strong>2016</strong>: Trimet Essen,<br />

Schwerpunkt: NE-Metallguss<br />

> 25. November <strong>2016</strong>: Barbara-Veranstaltung<br />

am Lehrstuhl für Gießereitechnik<br />

in Duisburg, Schwerpunkt:<br />

anorganische Binder, mit Landesgruppensitzung<br />

www.vdg.de<br />

FOTO: BDG/STELLER<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 9


AKTUELLES<br />

Guss-Rallye begeistert Teilnehmer<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Guss der<br />

Oberschule Delligsen-Duingen<br />

bei der<br />

Besichtigung der<br />

VW-Gießerei in Baunatal<br />

im Rahmen<br />

der Guss-Rallye.<br />

> GIESSEN IN DER SCHULE: Mechatroniker-Rallye,<br />

Rad-Rallye-Regional und<br />

jetzt die Guss-Rallye – für die meisten der<br />

15 Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft<br />

Guss der Oberschule Delligsen-Duingen<br />

war es schon die dritte berufskundliche<br />

Veranstaltung dieser Art. Mit zwei Kleinbussen<br />

ging es zunächst in den Solling<br />

zur Gießerei Gattermann in Dassel. In der<br />

Eisen<strong>gie</strong>ßerei wurde „Guss-Rentner“<br />

Bernhard Henkel schon freudig von seinen<br />

ehemaligen Arbeitskollegen begrüßt.<br />

Seit über 80 Jahren bietet Gattermann in<br />

Einzel- oder Serienfertigung Bauteile aus<br />

Gusseisen mit Lamellen- und Kugelgrafit<br />

in exzellenter Qualität an, wovon sich die<br />

Delligser Delegation während einer anschaulichen<br />

Betriebserkundung überzeugen<br />

konnte.<br />

Am nächsten Tag konnten die Teilnehmer<br />

die hochmoderne Gießereianlage des<br />

VW-Werks in Baunatal bestaunen. Die<br />

vollautomatischen Gießereimaschinen<br />

bedeuten für die Mitarbeiter eine enorme<br />

Arbeitserleichterung. Zudem ist die Gießerei<br />

von VW-Baunatal die größte Recyclinganlage<br />

für Leichtmetalle in Europa.<br />

An einem Automobilmodell wurden den<br />

interessierten Besuchern die Gussanteile<br />

eines Automobils erläutert.<br />

Anschließend lockte das Welterbe<br />

Herkules die Besucher, um anschließend<br />

dem Festspielort Bad Hersfeld mit Stiftsruine<br />

einen Besuch abzustatten. Die größte<br />

noch im Familienbesitz befindliche konzernunabhängige<br />

Gießerei in Stadtallendorf<br />

war das Ziel des dritten Tages.<br />

Mitarbeiter aus über 50 Nationalitäten<br />

arbeiten in der Gießerei Fritz Winter friedlich<br />

miteinander, um gemeinsame Ziele<br />

zu erreichen. Erstaunt stellten die Delligser<br />

fest, dass der heimische Gießereianlagenbauer<br />

Künkel Wagner aus Alfeld hier<br />

eine Fertigungsstraße aufgebaut hat –<br />

700 m in den Berg hinein!<br />

Das Kalibergwerk Merkers in Thüringen<br />

war das nächste Ziel der Schülergruppe.<br />

Zahlreiche neue Eindrücke mussten<br />

die Besucher verarbeiten. So z. B.,<br />

dass ein Goldschatz und andere Kulturschätze<br />

des Dritten Reichs hier deponiert<br />

waren. Die verschiedenen Abbaumethoden<br />

rundeten die interessante Grubenfahrt<br />

ab.<br />

Auf dem Rückweg stattete die Guss-<br />

Gruppe noch dem Welterbe Wartburg in<br />

Eisenach einen Besuch ab, um anschließend<br />

wieder in Richtung Heimat zu fahren.<br />

„Die Guss-Rallye war großartig. Wir bedanken<br />

uns bei allen Begleitern und Sponsoren<br />

für die tolle Woche“, so Keanu Witte,<br />

stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft<br />

Guss der Oberschule Delligsen-<br />

Duingen.<br />

www.oberschule-delligsen.de<br />

FOTO: SIGGY KRAFT<br />

IGF-Projektdatenbank 2.0 jetzt online<br />

> AIF: Mehr Kombinationsmöglichkeiten,<br />

flexiblere Suchfunktionen und ein schnelleres<br />

Ergebnis – das alles bietet die weiterentwickelte<br />

IGF-Projektdatenbank 2.0.<br />

Ab sofort ist sie unter www.aif.de erreichbar.<br />

Seit 2015 können Interessierte mithilfe<br />

der IGF-Projektdatenbank alles Wissenswerte<br />

über laufende und abgeschlossene<br />

IGF-Vorhaben erfahren. Die neue<br />

verschlankte Nutzeroberfläche der Datenbank<br />

bietet drei Sucheinstiege. Erstmals<br />

besteht dabei die Möglichkeit, nach<br />

aktuellen Top-Themen zu recherchieren<br />

wie Industrie 4.0, intelligente Mobilität<br />

oder nachhaltiges Wirtschaften und Ener<strong>gie</strong>.<br />

Außerdem gibt es eine Freitextsuche<br />

sowie eine erweiterte Suche nach Fachgebieten,<br />

Wirtschaftszweigen, Forschungsvereinigungen,<br />

Forschungsstellen,<br />

IGF-Fördervarianten, Laufzeiten und<br />

Vorhabennummern. In den meisten Rubriken<br />

kann nun auch eine Mehrfachauswahl<br />

genutzt werden. Alle Suchkriterien<br />

und Sucheinstiege lassen sich miteinander<br />

kombinieren, sodass die Recherche<br />

perfekt auf die Bedürfnisse der Nutzer<br />

eingegrenzt werden kann.<br />

Die weiterentwickelte IGF-Projektdatenbank<br />

2.0 bietet insbesondere mittelständischen<br />

Unternehmen einen Einblick<br />

in die Vielfalt und Aktualität der Themen,<br />

die im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />

(IGF) unter dem Dach<br />

der AiF und ihrer Forschungsvereinigungen<br />

bearbeitet werden. Nutzer haben hier<br />

die Möglichkeit, nach einzelnen IGF-Vorhaben<br />

zu suchen oder sich einen Überblick<br />

über die vorwettbewerbliche Forschung<br />

ganzer Branchen zu verschaffen,<br />

die das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Ener<strong>gie</strong> (BMWi) über die AiF fördert.<br />

Die Datenbank umfasst derzeit knapp<br />

9500 IGF-Vorhaben seit dem Jahr 1995<br />

und wird regelmäßig um aktuelle Vorhaben<br />

erweitert. Die Ergebnisse werden als<br />

Übersicht aller Projekte, die der Suchanfrage<br />

entsprechen, ausgegeben. Hinterlegt<br />

sind PDF-Steckbriefe zu den einzelnen<br />

Vorhaben, die neben einer Vorhabenbeschreibung<br />

und – bei abgeschlossenen<br />

Vorhaben – einer Ergebniszusammenfassung<br />

die Kontaktdaten der jeweiligen AiF-<br />

Forschungsvereinigung enthalten, die das<br />

IGF-Projekt koordiniert hat. Dort erhalten<br />

Interessenten weitergehende Informationen<br />

zu den Vorhaben wie umfassende<br />

Schlussberichte oder Hinweise zu den<br />

Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit in der<br />

IGF in der jeweiligen Forschungsvereinigung.<br />

http://bit.ly/22BzfRW<br />

10 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Bundestag übernimmt Reformvorschläge des BDG<br />

> EEG-UMLAGE: Der Bundestag hat am<br />

8. Juli das Erneuerbare Ener<strong>gie</strong>n Gesetz<br />

(EEG) 2017 beschlossen. Anschließend<br />

verzichtete der Bundesrat auf die Anrufung<br />

des Vermittlungsausschusses. Damit<br />

ist der Weg frei für das neue Gesetz, die<br />

Zustimmung der EU-Kommission gilt als<br />

gesichert. Mit der Bundestagsentscheidung<br />

wurde der entschlossene und unbeirrte<br />

Einsatz des Bundesverbandes der<br />

Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) und<br />

seiner durch das Gesetz betroffenen Mitglieder<br />

belohnt. Die bisher gültige Erhöhung<br />

der Stromkostenintensitätsschwelle<br />

von 14 % auf 17 % hatte bei zahlreichen<br />

Mitgliedern des Verbandes zu erheblicher<br />

Verunsicherung geführt und andere in<br />

existenzielle Notlagen gebracht. Das Gesetz<br />

sah ursprünglich weiterhin keine Härtefallregelung<br />

für diese Fälle vor. Damit<br />

wären für all diejenigen, die die neue<br />

Schwelle von 17 % nicht erreichen, 100 %<br />

EEG-Umlage angefallen – die meisten betroffenen<br />

BDG-Mitglieder hätten dies<br />

nicht finanzieren können.<br />

In dem Gesetz – es geht vornehmlich<br />

um die Änderung der Vergütung der Erneuerbaren<br />

Ener<strong>gie</strong>n – ist nun auch für<br />

Branchen der Liste 1 (dazu gehören Gießereien)<br />

geregelt, dass<br />

> eine Begrenzung bereits ab einer<br />

Strom kostenintensität von 14 % stattfindet,<br />

> die Begrenzungshöhe ab 17 % erhalten<br />

bleibt (15 % CAP oder Super-CAP) und<br />

> Unternehmen unter 17 % eine 20%ige<br />

Begrenzung erhalten.<br />

Diese Regelung gilt dabei nicht nur für Unternehmen,<br />

die bereits früher oder in 2015<br />

eine Begrenzung der EEG-Umlage in Anspruch<br />

nehmen konnten. Sie gilt nunmehr<br />

für alle Unternehmen der Branchenliste 1.<br />

Auch Gießereien, die bislang nicht unter<br />

die Begrenzung der EEG-Umlage fielen,<br />

können bei Überschreiten der 14 %-Schwelle<br />

einen Antrag auf Begrenzung stellen.<br />

Durch diese Regelung erhalten die betroffenen<br />

Unternehmen in dem so wichtigen<br />

Bereich Ener<strong>gie</strong>kosten nun wesentlich<br />

mehr Planungssicherheit, als es unter<br />

der früheren Regel des EEG 2014 der Fall<br />

war. Änderungen der Bruttowertschöpfung,<br />

Ener<strong>gie</strong>effizienzmaßnahmen oder<br />

die Frage nach Zählern oder Werkverträgen<br />

sollten nun nicht mehr für schlaflose<br />

Nächte sorgen.<br />

Dieser Erfolg beruht im Wesentlichen<br />

auf dem Einsatz der beteiligten Gießereien<br />

und des BDG. Erst die sehr enge informationelle<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Verband und Mitgliedern hat dafür gesorgt,<br />

dass die systematischen Fehler des<br />

EEG 2014 korri<strong>gie</strong>rt werden konnten. Der<br />

detaillierte Input verschaffte den Entscheidungsträgern<br />

Einblicke in die Perspektive<br />

der mittelständischen Gießereien<br />

und stach die Argumentation der Gegner<br />

einer Anpassung des EEG aus. Der erfolgreiche<br />

Einsatz des BDG überzeugte auch<br />

den Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

(BDI), der den Regelungsvorschlag<br />

dann auch übernommen hat.<br />

Der BDG wird sich auch in Zukunft weiter<br />

dafür einsetzen, systematische Lösungen<br />

für das Kostenproblem der Ener<strong>gie</strong>wende<br />

zu suchen. Denn die Ener<strong>gie</strong>wende<br />

wird nur dann Erfolg haben, wenn sie<br />

bezahlbar bleibt und für die Industrie keinen<br />

Standortnachteil bedeutet.<br />

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151-12/15-2c<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 11


AKTUELLES<br />

110-t-Schmelz- und Gießofen geordert<br />

> AMAG: AMAG aus dem österreichischen<br />

Ranshofen beauftragt Hertwich Engineering,<br />

Braunau am Inn, ebenfalls Österreich,<br />

mit der Lieferung eines Schmelz-/<br />

Gießofens einschließlich Char<strong>gie</strong>rmaschine<br />

mit einer Kapazität von 55 000 t Aluminium<br />

jährlich. Die Inbetriebnahme ist<br />

für Mitte 2017 vorgesehen.<br />

Für den weltweiten Verbrauch von Aluminiumwalzprodukten<br />

geht die Branche<br />

von einem Wachstum von 70 % in den<br />

kommenden zehn Jahren aus. Im Hinblick<br />

auf dieses rasante Nachfragewachstum<br />

startete AMAG im Jahre 2012 ein ehrgeiziges<br />

Ausbauprogramm im Volumen von<br />

zunächst 220 Mio. Euro. <strong>2016</strong> nimmt das<br />

Unternehmen darüber hinaus ein neues<br />

Walzwerksprojekt in Angriff (Strate<strong>gie</strong>projekt<br />

„AMAG 2020“), mit dem die Kapazität<br />

bis 2017 auf mehr als 300 000 t jährlich<br />

aufgestockt werden soll. Die beauftragte<br />

Ofenanlage ist Teil dieses<br />

Ausbauprogrammes. Mit dem Anstieg der<br />

Walzproduktion wächst auch der Anfall<br />

von Produktionsschrotten, die wieder eingeschmolzen<br />

werden müssen. Für diese<br />

Aufgabenstellung ist der Ofen ausgelegt.<br />

Bei dem kippbaren Schmelz- und Gießofen<br />

handelt es sich um eine gemeinschaftliche<br />

Entwic<strong>kl</strong>ung von AMAG und<br />

Hertwich. Die erste Anlage dieses Typs<br />

Aluminiumschmelz-/<strong>gie</strong>ßofen<br />

(70 t) bei AMAG in<br />

Ranshofen.<br />

hatte AMAG im Jahre 2013 in Betrieb genommen.<br />

Mit einem Fassungsvermögen<br />

von 70 t war dieser Ofen bereits von beeindruckender<br />

Größe. Die jetzt beauftragte<br />

Ofenanlage übertrifft mit einem Flüssigmetallvolumen<br />

von 110 t die vorhandene<br />

Anlage nochmals deutlich.<br />

Der zum Einschmelzen verwendete<br />

Einkammerofen kann bei Bedarf auch die<br />

Funktion des Gießofens übernehmen. Zur<br />

Beheizung sind oberhalb des Badspiegels<br />

zwei regenerative Brennerpaare installiert.<br />

Mit einem spezifischen Gasverbrauch von<br />

maximal 500 kWh/t Aluminium genügt die<br />

Anlage hohen Ansprüchen – sowohl in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht als auch bei der<br />

Umweltbelastung. Für eine saubere Verbrennung<br />

sind eine Sauerstoffregelung<br />

sowie getrennte Regelungen für Erdgas<br />

und Verbrennungsluft vorgesehen. Eine<br />

elektromagnetische Pumpe sorgt für eine<br />

gründliche Metallumwälzung, konstant<br />

hohe Schmelzleistung und homogene<br />

Temperaturverteilung im Ofen. Zum Lieferumfang<br />

gehört zusätzlich eine schienengeführte<br />

Schubschild-Char<strong>gie</strong>rmaschine<br />

(Kapazität: 25 t) mit der sich der Ofen<br />

effizient in wenigen Char<strong>gie</strong>rzy<strong>kl</strong>en beladen<br />

lässt.<br />

<br />

www.amag.at<br />

FOTO: AMAG<br />

ID Casting ist neues Mitglied im Netzwerk<br />

> INITIATIVE ZINK: Seit Anfang des Jahres<br />

verstärkt ID Casting, Arbois, Frankreich,<br />

das Netzwerk der Initiative Zink. Der<br />

französische Experte im Bereich Zamak-<br />

Druckguss wurde 2003 gegründet. Die<br />

Mission von ID Casting im Zentrum der<br />

Wertschöpfungskette besteht in der Umsetzung<br />

von Ideen, die auf Zamak- oder<br />

Mg-Anwendungen basieren. Er<strong>kl</strong>ärtes Ziel<br />

dabei ist, nachhaltig die Kosten der Kunden<br />

zu senken. Der Erfahrungsschatz des<br />

Unternehmens reicht von der Optimierung<br />

von Gussteilen bis zur Serienproduktion<br />

und -lieferung von technischen Komponenten<br />

und Baugruppen. Die von ID Casting<br />

entwickelten Zamak-Anwendungen<br />

erfüllen verschiedenste Anforderungen<br />

wie mechanische Festigkeit, Dichtigkeit,<br />

Präzision, Zuverlässigkeit und hohe Qualität.<br />

„Gestützt auf die natürlichen Eigenschaften<br />

von Zin<strong>kl</strong>e<strong>gie</strong>rungen kommt es<br />

uns darauf an, Kunden von Erfahrungen<br />

aus vergangenen Projekten profitieren zu<br />

lassen, die in verschiedenen technischen<br />

Bereichen realisiert wurden. Das resultiert<br />

in wirtschaftlichen Vorteilen für beide<br />

Seiten. Die Vielzahl der mit internationalen<br />

Großkonzernen oder <strong>kl</strong>einen dynamischen<br />

Unternehmen realisierten<br />

Projekte ermöglicht immer wieder innovative<br />

Ansätze“, sagt Jean-Pierre Dioulouffet,<br />

Sales Development & Customer Care<br />

General Manager bei ID Casting.<br />

Eine hohe Qualität zu gewährleisten,<br />

ist eines der wichtigsten Ziele. Sämtliche<br />

Standorte von ID Casting sind nach ISO<br />

9001:20<strong>08</strong> und ISO TS 16949:2009 zertifiziert.<br />

Basierend auf der Überzeugung,<br />

dass das Unternehmen in der Produktionsphase<br />

maßgeblich zur Senkung der<br />

Kosten auf Kundenseite beiträgt, unterstützt<br />

ID Casting zudem Öko-Design-Initiativen,<br />

z. B. EcoVadis. Jean-Pierre Dioulouffet:<br />

„Wir sorgen für die Optimierung<br />

der Teileauslegung, integrieren Funktionen<br />

und planen zuverlässige Werkzeuge,<br />

ohne dabei die übergeordnete Lieferkette<br />

aus den Augen zu verlieren. Die technischen<br />

Fachkräfte unterstützen diese<br />

Phase durch den Einsatz von modernen<br />

Systemen wie CAD/CAM und Füllsimulationen<br />

(Magma) sowie unser internes<br />

messtechnisches Labor. Trotz dieser anspruchsvollen<br />

und leistungsstarken Technik<br />

bleiben wir in der Praxis verankert und<br />

stützen uns in diesem Zusammenhang auf<br />

die Erfahrungen unserer Qualitätsteams,<br />

um uns täglich zu verbessern und zu entwickeln.<br />

Unsere Mitarbeiter entwickeln<br />

unsere eigenen Tools. Sie warten und aktualisieren<br />

unsere 50 Druckgussmaschinen,<br />

sieben Bearbeitungszentren und<br />

Sondermaschinen.“ Außerdem unterstützt<br />

ID Casting die Initiative „United Nations<br />

Global Compact“, die die Grundsätze<br />

aus den Bereichen Menschenrecht,<br />

Arbeitsstandard und Umweltschutz als<br />

Minimalstandard in deren Mitgliedsunternehmen<br />

verankern und weltweit vorantreiben<br />

möchte. Für sein Corporate-Social-Responsibility-Engagement<br />

wurde ID<br />

Casting im Rahmen des letzten Ratings<br />

von EcoVadis mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.<br />

<br />

www.id-casting.com<br />

12 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


100 Jahre Innovation in der Schmelz<strong>gie</strong>ßtechnik<br />

> FOSECO GERMANY, VESUVIUS: Vesuvius,<br />

ein weltweit führendes Unternehmen<br />

im Bereich Schmelzgusstechnik, feiert<br />

dieses Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum.<br />

Von den Ursprüngen in<br />

Pittsburgh während des 1. Weltkriegs bis<br />

zur heutigen neuen Generation von Lösungen,<br />

hat sich das Unternehmen stets<br />

für seine Kunden weiterentwickelt, indem<br />

es die Entwic<strong>kl</strong>ung bedeutender Technolo<strong>gie</strong>n<br />

und Prozesse vorwegnahm. Viele<br />

der Vesuvius-Lösungen haben die Stahlund<br />

Gießerei-Industrie verändert. Der Kieselglastiegel<br />

des Unternehmens ist der<br />

einzige Schmelztiegel, der polykristallines<br />

Silizium erzeugen kann, das für Solarzellen<br />

verwendet wird, während VISO als<br />

erstes isostatisch gepresstes Produkt das<br />

Strang<strong>gie</strong>ßen im Stahlbereich ermöglicht<br />

hat. Seit den Anfängen des Unternehmens<br />

im Jahr 1916 mit dem Ziel, einen<br />

möglichst wirkungsvollen Tongrafittiegel<br />

für das Schmelzen von Stahl zu produzieren,<br />

leistet Vesuvius Pionierarbeit im Bereich<br />

Entwic<strong>kl</strong>ung, um die Anforderungen<br />

seiner Kunden zu erfüllen. Gegründet in<br />

Pittsburgh von den Brüdern Arensburg<br />

und ihrem Freund Arthur Jackman, war<br />

das Unternehmen in der Lage, auf den<br />

gewaltigen Anstieg der Nachfrage nach<br />

Stahlprodukten zu rea<strong>gie</strong>ren, die durch<br />

die Waffenproduktion für den 1. Weltkrieg<br />

ausgelöst wurde. Ab 1919 entwickelte<br />

das Unternehmen u. a. den Stopfen weiter<br />

und setzte auch während des gesamten<br />

20. Jahrhunderts auf Innovation.<br />

Auch die Unternehmensgeschichte<br />

von Foseco, der Gießereisparte der Vesuvius-Gruppe,<br />

ist geprägt durch Innovation.<br />

Im Jahr 1932 gründeten Eric Weiss<br />

und Dr. Kossy Strauss in Birmingham,<br />

Großbritannien, das Unternehmen Foundry<br />

Services Ltd, das schließlich zu Foseco<br />

Foseco heute – Foto aus dem Forschungs- und Entwic<strong>kl</strong>ungszentrum in Enschede in den<br />

Niederlanden.<br />

werden sollte. Die Chemiker Dr. Strauss<br />

und Eric Weiss, zuständig für den kommerziellen<br />

Bereich, hatten es sich zum<br />

Ziel gesetzt, der Gießerei-Industrie Produkte<br />

und Dienstleistungen zur Verfügung<br />

stellen, die deren Produktion grundlegend<br />

verbessern sollten. Sie begannen mit<br />

sechs Flux-Produkten, die sie immer weiter<br />

verfeinerten, je besser sie die Wünsche<br />

und Anforderungen ihrer Kunden<br />

kennenlernten. In den 1940er-Jahren entwickelte<br />

Foseco das Feedex-Pulver, die<br />

Ferrux- Abdeckpulver sowie Innovationen<br />

wie Feedex, die exothermen Speiser mit<br />

dem Namen Kalminex sowie Sedex, Stelex<br />

und die Sivex-Filter. Alkohol- und Wasserschlichten,<br />

die Entwic<strong>kl</strong>ung der FDU<br />

(Foundry Degassing Unit)-Entgasungstechnolo<strong>gie</strong><br />

sowie der Initek-Prozess für<br />

die Herstellung von Gussteilen aus Gusseisen<br />

mit Kugelgrafit oder Vermiculargrafit<br />

gehören ebenso dazu.<br />

Foseco Deutschland wurde im Jahr<br />

1952 gegründet und widmet sich seit 64<br />

Jahren den Anforderungen der deutschen<br />

Gießerei-Industrie. Auch heute ist Vesuvius<br />

mit seinen 17 Forschungszentren,<br />

einschließlich des neuen globalen Gießerei-Forschungs-<br />

und Entwic<strong>kl</strong>ungszentrums<br />

in Enschede, führend bei Innovationen<br />

für die Stahl- und Gießerei-Industrie.<br />

Außerdem hat das Unternehmen eine<br />

neue technische Abteilung gegründet, die<br />

sich damit befasst, eine kontinuierliche<br />

Datenerfassung in die Lösungen zu integrieren.<br />

www.foseco.com<br />

www.vesuvius.com<br />

FOTO: FOSECO<br />

Globaler Großauftrag für Leichtbaufahrzeugkomponenten<br />

> GEORG FISCHER: GF Automotive, eine<br />

Division von GF, hat einen globalen<br />

Großauftrag für Pkw-Strukturbauteile von<br />

einem bekannten europäischen Automobilhersteller<br />

erhalten.<br />

Die Auftragssumme umfasst 84 Mio.<br />

Euro. Die Komponenten werden ab 2018<br />

gleichzeitig in Europa, China und den USA<br />

gefertigt. Der Auftrag umfasst Federbeinstützen,<br />

zentrale Komponenten im Karosseriebau.<br />

Die Strukturbauteile werden im<br />

Aluminiumdruckgussverfahren in den GF<br />

Automotive Produktionsstätten in Altenmarkt,<br />

Österreich, in Suzhou, China sowie<br />

im künftigen Werk des GF Linamar<br />

Joint Ventures in Henderson County,<br />

North Carolina, USA, hergestellt.<br />

Den Zuschlag für die weltweite Produktion<br />

hat GF Automotive dank ihrer<br />

Leichtbaukompetenz erhalten. Die gegossenen<br />

Federbeinstützen ersetzen<br />

herkömmliche Stahlblechschweißkonstruktionen<br />

und tragen damit zu deutlichen<br />

Gewichtseinsparungen in der Karosserie<br />

bei. GF Automotive ist einer der<br />

weltweit führenden Automobilzulieferfirmen<br />

und technologisch wegweisender<br />

Entwic<strong>kl</strong>ungspartner und Hersteller von<br />

Pkw- und Lkw-Komponenten sowie industriellen<br />

Anwendungen. An elf Produktionsstandorten<br />

in Deutschland, Österreich,<br />

China und den USA werden rund<br />

600 000 t Eisen, Aluminium und Magnesium<br />

zu hochwertigen Bauteilen verarbeitet.<br />

www.gfau.com<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 13


AKTUELLES<br />

Forschungsvorhaben MultiWind für die zuverlässige<br />

Auslegung von GJS-Bauteilen<br />

Im Projekt „MultiWind“ werden Kennwerte ermittelt, die zur Erarbeitung einer zuverlässigen<br />

numerischen Auslegungsmethode für Großbauteile aus EN-GJS-400 dienen sollen.<br />

> FRAUNHOFER LBF: Das Fraunhofer-<br />

Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />

LBF und das Fachgebiet<br />

Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik<br />

SzM der Technischen Universität<br />

Darmstadt haben am 1. Juli das gemeinsame<br />

AiF-Forschungsvorhaben MultiWind<br />

gestartet, das sich mit der Betriebsfestigkeit<br />

von Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS)<br />

unter mehrachsigen Ermüdungsbeanspruchungen<br />

befasst. Ziel von MultiWind<br />

ist es, eine zuverlässige Auslegungsmethode<br />

für derartig beanspruchte Großbauteile<br />

aus EN-GJS-400 zu entwickeln. Von<br />

den Ergebnissen können Windkraftanlagenentwic<strong>kl</strong>er<br />

und -hersteller sowie Gießereien<br />

profitieren.<br />

Die Entwic<strong>kl</strong>ung in der Windener<strong>gie</strong>technik<br />

führt aufgrund des wachsenden<br />

Bedarfs an regenerativen Ener<strong>gie</strong>n zu immer<br />

leistungsstärkeren Anlagen und somit<br />

zunehmenden Anlagengrößen. Die<br />

Reduzierung des Leistungsgewichtes (t/<br />

MW) sowie der Gondelabmessungen ist<br />

hierbei sowohl für die Windkraftanlagenhersteller,<br />

insbesondere im Offshore-Bereich,<br />

als auch für die Gießereien von<br />

höchster Bedeutung.<br />

Mehrere Komponenten einer Windkraftanlage<br />

werden aus duktilem Eisenguss<br />

EN-GJS-400 hergestellt. Ein bisher<br />

wenig untersuchter Aspekt ist die Bewertung<br />

des mehrachsigen Spannungszustands<br />

in hochbeanspruchten Bereichen<br />

von dickwandigen Komponenten für solche<br />

Fälle, in denen die Beanspruchungen<br />

nichtproportional sind: Nichtproportionale<br />

Beanspruchungen werden dadurch charakterisiert,<br />

dass die lokalen Spannungskomponenten<br />

unkorreliert sind. Das Forschungsvorhaben<br />

MultiWind soll diese<br />

Lücke schließen und ein zuverlässiges<br />

Auslegungsverfahren für Großbauteile<br />

aus EN-GJS-400 unter mehrachsigen<br />

nichtproportionalen Beanspruchungen<br />

erarbeiten.<br />

MultiWind wird durch die AiF-Forschungsvereinigung<br />

Gießereitechnik<br />

(FVG) des Bundesverbands der Deutschen<br />

Gießerei-Industrie (BDG), Düsseldorf, sowie<br />

der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

(FVA) des Verbands Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA),<br />

Frankfurt, unterstützt. Am projektbegleitenden<br />

Ausschuss nehmen acht Windkraftanlagenhersteller,<br />

vier Gießereien,<br />

ein Windkraftanlagenentwic<strong>kl</strong>er und zwei<br />

Ingenieurdienstleister teil. Die Zertifizierer<br />

Germanischer Lloyd, TÜV Nord und TÜV<br />

Süd sind ebenfalls im projektbegleitenden<br />

Ausschuss vertreten und können die Projektergebnisse<br />

zeitnah nach dem Projektabschluss<br />

in die jeweiligen Richtlinien<br />

übernehmen. Im Rahmen des Projekts<br />

sind experimentelle Untersuchungen an<br />

Proben aus dickwandigem Gusseisen geplant,<br />

welche zur Ableitung der relevanten<br />

Schwingfestigkeitskennwerte dienen. Die<br />

ermittelten Kennwerte werden zur Erarbeitung<br />

einer zuverlässigen numerischen<br />

Auslegungsmethode für nichtproportionale<br />

Beanspruchungen verwendet.<br />

www.lbf.fraunhofer.de/multiwind.de<br />

FOTO: MEV, GRAFIK/COLLAGE: FRAUNHOFER LBF.<br />

Forschungsvorhaben abgeschlossen<br />

> IGF: Das Forschungsvorhaben IGF<br />

1757 8N „Analyse der Zerspanbarkeit und<br />

der Werkstoffeigenschaften von ausferritischem<br />

Gusseisen mit Kugelgrafit (AGI)“<br />

wurde am 31.12.2015 erfolgreich abgeschlossen.<br />

Ziel war die umfassende Untersuchung<br />

des Zerspanungsverhaltens<br />

von AGI-Werkstoffen. Drei Werkstoffe<br />

wurden durch Wärmebehandlung hergestellt,<br />

charakterisiert und nachfolgend<br />

durch Drehen, Fräsen und Bohren zerspant.<br />

Werkzeugstandzeiten und Zerspanungsparameter<br />

wurden aufgenommen<br />

und die Ergebnisse mit den Referenzwerkstoffen<br />

EN-GJV-450 und EN-GJL-300 bzw.<br />

250 verglichen. Im Gegensatz zur Drehund<br />

Bohrbearbeitung sollte die Fräsbearbeitung<br />

nur im Trockenschnitt erfolgen.<br />

Durch die Untersuchungen zur Zerspanbarkeit<br />

von austenitisch-ferritischem<br />

Gusseisen mit Lamellengrafit wurde eine<br />

Wissensbasis zur Zerspanbarkeit dieser<br />

Werkstoffe geschaffen und Bearbeitungsrichtlinien<br />

entworfen, die es insbesondere<br />

<strong>kl</strong>einen und mittelständischen Unternehmen<br />

ermöglichen, eine effektivere<br />

spanende Bearbeitung von AGI-Werkstoffen<br />

umzusetzen.<br />

Das IGF-Vorhaben Nr. 17578N wurde<br />

über die Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen (AiF) im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung<br />

der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />

und -entwic<strong>kl</strong>ung (IGF) vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Ener<strong>gie</strong><br />

aufgrund eines Beschlusses des<br />

Deutschen Bundestages gefördert. Der<br />

Forschungsbericht ist ab sofort verfügbar<br />

und kann über die Forschungsvereinigung<br />

Gießereitechnik e.V. (FVG) bestellt<br />

werden:<br />

fvg@bdguss.de<br />

14 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Brems<strong>kl</strong>otzsohlen für den britischen Markt<br />

Im Eisenwerk Arnstadt gegossene Brems<strong>kl</strong>otzsohle für den britischen Eisenbahnmarkt.<br />

> EISENWERK ARNSTADT: Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />

sind ein Standardprodukt der Eisenbahnindustrie<br />

mit höchsten Anforderungen:<br />

Millimetergenaue Abmessungen<br />

sind die Basis, damit sich der Keil der<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen am Bremsgestänge des<br />

Waggons präzise einfügt. Ebenso wichtig<br />

ist eine lange Standzeit unter extremer<br />

Belastung. Der britische Bahnzulieferer<br />

Unipart Rail aus Doncaster vertraut bei<br />

der Herstellung seiner Brems<strong>kl</strong>ötze seit<br />

nunmehr zehn Jahren auf die Qualitätsarbeit<br />

des Eisenwerks Arnstadt (EWA),<br />

einer führenden Gießerei im Bereich gegossener<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen und -<strong>kl</strong>ötze.<br />

Gemeinsam erzielen die beiden Unternehmen<br />

anforderungsgerechte Ergebnisse<br />

und langlebige Produkte.<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen sind Teil des großen<br />

Portfolios von Unipart Rail. Die Bremsbeläge<br />

werden in den unterschiedlichsten<br />

Schienenfahrzeugen eingesetzt: Von Regionalzügen<br />

über Fernverkehrszüge und<br />

Güterzüge bis hin zu Museumszügen – für<br />

die Waggonhersteller sind präzise Teilabmessungen<br />

für den millimetergenauen<br />

Einbau der Bauteile am Bremsgestänge<br />

des Fahrzeugs das A und O. Bei der Fertigung<br />

und Beschaffung des optimalen<br />

Eisenprodukts setzt Unipart Rail daher auf<br />

externe Spezialisten. Seit zehn Jahren arbeitet<br />

das Unternehmen bereits mit der<br />

Gießerei aus Arnstadt zusammen. „Die<br />

Herausforderung ist es, die Produkte in<br />

der exakten Spezifikation zur richtigen<br />

Zeit und für das kundenspezifische Fahrzeugmodell<br />

zu erhalten, sodass wir unsere<br />

britischen Bahnkunden just in time mit<br />

den Bremsbelägen versorgen können.<br />

Das ermöglicht uns das Eisenwerk Arnstadt“,<br />

er<strong>kl</strong>ärt Matt Sidall, Category Manager<br />

bei Unipart Rail.<br />

Das Eisenwerk Arnstadt liefert mehr<br />

als 20 verschiedene Typen von Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />

an den britischen Zulieferer. „Das<br />

Auftragsvolumen hat sich über die Jahre<br />

stetig vergrößert, inzwischen stellen wir<br />

monatlich zwischen 20 000 und 25 000<br />

Stück her. Wir liefern auch Sonderanfertigungen<br />

an Unipart Rail und heben uns damit<br />

von unseren Marktbegleitern ab“, er<strong>kl</strong>ärt<br />

Thorsten Jakob, Vertriebsleiter des<br />

Eisenwerks Arnstadt. Die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen<br />

wiegen je nach Ausführung zwischen<br />

3,4 und 28,9 kg. Das Eisenwerk Arnstadt<br />

liefert die Bauteile in den zwei Materialgüten<br />

P15 und P30 aus. Diese weisen einen<br />

unterschiedlichen Phosphorgehalt auf und<br />

werden in Abhängigkeit vom Anforderungsprofil<br />

eingesetzt. Aufgrund der hohen<br />

Belastung in der Anwendung werden die<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen alle drei Monate oder<br />

nach 5000 km ausgetauscht.<br />

Die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen fertigt das Eisenwerk<br />

Arnstadt aus Gusseisen mit Lamellengrafit.<br />

Für die Anwendung von<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen bietet das Material viele<br />

Vorteile: Die Lamellen wirken wie <strong>kl</strong>eine<br />

Stoßdämpfer – die hohe Druckbelastbarkeit<br />

und die guten Schwingungseigenschaften<br />

kommen der Langlebigkeit der<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen zugute. Zudem ist der<br />

Werkstoff geeignet, um Bauteile mit komplizierter<br />

Geometrie präzise zu fertigen.<br />

Optimale Voraussetzungen, damit die<br />

Brems<strong>kl</strong>otzsohlen in gleichbleibender<br />

Qualität reproduzierbar sind und dauerhaft<br />

leistungsfähig bleiben. Neben hohen<br />

Standzeiten der Brems<strong>kl</strong>otzsohlen spielt<br />

für Unipart Rail vor allem die Liefertermintreue<br />

eine wichtige Rolle – ein ständiger<br />

Austausch zwischen den beiden<br />

Unternehmen ist da wichtig. So sprechen<br />

das Eisenwerk Arnstadt und Unipart Rail<br />

kontinuierlich über die Planung, Abwic<strong>kl</strong>ung<br />

und Prozessbegleitung. Auf diese<br />

Weise stimmt der Gussexperte die gesamte<br />

Wertschöpfungskette auf die Kundenanforderungen<br />

ab. Optimiert wurde so<br />

auch die Transportsicherheit: Lange setzte<br />

das Eisenwerk Arnstadt allein auf Folie,<br />

um seine Ladung auf Paletten zu befestigen.<br />

Um die Brems<strong>kl</strong>otzsohlen noch besser<br />

zu sichern und Bewegungen zu vermeiden,<br />

setzt der Gussexperte nun zusätzlich<br />

auf einen stabilen Papprahmen.<br />

Dadurch wird Materialschäden beim<br />

Transport effektiv vorgebeugt. Das Ergebnis:<br />

Unipart Rail profitiert von einer termingerechten<br />

und sicheren Lieferung. Die<br />

gute Zusammenarbeit zeigt sich zudem<br />

anhand der positiven Rückmeldungen der<br />

Unipart-Rail-Kunden zur Produktqualität.<br />

„Wir bewerten unsere Lieferanten monatlich,<br />

und das Eisenwerk Arnstadt befindet<br />

sich regelmäßig an der Spitze unserer<br />

Top-50-Zulieferer“, er<strong>kl</strong>ärt Matt Sidall.<br />

www.ewa-guss.de<br />

FOTO: EISENWERK ARNSTADT<br />

AAGM Aalener<br />

Gießereimaschinen GmbH<br />

Gewerbehof 28 · D-73441 Bopfingen<br />

Tel. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-0<br />

Fax. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-10<br />

E-Mail: info@aagm.de · Web: www.aagm.de<br />

Der SpeZIALIST<br />

FÜr AUFKOHLUNG<br />

www.cs-additive.de


AKTUELLES<br />

Deutschlands beste Ener<strong>gie</strong>-Scouts<br />

> EISENGIESSEREI BAUMGARTE: Maren<br />

Neugebauer, Gießereimechanikerin<br />

im 1. Lehrjahr, und Alexander König, Elektroniker<br />

für Betriebstechnik im 3. Lehrjahr,<br />

von der Eisen<strong>gie</strong>ßerei Baumgarte<br />

GmbH aus Bielefeld sind jetzt von der<br />

Mittelstandsinitiative in Berlin feierlich<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Ener<strong>gie</strong>-Scouts sind Auszubildende,<br />

die bei den Industrie- und Handelskammern<br />

Know-how rund um das Thema<br />

Ener<strong>gie</strong>effizienz erwerben. Sie unterstützen<br />

so ihre Ausbildungsbetriebe beim <strong>kl</strong>ugen<br />

Umgang mit Ener<strong>gie</strong> und übernehmen<br />

Verantwortung für eigene Projekte. Insgesamt<br />

haben sich seit Anfang 2014<br />

deutschlandweit über 2000 Auszubildende<br />

aus ca. 700 Unternehmen zu Ener<strong>gie</strong>-<br />

Scouts qualifiziert.<br />

Die beiden Auszubildenden der Bielefelder<br />

Gießerei wurden für ihr herausragendes<br />

Effizienzprojekt ausgezeichnet. In<br />

diesem Projekt haben die beiden die Laufzeit<br />

der Rührwerke im Unternehmen von<br />

Dauerbetrieb auf eine bedarfsgerechte<br />

Taktung umgestellt. Anhand eines sorgsam<br />

konzipierten Versuchsaufbaus konnten<br />

sie nachweisen, dass sie den Stromverbrauch<br />

der Rührwerke durch eine Intervallschaltung<br />

um ca. zwei Drittel<br />

senken können, ohne dass ein Qualitätsverlust<br />

entsteht. Hochgerechnet auf alle<br />

Rührwerke der Eisen<strong>gie</strong>ßerei werden so<br />

17 MWh Strom im Jahr eingespart. Dies<br />

entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch<br />

von vier Einfamilienhäusern mit je vier<br />

Dr. Hartmut Versen (v.l.) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Ener<strong>gie</strong> (BMWi), Berthold<br />

Goeke vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit<br />

(BMUB), Maren Neugebauer, Eisen<strong>gie</strong>ßerei Baumgarte, und Dr. Martin Wansleben vom<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), bei der Preisverleihung.<br />

Bewohnern. Die Umstellung von Geräten<br />

und Anlagen von einem permanenten Betrieb<br />

auf eine an den konkreten Produktionsprozess<br />

angepasste Laufzeit birgt für<br />

viele Branchen und Unternehmen erhebliches<br />

Einsparpotenzial.<br />

Die Auswahl der Sieger-Projekte oblag<br />

einer Jury aus Vertretern des Bundesumweltministeriums,<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />

des Zentralverbands des<br />

Deutschen Handwerks, des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertages und<br />

der ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG,<br />

die das Konzept der Ener<strong>gie</strong>-Scouts 2010<br />

erfunden und mit Hilfe ihrer Auszubildenden<br />

seitdem ca. 1 Mio. Euro an Ener<strong>gie</strong>kosten<br />

eingespart hat. Es war das zweite<br />

Mal, dass die Mittelstandsinitiative die<br />

besten Ener<strong>gie</strong>-Scouts des Jahres geehrt<br />

hat. www..eisen<strong>gie</strong>sserei-baumgarte.de<br />

FOTO: DIHK / JENS SCHICKE<br />

Alexander Peske ist neuer CBDO<br />

> DIHAG HOLDING: Alexander Peske<br />

ist seit dem 1. Juni <strong>2016</strong> neuer Chief Business<br />

Development Officer (CBDO) der<br />

DIHAG Holding GmbH, Essen. Basierend<br />

auf den ambitionierten Plänen der Geschäftsführung,<br />

den Unternehmenserfolg<br />

weiter auszubauen, wird der Schweizer<br />

gemeinsam mit den heutigen Geschäftsführern<br />

Dr. Heiko Brauckhoff (CSO), Carsten<br />

Kloes (CFO) und Stefan Mettler (COO)<br />

die Entwic<strong>kl</strong>ung bestehender und die Erschließung<br />

neuer Geschäftsfelder für die<br />

größte Gießereigruppe Westeuropas weiter<br />

vorantreiben.<br />

Zum Verantwortungsbereich von Peske<br />

gehören im Zusammenhang mit dem<br />

weiteren Ausbau des Unternehmenserfolges<br />

und der Unternehmensstrate<strong>gie</strong><br />

die Bereiche Investitionen und strategische<br />

Erweiterung Osteuropa.<br />

Erfahrung in leitenden Positionen<br />

sammelte er bereits bei der Schweizer<br />

Muttergesellschaft, der DIHAG Group AG.<br />

Darüber hinaus arbeitete der studierte<br />

Wirtschaftswissenschaftler als Unternehmensberater<br />

sowie in leitender Funktion<br />

bei einem Schweizer Multi-Client Family<br />

Office. „Die Erweiterung der Geschäftsführung<br />

um Peske ist ein großer Gewinn<br />

für die DIHAG Holding. Aus seinen bisherigen<br />

Positionen bringt er viel Know-how<br />

und Erfahrung mit. Gemeinsam setzen<br />

wir auch in Zukunft den eingeschlagenen<br />

Wachstumskurs weiter fort“, er<strong>kl</strong>ärt CSO<br />

Dr. Heiko Brauckhoff. „Mit den Stärken<br />

unserer mittelständischen Gießereien,<br />

der Diversifizierung durch die Unternehmensgruppe<br />

und dem finanzstarken Hintergrund<br />

der Muttergesellschaft können<br />

wir innovativ, flexibel und kundenorientiert<br />

handeln. Das ist genau der richtige<br />

Weg, um den Herausforderungen des globalen<br />

Wettbewerbs zu begegnen“, ergänzt<br />

Peske. Zentraler Bestandteil der<br />

Unternehmensstrate<strong>gie</strong> ist insbesondere<br />

der Know-how-Transfer innerhalb der<br />

Gruppe. Der Gießereiverbund setzt daher<br />

zunehmend auf Kooperationen und Entwic<strong>kl</strong>ungspartnerschaften<br />

mit Kunden<br />

und Hochschulen.<br />

http://dihag.com<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik Aktuelles<br />

berücksichtigen?<br />

Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

16 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Drei Fragen an...<br />

Günther Wulf, Kunstgussliebhaber aus<br />

Allmersbach im Tal und Sammler von<br />

gusseisernen Öfen über seine Ofenkollektion<br />

und die Hintergründe seiner Sammelleidenschaft<br />

Herr Wulf, bitte erzählen Sie uns etwas über Ihre Kunstgussofensammlung<br />

und wie es zu Ihrer Sammelleidenschaft<br />

gekommen ist?<br />

Es handelt sich um 90 Öfen aus drei Jahrhunderten. Es ist eine<br />

der schönsten Sammlungen in Deutschland. Ich habe meine<br />

Kunst gussofensammlung 42 Jahre lang in einem privaten<br />

Museum in Allmersbach im Tal bei Backnang ausgestellt. Jeder<br />

Ofen ist ein Kunstwerk und voll funktionsfähig.<br />

Wie kam es zu Ihrer Leidenschaft für gusseiserne Öfen?<br />

Zum Sammler wurde ich aus reinem Zufall. Ich war von meinem<br />

ersten gusseisernen Ofen mit <strong>kl</strong>einen Putten auf einer Weltkugel<br />

ungeheuer fasziniert. Später habe ich dann nur noch Gussöfen<br />

aus Deutschland gesammelt. Ich stamme aus der ehemaligen<br />

DDR, bin aber noch vor dem Bau der Mauer in den Westen gekommen.<br />

Im Westen arbeitete ich dann als Fernmeldemonteur,<br />

da waren wir viel auf Montage. So habe ich meinen ersten Ofen<br />

kennengelernt. Ich wusste gar nicht, dass es solche tollen Öfen<br />

überhaupt gibt. Bei uns in Mec<strong>kl</strong>enburg, einem damals recht<br />

armen Land, gab es solche Öfen nur in Gutsherrenhäusern. In<br />

Lahr im Schwarzwald habe ich meinen ersten Ofen bei der Montage<br />

im Keller entdeckt und ihn dem Besitzer für 500 Mark abgekauft.<br />

Das war 1971. Ich war so versessen auf den Ofen, weil<br />

ich so etwas noch nie gesehen hatte. Dann bin ich süchtig geworden.<br />

In jedem Haus, wo wir unsere Fernmeldekabel montierten,<br />

habe ich nach Öfen gefragt. Als ich die ersten 20 beieinander<br />

hatte, wurde die Presse aufmerksam. Über meine Sammlung<br />

wurde auch zwei Mal im Fernsehen berichtet. Dadurch ist sie<br />

national und international ziemlich bekannt geworden.<br />

Verraten sie uns doch etwas über die historischen Hintergründe<br />

Ihrer Gussöfen?<br />

Mein ältester Ofen stammt aus dem Jahr 1720. Dann habe ich<br />

noch ein ganz tolles Stück vom Grafen von Stauffenberg, der<br />

das Hitler-Attentat durchgeführt hat. Der hatte diesen Majolika-Kachelofen<br />

mit gusseisernen Füßen und Majolika-Kacheln<br />

in seinem Kinderzimmer. Den Ofen habe ich in der Nähe von<br />

Stuttgart von einem Elektromeister gekauft. Nach dem Krieg<br />

hat er die Elektroinstallation bei der Familie des Grafen vorgenommen<br />

und hat dafür den Ofen bekommen. Meine Sammlung<br />

steht zum Verkauf. Der Verkaufspreis ist Verhandlungssache.<br />

Ich würde mich freuen, wenn die Sammlung zusammen<br />

bleibt.<br />

www.kunstgussofen.com<br />

FOTO: PRIVAT<br />

IBB_174x85mm_VCT800 13.12.2007 14:50 Uhr Seite 1<br />

Kipp-Kokillen<strong>gie</strong>ßmaschine VARIOCAST VCT 800<br />

VARIOCAST VCT 800 in Grundstellung, geschlossen:<br />

Planparalleles Schließen, Öffnen und Auswerfen<br />

Kokillengewicht 1200kg<br />

Aufspannfläche 800 x 600mm<br />

Schließkraft 150kN, Schließhub 630mm<br />

Auswerferkraft 200kN; Auswerferhub 100mm<br />

Kippwinkel 95°<br />

Herwig Baumann<br />

Talweg 8<br />

75433 Maulbronn<br />

Fon : +49 (0) 70 43 / 20 96<br />

Fax : +49 (0) 70 43 / 88 05<br />

Internet : www.ibb-baumann.de<br />

E-mail : info@ibb-baumann.de<br />

www.prh-werbung.de<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 17


SPEKTRUM<br />

Mit dem Präzisions<strong>gie</strong>ßverfahren<br />

Exacast kann Wolfensberger<br />

in den entscheidenden<br />

Gussteilbereichen Genauigkeiten<br />

erzielen wie sonst nur mit<br />

Fein<strong>gie</strong>ßverfahren (Bild links).<br />

Durch computergesteuertes<br />

Verschmelzen von Metallpulverschichten<br />

mit dem Laser<br />

können sehr aufwendige Geometrien<br />

z. B. mit konturnahen<br />

Temperierkanälen hergestellt<br />

werden (Bild rechts).<br />

FOTOS: KLAUS VOLLRATH<br />

Werkstoffkompetenz beim<br />

Gießen und 3-D-Laserschmelzen<br />

Zu den wesentlichen Vorteilen des Gießens zählt der hohe Freiheitsgrad, welcher dem<br />

Konstrukteur bei der Gestaltung der Geometrie ermöglicht wird. Mit dem Aufkommen<br />

des 3-D-Laserschmelzens ergeben sich heute zusätzliche gestalterische Möglichkeiten<br />

wie z. B. freigeformte Strömungskanäle für Temperiermedien. Durch Bündelung dieser<br />

verschiedenen Technolo<strong>gie</strong>n stehen dem Anwender heute zusätzliche Möglichkeiten<br />

offen. Für ihre optimale Nutzung ist die umfassende Werkstoffkompetenz des Gießers<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

VON KLAUS VOLLRATH, AARWANGEN,<br />

SCHWEIZ<br />

Wir sind Spezialisten für besonders<br />

anspruchsvolle Gussteile aus Eisen,<br />

Stahl und Sonderwerkstoffen<br />

und deren Bearbeitung“, sagt Urs Tanner,<br />

Leiter Zerspanungstechnik der Wolfensberger<br />

AG in Bauma, Schweiz. Das<br />

familiengeführte mittelständische Gießereiunternehmen<br />

ver<strong>gie</strong>ßt eine sehr breite<br />

Werkstoffpalette, die von le<strong>gie</strong>rten Gusseisenwerkstoffen<br />

z. B. für verschleißbeanspruchte<br />

Bauteile über Kohlenstoffstähle<br />

und Edelstähle bis zu Sonderwerkstoffen<br />

wie Nickelbasisle<strong>gie</strong>rungen reicht.<br />

Auch bezüglich der eingesetzten Gießverfahren<br />

nimmt man eine Sonderstellung<br />

ein und setzt neben dem <strong>kl</strong>assischen<br />

Sand<strong>gie</strong>ßen auch auf das Präzisions<strong>gie</strong>ßverfahren<br />

Exacast. Hiermit lassen sich in<br />

wichtigen Gussteilbereichen Genauigkeiten<br />

erzielen wie sonst nur mit Fein<strong>gie</strong>ßverfahren,<br />

dies jedoch bei wesentlich größeren<br />

Abmessungen und Gewichten.<br />

Darüber hinaus a<strong>gie</strong>rt das Unternehmen<br />

dank seiner umfassenden Kompetenz<br />

in den Bereichen Werkstoffe, Bauteil-<br />

Engineering und Prozessoptimierung als<br />

Entwic<strong>kl</strong>ungspartner seiner Kunden und<br />

übernimmt auch alle weiteren erforderli-<br />

Bild 1: Diese Formeinsätze aus Werkzeugstahl<br />

werden unmittelbar auf einer<br />

bearbeiteten Grundplatte aufgebaut,<br />

in der bereits Befestigungsgewinde und<br />

Medienzuführungen angelegt sind.<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 51


SPEKTRUM<br />

chen Aufgaben von der Bearbeitung über<br />

die Montage bis hin zur einbaufertigen<br />

Anlieferung in die Montageabteilungen<br />

des Kunden.<br />

Ergänzung des<br />

3-D-Laserschmelzens ...<br />

„Mit dem Aufkommen neuer Verfahren<br />

wie dem 3-D-Laserschmelzen haben wir<br />

unsere Verfahrensbandbreite schon vor<br />

Jahren um diese hochinteressante Technolo<strong>gie</strong><br />

erweitert“, ergänzt Michael Sieger,<br />

Leiter Qualitätssicherung/ Labor/<br />

Schweißaufsicht bei Wolfensberger. Hier<br />

könne man das vorhandene Know-how<br />

im Bereich Werkstoffe und Verarbeitungsverfahren<br />

z. B. durch das Verschweißen<br />

<strong>kl</strong>einerer Komponenten zu<br />

größeren Bauteilen bzw. Baugruppen<br />

hervorragend einsetzen. Im Ergebnis verfüge<br />

man damit über zusätzliche Freiheitsgrade,<br />

um dem Kunden das jeweils<br />

für seinen Bedarf geeignetste Verfahren<br />

anzubieten. Darüber hinaus könne man<br />

auch verschiedene Verfahren kombinieren,<br />

z. B. durch schweißtechnisches Fügen<br />

von gegossenen Teilen mit solchen,<br />

die mittels 3-D-Laserschmelzen hergestellt<br />

wurden.<br />

Bild 2: Mithilfe des 3-D-Laserschmelzens<br />

lassen sich filigrane Bauteile mit geringer<br />

Oberflächenrauheit erzeugen.<br />

... durch die Werkstoffkompetenz<br />

des Gießers<br />

„Als Gießer verfügen wir über ein Qualitätssicherungswesen,<br />

das den meisten<br />

3-D-Laserschmelzanbietern nicht zugänglich<br />

ist“, erläutert Urs Tanner. Beim 3-D-<br />

Laserschmelzen entstehen die Bauteile<br />

aus dünnen Pulverschichten, die mithilfe<br />

eines Laserstrahls computergesteuert<br />

aufgeschmolzen und dadurch übereinander<br />

geschweißt werden (Bild 1). Interne<br />

Analysen konnten aufzeigen, dass die<br />

hierbei entstehende Schichtstruktur im<br />

Vergleich zu einem mithilfe anderer Technolo<strong>gie</strong>n<br />

gefertigten Bauteil eine Dichte<br />

von 99,94 % bzw. eine Restporosität von<br />

lediglich 0,06 % aufweist. Das Gefüge ist<br />

daher gegenüber druckbeaufschlagten<br />

Medien wie Gasen oder Hydraulikflüssigkeiten<br />

faktisch dicht. Zu beachten ist lediglich<br />

eine gewisse Anisotropie. Das<br />

bedeutet, dass Eigenschaften wie Zugfestigkeit,<br />

Bruchdehnung oder Kerb schlagzähigkeit<br />

teilweise davon abhängen, wie<br />

das Bauteil bei seiner Entstehung relativ<br />

zur Baurichtung orientiert war. Wichtig ist<br />

in diesem Zusammenhang außerdem<br />

auch, wieweit sich eine eventuelle Wärmebehandlung<br />

auf diese Eigenschaften<br />

auswirkt. Dank des eigenen Prüflabors<br />

kann Wolfensberger solche Zusammenhänge<br />

schnell und effizient untersuchen<br />

und so die Bauteileigenschaften optimal<br />

an die Anforderungen des Kunden anpassen.<br />

Zunächst ist festzustellen, dass die<br />

3-D-Laserproben durchweg gute, über<br />

den Erwartungen liegende Werte sowohl<br />

bezüglich ihrer Festigkeitswerte als auch<br />

mit Blick auf ihre Kerbschlagzähigkeit aufweisen.<br />

Durch geschickte Anordnung der<br />

Proben im Bauraum ist es zusätzlich möglich,<br />

z. B. zusätzliche Festigkeitsreserven<br />

von bis zu 15 % zu nutzen. Da sich Festigkeits-<br />

und Dehnungswerte gegenläufig<br />

verhalten, kann man umgekehrt auch höhere<br />

Zähigkeitsreserven anstreben. Hervorzuheben<br />

ist, dass die festgestellten<br />

Standardabweichungen sehr gering sind,<br />

was eine gute Beherrschung des Bauprozesses<br />

unterstreicht.<br />

Vorteile des 3-D-Laserschmelzens<br />

„Der Vorteil des 3-D-Laserschmelzens<br />

sind die im Vergleich zum Gießen noch-<br />

52 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


FOTO: WOLFENSBERGER<br />

FOTOS: KLAUS VOLLRATH<br />

Bild 4: Serienfertigung<br />

von Bauteilen,<br />

deren Basis mit der<br />

Stahl-Grundplatte<br />

verschweißt ist. Die<br />

untere Kontur wird<br />

beim Freischneiden<br />

durch Drahterodieren<br />

erzeugt. So entstehen<br />

in einem<br />

Durchlauf 144 Einzelteile<br />

Bild 3: (oben) Per<br />

3-D-Laserschmelzen<br />

wurden aufgrund<br />

des Bauteilevolumens<br />

sechs Segmente<br />

für die Nachbildung<br />

eines eingescannten<br />

Düsenrings<br />

erzeugt und<br />

anschließend zusammengeschweißt.<br />

Mit diesem Bauteil<br />

konnten Simulationen<br />

bezüglich Wirkungsgrad<br />

der Komponente<br />

durchgeführt<br />

werden.<br />

Bild 5:<br />

Eine der aktuell<br />

drei Anlagen des<br />

Typs Eosint<br />

M 270.<br />

FOTO: KLAUS VOLLRATH<br />

mals erheblich erweiterten Freiheitsgrade<br />

für den Konstrukteur“, verrät Michael Sieger.<br />

Das Metallpulver, das von einem<br />

Schlitten nach und nach in dünnen Schichten<br />

auf dem Boden des Bauraums aufgetragen<br />

wird, bildet auch in den Bereichen,<br />

wo keine Verschmelzung durch den Laser<br />

erfolgt, ein dichtes „Bett“, welches auch<br />

zunächst isolierte, auf dem losen Pulver<br />

lediglich aufliegende Schmelzschichten<br />

stützt und an Ort und Stelle stabilisiert,<br />

bis sie in höher liegenden Bereichen wieder<br />

mit der restlichen Struktur zusammenwachsen.<br />

So lassen sich sogar ineinander<br />

liegende durchbrochene Kugeln unterschiedlichen<br />

Durchmessers darstellen, die<br />

untereinander gar keine mechanische Verbindung<br />

aufweisen. Von praktischer Bedeutung<br />

sind insbesondere innenliegende<br />

Hohlräume, schwer bearbeitbare Konturen<br />

mit strömungsoptimierter Geometrie<br />

oder komplex geformte Medienkanäle<br />

z. B. für Formeinsätze, die oberflächennah<br />

temperiert werden müssen. Einzige Beschränkung<br />

sind ausreichende Durchlässe,<br />

um das lose Pulver nach Abschluss<br />

des Bauprozesses aus dem Inneren des<br />

Hohlraums entfernen zu können. Mit speziellen<br />

Technolo<strong>gie</strong>n ist es sogar möglich,<br />

die inneren Wände von mediendurchflossenen<br />

Bohrungen bzw. Kanälen zur Verringerung<br />

des Strömungswiderstandes<br />

glattzupolieren. Einen Überblick über die<br />

Technik und das Produktspektrum zeigen<br />

die Bilder 1 bis 4.<br />

Alles aus einer Hand<br />

„Bei einer solch anspruchsvollen Technolo<strong>gie</strong><br />

wie dem 3-D-Laserschmelzen erweist<br />

es sich als entscheidender Vorteil, dass<br />

wir sämtliche Prüfungen und Bearbeitungen<br />

im eigenen Hause durchführen können“,<br />

weiß Tanner. Damit verfüge man im<br />

Vergleich zu vielen anderen Anbietern auf<br />

diesem Gebiet über entscheidende Vorteile.<br />

Zudem sei man in diese Technolo<strong>gie</strong><br />

frühzeitig eingestiegen und könne deshalb<br />

im Bereich des Selective Laser Manufacturing<br />

(SLM) auf ein mittlerweile 15-jähriges<br />

Know-how zurückgreifen. Für die Wolfensberger-Kunden<br />

ergeben sich aus dieser<br />

Erfahrung sowie den zusätzlichen<br />

Kompetenzen entsprechende Vorteile.<br />

Zurzeit stehen drei Anlagen mit einer<br />

Bauraumgröße von jeweils 250 x 250 x<br />

310 mm zur Verfügung, während eine<br />

vierte Anlage bereits in Auftrag gegeben<br />

wurde (Bild 5). Verarbeitet wird eine vergleichsweise<br />

breite Palette von le<strong>gie</strong>rten<br />

Stählen, Edelstählen, Werkzeugstählen<br />

sowie Sonderwerkstoffen wie Titan. Die<br />

Kunden kommen aus unterschiedlichsten<br />

Branchen wie dem Formen- und Werkzeugbau,<br />

dem Maschinenbau oder der<br />

Medizintechnik. Die Losgrößen reichen<br />

vom Einzelstück bis zu mittleren Serien.<br />

Nach dem Aufbau werden die Teile mithilfe<br />

von Verfahren wie dem Drahterodieren<br />

von der massiven Grundplatte getrennt<br />

und je nach Bedarf mithilfe spanabhebender<br />

Verfahren bzw. durch<br />

Wärmebehandlung oder Beschichtung<br />

weiter veredelt.<br />

www.wolfensberger.ch<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 53


UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

FOTOS: BDG/PITEREK<br />

Mut zur Forschung<br />

Gießzelle bei der HZD in Premnitz: Im Werk<br />

arbeiten 100 Mitarbeiter an den Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen,<br />

in der Nachbearbeitung, im Werkzeugbau<br />

oder in der Verwaltung.<br />

Die Havelländische Zink-Druckguss GmbH & Co. KG im brandenburgischen Premnitz stellt<br />

sich mit innovativer Forschung, Automatisierung und Digitalisierung neu für die<br />

Zukunft auf. Künftig will das Unternehmen auch mit Zink als Leichtbauwerkstoff punkten.<br />

VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF<br />

Oliver Ganschar und<br />

Matthias Manns<br />

(v. l. n. r.) mit dem<br />

AMG-Schalthebel<br />

aus Zincopor. Bei<br />

Luxuslimousinen<br />

von Mercedes-AMG<br />

entscheidet beim<br />

Schalthebel die<br />

Haptik.<br />

Seit einiger Zeit steht ein Baum mit<br />

filigranen Zinkblättern im Haus der<br />

Gießerei-Industrie in Düsseldorf –<br />

eine Dauerleihgabe der Havelländischen<br />

Zink-Druckguss GmbH & Co. KG (HZD) in<br />

Premnitz, die damit ihre Kompetenz im<br />

Bereich Dünnwandguss auf der Euroguss<br />

<strong>2016</strong> demonstrieren konnte. Das innovative<br />

Unternehmen verfolgt insbesondere<br />

ein Ziel: „Gewichtsreduzierung soll sofort<br />

mit der HZD in Verbindung gebracht werden“,<br />

bringt es Oliver Ganschar, neuer<br />

Wer<strong>kl</strong>eiter der Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei im Westen<br />

Brandenburgs, auf den Punkt. Ganschar<br />

ist seit kurzem zusammen mit dem<br />

kaufmännischen Leiter Raiko Hentze das<br />

Team von Petar Marovic, der die Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei<br />

seit vergangenem Jahr als<br />

Geschäftsführer leitet und sie <strong>2016</strong> auch<br />

als Gesellschafter übernommen hat.<br />

Seit der Gründung im Jahr 1991 ist<br />

der Betrieb ordentlich gewachsen: Die<br />

Belegschaft wuchs auf heute rund 100<br />

54 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


Mitarbeiter – eine Erfolgsgeschichte für<br />

die strukturschwache Region an der Havel.<br />

Heute fertigt die HZD rund 3000 Artikel<br />

für etwa 200 Kunden, produziert<br />

jährlich 3000 Tonnen Zinkdruckguss und<br />

konnte ihre Gesamtleistung auf aktuell<br />

17,4 Mio. Euro steigern. Die Zinkexperten<br />

aus dem Havelland teilen sich den<br />

Markt mit Unternehmen wie z. B. der<br />

HDO Druckguss- und Oberflächentechnik<br />

GmbH, Paderborn, der Adolf Föhl<br />

GmbH + Co KG, Rudersberg-Nec<strong>kl</strong>insberg,<br />

und der G.A.Röders GmbH & Co.<br />

KG aus Soltau.<br />

In der Fertigungshalle sind 22 Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen<br />

im Einsatz, überwiegend<br />

Modelle des Gießereimaschinenbauers<br />

Oskar Frech mit Schließkräften zwischen<br />

7,5 und 200 t. Die Werker arbeiten im<br />

3-Schichtbetrieb und produzieren Bauteile<br />

aus den Zin<strong>kl</strong>e<strong>gie</strong>rungen Z410 und<br />

Z430 im Gewichtsbereich zwischen<br />

0,1 Gramm und zwei Kilogramm. Die Kunden<br />

kommen aus den Branchen Automotive,<br />

Haushaltsgeräte, Sanitär, Beschlags-,<br />

Antriebs-, Schließ- und Elektrotechnik.<br />

Wenn sich die Dauerformen der Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen<br />

mit einem hydraulischen<br />

Zischen schließen und das heiße Zink in<br />

die Kavitäten geschossen wird, entstehen<br />

mit nur einem Schuss bis zu 40 Gussteile.<br />

Die Losgrößen bei HZD reichen von 50 bis<br />

zu mehreren hunderttausend Stück. Ein<br />

Klassiker bei den Großserien ist z. B. das<br />

Scherenlager, das zum Kippen von Fenstern<br />

eingesetzt wird. Geliefert werden je<br />

nach Kundenwunsch entweder Rohteile<br />

oder fertige Komponenten. Die Prem nitzer<br />

konzipieren und managen bei Bedarf auch<br />

die Lieferantenkette.<br />

Auf den ersten Blick ist die HZD ein<br />

ganz normales Unternehmen wie zahlreiche<br />

andere in Deutschland. Aber etwas<br />

ist anders, das zeigt schon die Fülle an<br />

Preisen, die der Mittelständler regelmäßig<br />

auf dem Zinkdruckgusswettbewerb im<br />

Rahmen der Euroguss in Nürnberg abräumt.<br />

In diesem Jahr war es der zweite<br />

Platz für einen Hausanschlussverstärker<br />

in der Kategorie „Substitution durch Zinkdruckguss“.<br />

Aus einem zweiteiligen Aluminiumgehäuse<br />

wurde ein Zinkbauteil,<br />

das in einem Guss gefertigt wird. Die Substitution<br />

gelang auch, weil die HZD-Konstruktion<br />

die notwendige Abschirmung<br />

des Bauteils – ein Hausanschlussverstärker<br />

verstärkt den Kabelanschluss im<br />

Haushalt – auf unkompliziertere Weise als<br />

der Vorgänger realisieren konnte. Das<br />

schlug sich dann auch im Preis nieder!<br />

Die Funktionsfähigkeit des sensiblen<br />

Bauteils sichert auch ein innovatives Entgratungsverfahren,<br />

auf das die Zinkdruck<strong>gie</strong>ßer<br />

aus Premnitz schwören: Bei<br />

Mit diesem Hausanschlussverstärker<br />

hat die HZD den<br />

2. Platz beim Zinkdruckgusswettbewerb<br />

auf der<br />

Euroguss gewonnen.<br />

Das sensible<br />

Bauteil wird mit der<br />

kryogenen Entgratungstechnik<br />

nachbearbeitet.<br />

der sogenannten kryogenen Entgratung,<br />

angeboten von der Mewo GmbH, Olpe,<br />

wird das Bauteil mit Hilfe von Stickstoff<br />

auf -40 °C heruntergekühlt, im Fachjargon<br />

versprödet, und dann mit einem Granulat<br />

gestrahlt – so können die Grate<br />

sicher entfernt werden, ohne das Bauteil<br />

zu beschädigen. Der Zy<strong>kl</strong>us ist nach 3-4<br />

Minuten beendet. „Die Maschine von<br />

Mewo ist zuverlässig. Wenn ein Bauteil<br />

sehr dünnwandig ist und es sehr enge<br />

Toleranzen gibt, spielt die Musik für die<br />

Mewo-Anlage“, so Ganschar. HZD betreibt<br />

neben der kryogenen Entgratungsanlage<br />

auch noch Strahlanlagen sowie<br />

Gleitschleifanlagen und lässt Bauteile je<br />

nach Kundenwunsch auch thermisch entgraten.<br />

Vor einigen Jahren gewannen die pfiffigen<br />

Gießer aus Premnitz mit einem Bedienungshebel<br />

für die Tassimo-Kaffeemaschine<br />

von Bosch sogar den 1. Preis für<br />

die Oberfläche beim Zinkdruckgusswettbewerb.<br />

Es handelte sich um eine ganze<br />

Baugruppe mit Bedienungshebel und Umlegarmen.<br />

Ein weiteres Siegerteil ist der Wählhebel<br />

C218 – ein Schalthebel für ein Automatikgetriebe.<br />

Dieser überzeugte sowohl<br />

die Jury als auch den Kunden Mercedes-<br />

Mewo-Vertriebschef Ralf Sinner und<br />

Matthias Manns vor einem Stangenseparierer<br />

in der Zinkdruck<strong>gie</strong>ßerei.<br />

AMG. Den Preis erhielten die Premitzer für<br />

das Herstellverfahren mit ihrem innovativen<br />

Werkstoff Zincopor. „Bei diesem Bauteil<br />

war entscheidend, unter ein bestimmtes<br />

Gewichtslimit zu gelangen, das bei Einsatz<br />

von (Voll)Zink weit überschritten<br />

worden wäre“, er<strong>kl</strong>ärt Ganschar. „Ein zu<br />

schwerer Schaltknauf würde auf Grund der<br />

Massenträgheit bei einem abrupten<br />

Bremsmanöver nach vorne drängen und<br />

einen ungewollten Schaltvorgang auslösen.<br />

Das konnten wir mit unserem Leichtbauwerkstoff<br />

Zincopor vermeiden“, ergänzt<br />

der Manager, der in seiner Freizeit<br />

mit Schwimmen, Radfahren und Laufen<br />

Triathlon-Wettkämpfe bestreitet.<br />

Der patentierte Werkstoff Zincopor ist<br />

sogenannter Zinkschaum. In einer Schnittdarstellung<br />

erkennt man innerhalb des<br />

Bauteils zahlreiche Poren, doch die Oberfläche<br />

ist glatt. „Gewichtsreduzierung ist<br />

das Haupteinsatzziel. Wir erreichen mit<br />

Zincopor serienmäßig Gewichtsersparnisse<br />

im Bereich von 35 %“, beschreibt Matthias<br />

Manns, seit Anfang des Jahres Gießereileiter<br />

bei HZD. Manns ist eine impo-<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 55


UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

sante Erscheinung: Groß, kräftig, roter<br />

Bart, den er zu einem Zopf geflochten hat,<br />

und eine Tätowierung in Form eines keltischen<br />

Kreuzes auf dem Arm. Man kann<br />

ihn sich gut auf einem Mittelaltermarkt<br />

vorstellen, wo er Schwerter schmiedet –<br />

oder eben Zink <strong>gie</strong>ßt. „Auf Messen brauchen<br />

Herr Seiler, der Technolo<strong>gie</strong>chef,<br />

und ich keine Namensschilder – uns erkennt<br />

man immer schon von weitem“,<br />

sagt er lachend.<br />

Manns ist bereits seit elf Jahren bei der<br />

HZD, die letzten fünf Jahre hat er im Bereich<br />

Technolo<strong>gie</strong> gearbeitet und war damit<br />

an den spektakulären Neuentwic<strong>kl</strong>ungen<br />

des Unternehmens beteiligt. Während andere<br />

Firmen der Branche Eigenentwic<strong>kl</strong>ungen<br />

überwiegend scheuen, weil sich die<br />

Investition ohne Kundenauftrag am Ende<br />

vielleicht nicht in bare Münze umwandeln<br />

lässt, baut die HZD mit vier Entwic<strong>kl</strong>ern in<br />

der Forschung & Entwic<strong>kl</strong>ung ihre Kompetenz<br />

beim Gießen sehr komplexer Bauteile<br />

und bei der Entwic<strong>kl</strong>ung von Werkstoffen<br />

immer weiter aus – unterstützt auch vom<br />

Management. „Das Beherrschen der Komplexität<br />

ist unser Vorteil. Bei der Forschung<br />

konzentrieren wir uns auf Dünnwandigkeit,<br />

Präzision und Oberflächengüte“, so Ganschar.<br />

Und Manns ergänzt: „Wir trauen uns<br />

auch an die Entwic<strong>kl</strong>ung komplexer Elektronik-Kleinprodukte<br />

heran, vor denen andere<br />

viel Respekt haben.“ Der Mut zur eigenen<br />

Forschung hat auch mit einer vernünftigen<br />

Einstellung zu Fehlern zu tun:<br />

„Bei der Forschung muss man auch Fehler<br />

machen, um neue Produkte zu entwickeln<br />

– aus Fehlern lernen wir“, ist Ganschar<br />

überzeugt, der bis vor kurzem noch als<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut<br />

für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />

IAO in Stuttgart tätig war. Der<br />

Matthias Manns und Ralf Sinner<br />

vor der kryogenen Entgratungsanlage,<br />

mit der die Hausanschlussverstärker<br />

entgratet werden. Vor ihnen der Korb<br />

für die Schüttgüter, der manuell in die<br />

Maschinen gestellt wird.<br />

neue Mann hat sich viel vorgenommen für<br />

die nächsten Jahre. Und der Wandel ist<br />

auch notwendig, denn auch in der Beschlagindustrie,<br />

einer der größten Zielgruppen<br />

für die Premnitzer, hat es Veränderungen<br />

gegeben: Was früher eine dreiteilige<br />

Baugruppe war, ist heute eine 15-teilige.<br />

Neben der Produktentwickung steht die<br />

Automatisierung ganz oben auf Ganschars<br />

Messtechniker Alex prüft ein <strong>kl</strong>eines<br />

Elektronikgehäuse mit dem neuen optischen<br />

Profilprojektor der Firma Keyence<br />

Deutschland GmbH, Neu-Isenburg.<br />

To-Do-Liste: „Wir führen die automatische<br />

Gießzelle ein und wollen die Leichtbaurobotik<br />

angehen, ebenso wie das angussarme<br />

Gießen und die Einführung von Prüfautomaten“,<br />

zählt er auf. Den Werkstoff<br />

Zink hält er für durchaus zukunftsfähig,<br />

insbesondere weil im Automobilbau zunehmend<br />

Bauteile benötigt werden, die ein<br />

gutes EMV-Verhalten, hohe Festigkeiten,<br />

geringe Herstellungskosten und gute Recyclingfähigkeit<br />

haben. „Wir erwarten deshalb,<br />

dass die Nachfrage nach Zinkbauteilen<br />

stark zunehmen wird“, verrät er. Auch<br />

Expansionspläne, die über Deutschland<br />

hinausreichen, verfolgt das Unternehmen.<br />

Genauer will Ganschar hier jedoch noch<br />

nicht werden. Doch damit nicht genug: Die<br />

HZD will sich auch der digitalen industriellen<br />

Revolution, Stichwort Industrie 4.0, stellen:<br />

„Wir streben ein digitales Abbild der Produktion<br />

an, damit man zu jeder Zeit weiß,<br />

wo das Produkt ist. Dafür brauchen wir jedoch<br />

weiterhin Mitarbeiter als kontinuierliche<br />

Problembeheber. Ihr Anforderungsprofil<br />

wird in Zukunft jedoch steigen, damit sie<br />

mit der zunehmenden Automatisierung und<br />

Digitalisierung umgehen können“, gibt er zu<br />

bedenken. Der allmähliche Wandel im Unternehmen<br />

soll jedoch nicht zu Lasten der<br />

Mitarbeiter gehen. Im Gegenteil: Der Wachstumsplan<br />

des Unternehmens sieht noch in<br />

diesem Jahr Neueinstellungen vor. Gesucht<br />

werden neue Mitarbeiter mit Gießereikenntnissen,<br />

Werkstoffverständnis und Begeisterung<br />

für Technolo<strong>gie</strong>n und Innovationen.<br />

Ausgebildet werden zurzeit fünf Azubis zum<br />

Maschinen- und Anlagenführer, Kaufmann<br />

oder Logistiker. Die Belegschaft selbst soll<br />

kontinuierlich geschult werden, damit die<br />

Prozesse effizienter und produktiver werden<br />

– denn auf das knappe Gut der Fachkräfte<br />

kann auch in Premnitz niemand verzichten!<br />

<br />

www.hzd.eu<br />

56 GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong>


MEDIEN & BÜCHER<br />

Leonidas und andere Ehrenpreise<br />

Bei der Herstellung von Kunstguss ist viel<br />

Handarbeit gefragt<br />

Haben auch Sie interessante Videos<br />

zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />

gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Der Leonidas ist die begehrte Trophäe der Salzburger Sportlergala.<br />

Franz Schipflinger ist Inhaber des <strong>kl</strong>einen<br />

Handwerkbetriebs im Salzburger Land.<br />

Thomas Schipflinger ist seit 2013 im<br />

Betrieb aktiv.<br />

Auf der Webseite des Familienbetriebes finden<br />

sich neben den Sportpreisen auch zahlreiche<br />

weitere Arbeitsergebnisse.<br />

SCREENSHOTS: SALZBURG PLUS TELEVISION GMBH<br />

Der Leonidas ist ein begehrter Sportpreis<br />

in Österreich, der jährlich an<br />

Sportler vergeben wird. Hergestellt<br />

wird die Trophäe in einer <strong>kl</strong>einen<br />

Kunst<strong>gie</strong>ßerei im Herzen des Salzburger<br />

Landes in Maishofen. Ein Film dokumentiert<br />

die Arbeit in dem <strong>kl</strong>einen<br />

Betrieb und die Herausforderungen,<br />

die beim Kunst<strong>gie</strong>ßen entstehen.<br />

Franz Schipflinger ist Inhaber des <strong>kl</strong>einen<br />

Handwerkbetriebs im Salzburger<br />

Land. Neben dem Leonidas, dem Salzburger<br />

Sportpreis, werden im Betrieb<br />

auch zahlreiche andere Ehrenpreise, Tür<strong>kl</strong>inken,<br />

Gartenfiguren und Spezialanfertigungen<br />

in Handarbeit hergestellt. Das<br />

Unternehmen wurde 1987 vom Gießermeister<br />

Franz Schipflinger gegründet und<br />

steht seitdem für hochwertige Abgüsse.<br />

Der Familienbetrieb, in dem seit 2013<br />

auch der Sohn des Firmengründers aktiv<br />

ist, ist eine der letzten drei Gießereien in<br />

Salzburg. Mittlerweile gehören auch moderne<br />

Arbeitsmethoden zum Portfolio des<br />

Unternehmens. Kunden können ihr<br />

Wunschmodell als 3-D-Datensatz an die<br />

Kunst<strong>gie</strong>ßerei schicken, die das Modell<br />

am Rechner anpasst und anschließend<br />

auf einem 3-D-Drucker herstellt.<br />

Ein Video auf YouTube zeigt die einzelnen<br />

Arbeitsschritte, die zum Herstellen<br />

der Produkte notwendig sind und gewährt<br />

einen Einblick in das <strong>kl</strong>eine Familienunternehmen.<br />

QR-CODE/Link:<br />

Link zum Film auf<br />

Youtube:<br />

http://bit.ly/29R7e2o<br />

GIESSEREI 103 <strong>08</strong>/<strong>2016</strong> 77

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