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gie_06_2021

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EDITORIAL

Auf in die Zukunft

FOTO: BDG

Martin Vogt,

Chefredakteur

(E-Mail: martin.vogt@bdguss.de)

In dieser Ausgabe der Giesserei finden

Sie an verschiedenen Stellen Inhalte, die

deutliche innere Bezüge untereinander

haben. Das gilt natürlich im Grundsatz immer

für alle technisch-wissenschaftlichen

Themen, die man letztlich unter dem Begriff

„Prozess“ zusammenfassen könnte.

Ob und wie wir dies künftig in der GIES-

SEREI handhaben, hängt auch von Ihren

Rückmeldungen ab – und deswegen verweise

ich gerne noch mal auf unsere nach

wie vor laufende Leserumfrage, die dazu dienen

soll, die GIESSEREI noch plausibler,

noch besser, noch stringenter strukturiert,

noch wertvoller für Sie zu machen.

Konkret geht es mir aber für diese Ausgabe

um einen anderen Zusammenhang: In

der Rubrik „Unternehmen und Märkte“ berichten

wir wie jedes Jahr über den Gussabsatz

des Vorjahres und beleuchten natürlich

auch die konjunkturelle Situation Deutschlands

und der Welt.

Etwas weiter hinten im Bereich „Technologie

& Trends“, beschreiben wir ausführlich

ein Projekt, das der Verband zusammen

mit dem Land Nordrhein-Westfalen und weiteren

Projektpartnern gestartet hat. „Inno-

Guss“ wird auf zwei Jahre terminiert sehr

gründlich den Bestand aufnehmen: Wie arbeitet

die Branche, insbesondere bezogen

auf die nun mal erforderliche Prozesswärme,

die für die Branche überragende Bedeutung

hat? Wie könnten Transformationspfade

Richtung Klimaneutralität aussehen? Sicherlich

wird dabei Wasserstoff eine Rolle

spielen, aber nicht ausschließlich. Und als

drittes möchte ich eine Meldung im „Aktuellen“

nennen, das ja gleich hinter dem Foto

des Monats beginnt: Der Bundesverband

der Deutschen Gießerei-Industrie hat einen

neuen Präsidenten gewählt und geht mit

Clemens Küpper in die nächsten Jahre. Er

hat unmittelbar auch die Herausforderungen

für die Branche angesprochen - die Dekarbonisierung

etwa – die zu stemmen sein

wird unter der Prämisse rund 70 000 qualifizierte

Arbeitsplätze in unserer sehr wettbewerbsfähigen

Industrie dauerhaft zu sichern.

Und damit zum offensichtlichen inneren

Zusammenhang der Themen: Neben den

technischen Themen, die wir ja Ausgabe für

Ausgabe immer wieder schwerpunktmäßig

behandeln, ist natürlich das große Ganze

der äußeren Bedingungen die elementare

Voraussetzung, um am Ende unternehmerisch

erfolgreich agieren zu können. Wie

sind die Bedingungen der Produktion in

Deutschland und anderswo? Wie teuer ist

beispielsweise Energie? Wie ist das mit dem

CO 2

?

Dass diese Themen auf unsere Branche

verstärkt zukommen, war auch schon zur

Jahreswende klar. Aber zweifellos haben

sich mit dem allmählichen Abebben der Corona-Thematik

und wenige Monate vor der

Bundestagswahl Themen dramatisch beschleunigt.

Gefühlt wird inzwischen mehr

über Klima und Klimaneutralität gesprochen

als jemals zuvor, dafür eher wenig darüber,

was konkret die Dinge in der Umsetzung bedeuten.

Und hier schließt sich der Kreis: Bisweilen

hört man die Formulierung, unsere

Branche „fliege unter dem Radar“ hindurch.

Sollte es wirklich so sein? Oder sollten wir

an unserer Sichtbarkeit arbeiten, daran, für

die Themen der Gießerei-Branche Gehör zu

finden, eben „auf dem Radar“ zu sein?

An dieser Stelle sei nochmals an den Zukunftstag

am 29. Juni erinnert - mailen Sie

mir gerne für genauere Informationen zu

dieser Veranstaltung.

Jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß beim

Lesen der neuen GIESSEREI!

GIESSEREI 108 06/2021 3


INHALT

Brasilien

Türkei

2%

2%

2,21

2%

Mexiko

3%

Rest der Welt

11%

FOTO: LEDA WERKE

Russland

4%

Deutschland

5%

Japan

5%

USA

10%

Indien

11%

China

45%

GRAFIK: MODERNCASTING, CAEF

FOTO: ADOBE STOCK

64

Formanlagen

SPEKTRUM

Eine Disamatic-Formanlage sorgt für verbesserte

Gussteilqualität, neue technische

Möglichkeiten, Ressourcenschonung

und Energieeffizienz bei der Leda

Werk GmbH & Co. KG.

24

Gussproduktion

UNTERNEHMEN & MÄRKTE

Der Beitrag bietet Zahlen und eine Einordnung

der Gussproduktion in Deutschland

sowie die Entwicklungen auf dem Weltmarkt

im Hinblick auf die Auswirkungen

der Covid-19-Pandemie.

44

Prozesswärme

TECHNOLOGIE & TRENDS

Prozesswärme muss in Zukunft möglichst

klimaneutral erzeugt werden. Dabei soll ein

Forschungsprojekt des BDG und weiterer

Partner unterstützen, das jetzt vom Land

NRW die Förderzusage erhalten hat.

34

Niederdruckgießen

FORSCHUNG & INNOVATION

Die neue Niederdruckgießanlage

am Fraunhofer IFAM kann

Aluminium, Kupfer und Salz

schmelzen und vergießen.

FOTO: FRAUNHOFER IFAM

4 GIESSEREI 108 06/2021


AKTUELLES

8 Clemens Küpper neuer BDG-Präsident

9 Meier Guss: Rahdener Gießerei will Kapazitäten ausweiten

14 Bosch Rexroth: Multimillionen-Investition in Lohr

AKTUELLES/TAGUNGEN

20 VDI-Ingenieurtag: Schulterschluss für Klimaneutralität, Robert Piterek

INTERVIEW

22 Warum das BMWi auf Leichtbau setzt: Interview mit Bundeswirtschafts minister

Peter Altmaier, Benedikt Hofmann

KOSTENLOSES

WHITE PAPER

Der Nachhaltigkeitsvorteil

UNTERNEHMEN & MÄRKTE

24 Zwischen Transformation und Pandemie: Deutsche Gussproduktion und Entwicklungen

auf dem Weltmarkt, Tillman van de Sand

30 150 Jahre Wöhr: Vom Familienunternehmen zum schlanken Maschinenbauer,

Robert Piterek

TECHNOLOGIE & TRENDS

44 Prozesswärme-Projekt mit BDG-Initiative: Forschen für die Zukunft der Gießerei-Industrie,

Cesare Troglio, Martin Vogt

54 PUR-Cold-Box-Prozess: Bindemittelaufbau in Kernformwerkzeugen, Andreas

Zach, Gotthard Wolf, Andreas Keßler, Jonas Pröger

60 Partikelverstärkte Aluminiummatrix-Komposite: Entwicklung eines großserientauglichen

Ultraschall-Gießverfahrens, Robert Pippig, Thomas Grund,

Thomas Lampke, Christian Gawert, Rüdiger Bähr, Ihsan Özer

FORSCHUNG & INNOVATION

34 Hochflexible Niederdruckgießtechnik: Forschen für die elektromobile Zukunft,

Christoph Pille

37 Digitalisierung in der Gießereitechnik, Teil 1: Herausforderungen und Chancen,

Andreas Bührig-Polaczek, Max Rudack, Felix Salentin, Marvin Sandt, Dierk

Hartmann, Maximilian Brait, Eduard Koppensteiner, Gerhard Schindelbacher,

Peter Schumacher

SPEKTRUM

64 Mit modernen Formanlagen zukunftsfähig gießen, Nina Dybdal, Rasmussen

Taastrup

68 Mittels Prüftechnik präzise Entgraten, Susanna Klimenko

70 Metall-3-D-Drucken mit Draht, Rebekka Jurtz, Jörg Lantzsch

73 Pfanneninhalte bis zu 50 000 kg ohne Zwischengetriebe sicher bewegen,

Peter Linke, Martin Voigt

76 Wasserbasierte Schlichten: Formaldehyd-Emissionen reduzieren, Christoph

Genzler, Rene Roeleveld

BERUF & KARRIERE

81 Die Agilität der Unternehmen mit System erhöhen, Georg Kraus

Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes

Thema der modernen Industrielandschaft,

insbesondere in energieintensiven

Industrien, wie Eisen- bzw. Stahl- und

Aluminiumgießereien. Auch wenn dies

oft mit einer erhöhten Regulierung und

Kosten verbunden ist, kann die Einführung

nachhaltigerer Technologien und Praktiken,

insbesondere im Hinblick auf den Energieund

Ressourcenverbrauch, als sehr

vorteilhaft angesehen werden.

Weitere Informationen finden Sie in

unseren zwei neuen White Papers.

RUBRIKEN

3 Editorial

6 Foto des Monats

84 Patente

90 News

100 Medien & Bücher

102 Personalien

103 VDG intern

104 Termine

105 Inserentenverzeichnis/Stellenmarkt

106 Vorschau/Impressum

White paper

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com/foseco-paper-deutsch

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oder schicken eine E-Mail an: dvsmedia@vuservice.de

GLOBAL LEADER IN MOLTEN

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AKTUELLES

FOTO: ZOLLERN GMBH & CO. KG

6 GIESSEREI 108 06/2021


Foto des

Monats:

Aus einem

Guss

Der filigrane Wälzlagerring des Herstellers

Zollern findet seine Anwendung in einer

Tunnelbohrmaschine. Das im Durchmesser

über sechs Meter große Bauteil wurde

in einer besonders abriebfesten Kupferlegierung

in einem Stück abgegossen.

Die 133 Lager-Fenster sind auf Fertigmaß

gegossen.

Hat auch Ihr Unternehmen interessante

Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge

an: soschinski@bdguss.de oder per

Post an die Bildredaktion, Giesserei,

Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.

GIESSEREI 108 06/2021 7


AKTUELLES

WAHLEN IM VERBAND

Clemens Küpper ist neuer BDG-Präsident

Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie

hat einen neuen Präsidenten:

Clemens Küpper wurde für die

kommenden drei Jahre bis 2024 gewählt.

Clemens Küpper erlernte den Beruf des

Gießereimechanikers und schloss Studien

in Duisburg und Bielefeld als Gießereiingenieur

(Dipl.-Ing.) und Wirtschaftsingenieur

(Dipl.-Wirt.-Ing.) ab. Er ist Sprecher

der Geschäftsführung der

Eisengießerei Baumgarte GmbH in Bielefeld-Brackwede.

Clemens Küpper ist Jahrgang

1967, gebürtig aus Bielefeld, verheiratet

und Vater dreier Kinder.

Nach seiner Wahl am 27. Mai machte

er die künftigen Schwerpunkte deutlich:

„Die deutsche Gießerei-Industrie bietet

mehr als 70.000 Mitarbeitern hoch qualifizierte

Arbeit. Sie ist innovativ, stolz,

kraftvoll und weltweit wettbewerbsfähig.

Wir wollen auch in Zukunft ein wichtiger

Teil der deutschen Industrielandschaft

sein“, sagte Küpper, „Es gilt, diese Kraft

auch unter den großen Herausforderungen

zu erhalten. Insbesondere der Weg

in die Klimaneutralität wird anspruchsvoll

für unsere Branche.“

Küpper ist der insgesamt 23. Präsident

in der Geschichte der Wirtschaftsverbände

– seit 2008 BDG – die bereits 1869 mit

dem Verein Deutscher Eisengießereien

(VDE) und seinem Gründungspräsidenten

Carl Ernst Friedrich Tenge begonnen hatte.

Unmittelbar folgt er auf Dr.-Ing. Dr. E.h.

Erwin Flender, der das Amt seit 2012 bekleidet

hatte. www.bdguss.de

FOTO: MARTIN VOGT, BDG

STAHLKNAPPHEIT

Betriebsabläufe

sind deutlich

beeinträchtigt

Bei einer Mitgliederbefragung hat der

Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung

(WSV) ermittelt, dass Unternehmensplanung,

Produktion und

Lieferung seiner Mitgliedsunternehmen

durch die aktuelle Stahlmarktsituation

deutlich beeinträchtigt sind.

So bejahten 98 % der Mitgliedsunternehmen

die Frage, ob die aktuelle Stahlmarktsituation

ihre Unternehmensplanung beeinträchtige.

Rund die Hälfte davon sehen

eine „sehr erhebliche“ Beeinträchtigung.

89 % der befragten Stahlverarbeiter antworten,

dass sogar ihre aktuelle Produktion

bereits betroffen sei und 87 % können

bereits ihre Kunden nicht mehr wie vereinbart

beliefern.

„Die Ergebnisse dieser Branchenumfrage

sind alarmierend. Die Stahlversorgung

muss viel schneller nachziehen, um

die steigende Nachfrage zu bedienen“, so

WSV-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer.

Zu Lieferengpässen kommt es bei den

vereinbarten Jahresmengen und besonders

dramatisch bei Mehrmengen. Im

Markt sind erhebliche Preiserhöhungen

beim Stahl zu beobachten.

Als Gründe für diese prekäre Versorgungslage

werden verschiedene genannt.

Über 80 % der befragten Unternehmen

glauben, dass sowohl die Stahlhersteller

als auch die Kunden z.B. aus dem Automobil-

und Maschinenbau die konjunkturelle

Entwicklung unterschätzt haben. Hinzu

kommt, dass fehlende Importmengen

die Situation verschärfen. So exportiert

z.B. China aufgrund der wachsenden Binnennachfrage

weniger Stahl. Außerdem

sind Stahlimporte in die EU teilweise kontingentiert

bzw. mit Schutzzöllen belegt.

Viele Stahlverarbeiter sind laut Branchenumfrage

zudem der Auffassung, dass die

Stahlhersteller das Angebot bewusst verknappen.

„Bei der Stahl verarbeitenden

Industrie kommt es bereits zu Produktionsausfällen.

Das ist Gift für die wirtschaftliche

Erholung, die wir alle brauchen.

Wir benötigen jetzt dringend mehr

Stahl und Rohstoffe“, so Hauptgeschäftsführer

Christian Vietmeyer.

www.wsm-net.de

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen

für unsere Rubrik

Aktuelles berücksichtigen?

Dann schicken Sie Ihre Meldungen

bitte an: redaktion@bdguss.de

8 GIESSEREI 108 06/2021


MEIER GUSS

Rahdener Gießerei

will Kapazitäten

ausweiten

Meier Guss im nordrhein-westfälischen

Rahden möchte seine Kapazität von

68 000 auf 100 000 Tonnen Eisenguss

erhöhen. Ein entsprechender Antrag

liegt vor. Es geht um eine Erhöhung der

Schmelzleistung und die Einführung eines

Drei-Schicht-Betriebs, um die „umfangreiche

Auftragslage“ zu meistern.

Die Arbeit bei Auftragsspitzen oder in der

Saisonzeit solle darüber hinaus künftig im

Drei-Schicht-Betrieb möglich sein, kündigte

Marc Mateika, technischer Geschäftsführer

bei Meier Guss an. „Wir wollen die

Rahmenbedingungen schaffen, um die bislang

nicht genutzten Kapazitäten zu nutzen“,

sagte Mateika. „Wir wollen Flexibilität

gewinnen.“ Zum Teil sei die Auftragslage

so umfangreich, dass die vorhandenen

Kapazitäten und Zeiten dafür nicht ausreichten.

Mit einer Ausweitung der Kapazität

solle auch die Wettbewerbsfähigkeit

erhalten und der Standort Rahden mit seinen

Arbeitsplätzen gesichert werden. Meier

Guss produziert schwerpunktmäßig

Guss für den vergleichsweise krisensicheren

Baubereich und ist u. a. Marktführer

bei Straßenkanalguss.

Der Standort Rahden werde gestärkt,

die Auswirkungen auf die Nachbarn würden

durch Emissionsschutzmaßnahmen

verbessert, und das Unternehmen schaffe

eine höhere Energieeffizienz, was Umwelt

und Klima schone. Mateika sprach von einer

„Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“

Hintergrund für das geplante Vorhaben

ist nach Angaben Mateikas, dass die

Eisengießerei aktuell 35 Prozent ihrer Kapazitäten

nicht nutzen könne, was mittelfristig

einen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit

zur Folge hätte. Die Produktion

werde durch die Anpassungen auf einen

längeren Zeitraum entzerrt. Meier Guss

könne somit flexibler auf Auftragsspitzen

und saisonale Schwankungen reagieren.

Ein längerer Betrieb der Schmelzanlagen

an Werktagen bedeute zudem eine

deutliche Verbesserung der Energienutzung.

Eine entscheidende Rolle spiele

hierbei der Kupolofen. „Dieser kann nach

erfolgter Genehmigung fortan auch zur

Nachtzeit im Heißbetrieb genutzt werden“,

teilte Mateika mit.

Meier Guss lege höchsten Wert darauf,

dass die Wertschöpfung aller Produkte ausschließlich

in Deutschland stattfinde. Das

gewährleiste hohe Umwelt- und Arbeitsstandards

und vermeide lange Transportwege.

Mateika: „Wettbewerber aus Indien

und China produzieren bei niedrigen, für

Meier Guss nicht akzeptablen Umwelt- und

Arbeitsstandards und nutzen dabei den klimaschädlichen

Schiffsweg über die Weltmeere.

Meier Guss leistet seinen Beitrag,

um Umwelt und Klima zu entlasten.“

Das flüssige Eisen aus dem Kupolofen

hat eine Temperatur von rund 1400 Grad

Celsius, bevor es bei Meier Guss in die

weitere Verarbeitung geht.

www.meierguss.de

Quelle: Joern Spreen-Ledebur, Neue Westfälische

Zeitung für das Lübbecker Land

vom 21. April 2021

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FOTO: JOERN SPREEN-LEDEBUR

GIESSEREI 108 06/2021 9


AKTUELLES

HEINRICH WAGNER SINTO

Geschäftsführerwechsel

in

Bad Laasphe

Seit dem 1. April 2021 ergänzt Andreas

Klein als Sprecher die Geschäftsführung

der Heinrich Wagner Sinto Maschinenfabrik

GmbH in Bad Laasphe. Er tritt damit

die Nachfolge von Klaus Wilbert an,

der Ende März aus dem Unternehmen

ausgeschieden ist.

Gemeinsam mit Minoru Hirata, der seit

2014 als weiterer Geschäftsführer bestellt

ist, verantwortet Klein die operativen

Tätigkeiten des Unternehmens mit

über 300 Mitarbeitern. Bereits seit 1991

ist Andreas Klein für die Heinrich Wagner

Sinto Maschinenfabrik GmbH in verschiedenen

verantwortungsvollen Positionen

tätig und verfügt so über 30 Jahre Berufserfahrung

im internationalen Maschinenund

Anlagenbau.

Bis zu seinem Wechsel in die Geschäftsführung

verantwortete er zuletzt

als Geschäftsbereichsleiter die weltweiten

Aktivitäten im Bereich After Sales und

Service. Das traditionsreiche Maschinenbauunternehmen

produziert seit über 80

Jahren am Standort Bad Laasphe Ausrüstung

für die Gießerei-Industrie. Hauptsächlich

werden Formmaschinen und Anlagen

für die Bereiche Grünsand und Aluminium-Kokillenguss

sowie automatische

Gießmaschinen und Sandregenerierungsanlagen

hergestellt. Die Heinrich Wagner

Sinto Maschinenfabrik GmbH ist Teil der

weltweit tätigen Sintokogio-Gruppe mit

Hauptsitz in Nagoya, Japan.

www.wagner-sinto.de

Andreas Klein ist künftig Sprecher der

Geschäftsführung bei HWS in Bad Laasphe.

Er verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung

im internationalen Maschinen- und Anlagenbau.

FOTO: HWS

FOTO: ASK CHEMICALS

ASK CHEMICALS

Umwelt- und Ressourcenschutz

im

Wülfrather Werk

Zum internationalen Tag der Umwelt am

5. Juni rücken der Klimawandel und die

Forderung nach mehr Umweltschutz,

Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit

in den Fokus. Als führender Anbieter von

Gießerei-Chemikalien und -materialien

arbeitet ASK Chemicals kontinuierlich

daran, in seinen eigenen Produktionsstätten

Abfälle und Emissionen zu vermeiden.

In seinem Wülfrather Hauptwerk hat das

Unternehmen mit dem Spülwasserrecycling

und der thermischen Nachverbrennung

zwei wichtige Projekte für mehr Umwelt-

und Ressourcenschutz realisiert.

Denn Wasser wird nicht nur für die Herstellung

von Chemikalien, sondern darüber

hinaus auch für die Reinigung von

Anlagen eingesetzt. Hierbei gilt es, die

Menge des Reinigungs- und Spülwassers

zu reduzieren oder dieses im besten Fall

wiedereinzusetzen. An seinem Hauptproduktionsstandort

in Wülfrath hat ASK

Chemicals nun mit der Umsetzung eines

Automatisierungsprojektes begonnen,

das bereits jetzt bis zu 600 t Wasser jährlich

einspart. Das entspricht etwa der

Menge von 3000 gefüllten Badewannen.

Nach der Herstellung der Produkte werden

die Fertigungsanlagen aus Qualitätsgründen

mit Wasser gereinigt, bevor ein

neues Produkt gefertigt werden kann.

Bisher wurde das Reinigungswasser der

ASK Chemicals

Werk in Wülfrath,

wo das Gießereichemieunternehmen

in

zwei Projekten den

Umwelt- und Ressourcenschutz

verbessert.

Abwasserbehandlungsanlage zugeführt

und schließlich entsorgt.

In einem neuen, vollständig automatisierten

Prozess wird dieses Spülwasser

nun sortenrein in Auffangbehälter gepumpt

und dem nächsten Produktionsansatz

wieder zugeführt. Alle Herstellungsschritte

werden zu jeder Zeit über

das Prozessleitsystem gesteuert und kontrolliert,

um die Qualität des Endproduktes

zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten.

Mit der Umsetzung des Projekts spart

ASK Chemicals wertvolles Wasser ein,

recycelt Rohstoffe und reduziert Abfall.

Die thermische Nachverbrennungsanlage

am Standort Wülfrath, die eine der

modernsten in Europa ist, ermöglicht es,

die beim Produktionsprozess entstehenden

Emissionen in einem geschlossenen

System zu halten und Energie ressourcenschonend

in den Produktionskreislauf

zurückzuführen. Die zurückgewonnene

Energie wird genutzt, um beispielsweise

Produktionsanlagen auf die notwendige

Betriebstemperatur aufzuheizen.

„Mit gezielten Investitionen in Umweltund

Ressourcenschutz, wie in das Spülwasserrecycling

oder in unsere thermische

Nachverbrennungsanlage, leisten

wir nicht nur einen wichtigen gesellschaftlichen

Beitrag, sondern sichern den langfristigen

Erfolg von ASK Chemicals als

führendem Anbieter von Gießereichemikalien

und -materialien“, so Dr. Jens Müller,

Executive Vice President Chemicals

Division von ASK Chemicals.

www.ask-chemicals.com

10 GIESSEREI 108 06/2021


SILBITZ GROUP

IHK-Qualitäts siegel für Thüringer Eisengießer

Die Silbitz Group GmbH wurde für besonderes

Engagement bei der Berufsorientierung,

Berufsausbildung und Fachkräfteentwicklung

junger Menschen

ausgezeichnet. Mit dem Qualitätssiegel

„Top-Ausbildungsbetrieb“ darf sich das

Gießereiunternehmen zu den sieben

prämierten Ausbildungsbetrieben in

Ostthüringen zählen.

„Talente früh aufspüren und auf vielseitige

Art zielgerichtet fördern will die Silbitz

Group GmbH, dafür setzt sie sich seit vielen

Jahren ein und deshalb gibt es auch

gleich mehrere Gründe für die Auszeichnung

als Top-Ausbildungsunternehmen

im Saale-Holzland-Kreis“, betonte Peter

Höhne, Hauptgeschäftsführer der Industrie-

und Handelskammer Ostthüringen.

Er überreichte am 29. April in Silbitz die

Urkunde der IHK an Personalleiter Christian

Blödner und Ausbildungsleiter Ronny

Keppler. „Das Unternehmen ist seit langem

engagierter und verlässlicher Partner

bei der Berufsausbildung, unter anderem

durch die Arbeit von sechs Ausbildern und

die aktive Mitwirkung von zwei Prüfern

im IHK-Prüfungsausschuss“, so Peter

Höhne.

Seit 1991 werden in dem Unternehmen

viele junge Leute für den eigenen

Bedarf ausgebildet. Zwei Technische Modellbauer

erhielten 2019 und 2020 sogar

eine Auszeichnung als IHK-Prüfungsbeste.

Weitere junge Fachkräfte haben inzwischen

ein Meisterstudium oder eine Weiterbildung

zum Techniker absolviert. „Derzeit

werden 23 Auszubildende in zehn

Berufen vom Gießereimechaniker, Elektroniker

oder Zerspanungsmechaniker bis

zum Werkstoffprüfer begleitet. Unsere

hauseigene Ausbildungswerkstatt ermöglicht

es uns zielgerichtete Aufgaben in der

Metallgrundausbildung direkt vor Ort zu

erledigen. Zu unserer Firmenphilosophie

gehört es auch, allen mit erfolgreichem

Abschluss einen Arbeitsplatz im Unternehmen

und entsprechend des betrieblichen

Bedarfs Weiterbildungsmöglichkeiten

anzubieten“, sagt Ausbildungsleiter

Ronny Keppler.

Traditionell setzt die Silbitz Group

durch Schul- und Kindergartenpatenschaften

wichtige Impulse. Praktika, Ferienarbeit

und Unternehmensbesichtigungen

bieten die Gelegenheit zum Kennenlernen.

Die Auszubildenden haben

darüber hinaus einen Imagefilm erstellt,

der auf den sozialen Netzwerken YouTube

Personalleiter Christian Blödner, Ausbildungsleiter Ronny Keppler und IHK-Hauptgeschäftsführer

Ostthüringen Peter Höhe vor Silbitz Guss im gleichnamigen Ort in

Thüringen (v.l.n.r.).

und Facebook ein

großer Erfolg war.

Hinzu kommen Flyer

und Plakate, um

auf die Möglichkeiten

der Berufsausbildung

aufmerksam

zu machen

und so möglichst

viele der 30 verfügbaren

Ausbildungsplätze

für 2021/22

in Silbitz und Zeitz

zu besetzen.

www.silbitz-group.

com

SLOVENIAN

FOUNDRYMEN

SOCIETY

Invitation to

61. IFC PORTOROZ 2021

and foundry exhibition

15.-17. SEPTEMBER 2021

Contact: SLOVENIAN FOUNDRYMEN SOCIETY,

Lepi pot 6, p.p. 424, 1001 Ljubljana, Slovenia

T: +386 1 2522 488, F: +386 1 4269 934

drustvo.livarjev@siol.net, www.drustvo-livarjev.si

FOTO: SILBITZ GROUP

GIESSEREI 108 06/2021 11


AKTUELLES/TAGUNGEN

VDI-Ingenieurtag

Der VDI-Ingenieurtag in Düsseldorf lief in diesem Jahr

größten teils rein virtuell ab. Normalerweise besuchen ihn

bis zu 1500 Teilnehmer.

Schulterschluss für Klimaneutralität

Beim virtuellen VDI-Ingenieurtag am 20. Mai in Düsseldorf warb Grünen-Bundesvorsitzender

Robert Habeck um Unterstützung bei der klimaneutralen Transformation von

Wirtschaft und Industrie. Die Schuldenbremse soll für die nötigen Investitionen kein

Hindernis sein und die Digitalisierung ein wichtiger technischer Eckpfeiler.

FOTOS: JULIAN HUKE

Wenn es um Klimaschutz geht, mutet

die Debatte im Land in den

vergangenen Wochen und Monaten

wie ein Überbietungswettbewerb

nach dem Motto „wer ist grüner“ an. Losgetreten

hat die Welle das Bundesverfassungsgerichtsurteil

vom 24. März, das

verbindliche CO 2 -Minderungsziele im bisherigen

Klimaschutzgesetz der Regierung

bemängelte und konkretere Zielvorgaben

für die Zeit ab 2031 forderte. Dann ging

alles ganz schnell und bereits am 12. Mai

lag ein Gesetzentwurf der Regierungsparteien

hierzu vor, in dem u. a. Klimaneutralität

bis 2045 festgeschrieben wird. Die

Debatte um das Erreichen der Ziele bei

Klimaschutz und CO 2 -Reduktion ist seither

in vollem Gange: Die Grünen peilen

jetzt 2042 bei der Klimaneutralität an, wie

Grünen-Parteivorsitzender Robert Habeck

auf dem VDI-Ingenieurtag mitteilte.

Das Hoch der Ökopartei in den Umfragen

zur Bundestagswahl im September

macht Vertreter der Grünen inzwischen

zu beliebten Gesprächspartnern in den

höchsten Kreisen von Wirtschaft und Industrie.

Im Fokus stehen dabei die Grünen-Bundesvorsitzenden

Robert Habeck

und Annalena Baerbock, die auch Kanzlerkandidatin

ist. Die beiden werden inzwischen

in den Talkrunden der TV-Sender

herumgereicht. Baerbock war in den

letzten Wochen darüber hinaus u. a. bei

der Vorstandssitzung des Verbands der

Automobilindustrie (VDA) sowie beim VDI-

Ingenieurtag am 20. Mai eingeladen. Hier

20 GIESSEREI 108 06/2021


VDI-Präsident Dr.-Ing. Volker Kefer, Grünen-Bundesvorsitzender Robert Habeck und Moderatorin

Gesa Eberl (v.l.n.r.) beim VDI-Ingenieurtag in Düsseldorf.

muss ihr aber die Talkrunde mit den CDUund

SPD-Kanzlerkandidaten Armin Laschet

und Olaf Scholz am gleichen Tag

dazwischengekommen sein. Denn beim

virtuellen Ingenieurtag in Düsseldorf erschien,

ebenfalls virtuell zugeschaltet,

nicht Annalena Baerbock – sondern Robert

Habeck.

Nichtsdestotrotz konnte beim VDI das

eingespielte Programm auch mit Habeck

so durchgeführt werden wie geplant: Im

Mittelpunkt des Events stand der Klimawandel

mit der im Pariser Klimaabkommen

festgeschriebenen Begrenzung der

Erderwärmung auf 1,5 Grad und der Beitrag,

den deutsche Ingenieure zum Erreichen

dieses Ziels leisten können.

VDI-Direktor Ralf Appel bemühte zum

Einstieg in das Thema ein Brandt-Zitat

von 1961: „Der Himmel über der Ruhr

muss wieder blau werden“. Moderator

Christof Teuner nahm den Ball auf und

ergänzte das Zitat auf die heutigen Zeiten

zugeschnitten zu: „Deutschland muss

grün werden“. Hierzu wurde Bundesumweltministerin

Svenja Schulze zugeschaltet,

die die Ziele der Bundesregierung

präsentierte: 40 Milliarden Euro jährlich

für Klimaschutz, um die CO 2 -Emissionen

bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber

1990 zu senken. „Klimafreundliche

Lösungen sichern den Standort

Deutschland“, zeigte sie sich mit Blick

auf die Innovationsfähigkeit deutscher

Ingenieurkunst überzeugt.

Dann folgte der Hauptgast der Veranstaltung,

die in regulären Zeiten bis zu

1500 Teilnehmer nach Düsseldorf führt.

Robert Habeck wies auf die gewaltigen

technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen

Umwälzungen hin, die der

Umbau des Landes hin zur Klimaneutralität

erfordern wird. „Um den Boost loszutreten“

sind Investitionen von 500 Milliarden

Euro bis zum Ende des Jahrzehnts

und zwischen 1,7 und 2,3 Billionen Euro

bis zum Erreichen der Klimaneutralität

erforderlich, rechnete er vor. Für den notwendigen

Investitionsbedarf soll die im

Gesetz vorgegebene Schuldenbremse gegebenenfalls

geändert werden. Durch die

Einführung der verschiedenen Maßnahmen

entsteht aber eine „soziale Unwucht“,

gab er zu bedenken. Deshalb sollen

diejenigen, die benachteiligt werden,

die CO 2 -Steuereinnahmen zurückerhalten.

Auch die Unternehmen sollen bei

dem Prozess mithalten können, warb er

für die grünen Pläne.

Technisch soll die Klimaneutralität

durch die Konzentration auf zwei Maßnahmen-Säulen

geschehen: Zum einen

auf den Ausbau der erneuerbaren Energien,

wobei sowohl im Wind- als auch im

Solarbereich die Kapazitäten verdoppelt

werden müssen. Abstandsregeln für

Windräder wie in Bayern bezeichnete er

in diesem Zusammenhang als „nicht akzeptabel“.

Die zweite Säule ist die Kopplung

der Energiesysteme, um E-Strom in

alle Bereiche der Wirtschaft zu bringen.

Dabei nannte er die Mobilität und die Industrie

und sprach in diesem Zusammenhang

auch von Wasserstoff und E-Fuels.

Kern der Vision, für die es „die volle Kreativität“

deutscher Ingenieurkunst

braucht, ist ein anderes technisches Verständnis.

Bei dieser sogenannten „Man

on the Moon“-Mentalität zählt nur das

Erreichen des Ziels nach dem Beispiel der

Mondlandung 1969. Habeck schweben

Dächer mit Photovoltaik vor, mit Wasserstoff

angetriebene Lkw, das autonome

Fahren sowie die Digitalisierung als Hebel

für mehr Einsparungen beim CO 2 -Ausstoß.

Wie denn Digitalisierung und die Klimaziele

in diesem Modell zusammenpassen

würden, wollte VDI-Präsident Dr.-Ing.

Volker Kefer im Anschluss an diese Ausführungen

wissen. „Die Heizsysteme können

allein 30 Prozent CO 2 durch Digitalisierung

einsparen“, nannte der Grünen-

Vorsitzende ein Beispiel. Weder sei

Deutschland allerdings Vorreiter bei der

Digitalisierung noch in den Bereichen Solar

und Wind, wo „viele Fehler gemacht

wurden“.

Die Stärken Deutschlands sieht Habeck

dagegen u. a. in der Chemischen

Industrie und im Maschinenbau. „Und das

zeigt auf Sie – den VDI“, betonte er. „Die

Ingenieure sollen ihre Arbeit machen, ich

sorge dafür das sie bezahlt wird“, bot er

an. Dr.-Ing. Volker Kefer sagte im Gegenzug

Know-how und Beratung zu und

sprach von einem „Deal“. „Der VDI ist ein

großes Netzwerk von Experten und Ingenieuren,

die guten Willens sind“, versicherte

er.

Damit schwenkt nun auch der größte

technisch-wissenschaftliche Verein

Deutschlands und Europas auf die Linie

einer grünen Wirtschaft ein. Das ist allerdings

keine große Überraschung, denn wie

Svenja Schulze in ihrer Rede betonte, hat

der VDI schon den CO 2 -Preis im Brennstoffemissionshandelsgesetz

(BEHG) unterstützt

und sogar einen höheren gefordert.

Die Reihen bei der Beschleunigung

der ökologischen Transformation des Landes

schließen sich.

Das übrige Programm des Ingenieurtags

drehte sich rund um das Kernthema:

es ging um Klimaschutz im Wärmemarkt,

um Nachhaltigkeit in den Life Sciences,

um die Gebäude und Stromnetze der Zukunft

sowie um die künftige Mobilität und

grünen Wasserstoff.

Robert Piterek

GIESSEREI 108 06/2021 21


INTERVIEW

FOTO: BPA/STEFFEN KUGLER

22 GIESSEREI 108 06/2021


„Der Leichtbau hat enorme Potenziale, um Klimaschutz

und Stärkung der Wirtschaft zu verbinden“

Interview mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier

Warum das BMWi auf Leichtbau setzt

Im Interview erklärt Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

der Bundesrepublik Deutschland, wie der Leichtbau Klimaschutz und Stärkung der

Wirtschaft verbinden kann.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat

den Leichtbau ganz hoch auf die Agenda gehoben. Das ist spätestens

klar, seit die EU-Ratspräsidentschaft im vergangenen

Jahr dazu genutzt wurde, das EU-Netzwerk Leichtbau zu gründen.

Auch im Rahmen der Hannover Messe Digital Edition Mitte

April hat das Thema durch den Lightweighting Summit eine

bedeutende Rolle eingenommen. Ein passender Anlass, um dem

Bundesminister drei Fragen zum Thema Leichtbau in Deutschland

zu stellen.

Wodurch bekommt der Leichtbau für das BMWi und die

Wirtschaft eine so große Bedeutung?

Leichtbau kann dazu beitragen, unsere ambitionierten Klimaziele

zu erreichen, denn er verbraucht weniger Ressourcen und

weniger Energie. Gerade in der aktuellen Coronakrise ist es

wichtiger denn je, Zukunftsfelder in den Blick zu nehmen. Denn

neben aktueller Krisenhilfe müssen wir die Segel auch auf Zukunft

setzen. Leichtbau ist ein solches Zukunftsfeld und trägt

dazu bei, unseren Industriestand zu modernisieren und so Wertschöpfung

und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Leichtbau

wird für immer mehr Branchen, Materialien und Fertigungsverfahren

relevant.

Einige Beispiele: Leichtere Fahrzeuge verbrauchen weniger

Energie und stoßen weniger CO 2 -Emissionen aus. 100 Kilogramm

weniger Gewicht reduzieren den Kraftstoffverbrauch

eines Autos um circa 0,3 bis 0,5 Liter pro 100 Kilometer. Bei

einem Airbus A 320 entsprechen 100 Kilogramm weniger Gewicht

fast 10 000 Liter weniger Kerosin pro Flugzeug und Jahr.

Im Maschinen- und Anlagenbau lassen sich durch Leichtbaulösungen

pro Jahr 1,5 Millionen Tonnen Stahl einsparen und über

zwei Millionen Tonnen CO 2 .

Der Leichtbau hat also enorme Potenziale, um Klimaschutz

und Stärkung der Wirtschaft zu verbinden. Deshalb haben wir

als Bundeswirtschaftsministerium die Initiative Leichtbau etabliert.

Das Herzstück der Initiative ist das Technologietransfer-

Programm Leichtbau. Zur Förderung marktnaher Forschungsund

Entwicklungsvorhaben stehen hierüber jährlich mehr als

70 Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem haben wir Anfang

dieses Jahres die Leichtbaustrategie des Bundeswirtschaftsministeriums

für den Industriestandort Deutschland veröffentlicht.

Eine Strategie ist immer nur der erste Schritt. Was sind

die wichtigsten Ziele der Leichtbaustrategie des Bundeswirtschaftsministeriums

und welche Maßnahmen werden

dafür ergriffen?

Mit der Strategie bringen wir unter dem Motto „Von der Wirtschaft

für die Wirtschaft!“ den Leichtbau in Deutschland voran.

Dieser Bottom-up-Prozess ist von entscheidender Bedeutung.

Über 350 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft

haben ihr Know-how und ihre Erfahrungen eingebracht und

so die Grundlage für eine praxisnahe Leichtbaustrategie geschaffen.

Und ich freue mich sehr, dass diese hohe Beteiligung

auch in der aktuellen Corona-Krise weiterlief – auch das ein

wichtiges Signal.

Nur gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften

können wir die acht Maßnahmenpakete der Strategie

auch tatsächlich umsetzen.

Und wo steht Deutschland beim Leichtbau tatsächlich?

Deutschland hat beim Leichtbau eine sehr gute Ausgangsposition,

denn für uns zentrale Industriebranchen wie die Automobilindustrie

und der Maschinen- und Anlagenbau sind wichtige

Anwendungsfelder. Darauf wollen wir aufbauen. Unser Ziel ist,

dass Deutschland zum Leitanbieter und -markt für Leichtbau

werden soll. Das ist gut für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Klima.

Und das ist wichtig, um nach der Corona-Krise den Anschluss

in wichtigen Zukunftsfeldern nicht zu verlieren, sondern im Gegenteil:

vorn mit dabei zu sein.

Dazu müssen wir uns noch stärker in Europa und international

vernetzen. Denn der Leichtbau ist eine globale Herausforderung

oder besser: eine globale Chance. Deshalb haben

wir im letzten Jahr im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft das

EU-Netzwerk Leichtbau aus der Taufe gehoben. Gleichgesinnte

Mitgliedstaaten vernetzen sich auf Ebene der Regierungen

und die EU-Kommission, Wirtschaft und Wissenschaft sind

dabei. Das erste Treffen war erfolgreich und wir hoffen, den

Staffelstab an Österreich für das zweite Treffen im Herbst

übergeben zu können.

Das Gespräch mit Peter Altmaier führte Benedikt Hofmann

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE

150 Jahre Wöhr

Wöhr-Führungsgespann in der Montagehalle in Bopfingen:

Konstrukteur Stephan Borst, Elektrotechniker Peter Wagner

und der kaufmännische Leiter Josef Preiß (v.l.n.r.).

Vom Familienunternehmen

zum schlanken Maschinenbauer

Familiengeführte Mittelständler gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Viele

bleiben über Generationen in Familienbesitz, bei anderen überdauert nur der Name und

der profitable Teil ihres Geschäfts. So auch beim Maschinenbauer Wöhr, der mit seinen

Anlagen unverzichtbarer Zulieferer deutscher Handformgießereien ist.

FOTOS: WÖHR

VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF

Wer deutsche Handformgießereien

besucht, kommt an ihnen

nicht vorbei: den Anlagen in

blau und gelb, an denen auf schwarzem

Grund der weiße Kreis mit dem Wöhr-

Schriftzug prangt. Denn die Gießereimaschinen

des mittlerweile 150 Jahre alten

Maschinenbauers gehören in die Handformerei

wie Formkästen, Schmelzpfannen

und Arbeiter mit Helmen und

Schutzvisieren. Eine überschaubare Nische

für gute Geschäfte sollte man meinen,

doch in Deutschland produzieren

weiterhin rund 100 Gießereien im Handformguss,

die etwa 15 Prozent der deutschen

Gießerei-Industrie ausmachen.

Abnehmer von Wöhr-Anlagen sind zudem

Aluminiumsand- und Stahlgießereien.

Konzentration auf das

Gießereigeschäft

Einer, an dem man wiederum auf den einschlägigen

Tagungen und Konferenzen

zum Thema Formsand und der dazu passenden

Anlagentechnik nicht vorbeikommt,

ist Josef Preiß. Der mittlerweile

68-jährige gebürtige Österreicher ist auf

jeder begleitenden Fachausstellung mit

dabei, wo er bestens vernetzt und für sein

Fachwissen bekannt ist.

Preiß leitet gemeinsam mit seinen

Partnern Peter Wagner und Stephan

Borst den ehemaligen Familienbetrieb.

Ehemalig, weil Wöhr seit 2004 kein Familienunternehmen

mehr ist, sondern ein

schlanker Maschinenbauer, der sich heute

voll auf das Gießereigeschäft konzentriert.

30 GIESSEREI 108 06/2021


Montage von Durchlaufwirbelmischern in der Produktionshalle.

Aufschwung folgte

nach Abschwung

„Als ich 1989 als Berater zu Wöhr kam,

hat das Unternehmen über die Konjunktur

gelebt, wie damals viele Mittelständler.

Wenn die Konjunktur gut lief, wurde ordentlich

Geld verdient, damit man dann,

wenn es schlecht lief, davon zehren konnte“,

blickt Preiß zurück. Um die damals

270 Mitarbeiter zu halten, wurden defizitäre

Bereiche wie der Stahlbau aufrechterhalten.

So folgte Aufschwung nach Abschwung,

eine nachhaltige Lösung für

einen Weiterbetrieb des Gesamtunternehmens

blieb aus. Preiß, Wagner und Borst

wagten 2004 ein Management-Buy-Out

und verschmolzen den Wöhr-Gießereibereich

mit der zuvor gegründeten AAGM

(Aalener Gießereimaschinen).

Haupttätigkeitsbereich heute ist die

Technik rund um das Mischen kaltharzgebundenen

Sands. Diese sogenannte

Kaltformerei ist in Englisch auch als Nobake

bekannt. Zum Produktrepertoire von

Wöhr gehören Durchlaufwirbelmischer,

Formanlagen und Sandregenerierungsanlagen.

Neuerdings ist auch eine Schlichtestation

hinzugekommen, die Wöhr-Konstrukteur

Stephan Borst entwickelt hat.

Heutzutage verfügt Wöhr über eine deutlich

schlankere Struktur als früher: Mit

variabler Mitarbeiterzahl ist das Unternehmen

nicht mehr so umsatzgetrieben

wie damals und erwirtschaftet je nach

Auftragslage zwischen 5 und 12 Millionen

Euro im Jahr. Kaufmann Preiß hat das Risiko

für sein Unternehmen stark eingehegt.

Expansionen sieht er kritisch. „Was

machen Sie denn, wenn Sie mit Ihrem

Unternehmen weltweit aufgestellt sind,

und dann bricht der Weltmarkt um 35 Prozent

ein“, fragt er. Das Unternehmen setzt

primär auf die EU und die Türkei mit Dependenzen

und Schwesterunternehmen

in Tschechien, Polen und an der Ägäis.

Handformguss hat Federn gelassen

Preiß‘ kritische Einstellung zu internationalen

Expansionen erscheint berechtigt.

Schließlich erholt sich das Geschäft nach

dem letzten globalen Wirtschafts einbruch

wegen der Corona-Pandemie gerade erst

wieder. Darüber hinaus hat auch der

Handformguss, Wöhrs Hauptkundenkreis,

in den vergangenen Jahren Federn gelassen.

Allein in Deutschland sind in den vergangenen

sechs Jahren bis zu 150 000

Tonnen Gießkapazität laut BDG verloren

gegangen. Auf der Strecke blieben bekannte

Unternehmen wie z. B. der Eisenguss

der Friedrich Wilhelms-Hütte in

Mühlheim/Ruhr, die Smart Foundry in

Hasloch sowie die Baettr Stade GmbH,

ehemals Global Castings (die GIESSEREI

berichtete). „Wenn eine Handformgießerei

schließt, müssen wir schauen, wohin

der Guss geht und die neuen Gussproduzenten

als Kunden gewinnen“, verrät

Preiß. So bleibt das Geschäft einigermaßen

stabil.

Inzwischen geht es aber wieder aufwärts:

Der Ersatzbedarf für Anlagen steigt

an. Auch interessante Projekte wie die

Umstellung und Erneuerung von Altanlagen

finden langsam wieder Eingang in die

Auftragsbücher. Mit dem Durchlaufwirbelmischer

Känguru, der Prozessvorteile

wie das Einsparen von Chromitsand bietet,

ist kürzlich auch wieder ein Erweiterungsprojekt

dabei gewesen. Weihnachten

wurde die Anlage nach Spanien geliefert.

Maschinenbau in

Zeiten des Green Deals

Die Anlagentechnik des Unternehmens

aus Bopfingen in Baden-Württemberg ist

derweil auf dem aktuellen Stand der

Technik. Elektrotechniker Peter Wagner

ist der Experte für Inbetriebnahmen sowie

Realisierung von Projekten und das

sichtbarste Gesicht beim Kunden vor Ort.

Heute muss er dabei auch die Digitalisierung

im Blick haben. „Überwachung,

Kommunikationsfähigkeit per SPS-System,

dezentrale Datentransparenz und

Fahrbarer höhenverstellbarer Durchlaufwirbelmischer

vom Typ Känguru.

Unternehmen ist nicht mehr

umsatzgetrieben

GIESSEREI 108 06/2021 31


32 GIESSEREI 108 06/2021

Regenerierungsanlage inklusive Fluidbettkühlersichter

mit Trennsieb.


Schlichtestation mit vollautomatischer Schlichteaufbereitungsanlage.

die Aufbereitung von Produktionsdaten

sind aktuelle Themen, die wir immer einfacher

gestalten, damit Instandhalter die

Technik leichter bedienen können“, erklärt

Wagner. Diesen Anspruch galt es für

Wagner vor einiger Zeit auch bei der

Handformgießerei Karl Casper Guss in

Remchingen (die weiße Gießerei) zu

erfüllen, die zu den Vorreitern der Digitalisierung

in diesem Bereich der Gieße rei-

Industrie zählt. Hinzu kommen Fern service

und aktuell auch die Fern inbetriebnahme

angesichts eingeschränkter Reisemöglichkeiten

in der Pandemie. Maschinenbauingenieur

Stephan Borst ist zugleich

der CAD-Konstrukteur im Hintergrund,

der mit seinem Know-how den Markt

schnell und effektiv bedient und dabei auf

der Klaviatur von Festigkeitsanalysen,

thermischen Analysen und Simulationsmethoden

zu spielen versteht. Und Preiß?

Er ist der Mann fürs Geschäft, der auch

in die Zukunft blickt und Potenziale in der

derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung

entdeckt: „Es sieht ja aktuell so aus,

als ob es durchaus eine grüne Bundeskanzlerin

geben könnte. Und das passt

vielleicht sogar in die Zeit des Green

Deals, der Kreislaufwirtschaft und der

CO 2 -Reduktion.“ Kritisch sieht Preiß in

diesem Zusammenhang die thermische

Regenerierung des Formsands, die durch

zurückgehende Entsorgungsmöglichkeiten

auf Deponien und in stillgelegten

Bergwerken häufiger nachgefragt wird.

Denn die Hochtemperaturregeneration

der chemisch gebundenen Sande in

Handformgießereien verschlingt viel Energie

und erzeugt reichlich Schwefeldioxid.

„So kann man schlecht CO 2 einsparen“,

weiß Preiß.

Ziel: Regenerierung bei Niedrigtemperaturen

Wöhr arbeitet deshalb seit zwei Jahren

gemeinsam mit Hochschulen an einem

Historie Eisenwerk Gebr. Wöhr

Regenerationsprozess, der ähnlich wie in

der Natur bei Normaltemperaturen abläuft.

„Muss man den Sand extrem hochheizen,

wenn es andere Möglichkeiten

gibt“, fragt er. Aktuell sieht er keine

brauchbare Innovation auf dem Markt. Im

Gegenteil. „Es werden im Bereich der Anorganik

Lösungen für große Gießereien

angeboten, bei denen der Sand hochgeheizt

und später auch noch mechanisch

bearbeitet wird“, hat er beobachtet. Der

Unternehmer sieht die Zeichen der Zeit

positiv, weist auf die erheblichen öffentliche

Fördermöglichkeiten für nachhaltige

Innovationen hin und sieht sich darüber

hinaus als Maschinenhersteller in der Verantwortung.

„Wir sind gefordert, hier Lösungen

anzubieten, damit die Gießereien

sich zukunftsfähig aufstellen können“,

betont er.

Preiß legt die Messlatte hoch. Beste

Voraussetzungen, um die Marktposition

als bedeutender Gießereizulieferer für

Handformgießereien zu halten und damit

dem eigenen Unternehmen über die bereits

beachtlich lange Zeitspanne seines

Bestehens hinaus eine sichere Zukunft

zu bieten.

www.aagm.de

1871: Gegründet als Bauschlosserei im Zentrum Stuttgarts von Jakob Wöhr.

1906: Fortgeführt als „Fabrik für Eisenkonstruktionen“ von den Söhnen Ernst und

Philipp Wöhr.

1910 -1919: Aus Platzmangel Umzug nach Aalen-Unterkochen. Zahlreiche Hochbauten

in Stuttgart wie Hindenburgbau, Zeppelinbau, Hochhaus Breuninger. Starke

Ausrichtung auf Eisenbahnbau, Bahnsteigsperren und Dächer unter anderen

auf der Strecke Ulm-Crailsheim, Hafenbahnhof Friedrichshafen, Brücken sowie

unzählige Fabrikbauten.

1926 -1927: Erstes Stahlhaus in Deutschland. Musterhaus auf dem Werksgelände

in Unterkochen noch vor dem weltbekannten Bauhaus-Stahlhaus in Dessau und

Weimar.

Ab 1933: Ausrichtung auf Maschinenbau mit Förderanlagen und Laufkranen für

Industrie und Lagerbetriebe. Lieferungen an Gießereien und Papierfabriken.

Nach 1945: Wiederaufbau der Firma mit den Hauptprodukten Kranbau, Stahlbau,

Förder- und Maschinentechnik für Gießereien und Papierfabriken, Paket- und Briefsortieranlagen

für die Deutsche Bundespost.

Ab 1965: Verstärkte Tätigkeit im Gießereimaschinenbereich mit den Abteilungen

„Flüssigeisen“ und „Sand“ mit zahlreichen Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen.

1993 -1997: Die Familiengesellschafter übertragen die Firma im Rahmen eines

MBI mehrheitlich an ein neues Managementteam.

2004: Die AAGM Aalener Gießereimaschinen GmbH übernimmt im Rahmen eines

MBO die Firma und führt den Geschäftsbereich Gießereimaschinen weiter.

2005: Die Wöhr CZ s.r.o. nimmt als Schwesterfirma in Brno, Tschechien ihre Tätigkeit

auf.

Seit 2018: Die Wöhr PL sp.o.o. in Oswiece, Polen, und die Wöhr Makine Mühendislik

Ticaret in lzmir, Türkei, starten als Service und Vertriebsgesellschaften.

GIESSEREI 108 06/2021 33


FORSCHUNG & INNOVATION

FOTOS: FRAUNHOFER IFAM

Hochflexible Niederdruckgießtechnik

Forschen für die elektromobile

Zukunft

Im Niederdruckgießen sowohl Aluminium als auch Kupfer und Salz schmelzen und vergießen?

Das bietet seit diesem Frühjahr eine neue Niederdruckgießanlage für industrienahe,

angewandte Forschung des Fraunhofer IFAM am Standort Wolfsburg. Vergossene Salzkerne

werden beim Druckgießen zur Herstellung hohler Bauteile, wie Motoren und Batteriegehäuse

eingesetzt. Kupferguss eignet sich wegen seiner thermischen und elektrischen

Leitfähigkeit ebenfalls für elektromobile Anwendungen.

VON CHRISTOPH PILLE, BREMEN

Das Niederdruckgießverfahren

(kurz: ND-Guss) ermöglicht die

gießtechnische Herstellung qualitativ

hochwertiger Gussteile mit hervorragenden

mechanischen Eigenschaften,

insbesondere aus dem Leichtmetall Aluminium.

Es kommt vorzugsweise bei der

Herstellung dickwandiger Gussteile zur

Anwendung. Bekannt ist das Verfahren

für das Gießen von Leichtmetallfelgen für

Kraftfahrzeuge, Fahrwerkskomponenten

mit hohen sicherheitsrelevanten Anforderungen

oder Antriebskomponenten und

Gehäusen.

Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik

und Angewandte Materialforschung

IFAM mit Hauptsitz in Bremen

bietet anwendungsorientierte Forschung

und Entwicklung im Bereich Gießereitechnik

mit dem Schwerpunkt auf druckunterstützten

Gießverfahren wie Druckgießen,

Niederdruckgießen und druckunter-

34 GIESSEREI 108 06/2021


Die neue, flexible Niederdruckgießmaschine

des Fraunhofer IFAM

am Standort in Wolfsburg.

Shuttle-Ofen beim Einfahren unter

das Gießportal.

stütztem Feingießen. Seit 2015 bietet das

Fraunhofer IFAM Anlagentechnik zum

Niederdruckgießen an.

Werkstoff wechseln mit dem

Tiegel-Schnellwechsel-System

Seit Frühjahr 2021 steht nun am Standort

Wolfsburg eine neue Niederdruckgießanlage

für industrienahe, angewandte Forschung

zur Verfügung. Die Anlagentechnik

bietet eine Innovation für das Niederdruckgussgießen:

sie ermöglicht sowohl

das konventionelle Schmelzen und Vergießen

von Aluminium als auch von hochschmelzenden

Metallen wie Kupfer. Ermöglicht

wird diese Multi-Funktionalität

durch ein neuartiges „Tiegel-Schnellwechsel-System“

in Verbindung mit einer besonderen

Schmelztechnologie, die sowohl

direktes als auch indirekt induktives

Schmelzen bietet. Auf diese Weise können

sowohl konventionelle Metalle wie Aluminium,

Kupfer, Messing, Bronze, Magnesium

oder Stahl geschmolzen werden, aber

auch nicht-metallische Schmelzen wie

z.B. Salz-Mischungen können geschmolzen

und vergossen werden. Diese Technologie

ermöglicht das industrialisierbare

Herstellen hochqualitativer Salzkerne

im Niederdruckgießverfahren. Solche als

„verlorene Kerne“ bezeichneten Kerne

aus Salz stehen derzeit im Fokus der Entwicklungen

für den Einsatz im Druckgießverfahren

zur Herstellung hohl gegossener

Bauteile wie Motor- und Batteriegehäuse.

Die neue Niederdruckgießanlage bietet

eine Schmelzleistung von max. 130

kW für eine Schmelztemperatur von bis

zu 1650 °C. Das Schmelzvolumen beträgt

110 Liter und der Gießdruck bis 1,0 bar.

Die untere Aufspannfläche von 1310 x

1290 mm² kann Werkzeuge bis zu einem

Gesamtgewicht von 3500 kg aufnehmen.

Die obere Aufspannfläche von 1200 x

1200 mm² ermöglicht eine Schließkraft

von max. 60 t. Durch einen vertikal verfahrbaren

Ofenraum wird eine freie Zugänglichkeit

des Schmelz- und Warmhaltetiegels

und somit ein schneller Legierungswechsel

ermöglicht. Neben der

flexiblen Verarbeitung verschiedener

Schmelzen kann die Anlage ebenfalls sowohl

konventionelle Stahlkokillen als auch

Sand- oder Halbkokillen bedienen und

bietet derzeit somit im Bereich der gießtechnischen

Forschungslandschaft hohe

Flexibilität und Innovationspotenzial.

Breites Einsatzspektrum

für die Forschung

Das neue Anlagenkonzept ist in Zusammenarbeit

mit der Tegisa Giessereianlagen

und Industrieöfen GmbH, Köln, entstanden.

Es basiert auf einem Prototyp

dieses neuartigen Anlagenkonzeptes, der

2015 erstmalig am Fraunhofer IFAM in

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MEDIEN & BÜCHER

Wie die Kuhglocken entstehen

290 Jahre Glockenguss in der Schweizer Gießerei Berger

Haben auch Sie interessante Videos

zum Thema Gießereitechnik im Internet

gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge

an: redaktion@bdguss.de

Eine Berger-Mitarbeiterin bringt kunstvolle Gravuren auf dem Modell an. Für eine fertige Kuhglocke sind vielfältige Arbeitschritte nötig.

Abguss der Glocken bei 1650 °C. Jede Glocke

ist ein Einzelstück.

Glocken vor der Bearbeitung. Jeder Wanderer

kennt ihren Klang auf den Bergalmen.

Mit kunstvollen Stickereien werden die Lederhalsbänder

der Kühe veredelt.

SCREENSHOTS: BERGER GLOCKENGUSS

Die Glockengiesserei Berger GmbH ist

ein traditionelles Familienunternehmen

in Emmental in der Schweiz. Seit mehr

als 290 Jahren produziert die Familie

Berger echte Schweizer Kuhglocken. Jede

Glocke wird in Handarbeit gefertigt

und ist ein Einzelstück. Wie sie entstehen

zeigt jetzt ein eindrucksvoller Film.

Bei Berger werden auch die Lederbänder

für die Kuhglocken produziert. So findet

ein großer Teil der Wertschöpfungskette

im Unternehmen statt. Darin unterscheidet

sich die Glockengießerei nicht von einer

Seriengießerei, die wirtschaftlich produzieren

will.

Der knapp vier Minuten lange Film

zeigt den kompletten Produktionsprozess

vom Schmelzen und Formenbau über das

Einbringen von Gravuren und den Abguss

bis zur Nachbearbeitung und zur Fertigung

der kunstvoll gestalteten Lederbänder.

Wie die Glocke dann einmal am Hals ihrer

Träger auf den Almen der Alpenrepublik

klingen, bleibt der Fantasie der Zuschauer

überlassen. Wussten Sie schon? Glocken

bedeuten Schutz und halten böse Geister

von Haus, Hof und lieben Menschen fern.

Kanonen wurden für militärische Zwecke,

Glocken nur in Friedenszeiten gegossen.

„Deshalb ist eine schöne Glocke und der

dazugehörige Klang auch ein Zeichen für

Frieden und Sicherheit.“ Sogenannte „Sales

Bells“ gibt‘s auch als Motivation für

Verkaufs teams mit Versand in 120 Länder.

QR-CODE/Link:

Link zu OneDrive - Anmelden

nicht erforderlich!

https://t1p.de/7mp5

100 GIESSEREI 108 06/2021

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