gie_06_2021
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Montage von Durchlaufwirbelmischern in der Produktionshalle.
Aufschwung folgte
nach Abschwung
„Als ich 1989 als Berater zu Wöhr kam,
hat das Unternehmen über die Konjunktur
gelebt, wie damals viele Mittelständler.
Wenn die Konjunktur gut lief, wurde ordentlich
Geld verdient, damit man dann,
wenn es schlecht lief, davon zehren konnte“,
blickt Preiß zurück. Um die damals
270 Mitarbeiter zu halten, wurden defizitäre
Bereiche wie der Stahlbau aufrechterhalten.
So folgte Aufschwung nach Abschwung,
eine nachhaltige Lösung für
einen Weiterbetrieb des Gesamtunternehmens
blieb aus. Preiß, Wagner und Borst
wagten 2004 ein Management-Buy-Out
und verschmolzen den Wöhr-Gießereibereich
mit der zuvor gegründeten AAGM
(Aalener Gießereimaschinen).
Haupttätigkeitsbereich heute ist die
Technik rund um das Mischen kaltharzgebundenen
Sands. Diese sogenannte
Kaltformerei ist in Englisch auch als Nobake
bekannt. Zum Produktrepertoire von
Wöhr gehören Durchlaufwirbelmischer,
Formanlagen und Sandregenerierungsanlagen.
Neuerdings ist auch eine Schlichtestation
hinzugekommen, die Wöhr-Konstrukteur
Stephan Borst entwickelt hat.
Heutzutage verfügt Wöhr über eine deutlich
schlankere Struktur als früher: Mit
variabler Mitarbeiterzahl ist das Unternehmen
nicht mehr so umsatzgetrieben
wie damals und erwirtschaftet je nach
Auftragslage zwischen 5 und 12 Millionen
Euro im Jahr. Kaufmann Preiß hat das Risiko
für sein Unternehmen stark eingehegt.
Expansionen sieht er kritisch. „Was
machen Sie denn, wenn Sie mit Ihrem
Unternehmen weltweit aufgestellt sind,
und dann bricht der Weltmarkt um 35 Prozent
ein“, fragt er. Das Unternehmen setzt
primär auf die EU und die Türkei mit Dependenzen
und Schwesterunternehmen
in Tschechien, Polen und an der Ägäis.
Handformguss hat Federn gelassen
Preiß‘ kritische Einstellung zu internationalen
Expansionen erscheint berechtigt.
Schließlich erholt sich das Geschäft nach
dem letzten globalen Wirtschafts einbruch
wegen der Corona-Pandemie gerade erst
wieder. Darüber hinaus hat auch der
Handformguss, Wöhrs Hauptkundenkreis,
in den vergangenen Jahren Federn gelassen.
Allein in Deutschland sind in den vergangenen
sechs Jahren bis zu 150 000
Tonnen Gießkapazität laut BDG verloren
gegangen. Auf der Strecke blieben bekannte
Unternehmen wie z. B. der Eisenguss
der Friedrich Wilhelms-Hütte in
Mühlheim/Ruhr, die Smart Foundry in
Hasloch sowie die Baettr Stade GmbH,
ehemals Global Castings (die GIESSEREI
berichtete). „Wenn eine Handformgießerei
schließt, müssen wir schauen, wohin
der Guss geht und die neuen Gussproduzenten
als Kunden gewinnen“, verrät
Preiß. So bleibt das Geschäft einigermaßen
stabil.
Inzwischen geht es aber wieder aufwärts:
Der Ersatzbedarf für Anlagen steigt
an. Auch interessante Projekte wie die
Umstellung und Erneuerung von Altanlagen
finden langsam wieder Eingang in die
Auftragsbücher. Mit dem Durchlaufwirbelmischer
Känguru, der Prozessvorteile
wie das Einsparen von Chromitsand bietet,
ist kürzlich auch wieder ein Erweiterungsprojekt
dabei gewesen. Weihnachten
wurde die Anlage nach Spanien geliefert.
Maschinenbau in
Zeiten des Green Deals
Die Anlagentechnik des Unternehmens
aus Bopfingen in Baden-Württemberg ist
derweil auf dem aktuellen Stand der
Technik. Elektrotechniker Peter Wagner
ist der Experte für Inbetriebnahmen sowie
Realisierung von Projekten und das
sichtbarste Gesicht beim Kunden vor Ort.
Heute muss er dabei auch die Digitalisierung
im Blick haben. „Überwachung,
Kommunikationsfähigkeit per SPS-System,
dezentrale Datentransparenz und
Fahrbarer höhenverstellbarer Durchlaufwirbelmischer
vom Typ Känguru.
Unternehmen ist nicht mehr
umsatzgetrieben
GIESSEREI 108 06/2021 31