gie_10_2016
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EDITORIAL<br />
Weiter so reicht nicht aus!<br />
Doch Schwarzmalerei ist völlig fehl am Platze<br />
FOTO: WIELAND WERKE<br />
Wir haben einen Blick hinter<br />
die Kulissen eines Lebens im<br />
Schicht-Rhythmus geworfen.<br />
Artur Sebastian Würstle arbeitet<br />
seit16 Jahren in der Gießerei<br />
der Wieland-Werke, er denkt<br />
nicht daran aufzuhören (siehe<br />
Seite 92).<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Sind wir mal ganz ehrlich, die meisten Menschen<br />
haben in der Tat das Bedürfnis, einen Beitrag für<br />
die Zukunft zu leisten. Man möchte etwas bewegen,<br />
etwas gestalten. Und warum? Weil der überwiegende<br />
Teil der Menschen die Hoffnung hat, dass es<br />
morgen besser sein könnte als heute. Ohne Zweifel, ist<br />
es doch ein Privileg, die Freiheit zu haben, sich einzumischen,<br />
kreativ zu werden und eine bessere Zukunft<br />
zu gestalten. Wenn man sich in diesem Herbst auf den<br />
großen Industriemessen hier zu Lande umsieht, dann<br />
stellt man bei objektiver Betrachtung fest, es bewegt<br />
sich etwas im positiven Sinne, und zwar auf allen industriellen<br />
Sektoren, die für unseren Wohlstand verantwortlich<br />
sind. In weiten Teilen der Wirtschaft hat<br />
man erkannt, welche Potenziale und Chancen in der<br />
Digitalisierung der Industrie stecken. Egal, ob nun 2.0 oder 4 oder sonst wie zu Null, es<br />
geht es erst einmal darum, den sich abzeichnenden technologischen Wandel zu verstehen.<br />
Digitalisierung als Prozess sollte auf jeden Fall als Chance und nicht als Bedrohung betrachtet<br />
werden. Mit einem gewissen Gespür für Neues, einer ordentlichen Portion Neu<strong>gie</strong>rde<br />
und dem Drang, etwas bewegen zu wollen (eben Zukunft zu gestalten), ist die Einführung<br />
neuer Technolo<strong>gie</strong>n in Deutschland in den zurückliegenden Jahren im Regelfall von<br />
Erfolg gekrönt gewesen.<br />
Klar ist, der Faktor Zeit spielt heutzutage eine immer entscheidendere Rolle. Digitalisierung<br />
und Internet der Dinge eröffnen ganz neue Prozesse und eben auch neue Geschäftsfelder,<br />
die man vorher in der Form nicht erahnt hat. Experten sind davon überzeugt, dass<br />
mit Hilfe der neuen „Punkt-Null-Technolo<strong>gie</strong>n“ Innovationen zielgerichteter und schneller<br />
entwickelt werden. Was die großen Linien der Industriepolitik auszeichnet, muss aber nicht<br />
unbedingt auf kleine mittelständische Gießereien zutreffen. Mittelständler, so heißt es,<br />
rechnen jede Investition genau durch und investieren zum richtigen Zeitpunkt. Mit guten<br />
Ideen gelingt es aktuell auch kleinen Gießereien sich neue Märkte, ganz speziell Nischenmärkte<br />
zu erschließen – und das weit ab von Industrie 4.0-Szenarien. Handformguss vom<br />
Feinsten bietet die Gießerei Hepako (siehe ab Seite 88). Dort werden für den wachsenden<br />
Markt der zweirädrigen Young- und Oldtimer Komponenten gegossen, die sonst nirgendwo<br />
mehr zu kriegen sind. Das Beispiel zeigt, auch in digitalen Zeiten, geht der klassischen<br />
„analogen“ Gießerei mit einer guten Geschäftsidee vorläufig nicht die Luft aus.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 3
BLUE<br />
INHALT<br />
FOTO: DLR<br />
FOTO: ASK CHEMICALS<br />
FOTO: BÜHLER<br />
32<br />
Aerogele Werkstoffe<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Der Beitrag liefert einen Überblick über<br />
Aerogele und beschreibt die Vorteile<br />
und Anwendungsmöglichkeiten von<br />
Aerogelen in der Gießerei-Industrie.<br />
38<br />
Cold-Box-Binder<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
In ihrem Beitrag beschreiben die Autoren<br />
am Beispiel der neuen Ecocure Blue<br />
HE-Systeme, dass Ökolo<strong>gie</strong> und Ökonomie<br />
sich nicht gegenseitig ausschließen<br />
müssen.<br />
46<br />
Lost Core-Technolo<strong>gie</strong><br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Für gewisse besonders komplizierte Bauteilgeometrien<br />
bietet sich das Lost Core-<br />
Verfahren als eine interessante technische<br />
Lösung an.<br />
88<br />
Heiße Ware<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Wenn Zylinder außen alle<br />
Rippen verlieren, hilft nur<br />
noch eins: der Gang zu einer<br />
kundigen Gießerei.<br />
FOTO: FRED SIEMER<br />
4 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STANDPUNKT<br />
23 Don Quijote oder: Allein gegen China?<br />
Ingo Steller<br />
REPORT<br />
25 Heiße Ware Aluminium<br />
Markus Weck<br />
Mehr Nachhaltigkeit<br />
mit<br />
ASK Chemicals<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
32 Aerogele als Sandkernadditive zur Verbesserung der Gussteilqualität<br />
Eva Meyer, Adam Barowski, Maria Schestakow, Barbara Milow, Lorenz Ratke<br />
38 Neueste Technolo<strong>gie</strong>plattform für Cold-Box-Binder<br />
Pierre-Henri Vacelet, Christian Priebe, Jens Müller<br />
46 Lost Core-Technolo<strong>gie</strong> – offen für alle<br />
Dario Pierri, Christian Beck<br />
JAHRESÜBERSICHT<br />
54 Umweltschutz und Ener<strong>gie</strong>technik (4. Folge)<br />
Manuel Bosse<br />
SPEKTRUM<br />
64 Praktischer Einsatz der hochfesten Le<strong>gie</strong>rung Silafont-38<br />
Gerd Röders, Andreas Röders, Stuart Wiesner<br />
70 Intelligentes, ener<strong>gie</strong>effizientes Wasserrückkühlsystem für Induktionsschmelzanlagen<br />
Michael Dahmen<br />
74 Ist die Qualität stützenfreien Gusses unter Verwendung von Kernstützen<br />
erreichbar?<br />
Klaus Wagner, Heiko Frank, Anita Heß, Michael Stark, Marion Gebhardt<br />
80 Smartt – Eine innovative Prozesssteuerung für die Rotorentgasung von<br />
Aluminiumschmelzen<br />
Ronny Simon<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
88 Heiße Ware, Fred Siemer<br />
BERUF & KARRIERE<br />
92 Ein Leben im Schicht-Rhythmus<br />
Regina Frank<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
94 Patente<br />
<strong>10</strong>0 News<br />
<strong>10</strong>7 Firmenschriften<br />
<strong>10</strong>8 Medien & Bücher<br />
1<strong>10</strong> Personalien<br />
111 VDG intern<br />
112 Termine<br />
116 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
116 Inserentenverzeichnis<br />
118 Vorschau/Impressum<br />
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AKTUELLES<br />
FOTO: AP WORKS<br />
6 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Light Rider<br />
mit E-Motor!<br />
Werden Motorräder künftig nicht mehr<br />
gebaut, sondern ausgedruckt? Das wohl<br />
nicht. Aber einzelne Leichtmetall-Teile<br />
können durchaus aus einem 3D-Drucker<br />
kommen. In dem nur 35 Kilo schweren,<br />
bis zu 80 km/h schnellen „Light Rider“<br />
arbeitet ein Sechs-kW-Motor. Der Druck<br />
von Hauptrahmen und Schwinge dauerte<br />
rund zwei Tage..<br />
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GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 7
AKTUELLES<br />
32 Auszubildende starten ins Berufsleben<br />
Berufsstart mit Zukunft: Seit dem 1. September absolvieren diese 32 jungen Frauen und<br />
Männer ihre Berufsausbildung bei Martinrea Honsel.<br />
> MARTINREA HONSEL: Bei der Martinrea<br />
Honsel Germany GmbH in Meschede<br />
haben 32 junge Frauen und Männer<br />
am 1. September <strong>2016</strong> mit ihrer Berufsausbildung<br />
begonnen. Erstmalig bildet<br />
das Unternehmen “Technische Produktdesigner/innen“<br />
in der Fachrichtung Produktgestaltung<br />
und -konstruktion aus.<br />
Insgesamt nutzen derzeit 90 Auszubildende<br />
die Chance, sich in einem breiten<br />
Spektrum von Berufen zu qualifizieren.<br />
Von den neuen Auszubildenden lernen<br />
30 technische und zwei kaufmännische<br />
Berufe. „Mit einer fundierten Ausbildung<br />
bei Martinrea Honsel legen Sie den Grundstein<br />
für Ihre Karriere mit einer vielversprechenden<br />
Perspektive“, sagte Dieter<br />
Berndt, Leiter Personalentwicklung, im<br />
Rahmen der Begrüßungsveranstaltung im<br />
Kommunikationszentrum des Unternehmens.<br />
„In der Gießereibranche sind Fachkräfte<br />
gefragter denn je. Junge Menschen<br />
von Beginn an mit den neusten Trends und<br />
Technolo<strong>gie</strong>n vertraut zu machen, stellt für<br />
uns einen enormen Wettbewerbsvorteil<br />
dar“, so Berndt. Mit von der Partie sind<br />
auch 15 Auszubildende anderer Unternehmen,<br />
die in der Ausbildungswerkstatt von<br />
Martinrea Honsel ihre technische Grundausbildung<br />
erhalten.<br />
Mit elf Berufen bietet das Unternehmen<br />
ein breites Ausbildungsspektrum an.<br />
Dazu zählen technische Berufe wie Mechatroniker/in,<br />
Industriemechaniker/in,<br />
Gießereimechaniker/in mit Schwerpunkt<br />
Druck- und Kokillenguss, Werkzeugmacher<br />
in, Industriemechaniker/in, Zer spanungsmechaniker/in,<br />
Elektroniker/in für<br />
Betriebstechnik und Fachinformatiker<br />
System integration. Erstmalig bildet<br />
Martin rea Honsel zwei technische Pr o-<br />
dukt designer in der Fachrichtung Produktgestaltung<br />
und -konstruktion aus.<br />
Produktdesigner entwerfen und konstruieren<br />
Bauteile und Formen auf Anfrage<br />
der Kunden aus der Automobilindustrie.<br />
Zu Beginn erhalten die Auszubildenden<br />
eine fundierte Metallgrundausbildung bevor<br />
sie später die Erstellung von 3-D-Datenmodellen<br />
mit Hilfe von CAD-Systemen<br />
erlernen. Im kaufmännischen Bereich bildet<br />
das Unternehmen Industriekaufleute<br />
sowie in einem dualen Studiengang Betriebswirte<br />
VW/Bachelor of Arts aus.<br />
Für das Jahr 2017 hat der Bewerbungslauf<br />
bereits begonnen. Interessenten<br />
werden gebeten ihre Bewerbungsunterlagen<br />
kurzfristig einzureichen.<br />
www.martinrea-honsel.com<br />
FOTO: MARTINREA HONSEL<br />
Großauftrag für Hybridfahrzeugkomponenten gewonnen<br />
FOTO: GF AUTOMOTIVE<br />
Beispiel eines<br />
Batteriegehäuses.<br />
> GF AUTOMOTIVE: GF Automotive,<br />
Schaffhausen, Schweiz, eine Division von<br />
GF, hat von einem französischen Fahrzeughersteller<br />
einen bedeutenden Auftrag<br />
für das Batteriegehäuse eines neuen<br />
Hybridfahrzeugs erhalten. Der Vertrag mit<br />
dem neuen Kunden beläuft sich auf 77<br />
Mio. Euro.<br />
Die Batteriegehäuse aus Aluminium<br />
mit integriertem Kühlsystem werden ab<br />
2019 in Deutschland gefertigt. Der neuerliche<br />
Großauftrag unterstreicht die Entwicklungs-<br />
und Fertigungskompetenz von<br />
GF Automotive im wachsenden Markt der<br />
Elektromobilität. Mit Blick auf eine möglichst<br />
große Reichweite des Fahrzeugs<br />
kommt einer gewichtssparenden Bauweise<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
Das Unternehmen GF Automotive ist<br />
ein weltweit führender Automobilzulieferer<br />
und technologisch wegweisender Entwicklungspartner<br />
und Hersteller von Pkwund<br />
Lkw-Komponenten sowie industrieller<br />
Anwendungen. An elf Standorten in<br />
Deutschland, Österreich, China und den<br />
USA werden jährlich rund 600 000 t<br />
Eisen, Aluminium und Magnesium zu<br />
hochwertigen Bauteilen verarbeitet.<br />
www.gfau.com<br />
8 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
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Mit über <strong>10</strong>0 Jahren Erfahrung ist voestalpine Böhler Welding die globale Top-Adresse für die täglichen<br />
Herausforderungen in den Bereichen Verbindungsschweißen, Verschleiß- und Korrosionsschutz sowie für<br />
das Hartlöten. Das umfassende Produktportfolio an Schweiß- und Lötzusätzen sichert unseren Kunden die<br />
optimale Lösung für ihre Anwendungen. Und mit der individuellen Beratung durch unsere Anwendungstechniker<br />
und Schweißfachingenieure gewährleisten wir, dass unsere Kunden auch die anspruchsvollsten<br />
schweißtechnischen Herausforderungen meistern.<br />
voestalpine Böhler Welding<br />
www.voestalpine.com/welding
AKTUELLES<br />
Kompetenz im industriellen Markt für 3-D-Drucker<br />
weiter ausgebaut<br />
> VOXELJET: Nach Expansionen in Asien<br />
und Lateinamerika verstärkt voxeljet Systems,<br />
Friedberg, Hersteller von fortschrittlichen<br />
3-D-Drucksystemen für industrielle<br />
Anwendungen, mit Christian<br />
Träger sein internationales Sales Team.<br />
Ab sofort verantwortet der Branchenkenner<br />
als Director Sales den globalen Vertrieb<br />
der 3-D-Drucksysteme von voxeljet.<br />
Christian Träger ist Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />
und fokussierte sich bereits<br />
während seines Studiums auf additive Fertigungsverfahren.<br />
Schon als Diplomand<br />
startete er 20<strong>10</strong> seine Karriere bei voxeljet<br />
und arbeitete nach dem Abschluss seiner<br />
Diplomarbeit als Projektmanager im<br />
Bereich Customer Service. Wegen seiner<br />
umfangreichen Erfahrung mit internationalen<br />
Kundenprojekten wechselte er 2012<br />
in den Vertrieb der Drucksysteme. Fokus:<br />
die asiatischen Märkte. Seit August <strong>2016</strong><br />
ist er als Director Sales für den globalen<br />
Vertrieb der 3-D-Drucksysteme von voxeljet<br />
verantwortlich.<br />
„Die Nachfrage nach industriellen 3-D-<br />
Drucksystemen ist weltweit gestiegen.<br />
Deswegen erweitern wir unsere Kapazitäten<br />
mit Drucksystemen für unsere Tochtergesellschaft<br />
in Amerika. Außerdem<br />
werden am Stammsitz in Friedberg zusätzliche<br />
Flächen für die Fertigung von<br />
3-D-Drucksystemen und die Verwaltung<br />
Die voxeljet AG stellt großformatige 3-D-Drucker für industrielle und gewerbliche Kunden<br />
her. Die industriellen 3-D-Drucker werden in Deutschland entwickelt und gebaut.<br />
geschaffen“, erläutert Christian Träger,<br />
frisch ernannter Director Sales, die aktuellen<br />
Pläne des 3-D-Druckspezialisten.<br />
Die Maßnahmen dienen letztlich dem Ausbau<br />
und der Weiterentwicklung des auf<br />
Geschwindigkeit ausgelegten kalten,<br />
chemischen 3-D-Druckprozesses von<br />
voxeljet.<br />
Bevor die Kunden von voxeljet Systems<br />
eigene 3-D-Drucker kaufen, nutzen<br />
sie meist erst einmal das Angebot von<br />
voxeljet Services und seinen internationalen<br />
Dienstleistungszentren. Dort erhalten<br />
sie in On-Demand-Fertigung Formen<br />
und Modelle für das Metall<strong>gie</strong>ßen. Überzeugen<br />
die Vorteile und Chancen des 3-D-<br />
Drucks auf Dauer, steigt in der Regel das<br />
Bestellvolumen und die Investition in eine<br />
eigene Maschine lohnt sich.<br />
www.voxeljet.de<br />
FOTO: VOXELJET<br />
Kooperationsprojekt mit der Gießerei Lollar<br />
> BUDERUS GUSS: Im Rahmen des Kooperationsprojektes<br />
von Buderus Guss,<br />
Breitenbach, mit Bosch Thermotechnik<br />
gelang im April/Mai <strong>2016</strong> ein Brückenschlag:<br />
Die ersten Gießversuche von groß<br />
dimensionierten Bremsscheiben auf der<br />
Formanlage 1 in der Gießerei Lollar konnten<br />
erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Das Breidenbacher Unternehmen will<br />
sein Bremsscheibengeschäft mit den neuen<br />
Produktionsmöglichkeiten ausbauen.<br />
Im Vordergrund steht, dass Buderus Guss<br />
als Bremsscheibenspezialist die zur Verfügung<br />
stehenden Kapazitäten der Gießerei<br />
Lollar nutzen will, um in neue Märkte<br />
vorzustoßen. Im Bremsscheibenmarkt<br />
sieht das Unternehmen erhebliche Wachstumschancen.<br />
Die Entscheidung, die Gießerei<br />
Lollar dafür auszubauen, bringt für<br />
beide Kooperationspartner unübersehbare<br />
Vorteile. www.guss.buderus.de Begutachtung der abgegossenen Bremsscheibenrohteile.<br />
FOTO: BUDERUS GUSS<br />
<strong>10</strong> GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
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AKTUELLES<br />
Standort Schopfheim wird modernisiert und erweitert<br />
Beginn der Umbaumaßnahmen bei Laempe Mössner Sinto.<br />
> LAEMPE MÖSSNER SINTO: Laempe<br />
Mössner Sinto, Barleben/Meitzendorf, eines<br />
der weltweit führenden Unternehmen<br />
im Bereich der Kernmachereitechnolo<strong>gie</strong>,<br />
modernisiert umfangreich am Standort<br />
Schopfheim. Die alte Montagehalle und die<br />
darüber liegenden Büroarbeitsplätze werden<br />
kernsaniert und in ein modernes, ener<strong>gie</strong>effizientes<br />
Bürogebäude umgebaut. Es<br />
entstehen auf 2500 m 2 (vorher 2000 m 2 )<br />
neue attraktive Arbeitsplätze für die Bereiche<br />
Vertrieb, Konstruktion, Forschung<br />
und Entwicklung sowie Service. Im Zuge<br />
des Umbaus wird ebenfalls die gesamte<br />
Außenfläche am Standort komplett neu<br />
gestaltet und modernisiert. Ein Schwerpunkt<br />
liegt zudem auf der Eröffnung des<br />
neuen Technolo<strong>gie</strong>zentrums Anfang 2017.<br />
Die Investitionssumme der Maßnahmen<br />
beträgt mehr als 2 Mio. Euro.<br />
„Wir sind seit mehr als 30 Jahren am<br />
Standort Schopfheim und hier liegen die<br />
Ursprünge der Firma Laempe. Für uns ist<br />
Schopfheim einerseits die Wiege des Unternehmens,<br />
aber gleichzeitig wird hier<br />
auch die Zukunft unserer Firma fortgeschrieben.<br />
Die Forschung und Entwicklung<br />
ist der Grundstein der erfolgreichen Unternehmensentwicklung.<br />
Laempe war und<br />
ist in der Branche bekannt für seine Innovationen.<br />
Mit der Kernsanierung stärken<br />
wir unsere Position in Schopfheim. Wir<br />
werden hier ein attraktives Arbeitsumfeld<br />
schaffen und die Kapazitäten erweitern“,<br />
erklärt Andreas Mössner, Geschäftsführer<br />
der Laempe Mössner Sinto GmbH.<br />
Das neue Gebäude wird in Sachen<br />
Ener<strong>gie</strong>effizienz („KfW-Effizienzhaus 55“)<br />
höchsten Ansprüchen gerecht: Neben einer<br />
zeitgemäßen Isolierung wird es eine<br />
Hackschnitzelheizung und eine Regenwassernutzung<br />
geben. „Wir stehen für ressourcenschonende<br />
Maschinen, diese gehören<br />
im Wettbewerb zu den Maschinen mit dem<br />
niedrigsten Ener<strong>gie</strong>verbrauch. Diese Einstellung<br />
und Philosophie möchten wir natürlich<br />
auch mit unseren Gebäuden dokumentieren“,<br />
so Andreas Mössner.<br />
Die ebenfalls auf dem Laempe-Gelände<br />
liegende heutige Technikumshalle wird<br />
im Zuge des Umbaus mit neuen Maschinen<br />
ausgestattet und als Technolo<strong>gie</strong>zentrum<br />
ausgebaut. Die Maschinen werden<br />
voll funktionstüchtig sein und Kunden sowie<br />
Mitarbeitern zu Versuchs-, Vorführungs-<br />
und Schulungszwecken zur Verfügung<br />
stehen. Auch die Fertigung von Kernen<br />
in Klein- und Mittelserien im Auftrag<br />
von Kunden wird dort möglich sein. Der<br />
Umbau des Verwaltungsgebäudes wird<br />
vorausichtlich im Frühjahr 2017 abgeschlossen<br />
sein und im Anschluss daran<br />
wird dann auch das neue Technolo<strong>gie</strong>zentrum<br />
eröffnet.<br />
Der Großteil des Umbaus wird ausschließlich<br />
durch Handwerksbetriebe aus<br />
der Region bewerkstelligt: „Wir fühlen uns<br />
mit der Region sehr verbunden, und als<br />
global operierendes Unternehmen möchten<br />
wir ein repräsentatives Umfeld für<br />
unsere Mitarbeiter und Kunden schaffen.<br />
Wir sind mit der aktuellen Geschäftssituation<br />
sehr zufrieden, unsere Auftragsbücher<br />
sind gut gefüllt und wir wollen unsere<br />
Mannschaft in Schopfheim auch weiter<br />
verstärken“, erklärt Andreas Mössner.<br />
Laempe Mössner Sinto beschäftigt in<br />
Schopfheim rund 80 Mitarbeiter; insge-<br />
Laempe Mössner Sinto gehört zu den innovativsten<br />
Unternehmen im Maschinenbau<br />
und ist als familiengeführtes Traditionsunternehmen<br />
bereits seit 1980 eines<br />
der führenden Unternehmen im Spezialsegment<br />
Kernmachereitechnolo<strong>gie</strong>.<br />
Die Laempe Mössner Sinto GmbH ist<br />
Weltmarktführer für Kernschießmaschinen<br />
in der Gießerei-Industrie und deckt<br />
mit seinem umfassenden Produkt- und<br />
Dienstleistungsportfolio alle Bereiche der<br />
modernen Kernmacherei ab. Das Traditionsunternehmen<br />
ist ein Komplettlösungsentwickler<br />
mit Hauptsitz im sachsen-anhaltinischen<br />
Barleben/Meitzendorf. An<br />
diesem hochmodernen Produktionsstandort<br />
sowie in den Niederlassungen<br />
Schopfheim im Schwarzwald und Mannheim<br />
sind insgesamt rund 300 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Eigene Büros in Indien und<br />
China sowie ein Netzwerk von rund 25<br />
Vertriebspartnern und Vertretungen rund<br />
um den Globus gewährleisten kompetenten<br />
Service weltweit. Laempe Mössner<br />
Sinto, das 2015 eine strategische Partnerschaft<br />
mit dem weltgrößten Gießereimaschinenhersteller<br />
Sinto aus Japan einging,<br />
03.01.2007 erzielte 201416:18 einen Umsatz Uhr Seite von rund 1<br />
samt sind rund Uhlmann_Stampfschablonen 300 Mitarbeiter den<br />
Standorten Schopfheim, Meitzendorf<br />
(Sachsen-Anhalt) und Mannheim tätig.<br />
60 Mio. Euro.<br />
<br />
www.laempe.com<br />
FOTO: LAEMPE MÖSSNER SINTO<br />
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AKTUELLES<br />
Innovation AFC – Additive Form Casting<br />
> DÜKER: In den letzten 20 Jahren haben<br />
sich die additiven Fertigungsverfahren<br />
mit ihren spezifischen Eigenschaften<br />
rasant entwickelt. Es ist faszinierend zu<br />
beobachten, wie komplexe Geometrien<br />
wie von Geisterhand gesteuert aus Pulvern,<br />
Drähten, Flüssigkeiten oder Sanden<br />
entstehen. Der 3-D-Druck bzw. die neuen<br />
additiven Fertigungsverfahren machen<br />
dies möglich. Viele Branchen prognostizieren<br />
dadurch gewaltige Umwälzungen<br />
in den Fertigungsmöglichkeiten<br />
und in der Fertigungstechnik. Was ist<br />
Vision und was ist Stand der heutigen<br />
Technik?<br />
Die Firma Düker aus Laufach setzt sich<br />
im Bereich Kundenguss seit geraumer Zeit<br />
mit diesem Thema auseinander. Welche<br />
Potenziale ergeben sich für die Kunden<br />
und worin liegen die wirtschaftlichen und<br />
technologischen Grenzen? Um diese Frage<br />
zu beantworten, muss man zunächst<br />
die Abläufe im AFC-Verfahren verstehen.<br />
Wie funktioniert dieses additive Verfahren,<br />
wie entstehen die Gussteile und vor<br />
allem: Wie nahe liegen die Eigenschaften<br />
der damit erstellten Gussteile an denen<br />
des Serienprodukts? Kann AFC eine vergleichbare<br />
oder gar höhere Produktqualität<br />
erreichen?<br />
Gussteile, die Düker im AFC-Verfahren<br />
herstellt, sind „echte Gussteile“. Sie entstehen<br />
in derselben Art und Weise wie<br />
die Gussteile aus der Serienfertigung. Der<br />
entscheidende Unterschied liegt darin,<br />
dass Düker zur Herstellung der Sandformen<br />
keine Modelleinrichtung einsetzt.<br />
Basis und Voraussetzung zur Entstehung<br />
der Formen ist ein CAD-Datensatz des<br />
Gussteils. Nicht mehr und nicht weniger,<br />
denn allein aus dieser CAD-Vorgabe werden<br />
die Voraussetzungen für den Abguss<br />
FOTO: VOXELJET<br />
Das innovative AFC-<br />
Verfahren kommt<br />
dann zum Einsatz,<br />
wenn es darum<br />
geht, schnell, flexibel<br />
und ohne den<br />
Einsatz teurer Modelle<br />
zu fertigen.<br />
geschaffen. Der Hauptvorteil des Verfahrens<br />
liegt darin, Gussteile ohne Einsatz<br />
von Modellen herzustellen. Die additiven<br />
Sandformen sind genau wie im Serienprozess<br />
verlorene Formen, die nach Entnahme<br />
des Gussteils recycelt werden.<br />
Dadurch geht ausschließlich die Form,<br />
jedoch kein Formsand verloren, und die<br />
Umwelt wird geschont.<br />
Das Verfahren eignet sich optimal als<br />
Entwicklungsinstrument, welches Düker<br />
seinen Kunden gerne zur Verfügung stellt.<br />
Neue Produkte, die bisher nur auf dem<br />
Rechner zu sehen sind, werden in kurzer<br />
Zeit in Guss realisierbar und können zur<br />
Erprobung weiter bearbeitet werden. Geometrische<br />
Anpassungen sind einfach umzusetzen.<br />
Alleine die Änderung des CAD-<br />
Datensatzes und das Plotten einer weiteren<br />
Form ermöglichen den erneuten<br />
Abguss einer verbesserten Variante. Die<br />
Entwicklungszeit wird durch dieses Verfahren<br />
signifikant verkürzt. So ist es gängige<br />
Praxis, Erstmuster innerhalb weniger<br />
Wochen herzustellen, für die im Serienprozess<br />
Monate verstreichen. Eine enorme<br />
Flexibilität im Hinblick auf Konstruktionsänderungen<br />
ist gegeben.<br />
Eine gewisse Einschränkung darf bei<br />
all den Vorteilen jedoch nicht unberücksichtigt<br />
bleiben. Die additive Formherstellung<br />
ist inzwischen technologisch ausgereift.<br />
Geometrisch und in Bezug auf die<br />
Präzision der Formen gibt es nahezu keine<br />
Grenzen. Dennoch ist die Herstellung<br />
dieser Hightech-Formen, bedingt durch<br />
die komplexe Anlagentechnolo<strong>gie</strong>, heute<br />
noch ein kostenintensiveres Verfahren.<br />
Im Vergleich zur konventionellen<br />
Formherstellung rechnet sich das Gießen<br />
mit additiv hergestellten Formen überwiegend<br />
für Prototypen, Muster oder Kleinstserien.<br />
Mittel- und Großserien werden bei<br />
Düker nach wie vor mit der bewährten<br />
Modelltechnolo<strong>gie</strong> hergestellt.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt<br />
werden, dass das innovative AFC-Verfahren<br />
dann bei Düker zum Einsatz kommt,<br />
wenn es darum geht, schnell, flexibel und<br />
ohne den Einsatz teurer Modelle zu fertigen.<br />
www.dueker.de<br />
Schon mal vormerken!<br />
Nächster GIFA-Termin: 25. Juni bis 29. Juni 2019<br />
14 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
FOTO: OTTO JUNKER<br />
Ring für einen Magnetresonanztomografen in der Endkontrolle.<br />
Edelstahl<strong>gie</strong>ßerei bearbeitet<br />
MRT-Kernbaugruppe<br />
> OTTO JUNKER: In den letzten Jahrzehnten hat die Simmerather<br />
Edelstahl<strong>gie</strong>ßerei Otto Junker durch eine gezielte Investitions-<br />
und Personalpolitik das Leistungsvermögen der mechanischen<br />
Bearbeitung kontinuierlich gesteigert. Damit und durch<br />
das erworbene Wissen und Können aus der erfolgreichen Bearbeitung<br />
anspruchsvoller Baugruppen wurde ein hohes technisches<br />
Niveau erreicht.<br />
Der Auftrag über die Bearbeitung einer Kernbaugruppe der<br />
neuen Generation von Magnetresonanztomografen (MRT) ist<br />
dafür ein klarer Beleg. Auch ohne genaue Kenntnis der Arbeitsweise<br />
eines derartigen Gerätes, das heute in der Medizintechnik<br />
bei der Diagnose eine Spitzenstellung einnimmt, ist klar, dass<br />
hier höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen sind.<br />
Die Kernbaugruppe ist der sogenannte Dynamic Ring, der<br />
im MRT rotiert und aus drei Segmenten besteht, die jeweils ein<br />
Gewicht von 800 kg haben. Diese Segmente werden aus einer<br />
Aluminium-Gussle<strong>gie</strong>rung (AlSi<strong>10</strong>Mg) hergestellt und als Rohteile<br />
zur Bearbeitung an Otto Junker geliefert.<br />
Jedes der drei Segmente wird zunächst in vier Aufspannungen<br />
auf einem Bearbeitungszentrum gefräst. Die Herausforderung<br />
dabei ist die Kombination von geringen Toleranzen mit<br />
extrem langen Werkzeugen. Die hohe Genauigkeit erfordert,<br />
dass nach jedem Bearbeitungsschritt eine Maßkontrolle erfolgt<br />
und die Daten dem Kunden zur Verfügung gestellt werden. Sind<br />
alle Maße innerhalb der vorgegebenen Toleranz, werden die<br />
Segmente auf einer Karusselldrehmaschine zu einem Ring zusammengesetzt<br />
und verschraubt.<br />
Daran schließt sich die Drehbearbeitung einiger Außenkonturen<br />
sowie des Lagersitzes an. Die Maßkontrolle des fertig<br />
bearbeiteten Ringes wird mittels eines Laser-Trackers direkt<br />
auf der Karusselldrehmaschine vorgenommen, um die Einhaltung<br />
der geringen Toleranzen zu kontrollieren. Ist dies der Fall,<br />
wird der Ring wieder zerlegt, gereinigt und kann an den Kunden<br />
ausgeliefert werden.<br />
Die bisher insgesamt elf Ringe, die an den Kunden geliefert<br />
wurden, sind ohne Beanstandungen in die Geräte eingebaut<br />
worden. Eine Tatsache, die für das hohe Niveau der mechanischen<br />
Bearbeitung der Edelstahl<strong>gie</strong>ßerei von Otto Junker<br />
spricht.<br />
<br />
www.otto-junker.de
AKTUELLES<br />
Eröffnung des AMC<br />
in Düsseldorf mit<br />
Thomas Geisel,<br />
Oberbürgermeister<br />
der Landeshauptstadt<br />
Düsseldorf,<br />
Angelika Mielke-<br />
Westerlage, Bürgermeisterin<br />
der Stadt<br />
Meerbusch, Franz<br />
Rotter, Chef der<br />
Special Steel Division,<br />
und Wolfgang<br />
Eder, CEO voestalpine<br />
(v. l. n. r.).<br />
FOTO: VOESTALPINE<br />
Forschungszentrum für 3-D-Druck von Metallteilen eröffnet<br />
> VOESTALPINE: Der voestalpine-Konzern<br />
setzt seine globale Innovationsoffensive<br />
bei zukunftsweisenden Technolo<strong>gie</strong>n<br />
fort: Mitte August wurde am Standort<br />
Düsseldorf ein neues Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum für den 3-D-Druck<br />
von Metallteilen eröffnet. Das „voestalpine<br />
Additive Manufacturing Center“ (AMC)<br />
soll die konzernweiten Forschungsaktivitäten<br />
zu diesem Thema bündeln und das<br />
Verfahren für die Herstellung besonders<br />
komplexer und leichter Metallbauteile –<br />
zum Beispiel für den Einsatz in der Luftund<br />
Raumfahrt, in der Automobilindustrie<br />
oder im Werkzeugbau – nutzbar machen.<br />
Im nächsten Schritt ist eine Erweiterung<br />
um Kooperationen bzw. Standorte in<br />
Nordamerika und China geplant. Der für<br />
den Prozess notwendige Werkstoff – ein<br />
speziell hergestelltes Metallpulver – wird<br />
künftig von den Konzerngesellschaften<br />
Böhler Edelstahl GmbH & Co KG, Kapfenberg,<br />
Österreich, und Uddeholms AB,<br />
Hagfors, Schweden, geliefert. „Die voestalpine<br />
hat sich in den letzten 15 Jahren<br />
auf Basis intensiver Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />
vom klassischen Stahlhersteller<br />
zu einem weltweit führenden<br />
Technolo<strong>gie</strong>- und Industriegüterkonzern<br />
entwickelt. Wir wollen diese Position konsequent<br />
weiter ausbauen und auch in Zukunft<br />
bei der Entwicklung neuer Produktionsverfahren,<br />
wie etwa Additive Manufacturing,<br />
ganz vorne dabei sein“, so<br />
Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der<br />
voestalpine AG.<br />
Mit einem Rekordforschungsbudget<br />
von 150 Mio. Euro im laufenden Geschäftsjahr<br />
<strong>2016</strong>/17 – dies entspricht<br />
einer Steigerung von 13 % gegenüber dem<br />
Vorjahr – gilt der Konzern als forschungsintensivstes<br />
Unternehmen Österreichs.<br />
Die additive Fertigung, auch 3-D-Druck<br />
genannt, ermöglicht die individuelle und<br />
flexible Umsetzung von Bauteilen mit völlig<br />
neuen Formen und Funktionalitäten<br />
– z. B. Werkstücke mit Hohlräumen oder<br />
bionischen Strukturen – in nur einem Produktionsschritt.<br />
Während der 3-D-Druck<br />
auf Kunststoffbasis längst die Serienreife<br />
erreicht hat, steht die weitaus komplexere<br />
Herstellung von metallischen Produkten<br />
in diesem Prozess (Metal Additive<br />
Manufacturing) noch am Anfang.<br />
Um dieses Potenzial langfristig zu nutzen,<br />
hat die Special Steel Division des<br />
voestalpine-Konzerns eine eigene Forschungsgesellschaft<br />
am Standort Düsseldorf<br />
gegründet – die „voestalpine Additive<br />
Manufacturing Center GmbH“. „Das<br />
neue Entwicklungs- und Testzentrum wird<br />
sowohl das Metallpulver, als auch das Design<br />
und die Produktion metallischer Bauteile<br />
im 3-D-Druckverfahren erforschen<br />
und weiterentwickeln. Es stellt somit eine<br />
wesentliche Ergänzung unserer bestehenden<br />
Wertschöpfungskette in der Werkstoff<br />
erzeugung und -verarbeitung für anspruchsvollste<br />
Industrien dar“, so Franz<br />
Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine<br />
AG und Chef der Special Steel Division.<br />
Generell werden bei der additiven Fertigung<br />
Bauteile auf Basis eines 3-D-Modells<br />
schichtweise aufgebaut. Im Gegensatz<br />
zu den klassischen Fertigungsverfahren<br />
wie Drehen und Fräsen aus einem<br />
Metallblock kommt es dabei zu keinem<br />
Materialverlust. Als Ausgangsprodukt für<br />
Metal Additive Manufacturing dient Metallpulver<br />
in entsprechender Aufbereitung<br />
(z. B. Edelstähle, Werkzeugstähle, Nickelbasis-,<br />
Titan- oder Kobalt-Chrom-Le<strong>gie</strong>rungen).<br />
Die voestalpine erweitert daher<br />
auch ihre Kompetenzen in der Produktion<br />
von Pulvern, die speziell für den Einsatz<br />
im 3-D-Metalldruck geeignet sind und investiert<br />
bei den Tochtergesellschaften<br />
Böhler Edelstahl und Uddeholm in spezielle<br />
Pulververdüsungsanlagen. Der dort<br />
produzierte Werkstoff wird dann im voestalpine<br />
Additive Manufacturing Center in<br />
Düsseldorf mittels 3-D-Druckern zu fertigen<br />
Bauteilen verarbeitet.<br />
Das Zukunftspotenzial<br />
von Metal Additive Manufacturing<br />
(Englischsprachiges<br />
Video)<br />
http://bit.ly/2cBQpwy<br />
16 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
„Umwelt spielt seit den 1970er-Jahren eine Rolle“<br />
KARL CASPER GUSS: Flüssiges, rotglühendes<br />
Eisen, das mit großem Funkenregen<br />
in eine Form aus Quarzsand gefüllt<br />
wird, bekam Stefanie Seemann bei der<br />
Firma „Karl Casper Guss“ in Nöttingen zu<br />
sehen. Die baden-württembergische Grünen-Landtagsabgeordnete<br />
wollte sich bei<br />
ihrem Besuch einen Eindruck von den Abläufen<br />
in einer Gießerei verschaffen und<br />
in Erfahrung bringen, was man in dem<br />
Nöttinger Unternehmen für den Schutz<br />
der Umwelt tut. Seit 1877 gibt es den<br />
Betrieb bereits, der mit rund <strong>10</strong>0 Mitarbeitern<br />
vor allem Gussteile für die weiterverarbeitende<br />
Industrie und Künstler produziert.<br />
Die fertigen Produkte wiegen<br />
zwischen <strong>10</strong>0 kg und <strong>10</strong> t. „Wir spielen<br />
in der obersten Liga des Gusses“, sagte<br />
Seniorchef Till Casper nicht ganz ohne<br />
Stolz – seit 1953 am heutigen Standort<br />
in Nöttingen als „weiße Gießerei im Grünen“.<br />
Man setze auf moderne Architektur,<br />
humane Arbeitsplätze und eine freundliche<br />
Firmenkultur, erklärte Casper. „Bei<br />
uns geht man anständig miteinander um.“<br />
Die letzte Erweiterung des Familienbetriebs<br />
war im Juni dieses Jahres: Damals<br />
wurde im hinteren Bereich des Firmengeländes<br />
eine neue Lagerhalle für Formkästen<br />
eingeweiht. Der quaderförmi ge<br />
Neubau hat ein Volumen von rund<br />
13 000 m 3 und eine Nutzfläche von<br />
1600 m 2 . Insgesamt erstrecken sich die<br />
Anlagen der Gießerei mittlerweile über<br />
eine Fläche von rund 11 000 m 2 . Bereits<br />
seit Anfang der 1970er-Jahre spiele der<br />
Umweltschutz eine große Rolle in seinem<br />
Unternehmen, so Casper. So war die Firma<br />
in Nöttingen zum Beispiel eine der<br />
ersten überhaupt, die Absauganlagen installiert<br />
haben, um die Gesundheit ihrer<br />
Mitarbeiter zu schützen. „Natürlich ist eine<br />
Gießerei kein medizinisches Labor“,<br />
Die Abläufe in einer Gießerei erklärte der kaufmännische Geschäftsführer Felix Casper der<br />
Landtagsabgeordneten Stefanie Seemann.<br />
sagte Casper, „aber eine saubere Luft<br />
muss trotzdem sein“. Seit fast einem Jahr<br />
hat man in Nöttingen eine moderne Photovoltaikanlage<br />
auf dem Dach, die in diesem<br />
Jahr bereits 31 600 kWh Strom produziert<br />
hat – was immerhin etwa dem<br />
jährlichen Stromverbrauch von sieben<br />
Familien entspricht. „Damit tun wir nicht<br />
nur etwas für den Umweltschutz, sondern<br />
das lohnt sich auch finanziell“, meinte der<br />
kaufmännische Geschäftsführer Felix<br />
Casper. Er verwies zudem auf das gasbetriebene<br />
Blockheizkraftwerk, in dem das<br />
Unternehmen sowohl Strom als auch Wärme<br />
für das Duschwasser und die Gebäudeheizung<br />
erzeugt. Mit begrünten Dächern<br />
will die Firma versiegelte Flächen<br />
ersetzen und die Kanalisation entlasten.<br />
Auch in der Produktion spiele der Schutz<br />
der Umwelt eine große Rolle, sagte Casper<br />
und gab an, dass 97 % des für die<br />
Gussformen benötigten Quarzsandes wiederverwendet<br />
würden. Außerdem handele<br />
es sich bei rund 70 % des geschmolzenen<br />
Eisens um Alteisen. Schon vor rund<br />
sieben Jahren habe man begonnen, die<br />
Produktionsanlagen miteinander zu vernetzen,<br />
erklärte der Geschäftsführer. Auf<br />
diese Weise könne man sämtliche Verbrauchsmengen<br />
verfolgen und Fehlern in<br />
der Produktion vorbeugen. „So schonen<br />
wir Ressourcen“, sagte Casper. Außerdem<br />
könne der Kunde über ein Onlineportal<br />
den Stand seines Auftrags verfolgen.<br />
„Sehr beeindruckend“, fand Stefanie Seemann<br />
die Abläufe in dem Unternehmen.<br />
Die Grünen-Landtagsabgeordnete lobte<br />
nach der Betriebsführung vor allem die<br />
umweltfreundliche Produktionsweise und<br />
die Vernetzung der Produktionsanlagen:<br />
„Ich sehe, die Firma ist gut aufgestellt.“<br />
www.casper-guss.de<br />
FOTO UND TEXT: NICO ROLLER<br />
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GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 17
AKTUELLES<br />
Carsten Kloes ist neuer CFO der<br />
DIHAG Holding.<br />
Stefan Mettler ist Geschäftsführer Technik<br />
der Unternehmensgruppe.<br />
Alexander Peske wird als CBDO die<br />
Gießereigruppe weiterentwickeln.<br />
FOTOS: DIHAG<br />
Neue Geschäftsführung steht<br />
> DIHAG HOLDING: Carsten Kloes, Stefan<br />
Mettler und Alexander Peske verantworten<br />
in Zukunft gemeinsam die Geschäftsführung<br />
der DIHAG Holding. Carsten<br />
Kloes (CFO) leitet den kaufmännischen<br />
Bereich und die Finanzen der Gießereigruppe.<br />
Stefan Mettler (COO) zeichnet für<br />
die Technik verantwortlich. Für die Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens ist Alexander<br />
Peske (CBDO) zuständig. Die drei<br />
Geschäftsführer übernehmen die Aufgaben<br />
des (strategischen) Vertriebs von Dr.<br />
Heiko Brauckhoff, der zum 5. September<br />
<strong>2016</strong> aus der Unternehmensführung ausgeschieden<br />
ist.<br />
Die DIHAG, eine der größten Gießereigruppen<br />
Westeuropas, präsentiert sich<br />
mit neu aufgestellter Geschäftsführung<br />
und setzt den eingeschlagenen strategischen<br />
Kurs fort. „Der Markt für die Herstellung<br />
von Gussteilen ist hart umkämpft.<br />
Um weiterhin mit unseren elf Tochtergesellschaften<br />
erfolgreich zu wirtschaften<br />
und zu den Technolo<strong>gie</strong>führern zu gehören,<br />
bauen wir unter anderem Entwicklungspartnerschaften<br />
mit Kunden und<br />
Hochschulen weiter aus“, unterstreicht<br />
Stefan Mettler. „Außerdem steht der horizontale<br />
Erfahrungsaustausch innerhalb<br />
der Gießereigruppe zur Nutzung von Syner<strong>gie</strong>effekten<br />
im Mittelpunkt.“ Der Unternehmensverbund<br />
bietet ein breites<br />
Spektrum von technisch anspruchsvollen<br />
und größtenteils einbaufertigen Gussteilen.<br />
Durch die kontinuierliche Investition<br />
in modernste Anlagen und den Ausbau<br />
der Kompetenzen unterstützt die DIHAG<br />
ihre Kunden in der Herstellung anforderungsgerechter<br />
Komponenten. Zu den<br />
Zielbranchen gehören die Bereiche Ener<strong>gie</strong>,<br />
Eisen, Stahl, Anlagen-, Maschinen-,<br />
Schiff- und Bergbau sowie Schiene.<br />
Notwendig wurde die Neustrukturierung<br />
der Geschäftsleitung durch das Ausscheiden<br />
von Dr. Heiko Brauckhoff, der<br />
zuvor den Vertrieb des Unternehmens<br />
verantwortete. „Wir bedanken uns bei<br />
Dr. Heiko Brauckhoff für seine enga<strong>gie</strong>rte<br />
und umsichtige Arbeit, insbesondere<br />
in dem aktuell herausfordernden wirtschaftlichen<br />
Umfeld“, sagt Carsten<br />
Kloes. „Für die Zukunft wünschen wir ihm<br />
persönlich und beruflich alles Gute und<br />
viel Erfolg.“<br />
Carsten Kloes ist für die Bereiche Finanzen,<br />
Controlling und Personal zuständig.<br />
Der Diplom-Wirtschaftsjurist ist bereits<br />
seit 2007 für die DIHAG Holding tätig.<br />
2011 bekleidete er die Funktion des<br />
Leiters Finanz- und Rechnungswesen und<br />
wurde 2012 zum kaufmännischen Geschäftsführer<br />
der DIHAG Holding berufen.<br />
Stefan Mettler ist Geschäftsführer Technik.<br />
Der gelernte Werkstoffprüfer und Gießereiingenieur<br />
bringt rund 40 Jahre Erfahrung<br />
in der Gießereibranche mit. Seit<br />
2013 ist er als technischer Direktor für<br />
die DIHAG Holding tätig und seit <strong>2016</strong><br />
Mitglied der Geschäftsleitung. Alexander<br />
Peske verantwortet die Geschäftsfeldentwicklung<br />
einer der größten unabhängigen<br />
Gießereigruppen Westeuropas. Seit <strong>2016</strong><br />
unterstützt der studierte Wirtschaftswissenschaftler<br />
die Geschäftsführung und<br />
trägt zum Ausbau der Strate<strong>gie</strong> im Bereich<br />
Investitionen und der Aktivitäten in Osteuropa<br />
bei.<br />
www.dihag.com<br />
Aus Claas Guss wird Procast Guss<br />
> ERGOCAST: Die vor kurzem von den<br />
Gesellschaftern der Ergocast Gruppe mit<br />
<strong>10</strong>0% seiner Anteile übernommene Claas<br />
Guss GmbH, Gütersloh, firmiert zukünftig<br />
unter Procast Guss GmbH. Die Produktund<br />
Kundenportfolios der Ergocast Gruppe,<br />
Jünkerath, und der ehemaligen Claas<br />
Guss ergänzen sich und werden sich positiv<br />
auf die Marktbearbeitung und das<br />
Kundenangebot auswirken, heißt es von<br />
Seiten der neuen Eigner. Das Produktangebot<br />
inklusive der Wertschöpfungsketten<br />
des Engineerings, der Guss-Eigenfertigung,<br />
des Gusshandels sowie der mechanischen<br />
Bearbeitung ist sowohl auf<br />
nationale als auch auf internationale<br />
Märkte ausgerichtet.<br />
Durch den Eigentümerwechsel werde<br />
es keine Störungen in der Geschäftsbeziehung<br />
geben, heißt es weiter. Die Anschriften<br />
der Betriebe in Gütersloh, Bad<br />
Saulgau und Nortorf sowie Bankverbindungen,<br />
Handelsregister und Umsatzsteuer-ID-Nummer<br />
bleiben unverändert.<br />
Im Internet wird das Unternehmen jedoch<br />
künftig eine andere Präsenz unter<br />
www.procast-guss.de haben, was sich<br />
auch auf die E-Mail-Adressen (@procastguss.de)<br />
auswirken wird.<br />
www.procast-guss.de<br />
18 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Wachstum und Flexibilisierung der Produktion<br />
> TRIMET: Trimet Aluminium SE steigerte<br />
im Geschäftsjahr 2015/<strong>2016</strong> (zum<br />
30. Juni) den Absatz von Aluminiumprodukten.<br />
Rund 3000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter produzierten an acht Standorten<br />
rund 775 000 t Aluminium und Gussprodukte,<br />
5 % mehr als im Vorjahr. Die<br />
Trimet Gruppe schloss das Geschäftsjahr<br />
mit einem Konzernumsatz von 1,7 Mrd.<br />
Euro ab. Im laufenden Geschäftsjahr investiert<br />
der Werkstoffspezialist weiter in<br />
nachhaltiges Wachstum, um den auch<br />
künftig steigenden Bedarf an hochwertigen<br />
Aluminiumprodukten zu bedienen und<br />
um die Flexibilisierung des Herstellungsprozesses<br />
zu erproben. Mit einer Eigenkapitalquote<br />
von 60 % verfügt das unabhängige<br />
Familienunternehmen über eine<br />
solide Handlungsbasis.<br />
Im Geschäftsjahr 2015/<strong>2016</strong> waren<br />
die Kapazitäten der Aluminiumhütten,<br />
Gießereien und Umschmelzwerke vollständig<br />
ausgelastet. Dabei kamen die Erweiterung<br />
der Produktionskapazitäten<br />
und die Modernisierung der Anlagen zum<br />
Tragen, in die das Familienunternehmen<br />
insgesamt 84 Mio. Euro investiert hat.<br />
Trotz anhaltend niedriger Weltmarktpreise<br />
für Aluminium erzielte die Trimet-Gruppe<br />
ein im Vergleich zum Vorjahr leicht<br />
verbessertes bereinigtes Ergebnis von 63<br />
Mio. Euro. Dazu trugen insbesondere die<br />
gestiegenen Produktionsmengen der Trimet-Standorte<br />
in Frankreich bei.<br />
„Wir setzen unseren Kurs des qualitativen<br />
Wachstums fort. Mit kontinuierlichen<br />
Investitionen an allen Produktionsstandorten<br />
stellen wir uns auf die weiter<br />
steigende Nachfrage nach Aluminium ein<br />
und verbessern kontinuierlich unsere Produktionseffizienz.<br />
Durch die Weiterentwicklung<br />
der Produktionsanlagen und die<br />
Verzahnung unserer Standorte können wir<br />
noch flexibler den aktuellen Bedarf bedienen,<br />
langfristig Arbeitsplätze sichern<br />
und unsere Stellung als Anbieter hochwertiger<br />
Aluminiumprodukte für alle Stufen<br />
der Werkstoffkette behaupten“, sagt<br />
Dr. Martin Iffert, Vorsitzender des Vorstands<br />
der Trimet Aluminium SE.<br />
Der anhaltende Trend der Gewichtsreduktion<br />
im Fahrzeugbau erschließt dem<br />
Leichtmetall Aluminium immer neue Anwendungsbereiche<br />
und steigert den Mengenbedarf.<br />
Neben dem klassischen Antriebsstrang<br />
mit Motorblöcken, Getriebeund<br />
Kupplungsgehäusen wird Aluminium<br />
zunehmend auch in Strukturteilen und<br />
Komponenten der Elektromobilität wie<br />
zum Beispiel Batteriegehäusen verarbeitet.<br />
Hinzu kommt eine wachsende Nachfrage<br />
nach Spezialdrähten für Verbindungselemente<br />
und elektrische Anwendungen.<br />
Trimet konnte seine Position als<br />
Systemlieferant namhafter Automarken<br />
und ihrer Zulieferer weiter ausbauen.<br />
Auch im laufenden Geschäftsjahr wird<br />
Trimet in erheblichem Umfang in die Modernisierung<br />
und Optimierung seiner Produktionsanlagen<br />
investieren. „Die Integration<br />
der in den vergangenen Jahren<br />
übernommenen Standorte haben wir nahezu<br />
abgeschlossen“, sagt Iffert. „Jetzt<br />
steht neben der kontinuierlichen Optimierung<br />
der Produktionsanlagen und der<br />
Werkstoffentwicklung die Weiterentwicklung<br />
des Herstellungsprozesses an.“<br />
Die Herstellung von Aluminium verlangt<br />
bislang eine konstante Ener<strong>gie</strong>zufuhr<br />
rund um die Uhr. Trimet hat in den vergangenen<br />
Jahren ein Verfahren entwickelt,<br />
das den Elektrolyseprozess durch eine<br />
flexible Lastverschiebung an schwankende<br />
Strommengen aus Wind- und Sonnenener<strong>gie</strong><br />
anpasst. Nach Abschluss der Testphase<br />
wird Trimet das Verfahren jetzt im<br />
industriellen Maßstab erproben. Dazu<br />
werden bis Ende 2017 sämtliche 120 Öfen<br />
einer Elektrolysehalle der Aluminiumhütte<br />
in Essen umgerüstet. Das Unternehmen<br />
investiert dafür rund 36 Mio. Euro in den<br />
kommenden zwei Jahren. „Mit der Flexibilisierung<br />
der Aluminiumproduktion nehmen<br />
wir eine weltweite Vorreiterrolle ein.<br />
Wir wollen einen entscheidenden Lösungsbeitrag<br />
zur Ener<strong>gie</strong>wende liefern und<br />
gleichzeitig den Nachweis erbringen, dass<br />
Industrieproduktion und klimaschonende<br />
Ener<strong>gie</strong>versorgung nicht nur im Einklang<br />
stehen, sondern sich sogar wechselseitig<br />
unterstützen können“, sagt Iffert. „Aluminium<br />
ist auf das Engste mit Klimaschutz<br />
verbunden: Geringes Gewicht, Ener<strong>gie</strong>effizienz<br />
und Recyclingfähigkeit machen es<br />
zum idealen Werkstoff. Mit der Flexibilisierung<br />
des Herstellungsprozesses würden<br />
wir dem Produkt eine weitere klimaschonende<br />
Eigenschaft hinzufügen.“<br />
Trimet sieht sich für die Zukunft gut<br />
aufgestellt und erwartet auch für das laufende<br />
Geschäftsjahr qualitatives Wachstum.<br />
Dabei setzt das Familienunternehmen<br />
auch nach dem Tod von Heinz-Peter<br />
Schlüter auf Kontinuität. Der Gründer und<br />
Eigentümer von Trimet war im November<br />
2015 gestorben. „Sein viel zu früher Tod<br />
ist ein schmerzlicher Verlust für das Unternehmen,<br />
das er aufgebaut und dessen<br />
besonderen Geist er geprägt hat“, sagt<br />
Iffert. „Schlüter selbst hat bereits vor einigen<br />
Jahren dafür gesorgt, dass die Zukunft<br />
der Trimet als unabhängiges Familienunternehmen<br />
gesichert ist. Dafür<br />
steht auch die Eigentümerfamilie, die sehr<br />
enga<strong>gie</strong>rt zur und für die Trimet steht.“<br />
www.trimet.eu<br />
Büro für angewandte Mineralo<strong>gie</strong>.indd 1 23.08.16 15:29<br />
GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 19
AKTUELLES<br />
Investition in neue 3-D-Laserscan-Messtechnik<br />
Die Meuselwitz Guss Eisen<strong>gie</strong>ßerei prüft ihre Produkte jetzt noch genauer auf die<br />
Ein haltung von kundenspezifischen Toleranzen und exakten Geometrien.<br />
> MEUSELWITZ GUSS: Höchste Produktqualität<br />
und exakte Messergebnisse<br />
in der Fertigung von Großgussbauteilen<br />
– um diesen Anspruch zu erfüllen, hat die<br />
Meuselwitz Guss Eisen<strong>gie</strong>ßerei in eine<br />
neue 3-D-Laserscan-Messtechnik investiert.<br />
Das Tochterunternehmen der DIHAG<br />
Holding, Essen, deckt damit selbst Messungen<br />
an Großgussbauteilen von bis zu<br />
80 t ab. Ab sofort prüft Meuselwitz Guss<br />
ihre Produkte noch präziser auf die Einhaltung<br />
kundenspezifische Toleranzen,<br />
exakter Geometrien und Oberflächenqualitäten<br />
und erhöht so die Effizienz der<br />
Messungen. Die Ergebnisse werden digital<br />
erfasst und können direkt an Kunden<br />
und Bearbeiter übermittelt werden. Kunden<br />
erhalten zuverlässige Daten und profitieren<br />
von höheren Qualitätsstandards.<br />
Die neue Laserscan-Anlage löst bei<br />
Meuselwitz Guss die herkömmliche Vermessung<br />
via 3-D-Messmaschine ab. „Mit<br />
der Umstellung vom manuellen auf das<br />
automatische Vermessen investieren wir<br />
weiter in die Prozess- und Qualitätssicherheit<br />
unserer Fertigung“, erklärt Olaf<br />
Wiertz, Geschäftsführer der Meuselwitz<br />
Guss Eisen<strong>gie</strong>ßerei. „Mit der neuen Technolo<strong>gie</strong><br />
können wir jetzt noch flexibler auf<br />
Kundenanfragen eingehen und erfüllen<br />
damit die steigenden Anforderungen an<br />
die Gussbranche.“ Die Anlage besteht aus<br />
einem Messarm und einem Lasertracker,<br />
die sich in Kombination besonders für das<br />
hochpräzise Messen von komplexeren<br />
Bauteilen eignen. Mit den vorherigen<br />
Messmethoden konnte das Unternehmen<br />
im Haus nur Gussteile mit einem Gewicht<br />
von bis zu 20 t prüfen.<br />
Der Großraum-Laserscanner misst<br />
jetzt Schwergussteile beispielsweise für<br />
die Windkraftindustrie und den Maschinenbau<br />
mit bis zu 80 t Stückgewicht. Dabei<br />
kontrolliert der Laserscanner nicht nur<br />
die finalen Gusserzeugnisse. Bereits vor<br />
dem ersten Abguss prüft die neue Anlage<br />
die Modelleinrichtungen und gewährleistet<br />
so schon vor dem eigentlichen Gussprozess<br />
eine hohe Maßhaltigkeit der Bauteile.<br />
Die gewonnenen 3-D-Datensätze ermöglichen<br />
der Gießerei einen detaillierten<br />
Abgleich mit der vom Kunden geforderten<br />
Bauteilgeometrie und bieten vielfältige<br />
Möglichkeiten zur Darstellung der<br />
Ergebnisse mit Fehlfarbmessungen und<br />
Messprotokollen. Die Gießerei kann auf<br />
diese Weise schnell und flexibel auf Abweichungen<br />
rea<strong>gie</strong>ren und die Parameter<br />
in der Gussherstellung feinjustieren. Die<br />
Kosten für Nacharbeiten und der Ausschuss<br />
werden so signifikant reduziert.<br />
Dank der automatischen Prozessüberwachung<br />
steigt im Ergebnis die Effizienz. Die<br />
neue Anlage ist transportabel. Auf diese<br />
Weise kann die Eisen<strong>gie</strong>ßerei auch vor<br />
Ort beim Bearbeiter oder Endkunden<br />
Messungen vornehmen. „Mit der neuen<br />
automatischen Laserscan-Messtechnik<br />
stärken wir nochmals die Kernkompetenzen<br />
unserer Gießerei und setzen neue<br />
Qualitätsstandards in der Vermessung“,<br />
fügt Wiertz hinzu.<br />
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20 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Drei Fragen an...<br />
FOTO: BDG/SOSCHINSKI<br />
Melanie Chomiak-Janus, neue Geschäftsführerin der<br />
BDG Service GmbH in Düsseldorf. Die 37-jährige hat ihr<br />
Amt am 4. Oktober <strong>2016</strong> von ihrer langjährigen Vorgängerin<br />
Angela Effinger übernommen, die in den verdienten<br />
Ruhestand geht.<br />
Sehr geehrte Frau Chomiak-Janus,<br />
Glückwunsch zu Ihrer neuen Position!<br />
Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?<br />
Mich reizt die Vielseitigkeit. Wir haben ja<br />
im Grunde genommen vom chemischen<br />
Labor über die Formstoffprüfung, die Metallografie,<br />
die verschiedensten Schadensfälle,<br />
die wir dort überprüfen, und<br />
auch die Werkstoffprüfung eine sehr hohe<br />
Vielseitigkeit bei der BDG Service<br />
GmbH. Und ich sehe auch noch viele<br />
Möglichkeiten hier Dinge weiterzuentwickeln<br />
und aufzubauen, auch gerade auf<br />
der Beratungsseite im Bereich Gießereiberatung<br />
und bei der Beurteilung von<br />
Fehlern sowie der Unterstützung der Gießereien,<br />
wenn Gussfehler bei Schadensfällen<br />
auftreten. Da ist noch ein großes<br />
Potenzial und die Möglichkeit hier etwas<br />
zu verändern und zu gestalten reizt mich.<br />
Welche beruflichen Etappen haben Sie<br />
bereits hinter sich?<br />
Ich habe in Duisburg Gießereitechnik studiert,<br />
bin 2002 fertig geworden und habe<br />
dann das erste Jahr bei Babcock in Oberhausen<br />
als Trainee gearbeitet, wo ich<br />
durch alle Abteilungen gegangen bin.<br />
Dann ging der Mutterkonzern in Insolvenz<br />
und es war nicht klar, ob ich übernommen<br />
werden kann. Daraufhin habe ich mich<br />
beworben und bin dann bei Schmolz +<br />
Bickenbach im Werk in Krefeld gelandet.<br />
Da war ich zunächst als Assistentin des<br />
Produktionsleiters und habe dann im Verlaufe<br />
der Zeit die Produktionsleitung<br />
übernommen bis ich für 85 Mitarbeiter<br />
verantwortlich war. Dazu gehörten die<br />
Formerei, der Schmelzbetrieb, die Kernmacherei<br />
und eine Kolonne aus der Modellschreinerei.<br />
Als ich dort anfing und<br />
Verantwortung in der Produktion übernahm,<br />
habe ich zunächst damit gerechnet,<br />
dass es für mich als junge Frau<br />
schwierig wird. Schließlich hätte ich die<br />
Tochter von manchem Mitarbeiter sein<br />
können. Doch sie haben mich überrascht<br />
und sehr positiv auf mich rea<strong>gie</strong>rt. Das<br />
habe ich dann 6 Jahre gemacht, bis ich<br />
entschieden habe, mich weiterzuentwickeln<br />
und zu verändern. Ich war dann 3,5<br />
Jahre selbstständige Unternehmensberaterin<br />
in der Gießerei-Industrie. Zum einen<br />
mit dem Schwerpunkt Qualitätsoptimierung,<br />
Reduzierung von Ausschuss<br />
und Nacharbeit im Stahlgusssektor. Weiterer<br />
Schwerpunkt und einer meiner Herzens-<br />
und Kernbereiche war aber das<br />
Thema Führungskräfteentwicklung, denn<br />
eine Gießerei kann nur dann gute Qualität<br />
abliefern, wenn sie gute Mitarbeiter<br />
hat. Und das fängt bei den Führungskräften<br />
an.<br />
Welche Ziele haben Sie sich bei der<br />
BDG Service GmbH noch vorgenommen?<br />
Eine meiner Ideen ist es, anhand der Analyse<br />
der BDG-Mitgliederbefragung, in der<br />
die Mitgliedsunternehmen auch nach der<br />
BDG Service GmbH befragt wurden, eine<br />
neue Strate<strong>gie</strong> zu entwickeln: Welche zusätzlichen<br />
Märkte wir uns erschließen<br />
können? Welche wir vielleicht aufgeben<br />
sollten, weil sie nicht mehr wirtschaftlich<br />
sind, oder die Bereiche nicht mehr gewünscht<br />
sind? Ich möchte das Angebotsspektrum<br />
der BDG Service GmbH einfach<br />
noch besser auf die Wünsche aus der<br />
Gießerei-Industrie zuschneiden. Natürlich<br />
mit dem Hintergrund, wirtschaftlich zu<br />
arbeiten und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.<br />
www.bdg-service.de
SPEKTRUM<br />
FOTOS UND GRAFIKEN: RHEINFELDEN ALLOYS<br />
Die Zahl der gefertigten Formen konnte<br />
bei Grunewald durch das Pep-Set-Verfahren<br />
erheblich gesteigert werden.<br />
Praktischer Einsatz der hochfesten<br />
Le<strong>gie</strong>rung Silafont-38<br />
Die neu entwickelte, hochfeste Le<strong>gie</strong>rung Silafont-38 konnte in einem praktischen Gießversuch<br />
bei G.A. Röders, Soltau, vergossen werden. In einem dünnwandigen Strukturbauteil<br />
konnten die angestrebten Werkstoffkennwerte übertroffen werden. Neben der<br />
Wärmebehandlungstechnik und den metallurgischen Zusammenhängen wurden die Nietund<br />
Schweißeignung sowie das Korrosionsverhalten der Le<strong>gie</strong>rung betrachtet.<br />
64 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
VON GERD RÖDERS, ANDREAS<br />
RÖDERS, SOLTAU, STUART WIESNER,<br />
RHEINFELDEN<br />
a<br />
b<br />
Die Anforderungen an den Leichtbau<br />
im Strukturbauteilbereich<br />
steigen immer weiter. Eine Zielrichtung<br />
besteht im Erreichen höherer<br />
Festigkeiten, um dünnwandigere Konstruktionen<br />
zu ermöglichen. Das Potenzial<br />
der Standardle<strong>gie</strong>rung AlSi<strong>10</strong>MnMg<br />
wird immer weiter ausgereizt, vor allem<br />
durch Prozessoptimierungsmaßnahmen<br />
beim Druck<strong>gie</strong>ßen und Wärmebehandeln.<br />
Durch eine Le<strong>gie</strong>rungsmodifikation sowie<br />
neue Wärmebehandlungsmethoden kann<br />
der Anwendungsbereich darüber hinaus<br />
gesteigert werden.<br />
Bauteil<br />
Der Gießversuch wurde an einem Strukturbauteil<br />
durchgeführt, welches G.A. Röders<br />
für Fastner Leichtmetalltechnik, Ilsfeld-Auenstein,<br />
herstellt und das im Audi<br />
R8 verbaut wird. Die Bilder 1a und b zeigen<br />
das etwa 300 mm lange Bauteil. Es<br />
zeichnet sich durch Anforderungen an<br />
crashrelevante Bauteile bei einer Wandstärke<br />
bis 2,0 mm aus. Dieses anspruchsvolle<br />
Bauteil wird bei G.A. Röders in Serie<br />
Bild 1: a) Vorderseite des genieteten Bauteils; b) Rückseite.<br />
in der Le<strong>gie</strong>rung Silafont-36 (EN AC-Al-<br />
Si<strong>10</strong>MnMg) hergestellt. Neben Werkstoffkennwerten<br />
wird eine gute Schweißbarkeit<br />
des Bauteils verlangt.<br />
Le<strong>gie</strong>rung<br />
Bei der Entwicklung der Le<strong>gie</strong>rung Silafont-38<br />
wurde der Gießbarkeit besondere<br />
Beachtung geschenkt, die im Allgemeinen<br />
mit Silafont-36 vergleichbar ist.<br />
Anteile an Zink erhöhen das Formfüllungsvermögen.<br />
Die Klebneigung wird<br />
durch Eisen und Mangan reduziert. In<br />
den Gießversuchen konnte die gute Gießbarkeit<br />
von Silafont-38 bestätigt werden.<br />
Die Le<strong>gie</strong>rung neigte aufgrund ihrer guten<br />
Fließfähigkeit zu etwas mehr Gratbildung,<br />
die Ergebnisse im Röntgenbild und<br />
in Blistertests waren aber ebenso gut wie<br />
bei Silafont-36.<br />
Die Festigkeitssteigerung nach einer<br />
Wärmebehandlung wird in erster Linie<br />
durch ein Magnesium-Kupfer-Verhältnis<br />
erreicht, wobei die Entstehung korrosiver<br />
Phasen unterdrückt wird. Hochschmelzende<br />
Phasen begünstigen eine sehr feine<br />
Ausprägung des Eutektikums.<br />
Stahl-<br />
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GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 65
SPEKTRUM<br />
Wärmebehandlung<br />
Temperatur in °C<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
<strong>10</strong>0<br />
Wasser<br />
0<br />
0 50 <strong>10</strong>0<br />
Bild 2: Abschreckversuche.<br />
N/mm²<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
<strong>10</strong>0<br />
50<br />
0<br />
HISAQ<br />
Zeit in s<br />
Ruhende Luft<br />
Bewegte Luft<br />
150 200 250<br />
F T6 – einfach T6 – HISAQ T6 – Aluquench<br />
R m<br />
in N/mm²<br />
Bild 3: Werkstoffkennwerte Silafont-38.<br />
A in %<br />
R p0,2<br />
in N/mm²<br />
12<br />
<strong>10</strong><br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
A in %<br />
Die Firma Rheinfelden Alloys aus der<br />
gleichnamigen Stadt in Südbaden ver<strong>gie</strong>ßt<br />
in ihrem Technolo<strong>gie</strong> Center Versuchsplatten<br />
und einen Rippentopf. Es fand ein Abgleich<br />
der Werkstoffkennwerte statt, die<br />
mit Hilfe von 3-mm-Versuchsplatten und<br />
mit großflächigen Strukturbauteilen erreichbar<br />
waren. Das Formfüllen dieser<br />
Platten und von in hoher Qualität gegossenen,<br />
großen Strukturbauteilen ähnelt<br />
sich stärker als erwartet. Ein deutlicher<br />
Unterschied besteht dagegen in der Abschreckungsrate<br />
nach der Entnahme aus<br />
der Gießform und nach der Wärmebehandlung.<br />
Kleine Platten lassen sich deutlich<br />
schneller abschrecken, was eine Auswirkung<br />
auf die Werkstoffkennwerte hat.<br />
Aus diesem Grund wurde eine Wärmebehandlung<br />
aufgebaut, die den Abschreckbedingungen<br />
einer industriellen Fertigung<br />
nahe kommt. Die maximale Abschreckrate<br />
wurde bei dieser einfachen Methode<br />
mit 3 °C/s festgelegt. In Bild 2 sind Temperaturkurven<br />
von 3 mm-Platten bei unterschiedlichen<br />
Abschreckbedingungen<br />
dargestellt. In der Folge konnten Werkstoffkennwerte<br />
gemessen werden, die mit<br />
denen aus standardisierten, industriellen<br />
Produktionsprozessen vergleichbar sind.<br />
Die Belte AG, Delbrück, wendete eine<br />
HISAQ-(High Speed Air Quenching) und<br />
eine Aluquench-Behandlung an. Die mit<br />
einem Schleppelement gemessene Temperaturkurve<br />
der HISAQ-Behandlung ist<br />
in Bild 2 zu finden. Bei der Aluquench-<br />
Methode wird in einem Polymer abgeschreckt,<br />
die Temperaturkurve liegt nahe<br />
an der Abschreckrate von Wasser. Auf<br />
diese Art und Weise konnten sehr gute<br />
Werkstoffkennwerte erreicht werden.<br />
Werkstoffkennwerte<br />
Ziel war eine Dehngrenze von 180 N/mm²<br />
bei mindestens 8 % Bruchdehnung. Mit<br />
Hilfe der bei G.A. Röders entwickelten<br />
Gießtechnolo<strong>gie</strong> konnten die Kennwerte<br />
noch übertroffen werden (Bild 3). Es handelt<br />
sich um Mittelwerte von ca. 50 Zugproben.<br />
G.A. Röders zeichnet sich besonders<br />
durch Know-how in der Vakuumtechnik<br />
sowie im Formdesign und -bau aus.<br />
Für die Versuche wurde lediglich die Le<strong>gie</strong>rung<br />
gewechselt, alle Gießparameter<br />
blieben unverändert.<br />
Niet- und Schweißbarkeit<br />
Bild 4: Schliff durch Niet.<br />
Die Festigkeit eines Werkstoffs wirkt sich<br />
auf die Nietbarkeit aus. Werkstoffe mit<br />
höheren Festigkeiten müssen mit anderen<br />
Nieten gefügt werden als Werkstoffe mit<br />
66 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Bild 5: Mikrogefüge Zustand F.<br />
Bild 6: Mikrogefüge Zustand T6<br />
niedrigen Festigkeiten. Aus diesem Grund<br />
wurden Nietgeometrie und -parameter an<br />
dem Werkstoff Silafont-38 angepasst. Die<br />
Verformungsfähigkeit von Silafont-38<br />
führte zu rissfreien Nietverbindungen (Bilder<br />
1 a und b sowie Bild 4). Es handelt<br />
sich hierbei um das Stanznietverfahren,<br />
bei dem ein Halbhohlniet mit einer Nietzange<br />
eingebracht wird.<br />
Zur Überprüfung der Schweißeignung<br />
wurde bei G.A. Röders ein produktionsbegleitender<br />
Schweißtest durchgeführt.<br />
Dabei wird mit dem Wolfram-Inertgasschweißen<br />
(WIG-Verfahren) der zu schweißende<br />
Bereich aufgeschmolzen und die<br />
Oberfläche der so erzeugten Schweißnaht<br />
untersucht. Dieser Test fiel trotz des Zinkgehalts<br />
genauso gut aus wie der Schweißtest<br />
der Standardle<strong>gie</strong>rung Silafont-36.<br />
Metallur<strong>gie</strong> und Phasensimulation<br />
In den Bildern 5 und 6 sind Schliffe aus<br />
dem Bauteil in 500-facher Vergrößerung<br />
dargestellt. Im Zustand F ist ein sehr feines<br />
Eutektikum zu erkennen, was eine<br />
recht hohe Verformbarkeit bereits im<br />
Gusszustand ermöglicht. Intermetallische<br />
Phasen sind sehr klein (unter <strong>10</strong> µm) und<br />
gleichmäßig verteilt. Nach einer T6-Wärmebehandlung<br />
ist das Eutektikum gut eingeformt,<br />
was eine hohe Duktilität ermöglicht.<br />
Bild 7 zeigt die Berechnung des quasistatischen<br />
Zustands mit Hilfe der Software<br />
JMatPro auf Basis der Calphad-Da-<br />
Aluminium, Magnesium und<br />
Magnesiumhaltige Le<strong>gie</strong>rungen<br />
Desoxidieren und Zule<strong>gie</strong>ren mit<br />
Aluminium-Beryllium 95/5<br />
Lithium<br />
Manganchlorid, anhydrat<br />
Strontiumchlorid, anhydrat<br />
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SPEKTRUM<br />
tenbanken. Hier dargestellte Phasen sind<br />
in der Regel groß genug, um im Schliffbild<br />
sichtbar zu sein. Wesentlich für die Le<strong>gie</strong>rung<br />
ist die Si-haltige, eutektische Phase.<br />
Eine feine Verteilung der AlMnFeSi-Phase<br />
(alpha) ist notwendig für eine hohe Duktilität.<br />
Weitere, hochschmelzende, intermetallische<br />
Phasen nehmen Einfluss auf<br />
ein feines Gefüge des Werkstoffs. Das<br />
Mg2Si-Eutektikum scheidet sich bei dieser<br />
Le<strong>gie</strong>rung nicht als größere Phase aus.<br />
Für die Festigkeit sind submikroskopische<br />
Ausscheidungen in der Aluminiumphase<br />
von wesentlicher Bedeutung.<br />
Derartige Ausscheidungen lassen sich<br />
gleichfalls mit Hilfe einer Phasensimulation<br />
von JMatPro berechnen. In Bild 8 sind<br />
metastabile MgSi-Phasen dargestellt, welche<br />
die Festigkeit entscheidend beeinflussen.<br />
Für ihre Gestalt sind der Ausgangszustand<br />
des Werkstoffs (nach Gießen bzw.<br />
Wärmebehandeln) sowie die Abschreckbedingungen<br />
von Bedeutung. Haben sie<br />
eine geeignete Größe, führen sie zu hohen<br />
Festigkeiten des Werkstoffs.<br />
Bild 7: Phasensimulation quasistatisch.<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
Am Steinbeiss-Transferzentrum in Friedrichshafen<br />
wurden ein Salzsprühnebel-<br />
Wechseltest (ISO 9227) und ein interkristalliner<br />
Korrosionstest (ASTM G1<strong>10</strong>-92)<br />
durchgeführt. Das Korrosionsverhalten<br />
von 3-mm-Platten aus Silafont-38 wurde<br />
untersucht und mit dem Verhalten weiterer<br />
Le<strong>gie</strong>rungen von Rheinfelden Alloys<br />
verglichen.<br />
Die Auswertung nach 336 h Sprühnebelprüfung<br />
ergab eine ausreichende Korrosionsbeständigkeit,<br />
die z.B. mit derjenigen<br />
von Castasil-37 (AlSi9MnMoZr) vergleichbar<br />
ist. Die Le<strong>gie</strong>rung Silafont-38<br />
zeigte wegen ihrer Zink- und Kupferanteile<br />
eine flächenartige Korrosion, während<br />
hochreine Le<strong>gie</strong>rungen eher zu einer<br />
Lochkorrosion (Pitting) neigen.<br />
Bild 8: Phasensimulation dynamisch.<br />
Gerd und Andreas Röders, Geschäftsleitung<br />
der G. A. Röders GmbH & Co. KG, Soltau,<br />
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68 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
FOTOS: FRED SIEMER<br />
Heiße Ware<br />
Wenn Trittbretter oder Motordeckel zerbröseln, Zylinder außen alle Rippen verlieren<br />
und innen die Laufbuchse nicht mehr halten können, hilft nur noch eins: der Gang zu<br />
einer kundigen Gießerei.<br />
VON FRED SIEMER, STUTTGART<br />
Schon vor Ewigkeiten begannen die<br />
Menschen, zunächst erhitztes und<br />
auf diese Art verflüssigtes Metall<br />
in Formen zu <strong>gie</strong>ßen. Wir erinnern uns.<br />
Bronzezeit und so, Geschichtsunterricht<br />
siebte Klasse. Echt lange her, doch selbst<br />
mit Eisen hantiert Homo sapiens bereits<br />
seit rund 3000 Jahren rum. Jedenfalls können<br />
die wenigsten Handwerke eine längere<br />
Tradition vorweisen als das von Jens<br />
Hansemann ausgeübte: Er ist Former-<br />
Meister und Besitzer der kleinen Gießerei<br />
Hepako aus Syke bei Bremen. Die Berufsbezeichnung<br />
deutet bereits an, wo beim<br />
Gießen die Prioritäten liegen, aber bevor<br />
der Chef das genauer erläutern kann, klingelt<br />
sein Telefon und verschafft etwas Zeit<br />
zum Eingewöhnen.<br />
So eine Gießerei ist vor allem warm.<br />
Ständig heizen links hinten bollernde Gebläseöfen<br />
die Schmelze an, halten sie in<br />
Dauerbereitschaft. Außerdem ist es verdammt<br />
staubig hier. Rechts hinten mündet<br />
der Schlund eines Außensilos ins Halleninnere,<br />
aus dem Marvin, der Lehrling, feinkörnigen<br />
Sand in einen fahrbaren Bottich<br />
fließen lässt. Der Bottich landet wenig später<br />
bei einer Mischmaschine, wo der Quarzsand<br />
mit chemischen Bindemitteln versetzt<br />
wird. Das fertige Gemisch schaufelt Marvin<br />
in verschließbare Fässer – damit‘s länger<br />
88 GIESSEREI <strong>10</strong>3 <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Das Modell für zwei halbe Kipphebel-Gehäusedeckel<br />
liegt in seinem Kasten. Im anderen<br />
Kasten entstehen die Gegenstücke. Sorgfältig<br />
wird der Kasten mit Sand gefüllt.<br />
Anschließend wird der Sand gründlich festgestampft.<br />
Überschüssiges Material wird<br />
angezogen.<br />
Damit der Formstoff schneller aushärtet,<br />
leitet der Former mit einer langen Lanze in<br />
recht engen Abständen Druckluft ein.<br />
Schon nach überraschend kurzer Zeit kann<br />
die Form vorsichtig aus ihrem Kasten befreit<br />
werden. Sie bleibt aber sehr empfindlich.<br />
„Falls keine technische Zeichnung oder kein<br />
Modell existieren, dann wird die Form vom Original<br />
abgenommen.“<br />
Abguss per Hand: Einblick in die Gießerei<br />
der Spezialisten für kleine Serien bei<br />
Hepako in Syke bei Bremen.<br />
frisch bleibt. Eines wuchtet er an seinen<br />
Arbeitsplatz, und der Inhalt heißt nun nicht<br />
mehr Sand, sondern Formstoff. Er bleibt<br />
aber staubig. Andererseits nennt sich der<br />
Beruf, den Marvin lernt, schon seit fast 20<br />
Jahren nicht mehr Former, sondern Gießereimechaniker.<br />
Was an der nun anstehenden<br />
Arbeit rein gar nichts geändert hat.<br />
Spezialist für Kleinserien<br />
Auf dem Holztisch liegt ein Modell, es mutet<br />
irgendwie bekannt an. Woraus der soeben<br />
wieder aufgetauchte Jens Hansemann<br />
schließt, sein Besucher müsse sich<br />
mit BMW auskennen. Ein wenig, stimmt,<br />
und jetzt fällt der Groschen: Das ist der<br />
hinten angeschrägte obere Motordeckel,<br />
den jeder auf seinen alten Zweiventiler<br />
schraubt, wenn er den Luftfilter wegrationalisiert<br />
hat. Der Auftrag kommt von einem<br />
bekannten Zubehöranbieter, das Interesse<br />
ist groß, der Lehrling verdreht die<br />
Augen – er produziert seit Tagen nichts<br />
anderes als die beiden Hälften dieser<br />
Sandform. Fast schon ein Großauftrag für<br />
Hepako, wo man von kleinen Serien und<br />
Einzelanfertigungen lebt, von modernen<br />
Skulpturen über Schriftbildplatten bis hin<br />
zu klassizistischem Zierrat. Nicht selten<br />
also von Reproduktionen, und unter dieses<br />
Stichwort fällt vieles, was der altgediente<br />
Motorradnarr Hansemann so für<br />
Young- und Oldtimer <strong>gie</strong>ßt.<br />
Alles, was als Gussteil vorliegt, kann<br />
man auch noch mal <strong>gie</strong>ßen. Mit diesem<br />
äußerst beruhigenden Credo nimmt der<br />
46-Jährige die Aufträge aus der Szene<br />
entgegen. Meist kommen sie von Händlern<br />
oder Restauratoren, gelegentlich von<br />
Clubs, aber auch Einzelanfertigungen sind<br />
keine Seltenheit. Falls keine technische<br />
Zeichnung oder kein Modell existieren,<br />
wird die Form vom Original abgenommen.<br />
Was allerdings einige Mühen bereiten<br />
kann, wenn metallische Oberflächen vom<br />
Zahn der Zeit angenagt wurden. Anderthalb<br />
Tage hat Hansemann schon mal die<br />
Kühlrippen eines zernarbten und geschundenen<br />
Zylinders mit Plastilin geglättet,<br />
bevor er ihn zum Aufbau sogenannter fal-<br />
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
scher Hälften abformen konnte. Diese<br />
dienen dazu, Trennebenen für den Formkasten<br />
zu finden. Dann erst entsteht die<br />
endgültige Gussform.<br />
Gute Gussteile verlangen<br />
gute Modelle<br />
Gussteile, die nicht vom Original abgenommen<br />
werden, brauchen ein Modell.<br />
Das macht der Modellbauer, und zu dem<br />
pflegt jede Gießerei ein beinahe neurotisches<br />
Verhältnis: Gute Gussteile verlangen<br />
gute Modelle. Die entstanden früher<br />
aus Holz, heute meist aus Kunststoff und<br />
sind oft wahre Kunstwerke. Nicht nur Vorlage<br />
des Gussteils, sondern im Hinblick<br />
auf die weitere Verarbeitung und den<br />
Gussvorgang optimiert. Das Metall muss<br />
zügig einfließen, entstehende Gase ungehindert<br />
entweichen können. Außerdem<br />
berücksichtigt der Modellbauer natürlich,<br />
dass Metall beim Erkalten sein Volumen<br />
verkleinert. Um diese sogenannte Schwindung<br />
auszugleichen, muss das Modell etwas<br />
größer ausfallen als das gewünschte<br />
Endergebnis, im Fall von Aluminium-Le<strong>gie</strong>rungen<br />
so um die 1 bis 1,5 Prozent.<br />
Wichtig, wenn die Schraubenlöcher der<br />
BMW-Motorhaube nachher noch mit den<br />
Bohrungen im Gehäuse fluchten sollen.<br />
Zwischen <strong>10</strong>0 und 200 Abgüsse verträgt<br />
ein Modell, kritisch beäugt Marvin<br />
alle neuralgischen Punkte, als er das von<br />
ihm verwendete aus dem Sandbett hebt.<br />
Okay, geht. Jetzt noch etwas Nachbessern<br />
mit dem Polierlöffel (sieht aus wie eine<br />
Miniatur-Maurerkelle) und Feinarbeit mit<br />
der Lanzette (ginge auch als Zahnarzt-<br />
Instrument durch), um Stege zu glätten<br />
oder an den Rändern überschüssiges Material<br />
abzutragen, dann ist die erste Hälfte<br />
der Gussform fertig. Unterdessen arbeitet<br />
Jens Hansemann mit gröberem,<br />
aber bekannterem Gerät: Kreischend befreit<br />
seine Flex einen Doppelzylinder vom<br />
Anguss. So heißt das im Gießkanal der<br />
Gussform erstarrte Metall, und das muss<br />
natürlich weg, bevor der Zylinder an den<br />
holländischen Auftraggeber geht. Ein Engländer-Spezialist,<br />
der mittlerweile lieber<br />
in Syke als in England <strong>gie</strong>ßen lässt.<br />
Preise für gegossene Reproduktionen<br />
meist überschaubar<br />
Neue Zylinder für Oldtimer hat Jens Hansemann<br />
recht häufig auf der Werkbank.<br />
Zum Putzen, so nennt sich das Säubern<br />
der Gussteile von Formstoff, Metalloxid<br />
und Angüssen. BSA, Matchless-V2, JAP<br />
– alles schon da gewesen. Fürs Deutsche<br />
Zweirad- und NSU-Museum in Neckarsulm<br />
hat er mal den Sackzylinder einer<br />
Wo das Gussteil<br />
hohl bleiben soll,<br />
muss in der Gussform<br />
ein Kern platziert<br />
werden<br />
Wiederum mit größter<br />
Vorsicht wird<br />
der Kern in seine<br />
Position gebracht.<br />
In der stehenden<br />
hinteren Hälfte gut<br />
sichtbar der Gießkanal,<br />
durch den<br />
schließlich die<br />
Schmelze in die<br />
Form fließen wird.<br />
In zwei Kästen sind<br />
die beiden Hälften<br />
der Gussform entstanden.<br />
Hier werden<br />
sie gerade kritisch<br />
überprüft.<br />
Mit allergrößter Vorsicht<br />
fügt Jens Hansemann<br />
die beiden<br />
Hälften der Form<br />
übereinander. Vor<br />
dem Gießen werden<br />
sie noch mit schweren<br />
Eisenteilen beschwert<br />
und erhalten<br />
noch einen Eingusstrichter.<br />
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uralten NSU gefertigt. Und an Flathead-<br />
Zylinder erinnert er sich besonders lebhaft,<br />
weil er da vorm Gießen fünf Kerne<br />
positionieren musste. Kerne heißen passgenau<br />
geformte Sandelemente, die überall<br />
dort eingelegt werden, wo es nachher<br />
hohl bleiben soll. Weil da Stoßstangen<br />
werkeln, Kolben auf und ab rasen sollen.<br />
Es ist heiß, es ist staubig, der Sand ist<br />
schwer, der Tiegel mit der Schmelze erst<br />
recht. Und trotzdem verrichten Hansemann<br />
und sein Stift hier Millimeterarbeit.<br />
Den lieben langen Tag<br />
Bei entsprechender Stückzahl ist ein<br />
Zylinder nicht mal besonders teuer. Natürlich<br />
kommen die Kosten für Laufbuchse<br />
und Endbearbeitung noch hinzu. Trotzdem<br />
bleiben die Preise für gegossene Reproduktionen<br />
überschaubar, und das scheint<br />
sich herumzusprechen: Hier liegt die Primärkastenabdeckung<br />
für eine Wanderer,<br />
dort der Zündungsdeckel für eine Matchless.<br />
Herrliche Trittbretter für Viktorias ruhen<br />
unter einem Tisch, oben drauf die<br />
Messing-Innereien eines Gasgriffs für was<br />
ganz Altes. Nicht weit von der Sandstrahlkabine<br />
warten die charakteristisch geriffelten<br />
Deckel von Kawasaki Z-Motoren aufs<br />
Putzen, davor ein ganzer Haufen von Guzzi-Lichtmaschinendeckeln.<br />
Typische Aufträge<br />
aus der Youngtimerszene: Die Kawa-<br />
Teile gibt’s neu nicht mehr, sie werden<br />
weltweit gesucht; die Guzzi-Deckel sind<br />
der Renner, weil der Hersteller einige Jahre<br />
lang statt Metall schnödes schwarzes<br />
Plastik verwendete und nun alle umrüsten.<br />
Mit einem schweren Stampfer verfestigt<br />
Marvin das Sandgemisch der zweiten<br />
Formhälfte. Überschüssiges wird abgezogen,<br />
dann bläst er mit einer dünnen Lanze<br />
Druckluft in das Gemisch. Alle paar<br />
Zentimeter, und wie von Zauberhand berührt,<br />
ist der Formstoff in kürzester Zeit<br />
hart. Verblüffend, wirklich. Schon kann die<br />
Holzform vorsichtig entfernt werden, die<br />
üblichen Nacharbeiten, fertig. Dieses Gebilde<br />
darf natürlich nie um- oder gar hinfallen,<br />
aber man kann sich so eine Hälfte<br />
schnappen und durch die Halle tragen,<br />
Lehrling und Meister machen es vor. Dann<br />
fügt Jens Hansemann die Hälften der insgesamt<br />
acht Gussformen zusammen, und<br />
schon seine Miene verrät, dass jetzt keine<br />
Störungen erwünscht sind. Wenn er dabei<br />
ruckt oder schwankt, war viel Arbeit vollkommen<br />
umsonst, weil Ränder ausbrechen<br />
könnten. Geschafft. Anschließend<br />
werden schwere Eisenteile auf die Formen<br />
gelegt, und dann ist Feierabend.<br />
Der BMW-Motordeckel besteht aus Alu-<br />
Guss, aber auch Messing und Eisenguss<br />
beherrscht man bei Hepako.<br />
Gießen wollen sie morgen früh. Der<br />
Ofen bleibt an. Damit es bloß nicht abkühlt.<br />
Im Tiegel, in der Halle. Nach dem<br />
Aushärten werden sie die Abdeckhauben<br />
mit leisen Hammerschlägen freilegen.<br />
Von den Sandformen bleibt danach nicht<br />
mehr übrig als ein ziemlich großer Haufen<br />
Staub. Man arbeitet beim Sandguss nämlich<br />
immer mit verlorenen Formen. Das<br />
hat der Lehrling längst leidvoll begriffen.<br />
Große industrielle Serien dagegen entstehen<br />
in Dauerformen, den Kokillen. Das<br />
weiß er aus der Berufsschule.<br />
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BERUF & KARRIERE<br />
FOTOS: WIELAND-WERKE<br />
Le<strong>gie</strong>rungswechsel in der Gießerei: Artur Sebastian<br />
Würstle schüttet Flüssigmetall in den Schmelzofen.<br />
Ein Leben im Schicht-Rhythmus<br />
Die Schmelze leuchtet je nach Le<strong>gie</strong>rung anders. Artur Sebastian Würstle arbeitet seit<br />
16 Jahren in der Gießerei der Wieland-Werke. Im Vierschicht-Betrieb.<br />
VON REGINA FRANK , ULM<br />
In der allerersten Nachtschicht dachte<br />
Artur Sebastian Würstle (Bild 1): Hier<br />
werde ich nicht alt. Es war dunkel in<br />
der Gießerei, dreckig und heiß. Heute, 16<br />
Jahre später, sagt er: „Ich bleibe bis zur<br />
Rente. Das machen die meisten so. Nicht<br />
viele springen vorher ab.“<br />
Der 40-Jährige arbeitet bei Wieland in<br />
Vöhringen im Vierschicht-Betrieb. Ein<br />
Modell, mit dem die komplette Sieben-<br />
Tage-Woche im Rund-um-die-Uhr-Betrieb<br />
abgedeckt werden kann. Pro Arbeitstag<br />
sind drei Schichtgruppen im Einsatz (die<br />
Früh-, die Spät- und die Nachtschicht),<br />
eine Gruppe hat frei. Drei Wochenenden<br />
muss Artur Sebastian Würstle im Monat<br />
arbeiten, dafür hat er zwei Mal während<br />
der Woche zwei Tage frei. Das freie Wochenende<br />
ist ein langes: von Freitag bis<br />
Sonntag.<br />
Wenn der Familienvater nach der Frühschicht<br />
nach Hause kommt, kann er mit<br />
seinen Kindern gemeinsam zu Mittag essen.<br />
Er ist tagsüber mehr Zuhause, hat<br />
mehr von seiner Tochter und seinem<br />
Sohn. Das war früher, als der gelernte<br />
Zimmerer auf dem Bau arbeitete, nicht<br />
möglich. „Da hab’ ich die Kinder nur<br />
abends gesehen, eine Stunde, bevor sie<br />
ins Bett mussten.“ Der Hauptgrund, weswegen<br />
Artur Sebastian Würstle einst in<br />
die Schichtarbeit wechselte, ist aber ein<br />
anderer: „Das Geld hat gelockt.“<br />
Er hat sich hochgearbeitet: vom Säger<br />
zum Schmelzer und zum Gießer, schließlich<br />
zum Stellvertreter der Schichtführung.<br />
Nächstes Jahr macht er seinen Industriemeister<br />
Metall, damit er Schichtführer<br />
werden kann. Heute schon ist er<br />
es, der kontrolliert, ob die Öfen sauber<br />
sind, bevor eine neue Le<strong>gie</strong>rung eingebracht<br />
wird. Er ist verantwortlich dafür,<br />
dass die Mischung stimmt. Er packt aber<br />
auch immer wieder selber mit an, befördert<br />
mit Hilfe eines Krans eine tonnenschwere<br />
Gießpfanne mit Kupferschmelze<br />
von einem Ofen zum anderen – und ist<br />
fasziniert vom Anblick des flüssigen Metalls.<br />
„Die Schmelze leuchtet je nach Le<strong>gie</strong>rung<br />
anders.“<br />
231 Mitarbeiter sind wie Artur Sebastian<br />
Würstle im Vierschicht-Modell getaktet:<br />
in der Gießerei, im Metalllager und<br />
im Labor. In anderen Bereichen hat Wieland<br />
die Arbeit auch mit Zweischicht- und<br />
Dreischicht-Modellen organisiert.<br />
„Schichtarbeit ist immer eine Belastung“,<br />
sagt Florian Schoof, der bei Wieland<br />
fürs Gesundheitsmanagement zuständig<br />
ist, „das Unternehmen kennt die Belastung,<br />
es versucht, die Verhältnisse möglichst<br />
optimal zu gestalten.“ Das bedeutet<br />
im Wesentlichen zweierlei: Wieland organisiert<br />
die Schichten so, dass die Arbeiter<br />
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mit der Belastung besser umgehen können.<br />
Die Schichten rotieren nach vorne,<br />
von der Früh- zur Spätschicht und von der<br />
Spät- zur Nachtschicht, damit sich aus<br />
dem Rhythmus heraus kein Schlafdefizit<br />
ergibt. Die Zyklen sind kurz, „weil sich der<br />
Körper so besser auf die nächste Schicht<br />
umstellen kann“, sagt Schoof. Er teilt ausdrücklich<br />
nicht die Ansicht, dass Schichtarbeiter<br />
ständig gegen eine innere Uhr<br />
ankämpfen. Er sagt: „Der Körper kann sich<br />
auf Schichtarbeit einstellen und daran gewöhnen.“<br />
Entscheidend sei allerdings Regelmäßigkeit<br />
und Planbarkeit, weil das<br />
hilft, psychische Belastungen gering zu<br />
halten. Das bedeutet: Am Schichtkalender<br />
wird nicht gerüttelt. Er ist bindend fürs Unternehmen<br />
und die Mitarbeiter. „Noch drei<br />
Stunden dranhängen, weil viel Arbeit da<br />
ist, oder am nächsten Tag noch kommen,<br />
weil ein Kollege krank ist, das gibt es bei<br />
uns nicht“, sagt der Leiter der Platten- und<br />
Bolzen<strong>gie</strong>ßerei, Reiner Schmutz. Engpässe<br />
löst er anders. Wieland sieht sich mit seinem<br />
Modell auf dem richtigen Weg, zumal<br />
in der Unfallstatistik des Unternehmens<br />
die Gießerei hinsichtlich Häufigkeit und<br />
Schwere von Unfällen laut Alexander Blässing,<br />
Leiter Personal, nicht auffällig ist.<br />
Schichtarbeiter müssen freilich auch<br />
selbst auf ihre Gesundheit achten, ihr Arbeitgeber<br />
unterstützt sie dabei. Es gibt<br />
unter anderem einwöchige Präventionsangebote,<br />
für die die Teilnehmer von der Arbeit<br />
freigestellt werden. Im Zentrum stehen<br />
Bewegung, Ernährung und Entspannung.<br />
„Die klassischen Dinge, die auch<br />
Nicht-Schichtler machen sollten“, sagt<br />
Schoof. Wobei Schichtarbeiter die guten<br />
Tipps in ihren eigenen Rhythmus und ihre<br />
speziellen Umstände einbauen müssen.<br />
Bild 1: Artur Sebastian<br />
Würstle arbeitet<br />
seit 16 Jahren<br />
im Vierschicht-Modell<br />
– und denkt<br />
nicht daran, damit<br />
aufzuhören.<br />
Beispiel: Schlafen. Schoof rät: nicht vor<br />
dem Fernseher einschlafen, weil wenig erholsam.<br />
Raum abdunkeln. Für Ruhe sorgen.<br />
Artur Sebastian Würstle schläft mit Ohrstöpseln,<br />
um störende Alltagsgeräusche<br />
auszublenden. Und er schläft so lange, bis<br />
er ausgeschlafen ist. „Man muss sich den<br />
Schlaf gönnen“, sagt er, „man darf sich halt<br />
nicht hetzen lassen.“ Soll heißen: Erst<br />
kommt der Schlaf, dann alles andere, was<br />
im Alltag wichtig erscheint und tagsüber<br />
gut erledigt werden könnte. Der 40-Jährige<br />
hat mit dem Schlafen nur Probleme, wenn<br />
er Frühschicht hat, somit um 3:30 Uhr aufstehen<br />
muss. Die Angst vor dem Verschlafen<br />
erschwert es ihm einzuschlafen.<br />
Die Gießerei könnte ohne Schichten<br />
nicht wirtschaftlich arbeiten, sagt der<br />
Gießereileiter. Die Gießerei abzustellen<br />
wäre zwar möglich. Man könnte sie im<br />
Warmhaltebetrieb weiterlaufen lassen,<br />
würde dabei allerdings sehr viel Ener<strong>gie</strong><br />
verlieren. Die Alternative, ganz Abkühlen<br />
und Wiederanfahren, brächte hohe Materialverluste.<br />
Ein Kollege von Artur Sebastian Würstle<br />
hat Herzprobleme. Betriebsarzt und<br />
Personalabteilung klären die Ursachen ab<br />
– sind sie beruflicher, privater, körperlicher<br />
Natur? – und suchen gegebenenfalls<br />
für den Mann nach einem anderen Platz<br />
im Betrieb. Es seien nur wenige, die mit<br />
50 oder 55 um einen Arbeitsplatz ohne<br />
Nachtschicht bitten, sagt Personalleiter<br />
Alexander Blässing, „sie werden dann bevorzugt<br />
auf freie Stellen gesetzt“.<br />
Es schlagen wahrscheinlich so wenig<br />
Fälle in der Personalabteilung auf, weil<br />
ein Schichtler seine Schicht grundsätzlich<br />
nicht gerne verlässt, sagt Schmutz.<br />
„Die gehen denselben Rhythmus – da<br />
entstehen Freundschaften.“ In Schichtgruppen<br />
gebe es ein Sozialgefüge, das<br />
sensibel rea<strong>gie</strong>rt und von sich aus nach<br />
internen Lösungen sucht. „Die Jüngeren<br />
springen für die Älteren ein.“ So entstehen<br />
bei Wieland quasi Schonarbeitsplätze<br />
für gesundheitlich angeschlagene Kollegen.<br />
Quelle: SüdWestPresse<br />
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MEDIEN & BÜCHER<br />
Wo steckt der Guss?<br />
Röntgenblick unter die Haube<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
In einer speziellen Rubrik<br />
werden auf der Webseite<br />
des Unternehmens die Produktsegmente<br />
mit Kundenbeispielen<br />
gezeigt.<br />
Röntgenblick: Dank 3-D-Technolo<strong>gie</strong><br />
kann man die Gussteile im<br />
Lkw sichtbar machen.<br />
Virtuelle Reise durch das<br />
Innenleben.<br />
SCREENSHOTS: GEORG FISCHER AUTOMOTIVE<br />
Leichtbau und innovative Gusskomponenten<br />
sind unerlässlich im Automotivebereich.<br />
Wo sich die Innovationen<br />
überall befinden, ist allerdings schwer<br />
zu visualisieren. Ein Video von Georg<br />
Fischer Automotive macht es nun<br />
möglich, sprichwörtlich unter die Haube<br />
zu blicken.<br />
Manchmal sind sie nicht zu sehen, insbesondere<br />
im Automotivebereich: Die Rede<br />
ist von innovativen Gussteilen. Dazu zählen<br />
Strukturbauteile, Motorkomponenten,<br />
Aufhängungen usw. – ein Lkw ist voll mit<br />
Gussteilen, die es überhaupt erst ermöglichen,<br />
dass das Fahrzeug die tonnenschweren<br />
Lasten ziehen kann.<br />
Durch die Konzeption von Leichtbauteilen<br />
werden Gewicht und somit auch<br />
wertvolle Rohstoffe eingespart. Der<br />
Leichtbau hilft aber auch dabei, neue<br />
strengere Abgasnormen zu erfüllen, den<br />
CO 2<br />
-Ausstoß zu verringern und damit die<br />
Umwelt zu entlasten. Wo die Gussprodukte<br />
überall versteckt sind, verrät nun ein<br />
Video der Georg Fischer Automotive AG<br />
aus Schaffhausen, Schweiz. In einer virtuellen<br />
Darstellung eines Lkws werden<br />
die Gussteile sichtbar gemacht. Das Video<br />
ist auf der Webseite des Unternehmens<br />
abrufbar, ebenso wie weiterführende<br />
Informationen zu Komponenten, die<br />
GF für seine Kunden gefertigt hat.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Webseite von GF mit<br />
Animationsvideo:<br />
http://bit.ly/2cr40Xj<br />
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