gie_09_2018
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EDITORIAL<br />
Was gibt es Neues zur GIFA 2019?<br />
Wir haben uns schon mal umgehört!<br />
FOTO: ©ANIMAFLORA -<br />
STOCK.ADOBE.COM<br />
Im Standpunkt nimmt Thomas<br />
Koch, Leiter des Instituts für<br />
Kolbenmaschinen am KIT, die<br />
Dieseldebatte ins Fadenkreuz.<br />
Er teilt gegen Automanager aus,<br />
erteilt Fahrverboten eine Absage<br />
und lobt den EURO6d temp-<br />
Dieselstandard (siehe Seite 60).<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Es ist ja schon Tradition bei uns in der Redaktion.<br />
Frühzeitig werfen wir immer einen Blick nach vorne,<br />
vor allem wenn besondere Ereignisse bevorstehen.<br />
In diesem Fall handelt es sich um die GIFA<br />
2019. Auch die NEWCAST kommt bei uns selbstredend<br />
nicht zu kurz. Deswegen haben wir von langer Hand<br />
ein Interview mit Dipl.-Ing. Heinz Nelissen, Präsident<br />
der GIFA 2019 und der NEWCAST, vorbereitet und eingetütet.<br />
In seinem Hauptberuf ist Nelissen Geschäftsführer<br />
der Vesuvius GmbH, Foseco Foundry Division,<br />
Borken. In der Gießereibranche kennt er sich bestens<br />
aus. Das internationale Messequartett GIFA, METEC,<br />
THERMPROCESS und NEWCAST (GMTN) ist für ihn die<br />
Plattform für Begegnungen und Geschäfte. Als GIFA-<br />
Präsident beschreibt er im Interview mit der GIESSE-<br />
REI, was die Besucher des GMTN-Messequartetts im kommenden Jahr alles erwarten dürfen<br />
und womit sie rechnen können. GIFA und NEWCAST, ein Muss für jeden Gießer! Nelissens<br />
Credo lautet: „Keine andere Messe deckt das gesamte Spektrum von Gießereitechnik,<br />
Gussprodukten, Metallur<strong>gie</strong> und Thermoprozesstechnik in dieser Tiefe und Breite ab.“ Das<br />
vollständige Interview mit GIFA-Präsident Heinz Nelissen lesen Sie in der vorliegenden Ausgabe<br />
ab Seite 28.<br />
Wissenschaft und Technik – das ist Spannung pur! Das ist meine persönliche Meinung und<br />
daran gibt es für mich auch nichts zu rütteln. Und mit der GIESSEREI erfahren Sie schon<br />
heute, was morgen in unserer Branche passiert. Mit anderen Worten, wir wollen Trends<br />
aufzeigen. In jeder Ausgabe der GIESSEREI finden Sie spannende Themen aus allen Bereichen<br />
der gesamten Prozesskette des Urformverfahrens Gießen – detailliert und in einem<br />
klar verständlichen Kontext dargestellt. Dennoch hat sich seit dem Siegeszug des Internets<br />
die Welt des Publizierens stark verändert. Vor geraumer Zeit erreichte uns in der Redaktion<br />
eine E-Mail mit folgender Botschaft: „Ich persönlich glaube Open Access wird die<br />
Zukunft sein und wir werden auf dieser Basis publizieren. Wir müssen für die Publikation<br />
etwas bezahlen, was wir gerne machen, aber danach ist diese Publikation im Internet frei<br />
beziehbar.“ Ein spannendes Thema, das aus der Sicht einiger Fachautoren immer mehr an<br />
Bedeutung gewinnt. In der Tat wollen viele sogar eine bestimmte Summe für eine Veröffentlichung<br />
bezahlen, wenn sie danach frei aus dem Internet heruntergeladen werden kann.<br />
Noch ist das Zukunftsmusik, aber der Beitrag von Ralf Schimmer (ab Seite 80) zeigt, wohin<br />
die Reise gehen könnte.<br />
Was mir noch wichtig ist: Die GIESSEREI wird im kommenden Jahr 106 Jahre alt. Nur wenige<br />
Zeitschriften in Europa können auf eine so lange Tradition zurückblicken. Uns ist das<br />
Verpflichtung, immer wieder neu und voller Leidenschaft über unsere Themen zu berichten,<br />
auf Papier, auf unserer Website, aber auch auf vielen anderen digitalen Kanälen.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: ULI ZILLMANN<br />
FOTO:HS KEMPTEN<br />
FOTO: ISAR METALLGUSS<br />
28<br />
GIFA & NEWCAST<br />
INTERVIEW<br />
Heinz Nelissen, Geschäftsführer Versuvius<br />
GmbH, Foseco Foundry Division,<br />
ist neuer Präsident von GIFA und NEW<br />
CAST in 2019. Ein Gespräch über aktuelle<br />
Trends und Herausforderungen.<br />
48<br />
Transparente Produktion<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Durch den Einsatz von IT ist ein transparenter<br />
Fertigungsprozess möglich. Mittels<br />
statistischer Datenanalyse können<br />
auch potenzielle Einsparungen von Ener<strong>gie</strong><br />
und Ressourcen ermittelt werden.<br />
76 <br />
Reproduzierbare Sandqualität<br />
SPEKTRUM<br />
Das Isar Metallgusswerk hat in eine hochmoderne<br />
Formsandaufbereitungsanlage investiert,<br />
die eine reproduzierbare Sandqualität<br />
liefert und die exakte Rückverfolgbarkeit<br />
für jede Gusscharge ermöglicht.<br />
84 <br />
Innovationspreis<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Buderus Guss hat eine Bremsscheibe<br />
mit wenig Verschleiß<br />
und Feinstaubausstoß entwickelt<br />
und so den deutschen<br />
Innovationspreis gewonnen.<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
4 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
INTERVIEW<br />
28 „Der Gießer wird sich neuen Herausforderungen stellen und die Probleme lösen“,<br />
Heinz Nelissen, Geschäftsführer der Vesuvius GmbH und neuer Präsident<br />
von GIFA und NEWCAST im Gespräch mit der GIESSEREI<br />
FORSCHUNG & INNOVATION<br />
34 Hochschule Aalen: Innovationen in Druckguss, Lothar H. Kallien<br />
38 Transfertagung „Leichtbau mit GJS-Si-Werkstoffen“, Ingo Steller<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
48 Grundlagen einer intelligenten Ener<strong>gie</strong>- und Ressourceneffizienz in der<br />
Gießerei, Dierk Hartmann, Stefan Grimm<br />
54 Die Charakterisierung des Sprühprozesses als Schlüssel zur Bauteil- und Formenstandzeitoptimierung,<br />
Peter Hofer, Reinhold Gschwandtner, Gerhard Schindelbacher<br />
STANDPUNKT<br />
60 Die verlogene Dieseldebatte – Skandalisierung statt Vernunft<br />
Thomas Koch<br />
SPEKTRUM<br />
62 Magmasoft 5.4 – Autonomous Engineering, Anja Pretzell<br />
66 Optische Messtechnik unterstützt die kontinuierliche Verbesserung von<br />
Prozessen, Natalie Stecula<br />
70 Arbeitsschutz kontinuierlich optimieren, Franz-Josef Knust<br />
72 Qualitätssicherung in der Metallbearbeitung, Tobias Möldner<br />
76 Sandaufbereitung neuester Generation im Isar Metallgusswerk<br />
Wolfgang Maier<br />
ESSAY<br />
80 Ein Update für Open Access, Ralf Schimmer<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
84 Graugussbremsscheibe gewinnt Deutschen Innovationspreis<br />
Robert Piterek<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
90 Patente<br />
96 News<br />
107 Firmenschriften<br />
108 Medien & Bücher<br />
110 VDG intern<br />
112 Termine<br />
117 Personalien<br />
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121 Inserentenverzeichnis<br />
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AKTUELLES<br />
FOTO: GE RENEWABLE ENERGY<br />
6 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Geht´s noch<br />
größer?<br />
GE entwickelt mit der Haliade-X die größte<br />
und leistungsstärkste Windturbine der<br />
Welt. Sie wird eine Höhe von 260 Metern<br />
über dem Meer haben, mehr als fünf Mal<br />
so groß wie der weltberühmte Arc de<br />
Triomphe in Paris sein, einen über 220<br />
Meter langen Rotor und 107 Meter lange<br />
Rotorblätter haben. Die Windkraftanlage<br />
Haliade-X soll ab 2021 ausgeliefert werden.<br />
Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />
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Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 7
AKTUELLES<br />
Ausbildungsstart in Silbitz<br />
> SILBITZ GUSS: Personalleiter Christian<br />
Blödner und Ausbildungsleiter Ronny<br />
Keppler begrüßten jetzt 14 junge Männer<br />
und zwei junge Frauen an ihrem ersten<br />
Arbeitstag. Bei einer Führung durch die<br />
Gießerei im thüringischen Silbitz konnten<br />
die Azubis bereits alle Werksbereiche kennenlernen<br />
und bekamen so einen Einblick<br />
in die Arbeitsweise der Gießerei. Erlernen<br />
werden sie Berufe wie Gießereimechaniker,<br />
Werkstoffprüfer oder Industriemechaniker.<br />
Drei der Berufseinsteiger werden<br />
dabei die Ausbildung am Standort Zeitz<br />
der Silbitz Group absolvieren.<br />
„Besonders erfreulich ist, dass zunehmend<br />
mehr junge Frauen einen technischen<br />
Beruf erlernen wollen. In diesem<br />
Jahr haben sich gleich zwei Frauen für den<br />
Ausbildungsberuf des technischen Modellbauers<br />
entschieden. Besonders gefragt ist<br />
bei uns natürlich auch der Beruf des Gießereimechanikers,<br />
den vier junge Männer<br />
in den kommenden dreieinhalb Jahren erlernen<br />
werden. Allerdings sind auch in diesem<br />
Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzt,<br />
jedoch besteht die Möglichkeit bis<br />
Oktober in das laufende Ausbildungsjahr<br />
einzusteigen“, erläutert Ausbildungsleiter<br />
Ronny Keppler.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass auch in diesem<br />
Jahr 16 enga<strong>gie</strong>rte, junge Menschen<br />
eine Ausbildung beginnen wollen. Unserer<br />
Ansicht nach sichert eine fundierte und<br />
allumfassende Ausbildung den zukünftigen<br />
Unternehmenserfolg. Aus diesem<br />
Grund bieten wir unseren Auszubildenden<br />
14 junge Männer und zwei junge Frauen starteten am Montag, dem 13.08.<strong>2018</strong>, ihre<br />
Ausbildung in der Eisen<strong>gie</strong>ßerei Silbitz als Gießereimechaniker, Werkstoffprüfer oder Industriemechaniker.<br />
eine Übernahmegarantie bei entsprechender<br />
Leistung. Und auch nach der<br />
Ausbildung steht die Tür für Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
zum Techniker, Meister<br />
oder BA-Studium offen“, so Personalleiter<br />
Christian Blödner.<br />
Insgesamt sind bereits 35 Auszubildende<br />
an den Standorten Silbitz und Zeitz als<br />
Gießereimechaniker, technischer Modellbauer,<br />
Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker,<br />
Elektroniker, Industriekaufmann/frau,<br />
Werkstoffprüfer und Fachinformatiker<br />
beschäftigt. Dabei legt die<br />
Unternehmensgruppe, mit langjähriger<br />
Ausbildungserfahrung, besonderen Wert<br />
darauf, dass sich die Azubis wohlfühlen<br />
und auch in anderen Abteilungen einmal<br />
über den Tellerrand schauen können.<br />
„Wer sich für eine Ausbildung oder ein<br />
Studium bei der Silbitz Group interessiert,<br />
der kann sich auf unserer Webseite über<br />
die angebotenen Berufe informieren.<br />
Auch für 2019 stehen wieder 30 Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung. Auch eine Anstellung<br />
als Werksstudent oder ein duales<br />
Studium an der Dualen Hochschule Gera<br />
ist möglich“, so Ausbildungsleiter Ronny<br />
Keppler. www.silbitz-group.com<br />
FOTO: SILBITZ GUSS<br />
Führungswechsel in der Gießereisparte<br />
> GF CASTING SOLUTIONS: Der Leiter<br />
von GF Casting Solutions, Josef Edbauer,<br />
hat sich entschieden, per Ende Dezember<br />
<strong>2018</strong> in den Ruhestand zu treten. Das<br />
teilte der Industriekonzern Georg Fischer<br />
(GF) in einer Pressemitteilung Ende Juli<br />
mit. Der GF Verwaltungsrat hat Carlos<br />
Vasto per 1. September <strong>2018</strong> zum neuen<br />
Leiter von GF Casting Solutions ernannt.<br />
Josef Edbauer (60) kann auf eine über<br />
40-jährige, äußerst erfolgreiche Karriere<br />
bei GF zurückblicken. Nach verschiedenen<br />
Management-Positionen bei der GF Eisen<strong>gie</strong>ßerei<br />
in Singen wurde er 2008 zum neuen<br />
Leiter von GF Casting Solutions (bis<br />
Frühjahr <strong>2018</strong> GF Automotive) und Mitglied<br />
der GF-Konzernleitung ernannt. Unter<br />
seiner Führung hat die Division sowohl<br />
die geografische Präsenz, als auch das<br />
Portfolio stetig angepasst. Darunter fällt<br />
die Expansion nach China, die USA und<br />
nach Osteuropa, die stärkere Ausrichtung<br />
auf Leichtmetallkomponenten und der Eintritt<br />
in das Feinguss-Geschäft.<br />
Carlos Vasto (54), brasilianisch-italienischer<br />
Doppelbürger, besitzt einen Ingenieurabschluss<br />
in Metallur<strong>gie</strong> der Mackenzie<br />
Universität in São Paulo, Brasilien. Er<br />
hat umfangreiche berufliche Erfahrung im<br />
Automobilbereich und im Maschinenbau<br />
und ist bestens vertraut mit GF. Von 1987<br />
bis 2005 bekleidete er verschiedene Positionen<br />
bei GF Casting Solutions in<br />
Deutschland und Großbritannien, u. a.<br />
auch als Geschäftsführer des damaligen<br />
GF-Werks in England. Von 2005 bis 2010<br />
leitete er als Executive Vice Präsident ein<br />
Feinguss-Unternehmen in Brasilien, anschließend<br />
war er Geschäftsführer und<br />
Partner eines Start-up-Unternehmens.<br />
Seit 2015 betreute er als Generaldirektor<br />
den Aufbau des neuen Leichtmetall-<br />
Druckgusswerks in Mills River, USA, das<br />
GF zusammen mit dem kanadischen Joint-<br />
Venture-Partner Linamar betreibt. Seit seiner<br />
Rückkehr in die Schweiz Anfang <strong>2018</strong><br />
leitet Carlos Vasto bei GF Casting Solutions<br />
die Geschäftseinheit „Eisenguss/<br />
Feinguss Europa“.<br />
www.gfcs.com<br />
FOTO: GF CASTING SOLUTIONS<br />
8 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
AKTUELLES<br />
Investition in neue Röntgenanlage<br />
> HANDTMANN: Die Handtmann Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />
GmbH & Co., Biberach/<br />
Riss, verbessert die Qualitätssicherung<br />
durch die Verwendung einer digitalen<br />
Röntgenanlage und Computertomografie<br />
von VisiConsult, Stockelsdorf. Eine hohe<br />
Qualität von sicherheitsrelevanten Gussteilen<br />
im Automobilbereich ist in Zeiten<br />
des Leichtbaus unabdingbar.<br />
Am Standort Annaberg ersetzte die<br />
Handtmann Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei die analoge<br />
XCube- Altanlage von GE durch das<br />
neue digitale Modell XRH222 der Firma<br />
VisiConsult, einem führenden Hersteller<br />
von hochwertigen digitalen Röntgensystemen<br />
und -lösungen. Neben der Detailerkennbarkeit<br />
konnten so auch der Durchsatz<br />
und der Automatisierungsgrad verbessert<br />
werden. Weiterhin bietet die<br />
Kombianlage Computertomografie (CT)<br />
zu Entwicklungszwecken. Hiermit können<br />
interne Strukturen und Fehler dreidimensional<br />
visualisiert und vermessen werden.<br />
„Dank der guten Kommunikation und<br />
dem Einsatz des Teams von VisiConsult<br />
konnte unser Standort so den nächsten<br />
Schritt in die Digitalisierung der Qualitätssicherung<br />
gehen“ sagt Heiko Blei, Leiter<br />
Die Bauteilqualität wird durch digitale Prüfung verbessert.<br />
der Fertigung Gießerei in Annaberg. In<br />
Zeiten von Industrie 4.0 und immer komplexeren<br />
Kundenanforderungen stellen<br />
solche zukunftsweisenden Investitionen<br />
die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Standorts Deutschland sicher. „Wir sind<br />
stolz, mit Handtmann einen weiteren renommierten<br />
Kunden in der anspruchsvollen<br />
Automobilindustrie gewonnen zu haben.“<br />
sagt Lennart Schulenburg, Vertriebsleiter<br />
bei VisiConsult.<br />
www.handtmann.de<br />
FOTO: HANDTMANN<br />
Mehrheit an Automobilsparte übernommen<br />
> TRIMET ALUMINIUM SE: Die Bohai<br />
Automotive Systems Co., Ltd. Binzhou,<br />
China und die Trimet Aluminium SE, Essen,<br />
haben ihr Joint Venture für den Trimet-Geschäftsbereich<br />
Automotive vollzogen.<br />
Bohai Automotive hält nun über eine<br />
deutsche Tochtergesellschaft 75 % der<br />
Anteile an der Trimet Automotive Holding<br />
GmbH, die zusammen mit ihren Tochtergesellschaften<br />
an den Standorten Harzgerode<br />
und Sömmerda hochwertige<br />
Druckgusskomponenten für den Fahrzeugbau<br />
produziert. Die verbleibenden<br />
25 % werden weiterhin von der Trimet Aluminium<br />
SE gehalten.<br />
Der Zusammenschluss eröffnet Trimet<br />
Automotive zusätzliche Perspektiven<br />
als Systemlieferant der zunehmend global<br />
a<strong>gie</strong>renden Automobilhersteller und<br />
stärkt damit die Standorte Harzgerode<br />
und Sömmerda nachhaltig. Bohai Automotive<br />
ist in den wichtigen Wachstumsmärkten<br />
in Asien und dort insbesondere<br />
in China als geschätzter Partner der Automobilhersteller<br />
etabliert. Im Dezember<br />
2017 hatten Trimet und Bohai Automotive<br />
eine bindende Vereinbarung zur<br />
Übernahme der Anteile an Trimet Automotive<br />
durch Bohai Automotive unterzeichnet.<br />
Dieser Vertrag unterlag einer<br />
Reihe nun vollumfänglich erfüllter Vollzugsbedingungen.<br />
www.trimet.eu<br />
Trimet-Druck<strong>gie</strong>ßanlage. Die Trimet Automotive<br />
Holding GmbH fertigt in Harzgerode<br />
und Sömmerda Druckgussteile für<br />
Fahrzeuge.<br />
FOTO: TRIMET<br />
10 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
AKTUELLES<br />
FOTO: ALUMINIUM <strong>2018</strong><br />
Für die ALUMINIUM-Messe, auf der zahlreiche Gießerei-Unternehmen ausstellen, werden in diesem Jahr voraussichtlich rund<br />
27 000 Besucher aus 100 Nationen nach Düsseldorf kommen.<br />
Digital Manufacturing auf dem Vormarsch<br />
> ALUMINIUM-INDUSTRIE: Die Aluminiumbranche<br />
bereitet sich auf die Digitalisierung<br />
und die Implementierung von<br />
Industrie 4.0-Technolo<strong>gie</strong>n vor. Das hat<br />
eine Befragung von 240 Aluminium-Experten<br />
aus 39 Ländern anlässlich der<br />
ALUMINIUM-Weltmesse vom 9. - 11. Oktober<br />
<strong>2018</strong> ergeben. Bei rund 90 % der<br />
Unternehmen stehen Industrie-4.0-Anwendungen<br />
auf der Agenda. 62 % sind<br />
bereits in der Entwicklung von Strate<strong>gie</strong>n<br />
oder in der Umsetzung.<br />
Die digitale Transformation und der<br />
Weg hin zur intelligenten Produktion ist<br />
auch für die Aluminiumindustrie eine der<br />
größten Herausforderungen. Die Umfrage<br />
der ALUMINIUM-Messe macht deutlich,<br />
wie digital die Aluminiumindustrie heute<br />
bereits aufgestellt ist und in welcher Form<br />
sich die Unternehmen mit Industrie<br />
4.0-Technolo<strong>gie</strong>n beschäftigen.<br />
Für 85 % der befragten Unternehmen<br />
hat das Thema Digital Manufacturing eine<br />
hohe bis sehr hohe Bedeutung. Vor<br />
allem kleinen Unternehmen (bis 9 Mitarbeiter)<br />
und der Großindustrie (ab 5000<br />
Mitarbeiter) ist die Wichtigkeit der digitalen<br />
Technolo<strong>gie</strong>n bewusst – hier wird<br />
die Relevanz am höchsten eingeschätzt.<br />
Die Umsetzung in den Unternehmen ist<br />
jedoch unterschiedlich weit vorangeschritten:<br />
Während sich 28 Prozent aller<br />
Befragten noch in der Phase der Informationsbeschaffung<br />
befinden, entwickeln<br />
ebenso viele (28 %) derzeit eine<br />
Digital-Strate<strong>gie</strong>. In 23 % der befragten<br />
Unternehmen werden erste Projekte realisiert.<br />
11 % der Befragten haben dagegen<br />
bereits Industrie 4.0-Technolo<strong>gie</strong>n<br />
umfassend umgesetzt.<br />
Vor allem in der Produktion (27 %) und<br />
in der Forschung & Entwicklung (22 %)<br />
finden Industrie-4.0-Anwendungen heute<br />
schon Anwendung. Die Bereiche Vertrieb<br />
(15 %), Logistik (13 %) und Supply-Chain<br />
(12 %) folgen auf den weiteren Plätzen.<br />
Zum Einsatz kommen 4.0-Technolo<strong>gie</strong>n<br />
in der Fertigungssteuerung (14 %), der<br />
Vernetzung von Maschinen („Internet der<br />
Dinge“, 14 %) und in Produktionsprozessen<br />
(13 %). Aber auch die Vernetzung mit<br />
Partnern (11 %), Mobile Devices (11 %)<br />
und Cloud Computing (9 %) stehen bei<br />
den Unternehmen im Fokus.<br />
Zunehmend wichtiger wird nach Meinung<br />
der Befragten die Vernetzung mit<br />
Kunden bzw. externen Partnern. Bis jetzt<br />
binden lediglich 28 % der Unternehmen<br />
ihre Partner systematisch in die Planung<br />
bzw. Umsetzung ihrer Digital-Manufacturing-Strate<strong>gie</strong><br />
ein.<br />
Beim Einsatz von digitalen Lösungen<br />
muss nach Industriezweigen unterschieden<br />
werden. In der Produktion von Materialien<br />
und Halbzeugen werden die Vernetzung<br />
von Maschinen (39 %) und die<br />
Fertigungssteuerung (37 %) am wichtigsten<br />
eingeschätzt. Bei den Herstellern von<br />
Bauteilen für die Anwendungsindustrien<br />
steht unterdessen die Digitalisierung von<br />
einzelnen Produktionsprozessen (38 %)<br />
im Mittelpunkt. Ebenso wie im Maschinen-<br />
und Anlagenbau (35 %), für den außerdem<br />
die vernetzte Fertigungssteuerung<br />
(35 %) wichtig ist.<br />
Den Unternehmen in der Aluminium-<br />
Verarbeitung wie z. B. der Oberflächenbearbeitung<br />
ist die Vernetzung mit anderen<br />
Partnern wichtig (38 %). Das gilt auch<br />
für den Handel, der erwartungsgemäß die<br />
Vernetzung mit Kunden (67 %) sowie Mobile<br />
Devices (44 %) auf die Prioritätenliste<br />
setzt.<br />
Effizientere Produktionsprozesse, höhere<br />
Produktivität und eine bessere Zusammenarbeit<br />
innerhalb der Supply-<br />
Chain werden als die größten Vorteile der<br />
12 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
Industrie-4.0-Anwendungen betrachtet.<br />
Darüber hinaus versprechen sich viele<br />
Befragte eine engere Beziehung zu Partnern<br />
und Kunden und erwarten unter anderem<br />
eine schnellere und bessere Konnektivität<br />
zu Lieferanten, einen besseren<br />
Kunden-Support und schnellere Reaktionszeiten.<br />
Obwohl viele Unternehmen bereits<br />
in der Planung und in der Umsetzung<br />
von Projekten sind, ist der Bedarf an<br />
Knowhow und Best Practices beim Thema<br />
Digital Manufacturing in der Aluminiumindustrie<br />
groß. Auf die Frage, welche<br />
Lösungen die Unternehmen derzeit<br />
suchen, wurde am häufigsten das Supply<br />
Chain Management genannt. Auch bei<br />
der Vernetzung von Maschinen, Robotik-<br />
Lösungen, Big Data und Online-Vertriebsprozessen<br />
besteht eine große<br />
Nachfrage. Vor allem Hersteller von<br />
Halbzeug und Strangpressprodukten äußern<br />
deutlich den Bedarf an digitalen<br />
Lösungen.<br />
In diesem Zusammenhang sehen alle<br />
Befragten aber auch Hindernisse auf dem<br />
Weg zur Industrie 4.0. Verzögert werden<br />
die Digitalisierungsprojekte in den Unternehmen<br />
derzeit vor allem durch hohe Investitionskosten<br />
und zu viele offenen Fragen<br />
bei der Umsetzung.<br />
Stand der Dinge bei der Anwendung von Industrie 4.0-Technolo<strong>gie</strong>n in den Unternehmen<br />
der Branche.<br />
Die diesjährige ALUMINIUM Weltmesse<br />
in Düsseldorf wird die digitale Transformation<br />
und intelligente Produktionsprozesse<br />
zum Thema machen. Mit der<br />
neuen Sonderfläche „Digital Manufacturing“<br />
schafft die Messe ein Forum, das<br />
die Produktivitätsvorteile durch leistungsfähige<br />
IT-Lösungen demonstriert<br />
– von Engineering Software & Systeme<br />
über Fertigungs-Software und Maschinen<br />
bis hin zu den Themen IT-Sicherheit<br />
und Beratung. Auch im Rahmen des Vortragsforums<br />
und von geführten Messerundgängen<br />
geben die ALUMINIUM und<br />
ihre Aussteller einen Über blick über die<br />
Entwicklungen in der Industrie 4.0.<br />
Insgesamt werden zur weltweit größten<br />
Branchenmesse der Aluminiumindustrie<br />
1000 Aussteller und 27 000 Besucher<br />
aus 100 Nationen erwartet. In sechs<br />
Hallen zeigt die Messe die ganze Bandbreite<br />
der Industrie – von der Aluminiumproduktion<br />
über Maschinen und Anlagen<br />
für die Bearbeitung und die Endprodukte<br />
bis zum Recycling.<br />
www.aluminium-messe.com<br />
FOTO: ALUMINIUM <strong>2018</strong><br />
Vortragsprogramm liegt jetzt vor<br />
> ALUMINIUM CONFERENCE: Bereits<br />
zum fünften Mal plant und organisiert der<br />
Gesamtverband der Aluminiumindustrie<br />
(GDA) gemeinsam mit Messeveranstalter<br />
Reed Exhibitions die Conference zur weltgrößten<br />
Aluminiummesse. Unter dem Titel<br />
„Aluminium – Material for the Future“<br />
sind Vorträge zu den Themenbereichen<br />
Anlagen und Ausrüstung, additive Fertigung,<br />
Automotive, Oberfläche, Recyclingtechnolo<strong>gie</strong>n<br />
und Aluminiummärkte vorgesehen.<br />
In allen Sessions des Kongresses<br />
informieren namhafte Referenten<br />
internationaler Unternehmen anhand von<br />
Praxisbeispielen. Die Vorträge geben einen<br />
breiten und intensiven Überblick über<br />
die Zukunftschancen des Werkstoffs Aluminium<br />
in den verschiedenen Anwendungsmärkten.<br />
Die Kongresssprache ist<br />
Englisch, alle Vorträge werden simultan<br />
in Deutsche und Englische übersetzt.<br />
Die Conference zur ALUIMINIUM <strong>2018</strong><br />
startet jeweils morgens um 9:30 Uhr und<br />
endet um 16:30 Uhr. Die Dauer der einzelnen<br />
Sessions mit jeweils acht Vorträgen<br />
beträgt einen halben Tag. Die Themen<br />
sind so kombiniert, dass die Kongressbesucher<br />
die Möglichkeit haben, die zweite<br />
Hälfte des Tages auf der Messe zu verbringen.<br />
Jede Session ist einzeln buchbar.<br />
Die Teilnahmegebühr je Session beträgt<br />
330 Euro inkl. Mehrwertsteuer. Darin<br />
sind die Konferenz-Unterlagen sowie<br />
der Messeeintritt eingeschlossen. Die<br />
Anmeldung zur ALUMINIUM <strong>2018</strong> Conference<br />
erfolgt in diesem Jahr ausschließlich<br />
online.<br />
http://aluminium-conference.de<br />
QR-Code/Link:<br />
Aktuelles Programm<br />
der Aluminium Conference<br />
https://bit.ly/2Pq5S4o<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 13
AKTUELLES<br />
Partnerschaft für 3-D-Druck-Lösungen<br />
GF Machining Solutions Competence Center in Shanghai, China. Mit der Partnerschaft<br />
sollen Kunden neue, auf 3-D-Druck basierende Fertigungslösungen angeboten werden.<br />
> GF MACHINING SOLUTIONS: 3D<br />
Systems, Rock Hill, USA, ein führender<br />
Spezialist für additive Fertigung, und GF<br />
Machining Solutions, eine Division von GF,<br />
Schaffhausen, Schweiz, haben eine strategische<br />
Kooperation vereinbart. Ziel ist<br />
die gemeinsame Entwicklung von integrierten,<br />
auf 3-D-Druck basierenden Fertigungslösungen.<br />
Die Partnerschaft umfasst die Entwicklung<br />
einer neuen Generation von 3-D-<br />
Druck-Lösungen. Sie kombiniert die Erfahrung<br />
von 3D Systems in der additiven<br />
Fertigung und die Expertise von GF Machining<br />
Solutions im Bereich der konventionellen<br />
Metallbearbeitung. Die Verbindung<br />
von 3-D-Druckern, Materialien, Software,<br />
Funkenerosion (EDM) sowie<br />
Fräs- und Laser-Technolo<strong>gie</strong>n ermöglicht<br />
nahtlose und effiziente Arbeitsabläufe.<br />
Dies entspricht dem Bedürfnis der Kunden,<br />
komplexe Metallteile mit engen Toleranzen<br />
zu tieferen Gesamtkosten zu<br />
produzieren.<br />
Der Startschuss für die Partnerschaft<br />
erfolgt im September anlässlich der IMTS<br />
(International Manufacturing Technology<br />
Show) in Chicago, USA. Es ist geplant,<br />
dort eine neue, gemeinsam entwickelte<br />
Maschine für additive Fertigung vorzustellen.<br />
Weitere gemeinsame Lösungen folgen<br />
im Laufe der nächsten Jahre. Der Vertrieb<br />
erfolgt jeweils über die Verkaufsorganisationen<br />
beider Partner. „Wir sind<br />
erfreut über diese Partnerschaft von zwei<br />
führenden Industrieunternehmen“, sagt<br />
GF CEO Yves Serra. „Mit der gemeinsamen<br />
Erfahrung und Kompetenz von 3D<br />
Systems und GF Machining Solutions sind<br />
wir bestens positioniert, um unseren Kunden<br />
neue, auf 3-D-Druck basierende Fertigungslösungen<br />
anbieten zu können.“<br />
„Die Partnerschaft zwischen 3D Systems<br />
und GF Machining Solutions bringt zwei<br />
kundenorientierte, innovative Unternehmen<br />
zusammen, welche die Fertigung von<br />
Metallteilen neu definieren“, sagt<br />
Vyomesh Joshi, Präsident und CEO von<br />
3D Systems. „Als Branchenführer teilen<br />
beide Firmen die gleiche Vision, die Fertigung<br />
zu verändern. Wir freuen uns darauf,<br />
integrierte Technolo<strong>gie</strong>lösungen zu<br />
liefern, welche die Prozesse der Kunden<br />
verbessern. Damit verhelfen wir ihnen zu<br />
signifikanten Wettbewerbsvorteilen durch<br />
kürzere Produktionszeiten, schnellere Teilefertigung<br />
und insgesamt tiefere Gesamtkosten.“<br />
3D Systems wurde 1986 vom Erfinder<br />
des 3-D-Drucks, Charles „Chuck“ Hull,<br />
mitgegründet. Das an der New York Stock<br />
Exchange kotierte Unternehmen (NYSE:<br />
DDD) mit Sitz in Rock Hill, South Carolina<br />
(USA), widmet sich zukunftsorientierten<br />
3-D-Lösungen. In seiner über 30-jährigen<br />
Firmengeschichte hat 3D Systems Unternehmern<br />
wie Firmen ermöglicht, Designs<br />
zu optimieren, Arbeitsabläufe zu verändern,<br />
wegweisende Produkte auf den<br />
Markt zu bringen und neue Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln. Die Produkte und<br />
Dienstleistungen decken eine Vielzahl von<br />
Anwendungen ab für die Luft- und Raumfahrt,<br />
die Automobil- und Konsumgüterbranche<br />
sowie für die Medizinal-/Dentaltechnik<br />
und Schmuckbranche.<br />
GF Machining Solutions bietet Werkzeugmaschinen,<br />
Automationslösungen<br />
und Kundendienstleistungen für die Produktion<br />
von Formen, Werkzeugen und Metallteilen.<br />
www.gfms.com<br />
FOTO: GF<br />
Erweiterung von Schmelzbetrieb in Polen<br />
Neue Kernmacherei<br />
> OTTO JUNKER: Als Erweiterung von<br />
zwei bereits vorhandenen Schmelzofenanlagen<br />
mit je 4 t Fassungsvermögen hat die<br />
polnische Eisen<strong>gie</strong>ßerei Odlewnia Żeliwa<br />
Simiński-Ordon aus Pczesna der Otto Junker<br />
GmbH aus Simmerath den Auftrag zur<br />
Lieferung von zwei weiteren Schmelzofenanlagen<br />
erteilt. Mit je 6 t Fassungsvermögen<br />
und 4000 kW Nennleistungsaufnahme<br />
werden die Schmelzaggregate in der wirtschaftlichen<br />
Duocontrol-Ausführung zum<br />
Schmelzen verschiedener Gusseisenqualitäten<br />
geliefert.<br />
Bestandteil der Lieferung ist neben<br />
einem hochmodernen IGBT-Umrichter<br />
zur Gewährleistung einer konstant hohen<br />
Wirkleistung auch eine Wasserrückkühlanlage<br />
mit Luft/Wasser-Kühlern<br />
nach dem bewährten glykolfreien Prinzip.<br />
Für eine leichtere Handhabung der<br />
notwendigen Abschlackarbeiten sind die<br />
Öfen mit einer Rückwärtskippung ausgerüstet.<br />
Der komplette Schmelzprozess wird<br />
über das neue JOKS 4.0- „Touch“-Bedienkonzept<br />
realisiert. Die Inbetriebnahme<br />
der Ofenanlage ist für das Frühjahr 2019<br />
angesetzt.<br />
www.otto-junker.com<br />
> INACOR: Die Unternehmen Laempe<br />
Mössner Sinto, Barleben und R. Scheuchl<br />
GmbH, Ortenburg, haben im Rahmen eines<br />
Joint-Ventures die Inacore GmbH im<br />
bayerischen Ergoldsbach gegründet. Die<br />
hochmoderne Kernmacherei wird offiziell<br />
erst Ende September eröffnet, produziert<br />
wird aber bereits seit Anfang des<br />
Jahres für den Initialkunden BMW, der<br />
mit Kernen aus Ergoldsbach beliefert<br />
wird.<br />
Die GIESSEREI berichtet in einer der<br />
kommenden Ausgaben über die „Kernmacherei<br />
der Zukunft“ in Ergoldsbach.<br />
14 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
AKTUELLES<br />
Ein Leben für den Guss – zum 125. Geburtstag<br />
von Wolfgang Uhlitzsch<br />
> GIESSEREI-GESCHICHTE: Der<br />
Schwerpunkt in der wissenschaftlichen<br />
Arbeit von Wolfgang Uhlitzsch lag auf der<br />
Erweiterung des „Gusseisendiagramms<br />
von Maurer“, wobei insbesondere der Einfluss<br />
der Wanddicke und der Le<strong>gie</strong>rungselemente<br />
auf die Verschiebung der Gefügefelder<br />
sowie die Abhängigkeit der Festigkeitseigenschaften<br />
von den Wanddicken<br />
und der Lage im Gusseisendiagramm untersucht<br />
wurde. Des Weiteren befasste er<br />
sich mit der konstruktiven Gestaltung und<br />
Erzeugung von Stahlwerkskokillen.<br />
Uhlitzsch wurde am 8. August 1893<br />
in Chemnitz geboren. 1895 zog er mit<br />
seinen Eltern nach Bonn um, wo er von<br />
1902 bis 1912 das Städtische Realgymnasium<br />
besuchte. Anschließend praktizierte<br />
er auf der Friedrich-Alfred-Hütte im<br />
Hochofen- und Stahlwerksbetrieb und<br />
studierte 1913/14 an der Technischen<br />
Hochschule München. Ab 1918 studierte<br />
er an der Technischen Hochschule Hannover<br />
und darauffolgend an der Bergakademie<br />
Clausthal, wo er 1921 das Diplom<br />
als Eisenhütteningenieur erwarb.<br />
Während der Clausthaler Studienzeit<br />
praktizierte er bei Faconwalzwerk L.<br />
Mannstädt und Co A.G. in Troisdorf in der<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßerei und in der Wärmestelle und<br />
arbeitete 1921 bei den Rheinischen Elektrostahlwerken<br />
Schoeller. 1922 promovierte<br />
er an der Bergakademie Clausthal<br />
zum Dr.-Ing. mit dem Thema: „Die chemischen<br />
Vorgänge bei der Entschwefelung<br />
in elektrischen Öfen“.<br />
Von 1922 bis 1923 war er Assistent<br />
für Eisenhüttenkunde an der Bergakademie<br />
Clausthal. Ab 1923 arbeitete<br />
Uhlitzsch in der Eisen<strong>gie</strong>ßerei der Krupp-<br />
Gruson AG in Magdeburg, wo er praktisch<br />
selbstständig die Hartgussräder-Gießerei<br />
leitete. Er erhielt 1926 eine Berufung als<br />
Dozent für Eisenhüttenkunde und Gießereiwesen<br />
an die Bergakademie Freiberg.<br />
1927 wurde er zum außerordentlichen<br />
Professor, im Jahre 1940 zum ordentlichen<br />
Professor und zum Direktor des neu<br />
geschaffenen Gießerei-Instituts der Bergakademie<br />
berufen.<br />
Im Jahre 1944 bis Mitte 1945 hatte er<br />
das Rektorat der Bergakademie inne. Aus<br />
seiner Freiberger Zeit stammen zwölf Veröffentlichungen<br />
und 37 Vorträge auf dem<br />
Gebiet des Gießereiwesens.<br />
Durch seine zahlreichen Vorträge in<br />
Gießereifachkreisen hat Heinz Uhlitzsch<br />
einen großen Anteil an der praktischen<br />
Einführung des Gusseisendiagramms in<br />
die deutschen Gießereibetriebe, was auch<br />
erhebliche Beachtung in den Betrieben<br />
der damaligen UdSSR sowie in denen der<br />
USA fand.<br />
1950 wurde er wissenschaftlicher Abteilungsleiter<br />
und später Hauptabteilungsleiter<br />
im Eisenforschungs-Institut in Hennigsdorf.<br />
Auch hier lag sein Hauptarbeitsgebiet<br />
auf dem Gießereisektor. In den<br />
ersten Jahren seiner Tätigkeit befasste er<br />
sich mit der konstruktiven Gestaltung und<br />
Erzeugung von den Stahlwerkskokillen.<br />
Durch die Schaffung der konstruktiven<br />
Unterlagen konnten der Stahlwerkskokillenverbrauch<br />
gesenkt und eine Ersparnis<br />
von ca. 13 % erreicht werden. Für diesen<br />
Erfolg wurde Heinz Uhlitzsch 1954 mit<br />
dem Titel „Verdienter Techniker des Volkes“<br />
ausgezeichnet.<br />
Als weiteres Gebiet seiner Forschungsarbeiten<br />
ist die Erzeugung le<strong>gie</strong>rter Stahlgusswalzen,<br />
deren Werkstoffauswahl, Abguss<br />
und Wärmebehandlung zu nennen.<br />
Heinz Uhlitzsch trat 1963 in den Ruhestand<br />
und übersiedelte nach Wuppertal,<br />
wo er 1971 starb. In Hennigsdorf wurde<br />
eine Straße nach ihm benannt.<br />
Chemex und Eurokern werden zu<br />
Chemex Foundry Solutions<br />
> HA-GRUPPE: Hüttenes-Albertus (HA),<br />
Hannover/Düsseldorf, hat einen neuen<br />
Schritt zur Vereinfachung ihrer Strukturen<br />
und Verbesserung des Markenauftritts<br />
unternommen.<br />
Mit dem Ziel, die Organisationsstruktur<br />
innerhalb der HA-Gruppe weiter zu<br />
vereinfachen, wurde die Eurokern Gießereitechnik<br />
GmbH, Baddeckenstedt,<br />
mit Wirkung zum 20. Juni <strong>2018</strong> in<br />
Chemex Foundry Solutions GmbH umbenannt.<br />
Gleichzeitig ist die ehemalige<br />
Chemex GmbH, Delligsen, in die neue<br />
Chemex Foundry Solutions GmbH übergegangen.<br />
Die Chemex Foundry Solutions GmbH<br />
ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />
der Hüttenes-Albertus Chemische<br />
Werke GmbH. Zu ihren Geschäftstätigkeiten<br />
gehört unverändert das traditionelle<br />
Chemex-Kerngeschäft, nämlich die Produktion<br />
und der Vertrieb von Speisersystemen<br />
und Filtern.<br />
Mit dem Vertrieb von Gießereikernen und<br />
Kernpaketen hat sie zudem das bisherige<br />
Geschäft der Eurokern Gießereitechnik<br />
GmbH übernommen. Die Abwicklung des<br />
Kern-Handelsgeschäftes wird weiterhin<br />
von HA durchgeführt.<br />
„Mit diesem Zusammenschluss möchten<br />
wir unsere Strukturen vereinfachen<br />
und unseren Markenauftritt stärken“, sagt<br />
Martin Lauter, Geschäftsführer der<br />
Chemex Foundry Solutions GmbH. „Abgesehen<br />
von der Namensänderung haben<br />
die durchgeführten Schritte keinerlei Auswirkungen<br />
auf unsere bestehenden Geschäftsbeziehungen.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
mit Kunden und Lieferanten wird auf<br />
bewährte Weise fortgesetzt: Kontaktpersonen,<br />
Richtlinien und Verfahren bleiben<br />
für das Speiser- sowie für das Kern-Handelsgeschäft<br />
unverändert.“<br />
www.huettenes-albertus.com<br />
16 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
ContiTech zeichnet Supplier of the Year aus<br />
> POWER-CAST: Die Contitech AG, Hannover,<br />
hat Power-Cast Monterrey für die<br />
jahrelange hervorragende Performance<br />
mit der Auszeichnung Supplier of the<br />
Year honoriert.<br />
Die Power-Cast Gruppe aus Kirchheim/Teck<br />
teilte mit, dass für die Unternehmensgruppe<br />
die Auszeichnung als<br />
einer der internationalen Top 5-Lieferanten<br />
ein perfektes Beispiel dafür sei, wie<br />
eine globale und interkulturelle Zusammenarbeit<br />
funktioniert.<br />
Contitech und Power-Cast verbindet<br />
eine enge Entwicklungspartnerschaft.<br />
Power-Cast Monterrey, Mexico, <strong>gie</strong>ßt diverse<br />
Aluminiumdruckgussteile, die anschließend<br />
von ContiTech in San Luis Potosi,<br />
Mexiko, zu einer Baugruppe zusammenfügt<br />
werden. Ihren Einsatz findet die<br />
Baugruppe im Bereich der Pkw-Motorlager,<br />
sie absorbiert die dort erzeugten<br />
Schwingungen des Motors.<br />
www.power-cast.com<br />
Überreichung der Auszeichnung „Supplier of the Year“ an die Geschäftsführung von<br />
Power-Cast Monterrey.<br />
FOTO: POWER-CAST<br />
Erprobung des eActros rollt an<br />
> ELEKTRO-LKWS: Die Straßen im Südwesten<br />
Deutschlands sind um zwei saubere<br />
und leise aber umso stattlichere<br />
Fahrzeuge reicher: Entwickler von Mercedes-Benz<br />
sind derzeit mit zwei 18 bzw.<br />
25 t schweren eActros unterwegs und<br />
prüfen die elektrischen Verteiler-Lkw auf<br />
Herz und Nieren. Die Strecken reichen<br />
von der Schwäbischen Alb über den topografisch<br />
anspruchsvollen Stuttgarter<br />
Raum bis zum Lkw-Werk von Mercedes-<br />
Benz in Wörth am Rhein. Das Ziel ist, lokal<br />
emissionsfreies und leises Fahren in Städten<br />
auch mit Serien-Lkw zu realisieren.<br />
Die beiden seriennahen Zwei- und<br />
Dreiachser, die nun über reguläre Straßenzulassungen<br />
verfügen, müssen sich<br />
bei den unterschiedlichsten Gegebenheiten<br />
beweisen: voll beladen, mit „ Kühlkoffer“<br />
und weiteren Aufbauten, auf großer<br />
Distanz, bei Berg- und Talfahrten, bei Wind<br />
und Wetter und auch im Stadtverkehr. Untersucht<br />
werden bei den Tests insbesondere<br />
die Antriebseigenschaften und die<br />
Batterien mit Fokus auf Ladeverhalten<br />
und Reichweiten. Die Erprobung läuft seit<br />
Mitte Juni und dauert noch bis Ende des<br />
Jahres an. Als nächstes steht die Auslieferung<br />
von zehn eActros Erprobungsfahrzeugen<br />
an Kunden für den Einsatz im<br />
schweren Waren- und Lieferverkehr an.<br />
Entwickler von Mercedes-Benz prüfen derzeit zwei 18 bzw. 25 t schwere eActros-Lkws<br />
u. a. auf der Schwäbischen Alb und im topografisch anspruchsvollen Stuttgarter Raum.<br />
Die Erprobung dauert noch bis Ende <strong>2018</strong> an.<br />
Die Ener<strong>gie</strong> für die bis zu 200 km<br />
Reichweite des eActros kommt aus<br />
Lithium-Ionen-Batterien mit insgesamt<br />
240 kWh Ener<strong>gie</strong>speicherkapazität. Diese<br />
Batterien sind innerhalb von 2-3 h<br />
wieder vollständig aufgeladen und betriebsbereit.<br />
Die Entwicklung und Erprobung der<br />
schweren Elektro-Lkw im Verteilerverkehr<br />
wird im Rahmen des Projekts „Concept<br />
ELV²“ vom Bundesumweltministerium<br />
(BMUB) sowie vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Ener<strong>gie</strong> (BMWi) gefördert.<br />
www.daimler.com<br />
FOTO: DAIMLER<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 17
AKTUELLES<br />
Werkstoffspezialist bietet Geflüchteten Perspektive<br />
> TRIMET: Auf der Fachmesse Aluminium<br />
präsentiert sich die Trimet Aluminium SE,<br />
Essen, vom 9.-11. Oktober mit einem breiten<br />
Produkt- und Leistungsspektrum.<br />
Dessen Basis sind qualifizierte und motivierte<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Auf die Ausbildung des eigenen Fachkräftenachwuchses<br />
legt der Werkstoffspezialist<br />
deshalb großen Wert. Mit der „Berufsbildung<br />
für Flüchtlinge“ setzt das Familienunternehmen<br />
ein Zeichen für die<br />
Integration von Geflüchteten.<br />
Jungen Geflüchteten, die in Deutschland<br />
eine neue Heimat gefunden haben,<br />
will Trimet langfristige berufliche Perspektiven<br />
eröffnen und damit ihre Integration<br />
erleichtern. Mit dem Projekt „Berufsbildung<br />
für Flüchtlinge“ stellt das Familienunternehmen<br />
dafür zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
bereit. Neben der Berufsausbildung<br />
umfasst das Programm Praktika<br />
und Einstiegsqualifikationen, die mit begleitenden<br />
Sprachkursen sowie Mathematik-<br />
und Fachkundeunterricht auf die<br />
Berufsausbildung vorbereiten.<br />
Trimet setzt bei diesem Engagement<br />
auf die Integrationswirkung der Industrieproduktion.<br />
„Industriearbeitsplätze geben<br />
vielen Menschen eine gesicherte Existenz,<br />
eröffnen persönliche Aufstiegschancen<br />
und ermöglichen gesellschaftliche<br />
Teilhabe“, sagt Dr. Martin Iffert, Vorsitzender<br />
des Vorstands der Trimet Aluminium<br />
SE. „Wir bieten deshalb jungen Menschen,<br />
die Krieg und Verfolgung aus ihrer<br />
Heimat vertrieben haben, bei Trimet eine<br />
berufliche Perspektive und damit die Möglichkeit,<br />
bei uns ein selbstbestimmtes Leben<br />
zu führen.“<br />
Insgesamt 26 junge Geflüchtete aus verschiedenen Herkunftsländern absolvieren derzeit<br />
an den Trimet-Standorten Essen, Hamburg und Voerde eine Ausbildung oder Einstiegsqualifikation.<br />
Insgesamt 26 junge Geflüchtete aus<br />
verschiedenen Herkunftsländern absolvieren<br />
derzeit an den Trimet Standorten<br />
Essen, Hamburg und Voerde eine Ausbildung<br />
oder Einstiegsqualifikation. Für die<br />
Einrichtung der vorbereitenden und begleitenden<br />
Lehrgänge hat Trimet die Personal-<br />
und Ausbildungsabteilung personell<br />
verstärkt und die Ausbildungseinrichtungen<br />
erweitert. Das Unternehmen<br />
arbeitet zudem eng mit Behörden, sozialen<br />
Trägern und anderen Organisationen<br />
zusammen.<br />
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von Trimet enga<strong>gie</strong>ren sich als Paten für<br />
die Geflüchteten. Sie unterstützen ihre<br />
neuen Kollegen bei Behördengängen und<br />
helfen bei der Suche nach einer Wohnung<br />
oder einem Betreuungsplatz für die Kinder.<br />
Die „Berufbildung für Flüchtlinge“<br />
geht auf eine Initiative des Ende 2015<br />
verstorbenen Trimet-Gründers Heinz-Peter<br />
Schlüter zurück. Auf dem Höhepunkt<br />
der Flüchtlingswelle wollte er 2015 ein<br />
Zeichen setzen und kündigte anlässlich<br />
seines 66. Geburtstags an, dass sein Unternehmen<br />
in den folgenden Jahren zusätzlich<br />
zu den regulären Ausbildungsplätzen<br />
66 Geflüchteten eine Ausbildung und<br />
eine langfristige Berufsperspektive ermöglichen<br />
wird.<br />
www.trimet.eu<br />
FOTO: TRIMET<br />
Auslieferungen im Juli um 7 % gesteigert<br />
> AUDI: Im Juli hat die AUDI AG, Ingolstadt,<br />
rund 165 350 Premium-Automobile<br />
an Kunden übergeben, eine Steigerung<br />
gegenüber dem Vorjahreswert um 7 %.<br />
Die drei Kernmärkte entwickelten sich<br />
positiv: Gegenüber Juli 2017 zog die<br />
Nachfrage in China um 3,8 % an, in den<br />
USA um 2,1 % und in Deutschland um<br />
37,5 %. Auf dem gesamten Heimatkontinent<br />
beeinflussen derzeit Sondereffekte<br />
das Geschäft positiv. Die kumulierten,<br />
weltweiten Verkäufe belaufen sich auf<br />
rund 1 114 650 Einheiten (+ 4,8 %).<br />
„Audi richtet sich mit neuen Modellen<br />
und Strukturen schlagkräftig auf die<br />
Zukunft aus“, sagt Bram Schot, kommissarischer<br />
Vorstandsvorsitzender und<br />
Im Audi-Stammwerk<br />
in Ingolstadt werden<br />
die Modelle Audi<br />
Q2, Audi A5, Audi<br />
A4 und Audi A3 (v. l.<br />
n. r.) gefertigt. Die<br />
Automarke verzeichnet<br />
weltweit<br />
beachtliche Absatzsteigerungen.<br />
Vorstand für Vertrieb und Marketing der<br />
AUDI AG. „Gerade spüren wir, wie gefragt<br />
unsere Modelle sind. In den nächsten<br />
Monaten werden uns aber Herausforderungen<br />
wie die größte Modelloffensive<br />
unserer Geschichte ebenso wie die Umstellung<br />
auf WLTP weiter intensiv fordern.“<br />
www.audi.de<br />
FOTO: AUDI<br />
18 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
AKTUELLES<br />
Integration mit Rückenwind<br />
Die zwölf geflüchteten jungen Männer aus Syrien und dem Iran erhielten Mitte August<br />
<strong>2018</strong> die Bescheinigungen für den ersten Schritt der Weiterbildungsmaßnahme.<br />
> FACHKRÄFTE: Sie kamen als Geflüchtete<br />
nach Deutschland – zukünftig sollen<br />
sie als Facharbeiter in der Windener<strong>gie</strong>branche<br />
arbeiten. Seit März <strong>2018</strong> nahmen<br />
zwölf geflüchtete junge Männer aus<br />
Syrien und dem Iran am ersten Modul des<br />
Projekts „Empower Refugees“ teil. Alle<br />
Teilnehmer haben Mitte August <strong>2018</strong> die<br />
erste Hürde genommen und diesen Teil<br />
des Projekts erfolgreich absolviert.<br />
In der fünfmonatigen Weiterbildungsmaßnahme<br />
der Kraftwerksschule e. V.<br />
(KWS) im Essener Stadtteil Kupferdreh<br />
wurden die Teilnehmer auf eine Ausbildung<br />
im elektrotechnischen Bereich mit<br />
dem Schwerpunkt Windener<strong>gie</strong>anlagen<br />
vorbereitet. Ein wichtiger Bestandteil dieser<br />
Maßnahme war ein fünfwöchiges<br />
Praktikum, in dem die Teilnehmer in bisher<br />
vier Unternehmen der Windener<strong>gie</strong>branche<br />
ihr bereits erworbenes Wissen<br />
unter Beweis stellen konnten. Noch in<br />
diesem Jahr sollen die Teilnehmer die<br />
Möglichkeit erhalten, in einer 16-monatigen<br />
Umschulung den Beruf des Industrieelektrikers<br />
Betriebstechnik (IHK) in der<br />
Windener<strong>gie</strong> zu erlernen. Das Besondere:<br />
Danach winkt der direkte Einstieg ins Berufsleben,<br />
denn die beteiligten Unternehmen<br />
haben bereits vor Beginn der Maßnahme<br />
Einstellungsgarantien für alle Absolventen<br />
unterzeichnet.<br />
Es sei anfänglich nicht einfach gewesen,<br />
geeignete Interessenten für die Qualifizierungsinitiative<br />
zu finden, erinnert sich<br />
Christian Jaffke, Projektleiter der KWS.<br />
Fast ein Jahr lang wurde in Deutschkursen<br />
für Geflüchtete sowie bei ehrenamtlichen<br />
und öffentlichen Institutionen für das Projekt<br />
„Empower Refugees“ geworben.<br />
FOTO: ESSENER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNGSGESELLSCHAFT<br />
Leicht- und Buntmetallguss legen zu<br />
> KONJUNKTUR: Der Bundesverband<br />
der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.<br />
(BDG) hat seine Konjunktureinschätzung<br />
für den Monat August <strong>2018</strong> veröffentlicht.<br />
Demzufolge sind die Auftragseingänge im<br />
Verarbeitenden Gewerbe im Juni gegenüber<br />
dem Vormonat um 4,0 % gesunken.<br />
Die Bestellungen aus dem Inland und dem<br />
Euroraum verringerten sich um 2,8 % beziehungsweise<br />
2,7%. Bei den Aufträgen<br />
aus dem Nicht-Euroraum kam es zu einem<br />
Rückgang um 5,9 %.<br />
Für das zweite Quartal insgesamt ergab<br />
sich ein Orderminus von 1,6 %. Ausschlaggebend<br />
hierfür war ein Minus bei<br />
den Investitionsgütern von 3,5 %. Während<br />
die Bestelltätigkeit beim gesamten<br />
Verarbeitenden Gewerbe aus dem Inland<br />
und dem Euroraum um 2,0 % beziehungsweise<br />
4,9 % abnahm, erhöhte sie sich aus<br />
dem Nicht-Euroraum um 1,0 %. Verunsicherungen<br />
im handelspolitischen Umfeld<br />
dürften sich dämpfend auf die Nachfrage<br />
ausgewirkt haben.<br />
Bei den Gusswerkstoffen fiel die<br />
Nachfrage im Leicht- und Buntmetallguss<br />
höher aus. Eisen- und Stahlguss wurde<br />
weniger geordert. Große Fragezeichen<br />
Auftragseingang im Maschinenbau sowie in der Automobil- und Gießerei-Industrie im<br />
Vergleich bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten.<br />
stehen angesichts der WLTP-Thematik<br />
(Worldwide Harmonized Light Vehicle<br />
Test Procedure) für die Lieferabrufe in<br />
der zweiten Hälfte des Jahres <strong>2018</strong> im<br />
Raum.<br />
www.bdguss.de<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 21
AKTUELLES<br />
Neues Werk wird in Ungarn errichtet<br />
> BMW GROUP: Der Münchner Autobauer<br />
BMW baut sein Produktionsnetzwerk<br />
in Europa weiter aus und wird in<br />
Ungarn in unmittelbarer Nähe der Stadt<br />
Debrecen ein neues Werk errichten. Das<br />
Unternehmen investiert rund 1 Mrd. Euro<br />
in den neuen Produktionsstandort. Mit<br />
einer Kapazität von bis zu 150 000 Einheiten<br />
jährlich bietet das neue Werk mehr<br />
als 1000 Arbeitsplätze.<br />
„Die Entscheidung für ein neues Werk<br />
unterstreicht die weltweite Wachstumsperspektive<br />
der BMW Group. Nach hohen<br />
Investitionen in China, Mexiko und den<br />
USA stärken wir nun den Standort Europa<br />
und damit die globale Balance unserer<br />
Produktion zwischen Asien, Amerika und<br />
Europa“, so Harald Krüger, Vorstandsvorsitzender<br />
der BMW AG. „Europa ist der<br />
größte Produktionsstandort der BMW<br />
Group. Allein im Jahr <strong>2018</strong> fließen über 1<br />
Mrd. Euro in die deutschen Produktionsstandorte,<br />
um diese weiter zu modernisieren<br />
und auf die Elektromobilität vorzubereiten.“<br />
Oliver Zipse, Produktionsvorstand der<br />
BMW AG, ergänzt: „Jedes Automobilwerk<br />
der BMW Group in Europa wird zukünftig<br />
auch elektrifizierte Fahrzeuge produzieren.<br />
Auch am neuen Standort in Ungarn<br />
werden wir Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor<br />
und elektrifiziertem Antrieb auf einem<br />
Band bauen können. Das neue Werk<br />
wird BMW-Modelle produzieren und uns<br />
eine höhere Kapazität in unserem weltweiten<br />
Produktionsnetzwerk verschaffen.<br />
Zum Zeitpunkt des Produktionsstarts wird<br />
es Maßstäbe bei Flexibilität, Digitalisierung<br />
und Produktivität setzen.“<br />
Der Autobauer BMW hat sich für die Erweiterung seines Produktionsnetzwerks den<br />
Standort Debrecen im Osten Ungarns ausgesucht.<br />
Europa ist der wichtigste Markt für die<br />
BMW Group: Mit 1,1 Mio. Einheiten verkaufte<br />
das Unternehmen nahezu 45 % aller<br />
Fahrzeuge in 2017 in Europa. Bis Ende<br />
Juni <strong>2018</strong> erzielte die BMW Group in Europa<br />
in vielen Märkten ein Wachstum und<br />
konnte die Auslieferungen im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 1,2 % auf über 560 000<br />
Einheiten steigern.<br />
Das Unternehmen folgt mit dieser Entscheidung<br />
seiner strategischen Leitlinie<br />
des ausgewogenen globalen Wachstums.<br />
Debrecen ist der ideale Standort, um<br />
das Produktionsnetzwerk der BMW Group<br />
zu erweitern. Eine sehr gute Infrastruktur<br />
mit einer entsprechenden logistischen Anbindung<br />
sowie die Nähe zum etablierten<br />
Lieferantennetzwerk waren ausschlaggebende<br />
Gründe für die Standortwahl. Ein<br />
weiterer entscheidender Pluspunkt sind<br />
die qualifizierten Arbeitskräfte vor Ort.<br />
Zusätzlich zu den Werksmitarbeitern werden<br />
mittel- und langfristig weitere Arbeitsplätze<br />
auf dem Werksgelände und in der<br />
Region bei Zulieferern und Dienstleistern<br />
entstehen.<br />
Das neue Werk wird bei der Digitalisierung,<br />
Nachhaltigkeit und Flexibilität<br />
neue Maßstäbe setzen. Durch die Anwendung<br />
von innovativen Automatisierungslösungen,<br />
modernen Assistenzsystemen<br />
und flexiblen Logistikanwendungen wird<br />
der zukünftige Standort auch bei neuesten<br />
Technolo<strong>gie</strong>n führend sein. Entsprechend<br />
des hochflexiblen Produktionssystems<br />
der BMW Group können am neuen<br />
Standort sowohl Fahrzeuge mit konventionellen<br />
Antrieben als auch elektrifizierte<br />
Fahrzeuge von einem Band laufen.<br />
www.bmwgroup.com<br />
FOTO: BMW<br />
22 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
Offshore-Windkraft könnte weiter ausgebaut werden<br />
> ENERGIEWENDE: Bis 2025 könnten<br />
zu dem bisher vorgesehenen Zubau im<br />
Bereich der Offshore-Windener<strong>gie</strong> zusätzlich<br />
rund 1,6 GW ans Netz gehen. Das geht<br />
aus den Planungen der Übertragungsnetzbetreiber<br />
für die Anbindungskapazitäten<br />
in Nord- und Ostsee hervor. „Im Koalitionsvertrag<br />
ist für 2019 eine Sonderausschreibung<br />
für Wind Offshore vorgesehen.<br />
Diese sollte 1,6 GW umfassen. Andernfalls<br />
wird Potenzial für die Erreichung der Klimaziele<br />
2030 verschenkt. Um die weitere<br />
Integration der Erneuerbaren Ener<strong>gie</strong>n<br />
insgesamt zu gewährleisten, muss der<br />
Netzausbau an Land dringend beschleunigt<br />
werden“, fordert Stefan Kapferer, Vorsitzender<br />
der Hauptgeschäftsführung des<br />
Bundesverbands der Ener<strong>gie</strong>- und Wasserwirtschaft<br />
(BDEW).<br />
Damit die zusätzlich ausgeschriebene<br />
Leistung schnell realisiert werden kann,<br />
sollten die Regelungen für die Sonderausschreibung<br />
angepasst werden: In vergangenen<br />
Ausschreibungsrunden wurden<br />
Null-Cent-Gebote abgegeben, da die Bieter<br />
angesichts technologischer Entwicklungen<br />
fallende Realisierungskosten einpreisen<br />
konnten. Da bei der Sonderausschreibung<br />
eine Realisierung bis 2025<br />
erreicht werden soll, muss eine Regelung<br />
gefunden werden, um auch höhere Gebote<br />
zu ermöglichen.<br />
Der Ausbau der Windkraft auf See könnte zügiger vonstattengehen als ursprünglich geplant.<br />
Im Koalitionsvertrag ist eine Sonderausschreibung für einen weiteren Zubau von<br />
1,6 GW vorgesehen.<br />
Der Ausbau von Onshore-Windkraftanlagen<br />
und Photovoltaik kann ebenfalls einen<br />
erheblichen Beitrag für die Erreichung<br />
der Klimaziele 2030 leisten. Auch hier<br />
sieht der Koalitionsvertrag Sonderausschreibungen<br />
vor. Voraussetzung ist jedoch<br />
in jedem Fall, dass der Netzausbau<br />
beschleunigt wird, um die Erneuerbaren<br />
Ener<strong>gie</strong>n ins Ener<strong>gie</strong>system zu integrieren.<br />
Zum Hintergrund: Bis 2025 ist für<br />
Wind Offshore bisher ein Zubau von 10,8<br />
GW geplant. Davon sollen bis 2020 rund<br />
7,7 GW ans Netz gehen. Zwischen 2021<br />
und 2025 sollen aus den vergangenen<br />
Ausschreibungsrunden insgesamt 3,1 GW<br />
folgen.<br />
www.bdew.de<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
Hochtechnolo<strong>gie</strong>-Auftrag für Eisen<strong>gie</strong>ßerei<br />
> EISENGIESSEREI TORGELOW: Die<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßerei Torgelow aus der gleichnamigen<br />
Stadt in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat ihren ersten Auftrag aus dem Hochtechnolo<strong>gie</strong>-Sektor<br />
erhalten. Der Auftraggeber<br />
ist das CERN-Institut in Genf, welches<br />
sich seit 1949 mit Nuklear- und Teilchenphysik<br />
beschäftigt. Bekannt ist das<br />
CERN unter anderem durch die Erforschung<br />
der „schwarzen Materie“ und für<br />
ihren großen Teilchenbeschleuniger. Für<br />
diesen benötigt das CERN spezielle Abschirmsegmente,<br />
die eingesetzt werden,<br />
um während Reparatur- und Wartungsarbeiten<br />
einen unterbrechungsfreien Forschungsbetrieb<br />
zu gewährleisten.<br />
„Die Mitarbeiter der Eisen<strong>gie</strong>ßerei Torgelow<br />
konnten vor allem durch hohes<br />
technologisches Verständnis, überlegene<br />
technische Konzeption und absolute Qualitätsfähigkeit<br />
gegenüber der europäischen<br />
Konkurrenz punkten und unseren<br />
neuen Kunden CERN überzeugen“ so Geschäftsführer<br />
Peter Krumhoff. „Wir haben<br />
Gießer an einem<br />
Schmelzofen in<br />
Torgelow. Die Eisen<strong>gie</strong>ßerei<br />
hat mit<br />
einem Auftrag über<br />
Abschirmsegmente<br />
für das CERN-Institut<br />
in Genf ihre<br />
Abhängigkeit von<br />
der Windkraft verringert.<br />
mit diesem Auftrag einen wichtigen<br />
Schritt in neue Marktsegmente getan und<br />
damit – nach dem erfolgreichen Einstieg<br />
in das Großmotoren<strong>gie</strong>ßen – unsere Abhängigkeit<br />
von der Windener<strong>gie</strong> weiter<br />
verringert“, so Krumhoff weiter. In einer<br />
Pressemitteilung der Eisen<strong>gie</strong>ßerei heißt<br />
es, dass Großgussbetriebe wie Torgelow<br />
unter den seit 2016 veränderten politischen<br />
Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Ener<strong>gie</strong>n-Gesetzes<br />
sowie dem Wettbewerb<br />
mit chinesischen Billiganbietern<br />
leiden.<br />
www.eisen<strong>gie</strong>sserei-torgelow.de<br />
FOTO: EISENGIESSEREI TORGELOW<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 23
AKTUELLES<br />
Investitionen in Recyclingtechnik<br />
> TRIMET: Auf der Fachmesse Aluminium<br />
vom 9.-11. November <strong>2018</strong> präsentiert<br />
sich die Trimet Aluminium SE, Essen, mit<br />
einem breiten Produkt- und Leistungsspektrum.<br />
Ein Schwerpunkt bildet das<br />
Aluminiumrecycling. Der Werkstoffspezialist<br />
investiert in die Modernisierung seiner<br />
Recyclinganlagen an den Standorten<br />
Gelsenkirchen und Harzgerode für mehr<br />
Produktivität, Ressourcenschonung und<br />
Umweltschutz.<br />
Trimet produziert jährlich rund<br />
235 000 t Umschmelzaluminium. Angesichts<br />
immer neuer Anwendungsfelder<br />
und des steigenden Bedarfs von Aluminium<br />
gewinnt dessen Wiederverwertung<br />
wachsende Bedeutung. Trimet setzt in<br />
seinen Recyclingwerken auf neue Verfahren,<br />
um die Produktivität und Ener<strong>gie</strong>effizienz<br />
der Anlagen zu verbessern. In die<br />
technische Ausstattung und in Umweltschutzmaßnahmen<br />
investiert das Familienunternehmen<br />
in <strong>2018</strong> und 2019 einen<br />
hohen einstelligen Millionenbetrag.<br />
In Gelsenkirchen installiert Trimet einen<br />
neuen Drehtrommelofen, der voraussichtlich<br />
Ende <strong>2018</strong> in Betrieb genommen<br />
und mit seinem Fassungsvermögen<br />
von rund 40 t zwei bestehen de<br />
Öfen ersetzen wird. Die neue Brennertechnolo<strong>gie</strong><br />
senkt den Ener<strong>gie</strong>bedarf des<br />
Ofens um 15 % und erhöht gleichzeitig<br />
den Anteil des rückgewonnenen Metalls.<br />
Die intelligente Char<strong>gie</strong>rtechnik erlaubt<br />
Lkw mit Recyclingmaterial<br />
an einem<br />
Trimet-Standort. In<br />
Gelsenkirchen und<br />
Harzgerode investiert<br />
der Werkstoffspezialist<br />
jetzt<br />
in Recyclingtechnik<br />
zudem eine schnellere Befüllung und eine<br />
Erhöhung der Materialmenge je<br />
Schmelzvorgang.<br />
Der Recyclingstandort Harzgerode<br />
erhält im September <strong>2018</strong> einen neuen<br />
Herdschachtofen, den ebenfalls die innovative<br />
Brennertechnik auszeichnet.<br />
Der Ofen mit einer Schmelzleistung von<br />
3 t/h arbeitet produktiver und benötigt<br />
weniger Ener<strong>gie</strong> als die vorige Ofengeneration.<br />
„Aluminiumrecycling gewinnt<br />
an Bedeutung“, sagt Thomas Reuther,<br />
Mitglied des Vorstands der Trimet Aluminium<br />
SE. „Es schont natürliche Ressourcen<br />
und verbessert die Ener<strong>gie</strong>bilanz<br />
der Produkte. Mit der Effizienzsteigerung<br />
bei der Aufbereitung des Werkstoffs leisten<br />
wir dazu einen zusätzlichen Beitrag.“<br />
Über die Produktionstechnik hinaus investiert<br />
Trimet an beiden Standorten in<br />
die weitere Verbesserung des Umweltund<br />
Arbeitsschutzes. In Harzgeorde<br />
werden die Lagerplätze des Altmetalls<br />
bis Mitte 2019 vollständig überdacht.<br />
Das schützt die Rohmaterialien vor Witterungseinflüsssen<br />
und führt zu einer<br />
weiteren Entlastung des umliegenden<br />
Wohngebiets. Neue Absauganlagen werden<br />
die Staubemissionen, die bereits<br />
heute unter den gesetzlichen Grenzwerten<br />
liegen, weiter reduzieren. Bereits im<br />
Frühjahr <strong>2018</strong> hatte Trimet die Lagerplätze<br />
des Recyclingwerks Gelsenkirchen<br />
überdacht und mit einer neuen<br />
Absauganlage ausgestattet.<br />
www.trimet.eu<br />
FOTO: TRIMET<br />
Werkzeugmaschinenindustrie auf Rekordniveau<br />
> VDW: Im zweiten Quartal <strong>2018</strong> stieg<br />
der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />
im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum um 2 %. Dabei legten<br />
die Bestellungen aus dem Inland um 29 %<br />
zu. Die Auslandsorders sanken um 9 %. Im<br />
ersten Halbjahr des laufenden Jahres stiegen<br />
die Bestellungen um 12 %. Das Inland<br />
zog um 34 % an, das Ausland legte 3 % zu.<br />
„Die Bestellungen aus dem In- und<br />
Ausland klaffen derzeit weit auseinander“,<br />
erläutert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer<br />
des Branchenverbands VDW (Verein<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />
in Frankfurt am Main. „Investiert wird<br />
nach langem Zögern nun endlich im Inland,<br />
sowohl in Modernisierung als auch<br />
Erweiterung der Kapazitäten. Die Euro-<br />
Länder legen ebenfalls knapp zweistellig<br />
zu. Sie bieten eine solide Basis für die<br />
Fortentwicklung des Geschäfts. Darüber<br />
hinaus lässt die Investitionsdynamik vor<br />
allem in Asien nach, weil sich die Nachfrage<br />
im größten Markt China politisch<br />
gewollt merklich beruhigt. Auch aus Indien<br />
und Südkorea war der Auftragseingang<br />
rückläufig“, so Schäfer weiter.<br />
Die Bestellungen von Zerspanungs- und<br />
Umformtechnik entwickelten sich im ersten<br />
Halbjahr gleichermaßen gut und zeigten<br />
dasselbe Muster für In- und Auslandsaufträge<br />
wie die Gesamtbranche. Die Beschäftigten<br />
erreichten mit fast 73 700<br />
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Mai<br />
dieses Jahres einen neuen Rekord. Höher<br />
lag die Beschäftigung zuletzt Anfang der<br />
1990er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts,<br />
direkt nach der deutschen Wiedervereinigung<br />
und in den Folgejahren bis<br />
1993. Die Kapazitäten waren im Juli dieses<br />
Jahres mit 93,2 % sehr gut ausgelastet.<br />
„Tatsächlich stoßen die Kapazitäten an<br />
ihre Grenzen“, sagt Schäfer. Laut Ifo-Konjunkturbefragung<br />
berichteten über die<br />
Hälfte der befragten Werkzeugmaschinenhersteller<br />
zur Jahresmitte von Materialknappheit<br />
und fast 40 % von Arbeitskräftemangel.<br />
„Dahinter stecken Engpässe in<br />
der gesamten Zulieferkette. Wichtige Teile<br />
sind ausverkauft. Und die Inbetriebnahme,<br />
speziell im Ausland, leidet unter Personalengpässen“,<br />
erläutert Schäfer.<br />
Der Umsatz schließlich ist im ersten<br />
Halbjahr um 13 % gestiegen. Damit wird<br />
die Produktionsprognose des VDW gestützt,<br />
die für <strong>2018</strong> einen Zuwachs von<br />
nochmals 7 % erwartet. Im Referenzjahr<br />
2017 schnitt die zweite Jahreshälfte deutlich<br />
stärker im Vergleich zu den ersten<br />
sechs Monaten ab. „Wenn uns die internationale<br />
Wirtschaftspolitik mit Brexit,<br />
Handelskrieg, Rückabwicklung der Globalisierung,<br />
Sanktionsandrohungen nicht<br />
in die Suppe spuckt, ist unsere Branche<br />
auf einem guten Weg“, sagt Schäfer vom<br />
VDW abschließend. www.vdw.de<br />
24 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
Der neue Geschäftsführer der<br />
BDG Service GmbH Ralf Gorski<br />
(r.) mit seinem Team im Haus<br />
der Gießerei-Industrie in<br />
Düsseldorf.<br />
Drei Fragen an...<br />
FOTO: BDG/SOSCHINSKI<br />
Ralf Gorski, den neuen Geschäftsführer der BDG-Service GmbH in Düsseldorf. Die<br />
GIESSEREI sprach mit Gorski über seine neue Aufgabe in dem technischen Kompetenzzentrum<br />
für Gießereien, seinen beruflichen Hintergrund und seine Pläne zum Ausbau<br />
des Geschäfts.<br />
Herr Gorski, seit Mitte <strong>2018</strong> sind Sie<br />
nun Geschäftsführer der BDG-Service<br />
GmbH, die Dienst- und Beratungsleistungen<br />
für die Gießereibranche anbietet.<br />
Inwieweit passt Ihr beruflicher<br />
Hintergrund, u. a. mit der Giessereiberatung<br />
Gorski, zu Ihrer derzeitigen<br />
Aufgabe?<br />
In 40 Jahren habe ich in verschiedenen<br />
Positionen Berufserfahrungen gesammelt.<br />
Ich hatte u. a. die direkte Verantwortung<br />
für 600 Mitarbeiter, über 120<br />
Mio. Euro Umsatz und Abgüsse von bis<br />
zu 550 t flüssigem Stahl. Bei der Beratung<br />
von Gießereien, die ich seit 2014 in der<br />
Giessereiberatung Gorski und jetzt bei der<br />
BDG-Service GmbH ausübe, sind unterschiedliche<br />
Wissensgebiete in den Projekten<br />
gefordert. Auf diese Weise kann<br />
ich mein langjähriges in der Praxis erworbenes<br />
Wissen sehr gut einbringen. Da es<br />
oft sowohl um technische als auch um<br />
betriebswirtschaftliche Aufgaben geht,<br />
und ich über 100 Gießereien gesehen und<br />
beraten habe, kann mein Know-how oft<br />
helfen, über den Tellerrand zu schauen<br />
und Lösungen zu finden. Da den eigenen<br />
Mitarbeitern mit ihrem Tagesgeschäft oft<br />
die Zeit fehlt, ist es wichtig, in den Projekten<br />
einen erfahrenen Berater als Unterstützung<br />
zur Umsetzung einzusetzen.<br />
Mein Kollege Becker und ich erfassen die<br />
eigentlichen Probleme schnell und bieten<br />
Lösungen an. Das erfolgreiche Vorgehen<br />
führt meistens zu Folgeaufträgen und zu<br />
einer langen partnerschaftlichen Zusammenarbeit.<br />
Meine Verbundenheit mit dem<br />
Haus der Gießerei-Industrie geht auf die<br />
erfolgreiche Beratung in vielen Projekten<br />
bei der DGV-Fachberatung Betriebswirtschaft<br />
von 1992 bis 2001 zurück.<br />
Bitte beschreiben Sie uns doch noch<br />
einmal kurz, welche Aufgaben die BDG-<br />
Service GmbH für die Branche leistet?<br />
Als Kompetenzzentrum für Gießereien,<br />
Zulieferer, Kunden der Gießereien und Entsorger<br />
sind wir mit dem Prüflabor für Chemie,<br />
Metallografie und Werkstoffprüfung<br />
sowie dem Formstofflabor in vielen Bereichen<br />
als Dienstleister tätig. Oft können<br />
wir unseren Kunden schon am gleichen<br />
Tag die Ergebnisse mitteilen, an dem wir<br />
Zug- oder Kerbschlagproben bei ihnen abgeholt<br />
haben. Dabei werden die Daten<br />
über Schnittstellen ausgetauscht und somit<br />
Doppelarbeit vermieden. Zukünftig<br />
wollen wir mit den Prüfdaten auch Gießereien<br />
noch besser helfen, den Fertigungsprozess<br />
und somit die Qualität zu verbessern.<br />
Mit dem Rasterelektronenmikroskop<br />
(REM) können wir nicht nur das Gefüge<br />
analysieren, sondern über die Ener<strong>gie</strong>dispersive<br />
Röntgenspektroskopie (EDX)- und<br />
die Wellenlängendispersive Röntgenspektroskopie<br />
(WDX)-Funktionen auch sehr<br />
genau die Störelemente oder Ursachen<br />
aufzeigen. Die Prozessfenster für Gießereien<br />
werden heute immer kleiner. Zugleich<br />
steigen die Ansprüche bei den<br />
Werkstoffen und Gussteilen. Oft liegen die<br />
Fehlerursachen in Störelementen, die nur<br />
in sehr kleinen Mengen vorliegen, aber zu<br />
erheblichem Ausschuss führen können.<br />
Bei der genauen Ursachenanalyse helfen<br />
die Berater der BDG-Service GmbH.<br />
Was wollen Sie tun, um das Geschäft<br />
der BDG-Service GmbH weiter anzukurbeln?<br />
Unsere Prüflabore, welche regelmäßig<br />
durch die GAZ nach ISO/IEC 17025 überprüft<br />
werden, können nicht nur von Sonderuntersuchungen<br />
leben, sondern brauchen<br />
auch eine Grundauslastung, die wir<br />
über verstärkte Vertriebsarbeit und eine<br />
bessere Logistik erweitern wollen. Dazu<br />
werden wir im ersten Schritt viele regionale<br />
Gießereien im Umfeld besuchen. Das<br />
neue Logistikkonzept soll auch über größere<br />
Entfernungen später einen kostengünstigen<br />
und schnellen Service ermöglichen.<br />
So konnten wir schon eine Gießerei<br />
aus Hessen als Dauerauftragskunden<br />
gewinnen – der Versand der Probe wurde<br />
für etwas über einen Euro pro Probe realisiert.<br />
Somit ist die größere Entfernung<br />
nach Düsseldorf kein Problem. Als Kompetenzzentrum<br />
analysieren wir 8000 Proben<br />
pro Jahr. Durch die gute Ausstattung<br />
und die hohe Auslastung der Prüfmaschinen<br />
sind wir wettbewerbsfähig und bieten<br />
einen guten Service. Wir wollen aber auch<br />
als Entwicklungspartner für Gießereien<br />
zukünftig eine größere Rolle übernehmen<br />
und in privaten Forschungsprojekten an<br />
komplexeren Aufgaben arbeiten. Die Beratung<br />
haben wir durch unser Partnernetzwerk<br />
verstärkt und freuen uns auf<br />
neue Kundenanfragen.<br />
www.bdg-service.de<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 25
STANDPUNKT<br />
Die verlogene Dieseldebatte –<br />
Skandalisierung statt Vernunft<br />
Von Thomas Koch, Karlsruhe<br />
Ein Arbeitnehmer geht zum Steuerberater.<br />
Dieser berichtet über neue<br />
Möglichkeiten zur Gestaltung der<br />
Werbungskosten, neue Regelungen des<br />
Pauschbetrages oder trickreiche Anrechnungsmöglichkeiten<br />
von medizinischen<br />
Behandlungen. Durch die Beratung entsteht<br />
eine niedrigere Steuerlast von<br />
2000 €. Glücklich geht der Arbeitnehmer<br />
nach Hause. Das Sozialsystem, schulische<br />
Bildungseinrichtungen oder medizinische<br />
Einrichtungen weisen jedoch um<br />
2000 € niedrigere Einnahmen auf.<br />
Ein Ingenieur erhält in den Zeiten der<br />
EURO4-, EURO5- oder EURO6b-Gesetzgebung<br />
zwischen 2000 und 2014 in einem<br />
hochkompetitiven Umfeld die Aufgabe,<br />
unter Erfüllung aller gesetzlichen<br />
Randbedingungen einen Dieselmotor zu<br />
entwickeln. Er kennt das Gesetz, weiß wie<br />
jede damit betraute Behörde, dass der<br />
Gesetzgeber weite Betriebsbereiche gar<br />
nicht spezifiziert hat. Sogar der Gesetzgeber<br />
erkannte 2007 selber, dass beispielsweise<br />
Temperaturbereiche und Betriebszustände<br />
unbefriedigend definiert<br />
waren.<br />
Dutzende von Randbedingungen müssen<br />
bei der Entwicklung erfüllt werden.<br />
Partikelemissionen eines Pkw-Dieselmotors<br />
werden beispielweise durch den Einsatz<br />
von Partikelfiltern auf ein Niveau reduziert,<br />
welches um einen Faktor zehn<br />
unterhalb der mittleren Partikelemissionen<br />
eines Fahrrads durch den Felgenverschleiß<br />
liegt. Robustheit, Ausfallreduzierung,<br />
Verbrauch, Geräusch oder Fahrverhalten<br />
stehen beispielsweise alle im<br />
Widerspruch zur Stickoxidreduzierung.<br />
Nun ist hier zudem das Verständnis<br />
wichtig, dass das viel diskutierte NO 2<br />
technisch sehr wertvoll gewesen ist. Gezielt<br />
musste ein hoher NO 2<br />
-Anteil im Abgas<br />
durch Oxidationskatalysatoren realisiert<br />
werden, denn das NO 2<br />
verhindert<br />
ein unerwünscht schnelles Aufrußen des<br />
Partikelfilters. Die Beherrschung des Partikelfilters<br />
hat über 20 Jahre Entwicklungszeit<br />
benötigt und das NO 2<br />
einen stabilen<br />
Betrieb ermöglicht. Daher waren die<br />
Gesetze zu Recht nur auf einen willkürlichen<br />
Emissionszyklus NEFZ ausgerichtet,<br />
da im Realbetrieb hohe NO 2<br />
-Emissionen<br />
„lebensnotwendig“ waren.<br />
Heute will sich übrigens niemand mehr<br />
daran erinnern, dass man im Rahmen der<br />
fragwürdigen Partikelfilternachrüstung im<br />
letzten Jahrzehnt etwa 30 Prozent Partikelreduzierung<br />
mit einem teilweise fünfbis<br />
zehnfach höheren NO 2<br />
-Ausstoß erkauft<br />
und gefördert hat. Die Techniker<br />
mussten dies verwundert zur Kenntnis<br />
nehmen und heute ist das, was vor zehn<br />
Jahren von Nachrüstern erwartet wurde<br />
und technisch auch notwendig war, gesellschaftlich<br />
geächtet!<br />
Ein ganzheitlicher Optimierungsansatz<br />
ist in der Vergangenheit eine willkürliche<br />
Aufgabe gewesen. Eine weitere Reduzierung<br />
der Stickoxide wäre in gewissen Grenzen<br />
mit der verantwortlich einsetzbaren<br />
Technolo<strong>gie</strong> sicherlich möglich gewesen,<br />
jedoch wären andere Produkteigenschaften<br />
wie Zuverlässigkeit, Verbrauch, Fahrverhalten<br />
schlechter geworden. Die Legislative<br />
hat hier im Rahmen des Lobbying<br />
und der Gesetzesentwicklung versagt. Die<br />
Pareto-Optimierung, also die parallele Optimierung<br />
von zahlreichen Parametern,<br />
führte technisch logisch zu einer geringen<br />
Stickoxidreduzierung exakt entlang an der<br />
nebulösen Grenze des Erlaubten, die eben<br />
bei Raumtemperatur einen Nachweis in einem<br />
weltfremden Zyklus einforderte. Eine<br />
robuste Messtechnik zur seriösen Überprüfung<br />
im Realbetrieb (PEMS) gab es im<br />
letzten Jahrzehnt noch nicht einmal. Jede<br />
Emissionserfüllung bei einem einzigen<br />
Grad niedrigerer Außentemperatur verschlechtert<br />
die sonstigen Fahrzeugeigenschaften.<br />
Eine Auslegungstemperaturgrenze<br />
gab es nicht; auf was sollte also ausgelegt<br />
werden, auf 16 °C, 12 °C, 8 °C, 0 °C,<br />
-7 °C?<br />
Zur reflektierten Betrachtung gehört<br />
sicherlich der Sachverhalt, dass offensichtlich<br />
bei einzelnen Firmen ein Governanceversagen<br />
dazu führte, den Entwicklern<br />
inakzeptable Lösungswege vorzuschreiben.<br />
Insbesondere der Vorgang in<br />
den USA ist sicherlich absolut inakzeptabel.<br />
Leider wurde dieses Managementversagen<br />
in eine inakzeptable Technolo<strong>gie</strong>beschädigung<br />
des Diesels umgemünzt.<br />
Dies zu verhindern wäre die Aufgabe aller<br />
Ingenieure gewesen. Leider waren<br />
auch manche legale EURO6b-Lösungen<br />
durch schlechte Priorisierung, technische<br />
Überforderung oder falsche Auslegung<br />
NOx-seitig zu einseitig und schlicht unbefriedigend<br />
entwickelt. Aus tausenden<br />
von sehr sinnhaften Funktionen und Algorithmen<br />
sind einzelne absolut kritikwürdig.<br />
Dies wird mit der heute klaren Fokussierung<br />
auf die NO 2<br />
-Reduzierung zu Lasten<br />
eines erhöhten Verbrauchs gerade<br />
neu durch Softwareupdates justiert.<br />
Der Diesel hat alle Hausaufgaben gemacht.<br />
Techniker kennen den steinigen<br />
aber erfolgreichen Weg von der Einführung<br />
des Partikelfilters, über die erstmalige<br />
Einführung eines Partikelfilters in<br />
Kombination mit einem NOx-Abgasnachbehandlungssystem<br />
in den USA in der<br />
zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts zur<br />
Felderprobung in kleinen Stückzahlen bis<br />
zur flächendeckenden Einführung in Europa<br />
in der ersten Hälfte diesen Jahrzehnts.<br />
Erst mit einem entscheidenden<br />
Technolo<strong>gie</strong>sprung, der motornahen Abgasnachbehandlung<br />
mit ganz neuen Herausforderungen,<br />
sind die heutigen modernsten<br />
EURO6d temp<br />
-Diesel von -7 °C bis<br />
+35 °C bei niedrigstem Verbrauch sehr<br />
sauber. Der Weg zu dieser Emissionsstufe<br />
ist ebenfalls seit zehn Jahren, so lange<br />
dauern Entwicklungsprozesse, ersichtlich.<br />
Die Debatten über die Zukunftsfähigkeit<br />
des Diesels waren lächerlich.<br />
Der NO 2<br />
-Verkehrsbeitrag an der<br />
höchstbelasteten Stelle in Deutschland,<br />
das ist am Stuttgarter Neckartor an der<br />
Straße, entspricht übrigens einem Adventskranz<br />
in einer Wohnung, der circa<br />
60 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
„Heute ist das, was vor zehn Jahren von<br />
Nachrüstern erwartet wurde und technisch<br />
notwendig war, gesellschaftlich<br />
geächtet!“<br />
FOTO: KIT<br />
eine halbe Stunde brennt und danach ausgepustet<br />
wird. Wenn alle Fahrzeuge auf<br />
dem modernsten Stand wären, entspräche<br />
dies einer Kerze, die einige Sekunden<br />
brennt. Dies ist wohlgemerkt die Konzentration<br />
unmittelbar an der Straße in<br />
drei Metern Höhe. Im Gebäude, im dritten<br />
Stock oder mit etwas Abstand von der<br />
Straße sind die NO 2<br />
-Immissionswerte<br />
deutlich reduziert. Die angeblichen Zehntausenden<br />
Toten durch NO 2<br />
sind nichts<br />
anderes als das Ergebnis eines merkwürdigen<br />
Umgangs mit der Mathematik. Eine<br />
weitere Verbesserung ist trotzdem immer<br />
gut, um auch für jede Risikogruppe jegliches<br />
mögliche Restrisiko komplett zu eliminieren,<br />
ohne Panikmache.<br />
Diese allgemeine Panikmache der letzten<br />
zwei Jahre erscheint eher getrieben<br />
durch die hohe Fahrzeugdichte und Fahrzeugstausituation.<br />
Das ist in der Tat auch<br />
ein Problem in den Städten und bedarf<br />
guter Lösungen. Eine einseitige Technolo<strong>gie</strong>verdammung,<br />
bei berechtigter Kritik<br />
in Teilen, ist Ausdruck einer teilweise automobilindustriefeindlichen<br />
Grundstimmung.<br />
Die Schweiz hat nach der Finanzkrise<br />
den Banken den Rücken gestärkt, obwohl<br />
diese sicherlich ebenfalls Fehler gemacht<br />
haben. In Deutschland haben jedoch viel<br />
zu viele Elemente der Gesellschaft eine<br />
Freude daran verspürt, eine Paradedisziplin<br />
ohne Maß und Verstand zu beschädigen.<br />
Eigentlich müsste man auch eine Wutkampagne<br />
gegen Steuerberater initiieren.<br />
Ihr Wirken ist unsozial und unethisch. Dabei<br />
sind diese im Mittel und im Grunde<br />
sicherlich hoch seriöse, gründlich arbeitende<br />
Fachexperten, die viel mehr von<br />
ihrem Handwerk verstehen als die Allgemeinheit.<br />
Wir werden auch noch in Jahrzehnten Diesel-Pkw<br />
auf den Straßen sehen, genauso<br />
sicher, wie wir auch nach Lücken im Steuersystem<br />
Ausschau halten werden.<br />
Prof. Dr. sc. Techn. Thomas Koch ist Leiter<br />
des Instituts für Kolbenmaschinen am<br />
Karlsruher Institut für Technolo<strong>gie</strong> (KIT)<br />
und verantwortlich für die verbrennungsmotorischen<br />
Belange in den Bereichen Forschung,<br />
Lehre und Innovation.<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 61
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
84 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
Deutscher<br />
Innovations preis<br />
Massive Feinstaubsenkung,<br />
hohe Langlebigkeit, Korrosionsfreiheit:<br />
Buderus Guss<br />
hat mit einer verschleißoptimierten<br />
Graugussbremsscheibe<br />
den Deutschen<br />
Innovationspreis gewonnen.<br />
Das umweltschonende und<br />
nachhaltige Gießereiprodukt<br />
kann zur Lösung der<br />
aktuellen Feinstaubproblematik<br />
beitragen – und zeigt<br />
zugleich das Zukunftspotenzial<br />
von Guss!<br />
Der Beschichtungsprozess startet:<br />
Entnahme einer unbeschichteten Bremsscheibe<br />
von einem Halter.<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 85
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Die Ludwigshütte in Biedenkopf beherbergt<br />
heute die Entwicklungsabteilung von<br />
Buderus Guss. Auch der größte Teil der<br />
Bremsscheiben-Veredlung zur iDisc findet<br />
hier statt.<br />
Buderus Guss-Geschäftsführer<br />
Gerhard Pfeifer,<br />
Entwicklungschef<br />
Thomas Pfeiffer und<br />
BDG-Redakteur Robert<br />
Piterek beim Recherchebesuch<br />
in Biedenkopf<br />
(v. l. n. r.).<br />
FOTOS: ANDREAS BEDNARECK<br />
VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF<br />
In vielen Städten des Landes wird derzeit<br />
über Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge<br />
diskutiert. Anlass sind die hohen<br />
Stickoxid- und Feinstaubbelastungen auf<br />
den meistbefahrenen Straßen deutscher<br />
Metropolen. In Sachen Feinstaub verheißt<br />
ein klassisches Gießereiprodukt nun einen<br />
Ausweg aus der vertrackten Situation: die<br />
neue iDisc* der 100-prozentigen Bosch-<br />
Tochter Buderus Guss. Auf die aktuelle<br />
Debatte und die Anforderungen an Bremsen<br />
im hereinbrechenden Zeitalter der E-<br />
Mobilität ist die mit einer Wolfram-Karbid-<br />
Hartmetallbeschichtung versehene Bremsscheibe<br />
aus Gusseisen mit Lamellengrafit<br />
(Grauguss) die passende Antwort.<br />
Hervorragendes<br />
Vermarktungs potenzial<br />
Neben einer Performance, die einer Keramik-Bremse<br />
aus dem Rennsport nahekommt,<br />
reduziert die Bremsscheibe die<br />
Feinstaubbelastung durch Abrieb um bis<br />
zu 90 Prozent. Auch der Verschleiß sinkt<br />
in derselben Größenordnung. Zugleich<br />
gehören Riefenbildung und Rost der Vergangenheit<br />
an. Die Korrosionsfreiheit der<br />
Bremsscheibe ist besonders für E-Fahrzeuge<br />
entscheidend, denn dieser Vorteil<br />
sichert die sofortige Einsatzbereitschaft<br />
und vermeidet damit „den Effekt der<br />
schlafenden Bremse“, wie Buderus Guss-<br />
Geschäftsführer Gerhard Pfeifer betont.<br />
„Für uns als Bremsscheibenhersteller ist<br />
die E-Mobilität deshalb keine disruptive<br />
Entwicklung – sie verspricht sogar noch<br />
Neugeschäft“, ergänzt er stolz.<br />
Die iDisc ist ein Riesenschritt für sein<br />
Unternehmen und die Branche: Mit ihr<br />
erhält das Massenprodukt Bremsscheibe<br />
ein Alleinstellungsmerkmal mit hervorragendem<br />
Vermarktungspotenzial. Die innovative<br />
Bremskomponente zeigt zugleich,<br />
dass Innovationen auch mit klassischen<br />
Gießereiprodukten noch möglich<br />
86 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong><br />
* patentiertes Produkt
sind. Gerhard Pfeifer leitet Buderus Guss<br />
seit Anfang 2016 und blickt auf eine fast<br />
30-jährige Betriebszugehörigkeit im<br />
Bosch-Konzern zurück.<br />
iDisc gehört zu Spitzenerfindungen<br />
Mit der Serienreife der Technolo<strong>gie</strong> in<br />
2017 nahm die iDisc eine fulminante Entwicklung:<br />
Zunächst wurde sie im September<br />
vergangenen Jahres auf der IAA an einem<br />
Porsche Cayenne Turbo präsentiert<br />
– dort heißt das Bremssystem PSCB (Porsche<br />
Surface Coated Brake). Dann folgte<br />
im Dezember der Gewinn des Bosch Innovation<br />
Award, was bei weltweit über<br />
400 000 Mitarbeitern des Technolo<strong>gie</strong>-<br />
Konzerns alles andere als ein Kunststück<br />
ist. Und schließlich wurde die iDisc mit der<br />
Verleihung des Deutschen Innovationspreises<br />
in der Kategorie „Mittelständische Unternehmen“<br />
im April <strong>2018</strong> auf den Olymp<br />
der Erfindungskunst gehoben. Erstmals<br />
dürfte damit eine Bremsscheibe im selben<br />
Atemzug mit aktuellen Spitzenerfindungen<br />
genannt worden sein. Neben der iDisc<br />
standen beim diesjährigen Deutschen Innovationspreis<br />
zukunftsweisende Neuheiten<br />
wie der seillose Aufzug von thyssenkrupp<br />
Elevators oder die sogenannte<br />
Speed Factory von Adidas, die Turnschuhe<br />
mit Hilfe von 3-D-Druckern fertigt, im<br />
Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit.<br />
Taugt die iDisc als Game-Changer?<br />
„Wir haben das richtige Produkt zur richtigen<br />
Zeit entwickelt“, ist Thomas Pfeiffer,<br />
Entwicklungschef der iDisc, überzeugt.<br />
Der Bremsenexperte hat in den vergangenen<br />
dreieinhalb Jahren mit zahlreichen<br />
Mitarbeitern, darunter einigen Beschichtungskoryphäen,<br />
die Entwicklung der<br />
iDisc vorangetrieben und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Die Arbeiten an einer verschleißoptimierten<br />
Bremsscheibe laufen<br />
bereits seit fast zehn Jahren. Ziel war es,<br />
die Eigenschaften hartmetallbeschichteter<br />
Werkzeuge auf Bremsscheiben zu<br />
übertragen. Kostenpunkt des Projekts:<br />
ein deutlich zweistelliger Millionenbetrag.<br />
Kurios ist, dass die öffentliche Feinstaubdebatte<br />
suggeriert, dass vor allem<br />
der Diesel-Verbrennungsantrieb für die<br />
hohe Feinstaubbelastung verantwortlich<br />
ist. Im Gespräch mit dem Entwicklungschef<br />
wird jedoch deutlich, dass der Verbrennungsmotor<br />
nur zu fünf Prozent der<br />
Partikelemissionen führt, der Abrieb von<br />
Reifen und Bremsen dagegen zu gleichen<br />
Teilen für zusammen 30 Prozent der Emissionen<br />
verantwortlich ist. Die restlichen<br />
Anteile entstehen u. a. durch Aufwirbelungen<br />
von Straßenabrieb.<br />
Ergo senkt eine fast komplette Vermeidung<br />
von Bremsfeinstaub die Partikelemissionen<br />
in deutschen Städten stärker<br />
als jedes Fahrverbot – ein Fakt, der als<br />
Game-Changer in der aktuellen Feinstaubdebatte<br />
taugt, gesetzt den Fall, sie würde<br />
endlich sachlich in der Öffentlichkeit geführt.<br />
Hochautomatisierte<br />
verkettete Prozesse<br />
Beim Bearbeitungsschritt Strukturierung<br />
wird die Oberfläche der Bremsscheibe aufgeraut,<br />
was entscheidend zur Stabilität der Beschichtung<br />
beiträgt.<br />
Vollautomatische Beschichtungszelle<br />
für Bremsscheiben in der Ludwigshütte.<br />
Im Flammspritzverfahren beschichten<br />
Roboter Bremsscheiben mit Wolfram-<br />
Karbid.<br />
Die heiligen Hallen der neuen Innovation<br />
befinden sich in der Ludwigshütte im mittelhessischen<br />
Biedenkopf. Hier, im sogenannten<br />
Iron Valley entlang der Lahn, fertigt<br />
und bearbeitet Buderus Guss an seinen<br />
Standorten Breidenbach, Lollar und<br />
der Ludwigshütte in Biedenkopf weiterhin<br />
Guss – heute überwiegend für die Automobilindustrie.<br />
Gegründet wurde Buderus<br />
bereits 1731, also schon vor rund 300<br />
Jahren zu Zeiten der Kleinstaatlerei im<br />
Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen.<br />
Die Belegschaft umfasst heute<br />
rund 800 Beschäftigte, die etwa 20 Mio.<br />
Gussteile im Jahr fertigen.<br />
Die Ludwigshütte war einst Arbeitsplatz<br />
von rund 900 Gießern. Jetzt befinden<br />
sich hier die Entwicklungsabteilung<br />
von Buderus Guss und das Bearbeitungszentrum<br />
zur Hartmetallbeschichtung von<br />
Bremsscheiben. Ihre eigentliche Produktion<br />
findet in Breidenbach statt, wo 750<br />
Mitarbeiter arbeiten. Zur iDisc veredelt<br />
werden die bis zu 18 Kilogramm schweren<br />
Scheiben dann in hochautomatisierten<br />
verketteten Prozessen in der Ludwigshütte.<br />
In der Bearbeitungshalle ist ein ansehnlicher<br />
Maschinenpark versammelt.<br />
Die hier aufgebrachte Hartmetallbeschichtung<br />
ist so stabil, dass sie höchsten<br />
GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong> 87
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Bearbeitungszelle<br />
für die sogenannte<br />
HVOF-Beschichtung,<br />
HVOF steht<br />
für High Velocity<br />
Oxygen Fuel.<br />
thermischen und mechanischen Ansprüchen<br />
genügt und nicht abbröckelt, wie<br />
Buderus Guss-Geschäftsführer Gerhard<br />
Pfeifer erläutert. „Die Bremsscheibe muss<br />
noch funktionsfähig sein, wenn sie rotglühend<br />
ist“, ergänzt der studierte Wirtschaftsingenieur<br />
und Vater dreier Kinder<br />
bildhaft. Und Entwicklungschef Thomas<br />
Pfeiffer fügt hinzu: „Zu glühen beginnt die<br />
Scheibe bei etwa 800 Grad.“<br />
Beschichtung mit einem der<br />
härtesten Materialien<br />
Der Kernprozess ist die sogenannte<br />
HVOF-Beschichtung. Die vier Buchstaben<br />
stehen für High Velocity Oxygen Fuel<br />
– ein gängiges Flammspritzverfahren.<br />
Schauplatz der Beschichtung ist eine mit<br />
Robotern bestückte vollautomatische<br />
Zelle. Im HVOF-Prozess verbinden sich<br />
Wolfram-Karbid-Pulver mit Sauerstoff als<br />
Treiber und Ethen als Katalysator zum<br />
Verbrennen und Aufschmelzen des Pulvers<br />
zu einem der härtesten Materialien<br />
der Welt. Bei dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzverfahren<br />
treffen Wolfram-Karbid-Partikel<br />
mit Überschallgeschwindigkeit<br />
auf die Scheibe und hüllen<br />
sie so für einen Moment in eine Aura aus<br />
Licht.<br />
Nur 100 µm dick ist die Schicht am<br />
Ende und hält doch für rund 100 000<br />
Kilometer. Mit einer Schichtdicke von<br />
300 µm ist so ein wartungsfreies Bremssystem<br />
denkbar, das die durchschnittliche<br />
Lebensdauer eines Fahrzeugs erreicht<br />
– die Entscheidung über die<br />
Schichtdicke liegt jedoch beim Kunden<br />
und dürfte von seinen strategischen<br />
Überlegungen zum After-Sales-Geschäft<br />
geprägt sein.<br />
Neben den positiven Effekten für die<br />
Umwelt und die Lebensdauer bietet die<br />
beschichtete Bremsscheibe auch weiteres<br />
Potenzial für den Leichtbau. Denn<br />
durch den massiv reduzierten Verschleiß<br />
wird das sogenannte Verschleißaufmaß<br />
überflüssig. Wird darauf verzichtet, ist<br />
eine erstaunliche Gewichtsreduktion bei<br />
Scheibe und Bremssattel möglich: „Wir<br />
reden hier von vier bis sechs Kilogramm<br />
Gewichtsersparnis je Fahrzeug, erklärt<br />
Geschäftsführer Pfeifer und fügt hinzu:<br />
„Das geht direkt auf den Spritverbrauch!“<br />
Im darauffolgenden Schleifprozess<br />
werden die beschichteten Bremsscheiben<br />
abgeschliffen, die danach spiegelglatt<br />
sind. „So sehen die Scheiben auch nach<br />
10 000, 20 000 oder mehr Kilometern<br />
aus“, betont der Geschäftsführer. Folge:<br />
Die Felgen bleiben immer sauber. Bei Porsche<br />
wird die iDisc mittlerweise serienmäßig<br />
in den Porsche Cayenne Turbo eingebaut.<br />
Und damit klar ist, welche Bremsen<br />
in welchem Fahrzeug verbaut sind,<br />
führt Porsche die Bremssättel der verschiedenen<br />
Bremsvarianten in unterschiedlichen<br />
Farben aus. Ist der Bremssattel<br />
beim Blick durch die Felge weiß,<br />
sind iDisc-Bremsscheiben verbaut.<br />
Produktionsanstieg erwartet<br />
In den beiden letzten Schritten wird noch<br />
eine Lackierung und die Markierung mit<br />
einem Data Matrix Code (DMC) vorgenommen,<br />
dann sind die verschleißoptimierten<br />
Bremsscheiben fertig für den Versand.<br />
Bis dato ist die Jahresproduktion noch<br />
überschaubar, besonders verglichen mit<br />
der jährlichen Gesamtproduktion bei Buderus<br />
Guss von 18 Millionen Bremsscheiben.<br />
Nach Abschluss der derzeitigen Verhandlungen<br />
mit „zahlreichen namhaften<br />
Kunden“ soll die Menge aber schnell anwachsen.<br />
Investitionen stehen dafür<br />
schon bereit.<br />
Bei aller Raffinesse der Beschichtung<br />
– der überwiegende Teil der Bremsscheibe<br />
besteht weiter aus Grauguss. „Als<br />
Werkstoff für Bremsscheiben ist das der<br />
ideale Werkstoff, wir sehen derzeit keine<br />
Alternative“, macht Geschäftsführer Pfeifer<br />
klar. Und das aus gutem Grund: „Die<br />
Entscheidung für den Werkstoff ist klassisch<br />
auf die Hauptfunktionen der Bremsscheibe<br />
zurückzuführen: zum einen wegen<br />
der Bremsmomentübertragung, für<br />
die die Scheibe die Struktur bietet. Und<br />
zweitens ist sie der Wärmespeicher, um<br />
die Bremsener<strong>gie</strong> zwischenzuspeichern“,<br />
zählt Entwicklungschef Pfeiffer auf.<br />
Wettbewerbsfähiger Preis<br />
Die Bremsscheibe bleibt im Kern ein Massenprodukt<br />
aus bewährtem recyclingfä-<br />
88 GIESSEREI 105 <strong>09</strong>/<strong>2018</strong>
higem Gusseisen. Und das spielt eine<br />
Rolle beim Preis, der zwar den einer herkömmlichen<br />
Bremsscheibe übersteigt,<br />
aber im Vergleich zur Keramikbremse bei<br />
gleicher Leistung sehr wettbewerbsfähig<br />
ist. Allerdings bremsen die Scheiben nun<br />
nicht mehr überwiegend abrasiv, sondern<br />
weitgehend adhesiv. „Es ist eine Anziehungskraft<br />
der Moleküle“, erklärt Entwicklungschef<br />
Pfeiffer die Bremswirkung.<br />
„Man kann sie vergleichen mit einem nassen<br />
Radiergummi am Spiegel.“ Für das<br />
neue Bremsprinzip sind andere Bremsbeläge<br />
erforderlich. Daher musste Entwicklungspartner<br />
Porsche das Bremssystem<br />
mit der iDisc im neuen Porsche Cayenne<br />
Turbo komplett neu auslegen.<br />
Die Bremsscheiben<strong>gie</strong>ßer von der<br />
Lahn haben die Chance auf eine langfristige<br />
Sicherung ihres Geschäfts erkannt<br />
– ihre Pläne gehen aber inzwischen auch<br />
über den Vertrieb in Europa hinaus. „Wir<br />
sehen für die iDisc eine sehr gute Zukunft<br />
und auch Chancen bei Kunden, die bisher<br />
nicht zugänglich waren, etwa auf anderen<br />
Kontinenten“, so Gerhard Pfeifer. „Das<br />
Bremsscheibengeschäft war bisher ein<br />
regionales, sie werden normalerweise<br />
nicht verschifft, aber das kann sich jetzt<br />
ändern“, beschreibt er seine Vision für<br />
die globale Expansion. Mit 260 Standorten<br />
in 50 Ländern kann dabei auch die<br />
gute Infrastruktur von Bosch eine Rolle<br />
spielen: „Die Tatsache, dass Bosch weltweit<br />
so gut präsent ist, gibt uns die Chance,<br />
in bestehenden Strukturen von Bosch<br />
zu planen.“ Mögliche Kunden für die iDisc<br />
sieht Pfeifer auch in den USA und Asien.<br />
Politik bekundet Interesse<br />
Kürzlich hatte Pfeifer Besuch von einem<br />
hochrangigen Politiker. Das Interesse an<br />
dem umweltfreundlichen Produkt ist groß,<br />
ein politisches Engagement, die iDisc flächendeckend<br />
zur Feinstaubsenkung einzuführen,<br />
wurde allerdings nicht zugesagt.<br />
„Bislang ist die Nachfrage noch stärker<br />
von der Performance als von der<br />
Umweltleistung der Bremsscheibe geprägt“,<br />
gesteht Pfeifer ein.<br />
Die iDisc macht die Grauguss-Bremsscheibe<br />
zukunftsfähig. Denn durch die<br />
neue Beschichtungstechnik kann die optimierte<br />
Bremskomponente die bevorstehende<br />
Entwicklung der Mobilität vom Verbrenner<br />
über den Hybridantrieb bis zum Elektromotor<br />
überdauern. Sie bietet aber auch<br />
die Chance, zur Lösung aktueller Umweltprobleme<br />
beizutragen. Dabei kann auch<br />
die Politik helfen – wenn die Aussagen ihrer<br />
Vertreter, die Feinstaub-Grenzwerte<br />
einhalten zu wollen, nicht reine Lippenbekenntnisse<br />
sind! www.buderus-guss.de<br />
Bei Porsche, dem Entwicklungspartner<br />
von Buderus Guss, heißt das<br />
Bremssystem Porsche Surface Coated<br />
Brake (PSCB). Der weiße Bremssattel<br />
zeigt, dass hier eine iDisc verbaut<br />
ist. Bei roten Bremssätteln sind<br />
herkömmliche Bremsscheiben verbaut,<br />
bei gelben Keramikbremsen.<br />
Flammspritzpistolen kurz vor dem Einsatz:<br />
Beschichtet wird sowohl die Unter-<br />
als auch die Oberseite der Bremsscheibe.<br />
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MEDIEN & BÜCHER<br />
„Daten sind der Rohstoff der Zukunft“<br />
Digitalisierte Qualitätssicherung am Fraunhofer IZFP<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Sensoren werden künftig intelligent entscheiden, welche Daten sie erfassen, so die Überzeugung der Forscher und Entwickler am IZFP<br />
Das Fraunhofer IZFP ist international führend<br />
bei der zerstörungsfreien Messtechnik.<br />
Automatisierte Sensoren ermöglichen auch<br />
den Einsatz von Machine Learning Systemen.<br />
Künftig werden die Prüfroutinen mit<br />
AR-Systemen in die digitale Welt überführt.<br />
SCREENSHOTS: FRAUNHOFER IZFP<br />
„Die kognitiven Sensor- und Augmented<br />
Reality (AR)-Systeme und Machine<br />
Learning-Konzepte des Fraunhofer Instituts<br />
für Zerstörungsfreie Prüfverfahren<br />
(IZFP) in Saarbrücken erschließen<br />
neue Märkte und erweitern die<br />
Bandbreite der Potenziale für die Zerstörungsfreie<br />
Prüfung“, heißt es im<br />
neuen Imagefiilm des Fraunhofer-Instituts.<br />
Und tatsächlich: Während heute bereits<br />
vom Fraunhofer IZFP entwickelte Sensoren<br />
z. B. für die Sicherheit von Hochgeschwindigkeitszügen<br />
sorgen und so feinste<br />
Haarrisse und Materialfehler rechtzeitig<br />
entdecken können, arbeitet das Institut<br />
bereits am automatisierten Einsatz von<br />
Sensoren, der künftig auf kognitiven<br />
Systemen aufbauen soll. Diese sollen alle<br />
Bauteile auf ihrem gesamten Lebenszyklus<br />
begleiten und prozessrelevante Daten<br />
zu Material- und Produkt veränderungen intelligent<br />
erfassen.<br />
Deshalb ist der automatisierte Einsatz<br />
von Senoren für das Fraunhofer IZFP nicht<br />
nur wichtig für die Qualitätsprüfung von<br />
Bauteilen, sondern auch für den Einsatz<br />
sogenannter Machine Learning Systeme.<br />
Sie ermöglichen ein effizientes Monitoring<br />
und die sensornahe Bewertung von Zustandsveränderungen.<br />
Darüber hinaus arbeitet<br />
das Institut daran, Prüfvorgänge<br />
künftig durch AR zu unterstützen, also<br />
durch die computergestützte Erweiterung<br />
der Realitätswahrnehmung.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Link zu dem ca. 6 min<br />
langen Imagefilm bei<br />
YouTube:<br />
https://bit.ly/2BwJiEk<br />
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