17.12.2012 Aufrufe

ABVERKAUF - Modenhaus Ehlers

ABVERKAUF - Modenhaus Ehlers

ABVERKAUF - Modenhaus Ehlers

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

CON_concept3_sip312_D_CON_concept_sip312_D 13.06.12 16:42 Seite 090<br />

SALE<br />

MORGENWIRD-<br />

DASWETTERSCHLECHT<br />

<strong>ABVERKAUF</strong><br />

312 style in progress<br />

WINTER-<br />

SONDERSCHLUSS<br />

<strong>ABVERKAUF</strong><br />

SONDER<br />

<strong>ABVERKAUF</strong>!<br />

ICHHABZUVIELEJACKEN-<br />

IMLAGER<br />

<strong>ABVERKAUF</strong><br />

UNDSOMMER<br />

<strong>ABVERKAUF</strong><br />

<strong>ABVERKAUF</strong> ZWISCHENFRÜHLING-<br />

Jubiläum, Hochsommerrabatt, Jubiläum, Hochsommerrabatt,<br />

Baldist-die-Saison-vorbei-Rabatt.Bald-ist-die-Saison-vorbei-Ra-<br />

Den<br />

Kunden freut’s batt. – aber Den er Kunden versteht freut’s die – aber<br />

Welt nicht mehr. er versteht die Welt nicht mehr.


CON_concept3_sip312_D_CON_concept_sip312_D 13.06.12 16:42 Seite 091<br />

Die Preisschlacht<br />

Rotstiftpreise und Reduzieraktionen bestimmen das Bild in den Einkaufszonen oft das ganze Jahr über. Aber<br />

macht sich der Handel damit nicht das Geschäft kaputt? Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Händler<br />

Spätestens Mitte April ist es soweit.<br />

Die ersten Newsletter hochwertiger<br />

Modeanbieter flattern ins Haus. Midseason<br />

Sale, heißt es da, mit Reduzierungen<br />

auf ausgewählte Stücke um 50 Prozent! Midseason<br />

für Frühling-Sommer zu einem Zeitpunkt,<br />

wo morgens gefühlt noch der Frost<br />

klirrt und die unbenutzten Garten- wie Balkonmöbel<br />

tagtäglich in knöcheltiefen Pfützen<br />

stehen.<br />

Klassische Kundenkonditionierung. Die<br />

Großen fangen an und die Kleinen folgen.<br />

Sie fühlen sich von Ketten getrieben, die<br />

sich durch Flächenbewirtschaftung und<br />

Preismarketing definieren. Durch Outlets<br />

und Internetportale wird reduziert, was das<br />

Zeug hält – eigentlich das ganze Jahr über.<br />

Gründe finden sich genug: Gelder müssen<br />

flüssig gemacht werden, um neue Ware ordern<br />

zu können, Lager und Verkaufsfläche<br />

bereinigt und Überhängen vorgebeugt werden.<br />

Mit der Folge, dass Preisnachlässe von<br />

zehn oder 20 Prozent kaum noch einen<br />

Kunden in die Läden locken. „Früher waren<br />

verkaufsoffene Samstage ebenso wie Rabattaktionen<br />

sexy, weil sie die Ausnahme<br />

waren“, sagt Hajo Greve, Geschäftsführer<br />

von Greve Moden, einem 1.100 Quadrat-<br />

meter großen Haus in 1a-Lage in Krefeld.<br />

„Heute ist die Ausnahmesituation zur langweiligen<br />

Regel geworden und Rabatte sorgen<br />

dafür, dass der Kunde die Mode nicht mehr<br />

als kreativen Mehrwert begreift.“<br />

Sicher, der Warendruck ist groß und der entsprechende<br />

Preiskampf in der DOB ungleich<br />

härter als in der HAKA. Doch oft wird zu<br />

früh zum Rotstift gegriffen und der Ware am<br />

Point of Sale keine Zeit gelassen. „Frauen<br />

sind Early Adopters, sie informieren sich<br />

schon im April, was der Winter bringt“, sagt<br />

Peter-Boy Weber, Geschäftsführer von <strong>Modenhaus</strong><br />

<strong>Ehlers</strong> in Wyk auf der Insel Föhr.<br />

„Männer dagegen sind Saisonkäufer, sie kaufen<br />

die Winterjacke erst, wenn es kalt ist.<br />

Reduzierungen im Oktober interessieren<br />

keinen Kerl.“ Das <strong>Modenhaus</strong> <strong>Ehlers</strong> ist in<br />

seinem Sortiment auf der Insel einzigartig,<br />

alle Marken gibt es exklusiv nur dort. Zu 95<br />

Prozent lebt das Geschäft vom Tourismus<br />

und hat Publikum aus ganz Deutschland.<br />

„Wir konkurrieren mit allen Großstädten“,<br />

so Peter-Boy Weber. „Wenn ein Geschäft in<br />

Hamburg früh reduziert, bekomme ich das<br />

von den Hamburger Wochenendgästen<br />

schnell zu hören. Aber welchen Wert hat die<br />

Ware noch, wenn die Preise zu früh heruntergehen?<br />

Der Kunde fühlt sich betrogen,<br />

CONCEPT 091<br />

wenn das, was er regulär gekauft hat, kurze<br />

Zeit später reduziert im Laden hängt.“ Um<br />

sich dem Druck der Vergleichbarkeit zu entziehen,<br />

hat sich Peter-Boy Weber aus dem<br />

Wettbewerb der Preisreduktion rigoros ausgeklinkt.<br />

Große Marken, die bei bekannten<br />

großen Händlern früh reduziert werden,<br />

weil es dort zum Flächenwirtschaftsprinzip<br />

gehört, hat er aus dem Sortiment genommen<br />

und das Angebot mit anderen, weniger<br />

breit gestreuten Kollektionen spannender gestaltet.<br />

Dazu gibt es Schuhe, Parfüm, auch<br />

mal ein Fahrrad von Schindelhauer. Reduziertes<br />

wandert ins Outlet. „Mit diesem individualisierten<br />

Konzept fahren wir sehr gut“,<br />

so Peter-Boy Weber. „Außerdem arbeiten wir<br />

möglichst nur noch mit inhabergeführten<br />

Marken wie Frauenschuh, Closed und Boglioli<br />

sowie kleineren Agenturen zusammen,<br />

das Persönliche funktioniert einfach besser.<br />

Und unsere Kunden finden bei uns Sachen,<br />

die sie noch nicht gesehen haben.“<br />

Den Sale zelebrieren. Mode Weber führt<br />

sieben Filialen in der Schweiz im mittleren<br />

bis gehobenen Segment mit Marken von<br />

Pepe Jeans und Drykorn bis hin zu Burberry<br />

und Akris. Dort sind in den Monaten März,<br />

April, Mai sowie September, Oktober und<br />

style in progress 312


CON_concept3_sip312_D_CON_concept_sip312_D 13.06.12 16:42 Seite 092<br />

092 CONCEPT<br />

Florian Koithan, Geschäftsführer Modehaus Koithan: „Rabatte gehören heute<br />

zum ganz normalen Geschäft. Gerade im deutschen Markt ist der Preiskampf<br />

enorm. Wir wollen uns nicht amerikanisieren, aber wir tun es. Jeder ist sich<br />

selbst der Nächste, ob der Händler oder der Lieferant. Dadurch kommen wir<br />

in einen Teufelskreislauf, in den wir eigentlich nicht hineingeraten dürfen.“<br />

November keine roten Preise zu finden. „Die<br />

Kunden wollen zu bestimmten Zeiten auch<br />

keine Rotpreise im Laden“, sagt Urs Weber,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung. „Ein Sommer-Sale<br />

zu einem Zeitpunkt, an dem die<br />

Freibäder und Biergärten noch nicht mal geöffnet<br />

haben, ist für viele gar nicht nachvollziehbar.<br />

Zum Glück denken in unserem<br />

Segment viele Händler wie wir, schließlich<br />

muss der Markenwert geschützt werden.“<br />

Doch mitunter ergeben sich Ausnahmesituationen,<br />

die Sondermaßnahmen erfordern.<br />

Wie etwa der stark fallende Euro im vergangenen<br />

Herbst, auf den der Schweizer Handel<br />

mit früheren Preisnachlässen reagiert hat.<br />

„Auch wir haben dann am 20. November<br />

eine Rabattaktion mit 20 Prozent gestartet“,<br />

erklärt Urs Weber. „Aber Winterjacken zu<br />

reduzieren, noch bevor es kalt wird, tut<br />

schon weh.“ Denn generell agiert Mode<br />

Weber mit Preisnachlässen auf die Wintermode<br />

erstmalig zwischen Weihnachten und<br />

Neujahr. „Da brummt es richtig in den Geschäften“,<br />

so Urs Weber. „Die zweite Reduzierungsstufe<br />

beginnt einen Monat später,<br />

mit halben Preisen. Damit lässt sich allerdings<br />

kein Geld mehr verdienen, da geht es<br />

nur um Liquidität und darum, das Lager<br />

leer zu bekommen.“<br />

Das Braunschweiger Modehaus Koithan<br />

führt auf 400 Quadratmeter Marken wie<br />

Closed, Repeat, Strenesse und Dondup. Drei<br />

Monate im Halbjahr bleibt die Fläche frei<br />

von roten Preisen, erst dann werden sie in<br />

gewissem Rahmen auch als Instrument der<br />

Kundenbindung genutzt. „Die Stammkunden<br />

werden bei Reduzierung schon vorab informiert,<br />

denn sie sind es, die mir wichtig<br />

sind und die belohnt werden sollen“, so Ge-<br />

312 style in progress<br />

schäftsführer Florian Koithan. „Ab Mitte der<br />

Saison gibt es ein Kundenmailing mit Zehn-<br />

Euro-Gutschein als Bonbon, um uns bei den<br />

Kunden wieder ins Gespräch zu bringen. In<br />

der Sale-Phase verkaufen wir dann alles raus,<br />

es bringt nichts, etwas wegzupacken und im<br />

nächsten Jahr wieder hervorzuholen. Die<br />

Ware wird nicht besser.“ Auch das Modehaus<br />

Greve nimmt keine Altlasten in die<br />

nächste Saison. „Das führt so konsequent<br />

durchgeführt natürlich zu Abschriften im<br />

Verkaufspreis zum Ende einer Saison, denn<br />

irgendetwas bleibt immer übrig“, sagt Hajo<br />

Greve. „Ab Mitte Januar zelebrieren wir<br />

einen vierwöchigen Saisonschlussverkauf<br />

und erst zu diesem Zeitpunkt öffnen wir uns<br />

der Kommunikation über den Preis. Die<br />

Ware wird weiterhin in guten Outfits präsentiert,<br />

weil wir meinen, dass sie nach wie<br />

vor ihre Berechtigung hat.“ Für eine hohe<br />

LUG denkt Greve auch nicht mehr nur in<br />

zwei Saisons, für ihn ohnehin ein Anachronismus.<br />

Stattdessen teilt sich das Jahr bei<br />

Greve in mehrere kleine Abschnitte. „Natürlich<br />

muss man auch in der laufenden Saison<br />

sein Sortiment von Pennern befreien“, so<br />

Hajo Greve. „Das machen wir mit kleinen<br />

Clearing Ständern für besondere Angebote,<br />

die aber nicht weiter gekennzeichnet sind.<br />

Für uns ist das ein Instrument zur Frequenzgenerierung,<br />

wie das Tagesangebot in einem<br />

guten Restaurant. Und so inszenieren wir es<br />

auch.“<br />

Fairer Handel. Die Warensteuerung ist mitentscheidend,<br />

um aufgetürmten Warenbergen<br />

im Laden zuvorzukommen. Denn<br />

manchmal bringt es erstaunlich wenig, der<br />

Erste zu sein. „Ich möchte im Januar kein<br />

Hajo Greve, Geschäftsführer Greve<br />

Moden: „Ich beanspruche keine Exklusivität<br />

bei Marken, nur gleiche<br />

Preise. Aber man darf nicht nur auf<br />

den eigenen Standort gucken. Heute<br />

fährt unser Kunde nach Essen,<br />

Roer mond, Paris, surft im Netz,<br />

kauft bei Zalando. Der Wettbewerb<br />

in dem jeder steht, ist ungleich<br />

größer als früher.“<br />

Leinenthema und klassische Rollis brauche<br />

ich im September, nicht im Juli“, so Florian<br />

Koithan. „Stattdessen versuche ich mit gestaffelten<br />

Lieferterminen näher an den Bedarf<br />

meiner Kunden heranzukommen. Auch<br />

die erste Herbst-/Winter-Ware möchte ich<br />

nicht schon am 15. Mai im Laden haben. Es<br />

ist wichtig, dass ich mich darüber mit meinen<br />

Lieferanten abstimmen kann.“ Der richtige<br />

Zeitpunkt ist eine Gratwanderung, weiß<br />

auch Urs Weber. „Wenn andere Händler die<br />

Precollection einer Marke bereits erhalten<br />

haben, müssen wir es auch im Geschäft zeigen,<br />

um mithalten zu können“, sagt er.<br />

„Aber oft wird zu früh geliefert. Daunen -<br />

jacken machen erst ab dem 1. September<br />

Sinn, es sei denn, es handelt sich um eine<br />

Trendkollektion, die wir uns im August<br />

liefern lassen. Es wäre allerdings nicht<br />

schlecht, wenn das allgemein einen Monat<br />

nach hinten rücken würde. Sonst haben<br />

wir uns irgendwann selbst überholt.“<br />

Es gehört Mut dazu, sich als Multilabel-<br />

Händler aus dem allgemeinen Preiswettlauf<br />

herauszunehmen. Aber das Risiko birgt auch<br />

Chancen. „Wir haben uns entschieden, eine<br />

gerade Linie beizubehalten und nicht auf<br />

Sonderrabattwünsche einzugehen“, so Hajo<br />

Greve. „Heute ernten wir die Früchte. Das<br />

Argument Preis ist für unsere Kunden nicht<br />

mehr so ausschlaggebend.“ Im <strong>Modenhaus</strong><br />

<strong>Ehlers</strong> auf Föhr wird ebenfalls nicht gehandelt,<br />

auch wenn der Kunde vier Teile auf<br />

einmal kauft. „Würde ich mich darauf einlassen,<br />

hieße das ja, dass ich eine höhere


CON_concept3_sip312_D_CON_concept_sip312_D 13.06.12 16:42 Seite 094<br />

094 CONCEPT<br />

Peter-Boy Weber, Geschäftsführer<br />

<strong>Modenhaus</strong> <strong>Ehlers</strong>: „Ich muss mich<br />

darauf verlassen können, was Vertrieb<br />

und Marke sagen, man muss<br />

miteinander reden können. Wenn<br />

große Marken zu weit gestreut sind,<br />

online verschleudert werden und zu<br />

früh reduzieren, funktionieren sie<br />

bei mir nicht mehr.“<br />

Marge zum Handeln habe als die, die ich<br />

brauche“, argumentiert Peter-Boy Weber.<br />

„Lieber mache ich einen ehrlichen Preis.“<br />

Mit allen Sinnen. Doch das allgemein aggressive<br />

Preismarketing hat dazu geführt,<br />

dass der Wert der Marke vom Konsumenten<br />

geringer geschätzt wird. Es ist Zeit, der Werte -<br />

inflation etwas entgegenzusetzen, damit die<br />

Mode nicht gänzlich vom Kulturgut zum<br />

Massengut verkommt. Mode Weber hat in<br />

den letzten Jahren eine Zunahme der Ware<br />

verzeichnet, die der Filialist reduziert verkauft.<br />

„Jetzt wollen wir diesen Anteil wieder<br />

auf 25 Prozent zurückdrehen und die Abverkaufsquote<br />

der Ware zum regulären Preis auf<br />

75 Prozent hochsetzen“, so Urs Weber. Entsprechend<br />

wird der Werbeetat für die Ausverkaufsphase<br />

zurückgesetzt – zugunsten der<br />

Imagewerbung zu Saisonbeginn. „Es geht<br />

darum, unseren Wert hochzuhalten, auch<br />

wenn er in Zahlen weniger messbar ist“, betont<br />

Urs Weber. Darüber hinaus hat Mode<br />

Weber in den eigenen Geschäften die Flächen<br />

bestimmter Anbieter zurückgefahren, auch,<br />

um sich nicht ihrem schnell rollierenden Reduzierungssystem<br />

auszusetzen. „Wichtiger<br />

ist der individuelle Sortimentmix, zum Beispiel<br />

mit interessanten Accessoires oder einer<br />

neuen Blusenkollektion aus Italien“, sagt Urs<br />

Weber. „Auch dieser Wert lässt sich schwer an<br />

Zahlen sichtbar machen. Nicht immer bringt<br />

eine Kollektion den erwünschten Umsatz, hat<br />

dafür aber die Fläche interessant gemacht.“<br />

Mode muss emotional kommuniziert wer-<br />

312 style in progress<br />

Urs Weber, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Mode Weber: „Daunenjacken<br />

machen erst ab dem 1. September<br />

Sinn, es sei denn, es handelt sich<br />

um eine Trendkollektion, die wir uns<br />

im August liefern lassen. Es wäre allerdings<br />

nicht schlecht, wenn das<br />

allgemein einen Monat nach hinten<br />

rücken würde. Sonst haben wir uns<br />

irgendwann selbst überholt.“<br />

den und nicht über den Preis, weiß Hajo<br />

Greve. „Dazu gehört ein spitzes Angebot mit<br />

erkennbarer Handschrift, mit Herzblut und<br />

couragierter Aussage“, beschreibt er. „Wir<br />

haben keine Markenflächen, wir sind also auf<br />

unserer Fläche hundertprozentige, intuitive<br />

Individualisten, damit sind wir bei unserer<br />

Größe eine Ausnahme. Dafür recherchieren<br />

wir emsig und müssen uns bei der Order mit<br />

allen Sinnen in die Kollektionen stürzen.<br />

Unsere Aufgabe ist es, die Gewürze, die in<br />

jeder Kollektion stecken, schmackhafter zu<br />

machen, als das in den Kantinenküchen der<br />

Branche gelingen kann. Etwa durch meine<br />

Auswahl und dadurch, welche Marken ich<br />

wie auf der Fläche miteinander in Wettbewerb<br />

stelle. Dadurch erzeuge ich Spannung.“<br />

Derweil geht für das Gros im Handel der<br />

Preiskampf weiter, obwohl sich der Kampf<br />

über den Preis vom kleinen Multibrand-<br />

Händler sicher nicht gewinnen lässt. Gerade<br />

im deutschen Markt wird mit harten Bandagen<br />

gekämpft. „Wir alle wollen uns nicht<br />

amerikanisieren, aber wir tun es“, sagt Florian<br />

Koithan. „Jeder ist sich selbst der Nächste,<br />

ob Händler oder Lieferant, jeder will ein<br />

Stück vom Kuchen haben und die Frage ist,<br />

wie man am besten rankommt. Dadurch<br />

kommen wir in einen Teufelskreislauf, in<br />

den wir eigentlich nicht hineingeraten dürfen.“<br />

Eine gesetzliche Regelung für zeitlich<br />

limitierte Reduzierungen ist nicht in Sicht.<br />

„Aber eigentlich müsste man sich an einen<br />

Tisch setzen und über einen Zusammenschluss<br />

im hochwertigen Handel debattie-<br />

Romy Seifert, Referentin im Geschäftsbereich<br />

Starthilfe und Unternehmensförderung<br />

der IHK Mittlerer Niederrhein:<br />

„Wir haben keine Anhaltspunkte dafür,<br />

dass die Masse der Einzelhändler ein<br />

Interesse daran hat, die alte Rabattgesetzeslage<br />

wieder einzuführen. Das Rabattgesetz<br />

und die Zugabeverordnung<br />

wurden Ende Juli 2001 aufgehoben. Das<br />

Verbot, Sonderveranstaltungen zur Absatzförderung<br />

durchzuführen, ist 2004<br />

gefallen. Die EU und damit alle der EU<br />

angeschlossenen Staaten haben sich<br />

hier für eine Liberalisierung entschieden.<br />

Die unternehmerische Freiheit<br />

beim Preisnachlass und bei Verkaufsförderungsaktionen<br />

ist aber deshalb nicht<br />

grenzenlos. Danach ist Irreführung des<br />

Kunden bei Preisaktionen unzulässig.<br />

Zum Beispiel ist die Werbung mit Mondpreisen<br />

nicht erlaubt. Als Mondpreise<br />

werden Preise bezeichnet, die nie zuvor<br />

ernsthaft und tatsächlich gefordert wurden,<br />

um den Kunden einen höheren Rabattabschlag<br />

zu suggerieren.“<br />

ren“, sinniert Peter-Boy Weber. „Es wäre<br />

schön, auch wenn ich glaube, dass irgendeiner<br />

immer ausbrechen würde, etwa weil er<br />

sich in der Not fühlt, früher reduzieren zu<br />

müssen. Wir haben ja so eine Angst vor Regeln.<br />

Wenn es heißt, zurück zum Sommeroder<br />

Winterschlussverkauf, schreien alle: Bloß<br />

keine allgemeingültige Regelung. Aber wenn<br />

bestimmte Dinge nicht freiwillig geregelt<br />

werden können – warum eigentlich nicht?“<br />

Vorerst bleibt dem Handel nur eins: Selbstbewusster<br />

auf das eigene Modegespür zu setzen,<br />

ohne das Kaufmännische aus den<br />

Augen zu verlieren. „Es funktioniert nur mit<br />

straffer Disziplinierung bei der Warenbeschaffung“,<br />

resümiert Hajo Greve. „Ich erwarte<br />

von meinem Lieferanten nicht, dass er<br />

meine Ware zurücknimmt, auch nicht, dass<br />

er sich an meinen Abschriften beteiligt. Aber<br />

ich erwarte ebenso, dass er das bei keinem<br />

der Mitbewerber macht. Dann wäre der<br />

Wettbewerb auch wieder ehrlich.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!