Die Phasen der hellsten Sterne in der Bronzezeit - Westfälische ...
Die Phasen der hellsten Sterne in der Bronzezeit - Westfälische ...
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Das Kriterium <strong>der</strong> Differenz <strong>der</strong> m<strong>in</strong>imalen AV-Werte bei klaren und trüben Himmel zur<br />
Bestimmung <strong>der</strong> Fehlerspanne funktioniert nun folgen<strong>der</strong>maßen: Man trägt am M<strong>in</strong>imalwert<br />
des AV-Verlaufs bei trüben Himmel e<strong>in</strong>e waagerechte Hilfsl<strong>in</strong>ie an. Dort, wo diese L<strong>in</strong>ie den<br />
Kurvenverlauf <strong>der</strong> unteren AV-Werte (bei klarem Himmel) rechts und l<strong>in</strong>ks schneidet, ist <strong>der</strong><br />
Bereich <strong>der</strong> zeitlichen Unbestimmtheit begrenzt. Bei den achronichischen Sternphasen<br />
erreicht man damit bestenfalls e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>grenzung von gut zwei Wochen.<br />
<strong>Die</strong>ser Fehlerbestimmung haftet natürlich etwas Willkürliches an. Zum E<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />
zugrunde liegenden Himmelsverhältnisse, zum An<strong>der</strong>en setzt man voraus, dass die<br />
achronichischen Sternphasen auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es m<strong>in</strong>imalen AV-Wertes bestimmt wurden, <strong>der</strong><br />
m<strong>in</strong>destens so kle<strong>in</strong> ist, wie <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imalwert im Fall des trüben Himmels. Da uns nicht<br />
bekannt ist, ob und ggf. wie achronichische Sternphasen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte beobachtet<br />
wurden, muss man mit diesem Mangel leben.<br />
Welche Genauigkeit ist für e<strong>in</strong>e Sternphase, die zur Zeitbestimmung taugt, zu for<strong>der</strong>n? - Bei<br />
<strong>der</strong> Entscheidung dieser Frage hilft wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rückgriff auf Hesiod. Von se<strong>in</strong>en sechs<br />
Sternphasen s<strong>in</strong>d zwei auf dem Gegenhorizont zur Sonne zu beobachten - das Morgenletzt <strong>der</strong><br />
Plejaden und das Abendletzt des Arktur. Stuft man das Sternhäufle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Plejaden, das <strong>in</strong><br />
vielen Kulturen beson<strong>der</strong>e Beachtung fand, als Son<strong>der</strong>fall <strong>in</strong> dieser Untersuchung e<strong>in</strong>, und<br />
nimmt man folglich die zeitliche Unsicherheit des Abendletztes des Arktur als ungefähres<br />
Maß für die Tauglichkeit e<strong>in</strong>er achronichischen Sternphase, so kommen nur diejenigen <strong>in</strong><br />
Frage, die auf e<strong>in</strong>e Spanne von 20 Tagen o<strong>der</strong> besser bestimmt s<strong>in</strong>d. Von vier <strong>der</strong><br />
heliakischen Sternphasen Hesiods fallen zwei auf die Plejaden. Auch hier stellt man e<strong>in</strong>e<br />
deutlich größere Spanne <strong>der</strong> Unbestimmtheit fest, als bei den zwei an<strong>der</strong>en (Morgenerst von<br />
Sirius und Arktur). <strong>Die</strong>se letztgenannten Sternphasen s<strong>in</strong>d bis auf vier Tage genau def<strong>in</strong>iert.<br />
Dehnt man diese Spanne noch etwas aus, z.B. auf ca. 8 Tage, so hat man e<strong>in</strong> vernüftiges Maß<br />
für die Ausgrenzung jener heliakischen Sternphasen gefunden, die nicht genau genug im<br />
Kalen<strong>der</strong> platziert s<strong>in</strong>d.<br />
Generell ist festzuhalten, dass auch die beste achronichische Sternphase nicht annähernd die<br />
zeitliche Güte e<strong>in</strong>er nur mäßig def<strong>in</strong>ierten heliakischen Sternphase erreicht. <strong>Die</strong>s kann als<br />
schwerwiegendes Argument dafür angesehen werden, die achronichischen Sternphasen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Archäoastronomie überhaupt nicht zu berücksichtigen.<br />
E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Behandlung verdienen noch jene Zirkumpolarsterne, die im Nordpunkt so<br />
eben über dem Horizont stehen. In <strong>der</strong> Epoche 1600 BC und auf <strong>der</strong> Breite 52° Nord zählen<br />
Arktur und Wega zu dieser beson<strong>der</strong>en Klasse von Zeitsternen. Beide gehören zu den <strong>hellsten</strong><br />
<strong>Sterne</strong>n überhaupt und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Arktur ist durch se<strong>in</strong>e häufige Erwähnung bei Hesiod<br />
beson<strong>der</strong>s „geadelt“. Als Zirkumpolarsterne s<strong>in</strong>d sie das ganze Jahr über sichtbar. Es gibt also<br />
eigentlich ke<strong>in</strong>e Sternphasen im herkömmlichen S<strong>in</strong>ne. Bei näherer Betrachtung ihrer<br />
Sichtbarkeitsverhältnisse über das Jahr fällt aber doch e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit auf, und demnach<br />
lassen sich ihnen modifizierte Sternphasenersche<strong>in</strong>ungen zuordnen. <strong>Die</strong> erstmalige<br />
Abendsichtbarkeit im Nordpunkt und die letztmalige Morgensichtbarkeit im Nordpunkt<br />
könnten als beson<strong>der</strong>e Ereignisse gewertet worden se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Abbildung 12 zeigt die AV-<br />
Verläufe für diese Fälle bei Arktur und Wega. <strong>Die</strong> Berechnungen wurden noch für e<strong>in</strong>en<br />
„mittleren Himmel“ (k = 0,25, m0 = 5,0) durchgeführt, da <strong>der</strong> AV-Verlauf für den „trüben<br />
Himmel“ im <strong>in</strong>teressanten Bereich stark schwankt. E<strong>in</strong> Zirkumpolarstern nähert sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Phase <strong>der</strong> erstmaligen Abendsichtbarkeit von Nordwesten kommend auf e<strong>in</strong>er flacher und<br />
flacher werdenden Bahn dem Nordpunkt an, und wenn die Sichtbarkeit dabei schw<strong>in</strong>det, so<br />
kann er u.U. erst wie<strong>der</strong> ersche<strong>in</strong>en, wenn er weit auf die Nordostseite des Himmels<br />
h<strong>in</strong>übergewan<strong>der</strong>t ist. Dann hat sich aber auch <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Sonne wesentlich verän<strong>der</strong>t und<br />
die Beobachtung erfolgt nun im Modus des Nachtsehens, während sie <strong>in</strong> den Tagen vor dem<br />
Umschwung noch im Modus des Tagsehens möglich war (o<strong>der</strong> umgekehrt bei <strong>der</strong>