SHZ-Artikel - Rabiate Fahrweise v. Bus
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19.09.18, 09(16<br />
NACH BESCHWERDE ÜBER FLENSBURGS BUSFAHRER<br />
<strong>Rabiate</strong> <strong>Fahrweise</strong> eines<br />
<strong>Bus</strong>fahrers sorgt für Turbulenzen<br />
in Linie 3<br />
Bei einer Fahrt eskaliert die Auseinandersetzung zwischen <strong>Bus</strong>fahrer und<br />
Passagieren – und die Polizei muss eingreifen.<br />
FLENSBURG | Kaum ist das Echo auf unseren <strong>Artikel</strong> „Eingeklemmt und<br />
durchgerüttelt“ verhallt, kommt es schon zu den nächsten Turbulenzen. In dem<br />
Beitrag hatten sich ältere Menschen über eine bisweilen rabiate <strong>Fahrweise</strong> der<br />
<strong>Bus</strong>fahrer im Stadtgebiet beschwert. Sie fordern mehr Rücksicht.<br />
Jürgen Nagel stimmt in diesen Kanon ein. Er berichtet von einer denkwürdigen<br />
Fahrt, die ihn am letzten Donnerstag mit der Linie 3, die am<br />
Marienhölzungsweg startet, zum Twedter Plack führen sollte. Doch vor dem<br />
Erreichen des Ziels gab es Zwischenfälle, die in einem Polizeieinsatz<br />
kulminierten.<br />
Den Schilderungen Nagels zufolge habe der Fahrer von Anfang an einen<br />
aggressiven Eindruck gemacht. Er sei den Nordergraben „herunter gebrettert“,<br />
dass es nur so rumpelte. Die Passagiere mit Stehplatz hätten sich gut<br />
festhalten müssen, um nicht durch den <strong>Bus</strong> zu kegeln. „Am Hafermarkt steckte<br />
plötzlich eine Frau in der Tür fest, es gab Proteste und Geschrei“, sagt der<br />
Flensburger, der im Medizentrum an der Waldstraße arbeitet. Am Stadion<br />
schließlich sei eine Person mit Rollator aufgrund eines Bremsmanövers<br />
gestürzt. Fahrgäste versuchten, sie wieder aufzurichten – einer von ihnen<br />
jedoch habe sich mit dem Chauffeur angelegt. „Es kam zu einem heftigen<br />
Disput, in dessen Verlauf auch Schläge angedroht wurden“, empört sich Nagel.<br />
Aufgrund der zu erwarteten Verspätung zückte er sein Handy, angeblich, um<br />
seine Frau zu unterrichten. Doch der Fahrer sei der Annahme gewesen, er sei<br />
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gefilmt worden und habe die Polizei gerufen. „Dann hat er die Türen<br />
verschlossen und niemanden mehr rausgelassen.“ Schließlich hätten alle<br />
Gäste aussteigen müssen, einige von ihnen seien in die Linie 7 umgestiegen,<br />
um zum Twedter Plack zu gelangen. „Wenn Leute durch die Gegend fliegen,<br />
muss man sich das nicht bieten lassen“, findet Jürgen Nagel und weist darauf<br />
hin, dass er für seine Monatskarte 49,50 Euro berappen müsse und eine<br />
entsprechende Leistung erwarte.<br />
Aktivbus: Der Fahrer hätte besser zur Deeskalation beitragen können<br />
Das Geschehen ist von einer Kamera festgehalten worden. Aktivbus-Chef Paul<br />
Hemkentokrax hat sich das Video angeschaut. Zum Teil kann er die Vorwürfe<br />
nachvollziehen, es habe in der Tat wüste Beschimpfungen gegeben, aber<br />
auch einen gravierenden Unterschied: „Weder hat unser Fahrer die Gäste<br />
eingesperrt, noch ist der <strong>Bus</strong> geräumt worden.“ Unter Umständen seien die<br />
Passagiere von der Polizei gebeten worden umzusteigen, nachdem der Streit<br />
eskaliert war. Bei einem Personenschaden sei der Fahrer verpflichtet, die<br />
Polizei einzuschalten. Hemkentokrax räumt ein, dass der Fahrer zur<br />
Deeskalation besser hätte beitragen können. „Vielleicht hatte er einfach einen<br />
schlechten Tag.“<br />
„Fahrer werden häufig angepöbelt“<br />
Bei 16 Millionen Fahrgästen pro Jahr könne es in einem der über 40<br />
eingesetzten <strong>Bus</strong>se schon mal vorkommen, dass jemand zu Fall komme.<br />
„Schon bei einem halbvollen Gelenkbus hat der Fahrer keine Chance mehr zu<br />
erkennen, was in Höhe der dritten und vierten Tür passiert.“ Die gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Sensoren lägen nicht im Einflussbereich der Chauffeure.<br />
Für diese will auch Jürgen Lunau eine Lanze brechen, dessen Firma im<br />
Auftrag des Landes die Schwerbehindertenzählung durchführt. „Fahrer haben<br />
keinen leichten Stand, werden häufig angepöbelt – ob von Studenten oder<br />
Senioren.“ <strong>Bus</strong>fahrer seien immer einem extremen Druck durch enge Taktung<br />
und zeitraubende Baustellen ausgesetzt. „Da ist ein freundliches Wort von<br />
Passagieren doch wohl nicht zu viel verlangt.“<br />
Autor: Gunnar Dommasch<br />
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