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254. Ausgabe, ET 22.09.2018

Mauscheln.Macht.Mutlos: Wie konnte ein „Bild“-Interview von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen dazu führen, dass sich die Spitzenköpfe der GroKo schon wieder zum Krisengipfel trafen? Und was sagt uns das Ergebnis? Von Michael Zäh

Mauscheln.Macht.Mutlos: Wie konnte ein „Bild“-Interview von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen dazu führen, dass sich die Spitzenköpfe der GroKo schon wieder zum Krisengipfel trafen? Und was sagt uns das Ergebnis? Von Michael Zäh

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Samstag, 22. September 2018<br />

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<strong>Ausgabe</strong> 254 am 22. September 2018<br />

Samstag, 22. September 2018<br />

Samstag, 22. September 2018<br />

Für Tim C. Thomsen gehören<br />

die vier sibirischen Tiger einfach<br />

mit zur Zirkusfamilie<br />

Streitpunkt Tiger<br />

Interview mit Tim C. Thomsen vom Circus Manuel Weisheit: Die Tiger gehören aus seiner Sicht<br />

seit Generationen zur Zirkusfamilie. Wegen der Besucherzahlen bräuchten sie die Tiere nicht.<br />

Wiederholt ist der Circus Manuel Weisheit, den<br />

es seit 1824 ohne Unterbrechung als Familienunternehmen<br />

gibt, in die Kritik geraten, weil<br />

er dressierte sibirische Tiger hält. In der Wildnis sind diese<br />

Tiere stark vom Aussterben bedroht.Barbara Breitsprecher<br />

führte ein Gespräch mit Tim C. Thomsen, Conferencier und<br />

Tellerjongleur, über Wildtierhaltung im Zirkus.<br />

ZaS: Wieso müssen Sie Tiger in Ihrem Zirkus haben?<br />

Tim Thomsen: Wir haben seit 1956 Generationen von<br />

Tigern gezüchtet. Das ist unsere „Familientradition“.<br />

ZaS: Damals hatte man aber noch einen anderen Blick<br />

auf Wildtierhaltung im Zirkus.<br />

Thomsen: Das ist richtig. Wir sind auch nicht stehengeblieben<br />

und haben unsere Tierhaltung immer wieder den<br />

neuen Erkenntnissen angepasst.<br />

ZaS: Aber eigentlich haben Wildtiere doch einfach nichts<br />

in einem Zirkus verloren?<br />

Thomsen: Mir sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

bekannt, dass es irgendwelche Gründe gäbe, diese Tiere<br />

nicht im Zirkus zu halten. Es gibt keine Belege, dass diese<br />

Tiere im Zirkus leiden. Im Gegenteil: Im Zirkus wird<br />

mit den Tieren gearbeitet und sie sind damit geistig viel<br />

stärker gefordert als beispielsweise im Zoo.<br />

ZaS: Die Transporte sind für diese Tiere aber sicher sehr<br />

belastend?<br />

Thomsen: Die Tiere werden ja nicht in Transportboxen<br />

„verpackt“, sondern sie fahren in einem sehr teuren umgebauten<br />

Spezialtransporter, der aber auch gleichzeitig<br />

ein Teil ihres Lebensraumes ist. Das über 20 Meter lange<br />

und vier Meter hohe Gehege in diesem Spezialtransporter<br />

kann aufgeklappt werden und wird dann nochmal<br />

ergänzt um ein 220 Quadratmeter großes Außengehege.<br />

ZaS: Glauben Sie denn, es kämen weniger Besucher,<br />

wenn Sie keine Tiger hätten?<br />

Thomsen: Ich glaube nicht, dass sich an den Zuschauerzahlen<br />

viel ändern würde. Es würden vielleicht 20<br />

wegbleiben, die sagen, ohne Tiger ist es langweilig, dafür<br />

würden 20 andere kommen, die es toll finden, dass der<br />

Zirkus keine Tiger hat. Wir haben die Tiger nicht, weil<br />

wir sie für die Besucherzahlen brauchen, sondern weil<br />

wir sie schon immer haben. Die Tiere gehören zu unserer<br />

Zirkusfamilie. Wir leben 365 Tage mit ihnen.<br />

ZaS: Züchten Sie denn weiter?<br />

Thomsen: Wir haben drei Katzen und einen Kater<br />

zwischen acht und 13 Jahren, aber aufgrund verwandtschaftlicher<br />

Verhältnisse züchten wir nicht. Auch ist uns<br />

die politische Haltung zur Wildtierhaltung im Zirkus zu<br />

ungewiss.<br />

ZaS: Tiger sind Wildtiere und letztlich ja nur begrenzt<br />

zähmbar. Es kommt immer wieder mal zu Unfällen…<br />

Thomsen: Das ist richtig, aber das kommt auch in der<br />

Hunde- oder Pferdehaltung vor. Beispielsweise wenn ein<br />

Kampfhund jemanden tot beißt. Für die Tierhaltung, egal<br />

ob Haus- oder Wildtiere, braucht es die nötige Erfahrung<br />

und das Vertrauen, vor allem aber die notwendige Zeit,<br />

um sich jeden Tag intensiv mit dem Tier zu beschäftigen.<br />

ZaS: Ein Zirkus bekommt in Deutschland ja keinerlei Förderungen.<br />

Tiger brauchen sicher sehr viel Futter. Wäre es<br />

nicht kostensparender ohne diese Tiere?<br />

Thomsen: Wir verfüttern jeden Tag etwa 50 Kilogramm<br />

Fleisch an sie. Dazu kommen die hohen Kosten für den<br />

umgebauten Spezialwagen. Aber wenn wir mit wenig<br />

Arbeit viel Geld verdienen wollten, dann dürfte man alles<br />

machen, nur keinen Zirkus – weder mit noch ohne Tiere.<br />

Übrigens: Wir laden jeden ein, jederzeit zu zivilisierten<br />

Zeiten zu uns zu kommen und sich unsere Tiere anzuschauen.<br />

Es ist nichts abgesperrt und es kostet auch nichts.<br />

Interview: Barbara Breitsprecher<br />

Atemberaubende Artistik<br />

nimmt beim Circus Manuel<br />

Weisheit einen ganz großen<br />

Platz ein.<br />

■ Circus Manuel Weisheit, 21. September<br />

bis 7. Oktober, Vorstellungen<br />

mittwochs und donnerstags 17 Uhr,<br />

freitags und samstags 15 und 19<br />

Uhr, sonntags 15 Uhr, Messegelände<br />

Freiburg, Büro-Tel. 0174 / 4989286

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