Leseprobe Eingeborene zuerst
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kam es mir doch so vor, als würden die Leute mich anders ansehen<br />
als sonst. Auf einmal wollte ich unsichtbar sein. Ich fragte mich, was<br />
diese aufdringlichen Blicke sollten, die mich gleichzeitig zu schubsen<br />
und zu verhören schienen.<br />
„Wo soll ich mich bloß verstecken?“, fragte ich mich und legte noch<br />
einen Schritt zu.<br />
Die Decke, die der Winter diskret über die Stadt gelegt hatte, war zusammen<br />
mit den letzten Hagelkörnern unter dem glühenden Blick der<br />
Sonne dahingeschmolzen. Körper, Häuser, alles hatte nun sein eigenes<br />
Gesicht. Das Gesicht des Menschen ist wie ein Flughafen, wie ein<br />
Eingangstor, weist auf das Labyrinth dahinter und hält es doch verborgen.<br />
Das Gesicht wird geprägt von Herkunft, Genen und Kultur.<br />
Daher wohl diese seltsamen Blicke. Ganz Afrika mit seinen wirklichen<br />
oder imaginären Attributen hatte sich in mich hineingedrängt. Mein<br />
Gesicht war zu einem Fenster geworden und Europa glotzte hindurch.<br />
Am Ort meiner Verabredung angelangt, begnügte ich mich damit,<br />
meinen Vornamen zu nennen, Afrikanerin wäre ein Pleonasmus gewesen.<br />
Jedenfalls hatte sich meine potenzielle Arbeitgeberin zu diesem<br />
Thema schon eine Meinung gebildet.<br />
Während mir ihre Tochter die Tür öffnete, schaute Madame gemütlich<br />
dasitzend, wie ich auf sie zuging.<br />
„Na, hast du‘s gefunden?“