Das Andere Orchester_Programmheft Beethoven 2018

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auch hier durch harmonische Veränderungen und Verästelungen eine Stimmung, in
der »Orchester und Chor in feierlichem Sinn für Ewigkeit und Erwartung am Rande
der Sterne schweben, und die Zeit bis in die Unendlichkeit aufgehoben zu sein
scheint«, wie es der Kritiker William Kinderman formuliert.
Der Abschluss der »Miniatur-Sinfonie« fällt mit dem finalen Abschnitt des vierten
Satzes zusammen. Beethoven stellt auch hier den Bezug zum bereits Gehörten her.
Wie zu Anfang die Themen der ersten drei Sätze präsentiert werden, nimmt der
Komponist hier die beiden »Freude«-Themen und das »Millionen«-Thema aus dem
Schlusssatz wieder auf – und geht dabei doch ganz anders vor: Folgen die Reminiszenzen
an die vorigen Sätze noch sukzessive, kombiniert Beethoven jetzt Thema
und Tonart des ersten »Freude«-Themas mit dem Metrum des zweiten und bringt
das »Millionen«-Thema auch noch unter – eine simultane Retrospektive von bereits
verwendetem Material als weiterer Beleg nicht nur für die handwerkliche Meisterschaft
des Komponisten, sondern für die ganz eigene, solitäre Welt der 9. Sinfonie,
deren Wesen wieder einmal Friedrich Nietzsche am besten auf den Punkt bringt:
Um den grossen geschwungenen Bogen einer Leidenschaft wiederzugeben,
fand er wirklich ein neues Mittel: er nahm einzelne Punkte ihrer Flugbahn heraus
und deutete sie mit der größten Bestimmtheit an, um aus ihnen dann die
ganze Linie durch den Zuhörer errathen zu lassen.