17.12.2012 Aufrufe

Markus Wilhelm - Verein für Pilzkunde Basel

Markus Wilhelm - Verein für Pilzkunde Basel

Markus Wilhelm - Verein für Pilzkunde Basel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Motto: Giftküche Natur<br />

Sonntag, 9. September 2012<br />

Botanischer Garten der Universität <strong>Basel</strong><br />

beim Spalentor<br />

Eintritt Fr. 5.-, Kinder bis 12 Jahre gratis<br />

Organisation:<br />

<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Pilzkunde</strong> <strong>Basel</strong><br />

<strong>Verein</strong> Botanischer Garten beim Spalentor<br />

«Natur» ist <strong>für</strong> viele Menschen Ausdruck<br />

<strong>für</strong> Schönheit, Reinheit und<br />

vor allem Gesundheit. Tatsächlich:<br />

sich in der Natur zu bewegen, sie<br />

in sich Aufzunehmen ist etwas, das<br />

unglaublich viele schöne Aspekte<br />

hat. Jedes Lebewesen ist auf die<br />

Natur seiner Umgebung angewiesen,<br />

schlicht, wir leben von ihr. Das<br />

ist auch der Motor der Evolution:<br />

jedes Lebewesen muss sich ernähren,<br />

hat es aber nicht gerne, wenn<br />

es selbst auf der Menukarte steht!<br />

Und so steht die Nahrungssuche und<br />

der Schutz vor gefressen werden an<br />

vorderster Stelle des Überlebenskampfes.<br />

Die Natur kann dann ganz<br />

anders aussehen, rücksichtslos und<br />

manchmal brutal effektiv, meistens<br />

Giftküche Natur<br />

–Ausstellung<br />

–Vorträge<br />

–Führungen<br />

–Kontrolle<br />

–Infos<br />

–Kulinarisches<br />

11.30 Uhr Vortrag von <strong>Markus</strong> <strong>Wilhelm</strong><br />

13.30 Uhr Vortrag von PD Manuel Mildner<br />

15.30 Uhr Vortrag von <strong>Markus</strong> <strong>Wilhelm</strong><br />

Die Führungen werden sporadisch am<br />

Infostand angekündigt.<br />

Pilzkontrolle ebenfalls am Infostand.<br />

Bei idealer Voraussetzung werden 300<br />

bis 400 Arten gezeigt.<br />

Kulinarisches wird im Lamällestübli<br />

angeboten: Pilzschnitten, Würste vom<br />

Grill, diverse Kuchen, Getränke.<br />

ohne Happyend wie in schlechten<br />

Tierfilmen.<br />

Im Laufe dieser Evolution haben sich<br />

viele Organismen eine Strategie angeeignet:<br />

Der Schutz mittels Gift.<br />

Jeder Mensch weiss (oder sollte es<br />

wissen), dass man bei Unkenntnis<br />

keine Pflanze, Pilz oder Tier essen<br />

kann. Tiere benützen meist eine<br />

kombinierte, gezielte und aktive<br />

Strategie: Der Angreifer wird meist<br />

gewarnt (Warnfarben, Drohgebärde)<br />

das kennen wir alle, niemand<br />

wird eine Wespe auf dem Arm wie<br />

eine Mücke erschlagen! Aber es gibt<br />

auch Tiere, vor allem im Meer oder<br />

als Beispiel die Giftfrösche, deren<br />

Organe zum Teil hochgiftige Substanzen<br />

enthalten, oftmals besitzen


diese auch Warnfarben, die mitteilen:<br />

Achtung ich bin Ungeniessbar! Und<br />

dann gibt es noch die Schlaumeier,<br />

die fast gleich aussehen, aber völlig<br />

harmlos sind, diese Strategie nennt<br />

man Mimikry. Pflanzen können ja<br />

nicht aktiv drohen, sie wehren sich<br />

mit Stacheln, Haaren oder mit abweisendem<br />

Geruch oder Geschmack.<br />

Im Gegensatz zu den Tieren können<br />

sie sich das leisten, angefressen zu<br />

werden, bis dem Gegner der Appetit<br />

vergeht. Ihre Früchte hingegen sind<br />

oft süss und sehen verlockend aus<br />

in ihren leuchtenden Farben, hier ist<br />

auch das Ziel: ich bin fein, fresst mich<br />

und verbreitet damit die Samen! Musterbeispiel<br />

ist die Eibe: alles hochgiftig<br />

ausser dem leuchtend roten Beeren-Samenmantel.<br />

Nun haben Tiere<br />

meist lange angeborene Instinkte,<br />

die sie vor Giftpflanzen warnen, aber<br />

ein Pferd, an einer Eibe angebunden,<br />

ist in Todesgefahr, denn es liebt die<br />

frischen Triebe von Fichten, und kann<br />

den Unterschied natürlich nicht erkennen.<br />

Aber auch bei Beeren kann<br />

Unkenntnis fatal sein! Menschen, die<br />

ohne Kenntnis alle Beeren sammeln,<br />

werden bei bitteren Beeren Glück<br />

haben, spätestens aber bei der süsslichen<br />

Tollkirsche eine böse Vergiftung<br />

erleiden. Pflanzengifte können<br />

bei verschiedenen Tieren ganz andere<br />

Auswirkungen haben; was Tiere<br />

schadlos essen, kann <strong>für</strong> uns Menschen<br />

gefährlich sein.<br />

Zu den Pilzen: Jedes Kind freut sich<br />

an den hübschen Fliegenpilzen und<br />

weiss schon, das ist ein Giftpilz. Jeder<br />

Mensch sollte eigentlich wissen, dass<br />

Pilze gefährlich sein können. Pilze<br />

sind in Bezug auf Gifte völlig anders:<br />

Die Giftigkeit ist passiv; der Pilz versucht<br />

damit nicht, sich zu schützen.<br />

2<br />

Giftküche Natur<br />

Das was wir sehen, ist ja nur der<br />

Fruchtkörper, der eigentliche Organismus<br />

ist praktisch unsichtbar im<br />

Boden. Pilze sind chemische Fabriken,<br />

die Substanzen abbauen, aber auch<br />

mit der sogenannten Mykorrhiza<br />

eine Symbiose mit Bäumen eingehen.<br />

Diese chemischen Prozesse können<br />

dann eben Substanzen erzeugen, die<br />

sehr giftig <strong>für</strong> den Menschen sind.<br />

Auch waren Pilze nie auf dem Speiseplan<br />

grösserer Tiere, zu unregelmässig<br />

ist ihr Erscheinen. Und Schnecken<br />

oder Insekten, die unsere schönen<br />

Steinpilze als Ärgernis hinterlassen,<br />

interessiert Giftiges sowieso nicht,<br />

die Amatoxine eines Knollenblätterpilzes<br />

vertragen sie schadlos!<br />

Trotz der allgemein bekannten Giftigkeit<br />

einiger Pilze erstaunt es immer<br />

wieder, dass Pilze einfach ohne Bedenken<br />

gegessen werden! Und eigentlich<br />

weiss auch jeder, dass es<br />

keine «Hausmittelchen» gibt, einen<br />

Giftpilz zu entlarven. Es gibt nur<br />

eine Lösung: der Sammler muss die<br />

Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger<br />

genau kennen. Oder er lässt<br />

sie eben bei einer Pilzkontrollstelle<br />

überprüfen!<br />

Sehr giftige Pilze: Es gibt in Mitteleuropa<br />

nur wenige Pilzarten, die sehr<br />

giftige bis tödliche Gifte beinhalten.<br />

Fast immer sind es die zwei Arten der<br />

Wulstlinge: der grüne Knollenblätterpilz<br />

(Amanita phalloides) oder der<br />

weisse Knollenblätterpilz, (Amanita<br />

virosa). Vor allem der weisse Knollenblätterpilz<br />

kann mit den guten<br />

Champignons verwechselt werden,<br />

kleine, junge Exemplare werden<br />

manchmal mit Bovisten verwechselt!<br />

Zu dieser Kategorie gehören auch<br />

einige Schleierlinge, wie der orangefuchsige<br />

Rauhkopf (Cortinarius


orellanus), der zu den gefährlichsten<br />

Arten überhaupt gehört. Die Art ist<br />

aber selten und sieht nicht sehr attraktiv<br />

aus, daher kommt es bei uns<br />

kaum einmal zu einem Zwischenfall.<br />

Aber nur wegen einem Massensterben<br />

in einem polnischen Dorf wurde<br />

man auf diese giftige Art aufmerksam.<br />

Das gefährliche ist bei allen diesen<br />

Arten eine lange Latenzzeit bis<br />

zu ersten Symptomen, beim Schleierling<br />

können es sogar 2 Wochen<br />

sein! Es werden Organe wie Leber<br />

oder Nieren geschädigt. Trotz guter<br />

Therapien können auch heutzutage<br />

noch Menschen an einer Knollenblättervergiftung<br />

sterben oder bleibende<br />

Schäden davontragen. Man sollte<br />

aber immer realistisch sein: diese Pilze<br />

sind zwar sehr giftig, aber man kann<br />

sie getrost anfassen und muss sich<br />

danach nicht unbedingt die Hände<br />

waschen! Neben den Pilzgiften gibt<br />

es auch gefährlich Pflanzen- und<br />

Tiergifte, vor allem auch exotischer<br />

Herkunft. Viele haben zu Hause auch<br />

giftige Pflanzen, z.B. eine Dieffenbachia,<br />

deren Blätter <strong>für</strong> Menschen und<br />

Tiere sehr gefährlich sind (Kalziumoxalatkristalle).<br />

Mit neuen Erkenntnissen<br />

muss man jederzeit rechnen;<br />

so wurde der einst gute Speisepilz,<br />

der Grünling (Tricholoma equestre),<br />

kürzlich wegen einer Substanz, die<br />

das Muskelgewebe zersetzt, plötzlich<br />

zum Giftpilz!<br />

Giftige bis leicht giftige Pilze: Da gibt<br />

es doch mehr Arten in dieser Kategorie.<br />

Zwar kaum mal tödlich, aber oft<br />

mit schweren Brechdurchfällen, die<br />

bei älteren Personen oder Kindern<br />

schwerer sein können. Pantherpilz<br />

(Amanita pantherina), Tigerritterling<br />

(Tricholoma pardalotum) und Satansröhrling<br />

(Boletus satanas) gehören zu<br />

den übleren Gesellen, bei den Riss-<br />

Giftküche Natur<br />

pilzen (Inocybe) sind fast alle Arten<br />

giftig, auch der Fliegenpilz (Amanita<br />

muscaria) gehört hierher. Bei vielen<br />

dieser Pilzarten ist die Giftigkeit abhängig<br />

von der Menge, aber auch<br />

vom Fundort, Pilze im Norden können<br />

eine andere Zusammensetzung<br />

der chemischen Substanzen wie im<br />

Süden haben. Im Fruchtkörper selbst<br />

kann auch die Konzentration dieser<br />

Gifte sehr inkonstant sein.<br />

Ungeniessbare Pilze: das sind Arten,<br />

die bitter, scharf oder unangenehm<br />

schmecken oder riechen. Oder es ist<br />

ein Problem einer Unverträglichkeit<br />

(Allergie) vorhanden, ein Phänomen,<br />

das ja generell im Vormarsch ist.<br />

Halluzinogene Pilze: in Mitteleuropa<br />

bekannt und ein gesuchter Drogenpilz:<br />

Der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe<br />

semilanceata). Von solchen<br />

Trips ist aber doch abzuraten, die<br />

Konzentration der Halluzinogene<br />

und die Reaktion jeder Person ist unterschiedlich<br />

und kann auch mal zum<br />

Alptraum werden! Verwechslungen<br />

mit giftigen Arten wie Schleierlingen<br />

oder Häublingen (Galerina) sind<br />

nicht selten!<br />

Lebensmittelvergiftungen: Viele Pilzvergiftungen<br />

sind in ihrer Ursache<br />

völlig banal: die Pilze waren schon<br />

halb verfault. Pilze soll man immer<br />

frisch sammeln und verbrauchen,<br />

was noch (höchstens einmal!) aufgewärmt<br />

werden soll, muss in der<br />

Zwischenzeit in den Kühlschrank! An<br />

der Ausstellung hoffen wir, einiges<br />

an Giftigem vorstellen zu können!<br />

Literatur zu den Giftpilzen:<br />

René Flammer, Egon Horak: Giftpilze,<br />

Pilzgifte, (ISBN 3-7965-2008-1)<br />

Roth, Frank, Kormann: Giftpilze, Pilzgifte<br />

(ISBN 3-933203-42-2)<br />

<strong>Markus</strong> <strong>Wilhelm</strong>, <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Pilzkunde</strong><br />

<strong>Basel</strong><br />

3


Methoden, um die Pilze frisch zu halten (<strong>für</strong> den<br />

Montag wie auch <strong>für</strong> die Ausstellung)<br />

1. Nur ganz gesunde, frische Pilze ernten,<br />

es darf nirgends Schimmel vorhanden<br />

sein! Bei kleinen Pilzen auf Holz etwas<br />

Holz am Stiel lassen.<br />

2. Offen, aber getrennt im Korb transportieren.<br />

Für kleine Pilze eignen sich Schraubenkästchen<br />

mit mehreren Fächern gut.<br />

3. So schnell wie möglich kühlen, dann<br />

die Pilze in Plastiksäckchen isoliert aufbewahren.<br />

Keinesfalls im heissen Auto<br />

liegen lassen. Eine Kühlbox mit Kühlelementen<br />

ist hier hilfreich. (Kühlelemente<br />

bis zum Gebrauch in Zeitungen einwickeln,<br />

um sie kühl zu halten). Bei Übernachtung<br />

kann man ja die Elemente neu<br />

gefrieren lassen.<br />

4. Pilze zu Hause weiter kühlen, die Kühlung<br />

sollte nicht unterbrochen werden.<br />

Bitte schafft euch doch eine Kühlbox an!<br />

4<br />

Vortrg von<br />

<strong>Markus</strong> <strong>Wilhelm</strong><br />

Giftküche Natur<br />

Manuel Mildner<br />

Pilze in einer CO 2-reichen Welt<br />

Pilzabgabe<br />

Bitte die Pilze am Freitag ab 18 Uhr<br />

und am Samstag ab 15 Uhr im Bot.<br />

Institut im Praktikumsraum abgeben.<br />

Arbeitsbeginn am Sonntagmorgen um<br />

7.00 Uhr.<br />

Die sind nicht teuer und sonst auch nützlich;<br />

es ist doch sehr erfrischend, wenn<br />

man nach dem Waldgang etwas Kühles zur<br />

Erfrischung hat!<br />

Es ist einfach schade, wenn jemand sich die<br />

Mühe macht, Pilze mitzubringen, aber sie<br />

nicht mehr zeigen kann, weil sie schon am<br />

Verfaulen sind!<br />

Schlecht ist, wer Pilze im heissen Auto aufbewahrt,<br />

diese haben dann keine Chance,<br />

auch nur annähernd heil den Transport<br />

zu überstehen. Die Erfahrung hat gezeigt,<br />

dass, wenn man es richtig macht, sich die<br />

Pilze oft viele Tage, manchmal eine Woche<br />

lang sehr gut halten!<br />

In der Hoffnung, dass wir auf diese Art<br />

wirklich schöne Ware zeigen können, wünsche<br />

ich allen schon jetzt viel Spass beim<br />

Suchen !<br />

Freier Eintritt <strong>für</strong><br />

<strong>Verein</strong>smitglieder<br />

Wer sich aktiv in irgend einer Weise<br />

an der Pilzausstellung beteiligt, sei<br />

es beim Pilze sammeln oder Kuchen<br />

backen, hat freien Eintritt!<br />

Internet<br />

An dieser Stelle möchten wir allen<br />

unsere Internetseite<br />

www.pilze-basel.ch empfehlen.<br />

Für Fragen mykologischer Art steht<br />

auch unsere E-Mail-Adresse<br />

info@pilze-basel.ch zur Verfügung.<br />

Kuchen<br />

Wir gelangen wiederum an die Mitglieder<br />

mit der Bitte, uns Kuchen zu<br />

backen, <strong>für</strong> den Verkauf im Lamällestübli<br />

oder <strong>für</strong> die arbeitenden Mitglieder.<br />

Vielen Dank.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!