SZ_Familie_1806_Leseprobe_Digital_Yumpu
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<strong>Familie</strong><br />
Umarme<br />
deine<br />
Ängste<br />
(und wie man sich an Liebe festhält)<br />
Weihnachtsgeschenk<br />
gesucht ?<br />
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LESEPROBE
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
wenn man bei einem Magazin arbeitet, das<br />
alle zwei Monate erscheint, ist man seiner<br />
Zeit immer etwas voraus. Das weihnachtliche<br />
Redaktionsfoto zum Beispiel haben wir<br />
schon im Sommer gemacht (die T-Shirts!).<br />
Und wurden damit früh an das Thema<br />
Geschenke erinnert. Falls Sie noch nach<br />
einer Idee suchen: Wie wäre es mit einem<br />
Abo von <strong>SZ</strong> <strong>Familie</strong>?<br />
„Die Eiskönigin hat<br />
der männlich<br />
dominierten<br />
Branche bewiesen,<br />
wie erfolgreich<br />
echte Heldinnen sein<br />
können.“<br />
Zitat aus der Geschichte „IT´S A KIND OF MAGIC“<br />
Es wäre uns eine Ehre,<br />
Ihre Süddeutsche Zeitung <strong>Familie</strong><br />
Neugierig,<br />
wie es weiter<br />
geht?<br />
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persönliche Oktober-Ausgabe<br />
unter sz.de/meinheft
1 Heft für Eltern ...<br />
Das<br />
Fürchten<br />
lernen<br />
Groß, stark, mutig, so sollen Kinder in<br />
die Welt gehen, und so wollen Eltern<br />
sein. Doch es braucht Übung, die eigenen<br />
Ängste in den Griff zu bekommen<br />
TEXT<br />
MEREDITH HAAF<br />
ILLUSTRATION<br />
LALALIMOLA<br />
Was der Mensch alles nicht kann, zeigt<br />
ihm niemand so deutlich wie das erste<br />
eigene Kind. Also lernt er es: Elterngeldanträge<br />
auszufüllen und Geburtsurkunden<br />
zu beantragen, Wehen zu veratmen<br />
und den Beckenboden zu spüren. Ein Hungerweinen<br />
von einem Müdeweinen zu unterscheiden, Kindergarten-Eingewöhnung<br />
und Schnuller-Abgewöhnung. Wie man<br />
eine Platzwunde klebt und wann jemand zu alt ist für Zäpfchen.<br />
Ein Kind zu lieben bedeutet einen Haufen mehr oder<br />
weniger schwieriger Lektionen. Vor allem aber bedeutet es,<br />
für den Rest des Lebens das Fürchten lernen zu müssen. Ob<br />
man sich damit schwertut und wenn ja, wie sehr, kann einem<br />
vorher niemand sagen. Auch, weil es sich im Lauf der Zeit<br />
immer wieder ändern kann.<br />
Es gibt kein Elternsein ohne Angst, und das beginnt am Beginn:<br />
Da sind die Bedenken und Sorgen, die jede Schwangere<br />
wälzt, oft verstärkt von der Umgebung: „Wussten Sie schon?<br />
Sieben von zehn Schwangeren haben Angst vor Geburtsfehlern“,<br />
twitterte der Pharmakonzern Bayer vor Kurzem, um<br />
irgendein Mittel zu verkaufen. Da ist die Angst vor den<br />
Schmerzen, die auch unter optimalen Umständen die Überzeugung<br />
aufkommen lassen können, sie seien nicht überlebbar.<br />
Da ist die Angst der Partner. Vor den Schmerzensschreien<br />
und der eigenen Hilflosigkeit. Vor den Verkabelungen. Der<br />
riesigen Nadel, mit der eine PDA gelegt wird. Da ist die Statistik:<br />
Die Geburt eines Menschen ist zugleich für einige Zeit der<br />
gefährlichste Moment seines Lebens. Das Kind selbst kann<br />
sterben, aber auch die Mutter. Beide können verletzt oder<br />
traumatisiert werden, mit schweren körperlichen und emotionalen<br />
Folgen.<br />
Da ist es schon, das Paradox der Elternangst: Wie verrückt<br />
und irrational wäre es denn, keine zu haben? Und wie verrückt<br />
und irrational und alles andere als hilfreich wäre es,<br />
ihr nachzugeben? Denn wer möchte das schon – die potenzielle<br />
Gefahr zum Maßstab des eigenen Handelns zu machen?<br />
In Angst zu leben, das hält auf Dauer niemand gut aus.<br />
Angst an sich, sagte der Psychologieprofessor Hans-Ulrich<br />
Wittchen in einem Interview, sei „gut und gesund“, wer keine<br />
empfinde, werde zum Psychopathen. Das Gefühl der Angst<br />
hilft uns im Notfall zu überleben, aber es hilft auch dabei,<br />
Risiken zu minimieren und uns sozial richtig zu verhalten. Es<br />
ist unbestreitbar eine Konstante im Leben: Kinder fürchten<br />
sich vor Monstern unterm Bett, weil sie sich noch nicht sicher<br />
sein können, dass es keine gibt. Jugendliche fürchten sich vor<br />
der Ablehnung der Gleichaltrigen, weil sie sich nicht sicher<br />
sein können, dass diese sie nicht trifft. In jeder Lebensphase<br />
gibt es irgendwo einen Mangel an Kontrolle. Der Soziologe<br />
Niklas Luhmann schrieb: „Wenn moderne Gesellschaften<br />
überhaupt ein Apriori haben, so ist es die Angst.“<br />
Was sie nicht ist: ein Grund, auf dem Zuversicht gedeiht und<br />
Neues gut wächst. Angst ist die natürliche Freundin des Menschen<br />
und zugleich auch die natürliche Feindin aller Beziehungen.<br />
Wenn es um Kinder geht, wird es besonders kompliziert:<br />
Wir brauchen Angst, um sie zu schützen. Doch sie<br />
brauchen Schutz vor unserer Angst. Wie kann das gelingen?<br />
Ingo Spitczok von Brisinski, der Leiter der Kinder und Jugendpsychiatrie<br />
an der LVR-Klinik Viersen, sagt, seine jungen<br />
Patienten hätten meist sehr konkrete Ängste: „Schulangst<br />
ist ein häufiger Behandlungsgrund. Nicht selten haben<br />
die Kinder Angst vor Mobbing durch Mitschüler. Oder sie entwickeln<br />
Versagensängste durch Leistungsdruck. Und dann<br />
gibt es die Angst, den Eltern könnte etwas zustoßen, während<br />
sie im Unterricht sind. Das sind aber alles Gefühle, die mit<br />
Erfahrungen verknüpft sind.“ Er sagt auch: Kinder, deren<br />
Furcht überhandnimmt, haben oft ein Elternteil, das selbst<br />
nicht gelernt hat, mit ihr umzugehen. „Ob ein Mensch zum<br />
Beispiel eine Hundephobie entwickelt, hängt von genetischen<br />
Faktoren und Gelerntem ab. Wenn das Umfeld ängstlich auf<br />
Hunde reagiert, verstärkt dies die Angst – wenn das Gegenteil<br />
der Fall ist, wird die Angst gemildert.“<br />
Elternangst funktioniert ja ähnlich. Einerseits kommt sie<br />
von innen, ohne Anlass: Es gibt Frauen, die nach der Geburt<br />
unter der Zwangsvorstellung leiden, dass sie das Baby fallen<br />
lassen. Es gibt Mütter, die sich nicht mehr hinters Steuer setzen,<br />
weil sie vor dem inneren Auge ständig Unfälle bauen.<br />
Andere können am Strand erst entspannen, wenn ihre Kinder<br />
sämtliche Schwimmabzeichen haben.<br />
Andererseits ist da das Außen: Der Soziologe Heinz Bude sieht<br />
in Deutschland eine „Gesellschaft der Angst“. Die Furcht vor<br />
Unwägbarkeiten und eigenem Versagen, vor Status- und<br />
Kontrollverlust treibe die Menschen derzeit am stärksten an:<br />
„Man wird nicht mehr durch eine positive, sondern durch<br />
eine negative Botschaft bei der Stange gehalten.“ Eine solche<br />
Botschaft ist zum Beispiel, dass das Wohlergehen eines Kindes<br />
völlig abhängig ist von seinen Eltern und deren Vorsichtsmaßnahmen.<br />
Der englische Soziologe Frank Furedi hat den<br />
Begriff des „Paranoid Parenting“ geprägt: Medien schüren<br />
mit ihrem Fokus auf Unglücksmeldungen Ängste. Und die<br />
Politik der übersteigerten Eigenverantwortlichkeit trifft bei<br />
Eltern auf einen Nerv. Ein unbewachtes Kind, das verletzt<br />
oder verunfallt, ein Kind das durch das Bildungssystem<br />
rutscht – das geht immer auf das Konto seiner Eltern. Vom<br />
Tag null an stehen Eltern voll in der Verantwortung, aber auf<br />
einer Vertrauensgrundlage, die ihnen bei kleinstem Versagen<br />
scheinbar sofort entzogen werden kann.<br />
So ist die Angst, die das Kind in uns auslöst, von Anfang an<br />
auch eine Angst vor uns selbst – und vielleicht auch ein bisschen<br />
um uns selbst. Schaffe ich es, dieser Verantwortung gerecht<br />
zu werden? Und was wird mit mir passieren, wenn ich<br />
es nicht schaffe und mir selbst damit den größtmöglichen<br />
Schmerz zufüge? Die Journalistin Franziska Seyboldt, die<br />
dieses Jahr „Rattatatam, mein Herz“, ein Buch über ihr Leben<br />
mit einer Angststörung veröffentlicht hat, sagt: „Wenn man<br />
It’s a kind of magic<br />
Millionen Kinder flippen<br />
aus. 2019 ist es endlich so<br />
weit: Die Fortsetzung von<br />
„Die Eiskönigin – Völlig<br />
unverfroren“ kommt ins<br />
Kino. Was ist das Geheimnis<br />
hinter diesem Riesenerfolg?<br />
Unser Autor suchte die<br />
Anna-und-Elsa-Formel<br />
TEXT<br />
MARTIN WITTMANN<br />
ILLUSTRATION<br />
JILL SENFT<br />
Der Schnee glänzt weiß in den Bergen<br />
heut Nacht“. Mit dieser Zeile beginnt<br />
die deutsche Version von „Let It Go“,<br />
dem populärsten Lied aus dem Film<br />
„Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“.<br />
Mit dieser Zeile beginnt auch<br />
bei uns oft der Tag. Helene Fischer<br />
singt sie. Ausgerechnet.<br />
Zum Glück hören wir „Lass jetzt los“ noch öfter in der Interpretation<br />
unserer fünf Jahre alten Tochter. Morgens im Bad<br />
etwa, nach dem Zähneputzen; auf den Tuben von uns Eltern<br />
steht Aronal und Elmex, auf ihrer stehen Anna und Elsa.<br />
Oder tagsüber, wenn sie dazu in einer Strumpfhose herumtanzt,<br />
auf der die beiden Heldinnen des Films jeweils ein<br />
Bein schmücken. Oder abends, bevor sie mit ihnen einschläft,<br />
denn auch auf der Bettwäsche im Kinderzimmer sind die<br />
Schwestern abgebildet. Anna und Elsa gehören zu uns. Oder,<br />
wer es lieber kulturkritisch mag: Wir gehören ihnen.<br />
Wer noch nie vom „weiß glänzenden Schnee in den Bergen<br />
heut Nacht“ gehört hat, muss wissen: „Frozen“, wie der Titel<br />
im Original lautet, ist ein Animationsfilm aus dem Jahr 2013,<br />
dessen Handlung ganz grob auf dem Märchen „Die Schneekönigin“<br />
von Hans Christian Andersen basiert. Irgendwann<br />
landete der Film auch bei uns im Wohnzimmer, und unsere<br />
Tochter war hingerissen. Das ist sie bei vielen Filmen, oft nur<br />
deswegen, weil es Filme sind. Die Begeisterung für den einen<br />
wird abgelöst von der für den nächsten. Aber bei Anna und<br />
Elsa ist es anders. „Die Eiskönigin“<br />
hält sich, nicht nur bei ihr, sondern<br />
auch bei vielen ihrer Freundinnen und,<br />
schaut man sich auf Reisen und im Internet<br />
um, tatsächlich auf der ganzen Welt.<br />
Wie kann es sein, dass ein Film bei Kindern<br />
so viel stärker und nachhaltiger wirkt als alle anderen?<br />
Was hat „Die Eiskönigin“, was andere nicht<br />
haben? Die Tochter antwortet: Blöde Frage, Papa, in<br />
echt jetzt. Die Disney-Leute in den USA antworten:<br />
Gute Frage, aber leider sind alle Beteiligten beschäftigt<br />
mit der Produktion des zweiten Teils, der 2019 in die Kinos<br />
kommen wird. Man muss die Anna-und-Elsa-Formel woanders<br />
suchen.<br />
Vielleicht fängt man am besten bei jemandem an, der die<br />
Sachen auf den Punkt zu bringen versteht. Max Ackermann<br />
lehrt Verbale Kommunikation. An der TH Nürnberg forscht<br />
er zudem über Storytelling, Drehbücher und narratives<br />
Design, und zu Hause hat er zwei „Eiskönigin“-kundige<br />
Töchter. Sein Formelvorschlag: „Retro plus Moderne plus<br />
Kinder plus Erwachsene plus Professionalität.“ Retro heißt,<br />
dass es hier um Prinzessinnen geht, die in schönen Kleidern<br />
durch Schlösser tanzen und dazu Musical-Nummern singen.<br />
Im Vergleich zu früheren Werken sind die Prinzessinnen aber<br />
moderner, sprich: emanzipierter. Von Elsas übernatürlichen<br />
Kräften sind die Kinder auch fasziniert, weil sie Magie als<br />
Instrument ersehnter Selbstermächtigung begreifen, auch<br />
gegenüber Erwachsenen. Die hingegen finden die politischen<br />
Botschaften des Films spannend: Macht macht einsam. Als<br />
letzte Variable nennt Ackermann die Disney-Studios, ob<br />
ihrer Erfahrung, ihrer Professionalität und ihres Geschäftssinns.<br />
So einfach ist das also. „So einfach ist das leider nicht. Dafür<br />
gibt es zu viele Unwägbarkeiten“, sagt Ackermann. Eine Einschränkung<br />
wäre schon mal: Die Disney-Studios dominieren<br />
allerspätestens seit 2006, seit sie den kreativeren Konkurrenten<br />
Pixar übernommen haben, den Animationsfilm.<br />
Was sie anpacken, wird zu Gold, das heller glänzt als jeder<br />
Bergschnee. Aber „Die Eiskönigin“ ist selbst für Disney eine<br />
Ausnahmeerscheinung: Er ist der erfolgreichste Animationsfilm<br />
überhaupt, hat seit 2013 mehr als eine Milliarde<br />
Euro eingespielt. Würde Disney das eigene Anna-und-<br />
14 FAMILIE<br />
15<br />
20 FAMILIE<br />
21<br />
viele Entscheidungen treffen muss, reagiert der Körper mit<br />
einem Stresslevel, der einem Angstzustand nicht unähnlich<br />
ist.“ Seyboldt, die mit ihrer Angst mittlerweile eine Art Waffenstillstandsabkommen<br />
geschlossen hat, sagt, ihr helfe der<br />
alte Spruch „Das Leben ist lebensgefährlich“ dabei, den<br />
guten Mut zu behalten. Gegen Elternangst ist der Spruch<br />
natürlich nur ein Trostpflaster, denn Eltern geht es ja nicht<br />
um das eigene Leben. Wir fürchten um unsere Kinder, weil<br />
sie uns das Leben bedeuten. Sie sollen von allen Gefahren<br />
verschont bleiben. Und damit bleiben auch wir verschont.<br />
Wie man damit lebt, unverschont zu sein,<br />
davon kann Nadja Maki erzählen. Sie<br />
wohnt in einem Haus in Aying bei<br />
München, ein großer Garten, ein kleiner<br />
Hund, ein riesiges Sofa, auf dem<br />
viele Kinder Platz haben. Am Eingang hängt ein Porträt des<br />
weißrussischen Diktators Lukaschenko – eine kleine Aufmerksamkeit<br />
an das Au-pair, erzählt Maki lachend. Neben<br />
der Tür eine kleine Tafel, auf der steht: „Live like Lennon“.<br />
Lennon: Zwei Jahre alt war Nadja Makis erster Sohn, die<br />
Tochter Bessie war ein paar Monate alt, als die Angst in ihr<br />
Leben trat. Sie kam von außen, aus dem Bekanntenkreis, den<br />
sie sich mit ihrem englischen Mann Jeremy in Edinburgh<br />
aufgebaut hatte. Auf dem Spielplatz erfuhr Maki, dass der<br />
Sohn einer entfernten Bekannten, ein Junge in Lennons<br />
Alter, kürzlich an Meningitis gestorben war. Nadja Maki beschreibt<br />
sich als entspannte junge Mutter, gut ausgelastet<br />
und guter Dinge. Doch an diesem Abend, erzählt sie neun<br />
Jahre später, fühlte sie sich angegriffen: Obwohl Lennon ein<br />
quietschfideler, kerngesunder kleiner Junge war, ließ sie der<br />
Gedanke an das verstorbene Kind, die Trauer der Mutter,<br />
nicht schlafen. „Ich hielt ihn im Schlaf und konnte nicht aufhören<br />
zu weinen, ich habe ihm ins Ohr geflüstert: Bitte, bitte,<br />
tu mir das nie an. Stirb nicht.“<br />
Drei Monate später flog sie mit den beiden Kindern nach Bayern,<br />
Urlaub zu Hause. Ihr Vater hegte eine Leidenschaft für<br />
Oldtimer-Traktoren. Er fuhr auch gern mit ihnen herum und<br />
schlug vor, Lennon mitzunehmen. Maki freute sich, dass ihr<br />
Sohn mit Opa ein Abenteuer erleben würde. Eine Stunde<br />
waren die beiden vielleicht weg, als der Anruf kam: Nadja, es<br />
gab einen Unfall. Der Traktor mit Lennon auf dem Beifahrersitz<br />
hatte sich an einer Rampe verkantet und war nach hinten<br />
gekippt. Als sie dort ankam, kreiste ein Rettungshubschrauber<br />
über der Unfallstelle. Er nahm nur den Großvater mit ins<br />
Krankenhaus. Das Kind war tot, sein kleiner Körper zerstört.<br />
Jahre habe es gedauert, bis sie nicht mehr panisch ins Auto<br />
springen musste, um dorthin zu fahren, wo ihre Kinder sind,<br />
wenn sie irgendwo einen Helikopter hörte. Auch wenn sie diesen<br />
Impuls mittlerweile kontrollieren kann: „Die Freiheit zu<br />
denken, das hat bestimmt nichts mit mir zu tun, habe ich<br />
nicht mehr.“ Nach Lennons Tod zogen sie und ihr Mann nach<br />
Bayern, wo das Kind sein Grab hat. Sie haben sich mit den<br />
Jahren ein Immer-was-los-Leben gebaut: vier Kinder, Gaststudentinnen<br />
im Haus, ein eigenes Unternehmen und eine<br />
wohltätige Stiftung. Nadja kümmert sich ehren- und<br />
hauptamtlich um Geflüchtete, sie sagt: „Ich habe keine<br />
Angst vor traumatisierten Leuten. Ich bin ja selbst völlig<br />
traumatisiert.“<br />
Die Kinder halten sie im Leben, sie verlangen von ihr, dem<br />
unendlichen Trauerschmerz nicht zu viel von sich zu überlassen.<br />
Sie verlangen von ihr vor allem, sich nicht der Angst zu<br />
überlassen. Denn das Schwierigste, sagt Maki, sei für sie immer<br />
noch, Entscheidungen zu treffen: „Es war ja meine Entscheidung,<br />
Lennon auf den Traktor zu lassen, die ihn das<br />
Leben gekostet hat. Die Sicherheit, dass ich weiß, was das<br />
Beste für die Kinder ist, gehört mir nicht mehr richtig.“ Die<br />
Tochter ins Schullandheim zu schicken, den Mittleren unbegleitet<br />
in der Nachbarschaft radeln zu lassen, die Kleinsten<br />
auf Bäume klettern zu lassen: All das koste sie jedes Mal<br />
immense Kraft. Wird es wieder ein Fehler gewesen sein? Sie<br />
wisse aber auch, sagt sie, dass keine Entscheidung zu treffen,<br />
ganz sicher einer wäre. Die Kinder sollen nicht zum Opfer ihres<br />
grausamen Verlusts werden. „Ich entscheide mich also<br />
jeden Tag zu entscheiden.“ Die Angst und die Trauer wird sie<br />
nicht mehr los, also lebt sie mit ihnen. Manche Dinge – Traktor<br />
fahren zum Beispiel – erlaubt sie nicht: „Das müssen die<br />
Kinder akzeptieren.“ Mit der Angst hat Nadja Maki eine Art<br />
Lebensgemeinschaft: Sie überlässt ihr so viel Kontrolle, wie<br />
es sein muss. Das ist etwas anderes als Macht.<br />
„Behandlungsbedürftige Angst ist ein Zustand, bei dem<br />
man sich in seinen Handlungsmöglichkeiten extrem eingeschränkt<br />
fühlt“, sagt Ingo Spitczok von Brisinski. Es ist eine<br />
tief sitzende Überzeugung, das Einzige, was passieren könne,<br />
sei das Schlimmste. Also gilt es, Auswege zu suchen. „Ganz<br />
platt: Darüber reden hilft.“ Zu merken, dass andere ähnliche<br />
Gefühle haben, oder aber, dass sie dieselbe Situation ganz<br />
anders bewerten, dass sie sich anders verhalten, kann den<br />
Umgang mit Ängsten schon erleichtern. „Angst kann auch<br />
helfen, sich anderen zu öffnen, Verbündete zu finden. Deshalb<br />
darf und sollte man sie als Tatsache akzeptieren – aber<br />
man darf sie nicht alle Vorgaben machen lassen.“<br />
So wie es jeder genießt, wenn die eigenen Kinder etwas können,<br />
was man selbst nicht kann – den Berg auf Skiern heruntersausen,<br />
eine Fremdsprache sprechen, ein Klavierkonzert<br />
spielen – so schafft es auch eine eigene Art von Elternglück,<br />
dem eigenen Kind etwas zuzutrauen, das einen selbst nervös<br />
macht: Ihn das erste Mal ohne Begleitung auf den Schulweg<br />
zu schicken; sie, so klein, auf dem Schwebebalken turnen zu<br />
lassen; die drei nicht dabei aufzuhalten, wie sie lachschreiend<br />
ins Meer rennen. Es klingt banal, aber das macht es nicht<br />
weniger wahr: Daran wachsen nicht nur sie, daran wächst<br />
man auch selbst.<br />
Und es gibt Eltern, denen das scheinbar mühelos gelingt.<br />
Spricht man mit ihnen, versteht man, wie viel dieser Gelassenheit<br />
in Wahrheit eine Übung ist: Sie haben sich selbst mit<br />
aller Sorgfalt angstfreie Zonen gebaut.<br />
Die größten<br />
Elternängste<br />
haben kleine<br />
Wahrscheinlichkeiten<br />
Die klassischen Szenarien und ihre Häufigkeit:<br />
Ertrinken:<br />
0,00016 %<br />
Im Jahr 2017 ertranken 18 von 11,05 Mio. Kindern.<br />
Ersticken:<br />
0,00026 %<br />
Im Jahr 2015 starben 29 Kinder durch Ersticken.<br />
Verkehrsunfälle:<br />
0,26 %<br />
Im Jahr 2016 verunglückten rund 29 000 Kinder im Straßen verkehr, es gab aber nur 66 Todesfälle.<br />
Krebs:<br />
0,2 %<br />
Durchschnittlich erkranken 1800 Kinder jedes Jahr an Krebs.<br />
16 FAMILIE<br />
17<br />
LIEBLINGSDINGE<br />
Alles Liebe<br />
Geschenkideen für Menschen, die<br />
im Alltag einfach unersetzlich sind<br />
SCHOKOLADE<br />
Netter als einfach nur<br />
Pralinen verschenken:<br />
eine persönliche Nachricht,<br />
in Schokolade gegossen.<br />
Schokogrüße mit Wunschtext,<br />
ab 16,90 Euro, z. B.<br />
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GESCHENKE-SPEZIAL<br />
BLUMENSHIRT<br />
Danke sagt man am besten mit<br />
Blumen. Oder mit diesem T-Shirt.<br />
„Flower Shirt Yellow“ von Ryan Trott,<br />
10 Euro, everybodybooks.bigcartel.com<br />
Babysitter*in<br />
TASCHENLAMPE<br />
Schön, wenn einem nach dem<br />
Babysitten ein Marienkäfer den<br />
Weg nach Hause leuchtet.<br />
Dynamo-Taschenlampe „Marienkäfer“,<br />
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FILM<br />
„Zazie“ heißt das<br />
zehnjährige Mädchen,<br />
das in dieser fast<br />
60 Jahre alten, saukomischen<br />
Komödie<br />
von Louis Malle ihre<br />
Aufpasser in den<br />
Wahnsinn treibt.<br />
Z. B. auf DVD,<br />
12 Euro<br />
BÜGEL-PATCH<br />
Ist Ist und und macht macht hübsch: hübsch: Aufnäher „Flying“ „Flying“ von von Bianca Bianca Gómez, Gómez, 7,95 7,95 Euro, Euro, shop-rikiki.de<br />
shop-rikiki.de<br />
NADINE GRUBER, 20, IST BABYSITTERIN AUS WEINHEIM<br />
„Ich mach’ das schon lange und hab’ an Weihnachten auch<br />
schon öfter etwas bekommen. Nötig finde ich es nicht, aber<br />
ich freue mich, vor allem über Selbstgemachtes. Von einer<br />
der drei <strong>Familie</strong>n, bei denen ich regelmäßig bin, habe ich<br />
zum Beispiel mal ein Foto von mir und den Kindern in<br />
einem selbstgebastelten Rahmen bekommen. Schöne<br />
Erinnerung, super Geschenk. Auch kleine Basteleien wie<br />
verzierte Adventskerzen oder selbstgemalte Bilder sind<br />
toll. Eine Freude machen kann man Babysittern außerdem<br />
mit allem, was dabei hilft, Zeit totzuschlagen. Denn<br />
abends, wenn die Kinder im Bett sind, kann es schon mal<br />
langweilig werden. Mit einem guten Film, einem Buch,<br />
einem Packen Magazine oder einem Podcast-Gutschein<br />
kann man mich deshalb sehr glücklich machen.“<br />
GUTSCHEIN<br />
Einfache Bastelidee für<br />
Gutscheine, zum Beispiel<br />
fürs Thermalbad:<br />
Papier falten, Wellen<br />
schneiden, mit Wasserwesen<br />
verzieren.<br />
FOTOS: PR, SANDRA STOLLE<br />
60 FAMILIE<br />
61<br />
FOTOS: PR, iSTOCK<br />
PEACE-WAFFEL<br />
Wenn’s im Kindergarten<br />
mal wieder zu wild wird, hilft<br />
dieses Friedensangebot.<br />
Kleines Waffeleisen<br />
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WENDEPAILETTEN-KISSEN<br />
Damit alle, die im Job täglich über Wendepailletten-Shirts<br />
streicheln, in den Weihnachtsferien nichts vermissen.<br />
Janecrafts-Paillettenkissen, 7,96 Euro, z. B. über amazon.de<br />
Erzieher*in<br />
ANDREAS NIEDDU, 34, IST ERZIEHER IN MÜNCHEN<br />
„Ich bekomme vor Weihnachten oft Geschenke. Von Eltern<br />
meistens Gutscheine fürs Kino oder Bücher. Die dürfen<br />
nicht mehr als 20 Euro gekostet haben – alles, was mehr<br />
wert ist, darf ich nicht annehmen. Ich bin aber ohnehin<br />
kein materialistischer Mensch. Die schönsten Geschenke,<br />
glaube ich, kosten nichts. Wenn mir Kinder mit Kleber<br />
durchtränkte Bilder und selbstgebastelte Kunstwerke<br />
schenken, freut mich das sehr, einfach, weil ich weiß,<br />
dass sie an mich gedacht haben. Genauso schön finde ich<br />
es, wenn Eltern sich daran erinnern, was Weihnachten<br />
eigentlich ist: ein Fest der <strong>Familie</strong>, bei dem alle<br />
zusammenkommen und sich Zeit füreinander nehmen.<br />
Wieso also nicht ein bisschen Aufmerksamkeit schenken?<br />
Das fände ich schön. Ich selbst kaufe keine Geschenke<br />
mehr. Stattdessen lade ich an Weihnachten meine Freunde<br />
und <strong>Familie</strong> zu mir zum Essen ein, und danach schmeiße<br />
ich noch eine Runde Karaoke im Irish Pub. Da singe ich<br />
dann immer ,Azzurro‘ von Adriano Celentano und freue<br />
mich, wenn alle ganz laut mitsingen.“<br />
PERSÖNLICHE STIFTE<br />
Wo viele Leute sind,<br />
herrscht Stifteschwund.<br />
Stifte oder Pinsel einfach mit<br />
Namen versehen lassen.<br />
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TAGEBUCH<br />
Für alle, die es auf den Punkt<br />
bringen wollen: jeden Tag nur eine<br />
Zeile schreiben – dieses Tagebuch<br />
hat Platz für fünf Jahre.<br />
„One Line a Day – A Five-Year<br />
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Den Überblick über das Jahr<br />
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Mit Tafelstickern lassen sich<br />
am besten ein Glas voll selbst-<br />
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OO O OO<br />
Kinder<br />
du<br />
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Erst mal:<br />
2<br />
MEIN HEFT<br />
IST DEIN HEFT<br />
ENDLICH VERSTEHEN: IM ELTERNHEFT AUF SEITE 26 WERDEN GLUBSCHIS ERKLÄRT.<br />
1<br />
... und 1 Heft für Kinder<br />
Erst mal:<br />
Was entsteht,<br />
wenn sich zwei<br />
Tausendfüßler<br />
umarmen?<br />
Ein Reißverschluss<br />
Leonie, 7<br />
Nick hilft einer Nonne aus dem<br />
Bus. Sagt sie freundlich:<br />
sind auch meine Freunde!“<br />
„Vielen Dank, sehr nett von dir!“<br />
– „Bitte sehr. Zorros Freunde<br />
Geht ein Mann zur<br />
Wahrsagerin und klopft<br />
an die Tür. Sagt sie: „Wer<br />
ist da?” Denkt er sich:<br />
„Oh Mann, das geht ja<br />
schon mal gut los!“<br />
Erwin, 10<br />
Emil, 8<br />
Bei <strong>Familie</strong> Schaf<br />
klingelt es an der Tür.<br />
Draußen steht ein<br />
Polizist mit zwei kleinen<br />
Lämmchen: „Wir haben<br />
die beiden im Park<br />
aufgegriffen. Haben<br />
Sie denn gar nicht<br />
gemerkt, dass zwei<br />
Hase, Fuchs und Bär sollen für die<br />
Armee der Tiere gemustert werden.<br />
Natürlich will keiner Soldat werden.<br />
Also müssen sie sich was einfallen<br />
lassen. Zuerst muss der Fuchs ins<br />
Arztzimmer. „Ich schneide mir einfach<br />
vorher den Schwanz ab“, denkt sich<br />
der Fuchs. „Ein Fuchs ohne buschigen<br />
Schwanz wird sicher nicht genommen.“<br />
Gesagt, getan. „Und?“, fragen<br />
die beiden anderen, als er wieder<br />
rauskommt. „Ausgemustert, ein Fuchs<br />
ohne Schwanz geht nicht“, sagt der<br />
Fuchs. Als Zweiter ist der Hase dran.<br />
„Schwanz geht bei mir nicht“, denkt<br />
sich der Hase und schaut auf seinen<br />
Stummelschwanz, „aber vielleicht die<br />
Ohren?“ Gesagt, getan. „Und?“,<br />
fragen die beiden anderen, als er<br />
rauskommt. „Ausgemustert – Hase<br />
ohne Ohren geht nicht“, sagt der<br />
Hase. Als Letztes ist der Bär dran. Der<br />
schaut sich an, kleine Ohren, kleiner<br />
Schwanz, was tun? „Ich hau mir alle<br />
Zähne raus“, denkt sich der Bär. „Ein<br />
Bär ohne gefährliche Zähne wird<br />
sicher nicht genommen.“ Gesagt,<br />
getan. „Und?“, fragen Hase und<br />
Fuchs. „Aufgemuftert“, sagt der Bär<br />
„Tfu dick.“<br />
„Früher war ich<br />
Schulbusfahrer“,<br />
sagt der Bauarbeiter<br />
am Presslufthammer,<br />
„aber ich habe den<br />
Lärm einfach nicht<br />
mehr ausgehalten.“<br />
Anna, 11<br />
Ferdinand, 10<br />
Sagt der Hammer<br />
zum Daumen:<br />
„Schön, dass wir<br />
uns mal wieder<br />
treffen.“<br />
fehlen?“ Mama Schaf:<br />
„Wir versuchen ja alle<br />
durchzuzählen, aber<br />
mittendrin schlafen<br />
wir immer ein!“<br />
Nora, 7<br />
„Mami, möchtest du<br />
ein Eis?“ – „Nein.“ –<br />
„Gut. Jetzt frag<br />
du mich.“<br />
Susi, 6<br />
Peter, 8<br />
Wenn dir eine<br />
Taube aufs<br />
T-Shirt<br />
kackt, sei<br />
nicht sauer.<br />
Freu dich,<br />
dass Hunde<br />
nicht fliegen<br />
Patient: „Herr Doktor, ich<br />
bin so vergesslich geworden.“<br />
Doktor: „Okay, verstehe.“<br />
Patient: „Was verstehen Sie?“<br />
Lehrer: „Jeden Montag<br />
stelle ich euch gleich in der<br />
Früh eine Frage. Wer die<br />
richtig beantworten kann,<br />
hat bis Donnerstag frei!“<br />
Am nächsten Montag fragt<br />
der Lehrer: „Wie viele Liter<br />
Wasser hat das Mittelmeer?“<br />
Keiner weiß es.<br />
Am nächsten Montag fragt<br />
er: „Wie viele Sandkörner<br />
hat die Sahara?“<br />
Wieder weiß es keiner.<br />
Am Montag darauf ist Jim<br />
der Erste im Klassenzimmer.<br />
Er legt einen Euro<br />
aufs Lehrerpult, setzt sich<br />
auf seinen Platz und<br />
wartet. Der Lehrer: „Wem<br />
gehört dieser Euro?“ –<br />
„Mir!“, schreit Jim<br />
Zwei Fliegen sitzen auf<br />
einem Hundehaufen.<br />
Fragt die eine die andere:<br />
„Soll ich dir einen<br />
guten Witz erzählen?“<br />
Darauf die andere:<br />
„Aber bitte nichts<br />
Ekliges. Ich esse<br />
gerade!“<br />
Was frisst<br />
Karotten<br />
und hält die<br />
Wohnung<br />
warm? – Ein<br />
Kaminchen<br />
4 5<br />
Amir, 7<br />
Was hat<br />
vier Beine<br />
und kann<br />
fliegen?<br />
Thea, 7<br />
Elisa, 5<br />
Ein Melonenzüchter ärgert sich<br />
darüber, dass die Kinder aus der<br />
Nachbarschaft immer seine<br />
Melonen klauen. Eines Tages wird<br />
es ihm zu bunt, und er stellt ein<br />
Schild auf: „Vorsicht! Eine der<br />
Melonen ist vergiftet.“ Am Abend<br />
sieht er, wie die Kinder das Schild<br />
lesen und wegrennen. Als er am<br />
nächsten Morgen nachsehen will,<br />
ob wirklich noch alle Melonen da<br />
sind, entdeckt er einen Zettel auf<br />
dem Schild: „Jetzt sind es zwei .“<br />
Leopold, 9<br />
können.<br />
Nepomuk, 8<br />
und springt auf. „Bis<br />
Donnerstag dann.“<br />
Felizitas, 9<br />
Sarah, 6<br />
Tom, 6<br />
Was ist total happy und stinkt?<br />
10<br />
Was fliegt da durchs Weltall?<br />
Zeichnungen: Edouard, Jacques und Salsabel<br />
Mit ihren Untertassen rauschen die Aliens durch die<br />
Luft. Wie sehen sie aus? Du kannst sie mit Stiften,<br />
Fingerabdrücken und etwas Farbe zum Leben erwecken<br />
11<br />
RETTER MIT<br />
GUTEM<br />
RIECHER<br />
Die Prüfung<br />
Bene kann zeigen, was er in seiner Ausbildung gelernt hat.<br />
Bei der Prüfung wird<br />
erst mal ein Mensch<br />
in einer Schneehöhle<br />
versteckt. Der Lawinenhund<br />
muss ihn finden, wie<br />
einen Verschütteten bei<br />
einem echten Einsatz.<br />
D s<br />
Plumpskl<br />
Endlich<br />
verstehen:<br />
Es kracht, stinkt und nervt! Ein<br />
angenehm. Besonders Plumpsklos<br />
nur im Mittelalter, man findet<br />
Klobesuch war früher nicht unbedingt<br />
haben es in sich. Die gab es nicht<br />
sie auch heute noch<br />
Ein kurzer Blick durchs Herz oder den<br />
Mond verrät, ob schon besetzt ist.<br />
Mit ihrer feinen<br />
Nase finden<br />
Lawinenhunde<br />
Menschen, die im<br />
Schnee verschüttet<br />
wurden. Aber wie<br />
wird man überhaupt<br />
Lawinenhund?<br />
Bene muss dafür<br />
zuerst eine Prüfung<br />
bestehen<br />
Text<br />
LISA MEYER<br />
Fotos<br />
STEFAN LOEBER<br />
Bene und sein Herrchen Simon fahren<br />
mit Skiern zu der ungefähren Stelle.<br />
Bene guckt dabei so entspannt, als<br />
würde er in einer Hängematte dösen.<br />
Lawinenhunde können sich im Schnee viel<br />
schneller bewegen als Menschen. Bei der<br />
Rettung von Verschütteten muss es schnell<br />
gehen. Deswegen sind die Hunde so wichtig.<br />
Bene sucht, schnüffelt,<br />
bellt und fängt an zu<br />
graben. Simon ist<br />
immer an seiner Seite<br />
und hilft mit seiner<br />
Schaufel, die Schneemassen<br />
zu beseitigen.<br />
Gerettet!<br />
Bene kriecht in die<br />
Schneehöhle zum<br />
Verschütteten. Seine<br />
feine Nase hat ihn<br />
auch dieses Mal nicht<br />
im Stich gelassen.<br />
Wer geht schon gern aufs Klo? Es<br />
stinkt, kracht und nervt. Manche<br />
sagen: „Ich muss mal kurz auf (die)<br />
Toilette.“ Andere sagen: „Ich geh kacken.“<br />
Aber eigentlich möchte man<br />
das alles gar nicht wissen. Der wunderbarste<br />
Mensch wird irgendwie<br />
peinlich, wenn man ihn sich auf dem<br />
Klo vorstellt. Und dabei ist so ein<br />
modernes Klo gar nicht schlimm.<br />
Wenn man Glück hat, hat es sogar<br />
ein Fenster. In Ländern wie China<br />
oder Indien sieht man noch häufig<br />
Toiletten, bei denen man sich nicht<br />
einmal hinsetzen kann. Da macht<br />
man im Stehen. Und wo es noch nicht<br />
einmal ein Stehklo gibt, muss man<br />
sich ein Loch in den Boden graben, in<br />
das man alles hineinplumpsen lässt.<br />
Ein Plumpsklo eben.<br />
Früher stand fast neben jedem Haus<br />
so ein Plumpsklo. Also ein Häuschen,<br />
darin war eine Bank mit einer runden<br />
Öffnung. Schaute man in die Öffnung,<br />
so blickte man in einen stinkenden,<br />
dunklen Abgrund mit vielen<br />
frischen und weniger frischen Häufchen<br />
drin. Kein schöner Anblick.<br />
Die Wassertoilette, wie wir sie heute<br />
kennen, wurde erst vor etwa 250 Jahren<br />
erfunden. Davor stanken überall<br />
Plumpsklos. Besonders im Sommer.<br />
Selbst wenn man, wie es üblich war,<br />
gegen den Gestank eine Schaufel<br />
mit Kalk hinterherwarf. In dem Kinderbuch<br />
„Immer dieser Michel“ von<br />
Astrid Lindgren wird erzählt, wie<br />
Michel seinen Vater einmal versehentlich<br />
ins Plumpsklo einsperrte. Der Vater<br />
war wirklich nicht zu beneiden.<br />
Das Plumpsklo<br />
(Standardausführung):<br />
1. Kerze: Um ohne Strom nicht<br />
im Dunkeln zu sitzen.<br />
2. Der Klodeckel diente auch<br />
als Rückenlehne.<br />
Andererseits ist so ein abschließbares<br />
Plumpsklo mit „Donnerbalken“<br />
(na, warum heißt der wohl so?) schon<br />
ein Fortschritt verglichen mit dem,<br />
was die Römer hatten. Die saßen auf<br />
dem Klo nämlich nebeneinander und<br />
haben dabei sogar Verträge abgeschlossen.<br />
Wohl heißt es deshalb<br />
heute noch: „Ich gehe ein Geschäft<br />
verrichten.“ Also, darauf hat doch<br />
wirklich niemand Lust: mit Kollegen<br />
oder Lehrern was auf dem Klo zu<br />
besprechen. Später, im Mittelalter,<br />
gab´s dann in den Städten Plumpsklos<br />
auch im ersten Stock. Von dort fiel<br />
alles runter in die Jauchegrube. Damit<br />
wurden dann die Felder gedüngt.<br />
Gute Idee, eigentlich. Pflanzen freuen<br />
sich über so etwas. Und die Wissenschaftler<br />
freuen sich bis heute, dass<br />
es früher so viele Plumpsklos gab.<br />
Weil den Leuten beim Sitzen nämlich<br />
Schlüssel, Schmuck oder Werkzeug<br />
aus der Hose gefallen sind – direkt in<br />
die Sickergrube. Die Wissenschaftler<br />
haben alles ein paar hundert Jahre<br />
später wieder rausgeholt, und nun<br />
kann man sich das alte Zeug frisch<br />
gesäubert im Museum anschauen.<br />
Überhaupt wurden Plumpsklos lange<br />
Zeit auch als Mülltonne benutzt.<br />
Macht das bloß nicht! Aber für die<br />
Wissenschaftler: super! Übrigens gab<br />
es bei uns noch sehr lange in den<br />
Zugtoiletten Plumpsklos. Da hat sich<br />
dann während der Fahrt auf Knopfdruck<br />
einfach eine Klappe geöffnet,<br />
und schon war alles weg. War nur<br />
echt eklig für die Leute, die gleich<br />
neben den Gleisen wohnten. Und<br />
manche Reisende sind, noch ekliger,<br />
auf die Toilette gegangen, während<br />
der Zug noch im Bahnhof stand.<br />
Heute finden sich Plumpsklos vor<br />
allem in Ländern, in denen viele Leute<br />
kein Geld für eine Wasserleitung<br />
haben – wie in Indien oder auf den<br />
Philippinen. Könnten sie sich das leisten,<br />
hätten sie vermutlich Badezimmer<br />
mit Porzellanschüssel, Klobürste<br />
und Toilettenpapier. Und sie hätten<br />
ein sehr, sehr großes Klofenster.<br />
Text<br />
MARTIN ZIPS<br />
Foto:XXXXXXXXX<br />
Fotos: Imago, iStock<br />
Foto: Fotos: XXXXXX Shutterstock (2), iStock, privat, Bo Jansson/Alamy/Mauritius<br />
Brrrrr!!! Brrrrr!!! Ist das kalt!!!<br />
Ein Plumpsklo im Winter.<br />
Die Sickergrube kann man heute auspumpen.<br />
Zum Beispiel mit so einem Lastwagen.<br />
Die gute Bergluft genießen:<br />
auf dem Donnerbalken.<br />
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13<br />
Neugierig,<br />
wie es weiter<br />
geht?<br />
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