und Gewerbegebiet an der Autobahn - Reichenbach
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<strong>Reichenbach</strong>er Anzeiger 8/04, 06.06. 2004<br />
REICHENBACH VERBINDET KONFESSIONEN<br />
KIRCHLICHE NACHRICHTEN<br />
EVANGELISCHER SCHULVEREIN<br />
VOGTLAND<br />
ZU BESUCH IN SCHWEDEN<br />
Uns allen ist sicherlich bewusst, dass sich unser L<strong>an</strong>d <strong>der</strong>zeit in einem gewaltigen Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />
befindet. Mit <strong>der</strong> Globalisierung unserer Märkte befinden wir uns nunmehr im direkten<br />
Wettbewerb mit unseren osteuropäischen Nachbarn <strong>und</strong> schon heute ist deutlich, dass<br />
wir im Bereich des Lohnniveaus nicht konkurrenzfähig sein können. Die weitere wirtschaftliche<br />
Entwicklung unseres L<strong>an</strong>des <strong>und</strong> auch die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region<br />
wird also in Zukunft verstärkt davon abhängen, ob wir es schaffen, <strong>an</strong><strong>der</strong>weitige St<strong>an</strong>dortvorteile<br />
zu stärken, die uns in die Lage versetzen, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.<br />
Ein <strong>der</strong>artiger St<strong>an</strong>dortvorteil könnte <strong>der</strong> Schwerpunkt „Bildung <strong>und</strong> Bildungsentwicklung“<br />
sein. Solide ausgebildete junge Menschen, die über ein Höchstmaß <strong>an</strong> sozialen <strong>und</strong> personellen<br />
Kompetenzen, wie Kreativität, Eigenver<strong>an</strong>twortlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Selbständigkeit<br />
<strong>und</strong> Teamfähigkeit aber auch Neugier <strong>und</strong> Risikobereitschaft, verfügen, bilden<br />
die Gr<strong>und</strong>lage einer ges<strong>und</strong>en gesellschaftlichen Entwicklung.<br />
Lei<strong>der</strong> gehört die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschl<strong>an</strong>d<br />
im Bildungsbereich längst nicht mehr<br />
zur Weltspitze. Wie wir spätestens nach <strong>der</strong><br />
Veröffentlichung <strong>der</strong> PISA- o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />
Tims- Studie wissen, ist unser L<strong>an</strong>d im internationalen<br />
Vergleich allenfalls noch Mittelmaß.<br />
Hier lohnt es sich, einmal zu unseren<br />
sk<strong>an</strong>dinavischen Nachbarn zu schauen, welche<br />
zu den PISA-Siegern gehören.<br />
Auf Einladung <strong>der</strong> Diakonischen Akademie<br />
Berlin bin ich vom 8. bis 15. Mai 2004 nach<br />
Stockholm gereist, um mir gemeinsam mit<br />
Bildungswissenschaftlern <strong>und</strong> Vertretern <strong>der</strong><br />
verschiedenen Bildungsministerien schwedische<br />
Schulen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten <strong>an</strong>zusehen.<br />
Die hierbei gewonnenen Eindrücke<br />
waren überwältigend.<br />
Schweden kennt nicht die parteigeprägten<br />
ideologischen Grabenkämpfe um ein vermeintlich<br />
besseres Bildungssystem. Vielmehr<br />
besteht dort ein gesellschaftlicher<br />
Konsens um die Ver<strong>an</strong>twortung für die<br />
kommenden Generationen. Das gute Bildung<br />
auch Geld kostet, scheint den Schweden<br />
selbstverständlich. Sie investieren im<br />
Schnitt für Bildung das Dreifache wie wir<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Das Motto <strong>der</strong> Schüler<br />
„Ich k<strong>an</strong>n, ich will <strong>und</strong> es ist gut so,<br />
wie ich bin!“<br />
Von Gunnar L<strong>und</strong>gren, Schulleiter <strong>der</strong> Futurum-Schule<br />
in Stockholm, erfuhren wir,<br />
dass er davon ausgeht, dass die Größe eines<br />
Computers in ca. 5 Jahren nur noch<br />
<strong>der</strong> Größe einer Armb<strong>an</strong>duhr entsprechen<br />
wird. Die Schüler/innen werden d<strong>an</strong>n die<br />
Möglichkeit haben, alle wichtigen Informationen<br />
ständig bei sich zu tragen. Es<br />
würde daher keinen Sinn machen, die<br />
Schüler/innen vor<strong>der</strong>gründig mit Wissen<br />
voll zu stopfen.<br />
www.kirche-reichenbach.de.vu<br />
Vielmehr sollten die Schüler/innen in die Lage<br />
versetzt werden, benötigtes Wissen selbständig<br />
zu erfassen <strong>und</strong> komplex <strong>und</strong> aufgabenorientiert<br />
<strong>an</strong>zuwenden. „Ich k<strong>an</strong>n, ich will<br />
<strong>und</strong> es ist gut so, wie ich bin!“, so lautet das<br />
Motto <strong>der</strong> Futurum Schule.<br />
Der schwedische Lehrpl<strong>an</strong> beinhaltet mit<br />
einem Anteil von 40% die Ausprägung sozialer<br />
Kompetenzen. Nur 60% des Lehrpl<strong>an</strong>es<br />
sind <strong>der</strong> reinen Wissensvermittlung gewidmet.<br />
Insgesamt entspricht <strong>der</strong> Umf<strong>an</strong>g<br />
des Lehrpl<strong>an</strong>es <strong>der</strong> Klassenstufen 1-9 in<br />
etwa dem Umf<strong>an</strong>g eines DIN A4 - Schnellhefters.<br />
(In Deutschl<strong>an</strong>d gelten <strong>der</strong>zeit über<br />
2000 verschiedene Lehrpläne!) Schwedische<br />
Kin<strong>der</strong> lernen in den Klassenstufen 1-<br />
9 gemeinsam. Erst d<strong>an</strong>n erfolgt die Trennung<br />
nach berufsorientierter Ausbildung<br />
o<strong>der</strong> Gymnasium.<br />
Schwedische Schulen<br />
sind ein Lernort, <strong>an</strong> dem m<strong>an</strong> sich<br />
wohl fühlt <strong>und</strong> das Lernen wirklich<br />
Freude bereitet.<br />
Großes Augenmerk legen die schwedischen<br />
Lehrer/innen auf eine individuelle För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Schüler/innen in Anerkennung <strong>der</strong> jeweils<br />
unterschiedlichen Persönlichkeiten. So wird<br />
für jeden einzelnen Schüler mit Schulbeginn<br />
<strong>und</strong> unter Mitarbeit des Schülers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Eltern<br />
ein Entwicklungspl<strong>an</strong> erarbeitet. Hierin<br />
wird erfasst, mit welchen Fähigkeiten <strong>der</strong> einzelne<br />
Schüler in die Schule kommt, um dar<strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>knüpfend die weitere Lernentwicklung zu<br />
vereinbaren. Auch wird hierin festgehalten,<br />
in welcher Lernumgebung <strong>der</strong> jeweilige Schüler<br />
beson<strong>der</strong>s gut lernen k<strong>an</strong>n, allein o<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Gruppe, mit Musik o<strong>der</strong> eher ruhig, im<br />
Warmen o<strong>der</strong> eher im Kühlen, in hellen Räumen<br />
o<strong>der</strong> in gemütlichen Ecken. Schwedische<br />
Schulen sind ein Lernort, <strong>an</strong> dem m<strong>an</strong> sich<br />
wohl fühlt <strong>und</strong> das Lernen wirklich Freude<br />
bereitet.<br />
Monatsspruch für Juni<br />
Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig,<br />
seid stark! Alles was ihr tut geschehe in Liebe.<br />
1. Korinther 16, 13 - 14<br />
Ein großes Lernzimmer mit Teeküche, Computerarbeitsplätzen<br />
<strong>und</strong> kleinen Tischgruppen<br />
sowie unzählige fre<strong>und</strong>lich gestaltete Nebenräume<br />
laden geradezu zum Lernen ein. Es gibt<br />
kein gemeinsames Klassenziel, bei dem<br />
leistungsstarke Kin<strong>der</strong> häufig unterfor<strong>der</strong>t<br />
<strong>und</strong> leistungsschwächere Kin<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>t<br />
werden. Es gibt auch keine Klassenverbände,<br />
son<strong>der</strong>n es wird in kleinen Lerngruppen immer<br />
<strong>der</strong> einzelne Schüler im Auge behalten.<br />
Alle 14 Tage werden die Eltern per E-Mail über<br />
den Leistungsst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> informiert,<br />
auch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf <strong>der</strong> Schulhomepage die<br />
aktuellen Hausaufgaben finden. Im halbjährigen<br />
Rhythmus kommen Lehrer, Eltern <strong>und</strong><br />
Schüler zusammen, um die erreichten Ziele<br />
des Entwicklungspl<strong>an</strong>es zu besprechen <strong>und</strong><br />
um die weitere Entwicklung festzuschreiben.<br />
Zensuren gibt es erst ab Klasse 9, d<strong>an</strong>n reichen<br />
aber 3 Benotungsstufen aus: Sehr Gut;<br />
Gut <strong>und</strong> Ziel erreicht.<br />
3 Benotungsstufen:<br />
Sehr Gut; Gut <strong>und</strong> Ziel erreicht.<br />
Dass Bildung nicht erst in <strong>der</strong> Schule beginnt,<br />
haben die Schweden längst erk<strong>an</strong>nt. Schwedische<br />
Kin<strong>der</strong>gärten heißen Vorschulen. In<br />
ihnen wirken Vorschullehrer, die nach einem<br />
verbindlichen <strong>und</strong> l<strong>an</strong>desweit gültigen Lehrpl<strong>an</strong><br />
arbeiten.<br />
Der Besuch schwedischer Schulen hat für mich<br />
deutlich gemacht, warum die PISA-Sieger in<br />
Sk<strong>an</strong>dinavien zu finden sind. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass unsere Bildungspolitiker <strong>und</strong> vielleicht<br />
auch <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Lehrer öfter<br />
den Blick nach Norden wenden.<br />
Christoph Huster, Geschäftsführer<br />
Ev<strong>an</strong>gelischer Schulverein Vogtl<strong>an</strong>d,<br />
e.V.<br />
www.schule-vogtl<strong>an</strong>d.de<br />
Für die Informationen <strong>der</strong> Kirchen, Gemeinden <strong>und</strong> Vereine sind die jeweiligen Träger selbst ver<strong>an</strong>twortlich.