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Leseprobe CONNEXI Kardiologie Ausgabe 4-2018

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<strong>Kardiologie</strong><br />

4-<strong>2018</strong>


The first transcatheter device designed to deliver<br />

The Right Solution<br />

for the Right Side<br />

Edwards Cardioband Tricuspid<br />

Valve Reconstruction System<br />

The first CE Mark approved transcatheter tricuspid annular reduction system<br />

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For professional use. See instructions for use for full prescribing information, including<br />

indications, contraindications, warnings, precautions, and adverse events.<br />

Edwards Lifesciences devices placed on the European market meeting the essential requirements<br />

referred to in Article 3 of the Medical Device Directive 93/42/EEC bear the CE marking of conformity.<br />

Cardioband Systems are manufactured by Valtech Cardio Ltd. for Edwards Lifesciences.<br />

Edwards, Edwards Lifesciences, the stylized E logo, and Cardioband are trademarks of Edwards<br />

Lifesciences Corporation or its affiliates.<br />

© <strong>2018</strong> Edwards Lifesciences Corporation. All rights reserved. E8326/07-18/TMTT<br />

Edwards Lifesciences • Route de l’Etraz 70, 1260 Nyon, Switzerland • edwards.com


EDITORIAL<br />

Liebe Leser,<br />

dass Präventionsmaßnahmen mit intensiven<br />

persönlichen Fortbildungen nicht nur Menschen<br />

mit einem hohen Bildungsgrad erreichen, zeigte<br />

sich eindrucksvoll in der IPP-Studie (Intensives<br />

Präventions-Programm nach akutem Myokardinfarkt<br />

in Nordwest-Deutschland des Bremer Instituts<br />

für Herz- und Kreislaufforschung). Für die<br />

Studie wurden über 300 Patienten randomisiert<br />

aufgeteilt in eine Gruppe mit Standardversorgung<br />

und in eine mit intensivem Präventionsprogramm.<br />

Untersucht wurde, wie die Effekte einer kardiologischen<br />

Rehabilitation langfristig gehalten oder<br />

sogar verbessert werden können (IPP-Präventions-<br />

Summenscore aus den Risikofaktoren Rauchen,<br />

LDL-Cholesterin, körperliche Aktivität, Blutdruck,<br />

BMI und HbA1c). Nach einem Jahr wies die Studie,<br />

wenig überraschend, eine deutliche und hochsignifikante<br />

Verbesserung der kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren durch IPP im Vergleich zur Standardversorgung<br />

nach.<br />

Je nach Schulabschluss gab es enorme Unterschiede<br />

bei den Risikofaktoren. Sehr eindrücklich konnte<br />

das für das LDL-Cholesterin gezeigt werden. Patienten<br />

mit Abitur hatten mit 115 ± 38 mg/dl die niedrigsten<br />

Ausgangswerte, mit 134 ± 33 mg/dl bereits<br />

deutlich höher lagen die Pa tienten mit Realschulabschluss,<br />

das Schlusslicht in diesem Vergleich bildeten<br />

die Hauptschüler. Sie hatten mit 137 mg/dl<br />

± 42 mg/dl die höchsten LDL-Cholesterin-Werte,<br />

waren darüber hinaus körperlich weniger aktiv<br />

und häufiger Raucher.<br />

Womit die Initiatoren der Studie nicht gerechnet<br />

hatten: Ausgerechnet die Patienten mit Hauptschulabschluss<br />

mit ihrem ungünstigen Risikoprofil,<br />

von denen man womöglich angenommen hatte,<br />

sie ließen sich durch eine intensive Fortbildung nur<br />

schwer adressieren, profitierten in besonderem<br />

Maße von den Präventionsmaßnahmen und zeigten<br />

im Vergleich zu den Patienten mit Abitur und<br />

Realschulabschluss die deutlichste Verbesserung.<br />

Gesundheitschancen und Krankheitsrisiken sind<br />

sozial ungleich verteilt. Menschen mit einem niedrigen<br />

sozioökonomischen Status haben ein vergleichsweise<br />

höheres Risiko, krank zu werden und<br />

deutlich früher zu sterben. Dieser Zusammenhang<br />

besteht nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

sondern in einem hohen Ausmaß<br />

auch in Deutschland trotz seiner relativ gut ausgebauten<br />

sozialen Sicherungssysteme. Die sozial<br />

ungleiche Verteilung von Gesundheitsrisiken und<br />

-ressourcen spielt in der aktuellen Diskussion über<br />

gesellschaftliche Solidarität, Teilhabe und Chancengerechtigkeit<br />

eine entscheidende Rolle. Die<br />

hier zitierte Studie zeigt sehr gut, dass eine aktive<br />

vorurteilsfreie Präventionsmedizin hier für einen<br />

Ausgleich sorgen kann.<br />

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse bei der<br />

Lektüre.<br />

Berlin, August <strong>2018</strong><br />

Anja Lamprecht<br />

anja.lamprecht@thepaideiagroup.com<br />

Herzlichst Anja Lamprecht<br />

Verlegerin<br />

3


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Editorial 3<br />

Anja Lamprecht<br />

Geleitwort 6<br />

Wie die <strong>Kardiologie</strong> unser Leben verlängert<br />

Thrombo-Inflammation 20<br />

Thrombozyten im akuten Schlaganfall<br />

Guido Stoll<br />

SGLT2-Inhibition bei Herzinsuffizienz 8<br />

Wirken antidiabetische Medikamente bei<br />

chronischer Herzinsuffizienz kardioprotektiv?<br />

Andreas Rieth<br />

Diagnostik und Therapie 23<br />

Personalisierte Medizin in der <strong>Kardiologie</strong><br />

Brenda Gerull<br />

Komplikationen und Komorbiditäten 12<br />

Diabetes mellitus – Neue Therapien, die renale<br />

und kardiovaskuläre Endpunkte reduzieren<br />

Stress<br />

Leaky gut<br />

Gingivitis<br />

Thrombozyten<br />

Übergewicht<br />

T-Zell-<br />

Dysfunktion<br />

chronische<br />

Inflammation<br />

Krebs<br />

Depression<br />

kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen<br />

SDF1/CXCR4/CXCR7-Achse 16<br />

Thrombozyten und Inflammation<br />

Dominik Rath und Meinrad Gawaz<br />

Edwards Cardioband Mitralklappen-<br />

Rekonstruktionssystem 28<br />

Eine interventionelle Therapie zur Behandlung<br />

der sekundären Mitralklappeninsuffizienz<br />

Proteinkinasen 32<br />

Potenzielle Zielproteine bei chronischer<br />

Herzinsuffizienz?<br />

Kristina Lorenz<br />

4


Zell-Gefäß-Interaktionen 34<br />

Moderne Fluoreszenzbildgebung des<br />

ischämischen Schlaganfalls<br />

Katrin Heinze und David Stegner<br />

Geschlechtsunterschiede bei KHK 42<br />

Frauen und Männer nicht über<br />

einen Kamm scheren<br />

Herzklappenersatz per Katheter 45<br />

Niedrigere Krankenhaussterblichkeit als bei<br />

chirurgischen Klappeneingriffen<br />

Kardiale Kontraktionsmodulation (CCM) 46<br />

FIX-HF-5C-Studie: eine Zusammenfassung<br />

CCM-Reg 48<br />

Registerdaten aus dem Praxisalltag<br />

Atherosklerose 36<br />

Inflammation – Hoffnung oder Irrweg<br />

der Vasoprotektion?<br />

Karsten Grote und Bernhard Schieffer<br />

Alphabetisches Verzeichnis der Autoren 50<br />

Impressum 51<br />

Pro domo 51<br />

Thrombo-Inflammation 39<br />

Die Rolle der T-Zellen beim ischämischen<br />

Schlaganfall<br />

Christoph Kleinschnitz<br />

Das Titelbild zeigt die strukturelle Organisation von Faserbündeln des Herzmuskels in einem Schweineherzen.<br />

Zu sehen sind die Muskeln der rechten und linken Herzkammer. Der Verlauf der Muskelfasern wurde aus dem<br />

Diffusionskoeffizienten von Wassermolekülen entlang der Muskelfasern berechnet, der mit einem Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographen<br />

gemessen wurde. Aus einer Verknüpfung der Richtungsinformation in<br />

benachbarten Bildpunkten wurde anschließend der Verlauf der Faserbündel berechnet. Dies bezeichnet man als<br />

Fibertracking. Die Farbkodierung der Fasern beschreibt die Richtung des Faserverlaufes (rot: links-rechts, grün:<br />

vorne-hinten, blau: oben-unten), wobei Fasern je nach Ausrichtung auch Kombinationen dieser Farben zeigen.<br />

Copyright: David Lohr/Laura Schreiber (DZHI)<br />

5


GELEITWORT<br />

Wie die <strong>Kardiologie</strong> unser Leben verlängert<br />

Dass die Lebenserwartung in Deutschland weiter ansteigt und aktuell bei neugeborenen Jungen ca. 78 Jahre<br />

und bei neugeborenen Mädchen ca. 83 Jahre beträgt, dafür seien maßgeblich auch die diagnostischen und<br />

therapeutischen Fortschritte in der modernen Herzmedizin mitverantwortlich“, sagte Prof. Dr. Hugo Katus,<br />

Kardiologe aus Heidelberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong> (DGK) anlässlich der<br />

84. Jahrestagung der DGK im April <strong>2018</strong> in Mannheim.<br />

CONFERENCES<br />

Unter anderem verringerte sich gegenüber dem<br />

Beginn der 1990er-Jahre bis zum Jahr 2015 die<br />

Herzinfarkt-Sterbeziffer in Deutschland bei Männern<br />

um 67,6 % und bei Frauen um 57,3 %. Im<br />

Jahr 1990 verstarben hierzulande noch 85.625<br />

Menschen an einem Herzinfarkt, 2015 waren es<br />

49.210. Dennoch sind Herzkrankheiten in Deutschland<br />

noch immer die Todesursache Nummer Eins.<br />

Eine Ursache der hohen Sterblichkeit sei, dass<br />

der nach wie vor verbreitete, von Übergewicht,<br />

Bewegungsarmut und Rauchen geprägte Lebensstil<br />

viele Fortschritte der <strong>Kardiologie</strong> wieder neutralisiere.<br />

Kritisch zu sehen sei auch, dass häufig<br />

Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, ungünstige<br />

Cholesterinwerte und hohe Blutzuckerspiegel zu<br />

lange unerkannt bleiben, weil viele Menschen sich<br />

nicht untersuchen lassen.<br />

Herzinsuffizienz: Sinkende<br />

Sterblichkeit trotz steigender<br />

Fallzahlen<br />

Laut Daten des Deutschen Herzberichts 2017<br />

war die Herzinsuffizienz 2016 in Deutschland<br />

die häufigste Hauptdiagnose der in einem Krankenhaus<br />

vollstationär behandelten Patienten.<br />

Stationäre Krankenhauseinweisungen von Patienten<br />

mit Herzinsuffizienz sind im Jahr 2016 mit<br />

518 pro 100.000 Einwohner gegenüber dem Jahr<br />

2015 um 2 % angestiegen. Der Wert bei Frauen<br />

lag 2016 mit 525 über jenem der Männer (506).<br />

Von 1995 auf 2016 verdoppelte sich die vollstationäre<br />

Hospitalisationsrate bei Herzinsuffizienz.<br />

„Die vermuteten Ursachen dieser Entwicklung<br />

sind vielfältig: zunehmendes Lebensalter, längeres<br />

Leben mit der kardialen Grunderkrankung und<br />

wirksamere Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Prof.<br />

Katus. „Viele Patienten überleben heute andere<br />

Herzkrankheiten, leben deshalb länger und bekommen<br />

in einer späteren Lebensphase eine Herzinsuffizienz.“<br />

So ist die Zahl der Gestorbenen mit<br />

Todesursache Herzinsuffizienz in den vergangenen<br />

Jahrzehnten kontinuierlich gefallen: Von 65.377 im<br />

Jahr 1990 auf 47.414 im Jahr 2015. Dass sie zuletzt<br />

von 44.551 (2014) auf 47.414 (2015) wieder etwas<br />

angestiegen ist, hat als eine mögliche Ursache die<br />

älter werdende Gesellschaft, so Prof. Katus.<br />

Durch Verzicht auf<br />

Früherkennung bleiben viele<br />

Krankheiten unerkannt<br />

Grundlagenforschung wieder GROSS<br />

schreiben<br />

„Da wir Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer besser<br />

in den Griff bekommen, entsteht in der Öffentlichkeit<br />

und bei politischen Entscheidungsträgern<br />

der Eindruck, dass in diesem Bereich bereits alles<br />

geklärt sei“, glaubt Prof. Dr. Thomas Eschenhagen<br />

aus Hamburg, Tagungspräsident der 84. Jahrestagung<br />

der DGK. Dabei werde gerne vergessen, dass<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor zu den<br />

häufigsten Todesursachen zählen. Zudem steige,<br />

6


GELEITWORT<br />

im Gegensatz zu Krebs, die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

mit dem Alter kontinuierlich an,<br />

auch die Risikofaktoren Diabetes und Übergewicht<br />

nähmen weltweit nach wie vor zu. „Außerdem verstehen<br />

wir nach wie vor nicht alle Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen gut“, so Eschenhagen. Der Facharzt<br />

Herzkrankheiten in<br />

Deutschland sind noch<br />

immer die Todesursache<br />

Nummer Eins<br />

für Pharmakologie und Toxikologie sowie Klinische<br />

Pharmakologie spricht sich dafür aus, die Grundlagenforschung<br />

weiter intensiv zu fördern.<br />

Im Bereich der personalisierten Medizin bestehe<br />

die Hoffnung, durch die Auswertung großer Datenmengen<br />

(Big Data) individuelle Charakteristika<br />

frühzeitig erkennen und dadurch Krankheiten<br />

auch individuell therapieren zu können. „Beispielhaft<br />

stehen dafür die angeborenen Herzkrankheiten“,<br />

so Prof. Eschenhagen. Wenn etwa schon<br />

früh festgestellt werden kann, ob jemand an einer<br />

hypertrophen oder einer dilatativen Kardiomyopathie<br />

leidet, so könnte man auch schon frühzeitig<br />

in die eine oder andere Richtung behandeln. Prof.<br />

Eschenhagen: „Wir könnten uns vom jetzt vorherrschenden<br />

‚One-for-all-Prinzip‘ verabschieden,<br />

das in der Regel erst viel später mit der Therapie<br />

einsetzt.“<br />

Der rasche Fortschritt bei Genom-Editing-<br />

Technologien bietet eine neue Plattform für<br />

Behandlungsmöglichkeiten verschiedenster kardiologischer<br />

Erkrankungen. Die Genschere CRISPR/<br />

Cas9, die die Gentechnik schon jetzt revolutioniert<br />

hat, ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen<br />

Instrument geworden. Das CRISPR/Cas9-System<br />

ist dabei äußerst effizient, einfach zu konfigurieren,<br />

hochspezifisch und gut geeignet für die<br />

Hochdurchsatz- und Multiplex-Genbearbeitung<br />

bei unterschiedliche Anwendungen. Mit Genom-<br />

Editierung kann man heute mit hoher Präzision<br />

und Effektivität Gensequenzen manipulieren und<br />

möglicherweise auch angeborene Gendefekte –<br />

etwa Kardiomyopathien – behandeln und zu einer<br />

definitiven Gentherapie kommen.<br />

Hoffnung auf echte Erneuerung der<br />

Herzmuskelfunktion<br />

Ein großes Thema der <strong>Kardiologie</strong>, bleibe die<br />

Regeneration des Herzmuskels. Jede Herzmuskelzelle,<br />

die im Laufe des Lebens vereinzelt oder bei<br />

Herzinfarkten in großer Zahl stirbt, ist definitiv<br />

verloren. Daher arbeitet die Forschung intensiv an<br />

Methoden, die sehr niedrige natürliche Regenerationsrate,<br />

die weniger als 1 % pro Jahr beträgt, zu<br />

stimulieren oder aus Stammzellen neue Herzmuskelzellen<br />

zu gewinnen und diese als Zellsuspension<br />

oder als Herzmuskelflicken in geschädigte Herzen<br />

einzubringen. Nach den eher enttäuschenden<br />

Ergebnissen der Knochenmarkzelltherapie gibt es<br />

hier zum Beispiel mit den pluripotenten Stammzellen<br />

neue berechtigte Hoffnung auf echte Erneuerung<br />

der Herzmuskelfunktion.<br />

Referenzen:<br />

1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/273406/<br />

umfrage/entwicklung-der-lebenserwartung-bei-geburt-<br />

-in-deutschland-nach-geschlecht/<br />

2. Deutscher Herzbericht 2017<br />

Quellen:<br />

1. Deutsche Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong> – Herz und Kreislaufforschung<br />

e.V. (DGK)<br />

2. Pressekonferenzen „84. Jahrestagung der DGK“ im April<br />

<strong>2018</strong> in Mannheim<br />

Redaktion: Rüdiger Zart<br />

CONFERENCES<br />

7


SGLT2-INHIBITION BEI HERZINSUFFIZIENZ<br />

Wirken antidiabetische Medikamente bei<br />

chronischer Herzinsuffizienz kardioprotektiv?<br />

Andreas Rieth, Bad Nauheim<br />

Diabetes mellitus ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HI). Herzinsuffizienz-Patienten<br />

leiden zu 24–40 % an Diabetes mellitus, und dieser erhöht das Hospitalisationsrisiko<br />

um 30 %. [1]. Medikamente zur Behandlung eines Diabetes mellitus können einen günstigen oder<br />

ungünstigen Einfluss auf eine Herzinsuffizienz ausüben (Tabelle 1), wobei es hierzu praktisch keine gezielten<br />

randomisierten, kontrollierten Studien gibt [2]. Die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) zur<br />

Herzinsuffizienz von 2016 enthalten dementsprechend nur wenige Empfehlungen zur antidiabetischen<br />

Therapie bei Herzinsuffizienz: eine Kontraindikation (III-A) für Thiazolidindione (Glitazone) und eine Empfehlung<br />

(IIa-C) für Metformin. Unter dem Gesichtspunkt der HI-Prophylaxe und Prognoseverbesserung wird<br />

an anderer Stelle Empagliflozin, ein SGLT2-Inhibitor, empfohlen (IIa-B) [3].<br />

CONFERENCES<br />

SGLT2-Inhibition bei<br />

Herzinsuffizienz<br />

Das Therapieprinzip der SGLT2-Inhibition wurde<br />

bereits 1999 eingeführt. Jedoch erst seit der Veröffentlichung<br />

der EMPA-REG OUTCOME-Studie im<br />

Jahr 2014 [5] ist es zu einem stark anwachsenden<br />

Interesse an dieser Stoffgruppe mit einer Vielzahl von<br />

Publikationen (>200 im Jahr 2017, Pubmed-Recherche)<br />

gekommen. Der wiederholt beobachtete positive<br />

Effekt auf Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2DM)<br />

mit Herzinsuffizienz führte zu einer anhaltenden<br />

Stimulation der Forschung zu SGLT2-Hemmstoffen<br />

(u. a. Canagliflozin, Dapagliflozin, Empagliflozin).<br />

Fakten aus klinischen Studien<br />

Aus den vielfältigen, in Diskussion befindlichen<br />

Wirkmechanismen der SGLT2-Hemmer ergeben<br />

sich große Hoffnungen auf neuartige Behand-<br />

8


SGLT2-INHIBITION BEI HERZINSUFFIZIENZ<br />

Tabelle 1: Antidiabetische Medikamente mit Auswirkungen<br />

auf Herzinsuffizienz (modifiziert nach [1, 4]).<br />

Wirkstoff<br />

Einsatz<br />

bei Herzinsuffizienz<br />

Natrium-Glucose-Kotransporter<br />

2<br />

(SGLT2)-Inhibi<br />

toren<br />

Dipeptidylpeptidase-4<br />

(DPP4)-Inhibitoren<br />

Glucagon-<br />

Like-Peptide-1<br />

(GLP1)-<br />

Rezeptoragonisten<br />

Thiazolidindione<br />

(Glitazone)<br />

Kardialer<br />

Effekt<br />

Multiple<br />

Effekte in<br />

Erforschung<br />

Renaler<br />

Effekt<br />

Natriurese<br />

Natriurese<br />

Wirkmechanismen der SGLT2-Hemmstoffe<br />

In den Nieren wird nahezu die gesamte Glukose,<br />

die sich im glomerulären Primärfiltrat<br />

befindet, im proximalen Tubulus durch die<br />

Natrium-Glukose-Cotransporter (SGLT) 1 und<br />

2 (zu 90 %) reabsorbiert. Durch eine SGLT2-<br />

Hemmung kommt es zur Glukosurie und damit<br />

zu einer Reduktion des Blutzuckerspiegels.<br />

Über die damit einhergehende Natriurese entsteht<br />

auch ein diuretischer Effekt, der zur Volumenreduktion<br />

und Blutdrucksenkung führt.<br />

Im Unterschied zu herkömmlichen Diuretika<br />

scheint hierbei ein erwünschter nephroprotektiver<br />

Effekt aufzutreten [6]. Bei weiteren pleiotropen<br />

Effekten der SGLT2-Inhibition handelt<br />

es sich vielfach um attraktive, aber noch nicht<br />

ausreichend in klinischen Studien erforschte<br />

Hypothesen (Tabelle 2) [7–10].<br />

Ja<br />

Chrono tropieì Natriurese Ja<br />

Inotropieì<br />

Insulin Inotropieì Natriumretention<br />

Mit<br />

Vorsicht<br />

Natriumretention<br />

Kontraindiziert<br />

(Ja)<br />

Tabelle 2: Diskutierte Wirkmechanismen der SGLT2-<br />

Inhibition bei Herzinsuffizienz.<br />

• Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdrucks<br />

(ohne Herzfrequenzanstieg)<br />

• Natrium- und Flüssigkeitsverlust (Osmotische Diurese und<br />

Natriurese, ohne Hyperkaliämie)<br />

• Gewichtsverlust (Reduktion der viszeralen Fettmasse)<br />

• Aufrechterhaltung der Nierenfunktion<br />

• Reduktion des Harnsäurespiegels und des oxidativen<br />

Stresses<br />

• Erhöhung des Hämatokrits (verstärkte Sauerstofffreisetzung)<br />

• Reduktion einer Sympathikus-Überaktivität durch Suppression<br />

der renalen Signalübertragung zum Gehirn<br />

• Reduktion von Inflammation und arterieller Steifigkeit<br />

durch Leptin-Antagonismus<br />

• Positiver Einfluss auf den kardialen Metabolismus (Ketonhypothese)<br />

lungsansätze zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz.<br />

Die Faktenlage ist zwar bisher günstig,<br />

jedoch bei weitem noch nicht ausreichend belastbar<br />

im Hinblick auf einen spezifischen Einsatz bei<br />

der primären Indikation Herzinsuffizienz.<br />

Die hauptsächliche Studienevidenz stammt<br />

bislang aus zwei großen randomisierten, kontrollierten<br />

Studien, der EMPA-REG OUTCOME-Studie<br />

(Empagliflozin) [5] und dem CANVAS-Programm<br />

(Canagliflozin) [1, 11]. In beiden Studien wurden<br />

primär Patienten mit Typ-2-Diabetes eingeschlossen.<br />

Eine vorbestehende Herzinsuffizienz hatten in<br />

der EMPA-REG OUTCOME-Studie 10,2 % der Patienten<br />

und in CANVAS 14,4 %. Unter Empagliflozin<br />

kam es im Vergleich zur Placebogruppe nach drei<br />

Jahren Therapie zu einer signifikanten Reduktion<br />

der kardiovaskulären Mortalität um absolut 2,2 %,<br />

der Gesamtsterblichkeit um 2,6 % und der Hospitalisierung<br />

aufgrund von HI um 1,4 %.<br />

Unter Canagliflozin kam es zu einer signifikanten<br />

Reduktion des primären Studienendpunktes<br />

(u.a. kardiovaskulärer Tod) um absolut 4,6 %. In<br />

CONFERENCES<br />

9


SGLT2-INHIBITION BEI HERZINSUFFIZIENZ<br />

CONFERENCES<br />

der HI-Subgruppe betrug die absolute Risikoreduktion<br />

9,2 % (nicht präspezifiziert). In beiden Studien<br />

wirkte sich die Verumtherapie sehr günstig auf die<br />

Nierenfunktion aus. Diese positiven Studienergebnisse<br />

bilden eine solide Grundlage für die oben<br />

genannnte Leitlinienempfehlung.<br />

Ausblick<br />

Dr. med. Andreas Rieth<br />

a.rieth@kerckhoff-klinik.de<br />

Eine profunde Analyse der EMPA-REG OUT-<br />

COME-Daten zeigt jedoch auch, dass aus dieser<br />

Studie eine spezifische Therapie der Herzinsuffizienz<br />

per se mit SGLT2-Inhibitoren bei weitem nicht<br />

abgeleitet werden kann [12]. Hierzu müssen die<br />

Ergebnisse weiterer, aktuell durchgeführter Studien<br />

abgewartet werden. Allerdings untersuchen<br />

nur einige wenige gezielt HI-Patienten auch ohne<br />

DM [8]. Bei der Bewertung wird auch auf das<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnis der relativ neuartigen<br />

Substanzen zu achten sein, denn unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen der Gliflozine wie urogenitale<br />

Infektionen oder schwere Ketoazidosen sind<br />

durchaus nicht zu vernachlässigen [6].<br />

Referenzen<br />

1. Fitchett DH, Udell JA, Inzucchi SE. Heart failure outcomes<br />

in clinical trials of glucose-lowering agents in patients<br />

with diabetes. Eur J Heart Fail 2017; 19: 43–53.<br />

2. Seferovic PM, Petrie MC, Filippatos GS et al. Type 2 diabetes<br />

mellitus and heart failure: a position statement from<br />

the Heart Failure Association of the European Society of<br />

Cardiology. Eur J Heart Fail <strong>2018</strong>; 20: 853–72.<br />

3. Ponikowski P, Voors AA, Anker SD et al. 2016 ESC Guidelines<br />

for the diagnosis and treatment of acute and chronic<br />

heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment<br />

of acute and chronic heart failure of the European<br />

Society of Cardiology (ESC)Developed with the special<br />

contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the<br />

ESC. Eur Heart J 2016; 37: 2129–00.<br />

4. Packer M. Is the way to someone‘s heart through their stomach?<br />

The cardiorenal paradox of incretin-based hypoglycemic<br />

drugs in heart failure. Circ Heart Fail 2017 Oct;<br />

10(10). pii: e004551.<br />

5. Zinman B, Wanner C, Lachin JM et al. Empagliflozin, cardiovascular<br />

outcomes, and mortality in type 2 diabetes. N<br />

Engl J Med 2015; 373(22): 2117–28.<br />

6. Lytvyn Y, Bjornstad P, Udell JA et al. Sodium Glucose<br />

Cotransporter-2 Inhibition in Heart Failure: Potential<br />

Mechanisms, Clinical Applications, and Summary of Clinical<br />

Trials. Circulation 2017; 136(17): 1643–58.<br />

7. Kaplan A, Abidi E, El-Yazbi A et al. Direct cardiovascular<br />

impact of SGLT2 inhibitors: mechanisms and effects.<br />

Heart Fail Rev <strong>2018</strong>; 23(3): 419–37.<br />

8. Sano M. A new class of drugs for heart failure: SGLT2 inhibitors<br />

reduce sympathetic overactivity. J Cardiol <strong>2018</strong>; 71:<br />

471–6.<br />

9. Packer M. Do sodium-glucose co-transporter-2 inhibitors<br />

prevent heart failure with a preserved ejection fraction by<br />

counterbalancing the effects of leptin? A novel hypothesis.<br />

Diabetes Obes Metab <strong>2018</strong>; 20(6): 1361–6.<br />

10. Tschöpe C, Birner C, Böhm M et al. Heart failure with preserved<br />

ejection fraction: current management and future<br />

strategies: Expert opinion on the behalf of the Nucleus of<br />

the “Heart Failure Working Group” of the German Society<br />

of Cardiology (DKG). Clin Res Cardiol <strong>2018</strong>; 107(1): 1–19.<br />

11. Neal B, Perkovic V, Mahaffey KW et al. Canagliflozin and<br />

Cardiovascular and Renal Events in Type 2 Diabetes. N Engl<br />

J Med 2017; 377(7): 644–57.<br />

12. Butler J, Anker SD. The ethics of conducting clinical trials<br />

with sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors in heart<br />

failure: Is placebo assignment justified in patients with<br />

comorbid diabetes mellitus and heart failure? Circulation<br />

2017; 136(16): 1459–61.<br />

10


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1 vs. Baseline. Diedrichs et al. J Clin Exp Cardiolog 2015;6:12.<br />

2 Chaitman BR et al. JAMA 2004;291:309–316 (CARISA-Studie).<br />

3 www.khk.versorgungsleitlinien.de, nvl-004, Kapitel 7: Modul Medikamentöse Therapie: Ranolazin kann alternativ zur Therapie der Angina pectoris bei Unverträglichkeit oder Kontraindikation<br />

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Ranexa® 375 mg Retardtabletten, Ranexa® 500 mg Retardtabletten,<br />

Ranexa® 750 mg Retardtabletten. Wirkstoff: Ranolazin. Zusammensetzung:<br />

Eine Retardtablette enthält 375 mg, 500 mg bzw. 750 mg Ranolazin;<br />

sonstige Bestandteile: Carnaubawachs, Hypromellose, Magnesiumstearat,<br />

Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), mikrokristalline Cellulose, Natriumhydroxid,<br />

Titandioxid; Ranexa 375 mg zusätzlich: Macrogol, Polysorbat 80,<br />

Indigotin-Aluminium-Farblack (E132); Ranexa 500 mg zusätzlich: Macrogol,<br />

Polyvinylalkohol (teilweise hydrolysiert), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H₂O (E172),<br />

Eisenoxide und -hydroxide (E172), Talkum; Ranexa 750 mg zusätzlich: Glyceroltriacetat,<br />

Laktose-Monohydrat, Brillantblau FCF-Aluminium-Farblack (E133),<br />

Tartrazin-Aluminium-Farblack (E102). Anwendungsgebiete: Ergänzungstherapie<br />

zur symptomatischen Behandlung von erw. Patienten mit stabiler<br />

Angina pectoris, die unzureichend behandelt sind oder antianginöse Mittel der<br />

ersten Wahl (wie Betablocker und/oder<br />

Calcium antagonisten) nicht tolerieren.<br />

Gegenanzeigen: Überempfind lichkeit<br />

gg. den Wirkstoff oder einen der sons tigen Bestandteile, schwere Nierenfunktionsstörungen<br />

(Kreatinin-Clearance < 30 ml/min), mäßige oder schwere Leberfunktionsstörungen,<br />

begleitende Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren<br />

(z. B. Itraconazol, Ketoconazol, Voriconazol, Posaconazol, HIV-Proteasehemmer,<br />

Clarithromycin, Telithromycin, Nefazodon), begleitende Anwendung von Antiarrhythmika<br />

der Klasse Ia (z. B. Chinidin) oder Klasse III (z. B. Dofetilid, Sotalol)<br />

mit Ausnahme von Amiodaron. Schwangerschaft: Kontraindiziert, es sei denn<br />

eindeutig erforderlich. Stillzeit: Kontraindiziert. Nebenwirkungen: Häufig:<br />

Schwindel, Kopfschmerzen, Obstipation, Erbrechen, Übelkeit, Asthenie. Gelegentlich:<br />

Anorexie, verminderter Appetit, Dehydratation, Beklemmung, Insomnie,<br />

Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, Lethargie, Synkope, Hypästhesie,<br />

Somnolenz, Tremor, orthostatischer Schwindel, Parästhesie, verschwommenes<br />

Sehen, Sehstörung, Doppeltsehen, Vertigo, Tinnitus, fliegende Hitze, Hypotonie,<br />

Dyspnoe, Husten, Epistaxis, Bauchschmerzen, Mundtrockenheit, Dyspepsie,<br />

Flatulenz, Magenbeschwerden, Pruritus, Hyperhidrose, Schmerz in den Extremitäten,<br />

Muskelkrampf, Gelenkschwellung, Muskelschwäche, Dysurie, Hämaturie,<br />

Chromaturie, Müdigkeit, peripheres Ödem, Blut-Kreatinin erhöht, Blutharnstoff<br />

erhöht, verlängertes korrigiertes QT-Intervall, Thrombozyten- oder Leukozytenzahl<br />

erhöht, vermindertes Gewicht. Selten: Hyponatriämie, Desorientiertheit, Amnesie,<br />

Bewusstseinsverminderung, Bewusstlosigkeit, gestörte Koordination, Gangstörungen,<br />

Parosmie, eingeschränktes Hörvermögen, periphere Kälte, orthostatische<br />

Hypotonie, Engegefühl im Rachen, Pankreatitis, erosive Duodenitis, orale Hypästhesie,<br />

Angioödem, allergische Dermatitis, Urtikaria, kalter Schweiß, Ausschlag,<br />

akutes Nierenversagen, Harnretention, erektile Dysfunktion, Leberenzymwerte<br />

erhöht. Weiterhin: Geringfügige, klinisch nicht signifikante reversible Erhöhungen<br />

der Serumkreatininspiegel. Warnhinweise (nur Ranexa 750 mg): Enthält Laktose<br />

und den Farbstoff Tartrazin (E102). Verschreibungspflichtig. Weitere Einzelheiten<br />

enthalten die Fach- und Gebrauchsinformation, deren aufmerksame<br />

Durchsicht empfohlen wird. MENARINI INTERNATIONAL OPERATIONS LUXEM-<br />

BOURG S.A. Örtlicher Vertreter für<br />

Deutschland: BERLIN-CHEMIE AG,<br />

12489 Berlin. (Stand 11.2015)


KOMPLIKATIONEN UND KOMORBIDITÄTEN<br />

Diabetes mellitus – Neue Therapien,<br />

die renale und kardiovaskuläre<br />

Endpunkte reduzieren<br />

Diabetes Typ 2 und kardiovaskuläre Erkrankungen sind sehr oft vergesellschaftet. Was gilt es bei der<br />

Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit Herzerkrankung zu beachten? Eine leitliniengerechte Behandlung<br />

mit RAS-Hemmstoffen und Acetylsalicylsäure, wenn nur diese indiziert sind, führt bei etwa 80 % der<br />

Pa tienten mit dieser Kombination von Erkrankungen zu einer effektiven Therapie wie Professor Christoph<br />

Wanner im Rahmen des Symposiums Prävention der Herzinsuffizienz und ihrer Komplikationen in Würzburg<br />

im Oktober 2017 berichtete. Benötigen die Patienten zusätzlich ein Statin, lässt sich nur noch bei 75 % ein<br />

Therapieerfolg erreichen, und wird die zusätzliche Verordnung von Betablockern, Kalziumantagonisten und<br />

Diuretika notwendig, dann sind nur noch 50 % der Patienten optimal einzustellen.<br />

CONFERENCES<br />

Dennoch sollten zunächst immer diese bewährten<br />

Arzneimittel verordnet werden. Jegliche zusätzlichen,<br />

neu entwickelten Medikamente sind nur für<br />

diejenigen Patienten gedacht, die auf die leitliniengerechte<br />

Therapie nicht wie gewünscht ansprechen.<br />

In den letzten Jahren wurden verschiedene<br />

neue Ansätze zur zusätzlichen Behandlung bei<br />

Risikopatienten untersucht. Die Hemmstoffe der<br />

Dipeptidylpeptidase IV, kurz DPP4-Hemmer oder<br />

Gliptine, haben „eher enttäuscht“, so Wanner, aber<br />

sie könnten eventuell durch multiple Off-Target-<br />

Effekte einen renoprotektiven Effekt haben, indem<br />

sie der endothelial-mesenchymalen Transition und<br />

letztlich der Nierenfibrose vorbeugen.<br />

Kardioprotektive und renoprotektive<br />

Wirkung<br />

Der Glucagon-like peptide-1 receptor agonist<br />

(GLP1-RA) Liraglutid hat sich in der LEADER-Studie<br />

sowohl als kardioprotektiv als auch renoprotektiv<br />

erwiesen.<br />

Einen interessanten und sehr vielversprechenden<br />

Ansatz bieten die SGLT2-Hemmstoffe, die über<br />

die Interaktion mit dem Transportprotein Sodium<br />

dependent glucose co-transporter (SGLT) die Rückresorption<br />

von Glucose in der Niere blockieren. Sie<br />

führen über diesen Weg zu einer Glucosurie und<br />

damit zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels<br />

sowie zu einer osmotischen Diurese, was wiederum<br />

das zirkulatorische Volumen vermindert und den<br />

Blutdruck senkt. Gleichzeitig verlieren die Patienten<br />

einige Kilogramm Gewicht, da ihnen energiereiche<br />

Glucose verlorengeht und eine Lipolyse einsetzt.<br />

Es findet auch eine zusätzliche blutdrucksenkende<br />

Natriurese statt, weil das Transportprotein Glucose<br />

und Natrium zusammen resorbiert und dieser<br />

Effekt durch den SLGT2-Inhibitor vermindert wird.<br />

Ein überraschendes Ergebnis der ersten Studien<br />

mit SGLT2-Inhibitoren war die kardioprotektive<br />

und renoprotektive Wirkung der Substanzen, die<br />

durch das Zusammenwirken der verschiedenen<br />

Substanzeffekte entsteht. Diese spezielle Wirkung<br />

wurde in der EMPA-REG-OUTCOME-Studie ausführlicher<br />

untersucht.<br />

EMPA-REG-OUTCOME-Studie<br />

7020 Patienten mit Diabetes Typ 2 und begleitender<br />

kardiovaskulärer Erkrankung, aber erhaltener<br />

Nierenfunktion wurden randomisiert mit Placebo,<br />

10 mg Empagliflozin oder 25 mg Empagliflozin<br />

zusätzlich zu ihrer Basismedikation behandelt. Die<br />

Studie lief über median 3,1 Jahre Beobachtungszeit<br />

plus median 35 Tage Nachbeobachtung.<br />

Zu den wichtigsten Ergebnissen bezüglich der<br />

Wirksamkeit gehörten eine statistisch signifikante<br />

Senkung der kardiovaskulären Sterblichkeit (HR<br />

0,62) sowie der Gesamtsterblichkeit (HR 0,68)<br />

(Abb. 1). Auch die Anzahl der Krankenhauseinweisungen<br />

aufgrund der Herzinsuffizienz wurde signifikant<br />

vermindert (HR 0,65).<br />

12


KOMPLIKATIONEN UND KOMORBIDITÄTEN<br />

10<br />

Gesamtmortalität<br />

HR: 0,68<br />

(95 % CI 0,57–0,82)<br />

p


KOMPLIKATIONEN UND KOMORBIDITÄTEN<br />

Neuauftreten oder Verschlechterung<br />

Nephropathie<br />

Neuauftreten Makroalbuminurie<br />

Verdopplung Serumkreatinin<br />

Einleitung einer Nierenersatztherapie<br />

n mit Ereignis/n analysiert<br />

Empa<br />

Placebo<br />

HR (95 % CI) p-Wert<br />

525/4124 388/2061 0,61 (0,53, 0,70)


HAND AUFS HERZ –<br />

FÜR SICH SELBST WÜRDEN SIE AUCH AUF<br />

WIRKSAMKEIT UND VERTRÄGLICHKEIT 1*<br />

VERTRAUEN<br />

ELIQUIS ® verbindet beides<br />

• bessere Wirksamkeit vs. Warfarin 1*<br />

• weniger schwere Blutungen vs. Warfarin 1*<br />

* Zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF-Patienten # bietet ELIQUIS ® gleichzeitig eine signifikant überlegene<br />

Reduktion von Schlaganfällen/systemischen Embolien und weniger schwere Blutungen vs. Warfarin 1‡<br />

# Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren.<br />

‡ Schwere Blutung war ein wichtiger sekundärer Endpunkt in der ARISTOTLE-Studie und wurde entsprechend einer vorab festgelegten hierarchischen Test-Strategie getestet, um den Typ-I-Fehler in der Studie<br />

möglichst niedrig zu halten.<br />

Literaturangaben: 1. Granger CB et al. N Engl J Med 2011; 365: 981–992.<br />

Eliquis 2,5 mg Filmtabletten. Eliquis 5 mg Filmtabletten. W i r k s t o ff :Apixaban. Zusammensetzung: Wirkstoff: 2,5 mg bzw. 5 mg Apixaban. Sonst. Bestandteile: Lactose, Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium,<br />

Natriumdodecylsulfat, Magnesiumstearat, Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid, Triacetin, Eliquis 2,5 mg zusätzlich: Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2<br />

O; Eliquis 5 mg zusätzlich: Eisen(III)-oxid. Anwendungsgebiete:<br />

Prophylaxe v. Schlaganfällen u. systemischen Embolien bei erw. Pat. mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern u. einem o. mehreren Risikofaktoren, wie Schlaganfall o. TIA in der Anamnese, Alter ≥ 75 Jahren, Hypertonie,<br />

Diabetes mellitus, symptomatische Herzinsuffizienz (NYHA Klasse ≥ II). Behandlung v. tiefen Venenthrombosen (TVT) u. Lungenembolien (LE) sowie Prophylaxe v. rezidivierenden TVT und LE bei Erw. Eliquis 2,5 mg<br />

zusätzlich: Prophylaxe venöser Thromboembolien bei erw. Pat. nach elektiven Hüft- o. Kniegelenksersatzoperationen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. den Wirkstoff o.e.d. sonst. Bestandteile; akute klinisch<br />

relevante Blutung; Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie u. einem klinisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind. Läsionen o. klinische Situationen, falls sie als signifikanter Risikofaktor für eine schwere<br />

Blutung angesehen werden (z.B. akute o. kürzl. aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien m. hohem Blutungsrisiko, kürzl. aufgetretene Hirn- o. Rückenmarksverletzungen, kürzl. erfolgte chirurgische<br />

Eingriffe an Gehirn, Rückenmark o. Augen, kürzl. aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte o. vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen,<br />

vaskuläre Aneurysmen o. größere intraspinale o. intrazerebrale vaskuläre Anomalien. Gleichzeitige Anwendung anderer Antikoagulanzien z.B. unfraktionierte Heparine,<br />

niedermol. Heparine, Heparinderivate, orale Antikoagulanzien außer bei Umstellung der Antikoagulation von o. auf Apixaban o. unfraktioniertes Heparin in Dosen, um<br />

die Durchgängigkeit e. zentralvenösen o. arteriellen Katheters zu erhalten. Nebenwirkungen: H ä u fi g : Anämie; Blutungen am Auge (einschließlich Bindehautblutung);<br />

Blutungen, Hämatome; Epistaxis; Übelkeit; Gastrointestinale Blutung; Rektalblutung, Zahnfleischblutung; Hämaturie; Kontusion. Gelegentlich: Thrombozytopenie;<br />

Überempfindlichkeitsreaktionen, allergisches Ödem, anaphylaktische Reaktion; Pruritus; Gehirnblutung; Hypotonie (einschließlich Blutdruckabfall während des Eingriffs);<br />

Intraabdominalblutung; Hämoptyse; Hämorrhoidalblutung, Blutung im Mundraum, Hämatochezie; Erhöhung der Transaminasen, erhöhte Aspartat-Aminotransferase,<br />

erhöhte γ-Glutamyltransferase, abnormale Leberfunktionstests, erhöhte Blutwerte für alkalische Phosphatase, erhöhte Blutwerte für Bilirubin; Hautauschlag; Abnormale<br />

vaginale Blutung, urogenitale Blutung; Blutung an der Applikationsstelle; Okkultes Blut positiv; Postoperative Blutung (einschließlich postoperatives Hämatom,<br />

Wundblutung, Hämatom an Gefäßpunktionsstelle und Blutung an der Kathetereinstichstelle), Wundsekretion, Blutungen an der Inzisionsstelle (einschließlich Hämatom<br />

an der Inzisionsstelle), intraoperative Blutung; Traumatische Blutung, Blutung nach einem Eingriff, Blutung an einer Inzisionsstelle. Selten: Blutung der Atemwege;<br />

Retroperitoneale Blutung; Muskelblutung; Weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Bristol-Myers Squibb/<br />

Pfizer EEIG, Bristol-Myers Squibb House, Uxbridge Business Park, Sanderson Road, Uxbridge, Middlesex UB8 1DH Vereinigtes Königreich. Stand: Q1/2016


SDF1/CXCR4/CXCR7-ACHSE<br />

Thrombozyten und Inflammation<br />

Dominik Rath und Meinrad Gawaz, Tübingen<br />

Stress<br />

Leaky gut<br />

Thrombozyten<br />

Übergewicht<br />

T-Zell-<br />

Dysfunktion<br />

chronische<br />

Inflammation<br />

Gingivitis<br />

Krebs<br />

Depression<br />

kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen<br />

Thrombozyten spielen für Thrombose und Hämostase eine wesentliche Rolle. Eine gestörte Thrombozytenfunktion<br />

ist maßgeblich an Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Atherosklerose, venöser Thrombose<br />

und Lungenembolie beteiligt. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind für Morbidität und Mortalität in<br />

Industrienationen von größter Bedeutung, weisen eine zunehmende Inzidenz auf und stellen eine enorme<br />

sozioökonomische Bedeutung dar.<br />

CONFERENCES<br />

Obwohl auf den ersten Blick hauptsächlich<br />

für die Blutgerinnung von Bedeutung, stellt der<br />

Thrombozyt ein komplexes Aggregat dar, welches<br />

eine entscheidende Rolle in Wundheilung,<br />

immunologischen Prozessen, Entzündungsreaktionen,<br />

Infektabwehr, Angiogenese, Tumorgenese/<br />

Metastasierung und für Reparatur-/Regenerationsvorgänge<br />

in erkrankten Geweben spielt. Thrombozyten<br />

akkumulieren im Bereich von Gefäß- und<br />

Gewebeläsionen und interagieren mit einer Vielzahl<br />

von umgebenden Zielzellen wie Monozyten,<br />

Lymphozyten oder Endothelzellen. Durch<br />

direkte Interaktionen mit Zielzellen über spezifische<br />

Adhäsionsrezeptoren (Integrine, Selektine<br />

oder immunoglobulinähnliche Rezeptoren) und<br />

durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren<br />

(Wachstumsfaktoren, Chemokine) beeinflussen<br />

Blutplättchen wesentliche Zellfunktionen in ihrer<br />

unmittelbaren Umgebung (microenvironment). Als<br />

Konsequenz bündeln Thrombozyten am Ort der<br />

Gewebe-/Gefäßverletzung zelluläre und humorale<br />

Faktoren, steuern wesentliche Aspekte der<br />

Zellfunktion (Chemotaxis, Migration, Apoptose,<br />

Survival, Differenzierung, Wachstum) und regulieren<br />

dadurch Umbau- und Reparaturvorgänge und<br />

letztendlich Organfunktion.<br />

Thrombozytosom<br />

Thrombozyten bilden durch Interaktionen mit<br />

zellulären/humoralen Faktoren somit eine zentrale<br />

(patho-)physiologische Schaltstelle (Thrombozyto-<br />

16


SDF1/CXCR4/CXCR7-ACHSE<br />

som) bei einer Vielzahl von Erkrankungen. Insbesondere<br />

koordinieren sie klinisch relevante, aber noch<br />

immer unzureichend verstandene Reparaturmechanismen,<br />

welche nach Gewebsverletzungen auftreten.<br />

Thrombozyten setzen zahlreiche Chemokine wie<br />

zum Beispiel stromal-cell-derived factor 1 (SDF1/<br />

CXCL12) und hepatocyte growth factor (HGF) frei.<br />

Diese Chemokine sind nicht nur für die Rekrutierung,<br />

Aktivierung und Proliferation von Fibroblasten, neutrophilen<br />

Granulozyten, Monozyten, glatten Gefäßmuskelzellen<br />

und mesenchymalen Stammzellen<br />

(MSC) von Bedeutung, sondern üben auch eine chemotaktische<br />

Wirkung auf Progenitorzellen aus, eine<br />

Fähigkeit, welche sie für Gewebereparaturvorgänge,<br />

wie zum Beispiel nach stattgehabtem Myokardinfarkt,<br />

sehr interessant macht. Von Blutplättchen<br />

sezernierte proapoptotische (FAS-L, CD40L, TRAIL,<br />

TWEAK, LIGHT) sowie antiapoptotische Faktoren<br />

(HGF, SDF1, Serotonin, ADP, Sphingosin-1-Phosphat)<br />

suggerieren, dass Selbige in die Regulation von Apoptose<br />

und Survival involviert sind [1]. Ein entscheidender<br />

Pathomechanismus, welcher zahlreichen<br />

kardiovaskulären Erkrankungen zugrunde liegt, ist<br />

die vaskuläre Inflammation. Thrombozyten spielen<br />

hierfür eine wichtige Rolle indem sie eine Vielzahl<br />

von potenten inflammatorischen und mitogenen<br />

Substanzen in das umgebende microenvironment<br />

sezernieren und daher die Funktion der Endothelzellen,<br />

welche mitunter Chemotaxis, Adhäsion sowie<br />

Proteolyse regulieren, verändern. Die Folge sind<br />

Adhäsion und Aggregation von Thrombozyten sowie<br />

Thrombozyten/Leukozyten-Komplexen am Ort der<br />

Gefäßschädigung mit subsequenter Plaqueformation<br />

und Ruptur [2, 3]. Das Chemokin SDF1 liegt in<br />

Thrombozyten in gespeicherter Form vor und wird bei<br />

Aktivierung freigesetzt [4].<br />

Stromal-cell-derived factor 1 lockt endotheliale<br />

Vorläuferzellen (EPC) zum Ort der Gefäßschädigung<br />

und trägt zur Differenzierung von EPC aus<br />

CD34-positiven Zellen bei [5]. Thrombozyten sind<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz<br />

meinrad.gawaz@med.uni-tuebingen.de<br />

in der Lage, mit EPC Ko-Aggregate zu bilden. Die<br />

Konzentration dieser Aggregate ist im Rahmen<br />

eines akuten Myokardinfarktes erhöht und korreliert<br />

mit der thrombozytären SDF1-Expression [6].<br />

In einer weiteren Vorarbeit konnten wir zeigen,<br />

dass das Fusionsprotein SDF1/GPVI nach Applikation<br />

im Rahmen eines akuten Myokardinfarktes<br />

im Mäuse experiment zu einer signifikanten Verkleinerung<br />

der Infarktausdehnung sowie zu einer<br />

Erholung der linksventrikulären Funktion führt [7].<br />

Es ist weithin bekannt, dass Thrombozyten mit<br />

Monozyten interagieren und Schaumzellenbildung<br />

induzieren können [8].<br />

Kürzlich konnten wir demonstrieren, dass thrombozytäres<br />

SDF1 die Monozytenmigration über den<br />

SDF1-Rezeptor CXCR4 triggern kann. Des Weiteren<br />

unterstützt thrombozytäres SDF1 sowohl die Monozytenadhäsion<br />

über den zweiten SDF1-Rezeptor,<br />

CXCR7 als auch die Phagozytose von Thrombozyten<br />

über CXCR4/CXCR7 [9]. Sowohl CXCR4 als<br />

auch CXCR7 sind auf der Thrombozytenoberfläche<br />

exprimiert und korrelieren mit der thrombozytären<br />

SDF1-Oberflächenexpression [10, 11].<br />

CONFERENCES<br />

17


SDF1/CXCR4/CXCR7-ACHSE<br />

CONFERENCES<br />

KHK und Herzinfarkt<br />

Bei Patienten mit symptomatischer koronarer<br />

Herzerkrankung (KHK) stellten wir eine verstärkte<br />

thrombozytäre CXCR7-Oberflächenexpression im<br />

akuten Koronarsyndrom (ACS) im Vergleich zur stabilen<br />

KHK fest. In derselben Arbeit war thrombozytäres<br />

CXCR7 für die Erholung der Myokardfunktion<br />

nach Myokardinfarkt von Bedeutung [11]. In Folge<br />

demonstrierten wir signifikante Assoziationen von<br />

thrombozytärem SDF1, CXCR4 und CXCR7 mit<br />

der Prognose (Re-Myokardinfarkt, ischämischer<br />

Schlaganfall, Tod) von Patienten mit symptomatischer<br />

KHK [12, 13]. Eine mögliche Erklärung für die<br />

protektiven Effekte von thrombozytärem CXCR7<br />

im Rahmen von kardiovaskulären Erkrankungen<br />

könnte der Pro-Survival-Effekt auf Thrombozyten<br />

sein [14]. Noch unveröffentlichte Daten deuten an,<br />

dass ein verlängertes thrombozytäres Survival mit<br />

einer besseren funktionellen Prognose bei Patienten<br />

mit Myokardinfarkt assoziiert ist.<br />

Unbekannt war bis vor Kurzem, dass die SDF1/<br />

CXCR4/CXCR7-Achse in den thrombozytären<br />

Lipidmetabolismus involviert ist. In Vorarbeiten<br />

konnten wir anhand eines KHK-Patientenkollektives<br />

zeigen, dass oxidiertes thrombozytäres LDL<br />

(oxLDL) mit thrombozytärem CXCR4 sowie CXCR7<br />

assoziiert ist. Des Weiteren ist die SDF1/CXCR4/<br />

CXCR7-Achse an der Regulation der LDL/oxLDL-<br />

Aufnahme in die Thrombozyten beteiligt. Seit<br />

Längerem ist bekannt, dass Hyperlipidämie sowohl<br />

Thrombozytenaktivierung als auch Thrombose<br />

fördert [15–17]. Wir konnten zusätzlich demonstrieren,<br />

dass SDF1 die LDL/oxLDL-induzierte ROS-<br />

Bildung sowie Thrombozytenaktivierung verstärkt.<br />

Dieser Effekt wird über CXCR4/7 vermittelt. In<br />

In-vitro-Experimenten führte die Inkubation von<br />

SDF1 in Kombination mit LDL/oxLDL innerhalb<br />

kürzester Zeit zur Ausbildung eines prothrombotischen<br />

Phänotyps [18].<br />

Lipidstoffwechsel<br />

Im klinischen Alltag wird Dyslipidämie zum größten<br />

Teil über Plasmalipidkonzentrationen diagnostiziert.<br />

Wir untersuchten hingegen die Rolle des<br />

Thrombozyten im Lipidstoffwechsel und kamen zu<br />

interessanten Ergebnissen. Unter anderem ist das<br />

thrombozytäre Lipidom (die Gesamtheit der Lipide<br />

in einer Zelle) bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt<br />

(STEMI) im Vergleich zu denjenigen mit stabiler KHK<br />

sowie gesunden Kon trollen deutlich verändert. Die<br />

Konzentrationen zahlreicher Lipide sind im Rahmen<br />

eines STEMI signifikant höher als in den Kontrollgruppen.<br />

Jedoch gilt dies auch für das thrombozytäre<br />

Lipidom von Patienten mit stabiler KHK, wenn<br />

diese Patienten mit einem gleichaltrigen Kontrollkollektiv<br />

verglichen werden. Dies ist klinisch von<br />

größter Bedeutung, nachdem der Thrombozyt als<br />

Lipidcargo somit zu einem neuen Target für Risikostratifizierung<br />

sowie Therapie bei Patienten mit<br />

kardiovaskulären Erkrankungen wird [18]. Wichtig<br />

ist in diesem Zusammenhang, dass Thrombozyten<br />

ein wesentliches Kompartiment im intrazellulären<br />

Lipidmetabolismus darstellen, welches nicht relevant<br />

mit dem plasmatischen Lipidprofil korreliert.<br />

Außerdem entdeckten wir zahlreiche Hinweise,<br />

dass das thrombozytäre Lipidom über die SDF1/<br />

CXCR4/CXCR7-Achse moduliert wird. Abschließend<br />

soll an dieser Stelle auf die antithrombotischen<br />

Eigenschaften von thrombozytärem CXCR7<br />

eingegangen werden. In unserem Department ist<br />

es gelungen, eine plättchenspezifische CXCR7-<br />

KO (knock-out)-Maus zu generieren. Erste Daten<br />

zeigen, dass die Ex-vivo-Thrombenbildung in der<br />

CXCR7-KO-Maus im Vergleich zur Wildtyp-Maus<br />

deutlich erhöht ist. Dies ist ein Hinweis für die<br />

Bedeutung von thrombozytärem CXCR7 im Rahmen<br />

der Thrombusformation, welche über die<br />

Verabreichung eines CXCR7-Agonisten beeinflusst<br />

werden könnte. Darüber hinaus wird in unserem<br />

18


SDF1/CXCR4/CXCR7-ACHSE<br />

Department aktuell intensiv an einem thrombozytenspezifischen<br />

CXCR7-Agonisten geforscht. Erste<br />

Ergebnisse zeigen, dass unsere aktuell vorhandenen<br />

CXCR7-Agonisten die Thrombenbildung sowohl in<br />

vitro als auch in vivo verlangsamen. Spannende<br />

erste Daten vom Schlaganfallmodell in der Maus<br />

demonstrieren ein im Vergleich zur Kon trollgruppe<br />

deutlich vermindertes Infarktareal sowie ein signifikant<br />

verbessertes funktionelles Ergebnis in Mäusen,<br />

welche mit dem CXCR7-Agonisten behandelt<br />

wurden.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Die thrombozytäre SDF1/CXCR4/CXCR7-Achse<br />

beeinflusst zahlreiche Prozesse rund um den<br />

Thrombozyten. Diese Effekte reichen von Progenitorzellmigration<br />

über Inflammation, von Apoptose<br />

über antithrombogene Effekte bis hin zur Beeinflussung<br />

des thrombozytären Lipidmetabolismus.<br />

Wir sind überzeugt, dass die thrombozytäre SDF1/<br />

CXCR4/CXCR7-Achse zahlreiche therapeutische<br />

Ansatzpunkte liefert, um Patienten mit symptomatischen<br />

kardiovaskulären Erkrankungen in<br />

Zukunft besser zu behandeln.<br />

Referenzen<br />

1. Gawaz M, Vogel S. Platelets in tissue repair: control of<br />

apoptosis and interactions with regenerative cells. Blood<br />

2013; 122: 2550–4.<br />

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reperfusion of ischemic myocardium. Cardiovasc Res<br />

2004; 61: 498–511.<br />

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and atherogenesis. J Clin Invest 2005; 115: 3378–84.<br />

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stromal cell-derived factor 1alpha and recruit bone<br />

marrow-derived progenitor cells to arterial thrombi in<br />

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cell-derived factor-1 regulates adhesion and promotes<br />

differentiation of human CD34+ cells to endothelial progenitor<br />

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cell coaggregate formation is increased in<br />

patients with acute coronary syndromes and augments<br />

recruitment of CD34+ cells in the ischaemic microcirculation.<br />

Eur Heart J 2013; 34: 2548–56.<br />

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GPVI fusion protein preserves myocardial function after<br />

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96.<br />

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of human CD34+ progenitor cells into foam cells<br />

and endothelial cells. FASEB J 2006; 20: 2559–61.<br />

9. Chatterjee M, von Ungern-Sternberg SN, Seizer P et al.<br />

Platelet-derived CXCL12 regulates monocyte function,<br />

survival, differentiation into macrophages and foam cells<br />

through differential involvement of CXCR4-CXCR7. Cell<br />

Death Dis 2015; 6: e1989.<br />

10. Chatterjee M, Seizer P, Borst O et al. SDF-1 induces<br />

differential trafficking of CXCR4-CXCR7 involving cyclophilin<br />

A, CXCR7 ubiquitination and promotes platelet<br />

survival. FASEB J 2014; 28: 2864–78.<br />

11. Rath D, Chatterjee M, Borst O et al. Expression of stromal<br />

cell-derived factor-1 receptors CXCR4 and CXCR7<br />

on circulating platelets of patients with acute coronary<br />

syndrome and association with left ventricular functional<br />

recovery. Eur Heart J 2014; 35: 386–94.<br />

12. Rath D, Chatterjee M, Borst O et al. Platelet surface<br />

expression of stromal cell-derived factor-1 receptors<br />

CXCR4 and CXCR7 is associated with clinical outcomes in<br />

patients with coronary artery disease. J Thromb Haemost<br />

2015; 13: 719–28.<br />

13. Rath D, Chatterjee M, Bongartz A et al. Platelet surface<br />

expression of SDF-1 is associated with clinical outcomes<br />

in the patients with cardiovascular disease. Platelets<br />

2017; 28: 34–9.<br />

14. Chatterjee M, Borst O, Walker B et al. Macrophage migration<br />

inhibitory factor limits activation-induced apoptosis<br />

of platelets via CXCR7-dependent Akt signaling. Circ Res<br />

2014; 115: 939–49.<br />

15. Siegel-Axel D, Daub K, Seizer P et al. Platelet lipoprotein<br />

interplay: trigger of foam cell formation and driver of<br />

atherosclerosis. Cardiovasc Res 2008; 78: 8–17.<br />

16. Akkerman JW. From low-density lipoprotein to platelet<br />

activation. Int J Biochem Cell Biol 2008; 40: 2374–8.<br />

17. Podrez EA, Byzova TV, Febbraio M et al. Platelet CD36<br />

links hyperlipidemia, oxidant stress and a prothrombotic<br />

phenotype. Nat Med 2007; 13: 1086–95.<br />

18. Chatterjee M, Rath D, Schlotterbeck J et al. Regulation<br />

of oxidized platelet lipidome: implications for coronary<br />

artery disease. Eur Heart J 2017; 38: 1993–05.<br />

CONFERENCES<br />

19


THROMBO-INFLAMMATION<br />

Thrombozyten im akuten Schlaganfall<br />

Guido Stoll, Würzburg<br />

Schlaganfälle verursachen schwere und bleibende körperliche Behinderungen und stellen eine der häufigsten<br />

Todesursachen dar. Etwa zwei Drittel aller Schlaganfälle beruhen auf Störungen der Hirndurchblutung,<br />

das andere Drittel stellen primäre Hirnblutungen dar. Die folgende Übersicht behandelt nur ischämische<br />

Schlaganfälle, die wiederum überwiegend durch Embolien aus dem Herzen (vor allem bei Vorhofflimmern)<br />

oder aus destabilisierten arteriosklerotischen Gefäßstenosen extrakranieller Gefäße hervorgerufen werden.<br />

Die verschleppten Thromben führen zu einem akuten Verschluss eines hirnversorgenden Hauptgefäßes wie<br />

der Arteria carotis media (ACM) oder der Arteria carotis interna (ACI).<br />

CONFERENCES<br />

Vordringliches Ziel der akuten Schlaganfallbehandlung<br />

ist die schnelle Wiederherstellung der<br />

Blutzirkulation im Gehirn. Hierfür wird seit 1995 die<br />

medikamentöse Thrombolyse mit rekombinantem<br />

gewebespezifischem Plasminogenaktivator (rt-PA)<br />

innerhalb eines Zeitfensters von bis zu 4,5 Stunden<br />

nach Symptomenbeginn eingesetzt mit allerdings<br />

mäßigem Erfolg insbesondere bei ACI- oder ACM-<br />

Verschlüssen. Seit 2015 ist die Thrombektomie in<br />

Kombination mit rt-PA der Goldstandard, bei der<br />

die Thromben mit einem Stentretriever mechanisch<br />

entfernt werden [1]. Die Rekanalisationsraten<br />

betragen hier im Zeitfenster bis sechs Stunden und<br />

teilweise länger bis zu 80 %. Die Number needed to<br />

treat liegt aber zeitabhängig bei etwa vier, das heißt<br />

zwei von drei erfolgreich rekanalisierten Patienten<br />

profitieren nach wie vor nicht von der Behandlung.<br />

Diese alarmierende Diskrepanz wirft Fragen nach<br />

den Ursachen auf, die im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

(SFB) 688 bearbeitet wurden.<br />

20


THROMBO-INFLAMMATION<br />

Pathophysiologie des<br />

Reperfusionsschadens<br />

Das No-Reflow-Phänomen, eine Beeinträchtigung<br />

der Mikrozirkulation trotz Wiederherstellung<br />

des Blutflusses in den großen Gefäßen, wurde schon<br />

vor über 50 Jahren beschrieben und bezeichnet die<br />

überraschende Tatsache, dass Rekanalisation nicht<br />

zwingend zu einer Reperfusion führt, insbesondere<br />

im Bereich der kleinen Hirngefäße. Darüber hinaus<br />

induziert die Reperfusion selbst paradoxerweise<br />

eine Gewebeschädigung, die als Ischämie/Reperfusions-Schaden<br />

(I/R-Schaden) bezeichnet wird und<br />

alle Organe betrifft. Im Rahmen des SFB 688 haben<br />

wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Mechanismen<br />

dem I/R-Schaden im Gehirn nach ischämischem<br />

Schlaganfall zugrunde liegen. Wir haben<br />

die menschliche Situation bei der Maus simuliert,<br />

in dem wir mit einem Faden die ACM für eine<br />

Stunde unterbunden haben. Trotz Rekanalisation<br />

nach Fadenzug entwickeln die Mäuse innerhalb der<br />

nächsten acht Stunden vollständige Mediainfarkte.<br />

Unter Einsatz molekularer und pharmakologischer<br />

Modelle der Thrombozytenfunktion konnten wir<br />

zeigen, dass die Blockade der frühen reversiblen<br />

Adhäsion über den thrombozytären Glycoproteinrezeptor<br />

(GP) Ib und dessen Bindungspartner Von-<br />

Willebrand-Faktor (vWF) vor dem einsetzenden<br />

Reperfusionsschaden schützt [2]. Ähnliche therapeutische<br />

Effekte ließen sich durch Hemmung des<br />

Kollagenrezeptors GPVI erzielen.<br />

Überraschenderweise war die Hemmung der<br />

Thrombozytenaggregation über GPIIb/IIIa therapeutisch<br />

wirkungslos und zudem mit massiven<br />

Hirnblutungen assoziiert. Dies entspricht den klinischen<br />

Erfahrungen mit GPIIb/IIIa-Inhibitoren<br />

beim Schlaganfall, selbst Aspirin erhöht die Blutungsgefahr,<br />

nicht aber eine GPIb/GPVI-Blockade<br />

im experimentellen Setting. Die unterschiedliche<br />

Blutungsneigung unterstreicht die Bedeutung<br />

einer Restthrombozytenfunktion für die Hämostase<br />

im ischämischen Gehirn. Wir konnten weiter<br />

zeigen, dass sich die Blutungsneigung in Organen<br />

wie dem Gehirn, der Lunge und der Haut unterscheidet<br />

und dass lokale Entzündungsprozesse das<br />

Auftreten von Spontanblutungen begünstigen und<br />

dabei andere Thrombozytenaktivierungswege die<br />

Blutstillung gewährleisten als nach Gewebetraumata<br />

[3].<br />

Zusammenfassend konnten wir einen entscheidenden<br />

Beitrag von Thrombozyten zum Reperfusionsschaden<br />

nach zerebralen Ischämien eindrücklich<br />

belegen, aber auch zeigen, wie wichtig dabei eine<br />

„residuelle“ Thrombozytenfunktion zur Prävention<br />

von Hirnblutungen ist. Die minimalen Erfordernisse<br />

an die Thrombozyten hierfür sind derzeit Gegenstand<br />

intensiver weiterer Untersuchungen.<br />

Thrombo-Inflammation<br />

Prof. Dr. med. Guido Stoll<br />

stoll_g@ukw.de<br />

Die Pathophysiologie des Reperfusionsschadens<br />

nach zerebraler Ischämie birgt aber weitere<br />

Überraschungen in sich: Entgegen der allgemei-<br />

CONFERENCES<br />

21


THROMBO-INFLAMMATION<br />

CONFERENCES<br />

nen Erwartung führt die Thrombozytenaktivierung<br />

nach Rekanalisation nicht einfach zu einer sekundären<br />

Thrombosierung der Mikrozirkulation, sondern<br />

wahrscheinlich zu einer primären Schädigung<br />

des Hirnparenchyms, dessen genauer Mechanismus<br />

bis heute ungeklärt ist. Hier kommt überraschenderweise<br />

neben Thrombozyten das Immunsystem<br />

ins Spiel [4]. Immundefiziente Mäuse sind vor dem<br />

I/R-Schaden nach Schlaganfall ebenso geschützt<br />

wie Wildtypmäuse nach Thrombozytenblockade.<br />

Transferiert man diesen immundefizienten Mäusen<br />

T-Zellen, geht der Schutz vor Schlaganfällen wieder<br />

verloren. Die schädigenden Effekte der T-Zellen<br />

wiederum sind abhängig von der Präsenz von<br />

Thrombozyten, erfordern aber keine spezifische<br />

immunologische Aktivierung wie bei klassischen<br />

Autoimmunerkrankungen. Aufgrund der Ergebnisse<br />

im SFB 688 wurde in Würzburg der nunmehr<br />

international etablierte Begriff der Thrombo-<br />

Inflammation geprägt, der ein Zusammenspiel von<br />

Thrombozyten und Immunzellen im zuvor ischämischen<br />

Hirnparenchym als Effektormechanismus<br />

der Hirnschädigung postuliert [5]. Trotz einem<br />

noch unvollständigen Verständnis dieser Zell-Zell-<br />

Interaktionen lassen sich jetzt schon vielversprechende<br />

Therapieansätze in der Reperfusionsphase<br />

nach zerebraler Ischämie ableiten, beispielsweise<br />

die Blockade von GPIb/VWF-Interaktionen, die<br />

Interferenz mit GPVI und die Hemmung von thromboinflammatorischen<br />

Signalkaskaden um den<br />

Gerinnungsfaktor XII [6, 7] als Alternative zu konventionellen<br />

Thrombozytenaggregationshemmern<br />

und Antikoagulanzien, die wegen der erhöhten<br />

Blutungsgefahr nicht in Betracht kommen. Entsprechende<br />

innovative „blutungsarme“ Inhibitoren<br />

befinden sich in der klinischen Entwicklung [7].<br />

Unsere Ergebnisse sind einer engen Zusammenarbeit<br />

der Neurologischen Universitätsklinik mit<br />

dem Lehrstuhl für Vaskuläre Biologie am Rudolf-<br />

Virchow-Zentrum, Prof. Dr. Bernhard Nieswandt,<br />

zu verdanken. Es ist damit gelungen, pharmakologische<br />

und transgene Modelle grundlegender<br />

Thrombozytenfunktionen auf klinisch brennende<br />

Fragestellungen in der Schlaganfallmedizin zu<br />

übertragen, in der Hoffnung, durch neue, „blutungsfreie“<br />

Antithrombotika die Prognose von Schlaganfallpatienten<br />

nach mechanischer Thromb ektomie<br />

mittelfristig verbessern zu können.<br />

Referenzen<br />

1. Grotta JC, Hacke W. Stroke neurologist‘s perspective on<br />

the new endovascular trials. stroke; a journal of cerebral<br />

circulation 2015; 46: 1447–52.<br />

2. Stoll G, Kleinschnitz C, Nieswandt B. Molecular mechanisms<br />

of thrombus formation in ischemic stroke: novel<br />

insights and targets for treatment. Blood 2008; 112:<br />

3555–62.<br />

3. Deppermann C, Kraft P, Volz J et al. Platelet secretion is<br />

crucial to prevent bleeding in the ischemic brain but not<br />

in the inflamed skin or lung in mice. Blood 2017; 129:<br />

1702–6.<br />

4. Kleinschnitz C, Schwab N, Kraft P et al. Early detrimental<br />

T-cell effects in experimental cerebral ischemia are neither<br />

related to adaptive immunity nor thrombus formation.<br />

Blood 2010; 115: 3835–42<br />

5. Nieswandt B, Kleinschnitz C, Stoll G. Ischaemic stroke:<br />

a thrombo-inflammatory disease? J Physiol 2011; 589:<br />

4115–23.<br />

6. Kleinschnitz C, Stoll G, Bendszus M et al. Targeting coagulation<br />

factor XII provides protection from pathological<br />

thrombosis in cerebral ischemia without interfering with<br />

hemostasis. The Journal of experimental medicine 2006;<br />

203: 513–8.<br />

7. Hagedorn I, Schmidbauer S, Pleines I et al. Factor XIIa inhibitor<br />

recombinant human albumin Infestin-4 abolishes<br />

occlusive arterial thrombus formation without affecting<br />

bleeding. Circulation 2010; 121: 1510–7.<br />

22


DIAGNOSTIK UND THERAPIE<br />

Personalisierte Medizin in der <strong>Kardiologie</strong><br />

Brenda Gerull, Würzburg<br />

Die Entschlüsselung des humanen Genoms um die Jahrtausendwende weckte große Erwartungen: zum<br />

einen, dass elementare medizinische Probleme schnell gelöst werden würden, zum anderen, dass genetische<br />

Ursachen und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in kürzester Zeit herausgefunden und in der<br />

„personalisierten“ bzw. „individualisierten“ Medizin Anwendung finden werden.<br />

Das Konzept der personalisierten Medizin zielt<br />

darauf ab, in der Diagnostik und Therapie die<br />

genetische Veranlagung (genetic make up) eines<br />

jeden Patienten einzubeziehen und hierdurch zu<br />

maßgeschneiderten, weitgehend nebenwirkungsfreien<br />

Therapien zu gelangen, die spezifisch auf<br />

die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten sind<br />

(Abb. 1).<br />

Was ist aus den Erwartungen<br />

geworden?<br />

Wo stehen wir heute, fast 20 Jahre nach Entschlüsselung<br />

des humanen Genoms? In wieweit<br />

ist genomische Medizin in den klinischen Alltag<br />

integriert? Zusammenfassend muss ernüchternd<br />

festgestellt werden, dass die damals erwartete<br />

CONFERENCES<br />

23


DIAGNOSTIK UND THERAPIE<br />

„genomische Revolution in der kardiovaskulären<br />

Medizin“ weitgehend ausgeblieben ist, obwohl<br />

hocheffiziente Methoden zur DNA-Sequenzierung<br />

(next generation sequencing), die das Erbgut des<br />

Menschen vollständig und kostengünstig analysieren<br />

und hochauflösende DNA-Chips, die Millionen<br />

von Genvarianten in einer Person parallel bestimmen,<br />

zur Verfügung stehen.<br />

An der mangelnden Technologie liegt es offensichtlich<br />

nicht. Was sind dann aber die Ursachen?<br />

Einfach ausgedrückt, der Mensch als biologisches<br />

System in seiner Interaktion mit der Umwelt ist<br />

komplexer als damals angenommen. Obwohl schon<br />

aus frühen Zwillingsstudien bekannt ist, dass bis zu<br />

40 % des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

durch vererbbare Faktoren bedingt sind [1], wird<br />

mehr und mehr klar, dass genetische Faktoren nicht<br />

isoliert zu betrachten sind, sondern im Zusammenwirken<br />

mit vielen anderen Faktoren im komplexen<br />

biologischen System. Je multifaktorieller eine<br />

Erkrankung (zum Beispiel Bluthochdruck, koronare<br />

Herzerkrankung oder Herzinsuffizienz) ist, umso<br />

stärker spielt das Zusammenwirken verschiedener<br />

Faktoren wie die sich gegenseitig beeinflussenden<br />

genomischen Varianten, epigenetische Einflüsse<br />

und Umweltfaktoren bei der Ausbildung vielseitiger<br />

Krankheitsmanifestationen eine Rolle. Es gibt<br />

keine direkte Verbindung zwischen genetischer<br />

Ursache und klar definierter Krankheitsausprägung<br />

(Genotyp-Phänotyp-Korrelation). Dieses Prinzip<br />

wird selbst bei weniger komplexen Erkrankungen<br />

wie den klassischen monogenetischen Kardiomyopathien<br />

klar, zum Beispiel bei der hypertrophen<br />

Kardiomyopathie.<br />

Herkömmliche Medizin<br />

Personalisierte Medizin<br />

Einheitliche Therapie<br />

DNA-Test<br />

Gezielte Therapie<br />

Nutzen Kein Nutzen Nebenwirkungen<br />

CONFERENCES<br />

Therapeutischer Nutzen für<br />

jeden Einzelnen<br />

Abbildung 1: Idealvorstellung der personalisierten Medizin im Vergleich zur herkömmlichen Medizin.<br />

24


DIAGNOSTIK UND THERAPIE<br />

Phänotypische und genotypische<br />

Variabilität<br />

Die phänotypische Ausprägung von Trägern<br />

derselben genetischen Mutation innerhalb einer<br />

Familie kann sehr unterschiedlich sein und ist<br />

abhängig vom Alter und Geschlecht, aber auch<br />

von diversen Umwelteinflüssen, Epigenetik und<br />

weiteren modifizierenden genetischen Varianten.<br />

Unter Beachtung der phänotypischen und genotypischen<br />

Variabilität sind allerdings monogenetische<br />

Kardiomyopathien ein gutes Beispiel für die<br />

Anwendung genetischer Diagnostik und teilweise<br />

auch gezielter Therapien im klinischen Alltag [2].<br />

Gleichzeitig können gerade diese vergleichsweise<br />

„einfachen“ monogenetischen Erkrankungen helfen,<br />

komplexe biologische Zusammenhänge und<br />

Interaktionen auf Zell- und Molekülebene besser<br />

zu verstehen. Hier geht es vor allem darum, zu<br />

analysieren, welche funktionellen Konsequenzen<br />

Genveränderungen im Rahmen der Krankheitsentstehung<br />

haben, und wie dadurch veränderte biologische<br />

Signalwege beeinflusst werden können,<br />

auch im Hinblick auf neue Therapien.<br />

Derzeitige Entwicklungen in Richtung personalisierter<br />

Medizin sind unter anderem individualisierte<br />

Stammzellmodelle. Hier werden aus<br />

Körperzellen von Patienten induzierbare pluripotente<br />

Stammzellen (iPSC) gewonnen und diese<br />

dann in verschiedene Zelltypen, so auch Kardiomyozyten<br />

differenziert. Diese individualisierten<br />

Modelle helfen die vorliegende Krankheit genauer<br />

zu charakterisieren und die Ansprechbarkeit auf<br />

bestimmte Therapien im Labor zu testen [3]. Weitere<br />

Entwicklungen gehen in Richtung Gentherapien<br />

unter Nutzung der CRISPR-Cas9-Technologie,<br />

die es ermöglicht, einzelne defekte Gene zu reparieren<br />

[4]. Andere individuumbasierte Strategien<br />

bilden sich im Bereich der Metabolomik und Pharmakogenomik<br />

heraus.<br />

Prof. Dr. med. Brenda Gerull<br />

gerull_b@ukw.de<br />

Neue Wege der personalisierten Medizin setzen<br />

vor allem auf multimodale Konzepte der kontinuierlichen<br />

Integration und Verlinkung von klinischen<br />

(electronical health records) und genomischen<br />

Daten zur Erstellung individueller Risikoprofile,<br />

Therapieansprechbarkeit u.v.m. – mit allen datenschutzrechtlichen<br />

und ethischen Risiken, die fortlaufend<br />

zu diskutieren sind.<br />

Referenzen<br />

1. Marenberg ME, Risch N, Berkman LF et al. Genetic susceptibility<br />

to death from coronary heart disease in a study of<br />

twins. N Engl J Med 1994; 330: 1041–6.<br />

2. Schulze-Bahr E, Klaassen S, Abdul-Khaliq H, Schunkert<br />

H. Molecular diagnosis for cardiovascular diseases. Dtsch<br />

Med Wochenschr 2015; 140(20): 1538.<br />

3. Shaheen N, Shiti A, Gepstein L. Pluripotent stem cellbased<br />

platforms in cardiac disease modeling and drug<br />

testing. Clin Pharmacol Ther 2017; 102(2): 203–8.<br />

4. Wang JZ, Wu P, Shi ZM et al. The AAV-mediated and RNAguided<br />

CRISPR/Cas9 system for gene therapy of DMD and<br />

BMD. Brain Dev 2017; 39(7): 547–56.<br />

CONFERENCES<br />

25


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EDWARDS CARDIOBAND MITRALKLAPPEN-REKONSTRUKTIONSSYSTEM<br />

Eine interventionelle Therapie<br />

zur Behandlung der sekundären<br />

Mitralklappeninsuffizienz<br />

Die funktionelle Mitralklappeninsuffizienz ist eine Erkrankung, die im höheren Lebensalter vermehrt auftritt,<br />

mit einer schlechten Prognose einhergeht, jedoch aufgrund des hohen Operationsrisikos bei den älteren herzinsuffizienten<br />

Patienten in den seltensten Fällen operativ versorgt werden kann. Mit dem 2015 CE-zertifizierten<br />

Edwards Cardioband Mitralklappen-Rekonstruktionssystem der Firma Edwards Lifesciences ist erstmals eine<br />

direkte perkutane Rekonstruktion der Mitralklappe mittels Katheter möglich. Das Verfahren zeigt eine hohe Eingriffssicherheit<br />

und sehr gute Ergebnisse in den Nachkontrollen bis mindestens 12 Monate, wie Experten anlässlich<br />

des 84. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong> vom 4. bis 7. April <strong>2018</strong> in Mannheim ausführten.<br />

EDUCATION<br />

Die Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist nach der Aortenklappenstenose<br />

das zweithäufigste klinisch relevante<br />

Klappenvitium im Erwachsenenalter. Derzeit<br />

leben in Deutschland annähernd 1 Million Menschen<br />

mit einer therapierelevanten Mitralklappeninsuffizienz.<br />

In der Gesamtbevölkerung wird die Prävalenz der<br />

MI auf 1–2 % geschätzt, und sie steigt altersabhängig<br />

bis auf über 10 % bei den Über-75-Jährigen [1].<br />

Aufgrund der Altersabhängigkeit und der demografischen<br />

Entwicklung in Deutschland ist für die Zukunft<br />

von einer steigenden Inzidenz auszugehen.<br />

Ätiologisch unterscheidet man eine primäre und<br />

eine sekundäre Form der Mitralinsuffizienz. Bei der<br />

primären oder organischen MI liegt die Ursache der<br />

Insuffizienz in einer Veränderung der Mitralklappe<br />

oder ihres Halteapparates (Prolaps, Sehnenfadenabriss,<br />

Ruptur des Papillarmuskels, Verkalkung,<br />

Morbus Barlow). Sekundäre oder funktionelle Mitralinsuffizienzen<br />

entstehen im Gegensatz dazu<br />

auf dem Boden vorbestehender ischämischer oder<br />

dilatativer Kardiomyopathien, in deren Verlauf es<br />

über ein Remodeling zu Veränderungen in der Ventrikelgeometrie<br />

kommt.<br />

Die beiden entscheidenden Pathomechanismen der<br />

funktionellen Mitralklappeninsuffizienz sind einerseits<br />

eine mit der Dilatation des linken Ventrikels einhergehende<br />

Erweiterung des Mitralklappenanulus,<br />

wodurch die Segel auseinandergezogen werden, und<br />

anderseits der eingeschränkte Bewegungsspielraum<br />

der Klappensegel durch einen starken Zug auf die<br />

Sehnenfäden und Papillarmuskeln (tethering). Beide<br />

Mechanismen, die isoliert oder kombiniert vorkommen<br />

können, führen letztlich zu einer eingeschränkten<br />

Schlussfähigkeit (Koaptation) der Mitralsegel und<br />

einer systolischen Regurgitation in den Vorhof.<br />

Das zwischen Vorhof und Kammer pendelnde Blutvolumen<br />

steht für die systemische Herzleistung nicht<br />

mehr zur Verfügung, trägt jedoch als zusätzliche<br />

Volumenbelastung zu dem fortschreitenden Remodeling<br />

mit Dilatation des linken Vorhofs und Ventrikels<br />

bei. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, in dessen<br />

Verlauf sich auch die Geometrie der Mitralklappe<br />

weiter verändert. Mit zunehmender MI steigt der<br />

Blutdruck in den Pulmonalvenen, die entstehende<br />

pulmonale Hypertonie führt zu einer Rechtsherzbelastung.<br />

Unbehandelt mündet eine schwere Mitralklappeninsuffizienz<br />

in eine globale Herzinsuffizienz.<br />

Klinische Bedeutung der<br />

funktionellen MI<br />

Obwohl eine funktionelle MI mit 63 % deutlich häufiger<br />

diagnostiziert wird als die organische (37 %) [2],<br />

wird sie doch viel seltener operativ korrigiert. Insbesondere<br />

die Patienten, die bereits unter einer hochgradig<br />

eingeschränkten Pumpfunktion (EF


mären Mitralklappeninsuffizienz. Andererseits weiß<br />

man aber auch, dass die Prognose einer ausschließlich<br />

medikamentös behandelten schweren funktionellen<br />

MI bei Herzinsuffizienz ausgesprochen ungünstig ist.<br />

Zwanzig Prozent der Patienten versterben bereits im<br />

ersten Jahr und die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt<br />

50 % [3] (Abb. 1). Vor diesem Hintergrund kann ein<br />

interventionelles Verfahren für inoperable oder Hochrisikopatienten<br />

eine echte Alternative darstellen.<br />

20 %<br />

1-Jahres-<br />

Mortalität<br />

50 %<br />

5-Jahres-<br />

Mortalität<br />

Sehr hoch<br />

Hospitalisierungsrate<br />

aufgrund von<br />

Herzinsuffizienz<br />

Patienten in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20<br />

41<br />

29<br />

50<br />

Cardioband Mitral Delivery System<br />

Mortalität<br />

Hospitalisierungsrate aufgrund von<br />

Herzinsuffizienz bei überlebenden Patienten<br />

68<br />

37<br />

Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5<br />

Abbildung 1: Konservativ medikamentös behandelte Patienten mit einer schweren MI<br />

haben eine schlechte Prognose.<br />

58<br />

46<br />

50<br />

90<br />

Das Edwards Cardioband Mitralklappen-Rekonstruktions<br />

system<br />

Mit dem 2015 CE-zertifizierten Cardioband<br />

Mitralklappen-Rekonstruktionssystem der Firma<br />

Edwards Lifesciences lässt sich eine direkte perkutane<br />

Anuloplastie der Mitralklappe katheterinterventionell<br />

durchführen. Das Cardioband<br />

Mitralklap pen-Rekonstruktionssystem ahmt die in<br />

der Chirurgie als Goldstandard etablierte Anulusraffung<br />

mittels halbgeschlossener Anuloplastieringe<br />

nach.<br />

Das Cardioband Mitralklappen-Rekonstruktionssystem<br />

besteht aus dem Cardioband-Einführsystem<br />

sowie dem Cardioband-Implantat (Abb. 2).<br />

Die Prozedur wird am schlagenden Herzen über<br />

einen femoralen venösen Zugang durchgeführt.<br />

Der Zugang zum linken Atrium erfolgt über eine<br />

Punktion der Vorhofscheidewand. Zur Fixierung<br />

des Bandes werden von anterolateral nach<br />

Cardioband Mitral System Implantat<br />

Abbildung 2: Edwards Cardioband Mitralklappen-<br />

Rekonstruktions system.<br />

postero medial auf dem posterioren Mitralklappenring<br />

bis zu 17 einzelne Anker platziert, deren<br />

Positionierung sich durch eine durch Bildgebung<br />

unterstützte Navigation präzise bestimmen lässt.<br />

Nach erfolgter Fixierung des Implantats wird über<br />

ein Raffungssmechanismus der Anulus um bis zu<br />

40 % des anterior-posterioren Durchmessers verkürzt<br />

(Abb. 3). Die ständige TEE-Kontrolle erlaubt<br />

eine Optimierung des Ergebnisses in Echtzeit unter<br />

nahezu physiologischen Bedingungen.<br />

1<br />

Femoral-venöser transseptaler<br />

2<br />

Implantationskatheter mit<br />

3<br />

Zugang in den linken Vorhof<br />

Anuloplastiering<br />

Raffung des Implantats<br />

Abbildung 3: Direkte Anuloplastie mit dem Cardioband Mitral System.<br />

EDUCATION<br />

29


EDWARDS CARDIOBAND MITRALKLAPPEN-REKONSTRUKTIONSSYSTEM<br />

Septolateraler Durchmesser (mm)<br />

47<br />

42<br />

37<br />

32<br />

27<br />

22<br />

Septolateraler Durchmesser (mm)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

36±4<br />

(29–46)<br />

25±4<br />

(19–35)<br />

p


100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

2+<br />

3-4+<br />

0-1+ 0-1+<br />

2+ 2+<br />

92 % MR≤2+ 95 % MR≤2+ 95 % MR≤2+<br />

in 30 Tagen in 6 Monaten in12 Monaten<br />

0-1+<br />

0-1+<br />

2+ 2+<br />

3-4+ 3-4+ 3-4+ 3-4+<br />

Baseline Entlassung 30 Tage 6 Monate 12 Monate<br />

n=39<br />

Abbildung 6: Erhaltene Reduktion der mitralen Regurgitation (MR) nach<br />

12 Monaten (gepaarte Analyse [core lab]).<br />

Patienten in %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

NYHA-Klasse<br />

p


PROTEINKINASEN<br />

Potenzielle Zielproteine bei<br />

chronischer Herzinsuffizienz?<br />

Kristina Lorenz, Essen<br />

Proteinkinasen übernehmen wichtige physiologische<br />

Funktionen im Körper. Sie steuern die Abschaltung von<br />

Rezeptoren nach Hormonaktivierung, aktivieren Transkriptionsfaktoren<br />

und unterstützen die Kontraktionskraft von<br />

Herzmuskelzellen. Deregulierte Abschalt- oder Aktivierungsmechanismen,<br />

die in einer chronischen Aktivierung<br />

von Proteinkinasen, veränderten zellulären Lokalisation<br />

oder molekularen Interaktions- und damit Signalprofilen<br />

der Kinasen resultieren, sind häufig bei Tumorerkrankungen,<br />

Rasopathien, die mitunter mit Herzfehlern und Kardiomyopathien<br />

einhergehen, und auch bei der Entwicklung<br />

von Herzinsuffizienz beschrieben [1, 2].<br />

CONFERENCES<br />

Rolle von Proteinkinasen im Herzen<br />

Bekannte Beispiele für Proteinkinasen, die bei<br />

der Entwicklung von Herzinsuffizienz eine zentrale<br />

Rolle spielen, sind G-Protein-gekoppelte<br />

Rezeptorkinasen (GRK), Ca 2+ /Calmodulin-abhängige<br />

Proteinkinase II (CaMKII) und Mitogen-aktivierte<br />

Proteinkinasen (MAPK): GRKs koordinieren<br />

die Abschaltung -adrenerger Rezeptoren und<br />

schützen Herzmuskelzellen damit vor einer Überstimulation,<br />

können darüber aber auch zu einer<br />

eingeschränkten Kontraktionskraft führen. CaMKII<br />

kontrolliert die Kontraktionskraft der Herzmuskelzellen,<br />

kann aber auch Arrhythmien begünstigen.<br />

MAPK beeinflussen das Wachstum und Überleben<br />

der Herzmuskelzellen, können aber auch pathologische<br />

Hypertrophie induzieren. Um toxische<br />

Nebenwirkungen im Herzen zu vermeiden, ist es<br />

daher zwar wichtig die Kinasefunktion zu normalisieren,<br />

sie aber nicht uneingeschränkt zu blockieren.<br />

Die Signalwege im Detail zu verstehen,<br />

ist daher unbedingt notwendig, um zielgerichtet<br />

Kinaseaktivitäten zu korrigieren [1].<br />

Die Rolle von ERK1/2 im Herzen<br />

Detaillierte Analysen über molekulare Veränderungen<br />

im Signalweg der extrazellulär regulierten<br />

Kinasen ERK1/2 haben wir genutzt, um<br />

potenzielle neue therapeutische Strategien bei<br />

Herzinsuffizienz zu erarbeiten: ERK1/2-Aktivierung<br />

ist essenziell für das Überleben von Kardiomyozyten<br />

insbesondere unter Stressbedingungen.<br />

Bestimmte pathologische Trigger, zu denen auch<br />

chronische Druckbelastung infolge von Hypertonie<br />

und Aortenklappenstenose gehört, führen zu<br />

einer zusätzlichen Modifikation dieser Kinasen,<br />

einer Autophosphorylierung (ERK Thr188 -Phosphorylierung).<br />

Diese ist für die nukleäre Translokation<br />

von ERK1/2 notwendig und verstärkt so das pathologische<br />

Remodeling des Herzens: Hypertrophie,<br />

Fibrose, Apoptose, einem Anstieg der Herzinsuffizienzmarker<br />

BNP und ANF und einem Einbrechen der<br />

Herzfunktion bis hin zum Lungenödem. Auf molekularer<br />

Ebene ist für die ERK Thr188 -Phosphorylierung<br />

die Aktivierung und Dimerisierung von ERK notwendig,<br />

was wiederum eine neue Interaktionsfläche<br />

für G -Untereinheiten der G-Proteine bietet<br />

und schließlich ermöglicht, dass ein ERK-Molekül<br />

das andere phosphoryliert [3–5].<br />

Konzept der selektiven Hemmung<br />

maladaptiver ERK1/2-Signale<br />

Um kardialem Remodeling und Herzinsuffizienz<br />

effizient entgegenzuwirken, sollte nun selektiv<br />

diese Autophosphorylierung gehemmt werden,<br />

ohne die Aktivität der Kinasen und damit die für<br />

das Zellüberleben wichtige ERK1/2-Funktion zu<br />

beeinträchtigen. Um dies zu erreichen, konnten wir<br />

32


PROTEINKINASEN<br />

ein Peptid entwickeln, das die ERK-Dimerisierung<br />

blockiert und damit die ERK Thr188 -Phosphorylierung<br />

und nukleäre Translokation, ohne jedoch Einfluss<br />

auf die ERK1/2-Aktivierung oder Zellviabilität zu<br />

nehmen. Entsprechend hemmte in einem Gentherapieansatz<br />

in Mäusen das adenoassoziierte<br />

Virus AAV9-Peptid die Autophosphorylierung,<br />

nicht aber die ERK1/2-Aktivität. Als Herzinsuffizienzmodell<br />

kam die operative Induktion einer<br />

chronischen Druckbelastung infolge einer transverser<br />

Aortenligation (TAC) zur Anwendung. AAV9-<br />

peptidbehandelte Mäuse zeigten in diesem Modell<br />

zudem eine deutlich verringerte Aktivierung nukleärer<br />

ERK-Signale und dadurch bedingter maladaptiver<br />

Veränderungen: Es trat kein Lungenödem auf,<br />

die Herzfunktion blieb weitestgehend erhalten und<br />

die histologischen Untersuchungen zeigten kaum<br />

Fibrose und sogar weniger Apoptose.<br />

Da Substanzen, die zur Hemmung dieser Kinasen<br />

führen, häufig bei Krebserkrankungen eingesetzt werden,<br />

wie zum Beispiel Cetuximab beim Kolonkarzinom,<br />

haben wir unsere Studie zum Anlass genommen, unsere<br />

Strategie in Kolonkrebszelllinien zu testen. Interessanterweise<br />

hemmte das Peptid die Kolonzellproliferation<br />

sogar noch effektiver als gängige ERK1/2-hemmende<br />

Substanzen oder auch Cetuximab. Zusätzlich induzierte<br />

das Peptid – im Gegensatz zu dem ERK1/2-<br />

Inhibitor PD98059 und Cetuximab – keine Apoptose<br />

in Herzmuskelzellen. Der deutliche Einfluss des Peptids<br />

auf die Kolonzellproliferation spiegelte sich auch in<br />

Genexpressionsanalysen wider, die einen stark hemmenden<br />

Effekt auf einen Großteil der am Zellzyklus<br />

beteiligten Gene zeigten.<br />

Fazit<br />

Selektives Eingreifen in die proteinkinasevermittelten<br />

Pathomechanismen, bei gleichzeitigem<br />

Aufrechterhalten essenzieller physiologischer<br />

Kinasefunktionen, hat großes Potenzial effektive<br />

Prof. Dr. rer. nat. Kristina Lorenz<br />

kristina.lorenz@isas.de<br />

und zudem nebenwirkungsarme therapeutische<br />

Strategien zu generieren. Dies könnte ein neuer<br />

Ansatz für Krebstherapeutika mit geringen kardiotoxischen<br />

Nebenwirkungen sein. Die Aufklärung<br />

molekularer Ereignisse im Herzen zeigt somit<br />

auch für andere Erkrankungen wie Krebs und<br />

wahrscheinlich auch Rasophathien effektive und<br />

nebenwirkungsarme Langzeittherapiemöglichkeiten<br />

auf.<br />

Referenzen<br />

1. Lorenz K, Stathopoulou K, Schmid E et al. Heart failurespecific<br />

changes in protein kinase signalling. Pflügers Arch<br />

2014; 466: 1151–62.<br />

2. Tidyman WE, Rauen KA. Pathogenetics of the RASopathies.<br />

Hum Mol Genet 2016; 25: R123–R132.<br />

3. Lorenz K, Schmitt JP, Schmitteckert EM et al. A new type<br />

of ERK1/2 autophosphorylation causes cardiac hypertrophy.<br />

Nat Med 2009; 15: 75–83.<br />

4. Ruppert C, Deiss K, Herrmann S et al. Interference with<br />

ERK(Thr188) phosphorylation impairs pathological but<br />

not physiological cardiac hypertrophy. Proc Natl Acad Sci<br />

U S A 2013; 110(18): 7440–5.<br />

5. Vidal M, Wieland T, Lohse MJ, Lorenz K. b-adrenergic<br />

receptor stimulation causes cardiac hypertrophy via a<br />

Gbg/Erk-dependent pathway. Cardiovasc Res 2012; 96:<br />

255–64.<br />

CONFERENCES<br />

33


ZELL-GEFÄß-INTERAKTIONEN<br />

Moderne Fluoreszenzbildgebung des<br />

ischämischen Schlaganfalls<br />

Katrin Heinze und David Stegner, Würzburg<br />

Schlaganfall – eine der Hauptursachen<br />

für Tod und Invalidität<br />

Abbildung 3: Schematische<br />

Darstellung<br />

der Lichtblattmikroskopie.<br />

Die<br />

optisch aufgeklärte,<br />

fluoreszenzmarkierte<br />

Probe wird in<br />

einer transparenten<br />

Lösung mit passendem<br />

Brechungsindex<br />

mit Lichtblättern<br />

verschiedener Wellenlängen beleuchtet und die spektral<br />

verschiedenen Fluoreszenzsignale aufgezeichnet.<br />

Abbildung 1: Schlaganfallbildgebung<br />

im Mausmodell. Schema der Fluoreszenzanregung<br />

in der Zweiphotonenmikroskopie,<br />

deren Vorteil vor<br />

allem in der hohen Eindringtiefe und<br />

der kontrastreichen Fluoreszenzanregung<br />

im Gewebe liegt.<br />

Abbildung 2: Blutfluss in einem Gefäß im Mausgehirn, wobei<br />

die Gefäßwand rot und Thrombozyten grün gefärbt sind<br />

(Maßstab: 10 µm).<br />

Abbildung 4: 3D-Rekonstruktion mittels Lichtblattmikroskopie<br />

aufgenommener kortikaler Gehirngefäße (rot) mit Thromben<br />

(grün) im vom Schlaganfall betroffenen Areal nach experimentellem<br />

Schlaganfall (Gitterlinien: 1 mm).<br />

Ischämischer Schlaganfall ist weltweit eine der<br />

Hauptursachen für Tod und Invalidität. Selbst im<br />

Falle einer erfolgreich durchgeführten systemischen<br />

Thrombolyse oder mechanischer Thrombektomie<br />

leiden viele Patienten unter erheblichen<br />

Einschränkungen nach einem Schlaganfall. Warum?<br />

Aus zahlreichen Studien mit Tiermodellen weiß<br />

man, dass Thrombozyten nicht nur beim ini tialen<br />

Gefäßverschluss von Bedeutung sind, sondern<br />

auch nach erfolgreicher Wiederherstellung des<br />

Blutflusses zum Schaden beitragen [1]. An diesem<br />

Ischämie-Reperfusionsschaden sind auch Immunzellen,<br />

insbesondere T-Zellen, beteiligt; deshalb<br />

spricht man auch von einer thromboinflammatorischen<br />

Erkrankung [1]. Zwar sind die Vorteile von<br />

Antithrombozyten- und Antikoagulationstherapien<br />

bei der Sekundärprävention des ischämischen<br />

Schlaganfalls gut belegt, allerdings führt die Verabreichung<br />

von „milden“ Thrombozytenhemmern<br />

wie Acetylsalicylsäure (ASS) in der akuten Phase zu<br />

unannehmbaren Blutungskomplikationen.<br />

Wie genau tragen Thrombozyten zu thromboinflammatorischen<br />

Prozessen im ischämischen<br />

Gehirn bei? Die genaue Antwort auf diese Frage ist<br />

noch Gegenstand unserer Forschung. Hier steht ein<br />

besseres Verständnis der molekularen Mechanismen<br />

in direktem Zusammenhang mit therapeutischen<br />

Fortschritten. Zusammen mit transgenen Mausmodellen<br />

und pharmakologischen Werkzeugen kann<br />

die medizinische Forschung mit modernen Fluores-<br />

34


ZELL-GEFÄß-INTERAKTIONEN<br />

zenzverfahren zelluläre und molekulare Prozesse<br />

sichtbar machen und so entscheidende Einblicke in<br />

die Pathomechanismen erlangen. Besonders neue,<br />

maßgeschneiderte Konzepte und Methoden der<br />

In-vivo- und In-vitro-Bildgebung sind hier maßgeblich<br />

beteiligt und werden von uns und anderen<br />

Forscherteams mit großem Einsatz vorangetrieben.<br />

Zell-Gefäß-Interaktionen im Gehirn<br />

sichtbar machen, verfolgen und<br />

kartieren<br />

Entdeckungen in der Medizin und Biowissenschaften<br />

werden häufig durch die Erfindung neuer<br />

wissenschaftlicher Instrumente und Methoden<br />

angeregt. Eines dieser faszinierenden Werkzeuge<br />

ist die Fluoreszenzmikroskopie, heute ein fester<br />

Bestandteil der biomedizinischen Forschung und<br />

der Lebenswissenschaften, der sich mit rasantem<br />

Tempo weiterentwickelt. So ist es bereits mit der<br />

zurzeit erreichbaren räumlichen und zeitlichen<br />

Auflösung möglich, dynamische Prozesse in makroskopischen<br />

Gewebeproben mit subzellulärer<br />

Auflösung zu verfolgen und zu kartieren. Für solch<br />

eine Organ-Bildgebung verbinden wir In-vivo-, Invitro-<br />

und In-silico-Konzepte [2].<br />

Sehr erfolgreich und leistungsstark ist die komplementäre<br />

Anwendung der Zweiphotonen-Intravitalmikroskopie<br />

und der Lichtblattmikroskopie,<br />

die in Verbindung mit neuen Ansätzen in der Bildanalyse<br />

sowie computergestützten Simulationen<br />

erstaunliche Einblicke liefern. So können uns diese<br />

Elemente der modernen 3D-Bildgebung helfen,<br />

die Ausbreitung und die Ursachen von Reperfusionsschäden<br />

zu verstehen (Abb. 1–4). Zell-Zelloder<br />

Zell-Gefäß-Interaktionen können mit diesen<br />

Methoden im Organ von Modell organismen quantifiziert<br />

werden. Prozesse der Thrombusbildung bei<br />

ischämischem Schlag anfall, die räumlich-zeitliche<br />

Abfolge von Zell-Gefäß-Interaktionen oder auch<br />

Prof. Dr. rer. nat. Katrin Heinze<br />

katrin.heinze@virchow.uni-wuerzburg.de<br />

Dr. rer. nat. David Stegner<br />

stegner@virchow.uni-wuerzburg.de<br />

die Größe einer Immun antwort [3] lassen sich auf<br />

diese Weise messen und in naher Zukunft hoffentlich<br />

positiv beeinflussen.<br />

Referenzen<br />

1. Nieswandt B, Kleinschnitz C, Stoll G. Ischaemic stroke:<br />

a thrombo-inflammatory disease? J Physiol 2011; 589:<br />

4115–23.<br />

2. Stegner D, van Eeuwijk JMM, Angay O. et al. Thrombopoiesis<br />

is spatially regulated by the bone marrow vasculature.<br />

Nat Comm 2017; 8: 127.<br />

3. Ramos GC, van den Berg A, Nunes-Silva V et al. Myocardial<br />

aging as a T-cell-mediated phenomenon. Proc Natl Acad<br />

Sci U S A 2017; 114: E2420–9.<br />

CONFERENCES<br />

35


ATHEROSKLEROSE<br />

Inflammation – Hoffnung oder Irrweg<br />

der Vasoprotektion?<br />

Karsten Grote und Bernhard Schieffer, Marburg<br />

Das heutige Wissen zu Entstehung und Fortschreiten der Atherosklerose durch einen chronischen Entzündungsprozess<br />

der arteriellen Gefäßwand ist durch intensive Grundlagenforschung und zahlreiche klinische<br />

Studien geprägt worden. So kennt man heute beispielsweise die integrale Bedeutung der angeborenen aber<br />

auch der erworbenen Immunantwort bei der Pathogenese der Atherosklerose. Vaskuläre Inflammation stellt<br />

dabei lebenslang sinnbildlich ein Damokles-Schwert als zentralen Stimulus für das maladaptive pathologische<br />

Gefäßremodeling zur Entstehung und Ruptur atherosklerotischer Plaques dar.<br />

CONFERENCES<br />

Mit dieser Bedrohung muss ein Patient leben!<br />

Sie spielt eine zentrale Rolle beim Management<br />

der Risikofaktoren, bei der klinischen Intervention<br />

sowie bei der medikamentösen Therapie.<br />

Pathogenese der Atherosklerose<br />

Das Verständnis zur Pathogenese der Atherosklerose<br />

hat sich im Laufe der Zeit verändert und wird<br />

heute als ein lebenslanger Prozess der vaskulären<br />

Inflammation, des Remodelings, aber auch der<br />

Regeneration verstanden. Schon Rudolf Virchow<br />

hat die Atherosklerose 1856 nicht nur klar von<br />

bakteriellen Infektionserkrankungen abgegrenzt,<br />

er hat sie auch bereits als lebenslange Bedrohung<br />

beschrieben [1]. Ende der 1990er-Jahre des letzten<br />

Jahrhunderts war dann die Bedeutung von Signalkaskaden,<br />

oxidativem Stress, Plasmalipidspiegel,<br />

zellulären sowie hormonellen Faktoren als Ursache<br />

für die entzündliche Reaktion in der Gefäßwand<br />

bekannt. Das Time Magazine berichtete über<br />

den damals überraschenden Zusammenhang von<br />

Entzündung und Herzinfarkt, Tumorerkrankungen,<br />

Alzheimer und weiteren Erkrankungen.<br />

Aber wie genau stellt sich der Zusammenhang<br />

zwischen kardiovaskulären Erkrankungen und<br />

Inflammation dar? Zahlreiche, gut im Blut nachzuweisende<br />

Faktoren sind als mögliche Biomarker<br />

für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse identifiziert<br />

worden, und ihre Zahl wächst stetig. Den besten<br />

prognostischen Wert in der Frühphase solcher<br />

Studien erreichte das C-reaktive Protein (CRP), ein<br />

eher allgemeiner Entzündungsmarker, der jede Art<br />

von Inflammation im Körper anzeigt [2]. Durch die<br />

Verfügbarkeit der cholesterinsenkenden Statine ab<br />

Ende der 1980er-Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

36


ATHEROSKLEROSE<br />

ist es erstmals gelungen, das Mortalitätsrisiko von<br />

kardiovaskulären Patienten medikamentös zu senken.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass Patienten mit niedrigen CRP am meisten von<br />

einer Statintherapie profitieren [3]. Der Einfluss<br />

von allgemeiner Inflammation auf die kardiovaskuläre<br />

Mortalität wurde erstmals in der Nurses‘<br />

Health Study deutlich. In einer Studienpopulation<br />

ohne traditionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

hatten jene Probanden das höchste Myokardinfarktrisiko,<br />

die im Verlauf der Studie eine entzündliche<br />

rheumatoide Arthritis entwickelten [4].<br />

Unsere eigenen Forschungsergebnisse zeigen, dass<br />

bereits eine niedrigschwellige bakterielle Zahnfleischentzündung<br />

(Gingivitis) in gesunden jungen<br />

Probanden zum deutlichen Anstieg allgemeiner<br />

Entzündungsmarker wie CRP führt und damit auch<br />

deren kardiovaskuläres Risikoprofil ansteigen lässt<br />

[5]. Bei Patienten, die unter einer schwerwiegenden<br />

bakteriellen Entzündung des Zahnbetts leiden<br />

(Parodontitis), führt eine intensive Behandlung der<br />

Krankheit kurzfristig zu erhöhten systemischen<br />

Entzündungsmarkern und einer Endotheldysfunktion,<br />

längerfristig aber zu einer verbesserten Endothelfunktion<br />

[6]. Ein synergistischer Effekt von<br />

Inflammation und kardiovaskulärem Risiko scheint<br />

aber nicht unbedingt allgemeingültig zu sein, da<br />

es bisher in keiner Studie gelungen ist, kardiovaskuläre<br />

Ereignisse durch eine Antibiotikatherapie<br />

gegen bakterielle Erreger zu senken [7].<br />

Es gibt also offensichtlich keinen direkten<br />

Zusammenhang zwischen bakterieller Infektion<br />

und kardiovaskulären Ereignissen. Es stellt sich die<br />

Frage, ob eine Impfstrategie gegen die zugrunde<br />

liegende Atherosklerose denkbar ist, wie sie bei<br />

zahlreichen Infektionserkrankungen seit langer Zeit<br />

erfolgreich angewendet wird. In dem Zusammenhang<br />

ist seit über zehn Jahren bekannt, dass eine<br />

Grippeschutzimpfung die Ereignisrate von kardiovaskulären<br />

Pa tienten zu senken vermag [8]. Was<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Karsten Grote<br />

karsten.grote@staff.uni-marburg.de<br />

Prof. Dr. med. Bernhard Schieffer<br />

bernhard.schieffer@staff.uni-marburg.de<br />

aber könnte das atherosklerosespezifische Antigen<br />

sein, gegen den der Impfstoff hergestellt werden<br />

soll? In verschiedenen präklinischen und klinischen<br />

Studien sind dazu bereits Antigene, wie sie in<br />

spezifischen Immunzellen im atherosklerotischen<br />

Plaque oder in Enzymen und Rezeptoren zur Synthese<br />

und Transport von Cholesterin vorkommen,<br />

CONFERENCES<br />

37


ATHEROSKLEROSE<br />

CONFERENCES<br />

genutzt worden [9]. Die Ergebnisse dieser Studien<br />

sind vielversprechend, insgesamt steckt eine solche<br />

Impfstrategie aber noch in den Kinderschuhen.<br />

Im letzten Jahr hat eine Studie für erhebliches<br />

Aufsehen gesorgt, bei der durch eine Therapie<br />

gegen Interleukin-1 (Canakinumab) erstmals<br />

kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten reduziert<br />

werden konnten [10]. Auch die Akut-Phase-<br />

Reaktion, eine unspezifische Immunantwort im<br />

Rahmen einer Entzündung, könnte zukünftig Ziel<br />

neuer Medikamente sein. Der Einfluss der Akut-<br />

Phase-Reaktion auf die Atherosklerose konnte<br />

von uns bereits in präklinischen Modellen sowie<br />

in genetischen As soziationsstudien bei Patienten<br />

identifiziert werden [11].<br />

Wo stehen wir beim Verständnis und<br />

der Therapie der Atherosklerose?<br />

Die Pathogenese der Atherosklerose wird heute<br />

als multifaktorieller Prozess verstanden. Risikofaktoren<br />

wie Rauchen und Vorerkrankungen wie Diabetes,<br />

Hypertonie, erhöhte Cholesterinwerte aber<br />

auch systemische Entzündung bestimmen das individuelle<br />

Risiko der Patienten und führen über eine<br />

Vielzahl immunologischer Prozesse zum Entstehen<br />

und Fortschreiten atherosklerotischer Plaques in<br />

der arteriellen Gefäßwand. Eine medikamentöse<br />

Therapie der Vorerkrankungen (z. B. Cholesterin-<br />

Senkung durch Statine) wird bereits seit Jahrzehnten<br />

durchgeführt, aber auch eine medikamentöse<br />

Hemmung chronisch entzündlicher Prozesse in<br />

der Gefäßwand kann aufgrund der aktuellen Studienlage<br />

ein Therapieziel sein. Allerdings muss<br />

Inflammation nicht unbedingt immer einen negativen<br />

Einfluss auf die Gefäße haben. So konnte<br />

unter anderem unsere Arbeitsgruppe in den letzten<br />

Jahren in präklinischen Modellen durch eine<br />

spezifische Stimulation von Immunrezeptoren zur<br />

Pathogenerkennung (Toll-like-Rezeptor) zeigen,<br />

dass durch eine kurzfristig gesteigerte Inflammation<br />

die Neubildung und Reparatur von Blutgefäßen<br />

vorangetrieben wird [12,13]. Zukünftig bieten<br />

diese neuen Befunde Potenzial für eine verbesserte<br />

Therapie von kardiovaskulären Patienten.<br />

Referenzen<br />

1. Virchow RLK. Der artheromatöse Prozess der Arterie. Wiener<br />

Medizinische Wochenschrift 1856; 51.<br />

2. Ridker PM, Glynn RJ, Hennekens CH. C-reactive protein adds<br />

to the predictive value of total and HDL cholesterol in determining<br />

risk of first myocardial infarction. Circulation 1998;<br />

97: 2007–11.<br />

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levels and outcomes after statin therapy. N Engl J Med 2005;<br />

352: 20–8.<br />

4. Solomon DH, Karlson EW, Rimm EB et al. Cardiovascular<br />

morbidity and mortality in women diagnosed with rheumatoid<br />

arthritis. Circulation 2003;107: 1303–7.<br />

5. Eberhard J, Grote K, Luchtefeld M et al. Experimental gingivitis<br />

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healthy individuals: a single-subject interventional study.<br />

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6. Tonetti MS, D‘Aiuto F, Nibali L et al. Treatment of periodontitis<br />

and endothelial function. N Engl J Med 2007; 356:<br />

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meta-analysis of randomized controlled trials. JAMA 2005;<br />

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in secondary prevention from coronary ischaemic<br />

events in coronary artery disease: FLUCAD study. Eur Heart<br />

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Oliva J. Reality of a Vaccine in the Prevention and Treatment<br />

of Atherosclerosis. Arch Med Res 2015; 46: 427–37.<br />

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disease. N Engl J Med 2017; 377: 1119–31.<br />

11. Luchtefeld M, Schunkert H, Stoll M et al. Signal transducer of<br />

inflammation gp130 modulates atherosclerosis in mice and<br />

man. J Exp Med 2007; 204: 1935–44.<br />

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stimulation promotes angiogenesis via GM-CSF as a potential<br />

strategy for immune defense and tissue regeneration.<br />

Blood 2010; 115: 2543–52. Toll-like receptor 2/6 agonist<br />

macrophage-activating lipopeptide-2 promotes reendothelialization<br />

and inhibits neointima formation after vascular<br />

injury. Arterioscler Thromb Vasc Biol 2013; 33: 2097–104.<br />

38


THROMBO-INFLAMMATION<br />

Die Rolle der T-Zellen beim ischämischen<br />

Schlaganfall<br />

Christoph Kleinschnitz, Essen<br />

Alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall. Die Hauptursache für Schlaganfälle<br />

ist ein thrombotischer Verschluss von Gehirngefäßen. Primäres Therapieziel ist es, diese Blutgerinnsel<br />

aufzulösen und somit die Sauerstoffversorgung des Gehirns wiederherzustellen. Dazu stehen die<br />

intravenöse Thrombolyse mit rekombinantem gewebespezifischem Plasminogenaktivator (rt-PA) oder seit<br />

wenigen Jahren auch die endovaskuläre mechanische Thrombektomie zur Verfügung. Doch häufig kommt<br />

es bei den Patienten trotz erfolgreicher Rekanalisation der Gehirngefäße im Verlauf von wenigen Tagen zu<br />

einem weiteren sekundären Größenwachstum des ischämischen Infarktvolumens. Dies beruht vor allem auf<br />

dem sich entwickelnden Hirnödem sowie begleitenden inflammatorischen Prozessen.<br />

Der Schlaganfall ist also keine rein thrombotische<br />

Erkrankung, sondern ein Zusammenspiel von Bestandteilen<br />

der Blutgerinnung mit Entzündungszellen und<br />

dem Gefäßendothel. Dieses Konzept wird seit einigen<br />

Jahren als Thrombo-Inflammation bezeichnet.<br />

Jeder ischämische Schlaganfall führt auch zur<br />

Aktivierung des Immunsystems und zur Ausbildung<br />

einer sterilen lokalen Entzündungsreaktion<br />

im Gehirn. Zellen des Immunsystems interagieren<br />

über Adhäsionsmoleküle mit dem Gefäßendothel<br />

und wandern anschließend in einer zeitlich definierten<br />

Abfolge über die Blut-Hirn-Schranke in das<br />

ischämische Hirngewebe ein. Zu diesen Immunzellen<br />

gehören auch die T-Lymphozyten (T-Zellen), die<br />

gemeinsam mit den B-Lymphozyten die erworbene<br />

(adaptive) Immunantwort darstellen. Unsere<br />

Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass T-Zellen die<br />

Schlaganfallausbreitung massiv fördern [1]. RAG1-<br />

Knockout-Mäuse, denen wegen eines genetischen<br />

Defekts B- und T-Zellen fehlen, bekommen kleinere<br />

Schlaganfälle als normale Artgenossen. Außerdem<br />

entwickeln sie nach dem Schlaganfall weniger<br />

neurologische Ausfallerscheinungen wie zum Beispiel<br />

Lähmungen. Injiziert man diesen genetisch<br />

veränderten Mäusen vor dem Schlaganfall T-Zellen,<br />

entwickeln sie wieder gleich große Infarkte wie<br />

normale Mäuse. Im Gegensatz dazu haben B-Zellen<br />

keinen Einfluss auf die Schlaganfallgröße [1, 2].<br />

Regulatorische T-Zellen<br />

Eine Untergruppe der T-Zellen sind die regulatorischen<br />

T-Zellen. Diese sind eigentlich dafür da,<br />

allzu starke Immunreaktionen des Körpers einzu-<br />

CONFERENCES<br />

39


THROMBO-INFLAMMATION<br />

a<br />

b<br />

CONFERENCES<br />

Abbildung 1: Nach einem Schlaganfall lassen sich regulatorische T-Zellen (grün)<br />

vor allem in den Gehirngefäßen (rot) nachweisen, wo sie mit der Gefäßwand<br />

in Wechselwirkung treten und das Gefäß verstopfen (a). Entsprechend ist die<br />

Hirndurchblutung (obere Bildreihe) nach einem Schlaganfall bei Mäusen ohne<br />

regulatorische T-Zellen (rechts) deutlich besser als bei normalen Mäusen (links), und<br />

auch die Infarktwahrscheinlichkeit ist geringer (untere Bildreihe) (b). Zur Messung<br />

der Hirndurchblutung und der Infarktwahrscheinlichkeit wurden die Tiere in einem<br />

Kernspintomographen (MRT) untersucht.<br />

40<br />

dämmen. Durch ihre regulierenden Eigenschaften<br />

kommt ihnen bei vielen Erkrankungen eine schützende<br />

Funktion zu, beispielsweise bei der multiplen<br />

Sklerose oder bei Rheuma. Anders ist dies beim<br />

Schlaganfall. Überraschenderweise tragen gerade<br />

die regulatorischen T-Zellen in der Akutphase, d.h.<br />

innerhalb der ersten 24 Stunden, entscheidend<br />

zur Ausbreitung des Schlaganfalls bei [3]. DEREG-<br />

Mäuse, bei denen spezifisch die regulatorischen<br />

T-Zellen depletiert werden können, entwickeln im<br />

Schlaganfallmodell um rund 75 % kleinere Infarkte<br />

als normale Mäuse. Außerdem entwickeln die Tiere<br />

deutlich weniger neurologische Ausfälle.<br />

Doch auf welche Weise entfachen diese Zellen<br />

ihre schädliche Wirkung? In der Frühphase nach<br />

einem Schlaganfall sind die regulatorischen T-Zellen<br />

hauptsächlich innerhalb der Gefäße zu finden<br />

(Abb. 1a). Dort interagieren sie mit Blutplättchen<br />

und dem Gefäßendothel (über eine Verbindung<br />

zwischen den Zelladhäsionsmolekülen ICAM-1<br />

auf Endothelzellen und LFA-1 auf T-Zellen). Dies<br />

führt zu einer verstärkten Thrombusbildung und<br />

dadurch zu einer eingeschränkten zerebralen Perfusion<br />

(Abb. 1b). Durch die Blockade von 4-Integrin<br />

durch monoklonale Anti-CD49-Antikörper<br />

konnten wir zeigen, dass die Interaktion zwischen<br />

4-Integrin und dem Integrinrezeptor VCAM-1 bei<br />

der Pathophysiologie des ischämischen Schlaganfalls<br />

keine große Rolle spielt [4].<br />

Von großer translationaler Relevanz ist der Einsatz<br />

von FTY720, einem Sphingosin-1-Phosphat-<br />

Rezeptor-Modulator. Diese Substanz ist in der<br />

klinischen Routine unter Fingolimod bekannt und<br />

für die schubförmige multiple Sklerose zugelassen.<br />

FTY720 bewirkt, dass zirkulierende Lymphozyten<br />

in den Lymphknoten zurückgehalten werden, so<br />

dass eine klinisch relevante periphere Lymphopenie<br />

entsteht. Mäuse, die mit FTY720 behandelt<br />

wurden, entwickeln kleinere Infarkte und weniger<br />

neurologische Defizite nach einem Schlaganfall<br />

als placebobehandelte Mäuse. Die Ursache dafür<br />

ist eine reduzierte Thrombusbildung in der Mikrovaskulatur<br />

und damit verbunden eine verbesserte<br />

zerebrale Mikrozirkulation [5].<br />

Eine neue Behandlungsoption?<br />

Beim experimentellen Schlaganfall an Nagetieren<br />

konnte in den letzten Jahren gezeigt werden,<br />

dass das Konzept der Thrombo-Inflammation eine


THROMBO-INFLAMMATION<br />

pathophysiologische Rolle bei der Schlaganfallentwicklung<br />

spielt. Inzwischen gibt es auch eine Reihe<br />

von Studien, die nahelegen, dass dieses Konzept<br />

auch beim humanen Schlaganfall von Bedeutung<br />

ist. In einer doppelblinden, multizentrischen, placebokontrollierten<br />

Phase-2-Studie wurden 161<br />

Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall<br />

innerhalb von neun Stunden nach Symptombeginn<br />

entweder mit Natalizumab oder Placebo behandelt<br />

[6]. Natalizumab ist das humane Pendant der<br />

Anti-CD49-Antikörper, das bei der multiplen Sklerose<br />

eingesetzt wird, um die Leukozyten-Transmigration<br />

in das Gehirn zu hemmen. Diese klinische<br />

Studie zeigte, ebenso wie in unserer präklinischen<br />

experimentellen Studie [4], keine Veränderung des<br />

Schlaganfallvolumens zwischen Natalizumab und<br />

placebobehandelten Patienten. Allerdings zeigten<br />

die Patienten unter Natalizumab-Therapie nach<br />

30 und 90 Tagen einen Benefit auf funktioneller<br />

Ebene, was nun in weiteren Studien genauer untersucht<br />

werden soll.<br />

In einer kleineren offenen (open-label) Parallelgruppen-Pilotstudie<br />

(n=22) wurde die Wirkung<br />

von Fingolimod bei Patienten mit akutem ischämischen<br />

Schlaganfall untersucht [7]. Die Größenzunahme<br />

des Infarktvolumens zwischen Tag 1 und<br />

Tag 7 war in der Fingolimod-Gruppe signifikant<br />

geringer als in der Kontrollgruppe. Auch profitierten<br />

die Patienten aus der Fingolimod-Gruppe<br />

von einer funktionellen Verbesserung. In einer<br />

weiteren Pilotstudie aus dieser Arbeitsgruppe<br />

(n=43) konnten die positiven Effekte auch unter<br />

einer Kombinationstherapie aus Fingolimod und<br />

rtPA reproduziert werden [8]. Aufgrund der geringen<br />

Fallzahl müssen die Ergebnisse in weiteren<br />

Studien untersucht werden. Sie geben allerdings<br />

bereits einen ersten Hinweis, dass die Therapie<br />

der Thrombo-Inflammation auch beim humanen<br />

Schlaganfall eine neue Behandlungsoption darstellen<br />

könnte.<br />

Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz, MHBA<br />

christoph.kleinschnitz@uk-essen.de<br />

Referenzen<br />

1. Kleinschnitz C, Schwab N, Kraft P et al. Early detrimental<br />

T-cell effects in experimental cerebral ischemia are neither<br />

related to adaptive immunity nor thrombus formation.<br />

Blood 2010; 115: 3835-42.<br />

2. Schuhmann MK, Langhauser F, Kraft P, Kleinschnitz C. B<br />

cells do not have a major pathophysiologic role in acute<br />

ischemic stroke in mice. J Neuroinflammation 2017; 14:<br />

112.<br />

3. Kleinschnitz C, Kraft P, Dreykluft A et al. Regulatory T cells<br />

are strong promoters of acute ischemic stroke in mice by<br />

inducing dysfunction of the cerebral microvasculature.<br />

Blood 2013; 121: 679-91.<br />

4. Langhauser F, Kraft P, Göb E et al. Blocking of 4 integrin<br />

does not protect from acute ischemic stroke in mice.<br />

Stroke 2014; 45:1799-806.<br />

5. Kraft P, Göb E, Schuhmann MK et al. FTY720 Ameliorates<br />

Acute Ischemic Stroke in Mice by Reducing Thrombo-<br />

Inflammation but Not by Direct Neuroprotection. Stroke<br />

2013; 44: 3202-10.<br />

6. Elkins J, Veltkamp R, Montaner et al. Safety and efficacy<br />

of natalizumab in patients with acute ischaemic stroke<br />

(ACTION): a randomised, placebo-controlled, doubleblind<br />

phase 2 trial. Lancet Neurol. 2017; 16:217-26.<br />

7. Fu Y, Zhang N, Ren L et al. Impact of an immune modulator<br />

fingolimod on acute ischemic stroke. Proc Natl Acad Sci U<br />

S A 2014; 111: 18315-20.<br />

8. Zhu Z, Fu Y, Tian D et al. Combination of the immune<br />

modulator fingolimod with alteplase in acute ischemic<br />

stroke: a pilot trial. Circulation 2015; 132: 1104-12.<br />

CONFERENCES<br />

41


GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE BEI KHK<br />

Frauen und Männer nicht über<br />

einen Kamm scheren<br />

„Frauenherzen schlagen (etwas) anders“ – dies zeigt sich vor allem bei der koronaren Herzkrankheit (KHK)<br />

und der Angina pectoris. Zunehmend rücken hier geschlechtsspezifische Unterschiede in den Fokus, wie<br />

Experten auf einem Symposium im Rahmen der 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong><br />

(DGK) in Mannheim verdeutlichten.<br />

Wenn es um die klassische KHK mit Obstruktion<br />

der Koronararterien geht, sind die Unterschiede<br />

zwischen Männern und Frauen gar nicht so groß,<br />

betonte Prof. Dr. Harald Darius vom Vivantes-<br />

Klinikum Neukölln in Berlin. Es liegen im Prinzip<br />

die gleichen pathogenetischen Mechanismen und<br />

Risikofaktoren der Arteriosklerose zugrunde – die<br />

bei Frauen aber erst wesentlich später nach der<br />

Menopause zum Tragen kommen. Frauen sind<br />

daher bei Manifestation im Schnitt 7–10 Jahre<br />

älter als Männer und weisen mehr Komorbiditäten<br />

wie Diabetes mellitus und Hypertonie auf. Im ersten<br />

Jahr nach dem Herzinfarkt haben Frauen eine<br />

höhere Mortalität als Männer – in den darauffolgenden<br />

Jahren aber nicht mehr [1].<br />

Frauen mit Angina pectoris haben<br />

häufiger „offene“ Koronararterien<br />

Trotzdem gibt es bei der Manifestation der KHK<br />

wesentliche Unterschiede zwischen Frauen und<br />

Männern, die auch die European Society of Cardiology<br />

(ESC) dazu veranlasst hat, sich für eine<br />

verstärkte Berücksichtigung von Geschlechtsun-<br />

520<br />

510<br />

514±7<br />

509±7 508±7<br />

Zeit (Sekunden)<br />

500<br />

490<br />

480<br />

482±7<br />

479±7<br />

477±7<br />

470<br />

460<br />

EDUCATION<br />

450<br />

Placebo<br />

Belastungsdauer<br />

p=0,002<br />

Ranolazin<br />

Zeit bis<br />

ST-Senkung ≥1mm<br />

p=0,003<br />

Zeit bis Anginapectoris-Beschwerden<br />

p=0,002<br />

Abbildung 1: Patienten mit stabiler Angina pectoris profitieren von Ranolazin (modifiziert nach [7]).<br />

42


GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE BEI KHK<br />

terschieden in künftigen Leitlinien auszusprechen.<br />

Wesentlich häufiger als bei Männern finden sich<br />

bei Frauen mit Angina pectoris unauffällige Koronararterien<br />

ohne Ob struktion, berichtete Prof. Dr.<br />

Verena Stangl von der Berliner Charité. So wiesen<br />

in einer schwedischen Registerstudie mit 11.223<br />

Patienten mit Angina pectoris 48 % der Frauen<br />

unauffällige epikardiale Koronargefäße auf, und<br />

bei 17 % zeigte sich eine diffuse nichtobstruktive<br />

KHK. Bei Männern lagen diese Anteile nur bei<br />

19 % bzw. 14 % [2]. Dies mache deutlich, dass die<br />

Angina pectoris bei offenen Koronararterien kein<br />

reines „Frauenproblem“ ist – Frauen aber wesentlich<br />

häufiger betroffen sind.<br />

Störungen der Mikrozirkulation als<br />

Ursache<br />

Zugrunde liegt bei diesen Fällen von INOCA (ischemia<br />

and no obstructive coronary artery disease) häufig<br />

eine Störung der koronaren Mikrozirkulation, die<br />

sich bei der Katheterangiographie nicht abbilden<br />

lässt, sagte die Expertin. Zahlreiche strukturelle und<br />

funktionelle Störungen der Mikrozirkulation können<br />

hier zu einer Myokardischämie beitragen. Dazu<br />

gehören Obstruktionen, intravasale Thromben und<br />

distale Embolien – aber auch Entzündungen und<br />

mikrovaskuläre Spasmen. Dieses Krankheitsbild muss<br />

sehr ernst genommen werden, da auch mikrovaskulär<br />

bedingte Myokard ischämien mit einer schlechteren<br />

Prognose und einem deutlich erhöhten Risiko für<br />

kardiovaskuläre Ereignisse einhergehen [2].<br />

Ein nicht zu vernachlässigender Risikofaktor für<br />

die mikrovaskuläre Dysfunktion ist die langjährige<br />

Hypertonie mit Ausbildung einer kardialen Hypertrophie.<br />

Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede: Frauenherzen reagieren auf<br />

die Druckbelastung eher mit einer konzentrischen<br />

Hypertrophie, was das Problem der mikrovaskulären<br />

Dysfunktion verstärken könnte [3].<br />

Selbst bei Vorliegen eines Herzinfarkts mit<br />

erhöhten kardialen Nekrosemarkern, entsprechender<br />

Klinik, EKG-Veränderungen und Untergang von<br />

Herzmuskelzellen lassen sich in 5–9 % der Fälle<br />

keine oder nur unwesentliche Obstruktionen nachweisen.<br />

Auch von diesem MINOCA (myocardial<br />

infarction with nonobstructive coronary arteries)<br />

sind nach dem ACTION-Register Frauen deutlich<br />

häufiger betroffen (10,5 % vs. 3,4 %) [4].<br />

Eine unauffällige Koronarangiographie<br />

reicht als Diagnose nicht aus<br />

Zum sicheren Ausschluss einer koronaren<br />

Ob struktion ist die Koronarangiographie bei Angina<br />

pectoris mit Ischämienachweis meist unumgänglich<br />

– sie reicht aber bei normalem Koronarbefund<br />

nicht aus. Goldstandard wäre in diesen Fällen die<br />

Bestimmung der koronaren Flussreserve (CFR),<br />

mit der sich eine mikrovaskuläre Dysfunktion gut<br />

nachweisen lässt. Provokationstests mit Acetylcholin<br />

können die Diagnostik ergänzen.<br />

Personalisierte antiangionöse<br />

Therapie<br />

Die verschiedenen Manifestationen der Angina<br />

pectoris erfordern einen personalisierten Therapieansatz,<br />

betonte Prof. Dr. Dr. Samuel Tobias Sossalla<br />

vom Universitätsklinikum Regensburg. Neben der<br />

konsequenten Behandlung von Risikofaktoren wie<br />

Diabetes, Hypertonie und Dyslipid ämie, sollten<br />

alle Patienten ASS und Statine erhalten und zu<br />

sportlichen Aktivitäten motiviert werden. Auch die<br />

Verordnung eines kurzwirksamen Nitro-Präparates<br />

zu Behandlung von Akutbeschwerden darf nicht<br />

vergessen werden.<br />

Als Mittel der ersten Wahl zur antianginösen Therapie<br />

gelten Betablocker und Kalziumkanal blocker.<br />

Hierbei muss aber sehr individuell unter Berücksich-<br />

EDUCATION<br />

43


GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE BEI KHK<br />

EDUCATION<br />

tigung von Kontraindikationen, Ko morbiditäten,<br />

hämodynamischer Situation und der zugrunde<br />

liegenden Pathophysiologie vorgegangen werden,<br />

betonte der Kardiologe. Bei einem reinen Vasospasmus<br />

sind zum Beispiel Betablocker ob solet.<br />

Zurückhaltend sollte man mit Beta blockern auch<br />

sein, wenn Blutdruck und Herzfrequenz ohnehin<br />

schon normwertig oder eher niedrig sind.<br />

Ranolazin als hämodynamisch<br />

neutrale Alternative<br />

Gerade in dieser Situation ist das Antianginosum<br />

Ranolazin (Ranexa®) eine gute Alternative,<br />

sagte Prof. Sossalla. Anders als Betablocker wirkt<br />

Ranolazin hämodynamisch neutral. Der Wirkstoff<br />

unterbricht die pathologischen Prozesse der Myokardischämie<br />

direkt in der Herzmuskelzelle. Es<br />

kommt zu einer Verbesserung der diastolischen<br />

Relaxation, wodurch der Energieverbrauch sinkt<br />

und mehr Sauerstoff in die intramyokardialen<br />

Kapillaren gelangt. Dies verbessert die Mikrovaskulation<br />

und reduziert ischämische Beschwerden<br />

[5]. Im Vergleich zu Atenolol konnte im Cross-over-<br />

Design gezeigt werden, dass Ranolazin die Belastungsdauer<br />

von Patienten mit chronischer Angina<br />

pectoris signifikant stärker erhöht [6].<br />

Gute Evidenzlage für antianginöse<br />

Therapie mit Ranolazin<br />

Bei nicht ausreichender Symptomkontrolle unter<br />

Betablocker und/oder Kalziumkanalblocker kann<br />

der zusätzliche Einsatz von Ranolazin ebenfalls<br />

sinnvoll sein. In einer vordefinierten Subgruppe<br />

der MERLIN-Studie wurde Ranolazin als zusätzliche<br />

Therapie bei mehr als 3.500 Patienten mit<br />

stabiler Angina pectoris gegen Placebo getestet.<br />

Auch hier erwies sich die Substanz als wirksames<br />

Antianginosum mit Verlängerung der Belastungsdauer<br />

und der Zeit bis zu Ischämiezeichen im<br />

EKG oder Angina-Beschwerden [7]. Damit ist die<br />

Evidenzlage für Ranolazin deutlich besser als für<br />

langwirkende Nitrate oder auch Ibravadin, sagte<br />

der Kardiologe. In den ESC-Leitlinien wird daher<br />

auch empfohlen, bei persistierenden Angina-pectoris-Beschwerden<br />

zusätzlich Antianginosa wie<br />

Ranolazin einzusetzen [8].<br />

Bericht: Maria Weiß<br />

Quelle: Satellitensymposium „KHK ist Männersache? Ge -<br />

schlechts spezifische Aspekte für die kardiologische Praxis“ am<br />

6. April <strong>2018</strong> in Mannheim (unterstützt von Berlin Chemie).<br />

Referenzen:<br />

1. Ubrich R et al. Sex differences in long-term mortality<br />

among acute myocardial infarction patients: Results from<br />

the ISAR-Risk an ART studies. PLoS ONE 2017; e0186783.<br />

2. Jespersen L et al. Stable angina pectoris with no obstructive<br />

coronary artery disease is associated with increased<br />

risks of major adverse cardiovascular events. Eur Heart J<br />

2012; 33: 737-44.<br />

3. Regitz-Zagrosek V et al. Gender in cardiovascular diseases:<br />

impact on clinical manifestations, management, and<br />

outcomes. Eur Heart J 2016; 37(1):24-34<br />

4. Smoliwitz NR et al. Mortality of myocardial infarction by<br />

sex, age, and obstructive coronary artery disease status<br />

in the ACTION registry-GWTG. Circ Cardiovasc Qual Outcomes<br />

2017 10(12): e003443.<br />

5. S. Sossalla. Inhibition des späten Natriumeinstroms<br />

(INa,late) als neuartige kardioprotektive Therapieoption.<br />

Kardiologe 2008; 2:142-148.<br />

6. Rousseau et al. Comparative efficacy of ranolazine versus<br />

atenolol for chronic angina pectoris. Am J Cardiol 2005;<br />

95(3): 311-316<br />

7. Wilson SR et al. Efficacy of ranolazine in patients with<br />

chronic angina observations from the randomized, double-blind,<br />

placebo-controlled MERLIN-TIMI (Metabolic<br />

Efficiency With Ranolazine for Less Ischemia in Non-ST-<br />

Segment Elevation Acute Coronary Syndromes) 36 Trial; J<br />

Am Coll Cardiol 2009; 53(17): 1510-6.<br />

8. Montalescot G et al. 2013 ESC guidelines on the management<br />

of stable coronary artery disease: the Task Force on<br />

the management of stable coronary artery disease of the<br />

European Society of Cardiology. Eur Heart J 2013; 34(38):<br />

2949-3003.<br />

44


HERZKLAPPENERSATZ PER KATHETER<br />

Niedrigere Krankenhaussterblichkeit als bei<br />

chirurgischen Klappeneingriffen<br />

Immer mehr Patienten mit Herzklappenerkrankungen<br />

profitieren von der Option eines kathetergestützten<br />

Klappenersatzes (TAVI) – mehr als<br />

15.000 Eingriffe pro Jahr werden in Deutschland<br />

bereits durchgeführt. Eine Auswertung von<br />

Qualitätsdaten des verpflichtenden Registers des<br />

Gemeinsamen Bundesausschusses zeigt, dass die<br />

Sterblichkeit nach interventioneller Therapie<br />

günstiger ist als nach einem herzchirurgischen<br />

Eingriff.<br />

Bei Herzklappen-Patienten mit hohem Risiko ist<br />

der transkathetergestützte Aortenklappenersatz<br />

(TAVI) inzwischen Goldstandard in der Therapie<br />

von hochgradigen Aortenklappenstenosen. In den<br />

großen Studien PARTNER 2 und SurTAVI zeigte<br />

sich auch bei Patienten mit mittlerem Risikoprofil<br />

Gleichwertigkeit zwischen dem kathetergestützten<br />

minimalinvasiven Eingriff und der herkömmlichen<br />

Klappenoperation. Auf der Basis dieser Daten<br />

wurde in den aktuellen europäischen Leitlinien die<br />

Indikation für TAVI auf größere Patientengruppen<br />

erweitert. Deutsche Qualitätssicherungsdaten<br />

zeigen jetzt, dass die durchschnittliche Krankenhaussterblichkeit<br />

bei TAVI-Patienten, ohne<br />

Berücksichtigung von Risikokategorien und<br />

Schweregraden, geringer oder gleich ist wie bei<br />

Chirurgie-Klappenpatienten. Dieses Ergebnis<br />

wurde auf der 84. Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong> (DGK) in Mannheim<br />

vorgestellt.<br />

„Die häufigsten Komplikationen nach einer<br />

transvaskulären TAVI-Intervention stellen vaskuläre<br />

Komplikationen und postoperative Schrittmacherimplantation<br />

dar, diese haben über die Jahre<br />

jedoch konstant abgenommen.“ berichtete Dr. Luise<br />

Gaede von der Klinik für Innere Medizin, St. Johannes<br />

Hospital Dortmund. Die Weiterentwicklung der<br />

Klappenprothesen und die zunehmende Erfahrung<br />

der Operateure spiegeln sich in einer immer weiteren<br />

Reduktion der intrahospitalen Mortalität nach<br />

TAVI wider. Der Trend der letzten Jahre hat sich auch<br />

im Jahr 2016 weiter fortgesetzt, die intrahospitale<br />

Mortalität ist trotz erheblich höherem Risikoprofil<br />

der TAVI-Patienten in ihrer Gesamtheit erstmalig<br />

niedriger als nach chirurgischem Klappenersatz<br />

(2,6 % vs. 2,9 %).<br />

Zur Detailauswertung wurden die Patienten<br />

mittels des jährlich neu adjustiertem deutschen<br />

Aortenklappenscores (AKL-Score) in vier Risikogruppen<br />

unterteilt. Die Krankenhaussterblichkeit<br />

war bei Patienten mit sehr hohem und mittlerem<br />

Risiko nach TAVI signifikant niedriger als bei einem<br />

chirurgischen Eingriff (11,3 % vs. 23,6 % bzw.<br />

4,1 % vs. 9,2 %). Sogar bei Niedrigrisiko-Patienten<br />

war die intrahospitale Mortalität nach den beiden<br />

Eingriffen vergleichbar (1,6 % vs. 1,4 %). Dies ist<br />

insbesondere deshalb beachtlich, da auch in dieser<br />

Gruppe das gemittelte Risikoprofil bei TV-TAVI<br />

behandelten Patienten signifikant höher war.<br />

Die Real-Life-Daten aus Deutschland zeigen,<br />

dass die Ergebnisse der neuesten randomisierten<br />

Studien, deren Fokus auf dem Vergleich der TAVI<br />

mit dem chirurgischen Klappenersatz bei Patienten<br />

mit einem niedrigen Risikokollektiv lag, in die reale<br />

Patientenversorgung übertragbar sind. Patienten<br />

mit einer hochgradigen Aortenklappenstenose und<br />

einem hohen oder intermediären Risikoprofil sollten<br />

daher bevorzugt mit einer transvaskulären TAVI<br />

behandelt werden.“<br />

Referenz:<br />

1. Gaede L et al. Transvascular transcatheter aortic valve<br />

implantation in 2016 in Germany: in- hospital mortality<br />

numerically lower than for isolated surgical valve replacement.<br />

Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April <strong>2018</strong>.<br />

Quelle: Deutsche Gesellschaft für <strong>Kardiologie</strong> (DGK 04/<strong>2018</strong>)<br />

CONFERENCES News<br />

45


KARDIALE KONTRAKTILITÄTSMODULATION<br />

FIX-HF-5C-Studie: eine Zusammenfassung<br />

Die kardiale Kontraktilitätsmodulation im Licht<br />

der neuesten Daten. Registerdaten belegen die<br />

Ergebnisse der randomisierten Studien.<br />

Zielsetzung<br />

Diese randomisierte, kontrollierte, klinische<br />

Studie soll zeigen, dass die kardiale Kontraktilitätsmodulation<br />

die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

und die Lebensqualität bei Patienten mit mittelschwerer<br />

bis schwerer Herzinsuffizienz verbessern<br />

kann. Die Patienten haben eine Ejektionsfraktion<br />

(EF) zwischen 25 % und 45 % (dies entspricht<br />

einer Subgruppe von Patienten aus der FIX-HF-<br />

5-Studie).<br />

Patientenrekrutierung<br />

160 Patientinnen und Patienten (NYHA III oder<br />

IV, QRS-Dauer 0=0,989<br />

1,5<br />

Prob ∆>0=0,968<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0 12 24<br />

Wochen<br />

A: Unterschiede im Peak-VO 2 zwischen den Gruppen über die Zeit<br />

B<br />

FIX-HF-5<br />

FIX-HF-5C<br />

Bayesian<br />

Wochen<br />

-1 0 1 2 3<br />

Mittlerer Unterschied im pVO 2<br />

durch Behandlung<br />

(ml/kg/min)<br />

B: Therapieeffekt nach 24 Wochen im Gruppenvergleich: FIX-HF-<br />

5-Subgruppe allein, FIX-HF-5C allein und Bayessches Ergebnis.<br />

Abbildung 2: Sekundäre Wirksamkeitsparameter<br />

A<br />

FIX-HF-5<br />

B<br />

FIX-HF-5<br />

FIX-HF-5C<br />

FIX-HF-5C<br />

EDUCATION<br />

Kombiniert<br />

Kombiniert<br />

-20 -15 -10 -5 0<br />

-20 0 20 40 60<br />

Mittlerer Unterschied im MLWHFQ durch Behandlung (Punkte)<br />

Mittlerer Unterschied im 6MHW durch Behandlung (Meter)<br />

Therapie-Effekt nach 24 Wochen in den Gruppen FIX-HF-5 bzw. FIX-HF-5C separat und gepoolt für:<br />

A: Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire (MLWHFQ)<br />

B: 6-Minuten-Gehtest (6MHW).<br />

46


Abbildung 3: Kombinierter Endpunkt aus kardiovaskulären Todesfällen<br />

und Krankenhausaufenthalten aufgrund der Herz insuffizienz<br />

im Vergleich zwischen Kontrollgruppe und Be handlungsgruppe;<br />

p=0,042 im Log-rank-Test und p=0,036 im Vergleich nach 24<br />

Wochen mit der Greenwood-Formel für die Varianz.<br />

Geschätzter Ereignisanteil<br />

12,5<br />

10,0<br />

7,5<br />

5,0<br />

2,5<br />

0,0<br />

0 25 50<br />

Kontrollgruppe<br />

CCM-Behandlung<br />

Nach 24 Wochen zeigten 81 % in der Behandlungsgruppe<br />

versus 42 % in der Kontrollgruppe eine<br />

Verbesserung in der NYHA-Klassifizierung um mindestens<br />

einen Punkt. Die ursprüngliche Analyse einer<br />

kleinen Subgruppe aus der FIX-HF-5-Studie hatte<br />

nahegelegt, dass CCM bei Patienten mit LVEF ≥35 %<br />

besonders gute Wirkungen zeigen könnte. Unter den<br />

Patienten aus den Studien FIX-HF-5 und -5C waren<br />

insgesamt 96 mit EF ≥35 % (49 in der Kontrollgruppe<br />

und 47 in der Behandlungsgruppe). In der ≥35–<br />

Gruppe waren die Therapieeffekte stärker ausgeprägt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

75 100 125 150 175<br />

Zeit (Tage)<br />

Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen Ergebnisse<br />

früherer Studien: CCM verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

und die Lebensqualität bei Patienten<br />

mit EF ≥25 % und ≤45 %, QRS


CCM-REG<br />

Registerdaten aus dem Praxisalltag<br />

Zielsetzung für das Register<br />

Dieses prospektive gesamteuropäische Langzeitregister<br />

mit 31 Studienzentren soll den längerfristigen<br />

Einfluss der kardialen Kontraktilitätsmodulation<br />

(Cardiac Contractility Modulation) auf Krankenhausaufenthalte<br />

und Mortalität im Praxisalltag<br />

untersuchen. Zielgruppe sind Pa tientinnen und<br />

Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Herzinsuffizienz<br />

und einer EF zwischen 25 % und 45 %.<br />

Die Population dieser Registerdaten war dieselbe<br />

wie in der FIXHF-5C-Studie.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Sowohl die Lebensqualität als auch die linksventrikuläre<br />

Ejektionsfraktion (LVEF) konnten nachhaltig<br />

verbessert werden. Krankenhausaufenthalte<br />

wegen kardiovaskulärer Ereignisse und Herzinsuffizienz<br />

wurden um 75 % vermindert. Die Drei-<br />

Jahres-Mortalität entsprach in der Population mit<br />

einer EF zwischen 25 und 45 % etwa den Vorhersagen<br />

des Seattle Heart Failure Model (SHFM), lag<br />

jedoch in der Subpopulation mit einer EF zwischen<br />

35 % und 45 % signifikant niedriger.<br />

Patientenrekrutierung<br />

Insgesamt 140 Patientinnen und Patienten mit<br />

einer EF zwischen 25 % und 45 % – die CCM-<br />

REG 25-45 -Kohorte – erhielten die Behandlung mit<br />

kardialer Kontraktilitätsmodulation auf Grund ihrer<br />

klinischen Indikation. Sie wurden in den nächsten<br />

zwei Jahren nachbeobachtet. Untersucht wurden<br />

der MLWHFQ (Minnesota Living with Heart Failure<br />

Questionnaire), LVEF und Krankenhausaufenthalte.<br />

Dabei wurden die Krankenhausaufenthalte wegen<br />

kardiovaskulärer Ereignisse und Herzinsuffizienz<br />

mit denen im Jahr vor der CCM verglichen. Die<br />

Mortalität wurde über einen Zeitraum von drei<br />

Jahren registriert und mit den Vorhersagen des<br />

SHFM (Seattle Heart Failure Model) verglichen.<br />

Eine zusätzliche Analyse wurde für die Subpopulation<br />

mit einer EF von 35–45 % durchgeführt, die<br />

CCM-REG 35-45 -Kohorte.<br />

Abbildung 1: Signifikante und nachhaltige Verbesserung von MLWHFQ, NYHA und LVEF in der CCM-REG 25-45 -Kohorte nach CCM-Implantation.<br />

EDUCATION<br />

∆MLWHFQ<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Veränderungen nach CCM-Implantation<br />

140<br />

110<br />

91 72<br />

50<br />

-30<br />

CCM-REG 25-45<br />

Baseline 6 12 18 24<br />

Zeitpunkt (Monate)<br />

∆NYHA<br />

0.0<br />

-0.2<br />

-0.4<br />

-0.6<br />

140<br />

115<br />

96<br />

74 53<br />

-0.8<br />

CCM-REG<br />

-1.0<br />

25-45<br />

Baseline 6 12 18 24<br />

Zeitpunkt (Monate)<br />

∆LVEF (%)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

140<br />

51<br />

41<br />

33<br />

20<br />

CCM-REG 25-45<br />

Baseline 6 12 18 24<br />

Zeitpunkt (Monate)<br />

48


CCM-REG<br />

Tabelle 1: Krankenhausaufenthalte wegen kardiovaskulärer Ereignisse oder Herzinsuffizienz um ~75% vermindert.<br />

Kohorte<br />

CCM-REG 25-45<br />

Ereignis<br />

HF<br />

Patientenjahre<br />

Vor Rekrutierung<br />

Ereignisse Ereignisrate Patientenjahre<br />

134 0,96<br />

Nach Rekrutierung<br />

Ereignisse<br />

Ereignisrate<br />

73 0,26*<br />

CV 140,0 34 0,24 279,6 24 0,09*<br />

HF+CV 168 1,20 97 0,35*<br />

CCM-REG 35-45<br />

HF<br />

47 0,82<br />

18 0,16*<br />

CV 57,0 23 0,40 113,5 9 0,08*<br />

HF+CV 70 1,23 27 0,24*<br />

*p


VERZEICHNIS DER AUTOREN<br />

Name Institution Adresse<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz<br />

Prof. Dr. med. Brenda Gerull<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Karsten Grote<br />

Prof. Dr. med. Katrin Heinze<br />

Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz,<br />

MHBA<br />

Prof. Dr. rer. nat. Kristina Lorenz<br />

Dr. med. Dominik Rath<br />

Dr. med. Andreas Rieth<br />

Prof. Dr. med. Bernhard Schieffer<br />

Dr. rer. nat. David Stegner<br />

Prof. Dr. med. Guido Stoll<br />

Medizinische Klinik III (<strong>Kardiologie</strong>)<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Klinik für <strong>Kardiologie</strong>, Angiologie und internistische<br />

Intensivmedizin<br />

Universität Klinikum Marburg und Gießen, Philipps-<br />

Universität Marburg<br />

Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin<br />

Universität Würzburg<br />

Universitätsklinikum Essen (AöR)<br />

Klinik für Neurologie<br />

Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Medizinische Klinik III (<strong>Kardiologie</strong>)<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

Abteilung für <strong>Kardiologie</strong><br />

Herz-, Thorax- und Rheumazentrum<br />

Kerckhoff-Klinik<br />

Klinik für <strong>Kardiologie</strong>, Angiologie und internistische<br />

Intensivmedizin<br />

Universität Klinikum Marburg und Gießen, Philipps-<br />

Universität Marburg<br />

Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin I<br />

Institut für Experimentelle Biomedizin<br />

Universität Würzburg<br />

Neurologische Klinik<br />

Universität Würzburg<br />

Otfried-Müller-Straße 10<br />

72076 Tübingen<br />

Am Schwarzenberg 15, Haus A15,<br />

5.301<br />

97078 Würzburg<br />

Hans-Meerwein-Straße 2<br />

35043 Marburg<br />

Josef-Schneider-Straße 2<br />

97080 Würzburg.<br />

Hufelandstraße 55<br />

45147 Essen<br />

Hufelandstraße 55, IGI<br />

45147 Essen<br />

Otfried-Müller-Straße 10<br />

72076 Tübingen<br />

Benekestraße 2–8<br />

61231 Bad Nauheim<br />

Baldingerstraße<br />

35043 Marburg<br />

Josef-Schneider-Str. 2<br />

97080 Würzburg<br />

Josef-Schneider-Straße 11<br />

97080 Würzburg<br />

ADDENDUM<br />

50


IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Verlag<br />

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Dammsmühlerstr. 35, 13158 Berlin<br />

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Gestaltung Cover<br />

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Infografiken, Abbildungen<br />

Sigrid Lessing<br />

Lektorat<br />

Olaf Mertensacker<br />

review@thepaideiagroup.com<br />

Übersetzungen<br />

Dr. med. Friederike Günther<br />

Druck<br />

STRUBE Druck & Medien OHG<br />

Anzeigen und Sonderdrucke<br />

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Mediadaten <strong>2018</strong><br />

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<strong>Ausgabe</strong><br />

Nr. 4, 6. Jahrgang, August <strong>2018</strong><br />

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Diese Dokumentation enthält alle Veranstaltungsbeiträge,<br />

die bis Redaktionsschluss vorlagen. Verantwortlich<br />

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den einzelnen Beiträgen genannte Autor. Die in den<br />

Beiträgen zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt in<br />

erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht<br />

in jedem Fall die Meinung des The Paideia Group<br />

Verlages wieder. Soweit die Beiträge Dosierungen,<br />

Indikationen und Applikationsformen benennen,<br />

sollte — trotz einer sorgfältigen Recherche von<br />

Autoren, Herausgeber und Verlag — in jedem Fall<br />

vor Gebrauch oder Verordnung der genannten<br />

Medikamente der Beipackzettel mit den dort angegebenen<br />

Dosierungs- und Einnahmeempfehlungen<br />

und Hinweisen auf Kontraindikationen verglichen<br />

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Schutz. Sämtliche Nutzungsrechte liegen bei dem<br />

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schriftliche Zustimmung des The Paideia Group<br />

Verlages unzulässig.<br />

Copyrights<br />

Titelbild, Rubrikillustration: David Lohr/Laura<br />

Schreiber (DZHI, Würzburg)<br />

Fotos: Seite 3 unten Martin Adam, Seite 8 und 4<br />

Alamy Stock Foto/Cultura RM, Seite 16 und 4 Shutterstock/arka38,<br />

Seite 20 und 4 Science Photo<br />

Li brary/Gschmeissner, Steve Seite 23 Photocase/<br />

Margot Kessler, Seite 28 und 4 Edwards Lifesciences<br />

Services GmbH, Seite 32 und 4 Shutterstock/Olga<br />

Zinovskaya, Seite 36 und 5 Photocase/sajola, Seite<br />

39 und 5 Science Photo Library/Jems, Stem<br />

ISSN 2195-8645 Print<br />

ISSN 2197-991X Online<br />

– MAGAZIN<br />

••<br />

präsentiert Highlights von Veranstaltungen verschiedener<br />

medizinischer Fachgebiete themenspezifisch auf der Basis<br />

von Referenten beiträgen in deutscher beziehungsweise<br />

englischer Sprache,<br />

••<br />

erscheint pro Thema jeweils ein- bis zweimal pro Jahr,<br />

••<br />

verbindet die Interessen von Kongressveranstaltern, Teilnehmern<br />

und Industrie,<br />

••<br />

ist nicht mit Honorar zahlungen verbunden,<br />

••<br />

regt durch Cogitatio-Fragen zum Nachdenken „über den<br />

Tellerrand“ hinaus an,<br />

••<br />

reflektiert wissenschaftliche Inhalte in den drei Rubriken<br />

Conference, Education und Industry,<br />

••<br />

finanziert sich über Anzeigen, Sponsoring und Abonnements<br />

,<br />

••<br />

wird in zielgruppenspezifischer Auflage per Post versandt<br />

und ist mit allen <strong>Ausgabe</strong>n für medizinische Fachkreise auch<br />

digital auf www.con-nexi.de verfügbar.<br />

– RUBRIKEN<br />

CONFERENCES<br />

Beiträge und Berichte von Konferenzen wie z. B. Präsidenten-<br />

und Experten-Interviews, Statements von ausgesuchten<br />

Referenten, Basic Science, From Bench to Bedside, Arbeitsgruppensitzungen,<br />

Preisverleihungen sowie Regulatory Affairs.<br />

EDUCATION<br />

Berichte von industrieunterstützten Veranstaltungen wie z. B.<br />

Satelliten-Symposien oder Fachpressekonferenzen zu neuen<br />

Entwicklungen in der pharmazeutischen Industrie, Pro- und<br />

Contra-Debatten sowie unser Feuilleton „The Story Behind“,<br />

LeseZeichen (Kommentare zu aktuellen Studien ergebnissen),<br />

Fortbildung (Kalender) und Lösungen zu Cogitatio-Fragen der<br />

Autoren.<br />

INDUSTRY<br />

Markt- und Produktinformationen aus der pharma zeutischen<br />

und Medizintechnik-Industrie.<br />

ADDENDUM<br />

51


10.0<br />

5.0<br />

Control<br />

CCM Treatment<br />

• Mehr<br />

Lebensqualität<br />

• Geringere<br />

Hospitalisierung<br />

0.0<br />

0 50 100 150<br />

Kardiale Kontraktilitätsmodulation<br />

zur Therapie der Herzinsuffizienz

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