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Immobilia 2008/11 - SVIT

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Service<br />

Nach wie vor verteuern sich die Einfamilienhausangebote<br />

in der französischsprachigen<br />

Schweiz weit überdurchschnittlich. Vor allem<br />

am Genfersee ist bis auf Weiteres kein Ende<br />

des Booms absehbar, noch immer liegen die<br />

Wachstumsraten der Angebotspreise markant<br />

höher als im gesamtschweizerischen<br />

Durchschnitt. Etwas beruhigen dürfte sich<br />

die Situation in den kommenden Monaten.<br />

Dennoch ist zu erwarten, dass die Zuwanderung<br />

von Ausländern auf Grund der schwierigeren<br />

konjunkturellen Lage tendenziell zurückgeht<br />

und damit auch die Wohnungsnachfrage<br />

etwas nachlassen wird.<br />

«Immo-Monitoring» 2009: Herbstausgabe,<br />

198 Seiten, deutsch, zum Preis von<br />

390 CHF zu beziehen bei: Wüest & Partner<br />

AG, Gotthardstrasse 6, 8002 Zürich,<br />

Fax 044 289 90 01 oder www.wuestundpartner.com/immo_monitoring.<br />

ringer der Wunsch umzuziehen: Wer seit über<br />

20 Jahren in derselben Wohnung lebt, zeigt<br />

nur noch eine geringe Bereitschaft, sich mit<br />

einem Umzug zu beschäftigen.<br />

Umzugsgrund ist meist die Wohnung<br />

Die Gründe für den geplanten Umzug liegen<br />

mehrheitlich bei der bewohnten Wohnung<br />

selbst. Über zwei Drittel der umzugswilligen<br />

Mieter nennen die Unzufriedenheit mit der<br />

Wohnung oder deren Grösse als eine ausschlaggebende<br />

Motivation für den Wegzug.<br />

Dafür verantwortlich ist nicht allein der Mangel<br />

an Wohnfläche, denn rund 7% der Umzugswilligen<br />

suchen eine kleinere Wohnung.<br />

Eine wichtige Rolle spielen zudem wie erwähnt<br />

sowohl die Verkleinerung der Haushaltgrössen<br />

beim Auszug der Kinder aus der<br />

elterlichen Wohnung als auch die zunehmenden<br />

Scheidungsraten. Das Wohnumfeld<br />

hingegen wird nur gerade von knapp einem<br />

Viertel der Befragten als wichtiger Umzugs-<br />

Hohe Umzugsbereitschaft<br />

Neben der Zufriedenheit im Beruf und der<br />

Pflege des Freundeskreises rangiert eine<br />

schöne, gut eingerichtete Wohnung an einer<br />

guten Wohnlage mit zuoberst auf der<br />

Wunschliste jener Dinge, die im Leben als<br />

wichtig erachtet werden. Dieser starke<br />

Wunsch dürfte einer der wichtigsten Gründe<br />

dafür sein, dass ein bedeutender Teil der Bevölkerung<br />

mit der Verbesserung der Wohnsituation<br />

beschäftigt ist: Mehr als ein Drittel aller<br />

Mieter und jeder zehnte Wohneigentümer<br />

äussert gegenwärtig latente oder fixe Umzugsabsichten.<br />

Auffallend ist, dass die fixen<br />

Umzugsabsichten bei den Mietern im Verlauf<br />

der letzten acht Jahre tendenziell rückläufig<br />

sind, während sie bei den Eigentümern eher<br />

zugenommen haben. Dies dürfte nicht zuletzt<br />

auf die demografische Entwicklung in diesen<br />

Jahren zurückzuführen sein, gelangen doch<br />

immer grössere Teile der Wohnbevölkerung<br />

in die Nachfamilienphase. Die daraus resultierende<br />

Reduktion der Haushaltgrössen ist oft<br />

Anlass dafür, sich mit einem Auszug aus dem<br />

zu gross gewordenen Wohneigentum zu befassen,<br />

was nicht nur die fixen, sondern vor<br />

allem auch die Zahl der latenten Umzugsabsichten<br />

erhöht. Die Umzugsbereitschaft zeigt<br />

allerdings auch eine starke Abhängigkeit von<br />

der Verweildauer, das heisst davon, wie lange<br />

die Befragten bereits in der gegenwärtig bewohnten<br />

Wohnung leben. Die Umzugsabsichten<br />

erreichen bei jenen Mietern einen<br />

Maximalwert, die erst relativ kurz, das heisst<br />

zwischen 2 und 5 Jahren, in einer Wohnung<br />

wohnen. Je länger die Verweildauer, desto gegrund<br />

erwähnt, während familiäre und berufliche<br />

Gründe bei 45% der Befragten den Umzugsentscheid<br />

wesentlich mitbeeinflussen.<br />

Bei der Unzufriedenheit mit der aktuellen<br />

Wohnung scheinen insbesondere Lärmimmissionen<br />

eine grosse Rolle zu spielen: Lärmisolation<br />

und Lärmbelastung der aktuell<br />

bewohnten Wohnung gehören zu jenen Faktoren,<br />

die bei der Einschätzung der aktuellen<br />

Wohnsituation die geringsten Zufriedenheitswerte<br />

erzielen. So äussern sich je mehr<br />

als ein Drittel der Schweizer Mieter unzufrieden<br />

mit der Lärmisolation beziehungsweise<br />

der Lärmbelastung ihrer Wohnung. Lediglich<br />

der Steuerfuss der Wohngemeinde – über<br />

den sich mehr als 40% der Befragten negativ<br />

äussern – erzielte einen noch schlechteren<br />

Wert. Mit den Wohnkosten, das heisst der<br />

Höhe des Miet- oder Hypothekarzinses, zeigt<br />

sich demgegenüber lediglich ein Viertel der<br />

Befragten unzufrieden.<br />

«Das Thema Wohnungsnot ist<br />

vom Tisch.» sagt Dieter Marmet<br />

Herr Marmet*, was sind Ihre wichtigsten<br />

Erkenntnisse aus dem Immo-Monitoring?<br />

Obwohl die Finanzkrise auch in der Schweiz<br />

spürbar ist und die Immobilienkrise immer<br />

weitere Kreise zieht, ist auf dem Schweizer<br />

Immobilienmarkt kein Absturz zu erwarten.<br />

Insbesondere auf dem Mietwohnungsmarkt<br />

ist sogar mit einem weiteren Preisanstieg<br />

zu rechnen. Die Wohneigentumspreise und<br />

die Geschäftsflächenpreise werden dagegen<br />

stagnieren.<br />

Gab es darüber hinaus auch Überraschungen?<br />

Diverse. Haben Sie beispielsweise gewusst,<br />

dass sich die Dauer der Baubewilligungsverfahren<br />

trotz der zunehmenden Komplexität<br />

in den letzten 15 Jahren nicht verlängert<br />

hat? Oder dass sich die Zahl der Betten in<br />

Ferienwohnungen in den vergangenen dreissig<br />

Jahren fast verdoppelt hat, während die<br />

Zahl der Hotelbetten im selben Zeitraum stagnierte?<br />

Oder dass es in der Schweiz über<br />

18 Mio. Quadratmeter nicht mehr genutzte<br />

Industrie- und Infrastrukturflächen gibt und<br />

diese neu in der «brachenbank.ch» eingesehen<br />

werden können?<br />

Nun ändern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

fast Tag für Tag. Wann<br />

und wie wird sich dies auf den Schweizer<br />

Immobilienmarkt niederschlagen?<br />

Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

haben sich bereits niedergeschlagen.<br />

Noch im Sommer geisterte nach der Veröffentlichung<br />

der jüngsten Leerstandszahlen<br />

wieder das Stichwort Wohnungsnot durch die<br />

Presse. Inzwischen Fragen sich viele Investoren<br />

besorgt, wie lange die Zuwanderung<br />

von ausländischen Arbeitskräften, die in den<br />

letzten Jahren für einen grossen Teil der Wohnungsnachfrage<br />

verantwortlich waren, noch<br />

anhalten wird. Und auf den Geschäftsflächenmarkt<br />

hat die Zahl der Flächen im Angebot<br />

bereits wieder zu steigen begonnen. Längerfristig<br />

hängt letztlich viel davon ab, wie schnell<br />

die Schweizer Wirtschaft aus der absehbaren<br />

Rezession findet.<br />

* Dieter Marmet ist Partner beim Immobilienbera<br />

tungsunternehmen Wüest & Partner, Zürich.<br />

immobilia November <strong>2008</strong> 45

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