gie_11-2018
3-D-Druck, Modell- und Formenbau
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November<br />
<strong>2018</strong><br />
Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />
<strong>11</strong><br />
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EDITORIAL<br />
Das war´s!<br />
Tschüss und Danke für viele gute und spannende Jahre<br />
FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />
Lange hat die Redaktion der<br />
GIESSEREI sich darum bemüht,<br />
einen Termin für ein Exklusiv-Interview<br />
bei Matthias Pampus-<br />
Meder zu bekommen. Der Geschäftsführer<br />
des Eisenwerk<br />
Brühl wirft einen Blick in die Zukunft<br />
(siehe ab Seite 22).<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Nach 16 Jahren Redaktionstätigkeit endet zum<br />
Dezember mein Arbeitsverhältnis beim BDG in<br />
freundschaftlicher Abstimmung. In der Erinnerung<br />
ist das Licht ja immer wärmer, heißt es. Meine<br />
persönliche Bilanz: Es war eine bewegte, eine spannende<br />
Zeit. Die Kooperationen und der Austausch mit<br />
den Gießereiexperten von Universitäten, Hochschulen<br />
und den Entwicklungsabteilungen zahlreicher Unternehmen<br />
aus dem <strong>gie</strong>ßereitechnischen Umfeld habe<br />
ich zu schätzen gelernt.<br />
Die Redaktion der GIESSEREI ist gut aufgestellt, sie ist<br />
hochmotiviert und bestens auf den sich abzeichnenden<br />
digitalen Wandel als Ergänzung zu Print vorbereitet.<br />
Oft heißt es in diesem Zusammenhang, die Tage<br />
gedruckter Fachmagazine seien ohnehin gezählt und die Zukunft liege im Digitalen. Nicht<br />
nur, weil man sich so Vertriebs- und Druckkosten sparen könne, sondern eben auch, weil<br />
die digitale Lektüre nur Vorzüge habe: mit einem Klick die neue Ausgabe in den Händen<br />
halten, digitale Anreicherungen in Form von Sound, Animationen, Videos, Bildergalerien –<br />
günstigere Verkaufspreise.<br />
Mit Verlaub: Das ist Quatsch, das ist Unfug. Print lebt und wird auch in Zukunft ein Medium<br />
sein, das mit journalistischen Inhalten bedruckt wird. Die Verlagslandschaft verändert<br />
sich aufgrund des Webs stark, klar. Traditionsreiche Fachpublikationen und Verlage geraten<br />
ins Wanken, müssen sich neu aufstellen. Aber deshalb die Print-Branche für tot zu erklären,<br />
ist Unsinn.<br />
Mittlerweile gibt es zahlreiche gut gemachte Titel, die ursprünglich als PDF-Magazine erschienen,<br />
die nun sogar den Sprung in die Print-Welt gewagt haben. Fakt ist: Das Print-<br />
Magazin – und das gilt auch besonders für die GIESSEREI – wirkt in seiner Optik äußerst<br />
edel und ästhetisch sehr ansprechend. Wer heute und in Zukunft Print macht, muss sich<br />
deshalb genau darüber im Klaren sein, was er an Inhalten bringt und welche Form diese<br />
Inhalte haben.<br />
Mein persönliches Fazit: Es hat mehr als anderthalb Jahrzehnte Spaß gemacht, publizistischer<br />
Impulsgeber für die Gießerei-Industrie zu sein! Künftig stehe ich der Branche – unter<br />
anderem – als Medienberater und Journalist weiter zur Verfügung. Auch als Schreiber,<br />
der sich vor dem Texten Gedanken macht.<br />
Ich möchte mich ganz besonders für die stets einwandfreie Zusammenarbeit auf hohem<br />
Niveau bedanken. Da ich der Gießereibranche erhalten bleibe, freue ich mich, wenn der<br />
ein oder andere Kontakt auch in Zukunft bestehen bleibt.<br />
Viel Spaß beim Lesen unserer November-Ausgabe!<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: AUDI AG<br />
FOTO: MEISSNER<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
34<br />
Druck<strong>gie</strong>ßwerkzeuge<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Die Autoren beschreiben wie mit einem<br />
neuen Werkzeugkonzept eine formschonende<br />
Wärmeabfuhr realisiert<br />
werden kann.<br />
46<br />
Werkzeugbau<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Die Meissner AG ist heute einer der<br />
größten unabhängigen Werkzeugbauer<br />
außerhalb Chinas. Eine Erfolgsstory<br />
made in Germany.<br />
56<br />
Gießerei-Industrie <strong>2018</strong><br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Trotz guter Auslastung sind die Erträge<br />
vieler Gießereien schwach. Eine Steigerung<br />
des Rohertrages ist unabdingbar.<br />
Eine vorläufige Bilanz für <strong>2018</strong>!<br />
22<br />
Perspektiven<br />
INTERVIEW<br />
Wie geht das Eisenwerk Brühl<br />
mit dem Thema Zukunft unter<br />
Einfluss der E-Mobilität um?<br />
FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />
4 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
INTERVIEW<br />
22 „Wir bleiben beim Eisenguss. Als Eisen<strong>gie</strong>ßer haben wir alle Freiheitsgrade<br />
offen.“ Matthias Pampus-Meder, Geschäftsführer Vertrieb und Technik,<br />
Eisenwerk Brühl, im Gespräch mit der GIESSEREI<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
28 Simulation für jeden Gießer und Konstrukteur?, Felix Radisch<br />
34 Konturnahe Temperiersysteme in Druck<strong>gie</strong>ßwerkzeugen – Auslegungsmethodik<br />
und Vorstellung eines Versuchswerkzeugs<br />
Sven Jansen, Wolfram Volk, Ludwig Schaller, Johannes Müller<br />
SPEKTRUM<br />
42 Alte Filteranlagen – ersetzen oder reparieren?, Sebastian Deppe<br />
44 Automatisierte Ersatz- und Verschleißteillogistik in Gießereien<br />
Marcel Dichtler, Armin Oswald, Sönke Schlüter<br />
Gießereitechnik<br />
Alles andere als<br />
ein gewöhnlicher<br />
Arbeitsplatz<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
46 Gusswerkzeuge aus dem „Hinterland“ bringen Automobilindustrie in Fahrt<br />
Edgar Lange<br />
52 Guter Verschleißguss ist Kopfsache, Klaus Vollrath<br />
56 Gießerei-Industrie <strong>2018</strong>: Gute Auslastung – Schwache Ertragskennziffern?,<br />
Norbert Wichtmann<br />
BERUF & KARRIERE<br />
60 Mission (Im)possible – Ein passionierter Ausbildungsleiter auf Nachwuchssuche,<br />
Karin Hardtke<br />
STANDPUNKT<br />
64 CO 2<br />
-Grenzwerte für Autos – EU-Vorschläge schießen über das Ziel<br />
hinaus, Eric Heymann<br />
SPECIAL<br />
68 Formnext geht mit starkem Ausstellerwachstum<br />
an den Start, Vineeta Manglani<br />
72 Weltgrößtes 3-D-Drucksystem druckt Sandformen<br />
für XXL-Kunstwerk, Frederik von<br />
Saldern<br />
76 Additive Manufacturing – ein Plus für das<br />
moderne Metall<strong>gie</strong>ßen, Andreas Bastian<br />
80 3-D-Druck im Werkzeug- und Formenbau<br />
Christoph Dörr<br />
82 Wahrnehmungsverzerrung beim 3-D-<br />
Druck, Klaus Rössler<br />
84 3-D-Druck – News<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
90 Patente<br />
96 News<br />
102 Medien & Bücher<br />
104 Firmenschriften<br />
106 Personalien<br />
107 VDG intern<br />
108 Termine<br />
<strong>11</strong>4 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
<strong>11</strong>6 Inserentenverzeichnis<br />
<strong>11</strong>8 Vorschau/Impressum<br />
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GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 5
AKTUELLES<br />
FOTO: DAIMLER AG<br />
6 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Guss formt<br />
Zukunft!<br />
Mit historischen Silberpfeilen war Mercedes-Benz<br />
schon vor über 80 Jahren ein<br />
Geschwindigkeitspionier – u. a. dank deren<br />
Stromlinienform. Daran knüpft der<br />
„Vision EQ Silver Arrow“ an. Auf Beschleunigung<br />
und Fahrspaß ist er ausgelegt. Das<br />
Elektrofahrzeug verkörpert progressiven<br />
Luxus und gibt einen Ausblick in die Zukunft<br />
des Mercedes-Designs.<br />
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GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 7
AKTUELLES<br />
FOTOS: MESSE DÜSSELDORF<br />
„United Nations of Aluminium“<br />
> ALUMINIUM-FACHMESSE: „Trotzdem“,<br />
war das Wort, das in fast keinem<br />
Gespräch auf der diesjährigen Aluminium<br />
fehlte. Denn die aktuellen handelspolitischen<br />
Auseinandersetzungen wie US-<br />
Strafzölle, Sanktionen gegen Russland<br />
und vereinzelte Engpässe in der Rohstoffversorgung<br />
änderten nichts daran, dass<br />
die globale Produktion und Nachfrage<br />
weltweit weiterhin wächst.<br />
Das unterstrich die Aluminium <strong>2018</strong>,<br />
die größer und internationaler war als jemals<br />
zuvor. „Die Aluminium ist eine Messe<br />
für das leichte Metall, aber ein Schwergewicht<br />
in ihrer globalen Bedeutung für<br />
die Branche. Gerade in Zeiten, in denen<br />
es zu Irritationen kommt und sich Märkte<br />
in Teilen neu formieren, können Messen<br />
eine zentrale Orientierungsfunktion im<br />
globalen Handel übernehmen“, resümiert<br />
Hans-Joachim Erbel, CEO Reed Exhibitions<br />
Deutschland, dem Veranstalter der<br />
Aluminium.<br />
Das erklärt auch, warum die Besucherzahl<br />
trotz der aktuellen Herausforderungen<br />
und Hindernisse im internationalen Handel<br />
stabil geblieben ist: „Hier kommt die<br />
Welt zusammen, da will einfach niemand<br />
fehlen“, so Hans-Joachim Erbel. Denn der<br />
Aluminium-Rush – darüber besteht bei<br />
allen Branchenvertretern grundlegende<br />
Einigung – wird weiter an Dynamik gewinnen.<br />
Insgesamt zählte der Veranstalter<br />
24 148 Fachbesucher (Vorjahr: 24 373).<br />
Ein Ergebnis, mit dem die Aluminium nahezu<br />
auf den Punkt das bisherige Rekordergebnis<br />
der Vorveranstaltung erreicht<br />
hat.<br />
8 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Die Spitze des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie e.V. (GDA) im Interview auf der<br />
Messe, die trotz handelspolitischer Unsicherheiten beachtliche Zuwächse verzeichnen<br />
konnte.<br />
Über 24 000 Besucher und knapp<br />
1000 Aussteller tummelten sich in<br />
diesem Jahr auf der Aluminium-Fachmesse.<br />
Die Leistungsschau wurde<br />
u. a. von den Megatrends Elektromobilität,<br />
Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />
oder additive Fertigung geprägt.<br />
Egal ob aus Südafrika, den USA oder<br />
Brasilien, ob aus Japan, Neuseeland und<br />
natürlich aus Europa – Besucher aus 123<br />
Nationen (Vorveranstaltung 108 Länder)<br />
machten die Messe zur „United Nations<br />
of Aluminium“. Bemerkenswert hoch mit<br />
fast 20 % ist der Anteil der Auslandsbesucher,<br />
die aus Übersee nach Düsseldorf<br />
kamen. Damit stieg der Internationalitätsgrad<br />
von 58 auf 63 %.<br />
„Das ist ein Qualitäts-Maßstab für die<br />
weltweite Relevanz der Aluminium, in der<br />
sich die Entwicklung der internationalen<br />
Märkte widerspiegelt“, so Olaf Freier,<br />
Event Director der Aluminium, zum Abschluss<br />
der dreitägigen Veranstaltung.<br />
Die Messe unterstreicht damit ihre Funktion<br />
als globaler Handelsplatz. Ein Bild,<br />
das sich mit dem auf Ausstellerseite<br />
deckt. Denn inzwischen kommen über<br />
zwei Drittel der Aussteller – insgesamt<br />
664 Unternehmen – aus dem Ausland.<br />
Ein Plus von 4 % gegenüber der Vorveranstaltung.<br />
Insgesamt waren auf der diesjährigen<br />
Weltmesse der Aluminiumindustrie 971<br />
Aussteller vertreten. Angeführt wird die<br />
Liste der 54 vertretenen Nationen von<br />
Deutschland (307), es folgt Italien als<br />
zweitstärkste Ausstellernation (<strong>11</strong>8), danach<br />
China (103), die Türkei (64), Spanien<br />
(32), Österreich gleichauf mit Spanien<br />
(32), die USA (29), die Niederlande<br />
(25), Frankreich und Großbritannien (mit<br />
jeweils 23 Ausstellern) sowie Kanada<br />
(19).<br />
Das Material der Zukunft hat mehr Zukunft<br />
vor sich als Vergangenheit hinter<br />
sich. „Der langfristige globale Trend beim<br />
Primäraluminium ist sehr positiv. Die<br />
Nachfrage dürfte Prognosen zufolge bis<br />
2050 um 50 % zulegen und bis zu 108<br />
Mio. t erreichen. Das schnellste Wachstum<br />
sehen wir in asiatischen Ländern,<br />
allerdings ist Europa derzeit der zweitgrößte<br />
Markt für Primäraluminium und<br />
wird dies vermutlich bis mindestens 2050<br />
bleiben. In den nächsten Jahrzehnten wird<br />
Europa nach unseren Schätzungen jährlich<br />
rund 9 Mio. t Primäraluminium benötigen“,<br />
so Dr. Gerd Götz, Director General<br />
des europäischen Branchenverbandes<br />
European Aluminium.<br />
Die Prognose deckt sich mit den Ergebnissen<br />
der repräsentativen Konjunkturbefragung,<br />
die im Rahmen der Aluminium<br />
von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut<br />
erhoben wurden. Demnach<br />
erwarten 69 % der mehr als 600 befragten<br />
Unternehmen, eine stark oder leicht steigende<br />
wirtschaftliche Entwicklung in den<br />
kommenden vier Jahren. Lediglich 6 % der<br />
Betriebe gehen von einer leichten Abschwächung<br />
aus. Der Rest erwartet zumindest<br />
einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf.<br />
„Elektromobilität, Digitalisierung,<br />
Nachhaltigkeit oder additive Fertigung<br />
– das sind einige der Megatrends, die<br />
der Aluminiumbranche in Zukunft weiteren<br />
Schub verleihen werden“, erwartet<br />
deshalb Christian Wellner, Geschäftsführendes<br />
Präsidialmitglied des GDA Gesamtverband<br />
der Aluminiumindustrie.<br />
Die deutsche Aluminiumindustrie sei für<br />
diese Herausforderungen gut gerüstet:<br />
„Bei uns werden die Produkte und Lösungen<br />
von Morgen (mit-)entwickelt“, so<br />
Christian Wellner zum Abschluss der Aluminium.<br />
Die kommende Aluminium, 13. Weltmesse<br />
und Kongress, findet vom 6. bis 8. Oktober<br />
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GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 9
AKTUELLES<br />
Sorge um Zoll- und Handelskonflikte<br />
Gabelstapler mit Aluminiumprodukten im Lagerbereich des Essener Trimet-Werks.<br />
> ALUMINIUMINDUSTRIE: Die Stimmung<br />
der deutschen Aluminiumindustrie<br />
ist trotz aller politischen Unsicherheiten<br />
vorsichtig optimistisch. „Die Nachfrage<br />
aus den industriellen Absatzmärkten ist<br />
auf einem zufriedenstellenden Niveau“<br />
sagte Christian Wellner, Geschäftsführendes<br />
Präsidialmitglied des GDA Gesamtverband<br />
der Aluminiumindustrie.<br />
Getrieben durch die gute Nachfrage<br />
aus dem Automotive-Sektor zog die Produktion<br />
der deutschen Aluminiumunternehmen<br />
in den ersten neun Monaten<br />
<strong>2018</strong> noch einmal leicht an, so Wellner<br />
weiter. „Unsere Wachstumserwartungen<br />
sind weiterhin von Optimismus geprägt,<br />
die mittel- bis langfristigen Aussichten<br />
der Branche ebenfalls positiv, da auch<br />
der globale Aluminiumverbrauch beständig<br />
weiterwächst. Auch der deutsche<br />
Markt wird weiterwachsen, obwohl<br />
Deutschland bereits einer der weltweit<br />
größten Märkte für die Aluminiumindustrie<br />
ist. Der Standort Deutschland verfügt<br />
über das gesamte Spektrum der<br />
Produktion, Verarbeitung und Bearbeitung<br />
von Aluminium.“<br />
Die deutsche Aluminiumindustrie<br />
blickt auf ereignisreiche Monate zurück.<br />
Das gilt sowohl für politische Ereignisse<br />
als auch für die Märkte. Die Aluminiumkonjunktur<br />
in Deutschland zeigte sich im<br />
1. Halbjahr des Jahres <strong>2018</strong> von ihrer<br />
guten Seite. So konnten die Aluminiumproduzenten<br />
(+ 0,9 %) und Halbzeughersteller<br />
(+ 0,4 %) ihre Produktion in den<br />
ersten beiden Quartalen leicht steigern,<br />
während die Produktion der Weiterverarbeiter<br />
(-1,3 %) leicht zurückging.<br />
„Die konjunkturellen Risiken für das<br />
2. Halbjahr sind jedoch deutlich angestiegen:<br />
Handelsstreit, Strafzölle, Probleme<br />
bei der „Worldwide harmonized<br />
Light vehicles Test Procedure“ (WLTP)<br />
etc. belasten die Entwicklung. Hinzu<br />
kommen Risiken der Rohstoffversorgung<br />
durch die Auswirkungen der US-Russlandsanktionen.<br />
Wir sehen diese Entwicklungen<br />
mit Besorgnis“, machte<br />
Christian Wellner deutlich. Die US-Strafzölle<br />
in Höhe von 10 % auf bestimmte<br />
Aluminiumprodukte hätten die Branche<br />
zunächst nicht besonders betroffen.<br />
„Aus deutscher Produktion wurden in die<br />
USA 2017 rund 82 000 t Aluminiumprodukte<br />
exportiert. Das waren 2 % der gesamten<br />
deutschen Produktion. Dies<br />
scheint zunächst nicht viel, allerdings<br />
muss man hier berücksichtigen, dass es<br />
einige besonders exportintensive Unternehmen<br />
für die USA gibt, die mit einem<br />
erheblich höheren Anteil ihrer Produktion<br />
betroffen sind“, so Wellner. Dabei handele<br />
es sich um hochqualitative Aluminiumprodukte,<br />
die in dieser Qualität in<br />
den USA nicht hergestellt werden können.<br />
Die dortigen Verarbeiter seien auf<br />
die Produkte angewiesen und würden die<br />
Strafzölle bezahlen müssen. Nichtsdestotrotz<br />
bereiten diese Zölle Sorgen, denn<br />
damit habe der amerikanische Präsident<br />
weltweit Handelskonflikte ausgelöst,<br />
bzw. verschärft.<br />
Zudem sei durch die US-Sanktionen gegen<br />
Russland insbesondere der Rusal-Konzern<br />
betroffen. Rusal ist mit 1,6 Mio. t der<br />
größte Aluminiumlieferant in die EU und<br />
auch in der gesamten Kette von der Rohstoffbeschaffung<br />
bis hin zur Hütte eng<br />
mit westlichen Partnern verbunden. Rusal<br />
betreibt unter anderem eine Aluminiumoxidfabrik<br />
im irischen Aughinish.<br />
Die Fabrik ist der größte europäische<br />
Produzent von Tonerde. Von dort werden<br />
europäische Primärhütten mit dem Rohstoff<br />
Aluminiumoxid beliefert, der für die<br />
eigene Herstellung in den europäischen<br />
Aluminiumhütten notwendig ist. Deshalb<br />
ist das Werk unverzichtbar für die Aluminiumoxid-Versorgung<br />
des europäischen<br />
Marktes. „Sollte Aughinish kurzoder<br />
mittelfristig keine Tonerde mehr<br />
liefern können, drohen Produktionsausfälle,<br />
die Stilllegung von Anlagen sowie<br />
eine kostenintensive und monatelang<br />
andauernde Wiederinbetriebnahme von<br />
Hütten in Deutschland und Europa“, erläuterte<br />
Christian Wellner. In seinem<br />
Statement machte Wellner klar, dass der<br />
Handels- und Zollstreit gezeigt habe, wie<br />
wichtig die industrielle Basis in Deutschland<br />
sei. Diese müsse in jedem Fall gehalten<br />
werden. „Für unsere Industrie gilt<br />
das für die gesamte Wertschöpfungskette.<br />
Wir können auf die Metallerzeugung<br />
in Deutschland auf keinen Fall verzichten.<br />
Die verbliebenen Aluminiumhütten<br />
in Deutschland müssen zwingend gehalten<br />
werden und das Recycling als weitere<br />
Versorgungsquelle muss gestärkt werden.“<br />
Insgesamt sieht Christian Wellner<br />
grundsätzlich keine konjunkturelle Abschwächung<br />
im 2. Halbjahr, rechnet jedoch<br />
aufgrund der gestiegenen Unsicherheit<br />
nur noch mit einem marginalen Produktionsplus<br />
für den Durchschnitt der<br />
Branche.<br />
Für die Zukunft zeigt er sich aber optimistisch:<br />
„Elektromobilität, Digitalisierung,<br />
Nachhaltigkeit oder additive Fertigung –<br />
das sind einige der Megatrends, die der<br />
Aluminiumbranche in Zukunft weiteren<br />
Schub verleihen werden“. Die Aluminiumindustrie<br />
sei für diese Herausforderungen<br />
gut gerüstet, „bei uns werden die Produkte<br />
und Lösungen von Morgen (mit)entwickelt“,<br />
so Wellner. Der Werkstoff Aluminium<br />
sei als global verfügbarer und einsetzbarer<br />
Werkstoff mit immer neuen<br />
Anwendungsmöglichkeiten ein Sinnbild<br />
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10 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
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AKTUELLES<br />
Neuer Vorstand Technische Entwicklung<br />
FOTO: AUDI<br />
Neuer Vorstand Technische Entwicklung<br />
bei Audi ist Hans-Joachim Rothenpieler.<br />
Er folgt auf Peter Mertens, der sein Amt<br />
aus gesundheitlichen Gründen abgibt.<br />
> AUDI: Hans-Joachim Rothenpieler ist<br />
seit dem 1. November <strong>2018</strong> neuer Vorstand<br />
Technische Entwicklung bei der<br />
Audi AG. Er folgt auf Peter Mertens, der<br />
diese Aufgabe seit dem 1. Mai 2017 innehatte.<br />
Mertens hatte den Audi-Aufsichtsrat<br />
gebeten, ihn aus gesundheitlichen<br />
Gründen von seinen Aufgaben zu<br />
entbinden.<br />
Volkswagen-CEO und Audi-Aufsichtsratschef<br />
Herbert Diess: „Wir bedauern<br />
außerordentlich, dass Peter Mertens aus<br />
dem Vorstand ausscheidet. Wir respektieren<br />
die Gründe, die zu seiner Entscheidung<br />
führten, und wünschen ihm eine<br />
vollständige Genesung. Hans-Joachim Rothenpieler<br />
ist ein erfahrener Fachmann,<br />
der die Transformation der Technischen<br />
Entwicklung weiter vorantreiben wird.“<br />
Peter Mertens begründet seinen<br />
Wunsch so: „Wir haben in der Technischen<br />
Entwicklung in den vergangenen 16 Monaten<br />
eine umfassende Transformation<br />
angestoßen und die Zukunftsausrichtung<br />
des Bereiches auf den Weg gebracht. Dies<br />
erfordert eine hohe Konzentration, die ich<br />
in meiner Situation nicht uneingeschränkt<br />
aufbringen kann. Die Gesundheit und die<br />
Familie haben in dieser Zeit Vorrang. Ich<br />
danke allen Audianern für ihren Einsatz,<br />
ihre Unterstützung und die tolle Zusammenarbeit,<br />
die ich in dieser Zeit erlebt<br />
habe.“<br />
Volkswagen-CEO und Audi-Aufsichtsratschef<br />
Herbert Diess: „Hans-Joachim<br />
Rothenpieler hat in seinen zahlreichen<br />
verantwortungsvollen Positionen im Konzern<br />
sehr viele Erfahrungen gesammelt,<br />
die ihm helfen werden, bei Audi schnell<br />
durchzustarten. Seine Aufgabe wird es<br />
sein, die begonnene Transformation der<br />
Technischen Entwicklung fortzusetzen<br />
und den Weg in die Elektromobilität weiter<br />
voranzutreiben.“ Bis Ende <strong>2018</strong> werden<br />
nach den Plänen des Unternehmens<br />
rund 2500 Mitarbeiter der Technischen<br />
Entwicklung in Zukunftsfeldern wie Elektromobilität,<br />
pilotiertem Fahren, Connectivity<br />
und zukünftigen Fahrzeugkonzepten<br />
neu qualifiziert sein.<br />
Hans-Joachim Rothenpieler ist seit<br />
1986 im Volkswagen Konzern tätig. So<br />
war er unter anderem Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung<br />
von Skoda, Vorstandsmitglied<br />
Technische Entwicklung<br />
bei der Premium-Marke Bentley und Entwicklungsvorstand<br />
bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.<br />
Seit 2016 leitet Rothenpieler<br />
das Konzernqualitätsmanagement von<br />
Volkswagen.<br />
www.audi.de<br />
Autonome E-Mobilität für bis zu 15 Personen<br />
Mit dem NAVYA<br />
Autonom Shuttle<br />
können bis zu<br />
15 Personen fahrerlos<br />
befördert<br />
werden.<br />
> MOBILITÄT: Das französische Unternehmen<br />
NAVYA entwickelt und baut autonome<br />
Fahrzeuge für den Personentransport.<br />
Für die Entwicklung eines robusten<br />
Drehstrommotors holte das Unternehmen<br />
sich Unterstützung aus Bayern. Die ABM<br />
Greiffenberger Antriebstechnik GmbH mit<br />
Sitz in Marktredwitz entwickelte für eine<br />
neue Generation von Shuttles spezielle<br />
Elektromotoren. Diese zeichnen sich<br />
durch konstant hohe Leistung, Effizienz<br />
und Zuverlässigkeit aus.<br />
Seit 2014 entwickelt NAVYA Mobilitätslösungen.<br />
Das Unternehmen mit Sitz<br />
in Villeurbanne bei Lyon baut fahrerlose<br />
Elektrofahrzeuge, die sich autonom auf<br />
festgelegten Routen bewegen. „Diese<br />
Shuttles haben wir für den intelligenten<br />
Transport von Menschen geschaffen“,<br />
sagt Thomas Morard, Leiter des Entwicklungsbüros<br />
bei NAVYA. Vor knapp drei<br />
Jahren kam ein neues Modell auf den<br />
Markt: Das NAVYA Autonom Shuttle – ein<br />
autonomes Fahrzeug mit Platz für bis zu<br />
15 Personen. Es kommt auf öffentlichen<br />
Strecken ebenso zum Einsatz wie auf Privatgrundstücken,<br />
beispielsweise Flughäfen<br />
oder Industriegeländen.<br />
NAVYA verzeichnet ein kontinuierliches<br />
Wachstum. Waren Ende 2016 noch<br />
60 Mitarbeiter beschäftigt, sind es heute<br />
bereits mehr als 210. Produziert wird an<br />
zwei Standorten in Frankreich und den<br />
USA. Zu den Kunden gehören Kommunen,<br />
Universitäten, Flughäfen oder Messegesellschaften.<br />
NAVYA ist hauptsächlich in<br />
Europa, den USA, in Australien sowie im<br />
Nahen und Fernen Osten aktiv. Weltweit<br />
sind bislang mehr als 65 Shuttlebusse des<br />
NAVYA Autonom Shuttle erfolgreich unterwegs.<br />
Zu den Bussen kommen autonom<br />
fahrende Taxis: die Autonom Cabs<br />
wurden im November 2017 präsentiert<br />
und werden im zweiten Halbjahr <strong>2018</strong><br />
eingesetzt.<br />
www.navya.fr<br />
FOTO: ABM GREIFFENBERGER<br />
12 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
10-MW-Windrad kann 6000 Haushalte versorgen<br />
Die V164-10.0 MW Turbine<br />
Modell V164-10.0 MW des dänischen Windanlagenherstellers MHI Vestas.<br />
> MHI VESTAS: Der Offshore-Windpionier<br />
MHI Vestas aus Aarhus in Dänemark<br />
verschiebt mit der ersten kommerziell<br />
verfügbaren 10-Megawatt-Windkraftanlage<br />
die Grenzen des technisch Machbaren.<br />
Das Unternehmen präsentierte die<br />
Neuigkeit über das bis dato leistungsfähigste<br />
Windrad Ende September auf dem<br />
Global Wind Summit in Hamburg.<br />
„Was früher unerreichbar war, ist zum<br />
neuen Maßstab geworden“, sagte Philippe<br />
Kavafyan, CEO von MHI Vestas. „Die<br />
Einführung der V164-10.0 MW macht MHI<br />
Vestas stolz, denn die Anlage ist ein wichtiger<br />
Meilenstein in der Offshore-Windindustrie.<br />
Das gibt uns die Gelegenheit,<br />
allen Pionieren der Windbranche, die uns<br />
zu dieser historischen, zweistelligen<br />
FOTO: MHI VESTAS<br />
> 10 MW Nennleistung mit einem optimalen<br />
Verhältnis von Rotor zu Generator<br />
> Rotordurchmesser von 164 m<br />
> 80 m lange Rotorblätter, das entspricht<br />
neun Londoner Doppeldecker-Bussen<br />
> Jedes Rotorblatt wiegt 35 t<br />
> Überstrichene Fläche von 21 124 m 2 ,<br />
größer als das Londoner Riesenrad<br />
London Eye<br />
> Die Gondel ist 20 m lang, 8 m breit<br />
und 8 m hoch und wiegt ca. 390 t<br />
> Ungefähre Nabenhöhe: 105 m<br />
> Ungefähre Spitzenhöhe: 187 m<br />
> Eine Turbine kann 5977 deutsche<br />
Haushalte mit Strom versorgen<br />
> Kann ab 2021 für kommerzielle Installationen<br />
geliefert werden<br />
Nennkapazität geführt haben, Anerkennung<br />
zu zollen.“<br />
Die Anlage baut auf bewährter Technolo<strong>gie</strong><br />
und den Erkenntnissen vorangegangener<br />
Modelle der V164-Plattform<br />
auf. Mit mehr als 100 installierten V164-<br />
Turbinen in Großbritannien und Deutschland<br />
konnte MHI Vestas durch technologische<br />
Entwicklungen die Nennkapazität<br />
seiner Windkraftanlage von derzeit 8 auf<br />
10 MW erweitern.<br />
„Bei MHI Vestas konzentrieren wir uns<br />
nicht darauf, was andere tun, sondern<br />
sind die Besten in dem, was wir tun. Die<br />
V164-10.0 MW-Turbine ist der beste Beweis<br />
dafür, dass wir über die Grenzen des<br />
konventionellen Denkens hinausgehen<br />
können. Wir haben uns der Herausforderung<br />
gestellt, das zu verändern, was auf<br />
unserem Gebiet möglich ist“, so Torben<br />
Hvid Larsen, Chief Technology Officer von<br />
MHI Vestas.<br />
Die V164-10.0 MW hat ein stärkeres<br />
Getriebe als vorherige Modelle. Darüber<br />
hinaus wurden Verbesserungen des Designs<br />
vorgenommen, um den Luftstrom<br />
sowie die Kühlung im Konverter zu erhöhen.<br />
Zudem sind Upgrades möglich, damit<br />
MHI Vestas die V164-10.0 MW 25 Jahre<br />
lang an einem Standort mit Windgeschwindigkeiten<br />
von 10 m/s mit voller<br />
Leistung betreiben kann.<br />
www.mhivestasoffshore.com<br />
FOTOS: MAKSIM PASKO - FOTOLIA, KRAS99 - FOTOLIA,<br />
AG VISUELL - FOTOLIA, ELNUR AMIKISHIYEV<br />
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GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 13
AKTUELLES<br />
Ausbildung für Mensch-Roboter-Kooperation<br />
Optimale Flächenausnutzung<br />
in der<br />
Fabrik, Flexibilität<br />
für die Fertigung<br />
kleiner Losgrößen<br />
und Entlastung der<br />
Mitarbeiter, das<br />
sind die Vorteile der<br />
Zusammenarbeit<br />
von Mensch und Roboter.<br />
> FRAUNHOFER IWU: „Die Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration ist ein starker<br />
Trend“, sagt Dr. Mohamad Bdiwi, Abteilungsleiter<br />
Robotertechnik am Fraunhofer-Institut<br />
für Werkzeugmaschinen und<br />
Umformtechnik (IWU) in Chemnitz. „Viele<br />
ambitionierte Pläne für die Zusammenarbeit<br />
von Mensch und Roboter landen<br />
jedoch in der Schublade. Das muss aber<br />
nicht sein.“ Nun soll eine praxisorientierte<br />
Seminarreihe des Instituts Experten<br />
das notwendige Wissen vermitteln, um<br />
MRK-Anlagen sicher und effizient zu planen.<br />
Den Platz in Fabriken perfekt ausnutzen,<br />
Mitarbeiter von schweren körperlichen<br />
Arbeiten befreien und Montageanlagen<br />
maximal flexibel betreiben – das<br />
sind die großen Vorteile der Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />
kurz MRK. Die Gründe,<br />
dass viele ambitionierte MRK-Projekte<br />
jedoch in der Schublade landen, sind<br />
laut Dr. Bdiwi: Ein Dschungel an Vorschriften,<br />
ein unübersichtlicher Markt für Roboter,<br />
Sicherheitssysteme und Betriebssoftware<br />
sowie Unsicherheiten in der<br />
Auslegung von Sicherheitsnormen. All das<br />
lässt Anlagenbauer und -betreiber häufig<br />
aufgeben oder nur wenig effiziente Minimallösungen<br />
umsetzen, bei denen die Roboter<br />
nur sehr langsam fahren oder nur<br />
eingeschränkt mit dem Menschen intera<strong>gie</strong>ren.<br />
„Dabei ist die technische Entwicklung<br />
inzwischen so weit, dass sich<br />
MRK-Anlagen mit all ihren Vorteilen voll<br />
umsetzen lassen. Es kommt nur darauf<br />
an zu wissen, wie man es richtig macht.“<br />
In Kooperation mit den Weiterbildungsexperten<br />
der Fraunhofer Academy<br />
vermittelt das Institut jetzt sämtliche<br />
Kenntnisse an Anlagenbauer und -betreiber,<br />
um MRK-Anlagen sicher und effizient<br />
zu planen und umzusetzen. Der Schwerpunkt<br />
liegt dabei auf der Praxis: Die Teilnehmer<br />
erlernen in einem zweitägigen<br />
Seminar anhand typischer Szenarien direkt<br />
an unterschiedlichen Robotern und<br />
Sensoren alle wichtigen Programmierund<br />
Einrichtprozesse. Zudem wird gemeinsam<br />
in Gruppenarbeit eine Anlage<br />
von der ersten Idee bis in die kleinsten<br />
Details durchgeplant. Der vorausgehende<br />
Theorieteil vermittelt kompakt und fundiert,<br />
wo Vorteile und Grenzen der<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration liegen,<br />
welche Anwendungsformen es gibt, welche<br />
Vorschriften die MRK-relevante Norm<br />
ISO/TS 15066 enthält und wie die Deutsche<br />
Gesetzliche Unfallversicherung diese<br />
konkretisiert.<br />
Die Seminarreihe mit dem Titel<br />
„Mensch-Roboter-Kollaboration von A bis<br />
Z“ startet am 13. November in der E³-<br />
Forschungsfabrik des Fraunhofer IWU in<br />
Chemnitz.<br />
www.academy.fraunhofer.de/mrk<br />
FOTO: FRAUNHOFER IWU<br />
RMB kauft Gießereigruppe<br />
SHW CT GRUPPE: Nach dem Verkauf<br />
der SHW CT in Königsbronn ist nun auch<br />
die SHW CT in Wasseralfingen sowie die<br />
Machining Technolo<strong>gie</strong>s in Königsbronn<br />
veräußert worden. Damit liegt nun eine<br />
Lösung für die gesamte SHW CT Gruppe<br />
vor, die seit Juli 2017 erfolgreich in Eigenverwaltung<br />
geführt wird.<br />
Die SHW Casting Technolo<strong>gie</strong>s GmbH<br />
& Co. KG Werk Wasseralfingen und die<br />
Machining Technolo<strong>gie</strong>s GmbH & Co. KG<br />
Werk Königsbronn werden an die Rheinische<br />
Mittelstandsbeteiligungs GmbH<br />
(RMB), Meerbusch, veräußert. Dieser Erwerber<br />
hatte bereits zum 1. Juni <strong>2018</strong> die<br />
SHW CT Schwestergesellschaft in Königsbronn<br />
übernommen. Der Kaufvertrag wurde<br />
bereits unterzeichnet. Über den Kaufpreis<br />
haben die Beteiligten Stillschweigen<br />
vereinbart.<br />
Der Investor übernimmt alle 176 Mitarbeiter<br />
und führt damit auch den Geschäftsbetrieb<br />
in Wasseralfingen fort.<br />
Dort ist das Unternehmen auf das Gießen<br />
von Motorengehäusen für Kraftwerke,<br />
Kreuzfahrtschiffe und Frachtschiffe sowie<br />
Gussteile für Werkzeug- und Kunststoffspritzmaschinen<br />
spezialisiert. Die<br />
Machining Technolo<strong>gie</strong>s in Königsbronn<br />
ist die High-Tech-Bearbeitungswerkstatt<br />
für diesen Bereich. Die beiden Gesellschaften<br />
werden künftig unter der SHW<br />
Großguss Aalen GmbH und der Industrieservice<br />
Süd GmbH firmieren.<br />
Die Übernahme unterliegt noch Bedingungen,<br />
u.a. dem Abschluss eines neuen<br />
Haustarifvertrages mit der Gewerkschaft<br />
IG Metall. Zudem muss ein wichtiger<br />
Hauptkunde sein Bekenntnis zum neuen<br />
Investor zusichern und ein bestimmtes<br />
Auftragsniveau für die nächsten drei Jahre<br />
bestätigen. Das Closing wird zum 1.<br />
Januar 2019 erwartet.<br />
Die RMB GmbH ist ein strategischer<br />
Investor mit umfangreicher Erfahrung in<br />
der Gießerei-Industrie. Nach der erfolgreichen<br />
Übernahme in Königsbronn hat<br />
sich das Unternehmen auch für den Kauf<br />
der beiden weiteren Gesellschaften entschieden.<br />
Rainer J. Langnickel, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der RMB, erklärt:<br />
„Seit ein paar Monaten sind wir in<br />
Königsbronn aktiv und mit der Entwicklung<br />
äußerst zufrieden. Nach vielen Gesprächen<br />
mit Marcus Katholing und seinem<br />
Team haben wir nun beschlossen,<br />
auch die beiden anderen SHW CT Unternehmen<br />
zu erwerben. Diese passen sehr<br />
gut in unser Portfolio.“ Die Gruppe sei<br />
damit bestens aufgestellt, um den Wachstumskurs<br />
fortzusetzen, so Langnickel.<br />
Zum 1. Oktober hat RMB auch die<br />
Smart Foundry in Hasloch von dem bisherigen<br />
Eigentümer Kurtz Ersa übernommen.<br />
www.shw-ct.eu<br />
14 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Neuer Vorsitzender bei Zukunfts-Fachverband<br />
FOTO: KUKA<br />
Der KUKA-Manager Wilfried Eberhardt<br />
steht künftig an der Spitze des<br />
VDMA-Fachverbands für Automation<br />
und Robotik.<br />
> VDMA ROBOTIK + AUTOMATION:<br />
Wilfried Eberhardt, Chief Marketing Officer<br />
und Mitglied des Aufsichtsrats der<br />
KUKA AG in Augsburg, ist für drei Jahre<br />
zum Vorstandsvorsitzenden des VDMA-<br />
Fachverbands Robotik + Automation gewählt<br />
worden. Wilfried Eberhardt ist<br />
Nachfolger von Dr. Norbert Stein, Geschäftsführer<br />
Vitronic GmbH, Wiesbaden,<br />
der nach drei Jahren in diesem Ehrenamt<br />
turnusmäßig ausschied. Im Rahmen der<br />
Mitgliederversammlung von VDMA Robotik<br />
+ Automation Ende September in Wiesbaden<br />
wurde Dr. Norbert Stein, der nicht<br />
mehr kandidierte, unter Würdigung seiner<br />
Verdienste und seines mehr als zwei<br />
Jahrzehnte währenden Engagements für<br />
die Branche verabschiedet.<br />
„Unsere Branche ist auf einem Rekord-<br />
Wachstumskurs. Robotik und Automation<br />
sind wichtige Zukunftsthemen: Wir liefern<br />
die Technolo<strong>gie</strong>n, um die industrielle Produktion<br />
weltweit fit für die Anforderungen<br />
von morgen zu machen“, sagte Eberhardt<br />
anlässlich seines Amtsantrittes.<br />
Zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />
des Fachverbands ist Frank Konrad, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
HAHN Automation GmbH in Rheinböllen,<br />
gewählt worden. Der Vorstand des Fachverbands<br />
besteht aus insgesamt 14 Personen.<br />
https://rua.vdma.org<br />
Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />
für unsere Rubrik Aktuelles<br />
berücksichtigen?<br />
Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Fraunhofer-Verbund Materials bekommt<br />
neuen Vorsitzenden<br />
>FRAUNHOFER-VERBUND MATERI-<br />
ALS: Prof. Ralf B. Wehrspohn ist neuer<br />
Vorsitzender des Fraunhofer-Verbunds<br />
Werkstoffe, Bauteile – Materials. Der bisherige<br />
Leiter des Fraunhofer-Instituts für<br />
Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen<br />
IMWS, hat das Amt Anfang Oktober<br />
übernommen. Neuer Stellvertreter wird<br />
Prof. Bernd Mayer, einer der beiden Institutsleiter<br />
am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik<br />
und Angewandte Materialforschung<br />
IFAM.<br />
Im Fraunhofer-Verbund Werkstoffe,<br />
Bauteile – Materials bündeln die 16 materialwissenschaftlich<br />
orientierten Institute<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft ihre<br />
Kompetenzen. So decken sie die gesamte<br />
Wertschöpfungskette von der Entwicklung<br />
neuer und der Verbesserung bestehender<br />
Materialien über die Fertigungsverfahren<br />
im quasi-industriellen Maßstab<br />
und die Charakterisierung der Materialeigenschaften<br />
bis hin zur Bewertung des<br />
Einsatzverhaltens von Bauteilen und Systemen<br />
ab. Partnern aus der Industrie und<br />
der öffentlichen Hand steht der Verbund<br />
damit als exzellentes FuE-Netzwerk zur<br />
Seite. Ihr Know-how bringen die rund<br />
2200 Forscherinnen und Forscher des<br />
Verbunds vor allem in den Bereichen Ener<strong>gie</strong><br />
& Umwelt, Mobilität, Gesundheit, Maschinen-<br />
& Anlagenbau, Bauen & Wohnen,<br />
Der bisherige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen<br />
IMWS in Halle/Saale, Prof. Ralf B. Wehrspohn, wird Vorsitzender des Fraunhofer-<br />
Verbunds Materials.<br />
Mikrosystemtechnik und Sicherheit ein.<br />
Prof. Ralf B. Wehrspohn, seit 2006<br />
Leiter des Fraunhofer IMWS in Halle<br />
(Saale), war bisher stellvertretender Verbund-Vorsitzender.<br />
Mit Wirkung zum 1.<br />
Oktober wurde er von den Verbundmitgliedern<br />
einstimmig zum neuen Vorsitzenden<br />
des Fraunhofer-Verbunds Materials<br />
gewählt und vom Fraunhofer-Senat<br />
mit einer Amtszeit von drei Jahren dazu<br />
ernannt. Er tritt die Nachfolge von Prof.<br />
Peter Elsner, Leiter des Fraunhofer-Instituts<br />
für Chemische Technolo<strong>gie</strong> ICT in<br />
Pfinztal, an.<br />
www.materials.fraunhofer.de<br />
FOTO: FRAUNHOFER MATERIALS<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 15
AKTUELLES<br />
Unternehmer des Jahres im Unstrut-Hainich-Kreis<br />
> LGL: Norbert Stein, Gründer und Geschäftsführer<br />
der Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei in<br />
Bad Langensalza (LGL), ist Anfang Oktober<br />
mit dem Titel „Unternehmer des Jahres<br />
<strong>2018</strong>“ geehrt worden. Norbert Stein<br />
lebt für seinen Beruf und für sein Unternehmen.<br />
Angefangen hatte er einst als<br />
angestellter Techniker. Neben der Arbeit<br />
absolvierte er ein Fernstudium in Elektrotechnik<br />
und später in Gießereitechnik.<br />
1995 entschied sich Stein dazu, eine eigene<br />
Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei zu gründen.<br />
„Wir haben mit einem Zwei-Mann-Unternehmen<br />
begonnen“, berichtet er. In einem<br />
angemieteten Teil einer Halle arbeiteten<br />
er und sein damaliger Geschäftspartner<br />
unter einfachsten Bedingungen. Die Arbeit<br />
in der eigenen Gießerei erledigte das<br />
Team per Hand – für Technik sei noch kein<br />
Geld da gewesen. Heute sind im einstigen<br />
Zwei-Mann-Betrieb 40 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Das Unternehmen wuchs in den<br />
nächsten drei Jahren schnell. Die Aufträge<br />
stiegen an, es wurde mehr Personal<br />
eingestellt. Mit etwa zehn Mitarbeitern<br />
wurde es für die Produktion eng. „Wir<br />
platzten aus allen Nähten“ erzählt Stein.<br />
Deshalb wechselte die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />
an einen anderen Standort im thüringischen<br />
Bad Langensalza. Bis 2008<br />
ging es für das Unternehmen stetig bergauf.<br />
Dann kam die Finanzkrise. Trotz des<br />
Auftragsrückgangs von etwa 45 % habe<br />
die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei diese Krise „gut<br />
umschifft“, berichtet der Unternehmer.<br />
Der Staat schrieb Kurzarbeit vor, die Kosten<br />
der Produktion mussten reduziert<br />
werden. Stein und sein Team nutzten die<br />
Zeit, um sich technisch neu aufzustellen<br />
und die Mitarbeiter zu schulen. „Wir wollten<br />
wettbewerbsfähig sein, sobald es wieder<br />
bergauf ging.“ Stein bemühte sich,<br />
den Kontakt zu den noch bestehenden<br />
Kunden zu halten und Aufträge weiterlaufen<br />
zu lassen. „Wir konnten trotz allem<br />
kostendeckend arbeiten.“ Ein Jahr später<br />
nahmen die Aufträge wieder zu. „Wir haben<br />
allerdings fast fünf Jahre gebraucht,<br />
um das alte Auftragsniveau wieder zu erreichen“,<br />
gibt Stein zu bedenken.<br />
Heute habe die Gießerei ungefähr 350<br />
verschiedene Teile im Bestand und liefert<br />
sie an über 70 Kunden aus verschiedenen<br />
Branchen aus. „Wir investieren außerdem<br />
alle drei bis vier Jahre in neue Technolo<strong>gie</strong>n“,<br />
sagt er. Etwa 70 % der Produktion<br />
laufe inzwischen voll automatisiert ab und<br />
sei auf dem wissenschaftlich-technischen<br />
Höchststand. Dafür wurden seit der Gründung<br />
etwa 5 Mio. Euro investiert.<br />
Norbert Stein kümmert sich heute vor<br />
allem um die Kundenbetreuung und die<br />
ständige Weiterentwicklung der Technolo<strong>gie</strong>n<br />
des Unternehmens. Ener<strong>gie</strong>optimierung<br />
stehe dabei im Vordergrund. „Wir<br />
wollen die Ener<strong>gie</strong>kosten pro Kilogramm<br />
Guss senken“, sagt Stein. Deshalb arbeite<br />
das Unternehmen derzeit mit der Universität<br />
Magdeburg an einem Forschungsprojekt:<br />
Mit einer neuen Brennertechnik,<br />
die am Standort Bad Langensalza aufgestellt<br />
wird, soll Ener<strong>gie</strong> besser genutzt und<br />
damit gespart werden.<br />
Neben vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten<br />
liegen Stein die Forschungsarbeit, die<br />
langjährige Mitarbeit im Vorstand des<br />
Landesverbands Ost und im Vorstand<br />
Technik des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Gießerei-Industrie e. V. (BDG) sowie<br />
im Vorstand der Beratungs- und Gründungsinitiative<br />
RKW Thüringen besonders<br />
am Herzen. Mit der Arbeit in der Gründungsinitiative<br />
wolle er mit seiner Erfahrung<br />
jungen Gründern helfen, eine eigene<br />
Existenz aufzubauen.<br />
Um die Zukunft der Firma hat Stein<br />
keine Angst: Die Geschäftsführung liegt<br />
LGL-Gründer Norbert Stein ist für sein<br />
Engagement als Unternehmer des Jahres<br />
geehrt worden.<br />
inzwischen in den Händen seines Sohnes<br />
Hagen Stein. „Unsere Mitarbeiter sind gut<br />
aufgestellt. Viele von ihnen sind schon<br />
weit über zehn Jahre im Unternehmen“,<br />
so Stein.<br />
Mit dem Titel Unternehmer des Jahres<br />
sollen „besonders erfolgreiche Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer aus dem Unstrut-Hainich-Kreis<br />
geehrt werden, die die<br />
Zukunft ihrer Firma mit Mut, Optimismus,<br />
Weitblick und Nachhaltigkeit sowie Familienfreundlichkeit<br />
gestalten“, heißt es vom<br />
Bundesverband der mittelständischen<br />
Wirtschaft, von dem die Verleihung ausgeht.<br />
Norbert Stein hat die Anforderungen<br />
erfüllt. Am 16. Oktober wurde Norbert<br />
Stein mit dem Titel im Friederikenschlösschen<br />
in Bad Langensalza geehrt.<br />
Quelle: Thüringer Allgemeine Zeitung vom<br />
10. Oktober <strong>2018</strong><br />
www.die-komplett<strong>gie</strong>sserei.de<br />
FOTO: BDG/BERIT FRANZ<br />
16 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Maschinen erledigen bis zum Jahr 2025 mehr<br />
Arbeitsschritte als Menschen<br />
> WANDEL DER ARBEITSWELT: Die<br />
Nachricht ist Wasser auf die Mühlen derer,<br />
die sich vor einem Verlust ihres Arbeitsplatzes<br />
durch die Automatisierung fürchten:<br />
In einer neuen Studie des Genfer Weltwirtschaftsforums<br />
wird prognostiziert,<br />
dass bis zum Jahr 2025 Maschinen mehr<br />
Arbeiten erledigen werden als Menschen;<br />
derzeit übernehmen Maschinen 29 % der<br />
Arbeitsschritte. Gleichzeitig werden nach<br />
den Prognosen des Genfer Weltwirtschaftsforums<br />
in den kommenden fünf<br />
Jahren netto 58 Millionen neue Arbeitsplätze<br />
durch neue Technolo<strong>gie</strong>n entstehen.<br />
Die Welt durchläuft eine Arbeitsplatzrevolution,<br />
die das Zusammenspiel von<br />
Menschen mit Maschinen und Algorithmen<br />
revolutioniert, so die neue Studie.<br />
Bis zum Jahr 2025 werden mehr als die<br />
Hälfte aller laufenden Aufgaben am Arbeitsplatz<br />
von Maschinen erledigt werden.<br />
Ein solcher Wandel wird tiefgreifende<br />
Auswirkungen auf die globale Erwerbsbevölkerung<br />
haben, doch in Bezug auf die<br />
Gesamtzahl der neuen Arbeitsplätze sind<br />
die Aussichten positiv: Bis 2022 sollen<br />
133 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden, denen 75 Millionen verdrängte<br />
Posten gegenüberstehen. Die Studie<br />
ist ein Versuch, zu verstehen, wie neue<br />
Technolo<strong>gie</strong>n Arbeitsplätze gefährden<br />
bzw. schaffen können. Sie soll auch Hinweise<br />
darauf liefern, wie die Qualität und<br />
Produktivität der heute von Menschen<br />
verrichteten Arbeit verbessert werden<br />
kann und wie Menschen auf neue Aufgaben<br />
vorbereitet werden können. Basierend<br />
auf einer Umfrage unter Personalchefs<br />
und Führungskräften von Unternehmen<br />
aus 12 Branchen und 20 Industrie- und<br />
Schwellenländern (die zusammen 70 %<br />
des globalen BIP ausmachen), kommt der<br />
Bericht zu dem Schluss, dass 54 % der<br />
Beschäftigten großer Unternehmen erhebliche<br />
Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen<br />
benötigen werden, um die<br />
Wachstumschancen der Vierten Industriellen<br />
Revolution voll ausschöpfen zu<br />
können. Gleichzeitig gab etwas mehr als<br />
die Hälfte der befragten Unternehmen an,<br />
Bis 2025 soll der Anteil der Arbeitsschritte, den Maschinen und nicht Menschen<br />
ausführen, von jetzt 29 % auf über 50 % steigen.<br />
nur diejenigen Mitarbeiter umschulen zu<br />
wollen, die in Schlüsselpositionen tätig<br />
sind, während nur ein Drittel die Umschulung<br />
gefährdeter Mitarbeiter plant. Während<br />
fast die Hälfte aller Unternehmen<br />
erwartet, dass die Zahl ihrer Vollzeitbeschäftigten<br />
bis 2022 aufgrund der Automatisierung<br />
zurückgehen wird, rechnen<br />
knapp 40 % damit, dass ihre Belegschaft<br />
generell wachsen wird und mehr als ein<br />
Viertel geht davon aus, dass die Automatisierung<br />
neue Funktionen in ihrem Unternehmen<br />
schaffen wird. Zu den Funktionen,<br />
die in allen Branchen eine wachsende<br />
Bedeutung erlangen werden,<br />
gehören Datenanalysten und Wissenschaftler,<br />
Software- und Anwendungsentwickler<br />
sowie E-Commerce- und Social-<br />
Media-Spezialisten, die alle wesentlich<br />
auf Technolo<strong>gie</strong>n basieren oder durch<br />
diese erweitert werden. Auch Funktionen,<br />
die ausgeprägte „menschliche Fähigkeiten“<br />
erfordern, wie Verkaufs- und Marketingberufe,<br />
Innovationsmanager und Kundendienstmitarbeiter,<br />
werden zunehmend<br />
nachgefragt. Zu den Stellen, die voraussichtlich<br />
überflüssig werden, gehören die<br />
Routinejobs von Büroangestellten wie z.B.<br />
von Sachbearbeitern für Datenerfassung,<br />
Buchhaltung und Lohnbuchhaltung.<br />
„Unternehmen müssen ihre Automatisierungspläne<br />
durch umfassende Erweiterungsstrate<strong>gie</strong>n<br />
ergänzen. Denn damit<br />
Unternehmen im Zeitalter der Maschinen<br />
dynamisch, differenziert und wettbewerbsfähig<br />
bleiben, müssen sie in ihr Humankapital<br />
investieren“, so die Aussage von Saadia<br />
Zahidi, der Leiterin des Centre for the<br />
New Economy and Society, auf dem Weltwirtschaftsforum.<br />
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GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 17
AKTUELLES<br />
Neuer Hightech-Produktionsstandort in Rumänien<br />
> PFEIFFER VACUUM: Am 26. September<br />
feierte Pfeiffer Vacuum die Eröffnung<br />
des neuen Produktionsstandortes in Cluj,<br />
Rumänien. Das stetige Wachstum der<br />
Pfeiffer Vacuum-Gruppe und die kontinuierliche<br />
Nachfrage nach Vakuumtechnolo<strong>gie</strong><br />
hatten den modernen Neubau erforderlich<br />
gemacht. Er wurde nun mit rund<br />
140 Gästen eingeweiht – darunter Mitarbeiter,<br />
Lieferanten und Partner sowie der<br />
deutsche und der französische Botschafter.<br />
Von lokaler Seite waren verschiedene<br />
Gemeindevertreter anwesend.<br />
Die Stadt Cluj liegt im Nordwesten Rumäniens.<br />
Mit rund 320 000 Einwohnern<br />
gilt sie als die zweitgrößte Stadt Rumäniens.<br />
Als Wirtschaftsstandort konzentriert<br />
sich Cluj vor allem auf die Branchen Informationstechnolo<strong>gie</strong>,<br />
Elektrotechnik<br />
und Maschinenbau. Eigens hierfür hat die<br />
Stadt vier Industrieparks errichtet. Cluj<br />
ist Universitätsstadt und größtes Verwaltungszentrum<br />
nach Bukarest, der Hauptstadt.<br />
Produktion und Service von Bauteilen<br />
für Vakuumpumpen, die als besonders<br />
gussintensiv gelten, finden bereits<br />
seit 2010 in Cluj statt. Der Neubau von<br />
Pfeiffer Vacuum befindet sich im Industriepark<br />
Nervia in Apahida. Auf 4300 m 2<br />
Produktionsfläche können hocheffiziente<br />
Produktionsprozesse gefahren werden.<br />
„Durch den Neubau haben wir die Produktions-<br />
und Servicekapazität bei Bauteilen<br />
für Turbopumpen und Vorpumpen<br />
erweitert. Dies ist Teil unserer neuen<br />
Wachstumsstrate<strong>gie</strong>, die ein weltweites<br />
Der neue Produktionsstandort im rumänischen Cluj.<br />
Investitionsprogramm mit einem Volumen<br />
von 150 Mio. Euro umfasst“, sagte Dr.<br />
Eric Taberlet, Vorstandsvorsitzender der<br />
Pfeiffer Vacuum Technology AG. 74 Mitarbeiter<br />
in Cluj unterstützen nun die Belegschaft<br />
an den anderen Produktionsstandorten<br />
von Pfeiffer Vacuum. Pascal<br />
Fesneau, verantwortlich für den Standort<br />
Pfeiffer Vacuum Romania, schloss sich<br />
an: „Für unser rumänisches Team ist es<br />
ein Privileg, an diesem neuen Standort<br />
zu arbeiten. Wir sind stolz, zum Erfolg unseres<br />
Unternehmens beizutragen.“ In Rumänien<br />
gelten die gleichen Produktions-<br />
und Servicestandards wie an den Pfeiffer<br />
Vacuum Standorten in Deutschland und<br />
Frankreich. Darüber hinaus spielt der<br />
neue Standort in Cluj eine wichtige Rolle<br />
beim Ener<strong>gie</strong>management: Neubau und<br />
Produktionsanlagen entsprechen den<br />
neuesten Erkenntnissen und Technolo<strong>gie</strong>n<br />
zur optimalen Ressourcennutzung.<br />
„Mit moderner Maschinen- und Anlagentechnik<br />
sowie qualifiziertem Fachpersonal<br />
können wir noch flexibler rea<strong>gie</strong>ren. Qualität<br />
und Flexibilität sind dabei unser<br />
oberster Anspruch“, ergänzte Taberlet.<br />
www.pfeiffer-vacuum.com<br />
FOTO: PFEIFFER VACUUM<br />
Hüttenes-Albertus-Gruppe ordnet Geschäftsführung neu<br />
FOTO: KSM<br />
Franz Friedrich Butz ist<br />
seit dem 1. Oktober Teil der<br />
HA-Geschäftsführung<br />
> HA: Die Hüttenes-Albertus-Gruppe (HA)<br />
hat die Geschäftsführung für die anstehenden<br />
globalen Aufgaben neu geordnet<br />
und damit eine wichtige Weichenstellung<br />
vorgenommen. Franz Friedrich Butz ist<br />
seit dem 1. Oktober dieses Jahres Teil der<br />
Geschäftsführung des Unternehmens.<br />
Nach einer Einarbeitungszeit übernimmt<br />
er schrittweise die Bereiche Vertrieb, Forschung<br />
und Entwicklung und Produktion<br />
von Dr. Carsten Kuhlgatz. Ab dem 1. Juli<br />
2019 ist er dann zusammen mit Christoph<br />
Koch alleiniger gleichberechtigter Geschäftsführer<br />
des HA-Konzerns.<br />
Franz Friedrich Butz studierte in Gießen<br />
Gießereitechnik und begann seine<br />
berufliche Karriere als Gießereileiter bei<br />
der Kloth-Senking Metall<strong>gie</strong>ßerei (heute<br />
KSM Casting Group) in Hildesheim. Sein<br />
beruflicher Werdegang führte ihn über die<br />
Honsel Werke in Meschede sowie die<br />
Volkswagen AG in Hannover, Kassel und<br />
Shanghai in die Geschäftsführung der<br />
KSM Casting Group.<br />
„Mit Franz Friedrich Butz haben wir<br />
eine vertriebsorientierte, international erfolgreiche<br />
Führungskraft und einen Fachmann<br />
im Bereich Gießereitechnik für unser<br />
Unternehmen gewinnen können. Er<br />
hat lange und umfassende Gießereierfahrung<br />
mit Lehre und Studium. Durch seine<br />
beruflichen Stationen sowohl in der Automobilzulieferindustrie<br />
als auch in der<br />
Automobilindustrie verfügt Franz Friedrich<br />
Butz über ausgeprägte Branchenerfahrung<br />
und -kompetenz. Auch wissen wir<br />
seine Erfahrungen im Aufbau und der Automatisation<br />
einer anorganischen Kern-<br />
18 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
fertigung für die Großserie zu schätzen.<br />
Er hat mit Erfolg über viele Jahre auch<br />
neue, internationale Gießereimärkte erschlossen.<br />
So war er in China für VW als<br />
auch für die Zusammenarbeit mit den chinesischen<br />
Eigentümern von KSM verantwortlich“,<br />
so die Stellungnahme von HA<br />
zur neuen Geschäftsführung.<br />
Nach fast 19-jähriger Verantwortung<br />
als Geschäftsführer wird Dr. Kuhlgatz am<br />
30. Juni 2019 aus der aktiven Geschäftsführung<br />
ausscheiden und seine Funktion<br />
als Sprecher der Geschäftsführung und<br />
CEO abgeben. Er bleibt dem Unternehmen<br />
als zukünftiges Mitglied des Verwaltungsrates<br />
und geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Albertuswerke eng verbunden.<br />
Dr. Kuhlgatz wird die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />
auch zukünftig in den<br />
deutschen und europäischen Wirtschaftsund<br />
Arbeitgeberverbänden sowie den<br />
deutschen und globalen Gießerei-Verbänden<br />
vertreten und wird die Aktivitäten zur<br />
Nachwuchsgewinnung im Gießereibereich<br />
fördern.<br />
Durch den enga<strong>gie</strong>rten Einsatz von Dr.<br />
Kuhlgatz und allen Beteiligten hat die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />
den weltweiten<br />
Umsatz auf über 600 Mio. Euro mit weiterem<br />
Wachstumspotenzial gesteigert.<br />
„Damit steht die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />
weltweit an erster Stelle im Markt für<br />
Gießereichemie. Mit dem entwickelten<br />
Instrumentarium – wie dem Center of<br />
Competence und der konsolidierten Forschung<br />
und Entwicklung – hat Hüttenes-<br />
Albertus einen Innovationsvorsprung“, so<br />
Dr. Kuhlgatz.<br />
www.huettenes-albertus.com<br />
Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />
für unsere Rubrik Aktuelles<br />
berücksichtigen?<br />
Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Der Ofen im Haseltal geht nicht aus<br />
Kurtz Ersa-Konzernchef (l.) übergibt symbolisch den Schlüssel an den neuen geschäftsführenden<br />
Gesellschafter Rainer J. Langnickel und wünschte mit einem herzlichen<br />
„Glück auf“ einen guten Start, stets volle Auftragsbücher und eine erfolgreiche Zukunft<br />
am Standort Hasloch.<br />
> KURTZ ERSA: Die Rheinische Mittelstandsbeteiligung<br />
(RMB), Meerbusch, hat<br />
zum 1. Oktober <strong>2018</strong> die Traditions<strong>gie</strong>ßerei<br />
Kurtz Eisenguss GmbH & Co. KG in Hasloch<br />
übernommen. Die Kurtz Eisenguss<br />
GmbH & Co. KG war bisher Teil des Kurtz<br />
Ersa-Konzerns, verlor aber in den letzten<br />
Jahren zunehmend an strategischer Bedeutung.<br />
Der Anteil am Gesamtumsatz von<br />
Kurtz Ersa betrug zuletzt noch 6 %.<br />
Vor wenigen Jahren wurde noch einmal<br />
erheblich investiert, um in dem umkämpften<br />
Markt für Eisengussteile wettbewerbsfähig<br />
zu sein und einen signifikanten<br />
Marktanteil in der Gewichtsklasse<br />
von bis zu 10 t Stückgewicht zu erreichen.<br />
Die technische Ausstattung der Smart<br />
Foundry fand auch in Fachkreisen weltweit<br />
Anerkennung als Paradebeispiel für<br />
Industrie 4.0. Der Umsatz konnte ebenfalls<br />
gesteigert werden, die ambitionierten<br />
Wachstumsziele konnten jedoch nicht<br />
erreicht werden. Deshalb suchte man<br />
gezielt nach einem strategischen Investor,<br />
der über ausreichend Kompetenz und<br />
Marktpräsenz zur langfristigen Sicherung<br />
der Gießerei mit 90 Arbeitsplätze in Hasloch<br />
verfügt.<br />
Die neue Gesellschaft firmiert künftig<br />
unter dem Namen Eisenguss Hasloch<br />
Smart Foundry GmbH. Mit dem Kauf der<br />
166 Jahre alten Eisen<strong>gie</strong>ßerei und den<br />
bereits im Besitz befindlichen Eisen<strong>gie</strong>ßereien<br />
Hulvershorn GmbH & Co. KG, Bocholt,<br />
und SHW High Precision Casting<br />
Technology GmbH, Aalen-Wasseralfingen,<br />
deckt dieser neue Gießereiverbund annähernd<br />
das gesamte Gewichts- und Größenspektrum<br />
in allen möglichen Standard-<br />
und Sonderwerkstoffen wie ADI,<br />
Chrom- und Kokillenhartguss ab. Die Bündelung<br />
von Kompetenz in Werkstoff- und<br />
Gießereitechnik umfasst nahezu alle Anforderungen<br />
für Gussteile von 5 kg bis<br />
120 t und erfüllt dabei die geforderten<br />
Ansprüche an Präzision und Maßhaltigkeit.<br />
Ebenfalls im Portfolio des Investors<br />
befindet sich das Aluminium-Druckgussunternehmen<br />
Eisenmann Druckguss<br />
GmbH.<br />
Auf einer Mitarbeiterveranstaltung Anfang<br />
Oktober <strong>2018</strong> bedankte sich Kurtz<br />
Ersa-Konzernchef Rainer Kurtz bei den<br />
zum Teil langjährigen Beschäftigten, die<br />
ihren Arbeitsplatz behalten werden. Ihnen<br />
und insbesondere dem neuen geschäftsführenden<br />
Gesellschafter Rainer J. Langnickel<br />
wünschte Kurtz mit einem herzlichen<br />
„Glück auf“ einen guten Start, stets<br />
volle Auftragsbücher und eine erfolgreiche<br />
Zukunft am Standort Hasloch.<br />
Über die kaufmännischen Bedingungen<br />
der Übernahme haben die Parteien Stillschweigen<br />
vereinbart. Das über 200 000<br />
Quadratmeter große Grundstück sowie<br />
sämtliche Gebäude verbleiben im Besitz<br />
des Kurtz Ersa-Konzerns. Auf dem Areal<br />
werden der Industriepark im südlichen<br />
Teil sowie die historische Hammerschmiede<br />
und das Kurtz Ersa Hammermuseum<br />
im bisherigen Rahmen für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich bleiben.<br />
www.kurtzersa.de<br />
FOTO: KURTZ ERSA<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 19
AKTUELLES<br />
Drei Fragen an...<br />
Prof. Peter Schumacher, der das Institut für Gießereikunde<br />
an der Montanuniversität und das Österreichische<br />
Gießerei-Institut (ÖGI) in Leoben leitet. Der gebürtige<br />
Bremer spricht im Interview über die österreichische<br />
Gießereibranche und Wissenschaftslandschaft sowie die<br />
Bedeutung der Gießereitechnik im Wettbewerb der Verfahren.<br />
FOTO: SCHEINAST SALZBURG<br />
Die Österreichische Gießereibranche<br />
ist wissenschaftlich sehr gut aufgestellt.<br />
Können die deutschen Gießer<br />
etwas von der österreichischen Wissenschaftslandschaft<br />
lernen?<br />
Was man lernen kann, ist die enge Vernetzung<br />
zwischen allen vier Organisationen:<br />
Das sind die Universitäten mit der<br />
Montanuniversität, es ist das Österreichische<br />
Gießerei-Institut mit dem Verein für<br />
Praktische Gießereiforschung, der Fachverband<br />
in der Wirtschaftskammer und<br />
heute auch Proguss Austria. Und es gibt<br />
viele Personen, die gleichzeitig Positionen<br />
in mehreren dieser Institutionen wahrnehmen.<br />
So arbeitet die Gießereifamilie sehr<br />
eng zusammen. Durch diese Strukturen<br />
und die enge Zusammenarbeit des ÖGI<br />
mit dem Lehrstuhl ist eine sehr enge Verflechtung<br />
möglich. Diese Verflechtung ist<br />
wichtig und hat zum Kooperationsvertrag<br />
zwischen der Montanuniversität und dem<br />
Trägerverein des ÖGI geführt, der den<br />
Fortbestand des Lehrstuhls langfristig sichert.<br />
Die Trends in der Branche gehen u. a.<br />
in Richtung Leichtbau und Emissionssenkung.<br />
Auch Sie forschen in diese<br />
Richtung. Wie kommen Sie von der<br />
Theorie zur Anwendung?<br />
Da hilft diese einzigartige Kooperation<br />
von Lehrstuhl und ÖGI. Das heißt, es gibt<br />
ein gegenseitiges Befruchten: Firmenprojekte<br />
werden meistens von Bachelor- oder<br />
Diplomarbeiten begleitet. Dadurch entstehen<br />
dann immer wieder neue Ideen<br />
für die Grundlagenforschung, die wir am<br />
Lehrstuhl erproben. Wir schlagen den Unternehmen<br />
dann vor, Dinge weiterzuentwickeln.<br />
Nachdem erste Effekte erzielt<br />
wurden, findet die Entwicklungsarbeit<br />
dann wieder am ÖGI statt. So ergänzt sich<br />
das immer weiter – eine fruchtbare gegenseitige<br />
Symbiose zwischen den Firmen,<br />
dem ÖGI und dem Lehrstuhl.<br />
Das Gießereiwesen ist ein uralter Industriezweig.<br />
Was macht diese Fertigungstechnik<br />
auch heute noch zu einem<br />
brandaktuellen Thema?<br />
Ich glaube, im Gegensatz zu früher, als<br />
man das Ötzi-Beil oder andere historische<br />
Gegenstände <strong>gie</strong>ßereitechnisch darstellte,<br />
macht die Faszination unseres Industriezweigs<br />
heute die unheimlich schnelle<br />
Umsetzung durch digitale Hilfsmittel aus.<br />
Dadurch ist es möglich, von einer Idee,<br />
einer Topolo<strong>gie</strong>optimierung, einer Simulation<br />
und dem Rapid Prototyping relativ<br />
schnell zu einem Bauteil zu kommen und<br />
dabei obendrein weniger Ener<strong>gie</strong> zu verbrauchen<br />
als z. B. bei einem aus dem Vollen<br />
gefrästen Bauteil, was vorher natürlich<br />
auch geschmolzen, umgeformt und ausgefräst<br />
wurde. Auch der Ener<strong>gie</strong>einsatz<br />
bei der Pulverbettmetallur<strong>gie</strong>, bei der ja<br />
immer erst erschmolzen, versprüht und<br />
dann mit dem Laser noch einmal aufgeschmolzen<br />
wird, ist deutlich größer. Da<br />
hat das Gießen extreme Vorteile. Das ist<br />
es auch, was Studenten interessiert: Auf<br />
der einen Seite, dass man etwas Gutes<br />
für die Umwelt tut und auf der anderen,<br />
die schnelle Umsetzung von technischen<br />
Projekten.<br />
Globaler Roboterabsatz in fünf Jahren verdoppelt<br />
> INTERNATIONAL FEDERATION OF<br />
ROBOTICS: Nach dem neuen World Robotics<br />
Report der IFR erreichte der weltweite<br />
Absatz von Industrie-Robotern 2017<br />
einen neuen Rekord von 381 000 ausgelieferten<br />
Einheiten – ein Plus von 30 % im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Damit stieg der<br />
Jahres-Absatz in dieser Sparte in den letzten<br />
fünf Jahren um <strong>11</strong>4 %. Der Verkaufswert<br />
kletterte um 21 % auf einen neuen<br />
Höchststand von 16,2 Mrd. US-Dollar im<br />
Vergleich zu 2016.<br />
„Industrieroboter spielen eine Schlüsselrolle<br />
für den Fortschritt der Fertigungsindustrie“,<br />
sagt Junji Tsuda, Präsident der<br />
IFR. „Sie werden mit zahlreichen Spitzentechnolo<strong>gie</strong>n<br />
weiterentwickelt. Dies wird<br />
dazu beitragen, die Produktivität der Fertigung<br />
zu verbessern und die Einsatzgebiete<br />
der Roboteranwendung zu erweitern.<br />
Wie die IFR-Prognose zeigt, wird 2021 die<br />
Anzahl der weltweit ausgelieferten Industrie-Roboter<br />
etwa 630 000 Einheiten pro<br />
Jahr erreichen.“<br />
Die fünf wichtigsten Märkte weltweit<br />
sind China, Japan, Südkorea, die USA und<br />
Deutschland, auf die 73 % des Gesamtumsatzes<br />
mit Industrie-Robotern entfallen.<br />
Deutschland, als fünftgrößter Robotermarkt<br />
weltweit, ist die Nummer eins in<br />
Europa. 2017 stieg die Zahl der verkauften<br />
Roboter um 7 % auf den neuen Allzeit-<br />
Rekord von 21 404 Einheiten (2016:<br />
20 074). Zwischen 2014 und 2016 hatte<br />
der jährliche Absatz von Industrie-Robotern<br />
bei rund 20 000 Einheiten stagniert.<br />
Industrie-Roboter kommen hauptsächlich<br />
in der Automobil- und Elektro-/Elektronikindustrie<br />
(jeweils rund ein Drittel)<br />
sowie der Metallindustrie mit einem<br />
Marktanteil von 10 % zum Einsatz. Weltweit<br />
ist der neue Durchschnitt der globalen<br />
Roboterdichte in der Fertigungsindustrie<br />
auf 85 Einheiten je 10 000 Beschäftigten<br />
gestiegen (2016: 74). Nach<br />
Regionen aufgeschlüsselt, beträgt die<br />
durchschnittliche Roboterdichte in Europa<br />
106 Einheiten, in Amerika 91 und in<br />
Asien 75 Einheiten.<br />
www.ifr.org<br />
20 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
9. PROZESSWÄRME-Tagung<br />
Induktives<br />
SCHMELZEN&GIESSEN<br />
von Eisen- und Nichteisenmetallen<br />
03.- 05. Dezember <strong>2018</strong>, Atlantic Congress Hotel, Essen • www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />
sponsored by<br />
Gold<br />
Programm-Höhepunkte<br />
Wann und Wo?<br />
Workshop 2 Workshop 1<br />
Tagung Grundlage<br />
Montag, 03. Dezember <strong>2018</strong> (optional)<br />
• Firmenbesichtigung** Walter Hundhausen GmbH,<br />
Schwerte (individuelle An- und Abreise)<br />
• Grundlagenseminar<br />
Dienstag, 04. Dezember <strong>2018</strong><br />
Aktuelle Herausforderungen der deutschen Gießereiindustrie<br />
• Ener<strong>gie</strong>wende + Stromkosten – Rahmenbedingungen für<br />
Investitionen in Deutschland<br />
Aktuelle Induktionsofentechnik<br />
• Entwicklungen im Ofenbau und der Anwendung, Teil 1 bis 3<br />
Planung und Optimierung<br />
• Planung eines Schmelzbetriebs<br />
• Optimierung des Gießprozesses<br />
Wartung / Instandhaltung / Sicherheit<br />
• Sicherheits- und Überwachungseinrichtungen für Tiegel- und Rinnenöfen<br />
• Wartung und Instandhaltung<br />
Quo vadis Gießereiindustrie?<br />
• Impulsvortrag<br />
• Podiumsdiskussion mit namhaften Vertretern der Gießereiindustrie<br />
Mittwoch, 05. Dezember <strong>2018</strong><br />
Workshop 1: Eisenmetalle<br />
• Feuerfestauskleidung von Induktionstiegelöfen und Schmelzmetallur<strong>gie</strong> –<br />
Vortrag und Diskussion<br />
• Betrieb von Schmelz- und Gießanlagen – Erfahrungsaustausch von<br />
Anlagenhersteller und -betreiber<br />
Workshop 2: Nichteisenmetalle<br />
• Schmelzmetallur<strong>gie</strong> und Feuerfestauskleidung – Vortrag und Diskussion<br />
• Betrieb von Schmelz- und Gießanlagen – Erfahrungsaustausch von<br />
Anlagenhersteller und -betreiber<br />
MIT REFERENTEN VON: ABP Induction Systems GmbH, Allied Minerals Products Europe B.V.,<br />
BDG – Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V., Chemikalien-Gesellschaft Hans<br />
Lungmuß mbH, Dörentrup Feuerfestprodukte GmbH, Enovos Ener<strong>gie</strong> Deutschland GmbH,<br />
Hüttenes-Albertus Chemische Werke GmbH, Inductotherm Deutschland GmbH, Induga GmbH,<br />
Institut für Elektroprozesstechnik der Leibniz Universität Hannover, Künkel Wagner Germany<br />
GmbH, Otto Junker GmbH, u.v.a.<br />
Termin:<br />
• Montag, 03.12.<strong>2018</strong> (optional)<br />
Firmenbesichtigung** (10:00 – <strong>11</strong>:30 Uhr)<br />
Grundlagenseminar (14:00 – 17:30 Uhr)<br />
• Dienstag, 04.12.<strong>2018</strong><br />
Seminar (08:30 – 17:30 Uhr)<br />
Abendveranstaltung ab 19:00 Uhr<br />
• Mittwoch, 05.12.<strong>2018</strong><br />
Workshops (08:30 – 13:30 Uhr)<br />
Ort:<br />
Atlantic Congress Hotel, Essen,<br />
www.atlantic-congress-hotel-messe-essen.de<br />
Zielgruppe:<br />
Betreiber, Planer und Anlagenbauer von Schmelzund<br />
Gießanlagen<br />
Teilnahmegebühr *<br />
Tagungsbesuch exklusive | inklusive<br />
Grundlagenkurs am 03.12.<br />
• PROZESSWÄRME-<br />
Abonnenten/Club-Mitglieder: 810 € | 1.050 €<br />
• regulärer Preis: 950 € | 1.250 €<br />
* Teilnahmebedingungen: Im Preis enthalten ist die Teilnahme<br />
an zwei/drei Tagen, Tagungsunterlagen, Mittagessen,<br />
Erfrischungen in den Pausen, Get-together und Abendveranstaltung.<br />
Übernachtungskosten sind in der Teilnahmegebühr<br />
nicht enthalten. Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung<br />
(auch online möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und<br />
erhalten eine Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />
zu begleichen ist. Bei Absagen nach dem<br />
5. November <strong>2018</strong> oder bei Nichterscheinen wird die volle<br />
Teilnahmegebühr berechnet: Es kann jedoch ein Ersatzteilnehmer<br />
gestellt werden. Stornierungen vor diesem Termin<br />
werden mit € 150,00 Verwaltungsaufwand berechnet. Die<br />
Preise verstehen sich zzgl. MwSt. Bezüglich der begrenzten<br />
Teilnahmemöglichkeiten an der Firmenbesichtigung behalten<br />
die Veranstalter sich das Recht vor, eine Auswahl unter den<br />
registrierten Teilnehmern zu treffen. Mit der Anmeldung<br />
stimmen Sie den AGB (www.prozesswaerme.net) zu.<br />
** Begrenzte Plätze<br />
Veranstalter<br />
Mehr Informationen und Online-Anmeldung<br />
unter www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />
Fax-Anmeldung: +49 (0) 201 - 82 002 40 oder Online-Anmeldung: www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />
Ich zahle den regulären Preis<br />
Ich bin PROZESSWÄRME-Abonnent<br />
Mitglieds-/Abonummer: ....................................................................................................................<br />
Ich nehme an der Firmenbesichtigung teil<br />
Ich nehme am Grundlagenseminar teil<br />
Ich nehme an der Abendveranstaltung teil<br />
Workshops (bitte nur einen Workshop wählen):<br />
Workshop 1 Eisenmetalle oder Workshop 2 Nichteisenmetalle<br />
Vorname, Name des Teilnehmers<br />
Firma/Institution<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Telefax<br />
Änderungen vorbehalten
INTERVIEW<br />
FOTOS: ULRICH ZILLMANN<br />
„Wir bleiben beim Eisenguss.<br />
Als Eisen<strong>gie</strong>ßer haben wir alle<br />
Freiheitsgrade offen.“<br />
Matthias Pampus-Meder, Geschäftsführer Vertrieb und Technik, Eisenwerk Brühl, im<br />
Gespräch mit der GIESSEREI.<br />
Studien zur E-Mobilität in Deutschland stimmen in einem<br />
Punkt im Wesentlichen überein: Bis 2030 soll jedes dritte<br />
Fahrzeug einen E-Antrieb haben, hybrid oder rein batterieelektrisch.<br />
Für die Zeit nach 2030 gehen viele Experten<br />
von einem signifikanten Rückgang bei Verbrennungsmotoren<br />
aus, auch bei Hybriden, und einem steigenden Absatz<br />
reiner Batteriefahrzeuge. Wie beurteilen Sie als Eisen<strong>gie</strong>ßer<br />
die Entwicklung der E-Mobilität?<br />
Am Thema Zukunft und strategische Ausrichtung unter Einfluss<br />
der E-Mobilität auf das Eisenwerk Brühl haben wir das ganze<br />
Jahr 2017 sehr intensiv gearbeitet. Was pauschal in allen Studien<br />
zum Rückgang von Guss ab 2025 gesagt wird, trifft uns<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßer stärker, als das in diesen Studien dargestellt wird.<br />
Wir haben nicht nur das Thema E-Mobilität zu betrachten, sondern<br />
im Besonderen zu beachten, dass wir im Wettbewerb mit<br />
Aluminium stehen. Viele Motoren sind von Eisenguss auf Aluminium<br />
umgestellt worden und dieser Trend hält an. Bei hybriden<br />
Antrieben und E-Motoren kommt ohnehin so gut wie kein<br />
Eisenguss mehr vor.<br />
Eignet sich Eisenguss nicht für die E-Mobilität?<br />
Es gab mal bei verschiedenen OEM Überlegungen, das Gehäuse<br />
des E-Motors aus Eisenguss zu fertigen. Das ist aber, aus<br />
welchen Gründen auch immer, seitens der Kunden verworfen<br />
worden. Man hat sich da sehr stark aufs Aluminium fokussiert.<br />
Wir sind sowohl mit Fahrzeugentwicklern wie auch mit unseren<br />
OEM in Kontakt getreten, um auszuloten welche potenziellen<br />
Bauteile sich beim E-Antrieb auch für Eisenguss anbieten könn-<br />
22 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Was konkret wie aussieht? Ist Aluminium eine Option?<br />
Es gibt keine Überlegung mehr auf Aluminium zu wechseln, wir<br />
bleiben beim Eisenguss. Grundvoraussetzung ist, dass wir wirtschaftlich<br />
wettbewerbsfähig bleiben. Wir müssen produktiv und<br />
effektiv arbeiten, Kosten reduzieren und uns modern aufstellen.<br />
Das ist ein kontinuierlicher Prozess, den wir im letzten Jahr mit<br />
einem entsprechenden Programm angestoßen haben. Das zweite<br />
ist, dass wir uns mit neuen Produkten auseinandersetzen.<br />
Dazu haben wir uns im vergangenen Jahr eine neue Vertriebsund<br />
Entwicklungsabteilung aufgebaut und personell neu bestückt.<br />
Die Abteilung beschäftigt sich mit potenziellen Bauteilen,<br />
die nicht im Verbrennungsstrang eingesetzt werden, aber aus<br />
Eisenguss produzierbar sind. Hierfür haben wir auch freie Fertigungskapazitäten,<br />
die wir nutzen können.<br />
ten. Das Fazit ist, dass derzeit kein Teil dafür infrage kommt.<br />
Gegossene Bauteile für den E-Antrieb sind ohnehin begrenzt,<br />
im Prinzip nur Motorengehäuse und Steuergehäuse. Beim Batteriekasten<br />
gibt es bereits Entwicklungen weg vom Guss und<br />
hin zu geschweißten Aluminiumprofilen oder sogar Stahl- und<br />
Edelstahlkomponenten.<br />
Leichtbau ist auch mit Eisen möglich, wie Sie seit 20<strong>11</strong><br />
mit Dünnwandguss unter Beweis stellen. Weshalb lehnen<br />
die OEM beim E-Auto Eisenguss ab?<br />
Gegenüber dem Sandgussverfahren bietet Aluminiumdruckguss<br />
Vorteile für die Fertigung der E-Motoren- und Steuergehäuse,<br />
sowohl von der technologischen wie auch von der Kostenseite.<br />
Im Sandguss wären Sie mit Eisenguss konkurrenzfähig?<br />
Da könnten wir mithalten. Es ist aber auch nicht so, dass wir das<br />
Buch für immer zugeschlagen haben. Wir halten zu den Entwicklungsabteilungen<br />
einen guten Kontakt und sind dort natürlich im<br />
Gespräch. Wir versuchen, soweit möglich, die Idee einzupflanzen,<br />
dass man solche Teile auch in Eisenguss herstellen kann.<br />
Dem Thema öffnen muss sich aber der OEM?<br />
Derzeit wird seitens der OEM sehr viel in E-Mobilität investiert.<br />
Ich glaube, wir sind bei weitem noch nicht an dem Punkt, wo<br />
man sagen kann welche Antriebslösung das Nonplusultra ist.<br />
Es gibt immer wieder neue Konzepte. Heute sprechen wir über<br />
einen Elektroantriebsstrang, das kommt aus der Idee heraus,<br />
den Verbrennungsmotor durch einen E-Motor zu substituieren,<br />
aber die Entwicklungen gehen weiter. Es wird auch intensiv diskutiert,<br />
inwieweit nicht Radnabenmotoren eine Lösung sein könnten,<br />
die gleichzeitig auch als Ener<strong>gie</strong>wandler nutzbar wären.<br />
Nach ihrer Analyse wird sich die E-Mobilität ab 2025 immer<br />
stärker zum Nachteil der Eisen<strong>gie</strong>ßer auswirken. Wie<br />
sieht Ihre Transformationsstrate<strong>gie</strong> aus?<br />
Wir haben seitens unserer Gesellschafter und des Beirates letztes<br />
Jahr die Aufgabenstellung bekommen, uns damit auseinanderzusetzen.<br />
Die Ergebnisse haben wir ihnen im Februar dieses<br />
Jahres vorgestellt. Wir sehen diesen Transformationsprozess<br />
bis zum Jahr 2030 und gehen grundsätzlich davon aus, dass wir<br />
eine auf Großserie ausgerichtete Motoren<strong>gie</strong>ßerei bleiben. Wenn<br />
man die unterschiedlichsten Studien vergleicht und analysiert,<br />
dann werden auch 2030 weltweit immer noch zwischen 20 und<br />
25 Millionen Motorblöcke aus Eisenguss für Pkw benötigt werden.<br />
Unsere Zielstellung ist, dort einen entsprechenden Marktanteil<br />
zu halten. Aber wir haben auch angefangen, uns hier neu<br />
aufzustellen.<br />
Welche Produkte können das sein?<br />
Beispielsweise Bauteile für Landmaschinen, Baumaschinen oder<br />
Lkw-Gusskomponenten außerhalb des Verbrennungsstrangs.<br />
Die ersten Bauteile im Achsenbereich und Gehäuseteile für Getriebe<br />
im Maschinenbau, keine Fahrzeuggetriebe, werden wir<br />
nach den Betriebsferien ab<strong>gie</strong>ßen.<br />
Ihr Zeithorizont für die Transformation ist bis 2030. Dazu<br />
brauchen sie einmal die Innovationskraft und dann die Finanzkraft.<br />
Innovationskraft haben Sie schon mehrmals<br />
unter Beweis gestellt, die Finanzkraft kommt von den Gesellschaftern<br />
oder auch von außen?<br />
Unsere Gesellschafter stehen voll hinter unserer Strate<strong>gie</strong>. Erstmal<br />
sind wir so aufgestellt, dass wir auch ohne große Investitionen<br />
mit anderen Produkten starten können. Wir haben einen<br />
hochleistungsfähigen Schmelzbetrieb mit einem Kupolofen und<br />
einem Elektroschmelzbetrieb. Dadurch sind wir auch heute<br />
schon in der Lage, auch kleinere Chargen von verschiedenen<br />
Werkstoffen produzieren zu können. Unsere 2010 fertiggestellte<br />
Formanlage FAB 4 bietet genügend Flexibilität, um dort neue<br />
Produkte herstellen zu können. Wir arbeiten einschichtig, haben<br />
also eine freie Kapazität von zwei Schichten und sind dort auch<br />
in der Lage, Sonderwerkstoffe zu ver<strong>gie</strong>ßen.<br />
Ist Bionik ein Thema?<br />
Bionik ist unheimlich interessant. Das ist sicherlich eines der<br />
Themen, wo wir uns im Bereich neuer Produkte ebenfalls auseinandersetzen<br />
können und sollten. Sicher ist das auch sehr<br />
interessant für den Stahlguss unserer Schwester<strong>gie</strong>ßerei, der<br />
Eisen<strong>gie</strong>ßerei Hasenclever.<br />
Arbeiten Sie mit Hasenclever zusammen?<br />
Wir arbeiten soweit wie möglich zusammen, fertigen aber unterschiedliche<br />
Produkte. Während wir direkt an den OEM liefern,<br />
arbeitet Hasenclever überwiegend für die Zulieferer. Wir tau-<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 23
INTERVIEW<br />
schen uns jedoch regelmäßig aus, auf technischer Ebene wie<br />
auf Einkaufsebene.<br />
Sie haben neue Produktlinien angesprochen und als Beispiel<br />
Landmaschinen genannt...<br />
Als ein Beispiel. Wir haben den großen Vorteil, dass wir als Eisen<strong>gie</strong>ßer<br />
alle Freiheitsgrade offen haben. Das einzige, was uns<br />
begrenzt, ist die Größe unseres Formkastens. Natürlich suchen<br />
wir nicht unbedingt nach Produkten, die als Einzelteile kommen,<br />
wir sind und werden kein Einzelteilfertiger. Unsere kleinste Losgröße<br />
sind 50 Kästen und das ist eine Losgröße, die wir auch<br />
heute schon bei Prototypen oder bei Werkzeugänderungen als<br />
Versuchslose durchlaufen lassen. Damit sind wir vollkommen<br />
frei, für welche Bauteile aus welchen Branchen oder Märkten<br />
auch immer. Wir sind derzeit mit dem neuen Vertriebsteam<br />
dabei, den Markt zu „scannen“, mit Kunden in Kontakt zu treten,<br />
wir haben mit vielen Kunden Erst-, Zweit- und Drittgespräche<br />
geführt. Erfreulicherweise können wir sagen, dass das Eisenwerk<br />
Brühl in der Branche einen ganz guten Name hat, was<br />
uns manche Tür öffnet. Es gibt anspruchsvolle Kunden, die sagen,<br />
wenn ihr so ein komplexes Bauteil wie ein Zylinderkurbelgehäuse<br />
fertigen könnt, mit den dünnen Wandstärken, der Komplexität<br />
und diesem Schwierigkeitsgrad, dann trauen wir euch<br />
auch zu, dass ihr unsere Teile herstellen könnt.<br />
Sie betreten aber auch einen neuen Markt mit einem neuen<br />
Wettbewerb?<br />
Im Gießereibereich gibt es grundsätzlich Konsolidierungstendenzen,<br />
die IKB-Studie 2025 hat das klar herausgearbeitet. Da<br />
traut man einem Unternehmen unserer Größe einfach eher zu,<br />
im Markt zu bestehen und somit ein langer, nachhaltiger und<br />
verlässlicher Partner zu sein, als vielleicht dem kleinen Unternehmen,<br />
das in der Vergangenheit geliefert hat. Wenn wir uns<br />
mit dem Thema „andere Bauteile“ im Eisenguss beschäftigen,<br />
dann stehen wir nicht wie heute mit vier bis fünf Motoren<strong>gie</strong>ßern<br />
in Europa im Wettbewerb, sondern mit vielleicht 300 Gießereien.<br />
Und das ist die große Herausforderung, neue Produkte<br />
zu wettbewerbsfähigen Preisen darstellen zu können.<br />
Sie sind heute durch OEM in Europa gut ausgelastet, wie<br />
sieht die künftige Marktstruktur aus, werden Sie über Europa<br />
hinausgehen?<br />
Das ist der zweite Ansatz. Ich sagte eben, wir haben weltweit<br />
auch 2030 noch einen Anteil von 20 bis 25 Millionen Pkw im<br />
Eisenguss, die Märkte verschieben sich natürlich. Gerade hier<br />
in Europa ist die Tendenz hin zum Aluminium auch in den letzten<br />
Jahren sehr stark gewesen, aber es gibt Märkte, wo wir<br />
heute noch gar nicht aktiv sind.<br />
Wo zum Beispiel?<br />
Wir haben aktuell einen Auftrag für GM gewonnen. Die produzieren<br />
einen V8-Zylinder mit 6,6 Litern Hubraum, der nächstes Jahr<br />
in Serie geht. Der geht in die USA. Ein Benziner, aber Eisenguss.<br />
Was die Amerikaner nicht können?<br />
Nein, in den USA gibt es keine Motoren<strong>gie</strong>ßerei für Eisenguss.<br />
Export ist sicherlich ein Weg, den wir zukünftig auch einschlagen<br />
werden, dass wir eben auch in anderen Regionen und Ländern<br />
antreten wollen, bei anderen OEM als es heute der Fall ist.<br />
Global wächst der Automarkt,<br />
in Europa und<br />
Deutschland stagniert er...<br />
Wobei das Wachstum überwiegend<br />
in Asien stattfindet.<br />
Da müssen wir sehen, welche<br />
Möglichkeiten wir haben, dort<br />
auch Zugewinne zu bekommen.<br />
Wir haben auch heute<br />
OEM, die zwar hier in Europa<br />
stationiert sind, die aber Bauteile<br />
bei uns beziehen, die<br />
dann nach China, Mexiko,<br />
nach Südafrika usw. gehen.<br />
Wir haben heute schon einen<br />
Lieferanteil speziell von dem<br />
4-Zylinder-Benziner im Dünnwandguss,<br />
von dem heute aktuell<br />
rund 300 000 zu VW<br />
nach China gehen.<br />
Sind Märkte außerhalb Europas<br />
weniger auf Aluminium<br />
im Motorenbau fixiert?<br />
Nein, das ist eine durchgän-<br />
24 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
gige Tendenz. In Japan ist überwiegend Aluminium im Einsatz,<br />
große OEM wie Mercedes und BMW verbauen fast ausschließlich<br />
Aluminium in ihren Pkw-Motoren – für uns eine Herausforderung.<br />
Da war das Thema Dünnwandguss ein wichtiger Meilenstein<br />
für das Eisenwerk Brühl, um ein bisschen Kontra bieten<br />
zu können. Das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb VW damals<br />
die Entscheidung getroffen hat, nicht nur im Eisenguss zu<br />
bleiben, sondern dies auch für die Nachfolgegeneration so beizubehalten.<br />
Sie sprechen vom neuen Dieselmotor?<br />
Wir sind derzeit die einzige Gießerei, die den Auftrag für den<br />
neuen VW-2-Liter-4-Zylinder-Dieselmotor hat, der dann nur noch<br />
Wandstärken von 2,5 Millimetern hat. Der 4-Zylinder-Benziner<br />
im Dünnwandguss hat noch Wandstärken von 3 Millimetern.<br />
Das Thema Dünnwandguss hat uns bei unseren größten Kunden,<br />
bei VW und Audi, ein echtes Prädikat verschafft. Es war<br />
eine grundsätzliche strategische Entscheidung von VW und Audi,<br />
beim Eisenguss zu bleiben. Eben aufgrund der Vorteile, die<br />
ein Eisengussmotor gegenüber Aluminium hat. Ford ist ein weiterer<br />
Großkunde, dort liefern wir einen 3-Zylinder-Benzinmotor,<br />
der auch als Hybrid-Variante eingesetzt wird. Ford hat sich ausdrücklich<br />
zum Eisen bekannt, aufgrund der besseren mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften. So ist der Eco-Boost von<br />
Ford schon sechsmal Motor des Jahres geworden – und auch<br />
dieser Motor ist schon fast eine Blechkonstruktion. Grundsätzlich<br />
brauchen wir uns mit dem Dünnwandguss nicht vor dem<br />
Aluminium<strong>gie</strong>ßer zu verstecken. Wir haben Vorteile: So muss<br />
man beispielsweise bei Aluminium die Zylinderbohrung entweder<br />
beschichten oder Inletts ein<strong>gie</strong>ßen oder einschrumpfen,<br />
beim Eisenguss nicht.<br />
Wie sieht die Prognose für den neuen Dieselmotor aus?<br />
Jetzt kommt er auf den Markt und der Diesel steht in der<br />
Kritik wie nie zuvor, man könnte auch sagen, am Pranger.<br />
Da hätte ich gern eine Glaskugel, um abzuschätzen, wie sich<br />
das Thema Diesel entwickeln wird. Wir sehen schon, dass der<br />
Diesel mittelfristig signifikant rückläufig sein wird. Das merken<br />
wir nicht nur bei VW und Audi, wo wir den neuen Dieselmotor<br />
gewonnen haben, sondern auch bei den anderen Kunden. Das<br />
ist jedoch sehr vom einzelnen OEM abhängig.<br />
Aber Sie haben genug Aufträge für den neuen Dieselmotor?<br />
Der Auftrag ist abgesichert, auch wenn die Gesamtmenge an<br />
Dieselfahrzeugen am Markt rückläufig ist. Das trifft uns aktuell<br />
noch nicht. Wir haben den Auftrag über eine erste Losgröße,<br />
aber grundsätzlich gehen wir davon aus, dass der Dieselanteil<br />
zurückgehen wird.<br />
Zuletzt: Wie hoch ist die aktuelle Produktion? Wie viele<br />
Motorblöcke verlassen bis Ende des Jahres das Werk?<br />
Dieses Jahr rund 4,1 Millionen Bauteile.<br />
Das Interview führte Gerd Krause, Mediakonzept, Düsseldorf<br />
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Nur nicht den Überblick verlieren: Schreibtischarbeit<br />
gehört zum Job von Ausbildungsleiter<br />
Ronny Keppler. Bei über 50 Auszubildenden<br />
gibt es viel zu organisieren.<br />
Mission (Im)possible –<br />
Ein passionierter Ausbildungsleiter<br />
auf Nachwuchssuche<br />
In vielen Gießereien ist der Fachkräftemangel längst ein Problem. So mancher Ausbildungsplatz<br />
bleibt unbesetzt und nicht jeder Auszubildende hält bis zur Abschlussprüfung<br />
durch. Die Ursachen sind vielfältig – die Lösungsansätze auch. Auf jeden Fall braucht es<br />
enga<strong>gie</strong>rte und kompetente Ausbildungsleiter mit langem Atem und ausgeprägter Frustrationstoleranz.<br />
Ronny Keppler vom Gießereiverbund Silbitz Group GmbH in der Nähe<br />
von Gera ist so ein Ausbildungsleiter – und der Erfolg gibt ihm Recht.<br />
VON KARIN HARDTKE, RATINGEN<br />
Die Einführungsveranstaltung ist<br />
beendet, die Führung über das<br />
Gießereigelände absolviert und<br />
das Gruppenfoto im Kasten – Ausbildungsleiter<br />
Ronny Keppler kann durchatmen.<br />
Der erste Arbeitstag für die 16 neuen<br />
Auszubildenden ist erfolgreich geschafft.<br />
In insgesamt acht Ausbildungsberufen<br />
und zwei dualen Studienrichtungen<br />
bildet die Silbitz Group GmbH aus,<br />
dazu zählt auch die Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />
und technischen Modellbauer.<br />
Vier junge Männer hat Keppler in<br />
den vergangenen Monaten für eine Ausbildung<br />
zum Gießereimechaniker gewinnen<br />
können – dies ist eine gute und eine<br />
schlechte Nachricht zugleich. „Leider<br />
konnten wir auch in diesem Jahr nicht alle<br />
Ausbildungsplätze besetzen – insbesondere<br />
bei den Gießereimechanikern<br />
fehlt uns der Nachwuchs“, erläutert Ronny<br />
Keppler. Eine Entwicklung, die der<br />
46-jährige mit Sorge betrachtet, umso<br />
mehr, als das Unternehmen mit dem demografischen<br />
Wandel zu kämpfen hat und<br />
ausschließlich für den eigenen Bedarf<br />
ausbildet. Keppler ist seit gut 10 Jahren<br />
für die Betreuung der Auszubildenden im<br />
60 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Ein Blick sagt mehr<br />
als tausend Worte:<br />
Ausbildungsleiter<br />
Ronny Keppler und<br />
seinem Schützling,<br />
Gießerei-Azubi<br />
Pascal Geißler, sieht<br />
man ihr Engagement<br />
und ihre Begeisterung<br />
für den<br />
Beruf an.<br />
Unternehmen verantwortlich. Bei ihm laufen<br />
sämtliche „Ausbildungsfäden“ zusammen:<br />
Ob es um die laufende Nachwuchsgewinnung,<br />
den regelmäßigen Kontakt zu<br />
den Berufsschulen, die Umlaufplanung für<br />
die Auszubildenden, Urlaubsplanung oder<br />
die Verkürzung der Ausbildung geht – zu<br />
organisieren, zu planen und abzuklären<br />
gibt es bei insgesamt gut 50 Auszubildenden<br />
immer etwas, zumal die ja auch noch<br />
über mehrere Ausbildungsjahre und das<br />
gesamte Betriebsgelände verstreut seien,<br />
scherzt Keppler.<br />
Die Silbitz Group GmbH ist ein Firmenverbund<br />
von drei Gießereien und einem<br />
mechanischen Bearbeitungsunternehmen.<br />
Die Silbitz Guss GmbH mit rund 540<br />
Mitarbeitern ist der Hauptsitz der Unternehmensgruppe.<br />
Dort ist auch die Ausbildung<br />
konzentriert. Die mechanische<br />
Bearbeitung konzentriert sich am Standort<br />
in Staßfurt. Die weiteren Gießereien<br />
befinden sich im nahegelegenen Zeitz und<br />
im slowakischen Košice, wo noch einmal<br />
insgesamt fast 600 Mitarbeiter beschäftigt<br />
sind. Silbitz fertigt Gussteile in Stahlund<br />
Eisenguss mit einem Gewichtsspektrum<br />
von 10 Kilogramm bis 45 Tonnen.<br />
Die Kunden kommen aus den verschiedensten<br />
Branchen – Automobilindustrie,<br />
Maschinenbau, Windkraftproduzenten<br />
oder die Bahnindustrie sind darunter. Das<br />
Produktspektrum ist breit gefächert und<br />
reicht von Achsen, Getriebegehäusen,<br />
Motorblöcken bis hin zu Rotornaben für<br />
Windräder.<br />
Vom Gießereiskeptiker<br />
zum Gießereibegeisterten<br />
Dass er einmal Ausbildungsleiter in einer<br />
Gießerei und dann auch noch bei der Silbitz<br />
Group werden würde, das gehörte<br />
zunächst nicht zu Ronny Kepplers Berufsplanung.<br />
Keppler stammt aus dem benachbarten<br />
Ort Crossen, ist dort zur<br />
Schule gegangen. Sein Vater war zwar<br />
auch bei Silbitz beschäftigt, aber als der<br />
damals 15-jährige DDR-Schüler im Rahmen<br />
der „Praktischen Arbeit“ eine Zeit<br />
lang in der Gießerei arbeiten musste, war<br />
er zunächst wenig angetan: „Ich kam aus<br />
einem hellen sauberen Klassenzimmer<br />
und stand plötzlich in diesen großen,<br />
dunklen und dreckigen Hallen“, erinnert<br />
sich Keppler, lacht und streicht sich lässig<br />
eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine<br />
Erfahrung, die ihm heute sicherlich dabei<br />
hilft, die Sichtweise vieler Schulabgänger<br />
besser zu verstehen und sie trotzdem für<br />
eine Arbeit in der Gießerei zu bewegen.<br />
Keppler jedenfalls entschied sich, doch<br />
besser „etwas mit Holz zu machen“ und<br />
absolvierte eine Ausbildung zum Tischler.<br />
Nach der Wende ergriff er die Chance,<br />
bei einem Bildungsträger die überbetrieb-<br />
Die Silbitz Guss GmbH ist der älteste<br />
und größte Standort der Silbitz Group.<br />
Produziert werden Gussteile aus Stahl,<br />
Edelstahl und Gusseisen.<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 61
BERUF & KARRIERE<br />
liche Ausbildung für den Bereich Holz zu<br />
übernehmen und dort zu unterrichten.<br />
Später kamen die Ausbildung in den Fachbereichen<br />
Metallverarbeitung und Metallbau<br />
hinzu. Eine Aufgabe, die ihm Spaß<br />
macht: „Jungen Menschen zu helfen, insbesondere<br />
auch lernschwachen Schülern,<br />
sie zu unterstützen und mitzuerleben, wie<br />
sie sich weiterentwickeln, das war für<br />
mich immer äußerst befriedigend“, erklärt<br />
Keppler seine Motivation. 13 Jahre blieb<br />
Keppler dort. Als die Silbitz Group jedoch<br />
2008 einen Mitarbeiter suchte, der sich<br />
vollumfänglich um das Thema Ausbildung<br />
im Unternehmen kümmert, wechselte er.<br />
Die Aussicht, zukünftig „das große Ganze“,<br />
wie er es nennt, mitzugestalten, reizte<br />
ihn an seiner neuen Aufgabe.<br />
Langweilig werde seine Arbeit nie, die<br />
Herausforderungen würden eher mehr als<br />
weniger, so Keppler. Demografischer<br />
Wandel, sinkendes schulisches Niveau<br />
der Schulabgänger und manchmal auch<br />
deren Mangel an sozialer Kompetenz seien<br />
Herausforderung genug. Die Bewerberzahlen<br />
– insbesondere für eine Ausbildung<br />
zum Gießereimechaniker – sind<br />
seit Jahren tendenziell rückläufig. Eine<br />
Entwicklung, mit der nicht nur Silbitz Guss<br />
zu kämpfen habe, sagt Keppler. Mittlerweile<br />
fängt die Nachwuchssuche bereits<br />
im Kindergarten an. Einmal im Jahr besucht<br />
die Vorschulgruppe des Kindergartens<br />
im benachbarten Hartmannsdorf die<br />
Gießerei. Keppler begleitet die Dreikäsehochs<br />
durch die Gießerei und manch einer<br />
sei schlichtweg begeistert zu sehen, wo<br />
die Mama denn nun arbeitet oder der Opa<br />
gearbeitet hat, erklärt Keppler und grinst.<br />
Seien es Lesepatenschaften an Grundschulen<br />
oder Lesewettbewerbe, bei denen<br />
Silbitz-Mitarbeiter in der Jury sitzen:<br />
Keppler will so früh wie möglich Interesse<br />
für das Unternehmen wecken. Da kann<br />
es dann auch schon einmal vorkommen,<br />
dass der Vollblut-Ausbilder in seiner Freizeit<br />
einige Ausbildungsflyer hier und dort<br />
in Geschäften auslegt. Regelmäßig ist<br />
Ronny Keppler in weiterführenden Schulen<br />
unterwegs, führt dort Bewerbertrainings<br />
durch und nimmt an Berufsinformationstagen<br />
teil. Einen Fuß in die Schulen<br />
zu bekommen, das sei nicht immer<br />
einfach. Keppler hat Verständnis für die<br />
Schulleiter: „Viele Firmen wollen in der<br />
Schule aktiv werden. Manchmal wird es<br />
den Schulleitern einfach zu viel.“ Aber er<br />
könne da schon hartnäckig und ausdauernd<br />
sein, so komme er dann oftmals<br />
doch ans Ziel. Die Arbeit auf regionalen<br />
Jobmessen – auch am Wochenende – teilt<br />
sich Keppler mit Personalchef Christian<br />
Blödner. Dies sei häufig ein großer Aufwand<br />
bei oftmals geringer Ausbeute – da<br />
freut sich Keppler umso mehr, wenn bereits<br />
vier Stunden nach einem Gespräch<br />
am Infostand eine Anfrage für einen Praktikumsplatz<br />
im E-Mail-Postfach eingeht.<br />
„Das sind dann kleine Erfolgserlebnisse,<br />
die motivieren.“ Motivierend ist für Ausbilder<br />
Keppler und Personaler Blödner<br />
allerdings auch, dass der neue zeitge mäße<br />
Internetauftritt und der frisch gedrehte<br />
Imagefilm auch bei potenziellen Bewerbern<br />
gut ankommen. Für das neue Design<br />
und ihr Markenkonzept wurde das Unternehmen<br />
mit dem German Brand Award<br />
<strong>2018</strong> ausgezeichnet.<br />
Nachhilfelehrer, Ausbilder und<br />
Sozialpädagoge in einer Person<br />
Auf einen Einstellungstest verzichtet man<br />
bei Silbitz mittlerweile. Wichtiger sind<br />
Keppler und Personalleiter Blödner zunächst<br />
die Bewerbungsunterlagen, aus<br />
denen der erfahrene Ausbilder bereits im<br />
Vorfeld so einiges herauslesen kann. Die<br />
schriftlichen Beurteilungen der Schüler<br />
in den Zeugnissen sowie die Praktikumsbeurteilungen<br />
beispielsweise ließen doch<br />
so manche Rückschlüsse in Sachen Ausbildungsfähigkeit<br />
zu, so Keppler. Und<br />
manche Jugendliche seien mittlerweile<br />
einfach nicht mehr ausbildungsfähig.<br />
Auch der Blick auf die Schulnoten lässt<br />
den sonst so gelassenen Ausbildungsleiter<br />
ab und an verzweifeln. „Die von der<br />
Schule bescheinigten Leistungen reichen<br />
manchmal nicht aus, um eine Ausbildung<br />
erfolgreich zu beenden. Das Leistungsbild<br />
der Schüler hat sich gewandelt und wir<br />
müssen heute eine erhebliche Mehrarbeit<br />
leisten, um einzelne durch die Prüfung zu<br />
bekommen.“ Keppler weiß allerdings aus<br />
Erfahrung, dass von den frisch gestarteten<br />
Azubis höchstwahrscheinlich nicht<br />
alle durchkommen werden. Personaler<br />
Blödner und Ausbildungsleiter Keppler<br />
denken daher schon weiter: Geplant ist<br />
eine zweijährige Ausbildung zur Fachkraft<br />
Metalltechnik für Schüler mit Lernhemmnissen.<br />
Am anderen Ende der Skala will<br />
man in Zukunft verstärkt um Studien abbrecher<br />
werben sowie den Ausbildungsberuf<br />
des Produktionstechnologen im Unternehmen<br />
etablieren.<br />
Wer nach Durchsicht der Bewerbungsunterlagen<br />
in die engere Wahl<br />
kommt, wird zum halbstündigen Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen. Keppler entscheidet<br />
nicht nur nach Noten, sondern<br />
vertraut auch seinem Bauchgefühl, auf<br />
das er sich durch die jahrzehntelange<br />
Arbeit mit Jugendlichen recht gut verlassen<br />
kann. Und so bekommen mittlerweile<br />
auch Lernschwache und Bewerber ohne<br />
Schulabschluss immer häufiger eine<br />
Chance. „Wir beschreiten diesen Weg,<br />
weil wir dringend Mitarbeiter brauchen,<br />
aber auch, weil wir bisher gute Erfahrungen<br />
mit diesen Bewerbern gemacht haben.“<br />
Keppler erinnert sich an den Hauptschulabsolventen<br />
einer Förderschule,<br />
der jegliche Unterstützung dankbar angenommen,<br />
seine Prüfung geschafft und<br />
schließlich unbefristet übernommen worden<br />
sei. „Diese positiven Erlebnisse bleiben<br />
haften und motivieren mich, es immer<br />
wieder erneut zu versuchen“, erklärt<br />
Ernster Blick – leichte Sorgenfalten:<br />
Geeignete Auszubildende zu finden wird<br />
immer schwieriger. Das Interesse an<br />
einer Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />
ist rückläufig.<br />
62 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
Keppler. In diesem Ausbildungsjahr betritt<br />
Keppler komplettes Neuland: Ein Jugendlicher<br />
ganz ohne Schulabschluss hat<br />
eine Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />
begonnen. Die negativen Erfahrungen<br />
mit Auszubildenden, die es natürlich<br />
auch gibt, versucht Keppler auszublenden.<br />
„Wenn jemand bereits kurz nach<br />
Ausbildungsbeginn mehr Fehl- als Arbeitstage<br />
aufweist, müssen wir irgendwann<br />
die Reißleine ziehen.“ Aber auch<br />
nach zehn Jahren reizt Keppler das „Gesamtpaket“,<br />
wie er es nennt: Junge Menschen<br />
für eine Ausbildung bei Silbitz zu<br />
begeistern, sie dreieinhalb Jahre mit allen<br />
Höhen und Tiefen zu begleiten, um sie<br />
schließlich ins Berufsleben zu entlassen,<br />
das sei immer wieder spannend und ein<br />
höchst individueller Prozess.<br />
IHK-Auszeichnung<br />
„TOP-Ausbildungsbetrieb“<br />
Seinen Umgang mit den jungen Auszubildenden<br />
nennt Keppler leicht ironisch<br />
„autoritär-demokratisch“. Einerseits versucht<br />
der erfahrene Ausbildungsleiter,<br />
behutsam an die Jugendlichen heranzutreten,<br />
ihre Probleme zu verstehen. Seine<br />
Tür steht immer offen und der eine<br />
oder andere Azubi nutzt diese Möglichkeit.<br />
Aber: „Man muss auch eine klare<br />
Linie fahren und eindeutige Grenzen ziehen“,<br />
sagt Keppler und raunt Pascal<br />
Geißler im Vorbeigehen ein freundliches,<br />
Gießerei-Azubi Pascal Geißler freut sich<br />
bereits darauf, nach seiner Grundausbildung<br />
endlich in der Gießerei arbeiten zu<br />
können.<br />
aber deutliches „Hände aus den Taschen“<br />
zu. Der 17-jährige angehende<br />
Gießereimechaniker im 1. Lehrjahr absolvierte<br />
zunächst ein Praktikum bei Silbitz<br />
Guss – erst als Elektriker, anschließend<br />
als Gießereimechaniker. Sein Fazit<br />
nach einigen Monaten Grundausbildung<br />
fällt kurz, aber eindeutig aus: „Der Kontakt<br />
zu Herrn Keppler ist gut, der Kontakt<br />
zu den anderen Azubis ist gut und die<br />
Ausbildungsvergütung ist es auch.“ Dass<br />
es nach der Grundausbildung hinunter<br />
in die Gießerei geht, darauf freut sich<br />
Geißler schon. Und sollte er seine Prüfung<br />
bestehen, stehen seine Chancen<br />
gut, unbefristet übernommen zu werden.<br />
Dies ist nicht der einzige Pluspunkt, wie<br />
Keppler betont. Denn das Unternehmen<br />
bietet verschiedene Möglichkeiten der<br />
Weiterbildung an, bis hin zur finanziellen<br />
Unterstützung bei der Meisterausbildung.<br />
„Mehrere Hunderttausend Euro<br />
investieren wir jährlich in die Weiterbildung<br />
unserer Mitarbeiter“, sagt Personalverantwortlicher<br />
Blödner. Dass es<br />
dem Unternehmen überaus gut gelingt,<br />
mit dem Berufsnachwuchs zu arbeiten,<br />
das hat Ronny Keppler inzwischen auch<br />
schriftlich: Die Silbitz Group wurde von<br />
der IHK Halle-Dessau mit dem Titel „Top<br />
Ausbildungsbetrieb 2016“ ausgezeichnet.<br />
„Es zeigt, dass wir mit unserer Ausbildung<br />
einen guten Weg gehen“. Und<br />
das sei auch deshalb von Bedeutung, weil<br />
zum Beispiel der Gießereimechaniker<br />
nicht unbedingt ein Beruf ist, um den<br />
sich junge Menschen reißen.<br />
Ab und an nehme er seine Arbeit auch<br />
mit nach Hause – im wörtlichen wie im<br />
übertragenen Sinne, erzählt Keppler. Abschalten<br />
kann der Mittvierziger am besten<br />
bei der Tätigkeit, die er vor über dreißig<br />
Jahren gelernt hat: dem Tischlern. Zu Hause<br />
gebe es immer etwas zu tun, sagt er,<br />
der verheiratet ist und zwei Töchter hat.<br />
Die ältere hat mittlerweile ihr Studium der<br />
Erziehungswissenschaften abgeschlossen,<br />
die jüngere ist elf Jahre alt. „Ob ich<br />
sie für eine Ausbildung bei uns begeistern<br />
kann, das wird sich zeigen“, scherzt Keppler.<br />
Und fügt an: „Mitzuerleben, wie sich<br />
Auszubildende positiv entwickeln und unsere<br />
Arbeit Früchte trägt, das gibt mir immer<br />
wieder Kraft. Wenn ich aus den Abteilungen<br />
die Rückmeldung erhalte „der<br />
Azubi ist ein guter Mann, den kannst du<br />
mir wiederbringen“, dann ist das für mich<br />
sehr befriedigend. Ansonsten könnte ich<br />
mein Geld ja auch einfacher verdienen.“<br />
Keppler ist gespannt, wie viele junge Leute<br />
er im nächsten Jahr für eine Ausbildung<br />
gewinnen wird – auch und insbesondere<br />
zum Gießereimechaniker. An ihm wird es<br />
jedenfalls nicht liegen.<br />
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SAN RAFAEL, USA<br />
Abgesehen von einer Handvoll Frühanwendern<br />
warten die meisten industriellen<br />
Hersteller lieber ab, ob<br />
oder wann additive Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n<br />
weiter ausreifen. Vielleicht fallen<br />
auch Sie in diese Kategorie. Natürlich gibt<br />
es nachvollziehbare Gründe, weshalb Hersteller<br />
weiterhin auf traditionelle Fertigungsverfahren<br />
wie das Metall<strong>gie</strong>ßen setzen,<br />
statt sich kopfüber in die additive<br />
Metallfertigung zu stürzen: Zum einen<br />
können sie bei der additiven Metallfertigung<br />
in der Regel auf weniger als ein Dutzend<br />
allgemein verfügbare Materialien zurückgreifen,<br />
während beim Metall<strong>gie</strong>ßen<br />
Hunderte verschiedene Le<strong>gie</strong>rungen zur<br />
Anwendung kommen können – ganz zu<br />
schweigen davon, dass die Verwendung<br />
neuer individueller Materialien kein Problem<br />
darstellt, selbst für ein einziges Bauteil<br />
im Rahmen eines größeren Projekts.<br />
76 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
können Hochleistungsstrukturen per<br />
Computer entworfen werden; additive<br />
Fertigung ermöglicht die physische<br />
Umsetzung dieser Strukturen zu Gießformen;<br />
und moderne Gießverfahren verpassen<br />
ihnen unter Verwendung der passenden<br />
Metallle<strong>gie</strong>rung die endgültige Form.<br />
Dieser Ansatz bietet industriellen Herstellern<br />
sowohl eine gute Einstiegsmöglichkeit<br />
in die Welt des generativen<br />
De signs als auch der additiven Fertigung,<br />
zwei Ansätze, die in Zukunft weiter an<br />
Fahrt gewinnen werden. Und schon heute<br />
können Hersteller unter Zuhilfenahme<br />
von 3-D-gedruckten Gießformen Metallerzeugnisse<br />
in Geometrien entwickeln,<br />
die bisher nicht realisierbar waren.<br />
Unternehmen, die auf Leichtbau setzen<br />
– etwa in der Automobil- oder Luftfahrtbranche<br />
–, kann diese Arbeitsweise<br />
erhebliche Vorteile bieten, und in manchen<br />
Fällen tut sie das sogar bereits.<br />
Darüber hinaus eignet sie sich hervorragend<br />
zur Herstellung maßgeschneiderter<br />
Objekte, wie etwa Knie- und Hüftersatzlösungen<br />
für Anbieter von Prothesentechnik.<br />
Feingegossenes<br />
Flugzeugsitzgestell<br />
Bild 1: Das im 3-D-Drucker hergestellte Kunststoffmodell weist eine extrem filigrane Struktur<br />
auf. Um die Gussform zu erhalten, wurde das Modell mit Keramik überzogen und der<br />
Kunststoffanteil anschließend weggeschmolzen.<br />
Zum anderen lassen sich in den Metall<strong>gie</strong>ßverfahren<br />
riesige Bauteile anfertigen,<br />
während Metalldrucker allerhöchstens<br />
Teile in Brotkastengröße hervorbringen.<br />
Der dritte Faktor sind Kosten- und Zeitaufwand:<br />
Anlagen für das direkte Laserschmelzen<br />
(Direct Metal Laser Sintering,<br />
DMLS) sind äußerst kostspielig und erfordern<br />
ein hohes Maß an Nachbearbeitung.<br />
So ist meistens irgendeine Form von<br />
heißisostatischem Pressen und das Entfernen<br />
von Stützstrukturen von der Bauplatte<br />
notwendig.<br />
Technologischer Hattrick<br />
Nicht zuletzt handelt es sich beim Metall<strong>gie</strong>ßen<br />
um einen wohlbekannten und bewährten<br />
Prozess, den es bereits seit Jahrtausenden<br />
gibt. Dadurch, dass er nicht<br />
mehr neu zertifiziert werden muss, lässt<br />
sich eine Menge Zeit und Geld sparen.<br />
Dennoch müssen Hersteller, die weiterhin<br />
auf das Metall<strong>gie</strong>ßen setzen, nicht<br />
auf das größere Formenrepertoire des<br />
generativen Designs oder auf die Vorteile<br />
der additiven Fertigung verzichten. Tatsächlich<br />
können moderne Metall<strong>gie</strong>ßverfahren<br />
den Weg zu diesen Technolo<strong>gie</strong>n<br />
ebnen.<br />
Anders als bei typischen 3-D-Metalldruckverfahren,<br />
bei denen Form und Material<br />
zeitgleich bestimmt werden, geschieht<br />
dies beim Metall<strong>gie</strong>ßen in zwei<br />
separaten Schritten.<br />
Wer diese Tatsache zum eigenen Vorteil<br />
zu nutzen weiß, dem kann ein technologischer<br />
Hattrick gelingen - also drei<br />
Erfolge auf einmal: Mithilfe von generativem<br />
Design und digitaler Optimierung<br />
Ein Beispiel dieser technologischen Dreierkombination<br />
ist das ultraleichte Flugzeugsitzgestell,<br />
das mein Autodesk-Kollege<br />
Andy Harris und ich Anfang dieses<br />
Jahres mithilfe einer Kombination aus optimierten<br />
Gitterstrukturen, 3-D-Druck<br />
und dem Fein<strong>gie</strong>ßverfahren entwickelt<br />
haben. Wir fassten den Beschluss, das<br />
Sitzgestell aus Magnesium herzustellen,<br />
da das Material um 35 % leichter ist als<br />
das üblicherweise für solche Strukturen<br />
verwendete Aluminium und ein besseres<br />
Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht aufweist.<br />
Da derzeit verfügbare additive<br />
Metalldrucker nicht in der Lage sind, Magnesium<br />
zu drucken, haben wir uns an<br />
eine der wenigen Gießereien in Nordamerika<br />
gewendet, die mit Magnesium arbeiten:<br />
Aristo Cast aus Almont in Michigan.<br />
Das Team von Aristo Cast druckte ein<br />
Kunststoffmodell des Sitzgestells und<br />
verpasste ihm die entsprechende Struktur,<br />
die dann mit Keramik überzogen wurde<br />
(Bild 1). Anschließend wurde der<br />
Kunststoffanteil weggeschmolzen und<br />
Magnesium in die Keramikform gegos-<br />
Bild 2: Abguss der Fein<strong>gie</strong>ßformen bei<br />
Aristo Cast in Almont, Michigan. Durch<br />
die Verzahnung von 3-D-Druck und Gießen<br />
dauerte die Fertigung nur zwei Tage.<br />
GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 77
SPECIAL: 3-D-DRUCK IN DER GIESSEREI-INDUSTRIE<br />
sen, um das endgültige Sitzgestell zu erzeugen<br />
(Bild 2).<br />
Aufgrund des verwendeten Materials<br />
und der Gitterstruktur ist das Sitzgestell<br />
um 56 % leichter als derzeit gängige<br />
Modelle (Bild 3). Würde man einen Airbus<br />
A380 für 615 Passa<strong>gie</strong>re mit Sitzen<br />
dieser Art ausstatten, ließen sich innerhalb<br />
eines Jahres Treibstoffkosten in<br />
Höhe von 100 000 US-Dollar (rund<br />
87 000 Euro) sparen – bei einer Flotte<br />
von einhundert A 380-Maschinen und<br />
einer Zeitspanne von 20 Jahren würden<br />
sich die Einsparungen auf 200 Mio. US-<br />
Dollar (174 Mio. Euro) belaufen. Und<br />
auch die CO 2<br />
-Belastung der Atmosphäre<br />
ließe sich so um 140 000 t reduzieren.<br />
Herstellung von Bauteilen<br />
in zwei Tagen<br />
Tatsache ist, dass viele Gießereien lieber<br />
die Finger von Formen lassen, die zu einzigartig<br />
oder kompliziert erscheinen –<br />
denn letztendlich ist es die Herstellung<br />
fertiger Produkte und nicht die Entwicklung<br />
von Prototypen, die das Gießereigeschäft<br />
am Laufen hält. Aristo Cast baut<br />
jedoch bereits seit 20 Jahren auf 3-D-<br />
Drucktechnolo<strong>gie</strong>n und probiert jede neu<br />
verfügbare Technolo<strong>gie</strong> aus.<br />
Damit räumt das Unternehmen mit<br />
dem Mythos auf, die Herstellung von<br />
Bauteilen im Metall<strong>gie</strong>ßverfahren dauere<br />
rund anderthalb Jahre. Tatsächlich<br />
braucht das Unternehmen hierfür gerade<br />
einmal zwei Tage, weniger Zeit sogar,<br />
als dies in vielen Fällen mit Metalldruckern<br />
der Fall wäre. Aristo Cast ist auf<br />
Fein<strong>gie</strong>ßen spezialisiert, einem Verfahren,<br />
bei dem zunächst ein Modell des<br />
Bild 3: Ein durch Kombination von generativem<br />
Design, additiver Fertigung und<br />
Metall<strong>gie</strong>ßen hergestellter Flugzeugsitzrahmen.<br />
gewünschten Objekts hergestellt wird.<br />
Durch ein spezielles Gieß- und Ausschmelzverfahren<br />
wird das Modellmaterial<br />
dann entfernt und es entsteht das<br />
Endprodukt aus Metall.<br />
Des Fein<strong>gie</strong>ßverfahren bietet selbst im<br />
Submillimeterbereich äußerste Detailtreue:<br />
Wird ein Fingerabdruck auf dem<br />
Modell hinterlassen, ist dieser auch auf<br />
dem Endprodukt sichtbar.<br />
Eine andere Möglichkeit in diesem<br />
Zusammenhang ist das Sand<strong>gie</strong>ßverfahren,<br />
bei dem Metallobjekte anhand von<br />
3-D-gedruckten Sandformen hergestellt<br />
werden. Diese Methode ermöglicht zwar<br />
keine ganz so feinen Details, ist im Gegensatz<br />
zum additiven Metalldrucken oder<br />
Fein<strong>gie</strong>ßverfahren jedoch in der Lage,<br />
Bauteile mit einem Gewicht von mehreren<br />
Tonnen und einem Durchmesser von<br />
mehreren Metern zu produzieren.<br />
Was kommt nach dem Hype<br />
um die additive Fertigung?<br />
Viele Gießereien haben erkannt, dass die<br />
additive Fertigung bei großen Produktionsmengen<br />
kosteneffektiver ist als die Arbeit<br />
mit komplizierten Gießformen, insbesondere<br />
in Kombination mit dem Sand<strong>gie</strong>ßverfahren.<br />
Doch wenn der Reiz des<br />
Neuen erst verflogen und der Hype um<br />
die additive Fertigung abgeflaut ist, wird<br />
die breite Akzeptanz des Verfahrens davon<br />
abhängen, ob es sich im Vergleich zu<br />
herkömmlichen Herstellungstechnolo<strong>gie</strong>n<br />
als billiger erweist oder einen anderweitigen<br />
Mehrwert bietet.<br />
Im Bestreben, diese Vorstellung Realität<br />
werden zu lassen, hat 3D Hubs kürzlich<br />
einen Service für eine schnelle und<br />
kostengünstige Herstellung von Bauteilen<br />
ins Leben gerufen. 3D Hubs ist eine<br />
niederländische Plattform für Fertigungsdienstleistungen<br />
mit Tausenden von Fertigungspartnern.<br />
Das Prinzip dahinter?<br />
Eine Kombination aus additiver Fertigung<br />
und Metall<strong>gie</strong>ßen. 3D Hubs verwaltet den<br />
gesamten Prozess vom Druck der Gießform<br />
über ihren Transport in die Gießerei<br />
bis hin zum eigentlichen Abguss. Für den<br />
Druck der Formen setzt das Unternehmen<br />
extrusionsbasierte FDM (Fused<br />
Deposition Modelling-)Drucker ein, verwendet<br />
jedoch ein speziell für Gießverfahren<br />
entwickeltes Material, das mit<br />
Dampf geglättet werden kann, um<br />
Schichtlinien zu beseitigen (ein stets aktuelles<br />
Problem).<br />
Services wie jener von 3D Hubs bieten<br />
eine großartige Möglichkeit, Planungsingenieuren<br />
die Gestaltungsarbeit<br />
für die additive Fertigung schmackhaft<br />
zu machen. Egal, ob man sich für einen<br />
Dritt anbieter entscheidet oder eigenhändig<br />
experimentiert, das Wichtigste ist,<br />
der Technolo<strong>gie</strong> eine Chance zu geben.<br />
Und so viel steht fest: Die Vorteile der<br />
additiven Fertigung, des generativen<br />
Designs und der Formenoptimierung<br />
sind für die Gießereibranche in greifbarer<br />
Nähe.<br />
Andreas Bastian ist Ingenieur und Gestalter.<br />
Sein Interesse gilt der Auflösung der<br />
Grenzen zwischen Material und Gestaltung<br />
durch die Entwicklung und Anwendung von<br />
innovativen additiven Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n.<br />
Als leitender Forschungswissenschaftler<br />
bei Autodesk, San Rafael, USA,<br />
befasst sich Bastian zurzeit sowohl mit<br />
neuartigen als auch etablierten additiven<br />
Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n und ihrer Rolle in<br />
der nahen Zukunft. Bastians Arbeitgeber<br />
Autodesk ist ein US-amerikanisches Software-Unternehmen<br />
für digitales 2- und<br />
3-D-Design. Mit Spark plant das Unternehmen<br />
eine offene und kostenfreie Software-<br />
Plattform zum Thema 3-D-Druck. Ziel ist<br />
es, mit Entwicklern von 3-D-Software und<br />
3-D-Drucker-Herstellern einheitliche Standards<br />
zu schaffen, um die Benutzbarkeit<br />
der Geräte zu verbessern. Außerdem vertreibt<br />
das Unternehmen seit 2015 einen<br />
eigenen 3-D-Drucker.<br />
Erstmals erschienen ist der Artikel auf<br />
www.autodesk.de/redshift Ende April<br />
<strong>2018</strong>.<br />
www.autodesk.de<br />
78 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>
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Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />
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Gießereitechnik aus erster Hand!<br />
Chancen früher erkennen, Vorsprung weiter ausbauen!<br />
FOTO: MICHAEL VEHRESCHILD<br />
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www.newcast.com<br />
25 – 29 JUNE<br />
DÜSSELDORF<br />
GERMANY<br />
2019<br />
14. INTERNATIONALE GIESSEREI-<br />
FACHMESSE MIT TECHNICAL FORUM<br />
5. INTERNATIONALE FACHMESSE FÜR<br />
GUSSPRODUKTE MIT NEWCAST FORUM<br />
„Ich lese die GIESSEREI gerne, weil neben<br />
wichtigen technischen Entwicklungen eine sehr<br />
übersichtliche Zusammenfassung der aktuellen<br />
Patentlage konzentriert auf unsere Branche<br />
gegeben wird.“<br />
Dr.-Ing. Hubert Koch<br />
Senior Scientist F&E, Trimet Aluminium SE, Essen
MEDIEN & BÜCHER<br />
Der Gießer der Zirbelnuss<br />
A.TV-Reporter Luginger besucht die Metall<strong>gie</strong>ßerei Dussler<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Die Zirbelnuss ist Symbol der Stadt Augsburg. Sie ziert auch die Spitze des Rathauses, wie Matthias Luginger per Fingerzeig beweist.<br />
Die Wappenfigur findet sich auch auf Kanaldeckeln,<br />
Straßenschildern und -Laternen.<br />
Um eine Zirbelnuss zu fertigen, trifft Luginger<br />
Dussler-Geschäftsführer Thoralf Ewert...<br />
...und wird kurzerhand selbst zum Gießer –<br />
mit Unterstützung des Königsbrunner Teams.<br />
SCREENSHOTS: YOUTUBE, A.TV-MEDIATHEK<br />
Um Ersatz für eine Laternen-Zirbelnuss<br />
zu bekommen, hat A.TV-Moderator<br />
Matthias Luginger in der Metall<strong>gie</strong>ßerei<br />
Franz Dussler selbst Hand angelegt,<br />
Sand geklopft und die Form<br />
schließlich mit der Ver<strong>gie</strong>ßkelle selbst<br />
abgegossen. In dem 14-minütigen Beitrag<br />
interviewt Luginger auch Thoralf<br />
Ewert, den Geschäftsführer der NE-<br />
Metall<strong>gie</strong>ßerei.<br />
Die rund 20 Mitarbeiter am Standort der<br />
Aluminium-Sand<strong>gie</strong>ßerei in Königsbrunn<br />
werden in dem Filmbeitrag gut in Szene<br />
gesetzt. Zugleich stellt der Crashkurs Gießen,<br />
den Moderator Luginger in der Gießerei<br />
erhält, bildhaft die wichtigsten Arbeitsschritte<br />
des Sand<strong>gie</strong>ßprozesses dar<br />
- von der Herstellung der Form mit eingelegtem<br />
Modell über den Schmelzeabstich<br />
und den Abguss bis zum Auspacken<br />
und Putzen.<br />
Im Interview mit Geschäftsführer Thoralf<br />
Ewert offenbart sich eine interessante<br />
Nachwendegeschichte. Ewert ist in der<br />
ehemaligen DDR großgeworden und hat<br />
die Gießerei von den Dusslers, seinen<br />
Großeltern in der Bundesrepublik, übernommen.<br />
Ewert selbst ist erst nach dem<br />
Tod der Großmutter in das Geschäft eingestiegen.<br />
Im Gespräch mit Moderator<br />
Luginger betont er auch, dass studierte<br />
Gießereitechniker in Deutschland heiß begehrt<br />
sind.<br />
Der launige Filmbeitrag ist in der A.TV-<br />
Mediathek und auf YouTube verfügbar.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Link zum Filmbeitrag auf<br />
YouTube: https://youtu.<br />
be/pCremNxbniw<br />
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