05.11.2018 Aufrufe

gie_11-2018

3-D-Druck, Modell- und Formenbau

3-D-Druck, Modell- und Formenbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

November<br />

<strong>2018</strong><br />

Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

<strong>11</strong><br />

SINCE 1914<br />

Leserservice DVS Media • 65341 Eltville • PVSt • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • G 3268 www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

Hardcore. Aber ganz sauber.<br />

Die LVMD-Serie: Effizient. Schnell. Sauber.<br />

Perfekte Durchmischung für bis zu 15 Tonnen pro Stunde bei weniger als zehn Minuten Aufwand für die tägliche Mischer-Reinigung geht nicht?<br />

Wir können das! Das selbstreinigende Mischprinzip unserer LVM und LVMD Mischer garantiert geringste Verschmutzung während des Betriebs<br />

und ist nur ein Beispiel für die vielen intelligenten Funktionen.<br />

Wir zeigen Ihnen, was noch in unseren Mischern steckt: www.laempe.com/kontakt<br />

Laempe. Der Kern.


Besuchen Sie Sie uns<br />

Formnext in in Frankfurt,<br />

Halle 3.0, 3.0, Stand D50<br />

Eine Anlage, die nicht nur Formen schafft.<br />

Sondern Werte.<br />

Die hochproduktiven Additive Manufacturing<br />

Systeme von TRUMPF.<br />

TRUMPF ist ist Marktführer bei bei Werkzeugmaschinen und und Lasern für für die die industrielle<br />

Fertigung und und Ihr Ihr kompetenter Partner für für additive Technolo<strong>gie</strong>n. Konturnahe<br />

Temperierung durch Additive Manufacturing ermöglicht optimale Temperierlösungen<br />

von von Werkzeugen. Profitieren auch auch Sie Sie von von Vorteilen wie wie Zykluszeitreduzierung und und<br />

thermisch stabilen Produktionsprozessen mit mit minimaler Ausschussrate.<br />

www.trumpf.com/s /additivemanufacturing


EDITORIAL<br />

Das war´s!<br />

Tschüss und Danke für viele gute und spannende Jahre<br />

FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />

Lange hat die Redaktion der<br />

GIESSEREI sich darum bemüht,<br />

einen Termin für ein Exklusiv-Interview<br />

bei Matthias Pampus-<br />

Meder zu bekommen. Der Geschäftsführer<br />

des Eisenwerk<br />

Brühl wirft einen Blick in die Zukunft<br />

(siehe ab Seite 22).<br />

FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />

Nach 16 Jahren Redaktionstätigkeit endet zum<br />

Dezember mein Arbeitsverhältnis beim BDG in<br />

freundschaftlicher Abstimmung. In der Erinnerung<br />

ist das Licht ja immer wärmer, heißt es. Meine<br />

persönliche Bilanz: Es war eine bewegte, eine spannende<br />

Zeit. Die Kooperationen und der Austausch mit<br />

den Gießereiexperten von Universitäten, Hochschulen<br />

und den Entwicklungsabteilungen zahlreicher Unternehmen<br />

aus dem <strong>gie</strong>ßereitechnischen Umfeld habe<br />

ich zu schätzen gelernt.<br />

Die Redaktion der GIESSEREI ist gut aufgestellt, sie ist<br />

hochmotiviert und bestens auf den sich abzeichnenden<br />

digitalen Wandel als Ergänzung zu Print vorbereitet.<br />

Oft heißt es in diesem Zusammenhang, die Tage<br />

gedruckter Fachmagazine seien ohnehin gezählt und die Zukunft liege im Digitalen. Nicht<br />

nur, weil man sich so Vertriebs- und Druckkosten sparen könne, sondern eben auch, weil<br />

die digitale Lektüre nur Vorzüge habe: mit einem Klick die neue Ausgabe in den Händen<br />

halten, digitale Anreicherungen in Form von Sound, Animationen, Videos, Bildergalerien –<br />

günstigere Verkaufspreise.<br />

Mit Verlaub: Das ist Quatsch, das ist Unfug. Print lebt und wird auch in Zukunft ein Medium<br />

sein, das mit journalistischen Inhalten bedruckt wird. Die Verlagslandschaft verändert<br />

sich aufgrund des Webs stark, klar. Traditionsreiche Fachpublikationen und Verlage geraten<br />

ins Wanken, müssen sich neu aufstellen. Aber deshalb die Print-Branche für tot zu erklären,<br />

ist Unsinn.<br />

Mittlerweile gibt es zahlreiche gut gemachte Titel, die ursprünglich als PDF-Magazine erschienen,<br />

die nun sogar den Sprung in die Print-Welt gewagt haben. Fakt ist: Das Print-<br />

Magazin – und das gilt auch besonders für die GIESSEREI – wirkt in seiner Optik äußerst<br />

edel und ästhetisch sehr ansprechend. Wer heute und in Zukunft Print macht, muss sich<br />

deshalb genau darüber im Klaren sein, was er an Inhalten bringt und welche Form diese<br />

Inhalte haben.<br />

Mein persönliches Fazit: Es hat mehr als anderthalb Jahrzehnte Spaß gemacht, publizistischer<br />

Impulsgeber für die Gießerei-Industrie zu sein! Künftig stehe ich der Branche – unter<br />

anderem – als Medienberater und Journalist weiter zur Verfügung. Auch als Schreiber,<br />

der sich vor dem Texten Gedanken macht.<br />

Ich möchte mich ganz besonders für die stets einwandfreie Zusammenarbeit auf hohem<br />

Niveau bedanken. Da ich der Gießereibranche erhalten bleibe, freue ich mich, wenn der<br />

ein oder andere Kontakt auch in Zukunft bestehen bleibt.<br />

Viel Spaß beim Lesen unserer November-Ausgabe!<br />

Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 3


INHALT<br />

FOTO: AUDI AG<br />

FOTO: MEISSNER<br />

FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />

34<br />

Druck<strong>gie</strong>ßwerkzeuge<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Die Autoren beschreiben wie mit einem<br />

neuen Werkzeugkonzept eine formschonende<br />

Wärmeabfuhr realisiert<br />

werden kann.<br />

46<br />

Werkzeugbau<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Die Meissner AG ist heute einer der<br />

größten unabhängigen Werkzeugbauer<br />

außerhalb Chinas. Eine Erfolgsstory<br />

made in Germany.<br />

56<br />

Gießerei-Industrie <strong>2018</strong><br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Trotz guter Auslastung sind die Erträge<br />

vieler Gießereien schwach. Eine Steigerung<br />

des Rohertrages ist unabdingbar.<br />

Eine vorläufige Bilanz für <strong>2018</strong>!<br />

22<br />

Perspektiven<br />

INTERVIEW<br />

Wie geht das Eisenwerk Brühl<br />

mit dem Thema Zukunft unter<br />

Einfluss der E-Mobilität um?<br />

FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />

4 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


INTERVIEW<br />

22 „Wir bleiben beim Eisenguss. Als Eisen<strong>gie</strong>ßer haben wir alle Freiheitsgrade<br />

offen.“ Matthias Pampus-Meder, Geschäftsführer Vertrieb und Technik,<br />

Eisenwerk Brühl, im Gespräch mit der GIESSEREI<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

28 Simulation für jeden Gießer und Konstrukteur?, Felix Radisch<br />

34 Konturnahe Temperiersysteme in Druck<strong>gie</strong>ßwerkzeugen – Auslegungsmethodik<br />

und Vorstellung eines Versuchswerkzeugs<br />

Sven Jansen, Wolfram Volk, Ludwig Schaller, Johannes Müller<br />

SPEKTRUM<br />

42 Alte Filteranlagen – ersetzen oder reparieren?, Sebastian Deppe<br />

44 Automatisierte Ersatz- und Verschleißteillogistik in Gießereien<br />

Marcel Dichtler, Armin Oswald, Sönke Schlüter<br />

Gießereitechnik<br />

Alles andere als<br />

ein gewöhnlicher<br />

Arbeitsplatz<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

46 Gusswerkzeuge aus dem „Hinterland“ bringen Automobilindustrie in Fahrt<br />

Edgar Lange<br />

52 Guter Verschleißguss ist Kopfsache, Klaus Vollrath<br />

56 Gießerei-Industrie <strong>2018</strong>: Gute Auslastung – Schwache Ertragskennziffern?,<br />

Norbert Wichtmann<br />

BERUF & KARRIERE<br />

60 Mission (Im)possible – Ein passionierter Ausbildungsleiter auf Nachwuchssuche,<br />

Karin Hardtke<br />

STANDPUNKT<br />

64 CO 2<br />

-Grenzwerte für Autos – EU-Vorschläge schießen über das Ziel<br />

hinaus, Eric Heymann<br />

SPECIAL<br />

68 Formnext geht mit starkem Ausstellerwachstum<br />

an den Start, Vineeta Manglani<br />

72 Weltgrößtes 3-D-Drucksystem druckt Sandformen<br />

für XXL-Kunstwerk, Frederik von<br />

Saldern<br />

76 Additive Manufacturing – ein Plus für das<br />

moderne Metall<strong>gie</strong>ßen, Andreas Bastian<br />

80 3-D-Druck im Werkzeug- und Formenbau<br />

Christoph Dörr<br />

82 Wahrnehmungsverzerrung beim 3-D-<br />

Druck, Klaus Rössler<br />

84 3-D-Druck – News<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Aktuelles<br />

90 Patente<br />

96 News<br />

102 Medien & Bücher<br />

104 Firmenschriften<br />

106 Personalien<br />

107 VDG intern<br />

108 Termine<br />

<strong>11</strong>4 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />

<strong>11</strong>6 Inserentenverzeichnis<br />

<strong>11</strong>8 Vorschau/Impressum<br />

Noch kein Abo? Dann wählen Sie die Hotline 06123/9238-242<br />

oder schicken eine E-Mail an: dvsmedia@vuservice.de<br />

Such dir deine<br />

freie Ausbildungsstelle<br />

in deiner Nähe<br />

www.powerguss.de<br />

Die Ausbildungsplatzbörse<br />

für deine starke<br />

Zukunft:<br />

www.powerguss.de<br />

Fotos: Fotolia<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 5


AKTUELLES<br />

FOTO: DAIMLER AG<br />

6 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Foto des<br />

Monats:<br />

Guss formt<br />

Zukunft!<br />

Mit historischen Silberpfeilen war Mercedes-Benz<br />

schon vor über 80 Jahren ein<br />

Geschwindigkeitspionier – u. a. dank deren<br />

Stromlinienform. Daran knüpft der<br />

„Vision EQ Silver Arrow“ an. Auf Beschleunigung<br />

und Fahrspaß ist er ausgelegt. Das<br />

Elektrofahrzeug verkörpert progressiven<br />

Luxus und gibt einen Ausblick in die Zukunft<br />

des Mercedes-Designs.<br />

Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />

Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge<br />

an: soschinski@bdguss.de oder per<br />

Post an die Bildredaktion, Giesserei,<br />

Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 7


AKTUELLES<br />

FOTOS: MESSE DÜSSELDORF<br />

„United Nations of Aluminium“<br />

> ALUMINIUM-FACHMESSE: „Trotzdem“,<br />

war das Wort, das in fast keinem<br />

Gespräch auf der diesjährigen Aluminium<br />

fehlte. Denn die aktuellen handelspolitischen<br />

Auseinandersetzungen wie US-<br />

Strafzölle, Sanktionen gegen Russland<br />

und vereinzelte Engpässe in der Rohstoffversorgung<br />

änderten nichts daran, dass<br />

die globale Produktion und Nachfrage<br />

weltweit weiterhin wächst.<br />

Das unterstrich die Aluminium <strong>2018</strong>,<br />

die größer und internationaler war als jemals<br />

zuvor. „Die Aluminium ist eine Messe<br />

für das leichte Metall, aber ein Schwergewicht<br />

in ihrer globalen Bedeutung für<br />

die Branche. Gerade in Zeiten, in denen<br />

es zu Irritationen kommt und sich Märkte<br />

in Teilen neu formieren, können Messen<br />

eine zentrale Orientierungsfunktion im<br />

globalen Handel übernehmen“, resümiert<br />

Hans-Joachim Erbel, CEO Reed Exhibitions<br />

Deutschland, dem Veranstalter der<br />

Aluminium.<br />

Das erklärt auch, warum die Besucherzahl<br />

trotz der aktuellen Herausforderungen<br />

und Hindernisse im internationalen Handel<br />

stabil geblieben ist: „Hier kommt die<br />

Welt zusammen, da will einfach niemand<br />

fehlen“, so Hans-Joachim Erbel. Denn der<br />

Aluminium-Rush – darüber besteht bei<br />

allen Branchenvertretern grundlegende<br />

Einigung – wird weiter an Dynamik gewinnen.<br />

Insgesamt zählte der Veranstalter<br />

24 148 Fachbesucher (Vorjahr: 24 373).<br />

Ein Ergebnis, mit dem die Aluminium nahezu<br />

auf den Punkt das bisherige Rekordergebnis<br />

der Vorveranstaltung erreicht<br />

hat.<br />

8 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Die Spitze des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie e.V. (GDA) im Interview auf der<br />

Messe, die trotz handelspolitischer Unsicherheiten beachtliche Zuwächse verzeichnen<br />

konnte.<br />

Über 24 000 Besucher und knapp<br />

1000 Aussteller tummelten sich in<br />

diesem Jahr auf der Aluminium-Fachmesse.<br />

Die Leistungsschau wurde<br />

u. a. von den Megatrends Elektromobilität,<br />

Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />

oder additive Fertigung geprägt.<br />

Egal ob aus Südafrika, den USA oder<br />

Brasilien, ob aus Japan, Neuseeland und<br />

natürlich aus Europa – Besucher aus 123<br />

Nationen (Vorveranstaltung 108 Länder)<br />

machten die Messe zur „United Nations<br />

of Aluminium“. Bemerkenswert hoch mit<br />

fast 20 % ist der Anteil der Auslandsbesucher,<br />

die aus Übersee nach Düsseldorf<br />

kamen. Damit stieg der Internationalitätsgrad<br />

von 58 auf 63 %.<br />

„Das ist ein Qualitäts-Maßstab für die<br />

weltweite Relevanz der Aluminium, in der<br />

sich die Entwicklung der internationalen<br />

Märkte widerspiegelt“, so Olaf Freier,<br />

Event Director der Aluminium, zum Abschluss<br />

der dreitägigen Veranstaltung.<br />

Die Messe unterstreicht damit ihre Funktion<br />

als globaler Handelsplatz. Ein Bild,<br />

das sich mit dem auf Ausstellerseite<br />

deckt. Denn inzwischen kommen über<br />

zwei Drittel der Aussteller – insgesamt<br />

664 Unternehmen – aus dem Ausland.<br />

Ein Plus von 4 % gegenüber der Vorveranstaltung.<br />

Insgesamt waren auf der diesjährigen<br />

Weltmesse der Aluminiumindustrie 971<br />

Aussteller vertreten. Angeführt wird die<br />

Liste der 54 vertretenen Nationen von<br />

Deutschland (307), es folgt Italien als<br />

zweitstärkste Ausstellernation (<strong>11</strong>8), danach<br />

China (103), die Türkei (64), Spanien<br />

(32), Österreich gleichauf mit Spanien<br />

(32), die USA (29), die Niederlande<br />

(25), Frankreich und Großbritannien (mit<br />

jeweils 23 Ausstellern) sowie Kanada<br />

(19).<br />

Das Material der Zukunft hat mehr Zukunft<br />

vor sich als Vergangenheit hinter<br />

sich. „Der langfristige globale Trend beim<br />

Primäraluminium ist sehr positiv. Die<br />

Nachfrage dürfte Prognosen zufolge bis<br />

2050 um 50 % zulegen und bis zu 108<br />

Mio. t erreichen. Das schnellste Wachstum<br />

sehen wir in asiatischen Ländern,<br />

allerdings ist Europa derzeit der zweitgrößte<br />

Markt für Primäraluminium und<br />

wird dies vermutlich bis mindestens 2050<br />

bleiben. In den nächsten Jahrzehnten wird<br />

Europa nach unseren Schätzungen jährlich<br />

rund 9 Mio. t Primäraluminium benötigen“,<br />

so Dr. Gerd Götz, Director General<br />

des europäischen Branchenverbandes<br />

European Aluminium.<br />

Die Prognose deckt sich mit den Ergebnissen<br />

der repräsentativen Konjunkturbefragung,<br />

die im Rahmen der Aluminium<br />

von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut<br />

erhoben wurden. Demnach<br />

erwarten 69 % der mehr als 600 befragten<br />

Unternehmen, eine stark oder leicht steigende<br />

wirtschaftliche Entwicklung in den<br />

kommenden vier Jahren. Lediglich 6 % der<br />

Betriebe gehen von einer leichten Abschwächung<br />

aus. Der Rest erwartet zumindest<br />

einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf.<br />

„Elektromobilität, Digitalisierung,<br />

Nachhaltigkeit oder additive Fertigung<br />

– das sind einige der Megatrends, die<br />

der Aluminiumbranche in Zukunft weiteren<br />

Schub verleihen werden“, erwartet<br />

deshalb Christian Wellner, Geschäftsführendes<br />

Präsidialmitglied des GDA Gesamtverband<br />

der Aluminiumindustrie.<br />

Die deutsche Aluminiumindustrie sei für<br />

diese Herausforderungen gut gerüstet:<br />

„Bei uns werden die Produkte und Lösungen<br />

von Morgen (mit-)entwickelt“, so<br />

Christian Wellner zum Abschluss der Aluminium.<br />

Die kommende Aluminium, 13. Weltmesse<br />

und Kongress, findet vom 6. bis 8. Oktober<br />

2020 in Düsseldorf statt.<br />

www.aluminium-messe.com<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 9


AKTUELLES<br />

Sorge um Zoll- und Handelskonflikte<br />

Gabelstapler mit Aluminiumprodukten im Lagerbereich des Essener Trimet-Werks.<br />

> ALUMINIUMINDUSTRIE: Die Stimmung<br />

der deutschen Aluminiumindustrie<br />

ist trotz aller politischen Unsicherheiten<br />

vorsichtig optimistisch. „Die Nachfrage<br />

aus den industriellen Absatzmärkten ist<br />

auf einem zufriedenstellenden Niveau“<br />

sagte Christian Wellner, Geschäftsführendes<br />

Präsidialmitglied des GDA Gesamtverband<br />

der Aluminiumindustrie.<br />

Getrieben durch die gute Nachfrage<br />

aus dem Automotive-Sektor zog die Produktion<br />

der deutschen Aluminiumunternehmen<br />

in den ersten neun Monaten<br />

<strong>2018</strong> noch einmal leicht an, so Wellner<br />

weiter. „Unsere Wachstumserwartungen<br />

sind weiterhin von Optimismus geprägt,<br />

die mittel- bis langfristigen Aussichten<br />

der Branche ebenfalls positiv, da auch<br />

der globale Aluminiumverbrauch beständig<br />

weiterwächst. Auch der deutsche<br />

Markt wird weiterwachsen, obwohl<br />

Deutschland bereits einer der weltweit<br />

größten Märkte für die Aluminiumindustrie<br />

ist. Der Standort Deutschland verfügt<br />

über das gesamte Spektrum der<br />

Produktion, Verarbeitung und Bearbeitung<br />

von Aluminium.“<br />

Die deutsche Aluminiumindustrie<br />

blickt auf ereignisreiche Monate zurück.<br />

Das gilt sowohl für politische Ereignisse<br />

als auch für die Märkte. Die Aluminiumkonjunktur<br />

in Deutschland zeigte sich im<br />

1. Halbjahr des Jahres <strong>2018</strong> von ihrer<br />

guten Seite. So konnten die Aluminiumproduzenten<br />

(+ 0,9 %) und Halbzeughersteller<br />

(+ 0,4 %) ihre Produktion in den<br />

ersten beiden Quartalen leicht steigern,<br />

während die Produktion der Weiterverarbeiter<br />

(-1,3 %) leicht zurückging.<br />

„Die konjunkturellen Risiken für das<br />

2. Halbjahr sind jedoch deutlich angestiegen:<br />

Handelsstreit, Strafzölle, Probleme<br />

bei der „Worldwide harmonized<br />

Light vehicles Test Procedure“ (WLTP)<br />

etc. belasten die Entwicklung. Hinzu<br />

kommen Risiken der Rohstoffversorgung<br />

durch die Auswirkungen der US-Russlandsanktionen.<br />

Wir sehen diese Entwicklungen<br />

mit Besorgnis“, machte<br />

Christian Wellner deutlich. Die US-Strafzölle<br />

in Höhe von 10 % auf bestimmte<br />

Aluminiumprodukte hätten die Branche<br />

zunächst nicht besonders betroffen.<br />

„Aus deutscher Produktion wurden in die<br />

USA 2017 rund 82 000 t Aluminiumprodukte<br />

exportiert. Das waren 2 % der gesamten<br />

deutschen Produktion. Dies<br />

scheint zunächst nicht viel, allerdings<br />

muss man hier berücksichtigen, dass es<br />

einige besonders exportintensive Unternehmen<br />

für die USA gibt, die mit einem<br />

erheblich höheren Anteil ihrer Produktion<br />

betroffen sind“, so Wellner. Dabei handele<br />

es sich um hochqualitative Aluminiumprodukte,<br />

die in dieser Qualität in<br />

den USA nicht hergestellt werden können.<br />

Die dortigen Verarbeiter seien auf<br />

die Produkte angewiesen und würden die<br />

Strafzölle bezahlen müssen. Nichtsdestotrotz<br />

bereiten diese Zölle Sorgen, denn<br />

damit habe der amerikanische Präsident<br />

weltweit Handelskonflikte ausgelöst,<br />

bzw. verschärft.<br />

Zudem sei durch die US-Sanktionen gegen<br />

Russland insbesondere der Rusal-Konzern<br />

betroffen. Rusal ist mit 1,6 Mio. t der<br />

größte Aluminiumlieferant in die EU und<br />

auch in der gesamten Kette von der Rohstoffbeschaffung<br />

bis hin zur Hütte eng<br />

mit westlichen Partnern verbunden. Rusal<br />

betreibt unter anderem eine Aluminiumoxidfabrik<br />

im irischen Aughinish.<br />

Die Fabrik ist der größte europäische<br />

Produzent von Tonerde. Von dort werden<br />

europäische Primärhütten mit dem Rohstoff<br />

Aluminiumoxid beliefert, der für die<br />

eigene Herstellung in den europäischen<br />

Aluminiumhütten notwendig ist. Deshalb<br />

ist das Werk unverzichtbar für die Aluminiumoxid-Versorgung<br />

des europäischen<br />

Marktes. „Sollte Aughinish kurzoder<br />

mittelfristig keine Tonerde mehr<br />

liefern können, drohen Produktionsausfälle,<br />

die Stilllegung von Anlagen sowie<br />

eine kostenintensive und monatelang<br />

andauernde Wiederinbetriebnahme von<br />

Hütten in Deutschland und Europa“, erläuterte<br />

Christian Wellner. In seinem<br />

Statement machte Wellner klar, dass der<br />

Handels- und Zollstreit gezeigt habe, wie<br />

wichtig die industrielle Basis in Deutschland<br />

sei. Diese müsse in jedem Fall gehalten<br />

werden. „Für unsere Industrie gilt<br />

das für die gesamte Wertschöpfungskette.<br />

Wir können auf die Metallerzeugung<br />

in Deutschland auf keinen Fall verzichten.<br />

Die verbliebenen Aluminiumhütten<br />

in Deutschland müssen zwingend gehalten<br />

werden und das Recycling als weitere<br />

Versorgungsquelle muss gestärkt werden.“<br />

Insgesamt sieht Christian Wellner<br />

grundsätzlich keine konjunkturelle Abschwächung<br />

im 2. Halbjahr, rechnet jedoch<br />

aufgrund der gestiegenen Unsicherheit<br />

nur noch mit einem marginalen Produktionsplus<br />

für den Durchschnitt der<br />

Branche.<br />

Für die Zukunft zeigt er sich aber optimistisch:<br />

„Elektromobilität, Digitalisierung,<br />

Nachhaltigkeit oder additive Fertigung –<br />

das sind einige der Megatrends, die der<br />

Aluminiumbranche in Zukunft weiteren<br />

Schub verleihen werden“. Die Aluminiumindustrie<br />

sei für diese Herausforderungen<br />

gut gerüstet, „bei uns werden die Produkte<br />

und Lösungen von Morgen (mit)entwickelt“,<br />

so Wellner. Der Werkstoff Aluminium<br />

sei als global verfügbarer und einsetzbarer<br />

Werkstoff mit immer neuen<br />

Anwendungsmöglichkeiten ein Sinnbild<br />

für die technische Entwicklung im 21.<br />

Jahrhundert.<br />

www.aluinfo.de<br />

FOTO: TRIMET<br />

10 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


GIESSEREI-LÖSUNGEN<br />

FÜR DIE ZUKUNFT<br />

BEREIT<br />

Ihren Wettbewerb um<br />

Längen zu schlagen?<br />

Mit maßgeschneiderten technischen Services<br />

Wer auch in Zukunft auf dem Podium stehen will, muss besser als der Wettbewerb sein. Um das zu erreichen,<br />

sind verlässliche Sparringspartner und maßgeschneiderte Services das A und O. Wir sind stets für Sie da<br />

und bieten Ihnen einen umfassenden technischen Service, der Ihren gesamten Produktionsprozess im Blick hat.<br />

So eröffnen sich für Sie ganz neue Potenziale – von der Kosteneinsparung bis zur Produktivitätssteigerung.<br />

Unsere Experten freuen sich auf Ihre Kontaktaufnahme:<br />

Telefon: +49 2<strong>11</strong> 7<strong>11</strong>03-0<br />

E-Mail: info@ask-chemicals.com<br />

www.ask-chemicals.com/beyondtomorrow


AKTUELLES<br />

Neuer Vorstand Technische Entwicklung<br />

FOTO: AUDI<br />

Neuer Vorstand Technische Entwicklung<br />

bei Audi ist Hans-Joachim Rothenpieler.<br />

Er folgt auf Peter Mertens, der sein Amt<br />

aus gesundheitlichen Gründen abgibt.<br />

> AUDI: Hans-Joachim Rothenpieler ist<br />

seit dem 1. November <strong>2018</strong> neuer Vorstand<br />

Technische Entwicklung bei der<br />

Audi AG. Er folgt auf Peter Mertens, der<br />

diese Aufgabe seit dem 1. Mai 2017 innehatte.<br />

Mertens hatte den Audi-Aufsichtsrat<br />

gebeten, ihn aus gesundheitlichen<br />

Gründen von seinen Aufgaben zu<br />

entbinden.<br />

Volkswagen-CEO und Audi-Aufsichtsratschef<br />

Herbert Diess: „Wir bedauern<br />

außerordentlich, dass Peter Mertens aus<br />

dem Vorstand ausscheidet. Wir respektieren<br />

die Gründe, die zu seiner Entscheidung<br />

führten, und wünschen ihm eine<br />

vollständige Genesung. Hans-Joachim Rothenpieler<br />

ist ein erfahrener Fachmann,<br />

der die Transformation der Technischen<br />

Entwicklung weiter vorantreiben wird.“<br />

Peter Mertens begründet seinen<br />

Wunsch so: „Wir haben in der Technischen<br />

Entwicklung in den vergangenen 16 Monaten<br />

eine umfassende Transformation<br />

angestoßen und die Zukunftsausrichtung<br />

des Bereiches auf den Weg gebracht. Dies<br />

erfordert eine hohe Konzentration, die ich<br />

in meiner Situation nicht uneingeschränkt<br />

aufbringen kann. Die Gesundheit und die<br />

Familie haben in dieser Zeit Vorrang. Ich<br />

danke allen Audianern für ihren Einsatz,<br />

ihre Unterstützung und die tolle Zusammenarbeit,<br />

die ich in dieser Zeit erlebt<br />

habe.“<br />

Volkswagen-CEO und Audi-Aufsichtsratschef<br />

Herbert Diess: „Hans-Joachim<br />

Rothenpieler hat in seinen zahlreichen<br />

verantwortungsvollen Positionen im Konzern<br />

sehr viele Erfahrungen gesammelt,<br />

die ihm helfen werden, bei Audi schnell<br />

durchzustarten. Seine Aufgabe wird es<br />

sein, die begonnene Transformation der<br />

Technischen Entwicklung fortzusetzen<br />

und den Weg in die Elektromobilität weiter<br />

voranzutreiben.“ Bis Ende <strong>2018</strong> werden<br />

nach den Plänen des Unternehmens<br />

rund 2500 Mitarbeiter der Technischen<br />

Entwicklung in Zukunftsfeldern wie Elektromobilität,<br />

pilotiertem Fahren, Connectivity<br />

und zukünftigen Fahrzeugkonzepten<br />

neu qualifiziert sein.<br />

Hans-Joachim Rothenpieler ist seit<br />

1986 im Volkswagen Konzern tätig. So<br />

war er unter anderem Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung<br />

von Skoda, Vorstandsmitglied<br />

Technische Entwicklung<br />

bei der Premium-Marke Bentley und Entwicklungsvorstand<br />

bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.<br />

Seit 2016 leitet Rothenpieler<br />

das Konzernqualitätsmanagement von<br />

Volkswagen.<br />

www.audi.de<br />

Autonome E-Mobilität für bis zu 15 Personen<br />

Mit dem NAVYA<br />

Autonom Shuttle<br />

können bis zu<br />

15 Personen fahrerlos<br />

befördert<br />

werden.<br />

> MOBILITÄT: Das französische Unternehmen<br />

NAVYA entwickelt und baut autonome<br />

Fahrzeuge für den Personentransport.<br />

Für die Entwicklung eines robusten<br />

Drehstrommotors holte das Unternehmen<br />

sich Unterstützung aus Bayern. Die ABM<br />

Greiffenberger Antriebstechnik GmbH mit<br />

Sitz in Marktredwitz entwickelte für eine<br />

neue Generation von Shuttles spezielle<br />

Elektromotoren. Diese zeichnen sich<br />

durch konstant hohe Leistung, Effizienz<br />

und Zuverlässigkeit aus.<br />

Seit 2014 entwickelt NAVYA Mobilitätslösungen.<br />

Das Unternehmen mit Sitz<br />

in Villeurbanne bei Lyon baut fahrerlose<br />

Elektrofahrzeuge, die sich autonom auf<br />

festgelegten Routen bewegen. „Diese<br />

Shuttles haben wir für den intelligenten<br />

Transport von Menschen geschaffen“,<br />

sagt Thomas Morard, Leiter des Entwicklungsbüros<br />

bei NAVYA. Vor knapp drei<br />

Jahren kam ein neues Modell auf den<br />

Markt: Das NAVYA Autonom Shuttle – ein<br />

autonomes Fahrzeug mit Platz für bis zu<br />

15 Personen. Es kommt auf öffentlichen<br />

Strecken ebenso zum Einsatz wie auf Privatgrundstücken,<br />

beispielsweise Flughäfen<br />

oder Industriegeländen.<br />

NAVYA verzeichnet ein kontinuierliches<br />

Wachstum. Waren Ende 2016 noch<br />

60 Mitarbeiter beschäftigt, sind es heute<br />

bereits mehr als 210. Produziert wird an<br />

zwei Standorten in Frankreich und den<br />

USA. Zu den Kunden gehören Kommunen,<br />

Universitäten, Flughäfen oder Messegesellschaften.<br />

NAVYA ist hauptsächlich in<br />

Europa, den USA, in Australien sowie im<br />

Nahen und Fernen Osten aktiv. Weltweit<br />

sind bislang mehr als 65 Shuttlebusse des<br />

NAVYA Autonom Shuttle erfolgreich unterwegs.<br />

Zu den Bussen kommen autonom<br />

fahrende Taxis: die Autonom Cabs<br />

wurden im November 2017 präsentiert<br />

und werden im zweiten Halbjahr <strong>2018</strong><br />

eingesetzt.<br />

www.navya.fr<br />

FOTO: ABM GREIFFENBERGER<br />

12 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


10-MW-Windrad kann 6000 Haushalte versorgen<br />

Die V164-10.0 MW Turbine<br />

Modell V164-10.0 MW des dänischen Windanlagenherstellers MHI Vestas.<br />

> MHI VESTAS: Der Offshore-Windpionier<br />

MHI Vestas aus Aarhus in Dänemark<br />

verschiebt mit der ersten kommerziell<br />

verfügbaren 10-Megawatt-Windkraftanlage<br />

die Grenzen des technisch Machbaren.<br />

Das Unternehmen präsentierte die<br />

Neuigkeit über das bis dato leistungsfähigste<br />

Windrad Ende September auf dem<br />

Global Wind Summit in Hamburg.<br />

„Was früher unerreichbar war, ist zum<br />

neuen Maßstab geworden“, sagte Philippe<br />

Kavafyan, CEO von MHI Vestas. „Die<br />

Einführung der V164-10.0 MW macht MHI<br />

Vestas stolz, denn die Anlage ist ein wichtiger<br />

Meilenstein in der Offshore-Windindustrie.<br />

Das gibt uns die Gelegenheit,<br />

allen Pionieren der Windbranche, die uns<br />

zu dieser historischen, zweistelligen<br />

FOTO: MHI VESTAS<br />

> 10 MW Nennleistung mit einem optimalen<br />

Verhältnis von Rotor zu Generator<br />

> Rotordurchmesser von 164 m<br />

> 80 m lange Rotorblätter, das entspricht<br />

neun Londoner Doppeldecker-Bussen<br />

> Jedes Rotorblatt wiegt 35 t<br />

> Überstrichene Fläche von 21 124 m 2 ,<br />

größer als das Londoner Riesenrad<br />

London Eye<br />

> Die Gondel ist 20 m lang, 8 m breit<br />

und 8 m hoch und wiegt ca. 390 t<br />

> Ungefähre Nabenhöhe: 105 m<br />

> Ungefähre Spitzenhöhe: 187 m<br />

> Eine Turbine kann 5977 deutsche<br />

Haushalte mit Strom versorgen<br />

> Kann ab 2021 für kommerzielle Installationen<br />

geliefert werden<br />

Nennkapazität geführt haben, Anerkennung<br />

zu zollen.“<br />

Die Anlage baut auf bewährter Technolo<strong>gie</strong><br />

und den Erkenntnissen vorangegangener<br />

Modelle der V164-Plattform<br />

auf. Mit mehr als 100 installierten V164-<br />

Turbinen in Großbritannien und Deutschland<br />

konnte MHI Vestas durch technologische<br />

Entwicklungen die Nennkapazität<br />

seiner Windkraftanlage von derzeit 8 auf<br />

10 MW erweitern.<br />

„Bei MHI Vestas konzentrieren wir uns<br />

nicht darauf, was andere tun, sondern<br />

sind die Besten in dem, was wir tun. Die<br />

V164-10.0 MW-Turbine ist der beste Beweis<br />

dafür, dass wir über die Grenzen des<br />

konventionellen Denkens hinausgehen<br />

können. Wir haben uns der Herausforderung<br />

gestellt, das zu verändern, was auf<br />

unserem Gebiet möglich ist“, so Torben<br />

Hvid Larsen, Chief Technology Officer von<br />

MHI Vestas.<br />

Die V164-10.0 MW hat ein stärkeres<br />

Getriebe als vorherige Modelle. Darüber<br />

hinaus wurden Verbesserungen des Designs<br />

vorgenommen, um den Luftstrom<br />

sowie die Kühlung im Konverter zu erhöhen.<br />

Zudem sind Upgrades möglich, damit<br />

MHI Vestas die V164-10.0 MW 25 Jahre<br />

lang an einem Standort mit Windgeschwindigkeiten<br />

von 10 m/s mit voller<br />

Leistung betreiben kann.<br />

www.mhivestasoffshore.com<br />

FOTOS: MAKSIM PASKO - FOTOLIA, KRAS99 - FOTOLIA,<br />

AG VISUELL - FOTOLIA, ELNUR AMIKISHIYEV<br />

Der GIESSEREI-Newsletter<br />

Keine Neuigkeit verpassen.<br />

Jetzt anmelden!<br />

Newsletter<br />

www.<strong>gie</strong>sserei.eu/newsletter<br />

AKTUELL<br />

IM WORLD WIDE WEB<br />

Hier kommuniziert die Gießereibranche<br />

www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 13


AKTUELLES<br />

Ausbildung für Mensch-Roboter-Kooperation<br />

Optimale Flächenausnutzung<br />

in der<br />

Fabrik, Flexibilität<br />

für die Fertigung<br />

kleiner Losgrößen<br />

und Entlastung der<br />

Mitarbeiter, das<br />

sind die Vorteile der<br />

Zusammenarbeit<br />

von Mensch und Roboter.<br />

> FRAUNHOFER IWU: „Die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration ist ein starker<br />

Trend“, sagt Dr. Mohamad Bdiwi, Abteilungsleiter<br />

Robotertechnik am Fraunhofer-Institut<br />

für Werkzeugmaschinen und<br />

Umformtechnik (IWU) in Chemnitz. „Viele<br />

ambitionierte Pläne für die Zusammenarbeit<br />

von Mensch und Roboter landen<br />

jedoch in der Schublade. Das muss aber<br />

nicht sein.“ Nun soll eine praxisorientierte<br />

Seminarreihe des Instituts Experten<br />

das notwendige Wissen vermitteln, um<br />

MRK-Anlagen sicher und effizient zu planen.<br />

Den Platz in Fabriken perfekt ausnutzen,<br />

Mitarbeiter von schweren körperlichen<br />

Arbeiten befreien und Montageanlagen<br />

maximal flexibel betreiben – das<br />

sind die großen Vorteile der Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />

kurz MRK. Die Gründe,<br />

dass viele ambitionierte MRK-Projekte<br />

jedoch in der Schublade landen, sind<br />

laut Dr. Bdiwi: Ein Dschungel an Vorschriften,<br />

ein unübersichtlicher Markt für Roboter,<br />

Sicherheitssysteme und Betriebssoftware<br />

sowie Unsicherheiten in der<br />

Auslegung von Sicherheitsnormen. All das<br />

lässt Anlagenbauer und -betreiber häufig<br />

aufgeben oder nur wenig effiziente Minimallösungen<br />

umsetzen, bei denen die Roboter<br />

nur sehr langsam fahren oder nur<br />

eingeschränkt mit dem Menschen intera<strong>gie</strong>ren.<br />

„Dabei ist die technische Entwicklung<br />

inzwischen so weit, dass sich<br />

MRK-Anlagen mit all ihren Vorteilen voll<br />

umsetzen lassen. Es kommt nur darauf<br />

an zu wissen, wie man es richtig macht.“<br />

In Kooperation mit den Weiterbildungsexperten<br />

der Fraunhofer Academy<br />

vermittelt das Institut jetzt sämtliche<br />

Kenntnisse an Anlagenbauer und -betreiber,<br />

um MRK-Anlagen sicher und effizient<br />

zu planen und umzusetzen. Der Schwerpunkt<br />

liegt dabei auf der Praxis: Die Teilnehmer<br />

erlernen in einem zweitägigen<br />

Seminar anhand typischer Szenarien direkt<br />

an unterschiedlichen Robotern und<br />

Sensoren alle wichtigen Programmierund<br />

Einrichtprozesse. Zudem wird gemeinsam<br />

in Gruppenarbeit eine Anlage<br />

von der ersten Idee bis in die kleinsten<br />

Details durchgeplant. Der vorausgehende<br />

Theorieteil vermittelt kompakt und fundiert,<br />

wo Vorteile und Grenzen der<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration liegen,<br />

welche Anwendungsformen es gibt, welche<br />

Vorschriften die MRK-relevante Norm<br />

ISO/TS 15066 enthält und wie die Deutsche<br />

Gesetzliche Unfallversicherung diese<br />

konkretisiert.<br />

Die Seminarreihe mit dem Titel<br />

„Mensch-Roboter-Kollaboration von A bis<br />

Z“ startet am 13. November in der E³-<br />

Forschungsfabrik des Fraunhofer IWU in<br />

Chemnitz.<br />

www.academy.fraunhofer.de/mrk<br />

FOTO: FRAUNHOFER IWU<br />

RMB kauft Gießereigruppe<br />

SHW CT GRUPPE: Nach dem Verkauf<br />

der SHW CT in Königsbronn ist nun auch<br />

die SHW CT in Wasseralfingen sowie die<br />

Machining Technolo<strong>gie</strong>s in Königsbronn<br />

veräußert worden. Damit liegt nun eine<br />

Lösung für die gesamte SHW CT Gruppe<br />

vor, die seit Juli 2017 erfolgreich in Eigenverwaltung<br />

geführt wird.<br />

Die SHW Casting Technolo<strong>gie</strong>s GmbH<br />

& Co. KG Werk Wasseralfingen und die<br />

Machining Technolo<strong>gie</strong>s GmbH & Co. KG<br />

Werk Königsbronn werden an die Rheinische<br />

Mittelstandsbeteiligungs GmbH<br />

(RMB), Meerbusch, veräußert. Dieser Erwerber<br />

hatte bereits zum 1. Juni <strong>2018</strong> die<br />

SHW CT Schwestergesellschaft in Königsbronn<br />

übernommen. Der Kaufvertrag wurde<br />

bereits unterzeichnet. Über den Kaufpreis<br />

haben die Beteiligten Stillschweigen<br />

vereinbart.<br />

Der Investor übernimmt alle 176 Mitarbeiter<br />

und führt damit auch den Geschäftsbetrieb<br />

in Wasseralfingen fort.<br />

Dort ist das Unternehmen auf das Gießen<br />

von Motorengehäusen für Kraftwerke,<br />

Kreuzfahrtschiffe und Frachtschiffe sowie<br />

Gussteile für Werkzeug- und Kunststoffspritzmaschinen<br />

spezialisiert. Die<br />

Machining Technolo<strong>gie</strong>s in Königsbronn<br />

ist die High-Tech-Bearbeitungswerkstatt<br />

für diesen Bereich. Die beiden Gesellschaften<br />

werden künftig unter der SHW<br />

Großguss Aalen GmbH und der Industrieservice<br />

Süd GmbH firmieren.<br />

Die Übernahme unterliegt noch Bedingungen,<br />

u.a. dem Abschluss eines neuen<br />

Haustarifvertrages mit der Gewerkschaft<br />

IG Metall. Zudem muss ein wichtiger<br />

Hauptkunde sein Bekenntnis zum neuen<br />

Investor zusichern und ein bestimmtes<br />

Auftragsniveau für die nächsten drei Jahre<br />

bestätigen. Das Closing wird zum 1.<br />

Januar 2019 erwartet.<br />

Die RMB GmbH ist ein strategischer<br />

Investor mit umfangreicher Erfahrung in<br />

der Gießerei-Industrie. Nach der erfolgreichen<br />

Übernahme in Königsbronn hat<br />

sich das Unternehmen auch für den Kauf<br />

der beiden weiteren Gesellschaften entschieden.<br />

Rainer J. Langnickel, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der RMB, erklärt:<br />

„Seit ein paar Monaten sind wir in<br />

Königsbronn aktiv und mit der Entwicklung<br />

äußerst zufrieden. Nach vielen Gesprächen<br />

mit Marcus Katholing und seinem<br />

Team haben wir nun beschlossen,<br />

auch die beiden anderen SHW CT Unternehmen<br />

zu erwerben. Diese passen sehr<br />

gut in unser Portfolio.“ Die Gruppe sei<br />

damit bestens aufgestellt, um den Wachstumskurs<br />

fortzusetzen, so Langnickel.<br />

Zum 1. Oktober hat RMB auch die<br />

Smart Foundry in Hasloch von dem bisherigen<br />

Eigentümer Kurtz Ersa übernommen.<br />

www.shw-ct.eu<br />

14 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Neuer Vorsitzender bei Zukunfts-Fachverband<br />

FOTO: KUKA<br />

Der KUKA-Manager Wilfried Eberhardt<br />

steht künftig an der Spitze des<br />

VDMA-Fachverbands für Automation<br />

und Robotik.<br />

> VDMA ROBOTIK + AUTOMATION:<br />

Wilfried Eberhardt, Chief Marketing Officer<br />

und Mitglied des Aufsichtsrats der<br />

KUKA AG in Augsburg, ist für drei Jahre<br />

zum Vorstandsvorsitzenden des VDMA-<br />

Fachverbands Robotik + Automation gewählt<br />

worden. Wilfried Eberhardt ist<br />

Nachfolger von Dr. Norbert Stein, Geschäftsführer<br />

Vitronic GmbH, Wiesbaden,<br />

der nach drei Jahren in diesem Ehrenamt<br />

turnusmäßig ausschied. Im Rahmen der<br />

Mitgliederversammlung von VDMA Robotik<br />

+ Automation Ende September in Wiesbaden<br />

wurde Dr. Norbert Stein, der nicht<br />

mehr kandidierte, unter Würdigung seiner<br />

Verdienste und seines mehr als zwei<br />

Jahrzehnte währenden Engagements für<br />

die Branche verabschiedet.<br />

„Unsere Branche ist auf einem Rekord-<br />

Wachstumskurs. Robotik und Automation<br />

sind wichtige Zukunftsthemen: Wir liefern<br />

die Technolo<strong>gie</strong>n, um die industrielle Produktion<br />

weltweit fit für die Anforderungen<br />

von morgen zu machen“, sagte Eberhardt<br />

anlässlich seines Amtsantrittes.<br />

Zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />

des Fachverbands ist Frank Konrad, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der<br />

HAHN Automation GmbH in Rheinböllen,<br />

gewählt worden. Der Vorstand des Fachverbands<br />

besteht aus insgesamt 14 Personen.<br />

https://rua.vdma.org<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik Aktuelles<br />

berücksichtigen?<br />

Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Fraunhofer-Verbund Materials bekommt<br />

neuen Vorsitzenden<br />

>FRAUNHOFER-VERBUND MATERI-<br />

ALS: Prof. Ralf B. Wehrspohn ist neuer<br />

Vorsitzender des Fraunhofer-Verbunds<br />

Werkstoffe, Bauteile – Materials. Der bisherige<br />

Leiter des Fraunhofer-Instituts für<br />

Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen<br />

IMWS, hat das Amt Anfang Oktober<br />

übernommen. Neuer Stellvertreter wird<br />

Prof. Bernd Mayer, einer der beiden Institutsleiter<br />

am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik<br />

und Angewandte Materialforschung<br />

IFAM.<br />

Im Fraunhofer-Verbund Werkstoffe,<br />

Bauteile – Materials bündeln die 16 materialwissenschaftlich<br />

orientierten Institute<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft ihre<br />

Kompetenzen. So decken sie die gesamte<br />

Wertschöpfungskette von der Entwicklung<br />

neuer und der Verbesserung bestehender<br />

Materialien über die Fertigungsverfahren<br />

im quasi-industriellen Maßstab<br />

und die Charakterisierung der Materialeigenschaften<br />

bis hin zur Bewertung des<br />

Einsatzverhaltens von Bauteilen und Systemen<br />

ab. Partnern aus der Industrie und<br />

der öffentlichen Hand steht der Verbund<br />

damit als exzellentes FuE-Netzwerk zur<br />

Seite. Ihr Know-how bringen die rund<br />

2200 Forscherinnen und Forscher des<br />

Verbunds vor allem in den Bereichen Ener<strong>gie</strong><br />

& Umwelt, Mobilität, Gesundheit, Maschinen-<br />

& Anlagenbau, Bauen & Wohnen,<br />

Der bisherige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen<br />

IMWS in Halle/Saale, Prof. Ralf B. Wehrspohn, wird Vorsitzender des Fraunhofer-<br />

Verbunds Materials.<br />

Mikrosystemtechnik und Sicherheit ein.<br />

Prof. Ralf B. Wehrspohn, seit 2006<br />

Leiter des Fraunhofer IMWS in Halle<br />

(Saale), war bisher stellvertretender Verbund-Vorsitzender.<br />

Mit Wirkung zum 1.<br />

Oktober wurde er von den Verbundmitgliedern<br />

einstimmig zum neuen Vorsitzenden<br />

des Fraunhofer-Verbunds Materials<br />

gewählt und vom Fraunhofer-Senat<br />

mit einer Amtszeit von drei Jahren dazu<br />

ernannt. Er tritt die Nachfolge von Prof.<br />

Peter Elsner, Leiter des Fraunhofer-Instituts<br />

für Chemische Technolo<strong>gie</strong> ICT in<br />

Pfinztal, an.<br />

www.materials.fraunhofer.de<br />

FOTO: FRAUNHOFER MATERIALS<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 15


AKTUELLES<br />

Unternehmer des Jahres im Unstrut-Hainich-Kreis<br />

> LGL: Norbert Stein, Gründer und Geschäftsführer<br />

der Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei in<br />

Bad Langensalza (LGL), ist Anfang Oktober<br />

mit dem Titel „Unternehmer des Jahres<br />

<strong>2018</strong>“ geehrt worden. Norbert Stein<br />

lebt für seinen Beruf und für sein Unternehmen.<br />

Angefangen hatte er einst als<br />

angestellter Techniker. Neben der Arbeit<br />

absolvierte er ein Fernstudium in Elektrotechnik<br />

und später in Gießereitechnik.<br />

1995 entschied sich Stein dazu, eine eigene<br />

Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei zu gründen.<br />

„Wir haben mit einem Zwei-Mann-Unternehmen<br />

begonnen“, berichtet er. In einem<br />

angemieteten Teil einer Halle arbeiteten<br />

er und sein damaliger Geschäftspartner<br />

unter einfachsten Bedingungen. Die Arbeit<br />

in der eigenen Gießerei erledigte das<br />

Team per Hand – für Technik sei noch kein<br />

Geld da gewesen. Heute sind im einstigen<br />

Zwei-Mann-Betrieb 40 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Das Unternehmen wuchs in den<br />

nächsten drei Jahren schnell. Die Aufträge<br />

stiegen an, es wurde mehr Personal<br />

eingestellt. Mit etwa zehn Mitarbeitern<br />

wurde es für die Produktion eng. „Wir<br />

platzten aus allen Nähten“ erzählt Stein.<br />

Deshalb wechselte die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />

an einen anderen Standort im thüringischen<br />

Bad Langensalza. Bis 2008<br />

ging es für das Unternehmen stetig bergauf.<br />

Dann kam die Finanzkrise. Trotz des<br />

Auftragsrückgangs von etwa 45 % habe<br />

die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei diese Krise „gut<br />

umschifft“, berichtet der Unternehmer.<br />

Der Staat schrieb Kurzarbeit vor, die Kosten<br />

der Produktion mussten reduziert<br />

werden. Stein und sein Team nutzten die<br />

Zeit, um sich technisch neu aufzustellen<br />

und die Mitarbeiter zu schulen. „Wir wollten<br />

wettbewerbsfähig sein, sobald es wieder<br />

bergauf ging.“ Stein bemühte sich,<br />

den Kontakt zu den noch bestehenden<br />

Kunden zu halten und Aufträge weiterlaufen<br />

zu lassen. „Wir konnten trotz allem<br />

kostendeckend arbeiten.“ Ein Jahr später<br />

nahmen die Aufträge wieder zu. „Wir haben<br />

allerdings fast fünf Jahre gebraucht,<br />

um das alte Auftragsniveau wieder zu erreichen“,<br />

gibt Stein zu bedenken.<br />

Heute habe die Gießerei ungefähr 350<br />

verschiedene Teile im Bestand und liefert<br />

sie an über 70 Kunden aus verschiedenen<br />

Branchen aus. „Wir investieren außerdem<br />

alle drei bis vier Jahre in neue Technolo<strong>gie</strong>n“,<br />

sagt er. Etwa 70 % der Produktion<br />

laufe inzwischen voll automatisiert ab und<br />

sei auf dem wissenschaftlich-technischen<br />

Höchststand. Dafür wurden seit der Gründung<br />

etwa 5 Mio. Euro investiert.<br />

Norbert Stein kümmert sich heute vor<br />

allem um die Kundenbetreuung und die<br />

ständige Weiterentwicklung der Technolo<strong>gie</strong>n<br />

des Unternehmens. Ener<strong>gie</strong>optimierung<br />

stehe dabei im Vordergrund. „Wir<br />

wollen die Ener<strong>gie</strong>kosten pro Kilogramm<br />

Guss senken“, sagt Stein. Deshalb arbeite<br />

das Unternehmen derzeit mit der Universität<br />

Magdeburg an einem Forschungsprojekt:<br />

Mit einer neuen Brennertechnik,<br />

die am Standort Bad Langensalza aufgestellt<br />

wird, soll Ener<strong>gie</strong> besser genutzt und<br />

damit gespart werden.<br />

Neben vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten<br />

liegen Stein die Forschungsarbeit, die<br />

langjährige Mitarbeit im Vorstand des<br />

Landesverbands Ost und im Vorstand<br />

Technik des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Gießerei-Industrie e. V. (BDG) sowie<br />

im Vorstand der Beratungs- und Gründungsinitiative<br />

RKW Thüringen besonders<br />

am Herzen. Mit der Arbeit in der Gründungsinitiative<br />

wolle er mit seiner Erfahrung<br />

jungen Gründern helfen, eine eigene<br />

Existenz aufzubauen.<br />

Um die Zukunft der Firma hat Stein<br />

keine Angst: Die Geschäftsführung liegt<br />

LGL-Gründer Norbert Stein ist für sein<br />

Engagement als Unternehmer des Jahres<br />

geehrt worden.<br />

inzwischen in den Händen seines Sohnes<br />

Hagen Stein. „Unsere Mitarbeiter sind gut<br />

aufgestellt. Viele von ihnen sind schon<br />

weit über zehn Jahre im Unternehmen“,<br />

so Stein.<br />

Mit dem Titel Unternehmer des Jahres<br />

sollen „besonders erfolgreiche Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer aus dem Unstrut-Hainich-Kreis<br />

geehrt werden, die die<br />

Zukunft ihrer Firma mit Mut, Optimismus,<br />

Weitblick und Nachhaltigkeit sowie Familienfreundlichkeit<br />

gestalten“, heißt es vom<br />

Bundesverband der mittelständischen<br />

Wirtschaft, von dem die Verleihung ausgeht.<br />

Norbert Stein hat die Anforderungen<br />

erfüllt. Am 16. Oktober wurde Norbert<br />

Stein mit dem Titel im Friederikenschlösschen<br />

in Bad Langensalza geehrt.<br />

Quelle: Thüringer Allgemeine Zeitung vom<br />

10. Oktober <strong>2018</strong><br />

www.die-komplett<strong>gie</strong>sserei.de<br />

FOTO: BDG/BERIT FRANZ<br />

16 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Maschinen erledigen bis zum Jahr 2025 mehr<br />

Arbeitsschritte als Menschen<br />

> WANDEL DER ARBEITSWELT: Die<br />

Nachricht ist Wasser auf die Mühlen derer,<br />

die sich vor einem Verlust ihres Arbeitsplatzes<br />

durch die Automatisierung fürchten:<br />

In einer neuen Studie des Genfer Weltwirtschaftsforums<br />

wird prognostiziert,<br />

dass bis zum Jahr 2025 Maschinen mehr<br />

Arbeiten erledigen werden als Menschen;<br />

derzeit übernehmen Maschinen 29 % der<br />

Arbeitsschritte. Gleichzeitig werden nach<br />

den Prognosen des Genfer Weltwirtschaftsforums<br />

in den kommenden fünf<br />

Jahren netto 58 Millionen neue Arbeitsplätze<br />

durch neue Technolo<strong>gie</strong>n entstehen.<br />

Die Welt durchläuft eine Arbeitsplatzrevolution,<br />

die das Zusammenspiel von<br />

Menschen mit Maschinen und Algorithmen<br />

revolutioniert, so die neue Studie.<br />

Bis zum Jahr 2025 werden mehr als die<br />

Hälfte aller laufenden Aufgaben am Arbeitsplatz<br />

von Maschinen erledigt werden.<br />

Ein solcher Wandel wird tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf die globale Erwerbsbevölkerung<br />

haben, doch in Bezug auf die<br />

Gesamtzahl der neuen Arbeitsplätze sind<br />

die Aussichten positiv: Bis 2022 sollen<br />

133 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden, denen 75 Millionen verdrängte<br />

Posten gegenüberstehen. Die Studie<br />

ist ein Versuch, zu verstehen, wie neue<br />

Technolo<strong>gie</strong>n Arbeitsplätze gefährden<br />

bzw. schaffen können. Sie soll auch Hinweise<br />

darauf liefern, wie die Qualität und<br />

Produktivität der heute von Menschen<br />

verrichteten Arbeit verbessert werden<br />

kann und wie Menschen auf neue Aufgaben<br />

vorbereitet werden können. Basierend<br />

auf einer Umfrage unter Personalchefs<br />

und Führungskräften von Unternehmen<br />

aus 12 Branchen und 20 Industrie- und<br />

Schwellenländern (die zusammen 70 %<br />

des globalen BIP ausmachen), kommt der<br />

Bericht zu dem Schluss, dass 54 % der<br />

Beschäftigten großer Unternehmen erhebliche<br />

Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen<br />

benötigen werden, um die<br />

Wachstumschancen der Vierten Industriellen<br />

Revolution voll ausschöpfen zu<br />

können. Gleichzeitig gab etwas mehr als<br />

die Hälfte der befragten Unternehmen an,<br />

Bis 2025 soll der Anteil der Arbeitsschritte, den Maschinen und nicht Menschen<br />

ausführen, von jetzt 29 % auf über 50 % steigen.<br />

nur diejenigen Mitarbeiter umschulen zu<br />

wollen, die in Schlüsselpositionen tätig<br />

sind, während nur ein Drittel die Umschulung<br />

gefährdeter Mitarbeiter plant. Während<br />

fast die Hälfte aller Unternehmen<br />

erwartet, dass die Zahl ihrer Vollzeitbeschäftigten<br />

bis 2022 aufgrund der Automatisierung<br />

zurückgehen wird, rechnen<br />

knapp 40 % damit, dass ihre Belegschaft<br />

generell wachsen wird und mehr als ein<br />

Viertel geht davon aus, dass die Automatisierung<br />

neue Funktionen in ihrem Unternehmen<br />

schaffen wird. Zu den Funktionen,<br />

die in allen Branchen eine wachsende<br />

Bedeutung erlangen werden,<br />

gehören Datenanalysten und Wissenschaftler,<br />

Software- und Anwendungsentwickler<br />

sowie E-Commerce- und Social-<br />

Media-Spezialisten, die alle wesentlich<br />

auf Technolo<strong>gie</strong>n basieren oder durch<br />

diese erweitert werden. Auch Funktionen,<br />

die ausgeprägte „menschliche Fähigkeiten“<br />

erfordern, wie Verkaufs- und Marketingberufe,<br />

Innovationsmanager und Kundendienstmitarbeiter,<br />

werden zunehmend<br />

nachgefragt. Zu den Stellen, die voraussichtlich<br />

überflüssig werden, gehören die<br />

Routinejobs von Büroangestellten wie z.B.<br />

von Sachbearbeitern für Datenerfassung,<br />

Buchhaltung und Lohnbuchhaltung.<br />

„Unternehmen müssen ihre Automatisierungspläne<br />

durch umfassende Erweiterungsstrate<strong>gie</strong>n<br />

ergänzen. Denn damit<br />

Unternehmen im Zeitalter der Maschinen<br />

dynamisch, differenziert und wettbewerbsfähig<br />

bleiben, müssen sie in ihr Humankapital<br />

investieren“, so die Aussage von Saadia<br />

Zahidi, der Leiterin des Centre for the<br />

New Economy and Society, auf dem Weltwirtschaftsforum.<br />

interVIB Anzeige (Fachzeitschrift: Giesserei)<br />

Format: 85 mm x 30 mm, 1-farbig<br />

www.weforum.org<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

Gurtfördersysteme und mehr…<br />

Polygonsiebe<br />

Abstreifersysteme<br />

Doppelgurtförderer<br />

Gurtförderer<br />

Dornierstraße 9 • D-48477 Hörstel<br />

Telefon +49 (0) 5459/9338-0<br />

Telefax +49 (0) 5459/9338-80<br />

E-mail info@vhv-anlagenbau.de<br />

Internet www.vhv-anlagenbau.de<br />

Char<strong>gie</strong>rmaschinen · Trennrinnen · Knollenbrecher · Sandförderrinnen · uvm.<br />

Entwicklung · Konstruktion · Realisierung · Service<br />

Tel.: +49 (0) 2 51-20 81 58-0 · www.intervib.de · info@intervib.de<br />

interVIB-Anzeige / Format: 85 mm x 30 mm, 1-farbig<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 17


AKTUELLES<br />

Neuer Hightech-Produktionsstandort in Rumänien<br />

> PFEIFFER VACUUM: Am 26. September<br />

feierte Pfeiffer Vacuum die Eröffnung<br />

des neuen Produktionsstandortes in Cluj,<br />

Rumänien. Das stetige Wachstum der<br />

Pfeiffer Vacuum-Gruppe und die kontinuierliche<br />

Nachfrage nach Vakuumtechnolo<strong>gie</strong><br />

hatten den modernen Neubau erforderlich<br />

gemacht. Er wurde nun mit rund<br />

140 Gästen eingeweiht – darunter Mitarbeiter,<br />

Lieferanten und Partner sowie der<br />

deutsche und der französische Botschafter.<br />

Von lokaler Seite waren verschiedene<br />

Gemeindevertreter anwesend.<br />

Die Stadt Cluj liegt im Nordwesten Rumäniens.<br />

Mit rund 320 000 Einwohnern<br />

gilt sie als die zweitgrößte Stadt Rumäniens.<br />

Als Wirtschaftsstandort konzentriert<br />

sich Cluj vor allem auf die Branchen Informationstechnolo<strong>gie</strong>,<br />

Elektrotechnik<br />

und Maschinenbau. Eigens hierfür hat die<br />

Stadt vier Industrieparks errichtet. Cluj<br />

ist Universitätsstadt und größtes Verwaltungszentrum<br />

nach Bukarest, der Hauptstadt.<br />

Produktion und Service von Bauteilen<br />

für Vakuumpumpen, die als besonders<br />

gussintensiv gelten, finden bereits<br />

seit 2010 in Cluj statt. Der Neubau von<br />

Pfeiffer Vacuum befindet sich im Industriepark<br />

Nervia in Apahida. Auf 4300 m 2<br />

Produktionsfläche können hocheffiziente<br />

Produktionsprozesse gefahren werden.<br />

„Durch den Neubau haben wir die Produktions-<br />

und Servicekapazität bei Bauteilen<br />

für Turbopumpen und Vorpumpen<br />

erweitert. Dies ist Teil unserer neuen<br />

Wachstumsstrate<strong>gie</strong>, die ein weltweites<br />

Der neue Produktionsstandort im rumänischen Cluj.<br />

Investitionsprogramm mit einem Volumen<br />

von 150 Mio. Euro umfasst“, sagte Dr.<br />

Eric Taberlet, Vorstandsvorsitzender der<br />

Pfeiffer Vacuum Technology AG. 74 Mitarbeiter<br />

in Cluj unterstützen nun die Belegschaft<br />

an den anderen Produktionsstandorten<br />

von Pfeiffer Vacuum. Pascal<br />

Fesneau, verantwortlich für den Standort<br />

Pfeiffer Vacuum Romania, schloss sich<br />

an: „Für unser rumänisches Team ist es<br />

ein Privileg, an diesem neuen Standort<br />

zu arbeiten. Wir sind stolz, zum Erfolg unseres<br />

Unternehmens beizutragen.“ In Rumänien<br />

gelten die gleichen Produktions-<br />

und Servicestandards wie an den Pfeiffer<br />

Vacuum Standorten in Deutschland und<br />

Frankreich. Darüber hinaus spielt der<br />

neue Standort in Cluj eine wichtige Rolle<br />

beim Ener<strong>gie</strong>management: Neubau und<br />

Produktionsanlagen entsprechen den<br />

neuesten Erkenntnissen und Technolo<strong>gie</strong>n<br />

zur optimalen Ressourcennutzung.<br />

„Mit moderner Maschinen- und Anlagentechnik<br />

sowie qualifiziertem Fachpersonal<br />

können wir noch flexibler rea<strong>gie</strong>ren. Qualität<br />

und Flexibilität sind dabei unser<br />

oberster Anspruch“, ergänzte Taberlet.<br />

www.pfeiffer-vacuum.com<br />

FOTO: PFEIFFER VACUUM<br />

Hüttenes-Albertus-Gruppe ordnet Geschäftsführung neu<br />

FOTO: KSM<br />

Franz Friedrich Butz ist<br />

seit dem 1. Oktober Teil der<br />

HA-Geschäftsführung<br />

> HA: Die Hüttenes-Albertus-Gruppe (HA)<br />

hat die Geschäftsführung für die anstehenden<br />

globalen Aufgaben neu geordnet<br />

und damit eine wichtige Weichenstellung<br />

vorgenommen. Franz Friedrich Butz ist<br />

seit dem 1. Oktober dieses Jahres Teil der<br />

Geschäftsführung des Unternehmens.<br />

Nach einer Einarbeitungszeit übernimmt<br />

er schrittweise die Bereiche Vertrieb, Forschung<br />

und Entwicklung und Produktion<br />

von Dr. Carsten Kuhlgatz. Ab dem 1. Juli<br />

2019 ist er dann zusammen mit Christoph<br />

Koch alleiniger gleichberechtigter Geschäftsführer<br />

des HA-Konzerns.<br />

Franz Friedrich Butz studierte in Gießen<br />

Gießereitechnik und begann seine<br />

berufliche Karriere als Gießereileiter bei<br />

der Kloth-Senking Metall<strong>gie</strong>ßerei (heute<br />

KSM Casting Group) in Hildesheim. Sein<br />

beruflicher Werdegang führte ihn über die<br />

Honsel Werke in Meschede sowie die<br />

Volkswagen AG in Hannover, Kassel und<br />

Shanghai in die Geschäftsführung der<br />

KSM Casting Group.<br />

„Mit Franz Friedrich Butz haben wir<br />

eine vertriebsorientierte, international erfolgreiche<br />

Führungskraft und einen Fachmann<br />

im Bereich Gießereitechnik für unser<br />

Unternehmen gewinnen können. Er<br />

hat lange und umfassende Gießereierfahrung<br />

mit Lehre und Studium. Durch seine<br />

beruflichen Stationen sowohl in der Automobilzulieferindustrie<br />

als auch in der<br />

Automobilindustrie verfügt Franz Friedrich<br />

Butz über ausgeprägte Branchenerfahrung<br />

und -kompetenz. Auch wissen wir<br />

seine Erfahrungen im Aufbau und der Automatisation<br />

einer anorganischen Kern-<br />

18 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


fertigung für die Großserie zu schätzen.<br />

Er hat mit Erfolg über viele Jahre auch<br />

neue, internationale Gießereimärkte erschlossen.<br />

So war er in China für VW als<br />

auch für die Zusammenarbeit mit den chinesischen<br />

Eigentümern von KSM verantwortlich“,<br />

so die Stellungnahme von HA<br />

zur neuen Geschäftsführung.<br />

Nach fast 19-jähriger Verantwortung<br />

als Geschäftsführer wird Dr. Kuhlgatz am<br />

30. Juni 2019 aus der aktiven Geschäftsführung<br />

ausscheiden und seine Funktion<br />

als Sprecher der Geschäftsführung und<br />

CEO abgeben. Er bleibt dem Unternehmen<br />

als zukünftiges Mitglied des Verwaltungsrates<br />

und geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Albertuswerke eng verbunden.<br />

Dr. Kuhlgatz wird die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />

auch zukünftig in den<br />

deutschen und europäischen Wirtschaftsund<br />

Arbeitgeberverbänden sowie den<br />

deutschen und globalen Gießerei-Verbänden<br />

vertreten und wird die Aktivitäten zur<br />

Nachwuchsgewinnung im Gießereibereich<br />

fördern.<br />

Durch den enga<strong>gie</strong>rten Einsatz von Dr.<br />

Kuhlgatz und allen Beteiligten hat die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />

den weltweiten<br />

Umsatz auf über 600 Mio. Euro mit weiterem<br />

Wachstumspotenzial gesteigert.<br />

„Damit steht die Hüttenes-Albertus-Gruppe<br />

weltweit an erster Stelle im Markt für<br />

Gießereichemie. Mit dem entwickelten<br />

Instrumentarium – wie dem Center of<br />

Competence und der konsolidierten Forschung<br />

und Entwicklung – hat Hüttenes-<br />

Albertus einen Innovationsvorsprung“, so<br />

Dr. Kuhlgatz.<br />

www.huettenes-albertus.com<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik Aktuelles<br />

berücksichtigen?<br />

Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Der Ofen im Haseltal geht nicht aus<br />

Kurtz Ersa-Konzernchef (l.) übergibt symbolisch den Schlüssel an den neuen geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Rainer J. Langnickel und wünschte mit einem herzlichen<br />

„Glück auf“ einen guten Start, stets volle Auftragsbücher und eine erfolgreiche Zukunft<br />

am Standort Hasloch.<br />

> KURTZ ERSA: Die Rheinische Mittelstandsbeteiligung<br />

(RMB), Meerbusch, hat<br />

zum 1. Oktober <strong>2018</strong> die Traditions<strong>gie</strong>ßerei<br />

Kurtz Eisenguss GmbH & Co. KG in Hasloch<br />

übernommen. Die Kurtz Eisenguss<br />

GmbH & Co. KG war bisher Teil des Kurtz<br />

Ersa-Konzerns, verlor aber in den letzten<br />

Jahren zunehmend an strategischer Bedeutung.<br />

Der Anteil am Gesamtumsatz von<br />

Kurtz Ersa betrug zuletzt noch 6 %.<br />

Vor wenigen Jahren wurde noch einmal<br />

erheblich investiert, um in dem umkämpften<br />

Markt für Eisengussteile wettbewerbsfähig<br />

zu sein und einen signifikanten<br />

Marktanteil in der Gewichtsklasse<br />

von bis zu 10 t Stückgewicht zu erreichen.<br />

Die technische Ausstattung der Smart<br />

Foundry fand auch in Fachkreisen weltweit<br />

Anerkennung als Paradebeispiel für<br />

Industrie 4.0. Der Umsatz konnte ebenfalls<br />

gesteigert werden, die ambitionierten<br />

Wachstumsziele konnten jedoch nicht<br />

erreicht werden. Deshalb suchte man<br />

gezielt nach einem strategischen Investor,<br />

der über ausreichend Kompetenz und<br />

Marktpräsenz zur langfristigen Sicherung<br />

der Gießerei mit 90 Arbeitsplätze in Hasloch<br />

verfügt.<br />

Die neue Gesellschaft firmiert künftig<br />

unter dem Namen Eisenguss Hasloch<br />

Smart Foundry GmbH. Mit dem Kauf der<br />

166 Jahre alten Eisen<strong>gie</strong>ßerei und den<br />

bereits im Besitz befindlichen Eisen<strong>gie</strong>ßereien<br />

Hulvershorn GmbH & Co. KG, Bocholt,<br />

und SHW High Precision Casting<br />

Technology GmbH, Aalen-Wasseralfingen,<br />

deckt dieser neue Gießereiverbund annähernd<br />

das gesamte Gewichts- und Größenspektrum<br />

in allen möglichen Standard-<br />

und Sonderwerkstoffen wie ADI,<br />

Chrom- und Kokillenhartguss ab. Die Bündelung<br />

von Kompetenz in Werkstoff- und<br />

Gießereitechnik umfasst nahezu alle Anforderungen<br />

für Gussteile von 5 kg bis<br />

120 t und erfüllt dabei die geforderten<br />

Ansprüche an Präzision und Maßhaltigkeit.<br />

Ebenfalls im Portfolio des Investors<br />

befindet sich das Aluminium-Druckgussunternehmen<br />

Eisenmann Druckguss<br />

GmbH.<br />

Auf einer Mitarbeiterveranstaltung Anfang<br />

Oktober <strong>2018</strong> bedankte sich Kurtz<br />

Ersa-Konzernchef Rainer Kurtz bei den<br />

zum Teil langjährigen Beschäftigten, die<br />

ihren Arbeitsplatz behalten werden. Ihnen<br />

und insbesondere dem neuen geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Rainer J. Langnickel<br />

wünschte Kurtz mit einem herzlichen<br />

„Glück auf“ einen guten Start, stets<br />

volle Auftragsbücher und eine erfolgreiche<br />

Zukunft am Standort Hasloch.<br />

Über die kaufmännischen Bedingungen<br />

der Übernahme haben die Parteien Stillschweigen<br />

vereinbart. Das über 200 000<br />

Quadratmeter große Grundstück sowie<br />

sämtliche Gebäude verbleiben im Besitz<br />

des Kurtz Ersa-Konzerns. Auf dem Areal<br />

werden der Industriepark im südlichen<br />

Teil sowie die historische Hammerschmiede<br />

und das Kurtz Ersa Hammermuseum<br />

im bisherigen Rahmen für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich bleiben.<br />

www.kurtzersa.de<br />

FOTO: KURTZ ERSA<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 19


AKTUELLES<br />

Drei Fragen an...<br />

Prof. Peter Schumacher, der das Institut für Gießereikunde<br />

an der Montanuniversität und das Österreichische<br />

Gießerei-Institut (ÖGI) in Leoben leitet. Der gebürtige<br />

Bremer spricht im Interview über die österreichische<br />

Gießereibranche und Wissenschaftslandschaft sowie die<br />

Bedeutung der Gießereitechnik im Wettbewerb der Verfahren.<br />

FOTO: SCHEINAST SALZBURG<br />

Die Österreichische Gießereibranche<br />

ist wissenschaftlich sehr gut aufgestellt.<br />

Können die deutschen Gießer<br />

etwas von der österreichischen Wissenschaftslandschaft<br />

lernen?<br />

Was man lernen kann, ist die enge Vernetzung<br />

zwischen allen vier Organisationen:<br />

Das sind die Universitäten mit der<br />

Montanuniversität, es ist das Österreichische<br />

Gießerei-Institut mit dem Verein für<br />

Praktische Gießereiforschung, der Fachverband<br />

in der Wirtschaftskammer und<br />

heute auch Proguss Austria. Und es gibt<br />

viele Personen, die gleichzeitig Positionen<br />

in mehreren dieser Institutionen wahrnehmen.<br />

So arbeitet die Gießereifamilie sehr<br />

eng zusammen. Durch diese Strukturen<br />

und die enge Zusammenarbeit des ÖGI<br />

mit dem Lehrstuhl ist eine sehr enge Verflechtung<br />

möglich. Diese Verflechtung ist<br />

wichtig und hat zum Kooperationsvertrag<br />

zwischen der Montanuniversität und dem<br />

Trägerverein des ÖGI geführt, der den<br />

Fortbestand des Lehrstuhls langfristig sichert.<br />

Die Trends in der Branche gehen u. a.<br />

in Richtung Leichtbau und Emissionssenkung.<br />

Auch Sie forschen in diese<br />

Richtung. Wie kommen Sie von der<br />

Theorie zur Anwendung?<br />

Da hilft diese einzigartige Kooperation<br />

von Lehrstuhl und ÖGI. Das heißt, es gibt<br />

ein gegenseitiges Befruchten: Firmenprojekte<br />

werden meistens von Bachelor- oder<br />

Diplomarbeiten begleitet. Dadurch entstehen<br />

dann immer wieder neue Ideen<br />

für die Grundlagenforschung, die wir am<br />

Lehrstuhl erproben. Wir schlagen den Unternehmen<br />

dann vor, Dinge weiterzuentwickeln.<br />

Nachdem erste Effekte erzielt<br />

wurden, findet die Entwicklungsarbeit<br />

dann wieder am ÖGI statt. So ergänzt sich<br />

das immer weiter – eine fruchtbare gegenseitige<br />

Symbiose zwischen den Firmen,<br />

dem ÖGI und dem Lehrstuhl.<br />

Das Gießereiwesen ist ein uralter Industriezweig.<br />

Was macht diese Fertigungstechnik<br />

auch heute noch zu einem<br />

brandaktuellen Thema?<br />

Ich glaube, im Gegensatz zu früher, als<br />

man das Ötzi-Beil oder andere historische<br />

Gegenstände <strong>gie</strong>ßereitechnisch darstellte,<br />

macht die Faszination unseres Industriezweigs<br />

heute die unheimlich schnelle<br />

Umsetzung durch digitale Hilfsmittel aus.<br />

Dadurch ist es möglich, von einer Idee,<br />

einer Topolo<strong>gie</strong>optimierung, einer Simulation<br />

und dem Rapid Prototyping relativ<br />

schnell zu einem Bauteil zu kommen und<br />

dabei obendrein weniger Ener<strong>gie</strong> zu verbrauchen<br />

als z. B. bei einem aus dem Vollen<br />

gefrästen Bauteil, was vorher natürlich<br />

auch geschmolzen, umgeformt und ausgefräst<br />

wurde. Auch der Ener<strong>gie</strong>einsatz<br />

bei der Pulverbettmetallur<strong>gie</strong>, bei der ja<br />

immer erst erschmolzen, versprüht und<br />

dann mit dem Laser noch einmal aufgeschmolzen<br />

wird, ist deutlich größer. Da<br />

hat das Gießen extreme Vorteile. Das ist<br />

es auch, was Studenten interessiert: Auf<br />

der einen Seite, dass man etwas Gutes<br />

für die Umwelt tut und auf der anderen,<br />

die schnelle Umsetzung von technischen<br />

Projekten.<br />

Globaler Roboterabsatz in fünf Jahren verdoppelt<br />

> INTERNATIONAL FEDERATION OF<br />

ROBOTICS: Nach dem neuen World Robotics<br />

Report der IFR erreichte der weltweite<br />

Absatz von Industrie-Robotern 2017<br />

einen neuen Rekord von 381 000 ausgelieferten<br />

Einheiten – ein Plus von 30 % im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Damit stieg der<br />

Jahres-Absatz in dieser Sparte in den letzten<br />

fünf Jahren um <strong>11</strong>4 %. Der Verkaufswert<br />

kletterte um 21 % auf einen neuen<br />

Höchststand von 16,2 Mrd. US-Dollar im<br />

Vergleich zu 2016.<br />

„Industrieroboter spielen eine Schlüsselrolle<br />

für den Fortschritt der Fertigungsindustrie“,<br />

sagt Junji Tsuda, Präsident der<br />

IFR. „Sie werden mit zahlreichen Spitzentechnolo<strong>gie</strong>n<br />

weiterentwickelt. Dies wird<br />

dazu beitragen, die Produktivität der Fertigung<br />

zu verbessern und die Einsatzgebiete<br />

der Roboteranwendung zu erweitern.<br />

Wie die IFR-Prognose zeigt, wird 2021 die<br />

Anzahl der weltweit ausgelieferten Industrie-Roboter<br />

etwa 630 000 Einheiten pro<br />

Jahr erreichen.“<br />

Die fünf wichtigsten Märkte weltweit<br />

sind China, Japan, Südkorea, die USA und<br />

Deutschland, auf die 73 % des Gesamtumsatzes<br />

mit Industrie-Robotern entfallen.<br />

Deutschland, als fünftgrößter Robotermarkt<br />

weltweit, ist die Nummer eins in<br />

Europa. 2017 stieg die Zahl der verkauften<br />

Roboter um 7 % auf den neuen Allzeit-<br />

Rekord von 21 404 Einheiten (2016:<br />

20 074). Zwischen 2014 und 2016 hatte<br />

der jährliche Absatz von Industrie-Robotern<br />

bei rund 20 000 Einheiten stagniert.<br />

Industrie-Roboter kommen hauptsächlich<br />

in der Automobil- und Elektro-/Elektronikindustrie<br />

(jeweils rund ein Drittel)<br />

sowie der Metallindustrie mit einem<br />

Marktanteil von 10 % zum Einsatz. Weltweit<br />

ist der neue Durchschnitt der globalen<br />

Roboterdichte in der Fertigungsindustrie<br />

auf 85 Einheiten je 10 000 Beschäftigten<br />

gestiegen (2016: 74). Nach<br />

Regionen aufgeschlüsselt, beträgt die<br />

durchschnittliche Roboterdichte in Europa<br />

106 Einheiten, in Amerika 91 und in<br />

Asien 75 Einheiten.<br />

www.ifr.org<br />

20 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


9. PROZESSWÄRME-Tagung<br />

Induktives<br />

SCHMELZEN&GIESSEN<br />

von Eisen- und Nichteisenmetallen<br />

03.- 05. Dezember <strong>2018</strong>, Atlantic Congress Hotel, Essen • www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />

sponsored by<br />

Gold<br />

Programm-Höhepunkte<br />

Wann und Wo?<br />

Workshop 2 Workshop 1<br />

Tagung Grundlage<br />

Montag, 03. Dezember <strong>2018</strong> (optional)<br />

• Firmenbesichtigung** Walter Hundhausen GmbH,<br />

Schwerte (individuelle An- und Abreise)<br />

• Grundlagenseminar<br />

Dienstag, 04. Dezember <strong>2018</strong><br />

Aktuelle Herausforderungen der deutschen Gießereiindustrie<br />

• Ener<strong>gie</strong>wende + Stromkosten – Rahmenbedingungen für<br />

Investitionen in Deutschland<br />

Aktuelle Induktionsofentechnik<br />

• Entwicklungen im Ofenbau und der Anwendung, Teil 1 bis 3<br />

Planung und Optimierung<br />

• Planung eines Schmelzbetriebs<br />

• Optimierung des Gießprozesses<br />

Wartung / Instandhaltung / Sicherheit<br />

• Sicherheits- und Überwachungseinrichtungen für Tiegel- und Rinnenöfen<br />

• Wartung und Instandhaltung<br />

Quo vadis Gießereiindustrie?<br />

• Impulsvortrag<br />

• Podiumsdiskussion mit namhaften Vertretern der Gießereiindustrie<br />

Mittwoch, 05. Dezember <strong>2018</strong><br />

Workshop 1: Eisenmetalle<br />

• Feuerfestauskleidung von Induktionstiegelöfen und Schmelzmetallur<strong>gie</strong> –<br />

Vortrag und Diskussion<br />

• Betrieb von Schmelz- und Gießanlagen – Erfahrungsaustausch von<br />

Anlagenhersteller und -betreiber<br />

Workshop 2: Nichteisenmetalle<br />

• Schmelzmetallur<strong>gie</strong> und Feuerfestauskleidung – Vortrag und Diskussion<br />

• Betrieb von Schmelz- und Gießanlagen – Erfahrungsaustausch von<br />

Anlagenhersteller und -betreiber<br />

MIT REFERENTEN VON: ABP Induction Systems GmbH, Allied Minerals Products Europe B.V.,<br />

BDG – Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V., Chemikalien-Gesellschaft Hans<br />

Lungmuß mbH, Dörentrup Feuerfestprodukte GmbH, Enovos Ener<strong>gie</strong> Deutschland GmbH,<br />

Hüttenes-Albertus Chemische Werke GmbH, Inductotherm Deutschland GmbH, Induga GmbH,<br />

Institut für Elektroprozesstechnik der Leibniz Universität Hannover, Künkel Wagner Germany<br />

GmbH, Otto Junker GmbH, u.v.a.<br />

Termin:<br />

• Montag, 03.12.<strong>2018</strong> (optional)<br />

Firmenbesichtigung** (10:00 – <strong>11</strong>:30 Uhr)<br />

Grundlagenseminar (14:00 – 17:30 Uhr)<br />

• Dienstag, 04.12.<strong>2018</strong><br />

Seminar (08:30 – 17:30 Uhr)<br />

Abendveranstaltung ab 19:00 Uhr<br />

• Mittwoch, 05.12.<strong>2018</strong><br />

Workshops (08:30 – 13:30 Uhr)<br />

Ort:<br />

Atlantic Congress Hotel, Essen,<br />

www.atlantic-congress-hotel-messe-essen.de<br />

Zielgruppe:<br />

Betreiber, Planer und Anlagenbauer von Schmelzund<br />

Gießanlagen<br />

Teilnahmegebühr *<br />

Tagungsbesuch exklusive | inklusive<br />

Grundlagenkurs am 03.12.<br />

• PROZESSWÄRME-<br />

Abonnenten/Club-Mitglieder: 810 € | 1.050 €<br />

• regulärer Preis: 950 € | 1.250 €<br />

* Teilnahmebedingungen: Im Preis enthalten ist die Teilnahme<br />

an zwei/drei Tagen, Tagungsunterlagen, Mittagessen,<br />

Erfrischungen in den Pausen, Get-together und Abendveranstaltung.<br />

Übernachtungskosten sind in der Teilnahmegebühr<br />

nicht enthalten. Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung<br />

(auch online möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und<br />

erhalten eine Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />

zu begleichen ist. Bei Absagen nach dem<br />

5. November <strong>2018</strong> oder bei Nichterscheinen wird die volle<br />

Teilnahmegebühr berechnet: Es kann jedoch ein Ersatzteilnehmer<br />

gestellt werden. Stornierungen vor diesem Termin<br />

werden mit € 150,00 Verwaltungsaufwand berechnet. Die<br />

Preise verstehen sich zzgl. MwSt. Bezüglich der begrenzten<br />

Teilnahmemöglichkeiten an der Firmenbesichtigung behalten<br />

die Veranstalter sich das Recht vor, eine Auswahl unter den<br />

registrierten Teilnehmern zu treffen. Mit der Anmeldung<br />

stimmen Sie den AGB (www.prozesswaerme.net) zu.<br />

** Begrenzte Plätze<br />

Veranstalter<br />

Mehr Informationen und Online-Anmeldung<br />

unter www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />

Fax-Anmeldung: +49 (0) 201 - 82 002 40 oder Online-Anmeldung: www.prozesswaerme.net/schmelzen<br />

Ich zahle den regulären Preis<br />

Ich bin PROZESSWÄRME-Abonnent<br />

Mitglieds-/Abonummer: ....................................................................................................................<br />

Ich nehme an der Firmenbesichtigung teil<br />

Ich nehme am Grundlagenseminar teil<br />

Ich nehme an der Abendveranstaltung teil<br />

Workshops (bitte nur einen Workshop wählen):<br />

Workshop 1 Eisenmetalle oder Workshop 2 Nichteisenmetalle<br />

Vorname, Name des Teilnehmers<br />

Firma/Institution<br />

Straße/Postfach<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Nummer<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Telefax<br />

Änderungen vorbehalten


INTERVIEW<br />

FOTOS: ULRICH ZILLMANN<br />

„Wir bleiben beim Eisenguss.<br />

Als Eisen<strong>gie</strong>ßer haben wir alle<br />

Freiheitsgrade offen.“<br />

Matthias Pampus-Meder, Geschäftsführer Vertrieb und Technik, Eisenwerk Brühl, im<br />

Gespräch mit der GIESSEREI.<br />

Studien zur E-Mobilität in Deutschland stimmen in einem<br />

Punkt im Wesentlichen überein: Bis 2030 soll jedes dritte<br />

Fahrzeug einen E-Antrieb haben, hybrid oder rein batterieelektrisch.<br />

Für die Zeit nach 2030 gehen viele Experten<br />

von einem signifikanten Rückgang bei Verbrennungsmotoren<br />

aus, auch bei Hybriden, und einem steigenden Absatz<br />

reiner Batteriefahrzeuge. Wie beurteilen Sie als Eisen<strong>gie</strong>ßer<br />

die Entwicklung der E-Mobilität?<br />

Am Thema Zukunft und strategische Ausrichtung unter Einfluss<br />

der E-Mobilität auf das Eisenwerk Brühl haben wir das ganze<br />

Jahr 2017 sehr intensiv gearbeitet. Was pauschal in allen Studien<br />

zum Rückgang von Guss ab 2025 gesagt wird, trifft uns<br />

Eisen<strong>gie</strong>ßer stärker, als das in diesen Studien dargestellt wird.<br />

Wir haben nicht nur das Thema E-Mobilität zu betrachten, sondern<br />

im Besonderen zu beachten, dass wir im Wettbewerb mit<br />

Aluminium stehen. Viele Motoren sind von Eisenguss auf Aluminium<br />

umgestellt worden und dieser Trend hält an. Bei hybriden<br />

Antrieben und E-Motoren kommt ohnehin so gut wie kein<br />

Eisenguss mehr vor.<br />

Eignet sich Eisenguss nicht für die E-Mobilität?<br />

Es gab mal bei verschiedenen OEM Überlegungen, das Gehäuse<br />

des E-Motors aus Eisenguss zu fertigen. Das ist aber, aus<br />

welchen Gründen auch immer, seitens der Kunden verworfen<br />

worden. Man hat sich da sehr stark aufs Aluminium fokussiert.<br />

Wir sind sowohl mit Fahrzeugentwicklern wie auch mit unseren<br />

OEM in Kontakt getreten, um auszuloten welche potenziellen<br />

Bauteile sich beim E-Antrieb auch für Eisenguss anbieten könn-<br />

22 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Was konkret wie aussieht? Ist Aluminium eine Option?<br />

Es gibt keine Überlegung mehr auf Aluminium zu wechseln, wir<br />

bleiben beim Eisenguss. Grundvoraussetzung ist, dass wir wirtschaftlich<br />

wettbewerbsfähig bleiben. Wir müssen produktiv und<br />

effektiv arbeiten, Kosten reduzieren und uns modern aufstellen.<br />

Das ist ein kontinuierlicher Prozess, den wir im letzten Jahr mit<br />

einem entsprechenden Programm angestoßen haben. Das zweite<br />

ist, dass wir uns mit neuen Produkten auseinandersetzen.<br />

Dazu haben wir uns im vergangenen Jahr eine neue Vertriebsund<br />

Entwicklungsabteilung aufgebaut und personell neu bestückt.<br />

Die Abteilung beschäftigt sich mit potenziellen Bauteilen,<br />

die nicht im Verbrennungsstrang eingesetzt werden, aber aus<br />

Eisenguss produzierbar sind. Hierfür haben wir auch freie Fertigungskapazitäten,<br />

die wir nutzen können.<br />

ten. Das Fazit ist, dass derzeit kein Teil dafür infrage kommt.<br />

Gegossene Bauteile für den E-Antrieb sind ohnehin begrenzt,<br />

im Prinzip nur Motorengehäuse und Steuergehäuse. Beim Batteriekasten<br />

gibt es bereits Entwicklungen weg vom Guss und<br />

hin zu geschweißten Aluminiumprofilen oder sogar Stahl- und<br />

Edelstahlkomponenten.<br />

Leichtbau ist auch mit Eisen möglich, wie Sie seit 20<strong>11</strong><br />

mit Dünnwandguss unter Beweis stellen. Weshalb lehnen<br />

die OEM beim E-Auto Eisenguss ab?<br />

Gegenüber dem Sandgussverfahren bietet Aluminiumdruckguss<br />

Vorteile für die Fertigung der E-Motoren- und Steuergehäuse,<br />

sowohl von der technologischen wie auch von der Kostenseite.<br />

Im Sandguss wären Sie mit Eisenguss konkurrenzfähig?<br />

Da könnten wir mithalten. Es ist aber auch nicht so, dass wir das<br />

Buch für immer zugeschlagen haben. Wir halten zu den Entwicklungsabteilungen<br />

einen guten Kontakt und sind dort natürlich im<br />

Gespräch. Wir versuchen, soweit möglich, die Idee einzupflanzen,<br />

dass man solche Teile auch in Eisenguss herstellen kann.<br />

Dem Thema öffnen muss sich aber der OEM?<br />

Derzeit wird seitens der OEM sehr viel in E-Mobilität investiert.<br />

Ich glaube, wir sind bei weitem noch nicht an dem Punkt, wo<br />

man sagen kann welche Antriebslösung das Nonplusultra ist.<br />

Es gibt immer wieder neue Konzepte. Heute sprechen wir über<br />

einen Elektroantriebsstrang, das kommt aus der Idee heraus,<br />

den Verbrennungsmotor durch einen E-Motor zu substituieren,<br />

aber die Entwicklungen gehen weiter. Es wird auch intensiv diskutiert,<br />

inwieweit nicht Radnabenmotoren eine Lösung sein könnten,<br />

die gleichzeitig auch als Ener<strong>gie</strong>wandler nutzbar wären.<br />

Nach ihrer Analyse wird sich die E-Mobilität ab 2025 immer<br />

stärker zum Nachteil der Eisen<strong>gie</strong>ßer auswirken. Wie<br />

sieht Ihre Transformationsstrate<strong>gie</strong> aus?<br />

Wir haben seitens unserer Gesellschafter und des Beirates letztes<br />

Jahr die Aufgabenstellung bekommen, uns damit auseinanderzusetzen.<br />

Die Ergebnisse haben wir ihnen im Februar dieses<br />

Jahres vorgestellt. Wir sehen diesen Transformationsprozess<br />

bis zum Jahr 2030 und gehen grundsätzlich davon aus, dass wir<br />

eine auf Großserie ausgerichtete Motoren<strong>gie</strong>ßerei bleiben. Wenn<br />

man die unterschiedlichsten Studien vergleicht und analysiert,<br />

dann werden auch 2030 weltweit immer noch zwischen 20 und<br />

25 Millionen Motorblöcke aus Eisenguss für Pkw benötigt werden.<br />

Unsere Zielstellung ist, dort einen entsprechenden Marktanteil<br />

zu halten. Aber wir haben auch angefangen, uns hier neu<br />

aufzustellen.<br />

Welche Produkte können das sein?<br />

Beispielsweise Bauteile für Landmaschinen, Baumaschinen oder<br />

Lkw-Gusskomponenten außerhalb des Verbrennungsstrangs.<br />

Die ersten Bauteile im Achsenbereich und Gehäuseteile für Getriebe<br />

im Maschinenbau, keine Fahrzeuggetriebe, werden wir<br />

nach den Betriebsferien ab<strong>gie</strong>ßen.<br />

Ihr Zeithorizont für die Transformation ist bis 2030. Dazu<br />

brauchen sie einmal die Innovationskraft und dann die Finanzkraft.<br />

Innovationskraft haben Sie schon mehrmals<br />

unter Beweis gestellt, die Finanzkraft kommt von den Gesellschaftern<br />

oder auch von außen?<br />

Unsere Gesellschafter stehen voll hinter unserer Strate<strong>gie</strong>. Erstmal<br />

sind wir so aufgestellt, dass wir auch ohne große Investitionen<br />

mit anderen Produkten starten können. Wir haben einen<br />

hochleistungsfähigen Schmelzbetrieb mit einem Kupolofen und<br />

einem Elektroschmelzbetrieb. Dadurch sind wir auch heute<br />

schon in der Lage, auch kleinere Chargen von verschiedenen<br />

Werkstoffen produzieren zu können. Unsere 2010 fertiggestellte<br />

Formanlage FAB 4 bietet genügend Flexibilität, um dort neue<br />

Produkte herstellen zu können. Wir arbeiten einschichtig, haben<br />

also eine freie Kapazität von zwei Schichten und sind dort auch<br />

in der Lage, Sonderwerkstoffe zu ver<strong>gie</strong>ßen.<br />

Ist Bionik ein Thema?<br />

Bionik ist unheimlich interessant. Das ist sicherlich eines der<br />

Themen, wo wir uns im Bereich neuer Produkte ebenfalls auseinandersetzen<br />

können und sollten. Sicher ist das auch sehr<br />

interessant für den Stahlguss unserer Schwester<strong>gie</strong>ßerei, der<br />

Eisen<strong>gie</strong>ßerei Hasenclever.<br />

Arbeiten Sie mit Hasenclever zusammen?<br />

Wir arbeiten soweit wie möglich zusammen, fertigen aber unterschiedliche<br />

Produkte. Während wir direkt an den OEM liefern,<br />

arbeitet Hasenclever überwiegend für die Zulieferer. Wir tau-<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 23


INTERVIEW<br />

schen uns jedoch regelmäßig aus, auf technischer Ebene wie<br />

auf Einkaufsebene.<br />

Sie haben neue Produktlinien angesprochen und als Beispiel<br />

Landmaschinen genannt...<br />

Als ein Beispiel. Wir haben den großen Vorteil, dass wir als Eisen<strong>gie</strong>ßer<br />

alle Freiheitsgrade offen haben. Das einzige, was uns<br />

begrenzt, ist die Größe unseres Formkastens. Natürlich suchen<br />

wir nicht unbedingt nach Produkten, die als Einzelteile kommen,<br />

wir sind und werden kein Einzelteilfertiger. Unsere kleinste Losgröße<br />

sind 50 Kästen und das ist eine Losgröße, die wir auch<br />

heute schon bei Prototypen oder bei Werkzeugänderungen als<br />

Versuchslose durchlaufen lassen. Damit sind wir vollkommen<br />

frei, für welche Bauteile aus welchen Branchen oder Märkten<br />

auch immer. Wir sind derzeit mit dem neuen Vertriebsteam<br />

dabei, den Markt zu „scannen“, mit Kunden in Kontakt zu treten,<br />

wir haben mit vielen Kunden Erst-, Zweit- und Drittgespräche<br />

geführt. Erfreulicherweise können wir sagen, dass das Eisenwerk<br />

Brühl in der Branche einen ganz guten Name hat, was<br />

uns manche Tür öffnet. Es gibt anspruchsvolle Kunden, die sagen,<br />

wenn ihr so ein komplexes Bauteil wie ein Zylinderkurbelgehäuse<br />

fertigen könnt, mit den dünnen Wandstärken, der Komplexität<br />

und diesem Schwierigkeitsgrad, dann trauen wir euch<br />

auch zu, dass ihr unsere Teile herstellen könnt.<br />

Sie betreten aber auch einen neuen Markt mit einem neuen<br />

Wettbewerb?<br />

Im Gießereibereich gibt es grundsätzlich Konsolidierungstendenzen,<br />

die IKB-Studie 2025 hat das klar herausgearbeitet. Da<br />

traut man einem Unternehmen unserer Größe einfach eher zu,<br />

im Markt zu bestehen und somit ein langer, nachhaltiger und<br />

verlässlicher Partner zu sein, als vielleicht dem kleinen Unternehmen,<br />

das in der Vergangenheit geliefert hat. Wenn wir uns<br />

mit dem Thema „andere Bauteile“ im Eisenguss beschäftigen,<br />

dann stehen wir nicht wie heute mit vier bis fünf Motoren<strong>gie</strong>ßern<br />

in Europa im Wettbewerb, sondern mit vielleicht 300 Gießereien.<br />

Und das ist die große Herausforderung, neue Produkte<br />

zu wettbewerbsfähigen Preisen darstellen zu können.<br />

Sie sind heute durch OEM in Europa gut ausgelastet, wie<br />

sieht die künftige Marktstruktur aus, werden Sie über Europa<br />

hinausgehen?<br />

Das ist der zweite Ansatz. Ich sagte eben, wir haben weltweit<br />

auch 2030 noch einen Anteil von 20 bis 25 Millionen Pkw im<br />

Eisenguss, die Märkte verschieben sich natürlich. Gerade hier<br />

in Europa ist die Tendenz hin zum Aluminium auch in den letzten<br />

Jahren sehr stark gewesen, aber es gibt Märkte, wo wir<br />

heute noch gar nicht aktiv sind.<br />

Wo zum Beispiel?<br />

Wir haben aktuell einen Auftrag für GM gewonnen. Die produzieren<br />

einen V8-Zylinder mit 6,6 Litern Hubraum, der nächstes Jahr<br />

in Serie geht. Der geht in die USA. Ein Benziner, aber Eisenguss.<br />

Was die Amerikaner nicht können?<br />

Nein, in den USA gibt es keine Motoren<strong>gie</strong>ßerei für Eisenguss.<br />

Export ist sicherlich ein Weg, den wir zukünftig auch einschlagen<br />

werden, dass wir eben auch in anderen Regionen und Ländern<br />

antreten wollen, bei anderen OEM als es heute der Fall ist.<br />

Global wächst der Automarkt,<br />

in Europa und<br />

Deutschland stagniert er...<br />

Wobei das Wachstum überwiegend<br />

in Asien stattfindet.<br />

Da müssen wir sehen, welche<br />

Möglichkeiten wir haben, dort<br />

auch Zugewinne zu bekommen.<br />

Wir haben auch heute<br />

OEM, die zwar hier in Europa<br />

stationiert sind, die aber Bauteile<br />

bei uns beziehen, die<br />

dann nach China, Mexiko,<br />

nach Südafrika usw. gehen.<br />

Wir haben heute schon einen<br />

Lieferanteil speziell von dem<br />

4-Zylinder-Benziner im Dünnwandguss,<br />

von dem heute aktuell<br />

rund 300 000 zu VW<br />

nach China gehen.<br />

Sind Märkte außerhalb Europas<br />

weniger auf Aluminium<br />

im Motorenbau fixiert?<br />

Nein, das ist eine durchgän-<br />

24 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


gige Tendenz. In Japan ist überwiegend Aluminium im Einsatz,<br />

große OEM wie Mercedes und BMW verbauen fast ausschließlich<br />

Aluminium in ihren Pkw-Motoren – für uns eine Herausforderung.<br />

Da war das Thema Dünnwandguss ein wichtiger Meilenstein<br />

für das Eisenwerk Brühl, um ein bisschen Kontra bieten<br />

zu können. Das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb VW damals<br />

die Entscheidung getroffen hat, nicht nur im Eisenguss zu<br />

bleiben, sondern dies auch für die Nachfolgegeneration so beizubehalten.<br />

Sie sprechen vom neuen Dieselmotor?<br />

Wir sind derzeit die einzige Gießerei, die den Auftrag für den<br />

neuen VW-2-Liter-4-Zylinder-Dieselmotor hat, der dann nur noch<br />

Wandstärken von 2,5 Millimetern hat. Der 4-Zylinder-Benziner<br />

im Dünnwandguss hat noch Wandstärken von 3 Millimetern.<br />

Das Thema Dünnwandguss hat uns bei unseren größten Kunden,<br />

bei VW und Audi, ein echtes Prädikat verschafft. Es war<br />

eine grundsätzliche strategische Entscheidung von VW und Audi,<br />

beim Eisenguss zu bleiben. Eben aufgrund der Vorteile, die<br />

ein Eisengussmotor gegenüber Aluminium hat. Ford ist ein weiterer<br />

Großkunde, dort liefern wir einen 3-Zylinder-Benzinmotor,<br />

der auch als Hybrid-Variante eingesetzt wird. Ford hat sich ausdrücklich<br />

zum Eisen bekannt, aufgrund der besseren mechanisch-technologischen<br />

Eigenschaften. So ist der Eco-Boost von<br />

Ford schon sechsmal Motor des Jahres geworden – und auch<br />

dieser Motor ist schon fast eine Blechkonstruktion. Grundsätzlich<br />

brauchen wir uns mit dem Dünnwandguss nicht vor dem<br />

Aluminium<strong>gie</strong>ßer zu verstecken. Wir haben Vorteile: So muss<br />

man beispielsweise bei Aluminium die Zylinderbohrung entweder<br />

beschichten oder Inletts ein<strong>gie</strong>ßen oder einschrumpfen,<br />

beim Eisenguss nicht.<br />

Wie sieht die Prognose für den neuen Dieselmotor aus?<br />

Jetzt kommt er auf den Markt und der Diesel steht in der<br />

Kritik wie nie zuvor, man könnte auch sagen, am Pranger.<br />

Da hätte ich gern eine Glaskugel, um abzuschätzen, wie sich<br />

das Thema Diesel entwickeln wird. Wir sehen schon, dass der<br />

Diesel mittelfristig signifikant rückläufig sein wird. Das merken<br />

wir nicht nur bei VW und Audi, wo wir den neuen Dieselmotor<br />

gewonnen haben, sondern auch bei den anderen Kunden. Das<br />

ist jedoch sehr vom einzelnen OEM abhängig.<br />

Aber Sie haben genug Aufträge für den neuen Dieselmotor?<br />

Der Auftrag ist abgesichert, auch wenn die Gesamtmenge an<br />

Dieselfahrzeugen am Markt rückläufig ist. Das trifft uns aktuell<br />

noch nicht. Wir haben den Auftrag über eine erste Losgröße,<br />

aber grundsätzlich gehen wir davon aus, dass der Dieselanteil<br />

zurückgehen wird.<br />

Zuletzt: Wie hoch ist die aktuelle Produktion? Wie viele<br />

Motorblöcke verlassen bis Ende des Jahres das Werk?<br />

Dieses Jahr rund 4,1 Millionen Bauteile.<br />

Das Interview führte Gerd Krause, Mediakonzept, Düsseldorf<br />

KENNEN<br />

SIE IHREN<br />

SAND?<br />

MODERNE GIESSEREIEN<br />

WISSEN, WAS GEMESSEN<br />

WIRD, MUSS KONTROLLIERT<br />

WERDEN.<br />

Ein Großteil der weltweiten<br />

Gießereiindustrie nutzt Simpson<br />

Analytics für ihr Sandlabor.<br />

Simpson Analytics besteht aus<br />

über 85 Geräten:<br />

• wiederholgenauer<br />

• fl exibler bei verschiedenen Standards<br />

• einfach in der Bedienung<br />

• einfach in der Kalibrierung<br />

• robust<br />

Simpson Analytics, einschließlich<br />

aller früheren + GF + Produkte,<br />

werden von unserem globalen<br />

Servicenetzwerk in den USA,<br />

Deutschland und Indien betreut.<br />

BESUCHEN SIE UNSERE INTERNETSEITE UM DAS RICHTIGE GERÄT FÜR IHRE BEDÜRFNISSE ZU WÄHLEN.<br />

WWW.SIMPSONGROUP.COM/DEU/SAND<br />

Simpson Technolo<strong>gie</strong>s (Deutschland) GmbH<br />

Roitzheimer Straße 180, 53879, Euskirchen, Deutschland


Wissen Online<br />

FOTO: MAKSIM PASKO - FOTOLIA<br />

KRAS99 - FOTOLIA, AG VISUELL - FOTOLIA<br />

Interviews<br />

Fachberichte<br />

Aktuelles


GIESSEREI Online<br />

AKTUELL<br />

IM WORLD WIDE WEB<br />

l Aktuelle Meldungen aus der Gießereibranche<br />

l Umfassende Analysen, präzise Informationen<br />

l Exklusive bildstarke Reportagen<br />

l Jobbörse<br />

l Aktuelle Termine und viele Topinformationen<br />

ab sofort unter:<br />

www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

Jobs<br />

Der<br />

Marktführer<br />

Hier kommuniziert die Gießereibranche<br />

Der Webauftritt der GIESSEREI bietet einzigartige Einblicke<br />

in die Welt des Metall<strong>gie</strong>ßens – spannend und kompetent aufbereitet.<br />

Wir zeigen, wie die Gießereibranche tickt!<br />

Alle Inhalte sind flexibel und mobil auf Smartphone und Tablet zu nutzen!


BERUF & KARRIERE<br />

FOTOS: MARIO JAHN<br />

Nur nicht den Überblick verlieren: Schreibtischarbeit<br />

gehört zum Job von Ausbildungsleiter<br />

Ronny Keppler. Bei über 50 Auszubildenden<br />

gibt es viel zu organisieren.<br />

Mission (Im)possible –<br />

Ein passionierter Ausbildungsleiter<br />

auf Nachwuchssuche<br />

In vielen Gießereien ist der Fachkräftemangel längst ein Problem. So mancher Ausbildungsplatz<br />

bleibt unbesetzt und nicht jeder Auszubildende hält bis zur Abschlussprüfung<br />

durch. Die Ursachen sind vielfältig – die Lösungsansätze auch. Auf jeden Fall braucht es<br />

enga<strong>gie</strong>rte und kompetente Ausbildungsleiter mit langem Atem und ausgeprägter Frustrationstoleranz.<br />

Ronny Keppler vom Gießereiverbund Silbitz Group GmbH in der Nähe<br />

von Gera ist so ein Ausbildungsleiter – und der Erfolg gibt ihm Recht.<br />

VON KARIN HARDTKE, RATINGEN<br />

Die Einführungsveranstaltung ist<br />

beendet, die Führung über das<br />

Gießereigelände absolviert und<br />

das Gruppenfoto im Kasten – Ausbildungsleiter<br />

Ronny Keppler kann durchatmen.<br />

Der erste Arbeitstag für die 16 neuen<br />

Auszubildenden ist erfolgreich geschafft.<br />

In insgesamt acht Ausbildungsberufen<br />

und zwei dualen Studienrichtungen<br />

bildet die Silbitz Group GmbH aus,<br />

dazu zählt auch die Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />

und technischen Modellbauer.<br />

Vier junge Männer hat Keppler in<br />

den vergangenen Monaten für eine Ausbildung<br />

zum Gießereimechaniker gewinnen<br />

können – dies ist eine gute und eine<br />

schlechte Nachricht zugleich. „Leider<br />

konnten wir auch in diesem Jahr nicht alle<br />

Ausbildungsplätze besetzen – insbesondere<br />

bei den Gießereimechanikern<br />

fehlt uns der Nachwuchs“, erläutert Ronny<br />

Keppler. Eine Entwicklung, die der<br />

46-jährige mit Sorge betrachtet, umso<br />

mehr, als das Unternehmen mit dem demografischen<br />

Wandel zu kämpfen hat und<br />

ausschließlich für den eigenen Bedarf<br />

ausbildet. Keppler ist seit gut 10 Jahren<br />

für die Betreuung der Auszubildenden im<br />

60 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Ein Blick sagt mehr<br />

als tausend Worte:<br />

Ausbildungsleiter<br />

Ronny Keppler und<br />

seinem Schützling,<br />

Gießerei-Azubi<br />

Pascal Geißler, sieht<br />

man ihr Engagement<br />

und ihre Begeisterung<br />

für den<br />

Beruf an.<br />

Unternehmen verantwortlich. Bei ihm laufen<br />

sämtliche „Ausbildungsfäden“ zusammen:<br />

Ob es um die laufende Nachwuchsgewinnung,<br />

den regelmäßigen Kontakt zu<br />

den Berufsschulen, die Umlaufplanung für<br />

die Auszubildenden, Urlaubsplanung oder<br />

die Verkürzung der Ausbildung geht – zu<br />

organisieren, zu planen und abzuklären<br />

gibt es bei insgesamt gut 50 Auszubildenden<br />

immer etwas, zumal die ja auch noch<br />

über mehrere Ausbildungsjahre und das<br />

gesamte Betriebsgelände verstreut seien,<br />

scherzt Keppler.<br />

Die Silbitz Group GmbH ist ein Firmenverbund<br />

von drei Gießereien und einem<br />

mechanischen Bearbeitungsunternehmen.<br />

Die Silbitz Guss GmbH mit rund 540<br />

Mitarbeitern ist der Hauptsitz der Unternehmensgruppe.<br />

Dort ist auch die Ausbildung<br />

konzentriert. Die mechanische<br />

Bearbeitung konzentriert sich am Standort<br />

in Staßfurt. Die weiteren Gießereien<br />

befinden sich im nahegelegenen Zeitz und<br />

im slowakischen Košice, wo noch einmal<br />

insgesamt fast 600 Mitarbeiter beschäftigt<br />

sind. Silbitz fertigt Gussteile in Stahlund<br />

Eisenguss mit einem Gewichtsspektrum<br />

von 10 Kilogramm bis 45 Tonnen.<br />

Die Kunden kommen aus den verschiedensten<br />

Branchen – Automobilindustrie,<br />

Maschinenbau, Windkraftproduzenten<br />

oder die Bahnindustrie sind darunter. Das<br />

Produktspektrum ist breit gefächert und<br />

reicht von Achsen, Getriebegehäusen,<br />

Motorblöcken bis hin zu Rotornaben für<br />

Windräder.<br />

Vom Gießereiskeptiker<br />

zum Gießereibegeisterten<br />

Dass er einmal Ausbildungsleiter in einer<br />

Gießerei und dann auch noch bei der Silbitz<br />

Group werden würde, das gehörte<br />

zunächst nicht zu Ronny Kepplers Berufsplanung.<br />

Keppler stammt aus dem benachbarten<br />

Ort Crossen, ist dort zur<br />

Schule gegangen. Sein Vater war zwar<br />

auch bei Silbitz beschäftigt, aber als der<br />

damals 15-jährige DDR-Schüler im Rahmen<br />

der „Praktischen Arbeit“ eine Zeit<br />

lang in der Gießerei arbeiten musste, war<br />

er zunächst wenig angetan: „Ich kam aus<br />

einem hellen sauberen Klassenzimmer<br />

und stand plötzlich in diesen großen,<br />

dunklen und dreckigen Hallen“, erinnert<br />

sich Keppler, lacht und streicht sich lässig<br />

eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine<br />

Erfahrung, die ihm heute sicherlich dabei<br />

hilft, die Sichtweise vieler Schulabgänger<br />

besser zu verstehen und sie trotzdem für<br />

eine Arbeit in der Gießerei zu bewegen.<br />

Keppler jedenfalls entschied sich, doch<br />

besser „etwas mit Holz zu machen“ und<br />

absolvierte eine Ausbildung zum Tischler.<br />

Nach der Wende ergriff er die Chance,<br />

bei einem Bildungsträger die überbetrieb-<br />

Die Silbitz Guss GmbH ist der älteste<br />

und größte Standort der Silbitz Group.<br />

Produziert werden Gussteile aus Stahl,<br />

Edelstahl und Gusseisen.<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 61


BERUF & KARRIERE<br />

liche Ausbildung für den Bereich Holz zu<br />

übernehmen und dort zu unterrichten.<br />

Später kamen die Ausbildung in den Fachbereichen<br />

Metallverarbeitung und Metallbau<br />

hinzu. Eine Aufgabe, die ihm Spaß<br />

macht: „Jungen Menschen zu helfen, insbesondere<br />

auch lernschwachen Schülern,<br />

sie zu unterstützen und mitzuerleben, wie<br />

sie sich weiterentwickeln, das war für<br />

mich immer äußerst befriedigend“, erklärt<br />

Keppler seine Motivation. 13 Jahre blieb<br />

Keppler dort. Als die Silbitz Group jedoch<br />

2008 einen Mitarbeiter suchte, der sich<br />

vollumfänglich um das Thema Ausbildung<br />

im Unternehmen kümmert, wechselte er.<br />

Die Aussicht, zukünftig „das große Ganze“,<br />

wie er es nennt, mitzugestalten, reizte<br />

ihn an seiner neuen Aufgabe.<br />

Langweilig werde seine Arbeit nie, die<br />

Herausforderungen würden eher mehr als<br />

weniger, so Keppler. Demografischer<br />

Wandel, sinkendes schulisches Niveau<br />

der Schulabgänger und manchmal auch<br />

deren Mangel an sozialer Kompetenz seien<br />

Herausforderung genug. Die Bewerberzahlen<br />

– insbesondere für eine Ausbildung<br />

zum Gießereimechaniker – sind<br />

seit Jahren tendenziell rückläufig. Eine<br />

Entwicklung, mit der nicht nur Silbitz Guss<br />

zu kämpfen habe, sagt Keppler. Mittlerweile<br />

fängt die Nachwuchssuche bereits<br />

im Kindergarten an. Einmal im Jahr besucht<br />

die Vorschulgruppe des Kindergartens<br />

im benachbarten Hartmannsdorf die<br />

Gießerei. Keppler begleitet die Dreikäsehochs<br />

durch die Gießerei und manch einer<br />

sei schlichtweg begeistert zu sehen, wo<br />

die Mama denn nun arbeitet oder der Opa<br />

gearbeitet hat, erklärt Keppler und grinst.<br />

Seien es Lesepatenschaften an Grundschulen<br />

oder Lesewettbewerbe, bei denen<br />

Silbitz-Mitarbeiter in der Jury sitzen:<br />

Keppler will so früh wie möglich Interesse<br />

für das Unternehmen wecken. Da kann<br />

es dann auch schon einmal vorkommen,<br />

dass der Vollblut-Ausbilder in seiner Freizeit<br />

einige Ausbildungsflyer hier und dort<br />

in Geschäften auslegt. Regelmäßig ist<br />

Ronny Keppler in weiterführenden Schulen<br />

unterwegs, führt dort Bewerbertrainings<br />

durch und nimmt an Berufsinformationstagen<br />

teil. Einen Fuß in die Schulen<br />

zu bekommen, das sei nicht immer<br />

einfach. Keppler hat Verständnis für die<br />

Schulleiter: „Viele Firmen wollen in der<br />

Schule aktiv werden. Manchmal wird es<br />

den Schulleitern einfach zu viel.“ Aber er<br />

könne da schon hartnäckig und ausdauernd<br />

sein, so komme er dann oftmals<br />

doch ans Ziel. Die Arbeit auf regionalen<br />

Jobmessen – auch am Wochenende – teilt<br />

sich Keppler mit Personalchef Christian<br />

Blödner. Dies sei häufig ein großer Aufwand<br />

bei oftmals geringer Ausbeute – da<br />

freut sich Keppler umso mehr, wenn bereits<br />

vier Stunden nach einem Gespräch<br />

am Infostand eine Anfrage für einen Praktikumsplatz<br />

im E-Mail-Postfach eingeht.<br />

„Das sind dann kleine Erfolgserlebnisse,<br />

die motivieren.“ Motivierend ist für Ausbilder<br />

Keppler und Personaler Blödner<br />

allerdings auch, dass der neue zeitge mäße<br />

Internetauftritt und der frisch gedrehte<br />

Imagefilm auch bei potenziellen Bewerbern<br />

gut ankommen. Für das neue Design<br />

und ihr Markenkonzept wurde das Unternehmen<br />

mit dem German Brand Award<br />

<strong>2018</strong> ausgezeichnet.<br />

Nachhilfelehrer, Ausbilder und<br />

Sozialpädagoge in einer Person<br />

Auf einen Einstellungstest verzichtet man<br />

bei Silbitz mittlerweile. Wichtiger sind<br />

Keppler und Personalleiter Blödner zunächst<br />

die Bewerbungsunterlagen, aus<br />

denen der erfahrene Ausbilder bereits im<br />

Vorfeld so einiges herauslesen kann. Die<br />

schriftlichen Beurteilungen der Schüler<br />

in den Zeugnissen sowie die Praktikumsbeurteilungen<br />

beispielsweise ließen doch<br />

so manche Rückschlüsse in Sachen Ausbildungsfähigkeit<br />

zu, so Keppler. Und<br />

manche Jugendliche seien mittlerweile<br />

einfach nicht mehr ausbildungsfähig.<br />

Auch der Blick auf die Schulnoten lässt<br />

den sonst so gelassenen Ausbildungsleiter<br />

ab und an verzweifeln. „Die von der<br />

Schule bescheinigten Leistungen reichen<br />

manchmal nicht aus, um eine Ausbildung<br />

erfolgreich zu beenden. Das Leistungsbild<br />

der Schüler hat sich gewandelt und wir<br />

müssen heute eine erhebliche Mehrarbeit<br />

leisten, um einzelne durch die Prüfung zu<br />

bekommen.“ Keppler weiß allerdings aus<br />

Erfahrung, dass von den frisch gestarteten<br />

Azubis höchstwahrscheinlich nicht<br />

alle durchkommen werden. Personaler<br />

Blödner und Ausbildungsleiter Keppler<br />

denken daher schon weiter: Geplant ist<br />

eine zweijährige Ausbildung zur Fachkraft<br />

Metalltechnik für Schüler mit Lernhemmnissen.<br />

Am anderen Ende der Skala will<br />

man in Zukunft verstärkt um Studien abbrecher<br />

werben sowie den Ausbildungsberuf<br />

des Produktionstechnologen im Unternehmen<br />

etablieren.<br />

Wer nach Durchsicht der Bewerbungsunterlagen<br />

in die engere Wahl<br />

kommt, wird zum halbstündigen Vorstellungsgespräch<br />

eingeladen. Keppler entscheidet<br />

nicht nur nach Noten, sondern<br />

vertraut auch seinem Bauchgefühl, auf<br />

das er sich durch die jahrzehntelange<br />

Arbeit mit Jugendlichen recht gut verlassen<br />

kann. Und so bekommen mittlerweile<br />

auch Lernschwache und Bewerber ohne<br />

Schulabschluss immer häufiger eine<br />

Chance. „Wir beschreiten diesen Weg,<br />

weil wir dringend Mitarbeiter brauchen,<br />

aber auch, weil wir bisher gute Erfahrungen<br />

mit diesen Bewerbern gemacht haben.“<br />

Keppler erinnert sich an den Hauptschulabsolventen<br />

einer Förderschule,<br />

der jegliche Unterstützung dankbar angenommen,<br />

seine Prüfung geschafft und<br />

schließlich unbefristet übernommen worden<br />

sei. „Diese positiven Erlebnisse bleiben<br />

haften und motivieren mich, es immer<br />

wieder erneut zu versuchen“, erklärt<br />

Ernster Blick – leichte Sorgenfalten:<br />

Geeignete Auszubildende zu finden wird<br />

immer schwieriger. Das Interesse an<br />

einer Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />

ist rückläufig.<br />

62 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


Keppler. In diesem Ausbildungsjahr betritt<br />

Keppler komplettes Neuland: Ein Jugendlicher<br />

ganz ohne Schulabschluss hat<br />

eine Ausbildung zum Gießereimechaniker<br />

begonnen. Die negativen Erfahrungen<br />

mit Auszubildenden, die es natürlich<br />

auch gibt, versucht Keppler auszublenden.<br />

„Wenn jemand bereits kurz nach<br />

Ausbildungsbeginn mehr Fehl- als Arbeitstage<br />

aufweist, müssen wir irgendwann<br />

die Reißleine ziehen.“ Aber auch<br />

nach zehn Jahren reizt Keppler das „Gesamtpaket“,<br />

wie er es nennt: Junge Menschen<br />

für eine Ausbildung bei Silbitz zu<br />

begeistern, sie dreieinhalb Jahre mit allen<br />

Höhen und Tiefen zu begleiten, um sie<br />

schließlich ins Berufsleben zu entlassen,<br />

das sei immer wieder spannend und ein<br />

höchst individueller Prozess.<br />

IHK-Auszeichnung<br />

„TOP-Ausbildungsbetrieb“<br />

Seinen Umgang mit den jungen Auszubildenden<br />

nennt Keppler leicht ironisch<br />

„autoritär-demokratisch“. Einerseits versucht<br />

der erfahrene Ausbildungsleiter,<br />

behutsam an die Jugendlichen heranzutreten,<br />

ihre Probleme zu verstehen. Seine<br />

Tür steht immer offen und der eine<br />

oder andere Azubi nutzt diese Möglichkeit.<br />

Aber: „Man muss auch eine klare<br />

Linie fahren und eindeutige Grenzen ziehen“,<br />

sagt Keppler und raunt Pascal<br />

Geißler im Vorbeigehen ein freundliches,<br />

Gießerei-Azubi Pascal Geißler freut sich<br />

bereits darauf, nach seiner Grundausbildung<br />

endlich in der Gießerei arbeiten zu<br />

können.<br />

aber deutliches „Hände aus den Taschen“<br />

zu. Der 17-jährige angehende<br />

Gießereimechaniker im 1. Lehrjahr absolvierte<br />

zunächst ein Praktikum bei Silbitz<br />

Guss – erst als Elektriker, anschließend<br />

als Gießereimechaniker. Sein Fazit<br />

nach einigen Monaten Grundausbildung<br />

fällt kurz, aber eindeutig aus: „Der Kontakt<br />

zu Herrn Keppler ist gut, der Kontakt<br />

zu den anderen Azubis ist gut und die<br />

Ausbildungsvergütung ist es auch.“ Dass<br />

es nach der Grundausbildung hinunter<br />

in die Gießerei geht, darauf freut sich<br />

Geißler schon. Und sollte er seine Prüfung<br />

bestehen, stehen seine Chancen<br />

gut, unbefristet übernommen zu werden.<br />

Dies ist nicht der einzige Pluspunkt, wie<br />

Keppler betont. Denn das Unternehmen<br />

bietet verschiedene Möglichkeiten der<br />

Weiterbildung an, bis hin zur finanziellen<br />

Unterstützung bei der Meisterausbildung.<br />

„Mehrere Hunderttausend Euro<br />

investieren wir jährlich in die Weiterbildung<br />

unserer Mitarbeiter“, sagt Personalverantwortlicher<br />

Blödner. Dass es<br />

dem Unternehmen überaus gut gelingt,<br />

mit dem Berufsnachwuchs zu arbeiten,<br />

das hat Ronny Keppler inzwischen auch<br />

schriftlich: Die Silbitz Group wurde von<br />

der IHK Halle-Dessau mit dem Titel „Top<br />

Ausbildungsbetrieb 2016“ ausgezeichnet.<br />

„Es zeigt, dass wir mit unserer Ausbildung<br />

einen guten Weg gehen“. Und<br />

das sei auch deshalb von Bedeutung, weil<br />

zum Beispiel der Gießereimechaniker<br />

nicht unbedingt ein Beruf ist, um den<br />

sich junge Menschen reißen.<br />

Ab und an nehme er seine Arbeit auch<br />

mit nach Hause – im wörtlichen wie im<br />

übertragenen Sinne, erzählt Keppler. Abschalten<br />

kann der Mittvierziger am besten<br />

bei der Tätigkeit, die er vor über dreißig<br />

Jahren gelernt hat: dem Tischlern. Zu Hause<br />

gebe es immer etwas zu tun, sagt er,<br />

der verheiratet ist und zwei Töchter hat.<br />

Die ältere hat mittlerweile ihr Studium der<br />

Erziehungswissenschaften abgeschlossen,<br />

die jüngere ist elf Jahre alt. „Ob ich<br />

sie für eine Ausbildung bei uns begeistern<br />

kann, das wird sich zeigen“, scherzt Keppler.<br />

Und fügt an: „Mitzuerleben, wie sich<br />

Auszubildende positiv entwickeln und unsere<br />

Arbeit Früchte trägt, das gibt mir immer<br />

wieder Kraft. Wenn ich aus den Abteilungen<br />

die Rückmeldung erhalte „der<br />

Azubi ist ein guter Mann, den kannst du<br />

mir wiederbringen“, dann ist das für mich<br />

sehr befriedigend. Ansonsten könnte ich<br />

mein Geld ja auch einfacher verdienen.“<br />

Keppler ist gespannt, wie viele junge Leute<br />

er im nächsten Jahr für eine Ausbildung<br />

gewinnen wird – auch und insbesondere<br />

zum Gießereimechaniker. An ihm wird es<br />

jedenfalls nicht liegen.<br />

www.silbitz-group.com<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 63


SPECIAL: 3-D-DRUCK IN DER GIESSEREI-INDUSTRIE<br />

56 % weniger Gewicht als das Vorgängermodell<br />

aus Aluminium bringt dieser<br />

gemeinsam mit der US-Fein<strong>gie</strong>ßerei Aristo<br />

Cast gefertigte Flugzeugsitzrahmen aus<br />

Magnesium auf die Waage, den Autor<br />

Andreas Bastian auf einem Finger<br />

balanciert.<br />

FOTOS: AUTODESK<br />

Additive Manufacturing – ein Plus für<br />

das moderne Metall<strong>gie</strong>ßen<br />

Viele industrielle Hersteller behaupten, der Additiven Fertigung gegenüber offen zu sein.<br />

Doch wie viele wagen es tatsächlich, diesen Weg einzuschlagen? Ein Essay über die<br />

Chancen für Metall<strong>gie</strong>ßereien durch Additive Manufacturing mit dem Fokus auf Nordamerika.<br />

VON ANDREAS BASTIAN,<br />

SAN RAFAEL, USA<br />

Abgesehen von einer Handvoll Frühanwendern<br />

warten die meisten industriellen<br />

Hersteller lieber ab, ob<br />

oder wann additive Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n<br />

weiter ausreifen. Vielleicht fallen<br />

auch Sie in diese Kategorie. Natürlich gibt<br />

es nachvollziehbare Gründe, weshalb Hersteller<br />

weiterhin auf traditionelle Fertigungsverfahren<br />

wie das Metall<strong>gie</strong>ßen setzen,<br />

statt sich kopfüber in die additive<br />

Metallfertigung zu stürzen: Zum einen<br />

können sie bei der additiven Metallfertigung<br />

in der Regel auf weniger als ein Dutzend<br />

allgemein verfügbare Materialien zurückgreifen,<br />

während beim Metall<strong>gie</strong>ßen<br />

Hunderte verschiedene Le<strong>gie</strong>rungen zur<br />

Anwendung kommen können – ganz zu<br />

schweigen davon, dass die Verwendung<br />

neuer individueller Materialien kein Problem<br />

darstellt, selbst für ein einziges Bauteil<br />

im Rahmen eines größeren Projekts.<br />

76 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


können Hochleistungsstrukturen per<br />

Computer entworfen werden; additive<br />

Fertigung ermöglicht die physische<br />

Umsetzung dieser Strukturen zu Gießformen;<br />

und moderne Gießverfahren verpassen<br />

ihnen unter Verwendung der passenden<br />

Metallle<strong>gie</strong>rung die endgültige Form.<br />

Dieser Ansatz bietet industriellen Herstellern<br />

sowohl eine gute Einstiegsmöglichkeit<br />

in die Welt des generativen<br />

De signs als auch der additiven Fertigung,<br />

zwei Ansätze, die in Zukunft weiter an<br />

Fahrt gewinnen werden. Und schon heute<br />

können Hersteller unter Zuhilfenahme<br />

von 3-D-gedruckten Gießformen Metallerzeugnisse<br />

in Geometrien entwickeln,<br />

die bisher nicht realisierbar waren.<br />

Unternehmen, die auf Leichtbau setzen<br />

– etwa in der Automobil- oder Luftfahrtbranche<br />

–, kann diese Arbeitsweise<br />

erhebliche Vorteile bieten, und in manchen<br />

Fällen tut sie das sogar bereits.<br />

Darüber hinaus eignet sie sich hervorragend<br />

zur Herstellung maßgeschneiderter<br />

Objekte, wie etwa Knie- und Hüftersatzlösungen<br />

für Anbieter von Prothesentechnik.<br />

Feingegossenes<br />

Flugzeugsitzgestell<br />

Bild 1: Das im 3-D-Drucker hergestellte Kunststoffmodell weist eine extrem filigrane Struktur<br />

auf. Um die Gussform zu erhalten, wurde das Modell mit Keramik überzogen und der<br />

Kunststoffanteil anschließend weggeschmolzen.<br />

Zum anderen lassen sich in den Metall<strong>gie</strong>ßverfahren<br />

riesige Bauteile anfertigen,<br />

während Metalldrucker allerhöchstens<br />

Teile in Brotkastengröße hervorbringen.<br />

Der dritte Faktor sind Kosten- und Zeitaufwand:<br />

Anlagen für das direkte Laserschmelzen<br />

(Direct Metal Laser Sintering,<br />

DMLS) sind äußerst kostspielig und erfordern<br />

ein hohes Maß an Nachbearbeitung.<br />

So ist meistens irgendeine Form von<br />

heißisostatischem Pressen und das Entfernen<br />

von Stützstrukturen von der Bauplatte<br />

notwendig.<br />

Technologischer Hattrick<br />

Nicht zuletzt handelt es sich beim Metall<strong>gie</strong>ßen<br />

um einen wohlbekannten und bewährten<br />

Prozess, den es bereits seit Jahrtausenden<br />

gibt. Dadurch, dass er nicht<br />

mehr neu zertifiziert werden muss, lässt<br />

sich eine Menge Zeit und Geld sparen.<br />

Dennoch müssen Hersteller, die weiterhin<br />

auf das Metall<strong>gie</strong>ßen setzen, nicht<br />

auf das größere Formenrepertoire des<br />

generativen Designs oder auf die Vorteile<br />

der additiven Fertigung verzichten. Tatsächlich<br />

können moderne Metall<strong>gie</strong>ßverfahren<br />

den Weg zu diesen Technolo<strong>gie</strong>n<br />

ebnen.<br />

Anders als bei typischen 3-D-Metalldruckverfahren,<br />

bei denen Form und Material<br />

zeitgleich bestimmt werden, geschieht<br />

dies beim Metall<strong>gie</strong>ßen in zwei<br />

separaten Schritten.<br />

Wer diese Tatsache zum eigenen Vorteil<br />

zu nutzen weiß, dem kann ein technologischer<br />

Hattrick gelingen - also drei<br />

Erfolge auf einmal: Mithilfe von generativem<br />

Design und digitaler Optimierung<br />

Ein Beispiel dieser technologischen Dreierkombination<br />

ist das ultraleichte Flugzeugsitzgestell,<br />

das mein Autodesk-Kollege<br />

Andy Harris und ich Anfang dieses<br />

Jahres mithilfe einer Kombination aus optimierten<br />

Gitterstrukturen, 3-D-Druck<br />

und dem Fein<strong>gie</strong>ßverfahren entwickelt<br />

haben. Wir fassten den Beschluss, das<br />

Sitzgestell aus Magnesium herzustellen,<br />

da das Material um 35 % leichter ist als<br />

das üblicherweise für solche Strukturen<br />

verwendete Aluminium und ein besseres<br />

Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht aufweist.<br />

Da derzeit verfügbare additive<br />

Metalldrucker nicht in der Lage sind, Magnesium<br />

zu drucken, haben wir uns an<br />

eine der wenigen Gießereien in Nordamerika<br />

gewendet, die mit Magnesium arbeiten:<br />

Aristo Cast aus Almont in Michigan.<br />

Das Team von Aristo Cast druckte ein<br />

Kunststoffmodell des Sitzgestells und<br />

verpasste ihm die entsprechende Struktur,<br />

die dann mit Keramik überzogen wurde<br />

(Bild 1). Anschließend wurde der<br />

Kunststoffanteil weggeschmolzen und<br />

Magnesium in die Keramikform gegos-<br />

Bild 2: Abguss der Fein<strong>gie</strong>ßformen bei<br />

Aristo Cast in Almont, Michigan. Durch<br />

die Verzahnung von 3-D-Druck und Gießen<br />

dauerte die Fertigung nur zwei Tage.<br />

GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 77


SPECIAL: 3-D-DRUCK IN DER GIESSEREI-INDUSTRIE<br />

sen, um das endgültige Sitzgestell zu erzeugen<br />

(Bild 2).<br />

Aufgrund des verwendeten Materials<br />

und der Gitterstruktur ist das Sitzgestell<br />

um 56 % leichter als derzeit gängige<br />

Modelle (Bild 3). Würde man einen Airbus<br />

A380 für 615 Passa<strong>gie</strong>re mit Sitzen<br />

dieser Art ausstatten, ließen sich innerhalb<br />

eines Jahres Treibstoffkosten in<br />

Höhe von 100 000 US-Dollar (rund<br />

87 000 Euro) sparen – bei einer Flotte<br />

von einhundert A 380-Maschinen und<br />

einer Zeitspanne von 20 Jahren würden<br />

sich die Einsparungen auf 200 Mio. US-<br />

Dollar (174 Mio. Euro) belaufen. Und<br />

auch die CO 2<br />

-Belastung der Atmosphäre<br />

ließe sich so um 140 000 t reduzieren.<br />

Herstellung von Bauteilen<br />

in zwei Tagen<br />

Tatsache ist, dass viele Gießereien lieber<br />

die Finger von Formen lassen, die zu einzigartig<br />

oder kompliziert erscheinen –<br />

denn letztendlich ist es die Herstellung<br />

fertiger Produkte und nicht die Entwicklung<br />

von Prototypen, die das Gießereigeschäft<br />

am Laufen hält. Aristo Cast baut<br />

jedoch bereits seit 20 Jahren auf 3-D-<br />

Drucktechnolo<strong>gie</strong>n und probiert jede neu<br />

verfügbare Technolo<strong>gie</strong> aus.<br />

Damit räumt das Unternehmen mit<br />

dem Mythos auf, die Herstellung von<br />

Bauteilen im Metall<strong>gie</strong>ßverfahren dauere<br />

rund anderthalb Jahre. Tatsächlich<br />

braucht das Unternehmen hierfür gerade<br />

einmal zwei Tage, weniger Zeit sogar,<br />

als dies in vielen Fällen mit Metalldruckern<br />

der Fall wäre. Aristo Cast ist auf<br />

Fein<strong>gie</strong>ßen spezialisiert, einem Verfahren,<br />

bei dem zunächst ein Modell des<br />

Bild 3: Ein durch Kombination von generativem<br />

Design, additiver Fertigung und<br />

Metall<strong>gie</strong>ßen hergestellter Flugzeugsitzrahmen.<br />

gewünschten Objekts hergestellt wird.<br />

Durch ein spezielles Gieß- und Ausschmelzverfahren<br />

wird das Modellmaterial<br />

dann entfernt und es entsteht das<br />

Endprodukt aus Metall.<br />

Des Fein<strong>gie</strong>ßverfahren bietet selbst im<br />

Submillimeterbereich äußerste Detailtreue:<br />

Wird ein Fingerabdruck auf dem<br />

Modell hinterlassen, ist dieser auch auf<br />

dem Endprodukt sichtbar.<br />

Eine andere Möglichkeit in diesem<br />

Zusammenhang ist das Sand<strong>gie</strong>ßverfahren,<br />

bei dem Metallobjekte anhand von<br />

3-D-gedruckten Sandformen hergestellt<br />

werden. Diese Methode ermöglicht zwar<br />

keine ganz so feinen Details, ist im Gegensatz<br />

zum additiven Metalldrucken oder<br />

Fein<strong>gie</strong>ßverfahren jedoch in der Lage,<br />

Bauteile mit einem Gewicht von mehreren<br />

Tonnen und einem Durchmesser von<br />

mehreren Metern zu produzieren.<br />

Was kommt nach dem Hype<br />

um die additive Fertigung?<br />

Viele Gießereien haben erkannt, dass die<br />

additive Fertigung bei großen Produktionsmengen<br />

kosteneffektiver ist als die Arbeit<br />

mit komplizierten Gießformen, insbesondere<br />

in Kombination mit dem Sand<strong>gie</strong>ßverfahren.<br />

Doch wenn der Reiz des<br />

Neuen erst verflogen und der Hype um<br />

die additive Fertigung abgeflaut ist, wird<br />

die breite Akzeptanz des Verfahrens davon<br />

abhängen, ob es sich im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Herstellungstechnolo<strong>gie</strong>n<br />

als billiger erweist oder einen anderweitigen<br />

Mehrwert bietet.<br />

Im Bestreben, diese Vorstellung Realität<br />

werden zu lassen, hat 3D Hubs kürzlich<br />

einen Service für eine schnelle und<br />

kostengünstige Herstellung von Bauteilen<br />

ins Leben gerufen. 3D Hubs ist eine<br />

niederländische Plattform für Fertigungsdienstleistungen<br />

mit Tausenden von Fertigungspartnern.<br />

Das Prinzip dahinter?<br />

Eine Kombination aus additiver Fertigung<br />

und Metall<strong>gie</strong>ßen. 3D Hubs verwaltet den<br />

gesamten Prozess vom Druck der Gießform<br />

über ihren Transport in die Gießerei<br />

bis hin zum eigentlichen Abguss. Für den<br />

Druck der Formen setzt das Unternehmen<br />

extrusionsbasierte FDM (Fused<br />

Deposition Modelling-)Drucker ein, verwendet<br />

jedoch ein speziell für Gießverfahren<br />

entwickeltes Material, das mit<br />

Dampf geglättet werden kann, um<br />

Schichtlinien zu beseitigen (ein stets aktuelles<br />

Problem).<br />

Services wie jener von 3D Hubs bieten<br />

eine großartige Möglichkeit, Planungsingenieuren<br />

die Gestaltungsarbeit<br />

für die additive Fertigung schmackhaft<br />

zu machen. Egal, ob man sich für einen<br />

Dritt anbieter entscheidet oder eigenhändig<br />

experimentiert, das Wichtigste ist,<br />

der Technolo<strong>gie</strong> eine Chance zu geben.<br />

Und so viel steht fest: Die Vorteile der<br />

additiven Fertigung, des generativen<br />

Designs und der Formenoptimierung<br />

sind für die Gießereibranche in greifbarer<br />

Nähe.<br />

Andreas Bastian ist Ingenieur und Gestalter.<br />

Sein Interesse gilt der Auflösung der<br />

Grenzen zwischen Material und Gestaltung<br />

durch die Entwicklung und Anwendung von<br />

innovativen additiven Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n.<br />

Als leitender Forschungswissenschaftler<br />

bei Autodesk, San Rafael, USA,<br />

befasst sich Bastian zurzeit sowohl mit<br />

neuartigen als auch etablierten additiven<br />

Fertigungstechnolo<strong>gie</strong>n und ihrer Rolle in<br />

der nahen Zukunft. Bastians Arbeitgeber<br />

Autodesk ist ein US-amerikanisches Software-Unternehmen<br />

für digitales 2- und<br />

3-D-Design. Mit Spark plant das Unternehmen<br />

eine offene und kostenfreie Software-<br />

Plattform zum Thema 3-D-Druck. Ziel ist<br />

es, mit Entwicklern von 3-D-Software und<br />

3-D-Drucker-Herstellern einheitliche Standards<br />

zu schaffen, um die Benutzbarkeit<br />

der Geräte zu verbessern. Außerdem vertreibt<br />

das Unternehmen seit 2015 einen<br />

eigenen 3-D-Drucker.<br />

Erstmals erschienen ist der Artikel auf<br />

www.autodesk.de/redshift Ende April<br />

<strong>2018</strong>.<br />

www.autodesk.de<br />

78 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>


www.gifa.com<br />

www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de<br />

Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

SINCE 1914<br />

Gießereitechnik aus erster Hand!<br />

Chancen früher erkennen, Vorsprung weiter ausbauen!<br />

FOTO: MICHAEL VEHRESCHILD<br />

worldwide<br />

Metals<br />

EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS<br />

www.newcast.com<br />

25 – 29 JUNE<br />

DÜSSELDORF<br />

GERMANY<br />

2019<br />

14. INTERNATIONALE GIESSEREI-<br />

FACHMESSE MIT TECHNICAL FORUM<br />

5. INTERNATIONALE FACHMESSE FÜR<br />

GUSSPRODUKTE MIT NEWCAST FORUM<br />

„Ich lese die GIESSEREI gerne, weil neben<br />

wichtigen technischen Entwicklungen eine sehr<br />

übersichtliche Zusammenfassung der aktuellen<br />

Patentlage konzentriert auf unsere Branche<br />

gegeben wird.“<br />

Dr.-Ing. Hubert Koch<br />

Senior Scientist F&E, Trimet Aluminium SE, Essen


MEDIEN & BÜCHER<br />

Der Gießer der Zirbelnuss<br />

A.TV-Reporter Luginger besucht die Metall<strong>gie</strong>ßerei Dussler<br />

Haben auch Sie interessante Videos<br />

zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />

gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Die Zirbelnuss ist Symbol der Stadt Augsburg. Sie ziert auch die Spitze des Rathauses, wie Matthias Luginger per Fingerzeig beweist.<br />

Die Wappenfigur findet sich auch auf Kanaldeckeln,<br />

Straßenschildern und -Laternen.<br />

Um eine Zirbelnuss zu fertigen, trifft Luginger<br />

Dussler-Geschäftsführer Thoralf Ewert...<br />

...und wird kurzerhand selbst zum Gießer –<br />

mit Unterstützung des Königsbrunner Teams.<br />

SCREENSHOTS: YOUTUBE, A.TV-MEDIATHEK<br />

Um Ersatz für eine Laternen-Zirbelnuss<br />

zu bekommen, hat A.TV-Moderator<br />

Matthias Luginger in der Metall<strong>gie</strong>ßerei<br />

Franz Dussler selbst Hand angelegt,<br />

Sand geklopft und die Form<br />

schließlich mit der Ver<strong>gie</strong>ßkelle selbst<br />

abgegossen. In dem 14-minütigen Beitrag<br />

interviewt Luginger auch Thoralf<br />

Ewert, den Geschäftsführer der NE-<br />

Metall<strong>gie</strong>ßerei.<br />

Die rund 20 Mitarbeiter am Standort der<br />

Aluminium-Sand<strong>gie</strong>ßerei in Königsbrunn<br />

werden in dem Filmbeitrag gut in Szene<br />

gesetzt. Zugleich stellt der Crashkurs Gießen,<br />

den Moderator Luginger in der Gießerei<br />

erhält, bildhaft die wichtigsten Arbeitsschritte<br />

des Sand<strong>gie</strong>ßprozesses dar<br />

- von der Herstellung der Form mit eingelegtem<br />

Modell über den Schmelzeabstich<br />

und den Abguss bis zum Auspacken<br />

und Putzen.<br />

Im Interview mit Geschäftsführer Thoralf<br />

Ewert offenbart sich eine interessante<br />

Nachwendegeschichte. Ewert ist in der<br />

ehemaligen DDR großgeworden und hat<br />

die Gießerei von den Dusslers, seinen<br />

Großeltern in der Bundesrepublik, übernommen.<br />

Ewert selbst ist erst nach dem<br />

Tod der Großmutter in das Geschäft eingestiegen.<br />

Im Gespräch mit Moderator<br />

Luginger betont er auch, dass studierte<br />

Gießereitechniker in Deutschland heiß begehrt<br />

sind.<br />

Der launige Filmbeitrag ist in der A.TV-<br />

Mediathek und auf YouTube verfügbar.<br />

QR-CODE/Link:<br />

Link zum Filmbeitrag auf<br />

YouTube: https://youtu.<br />

be/pCremNxbniw<br />

102 GIESSEREI 105 <strong>11</strong>/<strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!