06.11.2018 Aufrufe

Ben Ken - Farben des Lebens [Leseprobe]

Bisher haben Ben und Ken sich beachtet. Erst als Bens feste Freundin ihm die Augen öffnet, entdeckt er, wie falsch er die ganzen Jahre über lag. Nun gibt es nicht bloß einiges nachzuholen, sondern auch, sich zunächst einmal richtig kennen zu lernen. Für die beiden Jungen beginnt ein neuer, abenteuerlicher Abschnitt ihres Lebens - zusammen entdecken sie, wie fascettenreich eine Beziehung sein kann.

Bisher haben Ben und Ken sich beachtet. Erst als Bens feste Freundin ihm die Augen öffnet, entdeckt er, wie falsch er die ganzen Jahre über lag. Nun gibt es nicht bloß einiges nachzuholen, sondern auch, sich zunächst einmal richtig kennen zu lernen. Für die beiden Jungen beginnt ein neuer, abenteuerlicher Abschnitt ihres Lebens - zusammen entdecken sie, wie fascettenreich eine Beziehung sein kann.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1


<strong>Ben</strong><strong>Ken</strong><br />

<strong>Farben</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

von<br />

Robert Hammer<br />

2


Montag. Judy verschloß gerade ihren Spind, als ein breit<br />

gebauter Junge mit seinen beiden Kumpanen auf sie zu kam.<br />

„Hallo, Judy. Hast du dich am Wochenende wieder mit dieser<br />

Pfeife Maddison rumgetrieben?“<br />

„Verschwinde Biff! Was geht dich das an?“<br />

„Oho, was mich das angeht, fragt sie. Hör mal, Süße. Wieso<br />

gehst du nicht lieber mit einem Kerl wie mir, als mit diesem<br />

Schlappschwanz. Ich wette, der hat es noch nicht einmal bei dir<br />

versucht...“<br />

Mit diesen Worten griff Biff nach ihren Haaren und ließ sie<br />

durch seine Finger gleiten, und schnüffelte daran.<br />

„Laß los, du Widerling!“<br />

„Hey, was machst du da, Biff?“<br />

Es war <strong>Ben</strong>, der gerade in die Szene geplatzt kam, und wütend<br />

den bulligen Kerl anfunkelte, welcher seine Freundin Judy<br />

bedrängte.<br />

„Laß gut sein, <strong>Ben</strong>,“ sagte diese, „es wäre doch peinlich, wenn<br />

du dich mit so einem Kerl wie Biff auseinandersetzen müßtest.<br />

Gehen wir einfach.“<br />

Doch Biff ließ die Sache nicht auf sich beruhen.<br />

„Hier geht erst jemand, wenn ich es sage, Püppchen!“<br />

Er packte sie abermals an den Haaren. Diesmal jedoch gröber<br />

und zerrte sie hoch. Mit seiner mächtigen Pranke versetzte er<br />

ihr einen Schlag ins Gesicht, so daß sie gegen die Spinde<br />

geschleudert wurde.<br />

Mit einem matten Schmerzenslaut sackte Judy in sich<br />

zusammen. Biff strich sich derweil die Strähnen ihrer<br />

ausgerissenen Haare am Ärmel ab.<br />

3


„Bist du verrückt?“ <strong>Ben</strong> eilte zu seiner Freundin und nahm sie<br />

in den Arm. „Was hast du gemacht?“<br />

Biff lachte nur und grinste anzüglich.<br />

„Hab ich etwa deine Freundin zu fest angefaßt? Muß eine neue<br />

Erfahrung gewesen sein, von einem echten Kerl angepackt zu<br />

werden.“<br />

Zornig knirschte <strong>Ben</strong> mit den Zähnen. Der Junge konnte kaum<br />

noch an sich halten, da betrat einer ihrer Lehrer die Szenerie auf<br />

dem Flur.<br />

„Was geht hier vor? Was soll dieser Aufstand, wenn man fragen<br />

darf?“<br />

„Mister Wallace, Biff hat Judy an den Haaren gezerrt und<br />

geschlagen!“ antwortete ihm <strong>Ben</strong>jamin aufgebracht, der immer<br />

noch das schluchzende Mädchen in seinen Armen hielt.<br />

„Wie bitte?“ Der Lehrer klang nun selbst erbost. „Judy, ist das<br />

wahr?“<br />

Sie nickte und bejahte.<br />

„Du meine Güte, du blutest ja, Kindchen. <strong>Ben</strong>, bring sie zum<br />

Krankenzimmer und laß sie von der Schwester verarzten.“<br />

„Sehr wohl, Mister Wallace.“<br />

<strong>Ben</strong> half seiner Freundin auf, und brachte sie, nicht ohne Biff<br />

einen wütenden Blick zu zuwerfen, zur Schwester. Den<br />

breitschultrigen Jungen schien das alles kalt zu lassen. Dennoch<br />

bemerkte er etwas verunsichert, daß sich seine beiden<br />

Kumpanen inzwischen aus dem Staub gemacht hatten.<br />

Mister Wallace richtete sich nun zu seiner vollen Größe auf und<br />

wies den jungen Mann zurecht.<br />

„Biff, hast du überhaupt eine Ahnung, was du da getan hast?“<br />

4


Biff reagierte nicht.<br />

„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Mann! Du hast ein<br />

wehrloses Mädchen blutig geschlagen, und bist auch noch stolz<br />

darauf. Ist dir klar was das für Konsequenzen haben wird? Du<br />

kommst jetzt mit zum Büro <strong>des</strong> Direktors. Laß mich dir das<br />

nicht zweimal sagen!“<br />

Biff ahnte, daß dies keine gute Gelegenheit war, sich gegen den<br />

Lehrer aufzulehnen. Folgsam schritt er zum Büro voraus.<br />

Mister Wallace übernahm die Verantwortung Biffs Vater über<br />

die Situation zu benachrichtigen. Biff schien während <strong>des</strong><br />

Gesprächs mit dem Direktor schließlich doch in sich<br />

zusammenzusinken, als er merkte, wie schlimm die Situation<br />

für ihn war. Dennoch konnte er offenbar nicht begreifen,<br />

weshalb sich alle über sein Verhalten so aufregten.<br />

Der Lehrer schüttelte den Kopf und hielt den Hörer ans Ohr.<br />

Das rhythmische Tuten in der Leitung ließ ihm Zeit, um seinen<br />

Geist zu sammeln. Der junge Biff hatte nicht verstanden wieso<br />

das Mädchen, das er begehrte, ihn wegen eines schwächeren<br />

Jungen als er abwies. Daraufhin wollte er sie dazu zwingen ihm<br />

zu gehören.<br />

Als sein Vater das Telefonat entgegennahm und sich die Sache<br />

anhörte, war dieser merklich verzweifelt. Er selbst hatte in<br />

seiner Jungend mit Aggressionen zu kämpfen, doch gelang es<br />

ihm mit Sport und ausgiebig Training sich in den Griff zu<br />

bekommen. Er wußte um die ähnlichen Probleme seines<br />

Sohnes, aber mit etwas derartigem hatte er nicht gerechnet. Der<br />

Junge war völlig uneinsichtig. Biff Senior beteuerte sich um die<br />

5


Angelegenheit zu kümmern, wobei Wallace ihm nicht<br />

versprechen konnte, daß die Eltern von Judy keine Anzige<br />

erstatten würden.<br />

„Was glaubst du, wird aus Biff?“<br />

„Wieso interessiert dich das, was aus dem Kerl wird, <strong>Ben</strong>?“<br />

„Sein Vater ist recht streng. Ich glaube, er wird ihn auf eine<br />

Militärakademie schicken. Keine schöne Sache, aber das hat er<br />

sich selbst zu zuschreiben,“ erwiderte Judys Freund.<br />

„Richtig, also kümmer dich nicht um ihn. Du machst dir immer<br />

um alles und jeden Sorgen.“<br />

„Entschuldige, Judy.“ <strong>Ben</strong> bemerkte verlegen, daß er versäumt<br />

hatte zu fragen, ob es ihr wieder besser ginge. „Ist wieder alles<br />

mit dir in Ordnung?“<br />

„Ja, es geht schon wieder.“ Sie lächelte ihn an, doch als er ihr<br />

Lächeln erwiderte verfinsterte sich ihr Blick. „<strong>Ben</strong>, was denkst<br />

du von mir?“<br />

„Was soll ich von dir denken? Ich liebe dich, Judy.“<br />

Ärgerlich verdrehte das Mädchen die Augen und richtete sich<br />

auf ihrem Krankenbett auf, an <strong>des</strong>sen Seite <strong>Ben</strong> saß.<br />

„Ich meine... denkst du manchmal an mich? Wir sind schon eine<br />

ganze Weile zusammen, und du hast noch nie irgendwelche<br />

Anstalten gemacht.“<br />

Verwundert blickte der Junge sie an. „Was für Anstalten?“<br />

„Verdammt, jetzt sei doch nicht so begriffsstutzig! Wir haben<br />

noch nie miteinander geschlafen, selbst beim Küssen berührst<br />

du mich immer nur ganz flüchtig. Ich wollte wissen; denkst du<br />

an mich, wenn du mit dir alleine bist?“<br />

6


<strong>Ben</strong> wurde ganz rot.<br />

„Natürlich! Ich meine, nein! Also, ja... Wieso fragst du nach so<br />

etwas?“<br />

Judy antwortete nicht. Sie blickte ihren Freund nur fragend an.<br />

Dieser ließ daraufhin seufzend die Schultern hängen.<br />

„Ich weiß es nicht... ich glaube, ich traue mich einfach nicht an<br />

so etwas zu denken.“<br />

„Traust du dich nicht, oder interessiert es dich nicht?“<br />

„Wie kannst du so etwas sagen? Ich li-“<br />

„Wir unternehmen wahnsinnig viel miteinander. Wir sind die<br />

besten Freunde. Haben viele Gemeinsamkeiten. ...und<br />

bewundern dieselben Outfits bei Jungs.“<br />

„W-wie?“<br />

„<strong>Ben</strong>, ich habe nie etwas gesagt, weil ich glücklich damit war,<br />

daß wir zusammen sind, aber ich glaube es wird Zeit, daß du zu<br />

dir selbst ehrlich bist. Ich kann das nicht länger verantworten,<br />

dich wegen mir eine Lüge leben zu lassen.“<br />

„Lüge leben? Ehrlich zu mir selbst? Was soll das alles?“ <strong>Ben</strong><br />

stand vom Bett auf. Die Hände vor sich haltend ging er ein paar<br />

Schritte rückwärts von Judy weg, welche in ihrem Vortrag fort<br />

fuhr.<br />

„Wir saßen schon oft dicht beieinander und ich habe mehr als<br />

einmal einen Annäherungsversuch gemacht. Bei deinen engen<br />

Hosen, die du immer trägst, wäre eine Reaktion offensichtlich<br />

gewesen. Aber Fehlanzeige. Da hat sich nie etwas geregt.<br />

<strong>Ben</strong> fühlte sich in diesem Moment, als ob er nackt vor ihr<br />

stehen würde.<br />

„<strong>Ben</strong>, hast du überhaupt jemals an ein Mädchen gedacht? So<br />

7


wirklich, wie es mit mir oder einer anderen wäre zu schlafen?<br />

Oder was denkst du, wenn du einen Jungen siehst, der dir<br />

gefällt?“<br />

„Also wenn er mir gefällt, dann...“ <strong>Ben</strong> riß die Augen auf und<br />

ließ die Arme schlaff herabsinken. „das kann aber doch nicht<br />

sein. Wieso sollte ich... so sein?“<br />

„Wenn es so ist, dann ist es eben so. Das hat keinen besonderen<br />

Grund. Ich sehe inzwischen ein, daß ich dich nie dazu bringen<br />

werde, mehr als nur Freundschaft für mich zu empfinden, selbst<br />

wenn du glaubst in mich verliebt zu sein. Aber dem ist nicht so,<br />

<strong>Ben</strong>. Du machst dir da etwas vor.“<br />

Der Junge ging noch ein paar Schritte zurück, bis er das<br />

Nachbarbett an seinen Beinen spürte. Den Kopf hängenlassend<br />

hockte er sich darauf.<br />

„Was soll ich denn jetzt nur machen? Ich hatte nie darüber<br />

nachgedacht.“<br />

„Wirklich nicht? Wie lange kennst du eigentlich schon <strong>Ken</strong>?“<br />

„<strong>Ken</strong>?“ platzte es aus <strong>Ben</strong> heraus, „schon seit ich zehn bin.<br />

Aber der Kerl ist ein richtiges Ekel. Außerdem ist er mit meiner<br />

Cousine Gina zusammen.“<br />

„Ja, richtig. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sie ihn<br />

bereits danach gefragt hat, wann er endlich mit ihr ausgehen<br />

wird.“<br />

„Er ist bei Frauen ein wenig schüchtern, denke ich.“<br />

„Das kann er aber ziemlich gut verstecken. Ist es nicht viel eher<br />

so, daß er sich dir gegenüber so verhält, weil du seine Gefühle<br />

nie erwidert hast?“<br />

„Gefühle erwidern? Ich würde eher sagen, er hätte mich, als wir<br />

8


noch klein waren, am liebsten umgebracht.“<br />

„Mag sein, aber du warst eben noch zu jung, um zu verstehen,<br />

was er für dich empfand. Vermutlich war es ihm selbst nicht<br />

einmal klar, auf welche Weise er sich von dir angezogen fühlte.<br />

Was meinst du warum er immerzu Gina hinterherläuft, aber<br />

trotzdem nichts mit ihr anfängt?“<br />

„Keine Ahnung.“<br />

„War ja klar... Gina ist deine Cousine, <strong>Ben</strong>. Und es gibt wohl<br />

niemanden, der dir näher stehen würde als sie. Außerdem hängt<br />

ihr beide ständig zusammen herum. So konnte dir <strong>Ken</strong> so nah,<br />

wie es für ihn möglich war, sein.“<br />

„Man merkt wirklich, daß dein Berufswunsch Psychologe ist,<br />

Judy. Aber trotzdem irrst du dich.“<br />

„Wieso glaubst du das?“<br />

„Weil <strong>Ken</strong> eben <strong>Ken</strong> ist.“<br />

„Und <strong>Ken</strong>neth ist in dich verliebt, selbst wenn ihm das bis heute<br />

nicht ganz klar sein mag, oder er es sich nicht eingestehen will.<br />

Bis eben war dir es doch auch nicht bewußt, daß du ihn und<br />

nicht mich liebst.“<br />

„Ihn lieben? Jetzt hör aber auf. Wieso sollte ich mich in so eine<br />

üble Type verlieben?“<br />

„Ob Mädchen oder Junge, gerade jemand so braves wie du<br />

verfällt nur zu oft dem Charme eines rebellischen Draufgängers.<br />

Was meinst du, wieso deine ebenso brave Cousine Gina auf<br />

<strong>Ken</strong> so abfährt?“<br />

„Hey, soll das etwa heißen, er gefällt dir auch?“<br />

„Eifersüchtig, <strong>Ben</strong>?“<br />

„Ach, was. Äh... also...“ <strong>Ben</strong> schüttelte den Kopf, „selbst wenn<br />

9


du mit allem recht hast, Judy, was soll ich denn jetzt machen?<br />

Versuchen Gina den Freund auszuspannen und mich von <strong>Ken</strong><br />

für einen Anmachversuch grün und blau schlagen lassen?“<br />

„Wenn du mit ihm vernünftig re<strong>des</strong>t, wird er sicherlich ein<br />

Einsehen haben. Und mit Gina rede am besten ich.“<br />

„Nein, bloß nicht. Sie wird mich umbringen! Oder <strong>Ken</strong>...“<br />

„Jetzt hab keine Angst. Sie wird das verstehen, und <strong>Ken</strong> auch.<br />

Es ist auch für beide besser, wenn sie sich nicht länger etwas<br />

vormachen, fin<strong>des</strong>t du nicht auch?“<br />

„Nur wenn du mit dem, was du sagst, recht hast... Judy, ich<br />

danke dir. Du bist echt die beste Freundin, die man haben<br />

kann.“<br />

<strong>Ben</strong> schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. Judy winkte ab.<br />

„Ich wäre eine viel bessere Freundin, wenn ich mit dir schon<br />

viel früher darüber gesprochen hätte.“ Sie streckte sich. „Jetzt<br />

komm, es ist inzwischen Mittag und die letzten paar Stunden<br />

wird uns niemand vermissen. Gehen wir zu Ginas Schule. <strong>Ken</strong><br />

wird sie sicherlich abholen kommen.“<br />

„Das befürchte ich auch...“<br />

Fortsetzung folgt...<br />

10


...weiter geht es im Jugendroman:<br />

<strong>Ben</strong> <strong>Ken</strong> – <strong>Farben</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

Für nur 11,90€ als Taschenbuch zu bestellen unter:<br />

www.other-norms.com<br />

www.amazon.de<br />

www.fairmondo.de<br />

sowie jetzt auch in allen Buchhandlungen!<br />

Bleib auf dem Laufenden zum Programm von Other Norms:<br />

facebook / twitter / instagram (OtherNorms)<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!