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IMST<br />
Gefahrenzonenplan soll zu Jahresende stehen –<br />
Die Bezirkshauptstadt Imst, eine<br />
blühende Metropole mit mittlerweile<br />
rund 11.300 Einwohnern<br />
und einem Budget von fast 50<br />
Mio. Euro, begehrte Wohnstadt,<br />
Schulstadt und gefragter Standort<br />
für Unternehmen aller Branchen.<br />
Wäre da nicht die leidige<br />
Causa um das Hochwasserszenario:<br />
Der zu aktualisierende Gefahrenzonenplan<br />
würde nämlich<br />
einige gelbe und rote Zonen<br />
mehr auswerfen, vor allem in der<br />
Industriezone.<br />
„Die Stadt Imst hat in den letzten<br />
zwei Jahren mit jeweils 10 Millionen<br />
Euro aus dem außerordentlichen<br />
Haushalt sehr viel investiert“,<br />
resümiert Bürgermeister Stefan<br />
Weirather, „deshalb werden wir<br />
uns heuer etwas zurückhalten und<br />
Budgetkonsolidierung betreiben.“<br />
Aber auch gemeinnützige Wohnbauträger<br />
tragen ihr Geld gerne<br />
nach Imst. Rund 400 neue Wohneinheiten<br />
entstanden in den letzten<br />
drei Jahren und trugen zum stetigen<br />
Bevölkerungswachstum bei.<br />
Erst kürzlich wurden die letzten 45<br />
Wohnungen des Megaprojektes<br />
„Südtirolersiedlung neu“ vergeben.<br />
Gebaut wird derzeit auch im Eichenweg:<br />
Dort entstehen <strong>20</strong> Wohnungen<br />
in drei Baukörpern. Und<br />
in Bälde startet die Stadtgemeinde<br />
die Bauarbeiten zur Siedlungserweiterung<br />
„Sonnberg <strong>20</strong>00 Abschnitt<br />
D und E“. Imst, ein begehrter<br />
Wohnort, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil rund 9.000 Arbeitsplätze<br />
vorhanden sind, davon pendeln ca.<br />
4.000 täglich ein. Der Stadtchef:<br />
„Es stehen noch rund 50 Hektar<br />
private, gewidmete Wohnfläche<br />
zur Verfügung, die Wohnbauträger<br />
kaufen meist von Privaten.“ Ein<br />
Ende des Wachstumes sei also<br />
nicht abzusehen.<br />
Erstaunliche Resultate<br />
Einen Hauch von „never ending<br />
story“ versprüht das Thema Gefahrenzonenplan<br />
neu. „Der <strong>20</strong>04 bereits<br />
ausgearbeitete Plan wurde erst<br />
<strong>20</strong>12 präsentiert“, weiß Weirather.<br />
In der Folge gab’s einen Aufschrei<br />
vor allem der Unternehmen in der<br />
Industriezone entlang des Bigers,<br />
weil plötzlich einige Flächen gelb<br />
bzw. rot eingefärbt werden sollten.<br />
„Eine unserer Reserveflächen liegt<br />
plötzlich in der gelben Zone“, erklärte<br />
der Prokurist der Firma Holz<br />
Pfeifer, Günther Jaritz, damals.<br />
Das habe massive Folgen, wenn es<br />
etwa um die Bebauung, Bewertung,<br />
Versicherung oder auch Besicherung<br />
von Krediten gehe. Mit<br />
diesem Plan seien einige Millionen<br />
Euro an Grundvermögen vernichtet.<br />
Das sah auch die Imster Stadtführung<br />
problematisch. Sensibilisiert<br />
durch das Hochwasserereignis<br />
<strong>20</strong>16 von Fallmeral- und Malchbach,<br />
ließ man die Berechnungen<br />
der Wassermengen bei einem Extremereignis<br />
– das Agrarzentrum<br />
West würde laut diesen Daten 2,5<br />
Meter unter Wasser stehen – mit<br />
einem Gegengutachten neu aufrollen.<br />
Immerhin war Imst die einzige<br />
Gemeinde in Tirol, die den vorgelegten<br />
Gefahrenzonenplan mithilfe<br />
eigener Untersuchungen hinterfragt<br />
hatte. Die Geologie im<br />
Gurgltal sei nicht richtig eingeschätzt<br />
worden. Und siehe da, es<br />
gab eklatante Abweichungen in<br />
den Expertisen betreffend der vorausgesagten<br />
Wassermengen. Zurück<br />
an den Start: Wildbach (Zuflüsse)<br />
und Wasserbauamt (Biger)<br />
überarbeiteten vereinfacht ausgedrückt<br />
drei Bereiche: Wie viel Wasser<br />
kommt von den Seitenbächen,<br />
wie viel regnet es und wie viel Was-<br />
Das Telefon von Bürgermeister Stefan<br />
Weirather lief heiß, als der neue Gefahrenzonenplan<br />
veröffentlicht wurde.<br />
ser versickert. Der Bürgermeister:<br />
„Das aktuelle Ergebnis ist eine<br />
Höchstdurchflussmenge am Biger<br />
von 109 Kubikmeter pro Sekunde,<br />
statt 140 als früherer Wert.“ Die<br />
natürlichen Retentions(Überschwemmungs-)flächen<br />
wie beispielsweise<br />
das bereits fixierte Renaturierungsprojekt<br />
im Bereich<br />
Dollinger (inklusive Ausbaggern<br />
des Staubeckens Nassereith) seien<br />
hier schon einberechnet. Natürlich<br />
müsse man dem Biger mit neuen<br />
Retentionsflächen mehr Raum geben,<br />
die Längsverbauung, die ja die<br />
Wirtschaft längst fordert, werde<br />
ebenfalls realisiert. Als Grundlage<br />
dafür dienen die neuen Berechnungen<br />
von Wildbach und Wasserbau,<br />
die nun mit den früheren<br />
Erkenntnissen zusammengeführt<br />
Das ehemalige Kloster der Barmherzigen Schwestern neben dem Pflegezentrum<br />
wird im Zuge der Erweiterung adaptiert.<br />
Fotos: Daum<br />
12 <strong>20</strong>. November <strong><strong>20</strong>18</strong>