Aus der Chronik der China-Mission von P - Franziskaner in Schwaz
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Man schrieb das Jahr 1913. P. Lätus stand vor <strong>der</strong> Abreise nach Europa, um se<strong>in</strong>en<br />
wohlverdienten Urlaub anzutreten. Wie schon öfters, so g<strong>in</strong>gen auch diesmal P. Lätus und Br.<br />
Korb<strong>in</strong>ian spazieren und wie es nur allzu sehr verständlich war, drehte sich alsbald das<br />
Gespräch um Heimat und <strong>Mission</strong>. „Schauen Sie, P. Lätus“, me<strong>in</strong>te Br. Korb<strong>in</strong>ian, „wie schön<br />
wäre es, wenn auch unsere Prov<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>e eigene <strong>Mission</strong> besäße, wie so viele an<strong>der</strong>e<br />
Prov<strong>in</strong>zen. Wenn Sie jetzt nach Europa kommen, machen Sie den Versuch, damit auch unsere<br />
Prov<strong>in</strong>z mit so vielen Leuten e<strong>in</strong>e eigene <strong>Mission</strong> bekomme“. „Natürlich“, gab P. Lätus zur<br />
Antwort, „es wird me<strong>in</strong> Bestreben se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z den <strong>Mission</strong>sgedanken zu för<strong>der</strong>n und<br />
den P. Prov<strong>in</strong>zial <strong>von</strong> diesem Plane <strong>in</strong> Kenntnis zu setzen. Übrigens soll ja me<strong>in</strong>e Europareise<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie diesem Zwecke gewidmet se<strong>in</strong>, für die österreichischen Prov<strong>in</strong>zen e<strong>in</strong> eigenes<br />
<strong>Mission</strong>sgebiet zu erwerben.“<br />
Kurze Zeit darauf entführte ihn die sibirische Eisenbahn und er gelangte über Moskau und<br />
Petersburg nach Österreich und nahm <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>ige Tage Aufenthalt. Bevor P. Lätus se<strong>in</strong>e<br />
Reise nach Innsbruck fortsetzte, sprach er beim Prov<strong>in</strong>zial <strong>der</strong> Wiener Prov<strong>in</strong>z vor,<br />
unterbreitete ihm se<strong>in</strong>e Pläne und bat ihn um se<strong>in</strong>e Mithilfe bei <strong>der</strong> Begründung e<strong>in</strong>es<br />
<strong>Mission</strong>sgebietes <strong>der</strong> österreichischen <strong>Franziskaner</strong>. P. Prov<strong>in</strong>zial zeigte sich darüber sehr<br />
erfreut und versprach auch nach Kräften dabei mitzutun. Mit diesem Erfolge kam nun P.<br />
Lätus nach Innsbruck und unterrichtete den Prov<strong>in</strong>zial A.R.P. Gebhard Spiegel <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Vorhaben und Erfolg <strong>in</strong> Wien. Bei <strong>der</strong> richtigen Erkenntnis, dass e<strong>in</strong>e <strong>Mission</strong> e<strong>in</strong>e große<br />
Segensquelle für die eigene Prov<strong>in</strong>z bedeute und bei <strong>der</strong> großen Liebe des Prov<strong>in</strong>zials zu den<br />
<strong>Mission</strong>en überhaupt, war es nicht zu verwun<strong>der</strong>n, wenn P. Prov<strong>in</strong>zial Gebhard sich mit<br />
Freuden e<strong>in</strong>verstanden erklärte. „Glauben Sie wohl, dass es geht?“, fragte er noch etwas<br />
zweifelnd den P. Lätus. „Ja, es geht, Paternität“, erwi<strong>der</strong>te P. Lätus, „da<strong>von</strong> b<strong>in</strong> ich<br />
vollständig überzeugt, mit etwas Gottvertrauen und Opfer geht es. Der Prov<strong>in</strong>zial <strong>von</strong> Wien<br />
hat bereits gütigst se<strong>in</strong>e Mithilfe zugesagt“. „Den Prov<strong>in</strong>zial <strong>der</strong> böhmischen Prov<strong>in</strong>z gw<strong>in</strong>n´<br />
ich schon, das weiß ich“, me<strong>in</strong>te P. Gebhard, „und die Prov<strong>in</strong>ziale <strong>von</strong> Laibach und Agram<br />
müssen Sie für diesen Plan gew<strong>in</strong>nen“. „Gewiss, ich reise nächstens nach Laibach zum<br />
slowenisch-kroatischen Katholikentag und werde dabei die beiden Prov<strong>in</strong>ziale <strong>in</strong> Kenntnis<br />
setzen“.<br />
Wenige Wochen später treffen wir P. Lätus auf dem Katholikentag <strong>in</strong> Laibach, auf dem er den<br />
zahlreich erschienenen Gläubigen se<strong>in</strong>er Heimat die Grüße se<strong>in</strong>es Bischofs <strong>in</strong> Ts<strong>in</strong>anfu<br />
übermitteln konnte. Bei dieser Gelegenheit gewann er auch die beiden Prov<strong>in</strong>ziale <strong>von</strong><br />
Laibach und Agram und das große Werk schien im besten Fluss zu se<strong>in</strong>. P. Lätus wollte sogar<br />
noch Dalmatien und Bosnien für de<strong>in</strong>e Idee gew<strong>in</strong>nen, ja sogar noch die polnischen<br />
<strong>Franziskaner</strong> um ihre Mithilfe bitten, aber P. Gebhard lehnte letzteres entschieden ab. „Mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Aus</strong>dehnung <strong>der</strong> Aktion auf die Prov<strong>in</strong>zen <strong>in</strong> Dalmatien und Bosnien“, so schreibt P.<br />
Gebhard <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Erwi<strong>der</strong>ung, „haben sie mir ke<strong>in</strong>e Freude gemacht. Wir haben es se<strong>in</strong>erzeit<br />
wohl überlegt und absichtlich bloß auf 5 Prov<strong>in</strong>zen beschränkt und schon wie<strong>der</strong>holt wurden<br />
Stimmen laut, ob e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igkeit möglich sei ... So fürchte ich sehr, dass die <strong>Mission</strong>äre <strong>der</strong><br />
verschiedenen Nationen nicht harmonieren und wir würden aus verschiedenen Gründen, <strong>von</strong><br />
denen sie selbst e<strong>in</strong>ige erwähnen, bald am Holzweg se<strong>in</strong> zu me<strong>in</strong>em größten Schmerze“. <strong>Aus</strong><br />
gleichen Motiven wurde auch <strong>von</strong> Polen Abstand genommen.<br />
Was das <strong>Mission</strong>sgebiet selbst betraf, dachte man an Ost-Schantung (Chefoo) o<strong>der</strong> an Shansi,<br />
wo heute die bayrischen <strong>Franziskaner</strong> wirken, doch wollte man <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise den<br />
Wünschen Roms vorgreifen. Gerade zur selben Zeit war auch <strong>der</strong> Generalvikar <strong>von</strong><br />
Ostschantung (Chefoo) Mansuet Masson auf se<strong>in</strong>er Europareise nach Innsbruck gekommen,<br />
um bei Prov<strong>in</strong>zial Gebhard sich Hilfskräfte für se<strong>in</strong>en Bischof zu erbitten. Wirklich meldeten<br />
sich P. Sebastian Großrubatscher und P. Zeno Christanell für die <strong>Mission</strong>; sie sollten sich <strong>in</strong><br />
Chefoo als <strong>Mission</strong>äre ausbilden und die ch<strong>in</strong>esische Sprache lernen, um dann nach<br />
Errichtung e<strong>in</strong>er österreichischen <strong>Mission</strong> <strong>in</strong> diese übertreten zu können. Während <strong>der</strong><br />
Unterredung mit dem Generalvikar machte P. Gebhard auch die bedeutende Bemerkung: