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oA_LOM_03_2019

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Seite 18<br />

Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Lommatzsch<br />

Nr. <strong>03</strong> | 8. Februar <strong>2019</strong><br />

GESCHICHTE<br />

n Lommatzscher Geschichte(n)<br />

Der siebenjährige Krieg – Teil 1<br />

Im Lommatzscher Anzeiger<br />

vom 16.11.2018<br />

war ein sehr interessanter,<br />

ausführlicher und<br />

informativer Beitrag zur<br />

Geschichte des Lommatzscher<br />

Friedhofes zu<br />

lesen. Dort wurde auch<br />

erwähnt, dass im siebenjährigen<br />

Krieg die<br />

Friedhofsmauer zu Befestigungszwecken<br />

umgebaut<br />

wurde. In den<br />

zeitgenössischen Ratsakten<br />

waren ausführliche<br />

Berichte über die<br />

Geschehnisse jener Jahre<br />

niedergeschrieben worden, so auch über die damaligen Ereignisse<br />

auf dem Lommatzscher Friedhof, die mit starken Zerstörungen<br />

verbunden waren. Die Kämpfe zwischen preußischen und<br />

österreichischen Truppen berührten auch immer wieder unsere<br />

Stadt und die nähere und weitere Umgebung. Im November 1759<br />

tobten die Kämpfe in unmittelbarer Nähe unserer Stadt und zum<br />

Teil bereits in der Stadt. Die Österreicher hatten Stellungen nahe<br />

bei Lommatzsch bezogen. Von Lommatzsch aus griffen die Preußen<br />

mehrmals die österreichischen Stellungen vergeblich an. Sie<br />

wurden mit Geschützfeuer in die Stadt zurückgetrieben, wobei<br />

auch die Stadt in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Preußen befürchteten,<br />

die Österreicher könnten in die Stadt nachrücken und<br />

richteten auf dem Lommatzscher Friedhof eine Stellung für ihre Kanonen<br />

ein. In den Ratsakten war dazu folgender Bericht zu lesen,<br />

welcher hier in Ausschnitten wörtlich wiedergegeben wird.<br />

Zitat: „Als nun die Preußen also nichts weiter vornehmen konnten<br />

und nicht wußten, wie bald sie von denen Österreichern einen Anfall<br />

zu erhoffen hatten, so versahen sie sich indes allhier in der<br />

Stadt mit spanischen Reutern. Der Gottesacker musste denen Frey-<br />

Bataillons zu einer Brustwehr gemacht werden, da sie denn hinter<br />

der Mauer Batterien anlegten und Canonen aufführten. Die darauf<br />

befindlichen Creutze und Todten-Denkmale wurden nicht nur verbrannt,<br />

sondern die Leichensteine mußten ihnen zu Pallisaden dienen,womit<br />

sie dasige Zugänge verlegten und versetzten. Ja die<br />

Todten hatten nicht einmal in der Erde Ruhe, weil die Preußen zur<br />

Aufführung derer Canonen einen ebenen Weg machten und also<br />

die Gräber der Erde gleich werden mußten. Der Thorweg und Eingang<br />

zum Gottesacker ist zur Aufführung derer Canonen zu eng<br />

gewesen, deswegen sie ihn erweitern wollten, aber wegen Alterthums<br />

und Dauer zu fest gewesen, deswegen sie das ganze Mauerwerk<br />

mit dem Gewölbe in die Straße und den Graben hinuntergestürzet,<br />

damit sie also aus der Stadt dahin einen freyen und bequemen<br />

Marsch bekommen....Unterdeßen war die Not in der Stadt<br />

noch groß genug,weil ein jedes Hauß immer mit 18 bis 20 Mann<br />

beleget war und dieselben mit Alimenten (Verpflegung) versehen<br />

werden mußten....Die rauhe Winterszeit und das immer einfallende<br />

Regenwetter verdoppelten die Noth annoch.Weil ohnedem der<br />

Holtzmangel an hiesigem Orte groß war, so geschahe es, daß die<br />

Gebäude mußten eingerissen und verbrannt werden.“ (Zitat Ende)<br />

Am 14. November zogen die Österreicher von ihren Stellungen auf<br />

dem Kuhberg und der Mertitzer Schanze ab und die Preußen folgten<br />

ihnen. Bis zu jenem Tag war Lommatzsch von der Außenwelt<br />

abgeschnitten. Kein Lommatzscher durfte die Stadt verlassen und<br />

wer außerhalb der Stadt unterwegs war, durfte nicht mehr in die<br />

Stadt hinein. Zitat: „Das größte Unglück war aber vor die Stadt,<br />

dass die Mühlen dadurch versperrt waren und man weder Brod<br />

noch Mehl haben konnte. Und was in denen Mühlen an Getreyde<br />

und Mehl war, ging alles verlohren.“ (Zitat Ende)<br />

1760 ließ der Preußenkönig in Lommatzsch für seine in der Region<br />

stationierten Truppen sein Oberproviantamt, sowie Mehl-, Getreide-,<br />

Stroh- und Heumagazine und ein Feldlazarett einrichten. Für<br />

all dies reichten die dafür geeigneten Gebäude nicht aus, so dass<br />

dem damaligen Pastor Otto im Februar 1760 mitgeteilt wurde,<br />

dass die Kirche zu einem Getreide-Magazin gemacht wird.<br />

Zitat: „Diesem wurden alsdann alle unsere Kirchenstände herausgerissen<br />

und dafür Hafer hineingeschüttet, vieles und mehreres<br />

darinnen ruiniert und dennoch von dem 16. Februar an der Gottesdienst<br />

in Herrn Pastor Otto vorderen Stube, alsdann aber 2. p.Tr.<br />

als den 31. Mai wiederum in der verwüsteten Kirche gehehalten“.<br />

(Zitat Ende)<br />

Diese Zustände dauerten etwa drei Jahre an, bis nach dem Friedensschluss<br />

am 15. Februar 1763 auf Schloss Hubertusburg der<br />

neue Innenausbau und die Renovierung der Kirche, sowie der teilweise<br />

Neubau und die Ausbesserung der Friedhofsmauer im Zeitraum<br />

von ebenfalls etwa drei Jahren erfolgen konnten. Die Bau -<br />

kosten betrugen 4584 Taler, 2 Groschen und 11 Pfennige.<br />

Quelle:<br />

Geschichtliches der Stadt Lommatzsch, Dr. Louis Zahn,1895<br />

Sebastian Weisz<br />

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