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20190212_120247

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EXTRA: SPORT & LUXURY CARS<br />

Lamborghini Huracán Evo · Chevrolet<br />

Corvette Z06 · Ferrari 812 Superfast<br />

McLaren 600LT · Cadillac Escalade<br />

SPORT& LUXURY<br />

CARS<br />

SUPERLEICHT<br />

MEGASCHNELL<br />

McLAREN 600LT<br />

600 PS – 328 km/h<br />

Vorstellung<br />

Lamborghini<br />

Huracán Evo mit 640 PS<br />

Vergleich<br />

Ferrari 812 Superfast<br />

Chevrolet Corvette Z06<br />

Reportage<br />

Mit dem Cadillac Escalade<br />

auf Donald Trumps Spuren


TRANSAXLE<br />

BÜNDNIS<br />

2


Chevrolet Corvette Z06 und Ferrari 812 Superfast · Vergleich<br />

Wenn sich ein amerikanischer Kompressor-V8 und ein frei kreischender<br />

Italo-V12 gegenseitig anstacheln, dann herrscht Ausnahme-<br />

zustand. Unterschiedlicher könnten beide kaum sein, nur<br />

im Transaxle-Layout sind sie sich einig: Motor vorn, Getriebe hinten<br />

3


Vergleich · Chevrolet Corvette Z06 und Ferrari 812 Superfast<br />

800 PS AN DER HINTER-<br />

ACHSE – NOCH FRAGEN?<br />

Links: großer Drehzahlmesser,<br />

futuristische<br />

Display-Bestückung<br />

(auch für den Beifahrer),<br />

Luftausströmer wie<br />

Düsentriebwerke. Unten:<br />

Lenkradschalter (Manettino)<br />

für verschiedene<br />

Fahrprogramme – auch<br />

für nassen Untergrund<br />

4


E<br />

s spielt keine Rolle, für wie vernünftig<br />

man sich hält, wie emotional man ist<br />

– oder wie oft man dem eigenen Gefährt<br />

in der Garage schon die ewige<br />

Treue geschworen hat. Hält man erst<br />

die Schlüssel für diese Supersportwagen<br />

in der Hand, ist man auf der Stelle<br />

für jede Sünde bereit. Allein eines dieser<br />

Autos würde schon reichen, um die<br />

erlernte Selbstkontrolle für lange Zeit<br />

an die Endorphine zu verlieren. Und<br />

hier rollt sogar ein Doppelpack an.<br />

Wie sie da lauern. Kraftstrotzend. Hüfthoch<br />

und zwei Meter breit. Aggressiv<br />

kauernd über dem Asphalt. Man könnte<br />

hunderte Seiten füllen mit der<br />

Schwärmerei über Design, Ausstrahlung,<br />

Fahrleistungen und vor allem<br />

die Geschichte dieser Titelfiguren. Und<br />

dabei wäre man noch keinen Meter<br />

gefahren. Chevrolet Corvette Z06 und<br />

Ferrari 812 Superfast euphorisieren<br />

gleichermaßen – so viel steht fest. Dabei<br />

haben die zwei eigentlich<br />

kaum etwas<br />

gemeinsam. Klar, sie<br />

sind Topathleten aus<br />

der derzeitigen Weltspitze.<br />

Und beide tragen<br />

den Motor unter<br />

der Fronthaube, Getriebe<br />

und Antriebswellen<br />

an der Hinterachse.<br />

Und beide können<br />

ihr Temperament<br />

per Drehschalter zügeln<br />

oder schärfen.<br />

PROGRAMM<br />

SUPERFAST:<br />

ACHT<br />

SEKUNDEN<br />

BIS TEMPO<br />

200<br />

Doch spätestens nach dem Druck auf<br />

den Startknopf offenbaren sich dann<br />

zwei völlig verschiedene Welten. Das<br />

prompte Donnern der Corvette kommt<br />

einem dabei vertraut vor. Amerikanisch<br />

– klar –, aber mit einer beängstigenden<br />

Dominanz und einer Bissigkeit,<br />

die vom deutlich pfeifenden<br />

Kompressor angeheizt wird.<br />

Der Ferrari kontert hingegen mit dem<br />

größtmöglichen akustischen Gegensatz:<br />

viel weniger Bass, dafür aber mit<br />

blitzschnellem Hochdrehen und einer<br />

heiser kreischenden V12-Fanfare, die<br />

nur bei einem Hersteller der Welt so<br />

komponiert wird und einen sofort in<br />

die Blütezeit der Formel 1 zurückschickt.<br />

Dieser 6,5 Liter große und extrem<br />

kurzhubige 65-Grad-Zwölfzylin-<br />

5


KANONENSCHLÄGE<br />

AUS VIER LÄUFEN.<br />

KALIBER: OBERARM<br />

Links: eng auf den Fahrer zugeschnittenes Corvette-<br />

Cockpit mit kurzem Schaltstick und Alcantara-<br />

Bespannung. Oben: wirkungsvolles Performance-<br />

Paket mit Kohlefaserteilen und einstellbarem<br />

Gurney Flap am Heckspoiler. Unten: herausnehmbares<br />

Targa-Dach für rauschendes Cabrio-Feeling<br />

6


Chevrolet Corvette Z06 und Ferrari 812 Superfast · Vergleich<br />

Fotos: Daniela Loof, Frank Ratering (3)<br />

der wurde nicht nur bildschön unter<br />

der gezackten Fronthaube und hinter<br />

der Vorderachse inszeniert, er ist auch<br />

ein wahres Sahnestück des Motorenbaus.<br />

Frei saugend, sehr flach bauend<br />

und schließlich in „rosso corsa“ lackiert,<br />

bringt es dieses Traumaggregat auf 800<br />

PS bei 8500 Umdrehungen. Dank der<br />

neuen Direkteinspritzung und des variablen<br />

Ansaugtrakts schüttelt es obendrein<br />

auch bei niedrigen Drehzahlen<br />

irrsinnig viel Drehmoment aus dem<br />

Ärmel. So lässt sich der Superfast im<br />

Alltag völlig unkompliziert und überraschend<br />

komfortabel bewegen. Doch<br />

selbst auf der freien Autobahn kann<br />

man nur erahnen, wie sich alle Gänge<br />

spielerisch per Paddlezug durch das<br />

eindringlich intonierte Drehzahlband<br />

schwingen. Der Name „Superfast“ ist<br />

allgegenwärtig. Denn egal welche Verkehrslage<br />

herrscht – der Ferrari 812 ist<br />

einfach viel zu schnell.<br />

Das trifft natürlich auch auf die 659<br />

PS starke Corvette zu. Und auch wenn<br />

das vergleichsweise simple Motorenprinzip<br />

aus großvolumigem<br />

(6,2 Liter)<br />

Stoßstangen-V8 und<br />

Kompressoraufladung<br />

keine Innovationspreise<br />

gewinnt,<br />

so begeistert die<br />

schiere Power aus<br />

jeder Situation dennoch<br />

ungemein.<br />

Nach jedem geglückten<br />

Gangwechsel –<br />

und die sind wegen<br />

der etwas hakeligen<br />

Gassen vor allem im<br />

Alltag mit deutlich<br />

mehr Arbeit verbunden<br />

als die nahezu<br />

sequenziellen des<br />

Ferrari-Doppelkupplungsgetriebes<br />

– wächst erneut der<br />

Respekt vor dem Gaspedal.<br />

Zumal einen<br />

die automatische<br />

Zwischengasfunktion<br />

stets eindringlich<br />

daran erinnert, welche<br />

Verantwortung<br />

auf dem eigenen rechten Fuß lastet. Kurioserweise<br />

wird man gleichzeitig aber<br />

noch häufiger verleitet, sich mit dem<br />

schwindelerregenden Schub und den<br />

bollernden Kanonensalven aus den vier<br />

Endrohren zu belohnen. Was für eine<br />

Urgewalt so ein Kompressor-V8 doch<br />

entfaltet. Und dass er überhaupt dank<br />

Verheißungsvolle<br />

Taste: Launch-Control<br />

für Katapultabschuss<br />

im Ferrari<br />

CHEVROLET<br />

CORVETTE Z06<br />

V8-Zyl., 2-Vent., Kompressor, 6162 cm 3 ,<br />

485 kW/659 PS bei 6000 /min, 881 Nm<br />

bei 3600 /min, 7-Gang, manuell; L/B/H:<br />

4514/1965/1239 mm, Leergew.: 1659 kg,<br />

0-100 km/h in 3,7 s, Höchstgeschw.:<br />

300 km/h, Verbrauch: ca. 12,7 l SP/<br />

100 km, Preis: ab 129.100 Euro<br />

Werksangaben<br />

FERRARI 812<br />

SUPERFAST<br />

V12-Zylinder, 4-Ventiler, 6496 cm 3 ,<br />

588 kW/800 PS bei 8500 /min, 718 Nm<br />

bei 7000 /min, 7-Gang, Doppelkuppl.<br />

(DCT); L/B/H: 4657/1971/1276 mm, Leergewicht:<br />

1525 kg, 0-100 km/h in 2,9 s,<br />

Höchstgeschw.: 340 km/h, Verbrauch:<br />

16,1 l SP/100 km, Preis: 291.387 Euro<br />

Werksangaben<br />

der einen zentralen Nockenwelle unter<br />

diese extrem flache Haube passt – spätestens<br />

diese Ingenieursleistung ist<br />

meisterlich. Obendrein erschüttert<br />

die Vette mit dem optionalen Performance-Paket<br />

sowohl beim Beschleunigen,<br />

beim Kurvenzirkeln als auch beim<br />

Verzögern mit einer fast unnatürlichen<br />

Traktion. So verzeiht man ihr die in<br />

dieser Klasse ungewöhnliche Hemdsärmeligkeit<br />

und dass man nicht ganz<br />

perfekt in ihr sitzt. Schließlich sollte<br />

man nicht vergessen, dass die Amerikanerin<br />

nicht einmal die Hälfte von<br />

dem kostet, was man für einen Ferrari<br />

812 Superfast bezahlen muss. n<br />

FAZIT Beide Supersportler<br />

besitzen ein<br />

enormes Faszinationspotenzial.<br />

Und<br />

dabei sind sie trotz<br />

ihres ähnlichen Antriebskonzepts<br />

nach Transaxle-Prinzip grundverschieden.<br />

Die Power-Corvette fesselt<br />

mit ihrer Schlichtheit und der<br />

gnadenlosen Fahrdynamik. Dagegen<br />

begeistert der Ferrari 812 gerade<br />

durch den fast filigran dosierbaren<br />

Hochdrehzahl-Zwölfzylinder,<br />

der einen akustisch und leistungstechnisch<br />

in die aufregendste Ära<br />

der Formel 1 katapultiert.<br />

7


Faszination · McLaren 600LT<br />

ZWECK<br />

GEBUNDEN<br />

Ein Auto für die Rennstrecke<br />

sei der 600LT, sagt McLaren.<br />

Das trifft sich gut. Unsere<br />

Rennstrecke geht<br />

bis ans Mittelmeer – 1000<br />

Kilometer in Trance<br />

[ TEXT Johannes Riegsinger<br />

FOTO Aleksander Perkovic]<br />

8


9


E<br />

igentlich hätten wir den Nürburgring<br />

buchen müssen: Grand Prix-Kurs ohne<br />

Kurzanbindung, damit die 600 PS des<br />

McLaren 600LT auch richtig Auslauf<br />

bekommen. Wer hier einmal scharf<br />

durchlädt, hat sich ganz schnell in eine<br />

bitterböse, furchteinflößende Parallelwelt<br />

hart am Fahrtwind geschossen.<br />

Null auf 100 km/h in unter drei Sekunden,<br />

dafür aber bis 328 km/h schnell.<br />

Und dazwischen nichts als entfesselte<br />

Energie. Physik kann manchmal ganz<br />

schön plakativ sein. Volle Beschleunigung<br />

im McLaren 600LT hat den zarten<br />

Charakter einer anklopfenden Abrissbirne.<br />

Drama, Baby. Und schließlich ist<br />

der „Long Tail“ (dafür steht das „LT“)<br />

auch ein Rennauto mit noch weniger<br />

Komfort als die bereits sehr scharf<br />

geschliffenen Schwestermodelle der<br />

McLaren Sports-Serie von 540C bis<br />

570S durch zum Beispiel härtere Motorlager<br />

und spartanische Sitzschalen.<br />

Feststehender Flügel hinten, kompromisslosere<br />

Aerodynamik, neue Alu-<br />

Querlenker und steifere Stabilisatoren,<br />

Tieferlegung um acht Millimeter<br />

sowie eine um zehn Millimeter breitere<br />

Spur vorn: Das ist im ausgefeilten,<br />

Kleine Straße<br />

weit draußen<br />

statt Sachskurve<br />

oder NGK-<br />

Schikane: im<br />

McLaren 600LT<br />

auf Fahrfreude-<br />

Exkursion<br />

Karbon-Keramik-Bremsen und<br />

Superleicht-Felgen: kompromisslose<br />

Kontaktpunkte<br />

10


McLaren 600LT · Faszination<br />

MCLAREN 600LT<br />

V8-Zyl., 4-Vent., Biturbo, 3799 cm 3 , 441 kW/600 PS bei 7500 /min, 620 Nm bei 5500 – 6500 /min,<br />

7-Gang, Doppelkupplung; L/B/H: 4604/2095/11914 mm, Leergewicht: 1356 kg, 0-100 km/h<br />

in 2,9 s, Höchstgeschwindigkeit: 328 km/h, Verbrauch: 11,7 l SP/100 km, Preis: 230.000 Euro<br />

Werksangaben<br />

Fixer Flügel<br />

vor Seealpen-<br />

Panorama: In<br />

bodennahem<br />

Tiefflug entsteht<br />

die „Long<br />

Tail“-Faszination<br />

detailversessenen Nanometer-Haarspalter-Abstimmungs-Universum<br />

der<br />

englischen Marke eine Menge. Hinzu<br />

kommen eine Mehrleistung von 30 PS<br />

und 20 Newtonmeter gegenüber dem<br />

570S und weniger Fahrzeugmasse: 600<br />

PS und 620 Nm treffen im 600LT auf ein<br />

Trockengewicht von 1247 Kilogramm<br />

– das sind 97 Kilogramm weniger als<br />

der 570S. Draufgepackt wird ein höherer<br />

Abtrieb, der das Auto bis tief in die<br />

schnellen Ecken hinein stabil macht.<br />

Dazu kommen mehr Sound aus der<br />

umverlegten Auspuffanlage und ein<br />

noch härterer Bremsen-Biss. Das Ergebnis<br />

ist ein fein justierter und tiefenradikalisierter<br />

Sportwagen, der sich<br />

nicht an optischem Klimbim und Effekt-Schnickschnack<br />

emporzieht, son-<br />

dern ganz nüchtern genau zwei Dinge<br />

liefert: Performance und Fahrspaß,<br />

beides auf den Punkt – medium rare<br />

und al dente sozusagen.<br />

Das muss man wollen und mögen,<br />

denn im Vergleich zum wunderschön<br />

breitbandigen 570S fährt der 600LT<br />

das verstörende Quäntchen aggressiver,<br />

direkter, nervöser – eine Goldgrube<br />

für Grenzgänger und Freunde gepflegten<br />

Irrsinns, für Renntrainings-Fanatiker<br />

und Motorsport-Aktivisten. Alle<br />

anderen sind bei 570S bis 540C besser<br />

aufgehoben.<br />

Es kommen aber die düsteren, wolkenverhangenen<br />

Tage, an denen selbst wir<br />

Warmduscher bereit sind für den ultimativen<br />

Fahrspaß-Vollwaschgang und<br />

an denen wir auf lauwarmen Pirelli P ><br />

11


1<br />

(1) Gleich hinter Paul Ricard immer weiter<br />

der Nase nach – geht auch mit „Long Tail“.<br />

(2) Pragmatisches McLaren-Cockpit: gute<br />

Fahrposition, gewöhnungsbedürftiges<br />

Infotainment-System. (3) Messerscharf<br />

gezeichnete LED-Rückleuchten umranden<br />

Entlüftungsöffnungen. (4) Klar strukturierte<br />

Funktionen für Getriebe, Fahrmodi und<br />

Antrieb. (5) Martialische Sitzschalen mit<br />

segmentierten Polstern: nicht für die Langstrecke.<br />

(6) Markante Auspuffkamine<br />

2 3<br />

4 5 6<br />

12


McLaren 600LT · Faszination<br />

Zero Trofeo R an der Autobahn-Ausfahrt<br />

Nummer 33, Wehr-Nürburgring,<br />

vorbei und einfach weiter in den Herbst<br />

fahren. Irgendwo auf der A5, kurz vor<br />

der Schweizer Grenze, werden wir tatsächlich<br />

ein paar Sekunden lang an<br />

die 320-Sachen-Marke klopfen und uns<br />

wie flüssiges Feuer fühlen. Dann legen<br />

wir den langen Weg über Besançon,<br />

Lyon und Avignon nach Süden schweigend<br />

mit 130 km/h auf dem Limiter<br />

zurück – und genießen trotzdem dieses<br />

verdichtete Hochgefühl absoluter<br />

Fokussierung, das einem die Besten unter<br />

den ganz Schnellen vermitteln.<br />

EIN PAAR<br />

MOMENTE LANG<br />

VOR DER REALITÄT<br />

DRÜCKEN<br />

600LT – reine Fahrspaß-Essenz<br />

Das Kohlefaser-Monocoque leitet<br />

Fahrbahn- und Motorvibrationen auf<br />

ganz charakteristische Weise weiter –<br />

in einer seltsamen Mischung aus ultratrocken,<br />

satt und milde. Das kehlige<br />

Sägen des Biturbo-Achtzylinders wird<br />

zu einer monotonen Klangkulisse. Die<br />

Splitter und Diffusoren nehmen Straßenfeuchtigkeit<br />

auf und schleudern<br />

sie mit umströmender Luft in präzisen<br />

Fontänen hoch, an den Flügelenden<br />

werden kreisende Wirbel sichtbar.<br />

Man schaut im Rückspiegel immer<br />

wieder hin, weil es so schön ist. Funktion.<br />

Perfektion.<br />

„Gelbwesten“ haben Frankreich gekapert,<br />

ein BMW-Fahrer erzählt uns an<br />

der Tankstelle, wir müssten mit unserem<br />

„belle voiture“ aufpassen, denn der<br />

sozialneidende Mob hätte bestimmt<br />

Probleme mit dem Luxusauto. Das Gegenteil<br />

ist der Fall: Unter tosendem<br />

Demonstranten-Beifall und mit im<br />

Leerlauf brüllendem Motor rollen wir<br />

an der nächsten Maut-Zahlstation kostenlos<br />

durch – und an allen anderen bis<br />

Aix-en-Provence ebenfalls. Mit einem<br />

Mac in Orange stehst du eben jenseits<br />

jeder Rangordnung.<br />

Dann kommen die Kurven am Meer<br />

entlang. Felsen, eine steil ins Meer abfallend,<br />

schroffe, wilde Welt. Der 600LT<br />

macht dieselbe Metamorphose durch,<br />

wacht aus dem gleichmäßigen Autobahn-Rhythmus<br />

auf, jagt und peitscht.<br />

Er ist für seine Klasse ein ganz formidabler<br />

Meilenfresser, aber seine<br />

eigentliche Kernkompetenz jenseits<br />

aller Rennstrecken ist dies: bizarre Beschleunigung<br />

immer nur für ein paar<br />

Sekundenbruchteile, brutales Ankern,<br />

zum Weinen schöne Handlichkeit, wieselflinke<br />

Aggressivität so beklemmend<br />

wie eine Kneipenschlägerei in Hollywood-Zeitlupe,<br />

das Destillat von purer<br />

Präzision. Und jetzt steht es fest: Wir<br />

sind dann mal weg – zwei Tage Seealpen,<br />

wo sie einsam sind und fern. Der<br />

Küstenstraße:<br />

Zwischenstopp<br />

nach langem<br />

Autobahntag<br />

600LT macht es uns leicht, in ihm anzukommen,<br />

denn auch das ist seine<br />

Kunst: Mensch-Maschine-Magie.<br />

Erst am Nachmittag des nächsten Tages<br />

erreichen wir Monaco. Ein guter Punkt,<br />

um sich in einem ganz großen Auto<br />

noch ein paar Momente und einen Espresso<br />

lang vor der Rückkehr ins reale<br />

Leben zu drücken. Dann auf die Autobahn<br />

Kurs Heimat.<br />

n<br />

FAZIT Der McLaren<br />

600LT verbindet<br />

fahrdynamische<br />

Exzellenz mit großer<br />

Emotionalität, die in<br />

hervorragender Funktion wurzelt:<br />

Er ist kein Blender, sondern ein<br />

dramatisches Auto. Er bietet keine<br />

Effekte, dafür aber eine schlüssige<br />

Geschichte.<br />

13


GROSSE EVO<br />

Mehr Leistung, mehr Technik, mehr Multimedia:<br />

Der Lamborghini Huracán<br />

Evo kommt mit neuer Aerodynamik und<br />

erstmals auch mit Spoiler-Knick am Heck<br />

[ TEXT Paul Englert FOTOS Lamborghini ]<br />

Na, haben Sie ihn auch entdeckt,<br />

den Miura da hinten<br />

rechts in der Garage? Ein<br />

wunderschönes Auto, eine<br />

Ikone, einer der schnellsten Sportwagen<br />

seiner Zeit. Aber gegen den neuen Lamborghini<br />

Huracán Evo sieht die Flunder,<br />

die in den 1960er- und 1970er-Jahren<br />

für Furore sorgte, doch recht alt aus –<br />

unter anderem in puncto Design, aber<br />

vor allem in Sachen Technik.<br />

So hat der Huracán als Evo nun eine Allradlenkung<br />

wie der größere Aventador.<br />

Außerdem feiert das neue Fahrdynamik-<br />

System Lamborghini Dinamica Veicolo<br />

Integrata, kurz LDVI, beim kleinsten Bullen<br />

im Stall Premiere. Das heißt zum ei-<br />

14


Lamborghini Huracán Evo · Vorstellung<br />

LUTION<br />

nen, dass die Hinterräder bei niedrigem<br />

Tempo entgegengesetzt der Vorderräder<br />

lenken, was den Sportwagen wendiger<br />

macht, und bei hohem Tempo parallel zu<br />

den Vorderrädern lenken, was für mehr<br />

Fahrstabilität und einen verbesserten<br />

Geradeauslauf sogt. Zum anderen kurvt<br />

der Huracán ab sofort vorausschauend:<br />

Er soll im Voraus erkennen, was der Fahrer<br />

gleich machen wird. Dafür werden<br />

sämtliche Fahrzustand-Parameter durch<br />

zahlreiche Sensoren aufgenommen und<br />

an ein zentrales Steuergerät gesendet.<br />

Dieses wiederum analysiert blitzschnell,<br />

welche Kräfte als nächstes auf das<br />

Fahrzeug wirken und wie es Motor, Getriebe,<br />

Lenkung, Fahrwerk und Regelsysteme<br />

am besten darauf einstellen<br />

muss, damit der Fahrer die höchstmögliche<br />

Performance abrufen kann. Passend<br />

dazu wurden die Kraftverteilung<br />

des Allradantriebs und die Traktionskontrolle<br />

inklusive der Torque Vectoring-<br />

Parameter optimiert.<br />

Für Vortrieb sorgt im Evo die Maschine<br />

des Huracán Performante, jenes Supersportlers,<br />

der seit Sommer 2017 den<br />

AUTO ZEITUNG-internen Rundenrekord<br />

auf der Handlingstrecke des Contidroms<br />

hält. 640 Pferdestärken entwickelt dieser<br />

frei atmende V10-Saugmotor bei 8000<br />

Kurbelwellenumdrehungen pro Minute<br />

– bisher waren es 610 PS. Maximal 600<br />

Newtonmeter Drehmoment stehen bei<br />

Zwei Endrohre<br />

rahmen das Nummernschild<br />

ein,<br />

darüber sitzt ein<br />

in die Karosserie<br />

integrierter Spoiler<br />

6500 Touren zur Verfügung. Die Unterschiede<br />

zum Standard-V10: leichtere<br />

Titanventile, ein modifizierter Ansaugtrakt<br />

sowie eine Ventilsteuerung mit verbesserter<br />

Strömungsdynamik auf der<br />

Ein- und Auslassseite. Dazu hat das<br />

längs zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse<br />

eingebaute Aggregat eine kürzer<br />

bauende Abgasanlage mit reduziertem<br />

Staudruck. Unverändert bleibt indes<br />

die ekstatische Drehfreude des Zehnzylinders,<br />

der mit seinen 5,2 Liter Hubraum<br />

bereits im Drehzahlkeller mächtig anschiebt<br />

und das zweisitzige Coupé in 2,9<br />

Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen<br />

soll. Bei der Höchstgeschwindigkeit setzt<br />

Lamborghini auch dieses Mal wieder ein ><br />

15


Vorstellung · Lamborghini Huracán Evo<br />

bescheidenes „über“ vor den Wert von<br />

325 km/h, denn in Wirklichkeit sind die<br />

Bullen aus Sant’Agata deutlich schneller.<br />

Doch die Italiener griffen für das Huracán-Facelift<br />

nicht nur in die Technik-<br />

Kiste, sondern zeichneten auch fleißig<br />

am Reißbrett. Das Ergebnis aus der Abteilung<br />

von Chef-Designer Mitja Borkert<br />

ist eine kantigere Frontschürze mit Spoiler<br />

sowie verbreiterten Lufteinlässen<br />

samt Streben davor, die das typische<br />

Y-Design aufgreifen.<br />

Neuer 8,4-Zoll-<br />

Touchscreen<br />

im Hochformat,<br />

Sprachbedienung,<br />

Apple CarPlay,<br />

Online-Navigation<br />

Aerodynamisch<br />

optimierte Frontschürze<br />

für mehr<br />

Anpressdruck und<br />

Windschlüpfigkeit<br />

Spoiler-Knick, Diffusor und<br />

neues Endrohr-Layout<br />

Noch deutlicher ist die optische Transformation<br />

des Hecks. Statt wie bisher in<br />

Doppelendrohren rechts und links unten<br />

mündet die Abgasanlage nun eine Etage<br />

höher in zwei oberarmdicken, das ebenfalls<br />

nach oben gerückte Nummernschild<br />

einrahmenden Kanälen. So bleibt Platz<br />

für einen markanten, aerodynamisch<br />

ausgeklügelten und auf Wunsch auch in<br />

Wagenfarbe inszenierten Diffusor. Dazu<br />

gibt es eine verbesserte Unterbodenverkleidung<br />

und erstmals auch einen<br />

fest in die Motorhaube integrierten<br />

Spoiler-Bürzel im Stil des Aston Martin<br />

Vantage. Beim Huracán Evo wird dieser<br />

Bürzel allerdings von Luft durchströmt<br />

und setzt sich aus Abrisskante sowie<br />

kleinem Flügel zusammen. Alles in allem<br />

sollen Abtrieb und aerodynamische Effizienz<br />

– also die Windschlüpfigkeit – deutlich<br />

besser sein als beim seit 2014 gebauten<br />

Huracán.<br />

Auffälligste Änderung im Cockpit ist das<br />

8,4 Zoll große Hochformat-Display mit<br />

Touchscreen-Funktion. Dahinter verbirgt<br />

sich die neueste Connectivity- und Multimedia-Technik<br />

aus dem Hause Audi,<br />

wobei auch die gesamte Klimatisierung<br />

über diesen Bildschirm gesteuert wird.<br />

Standard sind ein Online-Navigationssystem<br />

mit Festplatte, Webradio und<br />

die Smartphone-Integration per Apple<br />

CarPlay. Das neue, optional erhältliche<br />

Telemetriesystem inklusive zweier Kameras<br />

zum Aufzeichnen und Analysieren<br />

von Rundenzeiten steuert man ebenfalls<br />

über den hochauflösenden Touchscreen.<br />

Und wenn man mal keine Hand frei hat,<br />

nutzt man einfach den integrierten Siri-<br />

Sprachassistenten. Bleibt nur die Frage,<br />

ob das intelligente Computerhirn mit der<br />

charmanten Stimme einen überhaupt<br />

versteht, wenn man gerade mit Cockpitfüllendem<br />

V10-Klang auf der Autobahn<br />

unterwegs ist …<br />

n<br />

LAMBORGHINI<br />

HURACÁN EVO<br />

V10-Zylinder, 4-Ventiler, 5204 cm 3 ,<br />

470 kW/640 PS bei 8000 /min, 600 Nm<br />

bei 6500 /min, 7-Gang, Doppelkupplung,<br />

Allradantrieb, adapt. Dämpfer,<br />

Allradlenkung, Karbon-Keramik-Bremsscheiben,<br />

L/B/H: 4520/1933/1165 mm,<br />

Radstand: 2620; Leergewicht: 1422 kg<br />

(trocken), 0-100 / 200 km/h in 2,9 /<br />

9,0 s, Höchstgeschwindigkeit: über<br />

325 km/h, Verbrauch: k.A.,<br />

Preis: 219.000 Euro<br />

Alle Daten Werksangaben<br />

16


Some see more.<br />

720S Spider<br />

Super Series<br />

Finden Sie Ihren<br />

McLaren Händler unter<br />

retailer.mclaren.com<br />

Kraftstoffverbrauch des abgebildeten und genannten Fahrzeugs in l/100 km: innerorts 23,3; außerorts 9,2; kombiniert 12,2; CO 2 -<br />

Emis sio nen g/km: kombiniert 276; Effizienzklasse G. Die genannten Verbrauchsdaten sind offizielle NEDC-Testergebnisse und nur zu<br />

Vergleichszwecken vorgesehen. Sie können von tatsächlichen Fahrverbrauchswerten abweichen.


Faszination · Cadillac Escalade in Deutschland<br />

]DES DER BESUCH REI<br />

[ TEXT Johannes Riegsinger<br />

Stell dir vor, Onkel Donald aus Amerika<br />

meldet sich an. Besuch in der alten<br />

Heimat. Es gibt Rotwein und<br />

Saumagen. Heidelberg im<br />

Cadillac. Und ein wichtiges Anliegen:<br />

Deutsche, kauft mehr US-Autos!<br />

Eine nicht ganz ernst gemeinte Reise<br />

18


CHEN ONKELS<br />

19


OBEN: Weinland-Pfalz. Hier wartet die Spätlese aufs Eiswein-Wetter.<br />

UNTEN: Kallstadt Downtown – ein weiter Weg bis ins Weiße Haus<br />

OBEN: Vom Wein zum Ketchup-Imperium – die<br />

Familie Heinz ist auf beiden Atlantik-Seiten aktiv<br />

CADILLAC ESCALADE<br />

V8-Zylinder, 4-Ventiler, 6162 cm 3 , 313 kW/426 PS bei 5600 /min,<br />

621 Nm bei 4100 /min, 8-Stufen-Automatik; L/B/H: 5179/2061/1896 mm,<br />

Leergewicht: 2635 kg, 0-100 km/h in 6,7 s, Höchstgeschw.: 180 km/h,<br />

Verbrauch: 12,6 l S/100 km, Preis: 114.500 Euro<br />

Werksangaben<br />

LINKS: Den<br />

Dom zu Speyer<br />

gibt es seit<br />

ungefähr 1025,<br />

den Cadillac<br />

Escalade ganz<br />

sicher seit 1998<br />

20


Cadillac Escalade in Deutschland · Faszination<br />

„Platz am Saumagen“:<br />

Der<br />

Fleischkäse<br />

mit Kartoffelbeimengung<br />

ist eine<br />

Pfälzer Spezialität<br />

– und<br />

erstaunlich<br />

lecker<br />

Nur so ein Gedankenspiel: Wenn 1885 die<br />

Vereinigten Staaten von Amerika bereits<br />

etwas gegen Flüchtlinge gehabt<br />

hätten, wäre der arbeitslose Friseur<br />

Friedrich Trump aus dem schönen<br />

Weindorf Kallstadt in der Pfalz vielleicht<br />

nach Russland ausgewandert<br />

und einer seiner Nachfahren heute russischer<br />

Präsident … oder auch nicht.<br />

Es kommt also anders: 1885 kann man<br />

einfach so in die USA wirtschaftsflüchten,<br />

und Friedrich, der sich eine Karriere<br />

als Weinbauer schlecht vorstellen kann,<br />

geht. Weg aus Kallstadt. Ab nach Alaska.<br />

In die Goldgräber-Camps auf der Suche<br />

nach dem schnellen Geld. „Fred“ muss<br />

mit seinen 16 Jahren allerdings schnell<br />

verstanden haben, dass die Chance,<br />

Nuggets zu finden, deutlich geringer ist<br />

als die Chance, jedem Goldgräber täglich<br />

ein Butterbrot zu verkaufen – und<br />

so schmiert er Brote. Jede Menge Brote.<br />

So viele Brote, dass er am Ende irgendwo<br />

hin muss mit der Butterbrot-Kohle. Und<br />

le deutsche Autos fahren und die Deutschen<br />

so gut wie keine amerikanischen.<br />

Das findet Donald nicht gut und überlegt<br />

umgehend, was dagegen zu tun<br />

wäre. Spontan fällt ihm eine große<br />

Mauer ein, im Baugeschäft kennt er<br />

sich schließlich aus. Eine feine, innere<br />

Stimme sagt ihm aber, dass das nach<br />

hinten losgehen könnte. Vielleicht<br />

doch etwas zu grobmotorisch, diese<br />

Mauer. Stattdessen Zölle erhöhen? –<br />

Hm, damit macht man sich nur unbeliebt,<br />

und deshalb entschließt sich<br />

Donald T. zu einem ungewöhnlichen<br />

Schritt: Charme-Offensive. Das hat bei<br />

Kim Jong-un funktioniert, bei Erdogan<br />

auch, und die Deutschen wird er schon<br />

überzeugen. Er ist zwar kein Berliner,<br />

aber ein Pfälzer – weltoffen, humorvoll,<br />

lebensfroh. Und deshalb sagt er vor<br />

dem Spiegel immer wieder auf: „Mrs.<br />

Merkel, tear down this wall!“<br />

Klingt gut, der Spruch – komisch, dass<br />

da noch niemand darauf kam. Er ist<br />

CHARME-OFFENSIVE IM<br />

CADILLAC. HELLO GERMANY<br />

Technikmuseum<br />

Speyer:<br />

Die Boeing 747<br />

ist US-Technik<br />

vom Feinsten.<br />

Der Cadillac<br />

Escalade ist<br />

aber auch<br />

ganz groß …<br />

Fred legt das Geld nicht auf die Bank,<br />

sondern kauft Immobilien. In New<br />

York. Die Grundstücke sind damals billig.<br />

Sein Sohn Frederick bleibt im Immobiliengewerbe<br />

und, um es kurz zu<br />

machen, dessen zweiter Sohn ebenfalls.<br />

Der heißt Donald Trump und scheint<br />

vom Großvater etwas Entscheidendes<br />

gelernt zu haben: Es kommt nicht auf<br />

das eigentliche Geschäft an. Bauernschläue<br />

ist eine viel krisenfestere Kernkompetenz,<br />

und während es mit den<br />

Immobilien und inzwischen Casinos<br />

immer wieder nicht so gut läuft, beschließt<br />

Donald umzusatteln. Er wird<br />

Präsident. Nicht der Pfälzer Winzergenossenschaft<br />

natürlich, sondern der<br />

USA. Kann ja schon nicht so schwer<br />

sein. Irgendwer steckt Trump dann,<br />

dass die Amerikaner erschreckend vieeben<br />

ein Genie. Dann wird die Air Force<br />

One angeworfen, und Donald tritt den<br />

Flug in die alte Familienheimat an. Irgendwo<br />

über Grönland will er sich per<br />

Twitter bei den Kallstädtern ankündigen<br />

– aber da ist sie wieder: Die feine<br />

Stimme gesunden Menschenverstands.<br />

„Donald“, sagt sie, „was, wenn die Zuhause<br />

gar nicht auf dich warten? Was,<br />

wenn die PR-Offensive für US-amerikanische<br />

Automobilbaukunst an ihrer<br />

Größe scheitert?“ – Und dann wird dem<br />

POTUS (President Of The United States)<br />

klar, was zu tun ist: Guerilla-Marketing!<br />

Influencer! Soziales Medienschaffen!<br />

Die Menschen sind müde<br />

vom Würgegriff der großen Meinungsmacher,<br />

sie wollen Glaubhaftigkeit.<br />

Sie wollen Auzi ... Autit ... Authentizi ...<br />

Dingsbums eben. Sympathische Typen ><br />

21


Faszination · Cadillac Escalade in Deutschland<br />

zum Anfassen wie ihn, die in einem Cadillac<br />

Escalade durch Germany fahren<br />

– total Low-Key mit cooler Frisur und<br />

dabei twittern, ein paar Fotos auf Instagram<br />

stellen, ein paar YouTube-Clips<br />

auf die Menschheit loslassen. Was Influencer<br />

mit ein, zwei Millionen Fans<br />

eben so tun würden. Nähe schaffen.<br />

Persönliche Beziehung. Intimität zwischen<br />

Menschen wie du und ich.<br />

Und so wird es gemacht. Mit grundsatt<br />

brabbelndem V8 steht der gewünschte<br />

Cadillac Escalade am Flughafen Frankfurt,<br />

bereit zur Inkognito-Fahrt in die<br />

alte Heimat. Es ist schon eine Weile her,<br />

dass Mister President selbst Auto gefahren<br />

ist, er lässt lieber fahren, aber<br />

der Escalade macht es ihm leicht – er<br />

funktioniert wie ein großer Motorroller<br />

auf vier Rädern: auf die Tube drücken<br />

und los. Direkt auf die Autobahn.<br />

Donald ist schon ganz fiebrig. Er wird<br />

jetzt gleich 426 PS von der Leine lassen,<br />

brachial abgehen, weapons of mass destruction<br />

oder so. Auf dem freien Stück<br />

hinter Frankfurt zieht der Escalade<br />

wummernd seine Bahn. Der V8 zeigt<br />

die Zähne, während der Fahrtwind am<br />

mächtigen Gehäuse zerrt. Ab 160 km/h<br />

wird der weitere Vortrieb gemächlicher.<br />

Kleine Volkswagen fliegen nur so unter<br />

dem linken Außenspiegel durch, als<br />

der mächtige Escalade in Richtung 180<br />

km/h strebt. Er ist ein Truck, eine stählerne<br />

Burg. Donald aktiviert Apple Car-<br />

Play, denkt „großartige amerikanische<br />

Technologie“, drückt lange auf den<br />

Menüknopf und sagt dann: „Notiz<br />

aufzeichnen: Die spinnen die Germans.<br />

Sie überholen sogar den<br />

Cadillac des Präsidenten!“<br />

Donald fühlt sich gleich ein wenig<br />

beruhigter und steht brav die restlichen<br />

Kilometer bis Mannheim im<br />

Stau. Dann runter von der<br />

Bahn und rein ins Land.<br />

Trump wird kribbelig,<br />

endlich wird er die großväterliche<br />

Heimat sehen,<br />

bestimmt ist es wie Florida<br />

oder die Hamptons.<br />

Ist es aber nicht. Im Winter<br />

schon gar nicht. Kahle<br />

Weinstöcke ragen in einen<br />

Winterhimmel, der Cadillac<br />

schnürt durch die kurvigen<br />

Strecken des Pfälzer<br />

Walds – ein perfekter<br />

Hochsitz für automobile Heimatkunde.<br />

An der Steigung zurückschalten, dann<br />

mit rauschender Maschine den Berg<br />

hochmuskeln – in den USA wirkt das<br />

beim Cruisen immer so locker, aber<br />

hier fahren sie ja selbst mit Diesel-<br />

Kleinwagen wie der Teufel und treiben<br />

die große US-Luxusmaschine vor sich<br />

her. Diese Deutschen. Der coole Cadillac<br />

legt sich ins Zeug, 621 Newtonmeter<br />

sind am Werk. Zum zackigen Hakenschlagen<br />

ist das immerhin 2,7 Tonnen<br />

wuchtige Luxus-SUV nicht gebaut,<br />

wohl aber zum entspannten Cruisen in<br />

reizvoller Landschaft. Im Radio dudelt<br />

der alte Pfälzer Ohrwurm: „Wir sind die<br />

DIE GANZ<br />

ENGEN<br />

STRASSEN<br />

SIND UN-<br />

PASSIERBAR<br />

Jingle Bells mit<br />

426 PS: im Cadillac<br />

Escalade bei<br />

stürmischem Weihnachtswetter<br />

am<br />

Neckar entlang<br />

Tramps, Tramps, Tramps vun de<br />

Pfalz, uns steht das Wasser immer<br />

bis zum Hals, mir schaffe nix, nix,<br />

nix wird gedoh‘ ...“ Die Trumps aus<br />

der Pfalz? Auf den Schreck will Donald<br />

erstmal was essen, aber der<br />

Drive-In bei McDonald’s in Bad<br />

Dürkheim scheint geschrumpft<br />

zu sein. Sowieso<br />

ist die Welt auf einmal<br />

irgendwie kleiner.<br />

Die ganz engen Straßen<br />

sind unpassierbar – wer<br />

baut denn so was?! Der<br />

Präsident rollt entnervt<br />

vor einer Metzgerei in<br />

Kallstadt aus. Schaut sich<br />

misstrauisch um. Liest<br />

dann im Schaufenster<br />

laut: S-A-U-M-A-G-E-N.<br />

Klingt gut. Hat der Kohl<br />

auch immer gegessen. Trump beißt<br />

herzhaft in die Stulle mit „Somascho“<br />

und atmet tief durch. Wonderful. Er<br />

wird jetzt noch gemütlich rübercruisen<br />

nach Heidelberg, den Arm lässig auf die<br />

Mittelkonsole gelegt, auf American<br />

Forces Network läuft „Born in the USA“.<br />

Der Cadillac Escalade ist eben doch<br />

genau sein Ding: Er macht was her. Er<br />

ist eine ehrliche Haut. Bodenständig<br />

im Kern, aber mit Lust auf Rabatz. Vielleicht<br />

wird Donald später noch bei der<br />

Verwandtschaft klingeln. „Hallo“, wird<br />

er sagen, „ich bin’s, Donald. Ich muss<br />

mal mit Angela sprechen.“ Und: „Lust<br />

auf eine Runde im Cadillac?“ n<br />

Fotos: Frank Ratering<br />

22<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag: Heinrich Bauer Zeitschriften Verlag KG, Burchardstr. 11, 20077 Hamburg. Printed in Germany: Copyright 2019 für den gesamten Inhalt, soweit nicht anders angegeben, beim Verlag.<br />

Druck: VPM Druck GmbH & Co. KG, Karlsruher Str. 31, 76437 Rastatt, www.vpm-druck.de


Ketchup aus Kallstadt<br />

(irgendwie)<br />

Nicht nur Friedrich Trump, der<br />

Großvater des 45. US-Präsidenten<br />

Donald Trump, stammt aus Kallstadt/Pfalz,<br />

sondern auch Johann<br />

Heinrich Heinz, der Vater des<br />

Ketchup-Königs Henry John<br />

Heinz. Die Familien sind weitläufig<br />

verwandt und immer noch<br />

in Deutschland ansässig.<br />

Lichter Moment: Trotz enormer<br />

Fahrzeugbreite wirkt das Cockpit des<br />

Cadillac relativ kuschelig und intim<br />

Blind Date im<br />

Weinlokal:<br />

Was für<br />

ein Typ der<br />

entfernte<br />

Verwandte<br />

aus Amerika<br />

wohl ist? Sympathisch?<br />

Pfälzer Präsident<br />

Wenn Donald Trump zum Golfen<br />

fährt oder zum Smalltalk mit Kim<br />

Jong-un, tut er es in „The Beast“:<br />

Die offiziell „Cadillac Presidential<br />

State Car“ genannte Staatskarosse<br />

ist eine Einzelanfertigung auf<br />

gestretchtem Escalade-Chassis.<br />

Heimgeleuchtet:<br />

Zu den schönsten<br />

Details des Escalade<br />

gehören die beleuchteten<br />

Türgriffe<br />

Fotos: imago (3)<br />

KALLSTADT<br />

„Ihr Auto wird es lieben“: Nun ja, in deutschen Waschanlagen<br />

zieht der Cadillac auf jeden Fall den Bauch ein<br />

BAD DÜRKHEIM<br />

NEUSTADT AN DER<br />

WEINSTRASSE<br />

MANNHEIM<br />

Tour de Pfalz<br />

135-Kilometer-Runde quer durch die<br />

Rheinebene vom Pfälzer Wald bis zum<br />

Odenwald. In Speyer, Heidelberg und<br />

Mannheim wird deutsche Geschichte<br />

besonders lebendig.<br />

HOCKENHEIM<br />

SCHLOSS<br />

HEIDELBERG<br />

SPEYER<br />

23


CUPRA A T E C A<br />

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Was uns inspiriert hat, einen Sport-SUV mit 300 PS, Doppelkupplungsgetriebe<br />

(DSG) und Allradantrieb 4Drive zu entwerfen, ist sicher nicht, der Masse zu folgen.<br />

Auch wenn wir jedes seiner Details zum hundertsten Mal hinterfragen, interessiert<br />

uns nicht der leichteste Weg. Die Entscheidung für 19"-Leichtmetallräder mit Kupferdetails<br />

1 hat nichts mit herrschenden Standards zu tun. Wir wussten nur eins: wo wir<br />

hinwollen. Was uns auf dem Weg dahin erwartet, wussten wir nicht. Aber wir haben<br />

unser Ziel erreicht. Wir bauen ein Auto für deinen ganz eigenen Weg.<br />

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Kraftstoffverbrauch CUPRA Ateca 2.0 TSI 4Drive, 221 kW (300 PS): innerorts 8,9,<br />

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