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medizin&technik 01.2017

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<strong>01.2017</strong><br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

EVK 11,20 €<br />

Ingenieurwissen<br />

für die Medizin<strong>technik</strong><br />

TITELTHEMA<br />

Health Games<br />

Wie Computerspiele<br />

die Therapie unterstützen<br />

Seite 48<br />

Arbeitsmarkt Medtech<br />

Studierende der Medizin<strong>technik</strong><br />

bauen ihr Netzwerk auf Seite 68<br />

Region Oulu<br />

In Finnland entwickelt sich ein Hot<br />

Spot für Digitale Gesundheit Seite 64<br />

SPECIAL<br />

IT in der Medizin: Spezielle Server,<br />

Big Data und Mobile Health Seite 47


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2 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Die zwei Seiten<br />

der Medaille<br />

Keine Frage: Es geht nicht mehr ohne! Wir profitieren in vielerlei<br />

Hinsicht von der Digitalisierung: Soziale und berufliche<br />

Netzwerke verbinden die Menschen, Telemedizin und mobile<br />

Geräte entlasten Ärzte und Patienten, digitale Medien helfen,<br />

Diagnosen und Therapien für kranke Menschen zu verbessern,<br />

und Industrie 4.0 sorgt für automatisierte und transparente Fertigungsprozesse<br />

über viele Branchen hinweg. Wie aber sieht es<br />

mit der Datensicherheit und den Zulassungsbestimmungen aus?<br />

Bei E-Health und digitaler Vernetzung sind uns andere Länder<br />

wie beispielsweise Dänemark und Finnland weit voraus. Woran<br />

das liegt und welche Risiken das auch birgt, lesen Sie auf den<br />

Seiten 62 und 64<br />

Bei unseren Recherchen für das Special „IT in der Medizin<strong>technik</strong>“<br />

(ab Seite 47) sind wir auf viele spannende Themen gestoßen.<br />

Den Health Games widmen wir unsere Titelgeschichte – ich<br />

finde, dass sich für diese Sparte der Computerspiele weitere Entwicklungen<br />

und bessere Finanzierungsmöglichkeiten lohnen.<br />

Die Vorteile, die die elektronischen Spiele bei der Krankheitsaufklärung<br />

und Therapie bieten, lassen sich schon seit Jahren in<br />

Studien nachweisen.<br />

In der Unternehmensführung hat die Digitalisierung inzwischen<br />

ebenfalls Einzug gehalten: Wie die digitalen Medien die Rolle<br />

von Führungskräften verändern und welche Chance die sinnvolle<br />

Verknüpfung von digitalen und analogen Führungsmethoden<br />

bietet, haben wir in unserem Sonderteil „Karriere“ ab Seite 68<br />

für Sie recherchiert. Hier gilt es, besonders darauf zu achten, mit<br />

Transparenz und datengestützten Auswertungen die Mitarbeiter<br />

nicht zu kontrollieren, sondern zu unterstützen.<br />

Susanne Schwab<br />

Mehr zu den Health Games<br />

finden Sie im Online-Magazin unter<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/onlineweiterlesen<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 3


■ Medizin im Dialog<br />

Hybrid OP – kein Hightech-Spielplatz<br />

Die Kombination von Bildgebung und<br />

Chirurgie im Hybrid-OP beeinflusst nicht<br />

nur Großgeräte, sondern die ganze Branche,<br />

sagt Prof. Clemens Bulitta ...........16<br />

Bild: OTH-AW<br />

16 48<br />

Prof. Clemens<br />

Bulitta sieht<br />

noch viel<br />

Potenzial<br />

für weitere<br />

Hybrid-OPs<br />

■ Technik<br />

Medtech meets Quality<br />

Erfolgreiches Treffen der<br />

Qualitätssicherungsexperten .............14<br />

Entwicklung und Komponenten<br />

Dosier<strong>technik</strong>: Zweikomponenten-<br />

Dispenser gegen Feuer im Schlauch ...20<br />

3D-Druck: Individuelle Maske<br />

sorgt für Schlaf ..................................22<br />

Elektrische Bauteile<br />

Geschicktes Gehäuse mit<br />

integriertem Touch-Display ...............26<br />

Sichere Akkus mit der Fähigkeit<br />

zur Selbstheilung ...............................28<br />

Smart Systems Integration: Treffpunkt<br />

Irland – mit Medtech-Session .............29<br />

Embedded World: Überblick<br />

über die aktuellen Entwicklungen ......30<br />

Bildverarbeitung<br />

Eyetracker meldet dem Laser,<br />

wohin das Auge sich wendet ..............32<br />

Fertigung<br />

Gewindewirbeln: Knochenschrauben<br />

prozesssicher bearbeiten ....................34<br />

Dienstleister berät anders, seit er selbst<br />

Medizinprodukte auf dem Markt hat ..36<br />

Präzisionsfräsen: Den Schritt<br />

zur Automatisierung beherrschen ......38<br />

Bearbeitungszentrum: Teile mit je 800 kg<br />

Gewicht präzise zusammenführen .....40<br />

Reinraumfertigung: Das passende<br />

Umfeld für immer mehr Stents ...........42<br />

Dünnschichten: Im Partikelstrom<br />

werden die Schichten messbar ...........44<br />

Retrofit-Lösung macht ältere Maschinen<br />

fit fürs Industrie-4.0-Netzwerk ...........45<br />

Werkzeug: Mit gezielter Kühlung<br />

die Standzeit verdoppelt ....................46<br />

Special<br />

IT in der Medizin<br />

Übersicht ...........................................47<br />

Health Games: Aufwendig zu programmieren,<br />

aber nutzbringend ................48<br />

Alarmmanagement: Auch der Server<br />

muss ein Medizinprodukt sein ...........54<br />

Big Data: Ohne Einverständniserklärung<br />

wird es schwierig ...............................58<br />

Business Intelligence:<br />

Der Blick aufs große Ganze ................60<br />

Mobile Health:<br />

Die Dänen machen es vor ...................62<br />

47<br />

Bild: Fotolia/vege<br />

Special IT:<br />

Was Big Data,<br />

Alarm -<br />

management<br />

und Mobile<br />

Health versprechen<br />

4 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Bild: Fotolia/YakobchukOlena<br />

Titelthema<br />

Health Games –<br />

Spielerisch geht<br />

es voran<br />

Ob jung, ob alt, die Lust am Spiel ist allen<br />

gemeinsam. Das lässt sich für die Therapie<br />

nutzen, insbesondere wenn virtuell<br />

gespielt werden kann. Nur die Kosten<br />

bereiten Probleme .............................48<br />

■ Fokus Forschung<br />

Oulu – Hotspot für Digital Health<br />

Wo das erste 5G-Krankenhaus entsteht<br />

und was sich in Sachen IT noch tut ....64<br />

■ Recht<br />

Biologische Sicherheit<br />

Wie das Risiko von Medizinprodukten<br />

künftig ohne Tierversuche beschrieben<br />

wird ...................................................76<br />

40<br />

■ Arbeitsmarkt Medtech<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Fachschaften<br />

Zusammenschluss und vereinfachte<br />

Suche nach Unternehmen ..................68<br />

Digital führen<br />

Digitalisierung verändert auch die<br />

Rolle von Führungskräften ................70<br />

Work-Life-Balance<br />

Die Karriere steht nicht mehr<br />

an erster Stelle ...................................72<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................03<br />

Visionen ............................................06<br />

Nachrichten .......................................08<br />

Termine .............................................74<br />

Recht .................................................76<br />

Innovationen .....................................78<br />

Firmenscout ......................................78<br />

Impressum .........................................82<br />

Meilensteine ......................................83<br />

800 Bild:<br />

Aus drei Segmenten à 800 kg<br />

wird ein Teil für das MRT zu -<br />

sammengefügt. Da ist präzise<br />

Fertigung gefragt<br />

Zum Titelbild: Die positive Wirkung so<br />

genannter Health Games wurde bereits in<br />

mehreren Studien nachgewiesen<br />

(Bild: Fotolia/YakobchukOlena)<br />

Beilage:<br />

Beilagen in dieser Ausgabe:<br />

TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

(Teilbeilage)<br />

Wir bitten um Beachtung.<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 5<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 5


VISIONEN<br />

STÜTZENDES GEFLECHT<br />

Endoprothese Stent | Ein kleines Stück geflochtener Schlauch schreibt Erfolgsgeschichte:<br />

Erst vor etwa dreißig Jahren zum ersten Mal eingesetzt, hat sich der Stent in<br />

vielen Fällen zur Standardbehandlung bei verengten Gefäßen entwickelt.<br />

Die Idee ist simpel: Wenn ein Schlauch sich<br />

verengt und droht zu verstopfen, wird er geweitet<br />

und zur Stabilisation ein zweiter<br />

Schlauch eingesetzt. So funktioniert im Groben<br />

ein Stent. Das Prinzip lässt sich auf alle<br />

schlauchförmigen Organe wie Gefäße anwenden:<br />

von den Adern bis hin zur Speiseröhre<br />

oder dem Darm. Die Umsetzung dieser<br />

Idee ist jedoch alles andere als einfach.<br />

Das Material muss gut verträglich sein und<br />

es muss verhindert werden, dass sich im Inneren<br />

dieser Endoprothese erneut Verengungen<br />

bilden, zum Beispiel durch Ablagerungen.<br />

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von<br />

Einsatzgebieten und eine dementsprechende<br />

Vielfalt an Stents. Einer der kleinsten<br />

misst rund 1 mm, einer der größten etwa 20<br />

cm in der Länge.<br />

Anke Biester<br />

Fachjournalistin in Aichstetten<br />

Die meisten Stents werden in<br />

Adern eingesetzt, Tendenz<br />

steigend: Laut der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kardiologie – Herzund<br />

Kreislaufforschung e.V. (DGK)<br />

nimmt die Zahl implantierter<br />

Stents zum Offenhalten von Blutgefäßen<br />

stetig zu. Hochgerechnet<br />

gab es im Jahr 2014 in Deutschland<br />

323828 solcher Eingriffe. Im Vergleich<br />

zu anderen Ländern werden<br />

in Deutschland besonders häufig<br />

Stents eingesetzt.<br />

Stents werden in der Regel per Katheter<br />

an den Einsatzort gebracht. Also quasi<br />

durch ein Werkzeug in einem Schlauch, in<br />

dem gleichzeitig der Stent enthalten ist.<br />

Der Eingriff erfolgt über die Blutbahn oder<br />

im Fall von Darm und Speiseröhre über<br />

ein Endoskop. Das ist im Vergleich zu einer<br />

offenen Opera tion schonender für den<br />

Patienten und verkürzt die Zeit, die er im<br />

Krankenhaus verbringen muss. Um gut zum<br />

Beispiel durch die Blutbahn zu kommen,<br />

müssen Stents klein zusammengefaltet<br />

werden. Am Einsatzort entfalten sie sich<br />

selbst oder müssen per Ballonkatheter aufgedrückt<br />

werden.<br />

6 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Unbeschichtete Metallstents – Bare Metal Stents<br />

oder kurz BMS – bestehen meist aus Magnesiumoder<br />

Eisenlegierungen. Seit 2002 sind so genannte<br />

„drug eluting stents“ (DES) im Einsatz, die kleine Mengen<br />

von Arzneistoffen freisetzen, um die Zellneubildung<br />

zu hemmen. DES entwickeln sich in Deutschland<br />

zum Standard bei der Behandlung verengter Herzkranzgefäße<br />

– bereits 2013 waren es laut Deutschem Herzbericht<br />

79 % aller derartigen Eingriffe.<br />

Stents aus biologisch resorbierbarem Material werden<br />

Bioresorbable Vascular Scaffolds (BVS) genannt. Sie<br />

bestehen meist aus Milchsäure, die sich nach 6 bis 18<br />

Monaten im Körper auflöst. Auch aus Magnesiumverbindungen<br />

lassen sich resorbierbare Stents herstellen.<br />

Der Vorteil solcher Varianten: Das stabilisierte Gefäß<br />

kann ohne den Stent wieder elastisch reagieren.<br />

Die Idee zu einem Stent kam dem Radiologen Dr. Charles<br />

Dotter in den 1960er Jahren. Er hatte als erster in einer<br />

amerikanischen Uniklinik in Oregon 1964 gezielt einen<br />

Arterienverschluss mit einem Katheter gelöst – und rettete<br />

so das Bein einer Patientin mit Durchblutungsstörungen.<br />

Doch sein Motto „wenn ein Klempner es mit Rohren kann,<br />

kann ich es mit Blutgefäßen“ trug wenig zu seiner Reputation<br />

in der Ärzteschaft bei. Zehn Jahre später weitete der<br />

deutsche Kardiologe Dr. Andreas Grüntzig ein verengtes<br />

Herzkranzgefäß mit einem selbst entwickelten Ballon -<br />

katheter. Mehr als weitere zehn Jahre später, 1986, setzte<br />

der deutsche Kardiologe Dr. Ulrich Sigwart in Lausanne die<br />

ersten Stents in eine menschliche Koronararterie ein.<br />

Die meisten kennen Stents als Helfer<br />

bei verengten Gefäßen des Herzens<br />

oder des Gehirns. Sie können aber auch<br />

als Schutz vor Hirnblutungen bei „ausgeleierten“<br />

Adern, so genannten Aneurysmen,<br />

verwendet werden, wie sie<br />

auch an der Bauch- und der Brustaorta<br />

auftreten können. Weniger bekannt<br />

sind Stents gegen die Verengung des<br />

Gallengangs, bei Speiseröhren- und<br />

Darmkrebs.<br />

Erst seit kurzem kommen Mini-Stents<br />

zum Einsatz, zur Vorbeugung bei<br />

Grünem Star, der durch erhöhten<br />

Augen innendruck ausgelöst wird. Die<br />

winzigen, nur 1 mm langen Implantate<br />

dienen quasi als Abflussrohr für das<br />

Kammerwasser des Auges.<br />

Es gibt drei Erklärungen, woher der Name<br />

Stent kommen könnte: Einige Kardiologen<br />

und Herzchirurgen führen den Begriff<br />

auf das englische Wort „stenting“ zurück,<br />

was so viel wie Verstärken oder Einsteifen<br />

von Textilien heißt. Es könnte aber auch<br />

sein, dass der englische Zahnarzt Charles<br />

Stent Namensgeber war. Er entwickelte im<br />

19. Jahrhundert ein Material, mit dem es<br />

erstmals möglich war, Zahn- und Kieferabdrücke<br />

zu nehmen. Und dann gibt es noch<br />

das altgriechische Wort „stenosis“, das „Verengung“<br />

bedeutet – und als Stenose wird in<br />

der Medizin die Verengung von Blutgefäßen<br />

und anderen Hohlorganen benannt. Die ja<br />

Anlass für den Einsatz von Stents sein kann.<br />

Bild: Fotolia/Zarathustra<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 7


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Auslandsgeschäft<br />

kurbelt Umsatz an<br />

Branchentrends | Trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />

ist die deutsche Medizin<strong>technik</strong> 2016 auf Wachstumskurs<br />

geblieben. Für 2017 wird eine ähnlich positive<br />

Entwicklung und ein erneutes Umsatzplus von rund<br />

3 Prozent erwartet. Zuwächse verspricht insbesondere<br />

der Auslandsumsatz.<br />

Basis für das Branchenwachstum sind die Aufträge aus EU-Ländern,<br />

in die rund 42 % der deutschen Medizin<strong>technik</strong>exporte gehen<br />

Die rund 1200 deutschen Medizin<strong>technik</strong>hersteller konnten<br />

ihren Wachstumskurs 2016 fortsetzen – trotz schwieriger<br />

Rahmenbedingungen, wie Marcus Kuhlmann, Leiter des Spectaris-Fachverbandes<br />

Medizin<strong>technik</strong> betont. Für 2016 rechnet der<br />

Industrieverband mit einem Branchenumsatz von 28,3 Mrd.<br />

Euro, das entspricht einem Zuwachs von 2,5 % gegenüber 2015.<br />

Das internationale Geschäft zeigte sich dynamischer als das im<br />

Inland. Während Spectaris zum Jahresende 2016 mit einem Anstieg<br />

des Auslandsumsatzes um 3 % auf 18,2 Mrd. Euro rechnete,<br />

lag die Prognose für das Inlandsgeschäft bei 10,1 Mrd. Euro<br />

(+1,5 %). Die Exportquote betrug damit unverändert 64 %. Bei<br />

der Zahl der Beschäftigten rechnet der Verband mit einem Anstieg<br />

von rund 2 % auf mehr als 133 000 Mitarbeiter.<br />

„Für 2017 rechnen wir mit einer ähnlich positiven Branchenentwicklung<br />

wie in 2016 und einem erneuten Umsatzplus von rund<br />

3 Prozent“, sagt Kuhlmann. Zuwächse werden wieder vor allem<br />

beim Auslandsumsatz erwartet. Trotz der abflauenden Marktentwicklung<br />

in China – nach den USA zweitwichtigster Zielmarkt<br />

der deutschen Hersteller – bewertet Spectaris die Aussichten<br />

in Asien weiterhin als gut. Auch für Nordamerika wird mit erneuten<br />

Zuwächsen gerechnet. Das Geschäft im Inland werde dagegen<br />

schwierig bleiben: „Eine nachhaltige Verbesserung hierzulande<br />

erwarten wir wegen des anhaltenden Investitionsstaus im<br />

Gesundheitswesen, insbesondere im stationären Bereich, nicht.“<br />

Basis für das Wachstum ist die robuste Entwicklung der Nachfrage<br />

in den EU-Ländern, in die rund 42 % der deutschen Medizin<strong>technik</strong>exporte<br />

gehen. Hier begünstigen die Trends Gesundheit,<br />

individualisierte Medizin und Demografie die Branchenentwicklung.<br />

Die möglichen Auswirkungen des Brexit sind indessen ein<br />

erheblicher Unsicherheitsfaktor für die Unternehmen, ebenso<br />

die gesteigerten regulatorischen Anforderungen, die aus der europäischen<br />

Medizinprodukteverordnung (MDR) resultieren.<br />

www.spectaris.de<br />

Bild: Sartorius/Spectaris<br />

medizin&<strong>technik</strong> als E-Paper<br />

Aktuell, mobil, gratis<br />

Neues aus dem<br />

Online-Magazin<br />

Ingenieurwissen für die Medizin<strong>technik</strong>, Neues aus der Branche,<br />

aus Forschung und Medizin: All das ist über das Online-<br />

Magazin medizin&<strong>technik</strong> auch im E-Paper-Format verfügbar.<br />

Die Seitenübersicht und eine mehrstufige Zoomfunktion erleichtern<br />

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Diese ist für iOS- als auch für Android-Geräte kostenfrei im<br />

Apple App Store und bei Google Play erhältlich. In der App finden<br />

Sie medizin&<strong>technik</strong> unter „Fachmagazin“ in der Rubrik<br />

„Fertigungsindustrie“ (Maschinenbau und Automation).<br />

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Verpackungslösungen<br />

Multivac Deutschland<br />

wird selbstständig<br />

Multivac Deutschland mit Sitz in Wolfertschwenden firmiert<br />

seit Jahresbeginn als Multivac Deutschland GmbH<br />

und Co. KG. Damit ist die Vertriebs- und Serviceorganisa -<br />

tion in Deutschland eine eigenständige Tochtergesellschaft<br />

der internationalen Multivac-Gruppe. Die Ausgründung<br />

ist den Angaben zufolge Teil der strategischen Maßnahmen,<br />

mit denen Multivac aktuell die Konzernstruktur<br />

optimiert. Die rechtliche Trennung von Vertriebs- und Servicegesellschaften<br />

sowie Produktionsgesellschaften hat<br />

laut Geschäftsführer und CEO Hans-Joachim Boekstegers<br />

„keine Auswirkungen auf die Eigentümerverhältnisse oder<br />

die Personalsituation“. Geschäftsführer der neuen Gesellschaft<br />

ist Dr. Jens Müller. Er leitete seit 2013 als Vice President<br />

Sales & Operation den internationalen Vertrieb von<br />

Multivac in Zentraleuropa. Multivac ist ein Anbieter von<br />

Verpackungslösungen für Lebensmittel aller Art, Life-<br />

Science- und Healthcare-Produkte sowie Industriegüter.<br />

Die Multivac-Gruppe beschäftigt weltweit rund 4850 Mitarbeiter,<br />

davon 1900 am Hauptsitz in Wolfertschwenden.<br />

www.multivac.com<br />

8 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Humandiagnostik<br />

Numares expandiert<br />

in den asiatischen Markt<br />

Das Regensburger Diagnostikunternehmen<br />

Numares hat eine Niederlassung in<br />

Singapur eröffnet. Damit setzt der Spezialist<br />

für die Nutzung metabolomischer<br />

Netzwerke in der klinischen Diagnostik<br />

und Life-Science-Forschung den Expan<br />

sionskurs fort. In Europa und den USA<br />

werden Numares-Testsysteme bereits in<br />

der klinischen Routine eingesetzt. Sie stehen<br />

für den Wandel von einer chemiebasierten<br />

Diagnostik hin zu physik- und softwarebasierten<br />

Lösungen. Mit der Eröffnung<br />

der Numares Singapore Pte. Ltd.<br />

möchte die Numares AG nun am steigenden<br />

Diagnostikbedarf in den asiatischen<br />

Staaten partizipieren und dort das in-vitro-diagnostische<br />

Testsystem Axinon Lipofit<br />

etablieren. Es ermöglicht die Bestimmung<br />

von Lipoproteinpartikeln, die kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen begünstigen.<br />

www.numares.com<br />

Reinraumfolien<br />

Bischof + Klein verdoppelt<br />

Cleanflex-Extrusionskapazitäten<br />

Bischof + Klein investiert in eine neue Coex-Extru -<br />

sionslinie und verdoppelt so die Kapazitäten für Cleanflex-Reinraumfolien.<br />

Für die Anlage mit modernster<br />

Online-Monitoring-Technik werden der bestehende<br />

Reinraum der ISO Klasse 5 gemäß DIN EN ISO<br />

14644 erweitert und ein neuer Extruderturm mit einer<br />

Gesamthöhe von 18 m gebaut. Bestehende Produktlösungen<br />

sollen auf der neuen Maschine ebenso<br />

hergestellt werden wie Neuentwicklungen. Die Erweiterung<br />

findet losgelöst von der aktuellen Reinraumextrusion<br />

statt, damit auch bei Störungen in einem<br />

Extrusionsbereich die Versorgungssicherheit gewährleistet<br />

ist. Mit der Investition in moderne Reinraum-<br />

und Folien<strong>technik</strong> legt die Bischof + Klein SE<br />

& Co. KG, Lengerich, den Angaben zufolge den<br />

Grundstein für ein neues Qualitätsniveau der Cleanflex-Produktpalette.<br />

Der Produktionsstart ist nach<br />

bestandener Erstqualifizierung des neuen Reinraums<br />

sowie Qualifizierung und Validierung der Produktionsanlage<br />

und Produkte für das Frühjahr geplant.<br />

www.bk-international.com<br />

Bild: Bischof + Klein<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 9


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

In Kürze<br />

Medtech Europe<br />

Der BVMed-Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Meinrad Lugan wurde im Dezember<br />

zum Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden<br />

des neu gegründeten<br />

europäischen Dachverbandes Medtech<br />

Europe gewählt. Vorsitzender ist<br />

der bisherige Eucomed-Chef Rob ten<br />

Hoedt von Medtronic. Zum weiteren<br />

Stellvertreter wurde Jürgen Schulze<br />

vom Diagnostikunternehmen Sysmex<br />

gewählt. Medtech Europe vereint<br />

künftig die bisherigen Verbände Eucomed<br />

und EDMA.<br />

Digital Health<br />

Combinostics Oy, Tampere, wurde als<br />

Vorreiter für neue Gesundheitsideen<br />

ausgezeichnet. Auf dem „Innovators<br />

Summit – Digital Health“ von Technology<br />

Review konnte es sich gegen vier<br />

weitere Finalisten durchsetzen und<br />

gewann für sein Geschäftsmodell ein<br />

Preisgeld von 10 000 Euro. Das finnische<br />

Start-up entwickelte eine Software,<br />

die vollautomatisch MRI-Scans<br />

analysiert und mit anderen Patientendaten<br />

vergleicht.<br />

Finanzierung<br />

Die AMW GmbH, Warngau bei München,<br />

hat eine weitere Finanzierungsrunde<br />

im Gesamtvolumen von 6 Mio.<br />

Euro abgeschlossen. Neben anderen<br />

Investoren beteiligten sich auch der<br />

Wachstumsfonds Bayern und die SHS<br />

Gesellschaft für Beteiligungsmanagement.<br />

Mit dem frischen Kapital sollen<br />

die Entwicklung neuer Produkte vorangetrieben<br />

und die Fertigungskapazitäten<br />

erweitert werden.<br />

Fusion<br />

Die auf die Produktion und den Vertrieb<br />

von Medizinprodukten und kundenindividuellen<br />

OP-Sets (CPT) spezialisierte<br />

STS Medical Group gibt die<br />

Fusion ihrer Tochterfirmen Salvamed<br />

und Texsan Medical bekannt. Durch<br />

den Zusammenschluss entsteht eine<br />

Produktionseinheit zur Herstellung<br />

von sterilen Einwegprodukten für chirurgische<br />

Eingriffe. Das Unternehmen<br />

mit Sitz in Sandanski, Bulgarien, firmiert<br />

als STS Medical Group AD.<br />

Investitionen<br />

Freudenberg baut<br />

Medizin<strong>technik</strong>sparte aus<br />

Herz-Kreislauf-Markt<br />

Abbott schließt die Übernahme<br />

von St. Jude Medical ab<br />

Das weltweit operierende US-Gesundheitsunternehmen<br />

Abbott hat die Übernahme<br />

von St. Jude Medical, Inc. abgeschlossen.<br />

Durch die Transaktion verschafft<br />

sich Abbott den Angaben zufolge<br />

erweiterte Wachstumsmöglichkeiten. Die<br />

Übernahme sei ein wichtiger Baustein in<br />

den fortlaufenden Bestrebungen des Unternehmens,<br />

ein vielfältiges Portfolio von<br />

Medizin<strong>technik</strong>-, Diagnostik- und Ernährungsprodukten<br />

sowie generischen Marken-Pharmazeutika<br />

zu entwickeln. „Die<br />

Eingliederung von St. Jude Medical stärkt<br />

unsere globale Führungsposition in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> und ermöglicht es uns<br />

Die Freudenberg-Gruppe investiert weltweit<br />

in den Ausbau der Medizin<strong>technik</strong>sparte.<br />

Ziel ist es, die Innovationskraft<br />

weiter zu stärken und langfristig am<br />

Markt erfolgreich zu sein. So wurde in<br />

Carrick-on-Shannon/Irland für 10 Mio.<br />

Euro ein neues Entwicklungszentrum für<br />

innovative Katheter-Technologie gebaut,<br />

das 200 Arbeitsplätze bietet. Der Standort<br />

in Carpenteria, Kalifornien, wird um rund<br />

930 m 2 erweitert und in Shenzhen/China<br />

verdoppelt das Technologieunternehmen<br />

den Angaben zufolge aktuell seine Produktionskapazitäten<br />

für Medizin<strong>technik</strong>.<br />

In Kaiserslautern wird die Reinraumproduktion<br />

bereits zum zweiten Mal innerhalb<br />

kurzer Zeit erweitert, um der steigenden<br />

Nachfrage gerecht zu werden.<br />

Freudenberg entwickelt Produkte, die in<br />

der Behandlung von Krebs, Diabetes und<br />

chronischen Wunden zum Einsatz kommen<br />

– biologisch abbaubare Wundauflagen,<br />

Beschichtungen für Implantate oder<br />

Dichtungen für medizinisches Gerät. Im<br />

Geschäftsjahr 2015 erwirtschaftete Freudenberg<br />

Medical mit Standorten in Asien,<br />

den USA und Zentralamerika sowie<br />

Europa etwa 155 Mio. Euro Umsatz und<br />

beschäftigte rund 1100 Mitarbeiter. Sitz<br />

der Freudenberg & Co. KG ist Weinheim.<br />

www.freudenberg.com<br />

gleichzeitig, innovative Produkte<br />

anzubieten, um weitere Versorgungsbereiche<br />

abzudecken und<br />

noch mehr Arztpraxen und Krankenhäuser<br />

auf der ganzen Welt zu<br />

erreichen“, erklärt Miles D. White,<br />

Aufsichtsratsvorsitzender und<br />

CEO von Abbott. Mit Abschluss<br />

der Akquisition wurde St. Jude<br />

Medical aus Saint Paul, Minnesota,<br />

eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />

von Abbott mit Hauptsitz<br />

in Abbott Park, Illinois. Die starke Positionierung<br />

des Unternehmens in schnell<br />

wachsenden Bereichen wie Vorhofflimmern,<br />

Herzinsuffizienz, strukturelle<br />

Herzerkrankungen und chronischer<br />

Schmerz ergänze die von Abbott besetzten<br />

Positionen in den Bereichen Koronarintervention<br />

und Mitralklappenerkrankungen.<br />

Gemeinsam wollen die Unternehmen<br />

in nahezu allen Bereichen des<br />

auf 30 Mrd. US-Dollar bezifferten Herz-<br />

Kreislauf-Markts operieren.<br />

Bild: Abbott<br />

www.abbott.com<br />

Bild: Freudenberg Medical<br />

10 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Ballonkatheter<br />

SIS Medical setzt auf<br />

internationale Expansion<br />

Neurochirurgie<br />

Woke Medical und Raumedic<br />

kooperieren auf chinesischem Markt<br />

Die SIS Medical AG hat ihre Produktionsstätte<br />

in Frauenfeld im Kanton Thurgau<br />

bezogen. Vom neuen Firmenhauptsitz aus<br />

will das Schweizer Unternehmen mit zusätzlichen<br />

Kapazitäten die Nachfrage<br />

nach Ballonkathetern auf den internationalen<br />

Märkten bedienen. Der Bereich Forschung<br />

und Entwicklung wird ausgebaut.<br />

Allein in den vergangenen zwei Jahren<br />

wurde der Vertrieb in fast ganz Südamerika<br />

sowie im Nahen Osten aufgebaut, im<br />

ersten Halbjahr 2017 ist den Angaben zufolge<br />

der Markteintritt in weiteren Ländern<br />

geplant. SIS Medical produziert<br />

Hochdruck- und Superhochdruckballonkatheter<br />

für die interventionelle Kardiologie.<br />

Sie bieten Behandlungsoptionen, mit<br />

denen verengte Adern wieder geöffnet<br />

werden können. Die Fertigung ist nach<br />

ISO 13485 und ISO 9001 zertifiziert.<br />

www.sis-medical.com<br />

Das chinesische Unternehmen<br />

Woke Medical und Raumedic<br />

wollen künftig enger zusammenarbeiten.<br />

Den Koopera -<br />

tions- und Distributionsvertrag<br />

haben Martin Bayer, Vorstand<br />

der Raumedic AG (2. v. links)<br />

und Tiger Zhang, Vorstandsvorsitzender<br />

von Woke Medical<br />

Co., Ltd. (3. v. links) unterzeichnet.<br />

Er betrifft den exklusiven Vertrieb<br />

des neurochirurgischen Katheters<br />

Neurovent in der Volksrepublik China.<br />

Binnen weniger Jahre hat sich dort der<br />

Absatz von Spezialprodukten in der Neurochirurgie<br />

verdoppelt. Steigender Individualverkehr<br />

und die Ausübung von Risikosportarten<br />

sind den Angaben zufolge<br />

eine Ursache für die zunehmende Anzahl<br />

von Trauma-Patienten, bei denen der<br />

Neurovent-Katheter diagnostisch zum<br />

Einsatz kommt. Der langfristige Vertrag<br />

Bild: Raumedic<br />

für die Zusammenarbeit soll nun nach<br />

und nach mit Leben erfüllt werden. Ein<br />

erster Schritt sind die Vorbereitungen für<br />

die Zulassung der Raumedic-Produkte in<br />

der Volksrepublik. Das Unternehmen aus<br />

Helmbrechts ist Entwicklungspartner und<br />

Hersteller von Schläuchen, Formteilen,<br />

Kathetern sowie Baugruppen und Systemen<br />

für die medizintechnische und pharmazeutische<br />

Industrie.<br />

www.raumedic.com<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 11


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Medtech Summit<br />

mit MT-Connect<br />

Branchentreff | Erstmals findet der Kongress Medtech<br />

Summit in Nürnberg im Verbund mit der neuen Medizin<strong>technik</strong>-Messe<br />

MT-Connect statt.<br />

Bewährte Veranstaltung: Der Medtech Summit findet künftig<br />

jährlich im Rahmen der Fachmesse MT-Connect statt<br />

Entwicklungen in den Bereichen Medical Technologies, Dia -<br />

gnostics, Digitization und Mobile Health gehören bereits seit<br />

Jahren zu den Schwerpunkten des MedTech-Summit-Programms.<br />

Der internationale Kongress, der vom 21. bis 22. Juni in<br />

Nürnberg stattfindet, hat sich mit rund 1000 Teilnehmern zu einem<br />

bedeutenden Treff der Gesundheitsbranche entwickelt.<br />

Neben technologischen Inhalten setzt der Medtech Summit weitere<br />

Akzente in den Bereichen Innovation Management, Regulatory<br />

Affairs oder Strategic Partnerships. Zielgruppe sind Forscher,<br />

Entwickler, Hersteller, Zulieferer, Dienstleister und klinische<br />

Anwender. Die interaktive Struktur des Kongresses eröffnet<br />

vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung – nicht nur im Bereich<br />

von Forschungs- und Entwicklungskooperationen, sondern auch<br />

im Hinblick auf Marktstrategien wie Crowdsourcing, Projektfinanzierung,<br />

Geschäftsmodelle und Joint Ventures.<br />

In drei parallelen Sessions werden 60 Vorträge angeboten, die<br />

Themen umfassen die Bereiche medizinische Bildgebung, Chirurgie<br />

und Endoskopie, Hybridsysteme und Interoperabilität,<br />

Sensorik und MEMS (Microelectromechanical Systems), Wearables<br />

und Apps, Medical Embedded Systems, Additive Fertigung,<br />

Robotik in Pflege und Reha, Diagnostics, Big Data und Personalisierte<br />

Medizin, E-Health-Infrastruktur, Nuklearmedizin sowie<br />

Implikationen der Medical Device Regulation.<br />

Die begleitende Ausstellung des Medtech Summit wird dieses<br />

Jahr zum ersten Mal in die neue Medizin<strong>technik</strong>-Messe MT-Connect<br />

überführt. Zusätzlich zum Kongressprogramm wird ein<br />

Partnering-Event angeboten. Es ermöglicht B2B-Networking<br />

zwischen allen Teilnehmern des Medtech Summits sowie den<br />

Ausstellern und Besuchern der MT-Connect. Weitere Connecting<br />

Events sind geplant, unter anderem eine Matchmaking-Veranstaltung.<br />

www.medtech-summit.de<br />

Bild: Forum Medtech Pharma<br />

Geschäftsjahresabschluss<br />

Carl Zeiss Meditec AG<br />

setzt Wachstumskurs fort<br />

Medizinprodukte<br />

TÜV Nord Cert und VDE<br />

arbeiten Hand in Hand<br />

Bild: Carl Zeiss<br />

Die Jenaer Carl Zeiss Meditec AG konnte<br />

im Geschäftsjahr 2015/16 weiteres<br />

Wachstum verbuchen. Am stärksten gewachsen<br />

ist die Region Asien/Pazifik<br />

(+19,5 %), während das Unternehmen in<br />

Amerika an Umsatz einbüßte. Insgesamt<br />

stieg der Umsatz um 4,6 % auf 1,08 Mrd.<br />

Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />

entwickelte sich mit 154,3 Mio Euro<br />

(Vorjahr: 130,6 Mio. Euro) positiv. Zuwächse<br />

kamen aus beiden Geschäftseinheiten<br />

der Ophthalmologie. Die Strategic<br />

Business Unit (SBU) Ophthalmologische<br />

Systeme konnte den Umsatz um 7,5 % auf<br />

421,2 Mio. Euro gegenüber 392 Mio. Euro<br />

im Vorjahreszeitraum steigern. Hier entwickelte<br />

sich insbesondere das Geschäft<br />

mit Lasersystemen zur Sehschärfenkorrektur<br />

positiv. Die SBU Chirurgische Ophthalmologie<br />

steigerte den Umsatz um<br />

4,3 % auf 370,7 Mio. Euro. Deutliche Zuwächse<br />

konnten erneut bei den Intraokularlinsen<br />

für die Behandlung des Grauen<br />

Stars erzielt werden. Gemäß der neuen<br />

Organisationsstruktur hätte die kombinierte<br />

SBU Ophthalmic Devices einen<br />

Umsatz von 791,9 Mio. Euro erreicht, was<br />

einem Wachstum von 6 % entspricht. Das<br />

Umsatzwachstum der SBU Microsurgery<br />

lag bei 1,3 %. Der Umsatz mit Operationsmikroskopen<br />

und Visualisierungslösungen<br />

erreichte 296,5 Mio. Euro gegenüber<br />

292,8 Mio. Euro im Vorjahr.<br />

www.zeiss.de/meditec<br />

TÜV Nord Cert und das VDE-Institut kooperieren<br />

ab sofort im Bereich Medizinprodukte.<br />

Die beiden Prüf- und Zertifizierungsdienstleister<br />

wollen dadurch künftig<br />

zahlreiche Dienstleistungen aus einer<br />

Hand bieten und die Anforderungen von<br />

Herstellern und Vertreibern von Medizinprodukten<br />

abdecken. So werden sowohl<br />

Qualitätssicherungssysteme zertifiziert<br />

als auch Produkte geprüft. „Insbesondere<br />

im Hinblick auf die bald in Kraft tretende<br />

Medical Device Regulation sorgen die erweiterten<br />

Ressourcen für schnellere Zulassungen<br />

und eine langfristige Verlässlichkeit“,<br />

sagt Wolfgang Wielpütz, Geschäftsführer<br />

TÜV Nord Cert. Auch Wolfgang<br />

Niedziella, Geschäftsführer des<br />

VDE-Instituts, sieht viele Vorteile: Mit dieser<br />

Kooperation könne man die hohe<br />

Prüfqualität des VDE-Instituts mit den<br />

Zertifizierungskompetenzen von TÜV<br />

Nord vereinen.<br />

www.vde.com, www.tuev-nord.de<br />

12 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Labordiagnostik<br />

Siemens Healthineers erweitert<br />

Fertigungsstätte in Walpole<br />

Siemens Healthineers will über vier Jahre verteilt rund 300 Mio.<br />

US-Dollar in seinen Fertigungs-, Forschungs- und Entwicklungsstandort<br />

Walpole in Massachusetts investieren. Der Standort<br />

Walpole beschäftigt zur Zeit mehr als 700 Mitarbeiter und ist die<br />

Hauptproduktionsstätte für Assays, die auf der Advia Centaur-<br />

Familie von Immunoassay-Geräten ausgeführt werden, sowie<br />

von Verbrauchsmaterialien für die molekularen und Blutgastestgeräte<br />

der Produktfamilie. Das Werk soll auch Assays für das Immunoassay-Modul<br />

von Atellica produzieren, das sich zurzeit in<br />

der Entwicklung befindet. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

am Standort ermöglicht den Angaben zufolge die Einführung<br />

neuer Tests, um Ärzte bei der Diagnose und Behandlung<br />

von Krankheiten zu unterstützen. Der bestehende 45 000 m 2 große<br />

Komplex soll aufgerüstet<br />

und erweitert werden. Die<br />

Maßnahmen umfassen den<br />

Fertigungs-, Lager-, Büro- und<br />

Laborbereich und sollen im<br />

Sommer beginnen. Siemens<br />

Heal-thineers strebt an, mindestens<br />

400 neue Stellen zu<br />

schaffen, langfristig sollen 700<br />

neue Dauerarbeitsplätze entstehen.<br />

Bild: Siemens<br />

www.healthcare.siemens.de<br />

www.staubli.com<br />

Hightech-Kupplungen<br />

für Life Science<br />

Engineering-Dienstleistungen<br />

Bertrandt eröffnet Prüflabor<br />

in Wiesbaden-Erbenheim<br />

Die Bertrandt AG, Ehningen,<br />

hat ihre Entwicklungsflächen<br />

um ein Prüflabor in Wiesbaden-Erbenheim<br />

erweitert. Auf<br />

500 m 2 unterstützen die Ingenieure<br />

Kunden aus der Pharma-<br />

und Medizin<strong>technik</strong>branche<br />

bei Konstruktions- und<br />

Prüfleistungen. In den neuen<br />

Räumen stehen 250 m 2 reine<br />

Laborfläche zur Verfügung,<br />

zudem wurde ein Konstruktionsbüro<br />

integriert. „Durch<br />

diese Kombination können wir<br />

komplette Prüfprozesse sowie<br />

Konstruktionsleistungen abwickeln<br />

und in unserer Arbeit<br />

höchst flexibel auf individuelle<br />

Kundenwünsche eingehen“,<br />

erläutert Tobias Rawitz, Laborleiter<br />

am Standort Wiesbaden-Erbenheim.<br />

Das Labor<br />

bietet Platz für bis zu 25 Mitarbeiter.<br />

Das Prüflabor arbeitet<br />

nach DIN-Normen, zusätzlich<br />

wurde das Qualitätssicherungssystem<br />

Good Manufacturing<br />

Practice der USamerikanischen<br />

Food and<br />

Drug Administration implementiert.<br />

Mit Hilfe einer Klimakammer<br />

können Temperaturen<br />

zwischen -40 °C und<br />

+150 °C erzeugt werden. Mit<br />

einer Mikrowaage werden unter<br />

anderem Prüfungen auf<br />

Dosiergenauigkeit bei Kombinationsprodukten<br />

vorgenommen.<br />

Eine Universalprüfmaschine<br />

nimmt Zug-, Druckund<br />

Torsionsprüfungen an<br />

medizinischen Geräten vor.<br />

www.bertrandt.com<br />

Schnellverschlusskupplungen von Stäubli<br />

erfüllen höchste Anforderungen<br />

Große Anzahl unterschiedlicher Baureihen<br />

Clean-Break<br />

Totraumfrei<br />

Einseitige oder beidseitige Absperrung<br />

Freier Durchgang<br />

Langwährende Dichtheit<br />

Optimale Handhabung<br />

schnell. sicher. effizient.<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 13<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH - Tel.: +49 921 883-0 - E-Mail: connectors.de@staubli.com


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Mit Fragen der Qualitätssicherheit<br />

kreativ umgehen<br />

Medtech meets Quality | Für die Qualitätssicherung in der Medizin<strong>technik</strong> gibt es einen<br />

Rahmen – aber innerhalb dieser Vorgaben lohnt es sich für die Unternehmen<br />

durchaus, kreativ zu sein, um die Anforderungen zu erfüllen. Wie das gehen kann und<br />

welche Hilfsmittel dafür zur Verfügung stehen, zeigte das 2. Forum für Qualitätssicherung<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> im Dezember in Stuttgart.<br />

Jeden Tag werden in Deutschland 218<br />

Audits durchgeführt. Das könnte man<br />

dahingehend interpretieren, dass die<br />

Qualität eine große Rolle spielt, geachtet<br />

und gepflegt wird. Dass der Alltag dennoch<br />

oft anders aussieht, berichtete Stephan<br />

Joseph, Berater in Qualitätsfragen,<br />

in seinem Vortrag beim Forum Medtech<br />

meets Quality in Stuttgart.<br />

Joseph hat als erster Referent gleich<br />

den Finger in die Wunde gelegt: Wieso<br />

ISO?, war der leicht provokante Titel seines<br />

Referats. Ihm ging es aber nicht um<br />

Provokation, sondern vor allem darum zu<br />

zeigen, dass der Sinn aller Anstrengungen<br />

zur Qualitätssicherung nicht „die Pappe<br />

an der Wand“ sei. Ein ausgehängtes Zertifikat<br />

sei zwar eine gute Sache, aber um<br />

wirklich etwas für die Qualität der Produkte<br />

zu tun, sei mehr zu machen als Minimalanforderungen<br />

fürs nächste Audit<br />

zu erfüllen.<br />

Einfach sei das nicht: Schließlich sei<br />

die Produktion ein sehr komplexes System.<br />

Der Vergleich mit einem Mobile liege<br />

nahe: Jede Berührung, jede Veränderung<br />

bewirkt eine Reihe von Reaktionen. Nur<br />

welche das im Einzelnen sind, lasse sich<br />

nicht vorhersagen – und das gelte auch<br />

für Maßnahmen, die die Qualität verbessern<br />

sollen. Oft genug würden im Dienste<br />

der Qualitätssicherung Regeln in großer<br />

Zahl aufgestellt, die die Mitarbeiter dann<br />

aus Zeitdruck versuchen zu umgehen.<br />

Die Empfehlung des Referenten: Sich<br />

ein Beispiel zu nehmen an einem der ersten<br />

Handbücher zu Fragen der Qualität.<br />

Der Autor, Benedikt, habe darin für jede<br />

Regeln für das Zusammenleben im Kloster<br />

eine Begründung mitgeliefert und die<br />

Regeln oft vorlesen lassen. Für die heutige<br />

Zeit sollte laut Joseph der gute Vorsatz<br />

lauten, sich nicht mit minimalem Aufwand<br />

durchs Audit zu quetschen, wie es<br />

Aus den Vorträgen erfuhren die Teilnehmer, was sich in den vielen Facetten der Qualitätssicherung<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> jüngst getan hat<br />

Bild: Tom Oettle<br />

manche Ratgeber nahe legten, sondern<br />

die Organisation weiterzuentwickeln. Das<br />

schließe den Chef mit ein – es sei ein gutes<br />

Zeichen, wenn dieser die Fragen beim Audit<br />

selbst beantworten könne und das<br />

nicht seinem Qualitätsmanagementbeauftragten<br />

überlassen müsse. „Und man<br />

darf auch den Auditor nach dem Warum<br />

fragen, wenn dieser das Ausfüllen einer<br />

weiteren Spalte in einer Excel-Tabelle fordert<br />

– oder sogar eigene Vorschläge machen.“<br />

Die Norm beschreibe lediglich Anforderungen,<br />

die zu erfüllen seien. Für<br />

das „Wie“ sei Kreativität erlaubt.<br />

Risikomanagement für<br />

alle Prozesse erweitert<br />

Über Details der aktuellen DIN EN ISO<br />

13485:2016 berichtete Werner Kexel,<br />

stellvertretender Zertifizierungsstellenleiter<br />

Medizinprodukte beim TÜV Hessen.<br />

Er war erfreut zu erfahren, dass der Großteil<br />

der Teilnehmer tatsächlich die geltende<br />

Version der Norm gelesen habe. Das sei<br />

eine wichtige Voraussetzung, um zu<br />

schauen, was im eigenen Unternehmen<br />

eventuell zu ändern sei. Er hob hervor,<br />

dass die neue Version das Risikomanagement<br />

für alle Prozesse erweitert habe. Das<br />

Risiko müsse definiert, sein Ausmaß beschrieben<br />

und danach die eventuell erforderlichen<br />

Maßnahmen festgelegt werden.<br />

Wobei die internationale Norm nur eine<br />

Seite der Medaille sei: Sie gelte, wenn<br />

das Gesetz nicht ausdrücklich andere Dinge<br />

vorschreibt. Aber die Gesetze in<br />

Deutschland, China oder den USA wichen<br />

stellenweise erheblich voneinander ab.<br />

Als „Dauerbrenner“ nannte Kexel das<br />

Software-Thema, „denn die Norm fordert<br />

nicht nur, dass man sich mit der Software<br />

im Medizinprodukt selbst befasst.“ Vielmehr<br />

müsse die Software im Prozess vor<br />

Inbetriebnahme validiert werden.<br />

14 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Fragen zu Details vertieften die Inhalte der Vorträge,<br />

und wer es noch genauer wissen wollte...<br />

Bild: Tom Oettle<br />

... nutzte auch die Pausen, um das Gespräch mit den Referenten<br />

zu suchen<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Es lohne sich auch, die Rolle von Herstellern<br />

und Zuliefern genauer zu betrachten.<br />

Was ein Hersteller ist, definiere<br />

die Norm anders als das Medizinproduktegesetz<br />

– und da das Gesetz Vorrang vor<br />

der Norm hat, müsse man sich mit diesen<br />

unterschiedlichen Auslegungen im Detail<br />

befassen. Auch Mischfunktionen seien<br />

möglich, und ein Unternehmen müsse die<br />

eigene Rolle in der Lieferkette bewerten.<br />

Kexel sprach sogar von einem „Zertifikatswahn“,<br />

der sich durch die gesamte<br />

Lieferkette ziehe. Zwar verlange nicht das<br />

Videos und<br />

Folgetermin<br />

Alle Vorträge wurden auf Video aufgezeichnet<br />

und sind online abrufbar,<br />

ebenso wie ergänzende Interviews.<br />

Und auf das zweite Forum Medtech<br />

meets Quality im Jahr 2016 wird das<br />

Dritte folgen: Als Termin dafür ist<br />

der 1. Februar 2018 vorgesehen –<br />

gemäß dem Wunsch der Teilnehmer,<br />

die Veranstaltung auf den Jahresbeginn<br />

zu verlegen. Die Inhalte rund<br />

um die Qualitätssicherung in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> werden jedoch beibehalten.<br />

www.medtech-meets-quality.de<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

videovortraege<br />

Gesetz von jedem ein Zertifikat, aber die<br />

Auftraggeber legten hierauf Wert.<br />

Zu beachten ist laut Kexel, dass die<br />

neue Version der Norm klar dar legt, dass<br />

ein Hersteller zwar Aufgaben delegieren<br />

könne, nicht aber die Verantwortung für<br />

sein Produkt. „Er ist für alle Teile der Lieferkette<br />

verantwortlich, und es muss<br />

schriftliche Qualitätsvereinbarungen geben.“<br />

Für kritische Lieferanten sei eine<br />

Auditierung unverzichtbar.<br />

Dass Qualität für den ganzen Prozess<br />

eine Rolle spielt und auch Fragen des Labellings<br />

einschließt, betonte Guido Hammer,<br />

Senior Consultant bei GS1 Germany.<br />

Was in den USA in Sachen UDI bereits gelte<br />

und für Europa absehbar sei, biete aufgrund<br />

der durchgängigen Datensätze Vorteile<br />

beim Identifizieren und Rückverfolgen<br />

der Produkte. Alle Details zu berücksichtigen<br />

– zum Beispiel zu wissen und zu<br />

dokumentieren, welche Veränderung an<br />

einem Produkt eine neue GTIN erfordert,<br />

und welche tagesgenaue Angabe im Einzelfall<br />

das geforderte Herstelldatum repräsentiert<br />

– bringe auch Herausforderungen<br />

für die Qualitätssicherung.<br />

Dr. Thomas Schmitz, Senior Consultant<br />

bei Plato Software, berichtete darüber,<br />

wie sich Entwicklungsprozesse in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> besser steuern lassen,<br />

wenn Methoden und Wissen in einem<br />

System vernetzt sind. Das könne auch als<br />

ein Schritt in Richtung Industrie 4.0 gesehen<br />

werden.<br />

Ebenfalls im Umfeld der Vernetzung ist<br />

die Auswertungssoftware Kotem Evolve<br />

Manufacturing angesiedelt, die Christoph<br />

Bohnhof von OGP Mess<strong>technik</strong> vorstellte.<br />

Sie setzt sich aus acht smarten Bausteinen<br />

zusammen, die für alle Messegeräte geeignet<br />

sind und die es auch ermöglichen,<br />

die Messprotokolle entlang der Zuliefererkette<br />

zu vereinheitlichen.<br />

CT – nicht nur für die Medizin<br />

ein interessantes Verfahren<br />

Die Unterschiede zwischen medizinischen<br />

und industriellen CT-Geräten und<br />

die Potenziale, die diese Technik für die<br />

Qualitätssicherung bietet, erläuterte Gabor<br />

Szabo von Nikon Metrology. Als Beispiel<br />

nannte er die Frage, was mit einer<br />

Dichtung beim Zudrehen einer Kunststoffflasche<br />

passiert. Durch einen Helix-<br />

Scan, bei dem das zu untersuchende Teil<br />

nicht nur in der Ebene gedreht, sondern<br />

beim Drehen auch in der Höhe verfahren<br />

wird, ließen sich Teile, die aus einem Mix<br />

Metall und Kunststoff hergestellt sind, besonders<br />

gut darstellen.<br />

Stephan Knopf, Vertriebsmitarbeiter<br />

Industrie bei Carl Zeiss Microscopy, berichtete<br />

über die moderne Digitalmikroskopie.<br />

Diese biete zwar nicht die maximale<br />

Auflösung, sondern sei zwischen<br />

den Möglichkeiten von Stereomikroskopie<br />

und Auflichtmikroskopie angesiedelt.<br />

Zum Abschluss kamen einige der Referenten<br />

aufs Podium, um spezielle Fragen<br />

zur Qualitätssicherung in der Medizin<strong>technik</strong><br />

zu diskutieren. Das Fazit der Teilnehmer<br />

war positiv – und die Teilnahme<br />

an der Folgeveranstaltung haben sich viele<br />

schon vorgemerkt.<br />

(op) ■<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 15


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

GERÄTE IM OP SOLLTEN KEIN<br />

TEURES HIGHTECH-SPIELZEUG SEIN<br />

Hybrid-OP | Mit der richtigen Strategie und dem Wissen der Nutzer rechnet sich ein<br />

Hybrid-OP, sagt Prof. Dr. med. Clemens Bulitta. Was sich in diesen Hightechsälen tut,<br />

beeinflusst die Anforderungen an die gesamte Branche.<br />

land etwa 200 Hybrid-OPs. Aber ich halte<br />

mittelfristig einen Zuwachs um den<br />

Faktor zwei oder drei für sinnvoll und<br />

auch nicht unrealistisch.<br />

■ Wer richtet derzeit solche Säle ein?<br />

Die Zeiten, in denen es diese nur in Uni-<br />

Kliniken gab, sind vorbei. Auch kleinere<br />

und mittlere Krankenhäuser haben inzwischen<br />

investiert, und an mancher<br />

Stelle werden vielleicht weitere Säle<br />

entsprechend ausgestattet.<br />

Veränderungen durch<br />

Hybrid-OPs betreffen viele<br />

Unternehmen der Branche<br />

Prof. Dr. Clemens Bulitta leitet das 2015 ■ Wie aktuell ist das Thema?<br />

■ Was muss erfüllt sein, um im Betrieb<br />

eine optimale und wirtschaftliche Auslastung<br />

zu erreichen?<br />

Die Betreiber müssen im Vorfeld ihre<br />

Strategie festlegen und die Ausstattung<br />

entsprechend wählen. Wie viele Patienten<br />

kommen für eine Behandlung in<br />

gegründete Institut für Medizin<strong>technik</strong> Aus meiner Sicht ist das Potenzial für diesem Umfeld in Frage? Welche Anforderungen<br />

stellen die Mediziner – auch<br />

an der Ostbayerischen Technischen<br />

Hybrid-OPs noch nicht ausgeschöpft.<br />

Hochschule Amberg-Weiden. Er war bis<br />

2012 gut zehn Jahre bei Siemens<br />

Die Anfänge lagen im Kardio-Bereich, aus verschiedenen Fachbereichen? Welche<br />

Healthcare beschäftigt, zuletzt verantwortlich<br />

dafür wurden die Operationsräume mit<br />

Technik wird gebraucht? Eine Lö-<br />

für das weltweite Projekt- und Angiographiegeräten ausgestattet. Die sung wird dann zu finden sein, auch<br />

Partnermanagement für Angiographiesysteme<br />

im Operationssaal, die so ge-<br />

Vorteile der Bildgebung lassen sich aber wenn es nicht ohne Kompromisse geht.<br />

nannten Hybrid-OPs<br />

auch für andere medizinische Fachbereiche<br />

nutzen, beispielsweise die Unfall-<br />

oder Wirbelsäulenchirurgie. So gesehen<br />

IHR STICHWORT<br />

ist ‚Hybrid-OP‘ in gewisser Weise<br />

ein unscharfer Begriff: Die Bildgebung<br />

kann nicht nur mit einem Angiographiegerät<br />

■ Strategien für Hybrid-OPs<br />

erfolgen, sondern auch mit<br />

■ Effizienz verbessern<br />

einem mobilen C-Bogen oder einem<br />

■ Neue Operations<strong>technik</strong>en<br />

MRT oder CT. Das hängt letztlich davon<br />

■ Änderungen an Medizinprodukten<br />

Bild: OTH-AW<br />

■ Herr Professor Bulitta, was gehört<br />

alles in einen Hybrid-OP und welche Vorteile<br />

kann diese Ausstattung bringen?<br />

In Hybrid-OPs sind auch Möglichkeiten<br />

der High-End-Bildgebung vorhanden.<br />

So können zum Beispiel Hochrisikopatienten<br />

mit einer Aortenstenose, die eine<br />

offene Herzoperation nicht überstehen<br />

würden, minimal-invasiv behandelt<br />

werden, da sich die relevanten Strukturen<br />

visualisieren lassen. Wir können ihnen<br />

also eine Behandlungsoption bieten,<br />

die es ohne Hybrid-OPs nicht gäbe.<br />

Und wir können eine permanente Qualitätskontrolle<br />

während eines Eingriffes<br />

erreichen: Wir sehen, ob bei einem<br />

Aneurysma im Gehirn die Clips ideal<br />

platziert sind oder ob ein Implantat<br />

richtig sitzt. Was zugleich bedeutet,<br />

dass sich Fehler und damit eine eventuell<br />

erneute Operation vermeiden lassen.<br />

In manchen Fällen führen die Daten aus<br />

der Bildgebung sogar dazu, dass die<br />

chirurgische Strategie verändert wird,<br />

um ein besseres Ergebnis zu erzielen.<br />

ab, für welche Anwendungen der Saal<br />

genutzt werden soll. Derzeit haben wir<br />

bei 2000 Krankenhäusern in Deutsch-<br />

■ Was ist Ihren Erfahrungen nach der<br />

Worst-Case, der sich in solchen Projekten<br />

eingestellt hat?<br />

Ein mit teuren Geräten ausgestatteter<br />

OP-Saal, der im Grunde nichts anderes<br />

ist als ein Hightech-Spielplatz, den keiner<br />

richtig nutzt. Glücklicherweise ist<br />

so etwas eher selten. Dennoch sehe ich<br />

bei vielen Hybrid-OPs, für die schon eine<br />

sinnvolle Strategie festgelegt wurde<br />

und in denen auch die Ausstattung<br />

16 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


passt, noch Optimierungspotenzial. Wir<br />

müssen uns ja das Ziel setzen, die vorhandene<br />

Technik möglichst effizient zu<br />

nutzen und auch so, dass die Qualität<br />

zunimmt und der Patient so viel wie<br />

möglich von der Technik profitiert. Und<br />

das geht nur, wenn alle, die in diesem<br />

Umfeld arbeiten, auch alle Funktionen<br />

der Technik kennen und nutzen können.<br />

Da bietet sich der Vergleich mit dem eigenen<br />

Smartphone oder der Office-<br />

Software an: Was diese bieten, kann<br />

man erst ausschöpfen, wenn man in<br />

Schulungen die für die eigene Nutzung<br />

wichtigen Funktionen kennenlernt. Das<br />

Budget für solche Maßnahmen ist wohl<br />

manchmal zu knapp bemessen. Aber<br />

daran kann man ja arbeiten. Es wird sogar<br />

diskutiert, ob ein eigenes Berufsbild,<br />

der Hybrid-OP-Techniker, sinnvoll<br />

sein könnte.<br />

Lehr- und Forschungs-OP<br />

Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden verfügt<br />

über einen vollständig eingerichteten Lehr- und Forschungs-<br />

OP, in dem neue und bestehende OP-Technologie, Medizin- sowie<br />

Haus- und Gebäude<strong>technik</strong> getestet, weiterentwickelt, demonstriert<br />

und geschult werden. So kann ein komplettes System in<br />

verschiedenen Funktionszuständen erklärt und trainiert werden.<br />

Forschung und Entwicklung neuer Produkte und die Simulation<br />

und Optimierung von Arbeitsprozessen sind möglich.<br />

Der Lehr- und Forschungs-OP soll den Zugang zu neuen Technologien<br />

schaffen, zum Beispiel durch die (Weiter-)Qualifizierung von<br />

medizinischem und technischem Personal. Auch strategische<br />

Partnerschaften mit der Industrie sind möglich.<br />

www.oth-aw.de/bulitta/lehr-und-forschungs-op/<br />

Bild: Bulitta<br />

Im Lehr- und Forschungs-OP<br />

können<br />

unterschiedliche<br />

Szenarien für den<br />

OP-Ablauf getestet<br />

werden. Auch Usa -<br />

bility-Prüfungen<br />

sind möglich<br />

■ Wo sehen Sie die größten Probleme<br />

bei der Planung und Nutzung der OPs?<br />

Gerade in kleineren Häusern sind viele<br />

Fachgebiete betroffen – die Mediziner<br />

verschiedener Richtungen, die hier arbeiten<br />

sollen, die Haus- und Gebäude<strong>technik</strong>,<br />

die Medizin<strong>technik</strong>. Alle haben<br />

Anforderungen und Wünsche, alle bringen<br />

Einschränkungen mit, manche Ziele<br />

sind auch nicht miteinander zu vereinbaren.<br />

Gerade für kleinere Häuser<br />

kann es interessant sein, das Projekt in<br />

die Hände eines Dienstleisters zu legen.<br />

Das kann ein Gerätehersteller sein, der<br />

vielleicht sogar Services für den späteren<br />

Betrieb des Saales bietet. Natürlich<br />

ist das mit nicht unerheblichen Kosten<br />

verbunden. Aber wenn diese Ausgabe<br />

dazu beiträgt, dass die Investition in die<br />

Technik sich lohnt und das Krankenhaus<br />

an dieser Stelle Geld verdient, ist<br />

die Entscheidung richtig.<br />

■ Wo gibt es eventuell Handlungs bedarf<br />

bei technischen Geräten, die in solchen<br />

Sälen genutzt werden?<br />

Bei der Gebrauchstauglichkeit sehe ich<br />

noch viel Verbesserungspotenzial. Auch<br />

die Kombination verschiedener Geräte,<br />

also die Schnittstellenproblematik,<br />

lässt Raum für bessere Ideen. Und für<br />

die Zukunft werden neue technische<br />

Lösungen gefragt sein: Als Beispiel sei<br />

die Augmented Reality genannt. Ich<br />

denke da an die Möglichkeit, diagnostische<br />

Aufnahmen in das Endoskop-Bild<br />

einzublenden. Und im Bereich der<br />

Naviga tionssysteme und der computer -<br />

assistierten Chirurgie sind wir auch<br />

längst noch nicht am Ende.<br />

■ Betreffen die Entwicklungen im<br />

Hybrid-OP vor allem die Großgeräte?<br />

Nein, das geht die ganze Branche etwas<br />

an. Der Einsatz der Bildgebung im OP<br />

hat eine Spirale der Entwicklung in<br />

Gang gesetzt. Aus dem, was die Ärzte<br />

jetzt sehen, ergeben sich neue Anforderungen<br />

an Implantate. Diese könnten<br />

zum Beispiel Informationen liefern, die<br />

die Platzierung erleichtern. Wenn man<br />

weiter denkt, kommt man zu Fragen<br />

der Automatisierung von Prozessen.<br />

Und das wiederum wird die Anforderungen<br />

an die Bildgebung verändern.<br />

Ich denke, da wird sich eine Menge tun,<br />

was nicht nur die Großgeräte betrifft.<br />

■ Was ist Ihrer Ansicht nach die wichtigste<br />

Aufgabe, vor der die Hersteller von<br />

Medizingeräten heute stehen?<br />

Sie müssen den Nutzen ihrer Innovationen<br />

nachweisen können, im Sinne des<br />

Health Technology Assessment. Das gelingt<br />

am besten, wenn sich die Entwickler<br />

mit echten Problemen befassen, mit<br />

denen die Ärzte gerade kämpfen. Ein<br />

schönes Beispiel dafür ist ein Masterprogramm<br />

an der Johns Hopkins Universität<br />

in den USA: Dort müssen die<br />

Studierenden mit einem Arzt in die Klinik,<br />

um ein Problem zu besprechen und<br />

dieses auch technisch lösen – und zwar<br />

so, dass der Arzt einfach damit umgehen<br />

kann. Das fördert echte Innovationen<br />

und erleichtert Ausgründungen.<br />

Die Aufgabe für die Hersteller lautet also,<br />

problemorientiertes Entwickeln, den<br />

Nachweis des Nutzens und die Gebrauchstauglichkeit<br />

des fertigen Produkts<br />

zusammenzuführen.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 17


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

Operieren trotz<br />

geringer Expertise<br />

Prostatakrebs | Drei von zehn Prostataoperationen erfolgen<br />

an Kliniken mit zu geringer Expertise: Dies belegt<br />

eine Studie des Universitätsklinikums Dresden. Sie<br />

analysiert 221 000 Eingriffe zwischen 2006 und 2013.<br />

Prof. Manfred Wirth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie,<br />

mit dem Da-Vinci-System zur Roboter-assistierten Chirurgie<br />

Mindestens 50 Operationen pro Jahr empfiehlt die deutsche<br />

Prostatakrebsleitlinie als Orientierungswert für Zentren,<br />

die eine komplette operative Entfernung der Prostata anbieten.<br />

Doch eine Studie der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums<br />

Carl Gustav Carus Dresden weist nach, dass<br />

Krankenhäuser immer häufiger diese Radikaloperationen vornehmen,<br />

obwohl sie die Mindestfallzahl unterschreiten.<br />

Im Untersuchungszeitraum von 2006 bis 2013 hat sich der Anteil<br />

dieser Krankenhäuser von 49 % auf 67 % erhöht. Der Anteil der<br />

Patienten verdoppelte sich nahezu von 16 % auf 28 %. Die<br />

Dresdner Urologen fordern daher Maßnahmen, um die Patientenversorgung<br />

zu zentralisieren. Eine Operation in Häusern mit<br />

hohen Fallzahlen steigere die Patientensicherheit und führe seltener<br />

zu Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz.<br />

„Viele Gesundheitssysteme im Ausland nutzen bereits verbindliche<br />

Mindestmengenkataloge, um eine Zentralisierung von komplizierten<br />

Operationen zu erreichen“, erklärt Dr. Johannes Huber,<br />

der Leiter der Studie „Robots Drive the German Radical Prostatectomy<br />

Market”. In Deutschland gebe es eine solche Regelung<br />

bisher jedoch erst für sechs Verfahren wie Leber- und Nierentransplantationen,<br />

operative Eingriffe an den Herzkranzgefäßen<br />

oder bei Operationen von Bauchspeicheldrüse und Speiseröhre.<br />

Ohne Mindestmengenkataloge sind die Kliniken nicht an<br />

die Empfehlungen der von der Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />

ausgearbeiteten Deutschen Prostatakrebsleitlinie gebunden.<br />

Als einziger Partnerstandort des in Heidelberg gegründeten Nationalen<br />

Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) gehört das<br />

Dresdner Universitätsklinikum zu den führenden Einrichtungen<br />

auf dem Gebiet der Krebsmedizin. Erfahrene Behandlungszentren<br />

seien auch am Vorhalten eines OP-Roboters und an der Zertifizierung<br />

als Prostatakarzinomzentrum zu erkennen.<br />

www.uniklinikum-dresden.de<br />

Bild: Uniklinikum Dresden<br />

Psychologie<br />

Placeboeffekt hilft<br />

nach Herzoperationen<br />

Wundheilung<br />

Plasmaskalpell ermöglicht<br />

schonende Operationen<br />

Patienten, die nach einer Herzoperation<br />

psychologisch betreut werden, erholen<br />

sich besser als andere, die keine Unterstützung<br />

bekommen: Dies ergab eine Studie<br />

an der Philipps-Universität Marburg.<br />

Der Psychologe Prof. Dr. Winfried Rief<br />

und der Herzchirurg Prof. Dr. Rainer<br />

Moosdorf sprechen von einem Placebo -<br />

Bild: Rainer Moosdorf<br />

effekt, zu dem insbesondere die Erwartungen<br />

beitragen, die Patienten an die<br />

Wirksamkeit und das Ergebnis einer Therapie<br />

haben. Ziel war es, diese Erwartungen<br />

zu optimieren, um das Ergebnis von<br />

Bypass-Operationen am Herzen zu verbessern.<br />

Dazu teilten die Forscher 124 Patienten<br />

in drei Gruppen ein. Die „Erwartungsgruppe“<br />

erhielt psychologische Unterstützung<br />

von einem Therapeuten, der<br />

speziell darauf abzielte, die Erwartungen<br />

an die Wiederherstellung nach der Operation<br />

zu erhöhen. Die „Unterstützungsgruppe“<br />

verbrachte ebenso viel Zeit mit<br />

dem Therapeuten, diskutierte die eigenen<br />

Erwartungen aber nicht. Eine Kontrollgruppe<br />

erhielt keine zusätzliche psychologische<br />

Unterstützung.<br />

www.placeboforschung.de<br />

Ein neues Plasmaskalpell verspricht eine<br />

schnellere Wundheilung und damit schonendere<br />

Operationen. Anders als gewöhnliche<br />

Elektroskalpelle mit Bogenentladungs<strong>technik</strong><br />

erlaubt das am Institut für<br />

Mikrowellen- und Plasma<strong>technik</strong> (IMP)<br />

der FH Aachen entwickelte Plasmaskalpell<br />

Schnitte, ohne dass Strom durch den<br />

Körper fließt. Technologische Grundlage<br />

ist das Mikrowellenplasma, bei dem die<br />

zur Plasma-Erzeugung benötigte Gasentladung<br />

durch Mikrowellen erfolgt. Das<br />

Prozessgas wird durch eine dünne Kanüle<br />

bis zur Spitze des Strahlers geleitet, wo<br />

dann das Plasma in gebündelter Form erzeugt<br />

wird. So kann eine Energiedichte<br />

von 80 kW pro cm 2 erreicht werden, die<br />

chirurgisch präzise Schnitte ermöglicht.<br />

www.fh-aachen.de<br />

18 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Implantatforschung<br />

Kompetenzzentrum<br />

„Orthopädie 4.0“ eröffnet<br />

Biologie des Alterns<br />

Umprogrammierbare Hautstammzellen<br />

aus der Petrischale<br />

In Magdeburg ist das neue Kompetenzzentrum<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

4.0 eingeweiht worden. Wissenschaftler<br />

der Orthopädischen Universitätsklinik<br />

und der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />

wollen darin gemeinsam aus neuen Materialien<br />

hypoallergene, antibakterielle und<br />

verschleißfreie Implantate entwickeln,<br />

vor allem für Hüft- und Knieprothesen.<br />

Erkenntnisse aus dem Maschinenbau, vor<br />

allem zu Oberflächenbearbeitung und<br />

Werkstoffmodifikation, sollen dazu auf<br />

die Medizin<strong>technik</strong> übertragen werden.<br />

Das Kompetenzzentrum soll als Schnittstelle<br />

zwischen Medizin sowie Werkstoff-,<br />

Fertigungs- und Mess<strong>technik</strong> fungieren<br />

und auch die regionale Wertschöpfung im<br />

Blick haben. Das Land Sachsen-Anhalt hat<br />

die Einrichtung mit gut 1,2 Mio. Euro gefördert.<br />

www.med.uni-magdeburg.de<br />

Bild: Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns<br />

Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts<br />

für Biologie des Alterns aus Köln ist es<br />

gelungen, Hautstammzellen von Mäusen<br />

in der Petrischale zu züchten. Diese kultivierten<br />

Stammzellen könnten in Zukunft<br />

viele Tierversuche ersetzen – und vielleicht<br />

auch bald schon Männern wieder<br />

zu vollem Haar verhelfen. Damit Wunden<br />

verheilen und ausgefallene Haare ersetzt<br />

werden, braucht es die Haarfollikel-<br />

Stammzellen, die sich zu Hautzelltypen<br />

ausdifferenzieren können. Werden die<br />

Stammzellen nicht mehr richtig gesteuert,<br />

können Erkrankungen wie Hautkrebs<br />

entstehen. Um Haarfollikel-Stammzellen<br />

in der Petrischale wachsen zu lassen, werden<br />

Hautzellen aus der Maus entnommen<br />

und in ein dreidimensionales Gel aus Proteinen<br />

transferiert, die natürlicherweise<br />

in der Haut vorkommen. Hinzu kommen<br />

Stoffe, die Zellwachstum und Zellüberleben<br />

regulieren. Die Untersuchungen zeigen,<br />

dass schon ausdifferenzierte Zellen<br />

zu Stammzellen zurückprogrammiert<br />

werden können. Die Eigenschaften der<br />

Haut lassen sich in der Petrischale nachbilden,<br />

um etwa zu untersuchen, wie sich<br />

die Zellen bei UV-Bestrahlung verhalten.<br />

www.age.mpg.de<br />

© Sergey Nivens - Shutterstock.com<br />

Der Medizin<strong>technik</strong>-Cluster feiert sein 15-jähriges Bestehen<br />

beim größten Branchentreff „MedTech.Circle 2017 – back to the<br />

future“. Experten aus der MedTech-Branche blicken zurück in<br />

die Zukunft und die Expertin für Erfolgsnetzwerke, Dr. in Magda<br />

Bleckmann, inspiriert in ihrer interaktiven Keynote „Erfolgreiches<br />

Netzwerken & Kooperieren“ mit Anregungen für die Praxis.<br />

09. März 2017 | 13.00 - 17.30 Uhr | Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG Linz | Österreich<br />

MEDTECH.CIRCLE 2017 - BACK TO THE FUTURE<br />

SPECIAL: 15 JAHRE CLUSTER<br />

Anmeldung unter<br />

www.medizin<strong>technik</strong>-cluster.at/medtech-circle2017<br />

01/2017 medizin&tec i k 19


■ [ TECHNIK ]<br />

Kein Feuer im Sauerstoffschlauch<br />

Dosier<strong>technik</strong> | Preeflow bietet mit einem Zweikomponenten-Dispenser die Lösung<br />

für eine neue Anwendung von BPR Medical: Beim Verkleben des Kanülen-Ventils Firesafe<br />

punktete der Mikrodispenser mit bester Verarbeitbarkeit. Das Ergebnis ist eine<br />

Sauerstofftherapie, bei der Brandschutz und Sicherheit im Schlauch integriert sind.<br />

Kommt es zu Bränden bei Sauerstoffkonzentratoren,<br />

ist meist ein unvorschriftsmäßiger<br />

Umgang mit externen<br />

Zündquellen, wie beispielsweise das Anzünden<br />

einer Kerze – oder was viel häufiger<br />

der Fall ist – das Rauchen während der<br />

Langzeit-Sauerstofftherapie zu Hause der<br />

Grund. Solche Sauerstoffbrände treten<br />

meist in der Leitung zwischen dem Sauerstoffkonzentrator<br />

und der Maske des Benutzers<br />

beziehungsweise der Nasenkanüle<br />

auf und können sowohl für den Patienten<br />

als auch für seine Umgebung fatale Folgen<br />

haben. Mit Firesafe bietet der britische<br />

Hersteller BPR aus Mansfield eine Lösung<br />

an, diese Brände während der Therapie<br />

auf ein Mindestmaß zu reduzieren.<br />

Das Firesafe-Rückschlagventil des Herstellers<br />

BPR Medical in Mansfield, Nottingham/UK,<br />

ist eine thermische Sicherung,<br />

die konzipiert wurde, um den Sauerstofffluss<br />

zu stoppen, wenn sich der<br />

Schlauch versehentlich entzündet, und<br />

um dieses Feuer zu löschen. Dabei wird<br />

empfohlen, dass mindestens zwei Fire -<br />

safe-Geräte an jede Sauerstoffleitung angeschlossen<br />

werden. Das erste sollte nahe<br />

der Sauerstoffquelle und das zweite in<br />

Nähe des Patienten positioniert werden.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Sauerstofftherapie<br />

Volumetrische Dosier<strong>technik</strong><br />

Thermische Kanülen-Sicherung<br />

Rückschlagventile<br />

Zweikomponenten-Dispenser<br />

Die Marke Preeflow steht für<br />

präzises, rein volumetrisches<br />

Dosieren von Flüssigkeiten in<br />

Kleinstmengen. Bei BPR Medical<br />

sorgt das System für die<br />

Applikation des Zweikomponenten-Klebstoffes<br />

bei der<br />

Fertigung des Kanülenventils<br />

Firesafe<br />

Bild: Viscotec<br />

Ventil schützt als thermische<br />

Sicherung die Sauerstoffzufuhr<br />

Im Brandfall löscht das Inline-Bidirectional-Firesafe-Kanülen-Ventil<br />

das Feuer<br />

durch das Abschneiden der Sauerstoffzufuhr<br />

und wirkt als thermische Sicherung.<br />

Die Sauerstoffzufuhr wird behindert, sobald<br />

eine schmelzbare Komponente auf<br />

Grund der entstehenden Hitze eines Feuers<br />

im Sauerstoffschlauch reagiert. Eine<br />

fehlerfreie Funktion ist von entscheidender<br />

Bedeutung und kann buchstäblich<br />

den Unterschied zwischen Leben und Tod<br />

bedeuten.<br />

Bei der Komponentenklebung entschied<br />

sich BPR für einen Zweikomponenten-Epoxidklebstoff.<br />

Danach galt es, die<br />

perfekte Dosierlösung zu finden, denn für<br />

die Anwendung musste der Kleber präzise<br />

20 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


auf eine zylindrische Anordnung mit<br />

wiederholbarem Volumen und dem richtigen<br />

Mischungsverhältnis aufge tragen<br />

werden.<br />

Ben Johnson, Technischer Verkaufsleiter<br />

bei BPR Medical erinnert sich: „ Wir<br />

mussten einen langen Weg gehen, um die<br />

Vollkommenheit der Verbindung der beiden<br />

Formhälften sicherstellen zu können.<br />

Ein essenzieller Schritt dabei war die Applikation<br />

des Zweikomponenten-Klebstoffes:<br />

Eine hochpräzise, wiederholbare<br />

Menge auf ein Teil in einer rotierenden<br />

Einspannvorrichtung aufzubringen, aber<br />

gleichzeitig das exakte Dosiervolumen<br />

konstant zu halten, unabhängig von Viskositätsveränderungen<br />

durch Temperaturschwankungen.“<br />

Nur die volumetrische Dosier<strong>technik</strong><br />

von Preeflow, einer Marke der Viscotec<br />

Pumpen- und Dosier<strong>technik</strong> GmbH, Töging<br />

a. Inn, meisterte schließlich die Herausforderungen<br />

– so das Ergebnis nach<br />

zahlreichen Dosierversuchen bei einem<br />

weiten Spektrum der Umgebungstemperatur,<br />

rigorosen Zieh-, Biege- und anderen<br />

Tests des Bauteils. Bis zu ±1 % Dosiergenauigkeit,<br />

über 99 % Wiederholgenauigkeit<br />

und Volumenströme von 0,2 bis<br />

32 ml/min mit einem minimalen Volumen<br />

von 0,01 ml sind mit dieser Technologie<br />

realisierbar. Dank des verbauten<br />

Endloskolben-Prinzips wird das Dosiervolumen<br />

durch Viskositätsänderungen des<br />

Materials nicht beeinträchtigt.<br />

Qualitätssicherung an jedem<br />

einzelnen Produkt<br />

Ben Johnson und Produktentwicklungsleiter<br />

Mike Brudenell arbeiteten eng mit<br />

Intertronics zusammen, der als Händler<br />

die Preeflow-Produkte in England vertreibt.<br />

Der Dispenser musste exakt auf die<br />

maßgeschneiderte Einspannvorrichtung<br />

ausgelegt werden. Jede einzelne der<br />

20 000 produzierten Einheiten pro Monat<br />

wird überprüft, zudem unterliegen die<br />

Teile in regelmäßigen Abständen einem<br />

Drei-Punkte-Biegetest.<br />

Das System fährt eine automatische<br />

Reinigung am Ende jeder Schicht. Damit<br />

werden Ausfallzeiten für Säuberungen<br />

vermieden. Die Steuerung des Preeflow<br />

Eco-Duo erfolgt mittels Plug-and-mix-<br />

Schnittstelle. Gespeicherte Einstellungen<br />

gewährleisten Beständigkeit sowie Wiederholbarkeit<br />

und verhindern tägliche<br />

Set-up-Zeiten.<br />

Ben Johnson war von der Unterstützung<br />

durch Intertronics beeindruckt. Die<br />

Mitarbeiter halfen, eine volumetrische Dosierlösung<br />

auszuwählen, die zu den Ansprüchen<br />

von BPR passte. „Wie sie uns unterstützten,<br />

das System aufzubauen und<br />

zu integrieren, führte dazu, dass wir eine<br />

konstante Prozessfähigkeit auf hohem Level<br />

erreichen“, so der Verkaufsleiter. „Zudem<br />

verringerten wir unsere Investition<br />

um etwa 2000 Pfund pro Monat.“ BPR Medical<br />

entwickelt Rückschlagventile, die für<br />

den britischen Markt und globalen Export<br />

bestimmt sind. Für seine Innovationen<br />

wurde das Unternehmen 2012 mit dem<br />

„Queen´s Award for Enterprises“ ausgezeichnet.<br />

(su) ■<br />

www.preeflow.com<br />

www.bprmedical.com<br />

Im Verbund mit<br />

NCC Mitte, NürnbergMesse<br />

21.–22. Juni 2017<br />

www.medtech-summit.de<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 21


■ [ TECHNIK ]<br />

Sehr spezielle Maske sorgt für Schlaf<br />

3D-Druck | Welches Potenzial die generative Fertigung auch in besonderen Fällen für<br />

die Behandlung von Patienten haben kann, zeigt das Beispiel einer Frau, die nach einer<br />

Operation die Augen nicht mehr schließen konnte. Einzig eine individuell angefertigte<br />

Maske konnte helfen.<br />

Um die Maske<br />

zu entwerfen,<br />

wurde das<br />

Gesicht der<br />

Patientin gescannt<br />

und<br />

die Daten bearbeitet<br />

Bild: Artec 3D<br />

Unter verschiedenen Materialien bot eine halbfeste Variante den besten Tragekomfort<br />

– so dass die Maske nun das Licht komplett ausschließt und die Patientin<br />

wieder schlafen kann<br />

Bild: Artec 3D<br />

Eine Operation soll ein Leiden beheben,<br />

bleibt aber nie ohne Risiko. Im<br />

Fall von Patienten, die an Morbus Basedow<br />

leiden, einer Autoimmunkrankheit<br />

der Schilddrüse, ist gelegentlich ein Eingriff<br />

an den Augen erforderlich. Denn zu<br />

den häufigsten Symptomen gehören hervortretende<br />

Augäpfel, was auch als Exophthalmus<br />

bezeichnet wird. Die damit<br />

einhergehende Unbeweglichkeit der Augäpfel<br />

führt zu übermäßigem Tränenfluss<br />

und Lichtempfindlichkeit und schränkt<br />

auch das Gesichtsfeld ein. Wenn Arzneimittel-<br />

und Hormontherapie die Beschwerden<br />

nicht lindern könne, ist ein<br />

chirurgischer Eingriff am Auge der nächste<br />

Schritt.<br />

Dabei kann das Sehnengewebe des<br />

Oberlidhebers beschädigt werden. Tritt<br />

dieser Fall ein, lässt sich das Auge nicht<br />

mehr richtig schließen und der Patient<br />

findet nachts keinen Schlaf. Das geschah<br />

einer 48-jährigen Patientin, deren Schlafstörung<br />

sich durch Schlafmaske, Augenklappen<br />

oder ähnliches nicht beheben<br />

ließ. Abhilfe sollte schließlich eine an das<br />

individuelle Gesicht angepasste Maske<br />

schaffen, die generativ gefertigt wurde.<br />

Digital Maison, ein Anbieter von<br />

3D-Scans und -Drucken aus Turin, wurde<br />

mit der Entwicklung dieser Maske beauftragt.<br />

Das italienische Unternehmen erfasste<br />

dafür mithilfe des Scanners Artec<br />

Eva die geometrische Beschaffenheit des<br />

Gesichts.<br />

„Das Unternehmen Kairos 3D hatte<br />

sich an uns gewandt“, sagt Paolo Gianolio,<br />

Inhaber von Digital Maison. Dort seien<br />

die Scanning-Fähigkeiten seines Unternehmens<br />

bekannt gewesen, wie auch die<br />

Tatsache, „dass wir eine Leidenschaft für<br />

kleine medizinische Projekte hegen, bei<br />

denen wir neue Technologien in den Bereichen<br />

3D-Scanning, -Modellbau und<br />

-Druck ausprobieren können.“<br />

3D-Fachmann<br />

der ersten Stunde<br />

Paolo Gianolio gilt in Italien als 3D-Techniker<br />

der ersten Stunde, der schon vor 15<br />

Jahren eine Abhandlung zu 3D-Scannern<br />

verfasst hat. „Für das Augenmasken-Projekt<br />

nutzten wir Artec Eva.“ Das sei der<br />

einzige Scanner für kleine bis mittelgroße<br />

Objekte, der Oberflächen detailliert erfasst<br />

und zudem „äußerst leicht zu handhaben<br />

ist“. Da das Gerät tragbar ist, konnte<br />

er den Scan bei der Patientin durchführen,<br />

„was für sie eine psychologische Entlastung<br />

bedeutete.“<br />

Es dauerte nur wenige Minuten des<br />

Scannens und der Datenverarbeitung in<br />

Artec Studio, dann lag ein präzises, farbiges<br />

3D-Bild des Gesichts vor. Mit dem in<br />

Artec Studio integrierten Messinstrument<br />

konnte Gianolio auch Abweichungen in<br />

der Gesichtsform feststellen, je nachdem,<br />

ob die Patientin lag oder saß: An besonders<br />

weichen Stellen wie an den Wangen<br />

kann der Positionswechsel eine Abweichung<br />

von bis zu 5 mm mit sich bringen.<br />

Paolo Gianolio nutzte die Oberflächenmodellierung<br />

in Rhinoceros 5, um aus<br />

dem 3D-Polygonnetzmodell die Maske zu<br />

entwerfen. Die Orthese bildet das Gesicht<br />

so exakt nach, dass beim Schlafen kein<br />

Licht eindringt, als ob die Augenlider geschlossen<br />

wären.<br />

Hergestellt wurde die Maske schließlich<br />

auf einem Delta Wasp 3D-Drucker,<br />

wobei verschiedene Werkstoffe für den<br />

FDM-Druck getestet wurden. Das halbsteife<br />

Material Bioflex ermöglichte eine<br />

gute Passform und einen hohen Tragekomfort.<br />

„Die Erfahrungen aus diesem Projekt<br />

lassen sich auf andere Fälle übertragen,<br />

bei denen Patienten unter ähnlichen Beschwerden<br />

leiden“, so Paolo Gianolio.<br />

„Dank des Scanners können wir für nahezu<br />

jeden medizinischen Zweck personalisierte<br />

Hilfsmittel entwickeln.“<br />

■<br />

Andreas Urban<br />

Fachjournalist in München<br />

http://digitalmaison.net<br />

22 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Die richtige Pumpe für die Probenahme<br />

Reinraum<strong>technik</strong> | Ein neues Konzept mit Frequenzumrichter<br />

und einem speziellen Pumpentyp macht die Partikelzählung<br />

an Sterilbänken dauerhaft sicher.<br />

Das José-Carreras-Centrum für Somatische<br />

Zelltherapie (JCC) ist auf die Entwicklung<br />

und Herstellung von Zelltherapeutika<br />

spezialisiert. Für die aseptische Herstellung<br />

von Arzneimitteln – worunter auch die<br />

im JCC produzierten Zelltherapeutika fallen<br />

– schreibt der EU-GMP-Leitfaden vor, dass<br />

die Partikelzahlen in der höchsten Reinraumklasse<br />

A kontinuierlich überwacht werden<br />

müssen.<br />

Diese Messung erfolgt im JCC in fünf installierten<br />

Sterilwerkbänken durch permanente<br />

isokinetische Probeentnahmen. Dabei wird<br />

über den Partikelzähler ein Teilstrom aus der<br />

Luft abgesaugt, der exakt 28,3 l*min-1 entspricht.<br />

Der Partikelzähler misst mit einem<br />

Laser die Partikelanzahl und leitet die Werte<br />

an ein Monitoring-System weiter. Bei Grenzwertüberschreitung<br />

löst das System optischen<br />

und akustischen Alarm aus.<br />

Aber nicht nur die Partikelzahlen werden<br />

durch das Monitoring-System überwacht,<br />

sondern auch der vorgeschriebene Volumenstrom,<br />

da nur so eine korrekte Beurteilung<br />

der Messwerte erfolgen kann.<br />

Ursprünglich erzeugte eine trockenlaufende<br />

Drehschieber-Vakuumpumpe an jedem Partikelzähler<br />

den Volumenstrom. Damit gab es<br />

aber bei Ausfällen keine Redundanz.<br />

Auch konnten die alten<br />

Pumpen nicht geregelt<br />

werden und Schwankungen<br />

der Volumenströme<br />

nicht kompensieren.<br />

Wegen deutlicher Verschleißerscheinungen<br />

hätten sie nach wenigen<br />

Jahren sukzessive<br />

ausgewechselt werden<br />

müssen.<br />

Daher sollte ein neues Konzept<br />

entwickelt werden. Fachleute<br />

der Dr.-Ing. K. Busch GmbH, Maulburg,<br />

schlugen vor, eine zentrale Vakuumversorgung<br />

für alle Partikelzähler mit zwei Vakuumpumpen<br />

einzurichten, die nach dem<br />

Mink-Klauen-Vakuumprinzip arbeiten und<br />

mit intelligentem Antrieb mit Frequenzumrichter<br />

ausgestattet sind. So lassen sich die<br />

Vakuumpumpen so regeln, dass sie die eingegebene<br />

Leistung auch bei geänderten Prozessbedingungen<br />

bringen.<br />

Die beiden Vakuumpumpen sind an das Gebäude-Leitsystem<br />

angeschlossen, werden so<br />

kontinuierlich überwacht und eventuelle<br />

Störungen sofort angezeigt.<br />

op<br />

Bild: Busch Vacuum<br />

Das Prinzip der Mink-Klauen-<br />

Vakuumpumpen ermöglicht es,<br />

dass diese berührungsfrei und<br />

trocken arbeiten, also frei von<br />

Betriebsmitteln im Verdichtungsraum<br />

www.buschvacuum.com<br />

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[ ADVERTORIAL ]<br />

MEDIZINTECHNIK AUS TAIWAN<br />

EROBERT DIE WELT<br />

Taiwan | Schon seit Jahren baut Taiwan seine Position in verschiedenen Märkten<br />

aus. Nicht zuletzt weil das Land vom klaren Wettbewerbsvorteil vieler Branchen<br />

wie Elektronik, IT und Kommunikationstechnologie profitiert, die die Basis für die<br />

Entwicklungen einer modernen Medizin<strong>technik</strong> bilden.<br />

Die mittelständisch geprägte Medizin<strong>technik</strong>-Branche be -<br />

schäftigt immerhin rund 31 000 Mitarbeiter, die vor allem<br />

für den Export produzieren. Und die Bedürfnisse der weltweit<br />

rasant alternden Gesellschaft sorgen dafür, dass die Nachfrage<br />

nach medizintechnischen Produkten weiter wachsen wird.<br />

Taiwan will auch in Zukunft dieser Nachfrage begegnen. Und<br />

tut einiges dafür: Rund 3 % des Bruttoinlandsproduktes werden<br />

für Forschung & Entwicklung aufgewendet. Zum Vergleich:<br />

In Deutschlang beträgt dieser Anteil 2,9 %, in den USA 2,7 %.<br />

Deshalb sind bereits heute qualitativ hochwertige medizintechnische<br />

Produkte „Made in Taiwan“. Taitra, die taiwanesische<br />

Organisation zur Förderung von Handelsbeziehungen,<br />

stellte im Rahmen der Medica im November 2016 Spitzenprodukte<br />

und -technologien der taiwanesischen Medizi n<strong>technik</strong><br />

vor. Der 1970 zur Förderung des Außenhandels gegründete<br />

Taiwan External Trade Development Council (Taitra) ist die<br />

führende gemeinnützige Handelsförderungsorga nisation in<br />

Taiwan. Ge sponsert von Regierung, Industrie verbänden und<br />

zahlreichen Handelsorganisationen hilft Taitra den taiwanesischen<br />

Unternehmen, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu stärken und die Herausforderungen auf ausländischen<br />

Märkten zu bewältigen.<br />

Adronic<br />

Den Krebszellen auf der Spur<br />

Die Lösungen von Adronic vereinen<br />

einzigartiges, hochmodernes und<br />

anwenderfreundliches Design mit<br />

exzellenter Bildqualität und bieten<br />

eine zeit- und geldsparende<br />

Methode, um Problemursachen<br />

eindeutig zu bestimmen. Das<br />

medizinische Endoskop V70 FSHD<br />

und das PACS-System wurden in<br />

Zusammenarbeit mit einem der<br />

führenden medizinischen Zentren<br />

Taiwans erforscht und entwickelt.<br />

Es kann in der Hals-Nasen-Ohren-<br />

Heilkunde, der Gynäkologie, der<br />

Urologie, der Neurochirurgie und<br />

der Tumor- und Krebszellenuntersuchung<br />

eingesetzt werden.<br />

Der mit einem einzigartigen<br />

Lichtquellensystem ausgestattet,<br />

verstellbare Kamerakopf ermöglicht eine deutlich empfindlichere<br />

Wellenlängen-Detektion, was insbesondere bei der Identifizierung<br />

von Tumor- und Krebszellen von Vorteil ist. Die Kamerasteuereinheit<br />

mit einstellbaren Parametern liefert eine gute<br />

Bildqualität mit exzellenter Farbwiedergabe und Schärfe, die<br />

für eine genaue Diagnose unverzichtbar sind. Darüber hinaus<br />

kann das System auch während der Operation Bilder und Videos<br />

aufzeichnen. Die DICOM-Standardsoftware ermöglicht den<br />

direkten Upload von Daten in die krankenhauseigene PACS-<br />

Datenbank. Der Endoskop-Hersteller ist ISO 9001/13485- und<br />

GMP-zertifiziert und hat in Taiwan, China, den USA und Europa<br />

mehr als 20 Patente.<br />

AmCad BioMed<br />

Ultraschall erkennt Schlafapnoe<br />

Die AmCad BioMed Corporation befasst sich mit der Entwicklung<br />

innovativer CAD-Geräte (Computer Assisted Detection and<br />

Diagnosis). Der Branchenpionier hat bereits eine Reihe von<br />

Medizingeräten entwickelt, die einzigartig auf der Welt sind.<br />

Das AmCAD-UO beispielsweise ist eine innovative Lösung, die<br />

Mediziner bei der Einschätzung der Risiken des OSA-Syndroms<br />

unterstützt. Die Lösung besteht aus einem Positionierungssystem<br />

und einem computergestützten Detektionsgerät.<br />

Mit dem Positionierungssystem kann die Ultraschallsonde<br />

präzise in die richtige Stellung gebracht werden, um die<br />

oberen Atemwege zu untersuchen und Aufnahmen aus<br />

unterschied lichen Blickwinkeln zu machen. Das computergestützte<br />

Detektionsgerät ermittelt den Luftraum der oberen<br />

Atemwege automatisch. Anschließend werden die dynamischen<br />

Veränderungen<br />

des Luftraums<br />

berechnet,<br />

um das Risiko einer<br />

OSA zu beurteilen.<br />

Der Auswertungsprozess<br />

erfolgt am<br />

wachen Patienten.<br />

Nach höchstens<br />

15 Minuten liegen<br />

die Ergebnisse<br />

vor.<br />

24 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


HIWIN<br />

Vom Trainingsgerät direkt in die Cloud<br />

Die Hiwin Technologie Corp befasst sich unter anderem mit<br />

der Forschung, Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb<br />

von medizinischen Behandlungsgeräten. Basierend auf einer<br />

präzisen Bewegungssteuerung bewegt das robotergestützte<br />

Gehtrainingssystem die Beine des Patienten mit höchster<br />

Genauigkeit. Das System kann programmiert und angepasst<br />

werden, um Patienten mit unterschiedlichsten Mobilitäts -<br />

be einträchtigungen aufgrund von Schlaganfällen, Muskel-<br />

Skelett-Erkrankungen oder anderen neuro logischen Erkrankungen<br />

zu unterstützen. Das System kann die Herz- und<br />

Atemfrequenz überwachen und das Programm entsprechend<br />

anpassen. Das innovative System ohne Aufhängung ermöglicht<br />

die gleich zeitige Durchführung<br />

von Belastungstraining<br />

und Neurorehabilitation.<br />

Die<br />

Kombination aus<br />

Reha und cloud -<br />

basierten und<br />

mobilen Geräten<br />

von<br />

Hiwin ermöglicht<br />

den<br />

Patienten,<br />

Übungen überall und<br />

zu jeder Zeit durchzuführen<br />

und die<br />

Trainings daten in<br />

die Health-Cloud<br />

zu laden.<br />

blöcken bietet. Um die Qualitätssicherung und Datenrückverfolgbarkeit<br />

von medizinischen Ressourcen und Medizinmanagement<br />

zu wahren, präsentiert EverBio Tech sein speziell<br />

für Biobanken konzipiertes Laborinformationsmanagement-<br />

System.<br />

Shoprider<br />

Über Stock, Rampe und Bordstein<br />

Die Pihsiang Machinery MFG. Co. Ltd.<br />

konzentriert sich seit<br />

26 Jahren auf die<br />

Entwicklung medizinischer<br />

Mobilitätshilfen. Für<br />

Europa und speziell für<br />

den deutschen Markt<br />

bietet das Unternehmen<br />

medizinische TÜVund<br />

HMV-Modelle<br />

an. Der Elektro-<br />

Rollstuhl ROVI hat<br />

beispielsweise den<br />

branchenweit kleinsten<br />

Achsenabstand und<br />

vereint fortschrittliche Funktionen,<br />

Anwendungen, Langlebigkeit und Design. Der Rollstuhl<br />

überwindet problemlos hohe Bordsteine, Hindernisse und den<br />

14°-Winkel-Rampentest. Zusammen mit der PG-Drives-Technologie<br />

bietet der leistungsstarke 4-polige Motor ein neuartiges<br />

Fahrerlebnis. Das Gewicht wird nicht gleichmäßig auf die<br />

Basis verteilt, sondern konzentriert sich auf den schwersten<br />

Teil – den Akku. Dank diesem innovativen Design und dem<br />

Zentralantrieb verbessert das Active Ride Control Suspension<br />

System das Fahrerlebnis deutlich und bietet höchste Stabilität<br />

und Komfort.<br />

<br />

EverBio Technology<br />

Genauer Blick aufs Gewebe<br />

Der 2014 gegründete Spezialist für Präzisionsmaschinen<br />

möchte die Effizienz der medizinischen Bilddiagnose optimieren.<br />

Dazu entwickelt EverBio computergestützte Erkennungsund<br />

Diagnosesysteme. Das Unternehmen arbeitet mit<br />

klinischen Forschern zusammen, deren Wissen in Computeralgorithmen<br />

einfließt. AutoTiss X ist der weltweit erster<br />

Arrayer, der Standardgewebeblöcke und Makroblöcke unterstützt,<br />

um große Gewebeproben, beispielsweise aus Prostata,<br />

Gehirn und anderen großen Organen, zu verarbeiten und eine<br />

vollständige pathologische Untersuchung zu ermöglichen.<br />

Zusammen mit dem weltweit ersten Loader für Gewebeblöcke,<br />

der die Verwaltungskapazität des Tissue Microarrayers<br />

ausweitet, ist das neue X-Modell der erste vollautomatische<br />

TMA, der branchenweit den höchsten Durchsatz von Gewebe-<br />

Taiwan External Trade Development Council<br />

Christina Lim<br />

Tel: +886-2-2725-5200<br />

E-mail: chlim@taitra.org.tw<br />

www.taiwanexcellence.org/index_en.html<br />

www.taiwantrade.com<br />

Taiwan Trade Center, Düsseldorf<br />

E-mail: dsdf@taitra.org.tw<br />

http://duesseldorf.taiwantrade.com<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 25


■ [ TECHNIK ]<br />

Konsole schützt die Elektronik<br />

Elektronikgehäuse | Die Bocard-Baureihe des Bünder Gehäusespezialisten Bopla erfüllt<br />

selbst die hohen Ansprüche für den medizintechnischen Einsatz. Bei der Behandlung<br />

mit magnetischer Zellstimulation erlaubt sie, das Gerät über eine Konsole mit<br />

Touchdisplay zu bedienen.<br />

Die Elektronik -<br />

gehäuse aus der<br />

Bocard-Reihe sind<br />

in der Medizin -<br />

<strong>technik</strong> flexibel<br />

einsetzbar<br />

Bild: Bopla<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Gerät zur Magnetfeldtherapie<br />

Elektronikgehäuse für Medizin<strong>technik</strong><br />

Ergonomische Handhabung<br />

Folientastatur auf Kupferbasis<br />

Integration des Touchscreens<br />

Das französische Unternehmen Microtec<br />

ist spezialisiert auf die Entwicklung<br />

eingebetteter elektronischer und mechatronischer<br />

Systeme, Test Engineering-<br />

Dienstleistungen, industrielle Verkabelungen,<br />

kleine und mittlere Serien sowie<br />

betriebliche Wartung. Die Kunden des<br />

Unternehmens stammen aus der Luftund<br />

Raumfahrt, der Automobilindustrie<br />

und dem medizinischen Bereich. Aus der<br />

Medizin<strong>technik</strong> kam auch einer der jüngsten<br />

Aufträge für Microtec. Das Unternehmen<br />

Z Violyne stellt ein gleichnamiges<br />

Produkt zur magnetischen Zellstimula -<br />

tion her. Teil des Produkts ist eine Konsole<br />

mit Touchdisplay, über das der Patient beziehungsweise<br />

der Therapeut die Stärke<br />

des Magnetfeldes und des Energieflusses<br />

sowie die Dauer der Behandlung einstellen<br />

kann. Microtec erhielt den Auftrag zur<br />

Fertigung dieser Konsole inklusive Entwicklung<br />

der entsprechenden Elektronik<br />

und Steuerungssoftware.<br />

Auf der Suche nach einem möglichen<br />

Lieferanten für ein passendes Konsolengehäuse<br />

wurde Microtec im Internet fündig:<br />

Die Bopla Gehäuse Systeme GmbH<br />

aus Bünde konnte mit einem flachen<br />

lichtgrauen Gehäuse mit Foliendeckel aus<br />

ihrer Bocard-Baureihe alle Anforderungen<br />

von Microtec erfüllen. Das modulare<br />

Gehäusesystem passt sich nahezu jeder<br />

Anforderung optimal an.<br />

Fünf Grundgrößen für<br />

Medtech-Anwendungen<br />

Dazu trägt der optional flexibel positionierbare<br />

und abtrennbare Klemmenraum<br />

ebenso bei wie das Zubehör. Hartpapier-<br />

Trennplatten, Frontplatten aus Aluminium,<br />

Wandbefestigungen und schwenkbare<br />

Griffe oder Aufstellbügel ermöglichen<br />

eine vielseitige Anwendung der Bocard-<br />

Gehäuse, die in insgesamt fünf Grundgrößen,<br />

zwei Höhen und mit sechs verschiedenen<br />

Fronten erhältlich sind. Bei dem<br />

um 180° klappbaren Gehäusedeckel hat<br />

der Anwender die Wahl zwischen einer<br />

glasklaren Version im licht- oder graphit-<br />

grauen Rahmen sowie einem blickdichten<br />

Foliendeckel in licht-oder graphitgrau mit<br />

abgesenkter Fläche für die Integration einer<br />

Folientastatur. Für diesen entschied<br />

sich auch Microtec. Eine Zwischenrastposition<br />

bei 90° verhindert ein unkontrolliertes<br />

Zufallen des Deckels, der wahlweise<br />

mit der Hand oder per Werkzeug geöffnet<br />

werden kann und optional auch mit<br />

einem Zylinderschloss lieferbar ist.<br />

Da das Gehäuse als mobile Konsole genutzt<br />

wird, entschied sich Microtec für ein<br />

flaches Unterteil. Damit ist das Z Violyne,<br />

das mit einer Länge von 229 mm und einer<br />

Breite von 203 mm in etwa über die<br />

Abmessungen einer DIN A4-Seite verfügt,<br />

nur 59 mm hoch. Für eine ergonomische<br />

Handhabung lassen sich rückseitig am<br />

Unterteil zusätzliche Griffelemente befestigen.<br />

Sie verdecken gleichzeitig die dort<br />

vorhandenen Montageöffnungen.<br />

Diese Option wählte auch Microtec, da<br />

bei der Entscheidung für ein geeignetes<br />

Konsolengehäuse neben der Anpassungsfähigkeit<br />

des Grundgehäuses insbesondere<br />

die Ergonomie und nicht zuletzt auch<br />

die Farbe – ein für medizintechnische Geräte<br />

typisches freundliches Lichtgrau –<br />

ausschlaggebend waren. Neben den beiden<br />

Griffelementen verbessern zwei Auf-<br />

26 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Das Bocard-Gehäuse beherbergt<br />

die Konsole eines medizin -<br />

technischen Geräts zur<br />

Magnetfeldtherapie<br />

Bild: Bopla<br />

Bild: Bopla<br />

stellbügel die Geräteergonomie zusätzlich.<br />

Sowohl Griffe als auch Aufstellbügel<br />

gehören zum Bocard-Standardzubehör.<br />

Microtec wählte bei den Griffen die Sonderfarbe<br />

Lichtgrau (RAL 7035) – Standard<br />

wäre graphitgrau gewesen – und etwas<br />

höhere Sonderstellbügel. Sie sorgen<br />

für einen steileren Aufstellwinkel des<br />

Geräts und damit für eine bessere Sicht<br />

der Patienten auf den Bildschirm auch im<br />

Liegen.<br />

Die Integration des<br />

Touchscreens muss<br />

sehr präzise erfolgen,<br />

um eine optimale<br />

Funktion und<br />

eine professionelle<br />

Optik des Geräts zu<br />

garantieren<br />

Kupfer-Technologie schützt<br />

die Tastatur<br />

Bei der Tastatur entschied sich Microtec<br />

für eine Folientastatur auf Kupferbasis.<br />

Diese besonders hochwertige Technologie<br />

hat den Vorteil, dass Brüche am Folienkabel<br />

aufgrund der hohen Flexibilität des<br />

kupfer-kaschierten Materials nahezu ausgeschlossen<br />

sind. Auch die häufig bei Tastaturen<br />

auf Basis von Leitsilber auftretenden<br />

Probleme der Silbermigration sind<br />

bei Tastaturen mit galvanisch versilberter<br />

kupfer-kaschierter Basisfolie praktisch<br />

ausgeschlossen. Auf Wunsch vergoldet<br />

das Unternehmen auch die Basisfolien.<br />

Anders als bei der Leitsilbertechnologie,<br />

bei der elektrische Bauteile auf die Folientastatur<br />

geklebt werden, ist bei der Kupfertechnologie<br />

das dauerhaft sichere Verlöten<br />

von LED, Fotodioden und anderen<br />

Bauteilen auf der Folientastatur möglich.<br />

Die Eingabeeinheit der Tastatur des Z<br />

Violyne wurde in der Profiline-Technologie<br />

mit Hinterleuchtung realisiert. Dadurch<br />

können die einzelnen Tasten separat<br />

zum Leuchten gebracht werden. Das<br />

Licht dringt dabei durch ein Loch einer<br />

speziellen Schnappscheibe in das integrierte<br />

Acryl-Inlay, wo es entsprechend<br />

gestreut wird. Gleichzeitig sind die Tastenelemente<br />

der Profiline-Folientastatur<br />

gut fühlbar und verbessern damit den Bedienkomfort<br />

für den Anwender wesentlich.<br />

Neben einer Tastatur benötigte das Z<br />

Violyne auch einen Farb-Touchscreen. Bopla<br />

bereitete die Integration des resistiven<br />

Touchdisplays durch eine entsprechende<br />

mechanische Bearbeitung des Gehäuses<br />

vor und übernahm auch den Einbau. Eine<br />

durchgängige Frontfolie schützt das Display<br />

vor mechanischen Schäden. Dieser<br />

spezielle Schutz – erreicht wird Schutzart<br />

IP65 – erforderte eine sehr präzise Positionierung<br />

des Touchdisplays, um eine<br />

optimale Funktion und eine professionelle<br />

Optik des Geräts zu garantieren. Zudem<br />

verhinderte Bopla durch das Auflaminieren<br />

einer so genannten „Anti-<br />

Newton-Folie“ und winzigen, mit dem<br />

bloßen Auge kaum zu erkennenden Abstandshaltern<br />

eine Anhaftung zwischen<br />

Display und Folie, die andernfalls zu so<br />

genannten Newton’schen Ringen führen<br />

würde.<br />

Zudem wurde durch Bedampfen des<br />

Gehäuseinneren mit Aluminium eine<br />

EMV-Schutzschicht aufgebracht. Sie garantiert<br />

eine gute Elektromagnetische<br />

Verträglichkeit des Geräts – besonders<br />

wichtig für den Einsatz als medizinische<br />

Magnetfeldkonsole. Microtec erhielt die<br />

solchermaßen vorbereiteten Gehäuse und<br />

musste lediglich Elektronik – eine Eigenentwicklung<br />

von Microtec –, Farbtouch -<br />

screen und Lithium-Batterie integrieren.<br />

An der Zusammenarbeit mit Bopla<br />

schätzte Microtec neben der kompetenten<br />

Beratung und dem großen Engagement<br />

bei der Erfüllung der gestellten Anforderungen<br />

auch die moderne Produktion der<br />

Bünder Gehäusespezialisten.<br />

■<br />

Thomas Lüke<br />

Bopla Gehäuse Systeme, Bünde<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Gehäusehersteller:<br />

www.bopla.de<br />

Zum Embedded-Spezialisten:<br />

www.microtec-agora.fr/en/<br />

Zum Anbieter des Systems für<br />

die magnetische Zellstimulation:<br />

www.zviolyne.com/index.php<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 27


■ [ TECHNIK ]<br />

Wearables werden<br />

zuweilen<br />

extremen Bedingungen<br />

ausgesetzt.<br />

Spezielle<br />

Technik macht<br />

sie widerstandsfähiger,<br />

auch<br />

gegen Brüche<br />

Bild: Fotolia/LMproduction<br />

Selbstheilender Akku<br />

Wearables | Wenn Elektronik am Körper getragen wird, kann ihr eine Menge passieren.<br />

Damit Schäden nicht zu Problemen führen, könnte die Stromversorgung von<br />

einem besonderen Akku übernommen werden, der mit kleineren oder größeren<br />

Schäden selbst zurechtkommt und diese „verheilen“ lässt.<br />

Elektronik, die in Kleidung eingearbeitet<br />

werden kann, liegt im Trend. Allerdings<br />

hakt es noch etwas bei der Stromversorgung.<br />

In der Zeitschrift Angewandte<br />

Chemie stellten Wissenschaftler dünne<br />

flexible Lithiumionen-Akkus mit Selbstheilungseigenschaften<br />

vor, die sicher am<br />

Körper getragen werden könnten. Sogar<br />

nach einem vollständigen Bruch sollen sie<br />

wieder zusammenwachsen, ohne bei ihren<br />

elektrochemischen Eigenschaften wesentliche<br />

Einbußen zu erleiden.<br />

Bisherige flexible Lithiumionen-Akkus<br />

für anziehbare Elektronik lassen sich<br />

zwar auch ohne Weiteres biegen und rollen.<br />

Sie können aber brechen, wenn sie einer<br />

starken Verwindung ausgesetzt sind<br />

oder versehentlich einen Schnitt abbekommen<br />

– was beim Tragen am Körper<br />

vorkommen kann. Dabei versagen die Akkus<br />

nicht nur, sondern es können auch<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Akkus für anziehbare Elektronik<br />

Alle Bauteile mit Selbstheilungseffekt<br />

Verklebende Kohlenstoffröhrchen<br />

Einfaches Zusammendrücken<br />

Selbst Schnitte lassen sich ausgleichen<br />

ernsthafte Sicherheitsprobleme auftreten,<br />

wenn brennbare, giftige oder ätzende<br />

Gase oder Flüssigkeiten austreten.<br />

Das in Asien arbeitende Team um<br />

Yonggang Wang und Huisheng Peng hat<br />

nun eine neue Familie Lithiumionen-Akkus<br />

entwickelt, die derartige Zwischenfälle<br />

dank ihrer „Selbstheilungskräfte“ meistern.<br />

Dafür müssen alle Bestandteile des<br />

Akkus selbstheilend aufgebaut sein. Die<br />

Wissenschaftler von der Fudan University<br />

(Shanghai, China), dem Samsung Advanced<br />

Institute of Technology (Südkorea)<br />

sowie dem Samsung R&D Institute China<br />

konnten dies jetzt realisieren.<br />

Elektroden auf Polymer,<br />

umgeben von stabilem Gel<br />

Die Elektroden der Akkus bestehen aus<br />

Lagen parallel ausgerichteter Kohlenstoffnanoröhrchen,<br />

zwischen die die benötigten<br />

Lithiumverbindungen in Form von<br />

Nanopartikeln (LiMn 2 O 4 für die eine, Li-<br />

Ti 2 (PO 4 ) 3 für die andere Elektrode) eingebettet<br />

wurden. Anders als bei herkömmlichen<br />

Lithiumionen-Akkus können die Lithiumverbindungen<br />

hier nicht aus den<br />

Elektroden austreten, weder im Betrieb<br />

noch bei einem Bruch. Die dünnen<br />

Schicht-Elektroden sind jeweils auf einem<br />

Substrat aus einem selbstheilenden Polymer<br />

fixiert. Zwischen den Elektroden be-<br />

findet sich ein neuartiger lösemittelfreier<br />

Elektrolyt aus einem Cellulose-basierten<br />

Gel, in das eine wässrige Lithiumsulfat-<br />

Lösung eingebettet ist. Dieser Gelelektrolyt<br />

dient gleichzeitig als Trennschicht zwischen<br />

den Elektroden.<br />

Nach einem Bruch reicht es, die Bruchstellen<br />

einige Sekunden lang zusammenzudrücken,<br />

damit diese wieder „zusammenwachsen“.<br />

Nicht nur das selbstheilende<br />

Polymer, auch die Kohlenstoffnanoröhrchen<br />

kleben dann wieder perfekt aneinander<br />

– dank ihrer parallelen Ausrichtung<br />

wesentlich besser als bei Schichten<br />

ungeordneter Kohlenstoffnanoröhrchen.<br />

Auch der Elektrolyt ist kein Problem.<br />

Während sich herkömmliche Elektrolyte<br />

bei Luftkontakt sofort zersetzen, ist das<br />

neue Gel an Luft stabil. Frei von organischen<br />

Lösemitteln ist es weder brennbar<br />

noch toxisch, sondern sicher in der Anwendung,<br />

heißt es.<br />

Das haben die Forscher getestet: Die<br />

Kapazität und die Ladungs-/Entladungseigenschaften<br />

eines an einer Puppe befestigten<br />

Akku-„Armbands“ blieben auch<br />

nach wiederholten Bruch/Selbstheilungszyklen<br />

weitestgehend erhalten. (op)■<br />

Zum Originalbeitrag:<br />

http://dx.doi.org/10.1002/ange.201607951<br />

28 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Kongress mit<br />

Medtech-Session<br />

Smart Systems Integration | In diesem Jahr tauschen<br />

sich die Fachleute im März im irischen<br />

Cork aus. Der Medizin<strong>technik</strong> ist eine eigene<br />

Session gewidmet.<br />

Bild: Mesago Messe Frankfurt<br />

Der Kongress Smart Systems Integration gibt praxisnah<br />

einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen,<br />

Anwendungen sowie Möglichkeiten und<br />

Visionen im Bereich Smart Systems Integration. In<br />

diesem Jahr treffen sich Experten und am Thema Interessierte<br />

am 8. und 9. März im irischen Cork zur International<br />

Conference & Exhibition on Integration<br />

Issues of Miniaturized Systems.<br />

Die Veranstaltung bietet vier Keynotes, 52 Fachvorträge,<br />

zwei EPoSS-Sessions (European Technology<br />

Platform on Smart Systems Integration), eine Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Emerging Trends and<br />

Technologies in IoT and Industry 4.0“ sowie mehr als<br />

40 Poster-Präsentationen.<br />

In der Session „Smart Medtech Systems“ am Donnerstag,<br />

dem 9. März, geht es um die aktuellen Entwicklungen<br />

im Bereich intelligenter Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Auf der begleitenden Fachausstellung präsentieren<br />

Forschungsinstitute, Komponenten- und Systemhersteller,<br />

Zulieferer und Dienstleister aus den Bereichen<br />

Mikro- und Nanotechnologie, Sensorik, kabellose<br />

Kommunikation sowie Mikroelektronik und -mechanik<br />

ihre Produkte und Lösungen.<br />

Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die<br />

Anmeldung zum Kongress sind online verfügbar.<br />

Besucher der bisherigen<br />

Veranstaltungen lobten<br />

die Konferenz als einen<br />

Ort, an dem sie „die wichtigsten<br />

europäischen Player“<br />

treffen konnten<br />

Custom<br />

Solutions<br />

Individueller<br />

Realisierungsgrad<br />

für regulativ<br />

anspruchsvolle<br />

Systeme<br />

PROZESSEINSTIEG<br />

LEISTUNGSTIEFE<br />

FULL SERVICE<br />

14. - 16. MÄRZ 2017<br />

NÜRNBERG<br />

HALLE 1 · STAND 1-260<br />

www.smartsystemsintegration.de/kongress<br />

www.sie.at<br />

medizin&<strong>technik</strong>


■ [ TECHNIK ]<br />

Überblick über Embedded Systems<br />

Messe und Kongress | Was sich im Bereich der Embedded Systems tut, zeigen Messe<br />

und Konferenz in Nürnberg im März. Sicherheit, das Internet der Dinge und die Möglichkeiten<br />

moderner Displays sind Schwerpunkte der Veranstaltung.<br />

Eingebettete Systeme<br />

sind auch aus der<br />

Medizin<strong>technik</strong> nicht<br />

wegzudenken. Manche<br />

Fragen der Sicherheit<br />

gilt es noch zu klären<br />

Das Themenspektrum rund um die<br />

Entwicklung von Embedded Systemen<br />

wächst rasant“, sagt Prof. Dr. Ing.<br />

Matthias Sturm, Messebeiratsvorsitzender<br />

und Conference Chair vom Steering<br />

Board der Embedded World Conference.<br />

Welche Neuigkeiten und Trends es 2017<br />

gibt, wird sich bei der Doppelveranstaltung<br />

Embedded World Exhibition&Conference<br />

im Frühjahr in Nürnberg zeigen:<br />

Vom 14. bis 16. März werden rund 1000<br />

Aussteller für die Messe erwartet, für die<br />

mehr Fläche gebucht ist als im Vorjahr. In<br />

den vergangenen Jahren hat sich die Messe<br />

laut Benedikt Weyerer, Veranstaltungsleiter<br />

der Embedded World bei der Nürnberg<br />

Messe „kontinuierlich zur wichtigsten<br />

Fachmesse ihrer Art weltweit entwickelt“<br />

und geht nun in ihr fünfzehntes<br />

Jahr.<br />

Die zeitgleich stattfindende Embedded<br />

World Conference steht 2017 unter dem<br />

Motto „Securely Connecting the Embedded<br />

World”. Neben den beiden Schwerpunktthemen<br />

„Internet of Things“ und<br />

„Safety & Security“ stehen vier weitere<br />

Konferenzcluster auf dem Programm.<br />

Diese erlauben den Teilnehmern, zwischen<br />

aktuellen, praxisnahen Beiträgen<br />

oder technischen Tutorien zu wählen, die<br />

sich intensiv einer Thematik zuwenden.<br />

Bild: Nürnberg Messe<br />

Den Bogen von der Theorie zur Praxis<br />

spannen Sonderpräsentationen zu M2M,<br />

Electronic Displays und Safety & Security.<br />

Dem Internet of Things sowie<br />

Safety&Security sind insgesamt 15 Sessions<br />

über alle drei Konferenztage hinweg<br />

gewidmet, die sich unter anderem mit der<br />

zukünftigen IoT-Entwicklung, Softwareentwicklung,<br />

Profilen und Schnittstellen<br />

im Internet der Dinge beschäftigen und<br />

auch die Virtualisierung, „Trusted Platform<br />

Modules“ (TPM), Hacking & Attacking,<br />

Sicherheit im Automotive-Bereich,<br />

Sicherheit im industriellen Umfeld sowie<br />

sicherer Kommunikation zum Thema machen.<br />

Design, Modeling und mehr<br />

zum Thema Software<br />

Im Cluster „Software & Systems Engineering“<br />

können sich die Teilnehmer beispielsweise<br />

über System Design und System<br />

Modeling, MISRA-Standards, Open<br />

Source Software sowie Softwarequalität<br />

und -standards informieren. Dem Thema<br />

Software widmen sich auch sechs Tutorien,<br />

die verschiedene Aspekte vertiefen.<br />

Im Bereich Hardware Engineering berichten<br />

die Referenten über ARM Cortex,<br />

besonders energiesparende Hardware,<br />

„High Performance Embedded Archi-<br />

tectures“ (HiPEAC), System on a Chip<br />

und Bildverarbeitung in ihrer Embedded-<br />

Ausprägung. Im Themenfeld Embedded<br />

OS werden Embedded-Betriebssysteme<br />

betrachtet sowie Todsünden bei der Auswahl<br />

eines Embedded-OS und Kriterien<br />

beim Entwickeln auf Basis eines RTOS angesprochen.<br />

Eine Session mit Management<br />

Focus spricht in erster Linie Manager<br />

und Teamleiter an und soll diese bei<br />

ihren Aufgaben im Umfeld der Entwicklung<br />

unterstützen.<br />

Für Fragen zu Displays hat sich die<br />

Electronic Displays Conference einen Namen<br />

gemacht. Am 15. und 16. März treten<br />

Entwickler, Wissenschaftler und Anwender<br />

von elektronischen Displays wieder<br />

in den Dialog über aktuelle Displaytechnologien<br />

wie LCD, OLED oder ePaper,<br />

flexible Displays, 3-D-Displays, grafische<br />

Benutzeroberflächen, Touchscreens, das<br />

breite Anwendungsspektrum dieser Displays<br />

und die Entwicklung des Marktes.<br />

Displays sind aber auch im Messegeschehen<br />

als Thema vertreten, so in Electronic<br />

Displays Areas in den Hallen 1 und<br />

3A. Hier präsentieren rund 60 Aussteller<br />

die neuesten Produkte und Systeme rund<br />

um LCD, OLED, PDP, LED, ePaper und<br />

vieles mehr.<br />

(op) ■<br />

Mehr zum Thema<br />

Das Kongressprogramm sowie weitere<br />

Details zur Messe, zur Anreise<br />

und zu den Sonderschauen stehen<br />

online bereit.<br />

www.embedded-world.de<br />

30 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Robuste Netzteile für<br />

den mobilen Einsatz<br />

Stromversorgung | Den Einsatz ohne Lüfter ermöglichen<br />

Netzteile der RACM-Serie von Recom. Die robusten<br />

Produkte eignen sich besonders für den Einbau in<br />

portablen medizinischen Geräten.<br />

KABEL<br />

nach Maß.<br />

Bild: Recom<br />

Medizin-Netzteile<br />

der<br />

RACM-Serie können<br />

auch in hermetisch geschlossenen<br />

Gehäusen mit voller<br />

Leistung betrieben werden.<br />

Dies ist besonders dort von<br />

Vorteil, wo es aus Hygiene-,<br />

Eine sichere Stromversorgung<br />

für mobile Medizinprodukte,<br />

auch ohne Lüfter, bieten die<br />

Netzteile der RACM-Serie<br />

Geräuschentwicklungs- oder<br />

Sicherheitsgründen oder um<br />

Verunreinigungen zu vermeiden,<br />

nicht möglich ist einen<br />

Lüfter einzusetzen.<br />

Der österreichische Hersteller<br />

Recom Power GmbH aus<br />

Gmunden bietet drei verschiedene<br />

Serien an, die konstante<br />

Ausgangsleistungen von 40 W<br />

bis 100 W mit einstellbaren<br />

Ausgangsspannungen von 5 V<br />

bis 48 VDC liefern. Alle Netzteile<br />

sind UL, CE und 3rd Edition<br />

Medizin zertifiziert mit<br />

2xMOPP/250 VAC. Sie sollen<br />

niedrige Ableitströme (unter<br />

75 μA) und BF-klassifizierte<br />

Ausgänge von 5 V bis 48 VAC<br />

ermöglichen.<br />

Die RACM-Serie verfügt weiteren<br />

Angaben zufolge über ei-<br />

nen Wirkungsgrad von bis zu<br />

93 %, eine niedrige Verlustleistung<br />

und exakte Regelung<br />

über einen weiten Last- und<br />

Eingangsbereich. Der Standby-Verbrauch<br />

liegt unter<br />

0,3 W, wodurch die Module<br />

auch der ErP-Richtlinie<br />

entsprechen.<br />

Die 40-W- und 65-W-Versionen<br />

sind zertifiziert<br />

sowohl als 2“x3“-openframe-Variante<br />

als auch<br />

mit Metallgehäuse, welches<br />

sowohl eine optimale<br />

Kontaktkühlung als<br />

auch Bedienerschutz ermöglicht.<br />

Die Netzteile<br />

können bei Temperaturen<br />

von -40 °C bis zu<br />

+85 °C betrieben werden.<br />

Die Class-II-Netzteile besitzen<br />

eine Reinforced-Isola -<br />

tion von 4 kVAC zwischen Einund<br />

Ausgang und 1,5 kVAC<br />

zwischen Ein-/Ausgang und<br />

EMC ground. Alle Module entsprechen<br />

den Normen EN<br />

60601-1-2, FCC18 und EN<br />

55022 Class B EMC und bieten<br />

fünf Jahre Garantie.<br />

Die robusten Netzteile entsprechen<br />

auch den Vorgaben<br />

der IEC60068 für Schock und<br />

Vibration. Dadurch eignen sie<br />

sich besonders für den Einbau<br />

in portablen medizinischen<br />

Geräten für den Einsatz in<br />

Krankenhäusern, Praxen oder<br />

der häuslichen Krankenpflege.<br />

Durch die Klassifizierung bis<br />

zu 5000 m Seehöhe ist auch<br />

der Einsatz in Sanitätsflugzeugen<br />

oder Praxen in Höhenlagen<br />

möglich.<br />

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Die rasanten technischen Veränderungen stellen wachsende Anforderungen<br />

an Kabel und Kabelsysteme.<br />

Ob Mikroleitungen, Hybridleitungen oder Kabelsysteme, E&E entwickelt<br />

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Technische Medizin<br />

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Anatomie und Physiologie<br />

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(Anmeldeschluss: 15.04.2017)<br />

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ptm@klinikum.uni-freiburg.de<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 31


■ [ TECHNIK ]<br />

Pupillenverfolgung in 6D<br />

Bildverarbeitung | Eyetracker von Precitec Optronik ermöglichen die 6D-Blickverfolgung<br />

für lasergestützte Augenkorrekturen. Für das ultraschnelle optische Tracking des<br />

Auges wurde eine kompakte Highspeed-Kamera entwickelt, die pro Sekunde über<br />

1300 Bilder aufnehmen kann.<br />

Unwillkürlich und<br />

nicht zu unterdrücken:<br />

Das menschliche<br />

Auge ist ständig<br />

in Bewegung – und<br />

der Behandlungslaser<br />

muss ihm möglichst<br />

verzugslos<br />

folgen, wenn die Ergebnisse<br />

der refraktiven<br />

Behandlung<br />

überzeugen sollen<br />

Bild: Precitec Optronik<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Lasergestütze Augenbehandlung<br />

Ultraschnelles optisches Tracking<br />

Automatisierung<br />

Kompakte Highspeed-Kamera<br />

Blickverfolgung in 6D<br />

Die ersten Entwicklungsarbeiten am<br />

Eyetracker der Precitec Optronik<br />

GmbH, einem heute unverzichtbaren Systembestandteil<br />

in den Behandlungssystemen<br />

für die Fehlsichtigkeit mittels Laser,<br />

erfolgten bereits in den frühen 90er Jahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts. Bis<br />

dahin oblag die Kontrolle der Augenposition<br />

während der lasergestützten Korrektur<br />

der Fehlsichtigkeit dem behandelnden<br />

Facharzt. Aufgrund der nicht willkürlich<br />

steuerbaren und daher nicht vorhersagbaren<br />

Blickbewegungen des Patienten während<br />

der Behandlung konnte ein zufriedenstellendes<br />

Untersuchungsergebnis<br />

nicht immer garantiert werden.<br />

Der erste Schritt zur Automatisierung<br />

der Blickverfolgung war der passive Eyetracker<br />

des Unternehmens aus Neu-Isenburg.<br />

Mit dieser Entwicklung war es möglich,<br />

die Augenposition während der Behandlung<br />

zu erfassen, um den gewebeabtragenden<br />

Laserstrahl bei einer zu großen<br />

Abweichung der Augenposition zu unterbrechen.<br />

Eine PAL Schwarz-Weiß-Kamera<br />

erfasste dabei die Position des Auges.<br />

Weiterentwicklungen führten zum aktiven<br />

Eyetracking. Hierbei wird der Laserstrahl<br />

kontinuierlich der Augenbewegung<br />

nachgeführt, er wird von einem Spiegelscanner<br />

abgelenkt. Während man anfangs<br />

mit nur wenigen Pulsen und großem Laserspot<br />

eine gesamte Ebene der durchsichtigen<br />

Hornhaut abtrug, erlaubten<br />

weiterentwickelte Behandlungsmethoden<br />

einen präziseren Einsatz des Laserstrahls,<br />

dessen Behandlungsfläche dazu sehr viel<br />

kleiner gehalten werden konnte. So ermöglicht<br />

das „Flying Spot“-Verfahren, das<br />

einen sehr viel feineren Laserstrahl und<br />

daher eine sehr viel größere Anzahl von<br />

Pulsen (> 10 000) erfordert, eine nahezu<br />

beliebige Korrektur der Hornhaut.<br />

Fehlsichtigkeit beheben, die mit<br />

Brillen nicht behandelbar ist<br />

Mit diesem Verfahren ist eine lasergestützte<br />

Behandlung des irregulären Astigmatismus<br />

durchführbar. Diese komplexe<br />

Fehlsichtigkeit infolge einer unregelmäßigen<br />

Hornhautverkrümmung ist nicht mit<br />

einer Brille korrigierbar; in ihrem Fall<br />

werden die von einem betrachteten Objekt<br />

ausgehenden Lichtstrahlen nicht in<br />

einem Punkt auf der Netzhautebene gebündelt,<br />

sondern auf einer größeren Fläche<br />

abgebildet. Betroffene nehmen einen<br />

Punkt als verschwommene Linie wahr.<br />

Wegen der größeren Anzahl von Pulsen<br />

mussten die lasergestützten Behandlungsverfahren<br />

insgesamt sehr viel<br />

32 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


schneller werden, um die Behandlungszeit<br />

nicht auszuweiten. Daher wurden die<br />

Spiegelscanner durch Hochgeschwindigkeits-Galvanometerscanner<br />

ersetzt, die<br />

aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit<br />

und Beschleunigung in der Lage sind, den<br />

behandelnden Laserstrahl der Augenbewegung<br />

nachzuführen.<br />

Highspeed-Kamera erfasst<br />

1300 Bilder pro Sekunde<br />

Das Leistungskriterium eines Eyetrackers<br />

ist – nicht zuletzt wegen des immer differenzierteren<br />

Einsatzes des Laserstrahls<br />

auf immer kleineren Flächen – die korrekte<br />

und zeitnahe Erfassung (< 2 ms) der<br />

Augenbewegung während der Behandlung.<br />

Während man sich zunächst noch<br />

mit wenigen Hertz Bildwiederholungsrate<br />

zufrieden geben musste, kann mittlerweile<br />

die Augenbewegung durch den Eyetracker<br />

mehr als 1000 Mal in der Sekunde<br />

erfasst werden, was die Qualität der Behandlung<br />

wesentlich erhöht.<br />

Anfangs konnte man die Pupille lediglich<br />

in zwei Dimensionen verfolgen. Eine<br />

weitere Dimension kam später hinzu, indem<br />

das Bild der Pupille aus der vorangehenden<br />

Diagnose verglichen wurde, um<br />

eine zwischenzeitliche Augendrehung um<br />

die Sehachse zu berücksichtigen (statische<br />

Cyclotorsion).<br />

Zu den wegweisenden Weiterentwicklungen<br />

bei Eyetrackersystemen zählt die<br />

dynamische Cyclotorsion. So bezeichnet<br />

man die Funktion, bei der die Drehbewegung<br />

des Auges kontinuierlich während<br />

der Behandlung gemessen wird. Je<br />

schneller hierbei die Messungen erfolgen,<br />

desto genauer kann der Laser nachgestellt<br />

werden. Für das ultraschnelle optische<br />

2D-Tracking des Auges entwickelte man<br />

daher eine eigene kompakte Highspeed-<br />

Kamera, die über 1300 Bilder pro Sekunde<br />

aufnehmen kann.<br />

Aktueller Entwicklungsstand bei den<br />

Spezialisten von Precitec Optronik: Die<br />

Pupille lässt sich heute in sechs Dimensionen<br />

verfolgen. Erst mit diesen sechs Dimensionen<br />

ist es möglich, sowohl die Position<br />

als auch die Lage des Auges genau<br />

zu beschreiben. Dazu erfasst das Bildverarbeitungssystem<br />

mit Hilfe der<br />

Highspeed-Kamera alle horizontalen und<br />

vertikalen Augenverschiebungen, alle<br />

Drehbewegungen (inklusive des Rollens<br />

beziehungsweise Kippens) sowie die Aufund<br />

Abbewegungen (axiale Verschiebung).<br />

Ferner bedarf es hierzu einer Streifenprojektion.<br />

Ein im Eyetrackersystem<br />

vorhandener kleiner Projektor wirft ein<br />

Streifenmuster auf das Auge, mit dessen<br />

Hilfe die Software die Lageparameter und<br />

damit die exakte Orientierung des Auges<br />

berechnen kann.<br />

Mehrere führende Hersteller von Systemen<br />

für lasergestützte Augenkorrekturen<br />

werden künftig ihre Augenverfolgungssysteme<br />

von Precitec Optronik beziehen.<br />

■<br />

Gabriel Palzer, Jeannette Reichelt<br />

Precitec Optronik, Neu-Isenburg<br />

www.precitec-optronik.de<br />

Auf der conhIT werden Trends aufgegriffen,<br />

die ein klares Bild der nahen Zukunft zeigen.<br />

Mobile Health und Internetmedizin sind gute<br />

Beispiele dafür, welche Relevanz die auf der<br />

conhIT diskutierten Themen schon heute für<br />

unseren Alltag besitzen.<br />

Dr. Markus Müschenich<br />

Gründer des Flying Health Incubators und<br />

Vorstand des Bundesverbands Internetmedizin e. V.<br />

GOLD-Partner<br />

SILBER-Partner<br />

In Kooperation mit<br />

Unter Mitwirkung von<br />

Veranstalter Organisation<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 33


■ [ TECHNIK ]<br />

Bild: Paul Horn / Sauermann<br />

Solche 50 mm langen Knochenschrauben<br />

mit gewirbeltem<br />

Sondergewinde sind<br />

ein typisches Beispiel aus<br />

dem Produktspektrum von<br />

Ypsotec. Sie lassen sich mit<br />

einem speziellen modularen<br />

Gewindewirbelkopf schneller<br />

fertigen<br />

Knochenschrauben prozesssicher<br />

mit Gewinden versehen<br />

Gewindewirbeln | Gewinde in Produkte aus rostfreiem Stahl oder Titan einzubringen,<br />

ist eine Herausforderung. Ein Schweizer Lohnfertiger hat diesen Arbeitsgang mit speziellen<br />

Wirbelköpfen produktiver gestaltet.<br />

Beim Schweizer Medizinproduktehersteller<br />

Ypsotec in Grenchen zieht sich<br />

das Merkmal Präzision wie ein roter Faden<br />

durch die Produktentstehung. Das<br />

stellt Pascal Thierwächter, Abteilungsleiter<br />

Drehen, und seine Mitarbeiter täglich<br />

vor Herausforderungen – beispielsweise<br />

beim Herstellen von Knochenschrauben.<br />

Das Team hat seit vielen Jahren Erfahrungen<br />

mit der Fertigung medizinischer<br />

Produkte gesammelt, wobei das Wirbeln<br />

seit über zehn Jahren eine Rolle spielt. Im<br />

Dienste der Optimierung sind die Fachleute<br />

aber offen für neue Vorschläge, und<br />

so investierte das Unternehmen vor kurzem<br />

in zwei CNC-Langdrehautomaten<br />

Star SR-20R. Beide werden nur von ausgewählten<br />

Mitarbeitern bedient, die darauf<br />

Implantate herstellen. Sie programmieren<br />

die Arbeitsabläufe, bestücken die<br />

Maschine und richten sie ein und sind für<br />

die Qualitätssicherung verantwortlich.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Knochenschrauben<br />

Gewindewirbeln<br />

Schwer zerspanbare Materialien<br />

Längere Standzeit<br />

Schnellere Bearbeitung<br />

Nach der Maschineninvestition sollte<br />

auch die Gewindeherstellung an sich optimiert<br />

werden. Die bis dato eingesetzten<br />

Wirbelwerkzeuge arbeiteten zwar zufriedenstellend,<br />

bei Schnittleistung und<br />

Standzeit haperte es aber noch. Auf der<br />

Suche nach Alternativen kontaktierte Pascal<br />

Thierwächter auch Mario Russo von<br />

Dihawag, der die Tübinger Paul Horn<br />

GmbH in der Schweiz vertritt. Bei Ypsotec<br />

war der Zerspanungsspezialist bekannt<br />

und empfahl für die Arbeitsgänge, die für<br />

Kosten und Qualität bei der Gewindeherstellung<br />

entscheidend sind, die Wirbelköpfe<br />

M302.<br />

Wirbelköpfe passend zu den<br />

gängigen CNC-Langdrehern<br />

Diese Gewindewirbelköpfe sind mit<br />

Schneidkreisdurchmessern von 5 bis<br />

25 mm lieferbar, was zu den marktüblichen<br />

CNC-Langdrehern passt. Sie verfügen<br />

über sechs oder neun geschraubte<br />

VHM-Wirbelplatten (Gewindeprofilschneiden)<br />

mit je drei Schneiden und positiver<br />

Geometrie. Die Schneidplatte Typ<br />

302 wird für ein- und zweigängige Gewinde<br />

eingesetzt. Mit ihr lassen sich Formtiefen<br />

bis 4,3 mm bei Schneidbreiten von 4,4<br />

sowie 5,4 und 6,1 mm wirbeln. Für größere<br />

zweigängige Gewinde sind Schneidplatten<br />

des Typs 314 lieferbar. Die mit einer<br />

Profiltoleranz von ± 0,005 mm gefer-<br />

tigten Schneiden entsprechen dem Gewindeprofil.<br />

Die Wendeschneidplatten rotieren<br />

mit hoher Drehzahl und führen die<br />

Schnittbewegung aus. Dabei ist jeweils<br />

nur eine Schneide im Eingriff. Die C-Achse<br />

des Langdrehers dreht sich in gleicher<br />

Richtung mit niedriger, der Gewindesteigung<br />

angepasster Geschwindigkeit.<br />

Die volle Gewindetiefe wird so in einem<br />

Durchgang erzeugt, wobei das Aufmaß<br />

des Ausgangsmaterials mit zerspant<br />

und der Außendurchmesser des Gewindes<br />

überschnitten wird. Ist die gewünschte<br />

Gewindelänge erreicht, fahren der Wirbelkopf<br />

radial und das Werkstück axial<br />

zurück.<br />

Die Grundaufnahme des Wirbelkopfes<br />

wird mit der Wirbeleinheit des CNC-Langdrehers<br />

verschraubt, danach der ringförmige<br />

Schneidenträger mit den Schneiden<br />

eingesetzt und durch eine Überwurfmutter<br />

mit der Grundaufnahme verbunden.<br />

Dieser abziehbare Schneidenträger vereinfacht<br />

den Werkzeugwechsel.<br />

Durch einen Schneidenwechsel außerhalb<br />

der Maschine können verschiedene<br />

Schneidenträger, passend für die zu<br />

produzierenden Gewinde, bereitgestellt<br />

und ohne nennenswerte Produktionsunterbrechung<br />

auf die Maschine genommen<br />

werden. Das Einstellen des Schneid kreises<br />

und der Gewindeprofilschneiden zu -<br />

einander erfordert bei den anspruchs -<br />

34 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Ist die Wirbeleinheit noch nicht montiert,<br />

zeigt sich die Knochenschraube in<br />

der Aufnahmeeinheit des Star-Langdrehers.<br />

Der Schneidenträger der Wirbeleinheit<br />

M302 wird mit vier Schrauben<br />

mit der Aufnahmeeinheit verbunden<br />

Bild: Paul Horn / Sauermann<br />

Bild: Paul Horn<br />

vollen Gewinden aus der Medizin<strong>technik</strong><br />

eine Rundlaufgenauigkeit von unter<br />

0,005 mm.<br />

Da beim Gewindewirbeln die Wirkstelle<br />

nahe an der Führungsbüchse des Langdrehers<br />

liegt, ist das Längen-Durchmesser-Verhältnis<br />

des Werkstücks weniger<br />

problematisch als beim Gewindedrehen<br />

oder -strehlen. Mit funktionsentscheidend<br />

ist jedoch die gezielte Ausrichtung der<br />

Kühlung. Da die Späne aus dem Bearbeitungsbereich<br />

herausgeschleudert werden,<br />

ist in der Mehrzahl der Fälle keine Hochdruckkühlung<br />

erforderlich. Bohr emulsion<br />

reicht als Kühlschmiermittel aus.<br />

Um Knochenschrauben zwischen 10<br />

und 95 mm Länge aus dem Werkstoff<br />

1.4441 (X2CrNiMo18-15-3) und Titan G5<br />

(Ti6Al4V) herzustellen, hatte sich bei Ypsotec<br />

im Vorfeld des Optimierungsprojektes<br />

ein Arbeitsablauf bewährt: Stirnseite<br />

abstechen, Spitze vordrehen, Schraubengewinde<br />

vorwirbeln, Anschnitt fräsen,<br />

Gewinde auf Länge fertig wirbeln, konisches<br />

Gewinde am Schraubenkopf strehlen,<br />

Torx-Schraubenaufnahme einstechen<br />

und fräsen. Der mittlere Durchmesser der<br />

so bearbeiteten Knochenschrauben beträgt<br />

2,4 mm bis 4,5 mm, und bei der Herstellung<br />

waren schon Werkzeuge aus dem<br />

Programm von Horn und Dihawag im Einsatz.<br />

Gespannt auf den Zuwachs an<br />

Leistung durch die Sonderform<br />

Nach der Investition in die Langdreher<br />

waren die Ypsotec-Fachleute auf den Leistungszuwachs<br />

gespannt, den der Wirbelkopf<br />

M302 in Sonderausführung bringen<br />

Der modulare Gewindewirbelkopf<br />

M302 verfügt über sechs dreischneidige<br />

Wendeschneidplatten<br />

(im Bild gelb). Der Schneidkreisdurchmesser<br />

beträgt 8 mm<br />

sollte. Der Wirbelkopf mit sechs Wendeschneidplatten<br />

S302 ist für Schneidkreisdurchmesser<br />

bis 8 mm ausgelegt.<br />

Die ersten Versuche liefen mit 50 mm<br />

langen Knochenschrauben und mit<br />

3,7 mm Außendurchmesser. Sie sollten<br />

ein Gewinde mit 3,1 mm Kerndurchmesser<br />

und einer Steigung von 0,8 mm bei einer<br />

Toleranz von 0,05 mm erhalten.<br />

Bei einer Drehzahl des Wirbelringes<br />

von 3978 min -1 , einer Schnittgeschwindigkeit<br />

v c<br />

= 100 m/min am Werkstück<br />

und einem Vorschub pro Zahn von f z<br />

=<br />

0,025 mm benötigte der Horn-Wirbelkopf<br />

mit Ölkühlung eine Zykluszeit von 73 s.<br />

Dabei wurde das Gewinde in einem<br />

Durchgang gewirbelt. Der mit diesen Parametern<br />

erreichte Standweg von 50 bis<br />

55 m entspricht in etwa 1375 Knochenschrauben<br />

mit einer mittleren Länge von<br />

40 mm.<br />

Aufgrund der feinen Spanabnahme mit<br />

kurzen, definierten Spänen und dem geringen<br />

Schnittmoment besteht auch bei<br />

kleinen Durchmessern keine Gefahr<br />

durch Abscheren. Die gratarmen bis gratfreien<br />

Gewinde werden mit sehr hoher<br />

Genauigkeit und Oberflächengüte (R z<br />

=<br />

0,67 und R a<br />

= 0,135 μm) hergestellt.<br />

Die Tests erfüllten die Erwartungen<br />

der Ypsotec-Mitarbeiter. Laut Pascal<br />

Thierwächter hat der Horn-Wirbelkopf<br />

den Prozess um einiges beschleunigt – ein<br />

Resümee, dass sich auch nach dem inzwischen<br />

längeren Einsatz des Wirbelkopfes<br />

bestätigt hat. Dabei werde die geforderte<br />

Genauigkeit der Sonder-Gewindeprofile<br />

bis zum Ende des Standweges eingehalten.<br />

„Meine Mitarbeiter überzeugen vor<br />

allem die Gratfreiheit und die sehr hohe<br />

Prozesssicherheit“, sagt der Abteilungsleiter.<br />

„Sie können sich deshalb während des<br />

automatischen Ablaufes um andere Aufgaben<br />

kümmern, beispielsweise um das<br />

Einrichten von Wirbelringen für andere<br />

Knochenschrauben. Dadurch lassen sich<br />

die Laufzeiten der Drehautomaten nochmals<br />

deutlich erhöhen.“<br />

■<br />

Christian Thiele<br />

Paul Horn, Tübingen<br />

www.phorn.de<br />

Über den<br />

Anwender<br />

Ypsotec ist ein international tätiger<br />

Zulieferer für die Präzisionsindustrie<br />

und Medizin<strong>technik</strong> und hat seine<br />

Wurzeln in der Décolletage AG, die<br />

vor 100 Jahren gegründet wurde.<br />

Am Standort Grenchen, dem „Medical<br />

Valley“ der Schweiz, arbeiten etwa<br />

80 Mitarbeiter an Gesamtlösungen<br />

für Dreh-, Fräs- und Laserbearbeitungen<br />

sowie für die Montage<br />

von Baugruppen. Weitere Prozesse<br />

bis zur Just-in-time-Lieferung runden<br />

das Programm ab. Für Medizin<strong>technik</strong><br />

und Industrie werden Werkstücke<br />

aus Aluminium, rostfreien<br />

Stählen, Titan, Kobaltbasislegierungen<br />

und Kunststoffen hergestellt.<br />

Für medizintechnische Produkte liegen<br />

die Lösgrößen bei 50 bis 200<br />

Stück, für die Industrie auch weit darüber<br />

bei bis zu 100 000 Stück.<br />

www.ypsotec.com/<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 35


■ [ TECHNIK ]<br />

Dienstleister mit<br />

eigenem Medizinprodukt<br />

Feinwerk<strong>technik</strong> | Mehr zufällig kam es dazu, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong> und Gerätebau<br />

sein Kerngeschäft – die Fertigung und Montage spezieller Komponenten – erweiterte<br />

und ein Atemtherapiegerät auf den Markt brachte. Doch von den Erfahrungen<br />

profitieren heute die Auftraggeber aus der Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Es kommt nicht so oft vor, dass sich ein<br />

Unternehmen, dass auf die Fertigung<br />

von Metallteilen spezialisiert ist, zum Hersteller<br />

von Medizinprodukten entwickelt.<br />

Aber die Idee eines Fachmanns, der sich<br />

als Berater viel mit Beatmungsgeräten beschäftigt<br />

hatte, war dann doch zu interessant.<br />

So kam es, dass die Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

& Gerätebau GmbH aus Neumünster<br />

schließlich ein Gerät für die<br />

Hochfrequenztherapie entwickelte und<br />

auf den Markt brachte.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Finn Melchertsen (links) und Daniel Duske im Testlabor – hier mit dem Prototypen für<br />

das zweite Medizinprodukt im Programm: Der Minea Lift hebt die Bauchdecke während<br />

der Operation und kam 2013 auf den Markt<br />

Entwicklung und Fertigung<br />

von Komponenten<br />

QM und Dokumentation<br />

für eigene Medizinprodukte<br />

Prozessvereinfachung für<br />

Kundenprojekte<br />

Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

„Wir haben vorher schon viel Entwicklungsarbeit<br />

in unseren Kundenprojekten<br />

geleistet, auch für Komponenten, die in<br />

der Medizin<strong>technik</strong> eingesetzt werden“,<br />

sagt Daniel Duske, der heute bei Hiller für<br />

insgesamt zwei eigene Medizinprodukte<br />

verantwortlich ist. „Ein eigenes Medizinprodukt<br />

bis zur Zulassung zu bringen, war<br />

aber doch nochmal etwas ganz aneres,<br />

und dieser Prozess hat uns viele Erfahrungen<br />

gebracht.“ Von diesen profitieren<br />

heute Auftraggeber aus der Medizin<strong>technik</strong>,<br />

deren Projekte Hiller abwickelt. Aber<br />

das ist schon fast das Ende dieser Geschichte.<br />

An ihrem Anfang stand der Zufall: ein<br />

eher beiläufiges Gespräch über Atemtherapie,<br />

speziell über Geräte für die Hochfrequenztherapie.<br />

Solche gab es in den<br />

USA bereits. Sie nutzen Druckschwankungen,<br />

um besonders zähen Schleim in<br />

der Lunge soweit zu verflüssigen, dass der<br />

Patient ihn besser abhusten kann und er,<br />

wenn erforderlich, besser abgesaugt wer-<br />

Das Atemtherapiegerät Mukostar wurde<br />

beim Fertigungsdienstleister Hiller entwickelt<br />

und gefertigt. Dafür wurden eigens<br />

Kompetenzen aufgebaut<br />

den kann. „Stark vereinfacht ist das Prinzip<br />

vergleichbar mit dem Schütteln einer<br />

Ketchup-Flasche: Durch das Bewegen ändert<br />

sich die Viskosität des Inhalts, denn<br />

er ist thixotrop.“<br />

Geänderte Viskosität ist für<br />

schwache Patienten nützlich<br />

Therapiegeräte nach diesem Prinzip sind<br />

zum Beispiel für Patienten nützlich, deren<br />

Muskeln für das Husten zu schwach ausgebildet<br />

sind. Das kann bei Querschnittsgelähmten<br />

der Fall sein. Ihnen kann die<br />

Hochfrequenztherapie das Absaugen des<br />

Sekrets ersparen: je dünnflüssiger es<br />

wird, desto besser kann der Körper sich<br />

selbst helfen. Auch bei Lungenentzündungen<br />

oder neuromuskulären Erkrankungen<br />

könnte diese Art der Therapie vorteilhaft<br />

sein.<br />

Doch gab es die eine oder andere Sache,<br />

die dem Fachmann aus dem Bereich<br />

Beatmung und Atemtherapie bei den bis<br />

dahin verfügbaren Geräten nicht ideal erschien<br />

und die er gern verbessert gesehen<br />

hätte. Aus diesem Ansatzpunkt entwickelte<br />

sich die Idee, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

in den Medizinproduktemarkt einsteigen<br />

und ein eigenes Hochfrequenzthera-<br />

Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

36 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


piegerät entwickeln, konstruieren und auf<br />

den Markt bringen würde. „Dass der Bereich<br />

Medizin<strong>technik</strong> interessant ist, war<br />

im Unternehmen aus anderen Projekten<br />

bekannt“, berichtet Duske. So wurden die<br />

Weichen für das eigene Engagement gestellt.<br />

Die technische Grundlage für die Geräte<br />

sind pneumatische Ventile, die für die<br />

medizinische Druckluftversorgung zugelassen<br />

sind. Druckunterschiede, die in ho-<br />

Die Elektronik für das Atemtherapiegerät<br />

oder auch für Baugruppen externer Auftraggeber<br />

wird bei Hiller mit montiert<br />

Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

her Frequenz wechseln, entstehen durch<br />

unterschiedliche Durchmesser in dem Bereich,<br />

durch den die Luft strömt. „Der Patient<br />

selbst merkt von diesen Druckunterschieden<br />

gar nichts, wenn er das Mundstück<br />

benutzt – für ihn fühlt sich das alles<br />

an wie ganz normales Atmen.“ Duske<br />

kann das aus eigener Erfahrung bewerten,<br />

denn er hat das Gerät im Selbstversuch<br />

getestet.<br />

Das neue Gerät, das die Bezeichnung<br />

Mukostar trägt, ist sehr viel kleiner und<br />

erzielt laut Duske mehr Leistung und damit<br />

mehr Effekt als frühere Produkte. „Es<br />

gab Geräte, die waren groß wie Schränke<br />

– inzwischen hat die Technik aber insgesamt<br />

Fortschritte gemacht, und die haben<br />

wir genutzt, um ein kleines, aber wirksames<br />

Gerät zu entwickeln.“ Davon werden<br />

heute jeden Monat zehn bis zwanzig<br />

Stück gebaut. Eine Anwendung im Bereich<br />

Mukoviszidose ist mit einer Weiterentwicklung<br />

ebenfalls denkbar und würde<br />

einen eigenen Zulassungsprozess erforderlich<br />

machen. „Sollten sich Ärzte dafür<br />

interessieren, würden wir auch diesen<br />

Schritt gehen“, sagt Duske.<br />

Abgesehen davon, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

ein neues Produkt auf den<br />

Markt gebracht hat, war das Projekt für<br />

die Organisation im Unternehmen und<br />

die internen Abläufe wichtig. In vielen<br />

Projekten für andere Branchen sei es üblich,<br />

Änderungen im Wege der Fertigung<br />

auf kurzen Zuruf auszuführen – was in<br />

der Medizin<strong>technik</strong> natürlich tabu ist.<br />

„Wir haben einen ganz anderen Blick auf<br />

die Prozesse im Bereich Medizin<strong>technik</strong><br />

bekommen“, berichtet Hiller-Mitarbeiter<br />

Duske, „wir haben unser Qualitätsmanagement<br />

umgestellt und eigene Datenbanken<br />

eingeführt, um die Dokumentation<br />

besser im Griff zu haben.“<br />

Wer selbst Medizinprodukte<br />

herstellt, kann anders beraten<br />

Als Ergebnis aus diesen Erfahrungen könne<br />

das Team heute auch Auftraggeber aus<br />

der Medizin<strong>technik</strong> besser beraten. „Wir<br />

haben eigene Vorschläge erarbeitet, wie<br />

wir die Dokumentation vereinfachen können<br />

– und das ließ sich zum Vorteil aller<br />

auch auf Projekte übertragen, in denen<br />

wir Komponenten für andere fertigen.“<br />

Ein breites Portfolio an Medizinprodukten<br />

wird das Unternehmen Hiller<br />

nicht aufbauen. Finn Melchertsen, der im<br />

Unternehmen für den Vertrieb zuständig<br />

und auch QMB ist, fasst es so zusammen:<br />

„Die Denke hat sich stärker in Richtung<br />

Entwicklung verändert, und das ist für<br />

unser Kerngeschäft sehr hilfreich.“ ■<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

Über Hiller<br />

Die Hiller Feinwerk<strong>technik</strong> & Gerätebau<br />

GmbH in Neumünster wurde<br />

1965 gegründet und beschäftigt<br />

heute über 60 Mitarbeiter. Für Projekte<br />

aus der Wehr<strong>technik</strong>, der Medizin<strong>technik</strong><br />

und anderen Branchen<br />

übernimmt das Unternehmen die<br />

Metallbearbeitung, montiert, reinigt<br />

und verpackt Komponenten und<br />

Produkte und beteiligt sich auch an<br />

der Entwicklung. Vor dem Atemtherapiegerät<br />

Mukostar hat Hiller ein<br />

weiteres Medizinprodukt im Portfolio:<br />

Der Minea Lift ist eine Alternative<br />

zur Insufflation und hebt bei<br />

Operationen die Bauchdecke an.<br />

www.hiller-feinwerk<strong>technik</strong>.de<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 37


■ [ TECHNIK ]<br />

Eine Produktfamilie<br />

von Scheren, die als<br />

Modular-Baukasten angelegt<br />

sind, wird bei<br />

Fetzer auf einem<br />

5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrum<br />

vom Typ<br />

C 12 U gefertigt<br />

Bild: Hermle<br />

Den Schritt zur automatisierten<br />

Fertigung beherrschen<br />

Präzisionsfräsen | Seine Chirurgie-Instrumente und präzisen Medizin<strong>technik</strong>-Bauteile<br />

stellt Fetzer Medical auf Bearbeitungszentren her – teilweise automatisiert. Bei der<br />

Auswahl spielten nicht allein technische Kriterien eine Rolle.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Chirurgieinstrumente<br />

Aufbau einer neuen Produktion<br />

Ausrichtung auf moderne Technologien<br />

Einarbeitungsaufwand gering halten<br />

Aufwand für Validierung und<br />

Zertifizierung begrenzen<br />

Wenn ein Unternehmen in kurzer<br />

Zeit von 0 auf 3600 Quadratmeter<br />

wächst, ein komplett neues Produk -<br />

tionszentrum auf die Beine stellt und parallel<br />

dazu Qualifizierungs-Maßnahmen<br />

für Validierungen und Zertifizierungen<br />

anstehen, ist es sehr hilfreich, auf bisherige<br />

Erfahrungen zurückgreifen zu können.<br />

Das sind die Soft Facts, die laut Sascha<br />

Riesinger auch beim Anschaffen der Maschinen<br />

für die neue Produktion eine Rolle<br />

gespielt haben.<br />

Riesinger ist Sales Manager bei der<br />

Tuttlinger Fetzer Medical GmbH & CO.<br />

KG, die im Jahr 2008 von den Geschwistern<br />

Berndt und Peter Fetzer sowie Gloria<br />

Nieder gegründet wurde. Das war ein<br />

Schritt nach vor – denn auch wenn es in<br />

der Familie eine lange Ttradition in der<br />

Entwicklung und Produktion von Chirurgie-Instrumenten<br />

und medizintechnischen<br />

Geräten gab, war Fetzer Medical<br />

ein Neuanfang, um das Ziel der Expansion<br />

umzusetzen. Neue Technologien wollten<br />

die Gründer mit dem handwerklichen<br />

Wissen der Chirurgie-Mechanik kombinieren<br />

und alles aus einer Hand anbieten,<br />

bis hin zum Labeling.<br />

So startete Fetzer Medical ein umfassendes<br />

Investitions-, Qualifizierungs- und<br />

Zertifizierungs-Programm und stieg noch<br />

2008 in die 5-Achsen-Bearbeitung ein.<br />

Laut Geschäftsführer Jürgen Stickel bietet<br />

das Unternehmen, das heute 45 Fachkräfte<br />

beschäftigt, alle mechanischen Bearbeitungstechnologien,<br />

ein Qualitätssicherungssystem<br />

sowie Qualifizierungen und<br />

Zertifizierungen für alle europäischen<br />

und amerikanischen Märkte. „Und wir leben<br />

das Ziel, trotz sehr hoher Produktund<br />

Stückzahl-Varianz auftragsflexibel<br />

und schnell liefern zu können.“<br />

Auf den Maschinen wird alles<br />

bearbeitet – bis zum Titan<br />

Bearbeitet werden hier alle relevanten<br />

Materialien inklusive Titan, um daraus<br />

Prototypen oder Einzelteile bis zu in Serien<br />

gefertigten Komponenten und Komplettgeräten<br />

herzustellen. Dafür nutzt das<br />

Unternehmen unter anderem 5-Achsen-<br />

Hochleistungs-Bearbeitungszentren,<br />

9-Achsen-Dreh-/Fräszentren, 5-Achsen-<br />

Schleifzentren und CNC-Drehmaschinen.<br />

Diffizile Fräs-/Bohrbearbeitungen machen<br />

rund drei Viertel der Arbeiten aus.<br />

Für diese setzt Fetzer Medical auf unterschiedliche<br />

5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentren<br />

der Maschinenfabrik<br />

Berthold Hermle AG, Gosheim.<br />

Laut Bernd Zepf, Fertigungsleiter bei<br />

Fetzer Medical, lässt sich darauf die<br />

5-Achsen-Komplettbearbeitung in einer<br />

oder zwei Aufspannungen sehr gut umsetzen.<br />

Mit der Steuerung und Programmierung<br />

sowie Bedienung kommen er sowie<br />

die Mitarbeiter gut zurecht, auch aufgrund<br />

vorheriger Erfahrungen mit Maschinen<br />

des gleichen Herstellers. „Diese<br />

haben uns den schnellen Einstieg in die<br />

5-Achsen-Technologie erleichtert.“<br />

Das Konzept der Expansion geht bisher<br />

auf, und so wurden die Kapazitäten seit<br />

2008 erhöht. Heute sind fünf teilweise<br />

hochautomatisierte Hermle-Bearbeitungszentren<br />

bei Fetzer Medical in Betrieb.<br />

Das zuerst beschaffte 5-Achsen-Bearbeitungszentren<br />

vom Typ C 40 U erhielt<br />

zunächst die eigene Fertigungs-Kompetenz<br />

und diente dazu, erweitertes Knowhow<br />

aufzubauen. Heute ist die Maschine<br />

vorwiegend für die Vorfertigung sowie<br />

zur Prototypen-, Muster- und Kleinserien-<br />

Bearbeitung im Einsatz.<br />

Zwei 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-<br />

Bearbeitungszentren vom Typ C 22 U sind<br />

mit 11-fach Palettenwechslern/Paletten-<br />

38 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Bild: Hermle<br />

Um die kundenspezifischen<br />

Chirurgie-Instrumente und Medizingeräte<br />

in vielen Varianten<br />

und flexiblen Stückzahlen zu<br />

fertigen, setzt Fetzer Medical<br />

auch Maschinen von Hermle ein<br />

– alle haben ein ähnliches Bedien-<br />

und Steuerkonzept<br />

magazinen vom Typ PW 150 ausgestattet<br />

und werden für die flexible Fertigung unterschiedlicher<br />

Bauteile in Serien oder<br />

Chargen bis 300 Stück genutzt.<br />

Ein weiteres 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrum<br />

vom Typ C<br />

12 U ist mit einer Roboterzelle kombiniert.<br />

Darauf wird eine als Modular-Baukasten<br />

konstruierte Scheren-Produktfamilie<br />

gefertigt. Ergänzend wurde zudem<br />

ein CNC-Bearbeitungszentrum vom Typ C<br />

800 V angeschafft, das für flexible Arbeiten<br />

bei der Fertigungsvorbereitung wie<br />

zum Beispiel das Herstellen von Referenzflächen<br />

und für den Vorrichtungsbau genutzt<br />

wird.<br />

Da alle hier genutzten Hermle-Maschinen<br />

auf demselben Konzept und derselben<br />

Steuerungs- und Bedien-Philosophie<br />

basieren, ergibt sich für die Bediener ein<br />

hoher Wiedererkennungswert. Dass sie<br />

von Erfahrungen profitieren, fördert die<br />

Akzeptanz. Selbst der der Wechsel von<br />

der 5-Achsen-/5-Seiten-Komplett-/Simultanbearbeitung<br />

mit dem C 40 U zur hoch<br />

automatisierten Fertigung mit den C 22 U<br />

mit Palettenwechsler und Roboterzelle erwies<br />

sich als beherrschbar. Gerade diese<br />

Anlagen steigerten Produktivität und Ausstoß<br />

erheblich.<br />

Neben technischen Hardfacts und den<br />

Erfahrungen der Mitarbeiter beeinflusste<br />

aber auch ein weiterer Faktor die Entscheidungen<br />

beim Aufstocken des Maschinenparks.<br />

So berichtet Riesinger, dass<br />

das gesamte Fertigungs- und Qualitätssicherungs-Equipment<br />

nach den Vorgaben<br />

der einschlägigen EU- und US-Institutionen<br />

durchgängig validiert und zertifiziert<br />

sein muss. „Und da ist es von großem Vorteil,<br />

dass viele amerikanische Medizin<strong>technik</strong>-Unternehmen<br />

ebenfalls mit den<br />

in unserem Fall validierten Hermle-Bearbeitungszentren<br />

produzieren.“ ■<br />

Udo Hipp<br />

Maschinenfabrik Berthold Hermle, Gosheim<br />

www.hermle.de, www.fetzermed.de<br />

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eine Break-Away-Verriegelung wählen. Die einfache<br />

und sichere Verrieglung mit Abreißfunktion<br />

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in Notfallsituationen. Eine Farbkodierung<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 39


■ [ TECHNIK ]<br />

Aus drei Segmenten entsteht ein Ring<br />

Bearbeitungszentrum | Mit der Bearbeitung einer Kernbaugruppe für die Magnetresonanztomographie<br />

stellt die Edelstahlgießerei ihre Kompetenz in der mechanischen<br />

Bearbeitung unter Beweis. Das System besteht aus drei Segmenten mit einem<br />

Gewicht von jeweils 800 kg, die mit hoher Präzision bearbeitet werden.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Die Magnetresonanztomographie,<br />

kurz MRT genannt, ist<br />

eine Methode der bildgebenden<br />

Verfahren in der Medizin. Sie erzeugt<br />

besonders detailreiche<br />

Schnittbilder des Körpers, vor allem<br />

die Darstellung von weichem<br />

Gewebe hat sich deutlich verbessert.<br />

Anders als die Computertomographie<br />

arbeitet die Kernspintomographie<br />

nicht mit Radioaktivität.<br />

Sie macht stattdessen mithilfe<br />

eines starken Magnetfelds das<br />

Körperwasser sichtbar.<br />

Das MRT-Gerät (Kernspintomograph)<br />

ist in der Regel eine große<br />

Röhre, in die der Patient auf einer<br />

Liege hineingeschoben wird. Der<br />

ringförmige Magnettunnel erzeugt<br />

ein starkes Magnetfeld, entlang<br />

dessen sich die Wasserstoffatome<br />

im Körper des Patienten parallel<br />

ausrichten. Dann sendet das MRT-<br />

Gerät kurze Radiowellen-Impulse<br />

aus, welche die Wasserstoffatome<br />

kurzzeitig aus ihrer Position bringen.<br />

Außerdem nehmen die Atome dabei<br />

etwas Energie auf. Nach jedem Impuls<br />

kehren sie wieder in die parallele Ausrichtung<br />

zurück. Diesen Vorgang bezeichnet<br />

man als Relaxation. Die zuvor aufgenommene<br />

Energie, welche die Wasserstoffatome<br />

dabei wieder abgeben, wird aufgezeichnet.<br />

Da die verschiedenen Gewebe<br />

im Körper einen unterschiedlichen Wassergehalt<br />

aufweisen, ergeben sich unterschiedliche<br />

Signale, aus denen der Computer<br />

die MRT-Bilder berechnet.<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

der Kernbaugruppe<br />

Teile aus Aluminium-Gusslegierung<br />

800 kg pro Segment handeln<br />

Der Auftrag über die Bearbeitung einer<br />

Kernbaugruppe für eine neue Generation<br />

von Magnetresonanztomographen (MRT)<br />

hat die Otto Junker GmbH erhalten. In<br />

den vergangenen Jahrzehnten hat die<br />

Simmerather Edelstahlgießerei durch eine<br />

gezielte Investitions- und Personalpolitik<br />

das Leistungsvermögen in der mechanischen<br />

Bearbeitung kontinuierlich gesteigert<br />

und sich mit der Bearbeitung anspruchsvoller<br />

Baugruppen einen Namen<br />

gemacht.<br />

Jedes Segment wird in vier<br />

Aufspannungen gefräst<br />

Auch ohne genaue Kenntnis der Arbeitsweise<br />

eines derartigen Gerätes, das heute<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> bei der Diagnose<br />

eine Spitzenstellung einnimmt, war klar,<br />

dass hier höchste Qualitätsansprüche zu<br />

erfüllen sind. Die Kernbaugruppe ist der<br />

so genannte Dynamic Ring, der im MRT<br />

rotiert und aus drei Segmenten besteht,<br />

die jeweils ein Gewicht von 800<br />

kg haben. Diese Segmente werden<br />

aus einer Aluminium-Gusslegierung<br />

(AlSi 10 Mg) hergestellt<br />

und als Rohteile zur Bearbeitung<br />

an Otto Junker geliefert.<br />

Jedes der drei Segmente<br />

wird im Werk zunächst in vier<br />

Aufspannungen auf einem Bearbeitungszentrum<br />

gefräst. Die<br />

Herausforderung dabei ist die<br />

Kombination von geringen Toleranzen<br />

mit extrem langen<br />

Werkzeugen. Die hohe Genauigkeit<br />

macht es erforderlich,<br />

dass nach jedem Bearbeitungsschritt<br />

eine Maßkontrolle erfolgt<br />

und die Daten dem Kunden<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Erst wenn alle Maße innerhalb der<br />

vorgegebenen Toleranz sind, werden die<br />

Segmente auf einer Karusselldrehmaschine<br />

zu einem Ring zusammengesetzt und<br />

verschraubt.<br />

Daran schließt sich die Drehbearbeitung<br />

einiger Außenkonturen sowie des<br />

Lagersitzes an. Die Maßkontrolle des fertig<br />

bearbeiteten Ringes wird mittels eines<br />

Laser-Trackers direkt auf der Karusselldrehmaschine<br />

vorgenommen, um die Einhaltung<br />

der geringen Toleranzen zu kontrollieren.<br />

Ist dies der Fall, wird der Ring<br />

wieder zerlegt und gereinigt und kann an<br />

den Kunden ausgeliefert werden.<br />

Die bisher insgesamt elf Ringe, die an<br />

den Auftraggebergeliefert wurden, sind<br />

ohne Beanstandungen in die Geräte eingebaut<br />

worden. Eine Tatsache, die für das<br />

hohe Niveau der mechanischen Bearbeitung<br />

der Edelstahlgießerei spricht. (su) ■<br />

Bild: Otto Junker<br />

www.otto-junker.de<br />

Der ringförmige Magnettunnel<br />

besteht aus drei<br />

Segmenten. Die Bearbeitung<br />

erfolgt in vier Auf -<br />

spannungen<br />

40 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Vierte Dimension der<br />

Aufbereitung<br />

4D-Sensor | Ein Lichtsensor soll künftig die Effektivität<br />

die Dampfsterilisation überwachen. Er gibt dem Anwender<br />

das OK für den gesamten Prozess.<br />

Das weltweit meist genutzte Verfahren zur Sterilisation von<br />

Medizinprodukten ist die Dampf-Sterilisation. Gemäß der<br />

Normen EN ISO 17665-1 und EN 285 ist die Voraussetzung für<br />

eine effektive Sterilisation das Vorhandensein von Sattdampf im<br />

System. Für die neuen Sterilisatoren hat die Miele & Cie. KG, Gütersloh,<br />

ein System entwickelt, das das Vorhandensein von Sattdampf<br />

in der Sterilisationskammer in jedem einzelnen Sterilisationsprozess<br />

detektiert und überwacht.<br />

Dabei wird die Anwesenheit von Sattdampf in der Sterilisationskammer<br />

mit Hilfe eines Lichtsensors nachgewiesen. „Nur wenn<br />

gesättigter Dampf den Sensor erreicht, findet die notwendige<br />

Absorption des Lichtes statt und der Sensor meldet der Steuerung,<br />

dass dieser wichtige Sterilisationsparameter erfüllt wird.<br />

Erreicht der Dampf den Sensor nicht, gibt das System eine Fehlermeldung<br />

aus, und das Programm wird abgebrochen“, erklärt<br />

Bild: Miele<br />

Für eine sichere Keimabtötung im Großsterilisator sorgt künftig<br />

ein Lichtsensor<br />

Michael Sedlag, Leiter Medizin<strong>technik</strong> bei Miele Professional.<br />

Miele bezeichnet dies als „vierte Dimension der Instrumentenaufbereitung“,<br />

denn der „4D-Sensor“ kontrolliert zuverlässig<br />

und präzise die Voraussetzung für eine sichere Sterilisation. wobei<br />

Sattdampf eine wichtige Ergänzung zu den drei anderen Dimensionen<br />

Druck, Temperatur und Zeit ist. Damit der Dampf die<br />

notwendige Qualität aufweist, muss er nicht nur gesättigt sein,<br />

sondern auch frei von nicht-kondensierbaren Gasen (NKG). Dies<br />

verlangt die Norm EN 285. Für Geräte der neuesten Generation<br />

bietet Miele Professional deshalb einen NKG-Sensor an, der diese<br />

Gase im Kondensat identifiziert.<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 41


■ [ TECHNIK ]<br />

Bild: Medicut<br />

Geschnitten und wärmebehandelt<br />

werden<br />

die Stents in den normalen<br />

Produktionsräumen.<br />

Die weiteren Prozesse<br />

finden im Reinraum<br />

statt<br />

Stentproduktion auf hohem Niveau<br />

Reinraumfertigung | Bis eine selbstexpandierende Gefäßprothese ihre Struktur hat,<br />

sind viele Arbeitsschritte notwendig. Ein Großteil davon muss unter hochsauberen<br />

Reinraumbedingungen stattfinden. Gut für den Patienten, wenn dabei zwei Expertisen,<br />

wie die von Medicut und Cleanroom Competence aufeinandertreffen.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen<br />

an vorderster Stelle der Todesursachen<br />

in Deutschland. Das vorrangige<br />

Krankheitsbild ist dabei die Arterioskerose,<br />

bei der es zur Degeneration und Verengung<br />

der Arterien kommt. Häufig wird<br />

dann eine Gefäßstütze, ein so genannter<br />

Stent, in das Blutgefäß eingesetzt. Diese<br />

Stents werden entweder mittels Ballonkatheter<br />

aufgestellt oder expandieren<br />

selbstständig auf eine bestimmte Form.<br />

Die Pforzheimer Medicut Stent Technology<br />

GmbH, eine hundertprozentige Tochter<br />

der B. Braun Melsungen AG, hat sich<br />

seit ihrer Gründung 2006 unter anderem<br />

auf die Fertigung von Gefäßimplantaten<br />

aus Nitinol, also einer Nickel-Titan-Legierung,<br />

spezialisiert.<br />

Mit modernsten Maschinen und Prüfwerkzeugen<br />

sowie hoher Präzision in der<br />

Laser-Schneid<strong>technik</strong> schafft das Unternehmen<br />

die Voraussetzungen dafür, den<br />

Anforderungen seiner Kunden bei der<br />

Herstellung der Stents gerecht zu werden.<br />

Neben der Eigenproduktion legt der Hersteller<br />

seinen Fokus auf Entwicklungsdienstleistungen<br />

und das OEM-Geschäft:<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Selbstexpandierende Stents<br />

Laserschneidanlagen<br />

Reinraum<strong>technik</strong><br />

Hohe Qualitätskontrollen<br />

Investitionen in Neubau<br />

Von der ersten Idee bis zum fertigen CE-<br />

Produkt bekommt der Kunde alles aus einer<br />

Hand. Im März des vergangenen Jahres<br />

investierte Medicut rund 5 Mio. Euro<br />

in einen Neubau und vergrößerte damit<br />

seine Gesamtfläche von 1400 auf über<br />

3500 m2.<br />

Herzstück für die Fertigung der lebensrettenden,<br />

filigranen Produkte ist der<br />

neue Reinraum, den Medicut im Zuge des<br />

Neubaus eingerichtet hat. Auf rund<br />

260 m2 baut, montiert, reinigt und verpackt<br />

das Unternehmen seit März 2016<br />

die Produkte. Gründer und Geschäftsführer<br />

Johannes Jung erklärt den Grund für<br />

die Investition: „Zum einen wurde der<br />

Platz zu klein. Zum anderen benötigen<br />

wir für unsere Produkte eine gewisse<br />

Qualität der Sauberkeit. Das war natürlich<br />

auch im alten Reinraum gegeben.<br />

Aber da wir künftig den amerikanischen<br />

Markt beliefern wollen, müssen wir auch<br />

den GMP-Vorgaben entsprechen.“ Dies sei<br />

mit dem neuen Reinraum der Fall. „Wir<br />

erfüllen nun die Reinraumklasse 7“, so<br />

Jung.<br />

Für die Planung und den Aufbau des<br />

Reinraums wählte Jung einen langjährigen<br />

Geschäftspartner: Die Cleanroom<br />

Competence CRC GmbH aus Berlin hatte<br />

bereits vor 15 Jahren den ersten Reinraum<br />

für Jung und sein Team erstellt und<br />

wurde nun mit der Umsetzung des zweiten<br />

Reinraum-Projekts beauftragt. Wolfgang<br />

Henker, Geschäftsführer Cleanroom<br />

Competence, ist mit den Vorgaben zur<br />

Umsetzung eines Reinraums für die Medizin<strong>technik</strong><br />

vertraut. Die Vorschriften laut<br />

Medizinproduktegesetz, ISO- und VDI-<br />

Richtlinie, GMP und andere EU-Vorschriften<br />

sind im Raumbuch festgelegt, das für<br />

Reinräume vorgeschrieben ist, in denen<br />

Produkte gefertigt werden, die anschließend<br />

im menschlichen Körper verbaut<br />

werden.<br />

Frühe Planung zahlt sich aus<br />

Aber ebenso wichtig wie diese Vorgaben<br />

sind laut Henker die Vorgaben und Anforderungen<br />

des Auftraggebers. Was für den<br />

jeweiligen Anwendungsfall die technisch<br />

und wirtschaftlich beste Lösung ist, muss<br />

über Risikoanalysen sowie Machbarkeitsund<br />

Kostenanalysen im Vorfeld erarbeitet<br />

werden. „Daher ist es absolut notwendig,<br />

den Reinraum-Partner schon so früh wie<br />

möglich mit ins Boot zu holen“, erklärt<br />

der Reinraumspezialist. „Wenn ein Reinraum<br />

technisch genutzt wird, muss frühzeitig<br />

bei der Gebäudeplanung geklärt<br />

werden, wie groß die Räume sein müssen,<br />

wie viele Mitarbeiter wo arbeiten sollen<br />

und wie es mit der Licht-, Luft- und<br />

Stromversorgung funktionieren soll.“<br />

Medicut entschied sich für eine Raumim-Raum-Lösung.<br />

Dabei musste gleich zu<br />

Beginn die Deckenhöhe des neuen Gebäudes<br />

berücksichtigt werden, um den Filtern<br />

Platz zu schaffen. Insgesamt verfügt<br />

der neue Reinraum über drei Schleusen,<br />

einen großen Montageraum sowie einen<br />

kleineren Raum, in dem die Stents verpackt<br />

und für die Sterilisation beim externen<br />

Partner vorbereitet werden. Beim Bau<br />

der Anlage verwendete Cleanroom Competence<br />

pulverbeschichtete Stahlbleche<br />

42 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Johannes Jung und<br />

Christian Herzog von<br />

Medicut sowie Jochen<br />

Becker von B. Braun<br />

Vascular Systems (von<br />

links) an einer Laserschneidanlage<br />

Idee.<br />

Prototyp.<br />

Fertig.<br />

(So einfach ist es.)<br />

Bild: Medicut<br />

Wählen Sie Ihr Material<br />

aus über 100 technischen<br />

Kunststoffen, Metall und<br />

Flüssigsilikon.<br />

für die Wand-Panele, ein Material, das<br />

laut Wolfgang Henker keine Partikel abgibt<br />

und für rund 80 % der Standard-<br />

Reinräume verwendet wird.<br />

Besonderes Augenmerk sollten Unternehmen<br />

auf die Energieeffizienz ihres<br />

Reinraum-Konzeptes legen. Hier könnten<br />

der Betreiber viel Geld sparen, so Henker.<br />

Das System bei Medicut wird zu 90 % mit<br />

Umluft betrieben. Dieser Umluft wird im<br />

Kreislauf nur 10 % Frischluft hinzugefügt.<br />

So lässt sich der Energieverbrauch zur<br />

Temperierung der Frischluft so gering wie<br />

möglich halten.<br />

Der Nachweis der Umgebungsparameter<br />

im Reinraum ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Gesamtprojektes. Das Monitoring<br />

für die Reinräume wird von Cleanroom<br />

Competence in zwei Varianten angeboten:<br />

dem validierten und dem nicht<br />

validierten Monitoring. Die aufzunehmenden<br />

Parameter können bei beiden Varianten<br />

gleich sein, dazu gehören Differenzdruck<br />

sowie Temperatur und Feuchte<br />

der Räume. Der Produktionsverantwortliche<br />

kann die Verlaufskurven der Parameter<br />

täglich kontrollieren und archivieren.<br />

Von der Planung bis zum fertigen Neubau<br />

gingen rund zwölf Monate ins Land.<br />

Heute bietet das neue Gebäude rund 100<br />

Mitarbeitern Platz, die Medicut nach und<br />

nach einstellen möchte. Derzeit beschäftigt<br />

das Unternehmen 35 Mitarbeiter am<br />

Standort Pforzheim. Abgesehen von der<br />

Möglichkeit zur Fertigung nach Reinraumklasse<br />

7 erhofft sich Johannes Jung<br />

eine schnellere und effizientere Produk -<br />

tion durch den Neubau. „Durch die Umgestaltung<br />

und den neuen Reinraum können<br />

wir nun deutlich schneller produzieren,<br />

verpacken und ausliefern. Die Wege<br />

sind kürzer geworden“. Das Schneiden<br />

der Stents findet in den Produktionsräumen<br />

außerhalb des Reinraums statt. Dabei<br />

bietet das Unternehmen auch Sonderfertigungen<br />

– egal, ob der Auftrag einen<br />

oder 1000 Stents umfasst.<br />

Jeder Stent wird kontrolliert<br />

Nach dem Laserschneiden werden die<br />

Stegseiten und Schnittkanten des Stents<br />

kontrolliert, bevor die Marker am Stent -<br />

ende eingesetzt werden. Bei der Wärmebehandlung<br />

erhält der Stent sein Gedächtnis,<br />

damit er sich bei Körpertemperatur<br />

von allein am vorgesehenen Ort entfalten<br />

kann. Zwischen jedem Schritt finden<br />

umfangreiche Kontrollen an jedem<br />

Stent statt. Jung: „Ein Implantat muss<br />

funktionieren, sobald es im Körper ist.<br />

Maßgabe für unsere Qualitätskontrolle<br />

ist, dass der Mitarbeiter den Stent bedenkenlos<br />

für seinen Vater verwenden würde.“<br />

Rund 20000 Stents jährlich produzierte<br />

Medicut im alten Gebäude. Etwa<br />

30 % von ihnen werden im Ausland eingesetzt,<br />

bislang vor allem in Asien, in Saudi-<br />

Arabien und in Südamerika. Der neue<br />

Reinraum ermöglicht bei Bedarf die Fertigung<br />

von 80 000 Stents pro Jahr. Vom<br />

amerikanischen Markt erhofft sich Medicut<br />

neue Aufträge. „Mit dem neuen Reinraum<br />

sind wir aber auch für die steigenden<br />

Anforderungen der europäischen<br />

Märkte gewappnet“, so Jung.<br />

■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Über den Stent-Hersteller:<br />

www.medicut.de<br />

Über den Reinraum-Spezialisten:<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 43


■ [ TECHNIK ]<br />

Kratergröße zeigt,<br />

wie fest die Schicht ist<br />

Analyse von Dünnschichten | Mit einem neuen, präzisen Testverfahren auf der Basis<br />

eines wässrigen Metalloxidpartikelstrahls lässt sich die Festigkeit von Oberflächen<br />

und Multischichtsystemen prüfen. Von Gummi bis Diamant.<br />

Die Schichtoberfläche wird im Gerät mit einem Strahl<br />

mit Mikropartikeln behandelt. Diese tragen Material ab,<br />

und der Vergleich von Vertiefung und verbrauchter<br />

Menge an Metallpartikeln lässt auf die Festigkeit der<br />

Oberfläche schließen<br />

Bild: Rubröder International Trading<br />

Kavitationsero sion, Reibe- und Ritztests<br />

wurden bisher verwendet, um<br />

die Festigkeit von Oberflächen in der Medizin<strong>technik</strong><br />

zu analysieren. Für dünne<br />

Schichten sind diese jedoch oft nicht geeignet<br />

oder können Schichten sowie Substrate<br />

beschädigen, die unter der zu untersuchenden<br />

Schicht liegen. Daher hat<br />

das japanische Unternehmen Palmeso<br />

Co., Ltd. mit der Fukui Universität das<br />

Micro-Slurry-Jet-Erosion (MSE)-Testsystem<br />

entwickelt. Es basiert auf dem Effekt<br />

von Mikropartikeln, die auf die Oberfläche<br />

treffen. Mit dem Verfahren lassen sich<br />

harte Materialien wie Diamant, aber auch<br />

weiches Material wie Gummi und neuerdings<br />

auch gelartige Oberflächen überprüfen.<br />

Das MSE-Testsystem wird seit 2015<br />

von der Rubröder International Trading<br />

GmbH in Bendorf vertrieben. „Es nutzt<br />

die Ero sionskraft eines Mikropartikelstrahls<br />

als neuen Referenzstandard“, erklärt<br />

Paul Riedel, Geschäftsführer der Rubröder<br />

International Trading. „Der Strahl<br />

erzeugt einen definierten Materialabtrag,<br />

sodass die Festigkeitsverteilung unabhängig<br />

vom Härtegrad des Materials bis in eine<br />

Tiefe von etwa 200 Mikrometern gemessen<br />

werden kann.“<br />

Das von Palmeso entwickelte Gerät<br />

enthält eine Erosionskammer sowie einen<br />

Erosionstiefenmesser (Profilometer). Der<br />

Micro-Jet besteht aus einem Gemisch aus<br />

Wasser und 1,2 μm großen Metallpartikeln,<br />

vor allem mehrwinkliges Aluminiumoxid,<br />

in speziellen Fällen auch Siliziumoxid.<br />

Dieses Gemisch wird einer Düse<br />

in der Erosionskammer zugeführt und<br />

mittels Druckluft auf das Material geschossen.<br />

Der Strahl trifft mit einer Geschwindigkeit<br />

von 100 m/s bei einem Durchsatz<br />

von 10 Mrd. Partikeln pro Sekunde auf<br />

der Oberfläche auf und trägt diese gezielt<br />

ab, ohne darunter liegende Schichten<br />

oder Substrate zu beschädigen. Es handelt<br />

sich also um eine semi-zerstörungsfreie<br />

Prüfung.<br />

Vermessen mit einer Auflösung<br />

von 10 bis 20 nm<br />

Im Prozess entstehen trichterförmige Vertiefungen,<br />

die mit einer Auflösung von 10<br />

bis 20 nm vermessen und zu der verbrauchten<br />

Menge an Partikeln ins Verhältnis<br />

gesetzt werden. Da sich die Strahlgeschwindigkeit<br />

für jedes Material einstellen<br />

lässt, werden die Grundeigenschaften<br />

des Werkstoffs nicht beeinträchtigt.<br />

Aus wie vielen Schichten das Material<br />

besteht und in welcher Reihenfolge diese<br />

übereinander liegen, spielt bei der Prüfung<br />

keine Rolle. Das Verfahren vermisst<br />

jede einzelne Lage, solange diese eine<br />

Mindestdicke von 100 nm aufweist und<br />

insgesamt nicht dicker als 200 μm ist.<br />

Theoretisch lassen sich nun neben extrem<br />

dünnen Schichten, die bisher nicht oder<br />

nur schwer messbar waren, auch Mehrschichtsysteme<br />

mit bis zu 2000 Lagen<br />

analysieren. Im Durchschnitt dauert die<br />

Prüfung ein bis zwei Stunden. Je nach<br />

Materialart und Härtegrad kann sie aber<br />

auch längere oder kürzere Zeit in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Die so gewonnenen Daten werden auf<br />

einen PC übertragen und mittels Software<br />

ausgewertet. In einer Datenbank sind die<br />

Festigkeitskennzahlen für unterschiedliche<br />

Beschichtungen hinterlegt, was das<br />

qualitative Einordnen der Zahlen erleichtert.<br />

So können Materialfehler schnell erkannt<br />

und analysiert werden.<br />

Während bei den bisherigen Methoden<br />

nur eine punktuelle Messung der Festigkeit<br />

möglich war, kann mit dem MSE-Testsystem<br />

auch die Festigkeitsverteilung von<br />

der Oberfläche bis in 200 μm Tiefe mit einer<br />

Auflösung von 10 bis 20 nm bestimmt<br />

werden. Dadurch lassen sich Beschichtungsverfahren<br />

optimieren.<br />

■<br />

Anna-Maria Köstler<br />

Fachjournalistin in München<br />

www.rubroeder.systems<br />

44 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Betagte Maschinen<br />

lernen Industrie 4.0<br />

Mehrsprachige<br />

Katalogproduktion<br />

Retrofit | Mit der V-Box lassen sich auch ältere Maschinen<br />

an ein Netzwerk anschließen und liefern so die<br />

relevanten Daten für Steuerung der Fertigung.<br />

Bild: Fraunhofer IPT<br />

Die V-Box versetzt ältere Maschinen in die Lage, Daten in ein<br />

Netzwerk zu liefern. Sie arbeitet mit 200 Mbit/s Ethernet. Bis zu<br />

30 V-Boxen lassen sich mit einander vernetzen<br />

Industrie 4.0 erfordert es, Daten im Inneren und im Umfeld<br />

von Maschinen durch Sensoren in höchster Präzision aufzunehmen<br />

und zu synchronisieren. Die Informationen aus der Maschine<br />

werden in Echtzeit in das angeschlossene Netzwerk eingespeist,<br />

um eine sofortige, eigenständige Reaktion des Systems zu<br />

gewährleisten. Viele Unternehmen wollen hier den Anschluss<br />

nicht verlieren. Herkömmliche Maschinen stoßen aber an ihre<br />

Grenzen, sobald sie sich in intelligente Fertigungsnetzwerke integrieren<br />

sollen. Denn die Anforderungen an Sensorintegration,<br />

Steuerungs<strong>technik</strong> und Vernetzung haben sich im Laufe der Entwicklungen<br />

zur Industrie 4.0 jedoch stark gewandelt. Daher tauschen<br />

Betreiber bereits heute Anlagen, die noch einwandfrei<br />

funktionieren, vor Ende ihrer Lebensdauer gegen neuere, netzwerkfähige<br />

aus.<br />

Wissenschaftler am Aachener Fraunhofer-Institut für Produk -<br />

tionstechnologie IPT haben nun als Alternative zum kostspieligen<br />

Austausch die V-Box entwickelt: Sie rüstet bestehende Produktionssysteme<br />

mit Netzwerkfähigkeiten aus und erspart Maschinenbetreibern<br />

damit hohe Kosten.<br />

Als Retrofit-Lösung verfügt sie über die Netzwerkfähigkeiten für<br />

den Echtzeit-Datenaustausch. Das kompakte System kann Posi -<br />

tionsdaten ebenso wie digitale In- und Outputs mit Sensordaten<br />

synchronisieren und für den Anwender nach Bedarf visuell darstellen<br />

– unabhängig von der verwendeten Steuerungs<strong>technik</strong><br />

und vollständig nach aktuellen Industriestandards.<br />

Auf dieser Grundlage können Unternehmen sogar Einsätze von<br />

Bedienern und Servicemitarbeitern individuell planen und bedarfsgerecht<br />

anpassen. Das Fraunhofer IPT hat die V-Box bereits<br />

ausgiebig getestet. Sie soll sich für die Überwachung der Anlaufphase<br />

einer neuen Serienproduktion oder von Prozessen zur<br />

Herstellung besonders hochwertiger Bauteile eignen. Auch die<br />

vorausschauende Instandhaltung ist möglich.<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 45


■ [ TECHNIK ]<br />

Mit gezielter Kühlung<br />

die Standzeit mehr als verdoppelt<br />

Werkzeuge | Direkt auf die Schneide lässt sich die Innenkühlung von Werkzeugen ausrichten,<br />

wenn modular aufgebaute Halter verwendet werden. Diese Möglichkeit wollte<br />

der Präzisionsteile-Hersteller Tebit gleich nach der Präsentation testen und konnte<br />

damit schließlich die Standzeiten erheblich steigern.<br />

Bild: Iscar<br />

Auf Präzisions<strong>technik</strong> hat sich die<br />

Meinerzhagener Tebit GmbH & Co.<br />

KG spezialisiert. Eine Doppelhülse aus<br />

den Werkstoffen 1.4301, 1.4404 und Titan<br />

zu bearbeiten, erwies sich als echte<br />

Herausforderung. Passenderweise stand<br />

genau zu dieser Zeit ein Termin zu neu<br />

entwickelten Abstechlösungen an, bei<br />

dem ein Mitarbeiter der Iscar Germany<br />

GmbH & Co. KG neue Haltersysteme für<br />

die Produktions-Drehmaschinen vorstellen<br />

sollte. Die neuen Systeme sind modular<br />

aufgebaut und ermöglichen die zielgerichtete<br />

innere Zuführung des Kühlmittelstrahls<br />

direkt auf die Schneide.<br />

Dirk Lengelsen, bei Iscar Germany zuständig<br />

für Beratung und Verkauf, kennt<br />

die Schwierigkeiten, auf die auch Tebit<br />

stieß. „Wir haben es im Umfeld der Präzi -<br />

sions<strong>technik</strong> oft mit schwer zerspanbaren<br />

Werkstoffen wie V4A, V2A und Titan zu<br />

tun. Bei diesen kleinsten Teilen ist das<br />

präzise Abstechen hinsichtlich Schneidleistungen,<br />

Spanbildung und Prozess -<br />

sicherheit eine wahre Herausforderung.“<br />

Die modernen Drehmaschinen von Anwendern,<br />

die in diesem Bereich tätig sind,<br />

verfügten im Normalfall aber bereits über<br />

eine Hochdruck-Kühlmittelzuführung<br />

und Feinstfilterung. Daher läge es nahe,<br />

In den Zwischen -<br />

halter ist die Kühlmittelübergabe<br />

integriert.<br />

Er eignet<br />

sich für Werkzeugrevolver<br />

mit VDI-<br />

Schnittstelle. Die<br />

angepasste schlanke<br />

Ausführung<br />

erlaubt Abstech -<br />

bearbeitungen<br />

nahe an der Hauptund<br />

Gegenspindel<br />

das Kühlmittel nicht mehr über aufwendige<br />

und zum Teil anfällige Rohrsysteme<br />

zuzuführen, sondern durch direkt in den<br />

Grundhalter und in den Schneideinsatzhalter<br />

integrierte Kanäle.<br />

Mit solchen speziellen, modular aufgebauten<br />

Haltern ist es Iscar gelungen, die<br />

innere Kühlmittelzuführung auf alle bekannten<br />

maschinenspezifischen Produktionsdrehmaschinen-Schnittstellen<br />

abzustimmen.<br />

Mit Standard-Adaptern deckt<br />

das System ein breites Spektrum an Abstech-Anwendungen<br />

ab.<br />

Dies schien auch die Lösung für die Bearbeitungsaufgabe<br />

bei Tebit zu sein. Der<br />

Präsentation folgte sogleich der Praxistest,<br />

der die Verantwortlichen von Tebit<br />

und die Maschinenbediener in Meinerzhagen<br />

überzeugte. Als sehr vorteilhaft erwies<br />

sich die trotz der inneren Zufuhr<br />

sehr schlanke Bauweise der Grund- und<br />

Schneideinsatzhalter. „Damit kann sehr<br />

nah an der Hauptspindel abgestochen<br />

werden“, erläutert Lengelsen.<br />

Jan Peters, Fertigungsleiter Langdrehen<br />

bei Tebit, ist mit der Iscar-Lösung für<br />

die Bearbeitung des Werkstücks Doppelhülse<br />

sehr zufrieden: „Wir hatten bisher<br />

bei den schwer zerspanbaren Werkstoffen<br />

oftmals ein Späneproblem – nicht zuletzt<br />

wegen der Überkopf-Bearbeitung.“ Das<br />

hieß auch, dass es keine Prozess sicherheit<br />

gab. Bei Stückzahlen zwischen 100 und<br />

einer Million kann dies schnell zu Schwierigkeiten<br />

führen. „Deshalb haben wir uns<br />

entschieden, das Werkzeug gleich nach<br />

der Präsentation einzusetzen.“<br />

Das System mit der integrierten Kühlmittelzuführung<br />

hat „voll eingeschlagen“.<br />

Peters sagt: „Wir fahren jetzt höhere Vorschübe<br />

und bearbeiten schneller.“ Die<br />

Spanbildung sei sehr gut, und die Prozesssicherheit<br />

habe sich entscheidend verbessert.<br />

Und er lobt: „Die Bearbeitungsqualität<br />

ist optimal, die Standzeit des Schneideinsatzes<br />

haben wir um den Faktor zwei<br />

bis drei erhöht. Dies bedeutet für uns weniger<br />

Schneideinsatzwechsel und minimierte<br />

Stillstandzeiten.“ Darüber hinaus<br />

sanken die Werkzeugkosten. Mithilfe der<br />

Spezialisten von Iscar sei Tebit beim Abstechen<br />

„in eine neue Dimension vorgestoßen.“<br />

(op) ■<br />

www.iscar.de, www.tebit.de<br />

Über den<br />

Anwender<br />

Die mittelständische Unternehmensgruppe<br />

Tebit aus Meinerzhagen<br />

wurde im Jahr1988 als Handelsunternehmen<br />

für Drehteile gegründet.<br />

Seit 1991 ergänzt die eigene<br />

Fertigung das Angebot des Unternehmens.<br />

Mit diesem Schritt sollten<br />

höhere Qualität erreicht und die Termintreue<br />

verbessert werden. Gefertigt<br />

wird für die Geschäftsbereiche<br />

Präzisions- und Medizin<strong>technik</strong> –<br />

allerdings in getrennten Bereichen.<br />

Von den 105 Mitarbeitern sind 20<br />

speziell für die Medizin<strong>technik</strong> zuständig.<br />

46 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Special<br />

IT in der Medizin<br />

Bild: Fotolia/vege<br />

Health Games – Gesundheit in der App<br />

Digitalisierung | Alarmserver als Medizinprodukt | Was trotz Big Data nicht erlaubt ist | Datenschutz und Datenstrom<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 47


TITELTHEMA<br />

Spielen für<br />

die Gesundheit<br />

Health Games | Tumorzellen abschießen, kranke Außerirdische versorgen oder ein Motorrad<br />

durch enge Gassen steuern: Am Bildschirm ist alles möglich. Computerspiele und<br />

Apps sollen großen und kleinen Patienten helfen, ihre Krankheit zu verstehen und sie bei<br />

Therapien zu unterstützen. Dafür haben Softwareentwickler viele Ideen, doch bei Finanzierung<br />

und Zulassung besteht noch Handlungsbedarf.<br />

48 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Bild: Fotolia/YakobchukOlena<br />

Zocken erwünscht<br />

R<br />

Susanne Schwab<br />

oxxi kennt keine Gnade. Blitzschnell<br />

und wendig sprintet sie durch die<br />

Blutbahn und schießt mit ihrem Chemoblaster<br />

auf alle Gegner, die sich ihr in den<br />

Weg stellen. Re-Mission ist ein 3D-Shooter-Spiel<br />

für krebskranke Kinder und Jugendliche:<br />

Die jungen Patienten jagen als<br />

schwerbewaffnete Roboter-Kämpferin<br />

Roxxi durch einen Körper und vernichten<br />

böse Krebszellen. Das PC-Spiel erinnert<br />

an klassische Action-Computerspiele. Die<br />

klare Botschaft: Du bist stark. Du kannst<br />

kämpfen und mit Hilfe deiner Medikamente<br />

die Krankheit besiegen. Mit Re-<br />

Mission und Re-Mission 2 stammen zwei<br />

der ersten Vertreter von Health Games<br />

aus den USA.<br />

Beide Spiele wollen Unterhaltung und<br />

gesundheitliche Aufklärung bei den jungen<br />

Krebspatienten miteinander verbinden<br />

und spielerisch an die Themen Krebserkrankung<br />

und -behandlung heranführen.<br />

Diese Serious Games sind, insbesondere<br />

im Gesundheitsbereich, ein Thema,<br />

das mehr und mehr auch in Deutschland<br />

Fuß fasst. Durch internationale Treffen<br />

wie der Games for Health Europe Conference<br />

oder der Serious Play Conference<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Digitale Therapie<br />

■ Erfolgreiche Wirksamkeitsstudien<br />

■ Motivation und Aufklärung<br />

■ Geeignet für alle Altersstufen<br />

■ Verschiedene Finanzierungsmethoden<br />

Die positive Wirkung so genannter<br />

Health Games auf Kinder und<br />

Erwachsene wurde bereits in mehreren<br />

Studien nachgewiesen<br />

Über alle Altersgruppen hinweg<br />

können Health Games Patienten<br />

bei ihrer Therapie unterstützen.<br />

wird die gesellschaftliche und wissenschaftliche<br />

Diskussion über Gesundheitsthemen<br />

in Spielen weiter gefördert.<br />

Der Sinn der so genannten Health Games<br />

liegt für die Experten klar auf der<br />

Hand: Eine Wirksamkeitsstudie der Stanford<br />

University zeigte, dass sich dank Re-<br />

Mission Kinder und Jugendliche motivierter<br />

an der Chemotherapie beteiligten und<br />

es eher akzeptierten, regelmäßig ihre Medikamente<br />

zu nehmen. Ebenso verbesserten<br />

sich das krankheitsrelevante Wissen,<br />

die Selbstwirksamkeitserwartung und in<br />

der Folge auch die Lebensqualität.<br />

Aus Sicht von Dr. Kevin Dadaczynski<br />

von der Leuphana Universität Lüneburg<br />

helfen solche Studienergebnisse die Akzeptanz<br />

von Health Games bei Krankenkassen<br />

und Medizinern zu steigern. Allerdings<br />

wisse man bisher nur wenig über<br />

die Dosierung oder eine richtige Auswahl<br />

der Spiel-Elemente für bestimmte Krankheiten.<br />

Hierzu braucht es noch mehr interdisziplinäre<br />

Forschung von Spiele-Experten<br />

und Mediziner. Wie eine solche<br />

Forschung aussehen könnte, zeigt ein Projekt<br />

des Hertie-Instituts für klinische<br />

Hirnforschung in Tübingen. Dort werden<br />

Patienten mit einer degenerativen Kleinhirn-Ataxie<br />

mit Hilfe von Health Games<br />

behandelt.<br />

Etwa 5000 Patienten leiden deutschlandweit<br />

an einer degenerativen Ataxie.<br />

Die unheilbare Erkrankung stört die Koordination<br />

und das flüssige Zusammenspiel<br />

von Bewegungsabläufen. Die Betroffenen<br />

gehen erst wackelig, viele sind später auf<br />

einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig.<br />

Häufig sind Gendefekte oder Stoffwechselstörungen<br />

die Ursache, und es<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 49


TITELTHEMA<br />

Bild: Universität Bremen<br />

Prof. Michael Lawo will Patienten<br />

durch spielerische Übungen<br />

zum Fortsetzen der Reha im eigenen<br />

Heim animieren<br />

Kampf gegen den<br />

Krebs: Am Laptop<br />

jagen Kinder böse<br />

Tumorzellen<br />

Bild: Cigna<br />

App hilft, Sprache neu zu erlernen<br />

Einfach nicht mehr sprechen können.<br />

Dieses Schicksal erleiden viele Menschen<br />

nach einem Schlaganfall. Die Ausprägungen<br />

einer solchen Aphasie sind von Person<br />

zu Person verschieden. Für alle Betroffenen<br />

gilt aber: Je intensiver eine Therapie<br />

durchgeführt wird, desto schneller<br />

und nachhaltiger tritt die Gesundung<br />

ein. In der Regel werden nur zwei bis drei<br />

betreute Einheiten pro Woche in der ambulanten<br />

Therapie genehmigt, weshalb<br />

viele Patienten nach dem Aufenthalt in<br />

der Klinik oder dem Reha-Zentrum in ein<br />

Versorgungsloch fallen. Hier setzt ein<br />

Spin-off aus dem Technologie-Zentrum<br />

Informatik und Informations<strong>technik</strong> (TZI)<br />

der Universität Bremen an. Die App „Einfach<br />

Sprechen“ bietet Schlaganfallpatienten<br />

ein selbstständiges, tägliches<br />

Training, unabhängig von Zeit und Ort.<br />

Das TZI unterstützt das Spin-off auf doppelte<br />

Weise. Prof. Michael Lawo von der<br />

Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz begleitet<br />

„Einfach Sprechen“ als Mentor. Inhaltlich<br />

gibt es Anknüpfungspunkte zum<br />

EU-Projekt Rehab@Home. Aktuell befindet<br />

sich die App in einer offenen Erprobungsphase.<br />

Während dieser Zeit ist die<br />

Nutzung der App kostenlos.<br />

Das Team von „Einfach Sprechen“ ist<br />

mit der Logopädin Edyta Kaczynska,<br />

dem Kaufmann Hagen Schwiebert<br />

und dem Informatiker Erik Düselder<br />

interdisziplinär zusammengesetzt<br />

Bild: Universität Bremen<br />

kommt bereits im Kindesalter zum Absterben<br />

von Nervenzellen im Kleinhirn. „Vor<br />

diesem Hintergrund hielten die Fachleute<br />

es noch vor wenigen Jahren für unwahrscheinlich,<br />

dass ein spezifisches Bewegungstraining<br />

den Zerfall bremsen könnte“,<br />

so Dr. Matthis Synofzik, Forschungsgruppenleiter<br />

der Abteilung für Neurodegeneration<br />

am Hertie Institut in Tübingen.<br />

Bereits im Jahr 2009 konnten der Tübinger<br />

Forscher und seine Kollegen erstmals<br />

zeigen, dass ein intensives Koordinationstraining<br />

mit physiotherapeutischen<br />

Übungen den Krankheitsverlauf deutlich<br />

mildern kann.<br />

Doch vor allem Kindern und Jugendlichen<br />

fehlt oft die Motivation, sich physiotherapeutischen<br />

Übungen zu unterziehen.<br />

„Um das Motivationsproblem zu lösen,<br />

kamen wir auf die Idee mit der Spielekonsole“,<br />

so Synofzik. Mit einem handelsüblichen<br />

Gerät und speziell ausgewählten<br />

Spielen aus dem Standardsortiment<br />

sorgen die Forscher heute für Abwechslung.<br />

Die Kinder müssen beispielsweise<br />

mit schwierigen Körperhaltungen<br />

Lecks in einem virtuellen Wassertank abdichten<br />

oder mit dynamischen und zielgerichteten<br />

Ausfallschritten auf leuchtende<br />

Flächen reagieren. Eine Studie belegte,<br />

dass das Training per Videospiel bei dieser<br />

Erkrankung wirksam ist.<br />

Dabei sind jedoch nicht alle Spiele<br />

gleich gut geeignet. Wichtig sei unter anderem,<br />

dass die Spiele nicht nur mit den<br />

Fingern, sondern mit dem ganzen Körper,<br />

Armen und Beinen gesteuert werden,<br />

dass die motorisch beeinträchtigten Kinder<br />

nicht überfordert werden und dass die<br />

von der Spielsoftware automatisch erzeugten<br />

Kommentare und Leistungsbewertungen<br />

die Kinder nicht demotivieren,<br />

so der Experte.<br />

Mit ihren Untersuchungen haben die<br />

Neurologen um Synofzik womöglich eine<br />

Tür aufgestoßen, um weitere neurologische<br />

Erkrankungen per Videospiel zu behandeln.<br />

Die bisherigen Erfahrungen sind<br />

überaus ermutigend. „Solch ein Training<br />

ist einfach, vergleichsweise kosteneffizient,<br />

kann im eigenen häuslichen Rahmen<br />

durchgeführt werden und macht<br />

Spaß. Eine aktiv koordinative Physiotherapie<br />

kann man dadurch wohl nicht ersetzen,<br />

es ist aber eine vielversprechende Ergänzung<br />

(physio-)therapeutischer Ansätze“,<br />

so der Experte. Störungen der Koordination,<br />

des Gleichgewichts und des Bewegungsablaufs<br />

treten außer bei Ataxien<br />

zum Beispiel auch bei der Multiplen Skle-<br />

50 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


ose auf sowie bei der Hereditären Spastischen<br />

Paraplegie (HSP) und der Infantilen<br />

Cerebralparese (ICP), betont der Neurologe.<br />

Auch bei diesen Leiden möchte<br />

Synofzik deshalb baldmöglichst den Nutzen<br />

der neuen Methode erkunden.<br />

Schwierig sei es dabei leider immer Geldgeber<br />

zu finden, die diese Untersuchungen<br />

unterstützen.<br />

Die Entwicklung von Health Games bedarf<br />

einer intensiven, wissenschaftlichen<br />

Begleitung und kostet viel Zeit und Geld.<br />

Das Interesse seitens der Krankenhäuser<br />

und Senioreneinrichtungen ist aufgrund<br />

der Zurückhaltung vieler Krankenkassen<br />

überschaubar. Und da vor allem die therapeutischen<br />

Spiele auf ein ganz bestimmtes<br />

Krankheitsbild spezialisiert sind, ist<br />

das Käuferpotenzial entsprechend begrenzt.<br />

Roxxi ist eine Kämpferin.<br />

Ihre Jagd auf Krebszellen<br />

soll den Kindern<br />

Mut machen und sie<br />

bei ihrer Chemotherapie<br />

motivieren<br />

Bild: HopeLab<br />

Finanzierung der Entwicklung<br />

ist meist schwierig<br />

„Damit Health Games bei den Patienten<br />

ankommen und neue Projekte in diesem<br />

Bereich vorangetrieben werden können,<br />

benötigen wir dringend einen Abbau der<br />

derzeit bestehenden Barrieren, die die<br />

Entwicklung eines Health-Games-Marktes<br />

verhindern“, sagt Maximilian Schenk,<br />

Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive<br />

Unterhaltungssoftware. Die Anerkennung<br />

von Health Games durch<br />

Krankenkassen sei ein erster wichtiger<br />

Schritt.<br />

Bisher kommt das Geld vor allem für<br />

aufwendige Entwicklungen meist aus öffentlichen<br />

Fördertöpfen. So auch für das<br />

Projekt Rehab@Home, in dessen Rahmen<br />

ein System zum spielerischen Training<br />

von motorischen und kognitiven Funktionen<br />

nach einem Schlaganfall entwickelt<br />

wurde. „Individuell gestaltete Übungen<br />

können helfen, verlorengegangene Körperfunktionen<br />

wieder zurückzubringen.<br />

Patienten verlieren jedoch häufig die Motivation,<br />

wenn sie nach dem Reha-Aufenthalt<br />

wieder zu Hause sind und das Training<br />

selbstverantwortlich durchführen<br />

müssen“, erklärt Prof. Michael Lawo von<br />

der Universität Bremen. Darüber hinaus<br />

fehle den Patienten häufig die fachliche<br />

Anleitung. Das System, das ein internationaler<br />

Forschungsverbund unter Federführung<br />

des Technologie-Zentrums Informatik<br />

der Universität Bremen (TZI) entwickelt<br />

hat, soll Patienten durch spielerische<br />

Übungen zum Fortsetzen der Reha im eigenen<br />

Heim animieren. Im Mittelpunkt<br />

von Rehab@Home stehen Spiele, die von<br />

den behandelnden Therapeuten auf den<br />

individuellen Bedarf der Anwender abgestimmt<br />

sind. Beispielsweise kann geübt<br />

werden, virtuelles Geschirr in ein Regal<br />

zu stellen. Sensoren und Kameras verfolgen<br />

dabei die Bewegungen des Patienten<br />

und ermitteln, ob – und inwieweit – die<br />

Aufgabe bewältigt wurde.<br />

Zusammengestellt und miteinander<br />

verknüpft wurden die Geräte beim TZI.<br />

„Wir setzen dabei Standard-Hardware<br />

ein, um die Kosten für Patienten niedrig<br />

zu halten“, so Prof. Lawo. Die Universität<br />

Online<br />

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Was digitale Therapien leisten können<br />

und wie interaktive Anwendungen<br />

aus der Computerspieltechnologie die<br />

Fabriken der Zukunft beeinflussen,<br />

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Verfügbar bis zum 27. März – also bis<br />

die nächste Ausgabe mit einem neuen<br />

Titelthema erscheint.<br />

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Genua steuerte ihre Expertise im Bereich<br />

der Sensorik bei. Eine Besonderheit besteht<br />

darin, dass der Zustand der Patienten<br />

überwacht werden kann, beispielsweise<br />

durch die Messung des Pulses oder<br />

des Hautleitwerts. „Der Trainingseffekt ist<br />

bei positiver Stimmung nachweislich größer“,<br />

erläutert Lawo. Die Spiele können<br />

Rücksicht darauf nehmen und bei Bedarf<br />

für bessere Laune sorgen, unter anderem<br />

durch schnell erreichte Erfolge. Gefördert<br />

wurde Rehab@Home durch die Europäische<br />

Union mit 2,4 Mio. Euro.<br />

Auf Crowdfunding zur Finanzierung<br />

seiner Idee setzte dagegen der Anbieter<br />

der Patchie-App, die Hamburger Birds<br />

and Trees UG. Die App soll an Mukoviszidose<br />

erkrankten Kindern und Jugendlichen<br />

auf spielerische Weise die Therapie<br />

näherbringen. Im Mittelpunkt des Spiels<br />

steht Patchie, ein Außerirdischer, der<br />

ebenfalls an Mukoviszidose erkrankt ist.<br />

Marc Kamps, Gründer von Birds and<br />

Trees, hat selbst einen Sohn, der an Mukoviszidose<br />

erkrankt ist. Er kennt die Probleme<br />

und den Wechsel von guten und<br />

schlechten Zeiten in der Krankheitsbewältigung<br />

und wollte eine App entwickeln,<br />

das die Kinder spielerisch bei ihrer Therapie<br />

unterstützt.<br />

Bei Patchie übernehmen die Kinder<br />

und Jugendlichen Verantwortung für den<br />

kleinen Außerirdischen mit den lustigen<br />

Hörnchen und drei Augen, der ständig auf<br />

der Suche nach neuen Abenteuer ist.<br />

Wenn es um Erfahrungspunkte, Highscores,<br />

Fortschrittsbalken und virtuelle Geschenke<br />

geht, wird die Therapie scheinbar<br />

zur Nebensache und die Kinder und<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 51


TITELTHEMA<br />

Mit digitalen Medien können bei Senioren mit Spaß geistige und<br />

körperliche Fähigkeiten gleichermaßen gefördert werden<br />

Bild: Hospital zum Heiligen Geist<br />

Damit das Bewegungstraining Spaß macht, setzen Therapeuten auf<br />

unterschiedliche Computerspiele<br />

Bild: Hocoma<br />

Jugendlichen erlernen spielerisch den<br />

verantwortungsvollen Umgang mit der<br />

Krankheit. Auf altersgerechte Weise vermittelt<br />

die App die Notwendigkeit der regelmäßigen<br />

Einnahme von Medikamenten<br />

sowie die Durchführung der Therapie.<br />

Als Investitionsprojekt für Geldgeber eher<br />

uninteressant, weil Birds and Trees die<br />

App den Betroffenen kostenfrei zur Verfügung<br />

stellen will, ging das Unternehmen<br />

über das Crowdfunding-System. Mit Erfolg.<br />

Die gewünschte Zielgrenze wurde<br />

erreicht, Patchies Abenteuer können beginnen.<br />

Im Moment läuft die klinische<br />

Studie der Patchie-App. Im Herbst dieses<br />

Jahres soll die App verfügbar sein.<br />

Computer- und Videospiele für<br />

alle Altersgruppen<br />

Die Hocoma AG aus Volketswil bei Zürich<br />

hat ebenfalls die Bedeutung von Spiele-<br />

Software für Therapie-Motivation – und<br />

damit für die Nutzung ihrer Geräte – erkannt.<br />

Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>hersteller<br />

entwickelt und baut robotische<br />

und sensorbasierte Medizingeräte für die<br />

funktionelle Bewegungstherapie. Neben<br />

modernster Roboter- und Sensor<strong>technik</strong><br />

setzt das Unternehmen bei der Behandlung<br />

von Patienten mit Schlaganfall,<br />

Schädel-Hirn-Trauma oder anderen neurologischen<br />

Krankheiten und Verletzungen<br />

auf ein umfassendes softwaregestütztes<br />

Therapiekonzept. Diese Software bildet<br />

die Basis für übergreifende Benutzerverwaltung.<br />

Neben Therapieplänen und<br />

Analysemöglichkeiten werden spielerische<br />

und alltagsbezogene Übungen zur<br />

Verfügung gestellt. Die Patienten müssen<br />

beispielsweise in einer Unterwasserwelt<br />

Münzen einsammeln oder Fische fangen,<br />

im virtuellen Supermarkt nach Bananen<br />

und Äpfeln greifen oder in einer Fantasiewelt<br />

auf Schatzsuche gehen. Die spielerischen<br />

Aufgaben motivieren den Patienten<br />

und erhöhen damit die Arbeitseffizienz<br />

des Therapeuten. Laut Hocoma sprechen<br />

die Softwarespiele junge und ältere Patienten<br />

gleichermaßen an.<br />

Dass sich Senioren nicht den digitalen<br />

Medien verschließen, zeigt das Beispiel<br />

Memore-Box, eine Video-Plattform für<br />

Senioren: Das 2014 aus einem Studienprojekt<br />

verschiedener Universitäten aus<br />

ganz Deutschland gegründete Start-up<br />

Retrobrain R&D UG hat eine Spiele-Konsole<br />

entwickelt, die mit Unterstützung der<br />

Barmer GEK für Furore im Seniorenheim<br />

sorgt. In einem Modellvorhaben untersuchen<br />

Barmer und Retrobrain die präventiven<br />

und gesundheitsförderlichen Aspekte<br />

der neuen Technologie und lassen sie wissenschaftlich<br />

evaluieren. Die Wirksamkeit<br />

soll zunächst in der Hamburger Region<br />

geprüft werden, bevor eine bundesweite<br />

Einführung getestet wird.<br />

Kegeln, Motorradfahren und Fahrradkurierdienste<br />

gehören seitdem im Hamburger<br />

Pflege- und Seniorenheim Hospital<br />

zum Heiligen Geist zum Alltag: Die Videospiele<br />

reagieren ausschließlich auf<br />

Körperbewegungen. Nach dem Anschluss<br />

reicht ein Knopfdruck, und schon gelangt<br />

man auf die Kegelbahn, an die Tischtennisplatte<br />

oder als Auto- und Radfahrer in<br />

den Straßenverkehr. „Die Spiele schulen<br />

erwiesenermaßen nicht nur Beweglichkeit<br />

und Gleichgewichtssinn. Sie können<br />

vielmehr durch weitere eingebaute Komponenten<br />

kognitive Fähigkeiten wie planvolles<br />

Handeln und die Lernfähigkeit anregen“,<br />

erklärt Andrea Jakob-Pannier,<br />

Psychologin bei Barmer.<br />

Durch die Unterstützung der digitalen<br />

Spieltherapie setzt die Barmer als eine der<br />

ersten Krankenkassen die neuen Vorgaben<br />

des Präventionsgesetzes in (teil-) stationären<br />

Pflegeeinrichtungen um. „Bislang<br />

haben wir bei allen Tests eine positive<br />

Rückmeldung erhalten“, unterstreicht<br />

Retrobrain-Geschäftsführer Manouchehr<br />

Shamsrizi und fährt fort: „Uns wird immer<br />

bestätigt, dass es in den Alten- und<br />

Pflegeheimen viel lebhafter zugeht, wenn<br />

die Memore-Box gestartet wird. Wir wollen,<br />

dass Senioren von den Fortschritten<br />

in Technologie und Wissenschaft profitieren<br />

– und wieso sollten wir im Alter aufhören<br />

zu spielen?“<br />

■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Zu den Forschern am Hertie Institut:<br />

www.hih-tuebingen.de<br />

Zum Bundesverband BIU:<br />

www.biu-online.de<br />

Über das EU-Projekt Rehab@Home:<br />

www.rehabathome-project.eu<br />

Zu den Entwicklern von Patchie:<br />

www.birds-and-trees.de<br />

52 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


06.2016<br />

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Herausforderungen<br />

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Seite 52<br />

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14.11. - 17.11.2016 Seite 19<br />

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Geburtsdatum<br />

Widerrufsrecht: Mir ist bekannt, dass ich die Bestellung innerhalb von 14 Tagen bei<br />

medizin&<strong>technik</strong> Leserservice, Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

schriftlich widerrufen kann. Die Frist beginnt mit Absendung der Bestellung (Poststempel).<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert-Kohlhammer GmbH, Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-<br />

Echterdingen, Geschäftsführer Peter Dilger, Amtsgericht Stuttgart HRB 220398<br />

Beruf, Branche<br />

✗<br />

Datum, Unterschrift<br />

95129AJ<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 53


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

Zunehmender<br />

Stress in den Krankenhäusern<br />

brachte<br />

die Forderung nach<br />

einem Alarmmanagement,<br />

in das<br />

auch die Signale<br />

der Medizingeräte<br />

eingebunden sind<br />

Bild: Fotolia/sudok1<br />

Server muss ein Medizinprodukt sein<br />

Alarmmanagement | Medizingeräte geben Alarm – am besten gleich an den zustän -<br />

digen Pfleger irgendwo auf der Intensivstation. Mobiltelefone und geeignete Server<br />

ermöglichen das, sie müssen aber besondere Anforderungen erfüllen. Weil Krankenhausbetreiber<br />

solch ein Alarmmanagement wünschen, betrifft das Thema auch die<br />

KMU unter den Medizingeräteherstellern.<br />

Das Pulsoxymeter gibt Alarm, der<br />

Pfleger macht sich auf den Weg zum<br />

Patienten. Dabei wird ihn keine Meldung<br />

eines anderen Gerätes am Bett dieses Patienten<br />

behelligen. Selbst wenn die EKG-<br />

Elektroden verrutschen – das verteilte<br />

Alarmsystem weiß schon, dass Hilfe unterwegs<br />

ist. Also: einmal Piepen weniger,<br />

ein Stressmoment weniger für den Pfleger.<br />

Nur wenn er ungewöhnlich lange<br />

braucht, bis er per Knopfdruck seine Ankunft<br />

am Bett bestätigt, würde ein neues<br />

Signal abgesetzt.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Alarmmanagement<br />

Einbinden von Medizingeräten<br />

Verteilte Alarmserver,<br />

zugelassen als Medizinprodukt<br />

Konform mit regulatorischen Vorgaben<br />

Solche sinnvoll weitergeleiteten Alarme<br />

sind in vielen Anwendungsbereichen<br />

von der Industrie über die Hotellerie bis<br />

zu Versorgungsbetrieben heute Standard<br />

und werden unter dem Oberbegriff<br />

„Alarmmanagement“ zusammengefasst.<br />

Im Zusammenhang mit Medizinprodukten<br />

ist diese Art von gezielter Informa -<br />

tionsweitergabe noch etwas Neues. Medizingeräte<br />

arbeiteten bisher aus Sicherheitsgründen<br />

weitgehend abgekapselt<br />

von der umgebenden Krankenhaus-IT-<br />

Welt. „Die angespannte personelle Situation<br />

in den Krankenhäusern und der<br />

Stress, dem die Mitarbeiter dort ausgesetzt<br />

sind, haben aber einen Prozess in<br />

Gang gesetzt“, sagt Jens-Peter Lichtenberg,<br />

Medizin-Produkte Sicherheitsbeauftragter<br />

bei der Taunus steiner Tetronik<br />

GmbH. „Im Markt kam die Forderung auf,<br />

das Dogma der abgekapselt arbeitenden<br />

Medizingeräte aufzugeben und IT-technische<br />

Unterstützung – bis hin zur Intensivstation<br />

– zu bekommen und die Alarme<br />

gezielt zu verwalten.“ Das Unternehmen,<br />

für das Lichtenberg arbeitet, automatisiert<br />

seit rund 50 Jahren „Kommunika -<br />

tionsprozesse im Krisenumfeld“ – für verschiedene<br />

Branchen und neuerdings eben<br />

auch mit einer Lösung, die es ermöglicht,<br />

Medizingeräte und ihre Alarme einzubinden.<br />

Der Server muss genauso sicher<br />

sein wie die Medizingeräte<br />

Dafür muss die Technik den regulatorischen<br />

Vorgaben entsprechen. „Seitens der<br />

Gesetzgeber wie auch seitens der Normung<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

einiges getan“, erläutert der Fachmann.<br />

Ein Server, der die Signale von Medizingeräten<br />

verarbeitet, muss demnach genau<br />

so sicher sein wie die Geräte selbst. Was<br />

nichts anderes bedeutet, als dass auch der<br />

Server als Medizinprodukt zugelassen<br />

sein muss.<br />

Entsprechende Lösungen bietet Tetronik<br />

seit April 2016 an. Sie bauen auf ei-<br />

54 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Industrie<br />

Über Tetronik<br />

Die Tetronik GmbH ist auf Sonderkommunikations<strong>technik</strong><br />

spezialisiert und wurde 1958 gegründet. Heute beschäftigt<br />

das Unternehmen etwa 40 Mitarbeiter. Mehr als 50 % des<br />

Umsatzes erzielt es im Gesundheitsbereich – verteilte<br />

Alarmsysteme, wie sie durch Daksmed möglich werden,<br />

sind neu im Portfolio und werden als Bereich mit Potenzial<br />

gesehen. Ein Krankenhaus, das bereits ein Daks-System<br />

nutzt, muss für die Vernetzung der Medizingeräte allerdings<br />

einen zusätzlichen Daksmed-Server einführen – mit<br />

dem „Aufspielen einer Software, die die Alarme der Geräte<br />

entgegennimmt“, sei die Einführung nicht getan.<br />

www.tetronik.com<br />

nem System auf, das sich bereits in anderen<br />

Anwendungsfeldern bewährt hat und<br />

als „digitaler Alarm- und Kommunika -<br />

tions-Server“ bezeichnet wird – kurz<br />

Daks. Die Variante, die als Medizinprodukt<br />

zugelassen ist und mit Medizinprodukten<br />

vernetzt werden darf, trägt entsprechend<br />

den Namen Daksmed.<br />

„Für die Betreiber von Krankenhäusern<br />

ist ein solches Alarmmanagement von<br />

Vorteil, weil sich die Kräfte des Pflegepersonals<br />

im Intensiv-Bereich und im Intermediate-Care-Bereich<br />

besser bündeln lassen“,<br />

fasst Lichtenberg zusammen. Im<br />

Vorfeld wird festgelegt, welche Alarme<br />

wann an wen zu gehen haben, was dann<br />

zu passieren hat und wer dafür benachrichtigt<br />

werden muss. Egal, wo er gerade<br />

ist. Ebenfalls festgelegt ist, dass zum Beispiel<br />

technische Alarme direkt an die zuständigen<br />

Personen gehen und nicht erst<br />

vom Pflegepersonal weitergereicht werden<br />

müssen. Damit all das passieren<br />

kann, wird eine komplexe Datenbank erstellt.<br />

Bisher liegt die technische Obergrenze<br />

bei 40 Betten mit jeweils bis zu<br />

vier Geräten, die von einem System verwaltet<br />

werden können – was in der Praxis<br />

allerdings noch nicht erreicht wurde. Typisch<br />

ist laut Lichtenberg, dass mehrere<br />

Serversysteme genutzt werden, um zum<br />

Beispiel eine Intensivstation mit 90 oder<br />

100 Betten an der Uniklinik zu bedienen.<br />

„Das ist auch sinnvoll, da die Station nach<br />

Fachgebieten unterteilt ist und diese zum<br />

Teil unterschiedliche Abfolgen in der Datenbank<br />

hinterlegen möchten.“<br />

Das entspreche auch der Idee des Silent<br />

Hospital, derzufolge Patienten möglichst<br />

in einem ruhigen Umfeld zu behandeln<br />

sind, statt sie in einem Saal mit zehn<br />

oder zwanzig Betten in einer Intensivstation<br />

zusammenzufassen – wo eigentlich<br />

permanent irgendetwas piept, Alarme gegeben<br />

werden und das Personal sich eilig<br />

an die jeweiligen Betten begibt. Oder per<br />

lautem Zuruf über den Flur geregelt wird,<br />

wer sich als nächstes um was kümmert.<br />

„Wenn ich jedem Patienten ein Einzelzimmer<br />

und damit auch die familiäre Begleitung<br />

ermöglichen will, muss ich aber sicherstellen,<br />

dass bei geschlossener Tür<br />

keine Notlage übersehen wird.“<br />

Was Medizingeräte zusammen<br />

mit dem Server leisten müssen<br />

Damit das gesamte System am Ende sicher<br />

ist, muss aber nicht nur der Server,<br />

sondern auch das Medizingerät gewisse<br />

Voraussetzungen erfüllen. „Es muss mehr<br />

können, als nur sein Signal weiterzugeben:<br />

Es muss im strengen Sinne bidirektional<br />

kommunizieren, also auch damit<br />

umgehen können, dass ein versehentlich<br />

herausgezogenes Kabel oder ein Stromausfall<br />

die Weitergabe eines Alarms an<br />

den Server verhindert. Und das ist heute<br />

immer noch eine Herausforderung“, sagt<br />

Lichtenberg.<br />

Seit Ende 2016 gibt es eine Schnittstelle<br />

zwischen Daksmed und Monitoring-<br />

Systemen von Dräger. „Unsere Vitaldatenmonitore<br />

vom Typ Infinity waren von<br />

vornherein schon so angelegt, dass wir sie<br />

miteinander und mit dem Schwesternstützpunkt<br />

vernetzen konnten“, sagt Detlev<br />

Froebel, der bei Dräger in Lübeck als<br />

IT-Applikationsberater tätig ist. „Aber wir<br />

wollten mehr: wir wollten eine Vernetzung<br />

mit mehr Geräten, wir wollten die<br />

Zielpersonen auch dann erreichen, wenn<br />

diese nicht am Schwesternstützpunkt<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

18 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Hier finden Sie die passenden Medien für Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 55


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

Alarmmanagement<br />

Ein Alarmmanagement wird gebraucht, um Kommunikation im Krisenumfeld<br />

zu bewältigen. Wenn alle unter Stress stehen, müssen dennoch die<br />

Informationen schnell und sicher an die richtigen Adressaten gelangen.<br />

Und es braucht einen Plan, wer was wann wo tun muss, um die Krise zu<br />

bewältigen. Diese grundsätzlichen Erkenntnisse gelten bei Unfällen oder<br />

Überschwemmungen genauso wie bei Bombenalarm oder Störungen im<br />

Kraftwerk.<br />

Mit entsprechenden IT-Systemen wird in vielen Anwendungen die<br />

Kommunika tion bereits unterstützt. Da gibt es Datenbanken, die das Wer,<br />

Was und Wann speichern und die Alarme an die richtigen Personen via Telefonanlage<br />

weiterleiten – oder eben neuerdings über Mobiltelefone.<br />

Dieser Ansatz lässt sich auf das medizinische Umfeld zum Beispiel in Intensivstationen<br />

übertragen. Die dafür verwendete Technik allerdings<br />

muss den besonderen regulatorischen Vorgaben gerecht werden. Eine<br />

Handvoll Anbieter hat Systeme dafür auf den Markt gebracht. An der Vereinheitlichung<br />

der Schnittstellen wird derzeit noch gearbeitet.<br />

Zum Konzept von<br />

Daksmed gehört ein<br />

Alarmserver, der als<br />

Medizinprodukt zugelassen<br />

ist und über<br />

geeignete Schnittstellen<br />

die Alarme<br />

verschiedener Geräte<br />

empfangen und<br />

dann gezielt weitergeben<br />

kann<br />

Bild: Tetronik<br />

sind, und wir wollten keine proprietäre<br />

Lösung – denn wenn die Digitalisierung<br />

fortschreitet, brauchen wir offene<br />

Schnittstellen.“<br />

Die Suche nach einem geeigneten Anbieter,<br />

der standardkonforme Lösungen<br />

anbietet, führte die Lübecker schließlich<br />

zu Tetronik. Die Schnittstellen zu definieren,<br />

die Zusammenarbeit zwischen Gerät<br />

und Server auf die Beine zu stellen und alle<br />

Schritte zu dokumentieren, war laut<br />

Lichtenberg kein kleines Projekt und hat<br />

sich über einen Zeitraum von über drei<br />

Jahren erstreckt. „Bei jedem Folgeprojekt<br />

wird der Aufwand natürlich geringer.“<br />

Laut Froebel musste an den Medizingeräten<br />

wenig verändert werden, da sie<br />

schon mit einem Gateway verbunden werden<br />

konnten. „Wir haben Tetronik aber<br />

Gelegenheit gegeben, tief ins Gerät hineinzuschauen:<br />

So wird erkennbar, welches<br />

Gerät meldet, ob es am Bett ins Netz<br />

eingebunden oder beim Transport des Patienten<br />

über WLAN angemeldet ist.“<br />

Im alltäglichen Einsatz ist die Kombination<br />

aus Monitoren und Daksmed bisher<br />

noch nicht. Tests bei Pilotkunden haben<br />

laut Dräger-Produktmanager Daniel<br />

Fuckert gezeigt, dass heutige Anforderungen<br />

der Betreiber damit abgedeckt sind –<br />

und auch für kommende sei man mit<br />

Daksmed gerüstet.<br />

Medizinische Entscheidungen<br />

werden nicht automatisiert<br />

Aus Sicht von Tetronik steht als nächstes<br />

an, auch Geräte wie Infusionspumpen<br />

und Dialysegeräte anschließbar zu machen<br />

– „bis hin zur Königsdisziplin, der<br />

Beatmung“. Eines aber sehen die Taunussteiner<br />

auch für die Zukunft in der Verantwortung<br />

der Ärzte: die medizinische Relevanz<br />

der Alarme zu bewerten und die Folgeschritte<br />

zu definieren. Technisch möglich<br />

wäre das vielleicht, sagt Dräger-Mitarbeiter<br />

Detlev Froebel. „Aber medizinische<br />

Entscheidungen zu automatisieren,<br />

entspricht nicht dem Ideal der Medizin.“<br />

Weitere Geräte ins Alarmmanagement<br />

einzubinden hingegen schon. Um die<br />

Kommunikation zwischen dem Server<br />

und Medizingeräten verschiedener Hersteller<br />

möglichst einfach herstellen zu<br />

können, haben die Taunussteiner bei der<br />

Zulassung einen Kniff angewendet: Der<br />

Server selbst ist als Medizinprodukt zugelassen.<br />

Jede individuelle Schnittstelle zu<br />

einem Gerät wird ebenfalls ein eigenes<br />

Medizinprodukt und auch als solches zugelassen<br />

– die Serverzulassung muss dann<br />

aber nicht mehr für jedes neu anzuschließende<br />

Produkt durchlaufen werden, was<br />

den Prozess beschleunigt.<br />

Ohne offene Schnittstellen<br />

wird es nicht gehen<br />

Bisher existieren mehrere Systeme verschiedener<br />

Anbieter, die eine Kom -<br />

munika tion zwischen Server und Medizingeräten<br />

in der beschriebenen Weise ermöglichen.<br />

Einige große Anbieter von<br />

Medizinprodukten haben für ihre Geräte<br />

bereits entschieden, welches davon sie<br />

verwenden wollen. „Auf lange Sicht aber<br />

werden wir definierte offene Schnittstellen<br />

brauchen, die den Betreibern mehr<br />

Freiheit geben, sich sowohl beim verteilten<br />

Alarmserver als auch bei einzelnen<br />

Geräten zwischen den Anbietern zu entscheiden<br />

– und damit unabhängig zu sein<br />

von den bisher bestehenden Partnerschaften<br />

zwischen IT-Unternehmen und Medtech-Unternehmen“,<br />

sagt Lichtenberg.<br />

Die IHE ist seinen Angaben zu Folge bereits<br />

daran, Vorgaben für solche universell<br />

verwendbaren Schnittstellen zu definieren.<br />

„Offene Schnittstellen sind aus<br />

Sicht der Betreiber für die Vernetzung unverzichtbar“,<br />

sagt auch Detlev Froebel.<br />

Dräger befürworte das, und das Unternehmen<br />

beteilige sich an verschiedenen<br />

Projekten, die die Basis dafür schaffen sollen.<br />

Auch wenn sich bisher vor allem größere<br />

Unternehmen mit dem Thema<br />

Alarmmanagement befasst haben, ist es<br />

laut Lichtenberg für kleine und mittlere<br />

Unternehmen ein Muss, darüber nachzudenken.<br />

„Es sind ja die Betreiber, die diese<br />

Funktionalitäten fordern. Daher geht das<br />

jeden etwas an, ob er nun Monitore, Spritzenpumpen,<br />

Beatmungsgeräte oder Dialysegeräte<br />

herstellt.“<br />

■<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

56 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Digitalisierung bleibt<br />

Schwerpunktthema<br />

Cebit 2017 | Die Chancen und Möglichkeiten der digitalen<br />

Welt sind vom 20. bis 24. März das zentrale Thema<br />

in Hannover. Erwartet werden zur Cebit wieder rund<br />

200 000 Besucher.<br />

Virtual und Augmented Reality sind längst in der Geschäftswelt<br />

angekommen. Von Live-Prototyping bis hin zur Simula -<br />

tion kritischer Herzoperationen entstehen Innovationen<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Wie keine andere technologische Entwicklung zuvor verändert<br />

die Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft. Die<br />

Form der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, das<br />

Zusammenspiel zwischen Virtualität und Realität machen diese<br />

Dynamik besonders deutlich. Die digitale Transformation ist<br />

auch vom 20. bis 24. März das zentrale Thema der Cebit in Hannover.<br />

Ob bei der Wartung von Maschinen, der Kommissionierung<br />

von Waren, der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte,<br />

im Operationssaal oder im Klassenzimmer: Die Einsatzmöglichkeiten<br />

von vernetzten Visualisierungslösungen sind nahezu<br />

grenzenlos. Gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 und dem<br />

Internet der Dinge bieten VR- und AR-Lösungen enorme Chancen.<br />

Gleichzeitig stellen sie Entscheider vor große Herausforderungen:<br />

Welche Anwendungen passen ins Produkt- oder Marke-<br />

tingportfolio, was kosten sie und welche Einführungsszenarien<br />

sind zu empfehlen? Antworten auf Fragen zur virtuellen Visualisierung<br />

liefert die die Weltmesse. Sie gilt als die wichtigste Veranstaltung<br />

für die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und<br />

Gesellschaft. Jedes Jahr treffen auf der Cebit gut 3000 Unternehmen<br />

auf rund 200 000 Teilnehmer. Im Fokus stehen Technologien<br />

wie Artificial Intelligence, autonome Systeme, Virtual &<br />

Augmented Reality, humanoide Roboter und Drohnen. Partnerland<br />

der Messe ist in diesem Jahr Japan. Das Land gehört zu den<br />

Spitzenreitern im Hightech-Sektor, investiert Milliarden in Forschung<br />

und Entwicklung und ist Heimat des aktuellen Nobelpreisträgers<br />

für Medizin.<br />

www.cebit.de<br />

Daten machen die Probe wertvoll<br />

Software für Biobanken | Übersicht über die Proben in<br />

der Biobank und über alles, was dazu bekannt ist,<br />

schafft eine Software-Lösung. Sie wurde speziell für<br />

solche Anwendungen entwickelt.<br />

Die Art der Proben und die dazugehörigen Daten sind von<br />

Biobank zu Biobank sehr verschieden, ebenso die Probengewinnung,<br />

der Probeneingang sowie Verarbeitung und Herausgabe<br />

der Daten. Daher kommen Standard-IT-Lösungen hier<br />

schnell an ihre Grenzen.<br />

Um die Vielfalt abbilden zu können, hat die Gefat-IT GmbH, Hessisch<br />

Oldendorf, die Software e-Bio-Control entwickelt. Eine intuitive<br />

Oberfläche soll das schnelle Einarbeiten ermöglichen und<br />

übersichtlich Zugang zu den Daten schaffen.<br />

Beim Einlagern der Proben und der Eingabe der Daten unterstützt<br />

die Software. Aber auch dann, wenn Probenkollektive erstellt<br />

und die entsprechenden Proben herausgesucht werden sollen.<br />

Die Kombination von Probendaten mittels der Verknüpfungen<br />

„und“ sowie „oder“ biete viel Flexibilität. So können Blutproben<br />

gesucht werden, für die Patientendaten, Blutgruppe, Datum,<br />

Rhesusfaktor (Kategorie A) oder andere Informationen vorliegen.<br />

Damit lassen sich auch alle Proben von Patienten, die die<br />

Blutgruppe A enthalten, anzeigen. Die beliebige Kombination<br />

der Felder aus den Datensets erleichtert das Auswerten für verschiedene<br />

Forschungsfragen.<br />

Schnittstellen zu Etikettendruckern, Klinik- oder Warenwirtschaftssystemen<br />

helfen, Doppeleingaben und Redundanzen zu<br />

vermeiden. Laut Anbieter ist die Software e-Bio-Control flexibel,<br />

kann die biobankspezifischen Anforderungen abbilden und im<br />

Verbund genutzt werden. Da sich das System erweitern lässt, sei<br />

es auch für veränderte zukünftige Aufgaben geeignet.<br />

www.gefat-it.de<br />

Bild: Gefat<br />

Wo in welchem Kühlschrank eine Probe in der Biobank einsortiert<br />

ist, wird bei der Suche auf dem Bildschirm grafisch angezeigt.<br />

Die Übersicht über die Lagerhaltung ist auch möglich,<br />

wenn die Proben an verschiedenen Standorten oder in verschiedenen<br />

Institutionen lagern<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 57


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

MIT DATEN GEHT TECHNISCH MEHR<br />

ALS RECHTLICH ERLAUBT IST<br />

Big Data in der Medizin<strong>technik</strong> | Moderne Medizingeräte sammeln immer mehr<br />

Daten. Aber um ihren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg nicht zu gefährden, sollten<br />

Hersteller bei Innovationen Haftungsfallen und regulatorische Fallstricke für digital<br />

vernetzte Medizinprodukte im Blick behalten.<br />

Meine Daten ge hören<br />

mir! Oder? Es gilt, geschickte<br />

Einwilligungsformulare<br />

zusammenzustellen,<br />

um überhaupt<br />

Daten nutzen zu<br />

dürfen. Doch zum Teil<br />

ist nicht klar geregelt,<br />

wer die Rechte an von<br />

Medizinprodukten gemessenen<br />

Werten hat<br />

Bild: Fotolia/the_lightwriter<br />

S<br />

marte Clips, Pflaster mit Messsensoren<br />

für die Kontrolle chronischer<br />

Krankheiten wie Asthma oder Diabetes,<br />

hochkomplexe Programme, die Schlagworte<br />

als Hinweis auf bestimmte Krankheiten<br />

auswerten, um Ärzte bei der Dia -<br />

gnose zu unterstützen und geeignete Therapien<br />

vorzuschlagen – die Zahl der digitalen<br />

Neuerungen in der Medizin ist fast<br />

unübersehbar.<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Big Data<br />

■ Medizinproduktegesetz<br />

■ Bundesdatenschutzgesetz<br />

■ EU-Datenschutzgrundverordnung –<br />

ab Mai 2018 in Kraft<br />

Daten, die mit Hilfe von Medizinprodukten<br />

erhoben werden, bieten zweifellos<br />

ein Geschäftsfeld mit hohem Wachstumspotenzial.<br />

Der Vision vom gläsernen Patienten,<br />

der man mit der Digitalisierung<br />

näher kommt, begegnen aber viele mit<br />

Skepsis. Schon jetzt hat Datenmissbrauch<br />

in der Medizin Konsequenzen, und der<br />

Gesetzgeber stellt Leitplanken für den<br />

Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten<br />

auf.<br />

Allgemein lässt sich sagen, dass sich digitale<br />

Geschäftsmodelle aufgrund der besonderen<br />

Sensibilität der medizinischen<br />

Daten nicht ohne weiteres aus dem Consumer-Bereich<br />

auf die Gesundheitsversorgung<br />

übertragen lassen.<br />

Schon das Medizinproduktegesetz<br />

(MPG) liefert Anhaltspunkte für telemedizinische<br />

Produkte wie Software, die<br />

hilft, Krankheiten zu erkennen, zu überwachen<br />

oder zu behandeln. Es greift immer<br />

dann, wenn der Hersteller sein Produkt<br />

auch mit einer spezifisch medizinischen<br />

Zweckbestimmung entwickelt hat.<br />

Das Smartphone selbst ist also kein Medizinprodukt,<br />

auch wenn eine Gesundheits-<br />

App heruntergeladen wird. Die Medizin-<br />

App, mit der Erkrankungen wie Diabetes<br />

oder Asthma überwacht werden, kann<br />

aber durchaus unter die Vorgaben des<br />

MPG fallen. Auch für Software, die in Medizinprodukte<br />

wie Diabetiker-Kontaktlinsen<br />

integriert wird, um die Blutzuckerwerte<br />

zu kontrollieren, gilt das Gesetz. In<br />

diesem Fall sind vor der Markteinführung<br />

eine CE-Kennzeichnung sowie eine klinische<br />

Bewertung und Prüfung notwendig.<br />

Bei Verstößen drohen Geld- oder Freiheitsstrafe<br />

bis zu drei Jahren.<br />

58 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Es gibt aber noch ein weitere Gesetz,<br />

das in diesem Zusammenhang eine Rolle<br />

spielt: Da die meisten Informationen, die<br />

Medizinprodukte über den Patienten<br />

sammeln, personenbezogene Daten im<br />

Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) sind, müssen auch dessen Regelungen<br />

beachtet werden. Das schließt das<br />

so genannte Tracking ein, also das Sammeln<br />

von Daten durch Apps wie Runtastic,<br />

die eine gelaufene Strecke und die<br />

benötigte Zeit erfassen – oder Fitness -<br />

armbänder, welche die persönliche Kondition<br />

ermitteln. Auch wenn diese Anwendungen<br />

in der Regel keine Medizinprodukte<br />

sind, sammeln sie personen -<br />

bezogene Daten, wofür das BDSG im<br />

Zweifel eine Einwilligung des Nutzers erfordert.<br />

Das gilt erst recht, wenn zum Beispiel<br />

Daten aus einem Fitnessarmband an<br />

eine Krankenversicherung weitergegeben<br />

werden sollen.<br />

Weitergabe ans Krankenhaus<br />

erfordert gesonderte Erlaubnis<br />

Erfassen Medizinprodukte Gesundheitsdaten<br />

mit Hilfe von Messsensoren, so sind<br />

diese Daten besonders geschützt und nur<br />

dem behandelnden Arzt im Rahmen der<br />

Behandlung zugänglich – auch ohne dass<br />

der Patient eine gesonderte Einwilligung<br />

geben muss. Werden die Blutzuckerwerte<br />

aber an ein Krankenhaus übermittelt,<br />

muss der Betroffene bereits explizit zustimmen.<br />

Das Formulieren einer Einwilligungserklärung<br />

ist aber für die Hersteller nicht<br />

trivial: Sie müssen hier den Zweck der Datenerhebung<br />

und -verarbeitung nennen.<br />

Bei neuen datenbasierten Geschäftsmodellen<br />

ist dieser nicht immer von Anfang<br />

an erkennbar, so dass die einmal vom Nutzer<br />

erteilte Einwilligung möglicherweise<br />

für die spätere Verwendung gar nicht ausreicht.<br />

Die Verantwortlichen im Unternehmen<br />

sollten deshalb schon im Stadium der Produktentwicklung<br />

so konkret wie möglich<br />

klären: Zu welchen Zwecken sollen die<br />

gesammelten Daten genutzt werden? Und<br />

welche Anforderungen des Datenschutzes<br />

Privacy by Design oder by Default<br />

Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten aller personenbezogenen<br />

Daten. Hersteller von Gesundheits-Apps, Wearables oder Trackern müssen<br />

deshalb schon bei der Produktentwicklung datenschutzrechtliche Vorgaben<br />

beachten (privacy by design).<br />

Beim Verkauf der Geräte und der Software sind Datenschutzfunktionen<br />

vorab einzustellen (privacy by default). Dazu gehört vor allem die transparente<br />

Darstellung, für welche Zwecke die Gesundheitsdaten gespeichert<br />

und an wen sie übermittelt werden. Gesundheits-Apps dürfen sich nicht<br />

bei der erstmaligen Inbetriebnahme eines Smartphones ohne Zutun des<br />

Nutzers aktivieren. Das ist derzeit jedoch häufig der Fall.<br />

gelten hierfür? Zweifelsfälle sollten sie<br />

mit der Datenschutzbehörde abklären.<br />

Auf dieser Basis gilt es, möglichst weitgehende<br />

Einwilligungserklärungen zu formulieren.<br />

Eine zweite Lösung ist die Anonymisierung<br />

oder Pseudonymisierung der Daten,<br />

so dass keine Rückschlüsse mehr auf eine<br />

einzelne Person möglich sind. Dies ist jedoch<br />

in vielen Fällen problematisch, weil<br />

Angaben über Alter, Blutgruppe oder andere<br />

Informationen aus Krankenakten<br />

diese Rückschlüsse schnell ermöglichen.<br />

Rechtlich nicht eindeutig geklärt ist<br />

bislang, wem die Daten aus smarten Produkten<br />

wie einer Diabetiker-Kontaktlinse<br />

gehören: Hat der Hersteller das alleinige<br />

Verfügungsrecht? Kann der Patient zum<br />

Beispiel einem Insulin-Produzenten den<br />

Zugriff auf die Daten verweigern? Dementsprechend<br />

sollten Unternehmen vorausschauende<br />

Verträge mit Patienten<br />

und Geschäftspartnern schließen, die<br />

Spielräume für Big-Data-basierte Innovationen<br />

lassen.<br />

Die neue EU-Datenschutzgrund -<br />

verordnung, die im Mai 2018 in Kraft tritt,<br />

sorgt für gewisse Erleichterungen, indem<br />

sie beispielsweise definiert, was unter Gesundheitsdaten,<br />

genetischen oder biometrischen<br />

Daten zu verstehen ist. Auch gewährt<br />

sie Medizinprodukteherstellern<br />

größere Spielräume durch Ausnahmetatbestände<br />

für die Gesundheitsvorsorge<br />

oder Diagnostik. Teilweise verschärft sie<br />

aber auch Anforderungen, indem beispielsweise<br />

nur Fachpersonal oder andere<br />

einer Schweigepflicht unterliegende Berufe<br />

Daten verarbeiten dürfen.<br />

Die Anforderungen an privacy by design<br />

und privacy by default, die den Datenschutz<br />

durch Voreinstellungen einer<br />

Software sicherstellen sollen, sind künftig<br />

verpflichtend. Zugleich drohen mit Bußgeldern<br />

von bis zu 4 % des weltweiten<br />

Konzernumsatzes viel strengere Sanktionen<br />

als bisher.<br />

Das hohe Datenschutzniveau in<br />

Europa ist zugleich eine hohe Hürde für<br />

ausländische Hersteller, etwa aus den<br />

USA. Grundsätzlich ist eine Übermittlung<br />

personenbezogener Daten ins Ausland<br />

nur möglich, wenn dort ein Schutzniveau<br />

gewährleistet ist, das dem europäischen<br />

ähnlich ist. Infolgedessen müssen amerikanische<br />

und europäische Unternehmen,<br />

die Daten in den USA verarbeiten wollen,<br />

zumindest die Anforderungen des Privacy-Shield-Abkommens<br />

zwischen der EU<br />

und den USA erfüllen.<br />

Angesichts der wachsenden Gefahr<br />

durch Hacker ist bei sensiblen Gesundheitsdaten<br />

die IT-Sicherheit von großer<br />

Bedeutung. Das Bundesdatenschutzgesetz<br />

verpflichtet Hersteller digitaler Gesundheitsprodukte,<br />

durch Voreinstellungen<br />

im Sinne von Privacy by Design<br />

Fremdzugriffe wesentlich zu erschweren.<br />

Um Schadensersatzansprüchen vorzubeugen,<br />

müssen Medizinproduktehersteller<br />

zudem prüfen, ob sie unter das Gesetz<br />

des Bundesamtes für Sicherheit in der Informations<strong>technik</strong><br />

fallen (BSIG).<br />

Der Datenschutz muss aber kein<br />

Hemmschuh sein, das Geschäftspotenzial<br />

durch Innovationen zu nutzen. Wer die<br />

Vorgaben zuverlässig erfüllt, wird sich das<br />

Vertrauen der Anwender erschließen.<br />

Und ohne dieses werden sich die Produkte<br />

langfristig nicht verkaufen lassen. ■<br />

Laurent Meister<br />

Menold Bezler Rechtsanwälte<br />

Partnerschaft, Stuttgart<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 59


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

DER BLICK AUFS GROSSE GANZE<br />

ERP-Software | Business-Intelligence-Lösungen unterstützen Medizin<strong>technik</strong>-Unternehmen<br />

heute dabei, ihre einzelnen Geschäftsprozesse detailliert abzubilden: Sie verdichten<br />

und analysieren die Datenflut und bereiten die Informationen zu übersichtlichen<br />

Kennzahlen auf.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

ERP-Software<br />

Produktion und Produktionsplanung<br />

Transparente Vertriebssteuerung<br />

Mehr Durchsatz im Lager<br />

Mobile Anwendungen möglich<br />

Transparente Unternehmenssteuerung: Übersichtliche Gegenüberstellung von Ist- und<br />

Plan-Zahlen mit Hilfe der ERP-Software<br />

Erfolgsorientierte Unternehmen setzen<br />

auf die Kombination von ERP-<br />

Software und Business Intelligence (BI).<br />

Während die ERP-Software die operativen<br />

Prozesse steuert, liefert die Business-<br />

Intelligence-Lösung transparente Kennzahlen,<br />

die die Unternehmenssteuerung<br />

nachhaltig vereinfachen: Attraktive Darstellungen,<br />

die den aktuellen Status und<br />

Trends übersichtlich darstellen, ersetzen<br />

endlose Zahlenkolonnen und nüchterne<br />

Excel-Tabellen.<br />

Typisch für moderne BI-Lösungen wie<br />

Microsoft Reporting Services, Power BI<br />

oder Cubeware ist dabei eine Vielzahl<br />

von Visualisierungsmöglichkeiten. Die<br />

Bandbreite reicht von vielfältigen<br />

Diagramm typen über schnell erfassbare<br />

Ampelsysteme bis hin zu Landkarten. Die<br />

unterschiedlichen Elemente lassen sich in<br />

sogenannten Dashboards frei kombinieren<br />

und ermöglichen so einen fokussierten<br />

Blick auf relevante Unternehmensdaten<br />

und Kennzahlen.<br />

Charakteristisch für Medizin<strong>technik</strong>fertiger<br />

ist ein Produktionsprozess, der eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Ressourcen<br />

wie Arbeitsgruppen, Arbeitsplätze und<br />

Maschinen kombiniert. Entsprechend<br />

vielschichtig sind auch die Daten in der<br />

ERP-Software. Business Intelligence versetzt<br />

Unternehmen in die Lage, die oft<br />

komplexen Produktionsabläufe in transparente<br />

Kennzahlen zu übersetzen. Gerade<br />

in Verbindung mit Lösungen zur Betriebsdatenerfassung<br />

(BDE) ergibt sich so<br />

ein belastbares Bild des aktuellen Status<br />

und der Entwicklung der Produktivität.<br />

Dabei beschränkt sich Business Intelligence<br />

nicht auf die Ermittlung von Ausbringungsmengen<br />

und die Zahl von erledigten<br />

Fertigungsaufträgen sowie deren<br />

Vergleich mit Zielvorgaben. BI-Lösungen<br />

empfehlen sich zudem als leistungs -<br />

starkes Instrument für die Produktionsplanung:<br />

Die Auslastung von Arbeitsplätzen<br />

und Maschinen wird auf einen Blick<br />

ersichtlich. Beispielsweise wird die prozentuale<br />

Auslastung ermittelt, indem die<br />

zur Verfügung stehende Kapazität durch<br />

den tatsächlichen Bedarf geteilt wird. Dazu<br />

fließen die vom ERP-System in den<br />

Fertigungsaufträgen hinterlegten Zeiten<br />

automatisch in die Berechnung ein. Die<br />

Kapazitätsgrenze von 100 % wird im<br />

Cockpit durch eine rote Linie gekennzeichnet,<br />

womit Überplanung oder eine<br />

zu geringe Auslastung anschaulich visualisiert<br />

werden.<br />

Bild: Kumavision<br />

Welcher Verkäufer macht welche Umsätze?<br />

Welche Produktgruppen sind gerade<br />

besonders gefragt? Wie viele Aufträge<br />

und Anfragen befinden sich im Vertriebs -<br />

trichter? Wie entwickeln sich die verschiedenen<br />

Regionen und Länder? Welche<br />

Messen und Marketingaktivitäten generieren<br />

welche Umsätze? Mit Business<br />

Intelligence ist der Vertrieb keine Black<br />

Box mehr. Betrachtet wird nicht nur der<br />

aktuelle Status. BI liefert auch einen Ausoder<br />

Rückblick über die Entwicklung der<br />

jeweiligen Kennzahlen und setzt diese in<br />

Relation zu Vorjahreswerten und Zielvorgaben.<br />

Pfeile weisen auf Entwicklungstrends<br />

hin, so dass Unternehmen proaktiv<br />

reagieren können.<br />

Fertiger wie Händler stehen im Bereich<br />

Lager und Logistik vor einem Zielkonflikt:<br />

Einerseits gilt es durch ausreichend hohe<br />

Bestände gleichbleibend eine hohe Lieferfähigkeit<br />

zu leisten. Anderseits soll die Kapitalbindung<br />

am Lager möglichst gering<br />

gehalten werden. Business-Intelligence-<br />

60 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Bild: Kumavision<br />

Lösungen ermöglichen es, diese Kennzahlen<br />

in Echtzeit bereit zu stellen. Damit<br />

lässt sich beispielsweise der Mindestlagerbestand<br />

für jeden Artikel oder jede Artikelgruppe<br />

automatisch überwachen. Ampelsysteme<br />

zeigen die Verfügbarkeit übersichtlich<br />

an und berücksichtigen dabei<br />

auch den Trend. In Kombination mit<br />

Kennzahlen aus dem Vertrieb beziehungsweise<br />

der Produktion lässt sich so der Lagerbestand<br />

steuern, da die Reichweite des<br />

Lagers jederzeit bekannt ist.<br />

Kennzahlen sind jederzeit<br />

mobil verfügbar<br />

Aktuelle Kennzahlen sind nicht nur für<br />

die Geschäftsführung, sondern auch für<br />

die Abteilungen wie Produktion, Arbeitsvorbereitung,<br />

Vertrieb, Außendienst, Service<br />

oder Logistik wichtig. Dashboards<br />

und Berichte lassen sich dazu einfach für<br />

weitere Mitarbeiter freigeben. Ein frei definierbares<br />

Rechtekonzept regelt, wer auf<br />

welche Daten zugreifen darf. Berichte<br />

und Auswertungen müssen dabei nicht jedes<br />

Mal umständlich von Hand erstellt<br />

und per E-Mail verschickt werden. Moderne<br />

BI-Lösungen, wie sie die Kumavision<br />

AG, Markdorf, anbietet, erledigen dies automatisch<br />

und stellen die Reports im Intranet<br />

des Unternehmens bereit.<br />

BI muss heute auch mobil verfügbar<br />

sein, damit Außendienst, Logistik und<br />

Vertrieb auf die Kennzahlen an jedem Ort<br />

zugreifen können. Die BI-Lösungen von<br />

Kumavision stehen plattformübergreifend<br />

für PC, Notebook, Tablet und<br />

Smartphone bereit. Apps für Windows,<br />

Android und Apple bieten eine für<br />

Touchscreens optimierte Benutzeroberfläche<br />

und erlauben einen unkomplizierten,<br />

interaktiven Zugriff auf alle relevanten<br />

Kennzahlen und Dashboards. Die Daten<br />

stehen dabei in Echtzeit zur Verfügung.<br />

Die Einführung einer Business-Intelligence-Lösung<br />

muss kein komplexes Unterfangen<br />

sein. Kumavision stellt spezielle<br />

Templates für Medizin<strong>technik</strong>-Fertiger<br />

und Händler bereit. Dabei handelt es sich<br />

um vorkonfigurierte Lösungen, die auf<br />

die Branche und ihre Besonderheiten zugeschnitten<br />

sind. Sie enthalten vorgefertigte,<br />

praxiserprobte Standard-Auswertungen,<br />

Berichte, Dashboards und Kennzahlen.<br />

Unternehmen können diese sofort<br />

einsetzen und individuell anpassen.<br />

Business Intelligence ist nicht auf finanzielle<br />

Kennzahlen beschränkt. BI-Lösungen<br />

lassen sich ebenso zur Qualitätssicherung<br />

und Lieferantenbewertung heranziehen.<br />

Die Basis dafür bilden die Prüfprotokolle<br />

in Wareneingang, Warenausgang<br />

und Produktion, die in Echtzeit aufbereitet<br />

und visualisiert werden. Negative<br />

Entwicklungen im Qualitätsmanagement<br />

Alle Kennzahlen anschaulich visualisiert:<br />

Die mobile BI-Lösung von Kumavision bietet<br />

einen übersichtlichen Blick auf alle Prozesse<br />

sind somit sofort erkennbar. Cross-Selling<br />

ermöglicht es Unternehmen, ihren Umsatz<br />

durch maßgeschneiderte Angebote<br />

zu steigern. Analysen zeigen, welche Produkte<br />

und Dienstleistungen von einer<br />

Kundengruppe besonders häufig nachgefragt<br />

werden.<br />

Strategische und operative Entscheidungen<br />

auf Basis belastbarer Daten: So<br />

bietet Business Intelligence Medizin<strong>technik</strong>-Fertigern<br />

und Händlern ein wert -<br />

volles Potenzial, um die Unternehmenssteuerung<br />

zu verbessern und zu vereinfachen.<br />

Neben Kennzahlen und Visualisierung<br />

liefert BI die Grundlagen für die<br />

ABC-Analyse von Kunden und Produkten.<br />

In Verbindung mit einer Kostenstellenrechnung<br />

lassen sich so besonders gewinnbringende<br />

Geschäftsfelder ermitteln<br />

und ausbauen. Gleichzeitig lassen sich<br />

durch die Einführung von Business Intelligence-Lösungen<br />

versteckte Kostentreiber<br />

identifizieren.<br />

■<br />

Dirk Grigutsch<br />

Kumavision, Stuttgart<br />

www.kumavision.com<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 61


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

GESUNDHEIT DIGITAL –<br />

DIE DÄNEN MACHEN ES VOR<br />

Mobile Health | Der Zugriff auf digitale Daten und ihr Austausch sollen die Behandlung<br />

der Patienten verbessern und dem Arzt kontinuierlich Daten liefern. Manches,<br />

wenn auch nicht alles, läuft in Dänemark derzeit besser als in Deutschland, wo unter<br />

anderem fehlende Schnittstellen die Entwicklung bremsen.<br />

Der Sensor am Schuh erfasst Daten,<br />

mit denen sich der Gang eines<br />

Patienten charakterisieren lässt. So<br />

kann die Entwicklung der Parkinson-Krankheit<br />

objektiv bewertet<br />

werden<br />

Goethes Faust fragte sich, was die<br />

Welt wohl im Innersten zusammenhält.<br />

Die Antwort des 21. Jahrhunderts<br />

würde vielleicht lauten: Infrastruktur. Ob<br />

Straßen, Strom und Wasser oder das Internet,<br />

ohne diese geht nichts – auch nicht<br />

in der Medizin.<br />

Die Digitalisierung verlangt aber in<br />

fast allen Industrien und Lebensbereichen<br />

eine veränderte, wenn nicht gänzlich<br />

neue Infrastruktur. Sie ist auch der<br />

Grund, wieso zum Beispiel Dänemark<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Mobile Health<br />

Ganganalyse<br />

Probleme proprietärer Schnittstellen<br />

Datenschutz<br />

Perspektiven<br />

Bild: Astrum IT<br />

beim Thema E-Health seinen Nachbarn<br />

Deutschland derzeit weit hinter sich lässt.<br />

Das Land im Norden liegt bei den öffentlichen<br />

Gesundheitsausgaben, gemessen am<br />

BIP, seit Jahren auf einem der Spitzenplätze.<br />

Das Geld fließt vor allem in die Bereiche<br />

E-Health, im Speziellen in die Telemedizin.<br />

Bis 2025 wird Dänemark etwa<br />

1000 Euro pro Einwohner allein für neue,<br />

modernste Krankenhäuser ausgeben. Die<br />

Infrastruktur sollte also stimmen.<br />

„Eine Lösung ist aber nur so gut wie die<br />

Daten, mit denen sie gefüttert wird“, sagt<br />

Christian Graversen. Er ist Direktor des<br />

dänischen E-Health-Clusters Welfare<br />

Tech. „Die Leute müssen bereit sein, ihre<br />

Daten zu teilen. Die Informationen müssen<br />

außerdem regelmäßig aktualisiert<br />

werden.“ Für ein funktionierendes E-<br />

Health-System müssten die Daten also<br />

nur so sprudeln – wie in Dänemark.<br />

In Deutschland, wo Datenschutzbedenken<br />

traditionell so hoch sind wie in<br />

kaum einem anderen Land, wäre das natürlich<br />

schwierig. Und es gibt sogar ein<br />

weiteres, großes Problem: die in den letzten<br />

Jahren durch proprietäre IT-Lösungen<br />

entstandenen Barrieren. In Dänemark<br />

können Kommunen beispielsweise ihre<br />

IT-Systeme selbst wählen. Wichtig ist nur,<br />

dass gesammelte Daten zum Austausch in<br />

einem bestimmten, standardisierten Format<br />

zur Verfügung gestellt werden. Etwas,<br />

was in Deutschland bisher noch<br />

nicht funktioniert. Hier fehlt ein solch<br />

übergreifender Standard.<br />

Proprietäre Schnittstellen<br />

müssen Standards weichen<br />

„Die proprietären Lösungen müssen zukünftig<br />

durch standardisierte Schnittstellen<br />

aufgebrochen werden, damit neue<br />

und effektive E-Health Lösungen auch in<br />

Deutschland zum Einsatz kommen können.“<br />

So sieht es Ralph Steidl, Geschäftsführer<br />

der im Januar 2017 neu gegründeten<br />

Portabiles Health Care Technologies<br />

GmbH, Nürnberg.<br />

Steidl verfügt über langjährige Erfahrung<br />

im Umsetzen von E-Health-Lösungen,<br />

die den ambulanten und stationären<br />

Sektor vernetzen. Bei der Astrum IT<br />

GmbH war er zuletzt vor allem an der Entwicklung<br />

von E-Gait beteiligt. Diese sensorbasierte<br />

Ganganalyse macht die Symptome<br />

von Morbus Parkinson objektiv<br />

messbar – der nach Alzheimer zweithäufigsten<br />

neurodegenerativen Erkrankung.<br />

Neben Astrum IT sind die Abteilung Molekulare<br />

Neurologie des Universitätsklinikums<br />

Erlangen und der Lehrstuhl für<br />

62 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Mobile Health<br />

Entwicklungen in den Bereichen Medical Technologies, Diagnostics,<br />

Digitization und Mobile Health gehören seit vielen Jahren<br />

zu den Schwerpunkten des Kongressprogramms beim<br />

Medtech Summit, der bisher alle zwei Jahre in Nürnberg als<br />

Kongress mit Ausstellung stattfand und zu dem 2016 rund<br />

1000 Besucher kamen.<br />

Im Jahr 2017 ergänzt erstmalig die Fachmesse MT-Connect<br />

den Kongress. Aussteller aus den Zulieferungs- und Herstellungsbereichen<br />

der Medizin<strong>technik</strong> sind am 21. und 22. Juni im<br />

Messezentrum Nürnberg vertreten.<br />

Das Forum Medtech Pharma e.V., das nach eigenen Angaben<br />

größte Netzwerk der Gesundheitsbranche in Deutschland und<br />

Europa, ist ideeller Träger der neuen Fachmesse MT-Connect.<br />

www.mt-connect.de<br />

Mustererkennung der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg am<br />

Projekt beteiligt. Hieraus ist schließlich<br />

das Unternehmen Portabiles Healthcare<br />

Technologies entstanden.<br />

Der für die Ganganalyse verwendete<br />

Sensor übermittelt Gangsignale und biometrische<br />

Rohdaten darüber, wie viel und<br />

vor allem wie sich der Patient bewegt –<br />

anonymisiert, beim Arzt müssen sie wieder<br />

einem Patienten zugeordnet werden.<br />

Und hier zeigt sich das Schnittstellenproblem:<br />

Viele Anbieter von Stammdatensoftware<br />

für Praxen und Krankenhäuser<br />

verwahren sich gegen Schnittstellen, über<br />

die ein Messgerät Daten an ihre Software<br />

übermitteln kann. Im schlimmsten Fall<br />

müsste der Arzt, der die mobile Datenerfassung<br />

nutzen wollte, sämtliche Daten<br />

des Patienten für jede externe Lösung separat<br />

eintragen. Steidl: „So scheitern viele<br />

gute Konzepte daran, dass sie die Ärzte zu<br />

viel Zeit kosten.“<br />

Das Projekt Ganganalyse zeigt jedoch<br />

auch, wie E-Health im Idealfall aussieht:<br />

Der Patient hat praktisch keinen Mehraufwand,<br />

ein kleiner Sensor wird am äußeren<br />

hinteren Viertel des Schuhs befestigt –<br />

in ein paar Jahren verschwindet er womöglich<br />

komplett im Schuhwerk. Der Arzt<br />

bekommt die aufbereiteten Daten zur Verfügung<br />

gestellt. Er muss die Mobilitätseinschränkungen<br />

nicht länger rein subjektiv<br />

bewerten und kann für eine Diagnose auf<br />

mehr als eine Momentaufnahme im klinischen<br />

Umfeld zurückgreifen.<br />

Doch es geht auch eine Spur kleiner als<br />

ein deutlich sichtbarer Sensor am Schuh,<br />

wie die Wearable Technologies AG, Herrsching,<br />

zeigt. In diesem und im vergangenen<br />

Jahr seien „smarte Pflaster definitiv<br />

ein Trend gewesen“, sagt Johanna Mischke,<br />

VP of Operations bei Wearable Technologies.<br />

Dazu zählt sie Insulinpflaster,<br />

die gleichzeitig Zuckerwerte messen und<br />

Insulin verabreichen können, Pflaster, die<br />

durch exakte Messung der Liegezeit das<br />

Wundliegen vermeiden können, oder als<br />

weiteres Beispiel smarte Westen, die Implantate<br />

aufladen.<br />

Der deutsche Markt für Wearables<br />

wuchs nach Angaben des Nürnberger<br />

Marktforschungsinstituts GfK allein im<br />

vergangenen Jahr um 54 Prozent auf 1,2<br />

Millionen verkaufte Geräte in Deutschland.<br />

Mischke warnt davor, unter „Wearables“<br />

nur kleine Gimmicks zu verstehen.<br />

Denn: „Es gibt heutzutage eine ganze<br />

Bandbreite an Produkten, die nichts mit<br />

Spielereien zu tun haben, sondern für viele<br />

Menschen das Leben langfristig verbessern.“<br />

Die Situation in Deutschland bewertet<br />

sie ähnlich wie Steidl: „Die Heterogenität<br />

der Systeme ist eines der größten<br />

Probleme.“ Dadurch gingen Synergieeffekte<br />

verloren oder Informationen würden<br />

schlicht nicht weiterverarbeitet.<br />

„Dabei scheitert Mobile Health garantiert<br />

nicht an der Innovationskraft der<br />

deutschen Industrie“, fasst Alexander<br />

Stein die derzeitige Lage zusammen.<br />

Stein ist Veranstaltungsleiter der MT-Connect<br />

bei der Nürnberg Messe. Die Fachmesse<br />

für die Herstellung von Medizin<strong>technik</strong><br />

hat im Juni im Messezentrum<br />

Nürnberg Premiere. „Uns geht es vor allem<br />

darum, Zulieferer, Hersteller und Anwender<br />

verschiedenster Medizinprodukte<br />

zusammenzubringen.“ Anders seien weitreichende<br />

Innovationen, die von der Forschung<br />

über die Industrie bis zum Patienten<br />

reichen, gar nicht möglich.<br />

Das größte Problem scheinen derzeit<br />

gesetzliche Vorgaben, fehlende Standards<br />

und Hürden in der Zulassung zu sein.<br />

Jörg Trinkwalter, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

beim Medical Valley EMN e. V.,<br />

sagt: „Was die Rahmenbedingungen des<br />

Gesundheitswesens angeht, ist Deutschland<br />

auf keinen Fall führend in der Welt.“<br />

Das Spitzencluster Medical Valley EMN<br />

e.V. vernetzt 200 Akteure der Branche<br />

und koordiniert die Themenplattform Digitale<br />

Gesundheit/Medizin im Zentrum<br />

„Digitalisierung.Bayern“. Laut Trinkwalter<br />

sei man aber mit den Maßnahmen im<br />

Zuge des neuen E-Health-Gesetzes auf<br />

dem richtigen Weg. „Die Telematik-Infrastruktur,<br />

die ausgerollt werden soll,<br />

schafft beispielsweise schon einiges an<br />

Voraussetzungen, um nicht nur in Pilotprojekten<br />

stehenzubleiben.“ Diese Telematik-Infrastruktur<br />

(TI) befindet sich erst<br />

seit Kurzem im Test. Ihre Einführung soll<br />

später mit der Umsetzung des Versichertenstammdatenmanagements<br />

(VSDM)<br />

beginnen – verpflichtend für Ärzte, Zahnärzte<br />

und Psychotherapeuten. Der zweite<br />

Schritt ist eine qualifizierte elektronische<br />

Signatur, mit der Ärzte Dokumente<br />

rechtssicher unterzeichnen können.<br />

Ein dritter Gesundheitsmarkt<br />

könnte entstehen<br />

Trinkwalter geht sogar so weit zu sagen,<br />

dass sich im Zuge der Digitalisierung ein<br />

dritter Gesundheitsmarkt neben der ambulanten<br />

und der stationären Behandlung<br />

entwickelt. Dieser sei aber so neu, dass er<br />

noch nicht einmal einen Namen habe. Dadurch<br />

gebe es derzeit auch noch keine „typischen“<br />

Geschäftsmodelle.<br />

Für Trinkwalter ist das große Ziel aber<br />

eine echte digitale Gesundheitsakte. So<br />

eine Karte, auf der sämtliche medizinischen<br />

Daten gespeichert sind, wird aber<br />

derzeit in Dänemark aus Sicherheitsgründen<br />

gerade reformiert. Graversen vom dänischen<br />

Welfare Tech Cluster räumt ein:<br />

„Das ist nicht der sicherste Weg.“ Beim<br />

Stichwort Datenschutz gebe es noch etwas<br />

zu tun.<br />

■<br />

Jens Fuderholz<br />

Fachjournalist in Fürth<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 63


■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />

Foto: Fotolia/HildaWeges<br />

Hotspot für digitale Gesundheit<br />

Digitale Gesundheitsvorsorge in Finnland | Oulu ist nicht umsonst ein Zentrum der<br />

Telekommu nikation. Dort setzen die Finnen im Sinne der Patienten auf enge Zusammenarbeit<br />

von Organisationen, Unternehmen, Kliniken und Forschungsinstituten,<br />

denn das Internet der Dinge soll auch im Bereich Gesundheit Einzug halten. Personalisierte<br />

vernetzte Gesundheitsvorsorge ist das Stichwort der Stunde.<br />

Oulu ist die nördlichste Großstadt der<br />

Europäischen Union und die fünftgrößte<br />

Stadt Finnlands. Ihre Universität<br />

ist die zweitgrößte des Landes. Berühmt<br />

ist Oulu nicht nur für die jährlich ausgetragene<br />

Luftgitarren-Weltmeisterschaft,<br />

sondern auch als Zentrum der finnischen<br />

IT-Wirtschaft sowie für seine ausgeprägte<br />

Wellnesskultur.<br />

Mit den letzten beiden Punkten ist<br />

auch der fruchtbare Boden beschrieben,<br />

durch den Oulu eine der am schnellsten<br />

wachsenden Stadtregionen Nordeuropas<br />

geworden ist. Ingenieurwissen, das sich<br />

schon früh mit Nokia auf Informationstechnologie<br />

spezialisierte, wird nun mit<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Woran in Finnland geforscht wird<br />

Kooperationen mit Unternehmen<br />

5 G für die Gesundheit nutzen<br />

Internet der Dinge / Vernetzung<br />

Anwenderfreundliche Lösungen<br />

anderen Bereichen, zum Beispiel mit medizinischer<br />

Expertise, verflochten. Kein<br />

Wunder also, dass der Turnover in dieser<br />

Region im Bereich Life Sciences 2015<br />

rund 500 Mio. Euro betrug. Zum Vergleich:<br />

Der finnische Export von Gesundheitstechnologien<br />

betrug in demselben<br />

Jahr 1,92 Mio. Euro.<br />

Vernetzung von der Klinik bis<br />

zum Patienten zu Hause<br />

Die Verknüpfung von IT und Medizin ist<br />

in der Stadt und ihrem Krankenhaus gerade<br />

im Hinblick auf den dünn besiedelten<br />

Norden interessant. Diese Region macht<br />

über die Hälfte des Landes aus, aber hier<br />

leben nur 741 000 Menschen – viele von<br />

ihnen haben es weit bis zum nächsten<br />

Arzt oder Krankenhaus. Dort sind lange<br />

Wartezeiten bisher ein echtes Manko im<br />

Gesundheitssystem. Oulu plant daher bis<br />

2030, sein Krankenhaus mit rund 500<br />

Mio. Euro zu modernisieren und zum<br />

smartesten Klinikum der Welt zu machen.<br />

Dazu setzen die Verantwortlichen auf die<br />

vollständige Digitalisierung des Gesundheitssektors.<br />

Ähnlich wie beim Internet<br />

der Dinge sollen nicht nur im Krankenhaus<br />

Geräte miteinander verbunden sein.<br />

Die Vernetzung soll bis in die einzelnen<br />

Häuser, beziehungsweise bis zu den Geräten<br />

und Handys der Patienten hin reichen.<br />

Die Idee dahinter ist, dass die Menschen<br />

unabhängig von Ort und Zeit zum<br />

Beispiel per App und passendem Gerät ihre<br />

aktuellen Gesundheitsdaten selbstständig<br />

messen sowie aktuelle Daten und Vergleiche<br />

einsehen können. Ebenso einfach<br />

sollen sie einen Arzt kontaktieren können.<br />

Rezepte, Feedback und Testergebnisse<br />

werden dann elektronisch an sie übermittelt.<br />

Mit wem sie ihre Daten teilen, soll in<br />

der Hand der Patienten liegen.<br />

Dementsprechend boomt der Markt<br />

für Eigenüberwachung und Selbstversorgungsapparate.<br />

Im Oulu University Hospital<br />

werden bereits heute moderne Überwachungstechnologien<br />

eingesetzt, zum<br />

Beispiel mit dem Patienten Monitoringsystem<br />

Esko, das basierend auf den Anforderungen<br />

von Gesundheitsexperten mit<br />

fortschrittlichen Techniken entwickelt<br />

wurde. Ebenso „top of the art“ sind nach<br />

64 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


In der Region Oulu ist die<br />

Telekommunikationsindustrie<br />

etabliert. Der Bereich Life<br />

Sciences und Health hat<br />

damit ein gutes Fundament<br />

für Entwicklungen, die viel<br />

IT-Know-how erfordern<br />

Oulu liegt im dünn<br />

besiedelten Norden<br />

Finnlands<br />

Foto: Wikimedia<br />

eigenen Angaben die Lösungen für die<br />

Notfallversorgung.<br />

Und um beim Bild vom fruchtbaren Boden<br />

zu bleiben: Damit Forschungsergebnisse<br />

schnell und effektiv in Produkte und<br />

Dienstleistungen umgewandelt werden,<br />

düngt Oulu Health fleißig den Acker. Es<br />

ist eines von fünf Zentren der strategischen<br />

Partnerschaft Oulu Innovation Alliance<br />

(OIA) und gehört zum internationalen<br />

Netzwerk der European Connected<br />

Health Alliance.<br />

Direktes Feedback von Experten<br />

Ein Beispiel: Damit neue Technologien<br />

und Verfahren die wirklichen Bedürfnisse<br />

der Anwender treffen, wurden die Oulu<br />

Health Labs gegründet: Im Oamk Sim Lab<br />

der Oulu University of Applied Sciences<br />

werden Produkte und Ideen von professionellen<br />

Lehrern für Gesundheitsversorgung<br />

und Studenten getestet. Umgekehrt<br />

können Mitarbeiter im Simulated Test Lab<br />

trainiert werden. Auf den täglichen Gebrauch<br />

der Technik zu Hause hat sich das<br />

Oulu City Lab konzentriert: Hier können<br />

Produkte und Dienstleistungen in allen<br />

Sozial- und Gesundheitsfürsorgebereichen<br />

in der Stadt Oulu getestet werden –<br />

direktes Feedback von Experten und Nutzern<br />

inklusive.<br />

2015 eröffnete das OYS Test-Lab des<br />

Oulu University Hospital (OYS). Es dient<br />

als erste Testumgebung für den Klinikbereich.<br />

Mögliche Produkte und Verfahren<br />

können an unterschiedliche Testszenarien<br />

angepasst werden. „Alles ist angepasst an<br />

die Bedürfnisse, modular aufgebaut, dynamisch<br />

und schnell zu ändern. Derzeit<br />

Über Oulu Health<br />

Die Aufgaben innerhalb der Organisation<br />

Oulu Health sind verteilt:<br />

■ Das Oulu University Hospital übernimmt<br />

den Vorstand.<br />

■ Business Oulu ist für die Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Akteure<br />

zuständig und unterstützt<br />

die Unternehmen in ihrer Entwicklung<br />

und bei Markteintritten.<br />

■ Das Centre for Health and Technology,<br />

die Innovationseinheit an der<br />

University of Oulu, koordiniert die<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeit.<br />

■ Die Oulu Health Labs stellen den<br />

Unternehmen für jede Phase ihres<br />

F&E-Prozesses realitätsnahe Tests<br />

in einer einzigartigen integrierten<br />

Gesundheitstest- und -entwicklungsumgebung<br />

zur Verfügung –<br />

Feedback von Experten und potenziellen<br />

Nutzern eingeschlossen.<br />

Oulu Health verfügt über einen eigenen<br />

Campus in der Nähe des Universitätsklinikums.<br />

Öffentliche und private<br />

Akteure im Gesundheitssektor werden<br />

hier zusammengebracht – vom<br />

Biocenter Oulu bis zu diversen kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen.<br />

http://ouluhealth.fi/<br />

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089 12606-109<br />

petra.traeg@sos-kinderdorf.de<br />

sos-kinderdorf-stiftung.de<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 65


■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />

Das Einwegprodukt Spektikor zeigt EEG-<br />

Daten eines Patienten an und erleichtert<br />

damit zum Beispiel die Arbeit im Umfeld<br />

der Notfallmedizin<br />

Foto: Spektikor<br />

Medizinprodukte plus IT: In diesem Sinne testen Studierende in Oulu, wie sich die Geräte<br />

nutzen lassen<br />

Foto:Ouluhealth<br />

des Mobilfunks, 5G. Sie soll Datenraten<br />

von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde erreichen<br />

und wäre damit etwa 10-mal so<br />

schnell wie der aktuelle LTE-Standard. In<br />

vielen EU-Ländern steckt diese Technik<br />

noch in der Entwicklungsphase, doch<br />

Finnland plant, das Netz so schnell wie<br />

möglich allen zugänglich zu machen. Oulu<br />

will das erste 5G-Krankenhaus der Welt<br />

werden.<br />

Dabei geht die Digitalisierung bis auf<br />

die Probenebene hinunter: Die finnische<br />

Biobank Borealis entwickelt ein digitales<br />

Ökosystem für nationale Biobanken. Forscher<br />

können bald auf Gewebeproben in<br />

Form hochaufgelöster Bilder zugreifen.<br />

Professionell gewartete Mustersammlungen<br />

können mit Informationen aus der<br />

klinischen Versorgung und akkumulierten<br />

Forschungsdaten verknüpft werden.<br />

Eine neue Infrastruktur für Probensammlungen,<br />

Management und Datenbankauswertungen<br />

entsteht. Gemeinsam mit dem<br />

Forschungsprogramm der Geburtenkohorten-Studien<br />

ergeben sich daraus beste<br />

Forschungsmöglichkeiten.<br />

Optimale Voraussetzungen also für<br />

Forscher und Start-ups. Das betont auch<br />

Petri Karinen: „Weltweit gibt es etwa<br />

5000 Gesundheits- und Wellness-Startups,<br />

mehr als 300 von ihnen kommen aus<br />

Finnland, Tendenz steigend. Hier arbeiten<br />

Start-ups, die öffentliche Hand und Forschungsorganisationen<br />

gut zusammen.“<br />

Eines von vielen Beispielen ist die 2011<br />

gegründete Spektikor AG aus Oulu. Das<br />

Unternehmen produziert einen 149 mm x<br />

54 mm kleinen und 40 g leichten Herzkönnen<br />

wir 90 Prozent der Gesundheitsvorsorge<br />

in einem Klinikum simulieren”,<br />

erklärt Timo Alalääkkölä, Projektmanager<br />

von OYS Test-Lab auf der Internetseite<br />

von Oulu Health.<br />

Nicht nur die multi-disziplinäre Zusammenarbeit<br />

und Rapid Prototyping<br />

treiben geplante Entwicklungen voran.<br />

Besonders die Einbindung von Patienten<br />

ermöglicht auf die realen Bedürfnisse abgestimmte<br />

Produkte. „Wir haben Patienten,<br />

die als Beobachter an solch simulierten<br />

Behandlungen teilnehmen und wertvolles<br />

Feedback geben“, sagt Alalääkkölä.<br />

Mit „Wille“ zum 5G-Netzwerk<br />

Wie so ein Projekt erfolgreich durchgeführt<br />

werden kann, zeigt sich beim Wireless<br />

Lab Environment for Business, kurz<br />

„Wille“: In ihm sollen bessere medizinische<br />

Dienste entwickelt werden, die die<br />

tägliche Arbeit und Notfallversorgung in<br />

Kinderkliniken unterstützen. „In diesem<br />

Projekt, das vom Centre of Health and<br />

Technology koordiniert wird, nutzen wir<br />

das OYS test lab, beziehen die Eltern von<br />

kranken Kindern mit ein, um ihre Bedürfnisse<br />

kennenzulernen, arbeiten mit Gesundheitsexperten<br />

des Oulu University<br />

Hospitals zusammen, unterstützen Unternehmen<br />

und entwickeln ein 5G-Netzwerk<br />

für das OYD test lab”, zählt Petri Karinen,<br />

Head of International Affairs and Senior<br />

Advisor bei Business Oulu auf.<br />

5G? Ja: Damit die digitalen Datenmengen<br />

dieser smarten Umgebung allerorten<br />

auch schnell übertragen werden können,<br />

setzt Oulu ganz auf die fünfte Generation<br />

schlagmesser für medizinisches Fachpersonal.<br />

Mit LEDs und einem Zifferndisplay<br />

visualisiert das Gerät die Herzfrequenz<br />

des Patienten und erlaubt das Überwachen<br />

mehrerer Patienten aus einiger Entfernung.<br />

Er wird bereits in Krankenwagen<br />

genutzt, von Rettungssänitätern in neun<br />

finnischen Krankenhausdistrikten und<br />

den finnischen Streitkräften.<br />

Auch im Ausland weiß man um das Potenzial:<br />

Das deutsche Cluster Medical<br />

Mountains aus Tuttlingen kooperiert eng<br />

mit dem Cluster Business Oulu. Die Digitalisierung<br />

der Medizin<strong>technik</strong> soll forciert<br />

werden.<br />

■<br />

Anke Biester<br />

Fachjournalistin im Aichstetten<br />

Weitere Informationen<br />

Oulu Innovation Alliance:<br />

www.ouluinnovationalliance.fi/<br />

Oulu University Hospital:<br />

www.ppshp.fi<br />

University of Oulu:<br />

www.oulu.fi/university/<br />

University of Applied Science:<br />

www.oamk.fi/en<br />

Centre of Health and Technology:<br />

http://cht.oulu.fi/<br />

VTT Technical Research Centre of<br />

Finland Ltd.:<br />

www.vttresearch.com/<br />

Online News von „Oulu new Tech“:<br />

http://ont.oulu.com/<br />

66 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Nanomaterialien<br />

Multi-Organ-Plattform<br />

zur Risikobewertung<br />

Exoskelett<br />

Trotz Lähmung selbstbestimmt<br />

aufwärtsgehen<br />

Elf Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

entwickeln im EU-Projekt Hisents<br />

(High Level Integrated Sensor for Nanotoxicity<br />

Screening) neue Methoden, um das<br />

Verhalten von Nanopartikeln im Körper<br />

detailliert zu erfassen und die Risiken für<br />

den Menschen besser vorhersagen zu können.<br />

Mit Hilfe einer Mikrochip-basierten<br />

Multiorgan-Plattform werden der Weg<br />

der Nanomaterialien simuliert und Daten<br />

zur Entwicklung eines Nano-PBPK-Modells<br />

(Physiologically Based Pharmacokinetic<br />

Model) generiert. Die Plattform umfasst<br />

neun Module, die individuell verschaltbar<br />

sind. Das Fraunhofer-Institut für<br />

Biomedizinische Technik (IBMT), Sulzbach,<br />

ist für die Multi-Organ-Plattform<br />

zuständig und entwickelt In-vitro-Modelle<br />

zur Untersuchung humantoxikologischer<br />

Effekte von Nanomaterialien.<br />

www.hisents.eu<br />

Querschnittsgelähmte sollen mit dem<br />

neuartigen Exoskelett „Servus RGS<br />

Adapt“ bald schon Steigungen von bis zu<br />

7° überwinden können. Das Fraunhofer-<br />

Institut für Produktions<strong>technik</strong> und Automatisierung<br />

(IPA) in Stuttgart hat dazu<br />

das Gestell „Servus RGS“ des Unternehmens<br />

Ortho-Systems Thomas Böckh aus<br />

Kirchheim bei München um eine Adaption<br />

erweitert. „Servus RGS“ ist ein reziprokes<br />

Exoskelett aus Hüftgürtel, Spielbeinen<br />

und Fußeinheiten, mit dem Querschnittsgelähmte<br />

selbstgesteuert gehen<br />

können. Maßgeblich dafür ist ein Beckenrotationshüftgelenk<br />

im Hüftgürtel. Sobald<br />

der Träger eine größere Steigung betritt,<br />

droht er jedoch umzukippen. Um<br />

Neigungen von bis zu 7° überwinden zu<br />

können, statteten die Wissenschaftler die<br />

Fußeinheiten mit Sensoren, Aktoren und<br />

einer dritten Bodenplatte aus. Bei der<br />

Sensorik kombinierten sie eine IMU (Inertial<br />

Measurement Unit) mit Distanzsensorik.<br />

Infrarot- und Ultraschallsensoren sorgen<br />

dafür, dass die Einheit die Neigung<br />

auch bei ungünstigen Lichtbedingungen<br />

erfasst. Als Aktoren dienen zwei Getriebemotoren<br />

mit einem von Ortho-Systems<br />

entwickelten Kreuzgelenk für die Übersetzung.<br />

Die Fußeinheit wird in der<br />

Standphase fixiert, in der Schwungphase<br />

wird das Spielbein über die Stellmotoren<br />

angepasst.<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

Bild: Fraunhofer IPA / Rainer Bez<br />

Für Naturwissenschaftler,<br />

Ingenieure, Techniker,<br />

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Stuttgart am 21.03.2017<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 67


■ [ ARBEITSMARKT MEDTECH ]<br />

IM NETZWERK MIT STUDIERENDEN<br />

Hochschule | Die Konferenz der Medizin<strong>technik</strong>fachschaften – Komet – will 2017<br />

zwei Datenbanken starten. Eine davon soll die Suche nach Unternehmen aus der<br />

Branche erleichtern. Dominic Hillerkuss stellt Organisation und Projekte vor.<br />

■ Herr Hillerkuss, welche Aufgaben hat<br />

eine Fachschaft an ihrer Hochschule und<br />

was tut die Dachorganisation Komet?<br />

Eine Fachschaft ist ein Gremium, in<br />

dem sich gewählte oder freiwillige Vertreter<br />

der Studierenden engagieren.<br />

Das Ziel ist, den Studiengang weiterzuentwickeln<br />

und zu optimieren, im Studierendenparlament<br />

die Geschicke der<br />

Hochschule mit zu beeinflussen und<br />

die Studierenden zu unterstützen – mit<br />

Informationen, Beratungen oder Veranstaltungen.<br />

Auch wenn die vielen Studiengänge<br />

im Bereich Medizin<strong>technik</strong> unterschiedlich<br />

gestaltet sind, bleiben<br />

diese Ziele die gleichen. Mit der Dachorganisation<br />

Komet wollen wir einen<br />

Überblick über das Geschehen an den<br />

verschiedenen Unis bieten, aber auch<br />

Dominic Hillerkuss ist Vorstandsvorsitzender ein Sprachrohr schaffen, um die Posi -<br />

der Komet. Er studiert Medizin<strong>technik</strong> in Tübingen<br />

und Stuttgart, will 2018 sein Master-<br />

tion der Medizin<strong>technik</strong>-Community zu<br />

vertreten. So könnten erfolgreiche Vorgehensweisen<br />

zum Beispiel von einer<br />

studium abschließen und hat sich seit Beginn<br />

seines Studiums in der Fachschaft engagiert<br />

Hochschule auf die andere übertragen<br />

werden – oder auch Feedback aus der<br />

Industrie weitergegeben werden.<br />

■ Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?<br />

Die Komet ist noch ein junger Verein.<br />

Daher wollen wir zunächst unsere<br />

Strukturen aufbauen und dafür sorgen,<br />

dass wir mit unseren Zielen überhaupt<br />

wahrgenommen werden. Das betrifft<br />

die Studierenden, die Hochschulen und<br />

die Industrie gleicher maßen. Bisher<br />

treffen wir uns jährlich, um uns auszutauschen<br />

und neue Projekte anzustoßen.<br />

So arbeiten wir derzeit an zwei Datenbanken.<br />

Die erste soll den Studierenden<br />

Informationen zu Wechselmöglichkeiten<br />

im Masterstudium bieten. Da<br />

IHR STICHWORT<br />

die Studiengänge unterschiedliche<br />

Schwerpunkte haben, ist dieser Schritt<br />

■ Organisation der<br />

manchmal heikel. Eine Übersicht über<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Studierenden<br />

die Angebote und Erfahrungsberichte<br />

■ Datenbank mit Informationen zu<br />

sollen hier helfen. Das zweite Projekt ist<br />

Unternehmen der Branche<br />

eine übergreifende Datenbank, in der<br />

■ Nächstes Treffen für 2017 geplant Studierende Unternehmen für ein Praktikum<br />

oder den Berufseinstieg finden.<br />

Bild: Hillerkuss<br />

■ Was würden Sie hier anders machen<br />

als bei bisherigen Angeboten?<br />

Wir haben einige solcher Datenbanken<br />

verglichen und wollen die Suchmöglichkeiten<br />

für die Studierenden optimieren,<br />

so dass der Suchende seine Interessen<br />

eingibt und dann geeignete<br />

Profile vorgeschlagen bekommt. Das<br />

Spektrum an Unternehmen ist ja in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> sehr breit. Die Konzerne<br />

sind natürlich bekannt, aber gerade in<br />

kleineren Unternehmen bekommt man<br />

im Praktikum einen vollständigeren<br />

Eindruck über den gesamten Prozess –<br />

daher sind solche Praktika beliebt, aber<br />

schwieriger zu finden.<br />

Enge und unkomplizierte<br />

Zusammenarbeit auch mit<br />

der Industrie erwünscht<br />

■ Wie können Unternehmen einen Eintrag<br />

in der Datenbank bekommen?<br />

Wir werden ein Template vorbereiten<br />

und zunächst die Unternehmen, mit<br />

denen wir schon zu tun haben, im Laufe<br />

des kommenden Jahres anschreiben. So<br />

sollte eine Basis für die Datenbank entstehen.<br />

Wenn Interesse besteht, Content<br />

zu einem Unternehmen beizusteuern,<br />

freuen wir uns aber auch schon<br />

vorab über eine Kontaktaufnahme.<br />

■ Wie finanzieren sich der Verein und<br />

seine Projekte?<br />

Wir bekommen für die jährlichen<br />

Treffen der Komet finanzielle Unterstützung<br />

vom Bundesforschungsminis -<br />

te rium und haben Sponsoren aus der<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Branche. Ab 2017 ist<br />

der Verein auch als gemeinnützig anerkannt.<br />

Wir hoffen, dass die Datenbank<br />

sowie weitere Projekte mit Sponsoring<br />

finanziert werden können – ob Kosten<br />

für einen einzelnen Eintrag entstehen,<br />

können wir heute noch nicht sagen.<br />

68 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


■ Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit<br />

von Studierenden, der jeweiligen<br />

Hochschule und der Industrie?<br />

Initiative von den Studierenden, Neugierde,<br />

Mut und Anregungen von den<br />

Hochschulen und der Industrie. Eine<br />

enge unkomplizierte Verbindung zwischen<br />

allen Seiten würde die Zusammenarbeit<br />

sicher am effizientesten machen.<br />

■ Welche Art von Hilfe bekommen Sie<br />

von der Industrie?<br />

Wir haben bisher Sponsoren, die unsere<br />

Website und die Veranstaltungen<br />

finanziell unterstützen. Das ließe sich<br />

sicher noch erweitern: Auch Beratung<br />

ist uns willkommen oder materielle Unterstützung<br />

für unsere Treffen. Diese<br />

könnten zum Beispiel auch in Kooperation<br />

mit einem Unternehmen stattfinden.<br />

■ Was bieten Sie den Unternehmen?<br />

Wir können zwischen der Industrie und<br />

den Studierenden vermitteln und wollen<br />

ein Netzwerk aufbauen, von dem<br />

mittelfristig alle profitieren.<br />

■ Mehr Zusammenarbeit mit Ingenieurwissenschaften<br />

und Medizin ist erwünscht.<br />

Was erhoffen Sie sich davon?<br />

Die Fachschaften im Bereich Medizin<br />

sind mit ihrer Dachorganisation BVMD<br />

sehr gut aufgestellt, können sich Gehör<br />

verschaffen und den Studierenden einen<br />

vorbildlichen Service liefern. Das<br />

sehe ich als gutes Beispiel für unsere<br />

Arbeit. Der Kontakt zu den Ingenieurwissenschaften<br />

ist uns aber auch wichtig,<br />

denn im technischen Bereich liegt<br />

der Schwerpunkt vieler Master-Studiengänge.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

Spannende<br />

Berichte aus der<br />

Wissenschaft.<br />

Print, digital und als App.<br />

Jetzt<br />

lesen!<br />

Das ist die Komet<br />

Die Konferenz der Medizin<strong>technik</strong>-Fachschaften<br />

– Komet – fand erstmals im Oktober<br />

2014 in Erlangen statt, als Projekt<br />

der Fachschaftsinitiative Medizin<strong>technik</strong><br />

Erlangen. Im Dezember 2014 wurde in<br />

Lübeck ein Verein gegründet, der 2015<br />

zur zweiten Veranstaltung lud. Der Verein<br />

hat derzeit 36 Mitglieder. Zu den jährlichen<br />

Treffen werden die Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Fachschaften, Fachgruppen, Initiativen,<br />

Vertretungen sowie affine Fachrichtungen<br />

im Einzugsbereich eingeladen. Auch<br />

Gäste aus nahestehenden Dachverbänden<br />

sind willkommen. Finanziert wird die<br />

Konferenz derzeit größtenteils vom<br />

BMBF. Die Zahl der Sponsoren aus der Industrie<br />

wächst jedoch.<br />

Anfang der Jahres 2017 soll bereits eine<br />

interaktive Masterwechseldatenbank online<br />

gehen, um den Studierenden mit Erfahrungsberichten<br />

den Wechsel an andere<br />

Standorte zu erleichtern. Bis Mitte/Ende<br />

2017 ist eine Unternehmensdatenbank<br />

geplant, um Unternehmensprofile/<br />

Schwerpunkte/Produkte – zum Beispiel<br />

für die Bewerbung um ein Praktikum –<br />

schneller zu finden. Beim Treffen im<br />

Herbst 2016 startete ein Projekt, das die<br />

Kommunikation mit nahestehenden<br />

Dachverbänden aus Medizin und Gesundheits-<br />

sowie Ingenieurwissenschaften<br />

verbessern soll.<br />

In Deutschland gibt es derzeit 77 Bachelor-Studiengänge<br />

im Medizin<strong>technik</strong>-Bereich,<br />

in Österreich 14, in der Schweiz 4.<br />

Bis zum Master of Science führen 48 Studienangebote<br />

in Deutschland, 12 in Österreich<br />

und 10 in der Schweiz. Sie alle<br />

könnten sich in der Komet organisieren.<br />

Auf lange Sicht ist ein Alumni-Netzwerk<br />

in der D-A-CH-Region geplant, und aus<br />

der Komet soll ein Dachverband entstehen,<br />

der auf Augenhöhe mit anderen<br />

Studierendenvereinigungen wie der Bundesvertretung<br />

der Medizinstudierenden<br />

in Deutschland BVMD agiert.<br />

Die nächste Komet-Treffen soll im Herbst<br />

2017 stattfinden.<br />

www.die-komet.org<br />

Wissenschaft ist Spannung pur –<br />

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Leben bestimmt. In jeder Ausgabe<br />

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Forschung und Wissenschaft –<br />

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01/2017 medizin&tec hn i k 69


■ [ ARBEITSMARKT MEDTECH ]<br />

Digitalisierung stellt die Macht in Frage<br />

Führung | Erprobt sind Führungsstile, bei denen der direkte Kontakt zwischen Mit -<br />

arbeitern und Vorgesetzten eine Rolle spielt. Digitale Kommunikation schafft hier<br />

neue Möglichkeiten, über deren Mechanismen noch nicht viel bekannt ist. Selbst<br />

eine Maschine als Chef wäre grundsätzlich denkbar.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Digitalisierung<br />

Rolle der Führungskräfte<br />

Veränderte Machtverhältnisse<br />

Hybride Strukturen versprechen Erfolg<br />

Aufmerksames Ausprobieren<br />

Bild: Fotolia/WavebreakMediaMicro<br />

Digitale Führung wird immer<br />

noch an den Ergebnissen gemessen,<br />

die im persönlichen<br />

Kontakt zwischen Führungskraft<br />

und Mitarbeitern zu erreichen<br />

wären<br />

Bei Google empfehlen bereits heute<br />

die Beschäftigten im Rahmen eines<br />

standardisierten Feedbackprozesses ihre<br />

Vorgesetzten als Führungskräfte für andere,<br />

höhere Aufgaben. Oder auch nicht.“<br />

Dieses Beispiel führt Prof. Dr. Jürgen<br />

Weibler an, um zu zeigen, dass die Digitalisierung<br />

viel verändert und auch Hierarchien<br />

und die Rolle von Führungskräften<br />

und Mitarbeitern beeinflussen kann.<br />

Weibler ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Personalführung<br />

und Organisation, an der<br />

Fern-Universität in Hagen. Innovative Unternehmen<br />

wie Google, deren Geschäftsfeld<br />

neue Technologien sind, sagt er, würden<br />

mit den Veränderungen durch die Digitalisierung<br />

sicher zuerst konfrontiert.<br />

Sicher sei aber, dass früher oder später jede<br />

Organisation mit entsprechenden Fragen<br />

konfrontiert werden wird. „Wer es<br />

dann schafft, die analoge und die digitale<br />

Welt miteinander zu verzahnen, wird erfolgreichere<br />

Führungsbeziehungen entwickeln<br />

und nicht selbst durch Digitalisierung<br />

entmachtet.“<br />

In diesem Zusammenhang entstehen<br />

eventuell neue Anforderungen an Führungskräfte,<br />

die aber auch neue Möglichkeiten<br />

eröffnet. „Ein bloßes ‚Update‘ des<br />

klassischen Führungsverständnisses<br />

reicht nicht mehr, es muss schon mittelfristig<br />

ein Wechsel des ‚Betriebssystems‘<br />

werden“, sagt der Wissenschaftler.<br />

Aber ist „Digital Leadership“ tatsächlich<br />

etwas ganz anderes als die persönliche<br />

„Face-to-Face“-Führung? Dazu wäre<br />

laut Weibler festzuhalten, dass Digital<br />

Leadership nicht allein damit erreicht ist,<br />

dass Gestaltungsmittel digitalisiert werden.<br />

Digitale Führung setze voraus, dass<br />

Medien im Führungsprozess gezielt eingesetzt<br />

werden.<br />

Den neuen digitalen Arbeits- wie Kommunikationstechnologien<br />

ist gemeinsam,<br />

dass sie Führenden wie Geführten zur<br />

Verfügung stehen (werden) und dass sie<br />

räumliche und zeitliche Distanzen überbrücken<br />

können. Mit ihnen können versierte<br />

Nutzer selbst aus großer Entfernung<br />

Einfluss nehmen. „Führungskräfte<br />

werden daher stärker in Form einer digi-<br />

tal getragenen sozio-kulturellen Führung<br />

agieren“, betont Weibler. Die Basis dafür<br />

sind der Aufbau und die Pflege von Sozialkapital,<br />

das eine ‚Währung‘ für die gegenseitige<br />

Anerkennung und Akzeptanz<br />

von Einflussansprüchen sei.<br />

Einfluss von unten<br />

Auf digitalem Weg entstehen aber auch<br />

neue Macht- und Einflussmöglichkeiten<br />

jenseits der Hierarchie. Das fängt bei der<br />

kollaborativen Arbeitssoftware an. Mitarbeiter<br />

tauschen sich auch online über Ideen<br />

von Vorgesetzten aus, was zu einer<br />

Meinungsbildung mit offenem Ausgang<br />

führt, der man sich nicht einfach entziehen<br />

kann. „Wenn solche Eigendynamiken<br />

entstehen, verlagern sich die Gewichte<br />

und formale und informelle Strukturen<br />

ändern sich.“<br />

Sozialkapital würde beim Digital Lea -<br />

der aber weniger auf klassischen persönlichen<br />

, sondern vielmehr auf digitalen Beziehungen<br />

basieren: Verbale oder audiovisuelle<br />

Positionen werden dann über<br />

Twitter und Insta gram verbreitet. So wird<br />

70 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Bild: Fern-Universität Hagen/privat<br />

Laut Prof. Dr. Jürgen Weibler<br />

existieren analoge und digitale<br />

Systeme und Führungsmodi<br />

nebeneinander, können sich ergänzen<br />

und verstärken – und die<br />

Hybridlösungen funktionieren<br />

nach Ansicht des Wissenschaftlers<br />

oft besser als reine Formen<br />

ein umfassendes mitarbeiterbezogenes<br />

Social-Relationship-Management praktiziert<br />

– auch bezeichnet als Social Selling.<br />

Social Liking und Freundschaftlichkeit sichern<br />

dann in einer – zumindest virtuell<br />

engen – Verbindung Loyalität. Empfehlungen<br />

der Mitarbeiter wiederum begründen<br />

Vertrauen und führen letztlich zu einer<br />

zuerkannten Führerschaft, auch wenn<br />

diese nur „auf Probe“ besteht.<br />

In der Wirtschaftswelt existieren schon<br />

analoge und digitale Systeme und Führungsmodi<br />

nebeneinander und können<br />

sich ergänzen und verstärken. Solche Hybridlösungen<br />

funktionierten oft besser als<br />

reine Formen, meint Weibler.<br />

Der Erfolg von Elementen des digitalen<br />

Führens muss sich aber an dem messen<br />

lassen, was bei einer physischen Begegnung<br />

von Angesicht zu Angesicht zu erreichen<br />

ist. Eine elektronisch übermittelte<br />

schriftliche Anweisung mag in manchen<br />

Fällen ausreichen. Bei komplexen Themen<br />

ist eine Videokonferenz informativer<br />

als ein reines Telefonat. Je mehr Sinne das<br />

Medium anspricht, desto mehr Informationen<br />

können transportiert werden und<br />

desto einfacher ist es, die Situation richtig<br />

zu interpretieren.<br />

Auch die mit großen Schritten voranschreitende<br />

Weiterentwicklung von<br />

Augmented-Reality-Anwendungen wird<br />

nach Weiblers Meinung die Führung beeinflussen.<br />

Tracking Devices stellen in solchen<br />

Szenarien dem Mitarbeiter, gegebenenfalls<br />

aber auch der Organisation,<br />

Informationen zur Verfügung, wie die<br />

individuelle Leistung optimiert oder<br />

die Gesundheit geschützt werden kann.<br />

So kann die persönliche Führung in unterschiedlichem<br />

Maß ersetzt werden.<br />

Weibler weist aber auch auf die rechtlichen<br />

Aspekte hin: „Obwohl die Technik<br />

noch nicht ausgereift ist, drängen sich sofort<br />

zahlreiche juristische und ethische<br />

Fragen auf, zum Beispiel hinsichtlich datengestützter<br />

Kontrollmöglichkeit ‚von<br />

oben‘.“<br />

Einfluss durch Abwesende<br />

Schon mit der heute verfügbaren Technik<br />

können Chefs aber, ohne anwesend zu<br />

sein, per Smartphone oder Tablet Einfluss<br />

bei Meetings teilnehmen, indem sie Fragen<br />

über Anwesende lancieren, Hintergrundinformationen<br />

liefern oder online<br />

entscheiden. Dies berühre massiv Fragen<br />

der Delegation und der Verantwortlichkeit,<br />

sagt Weibler. Und: „‚Kontrollfreaks‘<br />

bekommen neue Möglichkeiten.“<br />

Für die Wissenschaft sieht Weibler die<br />

Aufgabe, Motive, Prozesse und Folgen<br />

dieser Art der Führung empirisch zu untersuchen.<br />

Für Organisationen gelte bis<br />

auf weiteres „Experimentieren und genau<br />

hinschauen. Das ist sozusagen der Google<br />

Way – nicht die schlechteste Adresse für<br />

Innovationen.“<br />

Dass eines Tages der Computer die Rolle<br />

von Chef oder Chefin übernehmen<br />

könnte, sei durchaus denkbar. Das führe<br />

aber zum Kern des Themas Führung, sagt<br />

Weibler, denn „dann diskutieren wir die<br />

Entmachtungsfrage von Führungskräften<br />

durch Maschinen und ihre Programme<br />

substanziell neu.“ Auch wenn die Technik<br />

soweit noch nicht ist: Mit der Diskussion<br />

anfangen „darf man natürlich schon<br />

jetzt.“<br />

(op)■<br />

Mehr über Führungsforschung<br />

und die Arbeiten von Prof. Weibler:<br />

www.leadership-insiders.de<br />

Digitalisierung – Folgen für Mitarbeiter<br />

Die Digitalisierung der Arbeitswelt beschleunigt<br />

Jobwechsel und Strukturwandel<br />

in Deutschland. Die Zahl von<br />

Akademikerinnen und Akademikern<br />

nimmt zu, die Zahlen beruflich Qualifizierter<br />

und Geringqualifizierter nehmen<br />

ab. Gleichzeitig steigt die Komplexität<br />

der auszuübenden Tätigkeiten,<br />

und die Bedeutung von Bildung und<br />

Weiterbildung wächst. Das sind erste<br />

zentrale Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts<br />

„Polarisierung von Tätigkeiten<br />

in der Wirtschaft 4.0 — Fachkräftequalifikationen<br />

und Fachkräftebedarf<br />

in der digitalisierten Arbeit von<br />

morgen“. Das Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB) führt dieses Projekt<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) durch.<br />

Laut BIBB-Präsident Friedrich Hubert<br />

Esser lassen sich bereits jetzt zwei Entwicklungen<br />

festhalten. Der Berufs- und<br />

Tätigkeitswandel durch die Digitalisierung<br />

wird sich beschleunigen, und der<br />

Branchenwandel hin zu mehr technologiegestützten<br />

Dienstleistungen wird<br />

weiter an Fahrt aufnehmen. „Klar ist<br />

aber auch: Es gibt keine Alternative zu<br />

diesen Entwicklungen.“ Eine verzögerte<br />

oder gar verschleppte Umsetzung der<br />

Digitalisierung werde sich negativ auf<br />

den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

auswirken. Es sei, so Esser weiter, eine<br />

deutliche Asymmetrie im Digitalisierungsniveau<br />

der unterschiedlichen<br />

Branchen innerhalb der deutschen<br />

Wirtschaft festzustellen.<br />

Infolge des branchen- und berufsspezifischen<br />

Strukturwandels werde es in<br />

Zukunft aufgrund der Digitalisierung<br />

weniger Tätigkeiten auf Fachkräfteebene<br />

geben. Nachgefragt würden dafür<br />

mehr hochkomplexe Tätigkeiten, zum<br />

Beispiel mit IT-Bezug oder zur Betreuung<br />

und Steuerung von Prozessen. Diese<br />

müssten nicht zwingend von Akademikern<br />

ausgeübt werden, sondern<br />

könnten wie schon heute auch Fachkräften<br />

übertragen werden. „Voraussetzung<br />

hierfür ist, dass Fachkräfte ihre<br />

Kompetenzen auf Grundlage aktueller<br />

Aus- und Fortbildungsberufe und in einem<br />

durchlässigen Bildungssystem<br />

laufend weiterentwickeln.“<br />

Weitere Informationen im Internetangebot<br />

des BIBB:<br />

http://bit.ly/2jwHb6Z<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 71


Auf der Suche nach Work-Life-Balance<br />

Zeitmanagement | Immer mehr Deutsche fühlen sich gestresst. Die Folgen sind häufig<br />

Krankheiten und steigende Kosten nicht nur für Arbeitgeber. Wer in seinen Unternehmen<br />

eine gute Work-Life-Balance ermöglicht, erhöht seine Chancen bei der Suche<br />

nach qualifizierten Fachkräften und bindet langfristig motivierte Mitarbeiter.<br />

Seit 15 Jahren verzeichnen die Krankenkassen<br />

eine Zunahme stressbedingter<br />

Krankschreibungen. Von den gut<br />

15 Fehltagen pro Kopf und Jahr entfallen<br />

2,5 Tage auf psychische Beschwerden wie<br />

Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen.<br />

Um herauszufinden, woran es<br />

liegt, dass immer mehr Menschen Probleme<br />

haben, ihren Alltag zu bewältigen, hat<br />

die Techniker Krankenkasse im vergangenen<br />

Jahr das Meinungsforschungsinstitut<br />

Forsa beauftragt, einen repräsentativen<br />

Querschnitt der Bevölkerung zum persönlichen<br />

Stresslevel, den häufigsten Stressauslösern<br />

und dem individuellen Umgang<br />

mit dem Stress zu befragen. Ergebnis der<br />

TK-Stressstudie: Der Stresspegel in<br />

Deutschland ist nach wie vor sehr hoch.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Zunahme stressbedingter Krankheiten<br />

Arbeitskraft regenerieren<br />

Private und berufliche Ziele verbinden<br />

Moderne Arbeitsmodelle müssen mehr<br />

Flexibilität bieten<br />

Fast 60 % der Befragten gaben sogar an,<br />

dass ihr Leben in den vergangenen drei<br />

Jahren noch stressiger geworden sei.<br />

Wie bereits 2013 in der Vorgängerstudie<br />

steht der Job beziehungsweise die<br />

Ausbildung auf Platz eins der Stressursachen<br />

in Deutschland. Offenkundig gibt es<br />

ein Missverhältnis zwischen Arbeitsmenge<br />

und der dafür zur Verfügung stehenden<br />

Zeit. Rund zwei Drittel der Berufstätigen<br />

empfinden ihr Pensum als zu hoch<br />

und deshalb belastend. Dies ist nicht nur<br />

im Hinblick auf Stress ein ernstzunehmender<br />

Befund. Auch für die Qualität der<br />

Arbeit hat dies negative Konsequenzen:<br />

Wer es kaum schafft, seine tägliche To-<br />

Do-Liste abzuarbeiten, dem bleibt in der<br />

Regel keine Zeit für kreatives Denken<br />

oder strategische Überlegungen.<br />

Termindruck und Hetze stressen sechs<br />

von zehn Berufstätigen. Für eine Menge<br />

Stress sorgt außerdem das Thema Kommunikation.<br />

Dies fängt an bei der Informationsflut,<br />

die vorwiegend per E-Mail in<br />

den Arbeitsalltag schwappt, dort den<br />

Stresspegel erhöht und auch das Wochenende<br />

sowie den Urlaub belastet. Und<br />

schließlich nennt rund ein Viertel der arbeitenden<br />

Bevölkerung Schwierigkeiten<br />

mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

als Stressfaktor.<br />

Fakt ist: Der Tag hat 24 Stunden – diese<br />

Konstante lässt sich auch bei bestem Zeitmanagement<br />

nicht aushebeln. Ein Drittel<br />

verbringt der Mensch in der Regel bei der<br />

Arbeit, ein Drittel braucht er zum Schlafen.<br />

Es bleibt also ein Drittel, um die eigene<br />

Arbeitskraft zu regenerieren, um Wege,<br />

Mahlzeiten und Privates zu erledigen.<br />

Vier von zehn Berufstätigen gaben bei der<br />

Befragung an, dass bei ihnen Familie und<br />

Freunde wegen beruflicher Verpflichtungen<br />

zu kurz kommen.<br />

Nachwuchskräfte sind nicht<br />

mehr nur auf Karriere fixiert<br />

Dabei ist die Work-Life-Balance nicht nur<br />

ein Thema für Frauen. Für fast ebenso viele<br />

Männer wiegen ihre Lebensprioritäten<br />

inzwischen schwerer als eine berufliche<br />

Karriere. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

nicht nur die Techniker Krankenkasse in<br />

ihrer Untersuchung, sondern auch eine<br />

aktuelle Studie „Integrating work and life<br />

– it’s not just a woman’s issue anymore“<br />

der internationalen Managementberatung<br />

Bain & Company nach der Befragung<br />

von 1500 MBA-Studenten und -Absolven-<br />

72 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


[ ARBEITSMARKT MEDTECH ] ■<br />

Die ausgewogene Gestaltung von<br />

Arbe<br />

its- und Privatleben ist zunehmend<br />

wic<br />

icht<br />

htig<br />

iger als das Gehalt<br />

Bild: Fotolia/Pathfinder<br />

ten in den USA. Dass ihnen das Erreichen<br />

ihrer nicht beruflichen Ziele wichtiger ist<br />

als eine schnelle Karriere, sagen 50 % der<br />

weiblichen und 51 % der männlichen<br />

MBAs. „MBA-Studenten von heute denken<br />

intensiv darüber nach, was sie beruflich<br />

und persönlich erreichen wollen“,<br />

analysiert Dr. Henrik Naujoks, für Personal<br />

verantwortlicher Partner bei Bain &<br />

Company. „Sie sind nicht mehr ausschließlich<br />

auf die Karriere fokussiert,<br />

sondern streben ein erfülltes Leben in vielen<br />

Dimensionen an.“ 40 % der Studentinnen<br />

und sogar 42 % der Studenten betrachten<br />

den ständigen Kompromiss zwischen<br />

Beruf und anderen Ambitionen als<br />

größtes Hindernis für ihre Karriereziele.<br />

Die Ergebnisse dieser Umfrage haben<br />

Konsequenzen sowohl für Unternehmen<br />

als auch für Ausbildungsstätten. Sie müssen<br />

sich auf die veränderten und flexibleren<br />

Karrierewünsche der Studenten einstellen<br />

– die einen, um für die Top-Absolventen<br />

interessant zu bleiben, die anderen,<br />

um nicht an der Realität vorbei auszubilden.<br />

„Die aufstrebende neue Generation<br />

der Konzernlenker und Unternehmer<br />

zwingt die Wirtschaft zu akzeptieren,<br />

dass Karriere um jeden Preis nicht mehr<br />

das dominierende Ziel ist“, betont Bain-<br />

Partner Naujoks.<br />

Für Unternehmen heißt es daher mehr<br />

zu tun, als nur über Flexibilität zu reden.<br />

Sie müssen zeigen, dass es in ihrer Firmenkultur<br />

verschiedene Optionen für den<br />

Weg ins Top-Management gibt. Dazu gehören<br />

moderne Arbeitsmodelle wie Teilzeitbeschäftigung,<br />

Jobsharing, Home -<br />

office sowie Auszeiten, die der Karriere<br />

Projekte mit Modellcharakter<br />

nicht schaden. Viele Unternehmen müssen<br />

ihre Beförderungsmechanismen überdenken,<br />

damit sich flexible Arbeitsmodelle<br />

durchsetzen können. Wer das schafft,<br />

zieht Spitzentalente nicht nur an, sondern<br />

bindet diese auch langfristig an sein Unternehmen.<br />

Ein deutschlandweit einzigartiges Verbundprojekt<br />

an der deutsch-dänischen<br />

Grenze untersucht derzeit, wie Kommunen<br />

und Arbeitgeber gemeinsam Arbeitsund<br />

Lebensbedingungen standortbezogen<br />

verbessern können. Das Projekt „Lebenszeit<br />

4.0 – Zeitgerechte Region am<br />

Beispiel Nordstadt+“ wird vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

mit 1,4 Mio. Euro finanziert. Es untersucht<br />

an der Region Flensburg exemplarisch<br />

die Frage, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

einer Region Stress erzeugen,<br />

verstärken oder abmildern können.<br />

„Flensburg ist für uns eine Art<br />

‘Middletown‘ – eine 90 000-Einwohner-<br />

Stadt mit für Deutschland typischen Eigenschaften<br />

im Hinblick auf den Aufbau<br />

der Bevölkerung, die Mischung von Arbeitsplätzen<br />

in Industrie, Dienstleistung,<br />

Handel und Verwaltung, die Verteilung<br />

von Wohn- und Arbeitsort in der Region“,<br />

erklärt Gerd Grözinger, Professor für Bildungsökonomik<br />

und Soziologie an der<br />

Europa-Universität Flensburg. Hinzu<br />

kommt die unmittelbare Nachbarschaft<br />

zu Dänemark. „Die skandinavische Kinder-<br />

und Jugendbetreuung ist vorbildlich.<br />

Die starke dänische Minderheit in der Region<br />

gibt uns die Möglichkeit, von unserem<br />

skandinavischen Nachbarn zu lernen“,so<br />

Grözinger.<br />

Die Projektteilnehmer befragen Beschäftigte<br />

und Angehörige, führen physiologische<br />

Messungen durch und entwickeln<br />

auf Basis ihrer Ergebnisse gemeinsam<br />

mit der Stadt Flensburg und sozialen<br />

Diensten betriebliche Konzepte, wie etwa<br />

überbetriebliche Kindergärten, familiengerechte<br />

Schichtmodelle oder Pflegezeiten.<br />

„Die Konzepte werden in den Betrieben<br />

umgesetzt und evaluiert. Sie sollen<br />

helfen, die außerbetrieblichen und gebietsbezogenen<br />

Stressfaktoren zu reduzieren“,<br />

sagt Jan Dettmers, Professor für<br />

Arbeits- und Organisationspsychologie an<br />

der Medical School Hamburg. Das Verbundprojekt<br />

ist interdisziplinär angelegt<br />

und läuft bis Juli 2018. „Grundsätzliches<br />

Ziel des Projektes ist es, dauerhaft eine<br />

andere Zeitkultur zu etablieren, die auf<br />

andere Regionen übertragbar ist“. (su) ■<br />

Das Verbundprojekt Lebenszeit 4.0 gehört<br />

zur Fokusgruppe 4 „Individualisierte<br />

und präventive Arbeitsgestaltung“. Alle<br />

Projekte dieser Gruppe untersuchen organisationale<br />

Gegebenheiten mitsamt<br />

ihren Auswirkungen auf gesundheitsrelevante<br />

Aspekte. Neben Analysen betrieblicher<br />

und organisatorischer Voraussetzungen<br />

werden Monitoringsysteme entwickelt,<br />

die arbeitsbezogene Parameter<br />

sowie gesundheitsgefährdende Belastungen<br />

erfassen. Weitere Projekte sind:<br />

■ Im Verbundprojekt Balanceguard werden<br />

ein webbasiertes Assistenzsystem<br />

sowie begleitende Informations- und<br />

Beratungsangebote entwickelt, die Beschäftigte<br />

und Betriebe im Umgang<br />

mit Belastungs- und Beanspruchungssituationen<br />

unterstützen sollen.<br />

■ Das Verbundprojekt Ingemo wird Konzepte<br />

und Methoden zur Stärkung der<br />

organisationalen Gestaltungskompetenz<br />

erarbeiten und verbreiten, die die<br />

psycho-sozialen Gesundheitsressourcen<br />

von Beschäftigten in der Metallund<br />

Elektroindustrie verbessern.<br />

■ Im Projekt Previlog werden Vorgehensweisen,<br />

Modelle und Methoden zur<br />

präventiven Gestaltung von Arbeitssystemen<br />

der Intralogistik entwickelt.<br />

■ Prosilwa – Prävention für sichere<br />

Waldarbeit – entwickelt und erprobt<br />

Präventions- und Kompetenzentwicklungskonzepte<br />

zur Verbesserung des<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutzes in<br />

kleinsten und familienbetrieblich organisierten<br />

Forstunternehmen.<br />

■ Im Terra-Projekt werden Modelle überbetrieblicher<br />

Tätigkeitswechsel in<br />

regionalen Netzwerken entwickelt<br />

und erprobt, und damit ein neuer<br />

Präven tionsansatz geschaffen, um die<br />

Arbeitsfähigkeit von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern unter anderem<br />

durch individuelle Kompetenzentwicklung<br />

dauerhaft zu erhalten.<br />

http://gesundearbeit-mega.de<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 73


Bild: Fairxperts<br />

Termine<br />

Februar<br />

Technische Dokumentation<br />

nach Medizinprodukte-<br />

Richtlinie – Schwerpunkt<br />

Qualitätsmanagement<br />

Überblick über die Quellen von<br />

regulatorischen Anforderungen an<br />

die Technische Dokumentation<br />

21. Februar 2017, Tuttlingen<br />

Medical Mountains<br />

www.medicalmountains.de<br />

5. Fachtagung<br />

Entgrattechnologien und<br />

Präzisionsoberflächen<br />

Innovative Lösungen für gratfreie<br />

Kanten und präzise Oberflächen<br />

21.-22. Februar 2017, Nürtingen<br />

Fairxperts<br />

www.fairxperts.de<br />

Professionelles Verkaufstraining<br />

für den<br />

erfolgreichen Vertrieb von<br />

Medizinprodukten<br />

Neue Erkenntnisse und Wege im<br />

Bereich der Verhaltensabläufe und<br />

Verkaufs<strong>technik</strong>en<br />

21.-22. Februar 2017, Tuttlingen<br />

Medical Mountains<br />

www.medical-mountains.de<br />

Weitere Informationen<br />

In unserem Online-Magazin<br />

finden Sie noch viele weitere<br />

interessante Termine<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

termine-und-veranstaltungen<br />

Bild: ITV<br />

(Un-) Zulässige<br />

Zusammenarbeit in der<br />

Hilfsmittelversorgung<br />

Vertriebspraxis in der ambulanten<br />

Versorgung im Lichte<br />

der Antikorruptionsregeln<br />

23. Februar 2017, Berlin<br />

BVMed<br />

www.bvmed.de<br />

März<br />

Symposium – Produktion,<br />

Verarbeitung und Design<br />

von Kunststoffen in der<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

Die Anforderungen an Kunststoffe<br />

für die Medizinprodukte-Fertigung<br />

7. März 2017, Reutlingen<br />

Institut für Medizin<strong>technik</strong><br />

www.medizin<strong>technik</strong>-reutlingen.de<br />

Risikomanagement für<br />

Medizinprodukte nach<br />

ISO 14971<br />

Die Anforderungen des Risikomanagements<br />

im Unternehmen<br />

schnell und einfach umsetzen<br />

7. März 2017, Nürnberg<br />

Forum Medtech Pharma<br />

www.medtech-pharma.de<br />

5. Anwenderforum<br />

Smart Textiles<br />

Flächenmaterialien mit Textilintelligenz<br />

für medizintechnische<br />

Produktentwicklungen<br />

8.-9. März 2017, Wolfurt/Österreich<br />

ITV Denkendorf<br />

www.itv-denkendorf.de/anwenderforum<br />

Bild: TÜV Rheinland<br />

Cybersecurity in der<br />

Medizin<br />

Chancen und Gefahren vernetzter<br />

Medizin<strong>technik</strong>, gesetzliche Anforderungen<br />

an Hersteller und Betreiber<br />

16. März 2017, Frankfurt/M.<br />

VDE<br />

www.vde.com<br />

Sterilisation von<br />

Medizinprodukten<br />

Praktikable Wege für den<br />

betrieblichen Alltag<br />

28. März 2017, Köln<br />

TÜV Rheinland<br />

www.tuv.com/konferenzen<br />

2. Spring Update<br />

Medizinproduktekonferenz<br />

Expertentreff für Hersteller, Zulieferer,<br />

Inverkehrbringer, Behörden und<br />

Benannte Stellen<br />

30.-31. März 2017, Köln<br />

TÜV Rheinland<br />

www.tuv.com/konferenzen<br />

April<br />

Fachmesse Medtec Europe<br />

Europäische Healthcare Professionals<br />

und die medizintechnische Fertigungs-<br />

und Zuliefererindustrie unter<br />

einem Dach<br />

4.-6. April 2017, Stuttgart<br />

UBM Canon<br />

www.medtec-europe.com<br />

74 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


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01/2017 medizin&tec hn i k 75<br />

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■ [ RECHT ]<br />

Risikobewertung – in Zukunft<br />

mit weniger Versuchstieren<br />

Biologische Sicherheit | Um das toxikologische Risiko von Medizinprodukten zu bewerten,<br />

wurden bisher Daten aus Tierversuchen eingesetzt. Für die Pharmabranche<br />

sind bereits Verfahren beschrieben, die solche Experimente ersetzen können. Ähnliche<br />

Regelungen sind für Medizinprodukte in Vorbereitung.<br />

Mit Zellkulturen lassen sich auch<br />

ohne Tierversuche die Effekte nachweisen,<br />

die Inhaltsstoffe auf das<br />

Gewebe haben können<br />

beitet und an die neuen Gegebenheiten<br />

angepasst. Weitere Änderungen werden<br />

in den anderen Normenteilen erwartet<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Biologische und toxikologische<br />

Sicherheit von Medizinprodukten<br />

Veränderungen an der Normenreihe<br />

ISO 10993<br />

Alternativen zum Tierversuch<br />

Bild: Fotolia/kazoo80<br />

Wer für ein Medizinprodukt eine<br />

weltweite Zulassung erhalten will,<br />

muss Aussagen zur biologischen Sicherheit<br />

seines Produktes machen. Bisher waren<br />

aufwendige Tierversuche, die unerwünscht<br />

und auch mit hohen Kosten verbunden<br />

sind, die einzige Möglichkeit, zu<br />

den erforderlichen Daten zu kommen. Die<br />

Normenreihe ISO-10993, die solche Tests<br />

beschreibt, umfasst nicht weniger als 20<br />

Teile.<br />

Den Rahmen für die Bewertung legt<br />

bisher Anhang A der DIN EN ISO<br />

10993-1: „Beurteilung und Prüfungen im<br />

Rahmen eines Risikomanagementsystems“<br />

fest. Demnach müssen für ein Medizinprodukt<br />

die toxikologischen Endpunkte<br />

bestimmt werden, basierend auf dem<br />

Kontakt zum Patienten beziehungsweise<br />

der Kontaktzeit. Diese Endpunkte sind bei<br />

der Bewertung der biologischen Sicherheit<br />

zu berücksichtigen.<br />

Aber schon seit 2007 diskutiert der Expertenkreis<br />

des ISO TC 194, der sich mit<br />

der ISO-10993-Normen-Serie befasst,<br />

neue Konzepte der Risikobewertung –<br />

auch als Alternative zum Tierversuch. Anregungen<br />

dafür liefert beispielsweise der<br />

Pharmabereich. Auf dieser Basis wurde<br />

ein systematischer Prozess vorgeschlagen,<br />

der in der derzeit aktuellen DIN EN<br />

ISO 10993-1:2010-04 beschrieben ist.<br />

Weitere Änderungen sind jedoch bereits<br />

in Vorbereitung. Sie sollen dazu führen,<br />

dass auch Möglichkeiten der alternativen<br />

Toxikologie in die Bewertung von<br />

Medizinprodukten einfließen können –<br />

beispielsweise der Nachweis nachteiliger<br />

Effekte durch Zellkulturmethoden.<br />

Im Zuge dieses Prozesses werden die<br />

drei für die biologische und toxikologische<br />

Bewertung wichtigen Normenteile<br />

(DIN EN ISO 10993-1, -17, -18) überar-<br />

Tierversuche erst im zweiten<br />

Schritt – wenn überhaupt<br />

Nach Revision der ISO 10993-1, etwa Anfang<br />

bis Mitte 2018, wird künftig der Fokus<br />

auf der quantitativen und qualitativen<br />

Charakterisierung der Medizinprodukte<br />

liegen und die Durchführung von Tier -<br />

versuchen, wenn überhaupt notwendig,<br />

in einem zweiten Schritt erfolgen. Extrahierbare<br />

und herauslösbare Bestandteile<br />

zu bestimmen, wird ein wichtiger Aspekt<br />

sein, denn so lassen sich auch prozessbedingte<br />

Verunreinigungen feststellen –<br />

im Pharmabereich ist das für Produkte<br />

wie Nasal applikatoren oder Verschlussmaterialien<br />

von Behältnissen bereits eta -<br />

bliert. Die genaue Vorgehensweise wird<br />

in der revidierten Fassung der DIN EN<br />

ISO 10993-18: „Chemische Charakterisierung<br />

von Werkstoffen“ beschrieben, mit<br />

der Ende 2018/Anfang 2019 zu rechnen<br />

ist.<br />

Welche Methoden angewendet werden,<br />

um die tolerierbaren Aufnahmemengen<br />

oder die tolerierbaren Kontaktgrenzwerte<br />

der Bestandteile zu bestimmen, beschreibt<br />

die DIN EN ISO 10993-17 „Verfahren<br />

zur Festlegung zulässiger Grenzwerte<br />

für herauslösbare Bestandteile“. In<br />

deren für Mitte/Ende 2019 erwarteter Revision<br />

werden neue Konzepte der Risikobewertung<br />

aufgenommen.<br />

Ob ein toxikologisches Risiko von den<br />

Bestandteilen ausgeht, wird anhand vorliegender<br />

Daten aus der Literatur abgeleitet<br />

oder auch mittels Prüfungen. Wie intensiv<br />

ein Patient mit herauslösbaren Be-<br />

76 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


standteilen in Kontakt kommen darf,<br />

hängt auch von seinem Körpergewicht ab.<br />

Weitere Faktoren sind die Häufigkeit der<br />

Anwendung, die Qualität der zugrunde<br />

gelegten Daten und die Übertragung tierexperimenteller<br />

Daten auf den Menschen.<br />

So kommt man schließlich zu Grenzwerten<br />

auch für solche Substanzen, für die<br />

keine toxikologischen Daten vorliegen<br />

Bewertung ist eine<br />

Aufgabe für Experten<br />

Datenrecherche, Datensichtung, die Herleitung<br />

möglicher Grenzwerte, die Bestimmung<br />

und Anwendung von Sicherheitsfaktoren,<br />

die Expositionsberechnung,<br />

aber auch der Einsatz von Struktur-<br />

Wirkungs-Beziehungs-Modellen für chemische<br />

Substanzen, für die keine toxikologischen<br />

Daten vorhanden sind, werden<br />

von Wissenschaftlern erstellt werden<br />

müssen, die über eine fundierte toxikologische<br />

Ausbildung verfügen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Vorgehensweise<br />

ohne weitere Tierversuche<br />

bei vielen toxikologischen Endpunkten erfolgreich<br />

angewendet werden kann. Wo<br />

die Form des Medizinproduktes eine Rolle<br />

spielt – wie bei der Implantation und Blutverträglichkeit<br />

der Produkte –, lässt sich<br />

das Vorgehen allerdings nicht übertragen.<br />

Weitere Punkte sind Irritation und<br />

Sensibilisierung. Beispiele aus der Zulassung<br />

kosmetischer Rohstoffe oder Industriechemikalien<br />

zeigen, dass es hierfür<br />

schon validierte Alternativmethoden gibt.<br />

Sie sind im Einsatz und in OECD- oder<br />

EU-Prüfrichtlinien dokumentiert.<br />

Dabei handelt es sich meist um zellbasierte<br />

Prüfsysteme. Anfang September<br />

2016 startete ein Ringversuch, um ein solches<br />

Prüfsystem mit dreidimensionalen<br />

Human-Hautmodellen zu validieren. Es<br />

soll das mögliche irritative Potenzial von<br />

Medizinprodukten vorhersagen. Hierzu<br />

wurden Polymermaterialien hergestellt,<br />

die Chemikalien mit irritativer wie auch<br />

nicht-irritativer Wirkung in geringer Menge<br />

enthalten. Mehr als 10 Prüflaboratorien<br />

nehmen an dieser Ringstudie teil, die<br />

die Reproduzierbarkeit bewerten soll.<br />

Wird das Prüfverfahren validiert, ist davon<br />

auszugehen, dass diese Variante auch<br />

für Medizinprodukte relevant wird. Da<br />

bei der Sensibilisierung die gleiche Vorgehensweise<br />

geplant ist, wird zukünftig für<br />

alle Arten von Medizinprodukten eine<br />

Vorhersage mit zellbasierten Prüfsystemen<br />

möglich sein.<br />

Sind die Verfahren global etabliert,<br />

wird das voraussichtlich die Bewertung<br />

beschleunigen und die Kosten senken. Die<br />

In-Vitro-Ersatzmethoden werden den finanziellen<br />

und zeitlichen Aufwand im<br />

Vergleich zum Tierversuch allerdings<br />

nicht reduzieren. Hier ist der Verzicht auf<br />

Tierversuche das entscheidende Argument.<br />

So leistet auch die Medizinproduk -<br />

te industrie einen Beitrag zum 3R-Prinzip<br />

(„Reduce, Replace, Refine“) , das im vierten<br />

Artikel der Tierversuchsrichtlinie<br />

2010/63/EU beschrieben ist.<br />

■<br />

Dr. Albrecht Poth<br />

Dr. Knoell Consult, Mannheim<br />

www.knoellconsult.com<br />

Toxikologie und Medizinprodukte<br />

Um die biologische Sicherheit von Medizinprodukten<br />

zu garantieren, muss ihr<br />

toxikologisches Potenzial beziehungsweise<br />

ihr toxikologisches Risiko bewertet<br />

werden. Dies fordert die europäische Medizinprodukterichtlinie<br />

(93/42/EWG bzw.<br />

2007/47/EG) nach Annex VIII.<br />

Zu den grundlegenden Anforderungen<br />

aus der Medizinprodukterichtlinie gehören<br />

der Nachweis der biologischen und<br />

toxikologischen Sicherheit eines Medizinprodukts.<br />

Das Hauptziel dieser Vorgaben:<br />

Das Medizinprodukt soll weder die<br />

klinischen Bedingungen noch die Sicherheit<br />

des Patienten oder der Anwender<br />

beeinträchtigen.<br />

Für Hersteller von Medizinprodukten und<br />

Prüflaboratorien ist hierfür die Normenreihe<br />

ISO 10993 zur biologischen Beurteilung<br />

von Medizinprodukten relevant.<br />

In der Bewertung werden so genannte<br />

toxikologische Endpunkte betrachtet,<br />

wie zum Beispiel die akute, subakute,<br />

subchronische und chronische Toxizität.<br />

Es wird also erfasst, was unterschiedlich<br />

große, auf einmal aufgenommene Mengen<br />

einer Substanz auslösen oder auch<br />

kleinere, über einen längeren Zeitraum<br />

oder dauerhaft wirkende Mengen. Weiterhin<br />

sind die Genotoxizität und die Karzinogenität<br />

relevant – also die Fähigkeit<br />

von Substanzen, das genetische Material<br />

grundsätzlich zu verändern oder auch<br />

langfristig eine Krebserkrankung zu verursachen.<br />

Entsprechende Daten wurden<br />

bisher üblicherweise auf der Basis von<br />

Tierversuchen erhoben.<br />

<br />

<br />

<br />

Webcode: ME03921<br />

<br />

<br />

Webcode: ME03922<br />

<br />

<br />

Webcode: ME04920<br />

<br />

<br />

Webcode: ME04921<br />

<br />

Webcode: ME04922<br />

<br />

Webcode: ME05920<br />

<br />

<br />

Webcode: ME05924<br />

<br />

Webcode: ME06920<br />

<br />

Webcode: ME06921<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 77<br />

·Kathrin Kulig · Tel.: +49 6221 500-620 · E-Mail: k.kulig@forum-institut.de<br />

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Sie mit dem jeweiligen Webcode auf unserer Website unter


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

In wenigen Schritten<br />

zur Antriebslösung<br />

Bürstenlose DC-Motoren und Controller | Maxon Motor<br />

hat sein Angebot um bürstenlose DC-Motoren erweitert<br />

und bietet zusätzliche Positioniersteuerungen an.<br />

Seine Reihe der bürstenlosen ECX-Speed-Antriebe hat der Anbieter<br />

durch die Modelle ECX Speed 16 und ECX Speed 16<br />

High Power mit 16 mm Durchmesser ergänzt. Diese kompakten<br />

Mikromotoren sind für hohe Drehzahlen bei hoher Laufruhe und<br />

geringer Erwärmung ausgelegt. Die High-Power-Version bietet<br />

zusätzliches Drehmoment und einen noch höheren Wirkungsgrad<br />

durch stärkere Magnete und verbesserte Wicklungstechnologie.<br />

Wie alle Produkte der X-drives-Familie können sie bequem<br />

von zu Hause aus online konfiguriert werden. In maximal elf Arbeitstagen<br />

werden sie versandt. Die detaillierten Produkt- und<br />

3D-Daten stehen jeweils online zur Verfügung.<br />

Zudem schließt der Antriebsspezialist mit zwei kompakten Positioniersteuerungen<br />

die Lücke in den kleineren Leistungsbereichen<br />

seiner kürzlich lancierten Epos4-Produktlinie. Die Steuerungen<br />

sind auf die Motoren des Anbieters abgestimmt, egal ob<br />

es sich um bürstenbehaftete oder bürstenlose Antriebe handelt.<br />

Die Positioniersteuerungen bieten eine hohe Leistungsdichte,<br />

sind kompakt und lassen sich modular für Ethernet-basierende<br />

Schnittstellen erweitern. Der Kunde zahlt nur für das, was er<br />

braucht. Darüber hinaus erhält er kostenlose Software-Libraries,<br />

Praxisbeispiele, Dokumentationen sowie Support und ein Programm<br />

mit automatischem Reglertuning, das Epos-Studio.<br />

Maxon Motor, München<br />

Tel. (089) 420493-0<br />

Bild: Maxon Motor<br />

Firmenscout (Redaktion/Anzeige)<br />

Abbott .................................. 10<br />

AMW ..................................... 10<br />

Ansmann ............................. 80<br />

Astrum IT ............................. 62<br />

Bayern Innovativ Gesellschaft<br />

für Innovation<br />

und Wissenstransfer .........21<br />

Behringer Maschinenfabrik<br />

und Eisengiesserei .............41<br />

Bertrandt ............................. 13<br />

Birds and Trees ................... 48<br />

Bischof + Klein ...................... 9<br />

Bopla ..................................... 26<br />

BPR Medical ........................ 20<br />

Bundesverband Interaktive<br />

Unterhaltungssoftware ... 48<br />

Busch, Dr.-Ing. K. ............... 23<br />

BVMed .................................. 10<br />

Carl Zeiss Meditec .............. 12<br />

CD-adapco .............................9<br />

Cleanroom Competence .. 42<br />

Combinostics ...................... 10<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Urologie ......................... 18<br />

Deutsche Messe ................. 57<br />

Digital Maison .................... 22<br />

Dihawag ............................... 34<br />

Dr. Knoell Consult .............. 76<br />

Eisele Pneumatics .............. 79<br />

Ernst & Engbring ...............31<br />

Eucomed .............................. 10<br />

Fairxperts ............................. 74<br />

Fern-Universität Hagen .... 70<br />

Fetzer Medical .................... 38<br />

FH Aachen, Institut<br />

für Mikrowellen- und<br />

Plasma<strong>technik</strong> (IMP) ......... 18<br />

Forum Institut für<br />

Management ......................77<br />

Forum Medtech Pharma .. 12<br />

Fraunhofer IBMT ................ 67<br />

Fraunhofer IPA .................... 67<br />

Fraunhofer IPT .................... 45<br />

Freudenberg Medical ........ 10<br />

Gefat-IT ................................ 57<br />

Google .................................. 70<br />

Halfar System ........................3<br />

Harmonic Drive .................. 79<br />

Paul Horn ...................... 34, 84<br />

Hebotec ................................ 80<br />

Hermle .................................. 38<br />

Hertie-Instituts für<br />

klinische Hirnforschung ... 48<br />

Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />

& Gerätebau ....................... 36<br />

Hisents High Level Integrated<br />

Sensor for Nanotoxicity<br />

Screening ............................. 67<br />

Hochschule Magdeburg-<br />

Stendal ................................. 19<br />

Hocoma ................................ 48<br />

Igus .................................23, 79<br />

Institut für Medizin<strong>technik</strong><br />

Reutlingen ........................... 74<br />

Intertronics .......................... 20<br />

Iscar Germany ..................... 46<br />

ITV Denkendorf .................. 74<br />

Kompetenzzentrum<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

4.0, Magdeburg ...... 19<br />

Kratzer ..................................37<br />

Kumavision .......................... 60<br />

LEE Hydraulische Miniatur-<br />

Komponenten .....................83<br />

Leuphana Universität<br />

Lüneburg .............................. 48<br />

Maxon Motor ...................... 78<br />

Max-Planck-Institut f<br />

ür Biologie des Alterns ..... 19<br />

Medical Mountains .... 64, 74<br />

Medical Valley EMN .......... 62<br />

Medicut ................................ 42<br />

Medizin<strong>technik</strong> Cluster –<br />

OÖ Wirtschafsagentur .....19<br />

Medtronic ............................ 10<br />

Messe Berlin ........................33<br />

Microtec ............................... 26<br />

Miele ..................................... 41<br />

Multivac Deutschland ......... 8<br />

Nationales Centrum für<br />

Tumorerkrankungen ......... 18<br />

Numares ................................. 9<br />

Nürnberg Messe .....11,30,62<br />

ODU .......................................39<br />

Orthopädische Universitätsklinik<br />

Magdeburg ....... 19<br />

Ortho-Systems ................... 67<br />

Otto Junker .......................... 40<br />

Oulu Health ......................... 64<br />

Oulu University Hospital . 64<br />

Palmeso ................................ 44<br />

Philipps-Universität<br />

Marburg ............................... 18<br />

Portabiles Health Care ..... 62<br />

Precitec Optronic ............... 32<br />

Proto Labs ............................43<br />

Raumedic ............................. 11<br />

Recom ................................... 31<br />

Reichelt. ..................41, 81 , 82<br />

Retrobrain ............................ 48<br />

Römheld ............................... 82<br />

Rubröder International<br />

Trading .................................. 44<br />

Schweizer .............................81<br />

Siemens Healthineers ...... 13<br />

SIS Medical .......................... 11<br />

Spectaris ................................. 8<br />

Spektikor .............................. 64<br />

St. Jude Medical ................. 10<br />

Stäubli Tec-Systems<br />

Connectors ..........................13<br />

STS Medical ......................... 10<br />

System Industrie<br />

Electronic Deutschland ....29<br />

T5 Interface .........................67<br />

TAITRA Taiwan External<br />

Trade Development<br />

Council ...........................24-25<br />

Tebit ...................................... 46<br />

Technologie-Zentrum<br />

Informatik und<br />

Informations<strong>technik</strong> ......... 50<br />

Tetronik ................................ 54<br />

TÜV Nord Cert .................... 12<br />

TÜV Rheinland .................... 74<br />

UBM Canon Europe<br />

Limited .............................2, 74<br />

Unimed ...................................5<br />

Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus Dresden,<br />

Klinik und Poliklinik für<br />

Urologie ................................ 18<br />

Universitätsklinikum<br />

Freiburg ................................31<br />

VDE-Institut ........................ 12<br />

VDE ........................................ 74<br />

Vision Engineering LTD .....45<br />

Viscotec ................................ 20<br />

Wearable Technologies .... 62<br />

Woke Medical ..................... 11<br />

Ypsotec ................................. 34<br />

Z Violyne .............................. 26<br />

78 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


Linearachse<br />

Kleine Linearachse mit schnellen Steilgewinden<br />

schafft Hübe von 25 mm bei einer Umdrehung<br />

Klein, leicht und flach – das sind die<br />

Eigenschaften der Miniatur-Linearachse<br />

Drylin SLN-27. In Kombination mit den<br />

Dryspin-Steilgewinden lassen sich damit<br />

einfache Handlingsaufgaben wie auch<br />

schnelle Sensorverstellungen mit Schrittoder<br />

DC-Motor kostengünstig realisieren.<br />

Die Linearachse eignet sich etwa für Zustellbewegungen<br />

mit geringem Gewicht<br />

Bild: Igus<br />

Robotik<br />

Abnehmbare Wechseleinheit versorgt Roboter<br />

mit Pneumatik, Fluiden und Elektronik<br />

und basiert auf der Miniaturgleitführung<br />

Drylin N mit einer Schienenbreite von 27<br />

mm. Die Führungsschiene besteht aus<br />

eloxiertem Aluminium. Die SLN-27 ist 22<br />

mm hoch und 28 mm breit. Aufgrund der<br />

Kunststoffgleitlager in den Spindellagerungen<br />

und Führungsschlitten ist das System<br />

schmiermittel- und wartungsfrei. Für<br />

dynamische Bewegungsprofile und einen<br />

spielarmen Lauf können die Spindeln<br />

auch kugelgelagert werden. Das Kippspiel<br />

des Führungsschlittens lässt sich über vier<br />

Stellschrauben einstellen. Der Vorschub<br />

erfolgt über eine Spindel mit einem<br />

Durchmesser von 6,35 mm. Die Steilgewinde<br />

sind in fünf Steigungsvarianten –<br />

0,8 mm, 2,54 mm, 5,08 mm, 12,7 mm<br />

und 25,4 mm – verfügbar.<br />

Igus, Köln<br />

Tel. (02203)-9649-459<br />

Die Wechseleinheit Multiline E ist ein<br />

Baukasten für individuell konfigurierbare<br />

und robuste Mehrfach- und Mehrmedienkupplungen<br />

für die Energie- und Medienversorgung<br />

von Robotern. Die Einheit<br />

lässt sich unkompliziert an Schaltschränken,<br />

Werkzeugen, Maschinenteilen und<br />

Robotern einsetzen. Dank des modularen<br />

Designs können verschiedene Durchmesser,<br />

Anschlusstypen und Medien flexibel<br />

in die Kupplung integriert werden. Elektrische<br />

Verbindungen und Betriebsmedien<br />

können bei der Multiline E gleichzeitig<br />

und unter Druck tropffrei gekoppelt<br />

werden. Dank des modularen Designs lassen<br />

sich auch verschiedene Durchmesser,<br />

Anschlusstypen und Medien flexibel in<br />

die Kupplung integrieren. Die Wechseleinheit<br />

für Roboter besteht aus zwei<br />

Mehrmedienkupplungen, zwei Haltewinkeln<br />

zur Befestigung an der Anlage, zwei<br />

Schlauchbündelungen zur Befestigung<br />

des Schutzschlauches und dem Schutzschlauch<br />

selbst. Hinzu kommen je nach<br />

Belegungsplan der Mehrmedienkupplungen<br />

die Einsätze für elektrische Leitungen<br />

und Schlauchleitungen sowie vorkonfektionierte<br />

elektrische Leitungen und<br />

Schlauchleitungen. Für einfachere Anwendungsfälle<br />

konfiguriert der Anbieter<br />

auch Wechseleinheiten für die Roboterversorgung<br />

auf Basis der Baureihen Multiline<br />

1800 und 1811.<br />

Hohlwellenantriebe<br />

30 % höheres Drehmoment,<br />

40 % mehr Lebensdauer<br />

Bild: Harmonic Drive<br />

Die kompakten Hohlwellenantriebe<br />

der Baureihe Canis Drive zeichnen<br />

sich durch eine deutliche Verbesserung<br />

in der Performance und Leistungsdichte,<br />

ein um 30 % höheres<br />

Drehmoment sowie eine 40 % längere<br />

Lebensdauer aus. Die Baureihe, welche<br />

als Weiterentwicklung der Bau -<br />

reihe CHA konzipiert wurde, ist in<br />

sechs Baugrößen und fünf Untersetzungen<br />

zwischen 50 und 160 bei einem<br />

maximalen Drehmoment zwischen<br />

23 und 841 Nm erhältlich. Die<br />

zentrische Hohlwelle erlaubt eine einfachere<br />

Maschinenkonstruktion. Das<br />

kippsteife Abtriebslager ermöglicht es,<br />

hohe Nutzlasten ohne weitere Ab -<br />

stützung direkt anzubringen.<br />

Durch den Schmierstoff Flexolub-A1,<br />

die hohe Schutzart und den Kor -<br />

rosionsschutz eignet sich die Baureihe<br />

für den Einsatz unter extremen Um -<br />

gebungsbedingungen. Die neu ent -<br />

wickelten, spielfrei vorgespannten<br />

Präzisionsabtriebslager ermöglichen<br />

eine direkte Montage des Außenrings<br />

des Flanschlagers an das Maschinen -<br />

gehäuse.<br />

Auch die Last kann ohne Zwischenflansch<br />

an den Innenring des Präzi -<br />

sionslagers geschraubt werden. Dies<br />

hat den Vorteil, dass die Lagergenauigkeit<br />

nicht durch zwischengeschaltete<br />

Getriebegehäuse verfälscht wird. Zum<br />

Anpassen an kundenspezifische Anwendungen<br />

bieten die Antriebe der<br />

Baureihe zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten<br />

etwa bei der Wahl der<br />

Motorwicklung, des Motorfeedbacksystems<br />

und der Bremse.<br />

Bild: Eisele<br />

Eisele Pneumatics, Waiblingen<br />

Tel. (07151) 1719-0<br />

Harmonic Drive, Limburg/Lahn<br />

Tel. (06431) 5008-0<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 79


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Flache Bauart erhält gute EMV-Eigenschaft<br />

Flachband-Kabelschuh | Dank der flachen Bauweise behält<br />

der Kabelschuh die große Oberfläche von Flachbändern<br />

über die Knotenpunkte hinaus bei – und mit<br />

ihr die EMV-Eigenschaften des flachen Leiters.<br />

Bild: Hebotec<br />

Ihre flache Form haben sie nicht ohne Grund: Flachbänder verfügen<br />

über gute Eigenschaften in puncto elektromagnetische<br />

Verträglichkeit. Um die zu erhalten, ist der Hebopress-Flachband-Kabelschuh<br />

(HPK) im Gegensatz zu allen anderen flach<br />

ausgelegt. Anders als bei herkömmlichen runden Formen wird<br />

dadurch die große Oberfläche von Flachbändern über die Knotenpunkte<br />

hinaus erhalten – und mit dieser auch die zuverlässige<br />

Fähigkeit des Flachbandes, hochfrequente elektromagnetische<br />

Störströme abzuleiten. Das komplette Kit bestehend aus Flachband,<br />

Schere und Presseinsätzen samt entweder manueller oder<br />

Akkupresse. Zur Montage werden die Presseinsätze in die Presse<br />

einlegt und das Flachband von der Rolle auf die gewünschte Länge<br />

abgeschnitten. Dann wird der Kabelschuh auf das Ende des<br />

Flachbandes aufgeschoben und mit der Hand- oder Akkupresse<br />

so weit verpresst, dass beide Presseinsätze vollständig aufeinanderliegen.<br />

Der Flachband-Kabelschuh sitzt nun sicher auf dem<br />

Leiter. Die HPKs gibt es mit 10 oder 16 mm 2 Querschnitt und für<br />

Schrauben der Größe M6, M8 und M10. In Tests hat der HPK bewiesen,<br />

dass er bei korrekter Anwendung das 2,5-fache der geforderten<br />

Auszugskräfte aushält.<br />

Hebotec, Mössingen<br />

Tel. (07473) 95346-0<br />

EMV-Elemente wie Flachband-Erder<br />

verhindern<br />

Fehlsignale und -funktionen<br />

innerhalb und außerhalb<br />

von Maschinen<br />

Trägersystem<br />

Mehr Raum für innenverlegte Kabel<br />

Bluetooth-Direct-Connect-Akku<br />

Intelligente Steckplatine statt mühevoller<br />

Software-Eigenentwicklung<br />

Optimiertes Design, Gewichtszuladung bis 22 kg, innenliegender<br />

Rotationsanschlag, der individuell und je nach Anforderung<br />

definiert werden kann, und noch mehr Raum für<br />

Kabel im Inneren der Tragarme, was der Hygiene und Infektionsprävention<br />

dient. Diese Eigenschaften<br />

zeichnen laut Anbieter die S-Serie seiner höhenverstellbaren<br />

Generation an medizinischen Trägersystemen<br />

aus. Die maximale Gewichtsbelastung<br />

von 22 kg berücksichtigt einen 4- oder<br />

6-fachen Sicherheitsfaktor. Dabei wurde<br />

durch Auswahl einer speziellen Aluminiumlegierung<br />

bei gleichbleibender Gewichtszuladung<br />

das Eigengewicht des<br />

Tragarmes deutlich reduziert. Optimierte<br />

Lagerstellen sorgen für eine<br />

einfachere Verkabelung. Die<br />

Begrenzung des Schwenkbereichs<br />

verbessert die Kippstabilität beispielsweise<br />

bei Anwendungen im Anästhesiebereich und verhindert<br />

eine Kollision etwa mit Glaszylindern. Leichtgängig und ergonomisch<br />

lassen sich die Tragarme auch in einem Bereich von<br />

± 45°, ausgehend von der Horizontalen, in der Höhe verstellen.<br />

Die S-Serie verfügt über eine fünfjährige Garantie und ist mit<br />

den Regularien EN 60601-1, 3rd Edition und CE konform.<br />

Bild: CIM med<br />

CIM med, München<br />

Tel. (089) 9789408-0<br />

Um Daten wie Akkustand,<br />

Ladestrom, Zustandswarnungen<br />

oder verbleibende<br />

Reichweite auf das<br />

Display eines Gerätes<br />

oder auf Handys zu<br />

übertragen, ist eine<br />

Verdrahtung nicht<br />

mehr erforderlich.<br />

Ein Akku mit Extra-<br />

Standard-Steckplatine<br />

für die integrierte<br />

Bluetooth-Datenübertragung<br />

genügt und verursacht laut<br />

Hersteller pro Gerät nur geringe<br />

Zusatzkosten. Auch Steuerung<br />

und Update des Endgerätes<br />

über den Bluetooth-Akku<br />

sind mit dieser Lösung standardisiert<br />

umsetzbar. Laut Anbieter<br />

gehören damit die Entwicklungskosten<br />

der wenigen<br />

erprobten Individuallösungen<br />

der Vergangenheit an. Als Einsatzgebiete<br />

nennt der Hersteller<br />

das Auslesen von Akku-Ser-<br />

Bild: Ansmann<br />

vice-Daten bei elektronisch<br />

angetriebenen Rollstühlen,<br />

Patientenüberwachungsgeräten<br />

oder anderen medizinischen<br />

Akkuanwendungen.<br />

Auch Funktionen wie GPS sowie<br />

die Steuerung über Smart<br />

Phone, Tablet und Computer<br />

sind denkbar.<br />

Ansmann, Assamstad<br />

Tel. (06294) 4204-0<br />

80 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


FEDERN<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

Fakten zu Unternehmen, Details zum<br />

Angebots- und Leistungsspektrum<br />

finden Sie im Firmenverzeichnis auf<br />

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72766 Reutlingen<br />

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Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen fertigt seit<br />

1986 mit 85 Mitarbeitern auf einer Fläche von 3500 m 2<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile aus allen<br />

gängigen Federstahlarten in Klein- und Großserien.<br />

Das Produktprogramm umfasst:<br />

– Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

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Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />

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ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />

Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />

Labor <strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />

01/2017 medizin&tec hn i k 81


ISSN 1863–7604<br />

■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin:<br />

Redaktion:<br />

Ständige freie<br />

Mitarbeit:<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Layout:<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Dr. Birgit Oppermann (op),<br />

Phone +49 711 7594–459<br />

Susanne Schwab (su),<br />

Phone +49 711 7594–444<br />

Bettina Gonser (bg),<br />

Sabine Koll (sk)<br />

Daniela Engel,<br />

Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax +49 711 7594–1452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Vera Müller,<br />

Phone +49 711 7594–422<br />

Joachim Linckh,<br />

Phone +49 711 7594–565,<br />

Fax +49 711 7594–1565<br />

Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />

Phone +49 711 7594–323,<br />

Fax +49 711 7594–1323<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.10.2016<br />

ABONNEMENTS<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Bezugspreis:<br />

Inland jährlich 66,60 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />

Ausland: 72,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 11,20 €<br />

(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 37,80 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 43,80 € inkl. Versand.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit:<br />

Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />

Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />

Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />

oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Belgien, Frankreich, Italien,<br />

Luxemburg, Switzerland: Großbritannien/Irland:<br />

IFF media ag<br />

Jens Smith Partnership<br />

Frank Stoll<br />

The Court, Long Sutton<br />

Technoparkstrasse 3<br />

GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />

CH-8406 Winterthur Phone 01256 862589<br />

Tel: +41 52 633 08 88 Fax 01256 862182<br />

Fax: +41 52 633 08 99 E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />

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Japan:<br />

USA:<br />

Mediahouse Inc.<br />

D.A. Fox Advertising Sales<br />

Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />

2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />

Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />

Phone 03 3234–2161 Phone +1 212 8963881<br />

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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Schwebekörper-Durchflussmesser<br />

Flussraten in Leitungen präzise messen<br />

Für die präzise Ermittlung<br />

von Volumen-Durchflussraten<br />

strömender Gase<br />

oder Flüssigkeiten in geschlossenen<br />

Rohr- oder<br />

Schlauchleitungen an Laborgeräten<br />

und technischen<br />

Anlagen bieten sich<br />

Schwebekörper-Durchflussmesser<br />

aus Metall,<br />

Acrylglas sowie den harten<br />

Kunststoffen PA 6, PP,<br />

PVDF, PTFE und PVC-U an.<br />

Die Durchflussmesser unterliegen<br />

keinem Verschleiß<br />

und sind praktisch<br />

wartungsfrei. Sie werden standardmäßig<br />

mittels gängiger Rohrverschraubungen in<br />

Rohrleitungen eingebunden. Daneben<br />

Bild: Reichelt<br />

Hochtemperatur-Magnetspann<strong>technik</strong><br />

Spannmittel widersteht nicht nur kurzfristig bis zu 240 °C<br />

Die Hochtemperatur-Magnetspannplatten<br />

des Herstellers, die für Arbeitstemperaturen<br />

von bis zu 240 °C einsetzbar sind,<br />

eignen sich besonders für den Einsatz auf<br />

Spritzgießmaschinen, auf denen Hochleistungskunststoffe<br />

wie Polyetheretherketon<br />

(PEEK), Polyphenylensulfon<br />

(PPSU) oder glasfaserverstärktem Polyphthalamid<br />

(PPA) verarbeitet werden.<br />

Neben den Platten der M-Tecs-Reihe steht<br />

nun auch ein elektromechanischer Keilspanner<br />

mit programmierbarem Antrieb<br />

sowie einem Sicherheits-Transportwagen<br />

zur Verfügung. Die Magnetspannplatten<br />

mit neuer Steuerung können Formen und<br />

Werkzeuge unterschiedlicher Geometrien,<br />

Größen und Gewichte fixieren. Permanentmagneten<br />

sorgen dafür, dass auch<br />

mehrere Tonnen schwere Werkzeughälften<br />

deformationsfrei, positionsgenau, parallel<br />

und zuverlässig gehalten werden.<br />

Dabei dringt das Magnetfeld nur wenige<br />

Millimeter tief in das Werkzeug ein. Gespannt<br />

und gelöst wird durch einen kurzen<br />

Stromimpuls. Die Platten erfüllen die<br />

Normen EN 201 und EN 289 für Spritzgießmaschinen<br />

und Gummipressen. Sicherheitssignale<br />

und Fehlermeldungen<br />

sind am Bedienpanel einsehbar, auf<br />

stehen Durchflussmesser<br />

gleicher Bauart auch mit<br />

Schlauchverschraubungen,<br />

zum Schotteinbau oder<br />

zum Anbau an Geräte als<br />

Kompletteinheit mit Wandplatte<br />

zur Verfügung. Das<br />

gesamte Angebot der Tho-<br />

mafluid-Schwebekörper-<br />

Durchflussmesser mit detaillierten<br />

Modellbeschreibungen<br />

und technischen<br />

Parametern finden Interessenten<br />

im Thomafluid-<br />

Handbuch V auf den Seiten<br />

64 bis 78.<br />

RCT Reichelt Chemie<strong>technik</strong>, Heidelberg<br />

Tel. (06221) 3125-0<br />

Wunsch können sie zudem zeitgleich über<br />

eine RS- oder Profibus-Schnittstelle an<br />

die Steuerung der Spritzgussmaschine<br />

übermittelt werden. Angeboten werden<br />

Modelle mit unterschiedlichen Arbeitstemperaturen.<br />

Die Größe und Geometrie<br />

der Platten lässt sich anpassen. Optional<br />

kann eine Heizung integriert werden. Die<br />

Magnetspannsysteme eignen sich auch<br />

als Nachrüstelement, da sie meist innerhalb<br />

weniger Stunden auf Spritzgussanlagen<br />

montiert werden können.<br />

Hilma-Römheld, Hilchenbach<br />

Tel. (02733) 281-177<br />

Bild: Römheld<br />

82 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017


MEILEN<br />

STEINE<br />

1960<br />

Der erste Laser<br />

In Maimans Konstruk -<br />

tion lenkten Spiegel<br />

das Licht immer wieder<br />

durch einen Rubinkristall.<br />

Das Original<br />

ist mit seinen Laboraufzeichnungen<br />

in<br />

Garching zu sehen<br />

Eigentlich nichts Besonderes<br />

„Ich habe nur Dinge verwendet, die es<br />

bereits gab. Ich verschwendete weder<br />

Zeit noch Geld, um eine spezielle Lampe<br />

zu entwickeln oder eine neue Art<br />

von Kristall. Stattdessen benutzte ich<br />

Rubin, der in der Natur vorkommt und<br />

schon damals in sehr hoher Reinheit<br />

industriell hergestellt werden konnte.<br />

Ich habe die Rubinstäbe für meine Experimente<br />

einfach bestellt und gekauft,<br />

genau wie die Blitzlampe. Der<br />

Rest war reines Handwerk.“<br />

So beschrieb Theodore Maiman, wie er<br />

intensivere Lichtstrahlen erzeugte als<br />

in der Natur vorkommen. Klingt nicht<br />

nach etwas Besonderem. Aber Maiman<br />

war es, der 1960 eine neue Ära<br />

einläutete, als er der Öffentlichkeit<br />

den ersten funktionierenden Laser vorstellte.<br />

Der Siegeszug seiner Erfindung<br />

hält an, in der Forschung, der industriellen<br />

Fertigung ebenso wie in der<br />

Medizin oder der Kunst. Maimans Original<br />

ist derzeit im Foyer des Max-<br />

Planck Instituts für Quantenoptik<br />

(MPQ) in Garching b. München in einer<br />

kleinen Ausstellung zu sehen.<br />

www.mpq.mpg.de<br />

Bild: Thorsten Naeser,<br />

MPQ, Garching<br />

Lee HDI<br />

2/2-Wege<br />

Magnetventile<br />

für Gase oder<br />

Flüssigkeiten<br />

Zum Schluss<br />

Moment mal | Wenn wir in der Redaktion ein Special zum Thema „IT in<br />

der Medizin“ vorbereiten, kreisen die Gedanken um die Schlagworte<br />

Digitalisierung, Big Data, Mobile Health, Social Media. Was ist möglich,<br />

was ist erlaubt, was ist wichtig für Unternehmen – das sind Kriterien,<br />

nach denen wir Beiträge aussuchen. Aber können wir wirklich er -<br />

messen, zu was die Auswertung von Daten führen kann? Zum Jahresende<br />

wurde viel über einen Artikel diskutiert und geschrieben, der in<br />

der Schweiz in „Das Magazin“ erschien. Kernaussage: Es gibt ein Unter -<br />

nehmen in England, das sich rühmt, mit Datenauswertung<br />

und gezielter Ansprache von Einzelpersonen nicht nur<br />

das Brexit-Votum, sondern auch die Wahlen in den USA<br />

beeinflusst zu haben. Ob das nur ein unbeweisbarer<br />

Marketing-Gag ist oder das Unternehmen seine Auftraggeber<br />

tatsächlich digital zum Erfolg brachte,<br />

lässt sich so schnell nicht klären. Die Lektüre stimmt<br />

aber nachdenklich und löst Unbehagen aus. Einmal<br />

mehr gilt: Bedenke, was Du wem glauben möchtest.<br />

Zum Artikel in „Das Magazin“: http://bit.ly/2h4MBHS<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

Chefredakteurin<br />

medizin&<strong>technik</strong><br />

Einbaubeispiel<br />

Typ<br />

„Plug-In”<br />

Ø7,14 mm<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />

Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />

E-mail info@lee.de<br />

www.lee.de<br />

10,7 mm<br />

01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 83<br />

THE LEE COMPANY SINCE 1948


Mikro-Präzision auf die Spitze getrieben<br />

7.–10. März 2017 in Leipzig<br />

HALLE 3 | STAND G04/H03<br />

Kleinste Teile mit größter Präzision bearbeiten – mit Toleranzen aufs Hundertstel und Tausendstel<br />

genau. Typisch Supermini ® . Hochproduktiv meistert das Werkzeugsystem anspruchsvollste Aufgaben<br />

im Mikro-Bereich für Bohrungsdurchmesser ab 0,2 mm. Die Hartmetall-Schneiden mit perfekt abgestimmten<br />

Geometrien gibt es in über 1.000 Varianten und Sonderausführungen. Passend ins gleiche<br />

Trägerwerkzeug. Mit und ohne Innenkühlung. Minimalismus – für Hightech-Zerspanung vom Feinsten.<br />

Bis hin zum Hochglanzdrehen mit Diamantschneidplatten. www.phorn.de<br />

www.phorn.de<br />

TECHNOLOGIEVORSPRUNG IST HORN<br />

EINSTECHEN ABSTECHEN NUTFRÄSEN NUTSTOSSEN KOPIERFRÄSEN REIBEN<br />

84 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017

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