medizin&technik 01.2017
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<strong>01.2017</strong><br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
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Ingenieurwissen<br />
für die Medizin<strong>technik</strong><br />
TITELTHEMA<br />
Health Games<br />
Wie Computerspiele<br />
die Therapie unterstützen<br />
Seite 48<br />
Arbeitsmarkt Medtech<br />
Studierende der Medizin<strong>technik</strong><br />
bauen ihr Netzwerk auf Seite 68<br />
Region Oulu<br />
In Finnland entwickelt sich ein Hot<br />
Spot für Digitale Gesundheit Seite 64<br />
SPECIAL<br />
IT in der Medizin: Spezielle Server,<br />
Big Data und Mobile Health Seite 47
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2 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Die zwei Seiten<br />
der Medaille<br />
Keine Frage: Es geht nicht mehr ohne! Wir profitieren in vielerlei<br />
Hinsicht von der Digitalisierung: Soziale und berufliche<br />
Netzwerke verbinden die Menschen, Telemedizin und mobile<br />
Geräte entlasten Ärzte und Patienten, digitale Medien helfen,<br />
Diagnosen und Therapien für kranke Menschen zu verbessern,<br />
und Industrie 4.0 sorgt für automatisierte und transparente Fertigungsprozesse<br />
über viele Branchen hinweg. Wie aber sieht es<br />
mit der Datensicherheit und den Zulassungsbestimmungen aus?<br />
Bei E-Health und digitaler Vernetzung sind uns andere Länder<br />
wie beispielsweise Dänemark und Finnland weit voraus. Woran<br />
das liegt und welche Risiken das auch birgt, lesen Sie auf den<br />
Seiten 62 und 64<br />
Bei unseren Recherchen für das Special „IT in der Medizin<strong>technik</strong>“<br />
(ab Seite 47) sind wir auf viele spannende Themen gestoßen.<br />
Den Health Games widmen wir unsere Titelgeschichte – ich<br />
finde, dass sich für diese Sparte der Computerspiele weitere Entwicklungen<br />
und bessere Finanzierungsmöglichkeiten lohnen.<br />
Die Vorteile, die die elektronischen Spiele bei der Krankheitsaufklärung<br />
und Therapie bieten, lassen sich schon seit Jahren in<br />
Studien nachweisen.<br />
In der Unternehmensführung hat die Digitalisierung inzwischen<br />
ebenfalls Einzug gehalten: Wie die digitalen Medien die Rolle<br />
von Führungskräften verändern und welche Chance die sinnvolle<br />
Verknüpfung von digitalen und analogen Führungsmethoden<br />
bietet, haben wir in unserem Sonderteil „Karriere“ ab Seite 68<br />
für Sie recherchiert. Hier gilt es, besonders darauf zu achten, mit<br />
Transparenz und datengestützten Auswertungen die Mitarbeiter<br />
nicht zu kontrollieren, sondern zu unterstützen.<br />
Susanne Schwab<br />
Mehr zu den Health Games<br />
finden Sie im Online-Magazin unter<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/onlineweiterlesen<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 3
■ Medizin im Dialog<br />
Hybrid OP – kein Hightech-Spielplatz<br />
Die Kombination von Bildgebung und<br />
Chirurgie im Hybrid-OP beeinflusst nicht<br />
nur Großgeräte, sondern die ganze Branche,<br />
sagt Prof. Clemens Bulitta ...........16<br />
Bild: OTH-AW<br />
16 48<br />
Prof. Clemens<br />
Bulitta sieht<br />
noch viel<br />
Potenzial<br />
für weitere<br />
Hybrid-OPs<br />
■ Technik<br />
Medtech meets Quality<br />
Erfolgreiches Treffen der<br />
Qualitätssicherungsexperten .............14<br />
Entwicklung und Komponenten<br />
Dosier<strong>technik</strong>: Zweikomponenten-<br />
Dispenser gegen Feuer im Schlauch ...20<br />
3D-Druck: Individuelle Maske<br />
sorgt für Schlaf ..................................22<br />
Elektrische Bauteile<br />
Geschicktes Gehäuse mit<br />
integriertem Touch-Display ...............26<br />
Sichere Akkus mit der Fähigkeit<br />
zur Selbstheilung ...............................28<br />
Smart Systems Integration: Treffpunkt<br />
Irland – mit Medtech-Session .............29<br />
Embedded World: Überblick<br />
über die aktuellen Entwicklungen ......30<br />
Bildverarbeitung<br />
Eyetracker meldet dem Laser,<br />
wohin das Auge sich wendet ..............32<br />
Fertigung<br />
Gewindewirbeln: Knochenschrauben<br />
prozesssicher bearbeiten ....................34<br />
Dienstleister berät anders, seit er selbst<br />
Medizinprodukte auf dem Markt hat ..36<br />
Präzisionsfräsen: Den Schritt<br />
zur Automatisierung beherrschen ......38<br />
Bearbeitungszentrum: Teile mit je 800 kg<br />
Gewicht präzise zusammenführen .....40<br />
Reinraumfertigung: Das passende<br />
Umfeld für immer mehr Stents ...........42<br />
Dünnschichten: Im Partikelstrom<br />
werden die Schichten messbar ...........44<br />
Retrofit-Lösung macht ältere Maschinen<br />
fit fürs Industrie-4.0-Netzwerk ...........45<br />
Werkzeug: Mit gezielter Kühlung<br />
die Standzeit verdoppelt ....................46<br />
Special<br />
IT in der Medizin<br />
Übersicht ...........................................47<br />
Health Games: Aufwendig zu programmieren,<br />
aber nutzbringend ................48<br />
Alarmmanagement: Auch der Server<br />
muss ein Medizinprodukt sein ...........54<br />
Big Data: Ohne Einverständniserklärung<br />
wird es schwierig ...............................58<br />
Business Intelligence:<br />
Der Blick aufs große Ganze ................60<br />
Mobile Health:<br />
Die Dänen machen es vor ...................62<br />
47<br />
Bild: Fotolia/vege<br />
Special IT:<br />
Was Big Data,<br />
Alarm -<br />
management<br />
und Mobile<br />
Health versprechen<br />
4 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Bild: Fotolia/YakobchukOlena<br />
Titelthema<br />
Health Games –<br />
Spielerisch geht<br />
es voran<br />
Ob jung, ob alt, die Lust am Spiel ist allen<br />
gemeinsam. Das lässt sich für die Therapie<br />
nutzen, insbesondere wenn virtuell<br />
gespielt werden kann. Nur die Kosten<br />
bereiten Probleme .............................48<br />
■ Fokus Forschung<br />
Oulu – Hotspot für Digital Health<br />
Wo das erste 5G-Krankenhaus entsteht<br />
und was sich in Sachen IT noch tut ....64<br />
■ Recht<br />
Biologische Sicherheit<br />
Wie das Risiko von Medizinprodukten<br />
künftig ohne Tierversuche beschrieben<br />
wird ...................................................76<br />
40<br />
■ Arbeitsmarkt Medtech<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Fachschaften<br />
Zusammenschluss und vereinfachte<br />
Suche nach Unternehmen ..................68<br />
Digital führen<br />
Digitalisierung verändert auch die<br />
Rolle von Führungskräften ................70<br />
Work-Life-Balance<br />
Die Karriere steht nicht mehr<br />
an erster Stelle ...................................72<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................03<br />
Visionen ............................................06<br />
Nachrichten .......................................08<br />
Termine .............................................74<br />
Recht .................................................76<br />
Innovationen .....................................78<br />
Firmenscout ......................................78<br />
Impressum .........................................82<br />
Meilensteine ......................................83<br />
800 Bild:<br />
Aus drei Segmenten à 800 kg<br />
wird ein Teil für das MRT zu -<br />
sammengefügt. Da ist präzise<br />
Fertigung gefragt<br />
Zum Titelbild: Die positive Wirkung so<br />
genannter Health Games wurde bereits in<br />
mehreren Studien nachgewiesen<br />
(Bild: Fotolia/YakobchukOlena)<br />
Beilage:<br />
Beilagen in dieser Ausgabe:<br />
TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />
(Teilbeilage)<br />
Wir bitten um Beachtung.<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 5<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 5
VISIONEN<br />
STÜTZENDES GEFLECHT<br />
Endoprothese Stent | Ein kleines Stück geflochtener Schlauch schreibt Erfolgsgeschichte:<br />
Erst vor etwa dreißig Jahren zum ersten Mal eingesetzt, hat sich der Stent in<br />
vielen Fällen zur Standardbehandlung bei verengten Gefäßen entwickelt.<br />
Die Idee ist simpel: Wenn ein Schlauch sich<br />
verengt und droht zu verstopfen, wird er geweitet<br />
und zur Stabilisation ein zweiter<br />
Schlauch eingesetzt. So funktioniert im Groben<br />
ein Stent. Das Prinzip lässt sich auf alle<br />
schlauchförmigen Organe wie Gefäße anwenden:<br />
von den Adern bis hin zur Speiseröhre<br />
oder dem Darm. Die Umsetzung dieser<br />
Idee ist jedoch alles andere als einfach.<br />
Das Material muss gut verträglich sein und<br />
es muss verhindert werden, dass sich im Inneren<br />
dieser Endoprothese erneut Verengungen<br />
bilden, zum Beispiel durch Ablagerungen.<br />
Inzwischen gibt es eine Vielzahl von<br />
Einsatzgebieten und eine dementsprechende<br />
Vielfalt an Stents. Einer der kleinsten<br />
misst rund 1 mm, einer der größten etwa 20<br />
cm in der Länge.<br />
Anke Biester<br />
Fachjournalistin in Aichstetten<br />
Die meisten Stents werden in<br />
Adern eingesetzt, Tendenz<br />
steigend: Laut der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kardiologie – Herzund<br />
Kreislaufforschung e.V. (DGK)<br />
nimmt die Zahl implantierter<br />
Stents zum Offenhalten von Blutgefäßen<br />
stetig zu. Hochgerechnet<br />
gab es im Jahr 2014 in Deutschland<br />
323828 solcher Eingriffe. Im Vergleich<br />
zu anderen Ländern werden<br />
in Deutschland besonders häufig<br />
Stents eingesetzt.<br />
Stents werden in der Regel per Katheter<br />
an den Einsatzort gebracht. Also quasi<br />
durch ein Werkzeug in einem Schlauch, in<br />
dem gleichzeitig der Stent enthalten ist.<br />
Der Eingriff erfolgt über die Blutbahn oder<br />
im Fall von Darm und Speiseröhre über<br />
ein Endoskop. Das ist im Vergleich zu einer<br />
offenen Opera tion schonender für den<br />
Patienten und verkürzt die Zeit, die er im<br />
Krankenhaus verbringen muss. Um gut zum<br />
Beispiel durch die Blutbahn zu kommen,<br />
müssen Stents klein zusammengefaltet<br />
werden. Am Einsatzort entfalten sie sich<br />
selbst oder müssen per Ballonkatheter aufgedrückt<br />
werden.<br />
6 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Unbeschichtete Metallstents – Bare Metal Stents<br />
oder kurz BMS – bestehen meist aus Magnesiumoder<br />
Eisenlegierungen. Seit 2002 sind so genannte<br />
„drug eluting stents“ (DES) im Einsatz, die kleine Mengen<br />
von Arzneistoffen freisetzen, um die Zellneubildung<br />
zu hemmen. DES entwickeln sich in Deutschland<br />
zum Standard bei der Behandlung verengter Herzkranzgefäße<br />
– bereits 2013 waren es laut Deutschem Herzbericht<br />
79 % aller derartigen Eingriffe.<br />
Stents aus biologisch resorbierbarem Material werden<br />
Bioresorbable Vascular Scaffolds (BVS) genannt. Sie<br />
bestehen meist aus Milchsäure, die sich nach 6 bis 18<br />
Monaten im Körper auflöst. Auch aus Magnesiumverbindungen<br />
lassen sich resorbierbare Stents herstellen.<br />
Der Vorteil solcher Varianten: Das stabilisierte Gefäß<br />
kann ohne den Stent wieder elastisch reagieren.<br />
Die Idee zu einem Stent kam dem Radiologen Dr. Charles<br />
Dotter in den 1960er Jahren. Er hatte als erster in einer<br />
amerikanischen Uniklinik in Oregon 1964 gezielt einen<br />
Arterienverschluss mit einem Katheter gelöst – und rettete<br />
so das Bein einer Patientin mit Durchblutungsstörungen.<br />
Doch sein Motto „wenn ein Klempner es mit Rohren kann,<br />
kann ich es mit Blutgefäßen“ trug wenig zu seiner Reputation<br />
in der Ärzteschaft bei. Zehn Jahre später weitete der<br />
deutsche Kardiologe Dr. Andreas Grüntzig ein verengtes<br />
Herzkranzgefäß mit einem selbst entwickelten Ballon -<br />
katheter. Mehr als weitere zehn Jahre später, 1986, setzte<br />
der deutsche Kardiologe Dr. Ulrich Sigwart in Lausanne die<br />
ersten Stents in eine menschliche Koronararterie ein.<br />
Die meisten kennen Stents als Helfer<br />
bei verengten Gefäßen des Herzens<br />
oder des Gehirns. Sie können aber auch<br />
als Schutz vor Hirnblutungen bei „ausgeleierten“<br />
Adern, so genannten Aneurysmen,<br />
verwendet werden, wie sie<br />
auch an der Bauch- und der Brustaorta<br />
auftreten können. Weniger bekannt<br />
sind Stents gegen die Verengung des<br />
Gallengangs, bei Speiseröhren- und<br />
Darmkrebs.<br />
Erst seit kurzem kommen Mini-Stents<br />
zum Einsatz, zur Vorbeugung bei<br />
Grünem Star, der durch erhöhten<br />
Augen innendruck ausgelöst wird. Die<br />
winzigen, nur 1 mm langen Implantate<br />
dienen quasi als Abflussrohr für das<br />
Kammerwasser des Auges.<br />
Es gibt drei Erklärungen, woher der Name<br />
Stent kommen könnte: Einige Kardiologen<br />
und Herzchirurgen führen den Begriff<br />
auf das englische Wort „stenting“ zurück,<br />
was so viel wie Verstärken oder Einsteifen<br />
von Textilien heißt. Es könnte aber auch<br />
sein, dass der englische Zahnarzt Charles<br />
Stent Namensgeber war. Er entwickelte im<br />
19. Jahrhundert ein Material, mit dem es<br />
erstmals möglich war, Zahn- und Kieferabdrücke<br />
zu nehmen. Und dann gibt es noch<br />
das altgriechische Wort „stenosis“, das „Verengung“<br />
bedeutet – und als Stenose wird in<br />
der Medizin die Verengung von Blutgefäßen<br />
und anderen Hohlorganen benannt. Die ja<br />
Anlass für den Einsatz von Stents sein kann.<br />
Bild: Fotolia/Zarathustra<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 7
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Auslandsgeschäft<br />
kurbelt Umsatz an<br />
Branchentrends | Trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />
ist die deutsche Medizin<strong>technik</strong> 2016 auf Wachstumskurs<br />
geblieben. Für 2017 wird eine ähnlich positive<br />
Entwicklung und ein erneutes Umsatzplus von rund<br />
3 Prozent erwartet. Zuwächse verspricht insbesondere<br />
der Auslandsumsatz.<br />
Basis für das Branchenwachstum sind die Aufträge aus EU-Ländern,<br />
in die rund 42 % der deutschen Medizin<strong>technik</strong>exporte gehen<br />
Die rund 1200 deutschen Medizin<strong>technik</strong>hersteller konnten<br />
ihren Wachstumskurs 2016 fortsetzen – trotz schwieriger<br />
Rahmenbedingungen, wie Marcus Kuhlmann, Leiter des Spectaris-Fachverbandes<br />
Medizin<strong>technik</strong> betont. Für 2016 rechnet der<br />
Industrieverband mit einem Branchenumsatz von 28,3 Mrd.<br />
Euro, das entspricht einem Zuwachs von 2,5 % gegenüber 2015.<br />
Das internationale Geschäft zeigte sich dynamischer als das im<br />
Inland. Während Spectaris zum Jahresende 2016 mit einem Anstieg<br />
des Auslandsumsatzes um 3 % auf 18,2 Mrd. Euro rechnete,<br />
lag die Prognose für das Inlandsgeschäft bei 10,1 Mrd. Euro<br />
(+1,5 %). Die Exportquote betrug damit unverändert 64 %. Bei<br />
der Zahl der Beschäftigten rechnet der Verband mit einem Anstieg<br />
von rund 2 % auf mehr als 133 000 Mitarbeiter.<br />
„Für 2017 rechnen wir mit einer ähnlich positiven Branchenentwicklung<br />
wie in 2016 und einem erneuten Umsatzplus von rund<br />
3 Prozent“, sagt Kuhlmann. Zuwächse werden wieder vor allem<br />
beim Auslandsumsatz erwartet. Trotz der abflauenden Marktentwicklung<br />
in China – nach den USA zweitwichtigster Zielmarkt<br />
der deutschen Hersteller – bewertet Spectaris die Aussichten<br />
in Asien weiterhin als gut. Auch für Nordamerika wird mit erneuten<br />
Zuwächsen gerechnet. Das Geschäft im Inland werde dagegen<br />
schwierig bleiben: „Eine nachhaltige Verbesserung hierzulande<br />
erwarten wir wegen des anhaltenden Investitionsstaus im<br />
Gesundheitswesen, insbesondere im stationären Bereich, nicht.“<br />
Basis für das Wachstum ist die robuste Entwicklung der Nachfrage<br />
in den EU-Ländern, in die rund 42 % der deutschen Medizin<strong>technik</strong>exporte<br />
gehen. Hier begünstigen die Trends Gesundheit,<br />
individualisierte Medizin und Demografie die Branchenentwicklung.<br />
Die möglichen Auswirkungen des Brexit sind indessen ein<br />
erheblicher Unsicherheitsfaktor für die Unternehmen, ebenso<br />
die gesteigerten regulatorischen Anforderungen, die aus der europäischen<br />
Medizinprodukteverordnung (MDR) resultieren.<br />
www.spectaris.de<br />
Bild: Sartorius/Spectaris<br />
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aus Forschung und Medizin: All das ist über das Online-<br />
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Sie medizin&<strong>technik</strong> unter „Fachmagazin“ in der Rubrik<br />
„Fertigungsindustrie“ (Maschinenbau und Automation).<br />
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Verpackungslösungen<br />
Multivac Deutschland<br />
wird selbstständig<br />
Multivac Deutschland mit Sitz in Wolfertschwenden firmiert<br />
seit Jahresbeginn als Multivac Deutschland GmbH<br />
und Co. KG. Damit ist die Vertriebs- und Serviceorganisa -<br />
tion in Deutschland eine eigenständige Tochtergesellschaft<br />
der internationalen Multivac-Gruppe. Die Ausgründung<br />
ist den Angaben zufolge Teil der strategischen Maßnahmen,<br />
mit denen Multivac aktuell die Konzernstruktur<br />
optimiert. Die rechtliche Trennung von Vertriebs- und Servicegesellschaften<br />
sowie Produktionsgesellschaften hat<br />
laut Geschäftsführer und CEO Hans-Joachim Boekstegers<br />
„keine Auswirkungen auf die Eigentümerverhältnisse oder<br />
die Personalsituation“. Geschäftsführer der neuen Gesellschaft<br />
ist Dr. Jens Müller. Er leitete seit 2013 als Vice President<br />
Sales & Operation den internationalen Vertrieb von<br />
Multivac in Zentraleuropa. Multivac ist ein Anbieter von<br />
Verpackungslösungen für Lebensmittel aller Art, Life-<br />
Science- und Healthcare-Produkte sowie Industriegüter.<br />
Die Multivac-Gruppe beschäftigt weltweit rund 4850 Mitarbeiter,<br />
davon 1900 am Hauptsitz in Wolfertschwenden.<br />
www.multivac.com<br />
8 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Humandiagnostik<br />
Numares expandiert<br />
in den asiatischen Markt<br />
Das Regensburger Diagnostikunternehmen<br />
Numares hat eine Niederlassung in<br />
Singapur eröffnet. Damit setzt der Spezialist<br />
für die Nutzung metabolomischer<br />
Netzwerke in der klinischen Diagnostik<br />
und Life-Science-Forschung den Expan<br />
sionskurs fort. In Europa und den USA<br />
werden Numares-Testsysteme bereits in<br />
der klinischen Routine eingesetzt. Sie stehen<br />
für den Wandel von einer chemiebasierten<br />
Diagnostik hin zu physik- und softwarebasierten<br />
Lösungen. Mit der Eröffnung<br />
der Numares Singapore Pte. Ltd.<br />
möchte die Numares AG nun am steigenden<br />
Diagnostikbedarf in den asiatischen<br />
Staaten partizipieren und dort das in-vitro-diagnostische<br />
Testsystem Axinon Lipofit<br />
etablieren. Es ermöglicht die Bestimmung<br />
von Lipoproteinpartikeln, die kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen begünstigen.<br />
www.numares.com<br />
Reinraumfolien<br />
Bischof + Klein verdoppelt<br />
Cleanflex-Extrusionskapazitäten<br />
Bischof + Klein investiert in eine neue Coex-Extru -<br />
sionslinie und verdoppelt so die Kapazitäten für Cleanflex-Reinraumfolien.<br />
Für die Anlage mit modernster<br />
Online-Monitoring-Technik werden der bestehende<br />
Reinraum der ISO Klasse 5 gemäß DIN EN ISO<br />
14644 erweitert und ein neuer Extruderturm mit einer<br />
Gesamthöhe von 18 m gebaut. Bestehende Produktlösungen<br />
sollen auf der neuen Maschine ebenso<br />
hergestellt werden wie Neuentwicklungen. Die Erweiterung<br />
findet losgelöst von der aktuellen Reinraumextrusion<br />
statt, damit auch bei Störungen in einem<br />
Extrusionsbereich die Versorgungssicherheit gewährleistet<br />
ist. Mit der Investition in moderne Reinraum-<br />
und Folien<strong>technik</strong> legt die Bischof + Klein SE<br />
& Co. KG, Lengerich, den Angaben zufolge den<br />
Grundstein für ein neues Qualitätsniveau der Cleanflex-Produktpalette.<br />
Der Produktionsstart ist nach<br />
bestandener Erstqualifizierung des neuen Reinraums<br />
sowie Qualifizierung und Validierung der Produktionsanlage<br />
und Produkte für das Frühjahr geplant.<br />
www.bk-international.com<br />
Bild: Bischof + Klein<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 9
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
In Kürze<br />
Medtech Europe<br />
Der BVMed-Vorstandsvorsitzende<br />
Dr. Meinrad Lugan wurde im Dezember<br />
zum Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden<br />
des neu gegründeten<br />
europäischen Dachverbandes Medtech<br />
Europe gewählt. Vorsitzender ist<br />
der bisherige Eucomed-Chef Rob ten<br />
Hoedt von Medtronic. Zum weiteren<br />
Stellvertreter wurde Jürgen Schulze<br />
vom Diagnostikunternehmen Sysmex<br />
gewählt. Medtech Europe vereint<br />
künftig die bisherigen Verbände Eucomed<br />
und EDMA.<br />
Digital Health<br />
Combinostics Oy, Tampere, wurde als<br />
Vorreiter für neue Gesundheitsideen<br />
ausgezeichnet. Auf dem „Innovators<br />
Summit – Digital Health“ von Technology<br />
Review konnte es sich gegen vier<br />
weitere Finalisten durchsetzen und<br />
gewann für sein Geschäftsmodell ein<br />
Preisgeld von 10 000 Euro. Das finnische<br />
Start-up entwickelte eine Software,<br />
die vollautomatisch MRI-Scans<br />
analysiert und mit anderen Patientendaten<br />
vergleicht.<br />
Finanzierung<br />
Die AMW GmbH, Warngau bei München,<br />
hat eine weitere Finanzierungsrunde<br />
im Gesamtvolumen von 6 Mio.<br />
Euro abgeschlossen. Neben anderen<br />
Investoren beteiligten sich auch der<br />
Wachstumsfonds Bayern und die SHS<br />
Gesellschaft für Beteiligungsmanagement.<br />
Mit dem frischen Kapital sollen<br />
die Entwicklung neuer Produkte vorangetrieben<br />
und die Fertigungskapazitäten<br />
erweitert werden.<br />
Fusion<br />
Die auf die Produktion und den Vertrieb<br />
von Medizinprodukten und kundenindividuellen<br />
OP-Sets (CPT) spezialisierte<br />
STS Medical Group gibt die<br />
Fusion ihrer Tochterfirmen Salvamed<br />
und Texsan Medical bekannt. Durch<br />
den Zusammenschluss entsteht eine<br />
Produktionseinheit zur Herstellung<br />
von sterilen Einwegprodukten für chirurgische<br />
Eingriffe. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Sandanski, Bulgarien, firmiert<br />
als STS Medical Group AD.<br />
Investitionen<br />
Freudenberg baut<br />
Medizin<strong>technik</strong>sparte aus<br />
Herz-Kreislauf-Markt<br />
Abbott schließt die Übernahme<br />
von St. Jude Medical ab<br />
Das weltweit operierende US-Gesundheitsunternehmen<br />
Abbott hat die Übernahme<br />
von St. Jude Medical, Inc. abgeschlossen.<br />
Durch die Transaktion verschafft<br />
sich Abbott den Angaben zufolge<br />
erweiterte Wachstumsmöglichkeiten. Die<br />
Übernahme sei ein wichtiger Baustein in<br />
den fortlaufenden Bestrebungen des Unternehmens,<br />
ein vielfältiges Portfolio von<br />
Medizin<strong>technik</strong>-, Diagnostik- und Ernährungsprodukten<br />
sowie generischen Marken-Pharmazeutika<br />
zu entwickeln. „Die<br />
Eingliederung von St. Jude Medical stärkt<br />
unsere globale Führungsposition in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> und ermöglicht es uns<br />
Die Freudenberg-Gruppe investiert weltweit<br />
in den Ausbau der Medizin<strong>technik</strong>sparte.<br />
Ziel ist es, die Innovationskraft<br />
weiter zu stärken und langfristig am<br />
Markt erfolgreich zu sein. So wurde in<br />
Carrick-on-Shannon/Irland für 10 Mio.<br />
Euro ein neues Entwicklungszentrum für<br />
innovative Katheter-Technologie gebaut,<br />
das 200 Arbeitsplätze bietet. Der Standort<br />
in Carpenteria, Kalifornien, wird um rund<br />
930 m 2 erweitert und in Shenzhen/China<br />
verdoppelt das Technologieunternehmen<br />
den Angaben zufolge aktuell seine Produktionskapazitäten<br />
für Medizin<strong>technik</strong>.<br />
In Kaiserslautern wird die Reinraumproduktion<br />
bereits zum zweiten Mal innerhalb<br />
kurzer Zeit erweitert, um der steigenden<br />
Nachfrage gerecht zu werden.<br />
Freudenberg entwickelt Produkte, die in<br />
der Behandlung von Krebs, Diabetes und<br />
chronischen Wunden zum Einsatz kommen<br />
– biologisch abbaubare Wundauflagen,<br />
Beschichtungen für Implantate oder<br />
Dichtungen für medizinisches Gerät. Im<br />
Geschäftsjahr 2015 erwirtschaftete Freudenberg<br />
Medical mit Standorten in Asien,<br />
den USA und Zentralamerika sowie<br />
Europa etwa 155 Mio. Euro Umsatz und<br />
beschäftigte rund 1100 Mitarbeiter. Sitz<br />
der Freudenberg & Co. KG ist Weinheim.<br />
www.freudenberg.com<br />
gleichzeitig, innovative Produkte<br />
anzubieten, um weitere Versorgungsbereiche<br />
abzudecken und<br />
noch mehr Arztpraxen und Krankenhäuser<br />
auf der ganzen Welt zu<br />
erreichen“, erklärt Miles D. White,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender und<br />
CEO von Abbott. Mit Abschluss<br />
der Akquisition wurde St. Jude<br />
Medical aus Saint Paul, Minnesota,<br />
eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />
von Abbott mit Hauptsitz<br />
in Abbott Park, Illinois. Die starke Positionierung<br />
des Unternehmens in schnell<br />
wachsenden Bereichen wie Vorhofflimmern,<br />
Herzinsuffizienz, strukturelle<br />
Herzerkrankungen und chronischer<br />
Schmerz ergänze die von Abbott besetzten<br />
Positionen in den Bereichen Koronarintervention<br />
und Mitralklappenerkrankungen.<br />
Gemeinsam wollen die Unternehmen<br />
in nahezu allen Bereichen des<br />
auf 30 Mrd. US-Dollar bezifferten Herz-<br />
Kreislauf-Markts operieren.<br />
Bild: Abbott<br />
www.abbott.com<br />
Bild: Freudenberg Medical<br />
10 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Ballonkatheter<br />
SIS Medical setzt auf<br />
internationale Expansion<br />
Neurochirurgie<br />
Woke Medical und Raumedic<br />
kooperieren auf chinesischem Markt<br />
Die SIS Medical AG hat ihre Produktionsstätte<br />
in Frauenfeld im Kanton Thurgau<br />
bezogen. Vom neuen Firmenhauptsitz aus<br />
will das Schweizer Unternehmen mit zusätzlichen<br />
Kapazitäten die Nachfrage<br />
nach Ballonkathetern auf den internationalen<br />
Märkten bedienen. Der Bereich Forschung<br />
und Entwicklung wird ausgebaut.<br />
Allein in den vergangenen zwei Jahren<br />
wurde der Vertrieb in fast ganz Südamerika<br />
sowie im Nahen Osten aufgebaut, im<br />
ersten Halbjahr 2017 ist den Angaben zufolge<br />
der Markteintritt in weiteren Ländern<br />
geplant. SIS Medical produziert<br />
Hochdruck- und Superhochdruckballonkatheter<br />
für die interventionelle Kardiologie.<br />
Sie bieten Behandlungsoptionen, mit<br />
denen verengte Adern wieder geöffnet<br />
werden können. Die Fertigung ist nach<br />
ISO 13485 und ISO 9001 zertifiziert.<br />
www.sis-medical.com<br />
Das chinesische Unternehmen<br />
Woke Medical und Raumedic<br />
wollen künftig enger zusammenarbeiten.<br />
Den Koopera -<br />
tions- und Distributionsvertrag<br />
haben Martin Bayer, Vorstand<br />
der Raumedic AG (2. v. links)<br />
und Tiger Zhang, Vorstandsvorsitzender<br />
von Woke Medical<br />
Co., Ltd. (3. v. links) unterzeichnet.<br />
Er betrifft den exklusiven Vertrieb<br />
des neurochirurgischen Katheters<br />
Neurovent in der Volksrepublik China.<br />
Binnen weniger Jahre hat sich dort der<br />
Absatz von Spezialprodukten in der Neurochirurgie<br />
verdoppelt. Steigender Individualverkehr<br />
und die Ausübung von Risikosportarten<br />
sind den Angaben zufolge<br />
eine Ursache für die zunehmende Anzahl<br />
von Trauma-Patienten, bei denen der<br />
Neurovent-Katheter diagnostisch zum<br />
Einsatz kommt. Der langfristige Vertrag<br />
Bild: Raumedic<br />
für die Zusammenarbeit soll nun nach<br />
und nach mit Leben erfüllt werden. Ein<br />
erster Schritt sind die Vorbereitungen für<br />
die Zulassung der Raumedic-Produkte in<br />
der Volksrepublik. Das Unternehmen aus<br />
Helmbrechts ist Entwicklungspartner und<br />
Hersteller von Schläuchen, Formteilen,<br />
Kathetern sowie Baugruppen und Systemen<br />
für die medizintechnische und pharmazeutische<br />
Industrie.<br />
www.raumedic.com<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 11
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Medtech Summit<br />
mit MT-Connect<br />
Branchentreff | Erstmals findet der Kongress Medtech<br />
Summit in Nürnberg im Verbund mit der neuen Medizin<strong>technik</strong>-Messe<br />
MT-Connect statt.<br />
Bewährte Veranstaltung: Der Medtech Summit findet künftig<br />
jährlich im Rahmen der Fachmesse MT-Connect statt<br />
Entwicklungen in den Bereichen Medical Technologies, Dia -<br />
gnostics, Digitization und Mobile Health gehören bereits seit<br />
Jahren zu den Schwerpunkten des MedTech-Summit-Programms.<br />
Der internationale Kongress, der vom 21. bis 22. Juni in<br />
Nürnberg stattfindet, hat sich mit rund 1000 Teilnehmern zu einem<br />
bedeutenden Treff der Gesundheitsbranche entwickelt.<br />
Neben technologischen Inhalten setzt der Medtech Summit weitere<br />
Akzente in den Bereichen Innovation Management, Regulatory<br />
Affairs oder Strategic Partnerships. Zielgruppe sind Forscher,<br />
Entwickler, Hersteller, Zulieferer, Dienstleister und klinische<br />
Anwender. Die interaktive Struktur des Kongresses eröffnet<br />
vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung – nicht nur im Bereich<br />
von Forschungs- und Entwicklungskooperationen, sondern auch<br />
im Hinblick auf Marktstrategien wie Crowdsourcing, Projektfinanzierung,<br />
Geschäftsmodelle und Joint Ventures.<br />
In drei parallelen Sessions werden 60 Vorträge angeboten, die<br />
Themen umfassen die Bereiche medizinische Bildgebung, Chirurgie<br />
und Endoskopie, Hybridsysteme und Interoperabilität,<br />
Sensorik und MEMS (Microelectromechanical Systems), Wearables<br />
und Apps, Medical Embedded Systems, Additive Fertigung,<br />
Robotik in Pflege und Reha, Diagnostics, Big Data und Personalisierte<br />
Medizin, E-Health-Infrastruktur, Nuklearmedizin sowie<br />
Implikationen der Medical Device Regulation.<br />
Die begleitende Ausstellung des Medtech Summit wird dieses<br />
Jahr zum ersten Mal in die neue Medizin<strong>technik</strong>-Messe MT-Connect<br />
überführt. Zusätzlich zum Kongressprogramm wird ein<br />
Partnering-Event angeboten. Es ermöglicht B2B-Networking<br />
zwischen allen Teilnehmern des Medtech Summits sowie den<br />
Ausstellern und Besuchern der MT-Connect. Weitere Connecting<br />
Events sind geplant, unter anderem eine Matchmaking-Veranstaltung.<br />
www.medtech-summit.de<br />
Bild: Forum Medtech Pharma<br />
Geschäftsjahresabschluss<br />
Carl Zeiss Meditec AG<br />
setzt Wachstumskurs fort<br />
Medizinprodukte<br />
TÜV Nord Cert und VDE<br />
arbeiten Hand in Hand<br />
Bild: Carl Zeiss<br />
Die Jenaer Carl Zeiss Meditec AG konnte<br />
im Geschäftsjahr 2015/16 weiteres<br />
Wachstum verbuchen. Am stärksten gewachsen<br />
ist die Region Asien/Pazifik<br />
(+19,5 %), während das Unternehmen in<br />
Amerika an Umsatz einbüßte. Insgesamt<br />
stieg der Umsatz um 4,6 % auf 1,08 Mrd.<br />
Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
entwickelte sich mit 154,3 Mio Euro<br />
(Vorjahr: 130,6 Mio. Euro) positiv. Zuwächse<br />
kamen aus beiden Geschäftseinheiten<br />
der Ophthalmologie. Die Strategic<br />
Business Unit (SBU) Ophthalmologische<br />
Systeme konnte den Umsatz um 7,5 % auf<br />
421,2 Mio. Euro gegenüber 392 Mio. Euro<br />
im Vorjahreszeitraum steigern. Hier entwickelte<br />
sich insbesondere das Geschäft<br />
mit Lasersystemen zur Sehschärfenkorrektur<br />
positiv. Die SBU Chirurgische Ophthalmologie<br />
steigerte den Umsatz um<br />
4,3 % auf 370,7 Mio. Euro. Deutliche Zuwächse<br />
konnten erneut bei den Intraokularlinsen<br />
für die Behandlung des Grauen<br />
Stars erzielt werden. Gemäß der neuen<br />
Organisationsstruktur hätte die kombinierte<br />
SBU Ophthalmic Devices einen<br />
Umsatz von 791,9 Mio. Euro erreicht, was<br />
einem Wachstum von 6 % entspricht. Das<br />
Umsatzwachstum der SBU Microsurgery<br />
lag bei 1,3 %. Der Umsatz mit Operationsmikroskopen<br />
und Visualisierungslösungen<br />
erreichte 296,5 Mio. Euro gegenüber<br />
292,8 Mio. Euro im Vorjahr.<br />
www.zeiss.de/meditec<br />
TÜV Nord Cert und das VDE-Institut kooperieren<br />
ab sofort im Bereich Medizinprodukte.<br />
Die beiden Prüf- und Zertifizierungsdienstleister<br />
wollen dadurch künftig<br />
zahlreiche Dienstleistungen aus einer<br />
Hand bieten und die Anforderungen von<br />
Herstellern und Vertreibern von Medizinprodukten<br />
abdecken. So werden sowohl<br />
Qualitätssicherungssysteme zertifiziert<br />
als auch Produkte geprüft. „Insbesondere<br />
im Hinblick auf die bald in Kraft tretende<br />
Medical Device Regulation sorgen die erweiterten<br />
Ressourcen für schnellere Zulassungen<br />
und eine langfristige Verlässlichkeit“,<br />
sagt Wolfgang Wielpütz, Geschäftsführer<br />
TÜV Nord Cert. Auch Wolfgang<br />
Niedziella, Geschäftsführer des<br />
VDE-Instituts, sieht viele Vorteile: Mit dieser<br />
Kooperation könne man die hohe<br />
Prüfqualität des VDE-Instituts mit den<br />
Zertifizierungskompetenzen von TÜV<br />
Nord vereinen.<br />
www.vde.com, www.tuev-nord.de<br />
12 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Labordiagnostik<br />
Siemens Healthineers erweitert<br />
Fertigungsstätte in Walpole<br />
Siemens Healthineers will über vier Jahre verteilt rund 300 Mio.<br />
US-Dollar in seinen Fertigungs-, Forschungs- und Entwicklungsstandort<br />
Walpole in Massachusetts investieren. Der Standort<br />
Walpole beschäftigt zur Zeit mehr als 700 Mitarbeiter und ist die<br />
Hauptproduktionsstätte für Assays, die auf der Advia Centaur-<br />
Familie von Immunoassay-Geräten ausgeführt werden, sowie<br />
von Verbrauchsmaterialien für die molekularen und Blutgastestgeräte<br />
der Produktfamilie. Das Werk soll auch Assays für das Immunoassay-Modul<br />
von Atellica produzieren, das sich zurzeit in<br />
der Entwicklung befindet. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
am Standort ermöglicht den Angaben zufolge die Einführung<br />
neuer Tests, um Ärzte bei der Diagnose und Behandlung<br />
von Krankheiten zu unterstützen. Der bestehende 45 000 m 2 große<br />
Komplex soll aufgerüstet<br />
und erweitert werden. Die<br />
Maßnahmen umfassen den<br />
Fertigungs-, Lager-, Büro- und<br />
Laborbereich und sollen im<br />
Sommer beginnen. Siemens<br />
Heal-thineers strebt an, mindestens<br />
400 neue Stellen zu<br />
schaffen, langfristig sollen 700<br />
neue Dauerarbeitsplätze entstehen.<br />
Bild: Siemens<br />
www.healthcare.siemens.de<br />
www.staubli.com<br />
Hightech-Kupplungen<br />
für Life Science<br />
Engineering-Dienstleistungen<br />
Bertrandt eröffnet Prüflabor<br />
in Wiesbaden-Erbenheim<br />
Die Bertrandt AG, Ehningen,<br />
hat ihre Entwicklungsflächen<br />
um ein Prüflabor in Wiesbaden-Erbenheim<br />
erweitert. Auf<br />
500 m 2 unterstützen die Ingenieure<br />
Kunden aus der Pharma-<br />
und Medizin<strong>technik</strong>branche<br />
bei Konstruktions- und<br />
Prüfleistungen. In den neuen<br />
Räumen stehen 250 m 2 reine<br />
Laborfläche zur Verfügung,<br />
zudem wurde ein Konstruktionsbüro<br />
integriert. „Durch<br />
diese Kombination können wir<br />
komplette Prüfprozesse sowie<br />
Konstruktionsleistungen abwickeln<br />
und in unserer Arbeit<br />
höchst flexibel auf individuelle<br />
Kundenwünsche eingehen“,<br />
erläutert Tobias Rawitz, Laborleiter<br />
am Standort Wiesbaden-Erbenheim.<br />
Das Labor<br />
bietet Platz für bis zu 25 Mitarbeiter.<br />
Das Prüflabor arbeitet<br />
nach DIN-Normen, zusätzlich<br />
wurde das Qualitätssicherungssystem<br />
Good Manufacturing<br />
Practice der USamerikanischen<br />
Food and<br />
Drug Administration implementiert.<br />
Mit Hilfe einer Klimakammer<br />
können Temperaturen<br />
zwischen -40 °C und<br />
+150 °C erzeugt werden. Mit<br />
einer Mikrowaage werden unter<br />
anderem Prüfungen auf<br />
Dosiergenauigkeit bei Kombinationsprodukten<br />
vorgenommen.<br />
Eine Universalprüfmaschine<br />
nimmt Zug-, Druckund<br />
Torsionsprüfungen an<br />
medizinischen Geräten vor.<br />
www.bertrandt.com<br />
Schnellverschlusskupplungen von Stäubli<br />
erfüllen höchste Anforderungen<br />
Große Anzahl unterschiedlicher Baureihen<br />
Clean-Break<br />
Totraumfrei<br />
Einseitige oder beidseitige Absperrung<br />
Freier Durchgang<br />
Langwährende Dichtheit<br />
Optimale Handhabung<br />
schnell. sicher. effizient.<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 13<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH - Tel.: +49 921 883-0 - E-Mail: connectors.de@staubli.com
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Mit Fragen der Qualitätssicherheit<br />
kreativ umgehen<br />
Medtech meets Quality | Für die Qualitätssicherung in der Medizin<strong>technik</strong> gibt es einen<br />
Rahmen – aber innerhalb dieser Vorgaben lohnt es sich für die Unternehmen<br />
durchaus, kreativ zu sein, um die Anforderungen zu erfüllen. Wie das gehen kann und<br />
welche Hilfsmittel dafür zur Verfügung stehen, zeigte das 2. Forum für Qualitätssicherung<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> im Dezember in Stuttgart.<br />
Jeden Tag werden in Deutschland 218<br />
Audits durchgeführt. Das könnte man<br />
dahingehend interpretieren, dass die<br />
Qualität eine große Rolle spielt, geachtet<br />
und gepflegt wird. Dass der Alltag dennoch<br />
oft anders aussieht, berichtete Stephan<br />
Joseph, Berater in Qualitätsfragen,<br />
in seinem Vortrag beim Forum Medtech<br />
meets Quality in Stuttgart.<br />
Joseph hat als erster Referent gleich<br />
den Finger in die Wunde gelegt: Wieso<br />
ISO?, war der leicht provokante Titel seines<br />
Referats. Ihm ging es aber nicht um<br />
Provokation, sondern vor allem darum zu<br />
zeigen, dass der Sinn aller Anstrengungen<br />
zur Qualitätssicherung nicht „die Pappe<br />
an der Wand“ sei. Ein ausgehängtes Zertifikat<br />
sei zwar eine gute Sache, aber um<br />
wirklich etwas für die Qualität der Produkte<br />
zu tun, sei mehr zu machen als Minimalanforderungen<br />
fürs nächste Audit<br />
zu erfüllen.<br />
Einfach sei das nicht: Schließlich sei<br />
die Produktion ein sehr komplexes System.<br />
Der Vergleich mit einem Mobile liege<br />
nahe: Jede Berührung, jede Veränderung<br />
bewirkt eine Reihe von Reaktionen. Nur<br />
welche das im Einzelnen sind, lasse sich<br />
nicht vorhersagen – und das gelte auch<br />
für Maßnahmen, die die Qualität verbessern<br />
sollen. Oft genug würden im Dienste<br />
der Qualitätssicherung Regeln in großer<br />
Zahl aufgestellt, die die Mitarbeiter dann<br />
aus Zeitdruck versuchen zu umgehen.<br />
Die Empfehlung des Referenten: Sich<br />
ein Beispiel zu nehmen an einem der ersten<br />
Handbücher zu Fragen der Qualität.<br />
Der Autor, Benedikt, habe darin für jede<br />
Regeln für das Zusammenleben im Kloster<br />
eine Begründung mitgeliefert und die<br />
Regeln oft vorlesen lassen. Für die heutige<br />
Zeit sollte laut Joseph der gute Vorsatz<br />
lauten, sich nicht mit minimalem Aufwand<br />
durchs Audit zu quetschen, wie es<br />
Aus den Vorträgen erfuhren die Teilnehmer, was sich in den vielen Facetten der Qualitätssicherung<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> jüngst getan hat<br />
Bild: Tom Oettle<br />
manche Ratgeber nahe legten, sondern<br />
die Organisation weiterzuentwickeln. Das<br />
schließe den Chef mit ein – es sei ein gutes<br />
Zeichen, wenn dieser die Fragen beim Audit<br />
selbst beantworten könne und das<br />
nicht seinem Qualitätsmanagementbeauftragten<br />
überlassen müsse. „Und man<br />
darf auch den Auditor nach dem Warum<br />
fragen, wenn dieser das Ausfüllen einer<br />
weiteren Spalte in einer Excel-Tabelle fordert<br />
– oder sogar eigene Vorschläge machen.“<br />
Die Norm beschreibe lediglich Anforderungen,<br />
die zu erfüllen seien. Für<br />
das „Wie“ sei Kreativität erlaubt.<br />
Risikomanagement für<br />
alle Prozesse erweitert<br />
Über Details der aktuellen DIN EN ISO<br />
13485:2016 berichtete Werner Kexel,<br />
stellvertretender Zertifizierungsstellenleiter<br />
Medizinprodukte beim TÜV Hessen.<br />
Er war erfreut zu erfahren, dass der Großteil<br />
der Teilnehmer tatsächlich die geltende<br />
Version der Norm gelesen habe. Das sei<br />
eine wichtige Voraussetzung, um zu<br />
schauen, was im eigenen Unternehmen<br />
eventuell zu ändern sei. Er hob hervor,<br />
dass die neue Version das Risikomanagement<br />
für alle Prozesse erweitert habe. Das<br />
Risiko müsse definiert, sein Ausmaß beschrieben<br />
und danach die eventuell erforderlichen<br />
Maßnahmen festgelegt werden.<br />
Wobei die internationale Norm nur eine<br />
Seite der Medaille sei: Sie gelte, wenn<br />
das Gesetz nicht ausdrücklich andere Dinge<br />
vorschreibt. Aber die Gesetze in<br />
Deutschland, China oder den USA wichen<br />
stellenweise erheblich voneinander ab.<br />
Als „Dauerbrenner“ nannte Kexel das<br />
Software-Thema, „denn die Norm fordert<br />
nicht nur, dass man sich mit der Software<br />
im Medizinprodukt selbst befasst.“ Vielmehr<br />
müsse die Software im Prozess vor<br />
Inbetriebnahme validiert werden.<br />
14 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Fragen zu Details vertieften die Inhalte der Vorträge,<br />
und wer es noch genauer wissen wollte...<br />
Bild: Tom Oettle<br />
... nutzte auch die Pausen, um das Gespräch mit den Referenten<br />
zu suchen<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Es lohne sich auch, die Rolle von Herstellern<br />
und Zuliefern genauer zu betrachten.<br />
Was ein Hersteller ist, definiere<br />
die Norm anders als das Medizinproduktegesetz<br />
– und da das Gesetz Vorrang vor<br />
der Norm hat, müsse man sich mit diesen<br />
unterschiedlichen Auslegungen im Detail<br />
befassen. Auch Mischfunktionen seien<br />
möglich, und ein Unternehmen müsse die<br />
eigene Rolle in der Lieferkette bewerten.<br />
Kexel sprach sogar von einem „Zertifikatswahn“,<br />
der sich durch die gesamte<br />
Lieferkette ziehe. Zwar verlange nicht das<br />
Videos und<br />
Folgetermin<br />
Alle Vorträge wurden auf Video aufgezeichnet<br />
und sind online abrufbar,<br />
ebenso wie ergänzende Interviews.<br />
Und auf das zweite Forum Medtech<br />
meets Quality im Jahr 2016 wird das<br />
Dritte folgen: Als Termin dafür ist<br />
der 1. Februar 2018 vorgesehen –<br />
gemäß dem Wunsch der Teilnehmer,<br />
die Veranstaltung auf den Jahresbeginn<br />
zu verlegen. Die Inhalte rund<br />
um die Qualitätssicherung in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> werden jedoch beibehalten.<br />
www.medtech-meets-quality.de<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
videovortraege<br />
Gesetz von jedem ein Zertifikat, aber die<br />
Auftraggeber legten hierauf Wert.<br />
Zu beachten ist laut Kexel, dass die<br />
neue Version der Norm klar dar legt, dass<br />
ein Hersteller zwar Aufgaben delegieren<br />
könne, nicht aber die Verantwortung für<br />
sein Produkt. „Er ist für alle Teile der Lieferkette<br />
verantwortlich, und es muss<br />
schriftliche Qualitätsvereinbarungen geben.“<br />
Für kritische Lieferanten sei eine<br />
Auditierung unverzichtbar.<br />
Dass Qualität für den ganzen Prozess<br />
eine Rolle spielt und auch Fragen des Labellings<br />
einschließt, betonte Guido Hammer,<br />
Senior Consultant bei GS1 Germany.<br />
Was in den USA in Sachen UDI bereits gelte<br />
und für Europa absehbar sei, biete aufgrund<br />
der durchgängigen Datensätze Vorteile<br />
beim Identifizieren und Rückverfolgen<br />
der Produkte. Alle Details zu berücksichtigen<br />
– zum Beispiel zu wissen und zu<br />
dokumentieren, welche Veränderung an<br />
einem Produkt eine neue GTIN erfordert,<br />
und welche tagesgenaue Angabe im Einzelfall<br />
das geforderte Herstelldatum repräsentiert<br />
– bringe auch Herausforderungen<br />
für die Qualitätssicherung.<br />
Dr. Thomas Schmitz, Senior Consultant<br />
bei Plato Software, berichtete darüber,<br />
wie sich Entwicklungsprozesse in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> besser steuern lassen,<br />
wenn Methoden und Wissen in einem<br />
System vernetzt sind. Das könne auch als<br />
ein Schritt in Richtung Industrie 4.0 gesehen<br />
werden.<br />
Ebenfalls im Umfeld der Vernetzung ist<br />
die Auswertungssoftware Kotem Evolve<br />
Manufacturing angesiedelt, die Christoph<br />
Bohnhof von OGP Mess<strong>technik</strong> vorstellte.<br />
Sie setzt sich aus acht smarten Bausteinen<br />
zusammen, die für alle Messegeräte geeignet<br />
sind und die es auch ermöglichen,<br />
die Messprotokolle entlang der Zuliefererkette<br />
zu vereinheitlichen.<br />
CT – nicht nur für die Medizin<br />
ein interessantes Verfahren<br />
Die Unterschiede zwischen medizinischen<br />
und industriellen CT-Geräten und<br />
die Potenziale, die diese Technik für die<br />
Qualitätssicherung bietet, erläuterte Gabor<br />
Szabo von Nikon Metrology. Als Beispiel<br />
nannte er die Frage, was mit einer<br />
Dichtung beim Zudrehen einer Kunststoffflasche<br />
passiert. Durch einen Helix-<br />
Scan, bei dem das zu untersuchende Teil<br />
nicht nur in der Ebene gedreht, sondern<br />
beim Drehen auch in der Höhe verfahren<br />
wird, ließen sich Teile, die aus einem Mix<br />
Metall und Kunststoff hergestellt sind, besonders<br />
gut darstellen.<br />
Stephan Knopf, Vertriebsmitarbeiter<br />
Industrie bei Carl Zeiss Microscopy, berichtete<br />
über die moderne Digitalmikroskopie.<br />
Diese biete zwar nicht die maximale<br />
Auflösung, sondern sei zwischen<br />
den Möglichkeiten von Stereomikroskopie<br />
und Auflichtmikroskopie angesiedelt.<br />
Zum Abschluss kamen einige der Referenten<br />
aufs Podium, um spezielle Fragen<br />
zur Qualitätssicherung in der Medizin<strong>technik</strong><br />
zu diskutieren. Das Fazit der Teilnehmer<br />
war positiv – und die Teilnahme<br />
an der Folgeveranstaltung haben sich viele<br />
schon vorgemerkt.<br />
(op) ■<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 15
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
GERÄTE IM OP SOLLTEN KEIN<br />
TEURES HIGHTECH-SPIELZEUG SEIN<br />
Hybrid-OP | Mit der richtigen Strategie und dem Wissen der Nutzer rechnet sich ein<br />
Hybrid-OP, sagt Prof. Dr. med. Clemens Bulitta. Was sich in diesen Hightechsälen tut,<br />
beeinflusst die Anforderungen an die gesamte Branche.<br />
land etwa 200 Hybrid-OPs. Aber ich halte<br />
mittelfristig einen Zuwachs um den<br />
Faktor zwei oder drei für sinnvoll und<br />
auch nicht unrealistisch.<br />
■ Wer richtet derzeit solche Säle ein?<br />
Die Zeiten, in denen es diese nur in Uni-<br />
Kliniken gab, sind vorbei. Auch kleinere<br />
und mittlere Krankenhäuser haben inzwischen<br />
investiert, und an mancher<br />
Stelle werden vielleicht weitere Säle<br />
entsprechend ausgestattet.<br />
Veränderungen durch<br />
Hybrid-OPs betreffen viele<br />
Unternehmen der Branche<br />
Prof. Dr. Clemens Bulitta leitet das 2015 ■ Wie aktuell ist das Thema?<br />
■ Was muss erfüllt sein, um im Betrieb<br />
eine optimale und wirtschaftliche Auslastung<br />
zu erreichen?<br />
Die Betreiber müssen im Vorfeld ihre<br />
Strategie festlegen und die Ausstattung<br />
entsprechend wählen. Wie viele Patienten<br />
kommen für eine Behandlung in<br />
gegründete Institut für Medizin<strong>technik</strong> Aus meiner Sicht ist das Potenzial für diesem Umfeld in Frage? Welche Anforderungen<br />
stellen die Mediziner – auch<br />
an der Ostbayerischen Technischen<br />
Hybrid-OPs noch nicht ausgeschöpft.<br />
Hochschule Amberg-Weiden. Er war bis<br />
2012 gut zehn Jahre bei Siemens<br />
Die Anfänge lagen im Kardio-Bereich, aus verschiedenen Fachbereichen? Welche<br />
Healthcare beschäftigt, zuletzt verantwortlich<br />
dafür wurden die Operationsräume mit<br />
Technik wird gebraucht? Eine Lö-<br />
für das weltweite Projekt- und Angiographiegeräten ausgestattet. Die sung wird dann zu finden sein, auch<br />
Partnermanagement für Angiographiesysteme<br />
im Operationssaal, die so ge-<br />
Vorteile der Bildgebung lassen sich aber wenn es nicht ohne Kompromisse geht.<br />
nannten Hybrid-OPs<br />
auch für andere medizinische Fachbereiche<br />
nutzen, beispielsweise die Unfall-<br />
oder Wirbelsäulenchirurgie. So gesehen<br />
IHR STICHWORT<br />
ist ‚Hybrid-OP‘ in gewisser Weise<br />
ein unscharfer Begriff: Die Bildgebung<br />
kann nicht nur mit einem Angiographiegerät<br />
■ Strategien für Hybrid-OPs<br />
erfolgen, sondern auch mit<br />
■ Effizienz verbessern<br />
einem mobilen C-Bogen oder einem<br />
■ Neue Operations<strong>technik</strong>en<br />
MRT oder CT. Das hängt letztlich davon<br />
■ Änderungen an Medizinprodukten<br />
Bild: OTH-AW<br />
■ Herr Professor Bulitta, was gehört<br />
alles in einen Hybrid-OP und welche Vorteile<br />
kann diese Ausstattung bringen?<br />
In Hybrid-OPs sind auch Möglichkeiten<br />
der High-End-Bildgebung vorhanden.<br />
So können zum Beispiel Hochrisikopatienten<br />
mit einer Aortenstenose, die eine<br />
offene Herzoperation nicht überstehen<br />
würden, minimal-invasiv behandelt<br />
werden, da sich die relevanten Strukturen<br />
visualisieren lassen. Wir können ihnen<br />
also eine Behandlungsoption bieten,<br />
die es ohne Hybrid-OPs nicht gäbe.<br />
Und wir können eine permanente Qualitätskontrolle<br />
während eines Eingriffes<br />
erreichen: Wir sehen, ob bei einem<br />
Aneurysma im Gehirn die Clips ideal<br />
platziert sind oder ob ein Implantat<br />
richtig sitzt. Was zugleich bedeutet,<br />
dass sich Fehler und damit eine eventuell<br />
erneute Operation vermeiden lassen.<br />
In manchen Fällen führen die Daten aus<br />
der Bildgebung sogar dazu, dass die<br />
chirurgische Strategie verändert wird,<br />
um ein besseres Ergebnis zu erzielen.<br />
ab, für welche Anwendungen der Saal<br />
genutzt werden soll. Derzeit haben wir<br />
bei 2000 Krankenhäusern in Deutsch-<br />
■ Was ist Ihren Erfahrungen nach der<br />
Worst-Case, der sich in solchen Projekten<br />
eingestellt hat?<br />
Ein mit teuren Geräten ausgestatteter<br />
OP-Saal, der im Grunde nichts anderes<br />
ist als ein Hightech-Spielplatz, den keiner<br />
richtig nutzt. Glücklicherweise ist<br />
so etwas eher selten. Dennoch sehe ich<br />
bei vielen Hybrid-OPs, für die schon eine<br />
sinnvolle Strategie festgelegt wurde<br />
und in denen auch die Ausstattung<br />
16 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
passt, noch Optimierungspotenzial. Wir<br />
müssen uns ja das Ziel setzen, die vorhandene<br />
Technik möglichst effizient zu<br />
nutzen und auch so, dass die Qualität<br />
zunimmt und der Patient so viel wie<br />
möglich von der Technik profitiert. Und<br />
das geht nur, wenn alle, die in diesem<br />
Umfeld arbeiten, auch alle Funktionen<br />
der Technik kennen und nutzen können.<br />
Da bietet sich der Vergleich mit dem eigenen<br />
Smartphone oder der Office-<br />
Software an: Was diese bieten, kann<br />
man erst ausschöpfen, wenn man in<br />
Schulungen die für die eigene Nutzung<br />
wichtigen Funktionen kennenlernt. Das<br />
Budget für solche Maßnahmen ist wohl<br />
manchmal zu knapp bemessen. Aber<br />
daran kann man ja arbeiten. Es wird sogar<br />
diskutiert, ob ein eigenes Berufsbild,<br />
der Hybrid-OP-Techniker, sinnvoll<br />
sein könnte.<br />
Lehr- und Forschungs-OP<br />
Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden verfügt<br />
über einen vollständig eingerichteten Lehr- und Forschungs-<br />
OP, in dem neue und bestehende OP-Technologie, Medizin- sowie<br />
Haus- und Gebäude<strong>technik</strong> getestet, weiterentwickelt, demonstriert<br />
und geschult werden. So kann ein komplettes System in<br />
verschiedenen Funktionszuständen erklärt und trainiert werden.<br />
Forschung und Entwicklung neuer Produkte und die Simulation<br />
und Optimierung von Arbeitsprozessen sind möglich.<br />
Der Lehr- und Forschungs-OP soll den Zugang zu neuen Technologien<br />
schaffen, zum Beispiel durch die (Weiter-)Qualifizierung von<br />
medizinischem und technischem Personal. Auch strategische<br />
Partnerschaften mit der Industrie sind möglich.<br />
www.oth-aw.de/bulitta/lehr-und-forschungs-op/<br />
Bild: Bulitta<br />
Im Lehr- und Forschungs-OP<br />
können<br />
unterschiedliche<br />
Szenarien für den<br />
OP-Ablauf getestet<br />
werden. Auch Usa -<br />
bility-Prüfungen<br />
sind möglich<br />
■ Wo sehen Sie die größten Probleme<br />
bei der Planung und Nutzung der OPs?<br />
Gerade in kleineren Häusern sind viele<br />
Fachgebiete betroffen – die Mediziner<br />
verschiedener Richtungen, die hier arbeiten<br />
sollen, die Haus- und Gebäude<strong>technik</strong>,<br />
die Medizin<strong>technik</strong>. Alle haben<br />
Anforderungen und Wünsche, alle bringen<br />
Einschränkungen mit, manche Ziele<br />
sind auch nicht miteinander zu vereinbaren.<br />
Gerade für kleinere Häuser<br />
kann es interessant sein, das Projekt in<br />
die Hände eines Dienstleisters zu legen.<br />
Das kann ein Gerätehersteller sein, der<br />
vielleicht sogar Services für den späteren<br />
Betrieb des Saales bietet. Natürlich<br />
ist das mit nicht unerheblichen Kosten<br />
verbunden. Aber wenn diese Ausgabe<br />
dazu beiträgt, dass die Investition in die<br />
Technik sich lohnt und das Krankenhaus<br />
an dieser Stelle Geld verdient, ist<br />
die Entscheidung richtig.<br />
■ Wo gibt es eventuell Handlungs bedarf<br />
bei technischen Geräten, die in solchen<br />
Sälen genutzt werden?<br />
Bei der Gebrauchstauglichkeit sehe ich<br />
noch viel Verbesserungspotenzial. Auch<br />
die Kombination verschiedener Geräte,<br />
also die Schnittstellenproblematik,<br />
lässt Raum für bessere Ideen. Und für<br />
die Zukunft werden neue technische<br />
Lösungen gefragt sein: Als Beispiel sei<br />
die Augmented Reality genannt. Ich<br />
denke da an die Möglichkeit, diagnostische<br />
Aufnahmen in das Endoskop-Bild<br />
einzublenden. Und im Bereich der<br />
Naviga tionssysteme und der computer -<br />
assistierten Chirurgie sind wir auch<br />
längst noch nicht am Ende.<br />
■ Betreffen die Entwicklungen im<br />
Hybrid-OP vor allem die Großgeräte?<br />
Nein, das geht die ganze Branche etwas<br />
an. Der Einsatz der Bildgebung im OP<br />
hat eine Spirale der Entwicklung in<br />
Gang gesetzt. Aus dem, was die Ärzte<br />
jetzt sehen, ergeben sich neue Anforderungen<br />
an Implantate. Diese könnten<br />
zum Beispiel Informationen liefern, die<br />
die Platzierung erleichtern. Wenn man<br />
weiter denkt, kommt man zu Fragen<br />
der Automatisierung von Prozessen.<br />
Und das wiederum wird die Anforderungen<br />
an die Bildgebung verändern.<br />
Ich denke, da wird sich eine Menge tun,<br />
was nicht nur die Großgeräte betrifft.<br />
■ Was ist Ihrer Ansicht nach die wichtigste<br />
Aufgabe, vor der die Hersteller von<br />
Medizingeräten heute stehen?<br />
Sie müssen den Nutzen ihrer Innovationen<br />
nachweisen können, im Sinne des<br />
Health Technology Assessment. Das gelingt<br />
am besten, wenn sich die Entwickler<br />
mit echten Problemen befassen, mit<br />
denen die Ärzte gerade kämpfen. Ein<br />
schönes Beispiel dafür ist ein Masterprogramm<br />
an der Johns Hopkins Universität<br />
in den USA: Dort müssen die<br />
Studierenden mit einem Arzt in die Klinik,<br />
um ein Problem zu besprechen und<br />
dieses auch technisch lösen – und zwar<br />
so, dass der Arzt einfach damit umgehen<br />
kann. Das fördert echte Innovationen<br />
und erleichtert Ausgründungen.<br />
Die Aufgabe für die Hersteller lautet also,<br />
problemorientiertes Entwickeln, den<br />
Nachweis des Nutzens und die Gebrauchstauglichkeit<br />
des fertigen Produkts<br />
zusammenzuführen.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 17
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
Operieren trotz<br />
geringer Expertise<br />
Prostatakrebs | Drei von zehn Prostataoperationen erfolgen<br />
an Kliniken mit zu geringer Expertise: Dies belegt<br />
eine Studie des Universitätsklinikums Dresden. Sie<br />
analysiert 221 000 Eingriffe zwischen 2006 und 2013.<br />
Prof. Manfred Wirth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie,<br />
mit dem Da-Vinci-System zur Roboter-assistierten Chirurgie<br />
Mindestens 50 Operationen pro Jahr empfiehlt die deutsche<br />
Prostatakrebsleitlinie als Orientierungswert für Zentren,<br />
die eine komplette operative Entfernung der Prostata anbieten.<br />
Doch eine Studie der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums<br />
Carl Gustav Carus Dresden weist nach, dass<br />
Krankenhäuser immer häufiger diese Radikaloperationen vornehmen,<br />
obwohl sie die Mindestfallzahl unterschreiten.<br />
Im Untersuchungszeitraum von 2006 bis 2013 hat sich der Anteil<br />
dieser Krankenhäuser von 49 % auf 67 % erhöht. Der Anteil der<br />
Patienten verdoppelte sich nahezu von 16 % auf 28 %. Die<br />
Dresdner Urologen fordern daher Maßnahmen, um die Patientenversorgung<br />
zu zentralisieren. Eine Operation in Häusern mit<br />
hohen Fallzahlen steigere die Patientensicherheit und führe seltener<br />
zu Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz.<br />
„Viele Gesundheitssysteme im Ausland nutzen bereits verbindliche<br />
Mindestmengenkataloge, um eine Zentralisierung von komplizierten<br />
Operationen zu erreichen“, erklärt Dr. Johannes Huber,<br />
der Leiter der Studie „Robots Drive the German Radical Prostatectomy<br />
Market”. In Deutschland gebe es eine solche Regelung<br />
bisher jedoch erst für sechs Verfahren wie Leber- und Nierentransplantationen,<br />
operative Eingriffe an den Herzkranzgefäßen<br />
oder bei Operationen von Bauchspeicheldrüse und Speiseröhre.<br />
Ohne Mindestmengenkataloge sind die Kliniken nicht an<br />
die Empfehlungen der von der Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />
ausgearbeiteten Deutschen Prostatakrebsleitlinie gebunden.<br />
Als einziger Partnerstandort des in Heidelberg gegründeten Nationalen<br />
Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) gehört das<br />
Dresdner Universitätsklinikum zu den führenden Einrichtungen<br />
auf dem Gebiet der Krebsmedizin. Erfahrene Behandlungszentren<br />
seien auch am Vorhalten eines OP-Roboters und an der Zertifizierung<br />
als Prostatakarzinomzentrum zu erkennen.<br />
www.uniklinikum-dresden.de<br />
Bild: Uniklinikum Dresden<br />
Psychologie<br />
Placeboeffekt hilft<br />
nach Herzoperationen<br />
Wundheilung<br />
Plasmaskalpell ermöglicht<br />
schonende Operationen<br />
Patienten, die nach einer Herzoperation<br />
psychologisch betreut werden, erholen<br />
sich besser als andere, die keine Unterstützung<br />
bekommen: Dies ergab eine Studie<br />
an der Philipps-Universität Marburg.<br />
Der Psychologe Prof. Dr. Winfried Rief<br />
und der Herzchirurg Prof. Dr. Rainer<br />
Moosdorf sprechen von einem Placebo -<br />
Bild: Rainer Moosdorf<br />
effekt, zu dem insbesondere die Erwartungen<br />
beitragen, die Patienten an die<br />
Wirksamkeit und das Ergebnis einer Therapie<br />
haben. Ziel war es, diese Erwartungen<br />
zu optimieren, um das Ergebnis von<br />
Bypass-Operationen am Herzen zu verbessern.<br />
Dazu teilten die Forscher 124 Patienten<br />
in drei Gruppen ein. Die „Erwartungsgruppe“<br />
erhielt psychologische Unterstützung<br />
von einem Therapeuten, der<br />
speziell darauf abzielte, die Erwartungen<br />
an die Wiederherstellung nach der Operation<br />
zu erhöhen. Die „Unterstützungsgruppe“<br />
verbrachte ebenso viel Zeit mit<br />
dem Therapeuten, diskutierte die eigenen<br />
Erwartungen aber nicht. Eine Kontrollgruppe<br />
erhielt keine zusätzliche psychologische<br />
Unterstützung.<br />
www.placeboforschung.de<br />
Ein neues Plasmaskalpell verspricht eine<br />
schnellere Wundheilung und damit schonendere<br />
Operationen. Anders als gewöhnliche<br />
Elektroskalpelle mit Bogenentladungs<strong>technik</strong><br />
erlaubt das am Institut für<br />
Mikrowellen- und Plasma<strong>technik</strong> (IMP)<br />
der FH Aachen entwickelte Plasmaskalpell<br />
Schnitte, ohne dass Strom durch den<br />
Körper fließt. Technologische Grundlage<br />
ist das Mikrowellenplasma, bei dem die<br />
zur Plasma-Erzeugung benötigte Gasentladung<br />
durch Mikrowellen erfolgt. Das<br />
Prozessgas wird durch eine dünne Kanüle<br />
bis zur Spitze des Strahlers geleitet, wo<br />
dann das Plasma in gebündelter Form erzeugt<br />
wird. So kann eine Energiedichte<br />
von 80 kW pro cm 2 erreicht werden, die<br />
chirurgisch präzise Schnitte ermöglicht.<br />
www.fh-aachen.de<br />
18 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Implantatforschung<br />
Kompetenzzentrum<br />
„Orthopädie 4.0“ eröffnet<br />
Biologie des Alterns<br />
Umprogrammierbare Hautstammzellen<br />
aus der Petrischale<br />
In Magdeburg ist das neue Kompetenzzentrum<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
4.0 eingeweiht worden. Wissenschaftler<br />
der Orthopädischen Universitätsklinik<br />
und der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />
wollen darin gemeinsam aus neuen Materialien<br />
hypoallergene, antibakterielle und<br />
verschleißfreie Implantate entwickeln,<br />
vor allem für Hüft- und Knieprothesen.<br />
Erkenntnisse aus dem Maschinenbau, vor<br />
allem zu Oberflächenbearbeitung und<br />
Werkstoffmodifikation, sollen dazu auf<br />
die Medizin<strong>technik</strong> übertragen werden.<br />
Das Kompetenzzentrum soll als Schnittstelle<br />
zwischen Medizin sowie Werkstoff-,<br />
Fertigungs- und Mess<strong>technik</strong> fungieren<br />
und auch die regionale Wertschöpfung im<br />
Blick haben. Das Land Sachsen-Anhalt hat<br />
die Einrichtung mit gut 1,2 Mio. Euro gefördert.<br />
www.med.uni-magdeburg.de<br />
Bild: Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns<br />
Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts<br />
für Biologie des Alterns aus Köln ist es<br />
gelungen, Hautstammzellen von Mäusen<br />
in der Petrischale zu züchten. Diese kultivierten<br />
Stammzellen könnten in Zukunft<br />
viele Tierversuche ersetzen – und vielleicht<br />
auch bald schon Männern wieder<br />
zu vollem Haar verhelfen. Damit Wunden<br />
verheilen und ausgefallene Haare ersetzt<br />
werden, braucht es die Haarfollikel-<br />
Stammzellen, die sich zu Hautzelltypen<br />
ausdifferenzieren können. Werden die<br />
Stammzellen nicht mehr richtig gesteuert,<br />
können Erkrankungen wie Hautkrebs<br />
entstehen. Um Haarfollikel-Stammzellen<br />
in der Petrischale wachsen zu lassen, werden<br />
Hautzellen aus der Maus entnommen<br />
und in ein dreidimensionales Gel aus Proteinen<br />
transferiert, die natürlicherweise<br />
in der Haut vorkommen. Hinzu kommen<br />
Stoffe, die Zellwachstum und Zellüberleben<br />
regulieren. Die Untersuchungen zeigen,<br />
dass schon ausdifferenzierte Zellen<br />
zu Stammzellen zurückprogrammiert<br />
werden können. Die Eigenschaften der<br />
Haut lassen sich in der Petrischale nachbilden,<br />
um etwa zu untersuchen, wie sich<br />
die Zellen bei UV-Bestrahlung verhalten.<br />
www.age.mpg.de<br />
© Sergey Nivens - Shutterstock.com<br />
Der Medizin<strong>technik</strong>-Cluster feiert sein 15-jähriges Bestehen<br />
beim größten Branchentreff „MedTech.Circle 2017 – back to the<br />
future“. Experten aus der MedTech-Branche blicken zurück in<br />
die Zukunft und die Expertin für Erfolgsnetzwerke, Dr. in Magda<br />
Bleckmann, inspiriert in ihrer interaktiven Keynote „Erfolgreiches<br />
Netzwerken & Kooperieren“ mit Anregungen für die Praxis.<br />
09. März 2017 | 13.00 - 17.30 Uhr | Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG Linz | Österreich<br />
MEDTECH.CIRCLE 2017 - BACK TO THE FUTURE<br />
SPECIAL: 15 JAHRE CLUSTER<br />
Anmeldung unter<br />
www.medizin<strong>technik</strong>-cluster.at/medtech-circle2017<br />
01/2017 medizin&tec i k 19
■ [ TECHNIK ]<br />
Kein Feuer im Sauerstoffschlauch<br />
Dosier<strong>technik</strong> | Preeflow bietet mit einem Zweikomponenten-Dispenser die Lösung<br />
für eine neue Anwendung von BPR Medical: Beim Verkleben des Kanülen-Ventils Firesafe<br />
punktete der Mikrodispenser mit bester Verarbeitbarkeit. Das Ergebnis ist eine<br />
Sauerstofftherapie, bei der Brandschutz und Sicherheit im Schlauch integriert sind.<br />
Kommt es zu Bränden bei Sauerstoffkonzentratoren,<br />
ist meist ein unvorschriftsmäßiger<br />
Umgang mit externen<br />
Zündquellen, wie beispielsweise das Anzünden<br />
einer Kerze – oder was viel häufiger<br />
der Fall ist – das Rauchen während der<br />
Langzeit-Sauerstofftherapie zu Hause der<br />
Grund. Solche Sauerstoffbrände treten<br />
meist in der Leitung zwischen dem Sauerstoffkonzentrator<br />
und der Maske des Benutzers<br />
beziehungsweise der Nasenkanüle<br />
auf und können sowohl für den Patienten<br />
als auch für seine Umgebung fatale Folgen<br />
haben. Mit Firesafe bietet der britische<br />
Hersteller BPR aus Mansfield eine Lösung<br />
an, diese Brände während der Therapie<br />
auf ein Mindestmaß zu reduzieren.<br />
Das Firesafe-Rückschlagventil des Herstellers<br />
BPR Medical in Mansfield, Nottingham/UK,<br />
ist eine thermische Sicherung,<br />
die konzipiert wurde, um den Sauerstofffluss<br />
zu stoppen, wenn sich der<br />
Schlauch versehentlich entzündet, und<br />
um dieses Feuer zu löschen. Dabei wird<br />
empfohlen, dass mindestens zwei Fire -<br />
safe-Geräte an jede Sauerstoffleitung angeschlossen<br />
werden. Das erste sollte nahe<br />
der Sauerstoffquelle und das zweite in<br />
Nähe des Patienten positioniert werden.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Sauerstofftherapie<br />
Volumetrische Dosier<strong>technik</strong><br />
Thermische Kanülen-Sicherung<br />
Rückschlagventile<br />
Zweikomponenten-Dispenser<br />
Die Marke Preeflow steht für<br />
präzises, rein volumetrisches<br />
Dosieren von Flüssigkeiten in<br />
Kleinstmengen. Bei BPR Medical<br />
sorgt das System für die<br />
Applikation des Zweikomponenten-Klebstoffes<br />
bei der<br />
Fertigung des Kanülenventils<br />
Firesafe<br />
Bild: Viscotec<br />
Ventil schützt als thermische<br />
Sicherung die Sauerstoffzufuhr<br />
Im Brandfall löscht das Inline-Bidirectional-Firesafe-Kanülen-Ventil<br />
das Feuer<br />
durch das Abschneiden der Sauerstoffzufuhr<br />
und wirkt als thermische Sicherung.<br />
Die Sauerstoffzufuhr wird behindert, sobald<br />
eine schmelzbare Komponente auf<br />
Grund der entstehenden Hitze eines Feuers<br />
im Sauerstoffschlauch reagiert. Eine<br />
fehlerfreie Funktion ist von entscheidender<br />
Bedeutung und kann buchstäblich<br />
den Unterschied zwischen Leben und Tod<br />
bedeuten.<br />
Bei der Komponentenklebung entschied<br />
sich BPR für einen Zweikomponenten-Epoxidklebstoff.<br />
Danach galt es, die<br />
perfekte Dosierlösung zu finden, denn für<br />
die Anwendung musste der Kleber präzise<br />
20 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
auf eine zylindrische Anordnung mit<br />
wiederholbarem Volumen und dem richtigen<br />
Mischungsverhältnis aufge tragen<br />
werden.<br />
Ben Johnson, Technischer Verkaufsleiter<br />
bei BPR Medical erinnert sich: „ Wir<br />
mussten einen langen Weg gehen, um die<br />
Vollkommenheit der Verbindung der beiden<br />
Formhälften sicherstellen zu können.<br />
Ein essenzieller Schritt dabei war die Applikation<br />
des Zweikomponenten-Klebstoffes:<br />
Eine hochpräzise, wiederholbare<br />
Menge auf ein Teil in einer rotierenden<br />
Einspannvorrichtung aufzubringen, aber<br />
gleichzeitig das exakte Dosiervolumen<br />
konstant zu halten, unabhängig von Viskositätsveränderungen<br />
durch Temperaturschwankungen.“<br />
Nur die volumetrische Dosier<strong>technik</strong><br />
von Preeflow, einer Marke der Viscotec<br />
Pumpen- und Dosier<strong>technik</strong> GmbH, Töging<br />
a. Inn, meisterte schließlich die Herausforderungen<br />
– so das Ergebnis nach<br />
zahlreichen Dosierversuchen bei einem<br />
weiten Spektrum der Umgebungstemperatur,<br />
rigorosen Zieh-, Biege- und anderen<br />
Tests des Bauteils. Bis zu ±1 % Dosiergenauigkeit,<br />
über 99 % Wiederholgenauigkeit<br />
und Volumenströme von 0,2 bis<br />
32 ml/min mit einem minimalen Volumen<br />
von 0,01 ml sind mit dieser Technologie<br />
realisierbar. Dank des verbauten<br />
Endloskolben-Prinzips wird das Dosiervolumen<br />
durch Viskositätsänderungen des<br />
Materials nicht beeinträchtigt.<br />
Qualitätssicherung an jedem<br />
einzelnen Produkt<br />
Ben Johnson und Produktentwicklungsleiter<br />
Mike Brudenell arbeiteten eng mit<br />
Intertronics zusammen, der als Händler<br />
die Preeflow-Produkte in England vertreibt.<br />
Der Dispenser musste exakt auf die<br />
maßgeschneiderte Einspannvorrichtung<br />
ausgelegt werden. Jede einzelne der<br />
20 000 produzierten Einheiten pro Monat<br />
wird überprüft, zudem unterliegen die<br />
Teile in regelmäßigen Abständen einem<br />
Drei-Punkte-Biegetest.<br />
Das System fährt eine automatische<br />
Reinigung am Ende jeder Schicht. Damit<br />
werden Ausfallzeiten für Säuberungen<br />
vermieden. Die Steuerung des Preeflow<br />
Eco-Duo erfolgt mittels Plug-and-mix-<br />
Schnittstelle. Gespeicherte Einstellungen<br />
gewährleisten Beständigkeit sowie Wiederholbarkeit<br />
und verhindern tägliche<br />
Set-up-Zeiten.<br />
Ben Johnson war von der Unterstützung<br />
durch Intertronics beeindruckt. Die<br />
Mitarbeiter halfen, eine volumetrische Dosierlösung<br />
auszuwählen, die zu den Ansprüchen<br />
von BPR passte. „Wie sie uns unterstützten,<br />
das System aufzubauen und<br />
zu integrieren, führte dazu, dass wir eine<br />
konstante Prozessfähigkeit auf hohem Level<br />
erreichen“, so der Verkaufsleiter. „Zudem<br />
verringerten wir unsere Investition<br />
um etwa 2000 Pfund pro Monat.“ BPR Medical<br />
entwickelt Rückschlagventile, die für<br />
den britischen Markt und globalen Export<br />
bestimmt sind. Für seine Innovationen<br />
wurde das Unternehmen 2012 mit dem<br />
„Queen´s Award for Enterprises“ ausgezeichnet.<br />
(su) ■<br />
www.preeflow.com<br />
www.bprmedical.com<br />
Im Verbund mit<br />
NCC Mitte, NürnbergMesse<br />
21.–22. Juni 2017<br />
www.medtech-summit.de<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 21
■ [ TECHNIK ]<br />
Sehr spezielle Maske sorgt für Schlaf<br />
3D-Druck | Welches Potenzial die generative Fertigung auch in besonderen Fällen für<br />
die Behandlung von Patienten haben kann, zeigt das Beispiel einer Frau, die nach einer<br />
Operation die Augen nicht mehr schließen konnte. Einzig eine individuell angefertigte<br />
Maske konnte helfen.<br />
Um die Maske<br />
zu entwerfen,<br />
wurde das<br />
Gesicht der<br />
Patientin gescannt<br />
und<br />
die Daten bearbeitet<br />
Bild: Artec 3D<br />
Unter verschiedenen Materialien bot eine halbfeste Variante den besten Tragekomfort<br />
– so dass die Maske nun das Licht komplett ausschließt und die Patientin<br />
wieder schlafen kann<br />
Bild: Artec 3D<br />
Eine Operation soll ein Leiden beheben,<br />
bleibt aber nie ohne Risiko. Im<br />
Fall von Patienten, die an Morbus Basedow<br />
leiden, einer Autoimmunkrankheit<br />
der Schilddrüse, ist gelegentlich ein Eingriff<br />
an den Augen erforderlich. Denn zu<br />
den häufigsten Symptomen gehören hervortretende<br />
Augäpfel, was auch als Exophthalmus<br />
bezeichnet wird. Die damit<br />
einhergehende Unbeweglichkeit der Augäpfel<br />
führt zu übermäßigem Tränenfluss<br />
und Lichtempfindlichkeit und schränkt<br />
auch das Gesichtsfeld ein. Wenn Arzneimittel-<br />
und Hormontherapie die Beschwerden<br />
nicht lindern könne, ist ein<br />
chirurgischer Eingriff am Auge der nächste<br />
Schritt.<br />
Dabei kann das Sehnengewebe des<br />
Oberlidhebers beschädigt werden. Tritt<br />
dieser Fall ein, lässt sich das Auge nicht<br />
mehr richtig schließen und der Patient<br />
findet nachts keinen Schlaf. Das geschah<br />
einer 48-jährigen Patientin, deren Schlafstörung<br />
sich durch Schlafmaske, Augenklappen<br />
oder ähnliches nicht beheben<br />
ließ. Abhilfe sollte schließlich eine an das<br />
individuelle Gesicht angepasste Maske<br />
schaffen, die generativ gefertigt wurde.<br />
Digital Maison, ein Anbieter von<br />
3D-Scans und -Drucken aus Turin, wurde<br />
mit der Entwicklung dieser Maske beauftragt.<br />
Das italienische Unternehmen erfasste<br />
dafür mithilfe des Scanners Artec<br />
Eva die geometrische Beschaffenheit des<br />
Gesichts.<br />
„Das Unternehmen Kairos 3D hatte<br />
sich an uns gewandt“, sagt Paolo Gianolio,<br />
Inhaber von Digital Maison. Dort seien<br />
die Scanning-Fähigkeiten seines Unternehmens<br />
bekannt gewesen, wie auch die<br />
Tatsache, „dass wir eine Leidenschaft für<br />
kleine medizinische Projekte hegen, bei<br />
denen wir neue Technologien in den Bereichen<br />
3D-Scanning, -Modellbau und<br />
-Druck ausprobieren können.“<br />
3D-Fachmann<br />
der ersten Stunde<br />
Paolo Gianolio gilt in Italien als 3D-Techniker<br />
der ersten Stunde, der schon vor 15<br />
Jahren eine Abhandlung zu 3D-Scannern<br />
verfasst hat. „Für das Augenmasken-Projekt<br />
nutzten wir Artec Eva.“ Das sei der<br />
einzige Scanner für kleine bis mittelgroße<br />
Objekte, der Oberflächen detailliert erfasst<br />
und zudem „äußerst leicht zu handhaben<br />
ist“. Da das Gerät tragbar ist, konnte<br />
er den Scan bei der Patientin durchführen,<br />
„was für sie eine psychologische Entlastung<br />
bedeutete.“<br />
Es dauerte nur wenige Minuten des<br />
Scannens und der Datenverarbeitung in<br />
Artec Studio, dann lag ein präzises, farbiges<br />
3D-Bild des Gesichts vor. Mit dem in<br />
Artec Studio integrierten Messinstrument<br />
konnte Gianolio auch Abweichungen in<br />
der Gesichtsform feststellen, je nachdem,<br />
ob die Patientin lag oder saß: An besonders<br />
weichen Stellen wie an den Wangen<br />
kann der Positionswechsel eine Abweichung<br />
von bis zu 5 mm mit sich bringen.<br />
Paolo Gianolio nutzte die Oberflächenmodellierung<br />
in Rhinoceros 5, um aus<br />
dem 3D-Polygonnetzmodell die Maske zu<br />
entwerfen. Die Orthese bildet das Gesicht<br />
so exakt nach, dass beim Schlafen kein<br />
Licht eindringt, als ob die Augenlider geschlossen<br />
wären.<br />
Hergestellt wurde die Maske schließlich<br />
auf einem Delta Wasp 3D-Drucker,<br />
wobei verschiedene Werkstoffe für den<br />
FDM-Druck getestet wurden. Das halbsteife<br />
Material Bioflex ermöglichte eine<br />
gute Passform und einen hohen Tragekomfort.<br />
„Die Erfahrungen aus diesem Projekt<br />
lassen sich auf andere Fälle übertragen,<br />
bei denen Patienten unter ähnlichen Beschwerden<br />
leiden“, so Paolo Gianolio.<br />
„Dank des Scanners können wir für nahezu<br />
jeden medizinischen Zweck personalisierte<br />
Hilfsmittel entwickeln.“<br />
■<br />
Andreas Urban<br />
Fachjournalist in München<br />
http://digitalmaison.net<br />
22 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Die richtige Pumpe für die Probenahme<br />
Reinraum<strong>technik</strong> | Ein neues Konzept mit Frequenzumrichter<br />
und einem speziellen Pumpentyp macht die Partikelzählung<br />
an Sterilbänken dauerhaft sicher.<br />
Das José-Carreras-Centrum für Somatische<br />
Zelltherapie (JCC) ist auf die Entwicklung<br />
und Herstellung von Zelltherapeutika<br />
spezialisiert. Für die aseptische Herstellung<br />
von Arzneimitteln – worunter auch die<br />
im JCC produzierten Zelltherapeutika fallen<br />
– schreibt der EU-GMP-Leitfaden vor, dass<br />
die Partikelzahlen in der höchsten Reinraumklasse<br />
A kontinuierlich überwacht werden<br />
müssen.<br />
Diese Messung erfolgt im JCC in fünf installierten<br />
Sterilwerkbänken durch permanente<br />
isokinetische Probeentnahmen. Dabei wird<br />
über den Partikelzähler ein Teilstrom aus der<br />
Luft abgesaugt, der exakt 28,3 l*min-1 entspricht.<br />
Der Partikelzähler misst mit einem<br />
Laser die Partikelanzahl und leitet die Werte<br />
an ein Monitoring-System weiter. Bei Grenzwertüberschreitung<br />
löst das System optischen<br />
und akustischen Alarm aus.<br />
Aber nicht nur die Partikelzahlen werden<br />
durch das Monitoring-System überwacht,<br />
sondern auch der vorgeschriebene Volumenstrom,<br />
da nur so eine korrekte Beurteilung<br />
der Messwerte erfolgen kann.<br />
Ursprünglich erzeugte eine trockenlaufende<br />
Drehschieber-Vakuumpumpe an jedem Partikelzähler<br />
den Volumenstrom. Damit gab es<br />
aber bei Ausfällen keine Redundanz.<br />
Auch konnten die alten<br />
Pumpen nicht geregelt<br />
werden und Schwankungen<br />
der Volumenströme<br />
nicht kompensieren.<br />
Wegen deutlicher Verschleißerscheinungen<br />
hätten sie nach wenigen<br />
Jahren sukzessive<br />
ausgewechselt werden<br />
müssen.<br />
Daher sollte ein neues Konzept<br />
entwickelt werden. Fachleute<br />
der Dr.-Ing. K. Busch GmbH, Maulburg,<br />
schlugen vor, eine zentrale Vakuumversorgung<br />
für alle Partikelzähler mit zwei Vakuumpumpen<br />
einzurichten, die nach dem<br />
Mink-Klauen-Vakuumprinzip arbeiten und<br />
mit intelligentem Antrieb mit Frequenzumrichter<br />
ausgestattet sind. So lassen sich die<br />
Vakuumpumpen so regeln, dass sie die eingegebene<br />
Leistung auch bei geänderten Prozessbedingungen<br />
bringen.<br />
Die beiden Vakuumpumpen sind an das Gebäude-Leitsystem<br />
angeschlossen, werden so<br />
kontinuierlich überwacht und eventuelle<br />
Störungen sofort angezeigt.<br />
op<br />
Bild: Busch Vacuum<br />
Das Prinzip der Mink-Klauen-<br />
Vakuumpumpen ermöglicht es,<br />
dass diese berührungsfrei und<br />
trocken arbeiten, also frei von<br />
Betriebsmitteln im Verdichtungsraum<br />
www.buschvacuum.com<br />
igus ® meine-kette ... Energieführen leicht gemacht ...<br />
Weltneuheit: Hygienic Design e-kette ®<br />
Kunststoff e-kette ® nach "Hygienic Design Richtlinien"<br />
Abgerundete Ecken und verschraubungsfreie Konstruktion<br />
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[ ADVERTORIAL ]<br />
MEDIZINTECHNIK AUS TAIWAN<br />
EROBERT DIE WELT<br />
Taiwan | Schon seit Jahren baut Taiwan seine Position in verschiedenen Märkten<br />
aus. Nicht zuletzt weil das Land vom klaren Wettbewerbsvorteil vieler Branchen<br />
wie Elektronik, IT und Kommunikationstechnologie profitiert, die die Basis für die<br />
Entwicklungen einer modernen Medizin<strong>technik</strong> bilden.<br />
Die mittelständisch geprägte Medizin<strong>technik</strong>-Branche be -<br />
schäftigt immerhin rund 31 000 Mitarbeiter, die vor allem<br />
für den Export produzieren. Und die Bedürfnisse der weltweit<br />
rasant alternden Gesellschaft sorgen dafür, dass die Nachfrage<br />
nach medizintechnischen Produkten weiter wachsen wird.<br />
Taiwan will auch in Zukunft dieser Nachfrage begegnen. Und<br />
tut einiges dafür: Rund 3 % des Bruttoinlandsproduktes werden<br />
für Forschung & Entwicklung aufgewendet. Zum Vergleich:<br />
In Deutschlang beträgt dieser Anteil 2,9 %, in den USA 2,7 %.<br />
Deshalb sind bereits heute qualitativ hochwertige medizintechnische<br />
Produkte „Made in Taiwan“. Taitra, die taiwanesische<br />
Organisation zur Förderung von Handelsbeziehungen,<br />
stellte im Rahmen der Medica im November 2016 Spitzenprodukte<br />
und -technologien der taiwanesischen Medizi n<strong>technik</strong><br />
vor. Der 1970 zur Förderung des Außenhandels gegründete<br />
Taiwan External Trade Development Council (Taitra) ist die<br />
führende gemeinnützige Handelsförderungsorga nisation in<br />
Taiwan. Ge sponsert von Regierung, Industrie verbänden und<br />
zahlreichen Handelsorganisationen hilft Taitra den taiwanesischen<br />
Unternehmen, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu stärken und die Herausforderungen auf ausländischen<br />
Märkten zu bewältigen.<br />
Adronic<br />
Den Krebszellen auf der Spur<br />
Die Lösungen von Adronic vereinen<br />
einzigartiges, hochmodernes und<br />
anwenderfreundliches Design mit<br />
exzellenter Bildqualität und bieten<br />
eine zeit- und geldsparende<br />
Methode, um Problemursachen<br />
eindeutig zu bestimmen. Das<br />
medizinische Endoskop V70 FSHD<br />
und das PACS-System wurden in<br />
Zusammenarbeit mit einem der<br />
führenden medizinischen Zentren<br />
Taiwans erforscht und entwickelt.<br />
Es kann in der Hals-Nasen-Ohren-<br />
Heilkunde, der Gynäkologie, der<br />
Urologie, der Neurochirurgie und<br />
der Tumor- und Krebszellenuntersuchung<br />
eingesetzt werden.<br />
Der mit einem einzigartigen<br />
Lichtquellensystem ausgestattet,<br />
verstellbare Kamerakopf ermöglicht eine deutlich empfindlichere<br />
Wellenlängen-Detektion, was insbesondere bei der Identifizierung<br />
von Tumor- und Krebszellen von Vorteil ist. Die Kamerasteuereinheit<br />
mit einstellbaren Parametern liefert eine gute<br />
Bildqualität mit exzellenter Farbwiedergabe und Schärfe, die<br />
für eine genaue Diagnose unverzichtbar sind. Darüber hinaus<br />
kann das System auch während der Operation Bilder und Videos<br />
aufzeichnen. Die DICOM-Standardsoftware ermöglicht den<br />
direkten Upload von Daten in die krankenhauseigene PACS-<br />
Datenbank. Der Endoskop-Hersteller ist ISO 9001/13485- und<br />
GMP-zertifiziert und hat in Taiwan, China, den USA und Europa<br />
mehr als 20 Patente.<br />
AmCad BioMed<br />
Ultraschall erkennt Schlafapnoe<br />
Die AmCad BioMed Corporation befasst sich mit der Entwicklung<br />
innovativer CAD-Geräte (Computer Assisted Detection and<br />
Diagnosis). Der Branchenpionier hat bereits eine Reihe von<br />
Medizingeräten entwickelt, die einzigartig auf der Welt sind.<br />
Das AmCAD-UO beispielsweise ist eine innovative Lösung, die<br />
Mediziner bei der Einschätzung der Risiken des OSA-Syndroms<br />
unterstützt. Die Lösung besteht aus einem Positionierungssystem<br />
und einem computergestützten Detektionsgerät.<br />
Mit dem Positionierungssystem kann die Ultraschallsonde<br />
präzise in die richtige Stellung gebracht werden, um die<br />
oberen Atemwege zu untersuchen und Aufnahmen aus<br />
unterschied lichen Blickwinkeln zu machen. Das computergestützte<br />
Detektionsgerät ermittelt den Luftraum der oberen<br />
Atemwege automatisch. Anschließend werden die dynamischen<br />
Veränderungen<br />
des Luftraums<br />
berechnet,<br />
um das Risiko einer<br />
OSA zu beurteilen.<br />
Der Auswertungsprozess<br />
erfolgt am<br />
wachen Patienten.<br />
Nach höchstens<br />
15 Minuten liegen<br />
die Ergebnisse<br />
vor.<br />
24 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
HIWIN<br />
Vom Trainingsgerät direkt in die Cloud<br />
Die Hiwin Technologie Corp befasst sich unter anderem mit<br />
der Forschung, Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb<br />
von medizinischen Behandlungsgeräten. Basierend auf einer<br />
präzisen Bewegungssteuerung bewegt das robotergestützte<br />
Gehtrainingssystem die Beine des Patienten mit höchster<br />
Genauigkeit. Das System kann programmiert und angepasst<br />
werden, um Patienten mit unterschiedlichsten Mobilitäts -<br />
be einträchtigungen aufgrund von Schlaganfällen, Muskel-<br />
Skelett-Erkrankungen oder anderen neuro logischen Erkrankungen<br />
zu unterstützen. Das System kann die Herz- und<br />
Atemfrequenz überwachen und das Programm entsprechend<br />
anpassen. Das innovative System ohne Aufhängung ermöglicht<br />
die gleich zeitige Durchführung<br />
von Belastungstraining<br />
und Neurorehabilitation.<br />
Die<br />
Kombination aus<br />
Reha und cloud -<br />
basierten und<br />
mobilen Geräten<br />
von<br />
Hiwin ermöglicht<br />
den<br />
Patienten,<br />
Übungen überall und<br />
zu jeder Zeit durchzuführen<br />
und die<br />
Trainings daten in<br />
die Health-Cloud<br />
zu laden.<br />
blöcken bietet. Um die Qualitätssicherung und Datenrückverfolgbarkeit<br />
von medizinischen Ressourcen und Medizinmanagement<br />
zu wahren, präsentiert EverBio Tech sein speziell<br />
für Biobanken konzipiertes Laborinformationsmanagement-<br />
System.<br />
Shoprider<br />
Über Stock, Rampe und Bordstein<br />
Die Pihsiang Machinery MFG. Co. Ltd.<br />
konzentriert sich seit<br />
26 Jahren auf die<br />
Entwicklung medizinischer<br />
Mobilitätshilfen. Für<br />
Europa und speziell für<br />
den deutschen Markt<br />
bietet das Unternehmen<br />
medizinische TÜVund<br />
HMV-Modelle<br />
an. Der Elektro-<br />
Rollstuhl ROVI hat<br />
beispielsweise den<br />
branchenweit kleinsten<br />
Achsenabstand und<br />
vereint fortschrittliche Funktionen,<br />
Anwendungen, Langlebigkeit und Design. Der Rollstuhl<br />
überwindet problemlos hohe Bordsteine, Hindernisse und den<br />
14°-Winkel-Rampentest. Zusammen mit der PG-Drives-Technologie<br />
bietet der leistungsstarke 4-polige Motor ein neuartiges<br />
Fahrerlebnis. Das Gewicht wird nicht gleichmäßig auf die<br />
Basis verteilt, sondern konzentriert sich auf den schwersten<br />
Teil – den Akku. Dank diesem innovativen Design und dem<br />
Zentralantrieb verbessert das Active Ride Control Suspension<br />
System das Fahrerlebnis deutlich und bietet höchste Stabilität<br />
und Komfort.<br />
<br />
EverBio Technology<br />
Genauer Blick aufs Gewebe<br />
Der 2014 gegründete Spezialist für Präzisionsmaschinen<br />
möchte die Effizienz der medizinischen Bilddiagnose optimieren.<br />
Dazu entwickelt EverBio computergestützte Erkennungsund<br />
Diagnosesysteme. Das Unternehmen arbeitet mit<br />
klinischen Forschern zusammen, deren Wissen in Computeralgorithmen<br />
einfließt. AutoTiss X ist der weltweit erster<br />
Arrayer, der Standardgewebeblöcke und Makroblöcke unterstützt,<br />
um große Gewebeproben, beispielsweise aus Prostata,<br />
Gehirn und anderen großen Organen, zu verarbeiten und eine<br />
vollständige pathologische Untersuchung zu ermöglichen.<br />
Zusammen mit dem weltweit ersten Loader für Gewebeblöcke,<br />
der die Verwaltungskapazität des Tissue Microarrayers<br />
ausweitet, ist das neue X-Modell der erste vollautomatische<br />
TMA, der branchenweit den höchsten Durchsatz von Gewebe-<br />
Taiwan External Trade Development Council<br />
Christina Lim<br />
Tel: +886-2-2725-5200<br />
E-mail: chlim@taitra.org.tw<br />
www.taiwanexcellence.org/index_en.html<br />
www.taiwantrade.com<br />
Taiwan Trade Center, Düsseldorf<br />
E-mail: dsdf@taitra.org.tw<br />
http://duesseldorf.taiwantrade.com<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 25
■ [ TECHNIK ]<br />
Konsole schützt die Elektronik<br />
Elektronikgehäuse | Die Bocard-Baureihe des Bünder Gehäusespezialisten Bopla erfüllt<br />
selbst die hohen Ansprüche für den medizintechnischen Einsatz. Bei der Behandlung<br />
mit magnetischer Zellstimulation erlaubt sie, das Gerät über eine Konsole mit<br />
Touchdisplay zu bedienen.<br />
Die Elektronik -<br />
gehäuse aus der<br />
Bocard-Reihe sind<br />
in der Medizin -<br />
<strong>technik</strong> flexibel<br />
einsetzbar<br />
Bild: Bopla<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Gerät zur Magnetfeldtherapie<br />
Elektronikgehäuse für Medizin<strong>technik</strong><br />
Ergonomische Handhabung<br />
Folientastatur auf Kupferbasis<br />
Integration des Touchscreens<br />
Das französische Unternehmen Microtec<br />
ist spezialisiert auf die Entwicklung<br />
eingebetteter elektronischer und mechatronischer<br />
Systeme, Test Engineering-<br />
Dienstleistungen, industrielle Verkabelungen,<br />
kleine und mittlere Serien sowie<br />
betriebliche Wartung. Die Kunden des<br />
Unternehmens stammen aus der Luftund<br />
Raumfahrt, der Automobilindustrie<br />
und dem medizinischen Bereich. Aus der<br />
Medizin<strong>technik</strong> kam auch einer der jüngsten<br />
Aufträge für Microtec. Das Unternehmen<br />
Z Violyne stellt ein gleichnamiges<br />
Produkt zur magnetischen Zellstimula -<br />
tion her. Teil des Produkts ist eine Konsole<br />
mit Touchdisplay, über das der Patient beziehungsweise<br />
der Therapeut die Stärke<br />
des Magnetfeldes und des Energieflusses<br />
sowie die Dauer der Behandlung einstellen<br />
kann. Microtec erhielt den Auftrag zur<br />
Fertigung dieser Konsole inklusive Entwicklung<br />
der entsprechenden Elektronik<br />
und Steuerungssoftware.<br />
Auf der Suche nach einem möglichen<br />
Lieferanten für ein passendes Konsolengehäuse<br />
wurde Microtec im Internet fündig:<br />
Die Bopla Gehäuse Systeme GmbH<br />
aus Bünde konnte mit einem flachen<br />
lichtgrauen Gehäuse mit Foliendeckel aus<br />
ihrer Bocard-Baureihe alle Anforderungen<br />
von Microtec erfüllen. Das modulare<br />
Gehäusesystem passt sich nahezu jeder<br />
Anforderung optimal an.<br />
Fünf Grundgrößen für<br />
Medtech-Anwendungen<br />
Dazu trägt der optional flexibel positionierbare<br />
und abtrennbare Klemmenraum<br />
ebenso bei wie das Zubehör. Hartpapier-<br />
Trennplatten, Frontplatten aus Aluminium,<br />
Wandbefestigungen und schwenkbare<br />
Griffe oder Aufstellbügel ermöglichen<br />
eine vielseitige Anwendung der Bocard-<br />
Gehäuse, die in insgesamt fünf Grundgrößen,<br />
zwei Höhen und mit sechs verschiedenen<br />
Fronten erhältlich sind. Bei dem<br />
um 180° klappbaren Gehäusedeckel hat<br />
der Anwender die Wahl zwischen einer<br />
glasklaren Version im licht- oder graphit-<br />
grauen Rahmen sowie einem blickdichten<br />
Foliendeckel in licht-oder graphitgrau mit<br />
abgesenkter Fläche für die Integration einer<br />
Folientastatur. Für diesen entschied<br />
sich auch Microtec. Eine Zwischenrastposition<br />
bei 90° verhindert ein unkontrolliertes<br />
Zufallen des Deckels, der wahlweise<br />
mit der Hand oder per Werkzeug geöffnet<br />
werden kann und optional auch mit<br />
einem Zylinderschloss lieferbar ist.<br />
Da das Gehäuse als mobile Konsole genutzt<br />
wird, entschied sich Microtec für ein<br />
flaches Unterteil. Damit ist das Z Violyne,<br />
das mit einer Länge von 229 mm und einer<br />
Breite von 203 mm in etwa über die<br />
Abmessungen einer DIN A4-Seite verfügt,<br />
nur 59 mm hoch. Für eine ergonomische<br />
Handhabung lassen sich rückseitig am<br />
Unterteil zusätzliche Griffelemente befestigen.<br />
Sie verdecken gleichzeitig die dort<br />
vorhandenen Montageöffnungen.<br />
Diese Option wählte auch Microtec, da<br />
bei der Entscheidung für ein geeignetes<br />
Konsolengehäuse neben der Anpassungsfähigkeit<br />
des Grundgehäuses insbesondere<br />
die Ergonomie und nicht zuletzt auch<br />
die Farbe – ein für medizintechnische Geräte<br />
typisches freundliches Lichtgrau –<br />
ausschlaggebend waren. Neben den beiden<br />
Griffelementen verbessern zwei Auf-<br />
26 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Das Bocard-Gehäuse beherbergt<br />
die Konsole eines medizin -<br />
technischen Geräts zur<br />
Magnetfeldtherapie<br />
Bild: Bopla<br />
Bild: Bopla<br />
stellbügel die Geräteergonomie zusätzlich.<br />
Sowohl Griffe als auch Aufstellbügel<br />
gehören zum Bocard-Standardzubehör.<br />
Microtec wählte bei den Griffen die Sonderfarbe<br />
Lichtgrau (RAL 7035) – Standard<br />
wäre graphitgrau gewesen – und etwas<br />
höhere Sonderstellbügel. Sie sorgen<br />
für einen steileren Aufstellwinkel des<br />
Geräts und damit für eine bessere Sicht<br />
der Patienten auf den Bildschirm auch im<br />
Liegen.<br />
Die Integration des<br />
Touchscreens muss<br />
sehr präzise erfolgen,<br />
um eine optimale<br />
Funktion und<br />
eine professionelle<br />
Optik des Geräts zu<br />
garantieren<br />
Kupfer-Technologie schützt<br />
die Tastatur<br />
Bei der Tastatur entschied sich Microtec<br />
für eine Folientastatur auf Kupferbasis.<br />
Diese besonders hochwertige Technologie<br />
hat den Vorteil, dass Brüche am Folienkabel<br />
aufgrund der hohen Flexibilität des<br />
kupfer-kaschierten Materials nahezu ausgeschlossen<br />
sind. Auch die häufig bei Tastaturen<br />
auf Basis von Leitsilber auftretenden<br />
Probleme der Silbermigration sind<br />
bei Tastaturen mit galvanisch versilberter<br />
kupfer-kaschierter Basisfolie praktisch<br />
ausgeschlossen. Auf Wunsch vergoldet<br />
das Unternehmen auch die Basisfolien.<br />
Anders als bei der Leitsilbertechnologie,<br />
bei der elektrische Bauteile auf die Folientastatur<br />
geklebt werden, ist bei der Kupfertechnologie<br />
das dauerhaft sichere Verlöten<br />
von LED, Fotodioden und anderen<br />
Bauteilen auf der Folientastatur möglich.<br />
Die Eingabeeinheit der Tastatur des Z<br />
Violyne wurde in der Profiline-Technologie<br />
mit Hinterleuchtung realisiert. Dadurch<br />
können die einzelnen Tasten separat<br />
zum Leuchten gebracht werden. Das<br />
Licht dringt dabei durch ein Loch einer<br />
speziellen Schnappscheibe in das integrierte<br />
Acryl-Inlay, wo es entsprechend<br />
gestreut wird. Gleichzeitig sind die Tastenelemente<br />
der Profiline-Folientastatur<br />
gut fühlbar und verbessern damit den Bedienkomfort<br />
für den Anwender wesentlich.<br />
Neben einer Tastatur benötigte das Z<br />
Violyne auch einen Farb-Touchscreen. Bopla<br />
bereitete die Integration des resistiven<br />
Touchdisplays durch eine entsprechende<br />
mechanische Bearbeitung des Gehäuses<br />
vor und übernahm auch den Einbau. Eine<br />
durchgängige Frontfolie schützt das Display<br />
vor mechanischen Schäden. Dieser<br />
spezielle Schutz – erreicht wird Schutzart<br />
IP65 – erforderte eine sehr präzise Positionierung<br />
des Touchdisplays, um eine<br />
optimale Funktion und eine professionelle<br />
Optik des Geräts zu garantieren. Zudem<br />
verhinderte Bopla durch das Auflaminieren<br />
einer so genannten „Anti-<br />
Newton-Folie“ und winzigen, mit dem<br />
bloßen Auge kaum zu erkennenden Abstandshaltern<br />
eine Anhaftung zwischen<br />
Display und Folie, die andernfalls zu so<br />
genannten Newton’schen Ringen führen<br />
würde.<br />
Zudem wurde durch Bedampfen des<br />
Gehäuseinneren mit Aluminium eine<br />
EMV-Schutzschicht aufgebracht. Sie garantiert<br />
eine gute Elektromagnetische<br />
Verträglichkeit des Geräts – besonders<br />
wichtig für den Einsatz als medizinische<br />
Magnetfeldkonsole. Microtec erhielt die<br />
solchermaßen vorbereiteten Gehäuse und<br />
musste lediglich Elektronik – eine Eigenentwicklung<br />
von Microtec –, Farbtouch -<br />
screen und Lithium-Batterie integrieren.<br />
An der Zusammenarbeit mit Bopla<br />
schätzte Microtec neben der kompetenten<br />
Beratung und dem großen Engagement<br />
bei der Erfüllung der gestellten Anforderungen<br />
auch die moderne Produktion der<br />
Bünder Gehäusespezialisten.<br />
■<br />
Thomas Lüke<br />
Bopla Gehäuse Systeme, Bünde<br />
Weitere Informationen<br />
Zum Gehäusehersteller:<br />
www.bopla.de<br />
Zum Embedded-Spezialisten:<br />
www.microtec-agora.fr/en/<br />
Zum Anbieter des Systems für<br />
die magnetische Zellstimulation:<br />
www.zviolyne.com/index.php<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 27
■ [ TECHNIK ]<br />
Wearables werden<br />
zuweilen<br />
extremen Bedingungen<br />
ausgesetzt.<br />
Spezielle<br />
Technik macht<br />
sie widerstandsfähiger,<br />
auch<br />
gegen Brüche<br />
Bild: Fotolia/LMproduction<br />
Selbstheilender Akku<br />
Wearables | Wenn Elektronik am Körper getragen wird, kann ihr eine Menge passieren.<br />
Damit Schäden nicht zu Problemen führen, könnte die Stromversorgung von<br />
einem besonderen Akku übernommen werden, der mit kleineren oder größeren<br />
Schäden selbst zurechtkommt und diese „verheilen“ lässt.<br />
Elektronik, die in Kleidung eingearbeitet<br />
werden kann, liegt im Trend. Allerdings<br />
hakt es noch etwas bei der Stromversorgung.<br />
In der Zeitschrift Angewandte<br />
Chemie stellten Wissenschaftler dünne<br />
flexible Lithiumionen-Akkus mit Selbstheilungseigenschaften<br />
vor, die sicher am<br />
Körper getragen werden könnten. Sogar<br />
nach einem vollständigen Bruch sollen sie<br />
wieder zusammenwachsen, ohne bei ihren<br />
elektrochemischen Eigenschaften wesentliche<br />
Einbußen zu erleiden.<br />
Bisherige flexible Lithiumionen-Akkus<br />
für anziehbare Elektronik lassen sich<br />
zwar auch ohne Weiteres biegen und rollen.<br />
Sie können aber brechen, wenn sie einer<br />
starken Verwindung ausgesetzt sind<br />
oder versehentlich einen Schnitt abbekommen<br />
– was beim Tragen am Körper<br />
vorkommen kann. Dabei versagen die Akkus<br />
nicht nur, sondern es können auch<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Akkus für anziehbare Elektronik<br />
Alle Bauteile mit Selbstheilungseffekt<br />
Verklebende Kohlenstoffröhrchen<br />
Einfaches Zusammendrücken<br />
Selbst Schnitte lassen sich ausgleichen<br />
ernsthafte Sicherheitsprobleme auftreten,<br />
wenn brennbare, giftige oder ätzende<br />
Gase oder Flüssigkeiten austreten.<br />
Das in Asien arbeitende Team um<br />
Yonggang Wang und Huisheng Peng hat<br />
nun eine neue Familie Lithiumionen-Akkus<br />
entwickelt, die derartige Zwischenfälle<br />
dank ihrer „Selbstheilungskräfte“ meistern.<br />
Dafür müssen alle Bestandteile des<br />
Akkus selbstheilend aufgebaut sein. Die<br />
Wissenschaftler von der Fudan University<br />
(Shanghai, China), dem Samsung Advanced<br />
Institute of Technology (Südkorea)<br />
sowie dem Samsung R&D Institute China<br />
konnten dies jetzt realisieren.<br />
Elektroden auf Polymer,<br />
umgeben von stabilem Gel<br />
Die Elektroden der Akkus bestehen aus<br />
Lagen parallel ausgerichteter Kohlenstoffnanoröhrchen,<br />
zwischen die die benötigten<br />
Lithiumverbindungen in Form von<br />
Nanopartikeln (LiMn 2 O 4 für die eine, Li-<br />
Ti 2 (PO 4 ) 3 für die andere Elektrode) eingebettet<br />
wurden. Anders als bei herkömmlichen<br />
Lithiumionen-Akkus können die Lithiumverbindungen<br />
hier nicht aus den<br />
Elektroden austreten, weder im Betrieb<br />
noch bei einem Bruch. Die dünnen<br />
Schicht-Elektroden sind jeweils auf einem<br />
Substrat aus einem selbstheilenden Polymer<br />
fixiert. Zwischen den Elektroden be-<br />
findet sich ein neuartiger lösemittelfreier<br />
Elektrolyt aus einem Cellulose-basierten<br />
Gel, in das eine wässrige Lithiumsulfat-<br />
Lösung eingebettet ist. Dieser Gelelektrolyt<br />
dient gleichzeitig als Trennschicht zwischen<br />
den Elektroden.<br />
Nach einem Bruch reicht es, die Bruchstellen<br />
einige Sekunden lang zusammenzudrücken,<br />
damit diese wieder „zusammenwachsen“.<br />
Nicht nur das selbstheilende<br />
Polymer, auch die Kohlenstoffnanoröhrchen<br />
kleben dann wieder perfekt aneinander<br />
– dank ihrer parallelen Ausrichtung<br />
wesentlich besser als bei Schichten<br />
ungeordneter Kohlenstoffnanoröhrchen.<br />
Auch der Elektrolyt ist kein Problem.<br />
Während sich herkömmliche Elektrolyte<br />
bei Luftkontakt sofort zersetzen, ist das<br />
neue Gel an Luft stabil. Frei von organischen<br />
Lösemitteln ist es weder brennbar<br />
noch toxisch, sondern sicher in der Anwendung,<br />
heißt es.<br />
Das haben die Forscher getestet: Die<br />
Kapazität und die Ladungs-/Entladungseigenschaften<br />
eines an einer Puppe befestigten<br />
Akku-„Armbands“ blieben auch<br />
nach wiederholten Bruch/Selbstheilungszyklen<br />
weitestgehend erhalten. (op)■<br />
Zum Originalbeitrag:<br />
http://dx.doi.org/10.1002/ange.201607951<br />
28 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Kongress mit<br />
Medtech-Session<br />
Smart Systems Integration | In diesem Jahr tauschen<br />
sich die Fachleute im März im irischen<br />
Cork aus. Der Medizin<strong>technik</strong> ist eine eigene<br />
Session gewidmet.<br />
Bild: Mesago Messe Frankfurt<br />
Der Kongress Smart Systems Integration gibt praxisnah<br />
einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen,<br />
Anwendungen sowie Möglichkeiten und<br />
Visionen im Bereich Smart Systems Integration. In<br />
diesem Jahr treffen sich Experten und am Thema Interessierte<br />
am 8. und 9. März im irischen Cork zur International<br />
Conference & Exhibition on Integration<br />
Issues of Miniaturized Systems.<br />
Die Veranstaltung bietet vier Keynotes, 52 Fachvorträge,<br />
zwei EPoSS-Sessions (European Technology<br />
Platform on Smart Systems Integration), eine Podiumsdiskussion<br />
zum Thema „Emerging Trends and<br />
Technologies in IoT and Industry 4.0“ sowie mehr als<br />
40 Poster-Präsentationen.<br />
In der Session „Smart Medtech Systems“ am Donnerstag,<br />
dem 9. März, geht es um die aktuellen Entwicklungen<br />
im Bereich intelligenter Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Auf der begleitenden Fachausstellung präsentieren<br />
Forschungsinstitute, Komponenten- und Systemhersteller,<br />
Zulieferer und Dienstleister aus den Bereichen<br />
Mikro- und Nanotechnologie, Sensorik, kabellose<br />
Kommunikation sowie Mikroelektronik und -mechanik<br />
ihre Produkte und Lösungen.<br />
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die<br />
Anmeldung zum Kongress sind online verfügbar.<br />
Besucher der bisherigen<br />
Veranstaltungen lobten<br />
die Konferenz als einen<br />
Ort, an dem sie „die wichtigsten<br />
europäischen Player“<br />
treffen konnten<br />
Custom<br />
Solutions<br />
Individueller<br />
Realisierungsgrad<br />
für regulativ<br />
anspruchsvolle<br />
Systeme<br />
PROZESSEINSTIEG<br />
LEISTUNGSTIEFE<br />
FULL SERVICE<br />
14. - 16. MÄRZ 2017<br />
NÜRNBERG<br />
HALLE 1 · STAND 1-260<br />
www.smartsystemsintegration.de/kongress<br />
www.sie.at<br />
medizin&<strong>technik</strong>
■ [ TECHNIK ]<br />
Überblick über Embedded Systems<br />
Messe und Kongress | Was sich im Bereich der Embedded Systems tut, zeigen Messe<br />
und Konferenz in Nürnberg im März. Sicherheit, das Internet der Dinge und die Möglichkeiten<br />
moderner Displays sind Schwerpunkte der Veranstaltung.<br />
Eingebettete Systeme<br />
sind auch aus der<br />
Medizin<strong>technik</strong> nicht<br />
wegzudenken. Manche<br />
Fragen der Sicherheit<br />
gilt es noch zu klären<br />
Das Themenspektrum rund um die<br />
Entwicklung von Embedded Systemen<br />
wächst rasant“, sagt Prof. Dr. Ing.<br />
Matthias Sturm, Messebeiratsvorsitzender<br />
und Conference Chair vom Steering<br />
Board der Embedded World Conference.<br />
Welche Neuigkeiten und Trends es 2017<br />
gibt, wird sich bei der Doppelveranstaltung<br />
Embedded World Exhibition&Conference<br />
im Frühjahr in Nürnberg zeigen:<br />
Vom 14. bis 16. März werden rund 1000<br />
Aussteller für die Messe erwartet, für die<br />
mehr Fläche gebucht ist als im Vorjahr. In<br />
den vergangenen Jahren hat sich die Messe<br />
laut Benedikt Weyerer, Veranstaltungsleiter<br />
der Embedded World bei der Nürnberg<br />
Messe „kontinuierlich zur wichtigsten<br />
Fachmesse ihrer Art weltweit entwickelt“<br />
und geht nun in ihr fünfzehntes<br />
Jahr.<br />
Die zeitgleich stattfindende Embedded<br />
World Conference steht 2017 unter dem<br />
Motto „Securely Connecting the Embedded<br />
World”. Neben den beiden Schwerpunktthemen<br />
„Internet of Things“ und<br />
„Safety & Security“ stehen vier weitere<br />
Konferenzcluster auf dem Programm.<br />
Diese erlauben den Teilnehmern, zwischen<br />
aktuellen, praxisnahen Beiträgen<br />
oder technischen Tutorien zu wählen, die<br />
sich intensiv einer Thematik zuwenden.<br />
Bild: Nürnberg Messe<br />
Den Bogen von der Theorie zur Praxis<br />
spannen Sonderpräsentationen zu M2M,<br />
Electronic Displays und Safety & Security.<br />
Dem Internet of Things sowie<br />
Safety&Security sind insgesamt 15 Sessions<br />
über alle drei Konferenztage hinweg<br />
gewidmet, die sich unter anderem mit der<br />
zukünftigen IoT-Entwicklung, Softwareentwicklung,<br />
Profilen und Schnittstellen<br />
im Internet der Dinge beschäftigen und<br />
auch die Virtualisierung, „Trusted Platform<br />
Modules“ (TPM), Hacking & Attacking,<br />
Sicherheit im Automotive-Bereich,<br />
Sicherheit im industriellen Umfeld sowie<br />
sicherer Kommunikation zum Thema machen.<br />
Design, Modeling und mehr<br />
zum Thema Software<br />
Im Cluster „Software & Systems Engineering“<br />
können sich die Teilnehmer beispielsweise<br />
über System Design und System<br />
Modeling, MISRA-Standards, Open<br />
Source Software sowie Softwarequalität<br />
und -standards informieren. Dem Thema<br />
Software widmen sich auch sechs Tutorien,<br />
die verschiedene Aspekte vertiefen.<br />
Im Bereich Hardware Engineering berichten<br />
die Referenten über ARM Cortex,<br />
besonders energiesparende Hardware,<br />
„High Performance Embedded Archi-<br />
tectures“ (HiPEAC), System on a Chip<br />
und Bildverarbeitung in ihrer Embedded-<br />
Ausprägung. Im Themenfeld Embedded<br />
OS werden Embedded-Betriebssysteme<br />
betrachtet sowie Todsünden bei der Auswahl<br />
eines Embedded-OS und Kriterien<br />
beim Entwickeln auf Basis eines RTOS angesprochen.<br />
Eine Session mit Management<br />
Focus spricht in erster Linie Manager<br />
und Teamleiter an und soll diese bei<br />
ihren Aufgaben im Umfeld der Entwicklung<br />
unterstützen.<br />
Für Fragen zu Displays hat sich die<br />
Electronic Displays Conference einen Namen<br />
gemacht. Am 15. und 16. März treten<br />
Entwickler, Wissenschaftler und Anwender<br />
von elektronischen Displays wieder<br />
in den Dialog über aktuelle Displaytechnologien<br />
wie LCD, OLED oder ePaper,<br />
flexible Displays, 3-D-Displays, grafische<br />
Benutzeroberflächen, Touchscreens, das<br />
breite Anwendungsspektrum dieser Displays<br />
und die Entwicklung des Marktes.<br />
Displays sind aber auch im Messegeschehen<br />
als Thema vertreten, so in Electronic<br />
Displays Areas in den Hallen 1 und<br />
3A. Hier präsentieren rund 60 Aussteller<br />
die neuesten Produkte und Systeme rund<br />
um LCD, OLED, PDP, LED, ePaper und<br />
vieles mehr.<br />
(op) ■<br />
Mehr zum Thema<br />
Das Kongressprogramm sowie weitere<br />
Details zur Messe, zur Anreise<br />
und zu den Sonderschauen stehen<br />
online bereit.<br />
www.embedded-world.de<br />
30 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Robuste Netzteile für<br />
den mobilen Einsatz<br />
Stromversorgung | Den Einsatz ohne Lüfter ermöglichen<br />
Netzteile der RACM-Serie von Recom. Die robusten<br />
Produkte eignen sich besonders für den Einbau in<br />
portablen medizinischen Geräten.<br />
KABEL<br />
nach Maß.<br />
Bild: Recom<br />
Medizin-Netzteile<br />
der<br />
RACM-Serie können<br />
auch in hermetisch geschlossenen<br />
Gehäusen mit voller<br />
Leistung betrieben werden.<br />
Dies ist besonders dort von<br />
Vorteil, wo es aus Hygiene-,<br />
Eine sichere Stromversorgung<br />
für mobile Medizinprodukte,<br />
auch ohne Lüfter, bieten die<br />
Netzteile der RACM-Serie<br />
Geräuschentwicklungs- oder<br />
Sicherheitsgründen oder um<br />
Verunreinigungen zu vermeiden,<br />
nicht möglich ist einen<br />
Lüfter einzusetzen.<br />
Der österreichische Hersteller<br />
Recom Power GmbH aus<br />
Gmunden bietet drei verschiedene<br />
Serien an, die konstante<br />
Ausgangsleistungen von 40 W<br />
bis 100 W mit einstellbaren<br />
Ausgangsspannungen von 5 V<br />
bis 48 VDC liefern. Alle Netzteile<br />
sind UL, CE und 3rd Edition<br />
Medizin zertifiziert mit<br />
2xMOPP/250 VAC. Sie sollen<br />
niedrige Ableitströme (unter<br />
75 μA) und BF-klassifizierte<br />
Ausgänge von 5 V bis 48 VAC<br />
ermöglichen.<br />
Die RACM-Serie verfügt weiteren<br />
Angaben zufolge über ei-<br />
nen Wirkungsgrad von bis zu<br />
93 %, eine niedrige Verlustleistung<br />
und exakte Regelung<br />
über einen weiten Last- und<br />
Eingangsbereich. Der Standby-Verbrauch<br />
liegt unter<br />
0,3 W, wodurch die Module<br />
auch der ErP-Richtlinie<br />
entsprechen.<br />
Die 40-W- und 65-W-Versionen<br />
sind zertifiziert<br />
sowohl als 2“x3“-openframe-Variante<br />
als auch<br />
mit Metallgehäuse, welches<br />
sowohl eine optimale<br />
Kontaktkühlung als<br />
auch Bedienerschutz ermöglicht.<br />
Die Netzteile<br />
können bei Temperaturen<br />
von -40 °C bis zu<br />
+85 °C betrieben werden.<br />
Die Class-II-Netzteile besitzen<br />
eine Reinforced-Isola -<br />
tion von 4 kVAC zwischen Einund<br />
Ausgang und 1,5 kVAC<br />
zwischen Ein-/Ausgang und<br />
EMC ground. Alle Module entsprechen<br />
den Normen EN<br />
60601-1-2, FCC18 und EN<br />
55022 Class B EMC und bieten<br />
fünf Jahre Garantie.<br />
Die robusten Netzteile entsprechen<br />
auch den Vorgaben<br />
der IEC60068 für Schock und<br />
Vibration. Dadurch eignen sie<br />
sich besonders für den Einbau<br />
in portablen medizinischen<br />
Geräten für den Einsatz in<br />
Krankenhäusern, Praxen oder<br />
der häuslichen Krankenpflege.<br />
Durch die Klassifizierung bis<br />
zu 5000 m Seehöhe ist auch<br />
der Einsatz in Sanitätsflugzeugen<br />
oder Praxen in Höhenlagen<br />
möglich.<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 31
■ [ TECHNIK ]<br />
Pupillenverfolgung in 6D<br />
Bildverarbeitung | Eyetracker von Precitec Optronik ermöglichen die 6D-Blickverfolgung<br />
für lasergestützte Augenkorrekturen. Für das ultraschnelle optische Tracking des<br />
Auges wurde eine kompakte Highspeed-Kamera entwickelt, die pro Sekunde über<br />
1300 Bilder aufnehmen kann.<br />
Unwillkürlich und<br />
nicht zu unterdrücken:<br />
Das menschliche<br />
Auge ist ständig<br />
in Bewegung – und<br />
der Behandlungslaser<br />
muss ihm möglichst<br />
verzugslos<br />
folgen, wenn die Ergebnisse<br />
der refraktiven<br />
Behandlung<br />
überzeugen sollen<br />
Bild: Precitec Optronik<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Lasergestütze Augenbehandlung<br />
Ultraschnelles optisches Tracking<br />
Automatisierung<br />
Kompakte Highspeed-Kamera<br />
Blickverfolgung in 6D<br />
Die ersten Entwicklungsarbeiten am<br />
Eyetracker der Precitec Optronik<br />
GmbH, einem heute unverzichtbaren Systembestandteil<br />
in den Behandlungssystemen<br />
für die Fehlsichtigkeit mittels Laser,<br />
erfolgten bereits in den frühen 90er Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts. Bis<br />
dahin oblag die Kontrolle der Augenposition<br />
während der lasergestützten Korrektur<br />
der Fehlsichtigkeit dem behandelnden<br />
Facharzt. Aufgrund der nicht willkürlich<br />
steuerbaren und daher nicht vorhersagbaren<br />
Blickbewegungen des Patienten während<br />
der Behandlung konnte ein zufriedenstellendes<br />
Untersuchungsergebnis<br />
nicht immer garantiert werden.<br />
Der erste Schritt zur Automatisierung<br />
der Blickverfolgung war der passive Eyetracker<br />
des Unternehmens aus Neu-Isenburg.<br />
Mit dieser Entwicklung war es möglich,<br />
die Augenposition während der Behandlung<br />
zu erfassen, um den gewebeabtragenden<br />
Laserstrahl bei einer zu großen<br />
Abweichung der Augenposition zu unterbrechen.<br />
Eine PAL Schwarz-Weiß-Kamera<br />
erfasste dabei die Position des Auges.<br />
Weiterentwicklungen führten zum aktiven<br />
Eyetracking. Hierbei wird der Laserstrahl<br />
kontinuierlich der Augenbewegung<br />
nachgeführt, er wird von einem Spiegelscanner<br />
abgelenkt. Während man anfangs<br />
mit nur wenigen Pulsen und großem Laserspot<br />
eine gesamte Ebene der durchsichtigen<br />
Hornhaut abtrug, erlaubten<br />
weiterentwickelte Behandlungsmethoden<br />
einen präziseren Einsatz des Laserstrahls,<br />
dessen Behandlungsfläche dazu sehr viel<br />
kleiner gehalten werden konnte. So ermöglicht<br />
das „Flying Spot“-Verfahren, das<br />
einen sehr viel feineren Laserstrahl und<br />
daher eine sehr viel größere Anzahl von<br />
Pulsen (> 10 000) erfordert, eine nahezu<br />
beliebige Korrektur der Hornhaut.<br />
Fehlsichtigkeit beheben, die mit<br />
Brillen nicht behandelbar ist<br />
Mit diesem Verfahren ist eine lasergestützte<br />
Behandlung des irregulären Astigmatismus<br />
durchführbar. Diese komplexe<br />
Fehlsichtigkeit infolge einer unregelmäßigen<br />
Hornhautverkrümmung ist nicht mit<br />
einer Brille korrigierbar; in ihrem Fall<br />
werden die von einem betrachteten Objekt<br />
ausgehenden Lichtstrahlen nicht in<br />
einem Punkt auf der Netzhautebene gebündelt,<br />
sondern auf einer größeren Fläche<br />
abgebildet. Betroffene nehmen einen<br />
Punkt als verschwommene Linie wahr.<br />
Wegen der größeren Anzahl von Pulsen<br />
mussten die lasergestützten Behandlungsverfahren<br />
insgesamt sehr viel<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
schneller werden, um die Behandlungszeit<br />
nicht auszuweiten. Daher wurden die<br />
Spiegelscanner durch Hochgeschwindigkeits-Galvanometerscanner<br />
ersetzt, die<br />
aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit<br />
und Beschleunigung in der Lage sind, den<br />
behandelnden Laserstrahl der Augenbewegung<br />
nachzuführen.<br />
Highspeed-Kamera erfasst<br />
1300 Bilder pro Sekunde<br />
Das Leistungskriterium eines Eyetrackers<br />
ist – nicht zuletzt wegen des immer differenzierteren<br />
Einsatzes des Laserstrahls<br />
auf immer kleineren Flächen – die korrekte<br />
und zeitnahe Erfassung (< 2 ms) der<br />
Augenbewegung während der Behandlung.<br />
Während man sich zunächst noch<br />
mit wenigen Hertz Bildwiederholungsrate<br />
zufrieden geben musste, kann mittlerweile<br />
die Augenbewegung durch den Eyetracker<br />
mehr als 1000 Mal in der Sekunde<br />
erfasst werden, was die Qualität der Behandlung<br />
wesentlich erhöht.<br />
Anfangs konnte man die Pupille lediglich<br />
in zwei Dimensionen verfolgen. Eine<br />
weitere Dimension kam später hinzu, indem<br />
das Bild der Pupille aus der vorangehenden<br />
Diagnose verglichen wurde, um<br />
eine zwischenzeitliche Augendrehung um<br />
die Sehachse zu berücksichtigen (statische<br />
Cyclotorsion).<br />
Zu den wegweisenden Weiterentwicklungen<br />
bei Eyetrackersystemen zählt die<br />
dynamische Cyclotorsion. So bezeichnet<br />
man die Funktion, bei der die Drehbewegung<br />
des Auges kontinuierlich während<br />
der Behandlung gemessen wird. Je<br />
schneller hierbei die Messungen erfolgen,<br />
desto genauer kann der Laser nachgestellt<br />
werden. Für das ultraschnelle optische<br />
2D-Tracking des Auges entwickelte man<br />
daher eine eigene kompakte Highspeed-<br />
Kamera, die über 1300 Bilder pro Sekunde<br />
aufnehmen kann.<br />
Aktueller Entwicklungsstand bei den<br />
Spezialisten von Precitec Optronik: Die<br />
Pupille lässt sich heute in sechs Dimensionen<br />
verfolgen. Erst mit diesen sechs Dimensionen<br />
ist es möglich, sowohl die Position<br />
als auch die Lage des Auges genau<br />
zu beschreiben. Dazu erfasst das Bildverarbeitungssystem<br />
mit Hilfe der<br />
Highspeed-Kamera alle horizontalen und<br />
vertikalen Augenverschiebungen, alle<br />
Drehbewegungen (inklusive des Rollens<br />
beziehungsweise Kippens) sowie die Aufund<br />
Abbewegungen (axiale Verschiebung).<br />
Ferner bedarf es hierzu einer Streifenprojektion.<br />
Ein im Eyetrackersystem<br />
vorhandener kleiner Projektor wirft ein<br />
Streifenmuster auf das Auge, mit dessen<br />
Hilfe die Software die Lageparameter und<br />
damit die exakte Orientierung des Auges<br />
berechnen kann.<br />
Mehrere führende Hersteller von Systemen<br />
für lasergestützte Augenkorrekturen<br />
werden künftig ihre Augenverfolgungssysteme<br />
von Precitec Optronik beziehen.<br />
■<br />
Gabriel Palzer, Jeannette Reichelt<br />
Precitec Optronik, Neu-Isenburg<br />
www.precitec-optronik.de<br />
Auf der conhIT werden Trends aufgegriffen,<br />
die ein klares Bild der nahen Zukunft zeigen.<br />
Mobile Health und Internetmedizin sind gute<br />
Beispiele dafür, welche Relevanz die auf der<br />
conhIT diskutierten Themen schon heute für<br />
unseren Alltag besitzen.<br />
Dr. Markus Müschenich<br />
Gründer des Flying Health Incubators und<br />
Vorstand des Bundesverbands Internetmedizin e. V.<br />
GOLD-Partner<br />
SILBER-Partner<br />
In Kooperation mit<br />
Unter Mitwirkung von<br />
Veranstalter Organisation<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 33
■ [ TECHNIK ]<br />
Bild: Paul Horn / Sauermann<br />
Solche 50 mm langen Knochenschrauben<br />
mit gewirbeltem<br />
Sondergewinde sind<br />
ein typisches Beispiel aus<br />
dem Produktspektrum von<br />
Ypsotec. Sie lassen sich mit<br />
einem speziellen modularen<br />
Gewindewirbelkopf schneller<br />
fertigen<br />
Knochenschrauben prozesssicher<br />
mit Gewinden versehen<br />
Gewindewirbeln | Gewinde in Produkte aus rostfreiem Stahl oder Titan einzubringen,<br />
ist eine Herausforderung. Ein Schweizer Lohnfertiger hat diesen Arbeitsgang mit speziellen<br />
Wirbelköpfen produktiver gestaltet.<br />
Beim Schweizer Medizinproduktehersteller<br />
Ypsotec in Grenchen zieht sich<br />
das Merkmal Präzision wie ein roter Faden<br />
durch die Produktentstehung. Das<br />
stellt Pascal Thierwächter, Abteilungsleiter<br />
Drehen, und seine Mitarbeiter täglich<br />
vor Herausforderungen – beispielsweise<br />
beim Herstellen von Knochenschrauben.<br />
Das Team hat seit vielen Jahren Erfahrungen<br />
mit der Fertigung medizinischer<br />
Produkte gesammelt, wobei das Wirbeln<br />
seit über zehn Jahren eine Rolle spielt. Im<br />
Dienste der Optimierung sind die Fachleute<br />
aber offen für neue Vorschläge, und<br />
so investierte das Unternehmen vor kurzem<br />
in zwei CNC-Langdrehautomaten<br />
Star SR-20R. Beide werden nur von ausgewählten<br />
Mitarbeitern bedient, die darauf<br />
Implantate herstellen. Sie programmieren<br />
die Arbeitsabläufe, bestücken die<br />
Maschine und richten sie ein und sind für<br />
die Qualitätssicherung verantwortlich.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Knochenschrauben<br />
Gewindewirbeln<br />
Schwer zerspanbare Materialien<br />
Längere Standzeit<br />
Schnellere Bearbeitung<br />
Nach der Maschineninvestition sollte<br />
auch die Gewindeherstellung an sich optimiert<br />
werden. Die bis dato eingesetzten<br />
Wirbelwerkzeuge arbeiteten zwar zufriedenstellend,<br />
bei Schnittleistung und<br />
Standzeit haperte es aber noch. Auf der<br />
Suche nach Alternativen kontaktierte Pascal<br />
Thierwächter auch Mario Russo von<br />
Dihawag, der die Tübinger Paul Horn<br />
GmbH in der Schweiz vertritt. Bei Ypsotec<br />
war der Zerspanungsspezialist bekannt<br />
und empfahl für die Arbeitsgänge, die für<br />
Kosten und Qualität bei der Gewindeherstellung<br />
entscheidend sind, die Wirbelköpfe<br />
M302.<br />
Wirbelköpfe passend zu den<br />
gängigen CNC-Langdrehern<br />
Diese Gewindewirbelköpfe sind mit<br />
Schneidkreisdurchmessern von 5 bis<br />
25 mm lieferbar, was zu den marktüblichen<br />
CNC-Langdrehern passt. Sie verfügen<br />
über sechs oder neun geschraubte<br />
VHM-Wirbelplatten (Gewindeprofilschneiden)<br />
mit je drei Schneiden und positiver<br />
Geometrie. Die Schneidplatte Typ<br />
302 wird für ein- und zweigängige Gewinde<br />
eingesetzt. Mit ihr lassen sich Formtiefen<br />
bis 4,3 mm bei Schneidbreiten von 4,4<br />
sowie 5,4 und 6,1 mm wirbeln. Für größere<br />
zweigängige Gewinde sind Schneidplatten<br />
des Typs 314 lieferbar. Die mit einer<br />
Profiltoleranz von ± 0,005 mm gefer-<br />
tigten Schneiden entsprechen dem Gewindeprofil.<br />
Die Wendeschneidplatten rotieren<br />
mit hoher Drehzahl und führen die<br />
Schnittbewegung aus. Dabei ist jeweils<br />
nur eine Schneide im Eingriff. Die C-Achse<br />
des Langdrehers dreht sich in gleicher<br />
Richtung mit niedriger, der Gewindesteigung<br />
angepasster Geschwindigkeit.<br />
Die volle Gewindetiefe wird so in einem<br />
Durchgang erzeugt, wobei das Aufmaß<br />
des Ausgangsmaterials mit zerspant<br />
und der Außendurchmesser des Gewindes<br />
überschnitten wird. Ist die gewünschte<br />
Gewindelänge erreicht, fahren der Wirbelkopf<br />
radial und das Werkstück axial<br />
zurück.<br />
Die Grundaufnahme des Wirbelkopfes<br />
wird mit der Wirbeleinheit des CNC-Langdrehers<br />
verschraubt, danach der ringförmige<br />
Schneidenträger mit den Schneiden<br />
eingesetzt und durch eine Überwurfmutter<br />
mit der Grundaufnahme verbunden.<br />
Dieser abziehbare Schneidenträger vereinfacht<br />
den Werkzeugwechsel.<br />
Durch einen Schneidenwechsel außerhalb<br />
der Maschine können verschiedene<br />
Schneidenträger, passend für die zu<br />
produzierenden Gewinde, bereitgestellt<br />
und ohne nennenswerte Produktionsunterbrechung<br />
auf die Maschine genommen<br />
werden. Das Einstellen des Schneid kreises<br />
und der Gewindeprofilschneiden zu -<br />
einander erfordert bei den anspruchs -<br />
34 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Ist die Wirbeleinheit noch nicht montiert,<br />
zeigt sich die Knochenschraube in<br />
der Aufnahmeeinheit des Star-Langdrehers.<br />
Der Schneidenträger der Wirbeleinheit<br />
M302 wird mit vier Schrauben<br />
mit der Aufnahmeeinheit verbunden<br />
Bild: Paul Horn / Sauermann<br />
Bild: Paul Horn<br />
vollen Gewinden aus der Medizin<strong>technik</strong><br />
eine Rundlaufgenauigkeit von unter<br />
0,005 mm.<br />
Da beim Gewindewirbeln die Wirkstelle<br />
nahe an der Führungsbüchse des Langdrehers<br />
liegt, ist das Längen-Durchmesser-Verhältnis<br />
des Werkstücks weniger<br />
problematisch als beim Gewindedrehen<br />
oder -strehlen. Mit funktionsentscheidend<br />
ist jedoch die gezielte Ausrichtung der<br />
Kühlung. Da die Späne aus dem Bearbeitungsbereich<br />
herausgeschleudert werden,<br />
ist in der Mehrzahl der Fälle keine Hochdruckkühlung<br />
erforderlich. Bohr emulsion<br />
reicht als Kühlschmiermittel aus.<br />
Um Knochenschrauben zwischen 10<br />
und 95 mm Länge aus dem Werkstoff<br />
1.4441 (X2CrNiMo18-15-3) und Titan G5<br />
(Ti6Al4V) herzustellen, hatte sich bei Ypsotec<br />
im Vorfeld des Optimierungsprojektes<br />
ein Arbeitsablauf bewährt: Stirnseite<br />
abstechen, Spitze vordrehen, Schraubengewinde<br />
vorwirbeln, Anschnitt fräsen,<br />
Gewinde auf Länge fertig wirbeln, konisches<br />
Gewinde am Schraubenkopf strehlen,<br />
Torx-Schraubenaufnahme einstechen<br />
und fräsen. Der mittlere Durchmesser der<br />
so bearbeiteten Knochenschrauben beträgt<br />
2,4 mm bis 4,5 mm, und bei der Herstellung<br />
waren schon Werkzeuge aus dem<br />
Programm von Horn und Dihawag im Einsatz.<br />
Gespannt auf den Zuwachs an<br />
Leistung durch die Sonderform<br />
Nach der Investition in die Langdreher<br />
waren die Ypsotec-Fachleute auf den Leistungszuwachs<br />
gespannt, den der Wirbelkopf<br />
M302 in Sonderausführung bringen<br />
Der modulare Gewindewirbelkopf<br />
M302 verfügt über sechs dreischneidige<br />
Wendeschneidplatten<br />
(im Bild gelb). Der Schneidkreisdurchmesser<br />
beträgt 8 mm<br />
sollte. Der Wirbelkopf mit sechs Wendeschneidplatten<br />
S302 ist für Schneidkreisdurchmesser<br />
bis 8 mm ausgelegt.<br />
Die ersten Versuche liefen mit 50 mm<br />
langen Knochenschrauben und mit<br />
3,7 mm Außendurchmesser. Sie sollten<br />
ein Gewinde mit 3,1 mm Kerndurchmesser<br />
und einer Steigung von 0,8 mm bei einer<br />
Toleranz von 0,05 mm erhalten.<br />
Bei einer Drehzahl des Wirbelringes<br />
von 3978 min -1 , einer Schnittgeschwindigkeit<br />
v c<br />
= 100 m/min am Werkstück<br />
und einem Vorschub pro Zahn von f z<br />
=<br />
0,025 mm benötigte der Horn-Wirbelkopf<br />
mit Ölkühlung eine Zykluszeit von 73 s.<br />
Dabei wurde das Gewinde in einem<br />
Durchgang gewirbelt. Der mit diesen Parametern<br />
erreichte Standweg von 50 bis<br />
55 m entspricht in etwa 1375 Knochenschrauben<br />
mit einer mittleren Länge von<br />
40 mm.<br />
Aufgrund der feinen Spanabnahme mit<br />
kurzen, definierten Spänen und dem geringen<br />
Schnittmoment besteht auch bei<br />
kleinen Durchmessern keine Gefahr<br />
durch Abscheren. Die gratarmen bis gratfreien<br />
Gewinde werden mit sehr hoher<br />
Genauigkeit und Oberflächengüte (R z<br />
=<br />
0,67 und R a<br />
= 0,135 μm) hergestellt.<br />
Die Tests erfüllten die Erwartungen<br />
der Ypsotec-Mitarbeiter. Laut Pascal<br />
Thierwächter hat der Horn-Wirbelkopf<br />
den Prozess um einiges beschleunigt – ein<br />
Resümee, dass sich auch nach dem inzwischen<br />
längeren Einsatz des Wirbelkopfes<br />
bestätigt hat. Dabei werde die geforderte<br />
Genauigkeit der Sonder-Gewindeprofile<br />
bis zum Ende des Standweges eingehalten.<br />
„Meine Mitarbeiter überzeugen vor<br />
allem die Gratfreiheit und die sehr hohe<br />
Prozesssicherheit“, sagt der Abteilungsleiter.<br />
„Sie können sich deshalb während des<br />
automatischen Ablaufes um andere Aufgaben<br />
kümmern, beispielsweise um das<br />
Einrichten von Wirbelringen für andere<br />
Knochenschrauben. Dadurch lassen sich<br />
die Laufzeiten der Drehautomaten nochmals<br />
deutlich erhöhen.“<br />
■<br />
Christian Thiele<br />
Paul Horn, Tübingen<br />
www.phorn.de<br />
Über den<br />
Anwender<br />
Ypsotec ist ein international tätiger<br />
Zulieferer für die Präzisionsindustrie<br />
und Medizin<strong>technik</strong> und hat seine<br />
Wurzeln in der Décolletage AG, die<br />
vor 100 Jahren gegründet wurde.<br />
Am Standort Grenchen, dem „Medical<br />
Valley“ der Schweiz, arbeiten etwa<br />
80 Mitarbeiter an Gesamtlösungen<br />
für Dreh-, Fräs- und Laserbearbeitungen<br />
sowie für die Montage<br />
von Baugruppen. Weitere Prozesse<br />
bis zur Just-in-time-Lieferung runden<br />
das Programm ab. Für Medizin<strong>technik</strong><br />
und Industrie werden Werkstücke<br />
aus Aluminium, rostfreien<br />
Stählen, Titan, Kobaltbasislegierungen<br />
und Kunststoffen hergestellt.<br />
Für medizintechnische Produkte liegen<br />
die Lösgrößen bei 50 bis 200<br />
Stück, für die Industrie auch weit darüber<br />
bei bis zu 100 000 Stück.<br />
www.ypsotec.com/<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 35
■ [ TECHNIK ]<br />
Dienstleister mit<br />
eigenem Medizinprodukt<br />
Feinwerk<strong>technik</strong> | Mehr zufällig kam es dazu, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong> und Gerätebau<br />
sein Kerngeschäft – die Fertigung und Montage spezieller Komponenten – erweiterte<br />
und ein Atemtherapiegerät auf den Markt brachte. Doch von den Erfahrungen<br />
profitieren heute die Auftraggeber aus der Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Es kommt nicht so oft vor, dass sich ein<br />
Unternehmen, dass auf die Fertigung<br />
von Metallteilen spezialisiert ist, zum Hersteller<br />
von Medizinprodukten entwickelt.<br />
Aber die Idee eines Fachmanns, der sich<br />
als Berater viel mit Beatmungsgeräten beschäftigt<br />
hatte, war dann doch zu interessant.<br />
So kam es, dass die Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
& Gerätebau GmbH aus Neumünster<br />
schließlich ein Gerät für die<br />
Hochfrequenztherapie entwickelte und<br />
auf den Markt brachte.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Finn Melchertsen (links) und Daniel Duske im Testlabor – hier mit dem Prototypen für<br />
das zweite Medizinprodukt im Programm: Der Minea Lift hebt die Bauchdecke während<br />
der Operation und kam 2013 auf den Markt<br />
Entwicklung und Fertigung<br />
von Komponenten<br />
QM und Dokumentation<br />
für eigene Medizinprodukte<br />
Prozessvereinfachung für<br />
Kundenprojekte<br />
Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
„Wir haben vorher schon viel Entwicklungsarbeit<br />
in unseren Kundenprojekten<br />
geleistet, auch für Komponenten, die in<br />
der Medizin<strong>technik</strong> eingesetzt werden“,<br />
sagt Daniel Duske, der heute bei Hiller für<br />
insgesamt zwei eigene Medizinprodukte<br />
verantwortlich ist. „Ein eigenes Medizinprodukt<br />
bis zur Zulassung zu bringen, war<br />
aber doch nochmal etwas ganz aneres,<br />
und dieser Prozess hat uns viele Erfahrungen<br />
gebracht.“ Von diesen profitieren<br />
heute Auftraggeber aus der Medizin<strong>technik</strong>,<br />
deren Projekte Hiller abwickelt. Aber<br />
das ist schon fast das Ende dieser Geschichte.<br />
An ihrem Anfang stand der Zufall: ein<br />
eher beiläufiges Gespräch über Atemtherapie,<br />
speziell über Geräte für die Hochfrequenztherapie.<br />
Solche gab es in den<br />
USA bereits. Sie nutzen Druckschwankungen,<br />
um besonders zähen Schleim in<br />
der Lunge soweit zu verflüssigen, dass der<br />
Patient ihn besser abhusten kann und er,<br />
wenn erforderlich, besser abgesaugt wer-<br />
Das Atemtherapiegerät Mukostar wurde<br />
beim Fertigungsdienstleister Hiller entwickelt<br />
und gefertigt. Dafür wurden eigens<br />
Kompetenzen aufgebaut<br />
den kann. „Stark vereinfacht ist das Prinzip<br />
vergleichbar mit dem Schütteln einer<br />
Ketchup-Flasche: Durch das Bewegen ändert<br />
sich die Viskosität des Inhalts, denn<br />
er ist thixotrop.“<br />
Geänderte Viskosität ist für<br />
schwache Patienten nützlich<br />
Therapiegeräte nach diesem Prinzip sind<br />
zum Beispiel für Patienten nützlich, deren<br />
Muskeln für das Husten zu schwach ausgebildet<br />
sind. Das kann bei Querschnittsgelähmten<br />
der Fall sein. Ihnen kann die<br />
Hochfrequenztherapie das Absaugen des<br />
Sekrets ersparen: je dünnflüssiger es<br />
wird, desto besser kann der Körper sich<br />
selbst helfen. Auch bei Lungenentzündungen<br />
oder neuromuskulären Erkrankungen<br />
könnte diese Art der Therapie vorteilhaft<br />
sein.<br />
Doch gab es die eine oder andere Sache,<br />
die dem Fachmann aus dem Bereich<br />
Beatmung und Atemtherapie bei den bis<br />
dahin verfügbaren Geräten nicht ideal erschien<br />
und die er gern verbessert gesehen<br />
hätte. Aus diesem Ansatzpunkt entwickelte<br />
sich die Idee, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
in den Medizinproduktemarkt einsteigen<br />
und ein eigenes Hochfrequenzthera-<br />
Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
36 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
piegerät entwickeln, konstruieren und auf<br />
den Markt bringen würde. „Dass der Bereich<br />
Medizin<strong>technik</strong> interessant ist, war<br />
im Unternehmen aus anderen Projekten<br />
bekannt“, berichtet Duske. So wurden die<br />
Weichen für das eigene Engagement gestellt.<br />
Die technische Grundlage für die Geräte<br />
sind pneumatische Ventile, die für die<br />
medizinische Druckluftversorgung zugelassen<br />
sind. Druckunterschiede, die in ho-<br />
Die Elektronik für das Atemtherapiegerät<br />
oder auch für Baugruppen externer Auftraggeber<br />
wird bei Hiller mit montiert<br />
Bild: Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
her Frequenz wechseln, entstehen durch<br />
unterschiedliche Durchmesser in dem Bereich,<br />
durch den die Luft strömt. „Der Patient<br />
selbst merkt von diesen Druckunterschieden<br />
gar nichts, wenn er das Mundstück<br />
benutzt – für ihn fühlt sich das alles<br />
an wie ganz normales Atmen.“ Duske<br />
kann das aus eigener Erfahrung bewerten,<br />
denn er hat das Gerät im Selbstversuch<br />
getestet.<br />
Das neue Gerät, das die Bezeichnung<br />
Mukostar trägt, ist sehr viel kleiner und<br />
erzielt laut Duske mehr Leistung und damit<br />
mehr Effekt als frühere Produkte. „Es<br />
gab Geräte, die waren groß wie Schränke<br />
– inzwischen hat die Technik aber insgesamt<br />
Fortschritte gemacht, und die haben<br />
wir genutzt, um ein kleines, aber wirksames<br />
Gerät zu entwickeln.“ Davon werden<br />
heute jeden Monat zehn bis zwanzig<br />
Stück gebaut. Eine Anwendung im Bereich<br />
Mukoviszidose ist mit einer Weiterentwicklung<br />
ebenfalls denkbar und würde<br />
einen eigenen Zulassungsprozess erforderlich<br />
machen. „Sollten sich Ärzte dafür<br />
interessieren, würden wir auch diesen<br />
Schritt gehen“, sagt Duske.<br />
Abgesehen davon, dass Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
ein neues Produkt auf den<br />
Markt gebracht hat, war das Projekt für<br />
die Organisation im Unternehmen und<br />
die internen Abläufe wichtig. In vielen<br />
Projekten für andere Branchen sei es üblich,<br />
Änderungen im Wege der Fertigung<br />
auf kurzen Zuruf auszuführen – was in<br />
der Medizin<strong>technik</strong> natürlich tabu ist.<br />
„Wir haben einen ganz anderen Blick auf<br />
die Prozesse im Bereich Medizin<strong>technik</strong><br />
bekommen“, berichtet Hiller-Mitarbeiter<br />
Duske, „wir haben unser Qualitätsmanagement<br />
umgestellt und eigene Datenbanken<br />
eingeführt, um die Dokumentation<br />
besser im Griff zu haben.“<br />
Wer selbst Medizinprodukte<br />
herstellt, kann anders beraten<br />
Als Ergebnis aus diesen Erfahrungen könne<br />
das Team heute auch Auftraggeber aus<br />
der Medizin<strong>technik</strong> besser beraten. „Wir<br />
haben eigene Vorschläge erarbeitet, wie<br />
wir die Dokumentation vereinfachen können<br />
– und das ließ sich zum Vorteil aller<br />
auch auf Projekte übertragen, in denen<br />
wir Komponenten für andere fertigen.“<br />
Ein breites Portfolio an Medizinprodukten<br />
wird das Unternehmen Hiller<br />
nicht aufbauen. Finn Melchertsen, der im<br />
Unternehmen für den Vertrieb zuständig<br />
und auch QMB ist, fasst es so zusammen:<br />
„Die Denke hat sich stärker in Richtung<br />
Entwicklung verändert, und das ist für<br />
unser Kerngeschäft sehr hilfreich.“ ■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Über Hiller<br />
Die Hiller Feinwerk<strong>technik</strong> & Gerätebau<br />
GmbH in Neumünster wurde<br />
1965 gegründet und beschäftigt<br />
heute über 60 Mitarbeiter. Für Projekte<br />
aus der Wehr<strong>technik</strong>, der Medizin<strong>technik</strong><br />
und anderen Branchen<br />
übernimmt das Unternehmen die<br />
Metallbearbeitung, montiert, reinigt<br />
und verpackt Komponenten und<br />
Produkte und beteiligt sich auch an<br />
der Entwicklung. Vor dem Atemtherapiegerät<br />
Mukostar hat Hiller ein<br />
weiteres Medizinprodukt im Portfolio:<br />
Der Minea Lift ist eine Alternative<br />
zur Insufflation und hebt bei<br />
Operationen die Bauchdecke an.<br />
www.hiller-feinwerk<strong>technik</strong>.de<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 37
■ [ TECHNIK ]<br />
Eine Produktfamilie<br />
von Scheren, die als<br />
Modular-Baukasten angelegt<br />
sind, wird bei<br />
Fetzer auf einem<br />
5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrum<br />
vom Typ<br />
C 12 U gefertigt<br />
Bild: Hermle<br />
Den Schritt zur automatisierten<br />
Fertigung beherrschen<br />
Präzisionsfräsen | Seine Chirurgie-Instrumente und präzisen Medizin<strong>technik</strong>-Bauteile<br />
stellt Fetzer Medical auf Bearbeitungszentren her – teilweise automatisiert. Bei der<br />
Auswahl spielten nicht allein technische Kriterien eine Rolle.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Chirurgieinstrumente<br />
Aufbau einer neuen Produktion<br />
Ausrichtung auf moderne Technologien<br />
Einarbeitungsaufwand gering halten<br />
Aufwand für Validierung und<br />
Zertifizierung begrenzen<br />
Wenn ein Unternehmen in kurzer<br />
Zeit von 0 auf 3600 Quadratmeter<br />
wächst, ein komplett neues Produk -<br />
tionszentrum auf die Beine stellt und parallel<br />
dazu Qualifizierungs-Maßnahmen<br />
für Validierungen und Zertifizierungen<br />
anstehen, ist es sehr hilfreich, auf bisherige<br />
Erfahrungen zurückgreifen zu können.<br />
Das sind die Soft Facts, die laut Sascha<br />
Riesinger auch beim Anschaffen der Maschinen<br />
für die neue Produktion eine Rolle<br />
gespielt haben.<br />
Riesinger ist Sales Manager bei der<br />
Tuttlinger Fetzer Medical GmbH & CO.<br />
KG, die im Jahr 2008 von den Geschwistern<br />
Berndt und Peter Fetzer sowie Gloria<br />
Nieder gegründet wurde. Das war ein<br />
Schritt nach vor – denn auch wenn es in<br />
der Familie eine lange Ttradition in der<br />
Entwicklung und Produktion von Chirurgie-Instrumenten<br />
und medizintechnischen<br />
Geräten gab, war Fetzer Medical<br />
ein Neuanfang, um das Ziel der Expansion<br />
umzusetzen. Neue Technologien wollten<br />
die Gründer mit dem handwerklichen<br />
Wissen der Chirurgie-Mechanik kombinieren<br />
und alles aus einer Hand anbieten,<br />
bis hin zum Labeling.<br />
So startete Fetzer Medical ein umfassendes<br />
Investitions-, Qualifizierungs- und<br />
Zertifizierungs-Programm und stieg noch<br />
2008 in die 5-Achsen-Bearbeitung ein.<br />
Laut Geschäftsführer Jürgen Stickel bietet<br />
das Unternehmen, das heute 45 Fachkräfte<br />
beschäftigt, alle mechanischen Bearbeitungstechnologien,<br />
ein Qualitätssicherungssystem<br />
sowie Qualifizierungen und<br />
Zertifizierungen für alle europäischen<br />
und amerikanischen Märkte. „Und wir leben<br />
das Ziel, trotz sehr hoher Produktund<br />
Stückzahl-Varianz auftragsflexibel<br />
und schnell liefern zu können.“<br />
Auf den Maschinen wird alles<br />
bearbeitet – bis zum Titan<br />
Bearbeitet werden hier alle relevanten<br />
Materialien inklusive Titan, um daraus<br />
Prototypen oder Einzelteile bis zu in Serien<br />
gefertigten Komponenten und Komplettgeräten<br />
herzustellen. Dafür nutzt das<br />
Unternehmen unter anderem 5-Achsen-<br />
Hochleistungs-Bearbeitungszentren,<br />
9-Achsen-Dreh-/Fräszentren, 5-Achsen-<br />
Schleifzentren und CNC-Drehmaschinen.<br />
Diffizile Fräs-/Bohrbearbeitungen machen<br />
rund drei Viertel der Arbeiten aus.<br />
Für diese setzt Fetzer Medical auf unterschiedliche<br />
5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentren<br />
der Maschinenfabrik<br />
Berthold Hermle AG, Gosheim.<br />
Laut Bernd Zepf, Fertigungsleiter bei<br />
Fetzer Medical, lässt sich darauf die<br />
5-Achsen-Komplettbearbeitung in einer<br />
oder zwei Aufspannungen sehr gut umsetzen.<br />
Mit der Steuerung und Programmierung<br />
sowie Bedienung kommen er sowie<br />
die Mitarbeiter gut zurecht, auch aufgrund<br />
vorheriger Erfahrungen mit Maschinen<br />
des gleichen Herstellers. „Diese<br />
haben uns den schnellen Einstieg in die<br />
5-Achsen-Technologie erleichtert.“<br />
Das Konzept der Expansion geht bisher<br />
auf, und so wurden die Kapazitäten seit<br />
2008 erhöht. Heute sind fünf teilweise<br />
hochautomatisierte Hermle-Bearbeitungszentren<br />
bei Fetzer Medical in Betrieb.<br />
Das zuerst beschaffte 5-Achsen-Bearbeitungszentren<br />
vom Typ C 40 U erhielt<br />
zunächst die eigene Fertigungs-Kompetenz<br />
und diente dazu, erweitertes Knowhow<br />
aufzubauen. Heute ist die Maschine<br />
vorwiegend für die Vorfertigung sowie<br />
zur Prototypen-, Muster- und Kleinserien-<br />
Bearbeitung im Einsatz.<br />
Zwei 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-<br />
Bearbeitungszentren vom Typ C 22 U sind<br />
mit 11-fach Palettenwechslern/Paletten-<br />
38 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Bild: Hermle<br />
Um die kundenspezifischen<br />
Chirurgie-Instrumente und Medizingeräte<br />
in vielen Varianten<br />
und flexiblen Stückzahlen zu<br />
fertigen, setzt Fetzer Medical<br />
auch Maschinen von Hermle ein<br />
– alle haben ein ähnliches Bedien-<br />
und Steuerkonzept<br />
magazinen vom Typ PW 150 ausgestattet<br />
und werden für die flexible Fertigung unterschiedlicher<br />
Bauteile in Serien oder<br />
Chargen bis 300 Stück genutzt.<br />
Ein weiteres 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentrum<br />
vom Typ C<br />
12 U ist mit einer Roboterzelle kombiniert.<br />
Darauf wird eine als Modular-Baukasten<br />
konstruierte Scheren-Produktfamilie<br />
gefertigt. Ergänzend wurde zudem<br />
ein CNC-Bearbeitungszentrum vom Typ C<br />
800 V angeschafft, das für flexible Arbeiten<br />
bei der Fertigungsvorbereitung wie<br />
zum Beispiel das Herstellen von Referenzflächen<br />
und für den Vorrichtungsbau genutzt<br />
wird.<br />
Da alle hier genutzten Hermle-Maschinen<br />
auf demselben Konzept und derselben<br />
Steuerungs- und Bedien-Philosophie<br />
basieren, ergibt sich für die Bediener ein<br />
hoher Wiedererkennungswert. Dass sie<br />
von Erfahrungen profitieren, fördert die<br />
Akzeptanz. Selbst der der Wechsel von<br />
der 5-Achsen-/5-Seiten-Komplett-/Simultanbearbeitung<br />
mit dem C 40 U zur hoch<br />
automatisierten Fertigung mit den C 22 U<br />
mit Palettenwechsler und Roboterzelle erwies<br />
sich als beherrschbar. Gerade diese<br />
Anlagen steigerten Produktivität und Ausstoß<br />
erheblich.<br />
Neben technischen Hardfacts und den<br />
Erfahrungen der Mitarbeiter beeinflusste<br />
aber auch ein weiterer Faktor die Entscheidungen<br />
beim Aufstocken des Maschinenparks.<br />
So berichtet Riesinger, dass<br />
das gesamte Fertigungs- und Qualitätssicherungs-Equipment<br />
nach den Vorgaben<br />
der einschlägigen EU- und US-Institutionen<br />
durchgängig validiert und zertifiziert<br />
sein muss. „Und da ist es von großem Vorteil,<br />
dass viele amerikanische Medizin<strong>technik</strong>-Unternehmen<br />
ebenfalls mit den<br />
in unserem Fall validierten Hermle-Bearbeitungszentren<br />
produzieren.“ ■<br />
Udo Hipp<br />
Maschinenfabrik Berthold Hermle, Gosheim<br />
www.hermle.de, www.fetzermed.de<br />
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und sichere Verrieglung mit Abreißfunktion<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 39
■ [ TECHNIK ]<br />
Aus drei Segmenten entsteht ein Ring<br />
Bearbeitungszentrum | Mit der Bearbeitung einer Kernbaugruppe für die Magnetresonanztomographie<br />
stellt die Edelstahlgießerei ihre Kompetenz in der mechanischen<br />
Bearbeitung unter Beweis. Das System besteht aus drei Segmenten mit einem<br />
Gewicht von jeweils 800 kg, die mit hoher Präzision bearbeitet werden.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Die Magnetresonanztomographie,<br />
kurz MRT genannt, ist<br />
eine Methode der bildgebenden<br />
Verfahren in der Medizin. Sie erzeugt<br />
besonders detailreiche<br />
Schnittbilder des Körpers, vor allem<br />
die Darstellung von weichem<br />
Gewebe hat sich deutlich verbessert.<br />
Anders als die Computertomographie<br />
arbeitet die Kernspintomographie<br />
nicht mit Radioaktivität.<br />
Sie macht stattdessen mithilfe<br />
eines starken Magnetfelds das<br />
Körperwasser sichtbar.<br />
Das MRT-Gerät (Kernspintomograph)<br />
ist in der Regel eine große<br />
Röhre, in die der Patient auf einer<br />
Liege hineingeschoben wird. Der<br />
ringförmige Magnettunnel erzeugt<br />
ein starkes Magnetfeld, entlang<br />
dessen sich die Wasserstoffatome<br />
im Körper des Patienten parallel<br />
ausrichten. Dann sendet das MRT-<br />
Gerät kurze Radiowellen-Impulse<br />
aus, welche die Wasserstoffatome<br />
kurzzeitig aus ihrer Position bringen.<br />
Außerdem nehmen die Atome dabei<br />
etwas Energie auf. Nach jedem Impuls<br />
kehren sie wieder in die parallele Ausrichtung<br />
zurück. Diesen Vorgang bezeichnet<br />
man als Relaxation. Die zuvor aufgenommene<br />
Energie, welche die Wasserstoffatome<br />
dabei wieder abgeben, wird aufgezeichnet.<br />
Da die verschiedenen Gewebe<br />
im Körper einen unterschiedlichen Wassergehalt<br />
aufweisen, ergeben sich unterschiedliche<br />
Signale, aus denen der Computer<br />
die MRT-Bilder berechnet.<br />
Magnetresonanztomographie<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
der Kernbaugruppe<br />
Teile aus Aluminium-Gusslegierung<br />
800 kg pro Segment handeln<br />
Der Auftrag über die Bearbeitung einer<br />
Kernbaugruppe für eine neue Generation<br />
von Magnetresonanztomographen (MRT)<br />
hat die Otto Junker GmbH erhalten. In<br />
den vergangenen Jahrzehnten hat die<br />
Simmerather Edelstahlgießerei durch eine<br />
gezielte Investitions- und Personalpolitik<br />
das Leistungsvermögen in der mechanischen<br />
Bearbeitung kontinuierlich gesteigert<br />
und sich mit der Bearbeitung anspruchsvoller<br />
Baugruppen einen Namen<br />
gemacht.<br />
Jedes Segment wird in vier<br />
Aufspannungen gefräst<br />
Auch ohne genaue Kenntnis der Arbeitsweise<br />
eines derartigen Gerätes, das heute<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> bei der Diagnose<br />
eine Spitzenstellung einnimmt, war klar,<br />
dass hier höchste Qualitätsansprüche zu<br />
erfüllen sind. Die Kernbaugruppe ist der<br />
so genannte Dynamic Ring, der im MRT<br />
rotiert und aus drei Segmenten besteht,<br />
die jeweils ein Gewicht von 800<br />
kg haben. Diese Segmente werden<br />
aus einer Aluminium-Gusslegierung<br />
(AlSi 10 Mg) hergestellt<br />
und als Rohteile zur Bearbeitung<br />
an Otto Junker geliefert.<br />
Jedes der drei Segmente<br />
wird im Werk zunächst in vier<br />
Aufspannungen auf einem Bearbeitungszentrum<br />
gefräst. Die<br />
Herausforderung dabei ist die<br />
Kombination von geringen Toleranzen<br />
mit extrem langen<br />
Werkzeugen. Die hohe Genauigkeit<br />
macht es erforderlich,<br />
dass nach jedem Bearbeitungsschritt<br />
eine Maßkontrolle erfolgt<br />
und die Daten dem Kunden<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Erst wenn alle Maße innerhalb der<br />
vorgegebenen Toleranz sind, werden die<br />
Segmente auf einer Karusselldrehmaschine<br />
zu einem Ring zusammengesetzt und<br />
verschraubt.<br />
Daran schließt sich die Drehbearbeitung<br />
einiger Außenkonturen sowie des<br />
Lagersitzes an. Die Maßkontrolle des fertig<br />
bearbeiteten Ringes wird mittels eines<br />
Laser-Trackers direkt auf der Karusselldrehmaschine<br />
vorgenommen, um die Einhaltung<br />
der geringen Toleranzen zu kontrollieren.<br />
Ist dies der Fall, wird der Ring<br />
wieder zerlegt und gereinigt und kann an<br />
den Kunden ausgeliefert werden.<br />
Die bisher insgesamt elf Ringe, die an<br />
den Auftraggebergeliefert wurden, sind<br />
ohne Beanstandungen in die Geräte eingebaut<br />
worden. Eine Tatsache, die für das<br />
hohe Niveau der mechanischen Bearbeitung<br />
der Edelstahlgießerei spricht. (su) ■<br />
Bild: Otto Junker<br />
www.otto-junker.de<br />
Der ringförmige Magnettunnel<br />
besteht aus drei<br />
Segmenten. Die Bearbeitung<br />
erfolgt in vier Auf -<br />
spannungen<br />
40 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Vierte Dimension der<br />
Aufbereitung<br />
4D-Sensor | Ein Lichtsensor soll künftig die Effektivität<br />
die Dampfsterilisation überwachen. Er gibt dem Anwender<br />
das OK für den gesamten Prozess.<br />
Das weltweit meist genutzte Verfahren zur Sterilisation von<br />
Medizinprodukten ist die Dampf-Sterilisation. Gemäß der<br />
Normen EN ISO 17665-1 und EN 285 ist die Voraussetzung für<br />
eine effektive Sterilisation das Vorhandensein von Sattdampf im<br />
System. Für die neuen Sterilisatoren hat die Miele & Cie. KG, Gütersloh,<br />
ein System entwickelt, das das Vorhandensein von Sattdampf<br />
in der Sterilisationskammer in jedem einzelnen Sterilisationsprozess<br />
detektiert und überwacht.<br />
Dabei wird die Anwesenheit von Sattdampf in der Sterilisationskammer<br />
mit Hilfe eines Lichtsensors nachgewiesen. „Nur wenn<br />
gesättigter Dampf den Sensor erreicht, findet die notwendige<br />
Absorption des Lichtes statt und der Sensor meldet der Steuerung,<br />
dass dieser wichtige Sterilisationsparameter erfüllt wird.<br />
Erreicht der Dampf den Sensor nicht, gibt das System eine Fehlermeldung<br />
aus, und das Programm wird abgebrochen“, erklärt<br />
Bild: Miele<br />
Für eine sichere Keimabtötung im Großsterilisator sorgt künftig<br />
ein Lichtsensor<br />
Michael Sedlag, Leiter Medizin<strong>technik</strong> bei Miele Professional.<br />
Miele bezeichnet dies als „vierte Dimension der Instrumentenaufbereitung“,<br />
denn der „4D-Sensor“ kontrolliert zuverlässig<br />
und präzise die Voraussetzung für eine sichere Sterilisation. wobei<br />
Sattdampf eine wichtige Ergänzung zu den drei anderen Dimensionen<br />
Druck, Temperatur und Zeit ist. Damit der Dampf die<br />
notwendige Qualität aufweist, muss er nicht nur gesättigt sein,<br />
sondern auch frei von nicht-kondensierbaren Gasen (NKG). Dies<br />
verlangt die Norm EN 285. Für Geräte der neuesten Generation<br />
bietet Miele Professional deshalb einen NKG-Sensor an, der diese<br />
Gase im Kondensat identifiziert.<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 41
■ [ TECHNIK ]<br />
Bild: Medicut<br />
Geschnitten und wärmebehandelt<br />
werden<br />
die Stents in den normalen<br />
Produktionsräumen.<br />
Die weiteren Prozesse<br />
finden im Reinraum<br />
statt<br />
Stentproduktion auf hohem Niveau<br />
Reinraumfertigung | Bis eine selbstexpandierende Gefäßprothese ihre Struktur hat,<br />
sind viele Arbeitsschritte notwendig. Ein Großteil davon muss unter hochsauberen<br />
Reinraumbedingungen stattfinden. Gut für den Patienten, wenn dabei zwei Expertisen,<br />
wie die von Medicut und Cleanroom Competence aufeinandertreffen.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen<br />
an vorderster Stelle der Todesursachen<br />
in Deutschland. Das vorrangige<br />
Krankheitsbild ist dabei die Arterioskerose,<br />
bei der es zur Degeneration und Verengung<br />
der Arterien kommt. Häufig wird<br />
dann eine Gefäßstütze, ein so genannter<br />
Stent, in das Blutgefäß eingesetzt. Diese<br />
Stents werden entweder mittels Ballonkatheter<br />
aufgestellt oder expandieren<br />
selbstständig auf eine bestimmte Form.<br />
Die Pforzheimer Medicut Stent Technology<br />
GmbH, eine hundertprozentige Tochter<br />
der B. Braun Melsungen AG, hat sich<br />
seit ihrer Gründung 2006 unter anderem<br />
auf die Fertigung von Gefäßimplantaten<br />
aus Nitinol, also einer Nickel-Titan-Legierung,<br />
spezialisiert.<br />
Mit modernsten Maschinen und Prüfwerkzeugen<br />
sowie hoher Präzision in der<br />
Laser-Schneid<strong>technik</strong> schafft das Unternehmen<br />
die Voraussetzungen dafür, den<br />
Anforderungen seiner Kunden bei der<br />
Herstellung der Stents gerecht zu werden.<br />
Neben der Eigenproduktion legt der Hersteller<br />
seinen Fokus auf Entwicklungsdienstleistungen<br />
und das OEM-Geschäft:<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Selbstexpandierende Stents<br />
Laserschneidanlagen<br />
Reinraum<strong>technik</strong><br />
Hohe Qualitätskontrollen<br />
Investitionen in Neubau<br />
Von der ersten Idee bis zum fertigen CE-<br />
Produkt bekommt der Kunde alles aus einer<br />
Hand. Im März des vergangenen Jahres<br />
investierte Medicut rund 5 Mio. Euro<br />
in einen Neubau und vergrößerte damit<br />
seine Gesamtfläche von 1400 auf über<br />
3500 m2.<br />
Herzstück für die Fertigung der lebensrettenden,<br />
filigranen Produkte ist der<br />
neue Reinraum, den Medicut im Zuge des<br />
Neubaus eingerichtet hat. Auf rund<br />
260 m2 baut, montiert, reinigt und verpackt<br />
das Unternehmen seit März 2016<br />
die Produkte. Gründer und Geschäftsführer<br />
Johannes Jung erklärt den Grund für<br />
die Investition: „Zum einen wurde der<br />
Platz zu klein. Zum anderen benötigen<br />
wir für unsere Produkte eine gewisse<br />
Qualität der Sauberkeit. Das war natürlich<br />
auch im alten Reinraum gegeben.<br />
Aber da wir künftig den amerikanischen<br />
Markt beliefern wollen, müssen wir auch<br />
den GMP-Vorgaben entsprechen.“ Dies sei<br />
mit dem neuen Reinraum der Fall. „Wir<br />
erfüllen nun die Reinraumklasse 7“, so<br />
Jung.<br />
Für die Planung und den Aufbau des<br />
Reinraums wählte Jung einen langjährigen<br />
Geschäftspartner: Die Cleanroom<br />
Competence CRC GmbH aus Berlin hatte<br />
bereits vor 15 Jahren den ersten Reinraum<br />
für Jung und sein Team erstellt und<br />
wurde nun mit der Umsetzung des zweiten<br />
Reinraum-Projekts beauftragt. Wolfgang<br />
Henker, Geschäftsführer Cleanroom<br />
Competence, ist mit den Vorgaben zur<br />
Umsetzung eines Reinraums für die Medizin<strong>technik</strong><br />
vertraut. Die Vorschriften laut<br />
Medizinproduktegesetz, ISO- und VDI-<br />
Richtlinie, GMP und andere EU-Vorschriften<br />
sind im Raumbuch festgelegt, das für<br />
Reinräume vorgeschrieben ist, in denen<br />
Produkte gefertigt werden, die anschließend<br />
im menschlichen Körper verbaut<br />
werden.<br />
Frühe Planung zahlt sich aus<br />
Aber ebenso wichtig wie diese Vorgaben<br />
sind laut Henker die Vorgaben und Anforderungen<br />
des Auftraggebers. Was für den<br />
jeweiligen Anwendungsfall die technisch<br />
und wirtschaftlich beste Lösung ist, muss<br />
über Risikoanalysen sowie Machbarkeitsund<br />
Kostenanalysen im Vorfeld erarbeitet<br />
werden. „Daher ist es absolut notwendig,<br />
den Reinraum-Partner schon so früh wie<br />
möglich mit ins Boot zu holen“, erklärt<br />
der Reinraumspezialist. „Wenn ein Reinraum<br />
technisch genutzt wird, muss frühzeitig<br />
bei der Gebäudeplanung geklärt<br />
werden, wie groß die Räume sein müssen,<br />
wie viele Mitarbeiter wo arbeiten sollen<br />
und wie es mit der Licht-, Luft- und<br />
Stromversorgung funktionieren soll.“<br />
Medicut entschied sich für eine Raumim-Raum-Lösung.<br />
Dabei musste gleich zu<br />
Beginn die Deckenhöhe des neuen Gebäudes<br />
berücksichtigt werden, um den Filtern<br />
Platz zu schaffen. Insgesamt verfügt<br />
der neue Reinraum über drei Schleusen,<br />
einen großen Montageraum sowie einen<br />
kleineren Raum, in dem die Stents verpackt<br />
und für die Sterilisation beim externen<br />
Partner vorbereitet werden. Beim Bau<br />
der Anlage verwendete Cleanroom Competence<br />
pulverbeschichtete Stahlbleche<br />
42 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Johannes Jung und<br />
Christian Herzog von<br />
Medicut sowie Jochen<br />
Becker von B. Braun<br />
Vascular Systems (von<br />
links) an einer Laserschneidanlage<br />
Idee.<br />
Prototyp.<br />
Fertig.<br />
(So einfach ist es.)<br />
Bild: Medicut<br />
Wählen Sie Ihr Material<br />
aus über 100 technischen<br />
Kunststoffen, Metall und<br />
Flüssigsilikon.<br />
für die Wand-Panele, ein Material, das<br />
laut Wolfgang Henker keine Partikel abgibt<br />
und für rund 80 % der Standard-<br />
Reinräume verwendet wird.<br />
Besonderes Augenmerk sollten Unternehmen<br />
auf die Energieeffizienz ihres<br />
Reinraum-Konzeptes legen. Hier könnten<br />
der Betreiber viel Geld sparen, so Henker.<br />
Das System bei Medicut wird zu 90 % mit<br />
Umluft betrieben. Dieser Umluft wird im<br />
Kreislauf nur 10 % Frischluft hinzugefügt.<br />
So lässt sich der Energieverbrauch zur<br />
Temperierung der Frischluft so gering wie<br />
möglich halten.<br />
Der Nachweis der Umgebungsparameter<br />
im Reinraum ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
des Gesamtprojektes. Das Monitoring<br />
für die Reinräume wird von Cleanroom<br />
Competence in zwei Varianten angeboten:<br />
dem validierten und dem nicht<br />
validierten Monitoring. Die aufzunehmenden<br />
Parameter können bei beiden Varianten<br />
gleich sein, dazu gehören Differenzdruck<br />
sowie Temperatur und Feuchte<br />
der Räume. Der Produktionsverantwortliche<br />
kann die Verlaufskurven der Parameter<br />
täglich kontrollieren und archivieren.<br />
Von der Planung bis zum fertigen Neubau<br />
gingen rund zwölf Monate ins Land.<br />
Heute bietet das neue Gebäude rund 100<br />
Mitarbeitern Platz, die Medicut nach und<br />
nach einstellen möchte. Derzeit beschäftigt<br />
das Unternehmen 35 Mitarbeiter am<br />
Standort Pforzheim. Abgesehen von der<br />
Möglichkeit zur Fertigung nach Reinraumklasse<br />
7 erhofft sich Johannes Jung<br />
eine schnellere und effizientere Produk -<br />
tion durch den Neubau. „Durch die Umgestaltung<br />
und den neuen Reinraum können<br />
wir nun deutlich schneller produzieren,<br />
verpacken und ausliefern. Die Wege<br />
sind kürzer geworden“. Das Schneiden<br />
der Stents findet in den Produktionsräumen<br />
außerhalb des Reinraums statt. Dabei<br />
bietet das Unternehmen auch Sonderfertigungen<br />
– egal, ob der Auftrag einen<br />
oder 1000 Stents umfasst.<br />
Jeder Stent wird kontrolliert<br />
Nach dem Laserschneiden werden die<br />
Stegseiten und Schnittkanten des Stents<br />
kontrolliert, bevor die Marker am Stent -<br />
ende eingesetzt werden. Bei der Wärmebehandlung<br />
erhält der Stent sein Gedächtnis,<br />
damit er sich bei Körpertemperatur<br />
von allein am vorgesehenen Ort entfalten<br />
kann. Zwischen jedem Schritt finden<br />
umfangreiche Kontrollen an jedem<br />
Stent statt. Jung: „Ein Implantat muss<br />
funktionieren, sobald es im Körper ist.<br />
Maßgabe für unsere Qualitätskontrolle<br />
ist, dass der Mitarbeiter den Stent bedenkenlos<br />
für seinen Vater verwenden würde.“<br />
Rund 20000 Stents jährlich produzierte<br />
Medicut im alten Gebäude. Etwa<br />
30 % von ihnen werden im Ausland eingesetzt,<br />
bislang vor allem in Asien, in Saudi-<br />
Arabien und in Südamerika. Der neue<br />
Reinraum ermöglicht bei Bedarf die Fertigung<br />
von 80 000 Stents pro Jahr. Vom<br />
amerikanischen Markt erhofft sich Medicut<br />
neue Aufträge. „Mit dem neuen Reinraum<br />
sind wir aber auch für die steigenden<br />
Anforderungen der europäischen<br />
Märkte gewappnet“, so Jung.<br />
■<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Über den Stent-Hersteller:<br />
www.medicut.de<br />
Über den Reinraum-Spezialisten:<br />
www.cleanroom-competence.de<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 43
■ [ TECHNIK ]<br />
Kratergröße zeigt,<br />
wie fest die Schicht ist<br />
Analyse von Dünnschichten | Mit einem neuen, präzisen Testverfahren auf der Basis<br />
eines wässrigen Metalloxidpartikelstrahls lässt sich die Festigkeit von Oberflächen<br />
und Multischichtsystemen prüfen. Von Gummi bis Diamant.<br />
Die Schichtoberfläche wird im Gerät mit einem Strahl<br />
mit Mikropartikeln behandelt. Diese tragen Material ab,<br />
und der Vergleich von Vertiefung und verbrauchter<br />
Menge an Metallpartikeln lässt auf die Festigkeit der<br />
Oberfläche schließen<br />
Bild: Rubröder International Trading<br />
Kavitationsero sion, Reibe- und Ritztests<br />
wurden bisher verwendet, um<br />
die Festigkeit von Oberflächen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
zu analysieren. Für dünne<br />
Schichten sind diese jedoch oft nicht geeignet<br />
oder können Schichten sowie Substrate<br />
beschädigen, die unter der zu untersuchenden<br />
Schicht liegen. Daher hat<br />
das japanische Unternehmen Palmeso<br />
Co., Ltd. mit der Fukui Universität das<br />
Micro-Slurry-Jet-Erosion (MSE)-Testsystem<br />
entwickelt. Es basiert auf dem Effekt<br />
von Mikropartikeln, die auf die Oberfläche<br />
treffen. Mit dem Verfahren lassen sich<br />
harte Materialien wie Diamant, aber auch<br />
weiches Material wie Gummi und neuerdings<br />
auch gelartige Oberflächen überprüfen.<br />
Das MSE-Testsystem wird seit 2015<br />
von der Rubröder International Trading<br />
GmbH in Bendorf vertrieben. „Es nutzt<br />
die Ero sionskraft eines Mikropartikelstrahls<br />
als neuen Referenzstandard“, erklärt<br />
Paul Riedel, Geschäftsführer der Rubröder<br />
International Trading. „Der Strahl<br />
erzeugt einen definierten Materialabtrag,<br />
sodass die Festigkeitsverteilung unabhängig<br />
vom Härtegrad des Materials bis in eine<br />
Tiefe von etwa 200 Mikrometern gemessen<br />
werden kann.“<br />
Das von Palmeso entwickelte Gerät<br />
enthält eine Erosionskammer sowie einen<br />
Erosionstiefenmesser (Profilometer). Der<br />
Micro-Jet besteht aus einem Gemisch aus<br />
Wasser und 1,2 μm großen Metallpartikeln,<br />
vor allem mehrwinkliges Aluminiumoxid,<br />
in speziellen Fällen auch Siliziumoxid.<br />
Dieses Gemisch wird einer Düse<br />
in der Erosionskammer zugeführt und<br />
mittels Druckluft auf das Material geschossen.<br />
Der Strahl trifft mit einer Geschwindigkeit<br />
von 100 m/s bei einem Durchsatz<br />
von 10 Mrd. Partikeln pro Sekunde auf<br />
der Oberfläche auf und trägt diese gezielt<br />
ab, ohne darunter liegende Schichten<br />
oder Substrate zu beschädigen. Es handelt<br />
sich also um eine semi-zerstörungsfreie<br />
Prüfung.<br />
Vermessen mit einer Auflösung<br />
von 10 bis 20 nm<br />
Im Prozess entstehen trichterförmige Vertiefungen,<br />
die mit einer Auflösung von 10<br />
bis 20 nm vermessen und zu der verbrauchten<br />
Menge an Partikeln ins Verhältnis<br />
gesetzt werden. Da sich die Strahlgeschwindigkeit<br />
für jedes Material einstellen<br />
lässt, werden die Grundeigenschaften<br />
des Werkstoffs nicht beeinträchtigt.<br />
Aus wie vielen Schichten das Material<br />
besteht und in welcher Reihenfolge diese<br />
übereinander liegen, spielt bei der Prüfung<br />
keine Rolle. Das Verfahren vermisst<br />
jede einzelne Lage, solange diese eine<br />
Mindestdicke von 100 nm aufweist und<br />
insgesamt nicht dicker als 200 μm ist.<br />
Theoretisch lassen sich nun neben extrem<br />
dünnen Schichten, die bisher nicht oder<br />
nur schwer messbar waren, auch Mehrschichtsysteme<br />
mit bis zu 2000 Lagen<br />
analysieren. Im Durchschnitt dauert die<br />
Prüfung ein bis zwei Stunden. Je nach<br />
Materialart und Härtegrad kann sie aber<br />
auch längere oder kürzere Zeit in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Die so gewonnenen Daten werden auf<br />
einen PC übertragen und mittels Software<br />
ausgewertet. In einer Datenbank sind die<br />
Festigkeitskennzahlen für unterschiedliche<br />
Beschichtungen hinterlegt, was das<br />
qualitative Einordnen der Zahlen erleichtert.<br />
So können Materialfehler schnell erkannt<br />
und analysiert werden.<br />
Während bei den bisherigen Methoden<br />
nur eine punktuelle Messung der Festigkeit<br />
möglich war, kann mit dem MSE-Testsystem<br />
auch die Festigkeitsverteilung von<br />
der Oberfläche bis in 200 μm Tiefe mit einer<br />
Auflösung von 10 bis 20 nm bestimmt<br />
werden. Dadurch lassen sich Beschichtungsverfahren<br />
optimieren.<br />
■<br />
Anna-Maria Köstler<br />
Fachjournalistin in München<br />
www.rubroeder.systems<br />
44 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Betagte Maschinen<br />
lernen Industrie 4.0<br />
Mehrsprachige<br />
Katalogproduktion<br />
Retrofit | Mit der V-Box lassen sich auch ältere Maschinen<br />
an ein Netzwerk anschließen und liefern so die<br />
relevanten Daten für Steuerung der Fertigung.<br />
Bild: Fraunhofer IPT<br />
Die V-Box versetzt ältere Maschinen in die Lage, Daten in ein<br />
Netzwerk zu liefern. Sie arbeitet mit 200 Mbit/s Ethernet. Bis zu<br />
30 V-Boxen lassen sich mit einander vernetzen<br />
Industrie 4.0 erfordert es, Daten im Inneren und im Umfeld<br />
von Maschinen durch Sensoren in höchster Präzision aufzunehmen<br />
und zu synchronisieren. Die Informationen aus der Maschine<br />
werden in Echtzeit in das angeschlossene Netzwerk eingespeist,<br />
um eine sofortige, eigenständige Reaktion des Systems zu<br />
gewährleisten. Viele Unternehmen wollen hier den Anschluss<br />
nicht verlieren. Herkömmliche Maschinen stoßen aber an ihre<br />
Grenzen, sobald sie sich in intelligente Fertigungsnetzwerke integrieren<br />
sollen. Denn die Anforderungen an Sensorintegration,<br />
Steuerungs<strong>technik</strong> und Vernetzung haben sich im Laufe der Entwicklungen<br />
zur Industrie 4.0 jedoch stark gewandelt. Daher tauschen<br />
Betreiber bereits heute Anlagen, die noch einwandfrei<br />
funktionieren, vor Ende ihrer Lebensdauer gegen neuere, netzwerkfähige<br />
aus.<br />
Wissenschaftler am Aachener Fraunhofer-Institut für Produk -<br />
tionstechnologie IPT haben nun als Alternative zum kostspieligen<br />
Austausch die V-Box entwickelt: Sie rüstet bestehende Produktionssysteme<br />
mit Netzwerkfähigkeiten aus und erspart Maschinenbetreibern<br />
damit hohe Kosten.<br />
Als Retrofit-Lösung verfügt sie über die Netzwerkfähigkeiten für<br />
den Echtzeit-Datenaustausch. Das kompakte System kann Posi -<br />
tionsdaten ebenso wie digitale In- und Outputs mit Sensordaten<br />
synchronisieren und für den Anwender nach Bedarf visuell darstellen<br />
– unabhängig von der verwendeten Steuerungs<strong>technik</strong><br />
und vollständig nach aktuellen Industriestandards.<br />
Auf dieser Grundlage können Unternehmen sogar Einsätze von<br />
Bedienern und Servicemitarbeitern individuell planen und bedarfsgerecht<br />
anpassen. Das Fraunhofer IPT hat die V-Box bereits<br />
ausgiebig getestet. Sie soll sich für die Überwachung der Anlaufphase<br />
einer neuen Serienproduktion oder von Prozessen zur<br />
Herstellung besonders hochwertiger Bauteile eignen. Auch die<br />
vorausschauende Instandhaltung ist möglich.<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 45
■ [ TECHNIK ]<br />
Mit gezielter Kühlung<br />
die Standzeit mehr als verdoppelt<br />
Werkzeuge | Direkt auf die Schneide lässt sich die Innenkühlung von Werkzeugen ausrichten,<br />
wenn modular aufgebaute Halter verwendet werden. Diese Möglichkeit wollte<br />
der Präzisionsteile-Hersteller Tebit gleich nach der Präsentation testen und konnte<br />
damit schließlich die Standzeiten erheblich steigern.<br />
Bild: Iscar<br />
Auf Präzisions<strong>technik</strong> hat sich die<br />
Meinerzhagener Tebit GmbH & Co.<br />
KG spezialisiert. Eine Doppelhülse aus<br />
den Werkstoffen 1.4301, 1.4404 und Titan<br />
zu bearbeiten, erwies sich als echte<br />
Herausforderung. Passenderweise stand<br />
genau zu dieser Zeit ein Termin zu neu<br />
entwickelten Abstechlösungen an, bei<br />
dem ein Mitarbeiter der Iscar Germany<br />
GmbH & Co. KG neue Haltersysteme für<br />
die Produktions-Drehmaschinen vorstellen<br />
sollte. Die neuen Systeme sind modular<br />
aufgebaut und ermöglichen die zielgerichtete<br />
innere Zuführung des Kühlmittelstrahls<br />
direkt auf die Schneide.<br />
Dirk Lengelsen, bei Iscar Germany zuständig<br />
für Beratung und Verkauf, kennt<br />
die Schwierigkeiten, auf die auch Tebit<br />
stieß. „Wir haben es im Umfeld der Präzi -<br />
sions<strong>technik</strong> oft mit schwer zerspanbaren<br />
Werkstoffen wie V4A, V2A und Titan zu<br />
tun. Bei diesen kleinsten Teilen ist das<br />
präzise Abstechen hinsichtlich Schneidleistungen,<br />
Spanbildung und Prozess -<br />
sicherheit eine wahre Herausforderung.“<br />
Die modernen Drehmaschinen von Anwendern,<br />
die in diesem Bereich tätig sind,<br />
verfügten im Normalfall aber bereits über<br />
eine Hochdruck-Kühlmittelzuführung<br />
und Feinstfilterung. Daher läge es nahe,<br />
In den Zwischen -<br />
halter ist die Kühlmittelübergabe<br />
integriert.<br />
Er eignet<br />
sich für Werkzeugrevolver<br />
mit VDI-<br />
Schnittstelle. Die<br />
angepasste schlanke<br />
Ausführung<br />
erlaubt Abstech -<br />
bearbeitungen<br />
nahe an der Hauptund<br />
Gegenspindel<br />
das Kühlmittel nicht mehr über aufwendige<br />
und zum Teil anfällige Rohrsysteme<br />
zuzuführen, sondern durch direkt in den<br />
Grundhalter und in den Schneideinsatzhalter<br />
integrierte Kanäle.<br />
Mit solchen speziellen, modular aufgebauten<br />
Haltern ist es Iscar gelungen, die<br />
innere Kühlmittelzuführung auf alle bekannten<br />
maschinenspezifischen Produktionsdrehmaschinen-Schnittstellen<br />
abzustimmen.<br />
Mit Standard-Adaptern deckt<br />
das System ein breites Spektrum an Abstech-Anwendungen<br />
ab.<br />
Dies schien auch die Lösung für die Bearbeitungsaufgabe<br />
bei Tebit zu sein. Der<br />
Präsentation folgte sogleich der Praxistest,<br />
der die Verantwortlichen von Tebit<br />
und die Maschinenbediener in Meinerzhagen<br />
überzeugte. Als sehr vorteilhaft erwies<br />
sich die trotz der inneren Zufuhr<br />
sehr schlanke Bauweise der Grund- und<br />
Schneideinsatzhalter. „Damit kann sehr<br />
nah an der Hauptspindel abgestochen<br />
werden“, erläutert Lengelsen.<br />
Jan Peters, Fertigungsleiter Langdrehen<br />
bei Tebit, ist mit der Iscar-Lösung für<br />
die Bearbeitung des Werkstücks Doppelhülse<br />
sehr zufrieden: „Wir hatten bisher<br />
bei den schwer zerspanbaren Werkstoffen<br />
oftmals ein Späneproblem – nicht zuletzt<br />
wegen der Überkopf-Bearbeitung.“ Das<br />
hieß auch, dass es keine Prozess sicherheit<br />
gab. Bei Stückzahlen zwischen 100 und<br />
einer Million kann dies schnell zu Schwierigkeiten<br />
führen. „Deshalb haben wir uns<br />
entschieden, das Werkzeug gleich nach<br />
der Präsentation einzusetzen.“<br />
Das System mit der integrierten Kühlmittelzuführung<br />
hat „voll eingeschlagen“.<br />
Peters sagt: „Wir fahren jetzt höhere Vorschübe<br />
und bearbeiten schneller.“ Die<br />
Spanbildung sei sehr gut, und die Prozesssicherheit<br />
habe sich entscheidend verbessert.<br />
Und er lobt: „Die Bearbeitungsqualität<br />
ist optimal, die Standzeit des Schneideinsatzes<br />
haben wir um den Faktor zwei<br />
bis drei erhöht. Dies bedeutet für uns weniger<br />
Schneideinsatzwechsel und minimierte<br />
Stillstandzeiten.“ Darüber hinaus<br />
sanken die Werkzeugkosten. Mithilfe der<br />
Spezialisten von Iscar sei Tebit beim Abstechen<br />
„in eine neue Dimension vorgestoßen.“<br />
(op) ■<br />
www.iscar.de, www.tebit.de<br />
Über den<br />
Anwender<br />
Die mittelständische Unternehmensgruppe<br />
Tebit aus Meinerzhagen<br />
wurde im Jahr1988 als Handelsunternehmen<br />
für Drehteile gegründet.<br />
Seit 1991 ergänzt die eigene<br />
Fertigung das Angebot des Unternehmens.<br />
Mit diesem Schritt sollten<br />
höhere Qualität erreicht und die Termintreue<br />
verbessert werden. Gefertigt<br />
wird für die Geschäftsbereiche<br />
Präzisions- und Medizin<strong>technik</strong> –<br />
allerdings in getrennten Bereichen.<br />
Von den 105 Mitarbeitern sind 20<br />
speziell für die Medizin<strong>technik</strong> zuständig.<br />
46 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Special<br />
IT in der Medizin<br />
Bild: Fotolia/vege<br />
Health Games – Gesundheit in der App<br />
Digitalisierung | Alarmserver als Medizinprodukt | Was trotz Big Data nicht erlaubt ist | Datenschutz und Datenstrom<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 47
TITELTHEMA<br />
Spielen für<br />
die Gesundheit<br />
Health Games | Tumorzellen abschießen, kranke Außerirdische versorgen oder ein Motorrad<br />
durch enge Gassen steuern: Am Bildschirm ist alles möglich. Computerspiele und<br />
Apps sollen großen und kleinen Patienten helfen, ihre Krankheit zu verstehen und sie bei<br />
Therapien zu unterstützen. Dafür haben Softwareentwickler viele Ideen, doch bei Finanzierung<br />
und Zulassung besteht noch Handlungsbedarf.<br />
48 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Bild: Fotolia/YakobchukOlena<br />
Zocken erwünscht<br />
R<br />
Susanne Schwab<br />
oxxi kennt keine Gnade. Blitzschnell<br />
und wendig sprintet sie durch die<br />
Blutbahn und schießt mit ihrem Chemoblaster<br />
auf alle Gegner, die sich ihr in den<br />
Weg stellen. Re-Mission ist ein 3D-Shooter-Spiel<br />
für krebskranke Kinder und Jugendliche:<br />
Die jungen Patienten jagen als<br />
schwerbewaffnete Roboter-Kämpferin<br />
Roxxi durch einen Körper und vernichten<br />
böse Krebszellen. Das PC-Spiel erinnert<br />
an klassische Action-Computerspiele. Die<br />
klare Botschaft: Du bist stark. Du kannst<br />
kämpfen und mit Hilfe deiner Medikamente<br />
die Krankheit besiegen. Mit Re-<br />
Mission und Re-Mission 2 stammen zwei<br />
der ersten Vertreter von Health Games<br />
aus den USA.<br />
Beide Spiele wollen Unterhaltung und<br />
gesundheitliche Aufklärung bei den jungen<br />
Krebspatienten miteinander verbinden<br />
und spielerisch an die Themen Krebserkrankung<br />
und -behandlung heranführen.<br />
Diese Serious Games sind, insbesondere<br />
im Gesundheitsbereich, ein Thema,<br />
das mehr und mehr auch in Deutschland<br />
Fuß fasst. Durch internationale Treffen<br />
wie der Games for Health Europe Conference<br />
oder der Serious Play Conference<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Digitale Therapie<br />
■ Erfolgreiche Wirksamkeitsstudien<br />
■ Motivation und Aufklärung<br />
■ Geeignet für alle Altersstufen<br />
■ Verschiedene Finanzierungsmethoden<br />
Die positive Wirkung so genannter<br />
Health Games auf Kinder und<br />
Erwachsene wurde bereits in mehreren<br />
Studien nachgewiesen<br />
Über alle Altersgruppen hinweg<br />
können Health Games Patienten<br />
bei ihrer Therapie unterstützen.<br />
wird die gesellschaftliche und wissenschaftliche<br />
Diskussion über Gesundheitsthemen<br />
in Spielen weiter gefördert.<br />
Der Sinn der so genannten Health Games<br />
liegt für die Experten klar auf der<br />
Hand: Eine Wirksamkeitsstudie der Stanford<br />
University zeigte, dass sich dank Re-<br />
Mission Kinder und Jugendliche motivierter<br />
an der Chemotherapie beteiligten und<br />
es eher akzeptierten, regelmäßig ihre Medikamente<br />
zu nehmen. Ebenso verbesserten<br />
sich das krankheitsrelevante Wissen,<br />
die Selbstwirksamkeitserwartung und in<br />
der Folge auch die Lebensqualität.<br />
Aus Sicht von Dr. Kevin Dadaczynski<br />
von der Leuphana Universität Lüneburg<br />
helfen solche Studienergebnisse die Akzeptanz<br />
von Health Games bei Krankenkassen<br />
und Medizinern zu steigern. Allerdings<br />
wisse man bisher nur wenig über<br />
die Dosierung oder eine richtige Auswahl<br />
der Spiel-Elemente für bestimmte Krankheiten.<br />
Hierzu braucht es noch mehr interdisziplinäre<br />
Forschung von Spiele-Experten<br />
und Mediziner. Wie eine solche<br />
Forschung aussehen könnte, zeigt ein Projekt<br />
des Hertie-Instituts für klinische<br />
Hirnforschung in Tübingen. Dort werden<br />
Patienten mit einer degenerativen Kleinhirn-Ataxie<br />
mit Hilfe von Health Games<br />
behandelt.<br />
Etwa 5000 Patienten leiden deutschlandweit<br />
an einer degenerativen Ataxie.<br />
Die unheilbare Erkrankung stört die Koordination<br />
und das flüssige Zusammenspiel<br />
von Bewegungsabläufen. Die Betroffenen<br />
gehen erst wackelig, viele sind später auf<br />
einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig.<br />
Häufig sind Gendefekte oder Stoffwechselstörungen<br />
die Ursache, und es<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 49
TITELTHEMA<br />
Bild: Universität Bremen<br />
Prof. Michael Lawo will Patienten<br />
durch spielerische Übungen<br />
zum Fortsetzen der Reha im eigenen<br />
Heim animieren<br />
Kampf gegen den<br />
Krebs: Am Laptop<br />
jagen Kinder böse<br />
Tumorzellen<br />
Bild: Cigna<br />
App hilft, Sprache neu zu erlernen<br />
Einfach nicht mehr sprechen können.<br />
Dieses Schicksal erleiden viele Menschen<br />
nach einem Schlaganfall. Die Ausprägungen<br />
einer solchen Aphasie sind von Person<br />
zu Person verschieden. Für alle Betroffenen<br />
gilt aber: Je intensiver eine Therapie<br />
durchgeführt wird, desto schneller<br />
und nachhaltiger tritt die Gesundung<br />
ein. In der Regel werden nur zwei bis drei<br />
betreute Einheiten pro Woche in der ambulanten<br />
Therapie genehmigt, weshalb<br />
viele Patienten nach dem Aufenthalt in<br />
der Klinik oder dem Reha-Zentrum in ein<br />
Versorgungsloch fallen. Hier setzt ein<br />
Spin-off aus dem Technologie-Zentrum<br />
Informatik und Informations<strong>technik</strong> (TZI)<br />
der Universität Bremen an. Die App „Einfach<br />
Sprechen“ bietet Schlaganfallpatienten<br />
ein selbstständiges, tägliches<br />
Training, unabhängig von Zeit und Ort.<br />
Das TZI unterstützt das Spin-off auf doppelte<br />
Weise. Prof. Michael Lawo von der<br />
Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz begleitet<br />
„Einfach Sprechen“ als Mentor. Inhaltlich<br />
gibt es Anknüpfungspunkte zum<br />
EU-Projekt Rehab@Home. Aktuell befindet<br />
sich die App in einer offenen Erprobungsphase.<br />
Während dieser Zeit ist die<br />
Nutzung der App kostenlos.<br />
Das Team von „Einfach Sprechen“ ist<br />
mit der Logopädin Edyta Kaczynska,<br />
dem Kaufmann Hagen Schwiebert<br />
und dem Informatiker Erik Düselder<br />
interdisziplinär zusammengesetzt<br />
Bild: Universität Bremen<br />
kommt bereits im Kindesalter zum Absterben<br />
von Nervenzellen im Kleinhirn. „Vor<br />
diesem Hintergrund hielten die Fachleute<br />
es noch vor wenigen Jahren für unwahrscheinlich,<br />
dass ein spezifisches Bewegungstraining<br />
den Zerfall bremsen könnte“,<br />
so Dr. Matthis Synofzik, Forschungsgruppenleiter<br />
der Abteilung für Neurodegeneration<br />
am Hertie Institut in Tübingen.<br />
Bereits im Jahr 2009 konnten der Tübinger<br />
Forscher und seine Kollegen erstmals<br />
zeigen, dass ein intensives Koordinationstraining<br />
mit physiotherapeutischen<br />
Übungen den Krankheitsverlauf deutlich<br />
mildern kann.<br />
Doch vor allem Kindern und Jugendlichen<br />
fehlt oft die Motivation, sich physiotherapeutischen<br />
Übungen zu unterziehen.<br />
„Um das Motivationsproblem zu lösen,<br />
kamen wir auf die Idee mit der Spielekonsole“,<br />
so Synofzik. Mit einem handelsüblichen<br />
Gerät und speziell ausgewählten<br />
Spielen aus dem Standardsortiment<br />
sorgen die Forscher heute für Abwechslung.<br />
Die Kinder müssen beispielsweise<br />
mit schwierigen Körperhaltungen<br />
Lecks in einem virtuellen Wassertank abdichten<br />
oder mit dynamischen und zielgerichteten<br />
Ausfallschritten auf leuchtende<br />
Flächen reagieren. Eine Studie belegte,<br />
dass das Training per Videospiel bei dieser<br />
Erkrankung wirksam ist.<br />
Dabei sind jedoch nicht alle Spiele<br />
gleich gut geeignet. Wichtig sei unter anderem,<br />
dass die Spiele nicht nur mit den<br />
Fingern, sondern mit dem ganzen Körper,<br />
Armen und Beinen gesteuert werden,<br />
dass die motorisch beeinträchtigten Kinder<br />
nicht überfordert werden und dass die<br />
von der Spielsoftware automatisch erzeugten<br />
Kommentare und Leistungsbewertungen<br />
die Kinder nicht demotivieren,<br />
so der Experte.<br />
Mit ihren Untersuchungen haben die<br />
Neurologen um Synofzik womöglich eine<br />
Tür aufgestoßen, um weitere neurologische<br />
Erkrankungen per Videospiel zu behandeln.<br />
Die bisherigen Erfahrungen sind<br />
überaus ermutigend. „Solch ein Training<br />
ist einfach, vergleichsweise kosteneffizient,<br />
kann im eigenen häuslichen Rahmen<br />
durchgeführt werden und macht<br />
Spaß. Eine aktiv koordinative Physiotherapie<br />
kann man dadurch wohl nicht ersetzen,<br />
es ist aber eine vielversprechende Ergänzung<br />
(physio-)therapeutischer Ansätze“,<br />
so der Experte. Störungen der Koordination,<br />
des Gleichgewichts und des Bewegungsablaufs<br />
treten außer bei Ataxien<br />
zum Beispiel auch bei der Multiplen Skle-<br />
50 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
ose auf sowie bei der Hereditären Spastischen<br />
Paraplegie (HSP) und der Infantilen<br />
Cerebralparese (ICP), betont der Neurologe.<br />
Auch bei diesen Leiden möchte<br />
Synofzik deshalb baldmöglichst den Nutzen<br />
der neuen Methode erkunden.<br />
Schwierig sei es dabei leider immer Geldgeber<br />
zu finden, die diese Untersuchungen<br />
unterstützen.<br />
Die Entwicklung von Health Games bedarf<br />
einer intensiven, wissenschaftlichen<br />
Begleitung und kostet viel Zeit und Geld.<br />
Das Interesse seitens der Krankenhäuser<br />
und Senioreneinrichtungen ist aufgrund<br />
der Zurückhaltung vieler Krankenkassen<br />
überschaubar. Und da vor allem die therapeutischen<br />
Spiele auf ein ganz bestimmtes<br />
Krankheitsbild spezialisiert sind, ist<br />
das Käuferpotenzial entsprechend begrenzt.<br />
Roxxi ist eine Kämpferin.<br />
Ihre Jagd auf Krebszellen<br />
soll den Kindern<br />
Mut machen und sie<br />
bei ihrer Chemotherapie<br />
motivieren<br />
Bild: HopeLab<br />
Finanzierung der Entwicklung<br />
ist meist schwierig<br />
„Damit Health Games bei den Patienten<br />
ankommen und neue Projekte in diesem<br />
Bereich vorangetrieben werden können,<br />
benötigen wir dringend einen Abbau der<br />
derzeit bestehenden Barrieren, die die<br />
Entwicklung eines Health-Games-Marktes<br />
verhindern“, sagt Maximilian Schenk,<br />
Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive<br />
Unterhaltungssoftware. Die Anerkennung<br />
von Health Games durch<br />
Krankenkassen sei ein erster wichtiger<br />
Schritt.<br />
Bisher kommt das Geld vor allem für<br />
aufwendige Entwicklungen meist aus öffentlichen<br />
Fördertöpfen. So auch für das<br />
Projekt Rehab@Home, in dessen Rahmen<br />
ein System zum spielerischen Training<br />
von motorischen und kognitiven Funktionen<br />
nach einem Schlaganfall entwickelt<br />
wurde. „Individuell gestaltete Übungen<br />
können helfen, verlorengegangene Körperfunktionen<br />
wieder zurückzubringen.<br />
Patienten verlieren jedoch häufig die Motivation,<br />
wenn sie nach dem Reha-Aufenthalt<br />
wieder zu Hause sind und das Training<br />
selbstverantwortlich durchführen<br />
müssen“, erklärt Prof. Michael Lawo von<br />
der Universität Bremen. Darüber hinaus<br />
fehle den Patienten häufig die fachliche<br />
Anleitung. Das System, das ein internationaler<br />
Forschungsverbund unter Federführung<br />
des Technologie-Zentrums Informatik<br />
der Universität Bremen (TZI) entwickelt<br />
hat, soll Patienten durch spielerische<br />
Übungen zum Fortsetzen der Reha im eigenen<br />
Heim animieren. Im Mittelpunkt<br />
von Rehab@Home stehen Spiele, die von<br />
den behandelnden Therapeuten auf den<br />
individuellen Bedarf der Anwender abgestimmt<br />
sind. Beispielsweise kann geübt<br />
werden, virtuelles Geschirr in ein Regal<br />
zu stellen. Sensoren und Kameras verfolgen<br />
dabei die Bewegungen des Patienten<br />
und ermitteln, ob – und inwieweit – die<br />
Aufgabe bewältigt wurde.<br />
Zusammengestellt und miteinander<br />
verknüpft wurden die Geräte beim TZI.<br />
„Wir setzen dabei Standard-Hardware<br />
ein, um die Kosten für Patienten niedrig<br />
zu halten“, so Prof. Lawo. Die Universität<br />
Online<br />
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Was digitale Therapien leisten können<br />
und wie interaktive Anwendungen<br />
aus der Computerspieltechnologie die<br />
Fabriken der Zukunft beeinflussen,<br />
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die nächste Ausgabe mit einem neuen<br />
Titelthema erscheint.<br />
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Genua steuerte ihre Expertise im Bereich<br />
der Sensorik bei. Eine Besonderheit besteht<br />
darin, dass der Zustand der Patienten<br />
überwacht werden kann, beispielsweise<br />
durch die Messung des Pulses oder<br />
des Hautleitwerts. „Der Trainingseffekt ist<br />
bei positiver Stimmung nachweislich größer“,<br />
erläutert Lawo. Die Spiele können<br />
Rücksicht darauf nehmen und bei Bedarf<br />
für bessere Laune sorgen, unter anderem<br />
durch schnell erreichte Erfolge. Gefördert<br />
wurde Rehab@Home durch die Europäische<br />
Union mit 2,4 Mio. Euro.<br />
Auf Crowdfunding zur Finanzierung<br />
seiner Idee setzte dagegen der Anbieter<br />
der Patchie-App, die Hamburger Birds<br />
and Trees UG. Die App soll an Mukoviszidose<br />
erkrankten Kindern und Jugendlichen<br />
auf spielerische Weise die Therapie<br />
näherbringen. Im Mittelpunkt des Spiels<br />
steht Patchie, ein Außerirdischer, der<br />
ebenfalls an Mukoviszidose erkrankt ist.<br />
Marc Kamps, Gründer von Birds and<br />
Trees, hat selbst einen Sohn, der an Mukoviszidose<br />
erkrankt ist. Er kennt die Probleme<br />
und den Wechsel von guten und<br />
schlechten Zeiten in der Krankheitsbewältigung<br />
und wollte eine App entwickeln,<br />
das die Kinder spielerisch bei ihrer Therapie<br />
unterstützt.<br />
Bei Patchie übernehmen die Kinder<br />
und Jugendlichen Verantwortung für den<br />
kleinen Außerirdischen mit den lustigen<br />
Hörnchen und drei Augen, der ständig auf<br />
der Suche nach neuen Abenteuer ist.<br />
Wenn es um Erfahrungspunkte, Highscores,<br />
Fortschrittsbalken und virtuelle Geschenke<br />
geht, wird die Therapie scheinbar<br />
zur Nebensache und die Kinder und<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 51
TITELTHEMA<br />
Mit digitalen Medien können bei Senioren mit Spaß geistige und<br />
körperliche Fähigkeiten gleichermaßen gefördert werden<br />
Bild: Hospital zum Heiligen Geist<br />
Damit das Bewegungstraining Spaß macht, setzen Therapeuten auf<br />
unterschiedliche Computerspiele<br />
Bild: Hocoma<br />
Jugendlichen erlernen spielerisch den<br />
verantwortungsvollen Umgang mit der<br />
Krankheit. Auf altersgerechte Weise vermittelt<br />
die App die Notwendigkeit der regelmäßigen<br />
Einnahme von Medikamenten<br />
sowie die Durchführung der Therapie.<br />
Als Investitionsprojekt für Geldgeber eher<br />
uninteressant, weil Birds and Trees die<br />
App den Betroffenen kostenfrei zur Verfügung<br />
stellen will, ging das Unternehmen<br />
über das Crowdfunding-System. Mit Erfolg.<br />
Die gewünschte Zielgrenze wurde<br />
erreicht, Patchies Abenteuer können beginnen.<br />
Im Moment läuft die klinische<br />
Studie der Patchie-App. Im Herbst dieses<br />
Jahres soll die App verfügbar sein.<br />
Computer- und Videospiele für<br />
alle Altersgruppen<br />
Die Hocoma AG aus Volketswil bei Zürich<br />
hat ebenfalls die Bedeutung von Spiele-<br />
Software für Therapie-Motivation – und<br />
damit für die Nutzung ihrer Geräte – erkannt.<br />
Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>hersteller<br />
entwickelt und baut robotische<br />
und sensorbasierte Medizingeräte für die<br />
funktionelle Bewegungstherapie. Neben<br />
modernster Roboter- und Sensor<strong>technik</strong><br />
setzt das Unternehmen bei der Behandlung<br />
von Patienten mit Schlaganfall,<br />
Schädel-Hirn-Trauma oder anderen neurologischen<br />
Krankheiten und Verletzungen<br />
auf ein umfassendes softwaregestütztes<br />
Therapiekonzept. Diese Software bildet<br />
die Basis für übergreifende Benutzerverwaltung.<br />
Neben Therapieplänen und<br />
Analysemöglichkeiten werden spielerische<br />
und alltagsbezogene Übungen zur<br />
Verfügung gestellt. Die Patienten müssen<br />
beispielsweise in einer Unterwasserwelt<br />
Münzen einsammeln oder Fische fangen,<br />
im virtuellen Supermarkt nach Bananen<br />
und Äpfeln greifen oder in einer Fantasiewelt<br />
auf Schatzsuche gehen. Die spielerischen<br />
Aufgaben motivieren den Patienten<br />
und erhöhen damit die Arbeitseffizienz<br />
des Therapeuten. Laut Hocoma sprechen<br />
die Softwarespiele junge und ältere Patienten<br />
gleichermaßen an.<br />
Dass sich Senioren nicht den digitalen<br />
Medien verschließen, zeigt das Beispiel<br />
Memore-Box, eine Video-Plattform für<br />
Senioren: Das 2014 aus einem Studienprojekt<br />
verschiedener Universitäten aus<br />
ganz Deutschland gegründete Start-up<br />
Retrobrain R&D UG hat eine Spiele-Konsole<br />
entwickelt, die mit Unterstützung der<br />
Barmer GEK für Furore im Seniorenheim<br />
sorgt. In einem Modellvorhaben untersuchen<br />
Barmer und Retrobrain die präventiven<br />
und gesundheitsförderlichen Aspekte<br />
der neuen Technologie und lassen sie wissenschaftlich<br />
evaluieren. Die Wirksamkeit<br />
soll zunächst in der Hamburger Region<br />
geprüft werden, bevor eine bundesweite<br />
Einführung getestet wird.<br />
Kegeln, Motorradfahren und Fahrradkurierdienste<br />
gehören seitdem im Hamburger<br />
Pflege- und Seniorenheim Hospital<br />
zum Heiligen Geist zum Alltag: Die Videospiele<br />
reagieren ausschließlich auf<br />
Körperbewegungen. Nach dem Anschluss<br />
reicht ein Knopfdruck, und schon gelangt<br />
man auf die Kegelbahn, an die Tischtennisplatte<br />
oder als Auto- und Radfahrer in<br />
den Straßenverkehr. „Die Spiele schulen<br />
erwiesenermaßen nicht nur Beweglichkeit<br />
und Gleichgewichtssinn. Sie können<br />
vielmehr durch weitere eingebaute Komponenten<br />
kognitive Fähigkeiten wie planvolles<br />
Handeln und die Lernfähigkeit anregen“,<br />
erklärt Andrea Jakob-Pannier,<br />
Psychologin bei Barmer.<br />
Durch die Unterstützung der digitalen<br />
Spieltherapie setzt die Barmer als eine der<br />
ersten Krankenkassen die neuen Vorgaben<br />
des Präventionsgesetzes in (teil-) stationären<br />
Pflegeeinrichtungen um. „Bislang<br />
haben wir bei allen Tests eine positive<br />
Rückmeldung erhalten“, unterstreicht<br />
Retrobrain-Geschäftsführer Manouchehr<br />
Shamsrizi und fährt fort: „Uns wird immer<br />
bestätigt, dass es in den Alten- und<br />
Pflegeheimen viel lebhafter zugeht, wenn<br />
die Memore-Box gestartet wird. Wir wollen,<br />
dass Senioren von den Fortschritten<br />
in Technologie und Wissenschaft profitieren<br />
– und wieso sollten wir im Alter aufhören<br />
zu spielen?“<br />
■<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Zu den Forschern am Hertie Institut:<br />
www.hih-tuebingen.de<br />
Zum Bundesverband BIU:<br />
www.biu-online.de<br />
Über das EU-Projekt Rehab@Home:<br />
www.rehabathome-project.eu<br />
Zu den Entwicklern von Patchie:<br />
www.birds-and-trees.de<br />
52 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
06.2016<br />
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Geburtsdatum<br />
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medizin&<strong>technik</strong> Leserservice, Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
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Verlag: Konradin-Verlag Robert-Kohlhammer GmbH, Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-<br />
Echterdingen, Geschäftsführer Peter Dilger, Amtsgericht Stuttgart HRB 220398<br />
Beruf, Branche<br />
✗<br />
Datum, Unterschrift<br />
95129AJ<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 53
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
Zunehmender<br />
Stress in den Krankenhäusern<br />
brachte<br />
die Forderung nach<br />
einem Alarmmanagement,<br />
in das<br />
auch die Signale<br />
der Medizingeräte<br />
eingebunden sind<br />
Bild: Fotolia/sudok1<br />
Server muss ein Medizinprodukt sein<br />
Alarmmanagement | Medizingeräte geben Alarm – am besten gleich an den zustän -<br />
digen Pfleger irgendwo auf der Intensivstation. Mobiltelefone und geeignete Server<br />
ermöglichen das, sie müssen aber besondere Anforderungen erfüllen. Weil Krankenhausbetreiber<br />
solch ein Alarmmanagement wünschen, betrifft das Thema auch die<br />
KMU unter den Medizingeräteherstellern.<br />
Das Pulsoxymeter gibt Alarm, der<br />
Pfleger macht sich auf den Weg zum<br />
Patienten. Dabei wird ihn keine Meldung<br />
eines anderen Gerätes am Bett dieses Patienten<br />
behelligen. Selbst wenn die EKG-<br />
Elektroden verrutschen – das verteilte<br />
Alarmsystem weiß schon, dass Hilfe unterwegs<br />
ist. Also: einmal Piepen weniger,<br />
ein Stressmoment weniger für den Pfleger.<br />
Nur wenn er ungewöhnlich lange<br />
braucht, bis er per Knopfdruck seine Ankunft<br />
am Bett bestätigt, würde ein neues<br />
Signal abgesetzt.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Alarmmanagement<br />
Einbinden von Medizingeräten<br />
Verteilte Alarmserver,<br />
zugelassen als Medizinprodukt<br />
Konform mit regulatorischen Vorgaben<br />
Solche sinnvoll weitergeleiteten Alarme<br />
sind in vielen Anwendungsbereichen<br />
von der Industrie über die Hotellerie bis<br />
zu Versorgungsbetrieben heute Standard<br />
und werden unter dem Oberbegriff<br />
„Alarmmanagement“ zusammengefasst.<br />
Im Zusammenhang mit Medizinprodukten<br />
ist diese Art von gezielter Informa -<br />
tionsweitergabe noch etwas Neues. Medizingeräte<br />
arbeiteten bisher aus Sicherheitsgründen<br />
weitgehend abgekapselt<br />
von der umgebenden Krankenhaus-IT-<br />
Welt. „Die angespannte personelle Situation<br />
in den Krankenhäusern und der<br />
Stress, dem die Mitarbeiter dort ausgesetzt<br />
sind, haben aber einen Prozess in<br />
Gang gesetzt“, sagt Jens-Peter Lichtenberg,<br />
Medizin-Produkte Sicherheitsbeauftragter<br />
bei der Taunus steiner Tetronik<br />
GmbH. „Im Markt kam die Forderung auf,<br />
das Dogma der abgekapselt arbeitenden<br />
Medizingeräte aufzugeben und IT-technische<br />
Unterstützung – bis hin zur Intensivstation<br />
– zu bekommen und die Alarme<br />
gezielt zu verwalten.“ Das Unternehmen,<br />
für das Lichtenberg arbeitet, automatisiert<br />
seit rund 50 Jahren „Kommunika -<br />
tionsprozesse im Krisenumfeld“ – für verschiedene<br />
Branchen und neuerdings eben<br />
auch mit einer Lösung, die es ermöglicht,<br />
Medizingeräte und ihre Alarme einzubinden.<br />
Der Server muss genauso sicher<br />
sein wie die Medizingeräte<br />
Dafür muss die Technik den regulatorischen<br />
Vorgaben entsprechen. „Seitens der<br />
Gesetzgeber wie auch seitens der Normung<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
einiges getan“, erläutert der Fachmann.<br />
Ein Server, der die Signale von Medizingeräten<br />
verarbeitet, muss demnach genau<br />
so sicher sein wie die Geräte selbst. Was<br />
nichts anderes bedeutet, als dass auch der<br />
Server als Medizinprodukt zugelassen<br />
sein muss.<br />
Entsprechende Lösungen bietet Tetronik<br />
seit April 2016 an. Sie bauen auf ei-<br />
54 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Industrie<br />
Über Tetronik<br />
Die Tetronik GmbH ist auf Sonderkommunikations<strong>technik</strong><br />
spezialisiert und wurde 1958 gegründet. Heute beschäftigt<br />
das Unternehmen etwa 40 Mitarbeiter. Mehr als 50 % des<br />
Umsatzes erzielt es im Gesundheitsbereich – verteilte<br />
Alarmsysteme, wie sie durch Daksmed möglich werden,<br />
sind neu im Portfolio und werden als Bereich mit Potenzial<br />
gesehen. Ein Krankenhaus, das bereits ein Daks-System<br />
nutzt, muss für die Vernetzung der Medizingeräte allerdings<br />
einen zusätzlichen Daksmed-Server einführen – mit<br />
dem „Aufspielen einer Software, die die Alarme der Geräte<br />
entgegennimmt“, sei die Einführung nicht getan.<br />
www.tetronik.com<br />
nem System auf, das sich bereits in anderen<br />
Anwendungsfeldern bewährt hat und<br />
als „digitaler Alarm- und Kommunika -<br />
tions-Server“ bezeichnet wird – kurz<br />
Daks. Die Variante, die als Medizinprodukt<br />
zugelassen ist und mit Medizinprodukten<br />
vernetzt werden darf, trägt entsprechend<br />
den Namen Daksmed.<br />
„Für die Betreiber von Krankenhäusern<br />
ist ein solches Alarmmanagement von<br />
Vorteil, weil sich die Kräfte des Pflegepersonals<br />
im Intensiv-Bereich und im Intermediate-Care-Bereich<br />
besser bündeln lassen“,<br />
fasst Lichtenberg zusammen. Im<br />
Vorfeld wird festgelegt, welche Alarme<br />
wann an wen zu gehen haben, was dann<br />
zu passieren hat und wer dafür benachrichtigt<br />
werden muss. Egal, wo er gerade<br />
ist. Ebenfalls festgelegt ist, dass zum Beispiel<br />
technische Alarme direkt an die zuständigen<br />
Personen gehen und nicht erst<br />
vom Pflegepersonal weitergereicht werden<br />
müssen. Damit all das passieren<br />
kann, wird eine komplexe Datenbank erstellt.<br />
Bisher liegt die technische Obergrenze<br />
bei 40 Betten mit jeweils bis zu<br />
vier Geräten, die von einem System verwaltet<br />
werden können – was in der Praxis<br />
allerdings noch nicht erreicht wurde. Typisch<br />
ist laut Lichtenberg, dass mehrere<br />
Serversysteme genutzt werden, um zum<br />
Beispiel eine Intensivstation mit 90 oder<br />
100 Betten an der Uniklinik zu bedienen.<br />
„Das ist auch sinnvoll, da die Station nach<br />
Fachgebieten unterteilt ist und diese zum<br />
Teil unterschiedliche Abfolgen in der Datenbank<br />
hinterlegen möchten.“<br />
Das entspreche auch der Idee des Silent<br />
Hospital, derzufolge Patienten möglichst<br />
in einem ruhigen Umfeld zu behandeln<br />
sind, statt sie in einem Saal mit zehn<br />
oder zwanzig Betten in einer Intensivstation<br />
zusammenzufassen – wo eigentlich<br />
permanent irgendetwas piept, Alarme gegeben<br />
werden und das Personal sich eilig<br />
an die jeweiligen Betten begibt. Oder per<br />
lautem Zuruf über den Flur geregelt wird,<br />
wer sich als nächstes um was kümmert.<br />
„Wenn ich jedem Patienten ein Einzelzimmer<br />
und damit auch die familiäre Begleitung<br />
ermöglichen will, muss ich aber sicherstellen,<br />
dass bei geschlossener Tür<br />
keine Notlage übersehen wird.“<br />
Was Medizingeräte zusammen<br />
mit dem Server leisten müssen<br />
Damit das gesamte System am Ende sicher<br />
ist, muss aber nicht nur der Server,<br />
sondern auch das Medizingerät gewisse<br />
Voraussetzungen erfüllen. „Es muss mehr<br />
können, als nur sein Signal weiterzugeben:<br />
Es muss im strengen Sinne bidirektional<br />
kommunizieren, also auch damit<br />
umgehen können, dass ein versehentlich<br />
herausgezogenes Kabel oder ein Stromausfall<br />
die Weitergabe eines Alarms an<br />
den Server verhindert. Und das ist heute<br />
immer noch eine Herausforderung“, sagt<br />
Lichtenberg.<br />
Seit Ende 2016 gibt es eine Schnittstelle<br />
zwischen Daksmed und Monitoring-<br />
Systemen von Dräger. „Unsere Vitaldatenmonitore<br />
vom Typ Infinity waren von<br />
vornherein schon so angelegt, dass wir sie<br />
miteinander und mit dem Schwesternstützpunkt<br />
vernetzen konnten“, sagt Detlev<br />
Froebel, der bei Dräger in Lübeck als<br />
IT-Applikationsberater tätig ist. „Aber wir<br />
wollten mehr: wir wollten eine Vernetzung<br />
mit mehr Geräten, wir wollten die<br />
Zielpersonen auch dann erreichen, wenn<br />
diese nicht am Schwesternstützpunkt<br />
Das<br />
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der Industrie<br />
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wichtigen Branchen der Industrie<br />
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01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 55
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
Alarmmanagement<br />
Ein Alarmmanagement wird gebraucht, um Kommunikation im Krisenumfeld<br />
zu bewältigen. Wenn alle unter Stress stehen, müssen dennoch die<br />
Informationen schnell und sicher an die richtigen Adressaten gelangen.<br />
Und es braucht einen Plan, wer was wann wo tun muss, um die Krise zu<br />
bewältigen. Diese grundsätzlichen Erkenntnisse gelten bei Unfällen oder<br />
Überschwemmungen genauso wie bei Bombenalarm oder Störungen im<br />
Kraftwerk.<br />
Mit entsprechenden IT-Systemen wird in vielen Anwendungen die<br />
Kommunika tion bereits unterstützt. Da gibt es Datenbanken, die das Wer,<br />
Was und Wann speichern und die Alarme an die richtigen Personen via Telefonanlage<br />
weiterleiten – oder eben neuerdings über Mobiltelefone.<br />
Dieser Ansatz lässt sich auf das medizinische Umfeld zum Beispiel in Intensivstationen<br />
übertragen. Die dafür verwendete Technik allerdings<br />
muss den besonderen regulatorischen Vorgaben gerecht werden. Eine<br />
Handvoll Anbieter hat Systeme dafür auf den Markt gebracht. An der Vereinheitlichung<br />
der Schnittstellen wird derzeit noch gearbeitet.<br />
Zum Konzept von<br />
Daksmed gehört ein<br />
Alarmserver, der als<br />
Medizinprodukt zugelassen<br />
ist und über<br />
geeignete Schnittstellen<br />
die Alarme<br />
verschiedener Geräte<br />
empfangen und<br />
dann gezielt weitergeben<br />
kann<br />
Bild: Tetronik<br />
sind, und wir wollten keine proprietäre<br />
Lösung – denn wenn die Digitalisierung<br />
fortschreitet, brauchen wir offene<br />
Schnittstellen.“<br />
Die Suche nach einem geeigneten Anbieter,<br />
der standardkonforme Lösungen<br />
anbietet, führte die Lübecker schließlich<br />
zu Tetronik. Die Schnittstellen zu definieren,<br />
die Zusammenarbeit zwischen Gerät<br />
und Server auf die Beine zu stellen und alle<br />
Schritte zu dokumentieren, war laut<br />
Lichtenberg kein kleines Projekt und hat<br />
sich über einen Zeitraum von über drei<br />
Jahren erstreckt. „Bei jedem Folgeprojekt<br />
wird der Aufwand natürlich geringer.“<br />
Laut Froebel musste an den Medizingeräten<br />
wenig verändert werden, da sie<br />
schon mit einem Gateway verbunden werden<br />
konnten. „Wir haben Tetronik aber<br />
Gelegenheit gegeben, tief ins Gerät hineinzuschauen:<br />
So wird erkennbar, welches<br />
Gerät meldet, ob es am Bett ins Netz<br />
eingebunden oder beim Transport des Patienten<br />
über WLAN angemeldet ist.“<br />
Im alltäglichen Einsatz ist die Kombination<br />
aus Monitoren und Daksmed bisher<br />
noch nicht. Tests bei Pilotkunden haben<br />
laut Dräger-Produktmanager Daniel<br />
Fuckert gezeigt, dass heutige Anforderungen<br />
der Betreiber damit abgedeckt sind –<br />
und auch für kommende sei man mit<br />
Daksmed gerüstet.<br />
Medizinische Entscheidungen<br />
werden nicht automatisiert<br />
Aus Sicht von Tetronik steht als nächstes<br />
an, auch Geräte wie Infusionspumpen<br />
und Dialysegeräte anschließbar zu machen<br />
– „bis hin zur Königsdisziplin, der<br />
Beatmung“. Eines aber sehen die Taunussteiner<br />
auch für die Zukunft in der Verantwortung<br />
der Ärzte: die medizinische Relevanz<br />
der Alarme zu bewerten und die Folgeschritte<br />
zu definieren. Technisch möglich<br />
wäre das vielleicht, sagt Dräger-Mitarbeiter<br />
Detlev Froebel. „Aber medizinische<br />
Entscheidungen zu automatisieren,<br />
entspricht nicht dem Ideal der Medizin.“<br />
Weitere Geräte ins Alarmmanagement<br />
einzubinden hingegen schon. Um die<br />
Kommunikation zwischen dem Server<br />
und Medizingeräten verschiedener Hersteller<br />
möglichst einfach herstellen zu<br />
können, haben die Taunussteiner bei der<br />
Zulassung einen Kniff angewendet: Der<br />
Server selbst ist als Medizinprodukt zugelassen.<br />
Jede individuelle Schnittstelle zu<br />
einem Gerät wird ebenfalls ein eigenes<br />
Medizinprodukt und auch als solches zugelassen<br />
– die Serverzulassung muss dann<br />
aber nicht mehr für jedes neu anzuschließende<br />
Produkt durchlaufen werden, was<br />
den Prozess beschleunigt.<br />
Ohne offene Schnittstellen<br />
wird es nicht gehen<br />
Bisher existieren mehrere Systeme verschiedener<br />
Anbieter, die eine Kom -<br />
munika tion zwischen Server und Medizingeräten<br />
in der beschriebenen Weise ermöglichen.<br />
Einige große Anbieter von<br />
Medizinprodukten haben für ihre Geräte<br />
bereits entschieden, welches davon sie<br />
verwenden wollen. „Auf lange Sicht aber<br />
werden wir definierte offene Schnittstellen<br />
brauchen, die den Betreibern mehr<br />
Freiheit geben, sich sowohl beim verteilten<br />
Alarmserver als auch bei einzelnen<br />
Geräten zwischen den Anbietern zu entscheiden<br />
– und damit unabhängig zu sein<br />
von den bisher bestehenden Partnerschaften<br />
zwischen IT-Unternehmen und Medtech-Unternehmen“,<br />
sagt Lichtenberg.<br />
Die IHE ist seinen Angaben zu Folge bereits<br />
daran, Vorgaben für solche universell<br />
verwendbaren Schnittstellen zu definieren.<br />
„Offene Schnittstellen sind aus<br />
Sicht der Betreiber für die Vernetzung unverzichtbar“,<br />
sagt auch Detlev Froebel.<br />
Dräger befürworte das, und das Unternehmen<br />
beteilige sich an verschiedenen<br />
Projekten, die die Basis dafür schaffen sollen.<br />
Auch wenn sich bisher vor allem größere<br />
Unternehmen mit dem Thema<br />
Alarmmanagement befasst haben, ist es<br />
laut Lichtenberg für kleine und mittlere<br />
Unternehmen ein Muss, darüber nachzudenken.<br />
„Es sind ja die Betreiber, die diese<br />
Funktionalitäten fordern. Daher geht das<br />
jeden etwas an, ob er nun Monitore, Spritzenpumpen,<br />
Beatmungsgeräte oder Dialysegeräte<br />
herstellt.“<br />
■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
56 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Digitalisierung bleibt<br />
Schwerpunktthema<br />
Cebit 2017 | Die Chancen und Möglichkeiten der digitalen<br />
Welt sind vom 20. bis 24. März das zentrale Thema<br />
in Hannover. Erwartet werden zur Cebit wieder rund<br />
200 000 Besucher.<br />
Virtual und Augmented Reality sind längst in der Geschäftswelt<br />
angekommen. Von Live-Prototyping bis hin zur Simula -<br />
tion kritischer Herzoperationen entstehen Innovationen<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Wie keine andere technologische Entwicklung zuvor verändert<br />
die Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft. Die<br />
Form der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, das<br />
Zusammenspiel zwischen Virtualität und Realität machen diese<br />
Dynamik besonders deutlich. Die digitale Transformation ist<br />
auch vom 20. bis 24. März das zentrale Thema der Cebit in Hannover.<br />
Ob bei der Wartung von Maschinen, der Kommissionierung<br />
von Waren, der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte,<br />
im Operationssaal oder im Klassenzimmer: Die Einsatzmöglichkeiten<br />
von vernetzten Visualisierungslösungen sind nahezu<br />
grenzenlos. Gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 und dem<br />
Internet der Dinge bieten VR- und AR-Lösungen enorme Chancen.<br />
Gleichzeitig stellen sie Entscheider vor große Herausforderungen:<br />
Welche Anwendungen passen ins Produkt- oder Marke-<br />
tingportfolio, was kosten sie und welche Einführungsszenarien<br />
sind zu empfehlen? Antworten auf Fragen zur virtuellen Visualisierung<br />
liefert die die Weltmesse. Sie gilt als die wichtigste Veranstaltung<br />
für die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und<br />
Gesellschaft. Jedes Jahr treffen auf der Cebit gut 3000 Unternehmen<br />
auf rund 200 000 Teilnehmer. Im Fokus stehen Technologien<br />
wie Artificial Intelligence, autonome Systeme, Virtual &<br />
Augmented Reality, humanoide Roboter und Drohnen. Partnerland<br />
der Messe ist in diesem Jahr Japan. Das Land gehört zu den<br />
Spitzenreitern im Hightech-Sektor, investiert Milliarden in Forschung<br />
und Entwicklung und ist Heimat des aktuellen Nobelpreisträgers<br />
für Medizin.<br />
www.cebit.de<br />
Daten machen die Probe wertvoll<br />
Software für Biobanken | Übersicht über die Proben in<br />
der Biobank und über alles, was dazu bekannt ist,<br />
schafft eine Software-Lösung. Sie wurde speziell für<br />
solche Anwendungen entwickelt.<br />
Die Art der Proben und die dazugehörigen Daten sind von<br />
Biobank zu Biobank sehr verschieden, ebenso die Probengewinnung,<br />
der Probeneingang sowie Verarbeitung und Herausgabe<br />
der Daten. Daher kommen Standard-IT-Lösungen hier<br />
schnell an ihre Grenzen.<br />
Um die Vielfalt abbilden zu können, hat die Gefat-IT GmbH, Hessisch<br />
Oldendorf, die Software e-Bio-Control entwickelt. Eine intuitive<br />
Oberfläche soll das schnelle Einarbeiten ermöglichen und<br />
übersichtlich Zugang zu den Daten schaffen.<br />
Beim Einlagern der Proben und der Eingabe der Daten unterstützt<br />
die Software. Aber auch dann, wenn Probenkollektive erstellt<br />
und die entsprechenden Proben herausgesucht werden sollen.<br />
Die Kombination von Probendaten mittels der Verknüpfungen<br />
„und“ sowie „oder“ biete viel Flexibilität. So können Blutproben<br />
gesucht werden, für die Patientendaten, Blutgruppe, Datum,<br />
Rhesusfaktor (Kategorie A) oder andere Informationen vorliegen.<br />
Damit lassen sich auch alle Proben von Patienten, die die<br />
Blutgruppe A enthalten, anzeigen. Die beliebige Kombination<br />
der Felder aus den Datensets erleichtert das Auswerten für verschiedene<br />
Forschungsfragen.<br />
Schnittstellen zu Etikettendruckern, Klinik- oder Warenwirtschaftssystemen<br />
helfen, Doppeleingaben und Redundanzen zu<br />
vermeiden. Laut Anbieter ist die Software e-Bio-Control flexibel,<br />
kann die biobankspezifischen Anforderungen abbilden und im<br />
Verbund genutzt werden. Da sich das System erweitern lässt, sei<br />
es auch für veränderte zukünftige Aufgaben geeignet.<br />
www.gefat-it.de<br />
Bild: Gefat<br />
Wo in welchem Kühlschrank eine Probe in der Biobank einsortiert<br />
ist, wird bei der Suche auf dem Bildschirm grafisch angezeigt.<br />
Die Übersicht über die Lagerhaltung ist auch möglich,<br />
wenn die Proben an verschiedenen Standorten oder in verschiedenen<br />
Institutionen lagern<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 57
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
MIT DATEN GEHT TECHNISCH MEHR<br />
ALS RECHTLICH ERLAUBT IST<br />
Big Data in der Medizin<strong>technik</strong> | Moderne Medizingeräte sammeln immer mehr<br />
Daten. Aber um ihren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg nicht zu gefährden, sollten<br />
Hersteller bei Innovationen Haftungsfallen und regulatorische Fallstricke für digital<br />
vernetzte Medizinprodukte im Blick behalten.<br />
Meine Daten ge hören<br />
mir! Oder? Es gilt, geschickte<br />
Einwilligungsformulare<br />
zusammenzustellen,<br />
um überhaupt<br />
Daten nutzen zu<br />
dürfen. Doch zum Teil<br />
ist nicht klar geregelt,<br />
wer die Rechte an von<br />
Medizinprodukten gemessenen<br />
Werten hat<br />
Bild: Fotolia/the_lightwriter<br />
S<br />
marte Clips, Pflaster mit Messsensoren<br />
für die Kontrolle chronischer<br />
Krankheiten wie Asthma oder Diabetes,<br />
hochkomplexe Programme, die Schlagworte<br />
als Hinweis auf bestimmte Krankheiten<br />
auswerten, um Ärzte bei der Dia -<br />
gnose zu unterstützen und geeignete Therapien<br />
vorzuschlagen – die Zahl der digitalen<br />
Neuerungen in der Medizin ist fast<br />
unübersehbar.<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Big Data<br />
■ Medizinproduktegesetz<br />
■ Bundesdatenschutzgesetz<br />
■ EU-Datenschutzgrundverordnung –<br />
ab Mai 2018 in Kraft<br />
Daten, die mit Hilfe von Medizinprodukten<br />
erhoben werden, bieten zweifellos<br />
ein Geschäftsfeld mit hohem Wachstumspotenzial.<br />
Der Vision vom gläsernen Patienten,<br />
der man mit der Digitalisierung<br />
näher kommt, begegnen aber viele mit<br />
Skepsis. Schon jetzt hat Datenmissbrauch<br />
in der Medizin Konsequenzen, und der<br />
Gesetzgeber stellt Leitplanken für den<br />
Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten<br />
auf.<br />
Allgemein lässt sich sagen, dass sich digitale<br />
Geschäftsmodelle aufgrund der besonderen<br />
Sensibilität der medizinischen<br />
Daten nicht ohne weiteres aus dem Consumer-Bereich<br />
auf die Gesundheitsversorgung<br />
übertragen lassen.<br />
Schon das Medizinproduktegesetz<br />
(MPG) liefert Anhaltspunkte für telemedizinische<br />
Produkte wie Software, die<br />
hilft, Krankheiten zu erkennen, zu überwachen<br />
oder zu behandeln. Es greift immer<br />
dann, wenn der Hersteller sein Produkt<br />
auch mit einer spezifisch medizinischen<br />
Zweckbestimmung entwickelt hat.<br />
Das Smartphone selbst ist also kein Medizinprodukt,<br />
auch wenn eine Gesundheits-<br />
App heruntergeladen wird. Die Medizin-<br />
App, mit der Erkrankungen wie Diabetes<br />
oder Asthma überwacht werden, kann<br />
aber durchaus unter die Vorgaben des<br />
MPG fallen. Auch für Software, die in Medizinprodukte<br />
wie Diabetiker-Kontaktlinsen<br />
integriert wird, um die Blutzuckerwerte<br />
zu kontrollieren, gilt das Gesetz. In<br />
diesem Fall sind vor der Markteinführung<br />
eine CE-Kennzeichnung sowie eine klinische<br />
Bewertung und Prüfung notwendig.<br />
Bei Verstößen drohen Geld- oder Freiheitsstrafe<br />
bis zu drei Jahren.<br />
58 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Es gibt aber noch ein weitere Gesetz,<br />
das in diesem Zusammenhang eine Rolle<br />
spielt: Da die meisten Informationen, die<br />
Medizinprodukte über den Patienten<br />
sammeln, personenbezogene Daten im<br />
Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
(BDSG) sind, müssen auch dessen Regelungen<br />
beachtet werden. Das schließt das<br />
so genannte Tracking ein, also das Sammeln<br />
von Daten durch Apps wie Runtastic,<br />
die eine gelaufene Strecke und die<br />
benötigte Zeit erfassen – oder Fitness -<br />
armbänder, welche die persönliche Kondition<br />
ermitteln. Auch wenn diese Anwendungen<br />
in der Regel keine Medizinprodukte<br />
sind, sammeln sie personen -<br />
bezogene Daten, wofür das BDSG im<br />
Zweifel eine Einwilligung des Nutzers erfordert.<br />
Das gilt erst recht, wenn zum Beispiel<br />
Daten aus einem Fitnessarmband an<br />
eine Krankenversicherung weitergegeben<br />
werden sollen.<br />
Weitergabe ans Krankenhaus<br />
erfordert gesonderte Erlaubnis<br />
Erfassen Medizinprodukte Gesundheitsdaten<br />
mit Hilfe von Messsensoren, so sind<br />
diese Daten besonders geschützt und nur<br />
dem behandelnden Arzt im Rahmen der<br />
Behandlung zugänglich – auch ohne dass<br />
der Patient eine gesonderte Einwilligung<br />
geben muss. Werden die Blutzuckerwerte<br />
aber an ein Krankenhaus übermittelt,<br />
muss der Betroffene bereits explizit zustimmen.<br />
Das Formulieren einer Einwilligungserklärung<br />
ist aber für die Hersteller nicht<br />
trivial: Sie müssen hier den Zweck der Datenerhebung<br />
und -verarbeitung nennen.<br />
Bei neuen datenbasierten Geschäftsmodellen<br />
ist dieser nicht immer von Anfang<br />
an erkennbar, so dass die einmal vom Nutzer<br />
erteilte Einwilligung möglicherweise<br />
für die spätere Verwendung gar nicht ausreicht.<br />
Die Verantwortlichen im Unternehmen<br />
sollten deshalb schon im Stadium der Produktentwicklung<br />
so konkret wie möglich<br />
klären: Zu welchen Zwecken sollen die<br />
gesammelten Daten genutzt werden? Und<br />
welche Anforderungen des Datenschutzes<br />
Privacy by Design oder by Default<br />
Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten aller personenbezogenen<br />
Daten. Hersteller von Gesundheits-Apps, Wearables oder Trackern müssen<br />
deshalb schon bei der Produktentwicklung datenschutzrechtliche Vorgaben<br />
beachten (privacy by design).<br />
Beim Verkauf der Geräte und der Software sind Datenschutzfunktionen<br />
vorab einzustellen (privacy by default). Dazu gehört vor allem die transparente<br />
Darstellung, für welche Zwecke die Gesundheitsdaten gespeichert<br />
und an wen sie übermittelt werden. Gesundheits-Apps dürfen sich nicht<br />
bei der erstmaligen Inbetriebnahme eines Smartphones ohne Zutun des<br />
Nutzers aktivieren. Das ist derzeit jedoch häufig der Fall.<br />
gelten hierfür? Zweifelsfälle sollten sie<br />
mit der Datenschutzbehörde abklären.<br />
Auf dieser Basis gilt es, möglichst weitgehende<br />
Einwilligungserklärungen zu formulieren.<br />
Eine zweite Lösung ist die Anonymisierung<br />
oder Pseudonymisierung der Daten,<br />
so dass keine Rückschlüsse mehr auf eine<br />
einzelne Person möglich sind. Dies ist jedoch<br />
in vielen Fällen problematisch, weil<br />
Angaben über Alter, Blutgruppe oder andere<br />
Informationen aus Krankenakten<br />
diese Rückschlüsse schnell ermöglichen.<br />
Rechtlich nicht eindeutig geklärt ist<br />
bislang, wem die Daten aus smarten Produkten<br />
wie einer Diabetiker-Kontaktlinse<br />
gehören: Hat der Hersteller das alleinige<br />
Verfügungsrecht? Kann der Patient zum<br />
Beispiel einem Insulin-Produzenten den<br />
Zugriff auf die Daten verweigern? Dementsprechend<br />
sollten Unternehmen vorausschauende<br />
Verträge mit Patienten<br />
und Geschäftspartnern schließen, die<br />
Spielräume für Big-Data-basierte Innovationen<br />
lassen.<br />
Die neue EU-Datenschutzgrund -<br />
verordnung, die im Mai 2018 in Kraft tritt,<br />
sorgt für gewisse Erleichterungen, indem<br />
sie beispielsweise definiert, was unter Gesundheitsdaten,<br />
genetischen oder biometrischen<br />
Daten zu verstehen ist. Auch gewährt<br />
sie Medizinprodukteherstellern<br />
größere Spielräume durch Ausnahmetatbestände<br />
für die Gesundheitsvorsorge<br />
oder Diagnostik. Teilweise verschärft sie<br />
aber auch Anforderungen, indem beispielsweise<br />
nur Fachpersonal oder andere<br />
einer Schweigepflicht unterliegende Berufe<br />
Daten verarbeiten dürfen.<br />
Die Anforderungen an privacy by design<br />
und privacy by default, die den Datenschutz<br />
durch Voreinstellungen einer<br />
Software sicherstellen sollen, sind künftig<br />
verpflichtend. Zugleich drohen mit Bußgeldern<br />
von bis zu 4 % des weltweiten<br />
Konzernumsatzes viel strengere Sanktionen<br />
als bisher.<br />
Das hohe Datenschutzniveau in<br />
Europa ist zugleich eine hohe Hürde für<br />
ausländische Hersteller, etwa aus den<br />
USA. Grundsätzlich ist eine Übermittlung<br />
personenbezogener Daten ins Ausland<br />
nur möglich, wenn dort ein Schutzniveau<br />
gewährleistet ist, das dem europäischen<br />
ähnlich ist. Infolgedessen müssen amerikanische<br />
und europäische Unternehmen,<br />
die Daten in den USA verarbeiten wollen,<br />
zumindest die Anforderungen des Privacy-Shield-Abkommens<br />
zwischen der EU<br />
und den USA erfüllen.<br />
Angesichts der wachsenden Gefahr<br />
durch Hacker ist bei sensiblen Gesundheitsdaten<br />
die IT-Sicherheit von großer<br />
Bedeutung. Das Bundesdatenschutzgesetz<br />
verpflichtet Hersteller digitaler Gesundheitsprodukte,<br />
durch Voreinstellungen<br />
im Sinne von Privacy by Design<br />
Fremdzugriffe wesentlich zu erschweren.<br />
Um Schadensersatzansprüchen vorzubeugen,<br />
müssen Medizinproduktehersteller<br />
zudem prüfen, ob sie unter das Gesetz<br />
des Bundesamtes für Sicherheit in der Informations<strong>technik</strong><br />
fallen (BSIG).<br />
Der Datenschutz muss aber kein<br />
Hemmschuh sein, das Geschäftspotenzial<br />
durch Innovationen zu nutzen. Wer die<br />
Vorgaben zuverlässig erfüllt, wird sich das<br />
Vertrauen der Anwender erschließen.<br />
Und ohne dieses werden sich die Produkte<br />
langfristig nicht verkaufen lassen. ■<br />
Laurent Meister<br />
Menold Bezler Rechtsanwälte<br />
Partnerschaft, Stuttgart<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 59
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
DER BLICK AUFS GROSSE GANZE<br />
ERP-Software | Business-Intelligence-Lösungen unterstützen Medizin<strong>technik</strong>-Unternehmen<br />
heute dabei, ihre einzelnen Geschäftsprozesse detailliert abzubilden: Sie verdichten<br />
und analysieren die Datenflut und bereiten die Informationen zu übersichtlichen<br />
Kennzahlen auf.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
ERP-Software<br />
Produktion und Produktionsplanung<br />
Transparente Vertriebssteuerung<br />
Mehr Durchsatz im Lager<br />
Mobile Anwendungen möglich<br />
Transparente Unternehmenssteuerung: Übersichtliche Gegenüberstellung von Ist- und<br />
Plan-Zahlen mit Hilfe der ERP-Software<br />
Erfolgsorientierte Unternehmen setzen<br />
auf die Kombination von ERP-<br />
Software und Business Intelligence (BI).<br />
Während die ERP-Software die operativen<br />
Prozesse steuert, liefert die Business-<br />
Intelligence-Lösung transparente Kennzahlen,<br />
die die Unternehmenssteuerung<br />
nachhaltig vereinfachen: Attraktive Darstellungen,<br />
die den aktuellen Status und<br />
Trends übersichtlich darstellen, ersetzen<br />
endlose Zahlenkolonnen und nüchterne<br />
Excel-Tabellen.<br />
Typisch für moderne BI-Lösungen wie<br />
Microsoft Reporting Services, Power BI<br />
oder Cubeware ist dabei eine Vielzahl<br />
von Visualisierungsmöglichkeiten. Die<br />
Bandbreite reicht von vielfältigen<br />
Diagramm typen über schnell erfassbare<br />
Ampelsysteme bis hin zu Landkarten. Die<br />
unterschiedlichen Elemente lassen sich in<br />
sogenannten Dashboards frei kombinieren<br />
und ermöglichen so einen fokussierten<br />
Blick auf relevante Unternehmensdaten<br />
und Kennzahlen.<br />
Charakteristisch für Medizin<strong>technik</strong>fertiger<br />
ist ein Produktionsprozess, der eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Ressourcen<br />
wie Arbeitsgruppen, Arbeitsplätze und<br />
Maschinen kombiniert. Entsprechend<br />
vielschichtig sind auch die Daten in der<br />
ERP-Software. Business Intelligence versetzt<br />
Unternehmen in die Lage, die oft<br />
komplexen Produktionsabläufe in transparente<br />
Kennzahlen zu übersetzen. Gerade<br />
in Verbindung mit Lösungen zur Betriebsdatenerfassung<br />
(BDE) ergibt sich so<br />
ein belastbares Bild des aktuellen Status<br />
und der Entwicklung der Produktivität.<br />
Dabei beschränkt sich Business Intelligence<br />
nicht auf die Ermittlung von Ausbringungsmengen<br />
und die Zahl von erledigten<br />
Fertigungsaufträgen sowie deren<br />
Vergleich mit Zielvorgaben. BI-Lösungen<br />
empfehlen sich zudem als leistungs -<br />
starkes Instrument für die Produktionsplanung:<br />
Die Auslastung von Arbeitsplätzen<br />
und Maschinen wird auf einen Blick<br />
ersichtlich. Beispielsweise wird die prozentuale<br />
Auslastung ermittelt, indem die<br />
zur Verfügung stehende Kapazität durch<br />
den tatsächlichen Bedarf geteilt wird. Dazu<br />
fließen die vom ERP-System in den<br />
Fertigungsaufträgen hinterlegten Zeiten<br />
automatisch in die Berechnung ein. Die<br />
Kapazitätsgrenze von 100 % wird im<br />
Cockpit durch eine rote Linie gekennzeichnet,<br />
womit Überplanung oder eine<br />
zu geringe Auslastung anschaulich visualisiert<br />
werden.<br />
Bild: Kumavision<br />
Welcher Verkäufer macht welche Umsätze?<br />
Welche Produktgruppen sind gerade<br />
besonders gefragt? Wie viele Aufträge<br />
und Anfragen befinden sich im Vertriebs -<br />
trichter? Wie entwickeln sich die verschiedenen<br />
Regionen und Länder? Welche<br />
Messen und Marketingaktivitäten generieren<br />
welche Umsätze? Mit Business<br />
Intelligence ist der Vertrieb keine Black<br />
Box mehr. Betrachtet wird nicht nur der<br />
aktuelle Status. BI liefert auch einen Ausoder<br />
Rückblick über die Entwicklung der<br />
jeweiligen Kennzahlen und setzt diese in<br />
Relation zu Vorjahreswerten und Zielvorgaben.<br />
Pfeile weisen auf Entwicklungstrends<br />
hin, so dass Unternehmen proaktiv<br />
reagieren können.<br />
Fertiger wie Händler stehen im Bereich<br />
Lager und Logistik vor einem Zielkonflikt:<br />
Einerseits gilt es durch ausreichend hohe<br />
Bestände gleichbleibend eine hohe Lieferfähigkeit<br />
zu leisten. Anderseits soll die Kapitalbindung<br />
am Lager möglichst gering<br />
gehalten werden. Business-Intelligence-<br />
60 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Bild: Kumavision<br />
Lösungen ermöglichen es, diese Kennzahlen<br />
in Echtzeit bereit zu stellen. Damit<br />
lässt sich beispielsweise der Mindestlagerbestand<br />
für jeden Artikel oder jede Artikelgruppe<br />
automatisch überwachen. Ampelsysteme<br />
zeigen die Verfügbarkeit übersichtlich<br />
an und berücksichtigen dabei<br />
auch den Trend. In Kombination mit<br />
Kennzahlen aus dem Vertrieb beziehungsweise<br />
der Produktion lässt sich so der Lagerbestand<br />
steuern, da die Reichweite des<br />
Lagers jederzeit bekannt ist.<br />
Kennzahlen sind jederzeit<br />
mobil verfügbar<br />
Aktuelle Kennzahlen sind nicht nur für<br />
die Geschäftsführung, sondern auch für<br />
die Abteilungen wie Produktion, Arbeitsvorbereitung,<br />
Vertrieb, Außendienst, Service<br />
oder Logistik wichtig. Dashboards<br />
und Berichte lassen sich dazu einfach für<br />
weitere Mitarbeiter freigeben. Ein frei definierbares<br />
Rechtekonzept regelt, wer auf<br />
welche Daten zugreifen darf. Berichte<br />
und Auswertungen müssen dabei nicht jedes<br />
Mal umständlich von Hand erstellt<br />
und per E-Mail verschickt werden. Moderne<br />
BI-Lösungen, wie sie die Kumavision<br />
AG, Markdorf, anbietet, erledigen dies automatisch<br />
und stellen die Reports im Intranet<br />
des Unternehmens bereit.<br />
BI muss heute auch mobil verfügbar<br />
sein, damit Außendienst, Logistik und<br />
Vertrieb auf die Kennzahlen an jedem Ort<br />
zugreifen können. Die BI-Lösungen von<br />
Kumavision stehen plattformübergreifend<br />
für PC, Notebook, Tablet und<br />
Smartphone bereit. Apps für Windows,<br />
Android und Apple bieten eine für<br />
Touchscreens optimierte Benutzeroberfläche<br />
und erlauben einen unkomplizierten,<br />
interaktiven Zugriff auf alle relevanten<br />
Kennzahlen und Dashboards. Die Daten<br />
stehen dabei in Echtzeit zur Verfügung.<br />
Die Einführung einer Business-Intelligence-Lösung<br />
muss kein komplexes Unterfangen<br />
sein. Kumavision stellt spezielle<br />
Templates für Medizin<strong>technik</strong>-Fertiger<br />
und Händler bereit. Dabei handelt es sich<br />
um vorkonfigurierte Lösungen, die auf<br />
die Branche und ihre Besonderheiten zugeschnitten<br />
sind. Sie enthalten vorgefertigte,<br />
praxiserprobte Standard-Auswertungen,<br />
Berichte, Dashboards und Kennzahlen.<br />
Unternehmen können diese sofort<br />
einsetzen und individuell anpassen.<br />
Business Intelligence ist nicht auf finanzielle<br />
Kennzahlen beschränkt. BI-Lösungen<br />
lassen sich ebenso zur Qualitätssicherung<br />
und Lieferantenbewertung heranziehen.<br />
Die Basis dafür bilden die Prüfprotokolle<br />
in Wareneingang, Warenausgang<br />
und Produktion, die in Echtzeit aufbereitet<br />
und visualisiert werden. Negative<br />
Entwicklungen im Qualitätsmanagement<br />
Alle Kennzahlen anschaulich visualisiert:<br />
Die mobile BI-Lösung von Kumavision bietet<br />
einen übersichtlichen Blick auf alle Prozesse<br />
sind somit sofort erkennbar. Cross-Selling<br />
ermöglicht es Unternehmen, ihren Umsatz<br />
durch maßgeschneiderte Angebote<br />
zu steigern. Analysen zeigen, welche Produkte<br />
und Dienstleistungen von einer<br />
Kundengruppe besonders häufig nachgefragt<br />
werden.<br />
Strategische und operative Entscheidungen<br />
auf Basis belastbarer Daten: So<br />
bietet Business Intelligence Medizin<strong>technik</strong>-Fertigern<br />
und Händlern ein wert -<br />
volles Potenzial, um die Unternehmenssteuerung<br />
zu verbessern und zu vereinfachen.<br />
Neben Kennzahlen und Visualisierung<br />
liefert BI die Grundlagen für die<br />
ABC-Analyse von Kunden und Produkten.<br />
In Verbindung mit einer Kostenstellenrechnung<br />
lassen sich so besonders gewinnbringende<br />
Geschäftsfelder ermitteln<br />
und ausbauen. Gleichzeitig lassen sich<br />
durch die Einführung von Business Intelligence-Lösungen<br />
versteckte Kostentreiber<br />
identifizieren.<br />
■<br />
Dirk Grigutsch<br />
Kumavision, Stuttgart<br />
www.kumavision.com<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 61
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
GESUNDHEIT DIGITAL –<br />
DIE DÄNEN MACHEN ES VOR<br />
Mobile Health | Der Zugriff auf digitale Daten und ihr Austausch sollen die Behandlung<br />
der Patienten verbessern und dem Arzt kontinuierlich Daten liefern. Manches,<br />
wenn auch nicht alles, läuft in Dänemark derzeit besser als in Deutschland, wo unter<br />
anderem fehlende Schnittstellen die Entwicklung bremsen.<br />
Der Sensor am Schuh erfasst Daten,<br />
mit denen sich der Gang eines<br />
Patienten charakterisieren lässt. So<br />
kann die Entwicklung der Parkinson-Krankheit<br />
objektiv bewertet<br />
werden<br />
Goethes Faust fragte sich, was die<br />
Welt wohl im Innersten zusammenhält.<br />
Die Antwort des 21. Jahrhunderts<br />
würde vielleicht lauten: Infrastruktur. Ob<br />
Straßen, Strom und Wasser oder das Internet,<br />
ohne diese geht nichts – auch nicht<br />
in der Medizin.<br />
Die Digitalisierung verlangt aber in<br />
fast allen Industrien und Lebensbereichen<br />
eine veränderte, wenn nicht gänzlich<br />
neue Infrastruktur. Sie ist auch der<br />
Grund, wieso zum Beispiel Dänemark<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Mobile Health<br />
Ganganalyse<br />
Probleme proprietärer Schnittstellen<br />
Datenschutz<br />
Perspektiven<br />
Bild: Astrum IT<br />
beim Thema E-Health seinen Nachbarn<br />
Deutschland derzeit weit hinter sich lässt.<br />
Das Land im Norden liegt bei den öffentlichen<br />
Gesundheitsausgaben, gemessen am<br />
BIP, seit Jahren auf einem der Spitzenplätze.<br />
Das Geld fließt vor allem in die Bereiche<br />
E-Health, im Speziellen in die Telemedizin.<br />
Bis 2025 wird Dänemark etwa<br />
1000 Euro pro Einwohner allein für neue,<br />
modernste Krankenhäuser ausgeben. Die<br />
Infrastruktur sollte also stimmen.<br />
„Eine Lösung ist aber nur so gut wie die<br />
Daten, mit denen sie gefüttert wird“, sagt<br />
Christian Graversen. Er ist Direktor des<br />
dänischen E-Health-Clusters Welfare<br />
Tech. „Die Leute müssen bereit sein, ihre<br />
Daten zu teilen. Die Informationen müssen<br />
außerdem regelmäßig aktualisiert<br />
werden.“ Für ein funktionierendes E-<br />
Health-System müssten die Daten also<br />
nur so sprudeln – wie in Dänemark.<br />
In Deutschland, wo Datenschutzbedenken<br />
traditionell so hoch sind wie in<br />
kaum einem anderen Land, wäre das natürlich<br />
schwierig. Und es gibt sogar ein<br />
weiteres, großes Problem: die in den letzten<br />
Jahren durch proprietäre IT-Lösungen<br />
entstandenen Barrieren. In Dänemark<br />
können Kommunen beispielsweise ihre<br />
IT-Systeme selbst wählen. Wichtig ist nur,<br />
dass gesammelte Daten zum Austausch in<br />
einem bestimmten, standardisierten Format<br />
zur Verfügung gestellt werden. Etwas,<br />
was in Deutschland bisher noch<br />
nicht funktioniert. Hier fehlt ein solch<br />
übergreifender Standard.<br />
Proprietäre Schnittstellen<br />
müssen Standards weichen<br />
„Die proprietären Lösungen müssen zukünftig<br />
durch standardisierte Schnittstellen<br />
aufgebrochen werden, damit neue<br />
und effektive E-Health Lösungen auch in<br />
Deutschland zum Einsatz kommen können.“<br />
So sieht es Ralph Steidl, Geschäftsführer<br />
der im Januar 2017 neu gegründeten<br />
Portabiles Health Care Technologies<br />
GmbH, Nürnberg.<br />
Steidl verfügt über langjährige Erfahrung<br />
im Umsetzen von E-Health-Lösungen,<br />
die den ambulanten und stationären<br />
Sektor vernetzen. Bei der Astrum IT<br />
GmbH war er zuletzt vor allem an der Entwicklung<br />
von E-Gait beteiligt. Diese sensorbasierte<br />
Ganganalyse macht die Symptome<br />
von Morbus Parkinson objektiv<br />
messbar – der nach Alzheimer zweithäufigsten<br />
neurodegenerativen Erkrankung.<br />
Neben Astrum IT sind die Abteilung Molekulare<br />
Neurologie des Universitätsklinikums<br />
Erlangen und der Lehrstuhl für<br />
62 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Mobile Health<br />
Entwicklungen in den Bereichen Medical Technologies, Diagnostics,<br />
Digitization und Mobile Health gehören seit vielen Jahren<br />
zu den Schwerpunkten des Kongressprogramms beim<br />
Medtech Summit, der bisher alle zwei Jahre in Nürnberg als<br />
Kongress mit Ausstellung stattfand und zu dem 2016 rund<br />
1000 Besucher kamen.<br />
Im Jahr 2017 ergänzt erstmalig die Fachmesse MT-Connect<br />
den Kongress. Aussteller aus den Zulieferungs- und Herstellungsbereichen<br />
der Medizin<strong>technik</strong> sind am 21. und 22. Juni im<br />
Messezentrum Nürnberg vertreten.<br />
Das Forum Medtech Pharma e.V., das nach eigenen Angaben<br />
größte Netzwerk der Gesundheitsbranche in Deutschland und<br />
Europa, ist ideeller Träger der neuen Fachmesse MT-Connect.<br />
www.mt-connect.de<br />
Mustererkennung der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg am<br />
Projekt beteiligt. Hieraus ist schließlich<br />
das Unternehmen Portabiles Healthcare<br />
Technologies entstanden.<br />
Der für die Ganganalyse verwendete<br />
Sensor übermittelt Gangsignale und biometrische<br />
Rohdaten darüber, wie viel und<br />
vor allem wie sich der Patient bewegt –<br />
anonymisiert, beim Arzt müssen sie wieder<br />
einem Patienten zugeordnet werden.<br />
Und hier zeigt sich das Schnittstellenproblem:<br />
Viele Anbieter von Stammdatensoftware<br />
für Praxen und Krankenhäuser<br />
verwahren sich gegen Schnittstellen, über<br />
die ein Messgerät Daten an ihre Software<br />
übermitteln kann. Im schlimmsten Fall<br />
müsste der Arzt, der die mobile Datenerfassung<br />
nutzen wollte, sämtliche Daten<br />
des Patienten für jede externe Lösung separat<br />
eintragen. Steidl: „So scheitern viele<br />
gute Konzepte daran, dass sie die Ärzte zu<br />
viel Zeit kosten.“<br />
Das Projekt Ganganalyse zeigt jedoch<br />
auch, wie E-Health im Idealfall aussieht:<br />
Der Patient hat praktisch keinen Mehraufwand,<br />
ein kleiner Sensor wird am äußeren<br />
hinteren Viertel des Schuhs befestigt –<br />
in ein paar Jahren verschwindet er womöglich<br />
komplett im Schuhwerk. Der Arzt<br />
bekommt die aufbereiteten Daten zur Verfügung<br />
gestellt. Er muss die Mobilitätseinschränkungen<br />
nicht länger rein subjektiv<br />
bewerten und kann für eine Diagnose auf<br />
mehr als eine Momentaufnahme im klinischen<br />
Umfeld zurückgreifen.<br />
Doch es geht auch eine Spur kleiner als<br />
ein deutlich sichtbarer Sensor am Schuh,<br />
wie die Wearable Technologies AG, Herrsching,<br />
zeigt. In diesem und im vergangenen<br />
Jahr seien „smarte Pflaster definitiv<br />
ein Trend gewesen“, sagt Johanna Mischke,<br />
VP of Operations bei Wearable Technologies.<br />
Dazu zählt sie Insulinpflaster,<br />
die gleichzeitig Zuckerwerte messen und<br />
Insulin verabreichen können, Pflaster, die<br />
durch exakte Messung der Liegezeit das<br />
Wundliegen vermeiden können, oder als<br />
weiteres Beispiel smarte Westen, die Implantate<br />
aufladen.<br />
Der deutsche Markt für Wearables<br />
wuchs nach Angaben des Nürnberger<br />
Marktforschungsinstituts GfK allein im<br />
vergangenen Jahr um 54 Prozent auf 1,2<br />
Millionen verkaufte Geräte in Deutschland.<br />
Mischke warnt davor, unter „Wearables“<br />
nur kleine Gimmicks zu verstehen.<br />
Denn: „Es gibt heutzutage eine ganze<br />
Bandbreite an Produkten, die nichts mit<br />
Spielereien zu tun haben, sondern für viele<br />
Menschen das Leben langfristig verbessern.“<br />
Die Situation in Deutschland bewertet<br />
sie ähnlich wie Steidl: „Die Heterogenität<br />
der Systeme ist eines der größten<br />
Probleme.“ Dadurch gingen Synergieeffekte<br />
verloren oder Informationen würden<br />
schlicht nicht weiterverarbeitet.<br />
„Dabei scheitert Mobile Health garantiert<br />
nicht an der Innovationskraft der<br />
deutschen Industrie“, fasst Alexander<br />
Stein die derzeitige Lage zusammen.<br />
Stein ist Veranstaltungsleiter der MT-Connect<br />
bei der Nürnberg Messe. Die Fachmesse<br />
für die Herstellung von Medizin<strong>technik</strong><br />
hat im Juni im Messezentrum<br />
Nürnberg Premiere. „Uns geht es vor allem<br />
darum, Zulieferer, Hersteller und Anwender<br />
verschiedenster Medizinprodukte<br />
zusammenzubringen.“ Anders seien weitreichende<br />
Innovationen, die von der Forschung<br />
über die Industrie bis zum Patienten<br />
reichen, gar nicht möglich.<br />
Das größte Problem scheinen derzeit<br />
gesetzliche Vorgaben, fehlende Standards<br />
und Hürden in der Zulassung zu sein.<br />
Jörg Trinkwalter, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
beim Medical Valley EMN e. V.,<br />
sagt: „Was die Rahmenbedingungen des<br />
Gesundheitswesens angeht, ist Deutschland<br />
auf keinen Fall führend in der Welt.“<br />
Das Spitzencluster Medical Valley EMN<br />
e.V. vernetzt 200 Akteure der Branche<br />
und koordiniert die Themenplattform Digitale<br />
Gesundheit/Medizin im Zentrum<br />
„Digitalisierung.Bayern“. Laut Trinkwalter<br />
sei man aber mit den Maßnahmen im<br />
Zuge des neuen E-Health-Gesetzes auf<br />
dem richtigen Weg. „Die Telematik-Infrastruktur,<br />
die ausgerollt werden soll,<br />
schafft beispielsweise schon einiges an<br />
Voraussetzungen, um nicht nur in Pilotprojekten<br />
stehenzubleiben.“ Diese Telematik-Infrastruktur<br />
(TI) befindet sich erst<br />
seit Kurzem im Test. Ihre Einführung soll<br />
später mit der Umsetzung des Versichertenstammdatenmanagements<br />
(VSDM)<br />
beginnen – verpflichtend für Ärzte, Zahnärzte<br />
und Psychotherapeuten. Der zweite<br />
Schritt ist eine qualifizierte elektronische<br />
Signatur, mit der Ärzte Dokumente<br />
rechtssicher unterzeichnen können.<br />
Ein dritter Gesundheitsmarkt<br />
könnte entstehen<br />
Trinkwalter geht sogar so weit zu sagen,<br />
dass sich im Zuge der Digitalisierung ein<br />
dritter Gesundheitsmarkt neben der ambulanten<br />
und der stationären Behandlung<br />
entwickelt. Dieser sei aber so neu, dass er<br />
noch nicht einmal einen Namen habe. Dadurch<br />
gebe es derzeit auch noch keine „typischen“<br />
Geschäftsmodelle.<br />
Für Trinkwalter ist das große Ziel aber<br />
eine echte digitale Gesundheitsakte. So<br />
eine Karte, auf der sämtliche medizinischen<br />
Daten gespeichert sind, wird aber<br />
derzeit in Dänemark aus Sicherheitsgründen<br />
gerade reformiert. Graversen vom dänischen<br />
Welfare Tech Cluster räumt ein:<br />
„Das ist nicht der sicherste Weg.“ Beim<br />
Stichwort Datenschutz gebe es noch etwas<br />
zu tun.<br />
■<br />
Jens Fuderholz<br />
Fachjournalist in Fürth<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 63
■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Foto: Fotolia/HildaWeges<br />
Hotspot für digitale Gesundheit<br />
Digitale Gesundheitsvorsorge in Finnland | Oulu ist nicht umsonst ein Zentrum der<br />
Telekommu nikation. Dort setzen die Finnen im Sinne der Patienten auf enge Zusammenarbeit<br />
von Organisationen, Unternehmen, Kliniken und Forschungsinstituten,<br />
denn das Internet der Dinge soll auch im Bereich Gesundheit Einzug halten. Personalisierte<br />
vernetzte Gesundheitsvorsorge ist das Stichwort der Stunde.<br />
Oulu ist die nördlichste Großstadt der<br />
Europäischen Union und die fünftgrößte<br />
Stadt Finnlands. Ihre Universität<br />
ist die zweitgrößte des Landes. Berühmt<br />
ist Oulu nicht nur für die jährlich ausgetragene<br />
Luftgitarren-Weltmeisterschaft,<br />
sondern auch als Zentrum der finnischen<br />
IT-Wirtschaft sowie für seine ausgeprägte<br />
Wellnesskultur.<br />
Mit den letzten beiden Punkten ist<br />
auch der fruchtbare Boden beschrieben,<br />
durch den Oulu eine der am schnellsten<br />
wachsenden Stadtregionen Nordeuropas<br />
geworden ist. Ingenieurwissen, das sich<br />
schon früh mit Nokia auf Informationstechnologie<br />
spezialisierte, wird nun mit<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Woran in Finnland geforscht wird<br />
Kooperationen mit Unternehmen<br />
5 G für die Gesundheit nutzen<br />
Internet der Dinge / Vernetzung<br />
Anwenderfreundliche Lösungen<br />
anderen Bereichen, zum Beispiel mit medizinischer<br />
Expertise, verflochten. Kein<br />
Wunder also, dass der Turnover in dieser<br />
Region im Bereich Life Sciences 2015<br />
rund 500 Mio. Euro betrug. Zum Vergleich:<br />
Der finnische Export von Gesundheitstechnologien<br />
betrug in demselben<br />
Jahr 1,92 Mio. Euro.<br />
Vernetzung von der Klinik bis<br />
zum Patienten zu Hause<br />
Die Verknüpfung von IT und Medizin ist<br />
in der Stadt und ihrem Krankenhaus gerade<br />
im Hinblick auf den dünn besiedelten<br />
Norden interessant. Diese Region macht<br />
über die Hälfte des Landes aus, aber hier<br />
leben nur 741 000 Menschen – viele von<br />
ihnen haben es weit bis zum nächsten<br />
Arzt oder Krankenhaus. Dort sind lange<br />
Wartezeiten bisher ein echtes Manko im<br />
Gesundheitssystem. Oulu plant daher bis<br />
2030, sein Krankenhaus mit rund 500<br />
Mio. Euro zu modernisieren und zum<br />
smartesten Klinikum der Welt zu machen.<br />
Dazu setzen die Verantwortlichen auf die<br />
vollständige Digitalisierung des Gesundheitssektors.<br />
Ähnlich wie beim Internet<br />
der Dinge sollen nicht nur im Krankenhaus<br />
Geräte miteinander verbunden sein.<br />
Die Vernetzung soll bis in die einzelnen<br />
Häuser, beziehungsweise bis zu den Geräten<br />
und Handys der Patienten hin reichen.<br />
Die Idee dahinter ist, dass die Menschen<br />
unabhängig von Ort und Zeit zum<br />
Beispiel per App und passendem Gerät ihre<br />
aktuellen Gesundheitsdaten selbstständig<br />
messen sowie aktuelle Daten und Vergleiche<br />
einsehen können. Ebenso einfach<br />
sollen sie einen Arzt kontaktieren können.<br />
Rezepte, Feedback und Testergebnisse<br />
werden dann elektronisch an sie übermittelt.<br />
Mit wem sie ihre Daten teilen, soll in<br />
der Hand der Patienten liegen.<br />
Dementsprechend boomt der Markt<br />
für Eigenüberwachung und Selbstversorgungsapparate.<br />
Im Oulu University Hospital<br />
werden bereits heute moderne Überwachungstechnologien<br />
eingesetzt, zum<br />
Beispiel mit dem Patienten Monitoringsystem<br />
Esko, das basierend auf den Anforderungen<br />
von Gesundheitsexperten mit<br />
fortschrittlichen Techniken entwickelt<br />
wurde. Ebenso „top of the art“ sind nach<br />
64 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
In der Region Oulu ist die<br />
Telekommunikationsindustrie<br />
etabliert. Der Bereich Life<br />
Sciences und Health hat<br />
damit ein gutes Fundament<br />
für Entwicklungen, die viel<br />
IT-Know-how erfordern<br />
Oulu liegt im dünn<br />
besiedelten Norden<br />
Finnlands<br />
Foto: Wikimedia<br />
eigenen Angaben die Lösungen für die<br />
Notfallversorgung.<br />
Und um beim Bild vom fruchtbaren Boden<br />
zu bleiben: Damit Forschungsergebnisse<br />
schnell und effektiv in Produkte und<br />
Dienstleistungen umgewandelt werden,<br />
düngt Oulu Health fleißig den Acker. Es<br />
ist eines von fünf Zentren der strategischen<br />
Partnerschaft Oulu Innovation Alliance<br />
(OIA) und gehört zum internationalen<br />
Netzwerk der European Connected<br />
Health Alliance.<br />
Direktes Feedback von Experten<br />
Ein Beispiel: Damit neue Technologien<br />
und Verfahren die wirklichen Bedürfnisse<br />
der Anwender treffen, wurden die Oulu<br />
Health Labs gegründet: Im Oamk Sim Lab<br />
der Oulu University of Applied Sciences<br />
werden Produkte und Ideen von professionellen<br />
Lehrern für Gesundheitsversorgung<br />
und Studenten getestet. Umgekehrt<br />
können Mitarbeiter im Simulated Test Lab<br />
trainiert werden. Auf den täglichen Gebrauch<br />
der Technik zu Hause hat sich das<br />
Oulu City Lab konzentriert: Hier können<br />
Produkte und Dienstleistungen in allen<br />
Sozial- und Gesundheitsfürsorgebereichen<br />
in der Stadt Oulu getestet werden –<br />
direktes Feedback von Experten und Nutzern<br />
inklusive.<br />
2015 eröffnete das OYS Test-Lab des<br />
Oulu University Hospital (OYS). Es dient<br />
als erste Testumgebung für den Klinikbereich.<br />
Mögliche Produkte und Verfahren<br />
können an unterschiedliche Testszenarien<br />
angepasst werden. „Alles ist angepasst an<br />
die Bedürfnisse, modular aufgebaut, dynamisch<br />
und schnell zu ändern. Derzeit<br />
Über Oulu Health<br />
Die Aufgaben innerhalb der Organisation<br />
Oulu Health sind verteilt:<br />
■ Das Oulu University Hospital übernimmt<br />
den Vorstand.<br />
■ Business Oulu ist für die Zusammenarbeit<br />
der verschiedenen Akteure<br />
zuständig und unterstützt<br />
die Unternehmen in ihrer Entwicklung<br />
und bei Markteintritten.<br />
■ Das Centre for Health and Technology,<br />
die Innovationseinheit an der<br />
University of Oulu, koordiniert die<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeit.<br />
■ Die Oulu Health Labs stellen den<br />
Unternehmen für jede Phase ihres<br />
F&E-Prozesses realitätsnahe Tests<br />
in einer einzigartigen integrierten<br />
Gesundheitstest- und -entwicklungsumgebung<br />
zur Verfügung –<br />
Feedback von Experten und potenziellen<br />
Nutzern eingeschlossen.<br />
Oulu Health verfügt über einen eigenen<br />
Campus in der Nähe des Universitätsklinikums.<br />
Öffentliche und private<br />
Akteure im Gesundheitssektor werden<br />
hier zusammengebracht – vom<br />
Biocenter Oulu bis zu diversen kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen.<br />
http://ouluhealth.fi/<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 65
■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Das Einwegprodukt Spektikor zeigt EEG-<br />
Daten eines Patienten an und erleichtert<br />
damit zum Beispiel die Arbeit im Umfeld<br />
der Notfallmedizin<br />
Foto: Spektikor<br />
Medizinprodukte plus IT: In diesem Sinne testen Studierende in Oulu, wie sich die Geräte<br />
nutzen lassen<br />
Foto:Ouluhealth<br />
des Mobilfunks, 5G. Sie soll Datenraten<br />
von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde erreichen<br />
und wäre damit etwa 10-mal so<br />
schnell wie der aktuelle LTE-Standard. In<br />
vielen EU-Ländern steckt diese Technik<br />
noch in der Entwicklungsphase, doch<br />
Finnland plant, das Netz so schnell wie<br />
möglich allen zugänglich zu machen. Oulu<br />
will das erste 5G-Krankenhaus der Welt<br />
werden.<br />
Dabei geht die Digitalisierung bis auf<br />
die Probenebene hinunter: Die finnische<br />
Biobank Borealis entwickelt ein digitales<br />
Ökosystem für nationale Biobanken. Forscher<br />
können bald auf Gewebeproben in<br />
Form hochaufgelöster Bilder zugreifen.<br />
Professionell gewartete Mustersammlungen<br />
können mit Informationen aus der<br />
klinischen Versorgung und akkumulierten<br />
Forschungsdaten verknüpft werden.<br />
Eine neue Infrastruktur für Probensammlungen,<br />
Management und Datenbankauswertungen<br />
entsteht. Gemeinsam mit dem<br />
Forschungsprogramm der Geburtenkohorten-Studien<br />
ergeben sich daraus beste<br />
Forschungsmöglichkeiten.<br />
Optimale Voraussetzungen also für<br />
Forscher und Start-ups. Das betont auch<br />
Petri Karinen: „Weltweit gibt es etwa<br />
5000 Gesundheits- und Wellness-Startups,<br />
mehr als 300 von ihnen kommen aus<br />
Finnland, Tendenz steigend. Hier arbeiten<br />
Start-ups, die öffentliche Hand und Forschungsorganisationen<br />
gut zusammen.“<br />
Eines von vielen Beispielen ist die 2011<br />
gegründete Spektikor AG aus Oulu. Das<br />
Unternehmen produziert einen 149 mm x<br />
54 mm kleinen und 40 g leichten Herzkönnen<br />
wir 90 Prozent der Gesundheitsvorsorge<br />
in einem Klinikum simulieren”,<br />
erklärt Timo Alalääkkölä, Projektmanager<br />
von OYS Test-Lab auf der Internetseite<br />
von Oulu Health.<br />
Nicht nur die multi-disziplinäre Zusammenarbeit<br />
und Rapid Prototyping<br />
treiben geplante Entwicklungen voran.<br />
Besonders die Einbindung von Patienten<br />
ermöglicht auf die realen Bedürfnisse abgestimmte<br />
Produkte. „Wir haben Patienten,<br />
die als Beobachter an solch simulierten<br />
Behandlungen teilnehmen und wertvolles<br />
Feedback geben“, sagt Alalääkkölä.<br />
Mit „Wille“ zum 5G-Netzwerk<br />
Wie so ein Projekt erfolgreich durchgeführt<br />
werden kann, zeigt sich beim Wireless<br />
Lab Environment for Business, kurz<br />
„Wille“: In ihm sollen bessere medizinische<br />
Dienste entwickelt werden, die die<br />
tägliche Arbeit und Notfallversorgung in<br />
Kinderkliniken unterstützen. „In diesem<br />
Projekt, das vom Centre of Health and<br />
Technology koordiniert wird, nutzen wir<br />
das OYS test lab, beziehen die Eltern von<br />
kranken Kindern mit ein, um ihre Bedürfnisse<br />
kennenzulernen, arbeiten mit Gesundheitsexperten<br />
des Oulu University<br />
Hospitals zusammen, unterstützen Unternehmen<br />
und entwickeln ein 5G-Netzwerk<br />
für das OYD test lab”, zählt Petri Karinen,<br />
Head of International Affairs and Senior<br />
Advisor bei Business Oulu auf.<br />
5G? Ja: Damit die digitalen Datenmengen<br />
dieser smarten Umgebung allerorten<br />
auch schnell übertragen werden können,<br />
setzt Oulu ganz auf die fünfte Generation<br />
schlagmesser für medizinisches Fachpersonal.<br />
Mit LEDs und einem Zifferndisplay<br />
visualisiert das Gerät die Herzfrequenz<br />
des Patienten und erlaubt das Überwachen<br />
mehrerer Patienten aus einiger Entfernung.<br />
Er wird bereits in Krankenwagen<br />
genutzt, von Rettungssänitätern in neun<br />
finnischen Krankenhausdistrikten und<br />
den finnischen Streitkräften.<br />
Auch im Ausland weiß man um das Potenzial:<br />
Das deutsche Cluster Medical<br />
Mountains aus Tuttlingen kooperiert eng<br />
mit dem Cluster Business Oulu. Die Digitalisierung<br />
der Medizin<strong>technik</strong> soll forciert<br />
werden.<br />
■<br />
Anke Biester<br />
Fachjournalistin im Aichstetten<br />
Weitere Informationen<br />
Oulu Innovation Alliance:<br />
www.ouluinnovationalliance.fi/<br />
Oulu University Hospital:<br />
www.ppshp.fi<br />
University of Oulu:<br />
www.oulu.fi/university/<br />
University of Applied Science:<br />
www.oamk.fi/en<br />
Centre of Health and Technology:<br />
http://cht.oulu.fi/<br />
VTT Technical Research Centre of<br />
Finland Ltd.:<br />
www.vttresearch.com/<br />
Online News von „Oulu new Tech“:<br />
http://ont.oulu.com/<br />
66 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Nanomaterialien<br />
Multi-Organ-Plattform<br />
zur Risikobewertung<br />
Exoskelett<br />
Trotz Lähmung selbstbestimmt<br />
aufwärtsgehen<br />
Elf Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />
entwickeln im EU-Projekt Hisents<br />
(High Level Integrated Sensor for Nanotoxicity<br />
Screening) neue Methoden, um das<br />
Verhalten von Nanopartikeln im Körper<br />
detailliert zu erfassen und die Risiken für<br />
den Menschen besser vorhersagen zu können.<br />
Mit Hilfe einer Mikrochip-basierten<br />
Multiorgan-Plattform werden der Weg<br />
der Nanomaterialien simuliert und Daten<br />
zur Entwicklung eines Nano-PBPK-Modells<br />
(Physiologically Based Pharmacokinetic<br />
Model) generiert. Die Plattform umfasst<br />
neun Module, die individuell verschaltbar<br />
sind. Das Fraunhofer-Institut für<br />
Biomedizinische Technik (IBMT), Sulzbach,<br />
ist für die Multi-Organ-Plattform<br />
zuständig und entwickelt In-vitro-Modelle<br />
zur Untersuchung humantoxikologischer<br />
Effekte von Nanomaterialien.<br />
www.hisents.eu<br />
Querschnittsgelähmte sollen mit dem<br />
neuartigen Exoskelett „Servus RGS<br />
Adapt“ bald schon Steigungen von bis zu<br />
7° überwinden können. Das Fraunhofer-<br />
Institut für Produktions<strong>technik</strong> und Automatisierung<br />
(IPA) in Stuttgart hat dazu<br />
das Gestell „Servus RGS“ des Unternehmens<br />
Ortho-Systems Thomas Böckh aus<br />
Kirchheim bei München um eine Adaption<br />
erweitert. „Servus RGS“ ist ein reziprokes<br />
Exoskelett aus Hüftgürtel, Spielbeinen<br />
und Fußeinheiten, mit dem Querschnittsgelähmte<br />
selbstgesteuert gehen<br />
können. Maßgeblich dafür ist ein Beckenrotationshüftgelenk<br />
im Hüftgürtel. Sobald<br />
der Träger eine größere Steigung betritt,<br />
droht er jedoch umzukippen. Um<br />
Neigungen von bis zu 7° überwinden zu<br />
können, statteten die Wissenschaftler die<br />
Fußeinheiten mit Sensoren, Aktoren und<br />
einer dritten Bodenplatte aus. Bei der<br />
Sensorik kombinierten sie eine IMU (Inertial<br />
Measurement Unit) mit Distanzsensorik.<br />
Infrarot- und Ultraschallsensoren sorgen<br />
dafür, dass die Einheit die Neigung<br />
auch bei ungünstigen Lichtbedingungen<br />
erfasst. Als Aktoren dienen zwei Getriebemotoren<br />
mit einem von Ortho-Systems<br />
entwickelten Kreuzgelenk für die Übersetzung.<br />
Die Fußeinheit wird in der<br />
Standphase fixiert, in der Schwungphase<br />
wird das Spielbein über die Stellmotoren<br />
angepasst.<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
Bild: Fraunhofer IPA / Rainer Bez<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 67
■ [ ARBEITSMARKT MEDTECH ]<br />
IM NETZWERK MIT STUDIERENDEN<br />
Hochschule | Die Konferenz der Medizin<strong>technik</strong>fachschaften – Komet – will 2017<br />
zwei Datenbanken starten. Eine davon soll die Suche nach Unternehmen aus der<br />
Branche erleichtern. Dominic Hillerkuss stellt Organisation und Projekte vor.<br />
■ Herr Hillerkuss, welche Aufgaben hat<br />
eine Fachschaft an ihrer Hochschule und<br />
was tut die Dachorganisation Komet?<br />
Eine Fachschaft ist ein Gremium, in<br />
dem sich gewählte oder freiwillige Vertreter<br />
der Studierenden engagieren.<br />
Das Ziel ist, den Studiengang weiterzuentwickeln<br />
und zu optimieren, im Studierendenparlament<br />
die Geschicke der<br />
Hochschule mit zu beeinflussen und<br />
die Studierenden zu unterstützen – mit<br />
Informationen, Beratungen oder Veranstaltungen.<br />
Auch wenn die vielen Studiengänge<br />
im Bereich Medizin<strong>technik</strong> unterschiedlich<br />
gestaltet sind, bleiben<br />
diese Ziele die gleichen. Mit der Dachorganisation<br />
Komet wollen wir einen<br />
Überblick über das Geschehen an den<br />
verschiedenen Unis bieten, aber auch<br />
Dominic Hillerkuss ist Vorstandsvorsitzender ein Sprachrohr schaffen, um die Posi -<br />
der Komet. Er studiert Medizin<strong>technik</strong> in Tübingen<br />
und Stuttgart, will 2018 sein Master-<br />
tion der Medizin<strong>technik</strong>-Community zu<br />
vertreten. So könnten erfolgreiche Vorgehensweisen<br />
zum Beispiel von einer<br />
studium abschließen und hat sich seit Beginn<br />
seines Studiums in der Fachschaft engagiert<br />
Hochschule auf die andere übertragen<br />
werden – oder auch Feedback aus der<br />
Industrie weitergegeben werden.<br />
■ Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?<br />
Die Komet ist noch ein junger Verein.<br />
Daher wollen wir zunächst unsere<br />
Strukturen aufbauen und dafür sorgen,<br />
dass wir mit unseren Zielen überhaupt<br />
wahrgenommen werden. Das betrifft<br />
die Studierenden, die Hochschulen und<br />
die Industrie gleicher maßen. Bisher<br />
treffen wir uns jährlich, um uns auszutauschen<br />
und neue Projekte anzustoßen.<br />
So arbeiten wir derzeit an zwei Datenbanken.<br />
Die erste soll den Studierenden<br />
Informationen zu Wechselmöglichkeiten<br />
im Masterstudium bieten. Da<br />
IHR STICHWORT<br />
die Studiengänge unterschiedliche<br />
Schwerpunkte haben, ist dieser Schritt<br />
■ Organisation der<br />
manchmal heikel. Eine Übersicht über<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Studierenden<br />
die Angebote und Erfahrungsberichte<br />
■ Datenbank mit Informationen zu<br />
sollen hier helfen. Das zweite Projekt ist<br />
Unternehmen der Branche<br />
eine übergreifende Datenbank, in der<br />
■ Nächstes Treffen für 2017 geplant Studierende Unternehmen für ein Praktikum<br />
oder den Berufseinstieg finden.<br />
Bild: Hillerkuss<br />
■ Was würden Sie hier anders machen<br />
als bei bisherigen Angeboten?<br />
Wir haben einige solcher Datenbanken<br />
verglichen und wollen die Suchmöglichkeiten<br />
für die Studierenden optimieren,<br />
so dass der Suchende seine Interessen<br />
eingibt und dann geeignete<br />
Profile vorgeschlagen bekommt. Das<br />
Spektrum an Unternehmen ist ja in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> sehr breit. Die Konzerne<br />
sind natürlich bekannt, aber gerade in<br />
kleineren Unternehmen bekommt man<br />
im Praktikum einen vollständigeren<br />
Eindruck über den gesamten Prozess –<br />
daher sind solche Praktika beliebt, aber<br />
schwieriger zu finden.<br />
Enge und unkomplizierte<br />
Zusammenarbeit auch mit<br />
der Industrie erwünscht<br />
■ Wie können Unternehmen einen Eintrag<br />
in der Datenbank bekommen?<br />
Wir werden ein Template vorbereiten<br />
und zunächst die Unternehmen, mit<br />
denen wir schon zu tun haben, im Laufe<br />
des kommenden Jahres anschreiben. So<br />
sollte eine Basis für die Datenbank entstehen.<br />
Wenn Interesse besteht, Content<br />
zu einem Unternehmen beizusteuern,<br />
freuen wir uns aber auch schon<br />
vorab über eine Kontaktaufnahme.<br />
■ Wie finanzieren sich der Verein und<br />
seine Projekte?<br />
Wir bekommen für die jährlichen<br />
Treffen der Komet finanzielle Unterstützung<br />
vom Bundesforschungsminis -<br />
te rium und haben Sponsoren aus der<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Branche. Ab 2017 ist<br />
der Verein auch als gemeinnützig anerkannt.<br />
Wir hoffen, dass die Datenbank<br />
sowie weitere Projekte mit Sponsoring<br />
finanziert werden können – ob Kosten<br />
für einen einzelnen Eintrag entstehen,<br />
können wir heute noch nicht sagen.<br />
68 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
■ Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit<br />
von Studierenden, der jeweiligen<br />
Hochschule und der Industrie?<br />
Initiative von den Studierenden, Neugierde,<br />
Mut und Anregungen von den<br />
Hochschulen und der Industrie. Eine<br />
enge unkomplizierte Verbindung zwischen<br />
allen Seiten würde die Zusammenarbeit<br />
sicher am effizientesten machen.<br />
■ Welche Art von Hilfe bekommen Sie<br />
von der Industrie?<br />
Wir haben bisher Sponsoren, die unsere<br />
Website und die Veranstaltungen<br />
finanziell unterstützen. Das ließe sich<br />
sicher noch erweitern: Auch Beratung<br />
ist uns willkommen oder materielle Unterstützung<br />
für unsere Treffen. Diese<br />
könnten zum Beispiel auch in Kooperation<br />
mit einem Unternehmen stattfinden.<br />
■ Was bieten Sie den Unternehmen?<br />
Wir können zwischen der Industrie und<br />
den Studierenden vermitteln und wollen<br />
ein Netzwerk aufbauen, von dem<br />
mittelfristig alle profitieren.<br />
■ Mehr Zusammenarbeit mit Ingenieurwissenschaften<br />
und Medizin ist erwünscht.<br />
Was erhoffen Sie sich davon?<br />
Die Fachschaften im Bereich Medizin<br />
sind mit ihrer Dachorganisation BVMD<br />
sehr gut aufgestellt, können sich Gehör<br />
verschaffen und den Studierenden einen<br />
vorbildlichen Service liefern. Das<br />
sehe ich als gutes Beispiel für unsere<br />
Arbeit. Der Kontakt zu den Ingenieurwissenschaften<br />
ist uns aber auch wichtig,<br />
denn im technischen Bereich liegt<br />
der Schwerpunkt vieler Master-Studiengänge.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Spannende<br />
Berichte aus der<br />
Wissenschaft.<br />
Print, digital und als App.<br />
Jetzt<br />
lesen!<br />
Das ist die Komet<br />
Die Konferenz der Medizin<strong>technik</strong>-Fachschaften<br />
– Komet – fand erstmals im Oktober<br />
2014 in Erlangen statt, als Projekt<br />
der Fachschaftsinitiative Medizin<strong>technik</strong><br />
Erlangen. Im Dezember 2014 wurde in<br />
Lübeck ein Verein gegründet, der 2015<br />
zur zweiten Veranstaltung lud. Der Verein<br />
hat derzeit 36 Mitglieder. Zu den jährlichen<br />
Treffen werden die Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Fachschaften, Fachgruppen, Initiativen,<br />
Vertretungen sowie affine Fachrichtungen<br />
im Einzugsbereich eingeladen. Auch<br />
Gäste aus nahestehenden Dachverbänden<br />
sind willkommen. Finanziert wird die<br />
Konferenz derzeit größtenteils vom<br />
BMBF. Die Zahl der Sponsoren aus der Industrie<br />
wächst jedoch.<br />
Anfang der Jahres 2017 soll bereits eine<br />
interaktive Masterwechseldatenbank online<br />
gehen, um den Studierenden mit Erfahrungsberichten<br />
den Wechsel an andere<br />
Standorte zu erleichtern. Bis Mitte/Ende<br />
2017 ist eine Unternehmensdatenbank<br />
geplant, um Unternehmensprofile/<br />
Schwerpunkte/Produkte – zum Beispiel<br />
für die Bewerbung um ein Praktikum –<br />
schneller zu finden. Beim Treffen im<br />
Herbst 2016 startete ein Projekt, das die<br />
Kommunikation mit nahestehenden<br />
Dachverbänden aus Medizin und Gesundheits-<br />
sowie Ingenieurwissenschaften<br />
verbessern soll.<br />
In Deutschland gibt es derzeit 77 Bachelor-Studiengänge<br />
im Medizin<strong>technik</strong>-Bereich,<br />
in Österreich 14, in der Schweiz 4.<br />
Bis zum Master of Science führen 48 Studienangebote<br />
in Deutschland, 12 in Österreich<br />
und 10 in der Schweiz. Sie alle<br />
könnten sich in der Komet organisieren.<br />
Auf lange Sicht ist ein Alumni-Netzwerk<br />
in der D-A-CH-Region geplant, und aus<br />
der Komet soll ein Dachverband entstehen,<br />
der auf Augenhöhe mit anderen<br />
Studierendenvereinigungen wie der Bundesvertretung<br />
der Medizinstudierenden<br />
in Deutschland BVMD agiert.<br />
Die nächste Komet-Treffen soll im Herbst<br />
2017 stattfinden.<br />
www.die-komet.org<br />
Wissenschaft ist Spannung pur –<br />
mit bild der wissenschaft erfahren<br />
Sie schon heute, was morgen unser<br />
Leben bestimmt. In jeder Ausgabe<br />
finden Sie Aufsehen erregende<br />
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Forschung und Wissenschaft –<br />
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Zusammenhängen dargestellt.<br />
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Verstehen, was dahintersteckt!<br />
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01/2017 medizin&tec hn i k 69
■ [ ARBEITSMARKT MEDTECH ]<br />
Digitalisierung stellt die Macht in Frage<br />
Führung | Erprobt sind Führungsstile, bei denen der direkte Kontakt zwischen Mit -<br />
arbeitern und Vorgesetzten eine Rolle spielt. Digitale Kommunikation schafft hier<br />
neue Möglichkeiten, über deren Mechanismen noch nicht viel bekannt ist. Selbst<br />
eine Maschine als Chef wäre grundsätzlich denkbar.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Digitalisierung<br />
Rolle der Führungskräfte<br />
Veränderte Machtverhältnisse<br />
Hybride Strukturen versprechen Erfolg<br />
Aufmerksames Ausprobieren<br />
Bild: Fotolia/WavebreakMediaMicro<br />
Digitale Führung wird immer<br />
noch an den Ergebnissen gemessen,<br />
die im persönlichen<br />
Kontakt zwischen Führungskraft<br />
und Mitarbeitern zu erreichen<br />
wären<br />
Bei Google empfehlen bereits heute<br />
die Beschäftigten im Rahmen eines<br />
standardisierten Feedbackprozesses ihre<br />
Vorgesetzten als Führungskräfte für andere,<br />
höhere Aufgaben. Oder auch nicht.“<br />
Dieses Beispiel führt Prof. Dr. Jürgen<br />
Weibler an, um zu zeigen, dass die Digitalisierung<br />
viel verändert und auch Hierarchien<br />
und die Rolle von Führungskräften<br />
und Mitarbeitern beeinflussen kann.<br />
Weibler ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Personalführung<br />
und Organisation, an der<br />
Fern-Universität in Hagen. Innovative Unternehmen<br />
wie Google, deren Geschäftsfeld<br />
neue Technologien sind, sagt er, würden<br />
mit den Veränderungen durch die Digitalisierung<br />
sicher zuerst konfrontiert.<br />
Sicher sei aber, dass früher oder später jede<br />
Organisation mit entsprechenden Fragen<br />
konfrontiert werden wird. „Wer es<br />
dann schafft, die analoge und die digitale<br />
Welt miteinander zu verzahnen, wird erfolgreichere<br />
Führungsbeziehungen entwickeln<br />
und nicht selbst durch Digitalisierung<br />
entmachtet.“<br />
In diesem Zusammenhang entstehen<br />
eventuell neue Anforderungen an Führungskräfte,<br />
die aber auch neue Möglichkeiten<br />
eröffnet. „Ein bloßes ‚Update‘ des<br />
klassischen Führungsverständnisses<br />
reicht nicht mehr, es muss schon mittelfristig<br />
ein Wechsel des ‚Betriebssystems‘<br />
werden“, sagt der Wissenschaftler.<br />
Aber ist „Digital Leadership“ tatsächlich<br />
etwas ganz anderes als die persönliche<br />
„Face-to-Face“-Führung? Dazu wäre<br />
laut Weibler festzuhalten, dass Digital<br />
Leadership nicht allein damit erreicht ist,<br />
dass Gestaltungsmittel digitalisiert werden.<br />
Digitale Führung setze voraus, dass<br />
Medien im Führungsprozess gezielt eingesetzt<br />
werden.<br />
Den neuen digitalen Arbeits- wie Kommunikationstechnologien<br />
ist gemeinsam,<br />
dass sie Führenden wie Geführten zur<br />
Verfügung stehen (werden) und dass sie<br />
räumliche und zeitliche Distanzen überbrücken<br />
können. Mit ihnen können versierte<br />
Nutzer selbst aus großer Entfernung<br />
Einfluss nehmen. „Führungskräfte<br />
werden daher stärker in Form einer digi-<br />
tal getragenen sozio-kulturellen Führung<br />
agieren“, betont Weibler. Die Basis dafür<br />
sind der Aufbau und die Pflege von Sozialkapital,<br />
das eine ‚Währung‘ für die gegenseitige<br />
Anerkennung und Akzeptanz<br />
von Einflussansprüchen sei.<br />
Einfluss von unten<br />
Auf digitalem Weg entstehen aber auch<br />
neue Macht- und Einflussmöglichkeiten<br />
jenseits der Hierarchie. Das fängt bei der<br />
kollaborativen Arbeitssoftware an. Mitarbeiter<br />
tauschen sich auch online über Ideen<br />
von Vorgesetzten aus, was zu einer<br />
Meinungsbildung mit offenem Ausgang<br />
führt, der man sich nicht einfach entziehen<br />
kann. „Wenn solche Eigendynamiken<br />
entstehen, verlagern sich die Gewichte<br />
und formale und informelle Strukturen<br />
ändern sich.“<br />
Sozialkapital würde beim Digital Lea -<br />
der aber weniger auf klassischen persönlichen<br />
, sondern vielmehr auf digitalen Beziehungen<br />
basieren: Verbale oder audiovisuelle<br />
Positionen werden dann über<br />
Twitter und Insta gram verbreitet. So wird<br />
70 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Bild: Fern-Universität Hagen/privat<br />
Laut Prof. Dr. Jürgen Weibler<br />
existieren analoge und digitale<br />
Systeme und Führungsmodi<br />
nebeneinander, können sich ergänzen<br />
und verstärken – und die<br />
Hybridlösungen funktionieren<br />
nach Ansicht des Wissenschaftlers<br />
oft besser als reine Formen<br />
ein umfassendes mitarbeiterbezogenes<br />
Social-Relationship-Management praktiziert<br />
– auch bezeichnet als Social Selling.<br />
Social Liking und Freundschaftlichkeit sichern<br />
dann in einer – zumindest virtuell<br />
engen – Verbindung Loyalität. Empfehlungen<br />
der Mitarbeiter wiederum begründen<br />
Vertrauen und führen letztlich zu einer<br />
zuerkannten Führerschaft, auch wenn<br />
diese nur „auf Probe“ besteht.<br />
In der Wirtschaftswelt existieren schon<br />
analoge und digitale Systeme und Führungsmodi<br />
nebeneinander und können<br />
sich ergänzen und verstärken. Solche Hybridlösungen<br />
funktionierten oft besser als<br />
reine Formen, meint Weibler.<br />
Der Erfolg von Elementen des digitalen<br />
Führens muss sich aber an dem messen<br />
lassen, was bei einer physischen Begegnung<br />
von Angesicht zu Angesicht zu erreichen<br />
ist. Eine elektronisch übermittelte<br />
schriftliche Anweisung mag in manchen<br />
Fällen ausreichen. Bei komplexen Themen<br />
ist eine Videokonferenz informativer<br />
als ein reines Telefonat. Je mehr Sinne das<br />
Medium anspricht, desto mehr Informationen<br />
können transportiert werden und<br />
desto einfacher ist es, die Situation richtig<br />
zu interpretieren.<br />
Auch die mit großen Schritten voranschreitende<br />
Weiterentwicklung von<br />
Augmented-Reality-Anwendungen wird<br />
nach Weiblers Meinung die Führung beeinflussen.<br />
Tracking Devices stellen in solchen<br />
Szenarien dem Mitarbeiter, gegebenenfalls<br />
aber auch der Organisation,<br />
Informationen zur Verfügung, wie die<br />
individuelle Leistung optimiert oder<br />
die Gesundheit geschützt werden kann.<br />
So kann die persönliche Führung in unterschiedlichem<br />
Maß ersetzt werden.<br />
Weibler weist aber auch auf die rechtlichen<br />
Aspekte hin: „Obwohl die Technik<br />
noch nicht ausgereift ist, drängen sich sofort<br />
zahlreiche juristische und ethische<br />
Fragen auf, zum Beispiel hinsichtlich datengestützter<br />
Kontrollmöglichkeit ‚von<br />
oben‘.“<br />
Einfluss durch Abwesende<br />
Schon mit der heute verfügbaren Technik<br />
können Chefs aber, ohne anwesend zu<br />
sein, per Smartphone oder Tablet Einfluss<br />
bei Meetings teilnehmen, indem sie Fragen<br />
über Anwesende lancieren, Hintergrundinformationen<br />
liefern oder online<br />
entscheiden. Dies berühre massiv Fragen<br />
der Delegation und der Verantwortlichkeit,<br />
sagt Weibler. Und: „‚Kontrollfreaks‘<br />
bekommen neue Möglichkeiten.“<br />
Für die Wissenschaft sieht Weibler die<br />
Aufgabe, Motive, Prozesse und Folgen<br />
dieser Art der Führung empirisch zu untersuchen.<br />
Für Organisationen gelte bis<br />
auf weiteres „Experimentieren und genau<br />
hinschauen. Das ist sozusagen der Google<br />
Way – nicht die schlechteste Adresse für<br />
Innovationen.“<br />
Dass eines Tages der Computer die Rolle<br />
von Chef oder Chefin übernehmen<br />
könnte, sei durchaus denkbar. Das führe<br />
aber zum Kern des Themas Führung, sagt<br />
Weibler, denn „dann diskutieren wir die<br />
Entmachtungsfrage von Führungskräften<br />
durch Maschinen und ihre Programme<br />
substanziell neu.“ Auch wenn die Technik<br />
soweit noch nicht ist: Mit der Diskussion<br />
anfangen „darf man natürlich schon<br />
jetzt.“<br />
(op)■<br />
Mehr über Führungsforschung<br />
und die Arbeiten von Prof. Weibler:<br />
www.leadership-insiders.de<br />
Digitalisierung – Folgen für Mitarbeiter<br />
Die Digitalisierung der Arbeitswelt beschleunigt<br />
Jobwechsel und Strukturwandel<br />
in Deutschland. Die Zahl von<br />
Akademikerinnen und Akademikern<br />
nimmt zu, die Zahlen beruflich Qualifizierter<br />
und Geringqualifizierter nehmen<br />
ab. Gleichzeitig steigt die Komplexität<br />
der auszuübenden Tätigkeiten,<br />
und die Bedeutung von Bildung und<br />
Weiterbildung wächst. Das sind erste<br />
zentrale Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts<br />
„Polarisierung von Tätigkeiten<br />
in der Wirtschaft 4.0 — Fachkräftequalifikationen<br />
und Fachkräftebedarf<br />
in der digitalisierten Arbeit von<br />
morgen“. Das Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB) führt dieses Projekt<br />
im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) durch.<br />
Laut BIBB-Präsident Friedrich Hubert<br />
Esser lassen sich bereits jetzt zwei Entwicklungen<br />
festhalten. Der Berufs- und<br />
Tätigkeitswandel durch die Digitalisierung<br />
wird sich beschleunigen, und der<br />
Branchenwandel hin zu mehr technologiegestützten<br />
Dienstleistungen wird<br />
weiter an Fahrt aufnehmen. „Klar ist<br />
aber auch: Es gibt keine Alternative zu<br />
diesen Entwicklungen.“ Eine verzögerte<br />
oder gar verschleppte Umsetzung der<br />
Digitalisierung werde sich negativ auf<br />
den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
auswirken. Es sei, so Esser weiter, eine<br />
deutliche Asymmetrie im Digitalisierungsniveau<br />
der unterschiedlichen<br />
Branchen innerhalb der deutschen<br />
Wirtschaft festzustellen.<br />
Infolge des branchen- und berufsspezifischen<br />
Strukturwandels werde es in<br />
Zukunft aufgrund der Digitalisierung<br />
weniger Tätigkeiten auf Fachkräfteebene<br />
geben. Nachgefragt würden dafür<br />
mehr hochkomplexe Tätigkeiten, zum<br />
Beispiel mit IT-Bezug oder zur Betreuung<br />
und Steuerung von Prozessen. Diese<br />
müssten nicht zwingend von Akademikern<br />
ausgeübt werden, sondern<br />
könnten wie schon heute auch Fachkräften<br />
übertragen werden. „Voraussetzung<br />
hierfür ist, dass Fachkräfte ihre<br />
Kompetenzen auf Grundlage aktueller<br />
Aus- und Fortbildungsberufe und in einem<br />
durchlässigen Bildungssystem<br />
laufend weiterentwickeln.“<br />
Weitere Informationen im Internetangebot<br />
des BIBB:<br />
http://bit.ly/2jwHb6Z<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 71
Auf der Suche nach Work-Life-Balance<br />
Zeitmanagement | Immer mehr Deutsche fühlen sich gestresst. Die Folgen sind häufig<br />
Krankheiten und steigende Kosten nicht nur für Arbeitgeber. Wer in seinen Unternehmen<br />
eine gute Work-Life-Balance ermöglicht, erhöht seine Chancen bei der Suche<br />
nach qualifizierten Fachkräften und bindet langfristig motivierte Mitarbeiter.<br />
Seit 15 Jahren verzeichnen die Krankenkassen<br />
eine Zunahme stressbedingter<br />
Krankschreibungen. Von den gut<br />
15 Fehltagen pro Kopf und Jahr entfallen<br />
2,5 Tage auf psychische Beschwerden wie<br />
Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen.<br />
Um herauszufinden, woran es<br />
liegt, dass immer mehr Menschen Probleme<br />
haben, ihren Alltag zu bewältigen, hat<br />
die Techniker Krankenkasse im vergangenen<br />
Jahr das Meinungsforschungsinstitut<br />
Forsa beauftragt, einen repräsentativen<br />
Querschnitt der Bevölkerung zum persönlichen<br />
Stresslevel, den häufigsten Stressauslösern<br />
und dem individuellen Umgang<br />
mit dem Stress zu befragen. Ergebnis der<br />
TK-Stressstudie: Der Stresspegel in<br />
Deutschland ist nach wie vor sehr hoch.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Zunahme stressbedingter Krankheiten<br />
Arbeitskraft regenerieren<br />
Private und berufliche Ziele verbinden<br />
Moderne Arbeitsmodelle müssen mehr<br />
Flexibilität bieten<br />
Fast 60 % der Befragten gaben sogar an,<br />
dass ihr Leben in den vergangenen drei<br />
Jahren noch stressiger geworden sei.<br />
Wie bereits 2013 in der Vorgängerstudie<br />
steht der Job beziehungsweise die<br />
Ausbildung auf Platz eins der Stressursachen<br />
in Deutschland. Offenkundig gibt es<br />
ein Missverhältnis zwischen Arbeitsmenge<br />
und der dafür zur Verfügung stehenden<br />
Zeit. Rund zwei Drittel der Berufstätigen<br />
empfinden ihr Pensum als zu hoch<br />
und deshalb belastend. Dies ist nicht nur<br />
im Hinblick auf Stress ein ernstzunehmender<br />
Befund. Auch für die Qualität der<br />
Arbeit hat dies negative Konsequenzen:<br />
Wer es kaum schafft, seine tägliche To-<br />
Do-Liste abzuarbeiten, dem bleibt in der<br />
Regel keine Zeit für kreatives Denken<br />
oder strategische Überlegungen.<br />
Termindruck und Hetze stressen sechs<br />
von zehn Berufstätigen. Für eine Menge<br />
Stress sorgt außerdem das Thema Kommunikation.<br />
Dies fängt an bei der Informationsflut,<br />
die vorwiegend per E-Mail in<br />
den Arbeitsalltag schwappt, dort den<br />
Stresspegel erhöht und auch das Wochenende<br />
sowie den Urlaub belastet. Und<br />
schließlich nennt rund ein Viertel der arbeitenden<br />
Bevölkerung Schwierigkeiten<br />
mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
als Stressfaktor.<br />
Fakt ist: Der Tag hat 24 Stunden – diese<br />
Konstante lässt sich auch bei bestem Zeitmanagement<br />
nicht aushebeln. Ein Drittel<br />
verbringt der Mensch in der Regel bei der<br />
Arbeit, ein Drittel braucht er zum Schlafen.<br />
Es bleibt also ein Drittel, um die eigene<br />
Arbeitskraft zu regenerieren, um Wege,<br />
Mahlzeiten und Privates zu erledigen.<br />
Vier von zehn Berufstätigen gaben bei der<br />
Befragung an, dass bei ihnen Familie und<br />
Freunde wegen beruflicher Verpflichtungen<br />
zu kurz kommen.<br />
Nachwuchskräfte sind nicht<br />
mehr nur auf Karriere fixiert<br />
Dabei ist die Work-Life-Balance nicht nur<br />
ein Thema für Frauen. Für fast ebenso viele<br />
Männer wiegen ihre Lebensprioritäten<br />
inzwischen schwerer als eine berufliche<br />
Karriere. Zu diesem Ergebnis kommt<br />
nicht nur die Techniker Krankenkasse in<br />
ihrer Untersuchung, sondern auch eine<br />
aktuelle Studie „Integrating work and life<br />
– it’s not just a woman’s issue anymore“<br />
der internationalen Managementberatung<br />
Bain & Company nach der Befragung<br />
von 1500 MBA-Studenten und -Absolven-<br />
72 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
[ ARBEITSMARKT MEDTECH ] ■<br />
Die ausgewogene Gestaltung von<br />
Arbe<br />
its- und Privatleben ist zunehmend<br />
wic<br />
icht<br />
htig<br />
iger als das Gehalt<br />
Bild: Fotolia/Pathfinder<br />
ten in den USA. Dass ihnen das Erreichen<br />
ihrer nicht beruflichen Ziele wichtiger ist<br />
als eine schnelle Karriere, sagen 50 % der<br />
weiblichen und 51 % der männlichen<br />
MBAs. „MBA-Studenten von heute denken<br />
intensiv darüber nach, was sie beruflich<br />
und persönlich erreichen wollen“,<br />
analysiert Dr. Henrik Naujoks, für Personal<br />
verantwortlicher Partner bei Bain &<br />
Company. „Sie sind nicht mehr ausschließlich<br />
auf die Karriere fokussiert,<br />
sondern streben ein erfülltes Leben in vielen<br />
Dimensionen an.“ 40 % der Studentinnen<br />
und sogar 42 % der Studenten betrachten<br />
den ständigen Kompromiss zwischen<br />
Beruf und anderen Ambitionen als<br />
größtes Hindernis für ihre Karriereziele.<br />
Die Ergebnisse dieser Umfrage haben<br />
Konsequenzen sowohl für Unternehmen<br />
als auch für Ausbildungsstätten. Sie müssen<br />
sich auf die veränderten und flexibleren<br />
Karrierewünsche der Studenten einstellen<br />
– die einen, um für die Top-Absolventen<br />
interessant zu bleiben, die anderen,<br />
um nicht an der Realität vorbei auszubilden.<br />
„Die aufstrebende neue Generation<br />
der Konzernlenker und Unternehmer<br />
zwingt die Wirtschaft zu akzeptieren,<br />
dass Karriere um jeden Preis nicht mehr<br />
das dominierende Ziel ist“, betont Bain-<br />
Partner Naujoks.<br />
Für Unternehmen heißt es daher mehr<br />
zu tun, als nur über Flexibilität zu reden.<br />
Sie müssen zeigen, dass es in ihrer Firmenkultur<br />
verschiedene Optionen für den<br />
Weg ins Top-Management gibt. Dazu gehören<br />
moderne Arbeitsmodelle wie Teilzeitbeschäftigung,<br />
Jobsharing, Home -<br />
office sowie Auszeiten, die der Karriere<br />
Projekte mit Modellcharakter<br />
nicht schaden. Viele Unternehmen müssen<br />
ihre Beförderungsmechanismen überdenken,<br />
damit sich flexible Arbeitsmodelle<br />
durchsetzen können. Wer das schafft,<br />
zieht Spitzentalente nicht nur an, sondern<br />
bindet diese auch langfristig an sein Unternehmen.<br />
Ein deutschlandweit einzigartiges Verbundprojekt<br />
an der deutsch-dänischen<br />
Grenze untersucht derzeit, wie Kommunen<br />
und Arbeitgeber gemeinsam Arbeitsund<br />
Lebensbedingungen standortbezogen<br />
verbessern können. Das Projekt „Lebenszeit<br />
4.0 – Zeitgerechte Region am<br />
Beispiel Nordstadt+“ wird vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
mit 1,4 Mio. Euro finanziert. Es untersucht<br />
an der Region Flensburg exemplarisch<br />
die Frage, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
einer Region Stress erzeugen,<br />
verstärken oder abmildern können.<br />
„Flensburg ist für uns eine Art<br />
‘Middletown‘ – eine 90 000-Einwohner-<br />
Stadt mit für Deutschland typischen Eigenschaften<br />
im Hinblick auf den Aufbau<br />
der Bevölkerung, die Mischung von Arbeitsplätzen<br />
in Industrie, Dienstleistung,<br />
Handel und Verwaltung, die Verteilung<br />
von Wohn- und Arbeitsort in der Region“,<br />
erklärt Gerd Grözinger, Professor für Bildungsökonomik<br />
und Soziologie an der<br />
Europa-Universität Flensburg. Hinzu<br />
kommt die unmittelbare Nachbarschaft<br />
zu Dänemark. „Die skandinavische Kinder-<br />
und Jugendbetreuung ist vorbildlich.<br />
Die starke dänische Minderheit in der Region<br />
gibt uns die Möglichkeit, von unserem<br />
skandinavischen Nachbarn zu lernen“,so<br />
Grözinger.<br />
Die Projektteilnehmer befragen Beschäftigte<br />
und Angehörige, führen physiologische<br />
Messungen durch und entwickeln<br />
auf Basis ihrer Ergebnisse gemeinsam<br />
mit der Stadt Flensburg und sozialen<br />
Diensten betriebliche Konzepte, wie etwa<br />
überbetriebliche Kindergärten, familiengerechte<br />
Schichtmodelle oder Pflegezeiten.<br />
„Die Konzepte werden in den Betrieben<br />
umgesetzt und evaluiert. Sie sollen<br />
helfen, die außerbetrieblichen und gebietsbezogenen<br />
Stressfaktoren zu reduzieren“,<br />
sagt Jan Dettmers, Professor für<br />
Arbeits- und Organisationspsychologie an<br />
der Medical School Hamburg. Das Verbundprojekt<br />
ist interdisziplinär angelegt<br />
und läuft bis Juli 2018. „Grundsätzliches<br />
Ziel des Projektes ist es, dauerhaft eine<br />
andere Zeitkultur zu etablieren, die auf<br />
andere Regionen übertragbar ist“. (su) ■<br />
Das Verbundprojekt Lebenszeit 4.0 gehört<br />
zur Fokusgruppe 4 „Individualisierte<br />
und präventive Arbeitsgestaltung“. Alle<br />
Projekte dieser Gruppe untersuchen organisationale<br />
Gegebenheiten mitsamt<br />
ihren Auswirkungen auf gesundheitsrelevante<br />
Aspekte. Neben Analysen betrieblicher<br />
und organisatorischer Voraussetzungen<br />
werden Monitoringsysteme entwickelt,<br />
die arbeitsbezogene Parameter<br />
sowie gesundheitsgefährdende Belastungen<br />
erfassen. Weitere Projekte sind:<br />
■ Im Verbundprojekt Balanceguard werden<br />
ein webbasiertes Assistenzsystem<br />
sowie begleitende Informations- und<br />
Beratungsangebote entwickelt, die Beschäftigte<br />
und Betriebe im Umgang<br />
mit Belastungs- und Beanspruchungssituationen<br />
unterstützen sollen.<br />
■ Das Verbundprojekt Ingemo wird Konzepte<br />
und Methoden zur Stärkung der<br />
organisationalen Gestaltungskompetenz<br />
erarbeiten und verbreiten, die die<br />
psycho-sozialen Gesundheitsressourcen<br />
von Beschäftigten in der Metallund<br />
Elektroindustrie verbessern.<br />
■ Im Projekt Previlog werden Vorgehensweisen,<br />
Modelle und Methoden zur<br />
präventiven Gestaltung von Arbeitssystemen<br />
der Intralogistik entwickelt.<br />
■ Prosilwa – Prävention für sichere<br />
Waldarbeit – entwickelt und erprobt<br />
Präventions- und Kompetenzentwicklungskonzepte<br />
zur Verbesserung des<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutzes in<br />
kleinsten und familienbetrieblich organisierten<br />
Forstunternehmen.<br />
■ Im Terra-Projekt werden Modelle überbetrieblicher<br />
Tätigkeitswechsel in<br />
regionalen Netzwerken entwickelt<br />
und erprobt, und damit ein neuer<br />
Präven tionsansatz geschaffen, um die<br />
Arbeitsfähigkeit von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern unter anderem<br />
durch individuelle Kompetenzentwicklung<br />
dauerhaft zu erhalten.<br />
http://gesundearbeit-mega.de<br />
01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 73
Bild: Fairxperts<br />
Termine<br />
Februar<br />
Technische Dokumentation<br />
nach Medizinprodukte-<br />
Richtlinie – Schwerpunkt<br />
Qualitätsmanagement<br />
Überblick über die Quellen von<br />
regulatorischen Anforderungen an<br />
die Technische Dokumentation<br />
21. Februar 2017, Tuttlingen<br />
Medical Mountains<br />
www.medicalmountains.de<br />
5. Fachtagung<br />
Entgrattechnologien und<br />
Präzisionsoberflächen<br />
Innovative Lösungen für gratfreie<br />
Kanten und präzise Oberflächen<br />
21.-22. Februar 2017, Nürtingen<br />
Fairxperts<br />
www.fairxperts.de<br />
Professionelles Verkaufstraining<br />
für den<br />
erfolgreichen Vertrieb von<br />
Medizinprodukten<br />
Neue Erkenntnisse und Wege im<br />
Bereich der Verhaltensabläufe und<br />
Verkaufs<strong>technik</strong>en<br />
21.-22. Februar 2017, Tuttlingen<br />
Medical Mountains<br />
www.medical-mountains.de<br />
Weitere Informationen<br />
In unserem Online-Magazin<br />
finden Sie noch viele weitere<br />
interessante Termine<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
termine-und-veranstaltungen<br />
Bild: ITV<br />
(Un-) Zulässige<br />
Zusammenarbeit in der<br />
Hilfsmittelversorgung<br />
Vertriebspraxis in der ambulanten<br />
Versorgung im Lichte<br />
der Antikorruptionsregeln<br />
23. Februar 2017, Berlin<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
März<br />
Symposium – Produktion,<br />
Verarbeitung und Design<br />
von Kunststoffen in der<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Die Anforderungen an Kunststoffe<br />
für die Medizinprodukte-Fertigung<br />
7. März 2017, Reutlingen<br />
Institut für Medizin<strong>technik</strong><br />
www.medizin<strong>technik</strong>-reutlingen.de<br />
Risikomanagement für<br />
Medizinprodukte nach<br />
ISO 14971<br />
Die Anforderungen des Risikomanagements<br />
im Unternehmen<br />
schnell und einfach umsetzen<br />
7. März 2017, Nürnberg<br />
Forum Medtech Pharma<br />
www.medtech-pharma.de<br />
5. Anwenderforum<br />
Smart Textiles<br />
Flächenmaterialien mit Textilintelligenz<br />
für medizintechnische<br />
Produktentwicklungen<br />
8.-9. März 2017, Wolfurt/Österreich<br />
ITV Denkendorf<br />
www.itv-denkendorf.de/anwenderforum<br />
Bild: TÜV Rheinland<br />
Cybersecurity in der<br />
Medizin<br />
Chancen und Gefahren vernetzter<br />
Medizin<strong>technik</strong>, gesetzliche Anforderungen<br />
an Hersteller und Betreiber<br />
16. März 2017, Frankfurt/M.<br />
VDE<br />
www.vde.com<br />
Sterilisation von<br />
Medizinprodukten<br />
Praktikable Wege für den<br />
betrieblichen Alltag<br />
28. März 2017, Köln<br />
TÜV Rheinland<br />
www.tuv.com/konferenzen<br />
2. Spring Update<br />
Medizinproduktekonferenz<br />
Expertentreff für Hersteller, Zulieferer,<br />
Inverkehrbringer, Behörden und<br />
Benannte Stellen<br />
30.-31. März 2017, Köln<br />
TÜV Rheinland<br />
www.tuv.com/konferenzen<br />
April<br />
Fachmesse Medtec Europe<br />
Europäische Healthcare Professionals<br />
und die medizintechnische Fertigungs-<br />
und Zuliefererindustrie unter<br />
einem Dach<br />
4.-6. April 2017, Stuttgart<br />
UBM Canon<br />
www.medtec-europe.com<br />
74 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
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01/2017 medizin&tec hn i k 75<br />
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■ [ RECHT ]<br />
Risikobewertung – in Zukunft<br />
mit weniger Versuchstieren<br />
Biologische Sicherheit | Um das toxikologische Risiko von Medizinprodukten zu bewerten,<br />
wurden bisher Daten aus Tierversuchen eingesetzt. Für die Pharmabranche<br />
sind bereits Verfahren beschrieben, die solche Experimente ersetzen können. Ähnliche<br />
Regelungen sind für Medizinprodukte in Vorbereitung.<br />
Mit Zellkulturen lassen sich auch<br />
ohne Tierversuche die Effekte nachweisen,<br />
die Inhaltsstoffe auf das<br />
Gewebe haben können<br />
beitet und an die neuen Gegebenheiten<br />
angepasst. Weitere Änderungen werden<br />
in den anderen Normenteilen erwartet<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Biologische und toxikologische<br />
Sicherheit von Medizinprodukten<br />
Veränderungen an der Normenreihe<br />
ISO 10993<br />
Alternativen zum Tierversuch<br />
Bild: Fotolia/kazoo80<br />
Wer für ein Medizinprodukt eine<br />
weltweite Zulassung erhalten will,<br />
muss Aussagen zur biologischen Sicherheit<br />
seines Produktes machen. Bisher waren<br />
aufwendige Tierversuche, die unerwünscht<br />
und auch mit hohen Kosten verbunden<br />
sind, die einzige Möglichkeit, zu<br />
den erforderlichen Daten zu kommen. Die<br />
Normenreihe ISO-10993, die solche Tests<br />
beschreibt, umfasst nicht weniger als 20<br />
Teile.<br />
Den Rahmen für die Bewertung legt<br />
bisher Anhang A der DIN EN ISO<br />
10993-1: „Beurteilung und Prüfungen im<br />
Rahmen eines Risikomanagementsystems“<br />
fest. Demnach müssen für ein Medizinprodukt<br />
die toxikologischen Endpunkte<br />
bestimmt werden, basierend auf dem<br />
Kontakt zum Patienten beziehungsweise<br />
der Kontaktzeit. Diese Endpunkte sind bei<br />
der Bewertung der biologischen Sicherheit<br />
zu berücksichtigen.<br />
Aber schon seit 2007 diskutiert der Expertenkreis<br />
des ISO TC 194, der sich mit<br />
der ISO-10993-Normen-Serie befasst,<br />
neue Konzepte der Risikobewertung –<br />
auch als Alternative zum Tierversuch. Anregungen<br />
dafür liefert beispielsweise der<br />
Pharmabereich. Auf dieser Basis wurde<br />
ein systematischer Prozess vorgeschlagen,<br />
der in der derzeit aktuellen DIN EN<br />
ISO 10993-1:2010-04 beschrieben ist.<br />
Weitere Änderungen sind jedoch bereits<br />
in Vorbereitung. Sie sollen dazu führen,<br />
dass auch Möglichkeiten der alternativen<br />
Toxikologie in die Bewertung von<br />
Medizinprodukten einfließen können –<br />
beispielsweise der Nachweis nachteiliger<br />
Effekte durch Zellkulturmethoden.<br />
Im Zuge dieses Prozesses werden die<br />
drei für die biologische und toxikologische<br />
Bewertung wichtigen Normenteile<br />
(DIN EN ISO 10993-1, -17, -18) überar-<br />
Tierversuche erst im zweiten<br />
Schritt – wenn überhaupt<br />
Nach Revision der ISO 10993-1, etwa Anfang<br />
bis Mitte 2018, wird künftig der Fokus<br />
auf der quantitativen und qualitativen<br />
Charakterisierung der Medizinprodukte<br />
liegen und die Durchführung von Tier -<br />
versuchen, wenn überhaupt notwendig,<br />
in einem zweiten Schritt erfolgen. Extrahierbare<br />
und herauslösbare Bestandteile<br />
zu bestimmen, wird ein wichtiger Aspekt<br />
sein, denn so lassen sich auch prozessbedingte<br />
Verunreinigungen feststellen –<br />
im Pharmabereich ist das für Produkte<br />
wie Nasal applikatoren oder Verschlussmaterialien<br />
von Behältnissen bereits eta -<br />
bliert. Die genaue Vorgehensweise wird<br />
in der revidierten Fassung der DIN EN<br />
ISO 10993-18: „Chemische Charakterisierung<br />
von Werkstoffen“ beschrieben, mit<br />
der Ende 2018/Anfang 2019 zu rechnen<br />
ist.<br />
Welche Methoden angewendet werden,<br />
um die tolerierbaren Aufnahmemengen<br />
oder die tolerierbaren Kontaktgrenzwerte<br />
der Bestandteile zu bestimmen, beschreibt<br />
die DIN EN ISO 10993-17 „Verfahren<br />
zur Festlegung zulässiger Grenzwerte<br />
für herauslösbare Bestandteile“. In<br />
deren für Mitte/Ende 2019 erwarteter Revision<br />
werden neue Konzepte der Risikobewertung<br />
aufgenommen.<br />
Ob ein toxikologisches Risiko von den<br />
Bestandteilen ausgeht, wird anhand vorliegender<br />
Daten aus der Literatur abgeleitet<br />
oder auch mittels Prüfungen. Wie intensiv<br />
ein Patient mit herauslösbaren Be-<br />
76 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
standteilen in Kontakt kommen darf,<br />
hängt auch von seinem Körpergewicht ab.<br />
Weitere Faktoren sind die Häufigkeit der<br />
Anwendung, die Qualität der zugrunde<br />
gelegten Daten und die Übertragung tierexperimenteller<br />
Daten auf den Menschen.<br />
So kommt man schließlich zu Grenzwerten<br />
auch für solche Substanzen, für die<br />
keine toxikologischen Daten vorliegen<br />
Bewertung ist eine<br />
Aufgabe für Experten<br />
Datenrecherche, Datensichtung, die Herleitung<br />
möglicher Grenzwerte, die Bestimmung<br />
und Anwendung von Sicherheitsfaktoren,<br />
die Expositionsberechnung,<br />
aber auch der Einsatz von Struktur-<br />
Wirkungs-Beziehungs-Modellen für chemische<br />
Substanzen, für die keine toxikologischen<br />
Daten vorhanden sind, werden<br />
von Wissenschaftlern erstellt werden<br />
müssen, die über eine fundierte toxikologische<br />
Ausbildung verfügen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Vorgehensweise<br />
ohne weitere Tierversuche<br />
bei vielen toxikologischen Endpunkten erfolgreich<br />
angewendet werden kann. Wo<br />
die Form des Medizinproduktes eine Rolle<br />
spielt – wie bei der Implantation und Blutverträglichkeit<br />
der Produkte –, lässt sich<br />
das Vorgehen allerdings nicht übertragen.<br />
Weitere Punkte sind Irritation und<br />
Sensibilisierung. Beispiele aus der Zulassung<br />
kosmetischer Rohstoffe oder Industriechemikalien<br />
zeigen, dass es hierfür<br />
schon validierte Alternativmethoden gibt.<br />
Sie sind im Einsatz und in OECD- oder<br />
EU-Prüfrichtlinien dokumentiert.<br />
Dabei handelt es sich meist um zellbasierte<br />
Prüfsysteme. Anfang September<br />
2016 startete ein Ringversuch, um ein solches<br />
Prüfsystem mit dreidimensionalen<br />
Human-Hautmodellen zu validieren. Es<br />
soll das mögliche irritative Potenzial von<br />
Medizinprodukten vorhersagen. Hierzu<br />
wurden Polymermaterialien hergestellt,<br />
die Chemikalien mit irritativer wie auch<br />
nicht-irritativer Wirkung in geringer Menge<br />
enthalten. Mehr als 10 Prüflaboratorien<br />
nehmen an dieser Ringstudie teil, die<br />
die Reproduzierbarkeit bewerten soll.<br />
Wird das Prüfverfahren validiert, ist davon<br />
auszugehen, dass diese Variante auch<br />
für Medizinprodukte relevant wird. Da<br />
bei der Sensibilisierung die gleiche Vorgehensweise<br />
geplant ist, wird zukünftig für<br />
alle Arten von Medizinprodukten eine<br />
Vorhersage mit zellbasierten Prüfsystemen<br />
möglich sein.<br />
Sind die Verfahren global etabliert,<br />
wird das voraussichtlich die Bewertung<br />
beschleunigen und die Kosten senken. Die<br />
In-Vitro-Ersatzmethoden werden den finanziellen<br />
und zeitlichen Aufwand im<br />
Vergleich zum Tierversuch allerdings<br />
nicht reduzieren. Hier ist der Verzicht auf<br />
Tierversuche das entscheidende Argument.<br />
So leistet auch die Medizinproduk -<br />
te industrie einen Beitrag zum 3R-Prinzip<br />
(„Reduce, Replace, Refine“) , das im vierten<br />
Artikel der Tierversuchsrichtlinie<br />
2010/63/EU beschrieben ist.<br />
■<br />
Dr. Albrecht Poth<br />
Dr. Knoell Consult, Mannheim<br />
www.knoellconsult.com<br />
Toxikologie und Medizinprodukte<br />
Um die biologische Sicherheit von Medizinprodukten<br />
zu garantieren, muss ihr<br />
toxikologisches Potenzial beziehungsweise<br />
ihr toxikologisches Risiko bewertet<br />
werden. Dies fordert die europäische Medizinprodukterichtlinie<br />
(93/42/EWG bzw.<br />
2007/47/EG) nach Annex VIII.<br />
Zu den grundlegenden Anforderungen<br />
aus der Medizinprodukterichtlinie gehören<br />
der Nachweis der biologischen und<br />
toxikologischen Sicherheit eines Medizinprodukts.<br />
Das Hauptziel dieser Vorgaben:<br />
Das Medizinprodukt soll weder die<br />
klinischen Bedingungen noch die Sicherheit<br />
des Patienten oder der Anwender<br />
beeinträchtigen.<br />
Für Hersteller von Medizinprodukten und<br />
Prüflaboratorien ist hierfür die Normenreihe<br />
ISO 10993 zur biologischen Beurteilung<br />
von Medizinprodukten relevant.<br />
In der Bewertung werden so genannte<br />
toxikologische Endpunkte betrachtet,<br />
wie zum Beispiel die akute, subakute,<br />
subchronische und chronische Toxizität.<br />
Es wird also erfasst, was unterschiedlich<br />
große, auf einmal aufgenommene Mengen<br />
einer Substanz auslösen oder auch<br />
kleinere, über einen längeren Zeitraum<br />
oder dauerhaft wirkende Mengen. Weiterhin<br />
sind die Genotoxizität und die Karzinogenität<br />
relevant – also die Fähigkeit<br />
von Substanzen, das genetische Material<br />
grundsätzlich zu verändern oder auch<br />
langfristig eine Krebserkrankung zu verursachen.<br />
Entsprechende Daten wurden<br />
bisher üblicherweise auf der Basis von<br />
Tierversuchen erhoben.<br />
<br />
<br />
<br />
Webcode: ME03921<br />
<br />
<br />
Webcode: ME03922<br />
<br />
<br />
Webcode: ME04920<br />
<br />
<br />
Webcode: ME04921<br />
<br />
Webcode: ME04922<br />
<br />
Webcode: ME05920<br />
<br />
<br />
Webcode: ME05924<br />
<br />
Webcode: ME06920<br />
<br />
Webcode: ME06921<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 77<br />
·Kathrin Kulig · Tel.: +49 6221 500-620 · E-Mail: k.kulig@forum-institut.de<br />
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Sie mit dem jeweiligen Webcode auf unserer Website unter
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
In wenigen Schritten<br />
zur Antriebslösung<br />
Bürstenlose DC-Motoren und Controller | Maxon Motor<br />
hat sein Angebot um bürstenlose DC-Motoren erweitert<br />
und bietet zusätzliche Positioniersteuerungen an.<br />
Seine Reihe der bürstenlosen ECX-Speed-Antriebe hat der Anbieter<br />
durch die Modelle ECX Speed 16 und ECX Speed 16<br />
High Power mit 16 mm Durchmesser ergänzt. Diese kompakten<br />
Mikromotoren sind für hohe Drehzahlen bei hoher Laufruhe und<br />
geringer Erwärmung ausgelegt. Die High-Power-Version bietet<br />
zusätzliches Drehmoment und einen noch höheren Wirkungsgrad<br />
durch stärkere Magnete und verbesserte Wicklungstechnologie.<br />
Wie alle Produkte der X-drives-Familie können sie bequem<br />
von zu Hause aus online konfiguriert werden. In maximal elf Arbeitstagen<br />
werden sie versandt. Die detaillierten Produkt- und<br />
3D-Daten stehen jeweils online zur Verfügung.<br />
Zudem schließt der Antriebsspezialist mit zwei kompakten Positioniersteuerungen<br />
die Lücke in den kleineren Leistungsbereichen<br />
seiner kürzlich lancierten Epos4-Produktlinie. Die Steuerungen<br />
sind auf die Motoren des Anbieters abgestimmt, egal ob<br />
es sich um bürstenbehaftete oder bürstenlose Antriebe handelt.<br />
Die Positioniersteuerungen bieten eine hohe Leistungsdichte,<br />
sind kompakt und lassen sich modular für Ethernet-basierende<br />
Schnittstellen erweitern. Der Kunde zahlt nur für das, was er<br />
braucht. Darüber hinaus erhält er kostenlose Software-Libraries,<br />
Praxisbeispiele, Dokumentationen sowie Support und ein Programm<br />
mit automatischem Reglertuning, das Epos-Studio.<br />
Maxon Motor, München<br />
Tel. (089) 420493-0<br />
Bild: Maxon Motor<br />
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Behringer Maschinenfabrik<br />
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Birds and Trees ................... 48<br />
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Bopla ..................................... 26<br />
BPR Medical ........................ 20<br />
Bundesverband Interaktive<br />
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Busch, Dr.-Ing. K. ............... 23<br />
BVMed .................................. 10<br />
Carl Zeiss Meditec .............. 12<br />
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Cleanroom Competence .. 42<br />
Combinostics ...................... 10<br />
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für Urologie ......................... 18<br />
Deutsche Messe ................. 57<br />
Digital Maison .................... 22<br />
Dihawag ............................... 34<br />
Dr. Knoell Consult .............. 76<br />
Eisele Pneumatics .............. 79<br />
Ernst & Engbring ...............31<br />
Eucomed .............................. 10<br />
Fairxperts ............................. 74<br />
Fern-Universität Hagen .... 70<br />
Fetzer Medical .................... 38<br />
FH Aachen, Institut<br />
für Mikrowellen- und<br />
Plasma<strong>technik</strong> (IMP) ......... 18<br />
Forum Institut für<br />
Management ......................77<br />
Forum Medtech Pharma .. 12<br />
Fraunhofer IBMT ................ 67<br />
Fraunhofer IPA .................... 67<br />
Fraunhofer IPT .................... 45<br />
Freudenberg Medical ........ 10<br />
Gefat-IT ................................ 57<br />
Google .................................. 70<br />
Halfar System ........................3<br />
Harmonic Drive .................. 79<br />
Paul Horn ...................... 34, 84<br />
Hebotec ................................ 80<br />
Hermle .................................. 38<br />
Hertie-Instituts für<br />
klinische Hirnforschung ... 48<br />
Hiller Feinwerk<strong>technik</strong><br />
& Gerätebau ....................... 36<br />
Hisents High Level Integrated<br />
Sensor for Nanotoxicity<br />
Screening ............................. 67<br />
Hochschule Magdeburg-<br />
Stendal ................................. 19<br />
Hocoma ................................ 48<br />
Igus .................................23, 79<br />
Institut für Medizin<strong>technik</strong><br />
Reutlingen ........................... 74<br />
Intertronics .......................... 20<br />
Iscar Germany ..................... 46<br />
ITV Denkendorf .................. 74<br />
Kompetenzzentrum<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
4.0, Magdeburg ...... 19<br />
Kratzer ..................................37<br />
Kumavision .......................... 60<br />
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Komponenten .....................83<br />
Leuphana Universität<br />
Lüneburg .............................. 48<br />
Maxon Motor ...................... 78<br />
Max-Planck-Institut f<br />
ür Biologie des Alterns ..... 19<br />
Medical Mountains .... 64, 74<br />
Medical Valley EMN .......... 62<br />
Medicut ................................ 42<br />
Medizin<strong>technik</strong> Cluster –<br />
OÖ Wirtschafsagentur .....19<br />
Medtronic ............................ 10<br />
Messe Berlin ........................33<br />
Microtec ............................... 26<br />
Miele ..................................... 41<br />
Multivac Deutschland ......... 8<br />
Nationales Centrum für<br />
Tumorerkrankungen ......... 18<br />
Numares ................................. 9<br />
Nürnberg Messe .....11,30,62<br />
ODU .......................................39<br />
Orthopädische Universitätsklinik<br />
Magdeburg ....... 19<br />
Ortho-Systems ................... 67<br />
Otto Junker .......................... 40<br />
Oulu Health ......................... 64<br />
Oulu University Hospital . 64<br />
Palmeso ................................ 44<br />
Philipps-Universität<br />
Marburg ............................... 18<br />
Portabiles Health Care ..... 62<br />
Precitec Optronic ............... 32<br />
Proto Labs ............................43<br />
Raumedic ............................. 11<br />
Recom ................................... 31<br />
Reichelt. ..................41, 81 , 82<br />
Retrobrain ............................ 48<br />
Römheld ............................... 82<br />
Rubröder International<br />
Trading .................................. 44<br />
Schweizer .............................81<br />
Siemens Healthineers ...... 13<br />
SIS Medical .......................... 11<br />
Spectaris ................................. 8<br />
Spektikor .............................. 64<br />
St. Jude Medical ................. 10<br />
Stäubli Tec-Systems<br />
Connectors ..........................13<br />
STS Medical ......................... 10<br />
System Industrie<br />
Electronic Deutschland ....29<br />
T5 Interface .........................67<br />
TAITRA Taiwan External<br />
Trade Development<br />
Council ...........................24-25<br />
Tebit ...................................... 46<br />
Technologie-Zentrum<br />
Informatik und<br />
Informations<strong>technik</strong> ......... 50<br />
Tetronik ................................ 54<br />
TÜV Nord Cert .................... 12<br />
TÜV Rheinland .................... 74<br />
UBM Canon Europe<br />
Limited .............................2, 74<br />
Unimed ...................................5<br />
Universitätsklinikum<br />
Carl Gustav Carus Dresden,<br />
Klinik und Poliklinik für<br />
Urologie ................................ 18<br />
Universitätsklinikum<br />
Freiburg ................................31<br />
VDE-Institut ........................ 12<br />
VDE ........................................ 74<br />
Vision Engineering LTD .....45<br />
Viscotec ................................ 20<br />
Wearable Technologies .... 62<br />
Woke Medical ..................... 11<br />
Ypsotec ................................. 34<br />
Z Violyne .............................. 26<br />
78 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
Linearachse<br />
Kleine Linearachse mit schnellen Steilgewinden<br />
schafft Hübe von 25 mm bei einer Umdrehung<br />
Klein, leicht und flach – das sind die<br />
Eigenschaften der Miniatur-Linearachse<br />
Drylin SLN-27. In Kombination mit den<br />
Dryspin-Steilgewinden lassen sich damit<br />
einfache Handlingsaufgaben wie auch<br />
schnelle Sensorverstellungen mit Schrittoder<br />
DC-Motor kostengünstig realisieren.<br />
Die Linearachse eignet sich etwa für Zustellbewegungen<br />
mit geringem Gewicht<br />
Bild: Igus<br />
Robotik<br />
Abnehmbare Wechseleinheit versorgt Roboter<br />
mit Pneumatik, Fluiden und Elektronik<br />
und basiert auf der Miniaturgleitführung<br />
Drylin N mit einer Schienenbreite von 27<br />
mm. Die Führungsschiene besteht aus<br />
eloxiertem Aluminium. Die SLN-27 ist 22<br />
mm hoch und 28 mm breit. Aufgrund der<br />
Kunststoffgleitlager in den Spindellagerungen<br />
und Führungsschlitten ist das System<br />
schmiermittel- und wartungsfrei. Für<br />
dynamische Bewegungsprofile und einen<br />
spielarmen Lauf können die Spindeln<br />
auch kugelgelagert werden. Das Kippspiel<br />
des Führungsschlittens lässt sich über vier<br />
Stellschrauben einstellen. Der Vorschub<br />
erfolgt über eine Spindel mit einem<br />
Durchmesser von 6,35 mm. Die Steilgewinde<br />
sind in fünf Steigungsvarianten –<br />
0,8 mm, 2,54 mm, 5,08 mm, 12,7 mm<br />
und 25,4 mm – verfügbar.<br />
Igus, Köln<br />
Tel. (02203)-9649-459<br />
Die Wechseleinheit Multiline E ist ein<br />
Baukasten für individuell konfigurierbare<br />
und robuste Mehrfach- und Mehrmedienkupplungen<br />
für die Energie- und Medienversorgung<br />
von Robotern. Die Einheit<br />
lässt sich unkompliziert an Schaltschränken,<br />
Werkzeugen, Maschinenteilen und<br />
Robotern einsetzen. Dank des modularen<br />
Designs können verschiedene Durchmesser,<br />
Anschlusstypen und Medien flexibel<br />
in die Kupplung integriert werden. Elektrische<br />
Verbindungen und Betriebsmedien<br />
können bei der Multiline E gleichzeitig<br />
und unter Druck tropffrei gekoppelt<br />
werden. Dank des modularen Designs lassen<br />
sich auch verschiedene Durchmesser,<br />
Anschlusstypen und Medien flexibel in<br />
die Kupplung integrieren. Die Wechseleinheit<br />
für Roboter besteht aus zwei<br />
Mehrmedienkupplungen, zwei Haltewinkeln<br />
zur Befestigung an der Anlage, zwei<br />
Schlauchbündelungen zur Befestigung<br />
des Schutzschlauches und dem Schutzschlauch<br />
selbst. Hinzu kommen je nach<br />
Belegungsplan der Mehrmedienkupplungen<br />
die Einsätze für elektrische Leitungen<br />
und Schlauchleitungen sowie vorkonfektionierte<br />
elektrische Leitungen und<br />
Schlauchleitungen. Für einfachere Anwendungsfälle<br />
konfiguriert der Anbieter<br />
auch Wechseleinheiten für die Roboterversorgung<br />
auf Basis der Baureihen Multiline<br />
1800 und 1811.<br />
Hohlwellenantriebe<br />
30 % höheres Drehmoment,<br />
40 % mehr Lebensdauer<br />
Bild: Harmonic Drive<br />
Die kompakten Hohlwellenantriebe<br />
der Baureihe Canis Drive zeichnen<br />
sich durch eine deutliche Verbesserung<br />
in der Performance und Leistungsdichte,<br />
ein um 30 % höheres<br />
Drehmoment sowie eine 40 % längere<br />
Lebensdauer aus. Die Baureihe, welche<br />
als Weiterentwicklung der Bau -<br />
reihe CHA konzipiert wurde, ist in<br />
sechs Baugrößen und fünf Untersetzungen<br />
zwischen 50 und 160 bei einem<br />
maximalen Drehmoment zwischen<br />
23 und 841 Nm erhältlich. Die<br />
zentrische Hohlwelle erlaubt eine einfachere<br />
Maschinenkonstruktion. Das<br />
kippsteife Abtriebslager ermöglicht es,<br />
hohe Nutzlasten ohne weitere Ab -<br />
stützung direkt anzubringen.<br />
Durch den Schmierstoff Flexolub-A1,<br />
die hohe Schutzart und den Kor -<br />
rosionsschutz eignet sich die Baureihe<br />
für den Einsatz unter extremen Um -<br />
gebungsbedingungen. Die neu ent -<br />
wickelten, spielfrei vorgespannten<br />
Präzisionsabtriebslager ermöglichen<br />
eine direkte Montage des Außenrings<br />
des Flanschlagers an das Maschinen -<br />
gehäuse.<br />
Auch die Last kann ohne Zwischenflansch<br />
an den Innenring des Präzi -<br />
sionslagers geschraubt werden. Dies<br />
hat den Vorteil, dass die Lagergenauigkeit<br />
nicht durch zwischengeschaltete<br />
Getriebegehäuse verfälscht wird. Zum<br />
Anpassen an kundenspezifische Anwendungen<br />
bieten die Antriebe der<br />
Baureihe zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten<br />
etwa bei der Wahl der<br />
Motorwicklung, des Motorfeedbacksystems<br />
und der Bremse.<br />
Bild: Eisele<br />
Eisele Pneumatics, Waiblingen<br />
Tel. (07151) 1719-0<br />
Harmonic Drive, Limburg/Lahn<br />
Tel. (06431) 5008-0<br />
01/2017 medizin&tec hn i k 79
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Flache Bauart erhält gute EMV-Eigenschaft<br />
Flachband-Kabelschuh | Dank der flachen Bauweise behält<br />
der Kabelschuh die große Oberfläche von Flachbändern<br />
über die Knotenpunkte hinaus bei – und mit<br />
ihr die EMV-Eigenschaften des flachen Leiters.<br />
Bild: Hebotec<br />
Ihre flache Form haben sie nicht ohne Grund: Flachbänder verfügen<br />
über gute Eigenschaften in puncto elektromagnetische<br />
Verträglichkeit. Um die zu erhalten, ist der Hebopress-Flachband-Kabelschuh<br />
(HPK) im Gegensatz zu allen anderen flach<br />
ausgelegt. Anders als bei herkömmlichen runden Formen wird<br />
dadurch die große Oberfläche von Flachbändern über die Knotenpunkte<br />
hinaus erhalten – und mit dieser auch die zuverlässige<br />
Fähigkeit des Flachbandes, hochfrequente elektromagnetische<br />
Störströme abzuleiten. Das komplette Kit bestehend aus Flachband,<br />
Schere und Presseinsätzen samt entweder manueller oder<br />
Akkupresse. Zur Montage werden die Presseinsätze in die Presse<br />
einlegt und das Flachband von der Rolle auf die gewünschte Länge<br />
abgeschnitten. Dann wird der Kabelschuh auf das Ende des<br />
Flachbandes aufgeschoben und mit der Hand- oder Akkupresse<br />
so weit verpresst, dass beide Presseinsätze vollständig aufeinanderliegen.<br />
Der Flachband-Kabelschuh sitzt nun sicher auf dem<br />
Leiter. Die HPKs gibt es mit 10 oder 16 mm 2 Querschnitt und für<br />
Schrauben der Größe M6, M8 und M10. In Tests hat der HPK bewiesen,<br />
dass er bei korrekter Anwendung das 2,5-fache der geforderten<br />
Auszugskräfte aushält.<br />
Hebotec, Mössingen<br />
Tel. (07473) 95346-0<br />
EMV-Elemente wie Flachband-Erder<br />
verhindern<br />
Fehlsignale und -funktionen<br />
innerhalb und außerhalb<br />
von Maschinen<br />
Trägersystem<br />
Mehr Raum für innenverlegte Kabel<br />
Bluetooth-Direct-Connect-Akku<br />
Intelligente Steckplatine statt mühevoller<br />
Software-Eigenentwicklung<br />
Optimiertes Design, Gewichtszuladung bis 22 kg, innenliegender<br />
Rotationsanschlag, der individuell und je nach Anforderung<br />
definiert werden kann, und noch mehr Raum für<br />
Kabel im Inneren der Tragarme, was der Hygiene und Infektionsprävention<br />
dient. Diese Eigenschaften<br />
zeichnen laut Anbieter die S-Serie seiner höhenverstellbaren<br />
Generation an medizinischen Trägersystemen<br />
aus. Die maximale Gewichtsbelastung<br />
von 22 kg berücksichtigt einen 4- oder<br />
6-fachen Sicherheitsfaktor. Dabei wurde<br />
durch Auswahl einer speziellen Aluminiumlegierung<br />
bei gleichbleibender Gewichtszuladung<br />
das Eigengewicht des<br />
Tragarmes deutlich reduziert. Optimierte<br />
Lagerstellen sorgen für eine<br />
einfachere Verkabelung. Die<br />
Begrenzung des Schwenkbereichs<br />
verbessert die Kippstabilität beispielsweise<br />
bei Anwendungen im Anästhesiebereich und verhindert<br />
eine Kollision etwa mit Glaszylindern. Leichtgängig und ergonomisch<br />
lassen sich die Tragarme auch in einem Bereich von<br />
± 45°, ausgehend von der Horizontalen, in der Höhe verstellen.<br />
Die S-Serie verfügt über eine fünfjährige Garantie und ist mit<br />
den Regularien EN 60601-1, 3rd Edition und CE konform.<br />
Bild: CIM med<br />
CIM med, München<br />
Tel. (089) 9789408-0<br />
Um Daten wie Akkustand,<br />
Ladestrom, Zustandswarnungen<br />
oder verbleibende<br />
Reichweite auf das<br />
Display eines Gerätes<br />
oder auf Handys zu<br />
übertragen, ist eine<br />
Verdrahtung nicht<br />
mehr erforderlich.<br />
Ein Akku mit Extra-<br />
Standard-Steckplatine<br />
für die integrierte<br />
Bluetooth-Datenübertragung<br />
genügt und verursacht laut<br />
Hersteller pro Gerät nur geringe<br />
Zusatzkosten. Auch Steuerung<br />
und Update des Endgerätes<br />
über den Bluetooth-Akku<br />
sind mit dieser Lösung standardisiert<br />
umsetzbar. Laut Anbieter<br />
gehören damit die Entwicklungskosten<br />
der wenigen<br />
erprobten Individuallösungen<br />
der Vergangenheit an. Als Einsatzgebiete<br />
nennt der Hersteller<br />
das Auslesen von Akku-Ser-<br />
Bild: Ansmann<br />
vice-Daten bei elektronisch<br />
angetriebenen Rollstühlen,<br />
Patientenüberwachungsgeräten<br />
oder anderen medizinischen<br />
Akkuanwendungen.<br />
Auch Funktionen wie GPS sowie<br />
die Steuerung über Smart<br />
Phone, Tablet und Computer<br />
sind denkbar.<br />
Ansmann, Assamstad<br />
Tel. (06294) 4204-0<br />
80 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
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01/2017 medizin&tec hn i k 81
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Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
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Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteurin:<br />
Redaktion:<br />
Ständige freie<br />
Mitarbeit:<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Layout:<br />
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Gesamtanzeigenleiter:<br />
Dr. Birgit Oppermann (op),<br />
Phone +49 711 7594–459<br />
Susanne Schwab (su),<br />
Phone +49 711 7594–444<br />
Bettina Gonser (bg),<br />
Sabine Koll (sk)<br />
Daniela Engel,<br />
Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax +49 711 7594–1452<br />
E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
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Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323,<br />
Fax +49 711 7594–1323<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.10.2016<br />
ABONNEMENTS<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850,<br />
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oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Belgien, Frankreich, Italien,<br />
Luxemburg, Switzerland: Großbritannien/Irland:<br />
IFF media ag<br />
Jens Smith Partnership<br />
Frank Stoll<br />
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Technoparkstrasse 3<br />
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Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Schwebekörper-Durchflussmesser<br />
Flussraten in Leitungen präzise messen<br />
Für die präzise Ermittlung<br />
von Volumen-Durchflussraten<br />
strömender Gase<br />
oder Flüssigkeiten in geschlossenen<br />
Rohr- oder<br />
Schlauchleitungen an Laborgeräten<br />
und technischen<br />
Anlagen bieten sich<br />
Schwebekörper-Durchflussmesser<br />
aus Metall,<br />
Acrylglas sowie den harten<br />
Kunststoffen PA 6, PP,<br />
PVDF, PTFE und PVC-U an.<br />
Die Durchflussmesser unterliegen<br />
keinem Verschleiß<br />
und sind praktisch<br />
wartungsfrei. Sie werden standardmäßig<br />
mittels gängiger Rohrverschraubungen in<br />
Rohrleitungen eingebunden. Daneben<br />
Bild: Reichelt<br />
Hochtemperatur-Magnetspann<strong>technik</strong><br />
Spannmittel widersteht nicht nur kurzfristig bis zu 240 °C<br />
Die Hochtemperatur-Magnetspannplatten<br />
des Herstellers, die für Arbeitstemperaturen<br />
von bis zu 240 °C einsetzbar sind,<br />
eignen sich besonders für den Einsatz auf<br />
Spritzgießmaschinen, auf denen Hochleistungskunststoffe<br />
wie Polyetheretherketon<br />
(PEEK), Polyphenylensulfon<br />
(PPSU) oder glasfaserverstärktem Polyphthalamid<br />
(PPA) verarbeitet werden.<br />
Neben den Platten der M-Tecs-Reihe steht<br />
nun auch ein elektromechanischer Keilspanner<br />
mit programmierbarem Antrieb<br />
sowie einem Sicherheits-Transportwagen<br />
zur Verfügung. Die Magnetspannplatten<br />
mit neuer Steuerung können Formen und<br />
Werkzeuge unterschiedlicher Geometrien,<br />
Größen und Gewichte fixieren. Permanentmagneten<br />
sorgen dafür, dass auch<br />
mehrere Tonnen schwere Werkzeughälften<br />
deformationsfrei, positionsgenau, parallel<br />
und zuverlässig gehalten werden.<br />
Dabei dringt das Magnetfeld nur wenige<br />
Millimeter tief in das Werkzeug ein. Gespannt<br />
und gelöst wird durch einen kurzen<br />
Stromimpuls. Die Platten erfüllen die<br />
Normen EN 201 und EN 289 für Spritzgießmaschinen<br />
und Gummipressen. Sicherheitssignale<br />
und Fehlermeldungen<br />
sind am Bedienpanel einsehbar, auf<br />
stehen Durchflussmesser<br />
gleicher Bauart auch mit<br />
Schlauchverschraubungen,<br />
zum Schotteinbau oder<br />
zum Anbau an Geräte als<br />
Kompletteinheit mit Wandplatte<br />
zur Verfügung. Das<br />
gesamte Angebot der Tho-<br />
mafluid-Schwebekörper-<br />
Durchflussmesser mit detaillierten<br />
Modellbeschreibungen<br />
und technischen<br />
Parametern finden Interessenten<br />
im Thomafluid-<br />
Handbuch V auf den Seiten<br />
64 bis 78.<br />
RCT Reichelt Chemie<strong>technik</strong>, Heidelberg<br />
Tel. (06221) 3125-0<br />
Wunsch können sie zudem zeitgleich über<br />
eine RS- oder Profibus-Schnittstelle an<br />
die Steuerung der Spritzgussmaschine<br />
übermittelt werden. Angeboten werden<br />
Modelle mit unterschiedlichen Arbeitstemperaturen.<br />
Die Größe und Geometrie<br />
der Platten lässt sich anpassen. Optional<br />
kann eine Heizung integriert werden. Die<br />
Magnetspannsysteme eignen sich auch<br />
als Nachrüstelement, da sie meist innerhalb<br />
weniger Stunden auf Spritzgussanlagen<br />
montiert werden können.<br />
Hilma-Römheld, Hilchenbach<br />
Tel. (02733) 281-177<br />
Bild: Römheld<br />
82 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017
MEILEN<br />
STEINE<br />
1960<br />
Der erste Laser<br />
In Maimans Konstruk -<br />
tion lenkten Spiegel<br />
das Licht immer wieder<br />
durch einen Rubinkristall.<br />
Das Original<br />
ist mit seinen Laboraufzeichnungen<br />
in<br />
Garching zu sehen<br />
Eigentlich nichts Besonderes<br />
„Ich habe nur Dinge verwendet, die es<br />
bereits gab. Ich verschwendete weder<br />
Zeit noch Geld, um eine spezielle Lampe<br />
zu entwickeln oder eine neue Art<br />
von Kristall. Stattdessen benutzte ich<br />
Rubin, der in der Natur vorkommt und<br />
schon damals in sehr hoher Reinheit<br />
industriell hergestellt werden konnte.<br />
Ich habe die Rubinstäbe für meine Experimente<br />
einfach bestellt und gekauft,<br />
genau wie die Blitzlampe. Der<br />
Rest war reines Handwerk.“<br />
So beschrieb Theodore Maiman, wie er<br />
intensivere Lichtstrahlen erzeugte als<br />
in der Natur vorkommen. Klingt nicht<br />
nach etwas Besonderem. Aber Maiman<br />
war es, der 1960 eine neue Ära<br />
einläutete, als er der Öffentlichkeit<br />
den ersten funktionierenden Laser vorstellte.<br />
Der Siegeszug seiner Erfindung<br />
hält an, in der Forschung, der industriellen<br />
Fertigung ebenso wie in der<br />
Medizin oder der Kunst. Maimans Original<br />
ist derzeit im Foyer des Max-<br />
Planck Instituts für Quantenoptik<br />
(MPQ) in Garching b. München in einer<br />
kleinen Ausstellung zu sehen.<br />
www.mpq.mpg.de<br />
Bild: Thorsten Naeser,<br />
MPQ, Garching<br />
Lee HDI<br />
2/2-Wege<br />
Magnetventile<br />
für Gase oder<br />
Flüssigkeiten<br />
Zum Schluss<br />
Moment mal | Wenn wir in der Redaktion ein Special zum Thema „IT in<br />
der Medizin“ vorbereiten, kreisen die Gedanken um die Schlagworte<br />
Digitalisierung, Big Data, Mobile Health, Social Media. Was ist möglich,<br />
was ist erlaubt, was ist wichtig für Unternehmen – das sind Kriterien,<br />
nach denen wir Beiträge aussuchen. Aber können wir wirklich er -<br />
messen, zu was die Auswertung von Daten führen kann? Zum Jahresende<br />
wurde viel über einen Artikel diskutiert und geschrieben, der in<br />
der Schweiz in „Das Magazin“ erschien. Kernaussage: Es gibt ein Unter -<br />
nehmen in England, das sich rühmt, mit Datenauswertung<br />
und gezielter Ansprache von Einzelpersonen nicht nur<br />
das Brexit-Votum, sondern auch die Wahlen in den USA<br />
beeinflusst zu haben. Ob das nur ein unbeweisbarer<br />
Marketing-Gag ist oder das Unternehmen seine Auftraggeber<br />
tatsächlich digital zum Erfolg brachte,<br />
lässt sich so schnell nicht klären. Die Lektüre stimmt<br />
aber nachdenklich und löst Unbehagen aus. Einmal<br />
mehr gilt: Bedenke, was Du wem glauben möchtest.<br />
Zum Artikel in „Das Magazin“: http://bit.ly/2h4MBHS<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
Chefredakteurin<br />
medizin&<strong>technik</strong><br />
Einbaubeispiel<br />
Typ<br />
„Plug-In”<br />
Ø7,14 mm<br />
LEE Hydraulische<br />
Miniaturkomponenten GmbH<br />
Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />
Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />
E-mail info@lee.de<br />
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01/2017 medizin&<strong>technik</strong> 83<br />
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7.–10. März 2017 in Leipzig<br />
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84 medizin&<strong>technik</strong> 01/2017