medizin&technik 05.2017
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<strong>05.2017</strong><br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
EVK 11,20 €<br />
Ingenieurwissen<br />
für die Medizin<strong>technik</strong><br />
TITELTHEMA<br />
Flexible Elektroden<br />
Von neuartigen Implantaten, die<br />
Medikamente ersetzen könnten<br />
Seite 20<br />
Formgedächtniswerkstoff<br />
Osteosyntheseplatten werden durch<br />
Nitinol-Elemente steifer Seite 32<br />
Auslandsmarkt Japan<br />
Hartnäckigkeit und Geduld zahlt<br />
sich für Importeure aus Seite 82<br />
SPECIAL<br />
Kunststoff<strong>technik</strong>: Spritzguss<strong>technik</strong><br />
und mehr auf der Fakuma Seite 59
2 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Wo sich neue Technologien<br />
bewähren (müssen)<br />
Zahn oder Zeh – wo überall Nerven durch den Körper verlaufen,<br />
wird vor allem dann klar, wenn sie eine schmerzhafte<br />
Botschaft weiterleiten. Dass sie, glücklicherweise meist unauffällig,<br />
jeden Winkel im Körper erreichen, macht sie zu einem interessanten<br />
Ansatzpunkt für neue Therapien. Mit Hilfe feinster<br />
Elektroden lassen sich die Signalwege im Körper immer gezielter<br />
ansprechen. Einen Einblick in diesen „explodierenden Markt“<br />
der Neurostimulation bietet das Titelthema dieser Ausgabe ab<br />
Seite 20. Das Beispiel: Ein Implantat soll künftig den Blutdruck<br />
senken – mit weniger Nebenwirkungen, als man das von Medikamenten<br />
kennt.<br />
Auf dem japanischen Markt hätten solche oder auch andere<br />
Neuerungen vor allem dann eine Chance, wenn Vergleichbares<br />
bereits im Einsatz ist. Lesen Sie ab Seite 82, warum das Land viele<br />
importierte Medizinprodukte braucht und auf welche Hürden<br />
Unternehmen im Zuge des Markteintritts stoßen können.<br />
Je weiter sich neue Technologien in der Produktion verbreiten,<br />
desto mehr Aspekte tauchen auf, mit denen sich bisher kaum<br />
jemand befasst hat. Das trifft auch für den 3D-Druck im<br />
Reinraum zu (Seite 52). Da musste gelegentlich ein Angeldraht<br />
herhalten, um den Prototypen einer Lösung zu entwerfen. Aber<br />
Standards für den Reinraumeinsatz und weitere für die Medizin<strong>technik</strong><br />
relevante Fragen zum 3D-Druck werden schon diskutiert.<br />
Eine spezielle Idee, wie sich neuartige fusselarme OP-Tücher<br />
aus drei Schichten von Polymerfasern herstellen lassen, hatte ein<br />
Unternehmen aus Portugal. Wieso das Ultraschallschweißen dafür<br />
unverzichtbar war, lesen Sie in unserem Sonderteil Verbindungs<strong>technik</strong><br />
auf Seite 42. Weitere Ideen für die Verarbeitung<br />
von Kunststoffen finden Sie in unserem Special (ab Seite 59) –<br />
ein Vorbote der Fachmesse Fakuma im Oktober. Was dort an<br />
neuen Technologien für die Medizin<strong>technik</strong> zu sehen ist, schauen<br />
wir uns an!<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
Mehr zum Titelthema „Flexible Elektronik“<br />
finden Sie im Online-Magazin unter<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/onlineweiterlesen
■ Medizin im Dialog<br />
■ Technik<br />
20<br />
Kinderchirurgie<br />
Adäquate Produkte<br />
müssen finanzierbar sein ...................14<br />
Entwicklung und Komponenten<br />
Simulation: Software ebnet den Weg<br />
zu neuen Blutpumpen ........................26<br />
Arthritis<br />
Polysaccharide aus Braunalgen<br />
als Ansatz für neue Therapie ..............18<br />
14<br />
Body Area Networks: Sicherheit bei<br />
Bluetooth-Datenübertragung .............30<br />
Werkstoffe<br />
Nitinol: Was Formgedächtnismetall<br />
in der Orthopädie leisten kann ...........32<br />
Bild: Uniklinikum Tübingen<br />
Für Kinderchirurg<br />
Prof. Jörg<br />
Fuchs wären<br />
adäquate Medizinprodukte<br />
wünschenswert<br />
Sonderteil<br />
Verbindungs<strong>technik</strong><br />
So lassen sich Härteprozesse den<br />
Anforderungen anpassen ...................34<br />
Textiler Ansatz für den<br />
Ersatz von Bändern ............................36<br />
Montage/Handhabung<br />
Montagesystem: Präzise montieren<br />
im Sekundentakt ...............................48<br />
Biegeschlaffe Intubationsschläuche<br />
automatisiert fertigen ........................50<br />
Special<br />
Kunststoff<strong>technik</strong><br />
Übersicht ...........................................59<br />
Klebstoffe:<br />
Wie unangenehme und schädliche<br />
Geruchsstoffe vermieden werden .......38<br />
Schweißkopf für das Verbinden<br />
schwieriger Werkstoffe ......................40<br />
Ultraschallschweißen verbindet<br />
Schichten neuartiger OP-Tücher ........42<br />
Pressen: Die gleiche Maschine ist<br />
flexibel genug für neue Aufgaben ......44<br />
Hochfrequenzschweißen – damit kein<br />
Tropfen Blut verloren geht .................46<br />
Reinraum<strong>technik</strong><br />
Für 3D-Druck im Reinraum gibt es noch<br />
keine Standards, aber Lösungen .........52<br />
Reinraumsysteme: Neuausrichtung<br />
erleichtert den Überblick ...................55<br />
Reinraum<strong>technik</strong>: Service<br />
für normgerechte Systeme .................56<br />
Silikonverarbeitung:<br />
Mehr Sauberkeit am Schlauch ............58<br />
Messe Fakuma: 3D-Druck, Industrie 4.0<br />
und neue Maschinen ..........................60<br />
Polyman: Ein Spritzgussteil vereint<br />
die guten und schlechten Seiten .........62<br />
Im Werkzeug lackiert – vielleicht<br />
sogar mit antimikrobieller Schicht .....64<br />
Spritzgießwerkzeug: Düsen nach neuem<br />
Konzept senken Energieverbrauch .....66<br />
Mikrospritzguss: Vom 5-Achs-Spritzguss<br />
zur 6-Achs-Hightech-Anlage ..............68<br />
Kunststoffverarbeitung: Wer wachsen<br />
will, muss offen sein für Neues ...........70<br />
59<br />
Spritzguss im Reinraum: Maximale<br />
Integration auf kleiner Fläche ............72<br />
Heißkanal<strong>technik</strong>:<br />
16 Nadeln einzeln steuern .................74<br />
Spritzenherstellung: Werkzeugbauer<br />
und Heißkanalexperte als Team .........76<br />
Bild: IKV<br />
Special<br />
Kunststoff<strong>technik</strong>:<br />
Trends im<br />
Spritzguss,<br />
Fakuma<br />
4 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Bild: Oestergaard/Daimler und Benz Stiftung<br />
Titelthema<br />
Flexible Elektroden<br />
für neue Therapien<br />
Winzige Elektroden – wie hier im Modell<br />
– ermöglichen es, einzelne Nervenfasern<br />
zu stimulieren, im Gehirn oder im peripheren<br />
Nervensystem. Das bietet neue<br />
Ansatzpunkte für Therapien ..............20<br />
Wir sind dabei,<br />
wenn Zuverlässigkeit<br />
an erster Stelle steht.<br />
Unsere innovativen Sensorlösungen<br />
machen medizintechnische Geräte<br />
noch leistungsfähiger und sicherer.<br />
■ Fokus Forschung<br />
Künstliche Muskeln<br />
Was dielektrische Elastomere als Antrieb<br />
für Roboter und Prothesen leisten ......78<br />
Energy Harvesting<br />
Flüssigkeit unter der Sohle macht den<br />
Körper zur Stromquelle ......................80<br />
■ Auslandsmarkt<br />
Japan<br />
Großer Bedarf an Medizinprodukten,<br />
vor allem aus dem Ausland ................82<br />
Marktzugang in Japan<br />
Hartnäckigkeit und Geduld sind<br />
die geforderten Tugenden ..................84<br />
52<br />
■ Recht<br />
MDR<br />
Den neuen Anforderungen mit<br />
Eigeninitiative begegnen ....................86<br />
■ Management<br />
E-Health<br />
Finanzielle Förderung für Unternehmen<br />
auf EU-, Bundes- oder Landesebene ...88<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................03<br />
Visionen ............................................06<br />
Nachrichten .......................................08<br />
Recht .................................................86<br />
Termine .............................................90<br />
Innovationen .....................................91<br />
Firmenscout ......................................94<br />
Impressum .........................................98<br />
Meilensteine ......................................99<br />
Bild: Dreigeist<br />
Zum Titelbild: Mit flexiblen Elektroden wie<br />
hier im Modell können einzelne Nervenstränge<br />
angesprochen werden. Je filigraner<br />
und flexibler, desto gezielter kann der<br />
Strom eingesetzt werden<br />
Für den 3D-Druck im Reinraum ist<br />
heute zum Teil Bastelei gefragt –<br />
Standards sind auf dem Weg<br />
Beilagen:<br />
Beilage in dieser Ausgabe:<br />
Acceed GmbH<br />
Wir bitten um Beachtung<br />
www.first-sensor.com
VISIONEN<br />
SCHÜTZENDES GUMMI<br />
Handschuhe | Heute sind sie aus keiner Arztpraxis, aus keinem Krankenhaus oder gar<br />
Pflegedienst mehr wegzudenken: Nach der Händedesinfektion gehören medizinische<br />
Schutzhandschuhe zu den wichtigsten Maßnahmen, um Infektionen zu verhindern –<br />
sowohl beim Fachpersonal als auch beim Patienten.<br />
Handschuhe retten seit über 100 Jahren in der<br />
Medizin Leben, denn sie verhindern das Übertragen<br />
von Infektionen. Erfunden wurden sie<br />
aus Liebe. So lautet zumindest die Geschichte<br />
um den jungen US-Amerikaner und Chirurgen<br />
William Stuart Halsted (1852 – 1922). Seine<br />
Verlobte, die Opera tionsschwester Caroline<br />
Hampton, litt unter einer Karboldermatitis. Karbolsäure<br />
war jedoch damals das übliche Desinfektionsmittel<br />
für medizinisches Personal.<br />
Halstedt entwickelte 1890 in New York für sie<br />
daher hauchdünne sterilisierbare Gummihandschuhe.<br />
Doch nicht nur die Liebe zeigte den Weg zum<br />
medizinischen Handschuh. In Deutschland<br />
führte etwa zeitgleich der Chirurg Paul Leopold<br />
Friedrich (1864 – 1916) den nahtlosen Gummihandschuh<br />
ein – aufgrund seines Wissens um<br />
die Gefahr der Wundinfektion. Friedrich gilt als<br />
Vordenker der chirurgischen Infektionspräven -<br />
tion und -therapie. Der Erfolg gab den Handschuhträgern<br />
Recht, und der medizinische<br />
Handschuh setzte sich weltweit durch. Heute<br />
geht der globale jährliche Verbrauch an Operationshandschuhen<br />
in die Milliarden.<br />
Anke Biester<br />
Fachjournalistin in Aichstetten<br />
www.krankenhaushygiene.de<br />
www.handschuhliste.de<br />
www.smarterials.berlin<br />
Eine Studie aus dem Jahr 2015 aus den USA zeigte,<br />
dass Pflegekräfte, wenn sie ihre Handschuhe<br />
oder ihren Kittel ausziehen, fast jedes zweite Mal ihre<br />
Haut oder Kleidung kontaminieren. Die Studie<br />
zeigte aber auch, dass sich durch gezielte Schulung<br />
diese Form der Kontaminationen auf 19 % senken<br />
lässt. Der Kniff beim Ausziehen besteht darin, dass<br />
die bloße Haut nicht die potenziell kontaminierte<br />
Außenseite der Handschuhe berührt.<br />
D<br />
as Robert Koch Institut empfiehlt<br />
im OP-Bereich grundsätzlich<br />
den Einsatz latex allergenarmer<br />
OP-Handschuhe – sie sind hinsichtlich<br />
Tragekomfort, Passgenauigkeit,<br />
Griffigkeit und mechanischer Belastbarkeit<br />
unübertroffen. Die Proteine<br />
des Latex können jedoch Allergien<br />
auslösen. Für medizinisches<br />
Personal mit Latex-Allergie gibt es<br />
diverse Alternativen aus synthetischem<br />
Isopren, Chloropren, Nitril-<br />
Kautschuk oder PVC. Seit einem<br />
Jahr ist auch ein Operationshandschuh<br />
aus dem Naturlatex-ähnlichen<br />
Material Polyisopren, das<br />
durch UV-Licht vernetzt wird, auf<br />
dem Markt.<br />
Ärzte, die zum Beispiel bei einem<br />
Kathetereingriff potenziell von<br />
Röntgenstrahlung getroffen werden<br />
können, tragen Röntgenschutz-<br />
Handschuhe, die durch einen gewissen<br />
Bleigehalt Schutz versprechen.<br />
Die Crux: Je höher der Bleigehalt,<br />
desto weniger elastisch ist der<br />
Handschuh.<br />
6 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
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en.<br />
05/2017 medizin&<strong>technik</strong> 7
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Smarte Tools für<br />
effiziente Prognosen<br />
Kooperationsnetzwerk | Partner aus Industrie, Wissenschaft<br />
und Klinik entwickeln gemeinsam computergestützte<br />
Modelle, um biotechnologische Produktionsprozesse<br />
effizienter zu gestalten und optimierte Entscheidungen<br />
in der Medizin zu ermöglichen.<br />
Das Kooperationsnetzwerk Modipro will ungenutzte Potenziale<br />
der Digitalisierung in den Bereichen Biotechnologie und Medizin<br />
erschließen<br />
Bild: Pixabay<br />
Ungenutzte Produktivitätspotenziale in biotechnologischen<br />
Industrieprozessen erschließen und neue Methoden für die<br />
individualisierte Medizin entwickeln: Dieses Ziel verfolgt das<br />
Kooperationsnetzwerk Modipro des Zentralen Innovationsprogramms<br />
Mittelstand (ZIM). Im Netzwerk sollen computergestützte<br />
Modelle entwickelt werden, um in der biotechnologischen<br />
Forschung, Entwicklung und Produktion sowie in der Klinik<br />
gesicherte Vorhersagen zu treffen und die Möglichkeit zu<br />
schaffen, präventiv zu agieren.<br />
Modipro steht für „Modelle für Diagnostik und Prozessoptimierung“.<br />
Das Netzwerk vereint Expertisen aus mittelständischer Industrie,<br />
Akademie und Klinik. Partner aus der Datenerhebung,<br />
Modellierung, Software/Hardware-Entwicklung und Endanwender<br />
arbeiten eng zusammen. Angestrebte Netzwerkprodukte<br />
sind etwa Diagnostik-Tools und digitale Entscheidungshilfen für<br />
Ärzte oder clevere Sensor-Steuer-Module, die industrielle Produktionsprozesse<br />
in Echtzeit optimieren.<br />
Initiiert wurde Modipro von der Industriellen Biotechnologie<br />
Bayern (IBB) Netzwerk GmbH. Geschäftsführer Prof. Haralabos<br />
Zorbas betont den Mehrwert: „Kooperationsnetzwerke sind ein<br />
fruchtbarer Boden, um innovative Ideen effizienter und wirtschaftlicher<br />
in F&E-Projekten umzusetzen und marktreife Produkte<br />
und Verfahren zu realisieren.“ Neben der Organisation von<br />
regelmäßigen Netzwerktreffen unterstützt IBB Netzwerk die<br />
Partner bei der Suche nach weiteren Projektpartnern sowie beim<br />
Anstoßen und Ausarbeiten von F&E-Anträgen. Darüber hinaus<br />
soll der Kontakt zu potenziellen Anwendern und Kunden, wie etwa<br />
zu Großindustrie und Kliniken, weiter gestärkt werden.<br />
Modipro wird im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms<br />
Mittelstand vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />
gefördert. Die Fördersumme beträgt rund 140 000 Euro für das<br />
erste Jahr und deckt 90 % der Gesamtkosten.<br />
www.ibbnetzwerk-gmbh.com<br />
Online weiterlesen<br />
Da steckt noch viel mehr drin<br />
Neues aus dem<br />
Online-Magazin<br />
In unserer aktuellen Titelgeschichte berichten wir über die<br />
Möglichkeiten der Flexiblen Elektronik für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Ein spannendes Thema. Aber manchmal reichen die vorgesehenen<br />
Seiten im Heft nicht aus, um alle Aspekte aufzuzeigen,<br />
die wir im Laufe unserer Recherchen gesammelt haben. Doch<br />
wir wollen Ihnen diese spannenden und oft viel detaillierteren<br />
Informationen natürlich nicht vorenthalten.<br />
Deshalb bieten wir exklusiv in unserem Online-Magazin ergänzende<br />
Artikel zum Titelthema der gedruckten Ausgabe.<br />
Auf unserer Seite „Online weiterlesen“ finden Sie alle in diesem<br />
Jahr erschienenen Titelthemen mit weiteren Interviews<br />
und Fachberichten in übersichtlicher Form. Einfach mal reinklicken:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/onlineweiterlesen<br />
Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter auf:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
Via Twitter: @med_redaktion<br />
Materialprüfung<br />
Trends der Qualitätssicherung auf der<br />
26. Fachmesse Testxpo<br />
Vom 16. bis 19. Oktober findet bei Zwick Roell in Ulm die<br />
26. Testxpo statt. Auf der Fachmesse für Prüf<strong>technik</strong> präsentiert<br />
die Zwick-Roell-Gruppe gemeinsam mit 25 Mitausstellern<br />
auf 2500 m2 Ausstellungsfläche die neuesten<br />
Trends und Lösungen für die Qualitätssicherung und Materialprüfung.<br />
Die gezeigten Produkte umfassen statische<br />
Prüfmaschinen, Ermüdungsprüfsysteme, Härteprüfmaschinen<br />
und Pendelschlagwerke bis hin zu Fließprüfgeräten.<br />
In speziellen Bereichen kann man sich auch über die<br />
Möglichkeiten bei der Längenänderungsmessung und<br />
Prüfsoftware informieren.<br />
Die Testxpo ist in verschiedene Branchenzentren aufgeteilt.<br />
In einem speziellen Technologie-Zentrum beantworten<br />
Experten Fragen zum Thema Prüfsoftware, Längenänderungs-<br />
und Kraftmessung sowie Probenhalter- und Prüfwerkzeuge.<br />
Die Teilnahme an der Veranstaltung inklusive<br />
Vorträge ist kostenlos. Die Ulmer Zwick-Roell-Gruppe produziert<br />
Maschinen für die Werkstoffprüfung.<br />
www.testxpo.de<br />
8 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
05/2017 medizin&tec hn i k 9
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
In Kürze<br />
Führungswechsel bei Spectaris<br />
Nach zehn erfolgreichen Jahren verlässt<br />
Spectaris-Geschäftsführer Tobias<br />
Weiler (54) den Branchenverband,<br />
um sich neuen beruflichen Herausforderungen<br />
zu stellen. Zu seinem Nachfolger<br />
wurde Jörg Mayer ernannt. Er<br />
soll künftig den Dialog mit der Politik<br />
vertiefen, neue Allianzen schmieden<br />
und den Verband für dynamische<br />
Mittelständler noch attraktiver machen,<br />
heißt es.<br />
EU-Investitionsoffensive<br />
Patienten, die an der aggressivsten<br />
Form von Hirntumoren erkrankt sind,<br />
bekommen dank einer Finanzierung<br />
durch die Europäische Investitionsbank<br />
(EIB) bald leichteren Zugang zu<br />
einer neuen Behandlungsform. Die<br />
EIB und das Berliner Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />
Magforce AG haben eine<br />
Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet,<br />
die es dem Unternehmen<br />
ermöglicht, in den kommenden drei<br />
Jahren bis zu 35 Mio. Euro zu leihen.<br />
Messe Cleanzone<br />
Top-Thema: Mit dem<br />
Reinraum ins Weltall<br />
Wie Reinräume für Anforderungen durch<br />
die moderne Optik gestaltet werden müssen,<br />
zeigen die Hersteller am 17. und 18.<br />
Oktober auf der Reinraummesse Cleanzone<br />
in Frankfurt am Main. Top-Themen<br />
sind neben der Bedeutung der Reinraumtechnologie<br />
für die Weltraumforschung<br />
die Digitalisierung in der Reinraumproduktion<br />
und „GMP – Herausforderung für<br />
die Life-Sciences“. Unter den Oberbegriff<br />
der Digitalisierung fallen der Einsatz von<br />
Roboter<strong>technik</strong>, die Automatisierung und<br />
das digitale Monitoring. Wer in den Life-<br />
Sciences produziert, muss den Herstellungsprozess<br />
an den GMP-Richtlinien orientieren.<br />
Hier zeigt die Cleanzone Best-<br />
Practice-Beispiele und stellt Lösungen für<br />
neue Anforderungen vor.<br />
Mit ihrem interdisziplinären Ansatz richtet<br />
sich die Fachmesse an alle Industrien,<br />
die im Reinraum produzieren, und fokussiert<br />
gleichermaßen auf die Life-Sciences<br />
wie die Mikrotechnologie. Durch die fortschreitende<br />
Digitalisierung und die damit<br />
einhergehende Steigerung der Komplexität<br />
und Sensibilität der Produkte gewinnt<br />
die Reinraum<strong>technik</strong> kontinuierlich an<br />
Bedeutung. Das Angebot der Cleanzone<br />
spiegelt die gesamte Wertschöpfungskette<br />
wider und reicht von Design, Bau und Planung<br />
über die Qualifizierung bis zum laufenden<br />
Betrieb sowie dem Monitoring.<br />
www.cleanzone.messefrankfurt.com<br />
Bild: Messe Frankfurt Exhibition/Sandra Gätke<br />
Erweiterte Geschäftsführung<br />
Jürgen Mader und Alexander März<br />
wurden zu weiteren Geschäftsführern<br />
der Spang & Brands GmbH,<br />
Friedrichdorf, bestellt. Mader, seit<br />
1980 im Unternehmen, war zuletzt in<br />
leitender Funktion als Entwicklungsund<br />
Produktionsleiter tätig. März<br />
kam 2014 zu Spang & Brands und leitete<br />
den Werkzeugbau. Beide Geschäftsführer<br />
verantworten künftig<br />
die Technik von Spang & Brands.<br />
EU-Regulierungen<br />
Mit der neuen Austausch-Plattform<br />
SIT (Swiss Implementation Task Force)<br />
des Schweizer Branchenverbands<br />
Swiss Medtech sollen sich Unternehmen<br />
künftig für die Umsetzung der<br />
beiden EU-Regulierungen für Medizinprodukte<br />
(MDR) und In-vitro-Dia -<br />
gnostika (IVDR) fit machen können.<br />
Ziel ist es, dass sich die Unternehmen<br />
gegenseitig bei der fristgerechten Erfüllung<br />
der Anforderungen unterstützen.<br />
Das Angebot umfasst Konferenzen,<br />
Informationsservices und ab Oktober<br />
auch Diskussionsforen.<br />
Katheterproduktion<br />
Freudenberg investiert 9 Millionen Euro<br />
in irischen Standort<br />
Bild: Freudenberg<br />
Freudenberg Medical erweitert die Katheter-Produktion<br />
von Vistamed in Carrickon-Shannon,<br />
Irland. Das Freudenberg-Beteiligungsunternehmen<br />
ist ein Anbieter<br />
von Katheter-Entwicklungen und Montage-Services,<br />
komplexen Extrusion- und<br />
minimal-invasiven Geräten. Die Investi -<br />
tionssumme liegt bei rund 9 Mio. Euro.<br />
Die bestehende Anlage wird um 45 000<br />
m 2 erweitert. Dazu gehören vier neue<br />
ISO-Klasse-7-Reinräume für die Auftragsfertigung<br />
von minimal-invasiven Geräten.<br />
Erst im Oktober 2016<br />
wurde in Carrick-on-<br />
Shannon für 10 Mio.<br />
Euro ein modernes Forschungs-<br />
und Entwicklungszentrum<br />
für Katheter-Technologie<br />
gebaut<br />
und damit rund 200<br />
neue Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Das Technologieunternehmen<br />
Freudenberg<br />
mit Sitz in Weinheim<br />
baut sein Engagement<br />
innerhalb der Medizin<strong>technik</strong> kontinuierlich<br />
aus. Die Geschäftsgruppe Freudenberg<br />
Medical ist ein Hersteller von<br />
Komponenten für medizintechnische Geräte,<br />
Kathetersystemen für minimal-invasive<br />
Eingriffe und Komplettlösungen für<br />
die Biotechnologie, Gesundheits- und<br />
Pharmaindustrie. Im Geschäftsjahr 2016<br />
erwirtschaftete Freudenberg Medical<br />
rund 168 Mio. Euro Umsatz.<br />
www.freudenberg.com<br />
10 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Kunststoffverarbeitung<br />
Ehemaliger Aesculap-Chef Knaebel<br />
übernimmt Vorstandsvorsitz bei Röchling<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel wird Vorstandschef<br />
beim Kunststoffspezialisten<br />
Röchling in Mannheim. Der 48-Jährige<br />
tritt am 1. Oktober in den Vorstand der<br />
Röchling-Gruppe ein und wird künftig als<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
den Unternehmensbereich Medizin verantworten.<br />
Zum 1. Januar 2018 übernimmt<br />
er dann den Vorstandsvorsitz von<br />
Ludger Bartels (64), der zum Jahreswechsel<br />
in den Ruhestand geht. Der promovierte<br />
Mediziner Knaebel war in den vergangenen<br />
acht Jahren Vorstandsvorsitzender<br />
der Tuttlinger Aesculap AG und vertrat<br />
die Sparte Aesculap im Vorstand des Medizin<strong>technik</strong>herstellers<br />
B. Braun Melsungen<br />
AG. Röchling freue sich, mit Knaebel<br />
einen erfahrenen, innovativen Unternehmenslenker<br />
sowie ausgewiesenen „Medizin<strong>technik</strong>er“<br />
gewonnen zu haben, da für<br />
Röchling die Medizin<strong>technik</strong> wichtigstes<br />
strategisches Wachstumssegment sei, sagt<br />
Johannes Freiherr von Salmuth, Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrates der Röchling-<br />
Gruppe. Neben Knaebel werden wie bisher<br />
Erwin Doll (Unternehmensbereich<br />
Automobil), Franz Lübbers (Industrie)<br />
und Steffen Rowold (Finanzen) sowie bis<br />
zum Jahreswechsel Ludger Bartels dem<br />
Röchling-Vorstand angehören.<br />
www.roechling.com<br />
Bild: Röchling<br />
Qualitäts-Zulieferer<br />
für Implantate<br />
Spezialist für<br />
Wolfram + Titan<br />
Zertifizierter Experte<br />
für OP-Technik<br />
Delegationsreise<br />
Clusterinitiativen sammeln neue Kontakte<br />
im Mittleren Westen<br />
Hochpräzise Drehund<br />
Frästeile<br />
Bild: MedicalMountains<br />
Personalisierte Gesundheitsversorgung,<br />
Digitalisierung und internationale Zusammenarbeit:<br />
Dies waren die Schwerpunkte<br />
einer einwöchigen Delegationsreise<br />
in die USA, bei der die Clusterinitiativen<br />
Medical Mountains, Tuttlingen, Medical<br />
Valley Nürnberg und das Landeszentrum<br />
Gesundheit Nordrhein-Westfalen<br />
die deutsche Medizin<strong>technik</strong> repräsentierten.<br />
Im Rahmen der Transatlantic<br />
Cluster Roadshow konnten sie im Mittleren<br />
Westen bestehende Kontakte vertiefen<br />
und neue Verbindungen knüpfen. Ein<br />
„Heimspiel“ erwartete die Tuttlinger Abordnung<br />
in Minneapolis. Die dortige Clusterorganisation<br />
Greater MSP bringt ihre<br />
Kompetenzen auf dem Feld der Additiven<br />
Fertigung in das Projekt „Mind – Medical<br />
Technology International and Digital“<br />
ein. In Nashville, Tennessee, interessierte<br />
die Abordnung vor allem das Center für<br />
medizinische Interoperabilität. Als letzter<br />
Ort wurde Fort Wayne, Indiana, angesteuert,<br />
das „Weltzentrum der Orthopädie“.<br />
Im Testlabor des Parkview Mirro<br />
Research Center können<br />
neue Behandlungsmethoden<br />
in einer voll ausgestatteten Klinikumgebung<br />
erprobt werden.<br />
Die Reise wurde unter Federführung<br />
der Deutsch-Amerikanischen<br />
Handelskammer im<br />
Mittleren Westen und im Rahmen<br />
der Transatlantic Cluster<br />
Initiative organisiert.<br />
www.medicalmountains.de<br />
Höchste<br />
Präzision<br />
für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Hofmann liefert exzellente<br />
Qualität, modernste CNC-Technik<br />
und Know How für hervorragende<br />
Produkte in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />
(Zertifiziert nach<br />
DIN ISO 9001, DIN ISO 13485)<br />
Hofmann GmbH<br />
Haidhof/Gewerbegebiet 1<br />
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Tel.: +49 (0) 91 97 / 62 660 - 0<br />
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info@hofmann-cnc.com<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 11
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Die ganze Welt<br />
der Automatisierung<br />
Motek und Bondexpo | Automatisierung und Klebtechnologie<br />
im Doppelpack: Die Fachmessen Motek und<br />
Bondexpo finden wieder parallel in Stuttgart statt.<br />
Produktions- und Montageautomatisierung, Zuführ<strong>technik</strong><br />
und Materialfluss, Rationalisierung durch Handhabungs<strong>technik</strong><br />
und Industrial Handling: Das sind die Themen auf der<br />
Motek. Die internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung<br />
findet vom 9. bis 12. Oktober in Stuttgart<br />
statt, parallel zur Bondexpo, der internationalen Fachmesse für<br />
Klebtechnologie.<br />
Die Motek bildet die ganze Welt der Automation ab. Konstrukteure<br />
und Anwender bekommen bereichsübergreifende Lösungsansätze<br />
vermittelt, angefangen von Detaillösungen bis hin<br />
zu schlüsselfertigen Systemlösungen. Der Branchentreff findet<br />
mehr und mehr auch das Interesse von Anbietern wie Anwendern<br />
aus Bereichen wie der Blech-, Kunststoff- und Holzbearbeitung,<br />
der Prüf- und Test<strong>technik</strong>, der Verpackungs- und Kommissionier-Technik<br />
sowie der Intralogistik und dem Distributionswesen.<br />
Mit den sich überschneidenden Prozessen, einem steigenden<br />
Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad sowie dem Leistungsvermögen<br />
moderner, universell einsetzbarer Handhabungs-<br />
und Robotersysteme ergeben sich für diese neue Betätigungsfelder.<br />
Der Branchen-Treff Motek präsentiert aktuelle Trends der Montageund<br />
Handhabungs<strong>technik</strong><br />
Komplettiert wird das Angebot der Motek durch die begleitenden<br />
Sonderschau- und Forums-Veranstaltungen wie die „Arena<br />
of Integration“, ausgerichtet vom Landesnetzwerk Mechatronik<br />
Baden-Württemberg, oder das Aussteller-Forum des Messeveranstalters<br />
P.E. Schall GmbH & Co. KG, Frickenhausen.<br />
Die Bondexpo bietet Detail- und Systemlösungen für die Herausforderungen<br />
im Bereich des Fügens und Verbindens an. Mit zunehmendem<br />
Einsatz von Hybrid-Materialien, Faserverbundwerkstoffen<br />
und Composites eröffnen sich für die präsentierten<br />
Kleb-, Dicht-, Dämm-, Schäum- und Vergießtechnologien weitere<br />
Anwendungsmöglichkeiten. Die Applikation von Klebstoffen<br />
soll nicht nur sparsam und funktionsgerecht, sondern auch sauber,<br />
emissions- und rückstandsfrei vonstatten gehen. Dafür eignen<br />
sich mehrachsige Handhabungssysteme und Industrieroboter,<br />
wie Motek und Bondexpo demonstrieren.<br />
www.motek-messe.de<br />
Bild: P. E. Schall<br />
Forschungsallianz<br />
Deutsch-malaysisches Engineering-Labor<br />
vernetzt Forschung und Industrie<br />
Auftragsforschung<br />
Gilde Healthcare investiert<br />
in Mercachem-Syncom<br />
Das Fraunhofer-Institut für Entwurfs<strong>technik</strong><br />
Mechatronik (IEM) in Paderborn und<br />
die malaysischen Universitäten Teknologi<br />
Mara (UiTM) und Tun Hussein Onn Malaysia<br />
(UTHM) eröffnen einen Forschungsstandort<br />
in Kuala Lumpur. Zentraler<br />
Bestandteil der „Research Alliance<br />
for Intelligent Systems in Medical Technology<br />
in Malaysia” (Raise-Med) ist ein Innovationslabor.<br />
Es entsteht nahe Kuala<br />
Lumpur an der UiTM, der größten Universität<br />
des Landes. Ziel ist eine Forschungspräsenz<br />
im Bereich intelligenter Systeme<br />
für die Medizin<strong>technik</strong>. Das Labor soll<br />
Studenten, Forschern und Industrie<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Die Forschungsallianz wird in<br />
Deutschland und Südostasien<br />
Workshops und Veranstaltungen<br />
organisieren, um den Austausch<br />
zu fördern und ein<br />
Netzwerk aufzubauen und kooperiert<br />
dazu mit dem Technologienetzwerk<br />
Intelligente<br />
Technische Systeme Ost-Westfalen-Lippe<br />
(it’s OWL).<br />
Bild: Fraunhofer IEM<br />
www.iem.fraunhofer.de<br />
Der niederländische Investor Gilde Healthcare<br />
Partners B.V. mit Sitz in Utrecht<br />
hat zusammen mit dem niederländischen<br />
Rentendienstleister PGGM in die europäischen<br />
Auftragsforschungsunternehmen<br />
Mercachem B.V., Nijmegen, und Syncom<br />
B.V., Groningen, investiert. Die entstehende<br />
Mercachem-Syncom-Gruppe, mit Niederlassungen<br />
in Nijmegen und Groningen<br />
sowie Prag, wird zur Contract Research<br />
Organization (CRO) für innovative chemische<br />
Wirkstoffentwicklung. Der Zusammenschluss<br />
soll es Mercachem-Syncom<br />
ermöglichen, ihre integrierten<br />
Dienstleistungen für die Wirkstoffentwicklung<br />
auf eine breitere Basis zu stellen<br />
und in hochwertige Anlagen zu investieren,<br />
um so die Nachfrage nach Outsourcing-Lösungen<br />
besser decken zu können.<br />
www.mercachem.com, www.syncom.nl<br />
12 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Geschäftsergebnis 2016<br />
PFM Medical verfehlt<br />
Wachstumsziele<br />
Bauteilreinigung<br />
Parts2Clean: Stand der<br />
Technik und neue Trends<br />
Die PFM Medical AG erwirtschaftete im<br />
Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von<br />
100,9 Mio. Euro und verzeichnete damit<br />
einen Rückgang von 1,2 % gegenüber<br />
dem Vorjahr. Mit 1,5 Mio. Euro war der<br />
Gewinn vor Zinsen und Steuern ebenfalls<br />
geringer als 2015 (4,1 Mio. Euro). Gewinnschmälernd<br />
wirkten sich Investitionen,<br />
Sonder- und Währungseffekte aus.<br />
Mit neuen Produkten und erweiterten<br />
Dienstleistungen ergänzte der Kölner Anbieter<br />
für spezielle Healthcare-Lösungen<br />
sein Angebot. Zuwächse wurden im Bereich<br />
Histotechnologie mit konzerneigenen<br />
Laborgeräten erzielt. Im Bereich Chirurgie<br />
wuchs der Umsatz bei Netzimplantaten<br />
um 9 %. Die gute Umsatzentwicklung<br />
im ersten Halbjahr 2017 bestätige,<br />
dass man auf dem richtigen Weg sei.<br />
www.pfmmedical.com<br />
Lösungen zur effizienten und prozesssicheren<br />
Reinigung von Bauteilen präsentiert<br />
die Parts2Clean vom 24. bis 26. Oktober<br />
auf dem Stuttgarter Messegelände.<br />
Das Ausstellungsspektrum umfasst Anlagen,<br />
Verfahren und Prozessmedien sowie<br />
deren Aufbereitung für das Entfetten, Reinigen<br />
und Vorbehandeln von Bauteilen,<br />
Handling und Prozessautomatisierung,<br />
Warenkörbe und Werkstückträger, Sauber-<br />
und Reinraum<strong>technik</strong>, Qualitätssicherung,<br />
Prüfmethoden und Analyseverfahren,<br />
Korrosionsschutz, Konservierung<br />
und Verpackung sowie Lohnreinigung.<br />
Darüber hinaus sind Sonderformate zu<br />
Themen wie Entgraten, Reinigen in der<br />
Elektronikfertigung oder Behälter- und<br />
Werkstückträgerreinigung geplant.<br />
Neben dem aktuellen Stand der Technik<br />
geht es um die Anforderungen und Lösungen,<br />
die sich durch Trends wie die Elektromobilität<br />
ergeben. Geführte Touren informieren<br />
über Themen in der Bauteilund<br />
Oberflächenreinigung. Im Fokus des<br />
Fachforums stehen Wege zur Prozess- und<br />
Kostenoptimierung sowie Qualitätssicherung.<br />
Berichte zu Best- Practice-Anwendungen<br />
sowie Trends und Innovationen<br />
runden das Programm ab. Veranstalter ist<br />
die Deutsche Messe AG, Hannover.<br />
www.parts2clean.de<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 13
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
ADÄQUATE PRODUKTE<br />
MÜSSEN FINANZIERBAR WERDEN<br />
Kinderchirurgie | Wenn Kleinkinder, Neugeborene oder Frühchen behandelt werden<br />
sollen, sind die vorhandenen Instrumente und Geräte oft inadäquat. Für Kinderchirurgen<br />
wie Prof. Jörg Fuchs heißt das heute: improvisieren. Eine Verbesserung wäre durch<br />
neue Wege in der Entwicklung und Finanzierung denkbar.<br />
■ Herr Professor Fuchs, welche<br />
Prof. Jörg Fuchs ist Ärztlicher Direktor<br />
der Abteilung für Kinderchirurgie und<br />
Kinderurologie der Klinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin des Universitätsklinikums<br />
Tübingen und Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Chirurgie (DGCh)<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Mangel an geeigneten Geräten und<br />
Instrumenten für die Kinderchirurgie<br />
■ Improvisation während der OP<br />
■ Entwicklungsaufwand<br />
■ Verbesserung der finanziellen Situation<br />
Bild: Uniklinikum Tübingen<br />
Herausforderungen bringt ein Eingriff<br />
bei einem Kind mit sich?<br />
Für Kinder ab einem Alter von etwa<br />
sechs Jahren ist die Situation gut, und<br />
wir haben die Geräte und Produkte, die<br />
wir für die Behandlung brauchen. Die<br />
besonderen Herausforderungen ergeben<br />
sich dadurch, dass wir immer kleinere<br />
Patienten behandeln. Während vor<br />
zehn Jahren ein Kind mit 1000 Gramm<br />
schon als sehr klein galt, operieren wir<br />
heute auch Frühgeborene mit einem<br />
Gewicht von 450 Gramm.<br />
■ Welche konkreten Probleme entstehen<br />
bei so kleinen Patienten?<br />
Für einen Eingriff, wo zum Beispiel eine<br />
entzündliche Erkrankung am Darm,<br />
eine so genannte nekrotisierende Enterokolitis,<br />
operiert werden muss, brauchen<br />
wir viel weichere Materialien für<br />
die Drainage oder Magensonde, als sie<br />
uns bisher zur Verfügung stehen – die<br />
Darmwand in dieser Altersgruppe ist<br />
empfindlich wie Pergament. Gleiches<br />
gilt für Bauchwanddefekte, für die wir<br />
die klassischen, relativ steifen Folien,<br />
die für reife Neugeborene entwickelt<br />
wurden, nicht verwenden können.<br />
Und manche Instrumente für die<br />
endo skopischen Naht<strong>technik</strong>en oder<br />
für endoskopische Interventionen im<br />
Magen-Darm-Trakt oder in der Luftröhre<br />
sind schlicht zu groß, oder geeignete<br />
Arbeitskanäle sind nicht vorhanden.<br />
■ Was ist der Grund für den Mangel an<br />
geeigneten Produkten?<br />
Es gibt mehrere Aspekte, die zu der beschriebenen<br />
Situation beitragen. Zum<br />
einen sind die Fallzahlen bei Kindern<br />
vergleichsweise gering – wenn ein Unternehmen<br />
ein Produkt entwickelt, gibt<br />
es dafür demzufolge nur einen kleinen<br />
Markt. Der Entwicklungsaufwand für<br />
die Produkte ist aber mindestens genauso<br />
hoch wie für solche, die in großen<br />
Stückzahlen gebraucht werden.<br />
Entsprechend teuer sind Spezialgeräte<br />
oder Instrumente, wenn sie überhaupt<br />
angeboten werden. Des Weiteren<br />
kommt hinzu, dass die Fallpauschalen<br />
für Kinder bei nahezu allen angeborenen<br />
Fehlbildungen den reellen finanziellen<br />
Aufwand nicht decken und es<br />
sich die Krankenhäuser nicht leisten<br />
können, ausgerechnet hier sehr teure<br />
Einmalprodukte oder Spezialinstrumente<br />
einzusetzen. Fünf-Millimeter-<br />
Spezialklammernahtapperate, die nahezu<br />
ein Drittel der Fallpauschale verschlingen,<br />
sind keine Lösung. Spezielle<br />
Geräte wie ein Säuglingsendoskop zur<br />
ERCP gibt es daher in einer Region vielleicht<br />
nur einmal, und es wird nicht selten<br />
von Klinik zu Klinik ausgeliehen.<br />
Medizin, Industrie und<br />
Politik müssen gemeinsam<br />
eine Lösung suchen<br />
■ Wie häufig kommt es in Ihrer Tätigkeit<br />
vor, dass Sie sich andere Instrumente<br />
oder Geräte wünschen?<br />
Für mich persönlich kann ich sagen,<br />
dass das zwei bis drei Mal pro Woche<br />
vorkommt. In Hochleistungszentren<br />
dürfte das für etwa 15 bis 20 Prozent<br />
der behandelten Fälle zutreffen.<br />
■ Wie gehen Sie dann vor?<br />
Letzten Endes muss man improvisieren.<br />
Wenn mein gesamter Operationsbereich<br />
im Brustraum bei einer minimalinvasiven<br />
Operation nur drei mal drei<br />
mal drei Zentimeter groß ist, ist es an-<br />
14 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
spruchsvoll, mit einem Drei-Millimeter-<br />
Nadelhalter eine Bronchusnaht herzustellen.<br />
Die dazu verwendete kleine Nadel<br />
kann sich auch drehen, weil man sie<br />
mit dem Halter nicht fest genug halten<br />
kann. Dann muss man korrigieren, das<br />
kostet Zeit im OP, und es besteht das Risiko<br />
von Nahtinsuffizienzen. Eine echte<br />
Alternative wäre hier eben ein Fünf-Millimeter-Stapler.<br />
Letztlich ist es der Erfahrung<br />
des Arztes überlassen, was er<br />
für machbar und vertretbar hält.<br />
■ Was würden Sie gern anders machen?<br />
Es wäre eine bedeutende Verbesserung,<br />
wenn wir Produkte zur Verfügung hätten,<br />
die in ihren Dimensionen und Eigenschaften<br />
an die sehr kleinen Patienten<br />
angepasst wären – also kleinere Retraktoren,<br />
halbautomatische Nahtgeräte<br />
auf Drei-Millimeter-Basis, kleinere<br />
Sealing Devices für das Veröden von Gefäßen.<br />
Damit könnten wir bessere und<br />
verlässlichere Ergebnisse erzielen, und<br />
die OP-Dauer würde sogar sinken.<br />
■ Welche Produkte würden Sie sich<br />
wünschen, die es bisher nicht gibt?<br />
Im Augenblick geht es uns nicht darum,<br />
Spezialgeräte zu bekommen, sondern<br />
vor allem die alltäglich eingesetzten<br />
Produkte in angepasster Form zu haben<br />
– sichere Geräte, die immer verfügbar<br />
sind und mit denen wir die Operationen<br />
und Diagnostik in möglichst kurzer<br />
Zeit durchführen können.<br />
■ Was könnte die Situation in technischer<br />
Sicht verbessern?<br />
Global gesehen bin ich der Meinung,<br />
dass eine viel engere wissenschaftliche<br />
Kooperation zwischen Kliniken und Industrie<br />
auf dem Sektor der Produktentwicklung<br />
wünschenswert wäre. Allerdings<br />
haben wir es in der Kinderchirurgie<br />
oft mit kleinen Abteilungen zu tun.<br />
Nicht selten sind nur fünf oder zehn<br />
Ärzte angestellt, und kaum einer von<br />
ihnen kann längerfristig für ein Forschungsprojekt<br />
freigestellt werden, um<br />
sich diesen wichtigen Fragestellungen<br />
zu widmen. Eine industriefinanzierte<br />
Stelle zu schaffen, scheitert wiederum<br />
daran, dass die Compliance-Regelungen<br />
einzuhalten sind. Es ist sehr bedauerlich,<br />
dass wegen der wenigen „schwarzen<br />
Schafe“, die es zugegebenermaßen<br />
gegeben hat, Anti-Korruptionsvorgaben<br />
gelten, die diese wünschenswerten Entwicklungen<br />
erschweren.<br />
■ Welche Lösungsansätze gibt es?<br />
Bisher leider keine. Zwar kooperieren<br />
einige Unternehmen mit Kliniken, um<br />
bestehende Geräte zu verbessern. Allerdings<br />
verlaufen die Arbeiten selbst bei<br />
engagierten Unternehmen nicht auf einem<br />
Niveau, das in ein oder zwei Jahren<br />
zu einem marktfähigen Produkt<br />
führen würde. Wenn sich die Medizin<br />
an die Industrie wendet, ist die Resonanz<br />
gering, denn teilweise rechnen<br />
sich die Entwicklungskosten nicht einmal<br />
dann, wenn man die weltweiten<br />
Einsatzfälle zusammenrechnet. Einige<br />
teure Geräte haben wir nur dank der<br />
Unterstützung von verschiedenen Elternvereinen<br />
und -initiativen erhalten.<br />
In den USA ist es heute schon üblich,<br />
dass solche Anschaffungen von Spendern<br />
und Sponsoren abhängig sind.<br />
Das würde ich mir für Deutschland<br />
nicht wünschen. Allerdings sind dazu<br />
auch grundsätzliche strukturelle Ver -<br />
änderungen im Vergütungssystem<br />
von kranken Kindern notwendig. Das<br />
DRG-System ist hier nicht der richtige<br />
Weg.<br />
■ Was könnte die Industrie zu weiteren<br />
Aktivitäten motivieren?<br />
Meiner Meinung nach sollte man Wege<br />
dahin finden, dass solche Entwicklungen<br />
für die Industrie finanziell interessanter<br />
werden. Eine Verbesserung der<br />
Problematik ist wohl nur zu erreichen,<br />
wenn Mediziner, Gesundheitspolitiker<br />
und Industrievertreter an einen Tisch<br />
kommen und nachhaltige Lösungskonzepte<br />
erarbeiten, um Produkte für spezielle<br />
Anwendungen wie in der Kinderchirurgie<br />
einsetzen zu können. Vielleicht<br />
ist das nur durch eine Querfinanzierung,<br />
spezielle Sonderentgelte und<br />
verbesserte Fallpauschalen möglich.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 15
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16 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
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05/2017 medizin&tec hn i k 17
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
Nano-Mais als<br />
Wirkstoff-Taxi<br />
Inhalationstherapie | Saarbrücker Forscher entwickeln<br />
einen maisförmigen Arzneimittel-Transporter zum Inhalieren.<br />
Er kann einen Wirkstoff direkt in die Lunge<br />
schleusen.<br />
Mit ihrer noppigen Struktur sehen die zylinderförmigen Wirkstoff-Transporter<br />
aus wie Mais. Die Rasterelektronenmikroskop-<br />
Aufnahme wurde entsprechend eingefärbt<br />
Es sieht aus wie ein Maiskolben, ist winzig wie ein Bakterium<br />
und kann einen Wirkstoff direkt in die Lungenzellen liefern:<br />
Pharmazeuten der Universität des Saarlandes haben ein zylinderförmiges<br />
Vehikel für Arzneistoffe zum Inhalieren entwickelt.<br />
Professor Marc Schneider und sein Team machen sich dabei die<br />
körpereigene Abwehr zunutze. Makrophagen, die Fresszellen<br />
des Immunsystems, fressen den gesundheitlich unbedenklichen<br />
„Nano-Mais“ und setzen den darin enthaltenen Wirkstoff frei.<br />
„Stäbchenförmige Partikel sind lungengängig, werden also in die<br />
Lunge aufgenommen“, erklärt Schneider. Außerdem bieten sie<br />
ein großes Volumen für die zu transportierende Ladung. Die Zylinder<br />
mit maisartiger Struktur sind 10 000 nm mal 3000 nm<br />
klein, etwa so groß wie ein Bakterium. Damit stehen sie auch auf<br />
dem Speisezettel der Fresszellen. Von seiner Größe her ist der<br />
Nano-Mais so bemessen, dass er beim Inhalieren im tiefen Lungengewebe<br />
landet und nur von Immunzellen, vor allem Makrophagen,<br />
aufgenommen wird. Durch den Verdauungsprozess setzen<br />
diese den transportierten Wirkstoff frei. Er besteht aus genetischem<br />
Material, das die Funktion der Makrophagen beeinflusst.<br />
Die in dieser so genannten Plasmid-DNA enthaltenen Befehle<br />
programmieren die Immunzellen so um, dass sie einen erwünschten<br />
Therapieeffekt auslösen und zur Heilung beitragen<br />
können. Der Nano-Mais sorgt dafür, dass diese Ladung zielgenau<br />
im richtigen Zelltyp abgeliefert wird.<br />
Das Material des Wirkstoff-Transporters wird weiterentwickelt.<br />
Er könnte etwa in der Mukoviszidose-Therapie Einsatz finden.<br />
www.uni-saarland.de<br />
Bild: Marc Schneider/NanoBioNet<br />
Polysaccharide<br />
Mit Zucker aus Algen<br />
Arthritis bekämpfen<br />
Medizinstudium<br />
MFT fordert neues<br />
Zulassungsverfahren mit NC<br />
Ein schweizerisch-norwegisches Forscherteam<br />
ist einem neuen Ansatz zur Behandlung<br />
von Arthritis auf der Spur. Basis<br />
dafür ist das Polysaccharid Alginat aus<br />
Braunalgen. Chemisch modifiziert, senkt<br />
das langkettige Zuckermolekül den oxidativen<br />
Stress, wirkt entzündungshemmend<br />
und unterdrückt die Immunreaktion gegen<br />
Knorpelzellen.<br />
Das aus Palmentang (Laminaria hyperborea)<br />
gewonnene Alginat ähnelt bestimmten<br />
extrazellulären Biomolekülen aus<br />
Bild: Fotolia/m3ron<br />
Knorpelgewebe. Um die Reaktion verschiedener<br />
Zelltypen auf das modifizierte<br />
Polysaccharid zu untersuchen, haben die<br />
Wissenschaftler der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule (ETH) Zürich,<br />
der Eidgenössischen Materialprüfungsund<br />
Forschungsanstalt (Empa) und des<br />
norwegischen Forschungsinstituts Sintef<br />
Alginat chemisch modifiziert und in gelöster<br />
Form zu Zellkulturen gegeben. Dabei<br />
zeigte es sich, dass Alginatsulfat den<br />
oxidativen Stress – Ursache von Zellschäden<br />
oder sogar Zellsterben – erheblich<br />
senken kann: umso besser, je mehr Sulfatgruppen<br />
ans Molekül angehängt waren.<br />
Außerdem war Alginatsulfat in der Lage,<br />
die Entzündungsreaktion zu unterdrücken.<br />
Sowohl in menschlichen Knorpelzellen,<br />
den Chondrozyten, als auch in Makrophagen,<br />
den Fresszellen des Immunsystems,<br />
konnte Alginatsulfat die Expression<br />
von Genen, die eine Entzündungsreaktion<br />
auslösen, herunterregulieren.<br />
www.empa.ch<br />
Der Medizinische Fakultätentag (MFT)<br />
hat seine Forderung nach einem zeitgemäßen<br />
Auswahlverfahren zum Medizinstudium<br />
erneuert. Anlass ist die aktuelle<br />
Prüfung der Auswahlkriterien auf Rechtssicherheit<br />
durch das Bundesverfassungsgericht.<br />
Statt den Numerus Clausus gänzlich<br />
abzuschaffen, befürwortet der MFT<br />
eine Ergänzung durch weitere zentrale<br />
Testverfahren. Wie das aussehen kann,<br />
zeigt der Vorschlag von MFT und Bvmd,<br />
der Bundesvertretung der Medizinstudierenden.<br />
Das Zweistufenmodell soll neben<br />
der Abiturquote in einem zentralen Bewerbungsverfahren<br />
weitere Kriterien berücksichtigen.<br />
Hinzu kommen individuelle<br />
Kriterien an den Standorten. Die Kombination<br />
verschiedener Kriterien eröffne<br />
allen eine Chance, sich zu beweisen. An<br />
der aktuellen Nachfragesituation könnten<br />
jedoch auch zusätzliche Auswahlkriterien<br />
nichts ändern: Auf jede erfolgreiche Bewerbung<br />
kommen drei Ablehnungen.<br />
www.mft-online.de, www.bvmd.de<br />
18 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Adipositas<br />
Der Fettleibigkeit minimal-invasiv<br />
zu Leibe rücken<br />
Bild: Erbe Elektromedizin<br />
Fettleibige Menschen können bisher nur<br />
durch eine chirurgische Magenverkleinerung<br />
nachhaltig Gewicht verlieren. Das<br />
Verbundprojekt IDA (Intelligentes Photonisches<br />
Gewebedetektions- und Gewebeablationssystem)<br />
verfolgt einen neuen<br />
Ansatz: Es verbindet einen plasmamedizinischen<br />
Eingriff mit intelligenter optischer<br />
Diagnostik. Mit dem in eine endoskopische<br />
Magensonde integrierten Dia -<br />
gnose- und Therapieverfahren könnten<br />
Adipositas-Patienten künftig minimal-invasiv<br />
und ambulant behandelt werden.<br />
Mit Hilfe eines ionisierten Edelgases (Argonplasma)<br />
soll nur die oberste Schicht<br />
der Magenschleimhaut (Mucosa) auf der<br />
Fläche eines DIN-A4-Blattes abgetragen<br />
werden. So können große Areale Mucosa<br />
entfernt werden, ohne die darunterliegenden<br />
Teile der Magenschleimhaut zu<br />
schädigen. Projektkoordinator ist die Erbe<br />
Elektromedizin GmbH, Tübingen.<br />
www.biophotonik.org<br />
EU-Projekt<br />
Wie sich die Leber<br />
im Alter verändert<br />
Im EU-Projekt Deliver erforschen<br />
junge Wissenschaftler<br />
gesundes Altern unter dem<br />
Mikroskop: Sie entwickeln<br />
neuartige, minimal-invasive<br />
optische Verfahren, mit denen<br />
sich die Leber mikroskopisch<br />
hochauflösend untersuchen<br />
lässt. Ziel ist es zu klären,<br />
wie Medikamente hier<br />
wirken und wie sich das Organ<br />
mit zunehmendem Alter<br />
verändert. Langfristig sollen<br />
die Methoden auch genutzt<br />
werden, um Leberzellen direkt<br />
im Körper mikroskopisch<br />
aufzunehmen.<br />
Koordiniert wird das Projekt<br />
von der Universität Bielefeld.<br />
Die Nachwuchswissenschaftler<br />
aus Physik und Biomedizin<br />
forschen und promovieren<br />
an sechs europäischen<br />
Partneruniversitäten und Firmen<br />
in insgesamt neun Ländern.<br />
An der Fakultät für<br />
Physik der Universität Bielefeld<br />
werden höchstauflösende<br />
Mikroskope entwickelt,<br />
mit denen es möglich ist,<br />
Strukturen in Körperzellen<br />
sichtbar zu machen und zu<br />
untersuchen, die herkömmliche<br />
optische Mikroskope<br />
nicht darstellen können.<br />
Die Europäische Kommission<br />
fördert Deliver mit rund<br />
3,7 Mio. Euro.<br />
Speed to Market<br />
Product submissions to<br />
regulatory agencies<br />
CE mark<br />
FDA submission<br />
(510(k), deNovo, PMA)<br />
CFDA Registration<br />
Clinical evaluation<br />
plan and report<br />
PMCF<br />
Registration<br />
& Market<br />
Approval<br />
Clinical<br />
Services<br />
Post Market<br />
Activities<br />
Product<br />
Realization<br />
<br />
Validation<br />
Inspectional audit support<br />
Internal and external audit functions<br />
Annual product registrations and listings<br />
Recalls & AE reporting<br />
Concepting &<br />
Feasibility<br />
Design &<br />
Development<br />
Performance testing<br />
Biocompatibility evaluation<br />
and testing<br />
Process validation<br />
Cleaning, packaging,<br />
transport and sterilization<br />
<br />
<br />
regulatory pathway<br />
Boderline product discussions<br />
(Combination products,<br />
Pharmaceuticals, Cosmetics,<br />
Biocides)<br />
Quality Managment<br />
System (QSR, ISO 13485)<br />
Risk Management<br />
System (ISO 14971)<br />
Technical documentation/<br />
Design Dossier (STED)<br />
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05/2017 medizin&tec hn<br />
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i k 19
TITELTHEMA<br />
Implantat könnte<br />
Medikamente ersetzen<br />
Flexible Elektronik | Im Körper werden wichtige Signale über elektrische Reize weitergegeben.<br />
Das bietet Ansatzpunkte für die Therapie: Wie wäre es zum Beispiel, wenn statt eines<br />
Medikamentes ein Implantat den Blutdruck senkt? Entwicklungen in der flexiblen Elektronik<br />
könnten das möglich machen. Aber sie sind nicht nur für Implantate interessant.<br />
20 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Bild: Oestergaard/Daimler und Benz Stiftung<br />
Flexible Elektronik<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
Nerven durchziehen den ganzen Körper.<br />
Ohne die Signale, die sie quasi<br />
permanent weitergeben, läuft nichts. Sie<br />
drängen sich im Gehirn, im Rückenmark,<br />
sind zu Strängen wie dem Ischias gebündelt<br />
oder reichen einzeln bis in die Haut<br />
oder den kleinen Zeh. Ihre Signale in der<br />
Ganzheit zu messen, ein EKG zu schreiben,<br />
ist das eine. Um gezielt einzelne Werte<br />
zu erfassen oder einen Nerv mit einer<br />
Elektrode anzusprechen, braucht es aber<br />
besondere Technik, feinste, biegsame<br />
Strukturen, am besten nicht dicker als das<br />
Siebtel eines Haares. Solche Technik bekommen<br />
Forscher und Unternehmen gerade<br />
erst in die Hände – und wollen damit<br />
die Arbeit der Nerven im Dienste der Medizin<br />
erfassen, anregen und beeinflussen.<br />
Dass der Markt für Neurostimulatoren<br />
gerade explodiert, sagt Entrepreneur Dr.<br />
Michael Lauk – der als einer der Geschäftsführer<br />
des Freiburger Start-ups<br />
Neuroloop in genau diesen Markt einsteigen<br />
will. Das Produkt dafür ist eine sehr<br />
dünne Manschettenelektrode mit besonderen<br />
Eigenschaften, die Patienten mit zu<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Flexible Elektronik<br />
■ Beispiel Neurostimulatoren<br />
■ Elektroden, Sensoren, Transistoren<br />
■ Interesse aus der Industrie<br />
■ Markt für Medizinprodukte<br />
Mit Elektroden wie hier im Modell können<br />
Nervenstränge im zentralen und im<br />
peripheren Nervensystem angesprochen<br />
werden. Je filigraner und flexibler<br />
sie werden, desto gezielter kann der<br />
Strom eingesetzt werden – bis hin zur<br />
Behandlung von Krankheiten, die bisher<br />
mit Medikamenten therapiert wurden<br />
Da entwickelt sich eine Technik<br />
für Medizinprodukte, die heute noch<br />
alle Vorstellungen sprengen.<br />
hohem Blutdruck helfen soll. Die Metallbahnen<br />
darin sind winzig, in eine Polymerfolie<br />
eingeschlossen und so flexibel,<br />
dass sie sich – wie eine Manschette – um<br />
den Vagus-Nerv herumwickeln lässt. Die<br />
eingebauten Elektroden sollen ans Gehirn<br />
das Signal aussenden, dass der Blutdruck<br />
so hoch ist, dass der Körper selbst ihn<br />
dringend herunterregeln muss.<br />
Es gibt Millionen<br />
potenzieller Patienten<br />
Wenn der Körper darauf wie gewünscht<br />
reagiert, wäre diese Entwicklung geeignet,<br />
einen beachtlichen Markt anzusprechen.<br />
Es gibt einige Millionen Patienten<br />
allein in Deutschland, die mit den üblicherweise<br />
verschriebenen Medikamenten<br />
gegen zu hohen Blutdruck aus verschiedenen<br />
Gründen nicht behandelbar sind –<br />
und sei es nur, dass sie nicht willens oder<br />
in der Lage sind, die vom Arzt verordneten<br />
Tabletten regelmäßig zu nehmen.<br />
Die Basis für die elektromedizinische<br />
Alternative, an der die Neuroloop GmbH<br />
arbeitet, sind Forschungsarbeiten von<br />
Freiburger Wissenschaftlern. Deren<br />
Know-how zu flexibler Elektronik ist in<br />
das Start-up eingeflossen. Hauptinvestor<br />
für die laufenden Arbeiten, die bis zur<br />
Marktreife führen sollen, ist ein etabliertes<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Unternehmen, das<br />
sich bisher hauptsächlich auf anderen Gebieten<br />
engagiert: die Tuttlinger Aesculap<br />
AG, ein Tochterunternehmen der B.Braun<br />
Melsungen AG, die damit langfristig in einen<br />
neuen Markt eintreten will.<br />
Noch ist das anvisierte Produkt aber in<br />
Entwicklung, die erste klinische Studie<br />
für 2019 geplant. Die für die CE-Kenn-<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 21
TITELTHEMA<br />
zeichnung erforderlichen Eigenschaften<br />
sollen bis etwa 2022 erreicht sein.<br />
Das Beispiel aber zeigt, wie anders Ideen<br />
zu neuen Therapien ausfallen könnten,<br />
wenn Ingenieure sehr kleine, flexible<br />
Elektroden zur Verfügung haben, um Nerven<br />
gezielt anzusprechen. „Wir haben mit<br />
Kardiologen gesprochen, die sogar angeregt<br />
haben, Neurostimulation nicht als<br />
letztes Mittel, sondern generell als Ersatz<br />
für die medikamentöse Behandlung in Erwägung<br />
zu ziehen“, sagt Dr. Dennis Plachta,<br />
ebenfalls Neuroloop-Geschäftsführer<br />
und Fachmann in Fragen der flexiblen<br />
Elektronik. Damit ist Neuroloop selbst im<br />
„explodierenden“ Markt für Neurostimulatoren<br />
allerdings noch exotisch.<br />
Die Manschettenelektrode der Freiburger<br />
Forscher ist so flexibel, dass<br />
sie sich eng aufwickeln lässt. In der<br />
medizinischen Anwendung sollen<br />
sich die vielen Kanäle in der Trägerfolie<br />
um den Vagus-Nerv ringeln.<br />
Einer von ihnen wird die Region im<br />
Nerv ansprechen, die die Signale<br />
zum aktuellen Blutdruck weiterleitet<br />
– und diese beeinflussen<br />
Eine Parallele zu den meisten Produkten<br />
in diesem Markt wird es aber auch bei<br />
der Idee von Neuroloop geben. Die Elektronik<br />
zur hauchfeinen Manschettenelektrode<br />
wird in einem Titangehäuse untergebracht<br />
sein, wie man das vom wohl bekanntesten<br />
Beispiel für Neurostimulatoren<br />
kennt: dem Herzschrittmacher.<br />
Interessant für Wearables,<br />
Diagnostik und Implantate<br />
Die starre siliziumbasierte Elektronik<br />
steht hier mit ihren Eigenschaften einfach<br />
sehr gut da. Argumente, die gegen sie<br />
sprechen, gibt es für diese Einsatzfälle im<br />
Grunde nicht. „Wo immer es um Baugruppen<br />
geht, die in Gehäusen eingesetzt werden,<br />
in stationären Geräten oder in eingekapselten<br />
Implantaten, leistet die klassische<br />
Elektronik alles, was gefordert ist“,<br />
sagt Prof. Thomas Stieglitz, der am Institut<br />
für Mikrosystem<strong>technik</strong> (Imtek) in<br />
Freiburg die Professur für Biomedizinische<br />
Mikro<strong>technik</strong> innehat. Auch er gehört<br />
zu den Neuroloop-Gründern. In seinen<br />
Labors entstanden die Grundlagen,<br />
die das Start-up heute weiterentwickelt.<br />
Die klassische Elektronik biete sehr zuverlässige<br />
Lösungen. Das „Aber“ kommt<br />
erst ins Spiel, wenn es um neue Anforderungen<br />
geht: sehr kleine Strukturen, flexible<br />
Werkstoffe für tragbare Diagnostik,<br />
Wearables oder die erwähnten Implantate<br />
einer neuen Generation. Solche Implantate<br />
sollen mit bestimmten Nervenzellen<br />
gezielt und gut in Kontakt treten.<br />
„Hierfür ist flexible Elektronik eine sehr<br />
spannende Möglichkeit“, sagt Stieglitz.<br />
Unter flexibler Elektronik werden verschiedene<br />
Ansätze zusammengefasst: Alle<br />
bringen biegsame Strukturen hervor, eingehüllt<br />
in eine Polymerschicht. Die organische<br />
Elektronik verzichtet komplett auf<br />
Metall, während es auch flexible Elektronik<br />
gibt, deren Leitfähigkeit durch dünne<br />
Metallstrukturen sichergestellt wird. Da<br />
die Leitfähigkeit der Metalle höher ist als<br />
die leitfähiger Polymere, brauchen Lösungen<br />
mit Metall weniger Strom – und kommen<br />
mit dünneren Bahnen aus. An anderer<br />
Stelle sind organische Materialien von<br />
Vorteil, wenn es zum Beispiel in einem<br />
Retina-Implantat darum geht, den Sehnerv<br />
schonend zu kontaktieren, sagt Prof.<br />
Bild: Jürgen Bauhus<br />
22 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Organische<br />
Elektronik<br />
Bild: Uni Freiburg / Klaus Polkowski<br />
„Damit flexible Elektronik erfolgreich<br />
ist, braucht es eine Anwendung,<br />
in der sehr vielen<br />
Menschen geholfen werden<br />
kann“, sagt Prof. Thomas Stieglitz<br />
vom Freiburger Institut für<br />
Mikrosysteme Imtek<br />
Karl Leo vom Institut für Angewandte<br />
Physik IAPP der TU Dresden.<br />
„Man sollte zwischen diesen beiden<br />
Varianten gar nicht so streng trennen“,<br />
empfiehlt der Wissenschaftler, der bisher<br />
viel zum Einsatz organischer Elektronik in<br />
Flachbildschirmen geforscht hat. Seit einiger<br />
Zeit wird in seiner Gruppe auch an<br />
Projekten arbeitet, die in die Medizin<strong>technik</strong><br />
hineinreichen. Das Retina-Implantat<br />
ist ein Beispiel dafür. Weitere Ansätze beschäftigen<br />
sich mit Infrarotsensoren, die<br />
Messungen am Körper ausführen und<br />
zum Beispiel in einem pflasterähnlichen<br />
Produkt integriert sein könnten.<br />
„Das Interesse, dass die Medizin<strong>technik</strong>industrie<br />
der flexiblen Elektronik entgegenbringt,<br />
ist – für mich unerwartet –<br />
groß“, sagt der Forscher. Das betreffe<br />
nicht nur Konzerne, sondern auch innovative<br />
Mittelständler. Sie hätten in der Regel<br />
konkrete Vorstellungen von dem, was<br />
sie mit flexibler Elektronik erreichen wollen,<br />
ebenso von den Grenzen, an die sie<br />
bei der klassischen Elektronik stoßen. Daraus<br />
ergäben sich interessante Diskussionen<br />
über neue Projekte. „Was wir genau<br />
tun, ist für die Interessenten natürlich<br />
Neuland. Und wir müssen uns darüber im<br />
Klaren sein, dass noch eine Menge Entwicklungsarbeit<br />
vor uns liegt“, sagt Leo.<br />
Bei der siliziumbasierten Elektronik<br />
habe es rund 50 Jahre gedauert, bis sie<br />
den heute gewohnten Stand erreicht hatte.<br />
„Nun fangen wir bei der flexiblen Elektronik<br />
ja nicht mehr bei Null an, aber ein<br />
oder zwei Jahrzehnte müssen wir ihr<br />
wohl noch geben, um aufzuholen.“ Sensoren<br />
auf der Basis flexibler Elektronik stünden<br />
an der Grenze zur Kommerzialisierung.<br />
Bei Transistoren sei noch am meisten<br />
zu tun, vor allem hinsichtlich der Performance.<br />
Bei Elektroden hingegen sei<br />
man schon weit gekommen – „da gibt es<br />
schon schöne Ergebnisse“, sagt Leo.<br />
Elektroden – dünn genug fürs<br />
Umwickeln des Nervenstranges<br />
Die Elektroden sind auch für die Arbeiten<br />
der Freiburger Neuroloop-Fachleute der<br />
entscheidende Punkt. Wie dünn sie ausgeführt<br />
werden können, ist eine Frage des<br />
Herstellverfahrens. „Dickschichtelektroden<br />
mit medizinischem Stahl, umhüllt<br />
von Silikon, werden heute vielfach verwendet<br />
und sind etwa ein bis zwei Millimeter<br />
dick“, erläutert Neuroloop-Geschäftsführer<br />
Plachta. Sie werden mit hohem<br />
handwerklichen Aufwand hergestellt,<br />
was pro Elektrode etwa einen Tag in<br />
Anspruch nehme, und das Verfahren sei<br />
nur schwer maschinell skalierbar. „Wir<br />
beschäftigen uns hingegen mit Dünnschichtelektroden<br />
aus Platin, die zwischen<br />
zwei Polyimidschichten eingeschlossen<br />
sind – und diese Elektroden<br />
sind nur etwa elf Mikrometer dick.“ Sie<br />
enthalten neun, zwölf oder für Forschungszwecke<br />
sogar noch mehr Leiterbahnen<br />
und werden mittels Photolithographie<br />
gefertigt – mit aufwendig herzustellenden<br />
Masken, deren Anfertigung<br />
Wochen dauert. Langfristig erlaubt dieses<br />
Verfahren aber die Produktion größerer<br />
Stückzahlen bei gleichbleibender Qualität,<br />
wenn die richtige Lösung einmal gefunden<br />
ist.<br />
Die so hergestellten feinen, flexiblen<br />
Strukturen ermöglichen es, dem Vagus-<br />
Nerv, in dem viele Nervenstränge mit unterschiedlichen<br />
Aufgaben gebündelt sind,<br />
die erwähnte Manschette anzulegen. Von<br />
den vielen Strängen werden mit einer Leiterbahn<br />
gezielt nur Nerven angesprochen,<br />
über die der Blutdruck beeinflusst wird.<br />
Elektronik muss laut dem Freiburger<br />
Wissenschaftler Prof. Stieglitz in den medizinischen<br />
Anwendungen aber vielfältige<br />
Anforderungen erfüllen. Langlebig müsse<br />
Die organische Elektronik ist die bisher<br />
jüngste Spielart der flexiblen Elektronik.<br />
Leitfähige Strukturen und die<br />
isolierende Hülle bestehen aus organischen<br />
Molekülen. Die Ursprünge reichen<br />
bis in die 70-er Jahre zurück.<br />
Inzwischen haben diverse Arbeiten<br />
die Technik vorangebracht. Dass die so<br />
hergestellte Elektronik biegsam ist<br />
und langfristig in großen Stückzahlen<br />
gefertigt werden könnte, macht ihren<br />
Reiz aus. Für Flachbildschirme, Organische<br />
Leuchtdioden, Solarzellen und<br />
RFID-Chips sind die Entwicklungen<br />
schon weit gediehen. Anwendungen<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> werden ebenfalls<br />
erforscht. US-amerikanische Forscher<br />
um Zhenan Bao von der Universität<br />
Stanford haben jüngst bioabbaubarer<br />
Polymerelektronik auf Basis von<br />
Cellulose vorgestellt.<br />
Mehr zur organischen Elektronik:<br />
■ Flex-Med: Wie flexible Elektronik<br />
im Gesundheitsbereich sinnvoll<br />
eingesetzt werden könnte, zeigte<br />
2016 ein Ideenwettbewerb.<br />
www.flex-plus.de<br />
■ Lopec – Internationale Fachmesse<br />
und Kongress für gedruckte Elektronik,<br />
jährlich: www.lopec.com<br />
■ Zentrum für Polymerelektronik<br />
Das COPT Zentrum in Köln berät<br />
Unternehmen und ist auf KMU<br />
ausgerichtet.<br />
http://copt.uni-koeln.de/<br />
sie sein und robust. Und unabhängig davon,<br />
ob ein flexibles Implantat vollständig<br />
organisch sei oder Metall enthalte, komme<br />
der Punkt, „an dem das Implantat mit<br />
Kabel, Stecker und Gehäuse verbunden<br />
werden muss.“ Dieser Teil der Aufgabe<br />
lässt sich aus Sicht von Stieglitz allein mit<br />
flexibler Elektronik nicht lösen. „Aus meiner<br />
Sicht ist eine Kombination aus beiden<br />
der Schlüssel zum Erfolg: Wir nutzen flexible<br />
Strukturen im Gewebe, im Gehirn,<br />
im Kontakt mit Nerven, wo immer wir diese<br />
Eigenschaft brauchen – und alle übrigen<br />
Aufgaben können von der bewährten<br />
Technik übernommen werden.“<br />
Eins möchte aber auch er betonen:<br />
„Die Entwicklungsdauer für solche Pro-<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 23
TITELTHEMA<br />
dukte sollte man auf keinen Fall unterschätzen.“<br />
Dennoch sei international auf<br />
diesem Sektor eine Menge in Bewegung,<br />
das Thema sei auch für die Industrie interessant<br />
geworden.<br />
Online<br />
weiterlesen<br />
Wie französische Forscher mit sehr<br />
feinen Elektroden Signale aus dem<br />
Gehirn aufnehmen sowie Details über<br />
das Neuroloop-Projekt und weitere<br />
mögliche Anwendungen lesen Sie in<br />
unserem Online-Magazin. Verfügbar<br />
bis zum 6. November 2017 – bis die<br />
nächste Ausgabe erscheint.<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
onlineweiterlesen<br />
Leiterbahnen aus hybriden Tinten<br />
Aesculap wird Vermarktung<br />
und Produktion übernehmen<br />
Mit dem Hauptinvestor ist bei Neuroloop<br />
bereits vorgezeichnet, wie die Zukunft<br />
des blutdrucksenkenden Implantats „Baroloop“<br />
aussehen kann. Sobald die Marktreife<br />
erreicht ist, möchte Aesculap Vermarktung<br />
und Produktion übernehmen.<br />
Seitens der Aesculap AG hält Prof. Boris<br />
Hofmann engen Kontakt mit den Freiburgern.<br />
Er hat selbst zum Thema Neuro -<br />
stimulation geforscht und ist heute als<br />
Director Business Development für die<br />
Tuttlinger tätig. Für ihn ist die Partnerschaft<br />
mit Neuroloop „ein besonders<br />
spannendes Projekt“. Im Bereich Neurochirurgie<br />
sei Aesculap bereits weltweit<br />
sehr gut vertreten, mit Instrumenten, Implantaten<br />
oder Aneurismenclips. Neuroloop<br />
biete nun die Möglichkeit für einen<br />
Einstieg in die funktionale Neurochirurgie.<br />
Dieser sei strategisch geplant gewesen,<br />
und bei den Freiburger Wissenschaftlern<br />
sei man auf einen „extrem viel versprechenden<br />
Ansatz gestoßen.“<br />
Die Idee an sich, die tierexperimentellen<br />
Ergebnisse und auch die Tatsache,<br />
dass mit einem eines Tages vorliegenden<br />
Implantat vielen Patienten weltweit geholfen<br />
werden könne, würden die Investition<br />
rechtfertigen. „Natürlich muss es eine<br />
Risikoabwägung geben“, sagt Hofmann.<br />
Aber unter hunderten von derzeit aufkommenden<br />
Projekten, in die ein Investor<br />
einsteigen könne, sei gerade dieses für<br />
Aesculap besonders aussichtsreich erschienen.<br />
Was auch zu einer für das Unternehmen<br />
ungewöhnlichen Art der Finanzierung<br />
führte. „Natürlich arbeiten wir mit<br />
einer ganzen Reihe von Start-ups zusammen<br />
und bündeln das innerhalb des<br />
B.Braun-Konzerns unter dem Begriff Innovation<br />
Hub“, sagt Hofmann. Doch die<br />
Vereinbarungen mit Neuroloop seien besonders<br />
darauf ausgerichtet, den Entwicklern<br />
die Möglichkeit zu geben, „sich auf<br />
ihre Tätigkeit zu konzentrieren, statt sich<br />
von Investitionsrunde zu Investitionsrunde<br />
zu hangeln.“ So gesehen hat das Projekt<br />
auch aus Finanzierungssicht für Aesculap<br />
Modellcharakter. Es sei aber klar,<br />
Mit Hybrid-Tinten lassen sich Schalt -<br />
kreise direkt aus dem Füller gestalten<br />
Eine sehr spezielle Form der organischen<br />
Elektronik haben Forscher am INM –<br />
Leibniz-Institut für Neue Materialien in<br />
Saarbrücken entwickelt: Mit ihren Hybrid-Tinten<br />
lassen sich Schaltkreise mit<br />
dem Füller – oder einem Drucker – zum<br />
Beispiel auf Papier oder Folie auftragen.<br />
Sie sind nach dem Trocknen ohne Sintern<br />
einsatzfähig.<br />
In diesen Tinten kombinieren die Entwickler<br />
die Vorteile von Polymeren und<br />
metallischen Nanopartikeln. Gold- oder<br />
Silber-Nanopartikel werden mit organischen,<br />
leitfähigen Polymeren umhüllt<br />
und in wässrig-alkoholische Suspensionen<br />
überführt. „Metall-Nanopartikel mit<br />
Liganden werden heute schon zu Elektronik<br />
verdruckt“, erläutert Materialwissenschaftler<br />
Prof. Tobias Kraus. Die Hüllen<br />
müssten aber meist durch Sintern entfernt<br />
werden, weil sie zwar die Anordnung<br />
der Nanopartikel steuern, aber<br />
nicht leitfähig sind. Das sei bei temperaturempfindlichen<br />
Trägermaterialien wie<br />
Papier oder Polymerfolien schwierig.<br />
„Unsere Hybrid-Tinten kommen ohne<br />
Sintern aus.“<br />
Die organischen Verbindungen sorgen<br />
als Liganden dafür, dass die Nanopartikel<br />
in der Flüssigkeit suspendiert bleiben<br />
und nicht verklumpen. Gleichzeitig beeinflussen<br />
sie die Anordnung der Nano -<br />
partikel beim Trocknen. Und sie haben eine<br />
Scharnierfunktion: Beim Biegen erhalten<br />
sie die elektrische Leitfähigkeit aufrecht.<br />
„In einer Lage von Metallpartikeln<br />
ohne Polymer-Hülle wäre die elektrische<br />
Leitfähigkeit beim Biegen rasch verloren“,<br />
fährt der Kraus fort.<br />
Durch die Kombination beider Materialien<br />
sei die elektrische Leitfähigkeit beim<br />
Biegen deshalb insgesamt höher als bei<br />
einer Schicht, die nur aus leitfähigem Polymer<br />
besteht oder rein aus Metall-Nanopartikeln.<br />
Anwendungen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
seien im Bereich der Wearables<br />
denkbar. Es gebe aber auch Diskussionen<br />
zum Einsatz bei Implantaten.<br />
Bild:INM<br />
sagt Hofmann, dass nicht alle von verschiedenen<br />
Investoren unterstützten Ideen<br />
zu marktfähigen Produkten werden<br />
könnten.<br />
Wie interessant der Markt für Implantate<br />
mit flexibler Elektronik werden kann,<br />
hängt aber sicher nicht nur von der Leistungsfähigkeit<br />
der Produkte ab, sondern<br />
auch davon, wie die Mediziner solche<br />
Entwicklungen aufnehmen. Wenn es um<br />
die Behandlung der Patienten mit Strom<br />
und Spannung geht, zeigen sich noch<br />
viele Ärzte skeptisch, wie Prof. Stieglitz<br />
aus Freiburg beobachtet hat – im Umfeld<br />
der Uni-Kliniken sei die Offenheit deutlich<br />
größer als anderswo. Letztlich funktioniere<br />
zwar der menschlichen Körper<br />
zur Hälfte elektrisch, aber vielen Ärzten<br />
liege eine Therapie mit Pharmazeutika<br />
deutlich näher. „Mit flexibler Elektronik<br />
allerdings könnten wir meiner Meinung<br />
nach noch viel mehr tun und erreichen<br />
als bisher mit der ‚starren‘ klassischen<br />
24 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Elektronik. Ich denke, dass sich Behandlungsmöglichkeiten<br />
nicht nur für Bluthochduck,<br />
sondern auch für Diabetes,<br />
Rheumatische Arthritis oder Morbus<br />
Crohn ergeben. Ansätze dafür gibt es<br />
schon.“<br />
In seinem Branchenbericht Medizintechnologien<br />
2017 vom Juni weist auch<br />
der BVMed darauf hin, dass „der medizinischen<br />
Patientenversorgung mit innovativen<br />
Implantaten eine herausragende<br />
Rolle“ zukomme. Aus technologischer<br />
und regulatorischer Sicht zählten sie zu<br />
den anspruchsvollsten Medizinprodukten<br />
überhaupt. Es bestehe daher ein erheblicher<br />
Forschungs- und Translationsbedarf,<br />
um das therapeutische Potenzial solcher<br />
Medizinprodukte vollständig zu erschließen.<br />
Die größten Chancen hat die Entwicklungsrichtung<br />
der Neurostimulatoren laut<br />
Stieglitz dann, wenn von Anfang an sowohl<br />
der Aufbau als auch die Verbindungs<strong>technik</strong><br />
und die Fragen der Zulassung<br />
in den Projekten betrachtet würden.<br />
„Als weiteren Erfolgsfaktor für einen<br />
Durchbruch sehe ich, dass es eine Killer-<br />
Applikation braucht – also einen Zielmarkt,<br />
der das Ganze wirtschaftlich interessant<br />
erscheinen lässt: wo einer großen<br />
Zahl von Patienten mit der neuen Technik<br />
geholfen werden kann.“ Wenn erst einmal<br />
eine solche Anwendung erfolgreich sei,<br />
könne sie weiteren Produkten mit der<br />
gleichen Technik den Weg bereiten. ■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Über das Imtek / Prof. Stieglitz:<br />
www.imtek.de/professuren/bmt<br />
Über Neuroloop:<br />
www.neuroloop.de<br />
Über den Investor Aesculap:<br />
www.aesculap.de<br />
Über das IAPP in Dresden / Prof. Leo:<br />
www.iapp.de<br />
Über das INM in Saarbrücken /<br />
Prof. Kraus:<br />
www.leibniz-inm.de<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 25
■ [ TECHNIK ]<br />
Simulation erhöht die Pumpenleistung<br />
Produktentwicklung | Der Einsatz von Computer Aided Engineering (CAE) vereinfacht<br />
die Entwicklung medizinischer Geräte und sorgt gleichzeitig für zuverlässige Produkte.<br />
Bei der Fertigung einer neuen Blutpumpe profitiert ein japanischer Hersteller von<br />
kürzeren Entwicklungszeiten und einer verbesserten Pumpeneffizienz im Gerät.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Entwicklung einer Blutpumpe<br />
Einsatz von Simulations-Software<br />
Nutzung der numerischen<br />
Strömungsmechanik<br />
Prototypenbau und Konstruktion<br />
Bild: Siemens PLM/Terumo<br />
Das Linksherzkammer-Unterstützungssystem<br />
wird implantiert und sorgt für eine zuverlässige<br />
Blutzirkulation<br />
Ein Herzunterstützungssystem (Ventricular<br />
Assist Device, VAD) ist eine<br />
mechanische Pumpe, die eingesetzt wird,<br />
um Fehlfunktionen in einer Herzkammer<br />
zu kompensieren und die Arbeit des geschwächten<br />
Herzens zu übernehmen. Bei<br />
der Entwicklung des Systems ist die computergestützte<br />
Modellierung der Blutpumpe,<br />
des zentralen Bestandteils des<br />
VAD, ein probates Mittel, um die optimale<br />
Form schon vor dem Bau des ersten Prototyps<br />
zu finden. Die Blutpumpe muss den<br />
benötigten Blutfluss liefern und dabei<br />
Schädigungen des Bluts wie Hämolyse<br />
und Thrombosen vermeiden. Zudem sollte<br />
ein kompakter und einfacher Aufbau<br />
der Pumpe sowie ein breiter Betriebsbereich<br />
erfüllt werden.<br />
Die Nutzung der numerischen Strömungsmechanik<br />
(Computational Fluid<br />
Dynamics, CFD), ermöglicht die Analyse<br />
und Optimierung des Blutflusses in der<br />
Pumpe und kann gleichzeitig qualitative<br />
Aussagen zu Hämolyse, Rezirkulat ion<br />
und Blutschädigung liefern. Die neuste<br />
Weiterentwicklung in der Blutpumpenentwicklung<br />
auf Basis von CFD und Optimierungstechnologien<br />
lässt sich im Shonan<br />
Center der Terumo Corporation, Tokio/Japan,<br />
besichtigen. Das Shonan Center<br />
beherbergt die Abteilungen Forschung<br />
und Entwicklung des Unternehmens.<br />
Dort wird eine breite Palette innovativer<br />
Technologien entwickelt – von der Anwendung<br />
der Erkenntnisse aus der<br />
Grundlagenforschung über die Erforschung<br />
neuer Gebiete wie diagnostischer<br />
oder therapeutischer Geräte, bis hin zu regenerativen<br />
Therapien für den Herzmuskel<br />
und die Entwicklung medizinischer<br />
Geräte für Schwellenländer.<br />
Takehisa Mori, bei Terumo verantwortlich<br />
für die Grundlagenforschung medizinischer<br />
Geräte im Bereich der Herz- und<br />
Gefäßchirurgie, untersucht die Machbarkeit<br />
und Herausforderungen bei neuen<br />
Geräten in der Konzeptphase. Dabei setzt<br />
er CFD-Technologien ein. Das Grundlagenforschungsteam<br />
ist keine spezialisier-<br />
te Simulationsabteilung, nutzt aber CFDund<br />
Optimierungstechnologien für die<br />
Designexploration. Im Bereich der Geräte<br />
für die Herz- und Gefäßchirurgie wird<br />
CFD bei Terumo vor allem in der Entwicklung<br />
von Blutpumpen eingesetzt. Der<br />
Sinn der Einführung einer CFD-gestützten<br />
Designexploration ist es, die Effizienz<br />
der Blutpumpenentwicklung zu steigern<br />
und schneller bessere Lösungen auf den<br />
Markt bringen zu können. Neben den<br />
Blutpumpen lässt sich CFD auch in vielen<br />
anderen Bereichen bei Terumo einsetzen,<br />
beispielsweise bei künstlichen Lungen, in<br />
Geräten zur Verabreichung von Medikamenten,<br />
in Medikamenten-Stents sowie<br />
in verschiedenen Fertigungsprozessen.<br />
Nicht nur die Simulation, auch<br />
der Prototyp ist wichtig<br />
„Mit dem Einsatz von CFD stellten wir<br />
sehr schnell fest, wie viel besser sich das<br />
Verhalten der Geräte verstehen lässt“, sagt<br />
Mori. Doch er rät davon ab, allzu leichtfertig<br />
den Simulationsgedanken in der<br />
Produktentwicklung zu verwenden: „In<br />
der Realität ist es wichtig, eine Aufgabe<br />
und die physikalischen Implikationen<br />
wirklich zu verstehen. Vor allem bei der<br />
Entwicklung medizinischer Geräte, bei<br />
denen die Standards sehr hoch sind, kann<br />
man nicht einfach ein Ergebnis akzeptieren<br />
– man muss es ausreichend verifizieren.“<br />
Deshalb solle man nicht ausschließlich<br />
die CFD verwenden. Auch der Prototyp<br />
sei wichtig. „Mit CFD können wir zu<br />
einem gewissen Grad die Basis für den<br />
Prototypenbau legen“, so der Entwicklungsspezialist.<br />
Bislang wurde CFD genutzt, um Dutzende<br />
von Grundmodellen zu evaluieren,<br />
um die Leistung aller Varianten unter gleichen<br />
Bedingungen zu schätzen, woraus<br />
sich mehrere Kandidatenmodelle herauskristallisierten.<br />
Anschließend wurden<br />
Pumpenleistungsmessungen und blutbezogene<br />
Experimente durchgeführt, um<br />
Probleme der Modelle zu erkennen. Dieser<br />
Prozess wurde so oft wiederholt, bis<br />
26 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Takehisa Mori ist Chefentwickler<br />
bei Terumo<br />
Bild: Siemens PLM/Terumo<br />
ein finaler Prototyp identifiziert wurde.<br />
Dementsprechend dauerte die Entwicklung<br />
eines Produkts viele Jahre.<br />
Mit Star-CCM+, einem klassischen<br />
Programm zur Strömungsberechnung<br />
von Siemens, und Optimate+, dem Zusatzprogramm<br />
für Designexploration,<br />
konnte Terumo die Entwicklungszeit<br />
drastisch reduzieren und schneller zu einem<br />
optimierten Ergebnis gelangen. Der<br />
Einstieg in diesen Prozess erforderte ein<br />
Grunddesign, das im Berechnungsprogramm<br />
Star-CCM+ simuliert, mit experimentellen<br />
Daten verifiziert und dann in<br />
Optimate+ verbessert wird.<br />
3D-Geometrie der Pumpe in<br />
Star-CCM+ modelliert<br />
Die Simulationen ergaben einen Prototyp,<br />
der Tests unterzogen wurde, um die Leistungsfähigkeit<br />
zu validieren. Der Optimierungsprozess<br />
hilft unerfahrenen Entwicklern,<br />
die beste Form für das Produkt<br />
zu finden.<br />
Die Entwickler bei Terumo setzten sich<br />
das Ziel, eine extrakorporale Blutpumpe<br />
mit einem typischen Aufbau und verbesserter<br />
Pumpeneffizienz zu entwickeln.<br />
Das Produkt, das im Optimierungsprozess<br />
gefunden wurde, hatte zwölf Laufradflügel,<br />
einen Laufraddurchmesser von 60<br />
mm sowie ein spiralförmiges Gehäuse.<br />
Weil es notwendig ist, die Atemfrequenz<br />
des Patienten zu berücksichtigen, wurde<br />
die Strömungsrate mit Hilfe eines Java -<br />
script-Makros im Star-CCM+ stufenweise<br />
zwischen 2 und 8 L/min verändert. Die<br />
Pumpeneffizienz und das Drehmoment<br />
am Laufrad wurden mit Hilfe der Reportfunktion<br />
ausgegeben.<br />
Die 3D-Geometrie der Pumpe wurde<br />
mit Hilfe des 3D-CAD-Modellierers in<br />
Star-CCM+ modelliert. Da 3D-CAD die<br />
Designvariablen als Parameter nutzen<br />
kann, lassen sich Optimierungsberechnungen<br />
in einem nahtlosen, effizienten<br />
Prozess implementieren, ohne zusätzliche<br />
Lizenzkosten zu generieren. In der Analyse<br />
mit dem Software-Tool Star-CCM+<br />
wurde Blut als Arbeitsfluid definiert und<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 27
■ [ TECHNIK ]<br />
zudem ein Modell zur Berechnung<br />
der Turbulenz eingesetzt.<br />
Insgesamt wurden im Laufe des<br />
Analyseprozesses in sechs Tagen 102<br />
Varianten durchgerechnet. Basierend<br />
auf den Optimierungszielen<br />
und dem Basisfall verfeinerte Optimate+<br />
die Designvariablen Laufraddurchmesser<br />
und Gehäuse und wiederholte<br />
die Simulation für alle Varianten.<br />
Von diesen erfüllten 38 Varianten<br />
die Gültigkeitsbeschränkung.<br />
Das beste Design wurde nicht nur<br />
nach der besten durchschnittlichen<br />
Pumpeneffizienz ausgewählt, sondern<br />
auch nach der geringsten Varianz<br />
über die ganze Spannweite der<br />
Strömungsraten.<br />
Eine der Herausforderungen in der<br />
Pumpenkonstruktion ist, dass – auch<br />
wenn man nach einer möglichst effizienten<br />
Pumpe sucht – mit zu hoher Priorität<br />
auf die Pumpeneffizienz die Gefahr der<br />
Hämolyse steigt. Bislang führte der einzige<br />
Weg, das Entstehen von Thrombosen<br />
zu erkennen, über ein Experiment. Die in<br />
diesem Experiment genutzte Flüssigkeit<br />
war Blut, was bislang wegen der Variationen<br />
im Blut und den experimentellen Ergebnissen<br />
zu Schwierigkeiten bei der Verifizierung<br />
führte, wenn keine Langzeitdaten<br />
vorlagen.<br />
Zudem ist die Viskosität des Bluts bei<br />
jedem Menschen unterschiedlich. Das für<br />
die Experimente genutzte Blut kam von<br />
Tieren, beispielsweise Kühen. Hier<br />
schwankte die Viskosität in Abhängigkeit<br />
von Rasse und Alter des Tiers. Doch inzwischen<br />
wurde bei Terumo eine CFD-gestützte<br />
Vorgehensweise eingeführt. Diese<br />
basiert darauf, dass Thromben nicht entstehen,<br />
so lange die Scherkräfte in der<br />
Pumpe unterhalb einer gewissen Schwelle<br />
bleiben. Die Übereinstimmung dieser Annahme<br />
mit den experimentellen Ergebnissen<br />
ist hoch. So wurde es nach und nach<br />
Zum Blutpumpen-Entwickler Terumo<br />
Terumo wurde im Jahr 1921 als kleiner Hersteller von Thermometern<br />
nahe Tokio gegründet. Das Unternehmen entstand als Reaktion auf die<br />
drastisch gesunkene Importmenge von qualitativ hochwertigen Thermometern<br />
aus Deutschland nach dem ersten Weltkrieg. Einer der<br />
Gründer des Unternehmens war Dr. Shibasaburo Kitasato, der als Vater<br />
der modernen japanischen Medizin bezeichnet und als Entdecker des<br />
Pestbazillus und Erfinder der Tetanus-Serum-Therapie geehrt wird. Der<br />
Firmenname leitet sich vom deutschen Wort „Thermometer“ ab.<br />
Auf Basis des Firmenmottos „Der Gesellschaft durch Gesundheitspflege<br />
dienen“ erweitert Terumo seine Produkte und Services im Medizinbereich<br />
weltweit in drei Disziplinen: Herz und Gefäße, Krankenhaus allgemein<br />
und Blutmanagement. Die medizinischen Geräte des Unternehmens<br />
werden nicht nur im japanischen Markt eingesetzt. Deshalb<br />
ist dem Unternehmen bei der Entwicklung seiner Produkte von Beginn<br />
an ein globaler Blickwinkel wichtig. Mit der Nutzung der Siemens-Software<br />
Star-CCM+ und Optimate+ kann Terumo heute bessere Produkte<br />
schneller entwickeln. Terumo hat eine Exportquote von 63 % und 37 %<br />
des Umsatzes in Japan (Zahlen zum 31. März 2015).<br />
www.terumo.com<br />
möglich, verschiedene Phänomene<br />
mit CFD statt Experimenten zu erklären.<br />
Entwicklung und Fehlersuche<br />
wurden mit der Implementierung<br />
von Star-CCM+ in der Pumpenentwicklung<br />
extrem effizient. Früher<br />
war die Struktur medizinischer Geräte<br />
relativ einfach, so dass sie ohne<br />
CFD entwickelt werden konnten. Da<br />
die Anzahl der wichtigen Designparameter<br />
mit steigender Funktionalität immer<br />
höher wird, sind CFD und Optimierungsberechnungen<br />
heute ein unverzichtbarer<br />
Teil eines effizienten Entwicklungsprozesses.<br />
Bild: Siemens PLM/Terumo<br />
Ein VAD-Typ des extrakorporalen<br />
Blutpumpen-<br />
Systems Capiox<br />
Strömungsverhältnisse vor der<br />
Entwicklung untersuchen<br />
„In der Optimierungsberechnung entstehen<br />
eine ganze Reihe von Lösungen“, erklärt<br />
Chefentwickler Takehisa Mori. „Bei<br />
Pumpen werden Werte für die Effizienz<br />
und andere ausgegeben. Allerdings besteht<br />
die Gefahr, sich zu sehr auf diese<br />
Werte zu konzentrieren, ohne die Strömung<br />
insgesamt zu berücksichtigen.<br />
Dann kann man nach einer Woche Berechnung<br />
ein völlig nutzloses Design in<br />
Händen halten. Deshalb sollten im Vorfeld<br />
einige Varianten modelliert und deren<br />
Strömungsverhältnisse untersucht<br />
werden. Erst dann sollte man die Optimierungsberechnung<br />
starten.“<br />
Star-CCM+ beinhaltet einen 3D-Modellierer,<br />
der es ermöglicht, den gesamten<br />
Prozess von der Geometrieerzeugung bis<br />
zur Auswertung innerhalb eines einheitlichen<br />
Benutzerinterface durchzuführen.<br />
Besonders attraktiv ist, dass keine zusätzliche<br />
Software benötigt wird, um Optimierungsberechnungen<br />
zu implementieren.<br />
Zudem sei die Vernetzung mit Hilfe<br />
des Surface Wrapping in Star-CCM+, mit<br />
dem sich problematische Flächen säubern<br />
lassen, sehr einfach, so Mori. „Diese Vorteile<br />
gaben in unserem Team auch den<br />
Ausschlag für Star-CCM+.“<br />
■<br />
Kuninori Masushige, Yuka Takahashi<br />
Siemens PLM, Plano, Texas<br />
www.siemens.com/plm<br />
28 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Digitale Realität<br />
im Unternehmen<br />
Virtual Reality in der Entwicklung | Tablet und VR-Brille<br />
verlieren ihren Exoten-Status. Gleichzeitig wird die<br />
Anwendung von Virtual Reality für Unternehmen interessant.<br />
Bild: Fraunhofer IEM<br />
AR in der Entwicklung: Ein Prototyp wird virtuell über eine AR-<br />
Brille an seinen späteren Einsatzort projiziert<br />
Augmented Reality und Virtual Reality<br />
sind aktuell auf dem Siegeszug“, sagt<br />
Dr.-Ing. Harald Anacker, Abteilungsleiter<br />
Produktentwicklung am Fraunhofer- Institut<br />
für Entwurfs<strong>technik</strong> Mechatronik<br />
IEM in Paderborn. „Die benötigten Endgeräte<br />
– Brillen oder Tablets – sind technologisch<br />
ausgereift und inzwischen bezahlbar.“<br />
Mithilfe einer Virtual Reality-Brille<br />
können Konstrukteure in ihren Entwurf<br />
eintauchen. Der virtuelle Entwurf macht<br />
Abhängigkeiten zwischen einzelnen Maschinen<br />
und Arbeitsprozessen sichtbar.<br />
Auch die Handhabung der Anlage kann<br />
schon im Entwurfsstadium getestet werden.<br />
Was sich damit erreichen lässt, haben<br />
die Forscher am AR & VR Experience<br />
Day im Sommer 2017 demonstriert.<br />
Am Beispiel des Miele Professional Sterilisators<br />
zeigte Axel Schwarz, Gruppenleiter<br />
Digitale Produktvisualisierung bei der<br />
Miele & Cie. KG, wie dort die Konstruktionsdaten<br />
für VR- und AR-Anwendungen<br />
genutzt werden. Das Fraunhofer IEM<br />
stellte vor, wie Augmented Reality bei der<br />
Entwicklung einer Industriezentrifuge<br />
eingesetzt werden kann. Der Prototyp<br />
wird hier virtuell an seinen späteren Einsatzort<br />
projiziert. So kann der Entwickler<br />
Größe und Anschlüsse in der echten Umgebung<br />
konfigurieren. Die Informationen<br />
lassen sich via Internet weiterleiten, was<br />
Korrekturschleifen vermeidet.<br />
„Enorm wichtig sind auch Fragen nach<br />
den Auswirkungen neuer Technologien<br />
auf Mitarbeiter, Arbeitsprozesse und Arbeitskultur“,<br />
so Anacker. Aktuell geht das<br />
Fraunhofer IEM diesen Fragen im Spitzencluster<br />
it’s OWL unter dem Schlagwort<br />
„Arbeit 4.0“ nach.<br />
www.iem.fraunhofer.de<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 29
■ [ TECHNIK ]<br />
Funkverbindung statt<br />
stationärer Behandlung<br />
Body Area Networks | Mobile Gesundheitsdienstleistungen erfordern es, auf kleinstem<br />
Raum weit reichenden Anforderungen an Safety & Security insbesondere bei der<br />
Datenübermittlung via Bluetooth gerecht zu werden. Hersteller von innovativen Anwendungen<br />
stehen dabei vor echten Herausforderungen.<br />
WBAN-Netzwerke verbinden<br />
drahtlos am Körper getragene<br />
medizinische Sensoren und Aktoren,<br />
um beispielsweise Vitalwerte<br />
in Echtzeit an Geräte<br />
oder Einrichtungen zu senden<br />
Fitness-Armbänder sind erst der Anfang.<br />
Für die mobile Gesundheitsversorgung<br />
der Zukunft werden Wireless Body<br />
Area Networks (WBAN) eine zentrale<br />
Rolle spielen. WBAN-Netzwerke verbinden<br />
drahtlos am Körper getragene medizinische<br />
Sensoren und Aktoren. Damit<br />
können beispielsweise Vitalfunktionen<br />
wie Blutdruck oder Blutzucker in kurzen<br />
Zeitabständen gemessen und in Echtzeit<br />
an medizinische Serviceeinrichtungen<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Wachsender Markt für mobile<br />
Gesundheitsdienste<br />
■Komplexe gesetzliche Vorgaben,<br />
Normen und Standards<br />
■ Safety & Security frühzeitig einbinden<br />
Bild: irinastrel123/Fotolia<br />
weitergeleitet werden. WBANs machen es<br />
möglich, dass Menschen auch bei schweren<br />
chronischen Erkrankungen in ihren<br />
eigenen vier Wänden gepflegt werden<br />
können oder Patienten nach Operationen<br />
früher nach Hause entlassen werden. Der<br />
nächste Schritt wird darin bestehen,<br />
WBANs nicht nur für die Überwachung<br />
von Vitalfunktionen, sondern auch zur<br />
Dosierung und automatischen Verabreichung<br />
von Medikamenten etwa zur Behandlung<br />
von Diabetes oder Bluthochdruck<br />
einzusetzen.<br />
Das Marktpotenzial ist beachtlich: Bereits<br />
40 Millionen deutsche Bürger nutzen<br />
nach Angaben der Marktforscher von<br />
E-Patient RSD Apps und Internet für Gesundheitsdienste.<br />
Erstmals ist es möglich,<br />
Vitalparametermessungen in der gleichen<br />
Qualität wie beim Arzt in der Praxis selbst<br />
zuhause durchzuführen . EKG-Geräte, die<br />
per Smartphone-App von Patienten selbst<br />
betrieben werden, gelten mittlerweile als<br />
genauso zuverlässig wie Großgeräte im<br />
Labor. Auch für Trommelfelluntersuchungen,<br />
Blutdruckkontrollen und Insulinmessungen<br />
gibt es bereits App-basierte Anwendungen.<br />
Für Medizingerätehersteller sind mobile<br />
Gesundheitsdienstleistungen eine<br />
Herausforderung. Einerseits erfordern<br />
die Einsatzszenarien, dass die genutzten<br />
Sensoren möglichst klein und stromsparend<br />
sein müssen. Üblicherweise beziehen<br />
sie ihre Energie von Knopfzellenbatterien.<br />
Gleichzeitig gilt es, auf kleinstem<br />
Raum weit reichenden Sicherheitsanforderungen<br />
gerecht zu werden, insbesondere<br />
was die Verlässlichkeit der Funkverbindungen<br />
zwischen den Sensoren und den<br />
Datenübermittlungsgeräten betrifft.<br />
Unsichere Funkverbindung als<br />
Patientenrisiko<br />
Bereits kurzzeitige Unterbrechungen in<br />
der Funkverbindung können in manchen<br />
Einsatzszenarien ein Patientenrisiko darstellen.<br />
Aus diesem Grunde ist beispielsweise<br />
die vollständige Umrüstung von<br />
Medizingeräten im OP-Saal auf kabellose<br />
Verbindungen wie Bluetooth immer noch<br />
ein Zukunftsprojekt. Allerdings ist es nur<br />
eine Frage der Zeit, bis erste Hersteller<br />
Funkverbindungen anbieten werden, die<br />
in Sachen Resilienz den bislang verwendeten<br />
Kabel-Lösungen nicht nachstehen.<br />
Drastischere Schadensszenarien insbesondere<br />
mit Blick auf die Netzwerksicherheit<br />
werden denkbar, sobald es nicht nur<br />
um die Überwachung von Vitalparametern<br />
geht, sondern etwa um die automati-<br />
30 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Großes Potenzial: Schon 40 Millionen<br />
deutsche Bürger nutzen<br />
mobile Apps und Internet für<br />
Gesundheitsdienste<br />
Internationale<br />
Fachmesse und<br />
Kongress für<br />
Reinraumtechnologie<br />
17. + 18. 10. 2017<br />
Frankfurt am Main<br />
Bild: georgejmclittle/Fotolia<br />
sche Medikamentenverabreichung. Werden<br />
zum Beispiel über das Funknetz die<br />
Insulinwerte eines Patienten verändert,<br />
kann das gravierende gesundheitliche<br />
Folgen haben, beispielsweise durch das<br />
versehentliche Verbinden mit dem falschen<br />
Gerät oder Netzwerk.<br />
Die wenigsten Hersteller von Medizingeräten<br />
verfügen von sich aus über das<br />
Know-how zur Entwicklung von sicherheitsgerechten<br />
WBAN-Anwendungen.<br />
Auch wenn Chip- und Modulhersteller oft<br />
damit werben, einfach zu verbauende<br />
und sichere Komponenten zu liefern: Gerade<br />
Security ist immer ein Prozess, der<br />
das gesamte System betrifft. Dies gilt insbesondere<br />
dann, wenn Energieoptimierung<br />
und Security gleichermaßen berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
Neben technischem Know-how mit<br />
Blick auf das gesamte Anwendungsszenario<br />
bedarf es Expertise für die sich stetig<br />
ändernden Richtlinien und Regularien.<br />
Von Anfang an müssen Entwickler die für<br />
Medizingeräte relevanten Prozess- und<br />
Produktnormen wie IEC 60601-1 (Sicherheit),<br />
IEC 62304 (Software-Lebenszyklusprozesse)<br />
oder IEC 62366 (Gebrauchstauglichkeit)<br />
beachten – immer im Zusammenspiel<br />
mit einem konsistenten Risikomanagement.<br />
Zudem müssen Medizingeräte<br />
im Bereich Body Area Networks<br />
den Normen für Funk- und Bluetooth-Geräte<br />
gerecht werden.<br />
Strebt ein Geräte-Hersteller an, einen<br />
in seinem Wireless-Produkt verwendeten<br />
neuen Dienst als offiziellen „Adopted Service“<br />
von der Bluetooth SIG autorisieren<br />
zu lassen, bedarf es bei der Spezifizierung<br />
zudem zusätzlicher Abstimmungsprozesse<br />
mit der zuständigen Medical Devices<br />
Working Group. Hersteller, die Forschung<br />
und Entwicklung im Kontext von Wireless<br />
Body Area Networks betreiben, sind deshalb<br />
gut beraten, frühzeitig kompetente<br />
Hilfe in Anspruch zu nehmen.<br />
Fallen Mängel erst bei der Konformitätsbewertung<br />
durch eine externe Zertifizierungsstelle<br />
oder der Abnahme nach<br />
der neuen Medizinprodukteverordnung<br />
auf, muss nicht selten der gesamte Produktionsprozess<br />
neu aufgesetzt werden.<br />
Gravierender noch ist der Schaden, wenn<br />
Mängel nach dem Inverkehrbringen eines<br />
Produktes auftreten. Die jüngsten Hacker-<br />
Attacken auf Router der Telekom sind hier<br />
ein warnendes Beispiel. Herstellern von<br />
Medizingeräten würden in einem ähnlichen<br />
Fall nicht nur einen Reputationsverlust<br />
erleiden, sondern auch riskieren, für<br />
entstandene Schäden zur Haftung gezogen<br />
zu werden.<br />
■<br />
Daniel Cloete<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 31
■ [ TECHNIK ]<br />
Wie steif Osteosyntheseplatten sind,<br />
lässt sich mit Nitinol beeinflussen<br />
Formgedächtniswerkstoffe | Stents aus Nitinol, die bei Körpertemperatur die erforderliche<br />
Form annehmen, sind in der Medizin schon im Einsatz. Forscher in Hannover haben<br />
untersucht, ob und wie sich der Werkstoff auch für die Orthopädie nutzen lassen<br />
könnte – genauer für Osteosyntheseplatten.<br />
Der Knochen ist durchtrennt, die<br />
Platte mit Schrauben fixiert. Ihre<br />
Besonderheit zeigt sich in der Mitte:<br />
Drei leicht gebogene Elemente<br />
sind erkennbar, die aus Nitinol bestehen<br />
und sich unter Wärmeeinwirkung<br />
strecken<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Nitinol<br />
Einsatzmöglichkeiten in der Orthopädie<br />
Prototypen für Osteosyntheseplatten<br />
Ausgezeichnet von der DGU<br />
Grundlagenforschung erforderlich<br />
Bild: MHH / C. Müller<br />
Wenn ein Knochen gebrochen ist, beginnt<br />
der Körper mit der Reparatur<br />
– im Notfall unterstützt durch Metallplatten,<br />
mit denen Mediziner die Bruchstücke<br />
stabilisieren. Diese Platten bestehen heute<br />
aus Titan und werden mit Schrauben<br />
im Knochen fixiert. Wie steif sie sind,<br />
hängt von ihrer Länge, Dicke und Breite<br />
ab. Aber in jedem Fall sind sie steifer als<br />
der Knochen selbst und bleiben es, unabhängig<br />
davon, wie der Knochen sich entwickelt.<br />
Könnte man das optimieren, indem<br />
man Nitinol in den Platten einsetzt<br />
und die Steifigkeit variiert?<br />
Diese Frage haben sich Mediziner und<br />
Ingenieure in Hannover gestellt und im<br />
Sonderforschungsbereich 599 Prototypen<br />
entwickelt und untersucht. Ihre Formgedächtnis-Platte<br />
aus einer Nickel-Titan-Legierung<br />
hat zunächst eine geringe Steifigkeit,<br />
lässt sich durch elektromagnetische<br />
Induktion und Wärmeeinfluss aber verändern,<br />
so dass sie dauerhaft eine höhere<br />
Steifigkeit annimmt.<br />
Auf Basis dieser Ergebnisse können<br />
neue Osteosynthese-Techniken entwickelt<br />
werden, bei denen die Steifigkeit der Implantate<br />
dem Heilungsverlauf individuell<br />
und ohne erneute OP angepasst wird. Damit<br />
könnten die Knochenheilung beschleunigt,<br />
Operationen eingespart und<br />
Komplikationen vermieden werden. Diesen<br />
Ansatz belohnte die Deutsche Gesellschaft<br />
für Unfallchirurige (DGU) Ende<br />
2016 mit dem Hans-Liniger-Preis 2016.<br />
Damit wurde Privatdozent Dr. Christian<br />
W. Müller von der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover geehrt, der die medizinische<br />
Seite im Projekt vertreten hat.<br />
Von einem marktreifen Medizinprodukt<br />
ist die Forschung noch ein Stück entfernt.<br />
Doch die Prototypen haben gezeigt,<br />
dass sich die Idee umsetzen lässt. Für die<br />
Behandlung bestimmter Knochenbrüche<br />
könnte das von Nutzen sein. „Viele Patienten<br />
lassen sich problemlos mit herkömmlichen<br />
Osteosyntheseplatten aus Titan be-<br />
handeln“, sagt Müller. Allerdings gebe es<br />
Frakturen im Oberarm oder auch in der<br />
Elle, insbesondere aber am Schienbein,<br />
wo die Heilung Probleme bereite. Im<br />
Schnitt betreffe das etwa 10 % der Fälle,<br />
beim Schienbein bis zu einem Drittel der<br />
Patienten.<br />
„Unsere Hypothese ist, dass sich die<br />
Heilung verbessern lassen könnte, wenn<br />
die Osteosyntheseplatten in der ersten<br />
Zeit nach dem Bruch weniger steif sind –<br />
wir deren Steifigkeit dem fortschreitenden<br />
Knochenwachstum aber zu einem<br />
späteren Zeitpunkt anpassen können.“<br />
Bewiesen sei das noch nicht. Es habe bisher<br />
allerdings auch keine Möglichkeit gegeben,<br />
entsprechende Untersuchungen<br />
durchzuführen. Denn um die Steifigkeit<br />
einer einmal implantierten Platte zu verändern,<br />
sei bislang der Austausch der<br />
Platte in einer OP erforderlich.<br />
Gebogene Strukturen<br />
aus Nitinol strecken sich<br />
Mit bestimmten Strukturen aus Nitinol in<br />
der Mitte der Platte lässt sich die Steifigkeit<br />
von außen beeinflussen. Die dafür erforderliche<br />
Wärme kann durch die Haut<br />
durch elektrische Induktion ausgelöst<br />
werden. Strukturen, die zunächst gekrümmt<br />
sind, strecken sich dann und machen<br />
die Platte steifer. Das haben die Forscher<br />
an verschiedenen Prototypen nachgewiesen,<br />
bis hin zum Experiment an<br />
Mäusen, Kaninchen und Schafen.<br />
„Wir hatten natürlich eine Reihe von<br />
Faktoren zu beachten, die über das hinausgehen,<br />
was bei bisherigen medizinischen<br />
Anwendungen von Nitinol relevant<br />
war“, erläutert der Mediziner. Ein Stent<br />
mit Formgedächtnis beispielsweise bleibt<br />
bei niedriger Temperatur zusammengefaltet<br />
und wird in den Körper eingebracht.<br />
Bei Körpertemperatur dehnt er sich aus,<br />
bis auf das vorgesehene Volumen.<br />
„Genau das wollten wir aber nicht, wir<br />
brauchten eine Legierung, die nicht auf<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Die äußere Struktur der neuen Osteosyntheseplatten<br />
lehnt sich an die herkömmlichen<br />
Platten an. Die Prototypen<br />
lassen sich mit Standardschrauben im<br />
Knochen fixieren<br />
Bild: R. Pfeiffer<br />
die Körpertemperatur anspricht und<br />
selbst bei Fieber noch nicht reagiert.“ Laut<br />
Müller musste dafür ein Werkstoff gewählt<br />
werden, der erst bei über 42 °C die<br />
Formveränderung auslöst. Viel höher<br />
durfte die erforderliche Temperatur aber<br />
auch nicht sein, denn die Veränderung<br />
soll ja im Körper hervorgerufen werden,<br />
darf keine Schmerzen bereiten und das<br />
Gewebe nicht schädigen. Wärmebildkameras<br />
zeigten, dass die induzierte Erwärmung<br />
auf den zentralen Bereich der Platte<br />
beschränkt blieb. Das so ausgelöste Strecken<br />
der Nitinol-Elemente verdoppelt die<br />
Steifigkeit der Platte.<br />
Um zu diesen Prototypen zu kommen,<br />
war das Wissen der Ingenieure vom Laserzentrum<br />
Hannover LZH erforderlich. Sie<br />
stellten mittels Laser<strong>technik</strong> unterschiedlich<br />
geformte Prototypen her und mussten<br />
das dafür geeignete Bearbeitungsverfahren<br />
erst entwickeln. Wie genau die Form<br />
aussehen sollte, wurde vorab durch CAD-<br />
Simulationen der Blechdicken und der<br />
Abstände der veränderlichen Elemente erprobt.<br />
Die mechanischen Eigenschaften<br />
der Prototypen wurden im Biomechanik-<br />
Labor der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover getestet, bevor sie in Tierversuchen<br />
eingesetzt wurden.<br />
Die Arbeiten im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />
sind inzwischen abgeschlossen.<br />
Folgeanträge werden gestellt,<br />
um die Idee weiter zu verfolgen.<br />
„Industriepartner hatten wir bisher<br />
nicht im Boot“, sagt Müller. Bevor sich die<br />
Industrie für diesen Ansatz interessiere,<br />
müssten sicher noch einige Arbeiten ausgeführt<br />
werden. „Eine Hitzesterilisation<br />
kommt für solche Teile natürlich nicht in<br />
Frage – wir denken da an eine kalte Behandlung<br />
mit Gammastrahlen.“ Dass Nitinol<br />
teuer und nicht leicht zu bearbeiten<br />
ist, mache die Sache auch nicht einfacher.<br />
Eine Variabilität der Steifigkeit sei<br />
grundsätzlich zwar auch mit abbaubaren<br />
Prothesen zu erreichen – allerdings in der<br />
entgegengesetzten zu der hier beschriebenen<br />
Richtung, also allein zu einer geringeren<br />
Steifigkeit hin. „Das Abbauverhalten<br />
resorbierbarer Elemente im Körper können<br />
wir aber bisher nicht kontrollieren<br />
und damit auch die Steifigkeit nicht gezielt<br />
beeinflussen.“<br />
Anwendung bei Frakturen,<br />
Skoliose und Knie-OPs denkbar<br />
Müller sieht aber, abgesehen von der Behandlung<br />
von Schienbeinbrüchen, auch<br />
andere Anwendungsmöglichkeiten für die<br />
Nitinol-haltigen Platten. Als Beispiel<br />
nennt er die Behandlung von Skoliose bei<br />
Kindern, wo es sinnvoll sein könne, die<br />
Steifigkeit der Implantate mit dem<br />
Wachstum zu variieren, oder Operationen<br />
am Knie, wo sich über eine Veränderung<br />
der Steifigkeit Achsen auch nach der OP<br />
korrigieren ließen. Müller schätzt, dass es<br />
bis zur Anwendung der Idee in Medizinprodukten<br />
allerdings noch ein Jahrzehnt<br />
mit Untersuchungen und Optimierungen<br />
brauchen würde.<br />
■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
05/2017 medizin&<strong>technik</strong> 33
■ [ TECHNIK ]<br />
Mehr Sicherheit dank validierter<br />
Härteprozesse<br />
Werkstoff-Engineering | Die Wärmebehandlung wird oft als spezieller oder sogar<br />
kritischer Prozess bewertet, da die Auswirkungen meistens nicht zerstörungsfrei<br />
nachgewiesen werden können. Vor allem bei Anwendungen für die Medizin<strong>technik</strong><br />
ermöglichen validierte Verfahren klar strukturierte und reproduzierbare Abläufe.<br />
Verschiedene<br />
chirurgische Instrumente<br />
erhalten ihre<br />
speziellen Eigenschaften<br />
durch die<br />
validierten Härteprozesse<br />
bei Gerster<br />
Bild: Härterei Gerster<br />
Der gleiche Härtewert kann durch<br />
mehrere Kombinationen von Härteund<br />
Anlasstemperatur erreicht werden,<br />
die Gefügeausprägung ist dabei aber völlig<br />
unterschiedlich. Doch genau dieses<br />
Gefüge entscheidet über Erfolg oder Misserfolg,<br />
wenn die Instrumente im Operationssaal<br />
durchgebogen, mit dem Hammer<br />
geschlagen oder beim Reinigen korrosiven<br />
Medien ausgesetzt werden. Bei einem<br />
Instrument aus Edelstahl 1.4057 erhält<br />
man im optimalen Fall mit einer Härte<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Wärmebehandlungs<strong>technik</strong><br />
Individuell abgestimmte,<br />
validierte Härteprozesse<br />
Reproduzierbare Abläufe<br />
Hohe Qualität bei OP-Instrumenten<br />
von 51 HRC ein voll martensitisches Gefüge<br />
mit ausscheidungsfreien Korngrenzen,<br />
im schlechten Fall mit der gleichen Härte<br />
nur ein partiell martensitisches Gefüge<br />
mit durch Ausscheidungen belegte Korngrenzen.<br />
Trotz identischer Härte hält das<br />
erste der Belastung stand, das letzte aber<br />
bricht.<br />
Beim Härten mit nicht validierten Prozessen<br />
in Anlagen, die ebenfalls nicht validiert<br />
sind, fehlt die Gewissheit, dass jedes<br />
Teil im Ofen auch wirklich die optimalen<br />
Eigenschaften erzielt. Damit bleibt ein<br />
Restrisiko bestehen, das einen direkten<br />
Einfluss auf das Wohlbefinden des Patienten<br />
haben kann. „Besonders bei den kritischen<br />
Prozessen wie der Wärmebehandlung<br />
erhält ein OEM von Produkten durch<br />
Validierungsaktivitäten die Sicherheit der<br />
Reproduzierbarkeit und somit konstanten<br />
Produkteigenschaften und -funktion in<br />
der medizinischen Anwendung“, betont<br />
Sebastian Stärk, Supplier Quality Manager<br />
bei Stryker, einem Hersteller von chirurgischen<br />
Instrumenten. Die Härterei Gerster<br />
AG in Egerkingen betreibt nicht nur selbst<br />
validierte Anlagen und Prozesse, sondern<br />
bietet ihr Wissen als Dienstleistung auch<br />
extern zielgerichtet für die Veredelung aller<br />
metallischen Werkstoffe an. Beispielsweise<br />
werden bestehende Ofen beim Kunden<br />
vor Ort auf den neuesten Stand gebracht<br />
und die Mitarbeiter geschult, um<br />
klar strukturierte und reproduzierbare<br />
Prozesse und Abläufe zu ermöglichen.<br />
Halbierte Kosten dank<br />
Prozessoptimierung<br />
Zudem führt Gerster die erforderlichen<br />
Analysen, Untersuchungen und Qualitätskontrollen<br />
aus und unterstützt auch bei<br />
der Kostenreduktion dank Prozessoptimierung.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Jakob<br />
Müller AG aus Frick, die seit 125 Jahren<br />
innovative Technologien für die Bandund<br />
Schmaltextilienindustrie entwickelt.<br />
34 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Zum Unternehmen<br />
Seit 1950 ist die Schweizer Härterei<br />
Gerster AG in Egerkingen im Bereich<br />
der Härterei- und Wärmebehandlungs<strong>technik</strong><br />
aktiv und setzt ihr Wissen bei<br />
der Wärmebehandlung von Bauteilen,<br />
in Beratungsprojekten zur Prozessoptimierung<br />
oder bei Lösungen für In- oder<br />
Outsourcing-Projekten ein. In größeren<br />
Produktentwicklungsprojekten übernimmt<br />
das Unternehmen zum Beispiel<br />
die Aufgabe des Wärmebehandlungsund<br />
Werkstoffengineerings und ermöglicht,<br />
Produkte mit einem höheren Anforderungsniveau<br />
zu entwickeln. Eine<br />
solche Dienstleistung wird unabhängig<br />
von einem Lohnbehandlungsauftrag<br />
angeboten. Dazu gehören auch Prozessoptimierungen,<br />
um die Kosten zu<br />
senken. Bei Bedarf unterstützt die Härterei<br />
Gerster Betriebe mit eigener Härterei<br />
auch bei der Gestaltung von Wärmebehandlungsprozessen<br />
vor Ort, inklusive<br />
Auditierungen und Validierungen.<br />
Das Unternehmen ist zertifiziert<br />
nach ISO 9001, ISO 14001: Umwelt,<br />
ISO/TS 16949: Automobil, ISO 13485:<br />
Medizin<strong>technik</strong> sowie EN 9100: Luftfahrt.<br />
Das Unternehmen trat mit dem Wunsch<br />
an die Schweizer Härterei-Spezialisten<br />
heran, seine Herstellkosten zu reduzieren.<br />
Bis dahin wurde eine Doppelkurvenscheibe<br />
kostenintensiv geschmiedet, mechanisch<br />
vorbearbeitet, induktionsgehärtet<br />
und geschliffen.<br />
Gemeinsam mit dem Kunden wurde<br />
der gesamte Herstellungsprozess überprüft<br />
– inklusive der Wahl des Werkstoffes<br />
– und das optimale Härteverfahren evaluiert.<br />
Anschließend wurde der Härteprozess<br />
auf die Anwendung, wie Lage der<br />
Härte- und Schlupfzonen, abgestimmt<br />
und das gesamte Projekt von der Musterherstellung<br />
bis zur Serienreife umfassend<br />
begleitet. Das Ergebnis ist eine neu geschmiedete<br />
Kurve, auf Fertigmaß bearbeitet,<br />
lasergehärtet und trowalisiert. Durch<br />
diesen angepassten Prozessablauf wurde<br />
das Kostenziel deutlich übertroffen: Dank<br />
des Wegfalls des teuren CNC-Schleif -<br />
prozesses konnten die Herstellkosten um<br />
50 % und die Wiederbeschaffungszeit<br />
von 80 auf 20 Tage gesenkt werden. Die<br />
optimale Losgröße wurde von 100 auf<br />
50 Stück verkleinert, die Teilefertigungskosten<br />
durch kundeninterne Komplettherstellung<br />
reduziert sowie die Kapitalbindung<br />
aufgrund reduzierter Lager -<br />
haltung um 75 % verringert.<br />
■<br />
Michael Saner<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 35
■ [ TECHNIK ]<br />
Textilgeflecht für Bänderersatz<br />
Medizintextilien | Ob Muskeln, Bänder oder Knorpel – im Bauplan des Menschen spielen<br />
Bindegewebsfasern eine tragende Rolle. Manche humane Originalteile lassen sich<br />
bereits ersetzen. An der RWTH Aachen bereiten Textil- und Medizinforscher für weiteren<br />
künstlichen Ersatz die entsprechenden Technologien vor.<br />
Kreuzbandrupturen am vorderen<br />
Kniegelenk nehmen vor allem durch<br />
Sportunfälle zu. Sie destabilisieren das<br />
Knie, führen zu Gelenkverschleiß und verursachen<br />
Knorpelschäden. Bisherige OP-<br />
Strategien, etwa der Ersatz mit körpereigenem<br />
Sehnenmaterial oder dem Implantatwerkstoff<br />
Polyethylenterephthalat<br />
(PET), haben Nachteile. Bei PET-Implantaten<br />
muss gegebenenfalls ein nicht physiologisch<br />
angepasstes Spannungs-Dehnungs-Verhalten<br />
sowie eine unzureichende<br />
Dauerfestigkeit in Kauf genommen<br />
werden.<br />
In einem vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium<br />
geförderten, aktuellen<br />
Vorlaufforschungsprojekt wurde nun<br />
untersucht, inwieweit sich ein rundgeflochtenes<br />
künstliches Kreuzband nach<br />
natürlichem Vorbild aus einer Textil-LSR<br />
(Flüssigsilikonkautschuk)-Verbundstruktur<br />
herstellen lässt. Mit Erfolg: Laut Projektleiter<br />
Florian Eggert ist es durch Kombination<br />
von Flechtstruktur, Formkörpern<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Medizinische Textilien<br />
Kreuzband und Bandscheibe n-Implantat<br />
Textil-Flüssigsilikonkautschuk -Verbund<br />
Modifizierte Textilmaschinen<br />
BMWi fördert Forschungsprojekt<br />
und einer Beschichtung aus LSR möglich,<br />
neuartigen Kreuzbandersatz zu erzeugen<br />
und damit die bisherigen Nachteile<br />
von Implantaten zu neutralisieren. Weitere<br />
Forschung sei jedoch nötig, um die gegenüber<br />
dem menschlichen Vorbild noch<br />
deutlich zu niedrige Steifigkeit der untersuchten<br />
Verbundstrukturen zu verbessern.<br />
Neue Technologien für humane<br />
Ersatzteile nutzen<br />
Seit Jahren werden zur Herstellung komplexer<br />
Gefäßprothesen Webmaschinen<br />
eingesetzt. Dass sich auch künstliche<br />
Kreuzbänder auf Horizontal-Rundflechtmaschinen<br />
oder Bandscheiben auf Schützenbandwebmaschinen<br />
erzeugen lassen,<br />
liegt zwar im Techniktrend, ist aber noch<br />
Zukunftsmusik. Jedoch wurden in Aachen<br />
inzwischen mit dem Projekt „Wirkkantenfreie<br />
3D-Bandgewebe“ wesentliche<br />
Grundlagen dafür gelegt.<br />
„Wir arbeiten daran, Textilmaschinen<br />
so zu modifizieren, dass wir auf ihnen<br />
künftig auch solche textilen Implantate<br />
herstellen können; das ist unser Knowhow“,<br />
sagt Adj. Prof. Dr.-Ing. Yves-Simon<br />
Gloy, Mitglied der Geschäftsleitung am<br />
Institut für Textil<strong>technik</strong> an der RWTH<br />
Aachen, und verweist zur Bekräftigung<br />
auf bekannte Maschinenhersteller und<br />
Medizin<strong>technik</strong>unternehmen, die dieses<br />
Vorlaufwissen bereits in ihre Entwicklungen<br />
mit einbinden.<br />
Künstliche Kreuzbänder könnten künftig<br />
aus einem Textilgeflecht mit Kautschuksilikon-Formkörper<br />
im Inneren hergestellt<br />
werden<br />
Auch zur besseren Versorgungssicherheit<br />
von jährlich rund 100 000 Neupatienten<br />
mit einem Bandscheibenvorfall müssen<br />
künftige Textilimplantate vor allem<br />
patientengerecht, also individuell hergestellt<br />
werden. Dafür empfehlen sich wirkkantenlose<br />
3D-Bandgewebe, die auf Mageba-Textilmaschinen<br />
entstehen.<br />
Als Demonstrator wurde am ITA eine<br />
resorbierbare textile Mehrlagenstruktur<br />
entwickelt, auf der später patienteneigene<br />
Knorpelzellen angesiedelt werden, um<br />
eine Bandscheibe zu bilden. Damit empfindliches<br />
biokompatibles Prothesenmaterial<br />
wie Polyvinylidenfluorid (PVDF) fadenschonend<br />
verarbeitet werden kann,<br />
müssen Fadenführung und Einstellung<br />
der Maschinenelemente solcher Textilmaschinen<br />
individuell, steuerungstechnisch<br />
und tribologisch angepasst werden.<br />
Nach Prüfung und biomechanischen<br />
Versagensanalysen steht inzwischen fest:<br />
Wirkkantenlose 3D-Bandgewebe eignen<br />
sich für den Implantat-Einsatz, zumal deren<br />
Eigenschaften durch gezielte Veränderung<br />
textiltechnologischer Fertigungsparameter<br />
zu beeinflussen ist. (su)■<br />
www.ita.rwth-aachen.de<br />
Bild: ITA/RWTH<br />
36 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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FORUM<br />
Medtech meets<br />
Quality<br />
01. Februar 2018<br />
Parkhotel Stuttgart<br />
Messe-Airport<br />
Das Forum für Qualitätssicherung<br />
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Medizinprodukte effektiv produzieren<br />
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anderem Anregungen zu folgenden Themen:<br />
Neueste Entwicklungen zum rechtlichen Rahmen<br />
Technische Möglichkeiten der Qualitätsprüfung<br />
Wann setzt der Qualitätsgedanke an – schon bei<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 37
■ [ VERBINDUNGSTECHNIK ]<br />
Klebstoff muss nicht riechen<br />
Kleb<strong>technik</strong> | In umfangreichen Analysen ließen sich Substanzen identifizieren, die für<br />
die störenden Gerüche von Klebstoffen verantwortlich sind. Dieses Wissen gibt Herstellern<br />
die Möglichkeit, den Produktionsprozess zu optimieren. Ein Beispiel sind Acrylklebstoffe<br />
für Physiotapes.<br />
Forschern stehen in<br />
Freising zahlreiche<br />
Analysegeräte wie<br />
die Gaschromatographie<br />
zur Verfügung,<br />
um die Verursacher<br />
von störenden<br />
Gerüchen in<br />
Acrylklebstoffen<br />
aufzuspüren<br />
Bild: Fraunhofer IVV<br />
Kaum ein modernes Produkt kommt<br />
ohne Klebstoff aus – der Werkstoff<br />
findet sich beispielsweise in Windschutzscheiben,<br />
Handydisplays, Schuhen, Teppichen,<br />
Pflastern oder Physiotapes. Dass<br />
Klebstoffe unangenehm riechen, wird allgemein<br />
als selbstverständlich hingenommen.<br />
Die Verursacher können Lösungsmittel<br />
sein. Aber auch lösungsmittelfreie<br />
Produkte oder solche mit geringen Gehalten<br />
an Lösungsmitteln können einen<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Geruchlich relevante Inhaltsstoffe<br />
bei Klebstoffen identifizieren<br />
Gesundheitsschädliche Wirkung<br />
Verändern des Prozesses<br />
Physiotapes<br />
scharfen und intensiven Geruch verströmen.<br />
Darüber, welche Substanzen für die<br />
Ausdünstungen verantwortlich sind und<br />
wie sie auf den menschlichen Organismus<br />
wirken, ist bislang wenig bekannt. Dieser<br />
Problematik widmet sich die Abteilung<br />
Analytische Sensorik am Fraunhofer-Institut<br />
für Verfahrens<strong>technik</strong> und Verpackung<br />
IVV in Freising. Prof. Dr. Andrea<br />
Büttner und ihr Team haben dort unter<br />
anderem vier lösungsmittelfreie Acrylklebstoffe<br />
untersucht, um herauszufinden,<br />
welche Komponenten die störenden<br />
Gerüche auslösen. Ihre Ergebnisse haben<br />
die Forscher im International Journal of<br />
Adhesion and Adhesives veröffentlicht.<br />
Bei ihren Analysen wurden 27 Geruchsstoffe<br />
identifiziert, die die Fehlgerüche<br />
verursachen, darunter Methylmeth -<br />
acrylat, Acetophenon, 1-Butanol, 4-Methylphenol,<br />
Phenylessigsäuremethylester<br />
und Essigsäure. 20 Substanzen wurden<br />
erstmals als geruchsaktive Bestandteile<br />
von Klebstoffen entdeckt, wie beispielsweise<br />
die chemische Verbindung Borneol.<br />
Starker Geruch kann Hinweis<br />
auf schädliche Substanzen sein<br />
Ebenso variantenreich wie die nachgewiesenen<br />
Geruchsstoffe waren die Geruchseindrücke,<br />
die von stechend, fruchtig,<br />
lederartig, rauchig bis schimmelig reichen.<br />
„Wenn Produkte besonders stark<br />
riechen, kann das darauf hinweisen, dass<br />
bedenkliche Substanzen enthalten sind“,<br />
sagt Prof. Büttner. Einige der Proben enthielten<br />
phenolische Verbindungen, die im<br />
Verdacht stehen, erbgutverändernd zu<br />
sein.<br />
Die Wissenschaftlerin sieht einen deutlichen<br />
Handlungsbedarf, die Produktentwicklung<br />
von Klebstoffen zu optimieren:<br />
„Unsere Analysen zeigen, dass eine Reihe<br />
38 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
der gefundenen Substanzen eliminiert<br />
werden müssten – nicht nur im Hinblick<br />
auf die Geruchsbelästigung.“ Die starken<br />
Gerüche könnten durchaus Kopfschmerzen<br />
und Schwindel hervorrufen. „Man<br />
sollte es in Frage stellen, dass ein Kleber<br />
riecht.“ Hier müsste sich das Bewusstsein<br />
sowohl auf Anwender- als auch auf Herstellerseite<br />
ändern.<br />
Lösungen, um die Inhaltsstoffe<br />
der Klebstoffe zu verbessern<br />
Die Fraunhofer-Wissenschaftler bieten<br />
Herstellern nun Lösungen an und ziel -<br />
gerichtete Strategien, um Klebstoffe ebenso<br />
wie andere Non-Food-Produkte des<br />
täglichen Bedarfs – dazu gehören unter<br />
anderem Lacke, Bindemittel, Möbel,<br />
Weichmacher, Reinigungsmittel und<br />
Kunststoffe – im Hinblick auf die enthaltenen<br />
Geruchsstoffe zu verbessern. „Wir haben<br />
uns die Aufgabe gestellt, die Hersteller<br />
bei der Produktentwicklung zu unterstützen.<br />
Denn diese können die verursachenden<br />
Komponenten mit ihren eigenen<br />
Methoden oft nicht kennen, hier ist eine<br />
Spezialanalytik erforderlich ebenso wie<br />
geschulte Probanden, um die Auslöser<br />
und eventuelle Verunreinigungen sowie<br />
beim Herstellungsprozess entstehende<br />
Nebenstoffe aufzuspüren“, betont die Lebensmittelchemikerin.<br />
Mit ihren Forschungsergebnissen<br />
legen die Wissenschaftlerin<br />
und ihre Kollegen darüber<br />
hinaus die Basis zur physiologischen und<br />
toxikologischen Bewertung der störenden<br />
Substanzen.<br />
Für ihre Analysen setzen die Forscher<br />
auf verschiedene Methoden und Geräte<br />
wie etwa die Gaschromatographie und<br />
die Massenspektrometrie ein. Damit ermitteln<br />
sie, welche Mengen bei normalem<br />
Gebrauch freigesetzt werden. Zwischen<br />
geruchsaktiven und -inaktiven Substanzen<br />
können maschinelle Detektoren aber<br />
nicht sehr gut unterscheiden, die menschliche<br />
Nase ist hier bislang unersetzbar.<br />
Daher stehen sensorische Tests am Anfang<br />
der Untersuchungen.<br />
Geschulte Testpersonen erhalten dafür<br />
Proben in geruchsneutralen Glasgefäßen.<br />
Ein Sensorik-Panel legt für jede Probe<br />
charakteristische Geruchsattribute fest,<br />
die es in einer zweiten Sensorik-Session<br />
auf einer vorgegebenen Skala im Vergleich<br />
zu Referenzverbindungen bewertet.<br />
Die Gesamtintensität und das persönliche<br />
Ge- oder Missfallen eines Geruchseindrucks<br />
werden evaluiert, die Mittelwerte<br />
der Bewertungen zu einem Geruchsprofil<br />
zusammengefasst.<br />
Experte in Sachen Klebstoffe ist Philipp<br />
Denk, ein Kollege von Prof. Büttner. Der<br />
Freisinger Forscher untersucht klebende<br />
Komponenten aller Art, etwa in Lebensmittelverpackungen<br />
sowie im medizinischen<br />
Bereich, und fokussiert sich aktuell<br />
auf die Gruppe der Acrylklebstoffe. Sein<br />
nächstes Analyseobjekt sind Physiotapes,<br />
die teilweise ebenfalls geruchsintensive<br />
Klebstoffe enthalten.<br />
Neue Technologien, um die<br />
Komponenten zu testen<br />
„Durch den globalisierten Markt und den<br />
stetig wachsenden Internethandel sind<br />
die amtlichen Prüfbehörden überfordert<br />
und nicht mehr in der Lage, die Fülle der<br />
Produkte auf störende oder bedenkliche<br />
Komponenten zu untersuchen. Wir werden<br />
daher neue Technologien entwickeln,<br />
um Produkte dezentral im Hinblick auf<br />
bedenkliche Komponenten testen zu können.“<br />
(op) ■<br />
Weitere Informationen<br />
Über das Fraunhofer Institut für<br />
Verfahrens<strong>technik</strong> und Verpackung<br />
IVV in Freising:<br />
www.ivv.fraunhofer.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 39
■ [ VERBINDUNGSTECHNIK ]<br />
Schweißkopf für<br />
schwierige Werkstoffe<br />
Schweiß<strong>technik</strong> | Um auch schwierig schweißbare<br />
Werkstoffe zu verbinden, wurde der Remoweld Flex<br />
entwickelt. Er arbeitet mit hochfrequenter Strahloszillation<br />
und integrierter Prozessüberwachung.<br />
Der Schweißkopf Remoweld Flex bietet hochfrequente Strahl -<br />
oszillation und integrierte Prozessüberwachung<br />
Um filigrane Druckgusskomponenten mit Anbauteilen mediendicht<br />
zu verbinden, lassen sich herkömmliche Laserstrahlschweißprozess<br />
nicht einsetzen: Der üblicherweise hohe<br />
Gasgehalt dieser Werkstoffe verhindert es, derartige Verbindungen<br />
prozesssicher herzustellen. Das Laserstrahlschweißen mit<br />
hochbrillanter Strahlquelle und hochfrequenter Strahloszillation<br />
ermöglicht aber ein qualitätsgerechtes, sicheres Verschweißen<br />
von Al-Druckgusswerkstoffen. Gleichzeitig wird die in das Bauteil<br />
eingetragene Schweißenergie stark begrenzt, um Bauteilverzug<br />
weitgehend zu vermeiden.<br />
Forscher am Dresdener Fraunhofer IWS haben dafür ein entsprechendes<br />
modulares Schweißkopfkonzept entwickelt. Als Herzstück<br />
enthält der Remoweld-Flex-Schweißkopf einen HF-Scanner,<br />
der bis zu 4 kHz Scan-Frequenz bei einer Maximalleistung<br />
von 4 kW ermöglicht. Zur vorlaufenden Schweißnahtsuche dient<br />
ein berührungslos arbeitendes Sensorik-Modul. Ein nachgeschaltetes<br />
kamerabasiertes Beobachtungsmodul kann je nach<br />
Anwendungsfall zur Qualitätssicherung eingesetzt werden. Da<br />
der Schweißkopf modular aufgebau ist, bleibt das System flexibel<br />
genug, um einen individualisierten Fertigungsablauf mit<br />
oder ohne Sensorik- oder Beobachtungsmodul zu gestalten.<br />
Die konstruktive und maschinenbauliche Realisierung des<br />
Schweißkopfes erfolgte gemeinsam mit der Karl H. Arnold Maschinenfabrik<br />
GmbH & Co. KG in Ravensburg. Der Puchheimer<br />
Scanner-Hersteller Scanlab GmbH unterstützte die Entwicklung<br />
mit seinem Know-how.<br />
Das Prozessmonitoring für zum Beispiel Kühlung, Schutzgase,<br />
elektrische Signale oder Prozessdaten wird über ein Bussystem<br />
an eine SPS-Steuerung gesendet und dort verarbeitet. Eine grafische<br />
Schnittstelle informiert den Maschinenbediener durch ein<br />
„Ampelsystem“ über den Prozessstatus. Es bietet darüber hinaus<br />
die Möglichkeit, Daten zur Qualitätssicherung dauerhaft zu speichern<br />
und den Produktionsfortschritt im Sinne des Konzeptes<br />
von Industrie 4.0 an übergeordnete Organisationseinheiten zur<br />
Fertigungsplanung weiterzuleiten.<br />
Bild: Fraunhofer IWS Dresden<br />
Klebeverbindungen<br />
Gezielte Tests, um das Bruchverhalten<br />
besser vorherzusagen<br />
Kleben<br />
Suchmaschine führt zu den<br />
geeigneten Partnern<br />
Wie gut bestimmte Arten von Klebeverbindungen<br />
halten, wollen Forscher um<br />
Prof. Stephan Marzi vom Fachbereich Maschinenbau<br />
und Energie<strong>technik</strong> der Technischen<br />
Hochschule Mittelhessen in Gießen<br />
zusammen mit der Industrie untersuchen.<br />
Im Projekt „Bruchmechanische Untersuchungen<br />
an hyperelastischen strukturellen<br />
Klebverbindungen“ geht es ihnen<br />
um Dickschichtklebungen mit weichen,<br />
gummiartigen Klebstoffsystemen, die neben<br />
einer abdichtenden und dämpfenden<br />
Funktion auch Aufgaben der Lastübertragung<br />
erfüllen. Im Automobilbau verbinden<br />
solche Klebungen zum Beispiel Karosserie<br />
und Windschutzscheibe. Die Industrie<br />
benötigt Berechnungsmodelle, die<br />
ein Versagen realitätsnah beschreiben,<br />
um Auslegung und Bemessung zu optimieren.<br />
Etablierte Methoden eignen sich<br />
nicht, wenn unterschiedliche Zug- oder<br />
Schubkräfte auf die Verbindung wirken.<br />
Im Projekt soll ein neuartiger Versuchsaufbau<br />
erstmals Erkenntnisse zum Bruchverhalten<br />
beliebig belasteter hyperelastischer<br />
Klebverbindungen liefern. In Folgeprojekten<br />
sollen die Erkenntnisse in Entwicklungssoftware<br />
integriert werden.<br />
Bild: TH Mittelhessen<br />
In einer hyperelastischen Klebver -<br />
bindung breiten sich Risse aus<br />
Eine Suchmaschine für Klebesysteme<br />
wollte Andreas Reisenzahn, Erfinder und<br />
Geschäftsführer des Münchner Unternehmens<br />
Substratec, entwickeln. Nun hat er<br />
die Idee umgesetzt und bietet professionellen<br />
Anwendern kostenlos und unabhängig<br />
Klebstoffalternativen, Produktinformationen<br />
und Lieferantenkontakte.<br />
Dafür werden die zu verklebenden Substrate<br />
eingegeben. Ein Algorithmus filtert<br />
die Alternativen, bewertet die Relevanz<br />
und schlägt Klebstoffe vor. Dabei werden<br />
sowohl Parameter im Verklebungsprozess<br />
berücksichtigt als auch chemische und<br />
physikalische Klebstoff eigenschaften vor,<br />
während und nach der Verarbeitung. Zu<br />
jeder Klebstoffauswahl werden die technischen<br />
Datenblätter der Hersteller oder<br />
Lieferanten bereitgestellt.<br />
www.substratec.com<br />
40 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
[ ADVERTORIAL ]<br />
Smalley-Sicherungsringe und -Wellenfedern von TFC bewähren sich in der Medizin<strong>technik</strong><br />
WENN RAUM FEHLT UND<br />
SICHERHEIT ZÄHLT<br />
Medizin 4.0 | Die Qualitätsanforderungen in der Medizin<strong>technik</strong> steigen weiter.<br />
Aktuell ist es beispielsweise die neue Medizinprodukte-Verordnung der EU, die der<br />
Branche verschärfte Regulierungspflichten auferlegt. Verantwortungsbewusste<br />
Zulieferer wie der Smalley-Vertriebspartner TFC erweisen sich hierbei als wertvolle<br />
Partner für die Hersteller medizintechnischer Geräte und chirurgischer Implantate.<br />
Die Titan-Sicherungsringe und Edelstahl-Wellenfedern des Unternehmens finden<br />
sich sowohl in Hüft- und Knieprothesen als auch in den Bedienteilen vieler Diagnose-,<br />
OP- und Therapiegeräte.<br />
Neben immer strengeren Qualitäts- und Regulierungsauflagen<br />
sind es viele konstruktive Aspekte, die heute die<br />
Herstellung medizintechnischer Apparate und chirurgischer<br />
Implantate bestimmen. Maßgebend sind hier insbesondere die<br />
Kriterien der Biokompatibilität, des Hygienic Design und der<br />
Usability sowie die Faktoren Genauigkeit und Miniaturisierung.<br />
Die für die Medizin<strong>technik</strong> entwickelten C-Teile von Smalley im<br />
Portfolio von TFC sind abgestimmt auf diese Anforderungen. Sie<br />
finden derzeit Anwendung in vielen Bereichen der Prothetik, der<br />
Implantat-Fertigung und des medizintechnischen Gerätebaus.<br />
Vor allem zwei Produktgruppen sind dabei herausragend: Die<br />
Spirolox-Sicherungsringe und die Flachdraht-Wellenfedern.<br />
Ohne Nasen und Spalte<br />
Bei den Spirolox-Ringen handelt es sich um gewalzte Edelstahl-,<br />
Titan- oder Sonderlegierungs-produkte, die im Gegensatz zu<br />
traditionellen Sicherungsringen (DIN 471/472) keine vorstehenden<br />
Nasen, Ösen oder Bohrungen aufweisen. Sie haben<br />
auch keinen Spalt, sondern schließen rundum bündig ab und<br />
nehmen so den benachbarten Komponenten keinen Platz weg.<br />
Allein schon deshalb sind sie eine Ideallösung für die Realisierung<br />
raumoptimierter Konstruktionen wie sie typisch sind für<br />
die Medizin<strong>technik</strong>. Sie bewähren sich zum Beispiel in mehrteiligen<br />
Hüftprothesen, wo sie für die sichere Verbindung von<br />
innerer und äußerer Gelenkschale sorgen.<br />
Bild links: Vergleich Spirolox® Sicherungsring und gewöhnlicher<br />
Schnappring, Bild rechts: Sicherungsring in Hüftprothese<br />
TFC liefert die Spirolox-Sicherungsringe für die Medizin<strong>technik</strong><br />
sowohl als einfache Schnappringe als auch mit Mehrfach-<br />
Windungen. Alle Typen lassen sich mit marktüblichen Schraubendrehern<br />
setzen und entfernen. Ab Lager erhältlich sind die<br />
Ringe in 6.000 verschiedenen Ausführungen mit Durchmessern<br />
von 6,0 bis 400 mm (1/4“ bis 16“) in Edelstahl 302 und 316.<br />
Der entscheidende Faktor für die Medizin<strong>technik</strong>-Hersteller<br />
ist allerdings das Angebot von TFC, jeden Sicherungsring sehr<br />
kostengünstig auch kundenspezifisch anzufertigen. Die technologische<br />
Basis dafür bildet das No-Tooling-Cost®-Verfahren<br />
von Smalley, eine innovative Weiterentwicklung der Kantenwindungs-<strong>technik</strong>.<br />
Als Sonderlösung sind damit noch kleinere<br />
Sicherungsringe mit Durchmessern von nur 5,0 mm (0,200“)<br />
wirtschaftlich realisierbar – selbst in kleinen Losgrößen! <br />
Michael Stöcker<br />
Kiefer Media Consulting<br />
kiefer@kiefermedia.eu<br />
TFC Bochum<br />
Ansprechpartner: Malte Zapf<br />
Kohlenstraße 51-55<br />
44795 Bochum<br />
Phone +49 234 92361-0<br />
Fax +49 234 92361-61<br />
vertrieb@tfc.eu.com/ bochum@tfc.eu.com<br />
www.tfc-de.com<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 41
■ [ VERBINDUNGSTECHNIK ]<br />
Ultraschall reduziert Fussel im OP<br />
Ultraschallschweißen | Für die Herstellung eines neuartigen OP-Tuchs hat Herrmann<br />
Ultraschall eine Fertigungslinie konzipiert, die das Risiko der bakteriellen Verunreinigung<br />
reduziert und das Ausfransen verhindert. Alle erforderlichen Laminier- und Versiegelungsschritte<br />
werden vollautomatisiert durchgeführt.<br />
Bild: Herrmann Ultraschall<br />
Bild: Herrmann Ultraschall<br />
Das neue OP-Tuch verfügt<br />
über sehr gute absorbierende<br />
Eigenschaften und<br />
ist besonders fusselarm<br />
Der schnelle und<br />
vollautomatische<br />
Herstellungsprozess<br />
in der Ultraschall-<br />
Station verhindert<br />
Kontaminationen<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Ultraschall-Versiegelungs<strong>technik</strong><br />
Automatisierte Fertigungslinie<br />
Handnähte und Fäden entfallen<br />
Weniger Fussel und Bakterien<br />
am Vliesstoff<br />
Spunlace-Vliesstoffe werden seit Jahren<br />
als Wundauflagen verwendet,<br />
auch im OP-Bereich. Bei der Herstellung<br />
des Vlieses werden Wasserstrahlen mit<br />
Hochdruck auf den Faserflor geschossen,<br />
um es zu verdichten. Doch im Vergleich<br />
zu traditioneller Baumwoll-Gaze verliert<br />
das Produkt im nassen Zustand an Volumen<br />
und Festigkeit. Auf der Suche nach<br />
Material für ein neuartiges OP-Tuch, stieß<br />
der portugiesische Hersteller Bastos Viegas<br />
S.A. in der eigenen Produktion auf eine<br />
Polyamid-Polyester-Mischung .<br />
„Wir wollten das Volumen und die Festigkeit<br />
bei Nässe sowie die Abriebfestigkeit<br />
erhöhen. Gleichzeitig sollte die Saugfähigkeit<br />
und Weichheit von Spunlace erhalten<br />
oder besser noch erhöht werden“,<br />
erklärt Luis Guimarães, Inhaber von Bastos<br />
Viegas, die Materialauswahl. Zudem<br />
musste sichergestellt werden, dass ein<br />
Röntgenfaden eingebracht werden kann.<br />
„Das Polyamid ist wichtig, da es sich bei<br />
Wärme, die während der Sterilisation auftritt,<br />
zusammenrafft und wellenförmig<br />
ausbildet. Dies wiederum erhöht die<br />
Oberfläche und somit die Saugkraft“, so<br />
Guimarães.<br />
Doch wie den Fertigungsprozess technisch<br />
und wirtschaftlich optimal realisieren?<br />
Schnell war dem Hersteller klar, dass<br />
sich dafür das Ultraschallschweißen als<br />
einzige Möglichkeit anbot. „Wir hatten<br />
vorher bereits Erfahrungen mit anderen<br />
Ultraschallkomponenten gemacht,<br />
brauchten aber diesmal einen Technologie-Lieferanten,<br />
der uns als Lösungsanbieter<br />
von Anfang bis Ende begleiten würde.<br />
Also jemanden, der mit uns zusammen<br />
das Konzept erarbeitet und die Testphase<br />
bis zur erfolgreichen Mustervalidierung<br />
durchführt“, erinnert sich Guimarães<br />
an die Vorgaben.<br />
Seine Wahl fiel schließlich auf den<br />
Spezialisten Herrmann Ultraschall aus<br />
Karlsbad, der eine Fertigungslinie für alle<br />
erforderlichen Laminier- und Versiegelungsschritte<br />
konzipierte, um das neue<br />
OP-Tuch Texart automatisiert zu fertigen.<br />
Alle Handnähte und zusätzliche Materialien<br />
wie Garne und Fäden entfallen komplett<br />
und reduzieren somit das Risiko der<br />
bakteriellen Verunreinigung und verhindern<br />
Ausfransen. Das neuartige OP-Tuch<br />
erfüllt die Ansprüche der Industrie, aufwendiges<br />
manuelles Handling zu ersetzen<br />
und Produktionsschritte zu automatisieren.<br />
Der Lagenaufbau des Tuchs ist eine<br />
patentierte Erfindung des portugiesischen<br />
Herstellers und Lieferanten von<br />
Non Active Medical Devices.<br />
Drei Materiallagen sorgen für<br />
eine weiche, fusselfreie Haptik<br />
Texart setzt sich aus drei Lagen zusammen<br />
und vereint die besten Eigenschaften<br />
aus Textil- und Vliesstoff-Technologie. Ein<br />
textiles Netz aus Polyamid und Polyester<br />
mit einem Röntgenstreifen dient als Mittellage<br />
zwischen zwei Lagen Spunlace-<br />
Vlies, das zu 70 % aus Viskose und zu<br />
30 % aus Polyester besteht. Die in sich zusammengezogene<br />
Oberfläche von Texart<br />
hat eine weiche Haptik und absorbiert<br />
aufgrund der vergrößerten Oberfläche<br />
besonders gut Flüssigkeiten.<br />
Unter dem englischen Begriff Linting<br />
versteht man die Abgabe von Faserfragmenten<br />
und anderen Partikeln während<br />
42 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Verbindung durch Vibration<br />
des Gebrauchs, auf Deutsch auch als Fusseln<br />
bekannt. Eine geringe Neigung zu genau<br />
diesem Fusseln ist ein großer Vorteil<br />
der Spunlace-Vliesstoffe verglichen zu<br />
(Natur-)Stoffen wie Baumwoll-Gaze. In<br />
einem Test wurden die Vorgaben zur Fusselabgabe<br />
(dry linting) gemäß EN 1644–1<br />
und ISO 9073–10 verifiziert. Das Texart-<br />
Tuch zeigte in diesem Test wesentlich bessere<br />
Ergebnisse als vorgewaschene Gaze.<br />
Bastos Viegas stand vor der Fragestellung,<br />
wie die Materialien des neuartigen<br />
Tuchs ohne Wärmeeinwirkung und Verbrauchsstoffe<br />
wie Kleber zusammengefügt<br />
werden sollten. Die Lösung war das<br />
Ultraschallverfahren zum Laminieren und<br />
Siegeln. Spunlace-Vliesstoffe reagieren<br />
sehr gut auf den Eintrag der Ultraschallvibrationen.<br />
Und in Herrmann Ultraschall<br />
fanden die Portugiesen den geeigneten<br />
Partner, um die Produktionslinie für das<br />
neue Produkt zu entwickeln. Zunächst<br />
wurden die korrekten Abwicklungsschritte<br />
konstruiert – anschließend die Ultraschallstationen<br />
konzipiert.<br />
In einem ersten Prozessschritt werden<br />
per Ultraschall die drei Lagen laminiert<br />
und gleichzeitig der linke und rechte<br />
Tuchrand versiegelt. Im zweiten Schritt<br />
findet das Quersiegeln des Tuchendes<br />
statt, das den Anfang des nächsten Tuches<br />
bedeutet. Zum Schluss wird das Produkt<br />
Die drei Materiallagen<br />
des OP-Tuchs<br />
Texart werden<br />
durch<br />
Ultraschall<br />
verschweißt<br />
geschnitten, gefaltet und gestapelt. Während<br />
der Sterilisation zieht sich die Produktoberfläche<br />
zusammen und erzeugt<br />
einen „wellenartigen“ Effekt, der Haptik<br />
und Absorptionsfähigkeit verbessert.<br />
Mit seiner langfristig angelegten Produktstrategie<br />
zieht Bastos Viegas bereits<br />
die ab 2020 in Kraft tretende neue Medical<br />
Device Regulation MDR in Betracht.<br />
Ultraschallvibrationen können den thermoplastischen Anteil von<br />
Vliesstoffen anregen und aufschmelzen. Ein Schweißwerkzeug,<br />
Sonotrode genannt, leitet die Vibration in den Vliesstoff ein. Im industriellen<br />
Einsatz sind Ultraschallfrequenzen von 20 bis 35 kHz<br />
üblich, mit Amplituden<br />
(Werkzeugbewegungen)<br />
von 10<br />
μm bis 50 μm. Die<br />
Verarbeitung solcher<br />
Vliesstoffe erfolgt<br />
oft in kontinuierlichen<br />
Prozessen<br />
bei hohen Bahngeschwindigkeiten.<br />
Durch den Einsatz<br />
rotierender Werkzeuge<br />
können Verarbeitungsgeschwindigkeiten<br />
bis zu 800 m/min erreicht werden.<br />
Als Schweiß-, Präge- oder Schneidamboss dient hierbei eine mit<br />
einer Oberflächenstruktur versehene Walze. Die Kontur der Walze<br />
fokussiert die Energie und bestimmt genau die Schweißpunkte,<br />
die für das jeweilige Produkt benötigt werden.<br />
Grafik: Bastos Viegas<br />
„Das Texart OP-Tuch mit seinen Hochleistungseigenschaften<br />
kann die herkömmlichen<br />
Produkte aus Baumwolle ersetzen<br />
und zur Sicherheit im OP-Betrieb beitragen“,<br />
so Luis Guimarães.<br />
■<br />
Astrid Herrmann<br />
Herrmann Ultraschall, Karlsbad<br />
www.herrmannultraschall.com<br />
Hönle<br />
Panacol<br />
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Unsere Klebesysteme sind ideal für Anwendungen wie Needle Bonding, das Verkleben<br />
von Schlauchverbindungen oder das Fixieren von Plastikgehäusen und Kunststoffteilen.<br />
Panacol Klebstoffe sind USP Class VI und/oder ISO 10993 zertifiziert und sterilisationsbeständig.<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 43
■ [ VERBINDUNGSTECHNIK ]<br />
Starke Kräfte für sanften Einsatz<br />
Füge<strong>technik</strong> | Mit nur einer Presse sowohl feinste Metallteile als auch dicke, massive<br />
Komponenten durch plastische Verformung miteinander verbinden – das war eine<br />
Anforderung, mit der ein Medizin<strong>technik</strong>unternehmen auf IEF-Werner zukam. Die<br />
Lösung fand der Automatisierungsspezialist in seiner Baureihe AI-Press.<br />
Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen<br />
verarbeitende Betriebe immer flexibler<br />
auf die Aufträge ihrer Kunden reagieren<br />
können. Damit steigen die Anforderungen<br />
an den Maschinenpark – auch<br />
im Bereich der Füge<strong>technik</strong>. Die Anlagen<br />
müssen Materialien bearbeiten, die sich<br />
in ihrer Zusammensetzung, Größe oder<br />
Stärke deutlich unterscheiden können.<br />
Doch neue Anlagen sind teuer – und sind<br />
sie einmal da, wollen sie auch ausgelastet<br />
sein. Diese Tatsache konfrontierte auch<br />
einen Anwender aus der Medizin<strong>technik</strong>,<br />
der für eine Baugruppe ganz unterschiedliche<br />
Komponenten verformen muss und<br />
dafür verschiedene Presskräfte benötigt.<br />
Die Baugruppe besteht zum einen aus<br />
sehr feinen Metallteilen, zum anderen aus<br />
massiven Komponenten. „Für diese Aufgabenstellung<br />
wollte der Anwender eine<br />
Presse, welche zwei Arbeitsschritte mit<br />
hoher Präzision ausführen kann“, sagt<br />
Frank Neugart, Produktmanager Servopressen<br />
bei der IEF-Werner GmbH in Furtwangen<br />
im Schwarzwald. Zudem sollte<br />
die flexible Lösung groß genug für künftige<br />
Aufträge sein, bei denen eventuell<br />
noch höhere Kräfte erforderlich sind. Eine<br />
sinnvolle Herangehensweise – gerade im<br />
Hinblick darauf, den Maschinenpark<br />
schlank zu halten. In beiden Arbeitsschritten<br />
sollen die Bauteile gecrimpt werden.<br />
Die Ingenieure von IEF-Werner sahen<br />
sich die Aufgabenstellung genau an und<br />
lieferten eine Maschine aus der Servopressen-Serie<br />
AI-Press mit einer Kraft von<br />
12 kN. „Mit dieser Baureihe lassen sich<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Servopressen in vier Baugrößen<br />
Plastische Verformung<br />
Automatisierte Fertigung<br />
Prozessfaktoren individuell anpassbar<br />
Energieeffiziente Arbeitsweise<br />
Bild: IEF-Werner<br />
Die vier Baugrößen der AI-Press-Reihe. Die Entwickler von IEF-Werner haben besonders<br />
viel Wert auf eine steife Konstruktion gelegt<br />
hochgenaue Fügeprozesse automatisch<br />
und wiederholgenau durchführen“, erklärt<br />
Neugart. Die Systeme sind flexibel<br />
aufgebaut, und Anwender können sie sowohl<br />
in Fertigungslinien als auch in<br />
Handarbeitsplätze integrieren.<br />
Insbesondere die Servo<strong>technik</strong> bietet<br />
bei dieser Anwendung deutliche Vorteile.<br />
Betreiber haben die Möglichkeit, mit Hilfe<br />
dieser Technologie Parameter wie die Geschwindigkeit<br />
einzustellen. Sie erreichen<br />
damit je nach gewünschter Präzision sehr<br />
kurze Taktzeiten, denn bei der Servo<strong>technik</strong><br />
wirkt die Antriebskraft auf eine Spindel,<br />
beschreibt Produktmanager Neugart.<br />
Die Basis der Servopresse bildet ein<br />
massives und verwindungssteifes C-Gestell<br />
aus Werkzeugstahl. Das System kann<br />
Deformationen, Aufbiegungen oder Setzvorgänge,<br />
die beim Pressvorgang auf die<br />
kraftführenden Teile einwirken, durch<br />
mechanische Entkopplung der Messeinrichtung<br />
eliminieren und durch die Servoregelung<br />
kompensieren. Um Querkräfte<br />
vollständig aufnehmen zu können, besteht<br />
der Antriebsstrang aus einer Präzi -<br />
sionsspindel, einem Servomotor und einer<br />
Pinolenführung.<br />
Prozessfaktoren an jeden<br />
Anwendungsfall anpassbar<br />
Eine Präzisionsführung hält bei der AI-<br />
Press den Antriebsstrang über den gesamten<br />
Arbeitsweg exakt in der Spur. Ein Konfigurationssystem<br />
sorgt dafür, dass sich<br />
der Antriebsstrang an den benötigten<br />
Kraftbereich anpassen lässt. Der Anwender<br />
kann Prozessfaktoren wie Vorschubkraft,<br />
Verfahrgeschwindigkeit, Positionierzeit<br />
und Genauigkeit an den Applikationsfall<br />
anpassen. Gemeinsam mit dem<br />
Anwender entwickelte IEF-Werner einen<br />
44 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
speziellen Pressablauf – der sich auch für<br />
andere Anwendungen nutzen lässt.<br />
Wegen ihrer besonderen Bauweise<br />
crimpt die AI-Press die feinen Metallteile<br />
mit einer Kraft von maximal 3000 N bei<br />
einer Genauigkeit von weniger als ±15 N.<br />
„Normalerweise kommen bei solchen<br />
Bauteilen Kräfte von höchstens 500 bis<br />
600 N zum Einsatz“, sagt Neugart. „Damit<br />
Produktmanager<br />
Frank Neugart: „Mit<br />
der Servo<strong>technik</strong><br />
lässt sich der Prozess<br />
so steuern,<br />
dass die gewünschte<br />
Einpresstiefe mit<br />
einer Genauigkeit<br />
von wenigen Mikrometern<br />
erreicht<br />
wird.“<br />
DOSIERUNG<br />
VON KLEINST-<br />
MENGEN<br />
Viskositätsunabhängige Dosierung<br />
Einfache Reinigung<br />
Rückzugseffekt<br />
Druckdicht ohne Ventil<br />
Bild: IEF-Werner<br />
können wir eine sehr hohe Qualität der<br />
Verbindung sicherstellen.“ Im zweiten Arbeitsschritt<br />
crimpt die Servopresse die<br />
stärkeren Teile mit 6000 N bei einer Genauigkeit<br />
von unter ± 30 N.<br />
Für IEF-Werner stand bei der Entwicklung<br />
dieser Servopressen-Baureihe eine<br />
energieeffiziente Arbeitsweise im Vordergrund:<br />
Im Einschichtbetrieb verbraucht<br />
das gesamte System lediglich so viel Energie<br />
wie eine herkömmliche 60-W-Glühbirne.<br />
Direkt in die Pinole der AI-Press-Serie<br />
ist ein Vakuum- oder Druckluftanschluss<br />
integriert. Damit müssen dem Werkzeug<br />
keine eigenen Versorgungsleitungen von<br />
außen zugeführt werden. Die gesamte<br />
Baureihe deckt einen Kraftbereich von<br />
200 N bis 30 kN ab. Ein weiterer Vorteil<br />
der Baureihe, insbesondere bei diesem<br />
Projekt: „Alle offenen und sichtbaren Teile<br />
bestehen aus Edelstahl. Weil die Anlage<br />
in einem Reinraum steht, kann der Arbeitsbereich<br />
komplett gereinigt werden“,<br />
so Neugart. Und benötigt der Anwender<br />
für künftige Aufträge mehr Kraft, kann er<br />
die Presse durch Skalierung der Kraftbereiche<br />
bis 12 kN neu auslegen und an geänderte<br />
Anforderungen anpassen. (su)■<br />
www.aipress.de<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 45
■ [ VERBINDUNGSTECHNIK ]<br />
Damit kein Tropfen Blut verloren geht<br />
Hochfrequenzschweißen | Bei der Herstellung von Blutbeuteln liegt das Augenmerk<br />
vor allem auf der Einhaltung der höchsten Qualitätsstandards. Mit innovativer Generatortechnologie<br />
sorgt Kiefel für sichere Schweißnähte bei Folienmaterial, Anschlüssen<br />
und Verbindungsstücken aus PVC.<br />
Rund 15 000 Blutkonserven<br />
werden täglich<br />
in deutschen Kliniken<br />
verbraucht<br />
Wohl kaum ein anderes medizinisches<br />
Produkt ist mit so vielen<br />
Emotionen verbunden wie Blutkonserven.<br />
Gleichgültig, ob das Spenderblut als<br />
rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen,<br />
Blutplättchen oder Blutplasma in<br />
den Handel gelangt – es stammt in<br />
Deutschland zu drei Vierteln von Menschen,<br />
die kein Geld für ihre Blutspende<br />
möchten. Nach Angaben des Blutspende-<br />
Dienstes des Deutschen Roten Kreuzes<br />
verbrauchen deutsche Kliniken heute<br />
rund 15000 Blutkonserven täglich.<br />
Die Nachfrage nach Blutprodukten ist<br />
hoch, ihre Lagerfähigkeit jedoch begrenzt;<br />
umso wichtiger, dass kein Tropfen<br />
verlorengeht. Das gängige Behältnis der<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Blutbeutel aus PVC<br />
Hochfrequenz-Schweißanlage<br />
Modulares Fertigungskonzept<br />
Sichere Verbindungen bei Folienmaterial<br />
und Anschlüssen<br />
Bild: Kiefel<br />
Blutkonserven – der Blutbeutel – besteht<br />
aus Polyvinylchlorid (PVC), einem thermoplastischen<br />
Polymer, das durch Kettenpolymerisation<br />
aus dem Monomer Vinylchlorid<br />
hergestellt wird. PVC ist hitzeresistent<br />
beim Sterilisieren, kälteelastisch<br />
beim Einfrieren, transparent, es lässt sich<br />
zuverlässig verschweißen und ermöglicht<br />
so eine sichere Lagerung des Blutes.<br />
2200 Blutbeutel verlassen pro<br />
Stunde die Anlage<br />
Höchste Qualitätsstandards sind bei der<br />
Herstellung der Blutbeutel unverzichtbar.<br />
Das betrifft nicht nur das Folienmaterial,<br />
sondern auch sämtliche Anschlüsse und<br />
Verbindungsstücke am Beutel. Die einzig<br />
in Frage kommende Technologie für die<br />
Verarbeitung von PVC ist das Hochfrequenzschweißen.<br />
Hier kann die Kiefel GmbH aus Freilassing<br />
mit jahrzehntelanger Erfahrung<br />
punkten; und diese fließt in die Blutbeutelproduktionsanlagen<br />
der KIR-Highliner-<br />
Serie des Unternehmens ein. Sie erzeugen<br />
Blutbeutel mit einem Volumen zwischen<br />
150 bis 600 ml und einer Produktionskapazität<br />
von bis zu 2200 Beuteln pro Stun-<br />
de. In den Maschinen entsteht der komplette<br />
Blutbeutel, mit zwei bis fünf Anschlüssen<br />
und Verbindungsstücken.<br />
Herz der Anlage ist ein Hochfrequenz-<br />
Generator. Dieser erlaubt das Verschweißen<br />
von qualitativ besonders hochwertigen<br />
medizinischen Beuteln aus PVC – das<br />
Produkt der Wahl für Blutkonserven. Das<br />
modulare Konzept der Generatoren ermöglicht<br />
Leistungen zwischen 8 und<br />
32 kW. Das Hochfrequenzschweißen<br />
nutzt die Dipoleigenschaften des PVCs –<br />
also die zwei entgegengesetzten elektrischen<br />
Pole des Werkstoffes.<br />
Die zu verschweißenden PVC-Folien<br />
für die Blutbeutel werden mit Hilfe des<br />
Generators einem hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Wechselfeld ausgesetzt,<br />
das die Dipole anregt und zu Molekularschwingungen<br />
führt. Die Wärme entsteht<br />
dabei direkt im Material und nur in<br />
46 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Lebenrettende Blutkonserven<br />
Rund 112,5 Millionen Blutspenden werden jährlich gesammelt. Wie die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermittelt hat, kommen fast 47 % der<br />
Blutspender aus Ländern mit einem hohen Durchschnittseinkommen, obwohl<br />
hier nur etwa 19 % der Weltbevölkerung lebt. 65 % aller Bluttransfusionen<br />
in Ländern mit niedrigem Einkommen erhalten Kinder unter fünf<br />
Jahren, während in den Industrieländern 79 % aller Transfusionen Menschen<br />
über 60 Jahren bekommen. Das Blut mit dem geringsten Risiko, ansteckende<br />
Krankheiten zu transportieren, stammt laut WHO von freiwilligen<br />
und nicht bezahlten Spendern. Nur 51 von 180 Ländern, die ihre Daten<br />
der Weltgesundheitsorganisation melden, stellen aus Blutplasma erzeugte<br />
medizinische Produkte her. 96 Länder mussten den Angaben zufolge<br />
diese Produkte im vergangenen Jahr importieren.<br />
Der medizinische ortschritt hat den Bedarf an Blutprodukten erhöht: Organtransplantationen,<br />
große chirurgische Eingriffe und die Krebstherapie<br />
ließen die Zahl der Blut- und Blutkomponententransfusionen in den vergangenen<br />
zehn Jahren um 50 bis 100 % ansteigen. Seit einigen Jahren versuchen<br />
die Kliniken, sparsamer mit Blutprodukten umzugehen, daher gehen<br />
die Zahlen leicht zurück.<br />
Elektronik<br />
für sterile<br />
Einsätze<br />
den Bereichen, die verbunden werden sollen.<br />
Druck auf die bis nahe der Schmelztemperatur<br />
erwärmten Bereiche fügt diese<br />
zusammen – und verschweißen sie<br />
hochpräzise.<br />
Fehler in der Schweißnaht oder bei<br />
den Anschlüssen dürfen nicht passieren,<br />
denn dafür ist das Blut eines jeden Spenders<br />
zu kostbar. Die Features der KIR<br />
Highliner sorgen für hohe Qualitätsstandards.<br />
Sie umfassen Folienreinigung und<br />
Bild: Kiefel<br />
Herz der Blutbeutelfertigungsanlage<br />
ist<br />
ein Hochfrequenz-<br />
Generator<br />
Bahnkantensteuerung, Schweißnahtdickenmessung,<br />
Prozesskontrolle, automatische<br />
Zuführeinrichtungen, Ausreiß- und<br />
Stapelstationen, Laserkennzeichnung –<br />
und alle diese Optionen ermöglichen bei<br />
der Fertigung Schnelligkeit, Reproduzierbarkeit,<br />
Genauigkeit sowie die komplette<br />
Prozesskontrolle.<br />
Bis zu zwei Schweißstationen<br />
sorgen für präzise Beutelnähte<br />
Die KIR Highliner arbeiten mit bis zu zwei<br />
Schweißstationen – Servomotoren treiben<br />
diese Stationen an. Sie sorgen für<br />
höchste Präzision und die ständige Überwachung<br />
der Schweißparameter. Weicht<br />
ein Parameter von seiner Sollgröße ab,<br />
markiert die Maschine diese Beutel als<br />
Ausschuss.<br />
Kiefel ist weltweit Marktführer im Bau<br />
von Anlagen für die Blutbeutelproduk -<br />
tion. Nicht unwahrscheinlich, dass das<br />
Blut oder eine seiner Komponenten der<br />
meisten der 112 Millionen Blutspender<br />
pro Jahr weltweit in einem Beutel zum Patienten<br />
transportiert wird, der auf einer<br />
Kiefel-Maschine entstanden ist. ■<br />
Reinhold Plot<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 47<br />
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■ [ TECHNIK ]<br />
Präzise montieren im Sekundentakt<br />
Montagesystem | Mit dem Ringtransfersystem RTS hat Team<strong>technik</strong> sein<br />
schnellstes Montagesystem entwickelt. Eine extrem hohe Leistung und der geringe<br />
Platzbedarf machen es zum Partner für die wirtschaftliche Massenproduktion von<br />
Kunststoffbaugruppen.<br />
Schnell, zuverlässig, platzsparend –<br />
mit diesen Eigenschaften schafft sich<br />
das schnelltaktende Ringtransfersystem<br />
RTS der Team<strong>technik</strong> Maschinen und Anlagen<br />
GmbH aus Freiberg am Neckar seinen<br />
Platz in den Montagehallen. Die Produktionsleistung<br />
ist beeindruckend: Auf<br />
einer Fläche von knapp 2 m2 bei der<br />
kleinsten Ausführung, erreicht das System<br />
120 Takte pro Minute.<br />
In der Medizin<strong>technik</strong> hat sich das<br />
Montagesystem bereits etabliert. Zur Anwendung<br />
kam es bei der Fertigung von<br />
Sprühköpfen für Nasensprays und Horizontalpumpen,<br />
Infusionssets und Tropfkammern,<br />
aber auch bei der Montage von<br />
Pens und Spritzen sowie von POC Diagnostic<br />
Cartridges für Blutanalysetests.<br />
Die neue Generation des Ringtransfersystems<br />
wurde technisch und optisch<br />
Für einfachere Prozesse<br />
und kleine<br />
Baueinheiten im<br />
Montage- und<br />
Funktionsprüfprozess<br />
eignet sich das<br />
RTS-Ringtransfersystem<br />
überarbeitet. Eine neue, extrem steife Biegeblechkonstruktion<br />
für hohe Stabilität<br />
hat einen weiteren Vorteil: Die Anlage<br />
lässt sich besser reinigen und warten,<br />
denn die einzelnen Anlagestationen sind<br />
nun noch zugänglicher.<br />
Kompakte Anlagebauweise mit<br />
integriertem Schaltschrank<br />
Ulrich Traffa, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Team<strong>technik</strong>-Tochter Team<strong>technik</strong><br />
Automation, bestätigt: „Für Unternehmen<br />
mit hohen Stückzahlen ist die<br />
Highspeed-Anlage RTS extrem wirtschaftlich.<br />
Die Anwender attestieren ihr<br />
Produktionskapazitäten von bis zu hundert<br />
Millionen Teilen im Jahr. Das sind<br />
Zahlen, die für die Massenproduktion in<br />
der Kunststoffindustrie sehr interessant<br />
sind.“<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Schnelltaktendes Ringtransfersystem<br />
Wirtschaftliche Massenproduktion<br />
Kompakte Bauweise<br />
Hohe Energieeffizienz<br />
Automatisierter Montageprozess<br />
Für den Einsatz in der Medizin<strong>technik</strong>branche<br />
eignet sich das Ringtransfersystem<br />
besonders durch seine kompakte<br />
Bauart sowie die wartungsarme Arbeit.<br />
Zudem verfügt es über eine sehr geringe<br />
TCO, da der Antrieb nur über einen Servoantrieb<br />
läuft. Die einzelnen Prozesse<br />
werden mechanisch über eine Kurve gesteuert.<br />
Seine kompakte Bauweise mit integriertem<br />
Dachschaltschrank sorgt für<br />
geringen Platzbedarf bei hohem Produk -<br />
tions-Output beispielsweise im Reinraum<br />
sowie durch eine gute Zugänglichkeit<br />
durch seine Ringbauweise.<br />
Mit einem eigenen Kompetenzzentrum<br />
für Zuführ- und Palettiersysteme sichert<br />
Team<strong>technik</strong> die unterbrechungsfreie Bereitstellung<br />
der Teile für die Montageprozesse<br />
ab, auch für filigrane oder hochempfindliche<br />
Teile. Das RTS verfügt über<br />
ein mechanisches Kurvensystem, welches<br />
von einem Servomotor angetrieben wird.<br />
Diese besonders stabile Technologie garantiert<br />
über Jahrzehnte hinweg zuverlässig<br />
hohen Output und eine hohe Anlagenverfügbarkeit.<br />
Neben diesen Eigenschaften<br />
trägt der niedrige Energieverbrauch<br />
zur Wirtschaftlichkeit des Systems bei.<br />
Bei den TCO-Berechnungen überzeugt<br />
dasRTS durch niedrige Kosten über die<br />
gesamte Nutzungsdauer der Anlage. ■<br />
Bild: Team<strong>technik</strong><br />
Uta Straube<br />
Team<strong>technik</strong> Maschinen und Anlagen,<br />
Freiberg<br />
www.team<strong>technik</strong>.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle FW, Stand 30<br />
48 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Als Fünf-Achs-System<br />
ausbaubar<br />
Handhabung | Zwei neue kartesische Robotersysteme<br />
mit hochauflösenden batterielosen Absolut-Encodern<br />
werden auf der Messe Motek vorgestellt.<br />
Der neue kartesische Roboter aus dem Hause IAI ist als vierachsiges<br />
System komplett mit elektrischem Greifer ausgelegt<br />
Bild: IAI Industrieroboter<br />
Das kartesische Robotersystem der Schwalbacher IAI Industrieroboter<br />
GmbH basiert auf der neuen Generation von Linearsystemen<br />
aus der RCP6-Serie. Das Robotersystem wird in<br />
den Serien IK2 und IK3 in den Markt eingeführt. Beide verfügen<br />
über hochauflösende batterielose Absolut-Encoder. Somit entfallen<br />
Referenzfahrten sowie ein Home-Sensor und die Wartung<br />
der Batterien. Das Wiederanfahren nach einem Not-Aus läuft damit<br />
laut Anbieter problemlos.<br />
Die Kartesischen Roboter können in 396 Aufbauoptionen ausgewählt<br />
werden, mit Achslängen bis zu 1100 mm x 500 mm<br />
(X/Y-Achse) für die IK2-Serie und 1100 mm x 500 mm x 300 mm<br />
(X/Y/Z-System) für die IK3-Systeme. Bei allen Kartesischen Robotersystemen<br />
liege die Wiederholgenauigkeit bei ± 0,01 mm,<br />
heißt es. Alle vertikal eingesetzten Achsen können zudem mit einer<br />
Bremse ausgestattet werden, um ein Absinken des Schlittens<br />
bei einer Stromunterbrechung zu verhindern.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit ist laut Hersteller gegenüber der Vorgängerversion<br />
um den Faktor 2,4 erhöht, so dass die Zykluszeiten<br />
reduziert werden können. Über die Multiachssteuerung können<br />
elektrische Greifer oder Rotationsachsen integriert werden,<br />
um zu einem Vier- oder Fünf-Achssystem zu kommen. Eingesetzt<br />
werden die Robotersysteme bei Montage-, Positionier- und<br />
Handling-Aufgaben, bei Pick-&-Place- und Palettier-Aufgaben<br />
sowie in der Qualitätssicherung.<br />
www.iai-gmbh.de<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 49
■ [ TECHNIK ]<br />
Roboter hat Tubus und Feder<br />
sicher im Griff<br />
Biegeschlaffe Teile | Die anspruchsvolle Montage von biegeschlaffen Spiraltuben hat<br />
das italienische Systemhaus Elettrosystem für Medtronic mit Robotern automatisiert.<br />
Vier Stäubli-Sechsachser übernehmen dabei unterschiedliche Aufgaben.<br />
Der größere der Sechsachs-Roboter<br />
trägt den<br />
eigens entwickelten<br />
pneumatischen Doppelgreifer.<br />
Damit hält<br />
er zeitgleich zwei un -<br />
bearbeitete und zwei<br />
bereits federummantelte<br />
Schläuche<br />
Einen Tubus nutzen Mediziner, um die<br />
Atemwege eines Patienten zu sichern.<br />
Das Einführen einer entsprechenden<br />
Hohlsonde, die Intubation, gilt als Standardmethode<br />
in der Anästhesie sowie in<br />
der Intensiv- und Rettungsmedizin. Dafür<br />
muss das medizinische Hilfsmittel kontrovers<br />
anmutende technische Anforderungen<br />
erfüllen: Um es einzuführen, muss es<br />
steif sein, und es darf sich unter keinen<br />
Umständen verengen. Zugleich soll es<br />
sich möglichst flexibel der Anatomie des<br />
jeweiligen Menschen anpassen.<br />
Um das zu erreichen, bestehen entsprechende<br />
Produkte des Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Herstellers Medtronic aus Vier-Schicht-<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Biegeschlaffe Federn und<br />
PVC-Liner automatisiert montieren<br />
■ Kapazitätssteigerung<br />
■ Flexible Zellen<br />
■ Prozesssicherheit<br />
Bild: Stäubli<br />
Verbundschläuchen mit einer integrierten<br />
Spirale aus dünnem Federstahl. Doch<br />
exakt in diesem Verbund liegt die produktionstechnische<br />
Tücke. Die Spiraltuben<br />
müssen schichtweise von innen nach außen<br />
aufgebaut werden. Die Hürden für eine<br />
Automation dieses Prozesses sind<br />
hoch: Beide Komponenten, sowohl der<br />
PVC-Liner als auch die Stahlfeder, sind<br />
biegeschlaff und lassen sich nicht einfach<br />
handhaben. Das Ergebnis der Montage<br />
muss dennoch hohen Qualitätsanforderungen<br />
genügen.<br />
Dass sich die Montage der Feder auf<br />
dem Schlauchliner bisher nicht automatisieren<br />
ließ, stand einer erforderlichen<br />
Kapazitätserhöhung im Medtronic-Werk<br />
in Dublin aus produktionstechnischer<br />
Sicht im Wege. Dort wurde bisher in<br />
Handarbeit montiert. Vor kurzem jedoch<br />
realisierten Spezialisten des italienischen<br />
Unternehmens Elettrosystem eine voll -<br />
automatische Montagezelle für diese Aufgabe.<br />
Sie sieht die gleichzeitige Teilmontage<br />
von vier Spiraltuben vor und besteht<br />
aus zwei spiegelbildlich konzipierten<br />
Zellen, in denen vier Stäubli-Roboter und<br />
jede Menge Linearsysteme zusammenarbeiten.<br />
In der Zelle wird die feine Schraubenfeder<br />
aus Stahl auf ein PVC-Röhrchen aufgezogen<br />
und das Bauteil mit Kleber ummantelt.<br />
Dabei müssen die Windungen<br />
der Feder definiert gleichmäßig verteilt<br />
werden, was schon eine Herausforderung<br />
ist. Die zweite besteht darin, die biegeschlaffen<br />
Komponenten zu handhaben.<br />
Ein Stäubli RX160 und ein Stäubli TX90<br />
übernehmen diese Ausgabe. Die Montage<br />
der Feder erfolgt in einem integrierten<br />
Prozesskreislauf, der über Linearsysteme<br />
verkettet ist. Die Roboter erfüllen bereits<br />
in der Standardkonfiguration die Reinraumklasse<br />
ISO 5, was bei der beschriebenen<br />
Aufgabe von Vorteil war: So musste<br />
Elettrosystem nicht auf spezielle Cleanroom-Ausführungen<br />
zurückgreifen.<br />
Gesamt-Fertigungszeit<br />
von 3 s pro Schlauch<br />
Die Zykluszeit beträgt rund 12 s, woraus<br />
sich eine Gesamt-Fertigungszeit von etwa<br />
3 s pro Schlauch ergibt. Zwei Bediener<br />
überwachen die Arbeit in der Zelle sowie<br />
das Zu- und Abführen der Werkstücke.<br />
Es gab jedoch noch einen Aspekt, den<br />
es zu beachten galt: Um Patienten vom<br />
Kleinkind bis zum größten Erwachsenen<br />
mit einem geeigneten Tubus behandeln<br />
zu können, gibt es das Produkt in vielen<br />
Varianten. Elettrosystem-Entwicklungsingenieur<br />
Simone Puccio berichtet: „Wir<br />
konnten die Anlage so flexibel auslegen,<br />
dass sie die Montage von sieben Varianten<br />
mit Schlauchdurchmessern von 5,0 bis<br />
9,5 Millimetern sowie Schläuchen mit un-<br />
50 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Die biegeschlaffen PVC-Schläuche<br />
werden auf Röhrchen aufgezogen.<br />
Hier wird auf den inneren PVC-<br />
Schlauch die Stahlspirale aufgeschraubt<br />
und mit Kleber überzogen<br />
terschiedlicher Länge und Flexibilität erlaubt.“<br />
Die übergeordnete SPS ermöglicht<br />
es sogar, dass in den Zwillingszellen<br />
gleichzeitig unterschiedliche Varianten<br />
bearbeitet werden.<br />
Großer Roboter sichert<br />
dauerhafte Leistung<br />
Der große Sechsachs-Roboter RX160 mutet<br />
in diesen Zellen auf den ersten Blick<br />
großzügig dimensioniert an. Doch gab es<br />
für seine Wahl gute Gründe: Er verfügt<br />
über eine Reichweite von 1710 mm und<br />
hat ausreichend Tragkraft für das komplexe<br />
Vierfachgreifersystem. „Dabei haben<br />
uns weniger die Gewichte, als vielmehr<br />
die auftretenden Momente des weit ausladenden<br />
Greifers Sorge bereitet“, erklärt<br />
Puccio. „Sie gehen zu Lasten der Roboterachse.“<br />
Um langfristig die Beanspruchung<br />
des Getriebes minimal zu halten, fiel die<br />
Wahl auf den kräftigen RX160. „Mit einer<br />
nominalen Tragkraft von 34 Kilogramm<br />
und den spielfreien Stäubli-Getrieben<br />
können wir auf eine dauerhafte Top-Performance<br />
des Roboters vertrauen.“<br />
Die pneumatischen Doppelgreifer hat<br />
Elettrosystem in Abstimmung mit dem<br />
Anwender entwickelt. Sie ermöglichen<br />
die zeitgleiche Handhabung zweier unbearbeiteter<br />
und zweier federummantelter<br />
Schläuche. Zudem lassen sich die Abstände<br />
der Greiferzangen über ein Schienensystem<br />
variieren und so an die Dimensionen<br />
der Werkstückvarianten anpassen.<br />
Die Umrüstung ist alles in allem in rund<br />
15 min erledigt. Das Ablängen und die<br />
Qualitätsprüfung übernimmt<br />
der kleinere Stäubli TX90.<br />
Auf diese Weise können in<br />
der Doppelzelle pro Stunde<br />
rund 900 Intubierschläuche<br />
mit Federn und Kleber versehen<br />
werden. Die Endmontage<br />
der nun stabileren Verbund-<br />
Bauteile erledigen Folgestationen<br />
vollautomatisch.<br />
Durch den Einsatz der weltweit<br />
ersten Roboterzelle für<br />
diese Aufgabe setzt das irische<br />
Werk von Medtronic Maßstäbe.<br />
Dabei hat sich nicht nur<br />
die Kapazität der Fertigung erhöht,<br />
diese wurde auch flexibler,<br />
und die Prozesssicherheit stieg.<br />
Die Automatisierungsexperten von<br />
Elettrosystem wollen den Unternehmen,<br />
für die sie Lösungen entwickeln, langfristig<br />
als Partner zur Seite stehen und stellen<br />
hohe Ansprüche an die Qualität ihrer Systeme.<br />
„Deshalb setzen wir bevorzugt<br />
Stäubli-Roboter ein“, sagt Puccio. Deren<br />
Präzision sowie Bahntreue und Verlässlichkeit<br />
stelle sicher, die Spezifikationen<br />
eines Auftraggebers wie Medtronic langfristig<br />
erfüllen zu können.<br />
■<br />
Bild: Stäubli<br />
Sonja Koban<br />
Stäubli Tec-Systems Robotics, Bayreuth<br />
www.staubli.com;<br />
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Über die<br />
Automatisierer<br />
Der italienische Anlagenbauer Elettrosystem<br />
aus Asti bei Turin ist auf<br />
Automatisierungslösungen für verschiedene<br />
Branchen spezialisiert,<br />
darunter Medizin und Pharma. Die<br />
Vorteile von Industrierobotern nutzt<br />
er schon lange in seinen Lösungen.<br />
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■ [ TECHNIK ]<br />
Notfalls hilft der Angeldraht<br />
3D-Druck im Reinraum | Der Entwicklungsdienstleister Dreigeist produziert kunstharzbasierte<br />
Bauteile für Medizinprodukte im Reinraum. Der Weg dahin war nicht<br />
leicht, denn die Ausrüstung dafür ist noch nicht Standard. Derzeit hilft nur Improvisation.<br />
Initiativen, unter anderem vom VDI, sollen die Lage bessern.<br />
Zusatzgeräte für die Aushärtung, die auch<br />
im Reinraum eingesetzt werden können,<br />
entwickelt Dreigeist in Zusammenarbeit<br />
mit Partnern. Weiteres Equipment ist in Arbeit<br />
Bild: Dreigeist<br />
Wie Teile für den 3D-Druck zu entwickeln<br />
und mit einem der vielen zur<br />
Verfügung stehenden Verfahren zu fertigen<br />
sind, ist eines der am meisten diskutierten<br />
Technologie-Themen derzeit. Viele<br />
der Interessenten befassen sich dabei<br />
noch mit den Grundsatzfragen. Daher ist<br />
ein Thema bisher nicht im Brennpunkt<br />
der Aufmerksamkeit angekommen: die<br />
generative Fertigung im Reinraum.<br />
„Ein Reinraum, in dem Produkte im<br />
3D-Druck hergestellt werden, muss aber<br />
für diese Nutzung geeignet sein“, sagt Mareike<br />
Neumann, Geschäftsführerin der<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Dienstleister hat eigene 3D-Druck-<br />
Lösung und produziert im Reinraum<br />
Diskussion über Standards<br />
Viele Akteure<br />
Vereinheitlichung schwierig<br />
Dreigeist GbR in Nürnberg. Das Unternehmen<br />
hat sie 2015 zusammen mit<br />
Christopher König gegründet. Die beiden<br />
sehen sich als Cross-Industry-Engineering-Dienstleister<br />
und Entwicklungspartner.<br />
Ihr Spezialgebiet ist die additive Fertigung<br />
in allen Branchen.<br />
Was genau die sechs Mitarbeiter für<br />
die Medizin<strong>technik</strong> entwickeln und fertigen,<br />
soll geheim bleiben. Aber Neumann<br />
umschreibt das Tätigkeitsfeld mit „minimal-invasiven<br />
Produkten und Geräten für<br />
neuartige medikamentöse oder mechanische<br />
oder operative Behandlungsmethoden<br />
an Mensch und Tier“. Wenn Dreigeist<br />
dafür mit dem Auftraggeber den Prozess<br />
entwickelt, validiert und bis zur Serienreife<br />
begleitet, kommt alles auf den Tisch,<br />
was für 3D-Druck relevant ist.<br />
Für die Arbeit im Reinraum heißt das<br />
laut Neumann: „Man muss bedenken,<br />
dass im Moment für das Bearbeiten generativ<br />
gefertigter Produkte mehrere manuelle<br />
Schritte notwendig sind, die je nach<br />
Verfahren unterschiedlich sein können.“<br />
Für jeden einzelnen Prozessschritt müsse<br />
das Equipment reinraumtauglich sein –<br />
und das sei leider noch kaum der Fall.<br />
„Für unsere Reinraumproduktion mussten<br />
wir teilweise sehr improvisieren.“ Dazu<br />
gibt es auch eine Anekdote aus der Praxis:<br />
Benötigt wurde eine extrem filigrane<br />
und stabile Vorrichtung für einen sensiblen<br />
Bearbeitungsschritt im Versuchsaufbau.<br />
„Unsere Prototypenlösung fertigten<br />
wir aus einem Stück Titandraht aus dem<br />
Angelbedarf“, sagt Neumann. Das ging,<br />
da Titan biokompatibel und für den Einsatz<br />
im Reinraum geeignet ist.<br />
Um aus der Phase der Basteleien herauszukommen,<br />
braucht es laut Neumann<br />
Lösungen, die von den 3D-Drucker-Herstellern<br />
kommen. „Hier sollten vor allem<br />
Gehäuse, Lüfter und so weiter für die Produktion<br />
im Reinraum vorbereitet sein.“<br />
Reinraumtaugliche Gehäuse<br />
für alle Geräte und Stationen<br />
Die Dreigeist-Mitarbeiter gehen aber auch<br />
einen anderen Weg. Um kundenspezifische<br />
Anforderungen umzusetzen, werden<br />
die Maschine wie auch die erforderlichen<br />
Nachbearbeitungsstationen für das Waschen,<br />
Nachbelichten und Trocknen in ein<br />
reinraumtaugliches Gehäuse verbaut.<br />
Die Vollautomatisierung wäre nach<br />
Ansicht der Geschäftsführerin eine weitere<br />
Verbesserungsmöglichkeit – der<br />
Mensch sei nach wie vor die größte Gefahrenquelle<br />
im Reinraum. Lösungen<br />
„von der Stange“, die einigermaßen erschwinglich<br />
sind, gebe es kaum. Die Technik<br />
und Software, um diese Ideen umzusetzen,<br />
seien zwar vorhanden, allerdings<br />
nicht in Varianten, die auf die einzelnen<br />
Verfahren im 3D-Druck abgestimmt sind.<br />
52 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Cleanroom professional<br />
„Im Grunde macht jeder Hersteller etwas<br />
anderes, hat eine spezielle Lösung oder<br />
sogar ein Patent auf einen gewissen Prozess<br />
– das macht die Sache nicht leichter.“<br />
Da Dreigeist als Dienstleister auch Teile<br />
im 3D-Druck herstellt, mussten sich die<br />
Nürnberger für ihren Reinraum etwas einfallen<br />
lassen. Die Wahl fiel auf ein Raumin-Raum-Konzept<br />
mit Reinraumzelt. So<br />
erfülle auch der Sauberraum bei entsprechendem<br />
Verhalten der Mitarbeiter die<br />
Anforderungen für die ISO-Klasse 8. „Wir<br />
müssen die Maschine für die Wartung,<br />
aber auch für die Reinigung des Reinraums<br />
in den Sauberraum schieben. Darüber<br />
hinaus macht die MDR im Grunde<br />
keine speziellen Vorgaben für den Reinraum.<br />
Allerdings müssen Prozesse und<br />
Verfahren sowie das Verhalten im Reinraum<br />
den Anforderungen entsprechen.“<br />
Inzwischen kann Dreigeist im Reinraum<br />
kunstharzbasierte Bauteile produzieren,<br />
die als Medizinprodukt der Klassen II und<br />
III eingestuft werden.<br />
Bisher sind diese Fragen in der Industrie<br />
laut Mareike Neumann noch wenig<br />
präsent. „Heute werden kaum, wenn<br />
überhaupt, 3D-gedruckte Kunststoffbauteile<br />
in Serie für die Medizin<strong>technik</strong> produziert“,<br />
sagt sie. Das Vertrauen der Branche<br />
in den 3D-Druck musste erst wachsen<br />
und auch die Zertifizierung biokompatibler<br />
Materialien musste gewährleistet sein.<br />
Um geschlossene Prozessketten zu erreichen,<br />
gibt es immer noch Einiges zu<br />
tun – wobei die diesbezüglichen Überlegungen<br />
über den Reinraum weit hinausgehen<br />
und auch die Qualitätssicherung<br />
und das Zusammenspiel zwischen CAD-<br />
Systemen und 3D-Druckern betreffen.<br />
„Von unseren Erfahrungen in Luft- und<br />
Raumfahrt oder der Automobilindustrie<br />
können Medtech-Unternehmen profitieren,<br />
weil wir mit unserem Blickwinkel Lösungsansätze<br />
präsentieren, an die der<br />
Kunde nie gedacht hätte.“ (op) ■<br />
www.dreigeist.com<br />
Was beim 3D-Druck noch optimierbar ist<br />
Der 3D-Druck ist eine junge Technologie,<br />
bei deren Anwendung immer noch Aspekte<br />
entdeckt werden, die nicht mit<br />
allen geltenden Regeln konform gehen.<br />
Einer davon ist, dass nach dem Erstellen<br />
der Daten in einem CAD-System die Datensätze<br />
an den 3D-Drucker übergeben<br />
und dabei verändert werden, indem zum<br />
Beispiel eine Support- oder auch Stützstruktur<br />
an dem Bauteil erstellt wird, bevor<br />
die fertigen Daten an den Drucker gehen<br />
„Wir verzichten weitestgehend auf diese<br />
automatisierte Stützstrukturerstellung“,<br />
sagt Dreigeist-Geschäftsführerin Mareike<br />
Neumann, da es – vor allem in der Medizin<strong>technik</strong><br />
– auf die Wiederholbarkeit<br />
des Prozesses ankomme. „Wir konstruieren<br />
die nötige Struktur bereits im CAD<br />
mit in das Bauteil. Leider ist aber der Zwischenschritt<br />
über die 3D-Drucker-Software<br />
bei der Übergabe an den Drucker<br />
immer noch zwingend erforderlich. Ziel<br />
sollte es sein, diesen Zwischenschritt<br />
nicht mehr zu brauchen.“ Hierzu müssten<br />
Hersteller von CAD-Software,<br />
3D-Druck-Software und Drucker kooperieren<br />
und Prozesse abstimmen.<br />
CAD-Anbieter-Siemens arbeitet bereits<br />
mit einzelnen Druckerherstellern zusammen,<br />
um diese Lücke zu schließen. Darüber<br />
hinaus gibt es laut Neumann verschiedene<br />
Arbeitsgruppen, die gemeinsame<br />
Standards vorbereiten. „Der VDI ist<br />
ganz vorn mit dabei“, sagt die Geschäftsführerin.<br />
„Allerdings gibt es so viele unterschiedliche<br />
Verfahren, Materialien<br />
und Hersteller, dass es unglaublich<br />
schwer ist, alle unter einen Hut zu bekommen.“<br />
Im Projekt Smartmap geht es um ethische<br />
Aspekte im 3D-Druck, die bei sensiblen<br />
Anwendungsbereichen im biologischen<br />
und medizinischen Kontext eine<br />
Rolle spielen. Neben dem 3D-Druck in der<br />
Medizin wird im europäischen Projekt<br />
auch der synthetischen Biologie und der<br />
personalisierten Medizin besondere Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. Dreigeist ist hier<br />
aktives Mitglied.<br />
http://projectsmartmap.eu/3d-printing/<br />
Branchenoptimierte<br />
Reinraum<strong>technik</strong><br />
hygienic-<br />
Schall- und<br />
energetisch<br />
optimierte<br />
Reinraumgeräte<br />
aus V2A-Edelstahl, sowie Rein-<br />
-<br />
<br />
Pharmazie<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
<br />
Lebensmittel und Kosmetikindustrie<br />
uni-<br />
particle-<br />
Schall- und<br />
energetisch<br />
optmierte<br />
Geräte aus<br />
melaminharz-beschichteter Trägerplatte<br />
P2, außen HPL-beschichtet, sowie<br />
-<br />
<br />
Optik- und Lasertechnologie<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Mikroelektronik und Mikromechanik<br />
<br />
<br />
Geräte für<br />
partikelsensible<br />
Arbeiten. Gehäuse aus melaminharzbeschichteter<br />
Trägerplatte P2, außen<br />
HPL-beschichtet, sowie Reinraum<strong>technik</strong><br />
<br />
<br />
<br />
Optik- und Lasertechnologie<br />
Sowie Mikroelektronik und<br />
Mikromechanik<br />
bc-technology GmbH · Vogelsangstraße 31<br />
72581 Dettingen/Erms · Germany<br />
www.bc-technology.de · info@bc-technology.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 53
■ [ TECHNIK ]<br />
Reinraumtraining für<br />
die Nanotechnologie<br />
Mikro- und Nanotechnologie | Praxisnahe Fertigkeiten<br />
sollen Studierende in einem neuen Studiengang an der<br />
TU Ilmenau erlernen. Auf ihre künftige Tätigkeit in der<br />
Mikro- und Nanotechnologie bereiten sie sich unter anderem<br />
im Reinraum vor.<br />
Methodische Kenntnisse zur Arbeit in Reinraumlaboren gehören<br />
beim neuen Studiengang dazu<br />
Bild: TU Ilmenau<br />
Echte Forschungsprojekte, eigenständiges Arbeiten in den<br />
Reinraumlaboren der Uni: Das gehört zur Ausbildung der<br />
Studierenden, die sich für den neuen Master-Studiengang Mikro-<br />
und Nanotechnologien entscheiden. Diesen bietet die Technische<br />
Universität Ilmenau ab dem Wintersemester 2017/18 an<br />
und will so den Grundstein legen für international gefragte Experten<br />
in einem Hightech-Bereich der Zukunft. In dem englischsprachigen<br />
Studiengang erlernen die Studierenden praxisnahe<br />
Fertigkeiten an der Schnittstelle zwischen Mikro- und Nanotechnologien<br />
und den Werkstoffwissenschaften.<br />
Gemeinsam mit den Forschern des Instituts für Mikro- und Nanotechnologien<br />
(IMN) Macronano der TU Ilmenau und des Graduiertenkollegs<br />
Nanofab entwickeln die Studierenden innovative<br />
Produktionsverfahren für Bauteile im Nanometerbereich. Sie<br />
entwerfen Prozesse, mit denen sich diese Bauteile in komplexe<br />
Systeme integrieren lassen, zum Beispiel in Alltagsgegenstände<br />
wie Smartphones oder Laptops. Enorme Leistungsfähigkeit und<br />
kompaktes Design sind bei solchen Bauteilen gefragt.<br />
Laut Prof. Jens Müller, Direktor des IMN Macronano und Leiter<br />
des neuen Studiengangs, gehören Mikro- und Nanotechnologien<br />
zu den Schlüsseltechnologien, „die die wirtschaftliche Entwicklung,<br />
den Fortschritt und unser Leben insgesamt maßgeblich bestimmen.“<br />
Die Studenten des neuen Studiengangs sollen dazu<br />
beitragen, solche Zukunftsvisionen Realität werden zu lassen.<br />
www.tu-ilmenau.de/ei<br />
Reinraumsystem<br />
Informations<strong>technik</strong> für die<br />
partikelarme Produktion<br />
Reinraum<br />
Überwachung der<br />
Raumkonditionen<br />
In einem Reinraumsystem Clean Cell 4.0<br />
der ISO-Reinraumklasse 7 lässt sich<br />
zum Beispiel eine Spritzgussmaschine<br />
betreiben<br />
Bild: Schilling Engineering<br />
Das neue Reinraumsystem Clean Cell 4.0<br />
verbindet eine partikelarme Produktion<br />
mit moderner Informations<strong>technik</strong>. Das<br />
intelligente System der Schilling Engineering<br />
GmbH, Wutösching, vernetzt Klima<strong>technik</strong>,<br />
Monitoring und bauseitige Prozessanlagen.<br />
Mittels Sensordaten kann<br />
die Regelung der Komponenten wie Partikelanzahl,<br />
Temperatur, Luftfeuchtigkeit<br />
und Luftdruck der Räume eingestellt und<br />
überwacht werden. Über Smart Devices<br />
ist es möglich, die Einstellungen ortsunabhängig<br />
oder per Fernwartung durchzuführen.<br />
Das weiterentwickelte System verwendet<br />
sehr energieeffiziente Reinluft<strong>technik</strong><br />
und weist mit einer A+-Kennzeichnung<br />
laut Hersteller einen besonders geringen<br />
Energieverbrauch auf. Durch das Zusammenspiel<br />
innovativer Umluft<strong>technik</strong>,<br />
hochgradiger Dichtheit und wartungsarmer<br />
Komponenten sind die Reinräume sicher<br />
und effizient, heißt es. Das Umluftverfahren<br />
speist die bereits gekühlte und<br />
gefilterte Luft erneut in den Kreislauf des<br />
Luftaustauschs. Filterleistung und Klima<strong>technik</strong><br />
können so deutlich sparsamer betrieben<br />
werden. Ganz neu wird das moderne<br />
Reinraumsystem jetzt mit der Möglichkeit<br />
einer integrierten Wärmerückgewinnung<br />
ausgestattet, wodurch der Energieverbrauch<br />
nochmals stark reduziert<br />
wird. Eine GMP-gerechte LED-Beleuchtung<br />
ist flächenbündig in den Aluminiumprofilen<br />
der Decke integriert.<br />
www.schillingengineering.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle A1, Stand 1219<br />
Für Reinräume wie auch Labore ist die<br />
frei konfigurierbare Signalisier- und Bedieneinheit<br />
FCCP 200 universell einsetzbar.<br />
Anders als die häufig verwendeten<br />
Signalisierungseinheiten in den Türbereichen,<br />
die über die Bedingungen in diesem<br />
Raum und mögliche Grenzwertverletzungen<br />
Rückmeldung geben, lässt sich die<br />
neue Einheit der Freiburger Sauter Cumulus<br />
GmbH in unterschiedlichen Anwendungen<br />
nutzen. Das dank Eco-Funktion<br />
besonders energieeffiziente Gerät wird<br />
zusammen mit einem entsprechenden<br />
Raumcontroller oder Kompaktregler verwendet<br />
und ist mit Standard-Softwaretools<br />
des Anbieters frei konfigurierbar. In<br />
Kombination mit dem Raumcontroller EY-<br />
RC504 oder dem VAV-Kompaktregler des<br />
Herstellers lassen sich nicht nur Raumdruck<br />
oder Laborraumdruck regeln, sondern<br />
auch der Laborabzug. Dazu werden<br />
die Funktionen auf Seiten des zugehörigen<br />
Controllers programmiert oder parametriert.<br />
www.sauter-cumulus.de<br />
54 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Neuausrichtung<br />
erleichtert Überblick<br />
Reinraumsysteme | Um für die Anforderungen aus bestimmten<br />
Anwendungsbereichen gerüstet zu sein, hat<br />
BC-Technology sein Flowbox-Sortiment neu gegliedert.<br />
Bild: BC-Technology<br />
Insbesondere in Branchen<br />
wie der Medizin<strong>technik</strong>, der<br />
Pharmazie sowie der Laserund<br />
Lebensmittel<strong>technik</strong> ist<br />
der Reinraum häufig unentbehrlich<br />
geworden. Reinraumsysteme<br />
sind dabei äußerst<br />
komplex und müssen bei jedem<br />
Anwendungsfall individuell<br />
konzipiert und implementiert<br />
werden.<br />
Die BC-Technology GmbH<br />
setzt für mehr Kundenfreundlichkeit<br />
und eine schnellere<br />
Orientierung verschiedene<br />
Maßnahmen um: Zum einen<br />
legt das Unternehmen aus<br />
Dettingen an der Erms sein<br />
Portfolio der Geräte<strong>technik</strong><br />
speziell auf verschiedene<br />
Branchenanforderungen aus,<br />
zum anderen wurden Produktkatalog<br />
und Internetauftritt<br />
neu überarbeitet.<br />
Die nutzerfreundlichere Gestaltung<br />
soll den Angaben zufolge<br />
eine hohe Usability und<br />
bessere Übersicht über das<br />
Produktangebot des Unternehmens<br />
ermöglichen. Dafür<br />
wurden die Laminar-Flow-Geräte<br />
in drei Linien gegliedert:<br />
Die Linie Hygienicsafe wird<br />
Anwendungen im GMP-Umfeld<br />
gerecht, wie sie häufig in<br />
den Branchen der Pharmazie,<br />
Medizin<strong>technik</strong>, Biotechnologie,<br />
Lebensmittel- und Kosme-<br />
Mit der Neuausrichtung der<br />
Reinraumgeräte sorgt BC-Technology<br />
für hohe Usability und<br />
schnelle Orientierung<br />
tikindustrie vorkommen. Diese<br />
Geräte sind schalloptimiert,<br />
aus V2A-Edelstahl 1.4301gefertigt<br />
und besitzen ein hygieneoptimiertes<br />
Design. Außerdem<br />
sind sie ergonomisch und<br />
energetisch optimiert.<br />
Effizienter Arbeitsplatz<br />
im Reinraum<br />
Die Linie Particlesafe bietet<br />
schall,- energetisch- und ergonomisch<br />
optimierte Reinraumgeräte<br />
aus melaminharzbeschichteten<br />
Trägerplatten<br />
mit zusätzlicher HPL-Beschichtung.<br />
Diese Geräte finden<br />
ihren Einsatz in den Branchen<br />
der Optik- und Lasertechnologie,<br />
Mikroelektronik<br />
sowie der Mikromechanik.<br />
In der Linie Unisafe werden effiziente<br />
Reinraumarbeitsplätze<br />
für partikelsensible Arbeiten<br />
für die sonstige Industrie<br />
zusammengefasst. Alle Geräte<br />
entsprechen im Standard der<br />
Klasse 5 nach DIN EN ISO<br />
14644–1, die Geräte der Linie<br />
Hygienicsafe bieten die Reinheitsklasse<br />
A gemäß EG-GMP-<br />
Leitfaden, Annex 1.<br />
www.bc-technology.de<br />
RBE – die universelle<br />
Schnellkupplung für alle Medien<br />
www.staubli.com<br />
Die modulare Baureihe kann Ihren Anforderungen<br />
hinsichtlich Medium, Druck, Temperatur und<br />
Durchfluss ideal angepasst werden.<br />
Die automatische Druckbolzenverriegelung garantiert<br />
höchste Sicherheit bei einfachster Handhabung.<br />
Der robuste Aufbau sorgt für eine lange Lebensdauer<br />
bei bleibender Dichtheit – auch in extremen<br />
Situationen.<br />
schnell. sicher. effizient.<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 55<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH - Tel.: +49 921 883-0 - E-Mail: connectors.de@staubli.com
■ [ TECHNIK ]<br />
Service für normgerechte Lösungen<br />
Reinraum<strong>technik</strong> | Saubere Produktionsbedingungen sind bei der Herstellung von<br />
medizintechnischen Produkten und Primärverpackungen extrem wichtig, die gesetzlichen<br />
Anforderungen an die Reinraum<strong>technik</strong> entsprechend hoch. Ein Monitoringsystem<br />
überwacht die geforderten Spezifikationen.<br />
Die Reinraum<strong>technik</strong> bildet die<br />
Grundlage für hoch sensible Bereiche<br />
moderner Fertigungen. Sei es in der<br />
Medizin<strong>technik</strong>- und Arzneimittelproduktion,<br />
der Biotechnologie oder auch der<br />
Chipfertigung für die Elektronikindustrie<br />
– Reinräume müssen zuverlässig rein<br />
sein, immer und überall. Aus diesem<br />
Grunde ist die Qualifizierung von Anlagen<br />
und Räumen im pharmazeutischen<br />
Einsatz Pflicht und zentraler Bestandteil<br />
der Good Manufacturing Practice (GMP).<br />
Für das Erfassen, Überwachen und Dokumentieren<br />
der kritischen Umgebungsparameter<br />
im Reinraum kommen sensible<br />
Messgeräte zum Einsatz. Die Partikelmesser<br />
von Weiss Technik aus Reiskirchen<br />
zählen und identifizieren selbst kleinste<br />
partikuläre Verunreinigungen. Wird ein<br />
definierter Grenzwert überschritten, wird<br />
ein Alarm ausgelöst. Der Unternehmensverbund<br />
mit 22 Gesellschaften, der heute<br />
zur Schunk Gruppe gehört, bietet mit seinen<br />
Produkten und Services die Grundlage<br />
für hoch sensible Bereiche der modernen<br />
Fertigung.<br />
Um Risiken zu vermeiden und den<br />
qualifizierten Status von Reinraumanlagen<br />
langfristig zu sichern, werden alle relevanten<br />
Punkte regelmäßig überprüft<br />
und gewartet. Gemeinsam mit einem<br />
Qualifizierungsteam wird sichergestellt,<br />
dass der Betrieb des Reinraums unter Einhaltung<br />
aller gesetzlichen Vorschriften<br />
geschieht und alle individuellen Anforderungen<br />
realisiert werden. Unterstützt<br />
werden die Unternehmen dabei von Simpati<br />
Monitor, einer Soft- und Hardwarelösung<br />
von Weiss Technik: Von der Planung<br />
über die Realisierung und Qualifizierung<br />
Bild: Weiss Technik<br />
In der medizintechnischen<br />
Fertigung<br />
ist die Herstellung<br />
steriler oder sauberer<br />
Medizinprodukte<br />
und Komponenten<br />
im Reinraum<br />
heute unerlässlich.<br />
Monitoring-Systeme<br />
im Reinraum ermöglichen<br />
es, diesen<br />
Produktionsstatus<br />
langfristig und<br />
rückverfolgbar zu<br />
dokumentieren<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Klima-, Reinraum-, Wärme<strong>technik</strong><br />
Konstante Raumbedingungen<br />
Monitoring und GMP-Qualifizierung<br />
Dokumentation von<br />
Produktionsbedingungen<br />
bis hin zum Service werden alle Leistungen<br />
aus einer Hand erbracht. Das Monitoring-System<br />
wurde speziell für die pharmazeutische<br />
Industrie und Biotechnologie-Unternehmen<br />
entwickelt und kann<br />
ebenso in der Medizin<strong>technik</strong> und der<br />
temperaturgeführten Logistik eingesetzt<br />
werden.<br />
Jedes Implantat wird gründlich<br />
im Messraum geprüft<br />
Mit dem Zusatzmodul Timelabs ermöglicht<br />
das System parallel zur normkonformen<br />
Dokumentation der Messdaten eine<br />
bildgestützte, nicht GMP-konforme Aufzeichnung<br />
von Prozessen, die zur Visualisierung<br />
mit den Messdaten verknüpft<br />
werden können. Bei dem Medizinproduktehersteller<br />
Zimmer Biomet aus Winterthur,<br />
einem Hersteller orthopädischer Implantate,<br />
kommt die Klima-, Reinraumund<br />
Wärme<strong>technik</strong> von Weiss zur Anwendung:<br />
Bevor ein Implantat eingesetzt werden<br />
darf, wird es in einem von Weiss<br />
Technik gelieferten Messraum genau geprüft.<br />
Die Prüfung jedes einzelnen Gelenks<br />
wird in 3D-Koordinatenmessmaschinen<br />
durchgeführt. Hierfür wird ein spezieller<br />
Messraum genutzt, der von Weiss Technik<br />
geplant, gebaut und in Betrieb genommen<br />
wurde. Sensoren messen und übertragen<br />
kontinuierlich Temperatur- beziehungsweise<br />
Feuchtigkeitswerte und ermöglichen<br />
bei jedem Produkt den Nachweis,<br />
dass es innerhalb der erforderlichen Spezifikation<br />
gemessen wurde. (su) ■<br />
www.weiss-<strong>technik</strong>.com<br />
56 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
competence<br />
Der Generalunternehmer für Ihre<br />
Reinraum<strong>technik</strong><br />
Die Firma Cleanroom Competence CRC GmbH hat jahrelange<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet Bau von Reinräumen, von Reinraum–Mobiliar<br />
und Reinraum–Schleusenmöbeln in den<br />
Anwendungsbereichen:<br />
- Mikroelektronik<br />
- Mikromechanik<br />
- Biotechnologie<br />
- Medizin<strong>technik</strong><br />
- Optik<br />
- Kunststoff<strong>technik</strong><br />
- Pharmaproduktion - Lebensmittelindustrie<br />
Die Firma Cleanroom Competence CRC GmbH ist im gesamten<br />
Bundesgebiet, in Großbritannien, in Portugal, in Österreich,<br />
in Dänemark, in den Niederlanden und in der Schweiz<br />
tätig.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit den Kunden vor Ort und die<br />
individuelle kundenspezifische Beratung fand in hervorragenden<br />
Referenzen der Cleanroom Competence CRC GmbH<br />
durch führende Unternehmen der Mikroelektronik, der Pharmaproduktion,<br />
der Biotechnologie, der Medizin<strong>technik</strong>, der<br />
Optik, der Lebensmittelindustrie sowie von Universitäten und<br />
Instituten ihren Ausdruck. Die Mehrzahl der Firmen ist an<br />
einem Vollservice interessiert, wie zum Beispiel:<br />
- Beratung<br />
- Inbetriebnahme<br />
- Baurealisierung - Wartung<br />
- Ausrüstung<br />
So stellt sich die Firma Cleanroom Competence CRC GmbH<br />
heute als Generalauftragnehmer und Vollausrüster für die<br />
Reinraum<strong>technik</strong> dar.<br />
Referenzen (Auszug)<br />
aap Implantate AG<br />
Aventis Pharma Deutschland GmbH<br />
B. Braun Melsungen AG<br />
Bayer Pharma AG<br />
Daimler AG Mercedes – Benz<br />
Evonik Industries AG (Degussa)<br />
Fraunhofer-Institut ENAS<br />
GlaxoSmithKline Biologicals<br />
MILUPA GMBH & CO. KG<br />
MERCK KGaA<br />
TRUMPF Laser GmbH + Co. KG<br />
Berlin<br />
Frankfurt a.M.<br />
Melsungen<br />
Berlin<br />
Berlin<br />
Weiterstadt<br />
Chemnitz<br />
Dresden<br />
Fulda<br />
Berlin<br />
Schramberg<br />
Cleanroom Competence CRC GmbH<br />
Max-Dohrn-Straße 8-10, D-10589 Berlin<br />
Telefon +49 (0) 30 85 40 07 46, Fax +49 (0) 30 85 40 07 47<br />
www.cleanroom-competence.de, info@cleanroom-competence.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 57
■ [ TECHNIK ]<br />
Mehr Sauberkeit am Silikonschlauch<br />
Silikonkomponenten | Komponenten aus Silikonkautschuk kommen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
unter anderem in Schläuchen und Implantaten zur Anwendung. Dort sind jedoch<br />
die Anforderungen an die Partikelfreiheit hoch. Bei FMI in Chicago wurde dafür<br />
ein neuer Reinraum Klasse 7 mit modernster Produktions<strong>technik</strong> ausgestattet.<br />
FMI erzielt nun bei<br />
Komponenten für medizinische<br />
Geräte der<br />
Klassen 2 und 3 die<br />
vierfache Produktionsleistung<br />
Aufgrund seiner Biokompatibilität<br />
wird Silikonkautschuk immer häufiger<br />
in medizinischen Implantaten wie Defibrillatoren,<br />
Herzpumpen oder Komponenten<br />
für die Wiederherstellungschirurgie<br />
eingesetzt. Da diese die Gesundheit<br />
der Patienten nicht durch Verunreinigungen<br />
belasten dürfen, werden dabei je nach<br />
Anwendung zum Teil höchste Anforderungen<br />
an die Partikelfreiheit der Produkte<br />
gestellt.<br />
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden<br />
und die zunehmende Nachfrage auch<br />
nach Komponenten höchster Sauberkeitsstandards<br />
zu erfüllen, hat FMI, ein Chicagoer<br />
Spezialist für komplexe Silikonteile,<br />
eigens eine Reinraumproduktion der<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Silikonschlauch und Implantate<br />
■ Hohe Partikelfreiheit gefordert<br />
■ Biokompatibilität<br />
■ Reinraumproduktion ISO Klasse 7<br />
■ Drei Produktionslinien ausgestattet<br />
Bild: Flexan<br />
Klasse 7 eingerichtet. In der neuen Unternehmenszentrale<br />
werden zukünftig modernste<br />
Extrusionsverfahren zum Einsatz<br />
kommen, bei denen unter anderem Silikonschläuche<br />
hergestellt werden.<br />
„Für Medizinprodukte eignet sich Silikonkautschuk<br />
unter anderem durch seine<br />
Isolationseigenschaften gegenüber<br />
Strom, seine Flexibilität und Langlebigkeit<br />
sowie seine hohe Temperaturbeständigkeit“,<br />
erklärt Werner Karau, European<br />
Commercial Leader bei der Flexan-Gruppe,<br />
einem Auftragsfertiger für Elastomerteile,<br />
zu dem FMI gehört.<br />
Vierfache Produktionsleistung<br />
bei Silikon-Bauteilen<br />
Bei der Herstellung der Komponenten ist<br />
entscheidend, dass die geforderten Sauberkeitsstandards<br />
eingehalten werden,<br />
was vielfach eine Produktion im Reinraum<br />
notwendig macht: Für Teile, die in<br />
implantierbaren medizinischen Geräten<br />
der Klassen 2 und 3 verbaut werden, ist in<br />
der Regel ein Reinraum der Klasse 7 erforderlich.<br />
Bislang hat die FMI in Chicago<br />
verschiedene Silikonkomponenten für<br />
Kurzzeitimplantate der Klasse 2, Einmal-<br />
produkte und Langzeitimplantate der<br />
Klasse 3 in insgesamt etwa 850 m2 umfassenden<br />
Reinräumen hergestellt.<br />
Um den Herausforderungen des Marktes<br />
zu begegnen und die eigene Produktionskapazität<br />
zu erhöhen, hat sich das<br />
Tochterunternehmen des US-amerikanischen<br />
Contract Manufacturers Flexan nun<br />
entschieden, zusätzliche Räumlichkeiten<br />
für die Reinraumproduktion zu nutzen.<br />
So wurde unweit des bisherigen Chicagoer<br />
Produktionsstandorts eine neue Unternehmenszentrale<br />
bezogen und dort ein<br />
Reinraum der ISO-Klasse 7 mit etwa<br />
1900 m2 eingerichtet. Damit erreicht FMI<br />
nun nach eigenen Angaben bei Komponenten<br />
für medizinische Geräte der Klassen<br />
2 und 3 die vierfache Produktionsleistung.<br />
„Da wir unser Portfolio auf den Bereich<br />
der Extrusion ausdehnen möchten, wurde<br />
diese neue Einrichtung zunächst mit drei<br />
Produktionslinien ausgestattet“, so Karau.<br />
Die Extruder zeichnen sich durch ein proprietäres<br />
Design aus, das nicht nur den<br />
Zuführungsbereich für das Silikon besonders<br />
einfach zugänglich macht, sondern<br />
auch die Reinigung und Anpassung der<br />
Abstreifschilde erleichtert. „Mit diesen<br />
Anlagen können unterschiedlichste Verfahren<br />
durchgeführt werden, unter anderem<br />
eine Mikro-Lumen- oder Multi-Layer-<br />
Extrusion“, erklärt Karau. Im Fokus stehen<br />
zunächst verschiedene Katheter-Produkte<br />
sowie weitere medizinische Geräte,<br />
die mit einem Schlauch kombiniert und<br />
mit weiteren Komponenten assembliert<br />
werden.<br />
(su) ■<br />
www.fmimed.com<br />
58 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Special<br />
Kunststoff<strong>technik</strong><br />
Bild: IKV<br />
Heißkanalsysteme: Mehr als heiße Seiten<br />
Messe Fakuma | Mikrospritzguss: Lernen für kleinste Teile | Antimikrobiellen Lack im Werkzeug aufbringen<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 59
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
KUNSTSTOFF-EXPERTEN TREFFEN<br />
SICH AM BODENSEE<br />
Fachmesse Fakuma | Auf der 25. Fakuma können sich Besucher über alle für die Kunststoffbe-<br />
und -verarbeitung wichtigen Verfahren, Maschinen und Werkzeuge informieren.<br />
1700 Aussteller präsentieren praxisnah die gesamte Prozesskette der Fertigung.<br />
Die Fakuma – Internationale<br />
Fachmesse für<br />
Kunststoffverarbeitung<br />
versteht sich auch in<br />
der 25. Ausgabe als<br />
Innovationsmotor der<br />
Kunststoffindustrie<br />
■ Industrie 4.0 Ver- und Bearbeitung von Hybrid-, Verbund-<br />
Europa Lounge<br />
Die Fakuma 2017 fokussiert sich auf<br />
alle in der Be- und Verarbeitung von<br />
Kunststoffen aktuellen relevanten<br />
Verfahren: Spritzgießen, Extrusion,<br />
Zur 25-jährigen Jubiläumsveranstaltung<br />
meldet die Fakuma – Internatio-<br />
Deutschland, belegt sein; wobei sich hier mit, und mit dem umfassenden Pro-<br />
Ausstellern aus 35 Nationen, inklusive. Thermo-Forming und 3D-Printing. Danale<br />
Fachmesse für Kunststoffverarbeitung<br />
volle Hallen im Messezentrum Friedrichshafen.<br />
Nicht nur erneut komplett<br />
ausgebucht sei man, so der Veranstalter,<br />
es wurden sogar die bis dato ungenutzten<br />
Reserveflächen in den beiden Foyers am<br />
der Anteil ausländischer Hersteller und<br />
Anbieter im Bereich von mehr als 35 %<br />
bewegt und somit die Internationalität<br />
nochmals steigen wird, so die P. E. Schall<br />
GmbH & Co, KG, Frickenhausen.<br />
dukt-Portfolio der Hersteller und Anbieter<br />
aus mehr als 30 Industrieländern,<br />
bietet die Fachmesse in Friedrichshafen<br />
den Anwendern laut Veranstalter<br />
eine strikt an der Praxis orientierte<br />
Informations-, Kommunika -<br />
Eingang Ost und West einbezogen, um Gefragt sind neue Werkstoffe, tions- und Beschaffungs-Plattform<br />
den Flächenwünschen aller Aussteller gerecht<br />
Technologien und Verfahren<br />
zur kompromissfreien Lösungsfindung<br />
zu werden. Die mehr als 85000 m2<br />
Brutto-Ausstellungsflächen werden vom<br />
17. bis zum 21. Oktober mit rund 1700<br />
Der anhaltende Trend zur Teilnahme an<br />
der im Technologie-Dreiländereck am Bodensee<br />
veranstalteten Fakuma ist, laut<br />
Veranstalter, auch damit zu erklären, dass<br />
sich weite Teile der kunststoffverarbeitenden<br />
bei verschiedensten fertigungs-<br />
technischen Herausforderungen.<br />
Erwartet werden zur Jubiläumsveranstaltung<br />
rund 1700 Aussteller aus 35<br />
Nationen sowie mehr als 40000 Fach-<br />
IHR STICHWORT<br />
Industrien deutlich verändern, in besucher aus 120 Ländern.<br />
dem sowohl neue Werkstoffe als auch ■ Ort: Neue Messe Friedrichshafen<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fakuma im Jubiläumsjahr<br />
1700 Aussteller erwartet<br />
Be- und Verarbeitung von Kunststoffen<br />
Spritzgießtechnologien<br />
neue Technologien und Verfahren, unter<br />
anderem für die Medizin<strong>technik</strong>, zum<br />
Einsatz kommen. Als Beispiele werden die<br />
3D/4D-Print-Technologien sowie Verfahren<br />
und Prozesslösungen zur effizienten<br />
■ Messedauer: 17.-21. Oktober 2017<br />
■ Öffnungszeiten von 9 bis 17 Uhr,<br />
am Samstag von 9 bis 15 Uhr<br />
■ Veranstalter: P. E. Schall<br />
■ Aussteller-Forum, Fachvorträge und<br />
und Schichtwerkstoffen<br />
genannt.<br />
Bild: P.E. Schall<br />
Die Fakuma auf<br />
einen Blick<br />
60 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Der LRX 100 gehört zur neuen<br />
Generation der Linear-Kleinroboter<br />
von Krauss Maffei<br />
Der hybride Allrounder 1120 H<br />
mit 6500 kN Schließkraft und<br />
neuer Gestica-Steuerung hat<br />
seine ersten Projekte bei Pilotkunden<br />
erfolgreich bestanden<br />
Bild: Krauss Maffei<br />
Bild: Arburg<br />
Als Mitbegründer der Fakuma ist auch<br />
die Arburg GmbH + Co. KG von Anfang<br />
an regelmäßig und 2017 – nach eigenen<br />
Angaben – als größter Aussteller dabei.<br />
Mit zehn Maschinen am eigenen Stand<br />
und acht weiteren bei Partnern liegt der<br />
Fokus der Loßburger auch in diesem Jahr<br />
auf ‚smarten‘ und praxisnahen Lösungen<br />
für die produktionseffiziente Kunststoffteilefertigung.<br />
„Mit über 30 Jahren Erfahrung in der<br />
vernetzten und flexibel automatisierten<br />
Produktion bieten wir auch zum Thema<br />
Industrie 4.0 alles, was ein Spritzgießer<br />
braucht“, erklärt Michael Hehl, geschäftsführender<br />
Gesellschafter und Sprecher<br />
der Geschäftsführung. „Das absolute<br />
Highlight sind die zukunftsweisenden<br />
Großmaschinen.“<br />
2017 wird erstmals der hybride Allrounder<br />
920 H vorgestellt. Die Gestica-<br />
Steuerung mit hochauflösendem Full-<br />
HD-Bildschirm sowie industrietauglicher<br />
Multi-Touch-Technik entspricht dem<br />
Look-and-Feel smarter mobiler Endgeräte.<br />
Ebenfalls dabei auf dem Messestand ist<br />
der hybride Allrounder 1120 H mit einem<br />
Schließkraftspektrum von 6500 kN, der<br />
im vergangenen Jahr Premiere feierte. Inzwischen<br />
ist die Großmaschine bei Pilotkunden<br />
im Einsatz.<br />
Wie vielfältig die Kunststoffindustrie<br />
ist, zeigt auch der Spritzgieß- und Automatisierungsexperte<br />
Krauss Maffei Technologies<br />
GmbH aus München. Vom Verpackungsprodukt,<br />
bei dem es vor allem<br />
auf Schnelligkeit und Präzision ankommt,<br />
bis hin zu besonderen Verfahren wie Silikonverarbeitung<br />
oder der Gestaltung anspruchsvoller<br />
Oberflächen – mit der vollelektrischen<br />
PX- und der hydraulischen<br />
CX-Baureihe in den Schließkraftgrößen<br />
von 500 bis 2000 kN demonstriert das Unternehmen<br />
zwei Maschinen, die sich beide<br />
für die Verarbeitung von Flüssig- und<br />
Feststoffsilikon für Medizin<strong>technik</strong>-Anwendungen<br />
im Reinraum eignen.<br />
Fakuma ist Plattform für<br />
Premieren und Trendprodukte<br />
Premiere auf der Fakuma feiern zudem<br />
die neuen linearen LRX-Kleinroboter. Der<br />
LRX 100 gehört zur neuen Generation der<br />
Linear-Kleinroboter von Krauss Maffei,<br />
die mit dezentralem Schaltschrankkonzept<br />
und freistehender X-Achse eine hohe<br />
Flexibilität bei der einfachen Nachrüstung<br />
von Sensorik oder der Erweiterung<br />
von Medienkreisen aufweisen sollen.<br />
Zahnstangenantriebe anstelle von Zahnriemen<br />
bewirken eine hohe Präzision bei<br />
schnellen Bewegungen in allen Achsen.<br />
Der Entnahmegreifer ist 3D-gedruckt und<br />
damit leicht und konstruktionsoptimiert.<br />
Ein Thema, das viele Kunststoffverarbeiter<br />
beschäftigt, sind die immer häufigeren<br />
Werkzeugwechsel. Das sei, so Norbert<br />
Ermer, Geschäftsführer der Stäubli<br />
Tec-Systems GmbH Connectors in Bayreuth,<br />
eine Folge des Trends hin zu einer<br />
immer größeren Variantenvielfalt, der die<br />
Losgrößen schrumpfen lässt. „Die Anzahl<br />
der Werkzeugwechsel an Spritzgießmaschinen<br />
nimmt dadurch rasant zu, bei<br />
größeren Betrieben können diese heute<br />
mehrmals pro Tag erforderlich sein“, erklärt<br />
Ermer. Die Betreiber stelle diese Entwicklung<br />
vor große Herausforderungen:<br />
Die Rüst- und Nebenzeiten steigen signifikant<br />
an, wodurch die Produktivität der<br />
Spritzgießmaschinen leidet.<br />
Stäubli bietet dafür ganzheitliche<br />
Automatisierungslösungen rund um<br />
die Spritzgießmaschine und präsentiert<br />
in Friedrichshafen sein Programm: Von<br />
einfachen Schnellkupplungen über<br />
Spannsysteme in mechanischer, hydrau -<br />
lischer oder magnetischer Ausführung bis<br />
hin zum Roboter oder Werkzeugwechsel -<br />
wagen. Gezeigt werden ganzheitliche<br />
Industrie 4.0-Lösungen, die aus jeder<br />
Spritzgießmaschine eine autarke, hochproduktive<br />
Fertigungszelle machen<br />
können.<br />
(su)■<br />
Weitere Informationen<br />
Zur Messe:<br />
www.fakuma-messe.de<br />
Zu den Herstellern:<br />
www.arburg.com<br />
Halle A3, Stand 3101<br />
www.krauss-maffei.com<br />
Halle 7, Stand 7308<br />
www.staubli.com<br />
Halle A1, Stand 1217<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 61
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
Alles Gute und alles<br />
Schlechte vereint<br />
Spritzguss | Das Musterteil „Polyman“ soll auf der<br />
einen Seite zeigen, wie eine spritzgussgerechte Konstruktion<br />
aussieht – und auf der anderen Seite, was in<br />
der Praxis alles schief geht.<br />
Der Polyman zeigt mit seiner orangen Seite den Idealfall:<br />
ein materialgerecht, technologiegerecht, werkzeuggerecht konstruiertes<br />
Bauteil<br />
Der Polyman – das ist ein handliches Stück Kunststoff, das als<br />
Musterteil in der Ausbildung der Werkzeug- und Formenbauer<br />
für Furore sorgen soll. „Seit Jahren habe ich nach einem<br />
Teil gesucht, das die spritzgießgerechte Bauteilkonstruktion<br />
sichtbar macht – und zwar durch die direkte Gegenüberstellung<br />
von Gut und Schlecht“, sagt Prof. Steffen Ritter von der Hochschule<br />
Reutlingen. Über 1000 Arbeitsstunden haben er und sein<br />
Maschinenbau-Student Thomas Wiest in die Entwicklung gesteckt.<br />
Das nun vorliegende Teil ist eine Zwei-Komponenten-Anwendung,<br />
die je zur Hälfte einer kunststoffgerechten und einer nicht<br />
kunststoffgerechten Bauteilkonstruktion entstammt. Vorgestellt<br />
wurde es im Sommer auf der Moulding Expo in Stuttgart. Mit geübtem<br />
Blick ist leicht zu sehen, wie eine durchdachte Werkzeug-<br />
Konstruktion die Qualität des zu fertigenden Bauteils optimiert<br />
und man gleichzeitig Zeit und Geld sparen kann. Auf der<br />
Schlechtseite fehlen Formschrägen, die Wandstärken sind ungleichmäßig,<br />
das Teil ist verzogen, und es hat Einfallstellen. Die<br />
Gutseite hingegen zeigt, wie man mit 23 % weniger Material auskommt.<br />
Würde man den Polyman ohne Schlechtseite fertigen,<br />
sänken die Werkzeugkosten um 30 %.<br />
Das Projekt Polyman entstand in Zusammenarbeit zwischen<br />
Technologiepartnern und -sponsoren. Idee und Konzep tion<br />
stammen von Prof. Ritter. Der VDWF hat das Projekt angeschoben<br />
und mit Industriepartnern koordiniert, darunter Werkstoff -<br />
anbieter, Maschinenbauer, Formenbauer, Konstruktionsfachleute<br />
und Normalienanbieter. Die Hochschule Schmalkalden wird<br />
den Polyman produzieren. Laut Prof. Ritter ist Polyman „die Essenz<br />
der Spritzgussgestaltung.“ Für ihn sei es konzeptionell „das<br />
spannendste Bauteil“, das er an der Hochschule betreut habe:<br />
„Ich habe mich noch nie so über ein verzogenes Bauteil gefreut!“<br />
Bild: Wort und Form<br />
Oberflächen<strong>technik</strong><br />
Additiv gefertigte Teile erhalten<br />
eine funktionale Metallbeschichtung<br />
Liquid Additiv Manufacturing<br />
Zügige Markterschließung<br />
durch Investition<br />
Bild: Fit<br />
Die aus PA additiv gefertigte Fontäne ist mit<br />
Metall beschichtet. Geeignete Trägermaterialien<br />
sind alle gängigen Werkstoffe wie<br />
Kunststoff, Metall und Keramik<br />
Im neuen Metal Coating Center bietet die<br />
Fit AG aus Lupburg in der Oberpfalz die<br />
funktionale Beschichtung von additiv gefertigten<br />
Bauteilen, das Metal Coating<br />
durch Galvanisieren. So lassen sich Objekte<br />
mit Nickel und Kupfer beschichten. Das<br />
erhöht die Festigkeit der Bauteile laut Anbieter<br />
bis zum 10-fachen. Die Einsatzmöglichkeiten<br />
seien vielfältig. Komplexe<br />
Kunststoffrohlinge sollen sich kostengünstig<br />
und schnell metallisch beschichten<br />
lassen. Je nach Bauteilanforderung<br />
dienen die Blechsubstitute durch die Metall-Optik<br />
der ästhetischen Veredelung<br />
von Konzept- und Designmodellen. Sie<br />
können aber auch die Bauteileigenschaften<br />
funktional verbessern: Die größere<br />
Steifigkeit des Kunststoffträgers verbessert<br />
die maßliche Stabilität dauerhaft und<br />
ermöglicht eine EMV-Abschirmung. Darüber<br />
hinaus wird das Bauteil wasserdicht<br />
und feuchtigkeitsbeständig sowie chemisch<br />
resistent.<br />
Der Anbieter hat die Prozess<strong>technik</strong> selbst<br />
entwickelt, um abwasserfrei und umweltschonend<br />
zu arbeiten. Kernstück ist eine<br />
Galvanik-Anlage mit vier Bädern mit je<br />
1000 l Fassungsvermögen. Die Teile werden<br />
kontaktfrei beschichtet.<br />
www.fit.technology<br />
Die Bay BG Bayerische Beteiligungsgesellschaft<br />
hat sich in siebenstelliger Höhe als<br />
Minderheitsgesellschafter bei der 2010<br />
gegründeten German Reprap GmbH,<br />
Feldkirchen, engagiert. Deren 3D-Drucker<br />
bieten einen „Open Source“-Ansatz.<br />
So ist es möglich, individuelle Prozesse zu<br />
definieren, das Material zu wechseln, die<br />
Temperatur oder die Geschwindigkeit anzupassen.<br />
„Das hebt sie entscheidend von<br />
den meist geschlossenen Systemen des<br />
Wettbewerbs ab“, erklärt Florian Bautz,<br />
Gründer und Geschäftsführer von German<br />
Reprap. Das Verfahren ermöglicht<br />
neue Anwendungen, zum Beispiel in der<br />
Medizin<strong>technik</strong>. Mit eigens entwickelten<br />
Druckmaterialien können mit der so genannten<br />
Liquid-Additiv-Manufacturing-<br />
Technologie (LAM) große und komplexe<br />
Werkstücke hergestellt werden.<br />
www.baybg.de; www.germanreprap.com<br />
62 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
wfb<br />
Fakuma<br />
Siegen<br />
Halle A2<br />
Stand<br />
Stand A2-2207<br />
G-04<br />
In jedem Detail: Engagement<br />
Persönlicher Einsatz ist unsere Grundhaltung. Keine Behauptung, sondern<br />
bewiesen: durch die Entwicklung unserer BlueFlow ® Heißkanaldüse. Ihr<br />
schlanker Düsenaufbau und ihr geringer Durchmesser sorgen für mehr<br />
Qualität und Gestaltungsfreiheit bei Formteilen aus thermisch sensiblen<br />
Kunststoffen. Nutzen zum Vorteil unserer Kunden. Das nennen wir engagiert.<br />
Cool Tech for<br />
Hot Runners<br />
www.guenther-heisskanal.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 63
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
IM WERKZEUG LACKIERT<br />
Oberflächen<strong>technik</strong> | Für die Automobilindustrie nutzt ein Hersteller ein neues Lackierverfahren<br />
jetzt in der Serie: Ein Polyurea-Lack wird gleich im Werkzeug aufgetragen.<br />
Das ließe sich auch für die Medizin<strong>technik</strong> nutzen, für spiegelnde oder auch für<br />
antimikrobiell wirksame Gerätebeschichtungen.<br />
Spiegelglänzende<br />
Metallic-Oberflächen<br />
sind mit widerstandsfähigem<br />
Polyurea-Lack<br />
ebenso realisierbar wie<br />
antimikrobiell wirksame<br />
Oberflächen. Auch<br />
für schnelle Farbwechsel<br />
wurde bereits eine<br />
Lösung gefunden<br />
Bild: Panadur<br />
Die Spiegelglanz-Lackierung von<br />
Kunststoffteilen ist direkt im Spritzgießwerkzeug<br />
möglich: Seit Kurzem produziert<br />
der Schweizer Kunststoffverarbeiter<br />
Weidplas GmbH mit dem neuen Verfahren<br />
optisch anspruchsvolle A-Säulenverkleidungen<br />
für einen Automobilhersteller<br />
– paarweise für die linke und rechte<br />
Säule. Das Verfahren ist aber nicht nur<br />
für die Automobilindustrie interessant:<br />
Lackiert werden kann in nahezu allen Farben,<br />
auch glasklar und mehrfarbig. Selbst<br />
Metallic-Töne und Effekt-Pigmentierungen<br />
seien realisierbar, wie auch matte<br />
Oberflächen und Matt-Glanz-Kontraste.<br />
So sollen sich haptisch und optisch hochwertige<br />
Teile für Haushalts- und Kommunikationsgeräte<br />
behandeln lassen. Beschichtungen<br />
von Geräteverkleidungen<br />
seien auch in der Medizin<strong>technik</strong> denkbar.<br />
Entwickelt hat das Verfahren die<br />
Panadur GmbH aus Halberstadt, zusammen<br />
mit dem Spritzgießmaschinenhersteller<br />
Krauss Maffei, einem Werkzeugbauer<br />
sowie einem visionären Kunststoffverarbeiter.<br />
Der gesamte Zyklus für ein aus vier Teilen<br />
bestehendes Paar der A-Säulenverkleidungen<br />
dauert bei Weidplas keine 60 s.<br />
Ein Zyklus umfasst das Spritzgießen von<br />
zwei Grundkörpern und zwei Abdeckungen,<br />
das Lackieren der Sichtteile mit<br />
Hochglanz-Reaktionslack sowie das Entformen,<br />
Beschneiden und Zusammenschweißen<br />
der Unter- und Oberteile.<br />
Vor der Entformung kommt<br />
der Lack aufs Spritzgussteil<br />
Lackiert wird direkt im Spritzgießwerkzeug<br />
– unmittelbar vor der Entformung<br />
der Teile aus thermoplastischem Kunststoff.<br />
Krauss Maffei bezeichnet das als Color-Form-Verfahren.<br />
Der Zwei-Komponenten-Lack,<br />
der so seit 2008 verfügbar<br />
ist, entsteht aus Polyamin und Iscocyanat,<br />
die direkt vor dem Einsatz miteinander in<br />
Kontakt gebracht werden. Der Poly -<br />
urea-Lack muss schnell verteilt werden,<br />
damit er nicht schon auf dem Weg zu seinem<br />
Einsatzort aushärtet. Auch Nanoteilchen<br />
sind beigemischt und spielen beim<br />
Verfahren eine Rolle.<br />
Bis es in der Serienproduktion eingesetzt<br />
werden konnte, hatten die Beteiligten<br />
eine Reihe von Details zu optimieren.<br />
Diese betrafen die richtigen Bedingungen<br />
für das Pumpen der Nanoteilchen, die mit<br />
dem sehr fließfähigen Lack ins Werkzeug<br />
gelangen mussten. Darüber hinaus durfte<br />
der Lack, der vor dem Aushärten nicht viskoser<br />
ist als Wasser, das Werkzeug nicht<br />
unkontrolliert verlassen, weshalb die Abdichtung<br />
ein weiteres wichtiges Thema<br />
war und zum Teil sogar Gestaltungsanpassungen<br />
am Produkt erforderte.<br />
Bei Serienanwendungen sei die nahezu<br />
hundertprozentige Gutteile-Quote<br />
wichtig, heißt es. Sie werde mithilfe des<br />
Color-Form-Verfahrens erreicht: Nach etwa<br />
3 s ist der Poly urea-Lack so weit ausgehärtet,<br />
dass die damit lackierten Bauteile<br />
nicht mehr klebrig sind und angefasst<br />
werden können.<br />
Der lösungsmittelfreie Lack härtet<br />
energieeffizient ohne Wärmezufuhr in<br />
wenigen Sekunden aus, die Produktion<br />
erfordert keine Trennmittel, und die Lackschicht<br />
ist sehr kratzfest, UV-beständig<br />
und unempfindlich gegen Hautschweiß.<br />
Sinnvoll einsetzbar sei das Verfahren ab<br />
einer zu lackierenden Fläche von etwa einem<br />
Viertelquadratmeter.<br />
Dr. Jacqueline Bach, die bei Panadur<br />
den Bereich Forschung und Entwicklung<br />
leitet, berichtet, dass es darüber hinaus<br />
schon Ergebnisse gibt, die auf dieser Basis<br />
eine funktionale Selbstheilung der Oberflächenbeschichtungen<br />
ermöglichen<br />
könnten: „Unsere Reflow-Materialien<br />
können oberflächliche Kratzer unter Einwirkung<br />
von moderater Wärme selbst<br />
ausheilen.“<br />
(op) ■<br />
www.panadur.de<br />
64 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Spritzguss<br />
Mikrostrukturierte LSR-Linsen<br />
aus der Spritzgussmaschine<br />
Das IKV und die<br />
Fraunhofer-Institute<br />
IPT und ILT präsentieren<br />
auf der<br />
diesjährigen Fachmesse<br />
Fakuma ihre<br />
neuen Entwicklungen<br />
von der Optikauslegung<br />
über den<br />
Werkzeug- und Formenbau<br />
bis hin zur Optikreplikation.<br />
Das Herzstück ist die<br />
Herstellung mikrostrukturierter<br />
Linsen aus Flüssigsilikonkautschuk<br />
(LSR). Das innovative<br />
Material ist aufgrund seiner<br />
Temperatur- und UV-Stabilität<br />
insbesondere für LEDs<br />
interessant. Seine besondere<br />
Flexibilität und Elastizität ermöglichen<br />
zudem innovative<br />
Designkonzepte. Der Spritzgießprozess,<br />
mit dem die mikrostrukturierten<br />
LSR-Linsen<br />
Der Kunststoffoptik werden die<br />
gepla nten Mikrostrukturen<br />
beim Spritzgießen gleich mitgegeben<br />
hergestellt werden, ist in<br />
Friedrichshafen live zu sehen.<br />
Auf der Messe Fakuma:<br />
Halle B4, Stand 4404<br />
(Gemeinschaftsstand<br />
Kunststoffland NRW)<br />
Bild:Fraunhofer ILT<br />
www.compamed.de<br />
13–16 NOVEMBER 2017<br />
DÜSSELDORF GERMANY<br />
HIGH-TECH<br />
SOLUTIONS<br />
FOR MEDICAL<br />
TECHNOLOGY<br />
Mikrospritzgießen<br />
Plastifiziereinheit – geeignet für das Herstellen<br />
von Mikro-Osteosyntheseplatten<br />
Bild: Dr. Boy<br />
Die 8 mm-Plastifiziereinheit<br />
wurde serienmäßig als Ergänzung<br />
zur Boy XXS und XS ins<br />
Produktprogramm des Anbieters<br />
aufgenommen<br />
Für eine Schneckenkolbenplastifiziereinheit<br />
mit 8 mm<br />
Durchmesser wurde der Dr.<br />
Boy GmbH & Co. KG, Neustadt-Fernthal,<br />
dieses Jahr ein<br />
Patent erteilt. Die Einheit soll<br />
sich für die Kleinteilefertigung<br />
bis hin zur Produktion von<br />
Präzi sions- und Mikrospritzgießteilen<br />
eignen. Sie ermöglicht<br />
eine kürzere Verweilzeit<br />
des plastifizierten Materials<br />
im Schneckengang ohne Vorplastifizierung.<br />
Mit nur 1,9<br />
cm3 Gangvolumen bietet die<br />
Boy XS damit Vorteile bei der<br />
Verarbeitung thermisch sensibler<br />
Materialien. Ein Beispiel<br />
ist die Produktion von Mikro-<br />
Osteosyntheseplatten mit einem<br />
Spritzvolumen von nur<br />
0,06 cm3 und einem Teilegewicht<br />
von 0,078 g. Auf einer<br />
Boy XS verbleibt das Material<br />
PBT für nur etwa 5 min in der<br />
Plastifiziereinheit. Gegenüber<br />
einer Schnecke mit 12 mm<br />
Durchmesser reduziert sich<br />
die Verweilzeit um über 75 %.<br />
www.dr-boy.de<br />
Auf der Messe Fakuma:<br />
Halle A7 , Stand 7101<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 65
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
DÜSEN NACH NEUEM KONZEPT<br />
SENKEN DEN ENERGIEVERBRAUCH<br />
Spritzgießwerkzeug | Energieeffizienz stand im Fokus der Entwicklung eines Systems<br />
zur Herstellung von Spritzenkolben. Zur seitlichen Anspritzung der Kolben kamen bei<br />
dieser Anwendung erstmals Düsenkronen mit acht Spitzen zum Einsatz.<br />
Bild: Heitec Heisskanal<strong>technik</strong><br />
In Zusammenarbeit mit einem Formenbauer<br />
aus der Nähe von Hamburg entwickelte<br />
die Heitec Heisskanal<strong>technik</strong><br />
GmbH ein Heißkanalsystem mit reduziertem<br />
Energieverbrauch. Beide Unternehmen<br />
verbindet eine langjährige Partnerschaft,<br />
aus der zahlreiche innovative<br />
Spritzgießwerkzeuge hervorgehen.<br />
Bei der Realisierung eines energiesparenden<br />
Werkzeugs zur Herstellung von<br />
5-ml-Spritzenkolben wurden die insgesamt<br />
48 Artikelkonturen im Werkzeug linear<br />
positioniert. Zur seitlichen Anspritzung<br />
der Spritzenkolben kamen Düsen<br />
vom Typ 01.076.44 zum Einsatz. Konnten<br />
die Düsen dieser Baureihe bisher mit maximal<br />
vier Spitzen pro Düsenkrone ausgestattet<br />
werden, wurden hier erstmals Düsenkronen<br />
mit acht Spitzen verwendet.<br />
Die schlanke<br />
Bauweise des<br />
Werkzeugs und<br />
lineare Anordnung<br />
der Heißkanaldüsen<br />
ermöglichen<br />
eine<br />
energieeffiziente<br />
seitliche Anspritzung<br />
für die<br />
Herstellung medizintechnischer<br />
Spritzenkolben<br />
Durch den Einsatz neuer Werkstoffe<br />
sowie einer optimierten Position der Heizelemente<br />
innerhalb der Düsenkronen<br />
verringerte sich der Energieverbrauch pro<br />
Spitze um 22 %. Und durch die Reduzierung<br />
von zwölf auf sechs Düsen im Werkzeug<br />
bei gleichbleibender Kavitätenanzahl<br />
konnten ebenso 50 % der separat beheizten<br />
Düsenschnorchel eingespart werden.<br />
Dies reduziert den Energieverbrauch<br />
zusätzlich.<br />
Wegen der linearen Anordnung der Artikelkonturen<br />
im Werkzeug erfolgt die<br />
Anspritzung direkt auf die Druckplatte<br />
der Spritzenkolben, was eine gleichmäßige<br />
Füllung sowie nahezu verzugsfreie Teile<br />
ermöglicht. Die lineare Anordnung in<br />
Kombination mit der schlanken Bauform<br />
der Heisskanaldüsen ermöglicht zudem<br />
eine effizientere Auslegung der Werkzeugkühlung,<br />
was eine Reduzierung der<br />
Kühlzeit und somit eine Reduzierung der<br />
Gesamtzykluszeit zu Folge hat. Durch die<br />
schlanke Bauform der Düsen war es zusätzlich<br />
möglich, die Aufteilung der Kavitäten<br />
im Werkzeug zu optimieren, was die<br />
Artikelqualität bezüglich Rundlaufgenauigkeit<br />
deutlich steigert.<br />
Hohe Abrissqualität sorgt für<br />
Sicherheit in der Anwendung<br />
Bei der Anspritzung direkt auf die Druckplatte<br />
ist ein Höchstmaß von Abrissqualität<br />
unabdingbar. Ein Faden oder zu hoher<br />
Abriss würden die Haptik der gesamten<br />
Spritze erheblich beeinträchtigen, da<br />
während der Benutzung die Druckplatte<br />
im direkten Kontakt mit der Hand des Benutzers<br />
steht. Ein überstehender Abriss ist<br />
aus hygienischen Gründen ebenfalls nicht<br />
tolerierbar, da eine Beschädigung des<br />
Handschuhs während der Verabreichung<br />
der Spritze nicht auszuschließen wäre.<br />
Die hohen Anforderungen an die Abrissqualität<br />
werden mit den Kühlmöglichkeiten<br />
der Artikel, den entkoppelten Düsenkronen,<br />
und dem reologisch voll ausbalancierten<br />
Heißkanalsystem sichergestellt.<br />
Die bereits bekannten Vorteile der<br />
Star-Line-Düsen mit entkoppelten Kronen,<br />
wie beispielsweise Reinigung von<br />
Entlüftungen innerhalb der Düsenseite<br />
des Werkzeugs ohne Demontage der Düsen<br />
oder Formeinsätze, oder die Reinigung<br />
verschmutzter Vorkammerbereiche<br />
direkt auf der Spritzgussmaschine konnten<br />
unverändert übernommen werden.<br />
Sie machen das Werkzeug neben der hohen<br />
Energieeffizienz besonders anwenderfreundlich.<br />
■<br />
Bastian Schreck<br />
Heitec Heisskanal<strong>technik</strong>, Burgwald<br />
www.heitec.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle A4, Stand 4110<br />
66 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Saubere Leistung | ENGEL medical<br />
ENGEL medical<br />
Elektrische Maschinen bestechen durch Höchstleistung. Die ENGEL e-motion<br />
medical Baureihe verbindet Höchstleistung mit höchster Reinheit. Optimiert auf<br />
Reinraumanwendungen verfügt sie über einen gekapselten Massezylinder zur Minimierung<br />
von Partikel- und Wärmelast, standardmäßig gekapselte Spritzeinheitsantriebe<br />
sowie eine Ölrückführungseinrichtung am Kniehebel. Die ENGEL e-motion medical ist<br />
als durchgängige Baureihe bis 500 Tonnen Schließkraft erhältlich.<br />
Rein und präzise. Mit ENGEL medical. Weil es um das Leben geht.<br />
Besuchen Sie uns<br />
in Friedrichshafen<br />
17. – 21. Oktober 2017<br />
Halle A5 | Stand 5204<br />
www.engelglobal.com<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 67
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
VOM 5-ACHS-SPRITZGUSS ZUR<br />
6-ACHS-HIGHTECH-ANLAGE<br />
Mikrospritzguss | Das junge Unternehmen MTH entwickelt hochkomplexe Kleinstund<br />
Mikroteile, die auch in der Medizin<strong>technik</strong> zur Anwendung kommen. Zur Fertigung<br />
der Teile aus Kunststoff- und Metallverbindungen setzt das Unternehmen eine<br />
Micropower 15/10 von Wittmann Battenfeld ein.<br />
Im Mikrospritzguss gefertigte Kanüle<br />
(rechts) zur medizinischen Versorgung<br />
von Frühchen im Größenvergleich mit<br />
Schraube und Kugelschreibermine<br />
Die von Franz Hirt gegründete Firma<br />
Mikro<strong>technik</strong> Hirt, abgekürzt MTH,<br />
ist ein junges, innovatives Unternehmen<br />
im mittleren Schwarzwald. Die Spezialität<br />
der Schramberger ist die Entwicklung,<br />
Konstruktion und Fertigung von Kleinund<br />
Mikrobauteilen in Kunststoff- und<br />
Metallverbindungen sowie von kompletten<br />
Systemen. In den Räumen von Hirt<br />
steht eine für den Spritzguss von Kleinstund<br />
Mikroteilen konzipierte Maschine der<br />
Micropower-Serie von Wittmann Battenfeld<br />
mit einer Schließkraft von 150 kN.<br />
Diese Maschine zeichnet sich durch ein<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Spritzgießmaschinen<br />
Anlage für die Mikrobearbeitung<br />
6-Achs-Fertigungszentrum<br />
Stabile Produktion, kurze Zykluszeiten<br />
Für Reinräume geeignet<br />
Bild: Mikro<strong>technik</strong> Hirt<br />
Höchstmaß an Präzision und Wirtschaftlichkeit<br />
aus, was vor allem auf ihr zweistufiges<br />
Schnecken-Kolben-Spritzaggregat<br />
mit einem Schussvolumen von 0,05<br />
bis 4 cm 3 zurückzuführen ist. Über dieses<br />
Spritzaggregat wird thermisch homogene<br />
Masse eingespritzt. Damit sind qualitativ<br />
hochwertige Teile bei stabiler Produktion<br />
und kurzen Zykluszeiten möglich.<br />
In enger Zusammenarbeit haben MTH<br />
und Wittmann Battenfeld gemeinsam die<br />
5-Achs-Micropower zum 6-Achs-Fertigungszentrum<br />
ausgebaut. Damit können<br />
nun Teile mit Ausschraubfunktion,<br />
schrägverzahnte Mikroräder und Wellen<br />
mit Steigungsprofil hochpräzise gefertigt<br />
werden. Nach dem Öffnen des Spritzwerkzeuges<br />
entformt der servoelektrisch<br />
angetriebene Auswerfer das Bauteil, und<br />
nach dem Rückdrehen des Kontureinsatzes<br />
in die Ursprungsposition startet der<br />
Zyklus von neuem.<br />
Die gesamte Ansteuerung der Ausdreheinheit<br />
ist vollständig in der Maschinensteuerung<br />
Unilog B6 abgebildet und wird<br />
auch von dieser aus bedient. Das ermöglicht<br />
es dem Anwender, sehr einfach jegliche<br />
Ausdrehposition präzise anzusteuern.<br />
Verarbeitet werden bei MTH alle Arten<br />
von Thermoplasten. Auch MIM-Abspritzungen<br />
werden umgesetzt. Als ein nächster<br />
Schritt ist die Verarbeitung von Duroplasten<br />
im Mikrobereich geplant.<br />
Über 40 Jahre Erfahrung im Spritzguss<br />
wie auch im Stanzen von Teilen und Montieren<br />
von Baugruppen in internationalen<br />
Unternehmen befähigen Franz Hirt, seine<br />
Spritzgießwerkzeuge im Haus zu entwickeln<br />
und in 3D zu konstruieren. Seine<br />
Konstruktionen werden ohne Toleranz<br />
und mit mindestens drei Stellen nach dem<br />
Komma entwickelt. Um optimal fertigen<br />
zu können, arbeitet die MTH gemeinsam<br />
mit ausgesuchten Zulieferern. Diese stellen<br />
die Werkzeugteile nach CAD- und<br />
CAM-Daten her und halten eine Genauigkeit<br />
von kleiner 5 μm in allen Stufen und<br />
Einzelteilen ein. Allein Auswerfer und<br />
Bohrungen mit einem Durchmesser von<br />
200 μm stellen eine Besonderheit hinsichtlich<br />
Herstellung und Präzision dar.<br />
Hochpräzise Mikroteile in<br />
feinste Geometrien geschnitten<br />
Die Herstellung der bei MTH entwickelten<br />
Produkte ist nur mit Hightech-5-Achs-<br />
Maschinen und erfahrenen Mitarbeiter<br />
möglich. So wird beispielsweise mit<br />
65-μm-Bohrer in harte Werkzeugteile gebohrt<br />
– und dies mit rund 60 000 bis<br />
80 000 Umdrehungen pro Minute. Ferner<br />
werden über Mikrodrahtschneiden von<br />
0,03 mm Drahtdurchmesser feinste Geometrien<br />
geschnitten, Steigungsteile in der<br />
Paarung hergestellt und diese zu Funktionsgruppen<br />
zusammengesetzt.<br />
Ein Anwender ist die Reinz-Dichtungs-<br />
GmbH, Neu-Ulm. Maximilian Birk, Anwendungsleiter<br />
für Projekte im Bereich<br />
Kunststoffsysteme, und sein Kollege Philipp<br />
Zedelmair, der sich mit der Entwick-<br />
68 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Freuen sich über die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
(v.l.n.r.): Philipp Zedelmair und<br />
Maximilian Birk von der Reinz-Dichtungs-<br />
GmbH, Franz Hirt, MTH, Wolfgang Straubinger<br />
sowie Martin Philipp-Pichler, Wittmann<br />
Battenfeld, vor der Micropower 15/10<br />
lung von Kunststoffsystemen beschäftigt,<br />
sind von den Produkten beeindruckt: „Mikroteile,<br />
wie wir sie mit MTH entwickeln<br />
und produzieren, sind sonst am Markt<br />
kaum realisierbar“, so Birk.<br />
Kleinste Sensoren und Sonden<br />
für die Medizin<strong>technik</strong><br />
Beispiele für Mikrobauteile mit hohen Anforderungen,<br />
wie sie MTH mit der Mikropower<br />
herstellt, finden sich auch im Bereich<br />
der Medizin<strong>technik</strong>. Mit diesen Produkten<br />
erwirtschaftet das Unternehmen<br />
fast 65 % seines Umsatzes. Entwickelt<br />
und gefertigt werden beispielsweise Sensoren<br />
und Sonden in Zusammenarbeit mit<br />
Kunden und Instituten. So arbeitet MTH<br />
an Sensoren für die elektronische Mikromengen-Durchflusserfassung<br />
von Medikamenten<br />
und chemischen Substanzen.<br />
Dies geschieht in speziell hergestellten<br />
Mikrogehäusen und mit der dazu entwickelten<br />
Mikroelektronik.<br />
Weitere Projekte im Bereich der Medizin<strong>technik</strong><br />
sind die Herstellung eines<br />
Blutzuckermessgeräts zur Erkennung des<br />
eigenen Insulinwertes mittels neuer Technologie<br />
von Mikronadeln und Kanälen in<br />
μm-Dimensionen, die Produktion von Mikrokanülen<br />
für die medizinische Versorgung<br />
von Frühchen oder die Fertigung<br />
von Mikrofluidik-Bakterienerkennungssensoren<br />
zur Diagnostik. Darüber hinaus<br />
fertigt MTH Teile und Baugruppen in Hybrid<strong>technik</strong><br />
für den medizinischen Bereich.<br />
Dazu zählen Sonden zur Erkennung<br />
von operativen Problemfällen, von eingesetztem<br />
Eigengewebe bei Verbrennungen<br />
und Unfällen oder hochkomplexe Baugruppen<br />
für Operationen mittels elektrischer<br />
Messer. Die Maschinen der Micropower-Baureihe<br />
eignen sich bereits im<br />
Standard durch ihre allseitig geschlossene<br />
Bauweise für die Produktion unter Reinraumbedingungen,<br />
wie sie MTH für die<br />
Herstellung ihrer medizintechnischen<br />
Teile benötigt.<br />
Die Gehäusezelle der Maschinen bietet<br />
ausreichend Platz zur Integration aller<br />
möglichen Ausrüstungsoptionen, angefangen<br />
vom Drehtisch über den eigens für<br />
die Maschine konzipierten Roboter bis hin<br />
zur gesamten erforderlichen Peripherie.<br />
Des Weiteren sind alle Antriebsmodule<br />
des vollelektrischen Antriebssystems der<br />
Micropower inklusive aller mechanischen<br />
Komponenten mit reinigungsfreundlichen<br />
Gehäusen gekapselt. Bei Bedarf besteht<br />
auch die Möglichkeit, die Maschine<br />
mit einer Luftfilter- und Laminarflow-Einheit<br />
auszustatten. Damit wird die Maschine<br />
zu einer Reinraumzelle nach EN-ISO<br />
14644/Klasse 9 bis 7.<br />
Strategisch gesehen geht das derzeit<br />
drei Mann starke Unternehmen MTH in<br />
die Offensive und will sich künftig weiter<br />
zum Spezialisten entwickeln. Franz Hirt<br />
ist sicher, dass der Hybrid-Mikrobereich<br />
noch in den Kinderschuhen steckt und<br />
großes Potenzial bietet, speziell im Medizinbereich,<br />
in der Elektronik, der Kommunikation<br />
und im Automobilbereich. ■<br />
Gabriele Hopf<br />
Wittmann Battenfeld, A-Kottingbrunn<br />
www.wittmann-group.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle B1, Stand 1204<br />
Bild: Wittmann Battenfeld<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 69
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
MAN MUSS OFFEN SEIN FÜR NEUES,<br />
WENN MAN WACHSEN MÖCHTE<br />
Kunststoffverarbeitung | Im anspruchsvollen Markt der Medizin<strong>technik</strong> hat sich<br />
Riegler als Full-Service-Anbieter für die Entwicklung und Reinraumfertigung von<br />
Kunststoffkomponenten und Komplettlösungen etabliert. Welche speziellen Anforderungen<br />
die Branche stellt, erläutert Geschäftsbereichsleiter Dr. Thomas Jakob.<br />
Dr. Thomas Jakob leitet die Business<br />
Unit Medizin<strong>technik</strong> bei Wirthwein und<br />
trägt die Gesamtverantwortung für das<br />
Tochterunternehmen Riegler<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Moderne Spritzgusstechnologien<br />
Normgerechte Reinraumproduktion<br />
Werkzeugbau und Instandhaltung<br />
Qualität bei hohen Stückzahlen<br />
Globalisierung und FDA<br />
Bild: Riegler<br />
■ Herr Dr. Jakob, Riegler wurde 1946 als<br />
Werkzeugbau-Betrieb gegründet. Für<br />
was steht das Unternehmen heute?<br />
Riegler steht für Kompetenz in Medizin<strong>technik</strong>,<br />
Diagnostik, Pharma und Kosmetik.<br />
Wir sind OEM-Lieferant und Entwicklungspartner<br />
für die Herstellung<br />
hochkomplexer Kunststoffartikel mit<br />
Schwerpunkt Reinraumproduktion. Die<br />
Kunststoffverarbeitung und der Werkzeugbau<br />
sind schon immer das Herzstück<br />
des Unternehmens, und unsere<br />
Stärke ist die Kombination modernster<br />
Spritzguss- und Extrusionsblasfertigung<br />
mit den Kompetenzen im Werkzeugbau<br />
und Montage.<br />
■ Sie stehen seit Juni letzten Jahres an<br />
der Spitze von Riegler. Was sind die aktuellen<br />
Herausforderungen?<br />
Wir sehen ein starkes Wachstum der<br />
Branche in Richtung Reinraumfertigung<br />
und wollen hier auch weiter expandieren.<br />
Aktuell bauen wir am Standort<br />
Mühltal zwei weitere Reinräume mit<br />
insgesamt etwa 800 m 2 Reinraumfläche.<br />
Eine Herausforderung sehe ich zudem<br />
in den regulatorischen Anforderungen<br />
in der Medizin<strong>technik</strong>. Auch denen<br />
müssen wir uns stellen. Das merken<br />
wir schon heute an den Anforderungen<br />
unserer Kunden, beispielsweise<br />
an die Dokumentation, denen wir nachkommen<br />
müssen.<br />
■ Was hat sich verändert?<br />
Die wachsende Globalisierung der Unternehmen<br />
wirkt sich auch auf Zulieferer<br />
wie uns aus. Wir überarbeiten daraufhin<br />
unser QM-Handbuch, um beispielsweise<br />
künftig auch die FDA-Vorgaben<br />
zu berücksichtigen. Und wir müssen<br />
gerüstet sein für die unangekündigten<br />
Audits. Die Benannten Stellen<br />
können jederzeit vorbeikommen und<br />
unangekündigt Audits vornehmen. Unsere<br />
Qualitäts- und Hygienestandards<br />
basieren auf validierten Prozessen im<br />
Reinraum bis ISO Klasse 7 sowie einem<br />
zertifizierten Risiko- und Qualitätsmanagement-System.<br />
■ Stichwort Globalisierung: Wie aktiv ist<br />
Riegler auf internationalen Märkten?<br />
Die Globalisierung ist ein weiterer<br />
wichtiger Punkt auf unserer Agenda.<br />
Wir wollen international entweder<br />
durch Akquise oder durch den Ausbau<br />
eines bestehenden Wirthwein-Standorts<br />
die Reinraumproduktion ausbauen<br />
und den Bereich Medizin<strong>technik</strong> im<br />
Konzern weiter ausbauen.<br />
Kunststoffsysteme<br />
und Baugruppen werden<br />
immer komplexer<br />
■ Welche Auslandsmärkte sind für Sie<br />
wichtig? Wo sehen Sie weitere Wachstumschancen?<br />
Wir wollen dahin gehen, wo unsere Bestandskunden<br />
sind – und die wichtigsten<br />
Kunden haben auch Auslandsstandorte<br />
in Asien und in den USA. Wir haben<br />
in den USA mit einem Kunden<br />
schon erste Diskussionen, wie wir<br />
schrittweise expandieren wollen. Dort<br />
würde ich auch zuerst den Schwerpunkt<br />
legen, denn schließlich sind die<br />
USA der weltweitgrößte Markt für Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Doch das größte Geschäft<br />
machen wir nach wie vor in Deutschland<br />
und auf dem europäischen Markt,<br />
den wir von Deutschland aus bedienen.<br />
■ Fertigen Sie Ihre Kunststoffkomponenten<br />
auch außerhalb Deutschlands?<br />
Nein, wir beliefern unsere Kunden aktu-<br />
70 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Kompetenz in Reinraum und Werkzeugbau<br />
Je nach Anwendungsfall kommen bei<br />
Riegler sowohl vollhydraulische, elektrische<br />
als auch Hybrid-Spritzgießmaschinen<br />
zum Einsatz – insgesamt verfügt das<br />
Unternehmen über 100 Spritzgießmaschinen.<br />
Rund 85 davon stehen im Reinraum.<br />
Um künftig noch stärker auf die<br />
Anforderungen der Kunden eingehen zu<br />
können, sind derzeit zwei weitere Reinräume<br />
Klasse 8 im Bau, die bis Ende des<br />
Jahres in Betrieb gehen sollen. Die automatisierte<br />
Reinraumproduktion in Kombination<br />
mit dem eigenen Werkzeugbau<br />
und der hohen Qualität im Spritzguss<br />
macht Riegler zum Entwicklungs- und<br />
Fertigungspartner für internationale<br />
Hersteller von Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Um die zunehmende Komplexität und<br />
Leistungsfähigkeit der geforderten<br />
Kunststoffprodukte ermöglichen zu können,<br />
müssen immer höhere Anforderungen<br />
an das Serienwerkzeug erfüllt werden.<br />
Auf über 600 m² werden mit modernsten<br />
Fräs-, Dreh- und Erodieranlagen<br />
hochpräzise Prototypen-, Vorserien- und<br />
Serienwerkzeuge für die Kunststoffverarbeitung<br />
im Reinraum gefertigt.<br />
Ein Blick in die Reinraumproduktion gemäß<br />
ISO 14644-1 (Klasse 7)<br />
Bild: Riegler<br />
WIRD IHRE IDEE<br />
DAS LEBEN<br />
VERÄNDERN?<br />
Herstellung von Prototypen und<br />
Kleinserien aus Kunststoff und<br />
Metall schon ab 1 Tag.<br />
ell von Deutschland aus, aber die Kundenprodukte<br />
gehen in die ganze Welt.<br />
Wir ergreifen sicherlich zukünftig die<br />
Chancen daraus, um weitere Fertigungsstandorte<br />
aufzubauen. Man muss<br />
schließlich immer offen sein für Neues,<br />
wenn man weiter wachsen möchte.<br />
■ Welche Trends bei Kunststofflösungen<br />
sehen Sie märkteübergreifend?<br />
Medizintechnische Kunststoffsysteme<br />
und Baugruppen werden immer komplexer.<br />
Trends zu immer kleineren Formteilen<br />
im Einsatz am Patienten oder zu<br />
materialseitigen Themen wie Glasersatz<br />
mit COC & COP-Kunststoffen erfordern<br />
ein technisches hohes Know-how,<br />
aber auch eine klare Qualitätsausrichtung<br />
der gesamten Wertschöpfung.<br />
■ Wie halten Sie diese Qualität bei hohen<br />
Stückzahlen und hohen Kavitäten?<br />
Durch qualifizierte und validierte Prozesse,<br />
geschulte Mitarbeiter, hundertprozentige<br />
Kameraprüfungen, Partikelüberwachung<br />
und GMP-Dokumenta -<br />
tion sorgen wir für hohe Reproduzierbarkeit<br />
und Stabilität in der Spritzgussund<br />
Extrusionsblasfertigung . Und das<br />
auch bei einer automatisierter Fertigung<br />
von Stückzahlen bis mehreren<br />
Millionen pro Jahr, Teilegewichten von<br />
0,007 Gramm bis 800 Gramm und einer<br />
Kavitätenanzahl von 1-fach bis 96-fach.<br />
■ Können Sie ein Beispiel nennen?<br />
Wir fertigen beispielsweise Verpackungshalbschalen<br />
für Kontaktlinsen in<br />
dreistelliger Millionenstückzahl. Die<br />
Produktion und Zuführung der Kontaktlinsen<br />
in die Verpackung läuft auto -<br />
matisiert, ebenfalls das Befüllen und<br />
Verschweißen mit Folie bei unserem<br />
Kunden. Und es dürfen natürlich keine<br />
Partikel oder Fremdstoffe in der Ver -<br />
packung sein. Das ist vor allem bei<br />
Hochkavitätenwerkzeugen eine Herausforderung.<br />
Wir haben dafür 32- und<br />
48-fach-Werkzeuge laufen, die in ab -<br />
solut kurzen Zykluszeiten die Teile produzieren.<br />
Und das ist Hightech und<br />
höchste Präzision bei innovativen Kundenprodukten,<br />
wofür wir stehen.<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Seit 2005 ist Riegler in Mühltal ein<br />
Tochterunternehmen der international<br />
agierenden, familiengeführten<br />
Wirthwein-Gruppe mit Hauptsitz in<br />
Creglingen.<br />
www.riegler-medical.com<br />
www.wirthwein.de<br />
IHR BEDARF.<br />
UNSERE LEISTUNG.<br />
Die digitale Fertigung vereinfacht die<br />
Herstellung innovativer medizinischer<br />
Designs. Dank unseren Express-<br />
Services 3D-Druck, CNC<br />
Bearbeitung und Spritzguss<br />
liefern wir funktionale Prototypen und<br />
Komponenten innerhalb weniger Tage.<br />
17.-21. Oktober 2017<br />
Messezentrum Friedrichshafen<br />
Wir stellen aus:<br />
Halle A7, Stand A7-7404.<br />
Besuchen Sie uns!<br />
protolabs.de<br />
+49 8990 500 222<br />
customerservice@protolabs.de<br />
Interaktives Angebot inkl.<br />
Designanalyse 05/2017 medizin&tec hn i k 71
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
MAXIMALE INTEGRATION AUF<br />
MINIMALER FLÄCHE<br />
Spritzguss im Reinraum | Kurze Roboterwege und ein in die Anlage integrierter Rohrverteiler<br />
für die kavitätenreine Ablage medizinischer Kleinteile: Die holmlose Spritzgießmaschine<br />
E-Victory ist damit eine saubere Wahl für die Produktion im Reinraum.<br />
Hochintegrierte, kompakte Fertigungszellen<br />
minimieren den Anlagenfootprint<br />
und steigern die Flächenproduktivität.<br />
Im Reinraum machen sich diese<br />
Aspekte besonders bezahlt. Die Engel<br />
Austria GmbH, Schwertberg, hat deshalb<br />
seinen vor zwei Jahren vorgestellten<br />
Rohrverteiler aus Edelstahl für die kavitätenreine<br />
Ablage kleiner Spritzgießteile<br />
dahingehend weiterentwickelt, dass das<br />
Ablagesystem vollständig in den verbreiterten<br />
Schiebeschutz der Spritzgießmaschine<br />
passt. Auf der Fakuma in Friedrichshafen<br />
wird die neue Lösung erstmalig<br />
zu sehen sein.<br />
Während der fünf Messetage fertigt<br />
der österreichische Kunststoffspezialist<br />
auf einer E-Victory 170/80-Spritzgießmaschine<br />
Nadelhalter für 1-ml-Sicherheitsspritzen<br />
in einem 16-fach-Werkzeug der<br />
Schweizer Fostag Formenbau AG aus<br />
Stein am Rhein. Ein Viper-12-Linearroboter<br />
von Engel entnimmt die filigranen Polystyrol-Teile<br />
aus dem Werkzeug und<br />
übergibt sie an das Verteilersystem.<br />
Um eine Chargenrückverfolgung bis<br />
auf die Ebene einzelner Kavitäten sicherzustellen,<br />
werden die Spritzgießteile kavitätenrein<br />
in Beutel verpackt. 16 Beutel<br />
hängen dafür in einem Wagen, der direkt<br />
unter dem Rohrverteiler Platz findet. Zur<br />
Qualitätskontrolle können einzelne<br />
Schüsse ausgeschleust werden.<br />
Für den mannlosen Reinraumbetrieb –<br />
zum Beispiel während der Nachtschicht –<br />
lassen sich zwei Wagen in Reihe takten,<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Spritzgießmaschinen<br />
Nadelhalter mit Sollbruchstelle<br />
Mannloser Reinraumbetrieb<br />
Holmlos<strong>technik</strong><br />
Integrierter Rohrverteiler<br />
Die filigranen Nadelhalter sind mit einer Sollbruchstelle versehen, die es unmöglich<br />
macht, Einwegspritzen mehrfach zu verwenden<br />
wobei ein Puffersystem den vollautomatischen<br />
Wechsel ermöglicht. Die gesamte<br />
Peripherie ist hierfür in die CC300-Steuerung<br />
der Spritzgießmaschine integriert.<br />
Holmlose Schließeinheit<br />
ermöglicht kurze Roboterwege<br />
Dank der gemeinsamen Datenspeicherung<br />
kann die CC300 die Maschinen- und<br />
die Roboterbewegungen exakt aufeinander<br />
abstimmen, um die Gesamteffizienz<br />
zu optimieren. Hinzu kommen die besonders<br />
kurzen Roboterwege aufgrund der<br />
holmlosen Schließeinheit der E-Victory-<br />
Maschine. Beide Faktoren tragen in dieser<br />
Anwendung zu den kurzen Zykluszeiten<br />
von 6 s bei. Damit die Maschine flexibel<br />
auch für andere Produkte eingesetzt werden<br />
kann, hat der Hersteller den Rohrverteiler<br />
und die Beutelverpackungswagen<br />
als feste Einheit konstruiert. Diese lässt<br />
sich bei Bedarf einfach hin- und herschieben,<br />
was die volle Zugänglichkeit zum<br />
Werkzeugraum gewährleistet.<br />
Die filigranen Nadelhalter, die ein<br />
Schussgewicht von lediglich 0,08 g und<br />
zudem noch unterschiedliche Wanddicken<br />
aufweisen, erfordern bei der Fertigung<br />
eine äußerst präzise Prozessführung.<br />
Da Schwankungen im Schmelzevolumen<br />
unmittelbar zu Ausschuss führen<br />
würden, wird die Software IQ Weight<br />
Control eingesetzt.<br />
Die hochintegrierte Fertigungslösung<br />
präsentiert sich auf der Messe komplett in<br />
Reinraumausführung. Im Gegensatz zu<br />
vielen anderen Systemen am Markt bestehen<br />
beim Rohrverteiler von Engel alle<br />
produktberührenden Teile aus Edelstahl.<br />
Damit soll die Partikellast gering gehalten<br />
werden, heißt es. Als Systemanbieter erweitert<br />
Engel zudem kontinuierlich sein<br />
Angebot an GMP-gerechten Peripherieprodukten.<br />
Neben den Rohrverteilern<br />
werden dem Anwender auch Förderbänder<br />
und Einhausungen für Robotergreifer<br />
aus der eigenen Entwicklung und Fertigung<br />
angeboten.<br />
(su) ■<br />
www.engelglobal.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle A5, Stand 5204<br />
Bild: Engel<br />
72 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Kennzeichnung<br />
Neue Laserquelle zum Beschriften von Kunststoffen<br />
Materialveredelung<br />
Nach der Vernetzung ist der<br />
Kunststoff widerstandsfähiger<br />
Besonders helle Beschriftungen auf dunklen<br />
Kunststoffen, die die Maschinenlesbarkeit<br />
verbessern, sind mit den Moba-Faserlaserquellen<br />
zu erreichen<br />
Bild: Trotec<br />
Zahlreiche Möglichkeiten zum Laserbeschriften<br />
und Laserschneiden von Kunststoffen<br />
präsentiert die Trotec Laser<br />
GmbH, Marchtrenk/Österreich, auf der<br />
Messe Fakuma. So wird der Speed-Marker-Beschriftungslaser<br />
mit der neuen Mopa-Faserlaserquelle<br />
vorgestellt. Mit Hilfe<br />
der Beschriftungs-Software Speed Mark<br />
können variable Daten von externen Systemen<br />
wie SAP verarbeitet und in Form<br />
von Datamatrix-Codes, Seriennummern<br />
oder anderen dynamischen Inhalten laserbeschriftet<br />
werden. Mit einer Mopa-Faserlaserquelle<br />
sind die Geräte seit November<br />
2016 verfügbar. Durch die variable<br />
Einstellung der Pulsdauern ergeben sich<br />
zusätzliche Möglichkeiten, wobei die Vorteile<br />
der Faserlaser – wartungsfrei zu sein<br />
bei einem wirtschaftlich interessanten<br />
Anschaffungspreis – laut Anbieter bestehen<br />
bleiben. Vor allem auf dunklen Kunststoffen<br />
wie PA 66 GF, PA 6 GF oder PP GF<br />
seien dank der kürzeren Pulse oft hellere<br />
Beschriftungen zu erreichen, was einen<br />
höheren Kontrast und somit eine bessere<br />
(Maschinen-)Lesbarkeit zur Folge habe.<br />
www.troteclaser.com<br />
Auf der Messe Fakuma: Foyer Ost, Stand FO-45<br />
Über Strahlenvernetzung und die damit<br />
erreichbare Materialveredelung verschiedener<br />
Kunststoffe informiert die BGS Beta-Gamma-Service<br />
GmbH & Co. KG,<br />
Wiehl, an ihrem Stand auf der Messe Fakuma.<br />
Im Lötkolbentest zeigt der Aussteller,<br />
dass Kunststoffe durch die Bestrahlungs<strong>technik</strong><br />
widerstandsfähiger und robuster<br />
werden. Preiswerte Massenkunststoffe<br />
oder technische Kunststoffe erhalten<br />
so die mechanischen, thermischen<br />
und chemischen Eigenschaften von Hochleistungskunststoffen,<br />
heißt es. Anschließend<br />
bewähren sich die Produkte im Einsatz<br />
unter Bedingungen, denen diese<br />
Kunststoffe sonst nicht standhalten.<br />
http://de.bgs.eu<br />
Auf der Messe Fakuma:<br />
Halle B2, Stand 2215<br />
www.kraussmaffei.com/px<br />
Maschinen der PX-Baureihe sind in<br />
reinen Produktionsumgebungen flexibel<br />
einsetzbar und für Ihre Reinraumanwendungen<br />
bestens geeignet.<br />
Ihre Vorteile:<br />
– Gekapselte emissionsfreie Antriebe<br />
– Schmiermittelfreier Produktraum<br />
– Qualifizierungs-/Validierungsfähigkeit<br />
Fakuma, Halle A7, Stand 7303<br />
Die vollelektrische PX-Baureihe<br />
Flexibilität trifft Sauberkeit<br />
Engineering Passion<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 73
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
16 NADELN EINZELN STEUERN<br />
Heißkanal<strong>technik</strong> | Beim Einsatz von Heißkanalsystemen und -düsen stellt nicht nur<br />
die Medizin<strong>technik</strong>-Branche hohe Anforderungen an die Hersteller. Mit einer neuen<br />
Steuereinheit und einem neuentwickelten Stromstecker zeigt sich Günther Heisskanal<strong>technik</strong><br />
auf der Fakuma gut gerüstet.<br />
Als Technologieführer im Bereich<br />
Heißkanal<strong>technik</strong> produziert Günther<br />
mit mehr als 200 Mitarbeitern innovative<br />
und anwenderfreundliche Heißkanaldüsen<br />
und -systeme für die kunststoffverarbeitende<br />
Industrie. Zu seinen internationalen<br />
Kunden zählen führende Unternehmen<br />
der Branchen Automotive,<br />
Elektro, Medizin<strong>technik</strong> und Consumer.<br />
Auch auf der diesjährigen Fakuma in<br />
Friedrichshafen wird der Technologieanbieter<br />
aus dem hessischen Frankenberg<br />
vertreten sein. Zu den besonderen Stärken<br />
des Kunststoff-Spritzguss-Spezialisten<br />
zählt die Entwicklung individueller<br />
Lösungen für komplexe und hochwertige<br />
Anwendungen.<br />
LCD-Display zeigt<br />
Verfahrpositionen in Farbe<br />
Leistungsfähige 2-Phasen-Schrittmotoren<br />
steuern einzeln bis zu 16 Nadeln eines<br />
Heißkanalsystems. Die neue Steuereinheit<br />
ist mit einer unterschiedlichen Anzahl<br />
an Kanälen als DPE4, DPE8, DPE12<br />
und DPE16 ab sofort lieferbar. Alle verfügen<br />
über ein zentrales 7“-Touch-LCD-Display,<br />
das die aktuellen Verfahrpositionen<br />
aller Stepperkanäle in Farbe darstellt. Die<br />
intuitive Bedienung erfolgt durch Wischen<br />
oder Drücken von visualisierten<br />
Schaltflächen. Die Motoren sind mit entsprechenden<br />
Encodern zur Selbstreferenzierung<br />
und Fehlermeldung ausgerüstet,<br />
um zum Beispiel einen Produktionsstopp<br />
bei mannlosen Schichten zu generieren.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Kunststoff-Spritzguss<br />
Steuereinheit für Schrittmotoren<br />
Stromstecker für Blueflow<br />
16-fach-Nadelverschlusssystem<br />
Zweiteiliger Düsenschaft<br />
Die Verdrahtung der Motoren wird auf<br />
ein Minimum reduziert, sodass Verdrahtungsfehler<br />
beim Anschließen nahezu<br />
ausgeschlossen werden können. Auf der<br />
Fakuma kann der Besucher auch die neuen<br />
Stecker in die Hand nehmen. Sie werden<br />
für alle Anwendungen im Bereich der<br />
Blueflow-Düsen eingesetzt.<br />
Diese neuen schlanken Blueflow-<br />
Düsen sind zum einen gute Lösung für<br />
hochfachige Werkzeuge und zum anderen<br />
lassen sie sich komfortabel von der Trennebene<br />
montieren. Die Montage von der<br />
Trennebene hat den Vorteil, dass das<br />
Werkzeug zur Wartung und zum Düsenwechsel<br />
auf der Spritzgießmaschine verbleiben<br />
kann. Das Werkzeug baut geringer<br />
auf, da die Düsenhalteplatte entfällt<br />
und die Düsenlänge besser ausgenutzt<br />
wird.<br />
Die Steckverbindung in der Push/Pull-<br />
Version für Anwendungen im Bereich der<br />
Blueflow-Düsen soll Temperaturbeständigkeit<br />
bis mindestens 300 °C garantieren.<br />
Eine sichere Verriegelung gewährleistet<br />
eine sicher Stromübertragung sowie<br />
die Handhabung auch im korrosiv<br />
wirkenden Umfeld und unter dauernd anstehenden<br />
extremen Temperaturen, selbst<br />
nach mehreren Steckzyklen.<br />
Verschleißarmer Betrieb durch<br />
innovative Nadelführung<br />
Als Highlight präsentiert Günther ein höherfachiges<br />
Werkzeug bei gleichzeitig<br />
kleinen Werkzeugabmessungen. Dank der<br />
komfortablen Frontmontage der Düsen<br />
vom Typ NTF ist eine komplette Heißkanal-Demontage<br />
zum Düsentausch nicht<br />
notwendig, ein Wechsel der Düsen ist<br />
prinzipiell auch auf der Maschine möglich.<br />
Eine innovative Gestaltung der Geometrien<br />
für Nadelführung und Verschlussnadel<br />
erlaubt den berührungslosen<br />
und verschleißarmen Betrieb.<br />
Der verwendete Schiebemechanismus<br />
ermöglicht das exakt synchrone Öffnen<br />
und Schließen der Nadeln aufgrund der<br />
Der Schiebeme -<br />
chanismus des<br />
16-fach-Nadelverschlusssystems<br />
ermöglicht<br />
das exakt<br />
synchrone Öffnen<br />
und Schließen der<br />
Nadeln aufgrund<br />
der mechanischen<br />
Kopplung<br />
mechanischen Kopplung. Bei diesem<br />
Werkzeug wird ein Aktuator zum elektrischen<br />
Antrieb der Verschlusseinheit verwendet.<br />
Alle Verschleißteile sind durchgehend<br />
austauschbar und runden den<br />
Einsatz des 16-fach-Nadelverschlusssystems<br />
ab. Damit ist das System beispielsweise<br />
für Artikel aus der Medizin<strong>technik</strong><br />
sehr gut geeignet.<br />
Auf dem Messestand der Günther<br />
Heisskanal<strong>technik</strong> GmbH, Frankenberg,<br />
wird zudem die Weiterentwicklung des<br />
patentierten zweigeteilten Düsenschafts<br />
präsentiert. Ergänzend zur isolierenden<br />
Titan-Legierung der Düsenkappe kommt<br />
eine innovative Beschichtung zum Einsatz.<br />
Sie vermindert zusätzlich Korrosion,<br />
optimiert den Reibwert gegen Stahl,<br />
schützt Materialien und erhöht die Gleitwirkung.<br />
Dies gewährleistet eine deutliche<br />
Standzeitverlängerung und hohe Prozesssicherheit.<br />
(su) ■<br />
www.guenther-heisskanal.de<br />
Auf der Messe Fakuma: Halle A2, Stand 2207<br />
Bild: Günther Heisskanalsystem<br />
74 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Gute Haftung auch<br />
mit Polyamiden<br />
TPE-Compounds | Für die Anforderungen hochwertiger<br />
Lifestyle- und Healthcare-Produkte hat Kraiburg TPE<br />
sein Portfolio an TPEs um Compounds für angenehme<br />
Oberflächen und besonders gute Haftung erweitert.<br />
Die TPE-Compounds<br />
eignen sich auch für<br />
seidig-samtene<br />
Oberflächen bei<br />
Lifestyle und Healthcare-Produkten<br />
Bild: Kraiburg TPE<br />
Im Bereich Consumer Electronics<br />
und bei anspruchsvollen<br />
Lifestyle- und Healthcare-Produkten<br />
wächst der Bedarf<br />
an TPE-Materialien mit<br />
erhöhten Anwendungs- und<br />
Verarbeitungseigenschaften.<br />
Die Kraiburg TPE GmbH & Co.<br />
KG, Waldkraiburg, hat deshalb<br />
ihr Portfolio an thermoplastischen<br />
Elastomeren der Thermoplast-K-Familie<br />
um Compounds<br />
für seidig-samtene<br />
Oberflächen, gute Haftung in<br />
2-K-Anwendungen mit polaren<br />
Thermoplasten sowie gute<br />
mechanische Eigenschaften<br />
erweitert.<br />
Die Materialien bieten hohe<br />
Kratz- und Abriebfestigkeit,<br />
gute Chemikalien- und UV-Beständigkeit<br />
sowie leichte Verarbeitbarkeit<br />
bei hohen Einspritzgeschwindigkeiten.<br />
Die<br />
neue VS/AD/HM1-Reihe soll<br />
zudem über effiziente Spritzgießeigenschaften<br />
und gute<br />
Fließfähigkeit für hohe Einspritzgeschwindigkeiten<br />
und<br />
kurze Zykluszeiten verfügen.<br />
Hinzu kommt eine gute Haftung<br />
in Zweikomponenten-<br />
Anwendungen mit polaren<br />
Thermoplasten. Die Werkstoffe<br />
sind außerdem kratz- und<br />
abriebfest und zeigen sich<br />
dauerhaft beständig gegen<br />
Hautfett, Cremes oder haushaltsübliche<br />
Reinigungsmittel.<br />
Im Test gemäß ISO<br />
10993–10 haben sie darüber<br />
hinaus ihre irritationsfreie<br />
Hautverträglichkeit unter Beweis<br />
gestellt.<br />
Zudem sollen sie sich auch<br />
zum Umspritzen von Einlegeteilen<br />
mit einer besonders<br />
dünnen Elastomerhaut eignen,<br />
lassen sich einfärben und<br />
zeigen eine hohe Farbstabilität,<br />
was nahezu unbegrenzte<br />
Gestaltungsmöglichkeiten für<br />
eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Applikationen eröffnet.<br />
www.kraiburg-tpe.com<br />
Auf der Messe Fakuma:<br />
Halle B5, Stand 5303<br />
Eine gemeinsame Initiative von<br />
Wir unterstützen:<br />
workeer.de – die erste Jobbörse<br />
für Geflüchtete und Arbeitgeber, die<br />
ihnen Chancen bieten wollen.<br />
workeer entstand als Studentenprojekt an der HTW Berlin.<br />
Hinter workeer steht der Gedanke, dass von einem gelungenen<br />
Einstieg von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt die gesamte<br />
Gesellschaft profitiert.<br />
Warum als Arbeitgeber Geflüchteten Jobs geben?<br />
• Geflüchtete sind motivierte und engagierte Arbeitskräfte.<br />
• Eine gelungene Integration in den Arbeitsmarkt fördert<br />
auch die weitere erfolgreiche Integration in Deutschland.<br />
• Geflüchtete haben oft eine besondere Lebensgeschichte<br />
und bereichern Unternehmen mit ihrem Wissen, ihren<br />
Erfahrungen und ihren kulturellen Prägungen.<br />
• Ein Arbeitsplatz ermöglicht es Menschen, ein eigenständiges<br />
Leben zu führen ohne von Sozialleistungen abhängig zu<br />
sein – mit positiven Effekten für sie und unser Sozialsystem.<br />
• Viele der Geflüchteten verfügen über Ausbildungen oder<br />
Studienabschlüsse in Bereichen, in denen es hierzulande an<br />
Fachkräften mangelt.<br />
Mehr Informationen finden Sie auf www.workeer.de
■ [ SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK ]<br />
AUFS HUNDERTSTEL GENAU<br />
Spritzguss | Mit dem Bau von zehn Multikavitätenwerkzeugen in Vollheißkanalausführung<br />
für Einwegspritzen gelang der Werkzeugbau Ruhla ein Einstand nach Maß in<br />
einem anspruchsvollen Geschäftsfeld. Durch die enge Zusammenarbeit mit Ewikon<br />
ergänzten sich Werkzeugbau- und Heißkanalkompetenz optimal bei diesem Projekt.<br />
Für die Fertigung der<br />
Spritzenkörper<br />
kommt die besonders<br />
schlanke Düsen -<br />
variante HPS III-<br />
MHR111 zum Einsatz<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fertigung von Einwegspritzen<br />
Heißkanal<strong>technik</strong><br />
Multikavitätenwerkzeuge<br />
Seitliche Anspritzung der Bauteile<br />
Schlanke Düsen, integrierte Kühlung<br />
Bild: Ewikon<br />
Blick in die Werkzeug-<br />
Endmontage bei Ruhla:<br />
Im Vordergrund das<br />
Werkzeug für die<br />
Fertigung des 10-ml-<br />
Spritzenkörpers<br />
Bei der Spritzenfertigung ist höchste<br />
Präzision im Werkzeugbau entscheidend<br />
für eine einwandfreie Funktion des<br />
fertigen Produkts. In diesem Anwendungsfall<br />
betreibt der Endkunde eine automatisierte<br />
Medizin<strong>technik</strong>fertigung in<br />
Russland, die sowohl die russische Föderation<br />
als auch den internationalen Markt<br />
beliefert. Um künftig mit noch höherer<br />
Produktivität und Effizienz agieren zu<br />
können, wurde das neue Werkzeugprojekt<br />
der Werkzeugbau Ruhla GmbH, Seebach,<br />
und der Ewikon Heißkanalsysteme<br />
GmbH, Frankenberg, gestartet. Hergestellt<br />
werden Einwegspritzen nach der<br />
medizintechnischen Norm DIN EN ISO<br />
7886 mit Volumina von 1 ml, 2 ml, 5 ml,<br />
10 ml und 20 ml. Die Gesamtkapazität<br />
pro Jahr beträgt 375 Millionen Spritzen.<br />
Mit der Fertigung von Werkzeugen für<br />
Einwegspritzen betrat man aber Neuland.<br />
„Spritzenwerkzeuge stellen besondere<br />
Anforderungen“, erklärt Udo Köllner,<br />
technischer Leiter bei Ruhla, „neben hoher<br />
Genauigkeit in der Fertigung und optimaler<br />
Kühlung der Formeinsätze ist hier<br />
eine gleichmäßige Füllung aller Kavitäten<br />
wichtig, um Kernversatz und daraus resultierende<br />
Unrundheiten durch ungleichmäßige<br />
Wandstärken beim fertigen<br />
Produkt zu vermeiden. Dies alles gilt insbesondere<br />
für zweiteilige Spritzen.“ Sie<br />
haben am Kolben keine zusätzliche Dichtung<br />
aus einer Weichkomponente, die<br />
durch elastische Verformung eventuelle<br />
Fertigungsungenauigkeiten ausgleicht.<br />
Aufgrund der hohen Fertigungsstückzahlen<br />
kam nur eine direkte Anspritzung<br />
mit Vollheißkanal in Frage, um die Zykluszeiten<br />
zu optimieren, Material einzusparen<br />
und Nacharbeiten zu vermeiden.<br />
Pro Spritzengröße wurde jeweils ein<br />
Werkzeug für den Spritzenkörper aus PP<br />
und den Spritzenkolben aus PE gebaut.<br />
Seitenanspritzung als Lösung<br />
für beide Spritzenbauteile<br />
Die Auslegung orientierte sich an den anteilig<br />
geplanten Fertigungsstückzahlen<br />
für die jeweilige Spritzengröße – dementsprechend<br />
verfügen die Werkzeuge über<br />
16 bis 48 Kavitäten. Beide Bauteile der<br />
Spritzen werden seitlich im 90°-Winkel<br />
zur Entformungsrichtung angespritzt.<br />
Bei der Wahl der Heißkanallösung<br />
baute Ruhla auf die langjährige gute Zusammenarbeit<br />
mit Ewikon im Bereich der<br />
Seitenanspritzung. „Unsere Erfahrungen<br />
mit Seitenanspritzungslösungen waren<br />
bisher durchweg positiv“, so Köllner. Die<br />
Bild: Ewikon<br />
Frankenberger lieferten daher die Heißkanal<strong>technik</strong><br />
für alle Werkzeuge als Komplettpaket<br />
nach Seebach, bestehend aus<br />
der jeweiligen Heißen Seite und dem passenden<br />
Touch-Screen-Regelsystem. Je<br />
nach Artikel kommen dabei verschiedene<br />
Varianten der HPS-III-MH-Seitenanspritzungsdüsen<br />
zum Einsatz, die radiale Ausführung<br />
für den Spritzenkörper und die<br />
lineare Ausführung für den Spritzenkolben.<br />
Die Spritzenkörper sind in Entformungsrichtung<br />
im Werkzeug positioniert<br />
und platzsparend kreisförmig um radiale<br />
Düsen herum angeordnet. Abhängig von<br />
der Baugröße werden vier oder acht<br />
Spritzenkörper pro Düse gleichzeitig direkt<br />
angespritzt.<br />
In allen Werkzeugen sorgt die vollbalancierte<br />
HPS-III-T-Verteiler<strong>technik</strong> mit<br />
strömungsoptimierten Umlenkelementen<br />
für gleichmäßige Schmelzeverteilung auf<br />
die Heißkanaldüsen. In Verbindung mit<br />
der ebenfalls balancierten Kanalführung<br />
76 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Heißkanalsystem für<br />
Kleinspritzgießmaschinen<br />
innerhalb der Düsen wird so eine gleichmäßige<br />
Kavitätenfüllung sichergestellt.<br />
In jeder Phase des Projekts arbeiteten<br />
Ruhla und Ewikon eng mit dem Endkunden<br />
zusammen. Mit Moldflow-Füllanalysen<br />
für jede Baugröße wurde das produktionsgerechte<br />
Artikeldesign überprüft<br />
und bei Bedarf spritztechnisch optimiert.<br />
Wichtige Punkte waren hierbei die Wandstärken<br />
der Spritzenkörper sowie das Design<br />
der Spritzenkolben, bei denen Einschnürungen<br />
im hinteren Bereich zusätzlich<br />
helfen, Material einzusparen.<br />
Beim Bau der Werkzeuge konnte die<br />
Werkzeugbau Ruhla ihre Kernkompetenz,<br />
die Präzisionsfertigung, voll einbringen.<br />
Allen Werkzeugen gemeinsam ist ein<br />
kompaktes, modulares und wartungsfreundliches<br />
Design. „Unsere Formeinsätze<br />
sind im Bedarfsfall leicht zu tauschen“,<br />
erklärt Köllner. „Und auch der Rest der<br />
Werkzeuge ist servicefreundlich ausgelegt.<br />
So können beim Ewikon-Seitenanspritzungskonzept<br />
die Wärmeleitspitzen<br />
der Heißkanaldüsen schnell und einfach<br />
bei geöffnetem Werkzeug direkt auf der<br />
Maschine ausgetauscht werden. Generell<br />
konnte uns Ewikon hier für jede Spritzengröße<br />
mit einer optimal an unseren Werkzeugaufbau<br />
angepassten Heißkanallösung<br />
unterstützen.“<br />
Auf der Fakuma stellt Ewikon ein neuentwickeltes<br />
Hochleistungs-Heißkanalsystem<br />
vor, das speziell für die Verwendung<br />
auf Kleinspritzgießmaschinen und für<br />
die Fertigung kleiner Bauteile mit<br />
Schussgewichten ab 0,05 g konzipiert<br />
wurde. Durch eine leistungsfähige Direktbeheizung<br />
der Düsen kann eine breite<br />
Materialpalette inklusive technischer<br />
Kunststoffe prozesssicher verarbeitet<br />
werden. Das System ist wahlweise in 2-,<br />
4- oder 6-fach Ausführung mit standardisierten<br />
Düsenrastern erhältlich und orientiert<br />
sich damit an den gängigen<br />
Formgrößen für Kleinspritzgießmaschinen.<br />
Es wird als komplette Heiße Seite<br />
oder als einbaufertige Einheit mit bereits<br />
vormontierten Düsen geliefert. Da Düsen<br />
und Verteiler durch eine Schraubverbindung<br />
leckagefrei verbunden sind, kann<br />
das neue Heißkanalsystem mit minimalem<br />
Abstimmungsaufwand einfach im<br />
Drop-in-Verfahren in den Formaufbau<br />
eingesetzt werden.<br />
Auf der Fakuma: Halle A2, Stand 2203<br />
6-fach Heißkanalsystem für Kleinspritzgießmaschinen<br />
Für die Werkzeugkühlung sorgt ein<br />
spezielles Kühlkonzept, das bei der Fertigung<br />
der Spritzenkörper eine umlaufende<br />
konturnahe Kühlung erlaubt – trotz seitlicher<br />
Anbindung. Dies wird durch eine besonders<br />
schlanke HPS-III-MH-Düse von<br />
Ewikon ermöglicht, die für die Fertigung<br />
von Spritzen oder Pipetten entwickelt<br />
wurde. Zudem konnte Ruhla selbst für die<br />
kleinste Spritzengröße eine Kernkühlung<br />
integrieren. Bei allen Spritzengrößen erreicht<br />
man damit Zykluszeiten im einstelligen<br />
Sekundenbereich. Nach Freigabe<br />
des Designs konnte das gesamte Projekt<br />
inklusive Abmusterung und umfangreichen<br />
Funktionstests der Produkte in nur<br />
28 Wochen realisiert werden. ■<br />
Henning Becker<br />
Ewikon Heißkanalsysteme, Frankenberg<br />
www.ewikon.com<br />
www.werkzeugbau-ruhla.de<br />
Bild: Ewikon<br />
KUNSTSTOFF IN SEINER<br />
SCHÖNSTEN FORM<br />
Spritzguss bei toolcraft<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 77
■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Ein Werkstoff für künstliche Muskeln<br />
und weiche Sensoren<br />
Dielektrische Elastomere | Prothesen und Roboter kommen am besten mit nachgebenden<br />
Antriebssystemen zurecht. Aus dielektrischen Elastomeren lassen sich solche<br />
herstellen. Forscher in Nürnberg untersuchen die Fertigung über 3D-Druck und Möglichkeiten<br />
zur Steuerung.<br />
Die künstlichen Muskeln<br />
auf der Basis der<br />
dielektrischen Elastomere<br />
eignen sich, um<br />
ein antagonistisches<br />
System nach dem Vorbild<br />
der Natur aufzubauen<br />
Weiche Antriebe und flexible Sensoren<br />
lassen sich mit so genannten<br />
dielektrischen Elastomeren seit nunmehr<br />
zwei Jahrzehnten herstellen. Solche dielektrischen<br />
Elastomere gehören zur<br />
Gruppe der elektroaktiven Polymere. Ihr<br />
Aufbau gleicht dem eines flexiblen Plattenkondensators.<br />
Die beiden Elektroden<br />
des Kondensators sind dabei möglichst<br />
weich und dehnbar. Zwischen ihnen befindet<br />
sich ein Dielektrikum – ebenfalls<br />
ein Polymer, in diesem Fall ein Elastomer.<br />
Legt man eine Spannung zwischen den<br />
Elektroden an, ziehen sich die unterschiedlichen<br />
Ladungen auf den Elektroden<br />
an, sie rücken einander näher und<br />
drücken so das Dielektrikum zusammen.<br />
Da dieses Elastomer flexibel, aber inkompressibel<br />
ist, wird es breiter und flacher.<br />
Sowohl die Flächenänderung als auch die<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Dielektrische Elastomere<br />
Nutzung als Aktoren und Sensoren<br />
Nachgiebige Antriebe<br />
für Prothesen und Roboter<br />
Künstliche Muskeln<br />
Bild: Faps<br />
wechselnde Schichtdicke lassen sich als<br />
Aktorprinzip nutzen. Mehrere Ansätze<br />
sind dafür denkbar.<br />
Bei einem der möglichen Ansätze, der<br />
auf der veränderten Fläche beruht, wird<br />
eine Schicht des Elastomers mit einer Feder<br />
vorgespannt: Das ist zu erreichen, in<br />
dem die Feder gespannt in ein dielektrisches<br />
Elastomer eingerollt wird. Wird<br />
Spannung angelegt, ziehen sich die Elektroden<br />
an, die Fläche des zusammengedrückten<br />
Elastomers nimmt zu, und die<br />
vorgespannte Feder wird sich aufgrund<br />
der Flächenzunahme ausdehnen. Ist keine<br />
Spannung mehr angelegt, wird die Feder<br />
durch die elastische Rückverformung<br />
des Elastomers wieder verkürzt.<br />
Gestapelte Elastomeraktoren<br />
kommen ohne Federn aus<br />
Ein Aktor lässt sich auch mit mehreren<br />
Schichten des Elastomers und mittels der<br />
sich ändernden Schichtdicke umsetzen.<br />
Werden viele dielektrische Elastomeraktoren<br />
gestapelt, summiert sich die Änderung<br />
der Schichtdicke. Der Effekt kann so<br />
ausgeprägt sein, dass nicht einmal zusätzliche<br />
mechanische Elemente wie Federn<br />
erforderlich sind, um die Wirkung als Aktor<br />
zu erreichen. Der Vorteil ist, dass sich<br />
damit das Gewicht des Antriebs reduziert.<br />
Das System lässt sich aber auch im umgekehrten<br />
Sinne als Sensor nutzen: Die<br />
mechanische Verformung ändert die Kapazität<br />
der dielektrischen Elastomere,<br />
woraus Signale abgeleitet werden können.<br />
So lassen sich Deformationen von<br />
100 % und mehr detektieren.<br />
Dielektrische Elastomere sind also<br />
elektrisch ansteuerbare, aufgrund des<br />
Materials flexible und lautlos wirkende<br />
Aktoren, deren Energieeffizienz besser ist<br />
als zum Beispiel bei vergleichbaren pneumatischen<br />
Antrieben. In Bewegungsapparaten<br />
kann man ihre Federeigenschaften<br />
darüber hinaus ausnutzen, um Energie<br />
aus der elastischen Verformung zurückzugewinnen.<br />
Damit erreicht die Effizienz<br />
der Systeme Werte, die an den Bereich<br />
von Elektromotoren herankommen.<br />
Gleichzeitig ähneln dielektrische Elastomeraktoren<br />
in gewisser Weise natürlichen<br />
Muskeln: Beides sind dehnbare Systeme<br />
mit vergleichbaren Eigenschaften, was<br />
das Verhältnis zwischen dem erzeugbaren<br />
Druck und ihrer Dichte angeht.<br />
Dielektrische Elastomere wären also in<br />
vielerlei Hinsicht ein sehr interessantes<br />
Antriebskonzept für Prothesen oder Roboter.<br />
Allerdings gibt es einige Herausforderungen,<br />
die derzeit eine breite Nutzung<br />
solcher Systeme verhindern. Ein Aspekt<br />
sind die hohen Einsatzspannungen: In Abhängigkeit<br />
von der herstellbaren Schichtdicke<br />
der dielektrischen Lagen können<br />
mehrere Kilovolt notwendig sein, um eine<br />
Kontraktion zu bewirken. Das erfordert<br />
eine aufwendige Elektronik sowie Maßnahmen,<br />
die die Sicherheit der Benutzer<br />
gewährleisten. Weiterhin ist die reprodu-<br />
78 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Antriebslösungen im Vergleich<br />
Sollen kinematische Systeme wie Prothesen<br />
oder Roboter gut im Alltag funktionieren,<br />
kann die Nachgiebigkeit des<br />
Antriebs entscheidend sein. Beim Greifen<br />
eines Glases zum Beispiel darf sich<br />
der starre Greifer nicht einen Millimeter<br />
zu weit schließen – und ein Roboter mit<br />
starrem Fuß, der unerwartet auf eine<br />
Unebenheit trifft, würde wohl umstürzen.<br />
■ Mit den in der Industrie vorherrschenden<br />
Getriebe-Servomotoren<br />
lässt sich bis zu einer gewissen<br />
Dynamik und Steifigkeit regelungstechnisch<br />
ein System aus Feder und<br />
Dämpfer simulieren. Allerdings entstehen<br />
unter anderem Probleme bei<br />
impulsartigen Belastungen. Echte<br />
mechanische Flexibilität lässt sich<br />
zwar mit Federelementen erreichen,<br />
diese bringen aber zusätzliches Gewicht.<br />
■ Pneumatische oder hydraulische<br />
Stellglieder wiederum können flexibel<br />
und relativ leicht ausgelegt werden.<br />
Ihr Wirkungsgrad ist aber für<br />
einen energieautarken Einsatz zum<br />
Beispiel in Prothesen nicht ideal.<br />
■ Formgedächtniswerkstoffe sind<br />
vielseitig einsetzbare Aktoren, die<br />
große Kräfte aufbringen können.<br />
Durch die Ansteuerung über Temperaturwechsel<br />
ist die realisierbare<br />
Dynamik begrenzt.<br />
SAUBERE LUFT IN DER<br />
zierbare Herstellung möglichst dünner<br />
Elastomerschichten und Elektrodenstrukturen<br />
erforderlich. Eine Chance auf<br />
marktfähige Kosten gäbe es nur, wenn<br />
die Systeme mit hohem Durchsatz produziert<br />
werden.<br />
Herstellverfahren basierend<br />
auf 3D-Druck wird entwickelt<br />
Am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung<br />
und Produktionssystematik<br />
(Faps) der Universität Nürnberg-Erlangen<br />
wird untersucht, wie sich mit dem<br />
Aerosol-Jet-Druck-Verfahren dielektrische<br />
Silikonschichten mit geringer<br />
Schichtdicke und hohem Materialdurchsatz<br />
stapeln lassen. Mit dem hier entwickelten<br />
Verfahren können die Komponenten<br />
eines RTV-2-Silikons parallel in<br />
ein Aerosol überführt und durch eine<br />
einzige Druckdüse mit einer Schichtdicke<br />
von 10 μm verdruckt werden. Eine<br />
kreisrunde Schicht mit 1 cm Durchmesser<br />
entsteht so in wenigen Sekunden.<br />
Somit können zukünftig Aktoren hergestellt<br />
werden, die aufgrund der geringen<br />
Schichtdicke eine Einsatzspannung von<br />
nur 300 V benötigen.<br />
In Anlehnung an natürliche Vorbilder<br />
scheint es auch interessant, die Antriebe<br />
aus gestapelten Aktoren in antagonistischen<br />
Systemen einzusetzen. Bei den<br />
entgegengesetzt wirkenden Bewegungen<br />
können sich jedoch Elastomer- und<br />
Elektrodenlagen im passiven Teil voneinander<br />
lösen. Mit dem Aerosol-Jet-<br />
Druck-Verfahren können aber auch flexible<br />
Graphen-Elektroden appliziert<br />
werden, die langfristig als Füllmaterial<br />
druckbar sind und so einen guten<br />
Schichtzusammenhalt bei Zugbelastungen<br />
ermöglichen.<br />
Auch das Ansteuern solcher Aktoren<br />
ist nicht trivial und muss je nach Dehnungszustand<br />
und Belastung angepasst<br />
werden. Wie sich dies lösen lässt, erforschen<br />
Mitarbeiter der Universität Erlangen-Nürnberg<br />
am Faps und am Lehrstuhl<br />
Technische Dynamik (LTD): Die<br />
Bionik-Initiative „Bionicum Forschung“<br />
geht mehrere der genannten Fragestellungen<br />
an.<br />
Für eine effiziente Ansteuerung sollen<br />
einzelne künstliche Muskeln, gespeist<br />
aus einer zentralen Hochspannungsquelle,<br />
über leichtbauende Halbleiterelemente<br />
angesteuert werden.<br />
Wenn nicht jeder Aktor seine eigene<br />
massereiche Spannungsquelle benötigt,<br />
wird das Gesamtsystem leichter. Darüber<br />
hinaus liefert ein aktiver Aktor in solchen<br />
Systemen auch gleich Sensor -<br />
daten, die auf den aktuellen Deformationszustand<br />
rückschließen lassen.<br />
Es werden aber auch Modelle entwickelt,<br />
um das Verhalten gestapelter Aktoren<br />
zeitlich aufgelöst simulieren zu können.<br />
Dies soll dazu beitragen, dass zukünftig<br />
Prothesen und Assistenzroboter<br />
weich, dynamisch und effizient mit Menschen<br />
in deren Umwelt interagieren. ■<br />
Sebastian Reitelshöfer,<br />
Maximilian Landgraf, Jörg Franke<br />
Faps, Universität Erlangen-Nürnberg<br />
www.faps.fau.de<br />
MEDIZINTECHNIK<br />
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Absauganlagen<br />
» Hallenlüftungssysteme<br />
» Erfassungselemente:<br />
Absaugarme- und hauben<br />
» Wärmerückgewinnungs-Systeme<br />
» Industrie 4.0-Features<br />
via WLAN / LAN<br />
» eco + Steuerungskonzept<br />
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Stuttgart<br />
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■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Der Körper<br />
als Stromquelle<br />
Angewandte Informatik| Energiequelle Mensch: Das<br />
Karlsruher Institut für Technologie entwickelt Methoden,<br />
um elektronische Geräte mit Bewegungsenergie<br />
zu versorgen.<br />
Diese Fußprothese kann Körperenergie in Strom umwandeln<br />
Ob Smartphone oder Herzschrittmacher – sie brauchen<br />
Strom. Forscher am Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) arbeiten an Lösungen, um solche Geräte mit körpereigener<br />
Bewegungsenergie betreiben zu können. „Will man Bewegungsenergie<br />
des Körpers ernten, besteht die Herausforderung darin,<br />
dass die Stromerzeugung vom Nutzer keinen zusätzlichen Kraftaufwand<br />
fordert“, sagt Christian Pylatiuk vom Institut für Angewandte<br />
Informatik (IAI). Mit seinem Team hat der Mediziner<br />
zwei Systeme entwickelt, die diesem Anspruch genügen.<br />
Eine Konstruktion nutzt das Körpergewicht beim Gehen. Unter<br />
Ferse und Ballen des Läufers ist dabei je ein kleines, mit Flüssigkeit<br />
gefülltes Kissen angebracht. Beim Auftreten und Abrollen<br />
wird Öl durch eine Schlauchverbindung dazwischen hin und her<br />
gepumpt und treibt – ähnlich einem Gezeitenkraftwerk im Miniaturformat<br />
– einen Kolben, der wiederum einen Generator antreibt.<br />
Das Mini-E-Werk ist in einer mit Sensoren versehenen<br />
Fußprothese eingebaut, die Bewegungen des Trägers aktiv unterstützt.<br />
„Man könnte den Mechanismus aber genauso gut in einem<br />
Sportschuh unterbringen und einen Tempo-Trainer oder<br />
Leistungsdiagnostik damit betreiben“, sagt Pylatiuk.<br />
Ein anderer Generator wird wie eine Uhr getragen und funktioniert<br />
auch ähnlich wie eine Automatikuhr. Während die Energie<br />
beim Uhrwerk mittels Schwungmasse, die eine Feder spannt, gespeichert<br />
wird, ist hier ein Induktionsmotor aktiv, in dem ein Exzenter<br />
einen Magneten in einer Spule vor und zurück bewegt.<br />
www.kit.edu<br />
Bild: KIT/Andreas Kell<br />
Brain-Computer-Interface<br />
Künstliche Intelligenz<br />
entschlüsselt Hirnaktivität<br />
Implantate<br />
Wie sich Goldatome<br />
auf Silikon kleben lassen<br />
Bei vielen Aufgaben ist künstliche Intelligenz<br />
der menschlichen längst überlegen.<br />
Mehrere Gruppen aus dem Freiburger Exzellenzcluster<br />
Brain Links-Brain Tools zeigen<br />
nun, wie Ideen aus der Informatik<br />
auch die Hirnforschung revolutionieren<br />
könnten. Im Fachjournal „Human Brain<br />
Mapping“ demonstrieren sie, wie ein<br />
selbstlernender Algorithmus menschliche<br />
Hirnsignale entschlüsselt, die von einem<br />
Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen<br />
wurden. Darunter sind ausgeführte, aber<br />
Bild: Michael Veit<br />
auch nur vorgestellte Fuß- und Handbewegungen<br />
oder eine imaginäre Rotation<br />
von Gegenständen.<br />
Künstliche neuronale Netze sind das<br />
Herzstück des Projekts. Die Informationen<br />
werden schichtweise mittels einer<br />
non-linearen Funktion verarbeitet. Somit<br />
lernt das System selbst, Aktivitätsmuster<br />
von Bewegungen zu erkennen und zu unterscheiden.<br />
Das Modell ist an die Verbindungen<br />
zwischen Nervenzellen im<br />
menschlichen Körper angelehnt, wo elektrische<br />
Signale von Synapsen über Zellfortsätze<br />
zum Zellkern und wieder hinaus<br />
geleitet werden. Im Unterschied zu bisherigen<br />
Verfahren können die Freiburger<br />
Forscher direkt an die Rohsignale gehen,<br />
die das EEG vom Gehirn aufnimmt.<br />
Die Nachfrage nach so vielseitigen<br />
Mensch-Maschine-Schnittstellen ist groß:<br />
Am Universitätsklinikum Freiburg würde<br />
man sie beispielsweise zur Früherkennung<br />
epileptischer Anfälle nutzen.<br />
www.uni-freiburg.de<br />
Biegsame Elektronikteile könnten den<br />
Einsatz medizinischer Implantate verbessern:<br />
Auf Silikon haften elektrisch leitende<br />
Goldatome jedoch in der Regel sehr<br />
schlecht. Forscher der Universität Basel<br />
können nun kurze Silikonketten so verändern,<br />
dass diese Goldatome fest an sich<br />
binden. Thermisches Verdampfen von organischen<br />
Molekülen und Goldatomen<br />
unter definierten Vakuumbedingungen<br />
erlaubt die Erzeugung ultradünner<br />
Schichten. Auch kann die Deposition bis<br />
zur Bildung eines geschlossenen Films<br />
durch so genannte Ellipsometrie mit atomarer<br />
Auflösung verfolgt werden. Die<br />
mehrlagigen Sandwichstrukturen können<br />
ähnlich den menschlichen Muskeln elektrische<br />
Energie in mechanische Arbeit<br />
umwandeln. Gleichzeitig könnten sie als<br />
Drucksensor dienen und in Zukunft sogar<br />
elektrische Energie aus Körperbewegungen<br />
gewinnen. Dafür werden die Silikonmembranen<br />
mit Elektroden versehen.<br />
www.unibas.ch<br />
80 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Automatisierung<br />
Software programmiert<br />
sich selbst<br />
Zukunftsstudie 2027<br />
Wie Technologien in der Zukunft<br />
unser Leben bestimmen<br />
Bild: Centrum Industrial IT (CIIT)<br />
Hauptengpass beim Anpassen<br />
und Umkonfigurieren von Produktionsanlagen<br />
ist das Programmieren<br />
der Automationssoftware.<br />
Wissenschaftler am<br />
Institut für industrielle Informations<strong>technik</strong><br />
der Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe (OWL)<br />
haben jetzt mit Unternehmen<br />
aus der Automatisierungsbranche<br />
eine Software entwickelt,<br />
die sich weitgehend automatisch<br />
generiert und die<br />
komplette Inbetriebnahme<br />
und den Umbau großer Fabriken<br />
selbst steuern kann.<br />
Mit dem Konzept soll der Anwender<br />
gleich mehrfach unterstützt<br />
werden. Modulare,<br />
intelligente mechatronische<br />
Komponenten erleichtern die<br />
Konstruktion und Montage einer<br />
Produktionsanlage. Zusätzlich<br />
generiert ein Algorithmus<br />
große Teile des Steuerungscodes<br />
einer Anlage automatisch.<br />
Lediglich die beteiligten<br />
mechatronischen Komponenten<br />
sowie deren Fähigkeiten<br />
werden benötigt.<br />
www.opak-projekt.de<br />
Welches Bild haben die Menschen<br />
von ihrer Zukunft und<br />
den Technologien, die den Alltag<br />
in zehn Jahren prägen? In<br />
der vom Fraunhofer-Institut<br />
für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
(IAO) in Stuttgart<br />
veröffentlichten Zukunftsstudie<br />
2027 mit dem Titel<br />
„#ichinzehnjahren“ zeichnen<br />
sich Komfort und Sicherheit<br />
als relevante Aspekte der<br />
Technologienutzung ab.<br />
Die Bereitschaft, neue Technologien<br />
zu nutzen, hängt maßgeblich<br />
davon ab, welche Annehmlichkeiten<br />
und Vorteile<br />
diese bieten. Kosten und Bedienbarkeit<br />
sind wichtige Kriterien.<br />
So wecken Technologien<br />
zur Authentifizierung<br />
und Texterkennung die Begeisterung<br />
der Teilnehmer.<br />
Die Studie konnte ebenfalls<br />
deutlich zeigen, wie wichtig<br />
den Befragten der Schutz ihrer<br />
Daten ist.<br />
Gesundheit und Individualisierung<br />
sind zwei wesentliche<br />
Trends. 75 % der annähernd<br />
3000 Befragten haben vor, verstärkt<br />
auf ihre Gesundheit zu<br />
achten, zum Beispiel durch gesunde<br />
Ernährung. 55 % wollen<br />
in Zukunft Konsumgüter,<br />
wie Einrichtungsgegenstände,<br />
individuell gestalten. Zwei<br />
Drittel erwarten die Automatisierung<br />
häufiger Arbeitsabläufe<br />
in ihrem Arbeitsumfeld.<br />
www.iao.fhg.de<br />
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05/2017 medizin&tec hn i k 81
■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />
Japan geht auf Partnersuche<br />
Marktchancen | Top-Produzent Japan bleibt bei Medizin<strong>technik</strong> stark auf Importe angewiesen:<br />
Sie decken mehr als die Hälfte des Bedarfs, Tendenz steigend. Neben dem<br />
Export bieten sich europäischen Herstellern auch gute Chancen für Kooperationen.<br />
Japaner sind erfinderisch, wenn’s um<br />
technische Spielereien geht – nicht<br />
nur bei Pokémon und Tamagotchi. Smarte<br />
Unterwäsche ist so ein neuer Trend aus<br />
dem Land der aufgehenden Sonne: Sie<br />
misst Kalorienverbrauch oder Herzfrequenz<br />
und korrigiert sogar die Haltung<br />
des Trägers. Und während man in Europa<br />
noch staunend den Kopf schüttelt über<br />
Tokios Henn-na Hotel, wo einen Roboter<br />
an der Rezeption empfangen, wird in Japan<br />
schon am Pflegeroboter gefeilt.<br />
Mit Spielerei hat das nichts zu tun. Das<br />
hoch entwickelte Gesundheitswesen stößt<br />
an seine Grenzen – finanziell wie personell.<br />
Aktuell liegt der Anteil der Gesundheitsausgaben<br />
am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) bei gut 10 %. 2035 könnten die Kosten<br />
des Nationalen Gesundheitssystems<br />
(NHI) laut einer McKinsey-Prognose<br />
13,5 % am BIP ausmachen. Bereits heute<br />
ist jeder Vierte der 127 Millionen Japaner<br />
im Rentenalter, bis 2060 soll der Anteil<br />
der über 65-Jährigen bei gut 40 % liegen.<br />
Medizinisches Personal ist knapp.<br />
Prognosen zufolge könnte 2025 schon eine<br />
Million an Pflegekräften fehlen. Japans<br />
Regierung setzt deshalb auf den Einsatz<br />
von Robotern in Medizin und Pflege.<br />
Nach einer Schätzung des Ministeriums<br />
für Wirtschaft, Handel und Industrie<br />
könnte sich der Binnenmarkt für Pflegeroboter<br />
von 19 Mrd. Yen (rund 170 Mio. US-<br />
Dollar) im Jahr 2015 bis 2025 auf<br />
391 Mrd. Yen verzwanzigfachen.<br />
„Japan ist eine Hightech-Nation und<br />
das führende Land, wenn es um Robotik<br />
geht”, sagt Professor Yoshiyuki Sankai.<br />
Sankai hat einen Roboteranzug entwi-<br />
ckelt. Das Hybrid Assistive Limb Exoskeleton,<br />
kurz HAL genannt, ist ein nervengesteuertes<br />
Exoskelett, das Patienten mit einer<br />
Rückenmarksverletzung oder nach einem<br />
Schlaganfall Mobilität zurückgibt.<br />
HAL wird in Sankais Firma Cyberdyne<br />
Inc. produziert, einer Ausgründung der<br />
Universität Tsukuba. Als einzige Einrichtung<br />
außerhalb Japans erforscht das Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil in Bochum<br />
den Roboteranzug. In Bochum sitzt<br />
auch das deutsch-japanische Joint Venture<br />
Cyberdyne Care Robotics, das die nervengesteuerten<br />
Robotersysteme auf dem<br />
deutschen Gesundheitsmarkt vertreibt<br />
und gleich neben dem Klinikum ein HAL-<br />
Trainingszentrum betreibt.<br />
Japanische Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />
sind bereit für Kooperationen – gerne<br />
mit europäischen Partnern. Eine Winwin-Situation.<br />
„Europa kann lernen, neuen<br />
Technologien gegenüber offen zu sein<br />
und sich mehr auf deren Chancen als Risiken<br />
zu konzentrieren“, sagt Uwe Brockmann,<br />
neben Sankai einer der Geschäftsführer<br />
der deutschen Cyberdyne Care Robotics<br />
GmbH. Japan könne lernen, dass<br />
Technik auch kein Allheilmittel ist.<br />
Mit einem Volumen von 30 Mrd. Euro<br />
ist Japan nach den USA der zweitgrößte<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Pflegeroboter<br />
■ Super-aged Society<br />
■ Digitalisierung<br />
■ Kooperationen<br />
■Wachstumsmarkt<br />
Bild: Fotolia/eyetronic<br />
82 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Bild: Cyberdyne Care Robotics<br />
Deutsch-japanische Zusammenarbeit:<br />
Der Roboteranzug<br />
HAL gibt Patienten mit<br />
Rückenmarksverletzung<br />
oder nach einem Schlaganfall<br />
einen Teil ihrer Mobilität<br />
zurück<br />
Markt für Medizinprodukte überhaupt.<br />
Das britische Marktforschungsunternehmen<br />
Espicom rechnet für 2013 bis 2018<br />
mit einem Wachstum von 3,8 % im Jahr.<br />
In seiner Revitalisierungs- und Wachstumsstrategie<br />
für die heimische Wirtschaft<br />
hat Premierminister Shinzo Abe die<br />
Medizin<strong>technik</strong> als Schlüsselbereich identifiziert.<br />
Doch obwohl der Inselstaat mit<br />
einem Anteil von rund 5 % (2015) hinter<br />
den USA, China und Deutschland auch<br />
der viertstärkste Produzent von Medizin<strong>technik</strong><br />
ist, wird gut die Hälfte des Bedarfs<br />
durch Importe gedeckt.<br />
Vertragsabschluss in Japan<br />
im September 2016 zwischen<br />
Echo Electricity und<br />
Air Med Plus (von links): Kazuo<br />
Suzuki, Bürgermeister<br />
von Shirakawa, Toshiyuki<br />
Hata, Vizegouverneur der<br />
Präfektur Fukushima, Shizuko<br />
Miyasaka, CEO Echo<br />
Electricity, Birger Nispel, Geschäftsführer<br />
Air Med Plus,<br />
und Dr. Günther Horetzky,<br />
Staatssekretär im nordrhein-westfälischen<br />
Ministerium<br />
für Wirtschaft<br />
Bild: AirMed Plus<br />
Wirtschaftsabkommen stärkt<br />
Position von EU-Exporteuren<br />
Europäischen Herstellern bietet das gute<br />
Geschäftsmöglichkeiten. Allerdings behindert<br />
eine restriktive Regulierung noch<br />
immer den Import von Branchenprodukten<br />
und verzögert damit paradoxerweise<br />
im Hightechland Japan den Einsatz modernster<br />
Technologien.<br />
Inzwischen wurde damit begonnen,<br />
den regulatorischen Prozess zu vereinfachen.<br />
So verabschiedete Japan 2014 den<br />
internationalen Standard für Qualitätsmanagementsysteme,<br />
was die Kosten der<br />
Zertifizierung europäischer Importe verringert.<br />
Im Juli haben die EU und Japan<br />
sich zudem grundsätzlich auf ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen<br />
geeinigt.<br />
Es soll die Position von EU-Exporteuren<br />
und -Investoren weiter verbessern.<br />
Nippons Medizin<strong>technik</strong>importe nehmen<br />
kontinuierlich zu. Während der Medizin<strong>technik</strong>markt<br />
in fünf Jahren bis 2014<br />
um 20 % wuchs, nahmen die Importe um<br />
30 % zu. Spitzenreiter sind Herzschrittmacher,<br />
die zu 90 % eingeführt werden.<br />
Japans Herzen schlagen mit Implantaten<br />
Japan lockt mit Kirschblüte, Pagoden,<br />
Fujiyama – und guten Geschäften.<br />
Mehr als die Hälfte der<br />
Medizin<strong>technik</strong> wird importiert<br />
von Herstellern wie Sorin aus Italien oder<br />
Biotronik aus Deutschland.<br />
Insgesamt kommt rund ein Viertel aller<br />
Importe aus den USA. Bei besonders hoch<br />
entwickelter Technologie liegt der Importanteil<br />
laut Angaben der US-Behörde<br />
ITA (International Trade Administration)<br />
bei bis zu 60 %. Deutschland kam zuletzt<br />
auf einen Anteil von rund 10,5 %.<br />
Messen bieten eine gute Gelegenheit,<br />
den Markt kennenzulernen. Neben den<br />
großen wie der Medtec Japan in Tokio<br />
empfehlen sich auch kleinere wie die Medical<br />
Creation Fukushima. Dort könne<br />
man die Weltmarktführer von übermorgen<br />
treffen, sagt Birger Nispel. Vor drei<br />
Jahren knüpfte der Geschäftsführer der<br />
Air Med Plus GmbH in Bochum, Hersteller<br />
von Anti-Dekubitus-Systemen, auf der<br />
Medical Creation erste Kontakte mit Echo<br />
Electricity. Das japanische Unternehmen<br />
hat den Schnelltest SMT entwickelt, mit<br />
dem sich die Tränenflüssigkeitsmenge in<br />
nur fünf Sekunden nicht-invasiv bestimmen<br />
lässt. Inzwischen vertreibt Air Med<br />
Plus den Schnelltest exklusiv in Europa<br />
und bis nach Kanada.<br />
„Meine Auffassung von gegenseitigem<br />
Geschäft ist nicht nur, dass wir unsere<br />
Produkte nach Japan verkaufen wollen,<br />
sondern auch, dass wir japanische Produkte<br />
europaweit anbieten können“, sagt<br />
Nispel. Allerdings komme man mit dem<br />
europäischen Bestreben zum „Picking the<br />
low hanging fruit“ – mit wenig Aufwand<br />
schnelle Ergebnisse zu erzielen – nicht<br />
weit: „Man braucht sehr viel Geduld, eine<br />
sehr bildhafte Sprache und man muss<br />
sehr viel Empathie herüberbringen.“<br />
„Es kommen zwei völlig unterschiedliche<br />
Geschäftskulturen zusammen“, bestätigt<br />
Uwe Brockmann von Cyberdyne: die<br />
japanische Seite, die Konfrontation vermeiden<br />
wolle und auf Konsens ausgerichtet<br />
sei, und die europäische, in der gerne<br />
und ehrlich diskutiert werde. „Dieser Gegensatz<br />
ist manchmal eine Herausforderung,<br />
macht die Zusammenarbeit aber<br />
auch spannend und liefert immer wieder<br />
Anreize querzudenken“, so Brockmann. ■<br />
Bettina Gonser<br />
Freie Journalistin in Stuttgart<br />
Weitere Informationen<br />
Zum HAL-Anbieter Cyberdyne:<br />
www.ccr-deutschland.de<br />
Zum Hersteller Air Med Plus:<br />
www.airmedplus.de<br />
Zur Messe Medtec Japan in Tokio:<br />
www.medtecjapan.com<br />
Zur Medical Creation Fukushima:<br />
www.jetro.go.jp/en<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 83
■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />
„JAPANISCH ÖFFNET TÜREN<br />
UND SCHAFFT VERTRAUEN“<br />
Markteintritt | Europäische Hersteller von Medizin<strong>technik</strong> müssen sich in Japan auf<br />
einen teils langen und kostspieligen Zulassungsprozess einstellen. Und sie sollten<br />
Hartnäckigkeit und Geduld mitbringen, sagt Christoph Loerke vom Beratungsunternehmen<br />
AJMD – Advance Japan with Medical Devices – in Tokio.<br />
■ Herr Loerke, japanische Patienten gelten<br />
als besonders anspruchsvoll und aufgeschlossen<br />
gegenüber neuen Hightech-<br />
Lösungen: Wie sehen Sie das?<br />
Als Patient bin ich eher enttäuscht darüber,<br />
dass Neuerungen im medizintechnischen<br />
Bereich nur langsam vorankommen.<br />
Innovationen, von denen<br />
es bisher kein Vergleichsprodukt in Japan<br />
gibt, kommen nicht nur regulatorisch<br />
sehr schwer auf den Markt, sie<br />
werden auch nur langsam von Ärzten<br />
und Patienten angenommen. Oft dauert<br />
es Jahre, bis in Japan eine neue Behandlungsmöglichkeit<br />
zur Verfügung<br />
steht, während diese in Europa oder<br />
den USA schon länger Standard ist.<br />
■ Was bedeutet das in der Praxis?<br />
Es gibt drei verschiedene Kategorien.<br />
Gibt es bereits ein Vergleichsprodukt<br />
auf dem Markt, dann kann im Zulassungsantrag<br />
damit verglichen werden<br />
und die Zulassung wird leichter ausgesprochen.<br />
Hat das Produkt jedoch bisher<br />
noch nicht in Japan auf dem Markt<br />
befindliche Funktionen, dann müssen<br />
gegebenenfalls klinische Testreports<br />
eingereicht werden. Im Einzelfall akzeptiert<br />
die PMDA, die Pharmaceuticals<br />
and Medical Devices Agency, auch europäische<br />
klinische Tests. Dafür gibt es<br />
aber keine Garantie: Jeder Fall ist ein<br />
Einzelfall. Handelt es sich um ein gänzlich<br />
neues Produkt, dann müssen Sie<br />
■ Japan gilt als Markt mit hohen regulatorischen<br />
In Japan basiert<br />
■ Designated Marketing Approval Holder ob es bereits Referenzprodukte im<br />
Anforderungen: Worauf müs-<br />
sen sich europäische Hersteller beim Export<br />
von Medizinprodukten einstellen?<br />
Generell müssen sie sich auf einen teilweise<br />
langen und kostspieligen Zulassungsprozess<br />
einstellen. Bevor ein Hersteller<br />
nach Japan exportieren kann,<br />
Christoph Loerke ist Partner bei<br />
braucht er eine so genannte Foreign<br />
AJMD K.K. in Tokio, daneben arbeitet er Manufacturer Registration. Das ist aber<br />
als selbstständiger Vertreter und Berater<br />
ausländischer Hersteller. Loerke hat<br />
noch das kleinste Problem.<br />
einen MBA-Abschluss der Globis Graduate<br />
School of Management Tokyo<br />
und spricht fließend Japanisch<br />
■ Und wo liegen die größeren Hürden?<br />
Wenn ein Hersteller ein Medizinprodukt<br />
auf den japanischen Markt bringen<br />
möchte, muss es zuerst klassifiziert<br />
werden. Es gibt vier Produktklassen. Oft<br />
IHR STICHWORT<br />
stimmt die Klassifizierung mit der europäischen<br />
überein, oft aber auch nicht.<br />
Ein Produkt, das in Europa Klasse IIa ist,<br />
■ Foreign Manufacturer Registration kann in Japan Klasse I sein. Ein Produkt,<br />
■ Klassifizierung<br />
das in Europa Klasse I ist, kann in Japan<br />
■ Referenzprodukte<br />
höher eingestuft werden. Wichtiger als<br />
■ Japan Medical Device Nomenclature die Klassifizierung ist jedoch die Frage,<br />
Markt gibt oder nicht.<br />
Bild: Loerke<br />
das Geschäft sehr stark<br />
auf Networking<br />
klinische Tests in Japan durchführen<br />
lassen. Das kann ein langwieriger und<br />
kostspieliger Prozess sein.<br />
■ Was kommt nach der Klassifizierung?<br />
Es gibt eine JMDN-Codeliste – JMDN<br />
steht für Japan Medical Device Nomenclature<br />
–, bei der alle Produktkategorien<br />
gelistet sind, die bereits in Japan verkauft<br />
werden. Wenn Sie den entsprechenden<br />
JMDN-Code ermittelt haben,<br />
kann der Zulassungsantrag erstellt und<br />
eingereicht werden.<br />
■ Wer ist für die Zulassung zuständig?<br />
Zulassungsbehörde ist das MHLW, das<br />
Ministry of Health and Welfare, beziehungsweise<br />
die PMDA. Klasse-I-Produkte<br />
sind in Japan nur als Notification eingestuft.<br />
Das heißt, man „benachrich-<br />
84 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
MIKRO.<br />
NANO.<br />
KUGLER.<br />
PRECISION FOR SUCCESS<br />
PRECISION FOR SUCCESS<br />
tigt“ oder „listet“ das Produkt beim Ministerium.<br />
Klasse-II-Produkte und teilweise<br />
auch Klasse-III-Produkte können<br />
über Third Party Authorities in Japan<br />
zugelassen werden. Die meisten Klasse-<br />
III- und alle Klasse-IV-Produkte werden<br />
bei der PMDA eingereicht.<br />
■ Wie nähert sich ein Unternehmen<br />
dem Markt an?<br />
In Japan basiert das Geschäft sehr stark<br />
auf Networking. Oft entstehen Geschäfte<br />
über bestehende Kontakte und<br />
durch Weiterempfehlungen. Kaltakquise<br />
gibt es viel auf Messen oder Kongressen,<br />
wo ein Hersteller auf japanische<br />
Firmen zugehen kann und umgekehrt.<br />
■ Was sollten europäische Hersteller berücksichtigen,<br />
bevor sie den Schritt nach<br />
Japan unternehmen?<br />
Hersteller sollten berücksichtigen, wie<br />
viel Rechte sie am eigenen Produkt in<br />
Japan haben möchten. Wenn Sie eine<br />
Niederlassung gründen und die Produktzulassungen<br />
selber halten wollen,<br />
brauchen Sie eine Akkreditierung der<br />
japanischen Regierung. Diese heißt<br />
grob übersetzt MAH oder Marketing<br />
Approval Holder. Hierzu müssen Sie<br />
mindestens drei Personen anstellen, die<br />
für Good Quality Practice, Good Vigilance<br />
Practice und Marketing Supervision<br />
verantwortlich sind. Diese Personen<br />
kosten viel Geld. Damit haben Sie aber<br />
alles Inhouse und können die eigene<br />
Vertriebsstruktur in Japan aufbauen.<br />
■ Und wenn ich keine Niederlassung<br />
gründen will?<br />
Dann haben Sie zwei Möglichkeiten.<br />
Erstens: Sie überlassen dem japanischen<br />
Vertriebspartner die Zulassung<br />
der Produkte. Das heißt aber, dass Sie<br />
dem Händler viele firmeninterne Informationen<br />
preisgeben müssen. Dieser<br />
wiederum lässt das Produkt unter seinem<br />
Namen zu, so dass Sie hinterher<br />
kaum eine Möglichkeit haben, Ihren<br />
Vertrieb neu auszurichten und den Vertriebspartner<br />
zu wechseln.<br />
■ Was ist die Alternative?<br />
Eine sehr gute Alternative ist die Nutzung<br />
eines DMAH oder Designated<br />
Marketing Approval Holder, wie<br />
AJMD K.K. Wir arbeiten im Auftrag der<br />
ausländischen Firmen, reichen die Applikation<br />
im Namen des Herstellers bei<br />
den Behörden ein und garantieren somit,<br />
dass der Hersteller die Produktzulassung<br />
auch ohne eigene Niederlassung<br />
bekommt. Natürlich hat der Hersteller<br />
eine Anfangsinvestition, aber die<br />
Kosten sind hier weitaus geringer als<br />
bei der Gründung einer Niederlassung.<br />
■ Sie leben und arbeiten seit neun Jahren<br />
in Japan: Was ist wichtig, um dort erfolgreich<br />
zu sein?<br />
Für mich ist die japanische Sprache ausschlaggebend.<br />
Sprache öffnet Türen<br />
und schafft Vertrauen. Und man muss<br />
hartnäckig und geduldig bleiben, denn<br />
Entscheidungsprozesse in japanischen<br />
Firmen finden oft sehr langsam statt.<br />
Wer die Geduld und Hartnäckigkeit aufbringen<br />
kann, lange zu verhandeln,<br />
wird in der Regel nach Vertragsabschluss<br />
ein langfristiges und stabiles<br />
Geschäft aufbauen können. Geben Sie<br />
den Japanern zu verstehen, dass Sie sie<br />
ernst nehmen und an einer langfristigen<br />
Beziehung interessiert sind.<br />
Bettina Gonser<br />
Freie Journalistin in Stuttgart<br />
Weitere Informationen<br />
Advance Japan with Medical Devices<br />
(AJMD K.K.) in Tokio unterstützt seit<br />
2011 internationale Medizin<strong>technik</strong>firmen<br />
beim Markteintritt in Japan.<br />
Unternehmensgründer und CEO ist<br />
der Deutsche Jörg Koepke. AJMD ist<br />
als (Designated) Marketing Approval<br />
Holder (MAH / DMAH) für Medizin<strong>technik</strong><br />
der Klassen I bis IV gemäß<br />
japanischen Standards zertifiziert.<br />
www.ajmd-medical.com<br />
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■ [ RECHT ]<br />
Den neuen Anforderungen mit<br />
Eigeninitiative begegnen<br />
Europäische Medizinprodukteverordnung | Mit der neuen EU-Medizinprodukteverordnung<br />
(EU) 2017/745 verschärfen sich die Regelungen für das Inverkehrbringen und die<br />
Überwachung von Produkte nach ihrer Markteinführung. Die Hersteller müssen sich<br />
zeitnah auf die anstehenden Veränderungen vorbereiten.<br />
Der neue EU-Rechtsrahmen<br />
wird nicht, wie anfänglich<br />
von der Kommission<br />
in Aussicht gestellt, das<br />
Inverkehrbringens von Medizinprodukten<br />
im EU-Binnenmarkt<br />
für die Hersteller<br />
vereinfachen, sondern<br />
diesen Prozess eher verkomplizieren<br />
Die neue Medizinprodukteverordnung<br />
(MDR) wird zwar erst nach einer<br />
Übergangszeit von drei Jahren am 26.<br />
Mai 2020 gültig, aber Hersteller sollten<br />
sich jetzt schon auf die neue Verordnung<br />
vorbereiten. Und auch für die Benannten<br />
Stellen stellt die MDR eine Herausforderung<br />
dar, da sie in den nächsten Monaten<br />
eine neue Benennung beantragen und ihre<br />
Sicherheitsauflagen erhöhen müssen.<br />
Dabei haben die Benannten Stellen bereits<br />
heute erhebliche Kapazitätsprobleme,<br />
die durch die strengeren Auflagen der<br />
MDR wahrscheinlich weiter verschärft<br />
werden.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
EU-Medizinprodukteverordnung<br />
Änderungen für Hersteller und<br />
Benannte Stellen<br />
Klassifizierungsregeln beachten<br />
Kontrolle nach dem Inverkehrbringen<br />
Bild: megaflopp/Fotolia<br />
Die Veränderungen, die die MDR mit<br />
sich bringt, betreffen entscheidende Prozesse<br />
bei Herstellung und Vertrieb von<br />
Medizinprodukten. Somit wird ein proaktiver<br />
und pragmatischer Ansatz zwingend<br />
erforderlich, um das sofortige Befolgen<br />
der neuen Regelungen zu gewährleisten.<br />
Hersteller sollten Team-Mitglieder aus<br />
verschiedenen Unternehmensbereichen<br />
ernennen, die die Verantwortung für bestimmte<br />
Abläufe und Anpassungen übernehmen.<br />
Die neuen Bestimmungen können<br />
auch unerwartete Vorteile mit sich<br />
bringen, da sie eine Gelegenheit bieten,<br />
das Produktportfolio zu überprüfen und<br />
Randprodukte zu entfernen.<br />
Die Ressourcen und die Zeit, die für die<br />
Umsetzung der neuen MDR erforderlich<br />
sind, sollten allerdings nicht unterschätzt<br />
werden. Ein solider Plan und der Einsatz<br />
von effizienten und verlässlichen Projektmanagern<br />
sind hierfür unabdingbar. Hersteller,<br />
die ihr Top-Management miteinbeziehen<br />
und einen proaktiven Ansatz wählen,<br />
werden erfolgreich sein.<br />
Die Benannten Stellen stehen allerdings<br />
vor Problemen, weil ihre Anzahl in<br />
Europa stark gesunken ist. Mittlerweile<br />
gibt es in der EU nur noch 56 Benannte<br />
Stellen. Darüber hinaus ist mit dem Inkrafttreten<br />
der MDR eine erhöhte Inanspruchnahme<br />
der Benannten Stellen zu<br />
erwarten. Hersteller müssen daher nicht<br />
nur lange Wartezeiten einplanen, sondern<br />
auch Prozesse für den Umgang mit unangemeldeten<br />
Kontrollen einführen, die unter<br />
der neuen MDR mindestens einmal alle<br />
fünf Jahre stattfinden sollen.<br />
Strengere Kontrollen beim<br />
Inverkehrbringen der Produkte<br />
Die strengeren Bestimmungen der MDR<br />
beziehen sich im Wesentlichen auf das Inverkehrbringen<br />
und die Kontrolle der Produkte<br />
nach ihrer Markteinführung. Hersteller<br />
von Medizinprodukten sollten sich<br />
schnellstmöglich auf die MDR vorbereiten.<br />
Doch zunächst müssen sie in den<br />
MDR-Klassifizierungsregeln überprüfen,<br />
ob ihr Produktportfolio von den neuen<br />
Konformitätsanforderungen betroffen ist.<br />
Falls dem so ist, müssen sie sich mit ihrer<br />
Benannten Stelle in Verbindung setzen,<br />
damit alle Anforderungen innerhalb eines<br />
bestimmten Zeitrahmens erfüllt werden<br />
können. Bestehende Produkte müssen eine<br />
CE-Kennzeichnung gemäß der Medizinprodukteverordnung<br />
2017/745 führen.<br />
Ein umstrittenes Thema der MDR-Verhandlungen<br />
war der Umgang mit medizi-<br />
86 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
nischen Einmalgeräten. Die MDR sieht<br />
nunmehr vor, dass die Wiederaufbereitung<br />
und weitere Verwendung von Einweggeräten<br />
nur unter Einhaltung der Vorschriften<br />
in Artikel 17 der MDR und nur<br />
dann erfolgen sollte, wenn es die nationalen<br />
Rechtsvorschriften zulassen. In der<br />
Tat werden mit der MDR die Wiederaufbereiter<br />
den Herstellern gleichgestellt<br />
und müssen daher das gleiche Maß an Sicherheit<br />
und Leistung gewährleisten. Eine<br />
Verschärfung der Vorschriften gibt es<br />
auch im Bereich der technischen Dokumentation<br />
und Qualitätsmanagementsystemen.<br />
Hersteller sollten daher die Veröffentlichung<br />
der neuen gemeinsamen Spezifikationen<br />
wachsam verfolgen.<br />
Die neue MDR<br />
Die neue EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) ist am 25. Mai 2017 mit<br />
der offiziellen Veröffentlichung in Kraft getreten und nach einer dreijährigen<br />
Übergangszeit ab 26. Mai 2020 verpflichtend anzuwenden. . Sie ersetzt<br />
sowohl die bisherige Medizinprodukte-Richtlinie als auch die Richtlinie<br />
für aktive implantierbare Medizinprodukte (90/385 /EWG). Die Verordnung<br />
soll einen stabilen, transparenten und überschaubaren Regulierungsrahmen<br />
für Medizinprodukte schaffen. Somit soll sowohl ein sehr<br />
hohes Maß an Sicherheit gewährleistet werden als auch Innovation gefördert<br />
werden. Nach Ansicht von Experten ist die Übergangsfrist angesichts<br />
der umfangreichen neuen Anforderungen an die Benannten Stellen, an<br />
die klinische Bewertung von Medizinprodukten, durch neue Pläne- und<br />
Berichtspflichten und das neue Eudamed-/UDI-Datenbanksystem knapp<br />
bemessen. Sie befürchten, dass der Aufwand für die klinische Bewertung<br />
und klinische Prüfung von Medizinprodukten durch die MDR um das Vierfache<br />
ansteigen werde.<br />
Weitere Informationen zur neuen Medizinprodukteverordnung im<br />
EU-Amtsblatt : http://eur-lex.europa.eu/<br />
Hersteller müssen im<br />
Haftungsfall abgesichert sein<br />
Die neue MDR ist außerdem sehr spezifisch,<br />
wenn es um klinische Evidenz zur<br />
Risikobewertung eines bestimmten Geräts<br />
geht. Hersteller können von nun an<br />
dazu verpflichtet werden, sich zusätzliche<br />
Daten aus klinischen Studien zu besorgen.<br />
Sie sollten alle klinischen Evaluierungsberichte<br />
(CER) überprüfen, wenn<br />
dies nicht innerhalb der letzten ein bis<br />
zwei Jahre getan wurde. Zudem sind weitere<br />
Regelungen für die Kontrolle nach<br />
dem Inverkehrbringen (Post Market Surveillance,<br />
PMS) vorgesehen. Gemäß der<br />
neuen Verordnung müssen Hersteller klinische<br />
Daten nach Markteinführung sammeln,<br />
damit potenzielle Sicherheitsrisiken<br />
festgestellt werden können. Daher ist<br />
es wichtig, dass sie ihre PMS-Verfahren<br />
überprüfen und dafür sorgen, dass die<br />
Verantwortung für die Beschaffung dieser<br />
zusätzlichen Daten klar geregelt wird.<br />
Eine weitere Neuerung entsteht im Bereich<br />
der Produkthaftpflichtversicherung:<br />
Hersteller sind dazu verpflichtet, eine<br />
ausreichende Absicherung für den<br />
Haftungsfall vorzuweisen. Es ist daher<br />
ratsam, zeitnah einen Rechtsberater für<br />
die Überprüfung aller Produkthaftungsbestimmungen<br />
hinzuziehen. Des Weiteren<br />
gehört Transparenz zu den Grundprinzipien<br />
der MDR. Hersteller müssen<br />
die Europäische Datenbank für Medizinprodukte<br />
(Eudamed) aufmerksam verfolgen<br />
und sie von allen neuen Markteinführungen<br />
in Kenntnis setzen.<br />
Die neue MDR sieht auch vor, dass alle<br />
Geräte durch die einmalige Produktnummer<br />
(Unique Device Identification, UDI)<br />
vollständig nachvollziehbar werden. Aus<br />
diesem Grund wird eine detaillierte Planung<br />
für die Umsetzung der UDI innerhalb<br />
der EU erforderlich. Auch wenn die<br />
Details des EU-UDI-Systems noch nicht<br />
definiert worden sind, ist davon auszugehen,<br />
dass sie sich nach den in den Vereinigten<br />
Staaten vorhandenen Systemen<br />
richten werden.<br />
■<br />
Peter Rose<br />
Maetrics, Nottingham/Großbritannien<br />
http://maetrics.com<br />
<br />
<br />
-Webcode: MZ10922<br />
-Webcode: MZ10923<br />
-Webcode: MZ10926<br />
-Webcode: MZ11924<br />
-Webcode: MZ11925<br />
-Webcode: MZ12920<br />
-Webcode: MZ12922<br />
-Webcode: MZ12924<br />
-Webcode: MZ01920<br />
-Webcode: MZ01921<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 87<br />
·
■ [ MANAGEMENT ]<br />
Geld für Fortschritte bei E-Health<br />
Fördermittel für die Medizin<strong>technik</strong> | E-Health ist ein innovatives Thema – aber<br />
Entwicklungen sind in diesem Bereich mit Risiko verbunden. Es gibt eine Reihe von<br />
Förderprogrammen, die Unternehmen nutzen können. Die Ablehnung eines Antrages<br />
ist eventuell nur ein Schritt auf dem Weg zum neuen Produkt.<br />
E-Health ist ein Zukunftsthema. Fördermittel<br />
von verschiedenen Geldgebern<br />
können die Entwicklungen in diesem<br />
Feld voranbringen<br />
Beispiele wie die Gesundheitskarte,<br />
Fitness-Check via Smartphone oder<br />
auch die elektronische Krankenakte zeigen,<br />
dass die Digitalisierung bereits im<br />
Gesundheitswesen angekommen ist. Im<br />
internationalen Vergleich liegt Deutschland<br />
jedoch zurück. Investoren scheuen<br />
oft vor dem Risiko zurück, das dieser anspruchsvolle<br />
Bereich mit sich bringt. Unternehmen<br />
aus dem medizinischen Sektor,<br />
die sich in diesem Feld mit neuen Entwicklungen<br />
engagieren wollen, können<br />
aber öffentliche Fördermittel an Anspruch<br />
nehmen. Gut gefüllte Fördertöpfe<br />
in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen,<br />
die – je nach Programm – bis zu<br />
drei Viertel der Projektkosten decken können,<br />
warten auf EU-, Bundes- und Landesebene.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fördermittel von EU, Bund und Ländern<br />
Horizon 2020 (EU)<br />
KMU-Innovativ Medizin<strong>technik</strong> (BMBF)<br />
Fachprogramm Medizin<strong>technik</strong> (BMBF)<br />
Pro Fit (IBB, Land Berlin)<br />
Bild: Fotolia / putilov_denis<br />
Das EU-Rahmenprogramm für Forschung<br />
und Innovation „Horizon 2020“<br />
richtet sich sowohl an Forschungsinstitutionen<br />
als auch an KMU und große Industriepartner.<br />
Die Gelder werden hier eingesetzt,<br />
damit geförderte F&E-Produkte die<br />
Marktreife erreichen. Die Förderhöhe<br />
hängt von der jeweiligen Ausschreibung<br />
ab, beginnt jedoch in der Regel bei 1 Mio.<br />
Euro. In einigen Fällen kann die Förderquote<br />
sogar bis zu 100 % der erstattungsfähigen<br />
Projektkosten ausmachen. Förderfähige<br />
Themen sind die IT-unterstützte<br />
Digitalisierung, wozu Stichworte wie<br />
Big Data, Mobile oder auch IT-Security<br />
zählen. Die konkreten Ausschreibungen<br />
für den Förderzeitraum 2018/2019 werden<br />
im Internet veröffentlicht.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des Programms<br />
„Horizon 2020“, ist das auf<br />
gewinnorientierte KMU ausgerichtete<br />
„KMU Instrument“, das mit einem Fördervolumen<br />
von 3 Mrd. Euro über einen<br />
Zeitraum von sieben Jahren ausgestattet<br />
ist. Das KMU-Instrument deckt 70 %<br />
der erstattungsfähigen Projektkosten, bei<br />
einem nachgewiesenen Eigenanteil des<br />
Unternehmens von 30 %. Die Gesamthöhe<br />
liegt zwischen 500 000 und 2,5 Mio<br />
Euro.<br />
Fördermittel gibt es in Deutschland jedoch<br />
auch vom Bund. Ein Beispiel dafür<br />
ist das Zentrale Innovationsprogramm<br />
Mittelstand (ZIM): Das Programm des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi) unterstützt kleine und<br />
mittlere Unternehmen bei Einzel-, Kooperations-<br />
und Netzwerkprojekten. Gefördert<br />
werden innovative Produkte, Verfahren<br />
und technische Dienstleistungen, wobei<br />
es keine Einschränkung bei der Branchenausrichtung<br />
gibt. Die Zuschussförderung<br />
beträgt standortabhängig bis zu<br />
45 % der zuwendungsfähigen Kosten von<br />
maximal 380 000 Euro.<br />
KMU-Innovativ Medizin<strong>technik</strong><br />
wendet sich an Mittelständler<br />
Ein Programm des Bundesministe riums<br />
für Bildung und Forschung (BMBF),<br />
KMU-Innovativ Medizin<strong>technik</strong>, richtet<br />
sich explizit an kleine und mittlere Unternehmen<br />
der Medtech-Branche. Ziel ist es<br />
hier, insbesondere Förderneulinge bei<br />
Forschungsvorhaben zu unterstützen, die<br />
mit einem hohen technischen und wissenschaftlichen<br />
Risiko verbunden sind. Hierfür<br />
stellt es seit 2013 jährlich 20 Mio. Euro<br />
zur Verfügung.<br />
Es zeichnet sich durch vergleichsweise<br />
niedrige formale Hürden aus. Gefördert<br />
werden Projekte im Bereich Medizin<strong>technik</strong>,<br />
wenn es zum Beispiel um High-Tech<br />
in der Robotik geht. Auch hier ist die Förderung<br />
als Zuschuss konzipiert, wobei in<br />
der Regel bis zu 50 % der zuwendungs -<br />
fähigen Kosten übernommen werden.<br />
Nächster Stichtag für die Antragsabgabe<br />
ist der 15. Oktober 2017, danach der<br />
15. April 2018.<br />
Ein weiteres Programm hat das BMBF<br />
mit Blick auf eine bessere Patientenversorgung<br />
aufgelegt – das Fachprogramm<br />
88 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Medizin<strong>technik</strong> soll darüber hinaus aber<br />
auch die Innovationskraft stärken.<br />
Im Zentrum der Förderung stehen mittelständische<br />
Unternehmen der Medizinbranche,<br />
deren nationale und internationale<br />
Marktposition unterstützt werden<br />
soll. Bis 2021 stellt das BMBF hierfür<br />
240 Mio. Euro als Fördermittel zur Verfügung.<br />
Die Zuwendungen werden als nicht<br />
rückzahlbare Zuschüsse im Wege der Projektförderung<br />
gewährt und können bis<br />
zur Hälfte der projektbezogenen Kosten<br />
betragen. Eine entsprechende Eigenbeteiligung<br />
von mindestens der Hälfte der zuwendungsfähigen<br />
Kosten wird vorausgesetzt.<br />
Gefördert werden Verbundprojekte<br />
von unabhängigen Teilnehmern aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft, die den Stand<br />
der Technik deutlich übertreffen.<br />
Förderung ist auch auf<br />
Landesebene möglich<br />
Auch auf Landesebene werden Projekte<br />
gefördert. Ein Beispiel dafür ist das „Programm<br />
zur Förderung von Forschung, Innovationen<br />
und Technologien“ (Pro Fit)<br />
der Investi tionsbank Berlin (IBB). Es unterstützt<br />
sowohl Forschung und Entwicklung<br />
als auch dazugehörige Markteinführungsaktivitäten.<br />
Hier relevant ist der<br />
Cluster Gesundheitswirtschaft mit Projekten<br />
wie Evivecare, ein Projekt für die Behandlung<br />
von Schlaganfallpatienten, und<br />
M-Sense, einer zertifizierten App für Migränepatienten.<br />
Gefördert werden KMU.<br />
Die Zuschüsse können 400 000 Euro erreichen,<br />
bei den zinsverbilligten Darlehen<br />
liegt die Obergrenze bei 1 Mio. Euro. In<br />
der Phase der industriellen Forschung<br />
wird eine Zuschussförderung in Höhe von<br />
bis zu 70 % der Kosten gewährt. Für die<br />
Phasen der experimentellen Entwicklung<br />
sowie der Markteinführung kann ein zinsverbilligtes<br />
Darlehen mit einer Förder -<br />
höhe bis zu 80 % der Kosten in Anspruch<br />
genommen werden. Für Forschungseinrichtungen<br />
und Großunternehmen als<br />
Partner in Verbundprojekten gelten gesonderte<br />
Bedingungen.<br />
Einige Fragen sollten sich jedoch die<br />
möglichen Antragsteller stellen, bevor sie<br />
sich über Fördermittel Gedanken machen.<br />
Die erste betrifft das vorhandene Eigenkapital.<br />
Niemand kann sein Geschäftsmodell<br />
ausschließlich von Fördergeldern<br />
abhängig machen, denn alle Förderprogramme<br />
verlangen vom Antragsteller<br />
den Nachweis über eine bestimmte<br />
Eigenkapitalhöhe – so fordert die EU beispielsweise<br />
30 % Kofinanzierung. Und:<br />
Es handelt sich bei allen Werten um Mindestanforderungen,<br />
wer zu knapp kalkuliert,<br />
kann nicht mit einem positiven Bescheid<br />
rechnen.<br />
Die zweite Frage betrifft die Zeit. Sie<br />
sollte kein Unternehmer unterschätzen –<br />
vor allem, wenn er und seine Führungsmannschaft<br />
stark im Kerngeschäft eingebunden<br />
sind. Denn die Aufwände rund<br />
um Fördermittel enden nicht mit Abgabe<br />
des Antrags. Hier kann es ratsam sein,<br />
sich externe Unterstützung zu holen. Eine<br />
Fördermittelberatung hilft, grundsätzlich<br />
einzuschätzen, welche Erfolgsaussichten<br />
bestehen und begleitet dann auf Wunsch<br />
den gesamten Prozess über die Antragsstellung<br />
bis hin zu geforderten Nachweisen<br />
zum zweckgebundenen Einsatz der<br />
Gelder.<br />
Bei der dritten Frage geht es um das<br />
Szenario einer Ablehnung. Ein negativer<br />
Bescheid kommt häufig vor, so dass man<br />
sich auch darauf einstellen sollte. Gleich<br />
aufzugeben ist dann nicht die beste Strategie:<br />
In vielen Fällen bedeutet die Ablehnung<br />
nur, dass gewisse Bereiche nachgebessert<br />
werden müssen. Ein erneuter Anlauf<br />
kann dann den gewünschten Erfolg<br />
bringen und dem Unternehmer die Freiheit<br />
verschaffen, sein innovatives Projekt<br />
– und somit die Gesundheitswirtschaft<br />
allgemein – voranzubringen.<br />
■<br />
Ingo Maddaus<br />
Förderbar, Berlin<br />
Über den Fördermittelberater „Förderbar“:<br />
www.foerderbar.de<br />
Weitere Informationen<br />
Programm Horizon 2020,<br />
Ausschreibungen für den<br />
Förderzeitraum 2018/2019:<br />
www.horizont2020.de<br />
Überblick über alle Förder -<br />
programme der Bundesländer:<br />
www.foerderinfo.bund.de/laender<br />
05/2017 medizin&<strong>technik</strong> 89
Termine<br />
Oktober<br />
Healthcare Compliance-<br />
Schulung<br />
Welche Kenntnisse der Healthcare<br />
Compliance in der täglichen Arbeit<br />
notwendig sind<br />
18. Oktober 2017, Hamburg<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
9. Innovation Forum<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Plattform zur Präsentation<br />
innovativer Ideen, Technologien<br />
und Produkte<br />
19. Oktober 2017, Tuttlingen<br />
Technology Mountains/Medical Mountains<br />
www.technologymountains.de<br />
31. Oktober 2017, Hasle-Rüegsau/Schweiz<br />
Swiss Medtech<br />
www.swiss-medtech.ch<br />
November<br />
Medizinprodukte –<br />
Produktionshygiene<br />
und Endreinigung<br />
Voraussetzungen für eine wirksame<br />
Sterilisation von Medizinprodukten<br />
6. November 2017, Hamburg<br />
TÜV Rheinland Akademie<br />
https://akademie.tuv.com<br />
Photonik 4.0 – Optische<br />
Gesundheitstechnologien<br />
Medical Battery Conference<br />
Plattform für neueste internationale<br />
Errungenschaften und Erfahrungen<br />
im Bereich medizinischer Batterien<br />
16.-17. November, Düsseldorf<br />
RCC Power Solutions<br />
www.medicalbatteryconference.com<br />
Umsetzung der UDI für<br />
Europa<br />
Anforderungen der neuen europäischen<br />
Medizinprodukteverordnung<br />
(MPV) in Bezug auf die zukünftige<br />
Produktkennzeichnung (UDI)<br />
22. November 2017, Tuttlingen<br />
Medical Mountains<br />
www.medicalmountains.de<br />
Sterilisation von<br />
Medizinprodukten<br />
Medizin<strong>technik</strong> 2017<br />
Innovationen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
– Fachtagung mit Ausstellung<br />
24. Oktober 2017, Ansbach<br />
Senetics Healthcare<br />
http://senetics.de<br />
4. Medtech & Pharma<br />
Platform Conference 2017<br />
Produkte und zukunftsweisende<br />
Lösungen für die Medizin- und<br />
Pharma<strong>technik</strong><br />
26.-27. Oktober 2017, Basel/Schweiz<br />
Swiss Medtech<br />
www.swiss-medtech.ch<br />
Insight Fachseminar:<br />
Kostenoptimiert zerspant –<br />
sicher gereinigt<br />
Optimierung in der Zerspanung<br />
und Reinigung von medizinischen<br />
Werkstoffen<br />
Bild: Blaser Swisslube<br />
Wie kann das Potenzial der optischen<br />
Technologien für die optischen<br />
Gesundheits<strong>technik</strong>en optimal<br />
eingesetzt werden?<br />
6. November 2017, Berlin<br />
Spectaris<br />
www.spectaris.de<br />
Zulassung von Medizin-<br />
Produkten für Kanada<br />
In fünf Schritten auf den kanadischen<br />
Markt: Wie Unternehmen die<br />
Anforderungen der kanadischen<br />
Zulassungsbehörde erfüllen<br />
9. November 2017, Nürnberg<br />
TÜV Rheinland Akademie<br />
https://akademie.tuv.com<br />
Compamed und Medica<br />
Fachmesse für die medizinische<br />
Zulieferbranche und Weltleitmesse<br />
für die Medizin<br />
13.-16. November 2017, Düsseldorf<br />
Messe Düsseldorf<br />
www.compamed.de<br />
Bild: BerlinerGlas<br />
Verschiedene Sterilisationsverfahren<br />
und deren Validierung für das Inverkehrbringen<br />
von Medizinprodukten<br />
28. November, Stuttgart<br />
IfM Institut für Medizin<strong>technik</strong><br />
www.medizin<strong>technik</strong>-reutlingen.de<br />
Homecare-Management<br />
Hilfsmittelreform zur Sicherstellung<br />
der Versorgungsqualität – 8 Monate<br />
danach: Hält die Reform, was sie verspricht?<br />
29. November 2017, Berlin<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
Weitere Termine<br />
In unserem Online-Magazin<br />
finden Sie noch viele weitere<br />
interessante Termine:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
termine-und-veranstaltungen<br />
Bild: Fotolia/Romaset<br />
90 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
[ INNOVATIONEN ] ■<br />
Klebstoff<br />
Transparenter Silikonkleber<br />
haftet besser auf Haut<br />
Endlosfaserverstärkte Kunststoffe<br />
Tapes eröffnen neue Wege zur Bauteilauslegung<br />
im Leichtbau<br />
Der hochhaftende Hautkleber für Medizinprodukte,<br />
Dow Corning Soft Skin Adhesive<br />
MG 7-1010, ist ein lösemittelfreier,<br />
transparenter Silikonhautkleber, der im<br />
Vergleich zu den etablierten Silicone Soft<br />
Skin Adhesives eine noch stärkere Haftung<br />
auf der Haut bietet. Der Kleber wurde<br />
speziell für die präzise und zuverlässige<br />
Haftung ohne Kaltfluss von tragbaren<br />
elektronischen Geräten sowie zur Herstellung<br />
medizinischer Klebebänder entwickelt.<br />
Potenzielle Anwendungsbereiche<br />
liegen in der Diagnostik, Medikamentendarreichung,<br />
Patientenüberwachung sowie<br />
der Wundpflege. Bei der Verarbeitung<br />
unterstützt der Klebstoff flexible und effiziente<br />
Herstellprozesse. Erforderliche Beschichtungsdicken<br />
und die Haftfähigkeit<br />
können auf die funktionellen Anforderungen<br />
der Endanwendung abgestimmt werden.<br />
Das Produkt eignet sich sowohl für<br />
die Direkt- als auch für die Transferbeschichtung.<br />
Weiterhin härtet der lösemittelfreie<br />
Kleber über einen breiten Temperaturbereich<br />
schnell aus. So können auch<br />
temperaturempfindliche Materialien oder<br />
Additive verarbeitet werden.<br />
Biesterfeld, Hamburg<br />
Tel. (040) 32008-0<br />
Die endlosfaserverstärkten<br />
Bänder, so<br />
genannte UD-Tapes,<br />
mit thermoplastischen<br />
Matrices<br />
werden unter<br />
dem Namen Vestape<br />
angeboten. Es<br />
gibt sie sowohl als<br />
Glas- als auch Kohlenstofffasertapes<br />
mit Polyamid 12<br />
sowie speziellen<br />
Hochtemperaturpolyamiden.<br />
Auf Anfrage können auch<br />
Tapes mit anderen thermoplastischen<br />
Matrices, etwa Polyamid 6 oder Peek<br />
(Vestakeep), gefertigt werden. Die Tapes<br />
werden in den Breiten 80 und 150 mm auf<br />
Rollen geliefert. In einem UD-Tape vereinen<br />
Glas- oder Kohlenstofffasern, die in<br />
eine thermoplastische Matrix eingebettet<br />
sind, ihre Eigenschaften, so dass neuartige<br />
Konstruktionswerkstoffe für neue Wege<br />
der Bauteilauslegung entstehen. Mehrere<br />
Lagen UD-Tape in einem Laminat bilden<br />
so genannte Organosheets, die die<br />
mechanischen Eigenschaften gleich dicker<br />
Metallbleche deutlich übertreffen.<br />
Organosheets können thermogeformt<br />
werden und somit verschiedene Bauteil-<br />
geometrien annehmen. Zusätzlich bieten<br />
sie die Möglichkeit, weitere Funktionen<br />
oder Komponenten zu integrieren, indem<br />
die Bauteile in einem Spritzgießwerkzeug<br />
mit Kunststoff überspritzt werden. Mit einer<br />
Matrix aus speziell entwickelten<br />
Hochleistungspolymeren mit hoher Glasübergangstemperatur<br />
und damit verbundener<br />
guter Wärmebeständigkeit, die auf<br />
hochfeste Endlosfasern abgestimmt sind,<br />
können Bauteile auch in temperaturbelasteten<br />
Bauräumen eingesetzt werden.<br />
Evonik Resource Efficiency, Essen<br />
Tel. (0201) 201177-01<br />
Bild: Evonik<br />
Laser-Kunststoffschweißen als Dienstleistung<br />
• Innovatives Fügen von Kunststoffen:<br />
Feinste Schweißverbindungen für<br />
Mikro anwendungen ohne mechanische<br />
und thermische Beanspruchung<br />
• Qualitätssicherung durch Prozessüberwachung:<br />
Online-Prozessdaten-<br />
Erfassung für absolute Rückverfolgbarkeit<br />
LaserMicronics bietet umfassende<br />
Dienst leistungen im Bereich der<br />
Lasermikro material bearbeitung und<br />
der Prozess entwicklung.<br />
Finden Sie gemeinsam mit uns<br />
die Lösung für Ihre Produktidee:<br />
Telefon +49 (911) 9764589-0<br />
• Prototypen-, Klein- oder Groß serienproduktion<br />
für Automobil- und<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Fakuma: Friedrichshafen, 17. – 21.10.2017<br />
LaserMicronics GmbH www.lasermicronics.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 91
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Nanopositionierttisch<br />
Objektive mit hoher numerischer Apertur oder optische Instrumente genau positionieren<br />
Die Nanopositioniertische des Typs Qfocus<br />
QF-50 ermöglichen das genaue Positionieren<br />
von Mikroskop-Objektiven und<br />
optischen Instrumenten. Die Tische bieten<br />
Stellwege von 400 μm in der Closed-<br />
Loop- sowie 450 μm in der Open-Loop-<br />
Ausführung, hohe Positioniergeschwindigkeit,<br />
eine Linearitätsabweichung von<br />
0,01 %, eine Schrittweite im Subnanometerbereich<br />
und eine bidirektionale Wiederholbarkeit<br />
von 4 nm. Der QF-50 kann<br />
in Verbindung mit optischen Instrumenten<br />
und Prozessen für die Lasermikrobearbeitung<br />
eingesetzt werden. Aufgrund<br />
seiner strukturellen Steifigkeit lassen sich<br />
mit dem QF-50 auch Objekte mit hoher<br />
numerischer Apertur positionieren. Der<br />
Bild: Aerotech<br />
Tisch wird durch spielfreie Führungen positioniert,<br />
die mithilfe einer Finite-Elemente-Analyse<br />
berechnet wurden. Dadurch<br />
sind eine hohe Steifigkeit und ein<br />
hoher Prozessdurchsatz sowie kurze Clo-<br />
sed-Loop-Ansprechzeiten garantiert. Bei<br />
seiner Konstruktion wurde besonderes<br />
Augenmerk auf die Festkörpergelenke gelegt.<br />
Dadurch garantiert der Anbieter einen<br />
Geradheitsfehler von maximal 40 nm<br />
über den gesamten Stellweg. Für den Closed-Loop-Betrieb<br />
können die Positioniertische<br />
wahlweise mit kapazitiven Sensoren<br />
ausgestattet werden. Im Gegensatz zu<br />
DMS-Sensoren oder piezoresistiven Sensoren<br />
ermöglichen kapazitive Sensoren<br />
eine direkte Positionsmessung und garantieren<br />
damit Genauigkeit und Wiederholbarkeit.<br />
Aerotech Germany, Fürth<br />
Tel. (0911) 967-9370<br />
Ultraschall-Messgerät<br />
Laserbasiertes Mikrofon misst mit einem<br />
Sensor Luft-Ultraschall von 10 Hz bis 1 MHz<br />
MEMS-Inertialsensoren<br />
Auflösungen von 10 μg oder<br />
0,0005° möglich<br />
Bild: Xarion<br />
Das laserbasierte Ultraschall-<br />
Mikrofon Eta250 Ultra deckt<br />
mit nur einem Sensor den<br />
kompletten Frequenzbereich<br />
zwischen 10 Hz und 1 MHz ab<br />
und ermöglicht damit eine zuverlässige<br />
Prozessüberwachung<br />
unter Ausschluss von<br />
Umgebungsgeräuschen. Das<br />
akustische Messgerät nutzt<br />
den Umstand, dass sich Ultraschallfrequenzen<br />
um 1 MHz in<br />
Luft weniger als 1 m weit ausbreiten.<br />
Das eingesetzte Messprinzip<br />
beruht auf der Tatsache,<br />
dass Schallwellen und die<br />
damit einhergehende Änderung<br />
des Luftdrucks die Wellenlänge<br />
des Lichtes beeinflussen.<br />
Diese kleine Änderung<br />
der hochpräzisen Wellenlänge<br />
eines Lasers lässt<br />
sich mit Hilfe eines<br />
starren Interferometers<br />
zuverlässig<br />
messen. So kann<br />
komplett auf bewegliche<br />
Teile wie<br />
Membrane verzichtet<br />
werden, welche<br />
bei herkömmlichen<br />
Mikrofonen störende mechanische<br />
Resonanzen erzeugen<br />
und die Bandbreite des Messbereichs<br />
einschränken. Der<br />
optische Sensor des<br />
Eta250 Ultra verfügt über eine<br />
Messstrecke von 2 mm und ist<br />
über ein Glasfaserkabel mit<br />
der zugehörigen Kontrolleinheit<br />
verbunden, die den Laser,<br />
die Detektionseinheit sowie einen<br />
Vorverstärker enthält. Da<br />
das Signal über Glasfaser geleitet<br />
wird, sind sehr lange Kabellängen<br />
ohne Signalverlust<br />
und Einstreustörungen möglich.<br />
Xarion Laser Acoustics, Wien<br />
Tel. +43 1 9076076-0<br />
Bild: First Sensor<br />
Mit den hochgenauen kapazitiven Silizium-Inertialsensoren<br />
lassen sich Neigung, Beschleunigung<br />
und Vibration messen. Sie bestehen aus einem<br />
nach patentierten mikromechanischen Verfahren<br />
(Harms, AIM) hergestellten Silizium-Sensorelement<br />
in Verbindung mit einer ASIC-Signalverarbeitung<br />
in einem hermetisch abgeschlossenen<br />
SMD-Gehäuse. Die Inertialsensoren erreichen<br />
je nach Bandbreite Auflösungen von 10 μg<br />
oder 0,0005 ° (2 Bogensekunden)<br />
und können sowohl<br />
mechanisch als auch<br />
elektrisch auf die jeweilige<br />
Kundenanwendung<br />
angepasst<br />
werden. Zusätzlich stehen<br />
Evaluation-Kits für die einfache<br />
und schnelle Auswertung und<br />
Ko nfiguration der Sensoren zur Verfügung. Die<br />
Neigungssensoren mit Messbereichen von ±30 °<br />
erreichen dadurch eine Rauschdichte kleiner<br />
0,0004 °/√Hz und Auflösungen kleiner 0,0015 °<br />
bei einer Messfrequenz von 10 Hz. Die Beschleunigungssensoren<br />
bieten Messbereiche von ±3 g,<br />
±8 g sowie ±15 g und erreichen eine Rauschdichte<br />
kleiner 30 μg/√Hz und Auflösungen kleiner<br />
40 bis 95 μg bei einer Messfrequenz von<br />
10 Hz.<br />
First Sensor, Puchheim<br />
Tel (089) 80073-0<br />
92 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
DOSIER- UND ABFÜLLPUMPEN<br />
FEDERN<br />
FEDERN<br />
ViscoTec Pumpen- u. Dosier<strong>technik</strong> GmbH<br />
www.viscotec.de<br />
ViscoTec ist Hersteller von Pumpen und Dosiersystemen<br />
bzw. Abfüllsystemen zur Förderung, Dosierung, Auftragung,<br />
Abfüllung und Entnahme von niedrig- bis<br />
hochviskosen Materialien. Alle Komponenten aus einer<br />
Hand: Praktisch pulsationsfreie und extrem scherkraftarme<br />
Prozesse. Die ViscoTec Marke preeflow® ergänzt<br />
das Portfolio und steht für präzises, rein volumetrisches<br />
Dosieren von Flüssigkeiten in Kleinstmengen.<br />
Die verwendete Dosier<strong>technik</strong> wird auf Ihren Anwendungsfall<br />
optimal abgestimmt. Egal ob im Einsatz mit<br />
Flüssigkeiten wie Gelen, Salben, Hyaluronsäure, Klebstoffen<br />
oder andere Materialien. Sogar feststoffhaltige<br />
und abrasive Medien werden hoch präzise und produktschonend<br />
verarbeitet.<br />
Bohnert GmbH<br />
www.bohnert-federn.de<br />
Für zahlreiche Großkonzerne ist die Bohnert GmbH<br />
erste Wahl, wenn es um die Fertigung von technische<br />
Federn und Stanzbiegeteile in Mittel- und Großserien<br />
geht. Das Unternehmen wurde vor 40 Jahren in Hardt<br />
gegründet, ist Mitglied der weltweit agierenden<br />
Firmengruppe KERN-LIEBERS und beschäftigt mittlerweile<br />
über 115 Mitarbeiter.<br />
Das Produktportfolio der Bohnert GmbH umfasst:<br />
– Druckfedern – Drahtbiegeteile<br />
– Schenkelfedern – Induktionsspulen<br />
– Zugfedern – Kontaktfedern<br />
– Rollfedern – Baugruppen<br />
– Stanzbiegeteile<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de.<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 90<br />
Mitarbeiter hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und<br />
Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern<br />
• Laserschneidteile und komplette Baugruppen<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />
finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
Scannen Sie hier und gelangen Sie zur Online-Anbieterübersicht!<br />
Bookmark!<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
RCT® Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemie<strong>technik</strong> umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />
Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />
Labor <strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 93
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Distanzkupplung<br />
Bis zu 3 m auseinander liegende Wellen verbinden<br />
Kabelkanal<br />
Kleine Bauform ergänzt<br />
Programm nach unten<br />
Bild: Enemac<br />
Die Distanzkupplung EWLC wurde speziell<br />
dafür entwickelt, in Medizin, Pharma,<br />
Lebensmittel- und Getränke<strong>technik</strong><br />
weit auseinanderliegende Wellen miteinander<br />
zu verbinden. Mit einer Baulänge<br />
von bis zu 3 m hat sie ein längenvariables<br />
Zwischenrohr aus Edelstahl A2 oder A4,<br />
das entsprechend dem Kundenwunsch<br />
angepasst wird. Verbunden ist dieses<br />
Rohr mit zwei Metallbalgkupplungen aus<br />
Edelstahl A4. In vielen Fällen kann die<br />
EWLC-Distanzkupplung als spielfreie Verbindungs-,<br />
Gelenk- oder Synchronwelle<br />
eingesetzt werden. Fluchtungsfehler, insbesondere<br />
Parallelversatz, lassen sich in<br />
erheblicher Größenordnung mit diesem<br />
Typ ausgleichen. Die Halbschalennaben<br />
erleichtern die Montage und gewährleisten<br />
eine sichere, kraftschlüssige Verbindung.<br />
Die Type ist besonders torsionssteif<br />
und eignet sich für Betriebsdrehzahlen bis<br />
zu 6000 min -1 bei geringem Trägheitsmoment.<br />
Die EWLC ist in sieben Baugrößen<br />
mit einem Nennmoment von bis zu 1200<br />
Nm erhältlich und kann Wellendurchmesser<br />
zwischen 7 und 85 mm aufnehmen.<br />
Enemac, Kleinwallstadt<br />
Tel. (06022) 7107-0<br />
Das Blocan-Kabelkanal-System aus eloxiertem<br />
Aluminium wurde um die Bauform<br />
KK-40x20 erweitert. Damit umfasst<br />
es nun fünf verschiedene Querschnitte als<br />
6 m Stangenware oder als maßgerechte<br />
Zuschnitte. Die konstruktiven Details des<br />
Systems erleichtern dem Anwender die<br />
Arbeit: Einlegbare Federstreifen halten<br />
den Deckel in Position. Flexible, optionale<br />
Montage- oder Trennstege erleichtern die<br />
Belegung des Kabelkanals und sorgen für<br />
Ordnung. Sie verhindern speziell bei der<br />
Überkopfmontage das Herausfallen bereits<br />
gelegter Kabel.<br />
Rose+Krieger, Minden<br />
Tel. (0571) 9335-0<br />
Firmenscout (Redaktion/Anzeige)<br />
ACI-Laser .................................9<br />
Aerotech Germany ............ 92<br />
Aesculap ............................... 11<br />
Arburg ................................... 60<br />
Arnold Maschinenfabrik .. 40<br />
B. Braun Melsungen .......... 11<br />
Bastos Viegas ...................... 42<br />
Baumer ................................. 96<br />
BayBG ................................... 62<br />
bc-technology ..............53, 55<br />
BGS ........................................ 73<br />
Biesterfeld ........................... 91<br />
Bohnert ................................93<br />
Brain Links-Brain Tools ...... 80<br />
Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie ...... 8<br />
Bundesvertretung der<br />
Medizinstudierenden ....... 18<br />
BVMed .................................. 90<br />
Cleanroom Competence ..57<br />
Deliver .................................. 19<br />
Deutsch-Amerikanische<br />
Handelskammer im<br />
Mittleren Westen .............. 11<br />
Deutsche Apotheker- und<br />
Ärztebank ............................13<br />
Deutsche<br />
Hochschulwerbung ....16-17<br />
Deutsche Messe ................. 13<br />
Dr. Boy ................................... 65<br />
Dreigeist ............................... 52<br />
Ebalta Kunststoff ............... 97<br />
Empa ..................................... 18<br />
Elettrosystem ..................... 51<br />
Enemac ................................. 94<br />
Engel ..............................67, 72<br />
Erbe Elektromedizin .......... 19<br />
ESTA Apparatebau .............79<br />
ETH Zürich ........................... 18<br />
Evonik ................................... 91<br />
Ewikon ...........................69, 76<br />
First Sensor .....................5, 92<br />
Flexan ................................... 58<br />
FMI ......................................... 58<br />
Forum Institut ....................87<br />
Fostag Formenbau ............ 72<br />
Fraunhofer IEM ............ 12, 29<br />
Fraunhofer IAO ................... 81<br />
Fraunhofer ILT ..................... 65<br />
Fraunhofer IPT .................... 65<br />
Fraunhofer IVV ................... 38<br />
Fraunhofer IWS .................. 40<br />
Freudenberg Medical ........ 10<br />
Fritz Faulhaber .................... 96<br />
Ganter ................................... 96<br />
German Reprap ........... 62, 97<br />
GF Machining ..................... 95<br />
Gilde Healthcare ................ 12<br />
Greater MSP ........................ 11<br />
Günther<br />
Heisskanal<strong>technik</strong> .............63<br />
Halfar System .....................39<br />
Härterei Gerster ................. 34<br />
Heitec .................................... 66<br />
Herrmann Ultraschall ....... 42<br />
Hochschule OWL,<br />
Institut für industrielle<br />
Informations<strong>technik</strong> ......... 81<br />
Hofmann<br />
Metallbearbeitung ............11<br />
Human Brain Mapping ..... 80<br />
IAI Industrieroboter ........... 49<br />
IEF-Werner ........................... 44<br />
IfM Reutlingen .................... 90<br />
IKV ......................................... 65<br />
Industrielle Biotechnologie<br />
Bayern (IBB) ........................... 8<br />
Institut für Textil<strong>technik</strong><br />
an der RWTH Aachen ........ 36<br />
It’s OWL ................................ 12<br />
IP Gansow ............................95<br />
Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT) ............... 80<br />
Keyence Deutschland ....... 97<br />
Kiefel ..................................... 46<br />
Dr. Knoell Consult ..............19<br />
Kraiburg TPE ........................ 75<br />
Kratzer ..................................15<br />
Krauss Maffei ........ 60, 64, 73<br />
Kugler ....................................85<br />
Netzwerk Mechatronik<br />
Baden-Württemberg ........ 12<br />
Landeszentrum Gesundheit<br />
Nordrhein-Westfalen ........ 11<br />
LEE Hydraulische-<br />
Miniaturkomponenten ....99<br />
LPKF Laser & Electronics ..91<br />
Maetrics ............................... 86<br />
Magforce .............................. 10<br />
MAS Tools &<br />
Engineering ......................... 98<br />
MBFZ toolcraft ....................77<br />
Medical Valley Nürnberg . 11<br />
Medical<br />
Mountains ............. 11, 90, 97<br />
Medizinischer<br />
Fakultätentag (MFT) ......... 18<br />
Mercachem ......................... 12<br />
Messe Düsseldorf .......65, 90<br />
Messe Frankfurt .................31<br />
Miele ..................................... 29<br />
Mikro<strong>technik</strong> Hirt .............. 68<br />
Newtec ................................. 30<br />
Nürnberg Messe ................25<br />
Panacol-Elosol ..............43, 98<br />
Panadur ................................ 64<br />
Parkview Mirro Research<br />
Center ................................... 11<br />
PGGM .................................... 12<br />
P. E. Schall ...................... 12, 60<br />
Precision Micro ...................35<br />
Proto Labs ............................71<br />
Püschel Automation ............2<br />
Reichelt<br />
Chemie<strong>technik</strong>. ...........35, 93<br />
Riegler ................................... 70<br />
Röchling ............................... 11<br />
Rose+Krieger ....................... 94<br />
Sauter Cumulus ................. 54<br />
Scanlab ................................. 40<br />
Schilling Engineering ........ 54<br />
Schweizer .............................93<br />
Senetics Healthcare ..........81<br />
Siemens ................................ 26<br />
SINTEF ................................... 18<br />
Sonceboz ..............................27<br />
Spang & Brands ........... 10, 33<br />
Spectaris .............................. 10<br />
SPT Roth ...............................45<br />
Stäubli Tec-Systems<br />
Connectors ...................55, 60<br />
Stäubli Tec-Systems<br />
Robotics ................................ 50<br />
Substratec ............................ 40<br />
SUSPA ....................................29<br />
Swiss Medtech ............. 10, 90<br />
Syncom ................................. 12<br />
Team<strong>technik</strong> ....................... 48<br />
Teknologi Mara ................... 12<br />
Terumo ................................. 26<br />
TFC Bochum ........................41<br />
TH Mittelhessen ................. 40<br />
Transatlantic Cluster<br />
Initiative ............................... 11<br />
Trotec .................................... 73<br />
TU Ilmenau .......................... 54<br />
UTHM .................................... 12<br />
Turck duotec. .......................47<br />
TÜV Rheinland<br />
Akademie ............................. 90<br />
Ultrapolymers<br />
Deutschland ........................75<br />
Unimed ...................................3<br />
Universität Basel ................ 80<br />
Universität Bielefeld ......... 19<br />
Universität Saarland ......... 18<br />
Universitätsklinikum<br />
Freiburg ................................ 80<br />
VDWF .................................... 62<br />
Vieweg ..................................95<br />
ViscoTec Pumpen- und<br />
Dosier<strong>technik</strong> ...............45, 93<br />
VistaMed .............................. 10<br />
WEBER Instrumente ..........89<br />
Weiss<strong>technik</strong> ....................... 56<br />
Werkzeugbau Ruhla .......... 76<br />
Wittmann Battenfeld ....... 68<br />
Wittmann<br />
Kunststoffgeräte .............100<br />
Woll Maschinenbau ..........49<br />
Xarion Laser Acoustics ...... 92<br />
Zeltwanger Dichtheits- und<br />
Funktionsprüfsysteme .....51<br />
Zimmer Biomet .................. 56<br />
Zwick Roell ............................. 8<br />
94 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
Schnittleistung um<br />
20 Prozent steigern<br />
Drahterosionslösung | Die Komplett-Lösungen ermöglichen<br />
dank ihrer Intelligenz unbegrenzte Möglichkeiten<br />
bei der Nutzung von EDM-Drahterosionsprozessen.<br />
Ausgestattet mit einer neuartigen Intelligenz<br />
verschaffen die Agie-Charmilles Cut-P-EDM-<br />
Drahterosionslösungen Nutzern selbst bei schwierigsten<br />
Anwendungen einen Vorsprung in Sachen<br />
Geschwindigkeit, Flexibilität und Qualität. Dazu<br />
kann die Anlage im Vergleich zu Standard-EDM-<br />
Maschinen auf mehr als die doppelte Anzahl an dedizierten<br />
Lösungen zugreifen.<br />
Die EDM-Drahterosionslösungen<br />
der<br />
Cut-P-Serie verfügen<br />
dank Intelligenz<br />
über höhere Geschwindigkeit,<br />
Qualität<br />
und Flexibilität<br />
Der in die Lösung integrierte Intelligent-Speed-Generator<br />
ermöglicht Nutzern eine Steigerung der<br />
Schnittleistung um 20 %. Ein automatisches Roh -<br />
metallmanagement sowie Werkzeug- und Automationslösungen<br />
optimieren die Maschinenlaufzeit.<br />
Betriebskosten werden durch Funktionen wie Automatic<br />
Slug Welding, Automatic Slug Management,<br />
Eco-Bearbeitung, verbesserte Econowatt-Funktion<br />
sowie Ergonomie verringert. Zur Leistungsoptimierung<br />
tragen die Thermostabilisierung und Wiederholbarkeit<br />
in der Bearbeitung bei, die zu einer Genauigkeit<br />
von bis zu 2 μm und zu einer Ober -<br />
flächengüte von bis zu R a =0,08 μm führen. Die<br />
Expert-Systeme der Cut-P-Serie ermöglichen eine<br />
linienfreie Rundlaufgenauigkeit von unter 10 s bei<br />
gleichzeitiger Geradlinigkeit und Konturtreue. Der<br />
Kollisionsschutz der Lösung beugt Wartungseingriffen<br />
an der Maschine vor und stellt langfristig<br />
ihre Genauigkeit und Zuverlässigkeit sicher. All<br />
diese Vorzüge ermöglichen es Herstellern, laut Anbieter,<br />
ihre Kosten um bis zu 20 % zu senken.<br />
Bild: GF Machining<br />
Luer-Lock Adapter und Zubehör<br />
für Dosier<strong>technik</strong>.<br />
Nirgends ist die Auswahl größer!<br />
Luer-Lock Adapter<br />
GF Machining Solutions Management, Nidau/CH<br />
Tel. (07181) 926-0<br />
simply dispensing<br />
Vieweg GmbH · Dosier- und Misch<strong>technik</strong> 05/2017 · Gewerbepark medizin&tec 13 · hn 85402 i k 95Kranzberg<br />
Tel. +49 (0) 81 66 /6 78 40 · info@dosieren.de · www.dosieren.de
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Passt in die<br />
kleinste Lücke<br />
Subminiatur-Näherungssensoren | Die induktiven Subminiatur-Näherungssensoren<br />
ermöglichen Positionierund<br />
Objekterkennung selbst dort, wo nur wenig Platz<br />
hinter dem Sensor vorhanden ist.<br />
Die induktiven Subminiatur-Näherungssensoren des Typs<br />
IFRM 03 sind in zwei Varianten verfügbar: als 16 mm kurzer<br />
Sensor mit Kabelausgang und erstmals auf dem Markt auch als<br />
12 mm kurze Version mit Litzen. Im Vergleich zu ihren Vorgängern<br />
aus der Serie IFRM 03 bieten sie trotz der geringeren Länge<br />
einen um 25 % größeren Schaltabstand. Gerade für Miniatursensoren,<br />
die sehr eng am zu detektierenden Objekt montiert werden<br />
müssen, bedeutet das einen deutlich besseren Schutz vor<br />
Kollisionen mit dem bewegten Messobjekt und folglich erhöhte<br />
Prozesssicherheit. Die Kalibrierung ab Werk sorgt für geringe Serienstreuung<br />
und einfachen Einbau der Sensoren. In der Serienfertigung<br />
kann bei vielen Applikationen auf den individuellen<br />
Abgleich verzichtet werden. Die Sensoren sind sehr robust für<br />
ihre Baugröße. Dank einer für den üblichen Einsatzbereich von<br />
10 bis 60 °C optimierten Temperaturkompensation zeigen sie in<br />
diesem Bereich einen besonders geringen Drift. Das garantiert einen<br />
konstanten Schaltabstand sowie gute Wiederholgenauigkeit.<br />
Die Näherungssensoren sind mit Kabelausgang und erstmals<br />
auch als 12 mm kurze Version mit Litzen erhältlich, was den<br />
Platzbedarf nochmals reduziert<br />
Bei sehr engen Platzverhältnissen, wie in Motorspindeln, sind<br />
die IFRM-03-Sensoren mit Litzenausgang eine interessante Alternative.<br />
Im Gegensatz zu Sensoren mit Kabelausgang, die neben<br />
der Gehäuselänge noch mindestens 1 bis 2 cm für die Kabelführung<br />
benötigen, bieten die Litzenvarianten einen sehr geringen<br />
Biegeradius. Dadurch reduziert sich der effektiv benötigte<br />
Platzbedarf um weitere 30 % im Vergleich zu Kabelvarianten der<br />
gleichen Baulänge.<br />
Baumer, Friedberg<br />
Tel. (06031) 6007-0<br />
Bild: Baumer<br />
Normelemente<br />
Gedichtete Elemente aus Stahl entsprechen<br />
hohen Hygieneanforderungen<br />
Piezomotor<br />
Schlankes Grunddesign mit optionalem<br />
integriertem optischen Encoder<br />
Bild: Ganter<br />
Die Normelemente-Serie Hygienic<br />
Design wird den hohen<br />
Anforderungen der EHEDG<br />
und des 3-A Sanitary Standard<br />
gerecht. Sie beinhaltet verschiedene<br />
Varianten von<br />
Knöpfen, Griffen, Klemmhebeln,<br />
Stellfüßen und Schrauben,<br />
die konstruktiv auf minimale<br />
Verschmutzung optimiert<br />
sind. Als Material<br />
kommt in allen Fällen nichtrostender<br />
Edelstahl zum Einsatz,<br />
dessen Oberflächen gleitgeschliffen<br />
oder poliert sind.<br />
So wird die maximale Ober -<br />
flächenrauigkeit von unter<br />
R a =0,8 μm gehalten. Ein weiteres<br />
Merkmal ist die Totraumfreiheit.<br />
Es gibt keine Bauteil-<br />
Innenbereiche, in denen sich<br />
Substanzen ansammeln können.<br />
Ein hygienisch sicheres<br />
Dichtungskonzept, das per<br />
Softwaresimulation verifiziert<br />
wurde, garantiert dass die<br />
FDA-konformen Elastomer-<br />
Dichtungen montiert überall<br />
flächenbündig anliegen und<br />
ihre Funktion langfristig erfüllen.<br />
Zur Montage sind spezielle<br />
Werkzeuge nötig.<br />
Ganter, Furtwangen<br />
Tel. (07723) 6507-100<br />
Die nächste Generation des<br />
Piezo-Legs-Linear-6N-Motors<br />
hat der Anbieter mit einem<br />
schlankeren Design und mit<br />
der Option eines integrierten<br />
hochauflösenden optischen<br />
Encoders ausgestattet. Motoren,<br />
die auf Piezo-Legs-Technologie<br />
basieren, eignen sich<br />
besonders für Positionieranwendungen,<br />
bei denen auf Positionen<br />
gefahren und gehalten<br />
werden muss, weil die Motoren<br />
von Grund auf sehr hohe<br />
Steifigkeit aufweisen und<br />
beim Halten einer Position keine<br />
Energie verbrauchen. Die<br />
Antriebs<strong>technik</strong> ist direkt, das<br />
heißt es bedarf keinerlei Getriebe<br />
oder Spindeln, um eine<br />
lineare Bewegung zu erreichen.<br />
Geschwindigkeiten im<br />
Bereich von Nanometern bis<br />
zu Millimetern pro Sekunde<br />
können stufenlos im kompletten<br />
dynamischen Bereich geregelt<br />
werden. Die Haltekraft<br />
wird mit 7 N angegeben, der<br />
Geschwindigkeitsbereich mit<br />
0...15 mm/s. Es sind Mikroschritte<br />
von 0,0005 μm möglich.<br />
Die Sensorauflösung beträgt<br />
1,25 μm. Der Motor<br />
wiegt 16 g und ist 23,4 mm x<br />
19,6 mm x 10,4 mm groß.<br />
Dr. Fritz Faulhaber, Schönaich<br />
Tel. (07031) 638-0<br />
Bild: Faulhaber<br />
96 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
FFF-3D-Druck-Kunststoff<br />
Per Liquid-Additive-Manufacturing<br />
PU-Material ohne Aufschmelzen drucken<br />
Bild: German Reprap<br />
German Reprap und Ebalta<br />
Kunststoff bieten ein auf Polyurethan<br />
basierendes Material<br />
an, das in der additiven Fertigung<br />
eingesetzt werden<br />
kann. Durch die Möglichkeit,<br />
die Materialeigenschaften flexibel<br />
einzustellen, lassen sich<br />
damit viele Anforderungen<br />
realisieren, etwa definierte<br />
Festigkeiten oder Flammschutz.<br />
Die mechanischen Eigenschaften<br />
nach dem Druck<br />
sind durch die chemische Vernetzung<br />
isotrop und setzen damit<br />
dort an, wo alle verfügbaren<br />
Technologien Schwachstellen<br />
zeigen. Damit<br />
ist es nun möglich,<br />
dieses Material<br />
auch in einem<br />
flüssigen Zustand<br />
mit Hilfe eines<br />
3D-Druckers, ohne<br />
Aufschmelzprozess,<br />
zu verarbeiten.<br />
Durch die Verarbeitung<br />
bei Raumtemperatur<br />
ist der Druckprozess sehr<br />
energieeffizient und der<br />
Schwund der Materialien bewegt<br />
sich im Bereich von 1 bis<br />
2 %. Themen wie thermischer<br />
Verzug oder Ablösung vom<br />
Druckbett gehören damit der<br />
Vergangenheit an.<br />
German Reprap,<br />
Feldkirchen b. München<br />
Tel. (089) 2488986-0<br />
Ebalta Kunststoff,<br />
Rothenburg ob der Tauber<br />
Tel. (09861) 7007-0<br />
3D-Koordinatenmessgerät<br />
Schließt Lücke zwischen Handmessmitteln<br />
und Koordinatenmessgeräten<br />
Bild: Keyence<br />
Mit dem 3D-Koordinatenmessgerät<br />
der Modellreihe XM<br />
lassen sich Messzeiten nochmals<br />
verkürzen und die Produktivität<br />
steigern. Das Gerät<br />
lässt sich einfach bedienen,<br />
flexibel einsetzen und intuitiv<br />
anwenden. Das breite Sichtfeld<br />
ermöglicht auch das Messen<br />
von großen Bauteilen, da<br />
Messpunkte unabhängig vom<br />
Antastwinkel gesetzt werden<br />
können. Dank seiner kompakten<br />
Bauweise kann es überall<br />
als Tischgerät, auch außerhalb<br />
des Messraums in nicht klimatisierten<br />
Räumen genutzt werden.<br />
Der Taststift, welcher in<br />
verschiedenen Größen und<br />
Längen verfügbar ist, lässt eine<br />
große Anzahl verschiedener<br />
Messungen zu. Der Winkel<br />
des Taststifts kann stufenweise<br />
verändert werden, um eine<br />
optimale Messung vorzunehmen.<br />
Zudem lässt sich zeitgleich<br />
ein zweiter Messtaster<br />
anschließen.<br />
Keyence Deutschland,<br />
Neu-Isenburg<br />
Tel. (06102) 3689-0<br />
Mehrsprachige<br />
Katalogproduktion<br />
Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten<br />
Kataloge sind wir bestens gerüstet – speziell wenn es<br />
um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen<br />
Aufträge geht.<br />
Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind,<br />
beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />
Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />
intelligent<br />
Medien<br />
produzieren<br />
druck@konradin.de<br />
www.konradinheckel.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 97
ISSN 1863–7604<br />
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH<br />
Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />
Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteurin:<br />
Redaktion:<br />
Ständige freie<br />
Mitarbeit:<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Layout:<br />
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Gesamtanzeigenleiter:<br />
Dr. Birgit Oppermann (op),<br />
Phone +49 711 7594–459<br />
Susanne Schwab (su),<br />
Phone +49 711 7594–444<br />
Bettina Gonser (bg),<br />
Sabine Koll (sk)<br />
Daniela Engel,<br />
Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax +49 711 7594–1452<br />
E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Vera Müller,<br />
Phone +49 711 7594–422<br />
Joachim Linckh,<br />
Phone +49 711 7594–565,<br />
Fax +49 711 7594–1565<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323,<br />
Fax +49 711 7594–1323<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.10.2016<br />
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Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
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Inland jährlich 66,60 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />
Ausland: 72,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 11,20 €<br />
(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />
Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />
Inland 37,80 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 43,80 € inkl. Versand.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit:<br />
Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />
Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />
oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Belgien, Frankreich, Italien,<br />
Luxemburg, Switzerland: Großbritannien/Irland:<br />
IFF media ag<br />
Jens Smith Partnership<br />
Frank Stoll<br />
The Court, Long Sutton<br />
Technoparkstrasse 3<br />
GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />
CH-8406 Winterthur Phone 01256 862589<br />
Tel: +41 52 633 08 88 Fax 01256 862182<br />
Fax: +41 52 633 08 99 E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Japan:<br />
USA:<br />
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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
UV-Klebstoff<br />
Eignet sich gut für Dome-Coatings und zum Verzieren<br />
Vitralit UC 6686 ist ein UV-härtender Epoxidharzklebstoff.<br />
Er ist extrem hart und kratzfest, seine Oberfläche<br />
transparent, hochglänzend und brillant, ohne<br />
zu vergilben. So eignet er sich gut für Dome-Coatings<br />
und das Verzieren von Glas und Kunststoffen. Durch<br />
seine hochviskosen Eigenschaften kann er leicht automatisch<br />
dosiert und verlaufsfrei aufgetragen werden.<br />
Zur Aushärtung können sowohl UV-Gasentladungslampen<br />
als auch UV-LED-Strahler eingesetzt werden.<br />
Sehr gute Haftfestigkeiten entstehen bei größeren<br />
Klebstoffflächen durch eine Aushärtung mit Hönles<br />
LED Spot 100 mit einer Wellenlänge von 365 nm. Der<br />
Klebstoff haftet besonders gut auf Glas, Kunststoffen<br />
und Metallen. Für die Dekoration von Parfum-Glasflakons<br />
hat sich der Klebstoff bereits bewährt.<br />
Panacol-Elosol, Steinach/Taunus<br />
Tel. (06171) 6202-0<br />
Auf der Messe Bondexpo: Halle 6, Stand 6420<br />
Werkzeuge<br />
Mit Bohrstangen Präzisionswerkzeuge auch innen<br />
hochgenau bearbeiten<br />
Die umfassend erweiterte und aktualisierte<br />
Präzisionswerkzeug-Reihe Inturn zur<br />
Innenbearbeitung enthält nunmehr Bohrstangen<br />
aus Vollhartmetall sowie Varianten<br />
mit aufgelöteten CBN-Schneiden oder<br />
mit CBN- und VHM-Wendeschneidplatten.<br />
Je nach Ausführung eignen sich diese<br />
Innendrehwerkzeuge auch zum Bearbeiten<br />
ungehärteter Stähle. Als Standard stehen<br />
Werkzeuge zur Hartbearbeitung mit<br />
aufgelöteten CBN-Schneiden für 2 bis 6<br />
mm Bohrungsdurchmesser um 0,5 mm<br />
steigend zur Verfügung. Durch universelle<br />
CBN-Sorten können diese Innendrehwerkzeuge<br />
für gehärtete sowie für gehärtete,<br />
korrosionbeständige Stähle verwendet<br />
werden.<br />
Innendrehwerkzeuge aus Vollhartmetall<br />
gibt es als Standard ab Lager für Bohrungen<br />
von 1 bis 6 mm Durchmesser mit unterschiedlichen<br />
Auskraglängen. Bei der<br />
Ausführung mit CBN- oder VHM-Wendeschneidplatten<br />
umfasst das Standardprogramm<br />
Bohrstangen für 6 bis 8 mm Bohrungsdurchmesser.<br />
Rechteckige Standardhalter mit 22 mm x<br />
12 mm und 16 mm x 12 mm Querschnitt<br />
sowie Rundschafthalter mit 12, 16 und 20<br />
mm Durchmesser und Spannfläche ermöglichen<br />
einen universellen Einsatz der<br />
Inturn-Reihe auf allen üblichen Drehautomaten.<br />
Zusätzlich gibt es VDI20-, VDI30-<br />
und VDI40-Halter mit Hydrodehnaufnahme,<br />
um die Innendrehwerkzeuge auch auf<br />
CNC-Drehzentren nutzen zu<br />
können. Darüber hinaus lassen<br />
sich die Präzisionsbohrstangen<br />
auf dem einfach zu rüstenden<br />
und gut dämpfenden, hydraulischen<br />
Spannsystem MEX in<br />
Verbindung mit speziell dafür<br />
gefertigten Hülsen spannen.<br />
Bild: MAS<br />
MAS Tools & Engineering,<br />
Leonberg<br />
Tel. (07152) 6065-0<br />
Bild: Panacol<br />
98 medizin&<strong>technik</strong> 05/2017
MEILEN<br />
STEINE<br />
Bild: Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />
Abschied vom schlechten Blut<br />
Körperhaare entfernen, Haut reinigen.<br />
Was nach OP-Vorbereitung klingt, beschreibt<br />
auch die ersten Schritte, mit<br />
denen das Schröpfen beginnt. Es soll<br />
den Patienten vom „schlechten Blut“<br />
befreien, das manche Erkrankungen<br />
verursacht. Diese Idee war schon in der<br />
Antike bekannt. Um eben dieses Blut<br />
zu entfernen, wurden Schröpfköpfe<br />
aus Messing oder Glas erdacht, die auf<br />
die Haut aufgesetzt wurden. Zum Erhitzen<br />
dienten spezielle Schröpflampen.<br />
Der damit im Schöpfkopf erzeugte<br />
Unterdruck regt die Durchblutung<br />
der Haut an und soll Verspannungen<br />
lösen.<br />
Die mit dem Schröpfkopf angesaugte,<br />
aufgewölbte Haut wurde dann mit einem<br />
Instrument, dem Schröpfschnepper,<br />
verwundet und durch erneutes<br />
Aufsetzen eines Schröpfkopfes das<br />
19. Jhdt<br />
Die Lampe in<br />
der einen Hand...<br />
In der knapp 200 Jahre alten<br />
Schröpflampe wurde früher<br />
Talg verbrannt. Die brennende<br />
Lampe hielt der Arzt in der<br />
einen Hand, um mit der anderen<br />
den erhitzten Schröpfkopf<br />
aufzusetzen<br />
Blut an dieser Stelle abgesaugt. Die<br />
Schnitte hat der Arzt medizinisch versorgt.<br />
Eine solche Schröpflampe ist in der<br />
Spezialsammlung des Medizinhistorikers<br />
Theodor Meyer-Steineg erhalten.<br />
Sie wird seit den 1970er Jahren im<br />
Ernst-Haeckel-Haus in der medizinhistorischen<br />
Sammlung der Friedrich-<br />
Schiller-Universität Jena aufbewahrt.<br />
sammlungen.uni-jena.de<br />
Zum Schluss<br />
Immer das Gute erwähnen | Freche Sprüche auf Postkarten sind in<br />
– vielleicht deshalb, weil sie mindestens ein Klischee bedienen oder<br />
sogar ein Körnchen Wahrheit drin steckt. Ein solcher Spruch ist nun<br />
wissenschaftlich belegt: „Man muss mich loben, das macht mich<br />
glücklich.“ Konkret haben Forscher in Österreich und Deutschland<br />
getestet, wie viel (mehr) Eis oder auch Dönerkebab man bekommt,<br />
wenn man die Mitarbeiter des Verkaufsteams lobt oder mit einem<br />
Vorab-Trinkgeld verwöhnt. Die Waage brachte es an den Tag: Die<br />
Portionen wuchsen tatsächlich, und zwar messbar, in verschiedenen<br />
Städten und mit verschiedenen Probanden. Das Geld<br />
zeigte zunächst den größeren Effekt. Rechnete man den<br />
zusätzlichen Warenwert und die gegebene Summe gegen,<br />
war die Wirkung allerdings vergleichbar mit der<br />
des mündlichen Lobes. Am besten funktionierte es,<br />
wiederholt Nettigkeiten zu verteilen. Die Portionen<br />
wurden dann sogar noch größer. Fazit: Du musst<br />
mich loben, das macht Dich glücklich.<br />
Susanne Schwab<br />
Redakteurin<br />
medizin&<strong>technik</strong><br />
LEE Hydraulische<br />
Miniaturkomponenten GmbH<br />
Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />
Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />
E-mail info@lee.de · www.lee.de<br />
05/2017 medizin&tec hn i k 99<br />
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