CIRKEL - DER SNEAKER VOM SCHUSTER
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Wer über das Handwerk nachdenkt, landet<br />
notgedrungen bei der »Industrie«.<br />
Was genau unterscheidet Handwerk<br />
und Industrie? Das Problem liegt in der fehlenden<br />
Trennung der beiden Bereiche. Da Handwerk<br />
und Industrie immer wieder stark ineinander<br />
greifen, ist es nicht leicht klare Grenzen zu<br />
setzen. Einerseits verwenden Handwerker genau<br />
wie die industrialisierten Betriebe verschiedene<br />
Maschinen und Werkzeuge um zu produzieren,<br />
andererseits benötigt auch die Industrie Arbeitskräfte,<br />
die handwerklich fit sind und gekonnt<br />
den Maschinen zuarbeiten oder umgekehrt. Wo<br />
genau Handwerk endet und Industrie beginnt ist<br />
schwer zu urteilen.<br />
Der Duden definiert das Handwerk als „[selbstständige]<br />
berufsmäßig ausgeübte Tätigkeit, die<br />
in einem durch Tradition geprägten Ausbildungsgang<br />
erlernt wird und die in einer manuellen, mit<br />
Handwerkszeug ausgeführten produzierenden<br />
oder reparierenden Arbeit besteht“ 2 Doch angesichts<br />
der Hightech-Werkzeuge, die im Handwerk<br />
inzwischen genutzt werden, hilft das meist<br />
vermutete Technologiegefälle nicht unbedingt<br />
weiter.<br />
Es gibt Ansätze den Unterschied im Bereich der<br />
Standardisierung, oder Arbeitsteilung zu suchen.<br />
Der Art zu denken, zu fühlen und zu arbeiten.<br />
In seinem Essay über den Flexiblen Menschen<br />
(1998) illustrierte der Soziologe Richard Sennett<br />
eine Welt, in der die übergroße Mehrzahl der<br />
Menschen zu bloßen Anhängseln eines kapitalgetriebenen<br />
technologischen Prozesses werden.<br />
Sennett definiert Handwerker als Arbeiter, die<br />
gewillt sind, gute Arbeit zu leisten. Das Resultat<br />
ihrer Arbeit ist ihnen nicht egal, sondern sie wollen<br />
Qualität liefern. Dieser Ansatz eröffnet ihm<br />
die Möglichkeit, sich neben Schreinern und Töpfern<br />
auch Krankenschwestern, Chirurgen, Architekten<br />
und Programmierern zuzuwenden.<br />
In seiner Kulturgeschichte des Handwerks macht<br />
Sennett darauf aufmerksam, dass sich Fertigkeiten<br />
der Hand durch Übung verfeinern lassen, was<br />
er mit Hinweisen auf Tennisspieler und Musiker<br />
belegt. Zugleich aber ist Greifen als Fähigkeit, einen<br />
Gegenstand mit der Hand festzuhalten, eine<br />
wichtige Voraussetzung dafür, ihn bearbeiten zu<br />
können. Der Handwerker gebraucht Hand und<br />
Kopf. Verbindet sich ein Name mit seinen Produkten<br />
und zeichnen sie sich durch Originalität<br />
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