28.02.2019 Aufrufe

Die Befreiung vom Bildschirm

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

77<br />

re nonesse quodic temquis ullent fuga. Sediam quid.<br />

keiten, wie normale Tische über Aufprojektion und Tracking<br />

in interaktive Flächen verwandelt werden können. Gemeinsam<br />

mit dem dritten Partner, der Universität Zürich, und<br />

dessen grosser Expertise in der Banken-IT wurde ein KTI-<br />

Projekt gestartet. <strong>Die</strong>ses Projekt hatte das Ziel, eine neuartige<br />

Beratungsumgebung zu entwickeln, und wurde von<br />

der damaligen Kommission für Technologie und Innovation<br />

(KTI) <strong>vom</strong> Bund – heute Innosuisse – gefördert. Nach<br />

mittlerweile zwei Jahren ist dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen<br />

und der Pilotbetrieb von «Live Paper» läuft.<br />

Calm Computing<br />

Im Rahmen von «Live Paper» ist eine interaktive Umgebung<br />

entstanden, wie sie Mark Weiser schon zu Zeiten von Xerox<br />

Parc 1996 als «Calm Computing» propagierte. Ihm ging es<br />

darum, die sichtbare Hardware wo möglich zu verbannen<br />

und die Aufmerksamkeit auf die Interaktion und Information<br />

selbst zu lenken. Mit dem Aufkommen hochauflösender<br />

Kamera- und Projektortechnologien kann dieses Paradigma<br />

heute realisiert werden. Für «Live Paper» ermöglichte<br />

ein 4K-Beamer eine hochauflösende Projektion auf einer<br />

normalen Tischoberfläche, die auch bei Tageslicht eine<br />

scharfe Darstellung kleiner Texte zulässt. Komponenten aus<br />

dem Game-Bereich wie Microsofts Kinect boten mit der Tiefenbildkamera<br />

die Grundlage, um mittels Computervision<br />

ein Fingertracking zu entwickeln und so Touch Events auf<br />

dem Tisch abzufangen. Weitere Elemente wurden integriert,<br />

um vielfältige Interaktionen anzubieten: Papiererkennung<br />

erlaubt, projizierte Inhalte durch eigene Skizzen<br />

zu ergänzen. Schrifterkennung ermöglicht, Zahlen und<br />

Inhalte zu erfassen und für die Applikation verfügbar zu<br />

machen. Objekte wie das Haus-Token werden erkannt und<br />

steuern die Interaktion mit einer Karte. Schliesslich ist «Live<br />

Paper» als modular aufgebaute Webapplikation konzipiert,<br />

die für die jeweiligen Themen Beratungsmodule in Form<br />

von Apps bereithält und so dem Berater freie Hand über die<br />

Gestaltung und Abfolge des Gesprächs lässt.<br />

Mixed Reality<br />

Interessante Erkenntnis aus dieser neuen Umgebung ist<br />

die neu gewonnene Flexibilität: <strong>Die</strong> Berater entscheiden,<br />

wann digitaler Content unterstützt und wann die physische<br />

Präsenz gefordert ist. Token, die auf dem Tisch liegen und<br />

zum Beispiel das Erproben verschiedener Hypothekenmodelle<br />

erlauben, laden den Kunden ein, selbst Szenarien<br />

durchzuspielen. Sie aktivieren die Kunden und tragen damit<br />

zu einem besseren Verständnis der Inhalte bei. Das<br />

Haus-Token wiederum ist als Metapher ein Stellvertreterobjekt<br />

für die Wünsche der Kunden und verortet das jeweilige<br />

Wunschobjekt direkt auf der Karte. <strong>Die</strong> Papiere schliesslich<br />

dienen nicht nur der Darstellung, sondern unterstützen<br />

auch die Auslegeordnung relevanter Themen.<br />

Mit Mixed-Reality-Technologie ist es hier gelungen, ein<br />

neues Interface zu entwickeln, das die Grenzen des <strong>Bildschirm</strong>s<br />

aufbricht und einen Gestaltungsraum eröffnet, der<br />

sich rein durch die Inhalte definieren lässt. «Dank ‹Live<br />

Paper› können wir unsere Kunden aus der digitalen Welt<br />

wieder abholen und in die analoge Welt vis-à-vis zurückführen.<br />

<strong>Die</strong>se Kombination von Innovation und Tradition<br />

nennen wir bei der Hypi: Tradivation», sagt André Renfer<br />

von der Hypothekenbank Lenzburg.<br />

Zwischenzeitlich sind auch weitere Produkte auf dem<br />

Markt, die interaktive Aufprojektion ermöglichen. Dazu gehört<br />

beispielsweise der Sony-Projektor Xperia, der ebenfalls<br />

Touch-Erkennung, allerdings keine Objekterkennung besitzt.<br />

<strong>Die</strong> Quasi-Magie, mittels Fingerzeig Bilder oder auch<br />

Texte an eine Wand oder auf einen Tisch zu zaubern, wird<br />

uns in Zukunft womöglich noch häufiger begegnen. Und<br />

damit dem Wunsch nach einer «realen» digitalen Welt<br />

etwas näherkommen.<br />

Das «Live Paper»<br />

projiziert Grafiken<br />

sowie Daten zwischen<br />

Berater und Kunden<br />

auf den Tisch<br />

Impressum<br />

Das offizielle<br />

Publikationsorgan<br />

des VIW<br />

Herausgeber:<br />

VIW – Wirtschaftsinformatik<br />

Schweiz<br />

VIW-Geschäftsstelle:<br />

5037 Muhen<br />

Tel. 031 311 99 88<br />

info@viw.ch<br />

Erscheinungsweise:<br />

Monatlich<br />

www.viw.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!