Requirements Engineering

62 Verband der Wirtschaftsinformatik
Zertifizierungsmöglichkeiten
Requirements
Engineering
Eine Ausbildung als Wirtschaftsinformatiker ist eine gute Voraussetzung,
um den Ansprüchen der Rolle als Vermittler zwischen Business und IT
gerecht werden zu können.
Von Jens Müller
Advanced Level
Dieser Level richtet sich an Personen, die den «Foundation
Level» bestanden haben und in einem Teilgebiet der Requirements
Engineerings ihr Wissen vertiefen. Alle vier Teilgebiete
sind eigenständige Zertifizierungsprüfungen. Sie
haben folgende Gemeinsamkeiten: Das Wissen des «Foundation
Levels» wurde bereits erfolgreich in der Praxis eingesetzt.
Auch besitzt der Kandidat entweder eine IREB-ZerdeR
autor
Jens Müller
ist Vorstandsmitglied VIW.
www.viw.ch
Der Wirtschaftsinformatiker muss auf Augenhöhe
mit dem Business die Anforderungen erheben, formulieren
und abstimmen. Weiter muss er ein Augenmerk
auf die Umsetzbarkeit haben, um erstens diese
abschätzen zu können und zweitens die fachlichen Anforderungen
so detaillieren, dass diese als Vorgabe für die
Implementierung ausreichen, um den Entwicklern wenig
Interpretationsspielraum zu lassen. Später müssen die Anforderungen
so beschaffen sein, dass sie im Lebenszyklus
des Produkts verwaltbar und weiterentwickelbar sind. Das
sind nur einige Aufgaben des Requirements Engineers, die
den anspruchsvollen Charakter der Rolle beschreiben.
In der Rolle als Requirements Engineer respektive Business
Analyst gibt es die Qual der Wahl: Welche der zwei Organisationen
ist die richtige? Erstens bietet das «International
Institute of Business Analysis» (IIBA, www.iiba.org)
die Zertifizierungen entweder zum Entry Certificate in Business
Analysis (ECBA), Certification of Capability in Business
Analysis (CCBA) oder Certified Business Analysis Professional
(CBAP). Dem steht zweitens das «International
Requirements Engineering Board» (IREB, www.ireb.org)
gegenüber mit Zertifizierungen zum «Certified Professional
for Requirements Engineering» (CPRE) auf den Levels
Foundation, Advanced sowie Expert.
Analog zu den Zertifizierungen im Bereich Projektmanagement
(PMI versus IPMA) treffen Wirtschaftsinformatiker
die gleiche Entscheidung: IIBA ist US-amerikanisch
geprägt, IREB mehr westeuropäisch. Deshalb wird hier auf
die Zertifizierung nach IREB detailliert eingegangen.
«Der Wirtschaftsinformatiker
muss auf Augenhöhe mit
dem Business agieren»
Jens Müller
Das IREB wurde im Jahr 2006 gegründet. Es bietet mehrere
Zertifizierungsmöglichkeiten zum «Certified Professional
for Requirements Engineering» (CPRE), die hier im Überblick
vorgestellt werden (vgl. auch Grafik rechts).
Foundation Level
Der «Foundation Level» wendet sich an Personen, die schon
erste Erfahrung im Requirements Engineering gesammelt
haben und das Wissen vertiefen wollen. Dafür werden
Grundlagen in allen Bereichen des Requirements Engineering
vermittelt. Um die Basis-Zertifizierung zu erhalten,
muss der Kandidat eine Prüfung mit 45 Multiple-Choice-
Fragen absolvieren, die innerhalb von 75 Minuten zu lösen
sind. Zum Bestehen sind 70 Prozent der Punkte erforderlich.
Empfehlenswert ist eine zweitägige Schulung.
Das Zertifikat des «Foundation Levels» ist die Voraussetzung
für eine spätere «Advanced Level»-Zertifizierung.
RE@Agile Primer
Eine Spezialisierung für Requirement Engineers in agilen
Projekten ist der «RE@Agile Primer». Auch diese Zertifizierung
wendet sich an Personen, die schon Erfahrung im
Requirements Engineering gesammelt haben, die aber insbesondere
fokussiert auf agile Projekte ihr Wissen vertiefen
wollen. Die Prüfung besteht aus 22 Multiple-Choice-Fragen,
für die der Kandidat 40 Minuten Zeit hat. Wieder sind
70 Prozent der Punkte zum Bestehen erforderlich. In der
Praxis zeigt sich, dass für Personen mit einem Zertifikat auf
«Foundation Level» und ersten Erfahrungen in agilen Projekten
das Selbststudium ausreicht, um die «RE@Agile
Primer»-Prüfung zu bestehen.
Quelle: VIW

Verband der Wirtschaftsinformatik
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Foundation
Level
CPRE FL
Re@Agile(opt.)
Advanced
Level
CPRE AL (RM)
CPRE AL (E&C) CPRE AL (MOD.) CPRE AL (Agile)
3 Jahre in
RE-Rollen
Expert
Level
CPRE EL
Die Zertifizierung
im Requirements
Engineering erfolgt
auf drei unterschiedlichen
Levels
tifizierung oder ein Zertifikat «Requirements Engineer» der
British Computer Society (BSC). Um sich in einem der
vier Teilgebiete zertifizieren zu lassen, sind eine Multiple-
Choice-Prüfung plus eine Hausarbeit im Umfang von 10 bis
20 Seiten zu einem vorgegebenen Teilkomplex zu absolvieren.
Dabei muss die Hausarbeit innerhalb von 12 Monaten
nach der Multiple-Choice-Prüfung abgeschlossen werden.
Advanced: RE@Agile
Dieser Bereich stellt die Vertiefung der Basis-Zertifikation
«RE@Agile Primer» dar und vertieft alle Methoden und
Techniken des Requirements Engineerings, die im Rahmen
agiler Methoden wie Kanban und Scrum zum Einsatz kommen
können. Allerdings: Der «RE@Agile Primer» ist keine
Voraussetzung für dieses Advanced-Zertifikat.
Advanced: Elicitation & Consolidation
Beim «Elicitation & Consolidation» werden folgende Kompetenzen
vermittelt: Erhebungs-, Konsolidierungs- und
Annäherungstechniken. Mit diesen Methoden wird insbesondere
in schwierigen Stakeholder-Situationen sichergestellt,
dass der Requirements Engineer alle Anforderungen
vollständig, konsistent und abgestimmt erheben kann.
Advanced: Requirements Management
Die Vertiefung im «Requirements Management» umfasst
Teilbereiche, die dazu beitragen, die Anforderungen sowohl
im Projektverlauf als auch im Lebenszyklus von Applikationen
und Produkten verwalten zu können. Dazu zählen:
Requirements Management Plan (RMP) und Requirements
Information Model (RIM), Versions- und Änderungsmanagement
sowie die Verfolgbarkeit von Anforderungen.
Advanced: Requirements Modeling
Der Teilbereich «Requirements Modeling» beschäftigt sich
mit der korrekten Verwendung von Modellen im Rahmen
der grafischen Darstellung funktionaler Anforderungen mit
der Unified Modeling Language (UML). Dabei hilft die Anwendung
zum Beispiel von Aktivitäts-, Kontext-, Sequenz-,
Use-Case- sowie Zustandsdiagrammen dem Requirements
Engineer, die Komplexität besser beherrschbar zu machen.
Expert Level
Erst seit dem vergangenen Jahr gibt es die Zertifizierung auf
«Expert Level». Die Anforderungen sind hier relativ hoch. So
muss die Person nachweisen, dass sie während mindestens
dreier Jahre Vollzeit in der Rolle als Requirements Engineer
gearbeitet hat. Daneben muss in mindestens drei Bereichen
der «Advanced Level» erreicht worden sein. Schliesslich ist
ein Nachweis der Tätigkeit als Coach oder Trainer im Bereich
des Requirements Engineering erforderlich.
Zusätzlich sind eine schriftliche Bewerbung abzugeben,
eine Hausarbeit (10 bis 20 Seiten) anzufertigen und eine
mündliche Prüfung zu bestehen. Erst dann darf sich der
Kandidat «Experte» im Requirements Engineering nennen.
Requirements Engineer finden
Unter www.ireb.org ist eine Vielzahl hilfreicher Informationen
zu finden: Lehrpläne, Probeprüfungen, Prüfungsordnungen
für alle Zertifizierungen und Self-Assessments.
Daneben ist auf der Webseite ein öffentliches Verzeichnis
von erfolgreichen Absolventen der Zertifizierungsstufen
im Requirement Engineers vorhanden. Der Eintrag in
dieser Datenbank ist aber nicht obligatorisch. Allenfalls
hilft er aber bei der zukünftigen Stellensuche.
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