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Wandern, ohne zu essen – das klingt nach ... - Hotel Achentalerhof

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gedanklich aussteige. „Ich bevor<strong>zu</strong>ge stille Meditation“,<br />

sagt die Fastenwanderleiterin und zeigt uns noch kurz eine<br />

Atemtechnik, die uns <strong>zu</strong>r Ruhe bringt.<br />

Nach zehn Minuten erholsamer Entspannung steht die<br />

Gruppe im Raum verteilt und schwingt Wasserflaschen <strong>zu</strong><br />

„Beatles“-Songs. Über Kopf, dann zwischen die Knie, erst<br />

links, dann rechts, dann in der Hocke. „She loves me, yeah,<br />

yeah, yeah …“ Da keiner so recht weiß, wie <strong>das</strong> richtig elegant<br />

aussehen könnte, ist <strong>das</strong> scheinbar auch keinem richtig<br />

peinlich <strong>–</strong> alle machen angestrengt mit. Nach dem Motto<br />

„Hauptsache Bewegung“ fassen wir uns am Ende auch noch<br />

an den Händen und tanzen einen irischen Kreistanz.<br />

Beim Fasten schmeckt selbst Hafertee<br />

Beschwingt stehe ich vor der täglichen Morgenrunde am<br />

Frühstücksbüffet: Hafertee oder Molke? „So etwas schmeckt<br />

auch nur beim Fasten“, meint die Kunstcafé-Besitzerin aus<br />

Bayern und grinst, während trüber Haferschleim in ihre<br />

große Glastasse blubbert. Und tatsächlich: Richtig sämig<br />

und ein bisschen <strong>nach</strong> Müsli schmeckt der heiße Schlabber.<br />

Einfach köstlich.<br />

Zu Beginn der Fastenzeit plagen neben Hungergefühlen<br />

auch Kopfschmerzen etwa ein Drittel der Teilnehmer. „Das<br />

ist häufig der Koffeinent<strong>zu</strong>g“, weiß Gabriela Kühne aus<br />

25 Jahren eigener Fastenerfahrung. Auch schwarzer und<br />

grüner Tee sind während den reinen Fastentagen tabu.<br />

Schüßler-Salze, homöopathische Globuli, Wärmewickel und<br />

Salzsocken sollen gegen Schmerzen, Verspannungen und<br />

allerlei sonstige Leiden helfen.<br />

„Wie geht es euch heute?“, will die blonde Frau mit fränkischem<br />

Dialekt jeden Morgen vor der Wanderung wissen.<br />

Reihum sprechen manche über ihren Magen, manchen<br />

ist noch etwas schwindelig und manche lassen tiefe Blicke<br />

in ihre Seele <strong>zu</strong>. „Fasten öffnet“, sagt Gabriela Kühne und<br />

lächelt. Sie leitet seit fast 15 Jahren Fastengruppen und<br />

ist immer wieder erstaunt, was für eine Stimmung sich<br />

zwischen den Teilnehmern entwickelt. <strong>Wandern</strong> und Fasten<br />

verbindet. Nicht nur Menschen <strong>zu</strong> einer Gruppe, sondern<br />

auch den Körper mit dem Geist und die Sinne mit der<br />

Natur. Wer sonst <strong>zu</strong>r Mittagszeit schon <strong>nach</strong> der nächsten<br />

Gastwirtschaft schielt oder an sein Brot im Rucksack denkt,<br />

hat beim Fastenwandern Zeit für einen entspannten Blick in<br />

die Natur. Der Atem hat Platz. Der Kopf ist frei.<br />

Jedes Gewürz kommt auf der Zunge an<br />

Mindestens genauso wohltuend wie die Bewegung an der<br />

frischen Luft ist die freie Zeit am Nachmittag: Schwimmbad,<br />

Dampfbad, Sauna, Solarium und individuelle Massagen<br />

helfen über Appetitattacken hinweg, die vorwiegend dann<br />

auftauchen, wenn Essensduft aus dem Restaurant in den<br />

Seminarraum zieht. Etwa wenn der Koch die Abendsuppe<br />

bringt. Als der sympathische Mann in weißer Kluft den<br />

großen silbernen Topfdeckel lupft, erntet <strong>das</strong> einfache<br />

Gemüsesüppchen im Bauch des großen Bottichs ungeahnte<br />

Lobeshymnen: „Unglaublich lecker“, urteilt die kleine<br />

Gruppe am Ende des Tisches <strong>nach</strong> dem ersten Löffel. Nach<br />

wenigen Tagen Abstinenz kommt jedes Gewürz auf der<br />

Zunge an. „Die Geschmacksnerven werden höchst sensibel“,<br />

bestätigt Gabriela Kühne. Und plötzlich freue ich mich sehr<br />

auf ein ganz besonders Erlebnis. Nach den Aufbautagen<br />

werde ich meine Geschmacksnerven erschrecken. Mit einem<br />

kugelrunden Schokobonbon. Veronika Edelmann<br />

Fasten: Nichts <strong>essen</strong>,<br />

<strong>ohne</strong> <strong>zu</strong> hungern<br />

Wer fastet, isst nichts Festes. Erlaubt<br />

sind Gemüsebrühe, Säfte und Suppen. Fastende<br />

trinken etwa drei Liter am Tag, davon<br />

ist mindestens ein Liter Wasser. Genussmittel<br />

wie Kaffee, Schwarztee, Alkohol, Süßigkeiten<br />

und Zigaretten sind verboten. Zum Fastenwandern<br />

mit Gebriela Kühne gehören leichte<br />

Touren (etwa drei Stunden am Tag) und Ruhephasen.<br />

Das Fasten beginnt mit zwei Entlastungstagen,<br />

an denen Obst, Gemüse, Reis<br />

und Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen. Es<br />

folgen die reinen Fastentage, die mit einer<br />

Darmentleerung per Pflaumen- oder Sauerkrautsaft<br />

oder per Einlauf begonnen werden.<br />

Der Körper stellt dann auf die Versorgung<br />

aus den eigenen Reserven um <strong>–</strong> <strong>das</strong> Hungergefühl<br />

verschwindet. Nach fünf Tagen folgen die<br />

Aufbautage, die mit einem Apfel beginnen<br />

und mit leicht verdaulicher Nahrung in leicht<br />

ansteigender Menge abschließen. Die nächsten<br />

Fastenkurse finden im März und April<br />

in der Fränkischen Schweiz, im Altmühltal, am<br />

Bodensee und im Allgäu statt. Infos auf www.<br />

fastenwandernundmehr.de. Oder direkt bei<br />

Gabriela Kühe, Almos 35, 91355 Hiltpoltstein,<br />

Tel.: 0 92 45/98 35 99.<br />

Land & Berge | 27

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