i bring ihr Enzian und Speik wohl a - Speick
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Besser LeBen<br />
Fotos: Inge Ahrens (5), Bad Kleinkirchheim Tourismus (1)<br />
unterm Schoberriegel, um den<br />
<strong>Speik</strong> zu ernten. „Man gräbt, was<br />
man sieht“, sagt er. „Für drei Kilo<br />
bräuchte ich einen 12-St<strong>und</strong>en-<br />
Tag.“ Seit 25 Jahren darf er offiziell<br />
graben, ob<strong>wohl</strong> die Pflanze<br />
seit 1936 unter Naturschutz steht.<br />
Deshalb war es den Nockbergern<br />
lange Zeit nur erlaubt, ihn aus<br />
der Erde zu nehmen, um ihn zu<br />
vermehren. Auch die Firma Rau<br />
musste sich mehr als 50 Jahre mit<br />
Plantagen behelfen. Dann fand<br />
die Universität für Bodenkultur<br />
in Wien heraus, dass es für den<br />
Erhalt des Krauts förderlich ist,<br />
wenn der Bestand regelmäßig<br />
ausgedünnt wird. Rau sicherte<br />
sich die Ernte.<br />
Wenn Oswin Lafner auf<br />
dem Berg ist, geht es ihm gut:<br />
den Füßen, dem Rücken. „Das<br />
sind die Kräuter“, schwört er <strong>und</strong><br />
ist ganz im Einklang mit dem<br />
Wissen seiner Vorfahren. Mit<br />
dem Duft sei das allerdings so<br />
eine Sache. „In der Natur riecht<br />
er sehr gut“, schwärmt er. „Wenn<br />
zu viel <strong>Speik</strong> auf einem Haufen<br />
liegt, nicht.“ Einmal habe er alles<br />
im Auto getrocknet. Noch zwei<br />
Jahre später habe der Wagen<br />
gestunken „Zu viel ist zu viel“,<br />
blinzelt Lafner verschmitzt unter<br />
seiner Schirmmütze hervor. Die<br />
Lachfalten haben sich in sein<br />
schmales Gesicht gegraben. Jetzt<br />
breitet er die frische Ernte lieber<br />
in seinem Trockenschuppen aus.<br />
„... I <strong>bring</strong> <strong>ihr</strong> Rauschkraut z’haus<br />
<strong>und</strong> <strong>bring</strong> <strong>ihr</strong> Arnika,<br />
i <strong>bring</strong> <strong>ihr</strong> <strong>Enzian</strong> <strong>und</strong> <strong>Speik</strong> <strong>wohl</strong> a“<br />
(aus einem Kärnter Volkslied)<br />
Noch im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
seien Ganoven in solche<br />
<strong>Speik</strong>schuppen gesperrt worden,<br />
weil ihnen der Geruch danach<br />
wochenlang anhaftete wie ein<br />
Makel, erzählt Elisabeth Mitter.<br />
Die 62-jährige wird „Kräuter-<br />
Lis“ genannt <strong>und</strong> arbeitet für den<br />
Nationalpark Nockberge. Botaniker<br />
<strong>und</strong> Einheimische hören auf<br />
sie. Lis Eltern waren Senner. „Mit<br />
honigsüßer <strong>Speik</strong>milch haben sie<br />
uns Kinder vorm Schlafengehen<br />
ruhig gestellt. Bei Husten kriegten<br />
wir <strong>Speik</strong>-Tee.“<br />
Schon vor mehr als 2500<br />
Jahren sollen ganze<br />
Wagenladungen mit<br />
<strong>Speik</strong> in den Orient<br />
gebracht worden sein, um<br />
die Frauen zu salben. Auch in<br />
Europa badete man lange darin,<br />
denn die Inhaltsstoffe machen<br />
die Haut geschmeidig <strong>und</strong> wirken<br />
beruhigend auf das zentrale,<br />
aber anregend auf das<br />
vegetative Nervensystem. Bis<br />
ins frühe 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein<br />
wurden Pflanzen in den Sudan,<br />
nach Marokko oder in die Türkei<br />
exportiert. Erst als man den<br />
<strong>Speik</strong> unter Naturschutz stellte,<br />
wurde es still um ihn. Nur die<br />
Kärntner schworen weiterhin<br />
auf <strong>ihr</strong> Kraut. Noch immer hängen<br />
Bäuerinnen ein Säckchen<br />
in die Kleiderkammer, um die<br />
Motten fern zu halten. Lis weiß,<br />
NotizeN<br />
dass die Jäger <strong>Speik</strong> in die Socken<br />
stopften, wenn sie bei Vollmond<br />
auf der Pirsch waren. „Nicht nur<br />
die Katz’ liebt Baldrian. Auch der<br />
Fuchs.“<br />
Der <strong>Speik</strong> hat eine glänzende<br />
Vergangenheit. Ob er auch<br />
eine Zukunft hat? Die Region<br />
setzt jedenfalls darauf. Im Nationalpark<br />
werden <strong>Speik</strong>-Wanderungen<br />
angeboten, bei denen<br />
man viel über die Geschichte des<br />
Heilkrauts lernt, <strong>und</strong> die heiß<br />
gelaufenen Füße in heilendem<br />
<strong>Speik</strong>wasser baden darf. In Bad<br />
Kleinkirchheim wurde gar eine<br />
Akademie gegründet, die Laien<br />
<strong>und</strong> Fachpublikum alles über<br />
das scheue Gewächs lehren soll.<br />
Lis zeigt dort unter anderem das<br />
Ausräuchern. Denn <strong>Speik</strong> ist in<br />
den Raunächten, wenn die bösen<br />
Geister mit kokelnden Kräuterbüscheln<br />
vertrieben werden,<br />
unverzichtbar. Wer entspannen<br />
will, kann das ebenfalls ganz<br />
im Zeichen des <strong>Speik</strong>s tun. In<br />
den Spas der „Harmony Hotels“<br />
– zwei Vier-Sterne-Häusern in<br />
Bad Kleinkirchheim – werden<br />
spezielle „<strong>Speick</strong>“-Behandlungen<br />
angeboten, <strong>und</strong> der charakteristische<br />
Duft zieht durch die<br />
Badelandschaften. Der <strong>Speik</strong>,<br />
das Multitalent – so die Hoffnung<br />
– möge das ganze Tal in<br />
Schwung <strong>bring</strong>en. Wo die Motten<br />
verduften, da entspannen die<br />
Menschen.<br />
Nationalpark Nockberge: www.nationalparknock<br />
berge.at, Tel. 00 43/42 75/665<br />
Harmony Hotels Bad Kleinkirchheim:<br />
www.harmonys.at; Hotel Kirchheimerhof,<br />
Tel. 00 43/42 40/278 <strong>und</strong> Hotel Prägnant,<br />
Tel. 00 43/42 40/452<br />
Naturkosmetik mit <strong>Speik</strong>: Walter Rau<br />
GmbH & Co.KG, <strong>Speick</strong>werk, www.speick.de<br />
(Produkte oder Bezugsquellenhinweis)<br />
Bad Kleinkirchheim Tourismus: www.badkleinkirchheim.at,<br />
Tel. 00 43/42 40/82 12<br />
NaTioNalparK<br />
NocKBerge<br />
Bad KleinMillkirchheimstätter<br />
See<br />
VillacH<br />
alle lieBeN<br />
speik:<br />
Elisabeth Mitter, die<br />
Kräuter-Expertin<br />
(o.) ebenso wie<br />
Oswin Lafner, der<br />
die Pflanze seit<br />
Kindertagen sammelt<br />
(linke Seite,<br />
o. r.). Nationalpark-<br />
Ranger Markus<br />
Böheim (u. l.) bietet<br />
in den Nock bergen<br />
sogar <strong>Speik</strong>-<br />
Wanderungen an.<br />
reichenau<br />
ossiacher<br />
See<br />
Wörther<br />
See<br />
06 2012 . alps 81