Bayreuth Evangelisch Ausgabe 2 Maerz/April 2019
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Bücher<br />
Jürgen-Joachim Taegert<br />
„Myrten für Dornen –<br />
Geschichte(n) aus Weidenberg<br />
1919-1949. Alltagsleben und<br />
Kirchenkampf in einer oberfränkischen<br />
Marktgemeinde. Eine<br />
kirchen- und ortsgeschichtliche<br />
Chronik in den Zeiten von Pfarrer<br />
Georg Redenbacher<br />
Im Jahr 1937, im fünften Jahr<br />
von Hitlers Herrschaft und<br />
am Höhepunkt des Kirchenkampfes,<br />
stiftete die aus Lessau<br />
gebürtige und im dortigen<br />
Armenhaus aufgewachsene<br />
Margarete Schilling ein übermannsgroßes<br />
evangelisches<br />
Marterl mit Granitsockel und<br />
Metallkreuz und ließ es auf der<br />
Bocksleite über Weidenberg<br />
aufstellen. Sechs aufgesetzte<br />
bzw. eingemeißelte Verse aus<br />
der Luther-Übersetzung der<br />
alttestamentlichen Propheten<br />
und ein Liedvers aus dem Evang.<br />
Gesangbuch formulierten einen<br />
leidenschaftlich vorgetragenen<br />
Widerspruch gegenüber dem<br />
totalitären Anspruch des nach<br />
göttlicher Allmacht heischenden<br />
Diktators und riefen auf<br />
zum Vertrauen auf einen Gott, der auch der Menschenverachtung<br />
eines Tausendjährigen „Dritten“ Reichs Grenzen setzt.<br />
Dieses bewegende und wohl weltweit einzigartige Zeichen des<br />
„kleinen Widerstandes von unten“ im Dritten Reich wird zum Ausgangspunkt<br />
einer spannenden und exemplarischen Zeitreise in die<br />
bislang kaum erforschte jüngere Geschichte des oberfränkischen<br />
Marktortes Weidenberg. Ein erklärtes Ziel des Projektes ist es,<br />
das bedrückende Schweigen aufzubrechen, das viele Angehörige<br />
der Elterngeneration nach dem Ende des Dritten Reichs ihren ahnungslosen<br />
Kindern und Enkeln hinterlassen haben.<br />
Der Titel des sechsbändigen Werkes „Myrten für Dornen“ beruht<br />
auf einem der eingemeißelten Propheten-Zitate aus dem damals<br />
offiziell verachteten Alten Testament. Das Geschichtsprojekt hat<br />
seinen historischen Schwerpunkt in der Beschreibung der ereignisreichen<br />
30 Jahre von 1919-1949, in denen der beliebte Pfarrer<br />
Georg Redenbacher in Weidenberg wirkte. Es greift aber bei der<br />
Betrachtung der geschichtlichen und soziokulturellen Entwicklungslinien<br />
weit darüber hinaus und zurück bis in die Anfangszeit<br />
der Weidenberger Kirchen und früheren Lebensverhältnisse.<br />
Die weiteren Folgen von „Myrten für Dornen“ beleuchten in gut<br />
lesbaren Lebensbildern den Alltag der Menschen in Weidenberg<br />
in der Zeit von Pfarrer Georg Redenbacher 1919-1949 samt der<br />
vorausgehenden Sozial- und Kulturgeschichte des Marktortes und<br />
insbesondere den Aufstieg und das Wirken der Nationalsozialisten<br />
bis Kriegsende, den Kirchenkampf und die ersten Nachkriegsjahre.<br />
Im Blick ist dabei stets auch die Geschichte des <strong>Bayreuth</strong>er<br />
Umlandes und Oberfrankens mitsamt der Frankenpfalz. In die<br />
Untersuchungen fließen Erkenntnisse aus den Weidenberger und<br />
Nürnberger Kirchenarchiven, dem Weidenberger Marktarchiv,<br />
den Staatsarchiven Coburg und Bamberg und dem Bundesarchiv<br />
in Berlin ein. Eine besondere Würdigung erfahren die Opfer aus<br />
Euthanasie und politischer Verfolgung. Bislang unveröffentlichte<br />
Forschungsergebnisse der Lokalforschung und Recherchen aus<br />
zahllosen Zeitzeugeninterviews runden das Bild ab.<br />
Die Buchvorstellung für das Projekt findet am Dienstag, 19. März,<br />
um 19.30 Uhr im Pimmlerhaus am Reitweg in Weidenberg statt.<br />
Dort erhältlich sind die im Verlag Bodner-Pressath erschienen Folgen<br />
1 (Quellen zur Weidenberger Geschichte, ISBN 978-3-9472-<br />
4715-8), 2 („Alltags-Erleben und Kirche in Weidenberg in der Vorahnung<br />
der Katastrophe“, ISBN 978-3-9472-4716-5), 3 („Braune<br />
Herrschaft in Weidenberg seit 1929“, ISBN 978-3-9472-4717-2)<br />
und 5 („Spuren der Opfer“, ISBN 978-3-9472-4719-6). Die Folgen<br />
4 („Weidenberg im Kirchenkampf“) und 6 („Der Alltag unter Kriegsbedingungen<br />
und das Danach“) sollen im Herbst <strong>2019</strong> erscheinen.<br />
Die Bände umfassen jeweils 350-400 Seiten mit vielen farbigen<br />
und schwarzweißen Abbildungen und kosten einheitlich 24,99 €.<br />
Zugunsten des Projektes hat der Autor auf ein eigenes Honorar<br />
verzichtet.<br />
Pfarrer i. R. Jürgen-Joachim Taegert<br />
Passion. Das Evangelium vom<br />
Leiden und Sterben Jesu.<br />
Ein Jazz-Oratorium mit Wolfram<br />
Koch, Audio-CD 55 Min. € 12,99<br />
ISBN 978-3-438-02233-2<br />
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Passion – Das Evangelium vom<br />
Leiden und Sterben Jesu einmal<br />
ganz anders zum Klingen<br />
gebracht – Drei Künstler haben<br />
zusammen in einer einzigartigen<br />
Collage aus Text und Musik<br />
ein zeitgemäßes Hörerlebnis<br />
geschaffen. Die vom Schauspieler<br />
Wolfram Koch gelesene<br />
Passionsgeschichte wird durch<br />
Rainer Oleaks einfühlsame<br />
Kompositionen ergänzt; samtweicher<br />
Jazz, gespielt vom Saxophonisten<br />
Günther Fischer.<br />
55 Minuten lang nehmen die Künstler den Hörer mit in die letzten<br />
Stunden von Jesu Leben. Verzweiflung und Schmerz von Jesus, Verwirrung<br />
und Angst der Jünger, die Wut des Mobs – all das wird durch<br />
Wort und Klang nahezu greifbar bis hin zum absoluten Höhepunkt<br />
am Ende, als das Grab versiegelt wird. Das Leiden Jesu, nach dem<br />
Text der Lutherbibel 2017 gelesen, steht im Mittelpunkt dieser Produktion,<br />
die somit die Gelegenheit bietet, sich ganz persönlich von<br />
Musik und Text in die Geschichte versenken zu lassen und sich mit<br />
der Passionszeit auf eine besonders eindrückliche und sehr persönliche<br />
Art und Weise auseinanderzusetzen.<br />
Claudia Sommermann<br />
<strong>Bayreuth</strong> <strong>Evangelisch</strong> | März - <strong>April</strong> <strong>2019</strong> 29